Geschenkt! - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
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GB Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen RWGV-Bilanz. Landwirtschaft investiert 100 Millionen Euro. Seite 6 Ausflugsziel. Raiffeisenhaus neu eröffnet. Seite 19 VR-Journalistenpreis. Dr. Michael Naumann zu Gast. Seite 32 2 | 2012 Geschenkt! Wie Markus Wimmer ein Jahr lang seine Träume verwirklichen möchte
„Made in Germany.“ Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei. Visionen. Impulse. Strategien. Staatenhaus am Rheinpark Köln, 13. November 2012 Wir sind Deutschland – Innenansichten einer Nation. Spannende und zukunftsweisende Impulse liefern Ihnen in Talkrunden und Interviews unter anderem: Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments Uwe Berghaus, Vorstand WGZ BANK Dr. Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a.D. Guido Knopp, Journalist, Publizist und Moderator Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft Durch die Veranstaltung begleiten Sie die beiden Moderatoren Maybrit Illner und Peter Großmann. Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter: Thomas von Hammel, RWGV-Mitgliederservice, Marketing/Vertrieb, Telefon: 0251 7186-5116, E-Mail: thomas.von-hammel@rwgv.de Vera Viehöfer, EREIGNISHAUS – Live-Marketing, Veranstaltungsmanagement, Telefon: 0251 53001-52, E-Mail: vera.viehoefer@ereignishaus.de Mit freundlicher Unterstützung der
Inhalt Titanen der Publizistik Liebe Leserin, lieber tungsboote. Klein und wendig sind diese Leser, „haaaalloooo! Ist Boote, kostengünstig und flott – eigentlich Das Thema da einer? Kann man könnten sie jeden Hafen der Welt erreichen, Freude in Rheinland und Westfalen: mich höööööören?“ Auf und natürlich alle interessanten Zielgrup- „WDR 2“ verschenkte ein Jahr 4 dem großen Meer trägt pen, die man so genau kennt. Allein: Die die Stimme weit, sagt Sportboothäfen der Zielgruppen sind so rap- man. Vor allem bei pelvoll wie die Ijsselmeer-Häfen zu Pfings- RWGV intern dichtem Nebel und kal- ten: Mitglieder, Kunden und Noch-nicht- Landwirtschaft: ter Luft. Das sind die Kunden interessieren sich für alles Mögliche Investitionen verdoppelt 6 Segnungen der Physik. – Unternehmenskommunikation im Inter- AFS erfolgreich gestartet 8 Frisch nach dem 100. net muss sich in der tatsächlichen Wahrneh- Arbeitgebermarke „Raiffeisen“ 10 Katastrophengedenktag zum Untergang der mung beim Kunden hinten anstellen. Und so Marketing- und Vertriebsforum 2012 11 Titanic wissen wir: Die Stimme mag weit tra- dümpeln die Bötchen weit draußen und die gen, sie muss aber auch gehört werden. Internet-Schiffer rufen. Und rufen. Hier und Hintergrund & Analyse Sonst ist auf Rettung nicht zu hoffen. da hat jemand Erbarmen und erlaubt ihnen, Qualifizierung von Die Flaggschiffe für die Kommunikation des anzulegen – jeder Internet-Kommunikator Bankaufsichtsräten 12 Mittelstands sind bis heute die Tageszeitun- prüfe aber selbstkritisch seine tatsächlichen Beratung mit bank21 15 gen. Prächtige Schiffe, randvoll mit Informa- Nutzerzahlen. Basel III: tionen, zum Beispiel über Genossenschaf- Den Umwälzungen der Medienlandschaft So hilft der RWGV bei der Umsetzung 16 ten: der Bericht über die letzte General- folgt die Umwälzung der Unternehmens- versammlung, das Jahrespressegespräch, die kommunikation. Einen spannenden Beitrag Aus dem Verbund Gewinner des Jugendwettbewerbs und der leistet das Internet mit allen dialogischen WGZ BANK: Bilanz 2011 18 Sterne des Sports, die Aktion zum Internatio- Formen des Web 2.0. Diese, teilweise sehr Raiffeisenhaus neu eröffnet 19 nalen Jahr der Genossenschaften, der Filia- zielgerichtete, weltweit empfangbare Klein- Kurz gemeldet 20 lumbau und der Neubau der Getreidean- gruppenkommunikation darf allerdings Angela Merkel lobt Genossenschaften 21 nahme, ein Foto der neuen Auszubildenden, nicht mit den Zielgruppen und Kommunika- den Wechsel im Vorstand und vieles mehr. tionsperspektiven von Massenkommunika- Banken Der Zeitungsleser kann Entscheidungen tion verwechselt werden. Kurz gemeldet 23 nachvollziehen und bewerten, wirtschafts- Was bleibt? Wir müssen zunehmend selbst Bankleitervereinigung auf Kurs 31 politisches Handeln vor Ort einschätzen. Schiffe bauen! Mit fünf verschiedenen Aus- VR-Journalistenpreis verliehen 32 Das gilt natürlich nicht allein für Genossen- gaben erreicht die regionalisierbare Genos- schaften, sondern für den gesamten regiona- senschaftliche Allgemeine Zeitung (GAZ) Landwirtschaft len Mittelstand. mit der nächsten Nummer eine Auflagen- AGRAVIS wächst dynamisch 34 Die Titanen der Publizistik, unsere Heimat- höhe von 350.000 Exemplaren. Sie erlaubt RWZ zieht positive Bilanz 35 zeitungen, haben keinen Eisberg gerammt. Genossenschaften Massenkommunikation Kurz gemeldet 36 Sie sinken nicht plötzlich auf den Meeresbo- – in der Region und bundesweit mit Lesern den. Aber das Leck ist unübersehbar, die bis nach Berlin und Brüssel. Die Zielgrup- Gewerbe Auflage sinkt, manche Bordwand ist schon pen reagieren, sie treten in den Dialog. Kurz gemeldet 40 unter Wasser. Natürlich werden weiterhin Print wirkt. Schüler gründen Computer-eG 43 Informationen transportiert – nur: Sie errei- chen immer weniger Menschen. In man- … natürlich auch im Genossenschaftsblatt, Impressum 43 chen Landkreisen halten nur noch 30 Pro- dessen massenhafte Lektüre wir gern emp- zent der Haushalte eine Tageszeitung. fehlen. Namen und Nachrichten 44 Was tun nun die Kommunikatoren im Mit- telstand? Sie besteigen die Internet-Ret- Thorsten Weiland Zu guter Letzt 46 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012 3
Thema Fotos: Marco Stepniak Ein Jahr lang bekommt Markus Wimmer von den Genossenschaftsbanken monatlich 3.000 Euro geschenkt. Er arbeitet jetzt weniger für seinen Chef und dafür mehr für sich selbst – in seinem Tonstudio, das er gerade in Eigenregie baut. Papst macht den Traum vom Tonstudio wahr Markus Wimmer, Daniel vom Orde und Gabriela Kunas aus Rheinland und Westfalen gewinnen bei der Aktion „WDR 2 schenkt Ihnen ein Jahr“ – und erfüllen sich ihre Herzenswünsche. Simmerath. Der Schlüssel zum Sieg war senbank in Simmerath, hatte dem Gewin- mit knapp 400 Einwohnern und viel Platz. Papst Benedikt. Weil Markus Wimmer ner der Aktion kurz zuvor bei der Preis- Da stört es niemanden, wenn stundenlang wusste, dass der Heilige Vater gerade in übergabe in der Hauptstelle der Bank die Kreissäge kreischt. Wimmer hat schon Deutschland zu Besuch war, kann er jetzt gratuliert: „Fast jeder hat eine ganz beson- fleißig gewerkelt. „Ich habe den Großteil sein eigenes Tonstudio bauen. Der 33-Jäh- dere Idee im Kopf, die er verwirklichen der Lüftungsanlage fertig. Als Nächstes rige, der als Tontechniker bei dem Kölner will, wenn er ein Jahr Zeit hätte. Wir freuen werden die Leitungen bis in die Regie Tonstudio Torus arbeitet, setzte sich wäh- uns mit Ihnen, dass Sie sich Ihren Lebens- und den Aufnahmeraum montiert sowie rend des Gewinnspiels „WDR 2 schenkt Ih- traum nun erfüllen können.