Geschäftsbericht 2020 - Die Rheinhessische - rheinhessische.de
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Die Highlights 2020 Die Rheinhessische zählt Wir wurden erneut als zu den nachhaltigsten „Top Lokalversorger“ Stromanbietern 2020. ausgezeichnet. Die Rheinhessische ist gerne rund um die Uhr für ihre Kunden da. Seit Ende 2019 über ein neues Kundenportal mit komfortabler Tarifwechselfunktion und zahlreichen Online-Services. Mit dem German Design Award 2020 wurden wir erstmals für herausragende Designleistungen ausgezeichnet. Unser neuer Newsletter Einblicke begeistert die Kunden mit Infos rund um die Themen Energie, Nachhaltigkeit und regionales Engagement und erfreut sich großer Beliebtheit.
Jahresvergleich auf einen Blick Einheit 2020 2019 Veränderung Veränderung % Bilanzsumme T€ 60.607,9 60.226,2 381,7 0,6 Gezeichnetes Kapital: – Ingelheim am Rhein T€ 8.813,5 8.813,5 0,0 0,0 – Thüga Aktiengesellschaft T€ 5.186,5 5.186,5 0,0 0,0 Summe gezeichnetes Kapital T€ 14.000,0 14.000,0 0,0 0,0 Kapitalrücklage T€ 511,3 511,3 0,0 0,0 Rücklagen für Anlagenerhaltung T€ 511,3 511,3 0,0 0,0 Andere Gewinnrücklagen T€ 7.239,9 6.739,9 500,0 7,4 Bilanzgewinn T€ 2.302,6 2.332,8 -30,2 -1,3 T€ 24.565,1 24.095,2 469,8 1,9 Ausschüttung T€ 2.300,0 2.300,0 0,0 0,0 Eigenkapital nach Ausschüttung T€ 22.265,1 21.795,2 469,8 2,2 Investitionen T€ 4.022,0 4.568,7 -546,7 -12,0 Abschreibungen T€ 3.278,7 3.202,8 75,9 2,4 Ergebnis (nach Steuern) T€ 2.777,9 2.816,6 -38,7 -1,4 Mitarbeiter Anzahl 87 84 3,0 3,6 Stromabsatz Mio. kWh 77,0 77,3 -0,3 -0,4 Erdgasabsatz Mio. kWh 215,3 226,6 -11,3 -5,0 Wasserabsatz Tsd. cbm 2.399,1 2.291,4 107,8 4,7 Wärmeabsatz Mio. kWh 8,7 8,4 0,3 3,6 Umsatzerlöse: Strom T€ 23.559,0 21.032,7 2.526,3 12,0 Erdgas T€ 12.538,1 12.645,9 -107,8 -0,9 Wasser T€ 5.787,1 5.537,5 249,6 4,5 Contracting T€ 1.201,0 1.116,4 84,6 7,6 Übrige T€ 1.325,3 1.313,1 12,2 0,9 Gesamt T€ 44.410,5 41.645,6 2.764,9 6,6 Konzessionsabgabe T€ 2.064,6 1.730,8 333,8 19,3
Auch wenn die Versorgung unserer Kunden mit Energie unser Kerngeschäft war und ist, haben wir uns frühzeitig intensiv mit der veränderten Markt- und Wettbewerbssituation be- schäftigt und unser Angebot über die klassische Energiever- sorgung hinaus erweitert. Unsere Online-Aktivitäten haben die Sichtbarkeit und Marktpräsenz der Rheinhessischen weiter erhöht und machen uns auch in Zukunft wettbewerbsfähig. Der Fokus liegt dabei weiterhin auf der Bestands- kundenbindung und der deutschlandweiten Neukundenakquise. Mit dem neuen Tarif Volle Freiheit ermöglichen wir dem Kunden maximale Flexibilität hinsichtlich der Vertragslaufzeit.
Die Rheinhessische. Inhaltsverzeichnis Vorwort des Aufsichtsratsvorsitzenden 5 Dank an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 7 Berichte aus den Geschäftsbereichen 8 • Strom 10 • Gas 11 • Netze, Versorgung, Service und erneuerbare Energien 11 • Messstellenbetrieb 12 • Contracting und Energiedienstleistungen12 • Ausblick 13 Bericht des Aufsichtsrates 16 Mitarbeiter und Soziales 18 Lagebericht 2020 20 Bilanz zum 31.12.2020 34 Gewinn- und Verlustrechnung 2020 36 Anhang zum Jahresabschluss 38 Bestätigungsvermerk 49 Impressum 54 Inhaltsverzeichnis | 3
Vorwort des Aufsichtsratsvorsitzenden Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, ein anstrengendes Jahr liegt hinter uns allen und noch immer befinden wir uns mit- ten in der Corona-Krise. Wir alle mussten unser Leben umstellen. Viele arbeiten mittlerweile im Homeoffice, die Kinderbetreuung musste in weiten Teilen zusätzlich übernommen werden und uns allen fehlen die sozialen Kontakte. Gerade für unse- re älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ist es eine sehr schwierige Zeit, denn Abstand halten macht einsam. Stark sein in einer solchen Krise lässt es sich für uns als Stadt nur mit zuverlässigen Partnern an der Seite, die sich den Menschen der Region verbunden fühlen. Als gu- ter Nachbar hat sich in dieser Zeit wieder die Rheinhessische erwiesen, die sich weit über ihren Versorgungsauftrag hinaus engagiert hat. Im Jahr 2020 ging das Gesangsduo der Rheinhessischen auf Tour und gab mobile Kleinkonzerte direkt vor Ingelheimer Einrichtungen. In Form von Musik wurde Freude und Hoffnung verbreitet und ein Dank ging an alle, die durch ihre Arbeit das öffentliche Leben am Laufen halten. Diesem Dank kann ich mich nur anschließen. Auf kommunaler Ebene war das erste vollfusionierte Jahr mit der Verbandsgemein- de Heidesheim ein wichtiges Ereignis. Auch hier ist die Rheinhessische regionaler Akteur mit viel Verantwortung. So ist es 2020 gelungen, die neue Gemeinde vollum- fänglich zu integrieren und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Zu einem Umfeld, in dem sich unsere Einwohnerinnen und Einwohner zuhause fühlen, gehören verant- wortungsvolle Mobilität, kulturelles Leben, attraktive Infrastruktur, Arbeitsplätze und moderne, lebenswerte Wohngebiete. Dabei ist die Energie- und Wasserversorgung immer wieder großen Herausforde- rungen ausgesetzt. Im letzten Jahr zum Beispiel durch die Fusion, aber auch durch die ständigen Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Eine der größ- ten Veränderungen durch den Staat war 2020 die Einführung der CO 2-Abgabe. Damit soll die Nutzung klimaschonender Technologien, das Sparen von Energie und die Nutzung erneuerbarer Energien lohnender werden. Denn natürlich ist eine der seit Jahren größten Herausforderungen für uns alle mit Sicherheit der Klimawandel. Die Rheinhessische ist auch hier ein wichtiger Partner für die Stadt Ingelheim bei der Umsetzung der anspruchsvollen Klimaschutzziele aus dem entsprechenden Konzept mit Nullemission. Bereits 2011 leitete das Unternehmen durchgreifende Klimaschutzmaßnahmen ein und bot als Pionier am Markt allen Kunden ausschließlich klimafreundlichen Ökostrom an. In den letzten zehn Jahren konnten so bereits 300.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Ralf Claus Oberbürgermeister der Stadt Ingelheim am Rhein Vorwort | 5