“ Teile der Klimaanlage.“ Dann geht es wei- nen ein Jahr“ bei der entscheidenden Ra- Ein Jahr lang bekommt Wimmer von den ter mit der Innenakustik. Jeder kann die terunde in der Livesendung durch. Und Genossenschaftsbanken monatlich 3.000 Fortschritte verfolgen: Wimmer führt ein die Volksbanken und Raiffeisenbanken fi- Euro geschenkt. Er arbeitet jetzt weniger Bautagebuch auf seiner Internetseite nanzieren dem Simmerather nun den Bau für seinen Chef und dafür mehr für sich www.rurton.de. Bis Ende des Jahres soll des Tonstudios. „Für mich geht ein Traum selbst. Für sein Tonstudio. Schließlich soll sein Herzenswunsch fertig sein. „Dann will in Erfüllung. Es ist die Riesenchance, das alles in Eigenregie gebaut werden. Don- ich mit jungen Nachwuchsbands Musik Studio in einem Jahr fertigzustellen“, sagt nerstags, freitags und samstags zieht es ihn produzieren“, so die Pläne des Tontechni- Wimmer im Gespräch mit GB-Redakteurin in den Keller, denn gebaut wird im Unter- kers. Der Name steht schon fest: rurton Julia Böing. geschoss des eigenen Wohnhauses in De- studio. Warum gerade so? „Der Name Olaf Jansen, Vorstandsmitglied der Raiffei- denborn, einem Ortsteil von Simmerath schlägt eine Brücke zwischen ein wenig > 4 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012
Thema > Lokalkolorit und der Aufgabe des Studios: 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Ki- Hörer wurden dazu aufgerufen, sich mit Die Rur fließt durch unseren Ort. Und die lometer Laufen, ohne umzufallen. Die Ge- einem besonderen Projekt zu bewerben. Aufgabe des Studios ist es, für alles da zu nossenschaftsbanken schenken ihm damit Markus Wimmer überlegte nicht lange und sein, was mit Ton zu tun hat“, erklärt Wim- ein Jahr, um sich auf den Wettkampf vorzu- brachte das Tonstudio ins Spiel: „Wer nicht mer. Zu Beginn will er mit der befreunde- bereiten. Für Gabriela Kunas geht es nach mitmacht, kann schließlich auch nicht ge- ten Band „Syl'n'Dan“ arbeiten. Um künfti- Tansania. Die Bielefelderin möchte sich winnen.“ Der Radiosender nahm seine Be- ge Aufträge muss er sich keine Sorgen dort ein Jahr lang sozial engagieren. Be- werbung in die engere Auswahl. Die letzte machen. Schon kurz nachdem klar war, reits vor 16 Jahren war Kunas als Erziehe- Hürde: Er musste sich bei zwei Raterunden dass Wimmer gewonnen hatte, stand das rin in Tansania tätig. Der Gewinn ermög- bewähren, denn nur drei Bewerber konn- Telefon nicht mehr still. „Die ersten Anfra- licht ihr die Rückkehr und erfüllt der ten gewinnen. Papst Benedikt brachte ihm gen kamen direkt ein paar Tage nach dem Sozialpädagogin einen Lebenstraum. Glück. Gewinn. Leider muss ich alle noch ein we- Über 12.000 Menschen hatten ihre Le- nig vertrösten“, freut er sich. bensträume an den WDR 2 geschickt. Die Julia Böing, RWGV-Pressebüro Süd Freiraum für Ironman-Training Neues Gewinnspiel: 17 Monate Ein Jahr lang das tun, was wirklich wichtig ist, kann nicht nur Wimmer. Die Volksban- Wer Mitglied einer Genossenschaftsbank ist, kann auch jetzt noch 17 Monate Zeit ge- ken und Raiffeisenbanken machen das ge- winnen, um seinen ganz persönlichen Traum intensiv auszuleben. Ob es das Schreiben meinsam mit dem Radiosender WDR 2 eines Romans ist, der Wunsch nach mehr Zeit für die Familie oder das tägliche Ent- auch für Daniel vom Orde aus Lüden- spannen am Strand. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken machen es möglich, in- scheid und Gabriela Kunas aus Bielefeld dem sie dem Gewinner in diesen 17 Monaten monatlich 7.500 Euro zahlen. Anlass die- möglich. Sie sind die beiden weiteren Ge- ser Verlosungsaktion sind das von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale winner des Spiels. Ein Jahr Training gibt es Jahr der Genossenschaften und das Erreichen des neuen Meilensteins von 17 Millionen für Daniel vom Orde. Der Lüdenscheider Mitgliedern bei den Genossenschaftsbanken in Deutschland. Informationen unter möchte einmal einen Ironman bestehen. www.vr-marketingservice.de Sein Ziel: 3,86 Kilometer Schwimmen, Anzeige Deutschland Schwäbisch Hall Land Wohin Sie auch schauen. Überall bauen unsere gemeinsamen Kunden auf Sicherheit und Verlässlichkeit. Heimat schaffen. Mit der Nr. 1.* *Bzgl. der Kundenanzahl privater Bausparkassen.
RWGV intern Investitionen verdoppelt Landwirtschaft: Umsatztreiber waren vor allem Futter, Agrarerzeugnisse, Brenn- und Treibstoffe. Fotos: Martin Meissner Gespräche an historischer Stätte: Auf Schloss Wilkinghege trafen sich diesmal die Spitze des RWGVs mit den Journalisten der Fachpresse und Agenturen sowie von Zeitungen und Radio. Hans Pfeifer (stehend): „Eine starke Landwirtschaft braucht starke Genossenschaften.“ Münster. „Eine starke Landwirtschaft Entwicklung mithalten kann. In den selbst- die Preise haben sich nach der Ernte seit- braucht starke Genossenschaften. Unsere bestimmten Strukturen der landwirtschaftli- wärts entwickelt, sodass von diesem Bereich guten Ergebnisse und eine kräftig ausgebau- chen Primärgenossenschaften sind die Ent- im zweiten Halbjahr keine Impulse ausgin- te Eigenkapitalbasis sind das Fundament wicklungen von bäuerlichem Betrieb und gen. Die Aufwendungen der Landwirtschaft für zukunftsorientierte Investitionen unserer Handelsunternehmen offenkundig gut zu für Mischfutter, Düngermittel und Saatge- Unternehmen“, erläuterte Hans Pfeifer, Vor- synchronisieren“, so Pfeifer. Die 171 land- treide waren jedoch insgesamt in diesem standsvorsitzender des RWGVs, anlässlich wirtschaftlichen Primärgenossenschaften Jahr höher und wirkten sich somit positiv auf des Jahrespressegespräches in Münster. Ge- und Zentralen des RWGVs vereinen einen die Geschäftsentwicklung der Genossen- genüber dem bereits investitionsstarken vor- Umsatz von 22,9 Milliarden Euro auf sich schaften aus. Umsatztreiber waren Futter- letzten Jahr verdoppelten die landwirtschaft- (plus 31 Prozent). mittel, Agrarerzeugnisse sowie Brenn- und lichen Genossenschaften ihre Investitionen Treibstoffe: Die Umsätze bei Futtermitteln im ländlichen Raum auf rund 100 Millionen Bezug und Absatz stiegen von 464 Millionen auf 557 Millionen Euro. Im Mittelpunkt stand dabei das land- Der Umsatz der rheinisch-westfälischen Be- Euro (plus 17 Prozent), bei Agrarerzeugnis- wirtschaftliche Kerngeschäft: Mischfutter- zugs- und Absatzgenossenschaften stieg um sen von 346 auf 419 Millionen (plus 21 Pro- produktion und -vertrieb wurden erweitert, 14,7 Prozent von 2,3 auf rund 2,6 Milliarden zent). Der Umsatz bei Brenn- und Treibstof- Lagerkapazitäten ausgebaut und Getreide- Euro. „Die deutlichen Erfolge in der Getrei- fen legte vor allem preisbedingt zu (von 672 annahmen verstärkt. „Die Unternehmen zei- devermarktung im ersten Halbjahr haben auf 776 Millionen, plus 15 Prozent). „Auch gen deutlich, dass sie sich auf dem Erreich- sich im zweiten Halbjahr allerdings nicht im die Investitionsbereitschaft der Landwirte ten nicht ausruhen wollen und können. Eine selben Umfang wiederholt“, so Pfeifer. Die war hoch, gestärkt durch eine bessere Ge- dynamisch sich entwickelnde Landwirt- Ernte- und Erfassungsmengen von Getreide winnsituation der landwirtschaftlichen Un- schaft braucht einen Partner, der bei dieser und Ölsaaten waren geringer als im Vorjahr, ternehmen“, skizzierte Pfeifer Entwicklun- > 6 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012
RWGV intern > gen auf der Eigentümerseite. Die Cent). Hans Pfeifer: „Trotz gestiegener Er- hem Abverkauf, der bis in die Gegenwart Strukturentwicklung der Raiffeisen-Waren- zeugung sind die Märkte im Gleichgewicht. anhält, bildet die qualitativ herausragende genossenschaften werde weiter voranschrei- Die großen Molkereien in Rheinland und Ernte im Jahr 2011 eine gute Ausgangssitua- ten und so die starke unternehmerische Ent- Westfalen haben durch weitere strukturelle tion für eine weiterhin günstige Platzierung wicklung auf der bäuerlichen Seite spiegeln. Veränderungen und marktorientierte Pro- an den Märkten. Nach kleinen Ernten in duktgestaltung eine Stärkung ihrer Wettbe- den beiden Vorjahren fiel die Lese 2011 Vieh und Fleisch werbspositionen erreicht, sehen hier aber mengenmäßig zufriedenstellend bis gut Im Geschäftsjahr 2011 konnten die Viehver- auch weitere Herausforderungen hinsicht- aus. Weitere Investitionen der Winzerge- marktungsgenossenschaften des RWGVs lich der nationalen und internationalen nossenschaften in die technische Ausstat- ihre Position im Markt weiter verbessern. Sie Märkte.“ tung und in die Vermarktung belegen die verzeichneten sowohl höhere Stückzahlen strenge Qualitätsorientierung. (von 6,3 Millionen auf 6,9 Millionen) als Obst, Gemüse & Gartenbau auch höhere Preise für Vieh und Fleisch. So In einer zuvor schon von Preisdruck gekenn- Thorsten Weiland stieg der wertmäßige Umsatz von 743 Millio- zeichneten Situation führte die EHEC-Krise nen auf 867 Millionen Euro (plus 17 Pro- zu Millionenverlusten bei den Gemüsepro- zent). Auch die positive Entwicklung von duzenten und im Handel, da viele Erzeug- Umsatz und Wertschöpfung der vergange- nisse aufgrund der Verunsicherung der Ver- Umsatz auf einen Blick nen Jahre konnte stabilisiert werden. „Der braucher nicht mehr absetzbar waren. gestiegene Marktanteil unserer Mitgliedsge- Obwohl die Verbraucher in der Tendenz Primärgenossenschaften und Zentralen nossenschaften ist auf Leistung zurückzu- mehr Frischgemüse gekauft haben, mussten Umsatz: 22,9 Milliarden Euro führen. Die Unternehmen haben ihre Bezie- sie im Jahr 2011 dafür weniger ausgeben. hungen zu Kunden ebenso intensiviert wie Das Jahr 2011 war für diesen Bereich ein Bezug- und Absatz die Betreuung der Mitglieder. Ein weiterer schwieriges. Der Umsatz tendierte leicht Umsatz: 2,6 Milliarden Euro Grund für die positive Entwicklung ist der rückläufig (2 Milliarden Euro, Vorjahr: 2,1 Zuwachs bei den Schweineschlachtungen Milliarden). Die Genossenschaften in Rhein- Vieh und Fleisch sowie die gute Exportsituation“, erläuterte land und Westfalen rechnen für die Zukunft Umsatz: 867 Millionen Euro Pfeifer. dennoch mit einer insgesamt positiven Ent- wicklung der Branche. Obst, Gemüse & Gartenbau Milch Umsatz: 2 Milliarden Euro Die günstige Entwicklung am Milchmarkt im Wein Jahr 2011 wurde gestützt durch starke Aus- Die Winzergenossenschaften im RWGV- Wein landsmärkte. Der Auszahlungspreis je Kilo- Gebiet steigerten ihren Umsatz um sechs Umsatz: 92,4 Millionen Euro gramm Milch betrug 33,8 Cent (Vorjahr 30 Prozent auf 92,4 Millionen Euro. Nach ho- Interessiert nahmen die Pressevertreter zu Kenntnis: Die 171 land- wirtschaftlichen Primär- genossenschaften und Zentralen des RWGVs vereinen einen Umsatz von 22,9 Milliarden Euro auf sich. GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012 7
RWGV intern Transparenz in der Landwirtschaft Johann Prümers: Allianz Futtermittelsicherheit Deutschland eG (AFS) erfolgreich gestartet Gratwanderung sein. Mit offener Kommu- nikation und Produk- tion wird der Weg aber erfolgreich zu beschreiten sein“, so Prümers. Zugleich gelte es, Schwachpunkte zu erkennen und zu be- heben. Alle Unter- nehmen unter der Marke „Raiffeisen“ seien sich ihrer Ver- antwortung für siche- re Lebensmittel be- wusst, so Prümers. „Das ist nicht unsere Werbeaussage, son- dern unsere Aufgabe und unser Anspruch.“ Gemeinsam mit dem Deutschen Raiffei- Foto: Martin Meissner senverband (DRV) und den Genossen- schaften – insbeson- Johann Prümers, Vorsitzender der Fachvereinigung der landwirtschaftlichen Genossenschaften im RWGV: „Wir handeln mit der dere im nordwest- ganzen Welt, unsere Produktion ist anspruchsvoll, hat hohe Qualität und sie ist komplex.“ deutschen Bereich – wurde die Allianz Münster. „Das Megathema des Jahres 2011 und sicherlich der Futtermittelsicherheit Deutschland eG (AFS) gegründet, mit der nächsten Jahre überhaupt wird die Transparenz in der Produktion alle Genossenschaften ihre Möglichkeiten der Lieferantenbewer- sein.“ Das machte Johann Prümers, Vorsitzender der Fachvereini- tung verbessern können. Dabei handelt es sich nicht um Wettbe- gung der landwirtschaftlichen Genossenschaften im Rheinisch- werb zu QS, sondern um einen abgestimmten, wichtigen, unter- Westfälischen Genossenschaftsverband anlässlich des Jahres- nehmensbezogenen Baustein in der Qualitätssicherung der pressegespräches in Münster deutlich. „Der Verbraucher will Futtermittelproduktion, um kostengünstig Lieferanten bewerten heute sicher sein, nicht nur qualitativ hochwertige und gesunde zu können, wohingegen QS die gesamte Kette der Lebensmittel- Nahrungsmittel zu kaufen. Er interessiert sich verstärkt auch für produktion über alle Branchen hinweg mit einem einheitlichen die Aspekte Klima und Tierschutz in der landwirtschaftlichen Pro- System der Qualitätssicherung umspannt. „Mit der AFS können duktion und in den die landwirtschaftlichen Erzeugnisse han- wir die Sicherheit in der Wertschöpfungskette weiter steigern“, er- delnden und verarbeitenden Unternehmen“, so Prümers. Die Ge- läuterte Prümers weiter. Inzwischen sind in der Datenbank der nossenschaften in Rheinland und Westfalen wollen deshalb auch Allianz für Futtermittelsicherheit 17 Mitglieder und 115 Nutzer das Internationale Jahr der Genossenschaften nutzen, um sich erfasst. Sie gibt Auskunft über 336 Lieferanten und rund 400 Pro- hier zu positionieren. dukte. Der erste Rohstofflieferant wurde am 27.04.2012 durch einen AFS-Auditor bewertet. „Die AFS ist erfolgreich an den Start Allianz für Futtermittelsicherheit gut gestartet gegangen und sie werde sich erfolgreich etablieren“, bewertete Prümers die Aufstellung der neuen Genossenschaft. „Das erneute „Wir handeln mit der ganzen Welt, unsere Produktion ist an- Dioxin-Problem, diesmal bei Bio-Eiern, zeigt: Wir haben noch ei- spruchsvoll, hat hohe Qualität und sie ist komplex. Das müssen nen teils steinigen Weg vor uns. Wer ohne Skrupel in der sensiblen auch wir uns immer wieder vor Augen führen, um den Verbrau- Produktion von Lebensmitteln mit der Gesundheit von Verbrau- cher mitzunehmen: Bestandteile des Mischfutters kommen aus chern und von Tieren spielt, Vertrauen zerstört und sauber ar- Übersee, Milch, Fleisch und Wein exportieren wir in die ganze beitende Unternehmen in Mitleidenschaft zieht, hat in unserem Welt.“ Dabei gelte es zugleich, die Heimatmärkte nicht aus den Geschäft nichts zu suchen.“ Augen zu lassen: „Wir müssen so produzieren, dass die Produkte den Verbraucher auch emotional ansprechen. Das kann eine Thorsten Weiland 8 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012