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Dank an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bei der Rheinhessischen steht der Kunde im Mittelpunkt. Doch damit wir diesen Anspruch jeden Tag bewährt und zuverlässig mit Leben füllen können, erbringt unsere wichtigste Res- source – unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in jedem Bereich des Unternehmens Leistung, Einsatz und Engagement. Jeder Einzelne sorgt dafür, dass unser Versprechen kein Versprechen bleibt und dass sich unsere Kunden bei der Rheinhessischen in guter Nachbar- schaft fühlen. Dafür ein herzliches Dankeschön. Die Geschäftsführung anerkennt und wertschätzt die Arbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr. Denn sie haben mit ihrem täg- lichen Einsatz ganz wesentlich zur Erfüllung der Aufgaben beigetragen, die sich der Rhein- hessischen im Jahr 2020 gestellt haben. Uns ist bewusst, wie viel Engagement, Kraft und Organisationsgeschick gerade im letzten Jahr dafür notwendig waren. Die Corona-Pandemie hat jede Einzelne und jeden Einzelnen im Alltag beeinflusst. Ob Sicherheitsvorkehrungen für die eigenen Eltern, Homeschooling für die Kinder oder die fehlenden sozialen Kontakte und kleinen Auszeiten. Wir sind stolz, Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter an der Seite zu haben, die auch Krisen mit uns meistern. Gleich- zeitig wurde so gemeinsam der Grundstein gelegt, auch im Geschäftsjahr 2021 erfolgreich zu bleiben. Dank an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter | 7
Die Rheinhessische. Das Jahr in den Geschäftsbereichen. 8
Unsere Online-Aktivitäten haben die Sichtbarkeit und Marktpräsenz der Rheinhessischen weiter erhöht und machen uns wettbewerbsfähiger. Durch ein 5-prozentiges Minus des Bruttoinlandsprodukts entwickelte sich 2020, nach einer zehnjährigen Wachstumsphase, eine tiefe Rezession. Grund dafür ist die Corona-Pandemie, die in allen Wirtschaftsbereichen deutliche Spuren hinterlässt. Rückblickend ist ein solcher Einbruch zuletzt 2008/2009 während der Finanz- und Wirtschaftskrise zu verzeichnen ge- wesen. Der konjunkturelle Einbruch traf vor allem den stationären Einzelhandel und das Gastgewerbe. Bereiche, die besonders stark von den Lockdown-Maßnahmen betroffen waren. Die Störung der globalen Lieferketten belastete vor allem die Industrie. Eine höhere Zunahme der Arbeitslosenquote haben die erweiterten Regelungen zur Kurzarbeit verhin- dert. Die Auswirkungen der Corona-Krise machten auch vor den Energiemärkten nicht halt. Der Energieverbrauch ist gegenüber dem Vorjahr um 8,7 % gesunken. Hauptursache war der geringere Bedarf in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Gewerbe, Handel und Dienst- leistungen. Die vermehrten Homeoffice-Lösungen stützten immerhin den Strom- und Gas- absatz. Neben der Krise beeinflussten die Geschäftstätigkeit zusätzlich bereits länger an- haltende Trends, wie die Zunahme der Energieeffizienz und die deutlich milde Witterung. Auch wenn die Versorgung unserer Kunden mit Energie unser Kerngeschäft war und ist, mussten wir uns mit der veränderten Markt- und Wettbewerbssituation intensiv beschäfti- gen und unser Angebot über die klassische Energieversorgung hinaus erweitern. Dafür haben wir bereits 2019 den Grundstein gelegt und die traditionellen Geschäftsfelder in eine neue, digitale Zukunft überführt. Eine große Chance für die Rheinhessische, die wir erfolgreich genutzt und 2020 vertieft haben. Die zunehmende IT-Affinität unserer Gesellschaft hatte das Einkaufsverhalten bereits vor der Corona-Krise nachhaltig verändert. Der erste Lockdown im letzten Jahr beschleunigte diesen Prozess um ein Vielfaches. Die damals getroffenen Entscheidungen der Bundesre- gierung, wie beispielsweise die Schließung der Ladenlokale, zeigten deutlich, dass die Unternehmen, die bereits vorher ihre vertrieblichen Online-Aktivitäten ausgebaut hatten, besser durch die Krise kommen würden. Kunden suchen vermehrt ihre Produkte im Inter- net und tätigen ihre Abschlüsse auf virtuellen Plattformen. Eine Entwicklung, die auch vor der Energiebranche nicht halt gemacht hat. Unsere Online- Aktivitäten haben die Sichtbarkeit und Marktpräsenz der Rheinhessischen weiter erhöht und machen uns wettbewerbsfähiger. Das ist wichtig, um Bestandskunden zu halten und neue Kunden deutschlandweit hinzuzugewinnen. Um das Vertrauen in unseren Online-Shop und den Service sichtbar zu stärken, haben wir seit 2020 das Trusted-Shop-Gütesiegel. Berichte aus den Geschäftsbereichen | 9
Festhalten lässt sich, dass über 80 % der Neuabschlüsse im Außengebiet online getätigt wurden.Um den Kunden eine bessere Vergleichbarkeit unserer Produktvielfalt zu gewähr- leisten, haben wir die Darstellung der Tarifübersicht nach einem User-Experience-Test noch einmal optimiert. Seit Ende 2019 profitieren unsere Bestandskunden zudem von einem komfortablen Tarifwechsel im Kundenportal, was in 2020 rege in Anspruch genommen wurde. Bestandskunden haben damit zudem die Möglichkeit, ihren Ökostrom- oder Gas- tarif mit einem hochwertigen Hardwareprodukt zu kombinieren. Ein gänzlich neues Produkt testen wir derzeit nur für Kunden im Außengebiet, denen län- gere Vertragslaufzeiten unbehaglich sind. Mit dem Tarif Volle Freiheit ermöglichen wir den Kunden maximale Flexibilität. Der Vertrag ist nicht nur monatlich kündbar, auch gibt es keine Mindestvertragslaufzeit bei gleichzeitiger Preisgarantie für zwölf Monate. Ein Trend, der sich bereits im letzten Jahr deutlich für uns abzeichnete, während nach und nach an- dere Energiedienstleister erst nachziehen. Um den gesamten Neuerungen Rechnung zu tragen, haben wir 2020 weiterhin einen Schwerpunkt auf die Automatisierung der Vertriebs- prozesse gelegt. Ein Punkt, der im sich schnell wandelnden Online-Geschäft natürlich immer weiter angepasst werden muss und noch lange nicht abgeschlossen ist. Mit all unseren Maßnahmen haben wir rechtzeitig die Weichen gestellt für eine zukünftig erfolgreiche und lohnende Marktteilnahme. Nachfolgend erhalten Sie einen detaillierten Einblick in die Entwicklungen und Ereignisse des vergangenen Jahres in den einzelnen Geschäftsbereichen. 1. Strom 2020 war ein weiteres Rekordjahr für den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromer- zeugung. Mit einem Plus von 3 % im Vergleich zu 2019 stieg der Wert auf 46,3 %. Ein Großteil der prozentualen Zunahme geht allerdings auf die gesunkene Nachfrage zurück. Der deutliche Nachfrageeinbruch beim Stromverbrauch im Frühjahr entstand vor allem während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie. In der Folge fielen die Strom- Jahresfutures auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2018. Auslöser für den Aufwärtstrend Ende letzten Jahres war die Meldung Anfang November über funktionierende Impf- stoffe. Das führte Ende Dezember zu den Jahreshochs an der Börse in diesen Futures. Die Corona-Krise überraschte die Märkte und brachte vieles durcheinander. Während die Konsumgüter des täglichen Haushaltsbedarfs zeitweise knapp wurden, waren die Erdölläger randvoll, denn Angebot und Nachfrage klafften weit auseinander. Die stetig steigenden Preise für Wasserkraft, Öl und Kohle haben die Kosten für Strom- produkte auch im Jahr 2020 erhöht – Marktmechanismen, denen auch die Rheinhes- sische unterworfen ist. Auch im vergangenen Jahr ist es uns aber gelungen, mit un- serer auf Preisstabilität und Versorgungssicherheit ausgerichteten Beschaffungs- strategie unseren Kunden im Marktvergleich attraktive Preise anzubieten. Die Nachfrage nach Festpreisangeboten ist bei den Kunden weiterhin hoch. Unab- hängig von den Entwicklungen der Märkte sichern sich unsere Kunden so garantierte Planungssicherheit. Durch den anhaltenden Trend zum Anbieterwechsel konnte der Anteil an Stromlieferungen in fremde Netze weiter ausgebaut werden. Der Koalitionsausschuss beschloss im Rahmen des Konjunkturprogramms zur Bewäl- tigung der Corona-Folgen, zusätzlich zu den Einnahmen aus dem Emissionshandel einen Bundeszuschuss zu gewähren, um die EEG-Umlage von 6,756 ct/kWh in 2020 auf 6,5 ct/kWh in 2021 zu senken. Ohne diesen Zuschuss wäre die Umlage 2021 vor allem durch die Corona-Pandemie auf 9,65 ct/kWh angestiegen und hätte dadurch die Strompreise verteuert. 10
2. Gas Die in 2019 bereits deutlich sichtbare Abwärtstendenz der Gaspreise setzte sich 2020 nahtlos fort. Gründe sind die erneut niedrigen Wintertemperaturen und die damit verbundenen rekordhohen Gasspeicherbestände. Der im Frühjahr einsetzende generelle Anstieg an den Energiemärkten angesichts des niedrigen Preisniveaus und gleichzeitigen Kaufinteresses stoppte, als das Corona- virus Europa erreichte. In der Folge erreichten die Notierungen historische Tiefstände. Über Sommer und Herbst waren leichte Auf- und Abwärtstrends sichtbar. Anfang November änderte sich die Situation, denn zum ersten Mal gelang der Durchbruch in der Impfstoffforschung gegen das Coronavirus. Diese positive Nachricht sorgte dafür, dass zum Jahresende eine dynamische Aufwärtsbewegung einsetzte, und Öl, Strom und Kohle erreichten wieder Niveaus wie vor der Corona-Krise. Die deutschen Gas- speicherbestände lagen nur noch bei ca. 70 %. Gerade in der Krise hat sich gezeigt, dass es durch die langfristig orientierte, möglichst risikoarme Einkaufspolitik der Rheinhessischen auch im vergangenen Jahr gelungen ist, das homogene Niveau zu erhalten und den Kunden Produkte zu fairen Preisen marktgerecht anzubieten. 3. Netze, Versorgung, Service und erneuerbare Energien Auch im vergangenen Jahr ist es uns gelungen, mit unserer auf Seit Jahren und so auch in 2020 unterstützt die Rheinhessische aktiv die Klimaschutz- Preisstabilität und Versorgungssi- ziele des kommunalen Gesellschafters Stadt Ingelheim. Die getätigten Investitionen in cherheit ausgerichteten Beschaf- technische Neuerungen bringen die Energienetze auf den neusten Stand und stellen fungsstrategie unseren Kunden im die Aufnahme regenerativ erzeugter Energie sicher. Marktvergleich attraktive Preise anzubieten. Zum 1. Januar 2020 wurden, gehörend zum Stadtgebiet Bingen, Dietersheim, Spons- heim und Dromersheim ins Versorgungsgebiet integriert. Zudem war 2020 das erste vollfusionierte Jahr mit der Verbandsgemeinde Heidesheim. Alle 40.350 Einwohner waren zu jeder Zeit sicher mit Strom, Gas und Wasser versorgt. Auch in 2020 hat die Rheinhessische die Integration weiterer Netzgebiete auf der Grundlage abgeschlossener Kommissionsverfahren vorangetrieben, um ihr ange- stammtes Netzgebiet in der direkt angrenzenden Nachbarschaft kontinuierlich zu erweitern. Zum 1. Januar wurde ein Teil der Stromnetze in Bingen übernommen. Aus diesem Grund ist das Versorgungsgebiet in 2020 leicht gewachsen. Gegenwärtig befasst sich die Gesellschaft mit der Herausgabe der restlichen Netze von Altkonzes- sionären. Die transportierten Netzmengen an Strom bilden den Bedarf in den Netzgebieten der Rheinhessischen ab und sind insbesondere wegen einer geringeren Ausspeisung an die Industriekunden leicht rückläufig. Trotz wärmerer Temperaturen war aufgrund einer gestiegenen Ausspeisung an Indus- triekunden eine höhere Transportmenge an Gas im Netz der Rheinhessischen zu ver- zeichnen. Der Anteil der Durchleitungen für Haushalte und Kleingewerbe war gering- fügig rückläufig. Berichte aus den Geschäftsbereichen | 11
Auch 2020 war, wie bereits in den letzten Jahren zu verzeichnen, ein extrem warmer Sommer mit hohem Wasserverbrauch. Der Absatz von Wasser stieg gegenüber dem Vorjahr um 4,7 %. Vom Gesamtabsatz konnten 61 % durch eigene Wassergewinnungs- anlagen der Rheinhessischen zur Verfügung gestellt werden, die restliche Versorgung erfolgte durch ortsnahe Zulieferer. 4. Messstellenbetrieb Im Jahr 2015 stieg der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung auf knapp ein Drittel. Die damit verbundenen zunehmenden Lastschwankungen und die Dezentralisierung der Erzeugung erfordern eine effiziente Verknüpfung von Erzeugern, Verbrauchern und Stromnetzen. Eine bedeutende Rolle spielt hierbei das Messwesen, das durch Bereitstellung einer intelligenten Mess- und Steuerungsinfrastruktur die Grundlage zukünftiger Marktprozesse liefern soll. Mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energie- wende und dem darauffolgenden Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) regelt der Ge- setzgeber den Einbau von intelligenten Messsystemen in Deutschland. Die Rheinhes- sische übernimmt in ihren Netzgebieten den Messstellenbetrieb der modernen Messeinrichtungen (mMe) und der intelligenten Messsysteme (iMSys). Im Rahmen dieser Tätigkeiten werden umfangreiche Anpassungen der IT-Landschaften der Rheinhessischen umgesetzt, um bereits während des Rollouts der Messeinrichtun- gen und Gateways ein Höchstmaß an Datensicherheit für unsere Kunden und Netze zu gewährleisten. Seit dem Jahr 2019 werden im Rahmen unserer eichrechtlichen Verpflichtungen bereits moderne Messeinrichtungen bei unseren Kunden eingesetzt, so dass bis Ende 2020 bereits über 25 % der Messlokationen umgestellt werden konnten. 5. Contracting und Energiedienstleistungen Die Wärmeversorgung fußt auf zwei Säulen: dem Contracting und den Energiedienst- leistungen. Dabei umfasst das Wärmecontracting die Finanzierung, den Bau und den Betrieb von Wärmeerzeugungsanlagen im Wesentlichen mittels erdgasbetriebener Kraft-Wärme- Kopplung für Privatkunden (Nahwärmenetze) und für Gewerbe. Zwei der bisherigen zwölf Contracting-Anlagen befinden sich außerhalb des eigenen Netzgebietes. Zwei kleinere Mieterstrommodelle helfen der eigenen Produktentwicklung für die Zukunft. Hinzu kommt die Leistung als technischer Objektbetreuer für die technische Gebäu- deausrüstung und Sicherheitstechnik verschiedener Liegenschaften in Ingelheim im 24/7-Betrieb. Der Bereich Energiedienstleistungen umfasst die Energieberatung für Privatgebäude und die dazugehörige Vermittlung von Zuschussanträgen oder Energieausweisen sowie die öffentliche Elektromobilität in Form von Investition und Betrieb der E-Lade- stationen. 12