Pfandbriefbank seit 1877 Mit VR-BaufiFuture auch in Zukunft profitieren. Ein Unternehmen der WGZ BANK-Gruppe VR-BaufiFuture – sichern Sie Ihren Kunden die Als Spezialist für leistungsstarke Baufinanzierung und Mitglied Anschlussfinanzierung – bis zu 60 Monate im Voraus. der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffei- Wichtig für die Neukundenakquise und zur Absicherung senbanken haben wir maßgeschneiderte Lösungen für Ihren Ihres Kundenbestandes. Vertrieb. Sprechen Sie mit Ihrem Regionaldirektor. Nutzen Sie unser kostenloses Materialpaket für Ihren Erfolg WL BANK Münster I Berlin I Düsseldorf I München und sichern Sie Ihren Kunden bereits heute die Zinsen von Hauptsitz: morgen: Sentmaringer Weg 1, 48151 Münster • Kundenflyer Tel. 0251 4905-0, Fax 0251 4905-5555 • Plakat für Ihre Filiale (A1, A2) Repräsentanz Düsseldorf: • Online-Banner in verschiedenen Größen Ludwig-Erhard-Allee 20, 40227 Düsseldorf Tel. 0211 210942-0, Fax 0211 210942-5792 info@wlbank.de, www.wlbank.de, www.vr-bankenportal.de
RWGV intern Arbeitgebermarke „Raiffeisen“ An Schulen und Hochschulen werben und Familiengenossenschaften gründen sie als Arbeitgeber zu wenig wahrgenommen werden. Auch die Er- gebnisse von Umfragen bei Studenten der Agrarwissenschaften zum Thema „Raiffeisen – ein attraktiver Arbeitgeber“ sind nicht zufrieden- stellend. Daher unterstützt der RWGV seit einigen Monaten die Gründung von „Familiengenossenschaften“. Dies sind Zusammen- schlüsse von Unternehmen sowie Tagesmüttern und Pflegekräften, um Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleich- tern (siehe dazu auch Seite 26). „Das ist auch ein sehr wichtiges The- ma für Raiffeisen“, so Mehring, der eine weitere neue Initiative vor- stellte. „In Kooperation mit den anderen Regionalverbänden wollen wir jungen Menschen zeigen, welche Perspektiven Genossenschaf- ten als Arbeitgeber bieten“, so Mehring. Mit Messeständen auf Be- rufs- und Karrieremessen, bei Schul- und Hochschulveranstaltun- gen sowie durch Zusammenarbeit mit Hochschulen will der RWGV gemeinsam mit seinen Mitgliedern für den Arbeitgeber Raiffeisen werben. „Der sogenannte ‚War for Talents’ erfordert einen professionellen und einheitlichen Auftritt der Raiffeisen-Warengenossenschaften in der Öffentlichkeit und sollte durch eine sogenannte Arbeitgebermar- ke unterstützt werden“, erläuterte Mehring. „Unser Projekt ‚Aufstiegsfortbildung’ zeugt von der erfolgreichen Zu- sammenarbeit im genossenschaftlichen Verbund. Nun gilt es, diese Ergebnisse dem Nachwuchs zu präsentieren und zu vermitteln.“ Vor diesem Hintergrund strebt der RWGV ein genossenschaftliches Ge- meinschaftsprojekt an, welches eine allgemeingültige Arbeitgeber- marke „Raiffeisen“ zum Ziel hat. Ferner sollen neben den Verbänden auch die Unternehmen bei der Erarbeitung einer Arbeitgebermarke mitwirken. Foto: Marco Stepniak „Ziel ist es, sukzessive ein Konzept zu entwerfen, welches neben Ko- operationen mit Hochschulen und anderen Einrichtungen eine per- manente Webpräsenz mittels einer öffentlichkeitswirksamen Platt- Siegfried Mehring: „Wir wollen jungen Menschen ein realistisches und gleich- form ermöglicht. Hierdurch soll nicht nur eine Imagekampagne wohl vielversprechendes Bild von Raiffeisen als Arbeitgeber vermitteln.“ initiiert werden, auch der Dialog mit den jungen Menschen soll in Münster. Die erfolgreichen genossenschaftlichen Unternehmen Zeiten des Web 2.0 Bestandteil sein. Mit einem ganzheitlichen Kon- wollen sich stärker als bisher auch als attraktiver Arbeitgeber präsen- zept besteht für die Mitglieder die Möglichkeit, sich öffentlichkeits- tieren: „Wir wollen jungen Menschen ein realistisches und gleich- wirksam und zielgruppenkonform zu präsentieren sowie ihre Attrak- wohl vielversprechendes Bild von Raiffeisen als Arbeitgeber vermit- tivität als Arbeitgeber darzustellen“, so Mehring. teln“, machte Siegfried Mehring, Vorstandsmitglied des RWGVs in Münster deutlich. So stellten die Genossenschaften bisher fest, dass Thorsten Weiland Anzeige Bekanntmachung zur Wahl der Vertreterversammlung Nachdem am 15.03.2012 die Wahl unserer Vertreterversammlung durchgeführt wurde und der Wahlausschuss in seiner Sitzung vom 19.04.2012 deren ordnungsgemäßes Zustandekommen festgestellt hat, geben wir hiermit bekannt, dass die Liste der gewählten Vertreter und Ersatzvertreter ab dem 20.04.2012 in allen Geschäftsstellen unserer Bank während der üblichen Geschäftszeiten für die Dauer von weiteren zwei Wochen ab dieser Bekanntmachung zur Einsichtnahme durch die Mitglieder ausliegt. Jedes Mitglied kann jederzeit eine Abschrift der Liste der Vertreter und Ersatzvertreter verlangen. Volksbank Erft eG Der Wahlausschuss
RWGV intern Mit Begeisterung zum Erfolg Das Marketing- und Vertriebsforum 2012 in Köln verzeichnet Rekordteilnehmerzahl. Sympathisches Aus- hängeschild für „Ster- ne des Sports“: Turn- Foto: Marco Stepniak weltmeister Fabian Ham- büchen beim Marke- ting- und Vertriebsfo- rum 2012. Köln. Begeisternd, lehrreich und sportlich: Mit diesen Eigenschaf- hohen Alter weiter zu lernen. Lernen konnten die Teilnehmer aus ten lässt sich das diesjährige Marketing- und Vertriebsforum tref- den praktischen Erfahrungen von Hermann Lastring, Mitglied des fend zusammenfassen. Unter dem Motto „ERFOLGSMODELL GE- Vorstands der Volksbank Ochtrup. Lastring berichtete über die Er- NOSSENSCHAFT – Gemeinsam Flagge zeigen“ fand sich die fahrungen aus der Gründung eines genossenschaftlichen Dorfla- Rekordteilnehmerzahl von mehr als 350 Vorständen und Führungs- dens in Welbergen. „Mit der Gründung von Genossenschaften kön- kräften aus Volksbanken, Raiffeisenbanken, Spar- und Darlehnskas- nen wir die Nahversorgung im ländlichen Raum verbessern und sen in Rheinland und Westfalen in der EXPO XXI in Köln ein. An 22 gleichzeitig für die Rechtsform der Genossenschaft werben. Wir „Marktständen“ informierten sich die Besucher über Strategien können unseren Kollegen nur dazu raten, solche Projekte zu be- und Produktneuheiten der Verbundunternehmen. In Werkstätten gleiten.“ wurden Themen von Beratungsqualität, Burnout bis Markenstolz diskutiert. Für Sportbegeisterte gab es gleich zwei Highlights: BVB- „Wie kann ich als Führungskraft Trainer Jürgen Klopp grüßte per Videobotschaft und stellte sich als Burnout erkennen und vorbeugen?