6. Ausblick Die Corona-Pandemie wird auch in naher Zukunft die Entwicklung der Märkte beein- flussen. Die Ende 2020 eingeleiteten Maßnahmen zogen nicht die erhoffte Wirkung bei den Infektions- und Todeszahlen nach sich. Auch die im Dezember gestartete Impfkampagne hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zum einen organisatorisch, zum anderen weil die benötigten Impfstoffmengen fehlten. Die verschärften Maßnah- men aus 2020 wurden, auch im Hinblick auf die Virusmutationen, weiter verlängert. Strengere Regeln sind auch am Arbeitsplatz vorgesehen. Arbeitgeber müssen somit Homeoffice zulassen, wo immer das möglich ist. An eine Rückkehr zu einem „norma- len“ Leben ist derzeit noch nicht zu denken. Erst nach einem erfolgreichen Kampf gegen das Coronavirus ist mit einer weltweiten Konjunkturerholung zu rechnen. Spätestens 2038 soll die Kohleversorgung in Deutschland aus Klimaschutzgründen ganz beendet sein. Ab dem 1. Januar 2020 wurden bereits die ersten Steinkohlekraft- werke mit einer Gesamtleistung von 4,8 GW abgeschaltet. Um eventuell bereits 2035 die Kohleverstromung zu beenden, wird die Bundesregierung bis dahin die Folgen des Kohleausstiegs für die Versorgungssicherheit und die Entwicklung der Stromprei- se überprüfen. Im Rahmen des „Green Deals“ will die Europäische Union bis 2030 die Treibhausga- semissionen um mindestens 55 % gegenüber 1990 senken. Die erneuerbaren Ener- gien sollen bis 2030 einen Anteil von 65 % des Stromverbrauchs erreichen. Durch den begonnenen Ausstieg aus der Kohleversorgung wird zukünftig damit gerechnet, dass Gaskraftwerke in einem kontinuierlichen Prozess zur Stromerzeugung herangezogen werden. Für die Rheinhessische ist der Klimaschutz bereits seit zehn Jahren eines der obersten Ziele. 2021 wird es aus diesem Grund ein Jubiläum zu feiern geben. Seit zehn Jahren beliefert die Rheinhessische ihre Kunden zu 100 % mit Ökostrom. Mit der Unterstützung von 20.000 Bestandskunden konnten so bereits 300.000 Tonnen CO2 eingespart wer- den. Mit Bezug auf die Klimaschutzziele der Stadt Ingelheim prüft die Rheinhessische eine engere Zusammenarbeit mit der Wohnungsbau Ingelheim am Rhein GmbH im Bereich der Quartiersentwicklung. Hierbei gilt es, klimaneutrale Energiekonzepte für Bestands- und Neubauquartiere zu entwickeln und eine insgesamt positive Auswirkung auf die Klimabilanz der Stadt Ingelheim aufzuzeigen. Die fortschreitende Digitalisierung ergibt immer neue Innovationsmöglichkeiten. Das Anspruchsverhalten der Kunden steigt und der Gesetzgeber überträgt mit der Libera- lisierung des Energiemarktes, dem Ausbau erneuerbarer Energien und dem Smart Metering neue Aufgaben. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, ist die weitere Implementierung digitaler Technologien erforderlich. Die Rheinhessische setzt somit auf skalierbare IT-Plattformen, die Einrichtung digitaler Vertriebskanäle und da- rauf abgestimmte Produkte. Berichte aus den Geschäftsbereichen | 13
Weiterhin ist es für die Rheinhessische wichtig, sich im dynamischen Energiemarkt zu behaupten. In den Fokus kommt dabei die Zielgruppe, die auf Basis von Online-An- geboten Verträge abschließt. Eingeleitete Implementierungen ermöglichen es dem Vertrieb, moderne Distributionswege für Vertragsabschlüsse im gesamten Bundesge- biet zu nutzen. Eine zukunftsorientierte Kundenkommunikation über einen modernen, informativen Webauftritt, die Intensivierung der Social-Media-Kanäle und der Ausbau des digitalen Kundencenters werden dabei immer wichtiger. Als Schlüsseltechnologie zum Gelingen der Energiewende wird nicht zuletzt durch die Europäische Union die Smart-Metering-Technologie gesehen. Durch vorhandene Kun- denkontakte hat die Rheinhessische hier die Möglichkeit, mit alternativen Lösungen langfristig Absatzbindungen zu bewirken. Nach Abschluss der Pilotprojekte und den Anpassungen der IT-Landschaften plant die Rheinhessische im Jahr 2021 größere Tests im Bereich der Smart Meter Gateways, um mit dem anschließenden Rollout und der damit einhergehenden Digitalisierung der Messstellen einen Beitrag für einen sicheren Betrieb der Netze und Erzeugungsanlagen im Rahmen der Energiewende zu gewähr- leisten. Diese und weitere Maßnahmen dienen der langfristigen Versorgungssicherheit und wirtschaftlichen Stabilität des Unternehmens. 14
Berichte aus den Geschäftsbereichen | 15
Bericht des Aufsichtsrates Der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2020 und Unterlagen über die Lage und Entwicklung der Gesell- der Lagebericht sind durch die Ebner Stolz GmbH & schaft zur Verfügung gestellt. Der Aufsichtsrat hat ent- Co. KG, Bonn, die aufgrund des Beschlusses der Ge- sprechend seiner satzungsmäßigen Zuständigkeit an sellschafterversammlung vom 22. April 2020 bestellt den zustimmungsbedürftigen Entscheidungen mitge- wurde, geprüft. wirkt. Der Bestätigungsvermerk wurde ohne Einschränkung Dem Aufsichtsrat liegen der Jahresabschluss, der La- erteilt. Auftragsgemäß sind die Vorschriften des § 6b gebericht und der Vorschlag über die Verwendung Abs. 5 EnWG sowie § 53 Abs. 1 des Haushaltsgrund- des Gewinnes vor. Er billigt den von der Geschäftsfüh- sätzegesetzes beachtet worden. rung aufgestellten Jahresabschluss. Der Prüfungsbericht gab dem Aufsichtsrat keine Ver- Dem Vorschlag der Geschäftsführung über die Ge- anlassung zu besonderen Bemerkungen. winnverwendung schließt sich der Aufsichtsrat an. Während des Geschäftsjahres 2020 hat sich der Auf- Der Aufsichtsrat dankt der Geschäftsführung, dem Be- sichtsrat in zwei Sitzungen von der Geschäftsführung triebsrat und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Bericht erstatten lassen und deren Tätigkeit über- für die im Geschäftsjahr 2020 geleistete Arbeit. wacht. Außerdem wurden ihm unterjährig schriftliche Ingelheim, den 21. April 2021 Der Aufsichtsrat Ralf Claus Vorsitzender 16
Bericht des Aufsichtsrates | 17
Die Rheinhessische. Mitarbeiter und Soziales. 18
Auch in 2020 ging es mit der Umstellung auf digitalisierte Abläufe in der Kunden- kommunikation weiter voran. Dies stellte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder vor neue Herausforderungen, die Ihnen ein hohes Maß an Flexibilität abverlangten und die Bereitschaft, sich in neue komplexe Abläufe einzuarbeiten. Es kann als Gradmesser der Identifikation mit dem Unternehmen gewertet werden, dass alle erforderlichen Maßnahmen zielorientiert und erfolgreich umgesetzt wurden. In allen Geschäftsfeldern haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder dazu bei- getragen, die Rheinhessische als dienstleistungsorientiertes Versorgungsunterneh- men zu profilieren und Kunden mit Qualität und Einsatzbereitschaft zu binden oder neu zu gewinnen. Die Servicequalität des Unternehmens ist stets aufs Neue unter Beweis zu stellen. Als Unternehmen unter- Wenn die Rheinhessische in den Kundenbewertungen immer wieder Spitzenwerte stützen wir soziale und erzielt, zeugt das von einem sowohl innerbetrieblich als auch in der Außenbetreuung kulturelle Projekte. hervorragenden Zusammenwirken aller Kolleginnen und Kollegen. Die Geschäfts- Damit möchten wir das führung sieht sich daher zu großem Dank verpflichtet und darin bestätigt, das Errei- gesellschaftliche Leben chen der gemeinsamen Ziele durch Motivation und Förderung zu unterstützen. der Region bereichern. So blieb auch 2020 die Stärkung von Qualifikation und Kompetenz ein Schwerpunkt unserer Personalpolitik. Aus- und Weiterbildungsangebote als innerbetriebliche Leistungen wurden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen gerne angenommen. Insgesamt waren im Berichtsjahr 87 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Rhein- hessischen beschäftigt, davon 12 in Teilzeit und drei Auszubildende. Die umfangreichen Verwaltungsaufgaben wurden von 62 Personen wahrgenommen, und 25 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren 2020 im Betriebsbereich beschäftigt. Löhne und Gehälter wurden entsprechend den gültigen Tarifvereinbarungen für Ver- sorgungsunternehmen entrichtet. Die Belegschaft der Rheinhessischen wurde 2020 arbeitsmedizinisch vom Facharzt für Arbeitsmedizin Dr. med. Alexander Keth begleitet, wobei kontinuierlich gesund- heitsfördernde Maßnahmen geprüft und gegebenenfalls veranlasst wurden. Der sicherheitstechnische Dienst der Versorgungswirtschaft hat auch 2020 die ein- schlägige Betreuung gewährleistet. In einem fortlaufenden Prozess legt ein Arbeits- sicherheitsausschuss die zur Arbeitssicherheit zu ergreifenden Maßnahmen fest. Neben ihrem beruflichen Engagement waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch 2020 in zahlreichen Vereinen erfolgreich und aktiv. Als Unternehmen unterstützen wir soziale und kulturelle Projekte. Damit möchten wir das gesellschaftliche Leben der Region bereichern, ebenso wie wir durch Sponsoring von Vereinen im Sportbe- reich dazu beitragen wollen, ein breites Angebotsspektrum aufrechtzuerhalten. Mitarbeiter und Soziales | 19
Die Rheinhessische. Lagebericht 2020. 20
1. Grundlagen der Gesellschaft Gegenstand des Unternehmens ist die Energie- und Wasserversorgung und die Entsorgung, die Errichtung und der Betrieb der hierzu erforderlichen Anlagen und Werke, die Pachtung und Verpachtung, der Erwerb und die Veräußerung derartiger Unternehmen, die Betriebsführung solcher Unternehmen sowie alle damit zusam- menhängenden, den Gesellschaftszwecken unmittelbar oder mittelbar dienenden Geschäfte. Gegenstand ist ferner der Handel mit Strom und Stromprodukten sowie die Erbrin- gung damit verbundener Dienstleistungen. Darüber hinaus handelt die Gesellschaft mit Gas und Gasprodukten wie auch Wärme einschließlich dazugehörender Dienst- leistungen. Zudem ist die Gesellschaft auf dem Gebiet der Wasserversorgung tätig. 2. Wirtschaftsbericht 2.1. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und branchenspezifische Rahmen- bedingungen 2.1.1. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und wirtschaftliches Umfeld Durch die Corona-Krise ist der deutschen Wirtschaft nach einer zehnjährigen Wachs- tumsphase eine tiefe Rezession entstanden. Nach ersten Berechnungen des statis- tischen Bundesamtes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2020 gegenüber dem Vorjahr um 5 % gefallen. Einen ähnlichen Einbruch gab es zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Damals fiel der Rückgang mit 5,9 % sogar noch etwas stärker aus. Die Corona-Pandemie hinterließ deutliche Spuren in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Einzig das schon seit Jahren boomende Baugewerbe machte eine Ausnahme. Besonders deutlich zeigte sich der konjunkturelle Einbruch in den Dienstleistungsbereichen, die zum Teil so starke Rückgänge wie noch nie verzeich- neten. Exemplarisch hierfür stehen der stationäre Einzelhandel und das Gastgewer- be, die besonders von den Lockdown-Maßnahmen im Frühjahr und zum Jahresen- de getroffen wurden. Die Industrie war vor allem in der ersten Jahreshälfte durch die zeitweise gestörten globalen Lieferketten belastet. Die staatlichen Haushalte beendeten das Jahr nach vorläufigen Berechnungen mit einem Finanzierungsdefizit von 158,2 Milliarden Euro. Das war das erste Defizit seit 2011 und das zweithöchste Defizit seit der deutschen Vereinigung, nur übertroffen vom Rekorddefizit des Jahres 1995, in dem die Treuhandschulden in den Staatshaus- halt übernommen wurden. Die Arbeitslosenquote stieg auf 5,9 % nach 5,0 % im Jahr 2019. Vor allem die erweiterten Regelungen zur Kurzarbeit dürften eine noch höhere Zunahme verhindert haben.1 1 Statistisches Bundesamt, Wiesbaden (Stand 20. Januar 2021); Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Lagebericht | 21
2.1.2. Entwicklung der Energiemärkte Auch der Energieverbrauch 2020 in Deutschland stand ganz im Zeichen der Corona- Pandemie. Nach vorläufigen Berechnungen der AGEB (Arbeitsgemeinschaft Energie- bilanzen e. V.) ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 8,7 % zu verbuchen. Begleitet wurde die Entwicklung durch langfristige Trends, wie die anhaltende Zu- nahme der Energieeffizienz sowie die vergleichsweise milde Witterung. Durch den geringeren Energiebedarf, den erneut stark rückläufigen Verbrauch an Braun- und Steinkohle und durch die weitere Zunahme der erneuerbaren Energien, ist gegenüber dem Vorjahr von einem kräftigen Rückgang bei den CO2 Emissionen um rund 12 % oder 80 Mio. t auszugehen. Laut einer dpa-Meldung vom 4. Januar 2021 lag der Treibhausgas-Ausstoß bis Ende 2020 42,3 % unter dem Wert von 1990. Das von der Bundesregierung angestrebte Minderungsziel für 2020 von mindestens 40 % gegen- über 1990 wurde daher, nicht zuletzt durch die Corona-Krise, entgegen aller bishe- rigen Prognosen doch noch erreicht. Der Erdgasverbrauch verringerte sich um 3,4 %. Hauptursache war der gesunkene Bedarf in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen infolge der Corona-Pandemie. In der Strom- und Wärmeerzeugung wurde hingegen mehr Erdgas eingesetzt angesichts vorteilhafter Brennstoffkonstellationen für Gas- kraftwerke gegenüber Kohlekraftwerken. Bei