“ neuer Markenbotschafter der Volksbanken und Raiffeisenbanken vor, Turnweltmeister und „Sterne des Sports“-Botschafter Fabian Über ein hochaktuelles Thema referierte auch Dr. Jörg-Peter Hambüchen stand zum Gespräch bereit. Schröder. Der Vortrag des Führungscoaches und Burnout-Exper- Es bleibt zu hoffen, dass sich auch in diesem Jahr wieder viele mit ten stand unter dem Titel „Brennen, ohne auszubrennen – Wie Begeisterung an das Marketing- und Vertriebsforum erinnern. kann ich als Führungskraft Burnout erkennen und vorbeugen?“. Denn: „Begeisterung ist der Dünger für das Hirn“, sagte Professor Darin thematisierte Schröder insbesondere die Notwendigkeit ei- Dr. Gerald Hüther. In seinem Vortrag „Was hat die Gehirnforschung ner guten Beziehungskultur am Arbeitsplatz: „Mitarbeiter müssen mit Genossenschaften zu tun?“ räumte der Präsident der Sinn-Stif- an ihrem Arbeitsplatz eine funktionierende Beziehungskultur vor- tung mit dem Vorurteil auf, dass das Gehirn in den Bereichen be- finden. Nur wer sich in einem harmonischen Umfeld bewegt, sonders stark sei, wo es häufig genutzt werde. „Damit sich im Hirn kommt auch gerne zur Arbeit und kann dort seine Leistung brin- Nervenzellen verbinden, muss man Gefühle ansprechen, Begeiste- gen.“ rung entfachen und Emotionen wecken.“ Besonders anschaulich sei diese Entwicklung bei Kindern: „Wenn Kinder sich für etwas be- Marco Lorenz geistern, lernen sie besonders schnell, weil neue Vernetzungen im Gehirn entstehen“, so Hüther. Emotionen zu wecken und Interesse Informationen sowie die Unterlagen der Referenten finden sich zu entwickeln, sei deshalb eine Grundvoraussetzung, um auch im unter: www.vr-marketingservice.de GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012 11
Hintergrund & Analyse … wer nicht fragt, bleibt dumm! Gedanken zur Qualifikation von Bankaufsichtsräten. Von Hans Pfeifer, Vorstandsvorsitzender des RWGVs Münster. „Der, die, das – wer, Hinweis auf weitere Schwachstellen gab seinerzeit Behördenchef wie, was – wieso, weshalb, war- Jochen Sanio dem Spiegel: „Der Abstand zwischen unserem Wis- um: Wer nicht fragt, bleibt sen und dem der Marktteilnehmer, die wir überwachen sollen, dumm.“ Seit den fragefreudi- wird von Jahr zu Jahr größer.“ Mit 1.700 Mitarbeitern beaufsichtigte gen 70er-Jahren klingt dieser er damals 2.000 Banken, 600 Versicherungen, 700 Finanzdienst- Titelsong der Sesamstraße leister und rund 6.000 Fonds. Man mag mit Fug und Recht fragen, durch die Wohnzimmer der wo denn dann wohl Aufsichtsräte geschnitzt werden, die noch Republik. Unsere Kinder und mehr Fachkompetenz mitbringen als die Profis der Bankenauf- auch wir selbst haben es tau- sicht. Wer so diskutiert, geht schließlich in die Irre. sendfach gehört. Wer nicht fragt, bleibt dumm. Wer nicht Wir müssen uns im internationalen Vergleich fragt, wird auch nichts verän- nicht verstecken. dern, keinen Einfluss nehmen, letztlich auch keine Kontrolle An dieser Stelle müssen wir uns deshalb noch einmal die klassi- ausüben. Denn der Antworten- schen Funktionstrennungen vor Augen führen. Denn der Auf- de muss ja sich und seine Sa- sichtsrat ist nicht die bessere Geschäftsführung, er ist nicht der Hans Pfeifer che erklären. Das gilt nicht nur bessere Abschlussprüfer, er ist nicht die bessere Bankenaufsicht. im Kinderzimmer, sondern überall auf der Welt. Nicht zuletzt gilt Und er darf auch in keine dieser Rollen gedrängt werden. Nach wie es immer dort, wo Kenntnisse nicht gleichmäßig verteilt sind und vor gibt es auch kein gesamtverantwortliches Board nach angel- Menschen sich gleichwohl auf Augenhöhe begegnen sollen. In sächsischem Muster, das wir auch nicht anstreben sollten: Es wird verschärftem Maße gilt es dort, wo ein Teil von ihnen Spezial- aktuell von der „Group of 30“ unter Leitung des ehemaligen EZB- kenntnisse hat und beaufsichtigt werden soll und muss, der ande- Chefs Jean-Claude Trichet zutreffend kritisiert, weil es die Unab- re Teil aber beaufsichtigen soll und nur über Übersichtskenntnisse hängigkeit der Kontrolle nicht hinreichend sicherstellt. Vor diesem verfügen kann. Hintergrund wird deutlich, dass wir uns im internationalen Ver- Damit sind wir mitten im Thema, nämlich bei der Qualifikation gleich durchaus nicht verstecken müssen. von Aufsichtsräten. In eine breitere öffentliche Wahrnehmung und Gesetzgeber und Aufsicht in Deutschland haben indes nach mei- damit in den Fokus des Gesetzgebers trat dieses Thema mit der Fi- ner Ansicht Möglichkeiten und Grenzen der Betätigung eines nanzmarktkrise. Ein erstauntes Publikum rieb sich die Augen: Wie Bankaufsichtsrates bisher weitgehend zutreffend eingeschätzt. So konnte es sein, dass Bankvorstände himmelschreiende Risiken mit hebt der Gesetzgeber im Kreditwesengesetz auf die Sachkunde atemberaubenden Konstruktionen eingegangen waren, ohne von und die Zuverlässigkeit des Aufsichtsratsmitglieds ab. Im aktuellen ihren Aufsichtsräten hinterfragt zu werden? Diskussionsentwurf zum CRD IV-Umsetzungsgesetz ist ihm auch Die Antwort war schnell bei der Hand: Bei den infrage stehenden die ausreichende Zeit wichtig, die einem Aufsichtsrat für seine Tä- komplexen Geschäften durfte man bei vielen Aufsichtsratsmitglie- tigkeit im Ganzen sowie ganz operativ für die „Erörterung von Stra- dern kaum davon ausgehen, dass sie diese aus eigener Fachkom- tegien, Risiken und Vergütungssystemen für Geschäftsleiter und petenz durchschauen konnten. Untersuchungen wie die von Ha- Mitarbeiter“ zur Verfügung stehen. Mit der Frage nach der zur Ver- rald Hau und Marcel Thum bestärkten diese Einschätzung. Sie fügung stehenden Zeit kann die Diskussion um die Qualität der schrieben im CESifo Working Paper No. 2640: Aufsichtsratsarbeit aus meiner Sicht durchaus eine neue Stufe er- „We examine evidence for a systematic underperformance of reichen, die ich als sehr sinnvoll ansehe und die mit den bisheri- Germany’s state-owned banks in the current financial crisis and gen Kriterien der Zuverlässigkeit und Sachkunde so nicht zu errei- study if the bank losses can be traced to the quality of bank gover- chen ist. Gleichwohl müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass nance. For this purpose, we examine the biographical background sich das Kriterium der ausreichenden Zeit einer objektiven Über- of 593 supervisory board members in the 29 largest banks and find prüfbarkeit entziehen dürfte, da niemand Stechuhren für Auf- a pronounced difference in the finance and management experi- sichtsräte fordern wird. Über das Ziel hinaus geht der aktuelle Dis- ence of board representatives across private and state-owned kussionsentwurf, wenn er bindende Regelungen zur Corporate banks. Measures of “boardroom competence” are then related di- Governance dergestalt einführen will, dass er konkret in die Zu- rectly to the magnitude of bank losses in the recent financial crisis. sammensetzung der Ausschüsse eingreifen will. So heißt es im Our data confirms that supervisory board (in-)competence in fi- Entwurf: „Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses muss über nance is related to losses in the financial crisis. Improved bank Sachverstand auf den Gebieten Rechnungslegung und Abschluss- governance is therefore a suitable policy objective to reduce bank prüfung verfügen“. Das mag für große Banken angemessen sein. fragility.“ Die Qualität eines ehrenamtlichen Aufsichtsrates einer Volksbank Dabei wissen die Autoren durchaus, dass sie eine Korrelation ge- oder Raiffeisenbank bildet sich anders ab, wie ich weiter unten er- funden haben, keinen Beweis. Einen monokausalen Zusammen- läutern werde. Vielleicht ist aber die Tatsache, dass dieser Entwurf hang wird man nicht annehmen dürfen. Einen ernüchternden vom 21. März mit einer Frist zur Stellungnahme bis zum 2. April > 12 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012
Hintergrund & Analyse > versehen ein Hinweis darauf war, dass manches noch mit heißer den Anpassung der Prüfungsberichtsverordnung – im Rahmen der Nadel gestrickt ist, zumal die CRD IV auf EU-Ebene noch gar nicht Abschlussprüfungen von Kredit- und Finanzdienstleistungsinsti- verabschiedet ist. tuten zukünftig über alle Organkredite an Aufsichts- beziehungs- weise Verwaltungsratsmitglieder des betreffenden Instituts, die Deutschland liebt Bildungsdiskussionen. wegen eines möglichen Interessenkonflikts vom Jahresabschluss- prüfer als „anmerkungsbedürftig“ eingestuft werden, ohne Be- Aufschlussreich zu den Kriterien der Zuverlässigkeit und Sachkun- rücksichtigung einer Wesentlichkeitsschwelle zu berichten ist. Da- de ist zum geltenden Stand der Blick in das Merkblatt der Bundes- durch soll sichergestellt werden, dass alle im Zusammenhang mit anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über die Kontrol- einer Kreditvergabe an Aufsichts- und Verwaltungsratsmitgliedern le von Mitgliedern von Verwaltungs- und Aufsichtsorganen. Zur stehenden Interessenkonflikte in den Prüfungsberichten Erwäh- Beurteilung der Zuverlässigkeit verlangt die BaFin insbesondere, nung finden. Ganz anders verhält es sich mit der zweiten Anforde- dass keine Interessenkonflikte zwischen Aufsichtstätigkeit und rung an Aufsichtsräte: der Sachkunde. wirtschaftlicher Tätigkeit des Aufsichtsratsmitglieds vorhanden Deutschland liebt Bildungsdiskussionen. PISA lässt grüßen. Da sein dürfen. „Dies gilt insbesondere, soweit das Mitglied – oder das kann man prima streiten und unterschiedliche Ansichten austo- Unternehmen, für das es tätig ist – ausfallgefährdeter Kreditneh- ben. Auf dieses Feld einer tatsächlichen Sachkundeprüfung woll- mer des zu überwachenden Unternehmens ist“, schreibt dieBaFin. ten sich Gesetzgeber und Aufsicht vielleicht schon aus diesem So weit, so klar, so unspektakulär. In der Umsetzung hätte das be- Grund offenkundig nicht begeben. Für alle bestehenden Aufsichts- deutet, dass eine Bank keine Kreditnehmer mit akut ausfallgefähr- ratsmandate definiert der Gesetzgeber deshalb, dass Sachkunde deten Krediten in den Aufsichtsrat berufen darf. Denn eine Über- vorhanden ist. Zwar könnte man mit gleicher Überzeugungskraft prüfung sollte es ja nur bei der Berufung geben, nicht etwa laufend. festlegen, dass allein der Besuch des Gymnasiums die Verleihung Durch die Anordnung entsprechender Prüfungsschwerpunkte zu des Abiturs rechtfertigt und allein die Anfertigung der Dissertation allen Organkrediten war diese Selbstbeschränkung aber bereits das Tragen des Doktortitels erlaubt. Die Gegenbeweise der jüngs- ausgehebelt. Wobei zu beachten ist, dass das Handeln der Aufsicht ten Vergangenheit stehen uns noch lebhaft vor Augen – doch sei es sich auf einen Parameter beschränkt, der leichterhand im Rahmen drum. Aber selbst für neue Mandatsträger will man eine Sachkun- der Abschlussprüfung zu prüfen ist. Mit Schreiben vom 15.12.2011 deprüfung nicht, sondern man stellt sogenannte „Regelvermutun- an das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland weist die Ba- gen“ auf: „Aufsichts- oder Verwaltungsorganmitglieder können Fin nunmehr darauf hin, dass – vorbehaltlich einer entsprechen- bereits durch Tätigkeiten […] in derselben Branche über die erforder- > Anzeige 5.6.2012 Hamburg 24.5.2012 Bremen 22.5.2012 31.5.2012 Magdeburg Hannover 20./21.6.2012 Münster 12.6.2012 Bonn Das ganze bank21 im Web … jetzt erleben! Die Zukunft braucht innovative Entwicklungen und engen fachlichen Austausch: Erleben Sie das ganze bank21 im Web, lassen Sie sich von Experten informieren und diskutieren Sie die Chancen mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Region – auf dem GAD Treffpunkt 2012 in Ihrer Nähe! Direkt vor Ort können Sie Fachwissen und Erfahrungen mitnehmen und lernen viele weitere zukunftsweisende Lösungen der GAD-Unternehmensgruppe und ihrer Partner kennen. Sprechen Sie mit Experten, Kollegen und uns über die Chancen von morgen – direkt in Ihrer Region zwischen dem 22.05. und 21.06.2012. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. geno kom 2012 QR-Code mit dem Handy fotografieren und direkt zu mehr Informationen auf www.gad-treffpunkt.de gelangen.
Hintergrund & Analyse > liche Sachkunde verfügen. […] Eine Tätigkeit in anderen Branchen, 2. Um eine Überfrachtung der Sitzungen mit zu vielen Themen zu in der öffentlichen Verwaltung oder aufgrund von politischen Man- vermeiden, ist einer höheren Anzahl von Sitzungen der Vor- daten [sic!] kann die erforderliche Sachkunde begründen, wenn sie rang zu geben. Eine satzungsmäßig gefasste Frequenz von min- maßgeblich auf wirtschaftliche und rechtliche Fragestellungen aus- destens vier Sitzungen dürfte in der Regel nicht ausreichen, da gerichtet […] war“, schreibt die BaFin und ergänzt, dies gelte auch quartalsweise unter anderem das MaRisk-Reporting zu behan- für Bürgermeister, Landräte und Kämmerer. Wer sich die damalige deln ist. Eine Taktung von sechs bis acht Sitzungen (alle sechs Aufsichtsratszusammensetzung der besonders schwer in der Fi- bis acht Wochen) kann als Orientierungsmaßstab dienen. nanzmarktkrise beschädigten Banken ansieht, erkennt: Diese Auf- Eine langfristige Planung der Sitzungstermine (im Rahmen ei- sichtsratsmitglieder hätten wohl allesamt keine Schwierigkeiten, ner Jahresplanung) erleichtert die Disposition aller Sitzungs- nach diesen neuen „strengeren“ Kriterien wieder in den Aufsichts- beteiligten. rat einer Bank berufen zu werden. Das Schwert der Sachkunde ist Bei besonderen Sachverhalten (zum Beispiel sich abzeichnen- recht stumpf. Es ist letztlich auch kaum handhabbar und vielleicht den wesentlichen Entwicklungen) sind anlassbezogene zusätz- eher als Einstieg in eine Diskussion um fachliche Anforderungen zu liche Sitzungen geboten. verstehen. Einstweilen muss man in der öffentlichen Diskussion auch vorsichtig damit umgehen, um keine falschen Erwartungen zu 3. Von Bedeutung ist ferner ein effektives Zeitmanagement. Die wecken. Das hieße, der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen. Dauer der Sitzungen sollte, da sie in der Regel spätnachmittags oder abends abgehalten werden, circa zweieinhalb bis drei Fragefreudige Aufsichtsratsmitglieder im Stunden nicht überschreiten und zugleich genügend Zeit für Dialog mit den Vorständen alle Tagesordnungspunkte vorsehen. Die Kriterien der Zuverlässigkeit und Sachkunde fragen unabhän- 4. Zur Vorbereitung auf die Sitzungen