den privaten Haushalten wird wegen vergleichsweiser milder Temperaturen ein leichtes Verbrauchsminus erwartet. Den- noch stützten die vermehrten Homeoffice-Lösungen den Gasabsatz. Der Verbrauch an Steinkohle lag 2020 um 18,3 % unter dem Vorjahreszeitraum. Beim Kraftwerkseinsatz zur Strom- und Wärmeerzeugung betrug der Rückgang sogar 26 %. Diese Entwicklung ist dem rückläufigen Stromverbrauch in der Corona-Krise, der höheren Stromeinspeisung aus Wind- und PV-Anlagen sowie den stärkeren Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung geschuldet. Der Einsatz von Steinkohle in der Stahlindustrie war rezessionsbedingt ebenfalls deutlich geringer. Der Verbrauch von Braunkohle verminderte sich um 18,2 %. Neben den pandemie- bedingten Auswirkungen wurden zum einen Kraftwerksblöcke in die Sicherheits- bereitschaft überführt und zum anderen kamen wie bei der Steinkohle regenerative Erzeugungsanlagen vermehrt zum Einsatz. Erdgaspreisbedingte Verschiebungen der Wettbewerbssituation auf dem nationalen und europäischen Strommarkt rundeten das Bild ab. Insgesamt sank der Brennstoffeinsatz bei Kohle damit das achte Jahr in Folge. Bei der Kernenergie kam es durch die planmäßige Abschaltung des Kraftwerks Phi- lippsburg 2 zum Jahresende 2019 im Rahmen des nationalen Atomausstiegs zu einem Rückgang der Stromproduktion um 14,4 %. Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch um 3 %. Der jährliche Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland erreichte mit 46,3% einen neuen Rekordwert nach 42,4 % in 2019. Ein Großteil der prozentualen Zunahme geht allerdings auf das Konto der gesunkenen Nachfrage zurück.2 2 Agora Energiewende; AGEB (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.); Fraunhofer ISE 22
Die Marktbewegungen im Einzelnen: Gas: Die Gaspreise setzten zum Jahresauftakt ihre schon in 2019 begonnene Abwärtsten- denz nahtlos fort. Unterbrochen wurde die Entwicklung nur Anfang Januar durch eine vorübergehende Gewaltentwicklung im Nahen Osten. Aufgrund einer politischen Deeskalation beruhigte sich die Lage jedoch schnell und die schwachen Fundamen- taldaten, durch mildes Winterwetter und für die Jahreszeit rekordhohe Gasspeicher- bestände, übernahmen wieder das Ruder. Angeführt von einem generellen Anstieg an den Energiemärkten entwickelte sich dann bis Mitte Februar eine deutliche Gegen- reaktion, die angesichts des zuvor erreichten niedrigen Preisniveaus von Kaufinter- esse begleitet wurde. Und dann kam das Corona-Virus auch nach Europa. Bis Ende März folgte ein steiler Absturz und die Notierungen erreichten historische Tiefststände. Bis Mitte Juni folgte dann eine stabile Seitwärtsbewegung auf dem erreichten niedrigen Preisniveau. Bei vollen Lagerbeständen und saisonbedingter schwacher Nachfrage fielen die Spot- preise in den niedrigen einstelligen Bereich. Ein kleines Zwischenhoch, ausgelöst durch einen generellen Anstieg der Energiemärkte, wurde bis Ende Juli wieder voll- ends korrigiert. Ab August richtete sich das Augenmerk verstärkt auf das herannah- ende nächste Winterhalbjahr. Der Gewohnheit folgend, setzten erneut übersichtliche Preissteigerungen ein. Ohne konkrete Argumente wurde die Entwicklung durch Hoff- nungen auf eine zukünftige Überwindung der Corona-Krise unterstützt. Der am 2. November in Kraft getretene Lockdown „light“ entspannte dann die Lage wieder. Hinzu kamen für einen November ungewöhnlich milde Temperaturen. Gleichwohl hat sich die generelle Wahrnehmung der Krise an den Märkten ab der 46 KW grund- legend verändert. Am 9. November überraschte das Pharmaunternehmen Biontech/ Pfizer mit seinem Durchbruch in der Impfstoffforschung gegen das Corona-Virus. Eine Woche später legte das US-Unternehmen Moderna nach. Zum ersten Mal in der Pandemie hatte die Markterwartung etwas Greifbares in der Hand. Zum Jahresende setzte eine dynamische Aufwärtsbewegung ein. Sie war im Wesentlichen dem ge- nerell bullischen Energiekomplex geschuldet. Da Öl, Strom und Kohle wieder Niveaus wie vor der Corona-Krise erreichten, wollten die Gashändler dem in nichts nachste- hen. Gestützt wurde die Entwicklung von den neuen Allzeithochs am CO2-Markt. Fundamentales Kaufinteresse kam ab Mitte Dezember auf, angesichts der einset- zenden winterlichen Witterungsbedingungen. Zum Jahresende lagen die deutschen Gasspeicherbestände nur noch bei gut 70 %. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 95 %. In das Zeitfenster der letzten zwei Monate fallen auch politische Entspannungssigna- le. Zu nennen ist die Abwahl des US-Präsidenten Trump und die Abwendung eines chaotischen Brexits an Heiligabend.3 3 CKE Rückblick Lagebericht | 23
Das einschneidende Ereignis war auch hier die Corona-Pandemie und der daraus resultierende zeitweise deutliche Nachfrageeinbruch. Strom: Wenn auch mit häufig höheren Schwankungen, verlief der Handel am Strommarkt parallel zum Gasmarkt. Das einschneidende Ereignis war auch hier die Corona- Pandemie und der daraus resultierende zeitweise deutliche Nachfrageeinbruch. Die- ser war hauptsächlich während des ersten Lockdowns im Frühjahr zu spüren. In einer ersten Kurzschlussreaktion fielen die Strom-Jahresfutures auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2018. Im zweiten Lockdown ab November haben die saisonalen Einflüsse (niedrige Temperaturen, Dunkelheit) und die von den Einschränkungen aus- gesparte Industrie kaum Nachfragerückgänge ergeben. Mit der Meldung Anfang November über funktionierende Impfstoffe setzte in den Jahresbändern am Terminmarkt ein Aufwärtstrend ein, der erst in der zweiten Janu- arwoche 2021 beendet wurde. Dabei wurden Ende Dezember an der Börse die Jah- reshochs 2020 in diesen Futures erreicht. Ein Spiegelbild der Rezession und einer teilweise hohen Erzeugung aus regenerativen Erzeugungsanlagen waren die Spot- preise am Strommarkt. Der Phelix-Base mittelte mit 30,47 €/MWh auf dem niedrigs- ten Wert seit 2016. Der Jahresschlusskurs im Base-Future 2021 lag bei 48,15 €/MWh. Gegenüber dem Jahresauftakt ein Plus von 10 %. Neben dem Mangel an Konsumgüter für den täglichen Haushaltsbedarf lieferte auch der Ölmarkt ein illustres Beispiel der coronabedingten Verwerfungen. Es zeigt wie unvorbereitet die Märkte auf die Krise waren. Dabei hat sich Historisches ereignet. Ende April drehte der Preis für amerikanisches Rohöl zum ersten Mal in der Geschich- te kurzzeitig ins Negative. Grund dafür ist zum einen die Systematik des Handels und zum anderen der Konjunktureinbruch infolge der Corona-Krise. Angebot und Nach- frage klafften weit auseinander. Kurz vor Ende der Handelsphase für den Mai-Kon- trakt waren die Erdöllager nahezu randvoll. Mit einem solchen Kontrakt verpflichtet sich ein Käufer, Rohöl zu einem bestimmten Termin zu erwerben. Öl-Investoren woll- ten aber in jedem Fall vermeiden, auf fehlenden Lagerplatz zu stoßen. Dabei nahmen sie sogar negative Preise in Kauf.4 Im Rahmen des Konjunkturprogramms zur Bewältigung der Corona-Folgen hat der Koalitionsausschuss beschlossen, zusätzlich zu den Einnahmen aus dem Emissions- handel einen Bundeszuschuss zu gewähren, um die EEG-Umlage von 6,756 ct/kWh in 2020 auf 6,5 ct/kWh im Jahr 2021 zu senken. Ohne diesen Zuschuss wäre die Umlage 2021 vor allem durch die Corona-Pandemie auf 9,65 ct/kWh angestiegen und hätte dadurch die Strompreise verteuert. 4 CKE Rückblick 24