kann es, je nach Tagesord- gig von ihrer konkreten Ausgestaltung nach der personellen Zu- nung, geboten sein, vorab – gegebenenfalls standardisiert – sammensetzung der Aufsichtsräte. Die tatsächliche Arbeit des komprimiert Reportings, Beschlussvorlagen und Voten (bei Aufsichtsrats betrachtet sie höchstens randständig. Mit dem neu- Krediten möglicherweise zusammengefasst) zur Verfügung zu en Kriterium des Zeitbudgets für die Beschäftigung mit den Inhal- stellen. Diese sollten Erläuterungen und alle relevanten Ent- ten der Überwachungsaufgabe kommen wir dieser Sphäre nun scheidungsgrundlagen beinhalten. Die Information sollte näher. Letztlich muss es darum gehen, wache, fragefreudige Auf- rechtzeitig erfolgen; dies kann als Papierdokument, aber auch sichtsratsmitglieder in einem aktiven Dialog mit den Vorständen über eine IT-Plattform in einem geschützten Bereich unter Si- zu halten. Das ist insbesondere die Lehre, die aus den desaströsen cherstellung der Vertraulichkeit geschehen. Die Aufsichtsrats- Ereignissen der Finanzmarktkrise in anderen Säulen der Branche mitglieder werden hierdurch in die Lage versetzt, sowohl im zu ziehen ist. Es genügt eben nicht, dass Sachkunde nachgewiesen Vorfeld Verständnisfragen als auch während der Sitzung kon- wird. Ein sachkundiges Aufsichtsratsmitglied, das sich die Blöße krete Nachfragen zu stellen. einer Frage nicht geben will, nimmt seine Aufgabe nicht wahr. In den damals betroffenen Aufsichtsräten waren sehr wohl auch 5. Es obliegt dem Sitzungsleiter, für einen konstruktiven Ent- nach heutigem Ermessen sehr sachkundige Mitglieder. Wenn aber scheidungsfindungsprozess auf Basis sachlich-kritischer Dis- der Charakter der Sitzungen so war, dass Fragen nach den äußerst tanz (kritisches Vertrauen) zu sorgen. komplexen Finanzinstrumenten sich negativ auf die Reputation des Fragers ausgewirkt hätten, war die Sitzungskultur untauglich. 6. Bei Ausschüssen ist eine regelmäßige Berichterstattung an den Vielleicht können die zunächst einfach und manchem hemdsär- Gesamtaufsichtsrat erforderlich. melig klingenden Hinweise zur Sitzungskultur, die erfolgreiche genossenschaftliche Aufsichtsräte aus ihrer Arbeit ableiten, Ori- Der Jahresbericht 2010 der BaFin verzeichnet für Genossen- entierung geben – auch für Mitglieder, die ein Aufsichtsratsman- schaftsbanken neun Abberufungsverlangen. Sie stehen bei über dat anstreben: 1.000 Genossenschaftsbanken vielen hundert Neuberufungen in jedem Jahr gegenüber. Im Verhältnis zur Anzahl der Institute und 1. Der Turnus, in dem die Sitzungen stattfinden, wird von verschie- der zu besetzenden Mandate betrifft uns das Thema Abberufung denen Determinanten beeinflusst. Insbesondere sind dies die von Aufsichtsräten damit deutlich unterdurchschnittlich. Aus Art, der Umfang und die Komplexität sowie der Risikogehalt der Überzeugung widmen wir uns der Frage der Qualität der Auf- von der Bank betriebenen Geschäfte beziehungsweise sonstige sichtsratsarbeit und streiten zugleich – auch mit Blick auf Verbes- institutsspezifische Besonderheiten. serungserfordernisse im Entwurf zum CRD IV-Umsetzungsgesetz Hierbei ist zu berücksichtigen, ob der Aufsichtsrat Teilgebiete in – gemeinsam mit dem BVR als Federführer für ein lebendiges Eh- Ausschüsse delegiert hat. Grundsätzlich empfiehlt es sich, Aus- renamt. Dazu gehören auch unsere Weiterbildungsangebote für schüsse (mit Entscheidungsfunktion) einzurichten, um den Ge- Aufsichtsräte, die wir gemeinsam in der Verbändekooperation samtaufsichtsrat zu entlasten; hierbei können auch besondere entwickeln. Unsere Sitzungskultur und die Fragefreudigkeit unse- Kenntnisse einzelner Aufsichtsräte genutzt werden. Eine Ver- rer Aufsichtsräte wollen wir so miteinander weiterhin stärken, pflichtung zur Ausschussbildung, wie es der Entwurf des CRD denn: „ … wer nicht fragt, bleibt dumm!“ IV-Umsetzungsgesetzes für Aufsichtsorgane mit mehr als fünf Mitgliedern vorsieht (ansonsten Befreiung nur auf Antrag), darf es für Institute mit überschaubaren Strukturen und Geschäfts- Erstabdruck in: modellen aber nicht geben. Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Mai 2012 14 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012
Hintergrund & Analyse „Es war richtig und wichtig“ Die Volksbank Grevenbrück hat die technikbasierte Beratung mit bank21 eingeführt – eine Bilanz. Grevenbrück. Wie binde ich junge Kun- verändert sich die Stimmung? Und wie fange ich als Berater die den an meine Bank? Wie berate ich Kun- veränderte Stimmung auf? den richtig, die gerade ihre Ausbildung be- Natürlich galt es, die Technik kennenzulernen. An praktischen endet haben? Wie positioniere ich mich Beispielen wurde erläutert, wie wichtig es sei, dass der Berater gerade für diese Zielgruppe als verlässli- dem Programm gedanklich einen Schritt voraus ist. Er müsse ge- cher und nachhaltiger Ansprechpartner? nau wissen, welche Themen auf den jeweiligen Folgeseiten be- Auf diese Fragen wollte die Volksbank Gre- sprochen werden, um geschickt darauf überleiten zu können. Un- venbrück Antworten finden. Klar war, dass terstützt durch eine Trainingsunterlage wurden demnach es nicht ausreicht, alleine auf die Wünsche gemeinsam mit den Teilnehmern Übungsfälle erarbeitet, um so – Egon Mester der jungen Zielgruppe einzugehen und so angelehnt an einen Beratungsablauf – das Handling des Bera- deren Sparfähigkeit und Sparwillen zur tungsprogramms einzuüben. Ergänzend zur Bedarfsanalyse hatte kurzfristigen Wunscherfüllung zu wecken. Vor allen Dingen gilt sich die Bank dazu entschieden, auch die Vorsorgeanalyse als Be- es, auch einen Blick in die Zukunft zu werfen und das Thema Ab- ratungstool für Vorsorgegespräche einzuführen. Dann folgte ein sicherung zu thematisieren oder den Blick auf Möglichkeiten der dreitägiges Trainingsprogramm. Die vertrieblichen Einsatzmög- Intensivierung staatlicher Prämien zu schärfen – zum Beispiel für lichkeiten der Beratungsprogramme wurden intensiv besprochen die Riester-Rente. Bislang hat die Volksbank Grevenbrück derarti- und in Trainingssequenzen direkt am Computer durchgespielt. ge Beratungen mit Hilfe eines Finanzplanbogens geführt. Die Er- Die Berater bekamen so ein konkretes Bild davon, wie sie die tech- gebnisse dieses Bogens wurden im Nachhinein zentral erfasst. nische Unterstützung der Programme für ihre Beratungen nutzen Hier sollte angesetzt werden – durch die Nutzung der bank21 Be- können. Jeder Berater führte zudem mehrere Trainingsgespräche: darfsanalyse und unterstützt durch Trainer der Rheinisch-Westfä- zunächst zu kurzen Gesprächssequenzen, abschließend auch als lischen Genossenschaftsakademie (RWGA). komplette Beratung mit PC-Unterstützung. „Uns war es sehr wichtig, die Mitarbeiter von Beginn an in den In einem abschließenden Echtkundengespräch setzte jeder Bera- Prozess einzubinden“, beschreibt Egon Mester, Leiter der Privat- ter das Gelernte praktisch um und erhielt ein individuelles Feed- kundenbank, den Kick-off des Projektes. Gemeinsam mit einem back für die Optimierung seines