2.1.3. Allgemeine Geschäftsentwicklung In fortgesetzter Folge unterstützt die Rheinhessische seit Jahren aktiv die Klima- as Stammkapital und D seine Anteilsverhältnisse schutzziele des kommunalen Gesellschafters Stadt Ingelheim. Investitionen in techni- sche Neuerungen bringen die Energienetze auf den neusten Stand und stellen die Aufnahme regenerativ erzeugter Energie sicher. Der im Sommer 2014 mit einer Leis- tung von 18 Megawatt in der naheliegenden Region Hunsrück an das Netz ange- schlossene Windpark verrichtete im Jahr 2020 sein sechstes volles Betriebsjahr. Auf- grund des Winddargebots in 2020 wurde im Gegensatz zum Vorjahr die erwartete 37,05 % 62,95 % Stromproduktion leicht unterschritten. Betreiber ist ein Konsortium, zu dessen drei Partnerunternehmen eine Bürgerbeteiligung von über 450 Personen zählt. Aufgrund von erhaltenen Konzessionen zum Betreiben der Strom- und Gasnetze der Stadt Bingen am Rhein wurde im Jahr 2015 gemeinsam mit den Stadtwerken Bingen, Stadt Ingelheim die Bingen Netz GmbH Co. KG gegründet. Zum 01.01.2020 wurde ein Teil der Strom- Thüga AG, München netze in Bingen übernommen. Gegenwärtig ist die Gesellschaft mit der Herausgabe der restlichen Netze von den Altkonzessionären befasst. In dem sich weiter dynamisch fortentwickelnden Energiemarkt konnten sich die etab- lierten Produkte für Strom- und Gaslieferungen behaupten. Das hohe Interesse an Festpreisen für Energie blieb unvermindert bestehen. Eine wichtige Zielgruppe sind in gesteigertem Maß Kunden, die auf der Basis von Onlineangeboten Verträge ab- schließen. Durch die Möglichkeiten aus der Digitalisierung des Vertriebs für Strom und Gas ist die Gesellschaft in der Lage moderne Distributionswege für Vertragsab- schlüsse im gesamten Bundesgebiet zu nutzen. Die stetige Modifizierung des Web- auftritts, die Intensivierung der Social-Media-Kanäle und die Etablierung des digita- len Kundencenters tragen dem Anspruch einer zukunftsorientierten Kundenkommunikation mit einem hohen Maß an Service Rechnung. Das Versorgungsgebiet unserer Gesellschaft ist im Berichtsjahr durch die Übernahme der von der Bingen Netz GmbH & Co. KG gepachteten Teilnetze in Bingen leicht ge- wachsen. Die Gesellschaft versorgt seit Gründung der Rheinhessischen im Jahr 1954 die Stadt Ingelheim am Rhein mit Strom, Gas und Wasser sowie drei Ortsteile von Bingen mit Strom. Das Versorgungsgebiet umfasst nunmehr eine Fläche von 8.660 ha mit 40.350 Einwohnern. Im Berichtsjahr war die Strom-, Gas- und Wasserversorgung jederzeit sichergestellt. Das Stammkapital und seine Anteilsverhältnisse blieben gegenüber dem Vorjahr dem Grunde nach unverändert. Vom Stammkapital in Höhe von 14,0 Mio. € hält die Stadt Ingelheim am Rhein nach der Gemeindefusion 62,95 % und die Thüga Aktien- gesellschaft, München, 37,05 %. Lagebericht | 25
Zweck unserer Gesellschaft ist die Versorgung von Kunden mit Strom, Gas und Was- ser. Hierzu übt die Rheinhessische folgende Tätigkeiten im Sinne des EnWG aus: • Elektrizitätsverteilung • Andere Tätigkeiten innerhalb des Elektrizitätssektors • Gasverteilung • Andere Tätigkeiten innerhalb des Gassektors • Tätigkeiten außerhalb des Elektrizitäts- und Gassektors 2.2. Wirtschaftliche Entwicklung 2.2.1. Ertragslage Gesamtunternehmen Das Jahresergebnis 2020 von 2.770 T€ unterschreitet das Niveau des Vorjahres leicht um 1,4 %. Es belegt aber weiterhin die Beständigkeit und Ertragskraft des Unter- nehmens in einem sich vielseitig verändernden Umfeld. Die strategische Ausrichtung des Unternehmens ist daher weiter vom Grundsatz der Nachhaltigkeit geprägt, bein- haltet aber auch das notwendige Maß hin zu neuen Innovationen. Sie ist dazu geeig- net, den sich stetig wandelnden Herausforderung aus den Märkten, der Regulierung und technischen Fortschritten Rechnung zu tragen. Stromversorgung Zum 01.01.2020 waren steigende Umlagen, Abgaben, Steuern, Strombezugskosten und Netzentgelte zu verzeichnen, die entsprechend der Vertragslage an die Kunden weiterreicht wurden. Die Änderung der Allgemeinen Preise erfolgte zum 01.08.2020. Die Umsatzerlöse stiegen leicht um 5,9 %. Die Lieferungen von Strom in fremde Netze orientierten sich am tendenziellen Wech- selaufkommen und bauten sich demzufolge weiter aus. Die transportierten Netzmengen an Strom bilden den Bedarf in den Netzgebieten der Rheinhessischen ab und sind insbesondere wegen einer geringeren Ausspeisung an die Industriekunden im bisherigen Netzgebiet leicht rückläufig. Aufgrund der Über- nahme der Teilnetze in Bingen ist die Netzmenge insgesamt aber gestiegen. Gasversorgung Die Versorgung der wärmegeführten Kunden hat einen hohen Anteil am Erdgasab- satz. Im Jahr 2020 ging die Gesamtabgabe um 6,2 % zurück. Sie liegt damit unter dem gesamtwirtschaftlichen Inlandsverbrauch (- 3,4 %), der von dem verstärkten Einsatz von Gas in Kraftwerken gestützt wurde. Die Umsatzerlöse sanken um 1,8 %. Dies ist auf den sinkenden Verbrauch zurückzuführen, dem Preisanpassungen bei weiter bevorzugten Festpreisprodukten entgegenwirkten. Die Lieferungen von Gas in fremde Netze fanden im Bereich der Haushalte weiterhin Zuspruch und notierten einen Zuwachs. 26
Trotz wärmerer Temperaturen war aufgrund einer gestiegenen Ausspeisung an In- dustriekunden eine höhere Transportmenge an Gas im Netz der Rheinhessischen zu verzeichnen. Der Anteil der Durchleitungen für Haushalte und Kleingewerbe war geringfügig rückläufig. Wasserversorgung Der Wasserabsatz ist gegenüber dem Vorjahr um 4,7 % angestiegen. Im Berichtsjahr wurden 1.553.928 m³ Trinkwasser (Vorjahr: 1.659.545 m³) mittels eigener Wasser- gewinnungsanlagen gefördert. Das sind 61,0 % der gesamten Wasserbereitstellung. Der Bezug der restlichen Wassermengen erfolgte durch ortsnahe Zulieferer. 2.2.2. Vermögens- und Finanzlage Die Bilanz per 31.12.2020 schließt mit einer Summe von 60,6 Mio. € ab und weist in Übereinstimmung mit der Jahreserfolgsrechnung für den Zeitraum 1.1. bis 31.12.2020 einen Bilanzgewinn von 2.303 T€ aus. Der Gewinnrücklage sollen gemäß der vorge- schlagenen Gewinnverwendung 500 T€ zugeführt werden. Das Eigenkapital beträgt 40,5 % der Bilanzsumme. Das Anlagevermögen ist in Höhe von 48,7 % durch Eigen- kapital gedeckt und entspricht 83,3 % der Bilanzsumme. Investitionen Im Jahr 2020 wurden Investitionen in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen in Höhe von 4.022 T€ getätigt. Von den Zugängen zu Gegenständen des Anlagevermögens entfallen auf: Immaterielle 121.492 € Stromversorgung 1.294.169 € Gasversorgung 702.010 € Wasserversorgung 758.514 € Wärmeversorgung 693.735 € Gemeinsame Anlagen 452.102 € Investitionen 4.022.022 € Die Investitionen entfallen mit 1.424 T€ auf die Elektrizitäts- und mit 775 T€ auf die Gasverteilung. Die Finanzierung der Investitionen erfolgte durch Fremdmittel in Höhe von 2,3 Mio. €. Für die Restbeträge stand der operative Cash-Flow zur Verfügung. 2.2.3. Entwicklung der Tätigkeiten Die Bilanz der Elektrizitätsverteilung schließt per 31.12.2020 mit einer Summe von 15.978 T€ ab und weist in Übereinstimmung mit der Jahreserfolgsrechnung für den Zeitraum 1.1. bis 31.12.2020 einen Bilanzgewinn von 819 T€ (Vorjahr: 788 T€) aus. Die Bilanz der Gasverteilung schließt per 31.12.2020 mit einer Summe von 6.989 T€ ab und weist in Übereinstimmung mit der Jahreserfolgsrechnung für den Zeitraum 1.1. bis 31.12.2020 einen Bilanzgewinn von 167 T€ (Vorjahr: 193 T€) aus. Die Ergebnisse sind durch regulatorische Vorgaben und Mengeneffekte beeinflusst. Lagebericht | 27
2.2.4. Geschäftsverlauf und Gesamtaussage Der Geschäftsverlauf, der in Übereinstimmung mit der Prognose des Vorjahres mit einem angemessenen Jahresüberschuss von 2.770 T€ abschließt, war zufrieden- stellend. 3. Finanzielle und Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren 3.1. Finanzielle Leistungsindikatoren Die Steuerung der Gesellschaft erfolgt über zahlreiche finanzielle Leistungsindikato- ren. Dazu gehören insbesondere die Umsatzerlöse und das Jahresergebnis. Die Umsatzerlöse verbesserten sich von 41.646 T€ auf 44.410 T€, insbesondere ge- trieben durch die Entwicklung im Strombereich. Aufgrund von gegenläufigen Effekten im Materialaufwand und im Bereich der sonstigen betrieblichen Aufwendungen ist der Jahresüberschuss von 2.770 T€ gegenüber dem Vorjahr leicht vermindert. Das Controlling der Gesellschaft stellt der Geschäftsführung in einem regelmäßigen Reporting und in Prognoserechnungen sowie in darüberhinausgehenden Analysen ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen Situation sowie der zukünftigen Entwick- lung bereit. 3.2. Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagementsystem Die Sicherstellung einer reibungslosen Energie- und Wasserversorgung nach den Anforderungen unserer Kunden wird auch zukünftig die Hauptaufgabe der Gesell- schaft bleiben. Zur Qualitätssicherung und zur Berücksichtigung der Umweltkriterien sowie der Nutzung von Energieeinsparpotenzialen hat die Rheinhessische ein um- fassendes Managementsystem nach den Normen DIN EN ISO 9001:2015, DIN ISO 14001:2015 und nach DIN EN ISO 50001:2011 eingeführt. Die Systeme werden jährlich durch den TÜV Rheinland Cert GmbH, Köln, auditiert. Im Rhythmus von 3 Jahren erfolgen die Rezertifizierungen. Sie wurden im Jahr 2018 erneut erteilt. Zur Zertifizie- rung gehört, dass die Mitarbeiter entsprechend den betrieblichen Anforderungen geschult sind. Technisches Sicherheitsmanagement und Informations-Sicherheits-Management- System Im Jahr 2015 erfolgte die VDE-TSM und DVGW-TSM Zertifizierung. Zur Umsetzung des IT-Sicherheitsgesetzes wurde auf Basis des IT-Sicherheitskataloges der Bundes- netzagentur im Jahr 2017 ein Informations-Sicherheits-Management-System (ISMS) auf Basis der ISO/IEC 27001 ff eingeführt und 2018 erfolgreich zertifiziert. 28
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Die Mitarbeiter der Rheinhessischen wurden 2020 vom Facharzt für Arbeitsmedizin Dr. med. Alexander Keth arbeitsmedizinisch sowie durch die DVGW-Sicherheitstech- nischer Dienst der Versorgungswirtschaft GmbH sicherheitstechnisch betreut. Die gesundheitsfördernden Maßnahmen werden in regelmäßigen Sitzungen des Arbeits- sicherheitsausschusses verfolgt. Daneben legt der Arbeitssicherheitsausschuss die zu ergreifenden Maßnahmen hinsichtlich der Arbeitssicherheit in einem fortlaufenden Prozess fest. Kontinuierlicher Verbesserungsprozess Das von der Gesellschaft kontinuierlich fortgeführte Qualitäts- und Umweltmanage- mentsystem wird regelmäßig intern sowie extern durch die TÜV Rheinland Cert GmbH auditiert. Ergebnisse der Auditierung sowie erkannter Veränderungsbedarf fließen in einen Maßnahmenplan ein und sichern einen kontinuierlichen Verbesserungspro- zess im Unternehmen. Aus- und Weiterbildung Um dem wachsenden Wandel der Energiewirtschaft Rechnung zu tragen, nehmen unsere Mitarbeiter regelmäßig an fachspezifischen Seminaren und Weiterbildungen teil. Vertragsverpflichtungen Die Vertragsverpflichtungen aus den Konzessionen zur Nutzung öffentlicher Wege gegenüber der Stadt Ingelheim und den Kommunen der Verbandsgemeinde Heidesheim konnten erfüllt werden. 4. Prognose-, Risiko- und Chancenbericht 4.1. Risikomanagement Vor dem Hintergrund der Anforderungen des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) und den im Zuge der Liberalisierung wachsen- den Risiken innerhalb der Energiewirtschaft hat die Gesellschaft eine alle Bereiche des Unternehmens umfassende Risikoinventur durchgeführt, die Risiken bewertet und dokumentiert. Insbesondere bestehen Ertragsrisiken aus der staatlichen Regu- lierung der Netzbewirtschaftung und dem zunehmenden Wettbewerb auf den Ener- giemärkten. Im Rahmen einer systematischen Risikoerhebung werden alle wesentlichen Risiken identifiziert, analysiert und überwacht, mit dem Ziel, möglichst frühzeitig geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Die laufende Kommunikation der Risiken zwischen der Geschäftsführung und den Organisationseinheiten erfolgt regelmäßig. Hierbei wird die Risikosituation diskutiert und bewertet und es werden entsprechen- de Gegenmaßnahmen eingeleitet. Unternehmerisches Handeln birgt neben Risiken auch Chancen. Ein strategisches Ziel besteht in der Identifikation und Realisierung unternehmerischer Chancen und weiterer Perspektiven in neue Geschäftsfelder. Die Rheinhessische hat ihre Chancen quantifiziert und in einem Verzeichnis als Leitlinie für die Zukunft zusammengefasst. Lagebericht | 29
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