Beratungsverhaltens. „Der Ein- RWGA-Trainer stellte er daher die geplante Maßnahme und die satz der technikbasierten Beratung, unterstützt durch ein Training jeweiligen Schritte im Rahmen einer Abendveranstaltung vor. der RWGA, hat sich als richtiger und wichtiger Schritt für unsere Schon hier wurde das große Interesse der Berater deutlich. Der Bank erwiesen“, so Egon Mester. erste Trainingstag galt der Beziehung von Kunde und Berater. Wie verändert sich die Beratungssituation, wenn ich die Technik in Andreas Kaufmann, das Beratungsgespräch integriere? Wie reagiert der Kunde? Wie Trainer der RWGA Anzeige Bekanntmachung zur Wahl der Vertreterversammlung Die vom Wahlausschuss unserer Bank aufgestellte Wahlliste zur Vertreterversammlung liegt zusammen mit der Wahlordnung ab dem 30. April 2012 für die Dauer von zwei Wochen in allen Geschäftsstellen unserer Bank während der üblichen Geschäfts- zeiten zur Einsicht für die Mitglieder aus. Diese Wahlliste enthält den Namen der Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zu unserer Vertreterversammlung einschließlich der Ersatzvertreter. Weitere Listen können von den Mitgliedern gemäß § 4 der Wahlordnung an den Wahlausschuss eingereicht werden, und zwar innerhalb von zwei Wochen nach Ablauf der Auslegefrist. Die Auslegefrist endet am 14. Mai 2012. Diese Listen müssen von min- destens 150 Mitgliedern unterzeichnet sein. Eine Liste kann nur berücksichtigt werden, wenn sie die in der Satzung genannten Voraussetzungen erfüllt, insbesondere die erforderliche Anzahl von wählbaren Vertretern und Ersatzvertretern enthält. Sollten keine weiteren Listen eingehen, so findet die Wahl über die vom Wahlausschuss aufgestellte Liste am 14. Juni 2012 in allen Geschäftsstellen während der üblichen Öffnungszeiten statt. Grevenbroich, den 20. März 2012 Raiffeisenbank Grevenbroich eG Der Wahlausschuss
Hintergrund & Analyse Kein Ende der Regulierung in Sicht Basel III: Nachgefragt bei Michael Neuhaus (RWGV) zum aktuellen Stand in Brüssel, London und Berlin Wie ist der Stand Interessen der Kreditgenossenschaften mit Michael Neuhaus: Wir kämpfen unverän- der Umsetzung Blick auf Basel III bislang vertreten können? dert dafür, dass die Vorsorgereserven ge- von Basel III in mäß § 340f HGB als Ergänzungskapital an- nationales Recht? Michael Neuhaus: An erster Stelle ist hier erkannt werden. Hier blicken wir bereits auf die Anerkennung von Geschäftsguthaben einen ersten Zwischenerfolg zurück. Die Michael Neuhaus: als hartes Kernkapital zu nennen. Diese dänische EU-Ratspräsidentschaft hat einen Die Baseler Rah- Regelung ist für die Kreditgenossenschaf- Kompromiss ins Spiel gebracht, demzufolge menwerke wur- ten von entscheidender Bedeutung. Aller- die Anrechnung der Vorsorgereserven als den bereits in dings mussten wir dafür eine flächende- Ergänzungskapital während der Übergangs- 2010 verabschie- ckende Änderung der Satzungen in Kauf phase nur sukzessive auslaufen sollen. Das det, haben aber nehmen. Ferner sieht es gut aus, dass Kre- ist aber noch nicht das Ende der Verhand- Michael Neuhaus mit Ausnahme in- dite an den Mittelstand mit geringerem Ri- lungen und aus unserer Sicht auch noch ternational tätiger Großbanken in Europa sikogewicht in die Eigenmittelanforderun- nicht ausreichend. Wir müssen uns außer- und Deutschland keine unmittelbare gen eingehen und somit per saldo nicht dem dafür stark machen, dass die von uns Rechtswirkung. Die EU-Kommission hat höher belastet werden als vor Basel III. durchgesetzten Öffnungsklauseln für Liqui- zur Umsetzung von Basel III am 20. Juli ditäts-Waiver und für den Nichtabzug von 2011 zwei Umsetzungsentwürfe veröffent- Und das Thema Liquidität? Verbundbeteiligungen auch in der End- licht. Einen Verordnungsentwurf (Capital fassung der EU-Verordnung (CRR) beibe- Requirements Regulation; CRR) und eine Michael Neuhaus: Das Thema Liquidität halten und vor allem auch vom deutschen Richtlinie (Capital Requirements Directive; haben wir als einer der Ersten als beson- Gesetzgeber unter akzeptablen Bedingun- CRD IV). Die Verordnung hätte mit ihrer ders brisantes Thema platziert, was letzt- gen angewandt werden. Eine weitere Bau- Verabschiedung unmittelbare Rechtswir- lich in einer bundesweiten Datenerhebung stelle ist die Definition der Kennziffer kung in Deutschland, die geänderte Richtli- unter Einbeziehung aller genossenschaftli- Liquidity Coverage Ratio. Hier arbeiten wir nie muss dann noch in nationales Recht chen Prüfungsverbände und des BVRs ge- – wenn nötig, auch während der Beobach- umgesetzt werden. So zum Beispiel im Kre- mündet ist. Inzwischen äußern auch Ver- tungsphase bis Ende 2014 – auf Verbesse- ditwesengesetz und in den Mindestanfor- treter der Bankenaufsicht, dass dieses rungen hin. Insbesondere muss die Defini- derungen an das Risikomanagement (Ma- Thema im Vergleich zu den Eigenkapi- tion der liquiden Aktiva weiter gefasst Risk). Derzeit laufen intensive Diskussionen talanforderungen vielfach unterschätzt werden, sonst sind unsere Banken gezwun- im EU-Ministerrat und im EU-Parlament. würde. Die Ergebnisse der in Europa wohl gen, künftig das Risiko einer Konzentration Das Parlament hat hierbei zum Beispiel einmaligen so umfassenden Analyse zur in Staatsanleihen einzugehen. mehr als 2000 von Parlamentariern einge- Kennziffer Liquidity Coverage Ratio (LCR) brachte Änderungsanträge zu bearbeiten. wurden Bankenaufsicht und Bundesfi- Womit müssen die Genossenschaftsbanken Hierin sind auch die Anträge enthalten, die nanzministerium auch zur Fundierung der in den kommenden Monaten aus Brüssel wir als genossenschaftliche Organisation weiteren Diskussionen in Brüssel und Lon- und Berlin rechnen? über verschiedene Kontakte einbringen don zur Verfügung gestellt. konnten. Vieles steht aber noch unter dem Zufrieden dürfen wir auch mit einzelnen Michael Neuhaus: Bei vielen wichtigen Vorbehalt der Verhandlungen auf EU-Ebene. Öffnungsklauseln im CRR-Entwurf sein. Fragen haben die Verhandlungen zur Um- Diese sind für den Nicht-Abzug von Ver- setzung von Basel III in europäisches bezie- Trotzdem macht aber schon jetzt ein erster bundbeteiligungen beim Eigenkapital so- hungsweise in nationales Recht noch gar Referentenentwurf die Runde … wie für einen so- genannten Liquiditäts- nicht richtig begonnen. Viel hängt für unse- Waiver vorgesehen. re Banken davon ab, wie der deutsche Ge- Michael Neuhaus: Ja, das Bundesfinanz- Gerne nenne ich an dieser Stelle ein weite- setzgeber die in Brüssel noch endgültig zu ministerium hat trotz noch nicht abge- res Beispiel erfolgreicher Interessenvertre- beschließenden Regelungen insbesondere schlossener Verhandlungen auf EU-Ebene tung: Wir haben gemeinsam mit anderen aus der Richtlinie CRD IV umsetzt. Hier Ende März 2012 den Spitzenverbänden der darauf hingewirkt, dass europäische Vor- zeichnen sich beispielsweise neue Anforde- Kreditwirtschaft einen ersten Referenten- gaben des Financial Reporting (FINREP) rungen an Aufsichtsgremien ab, die teilweise entwurf eines „CRD IV-Umsetzungsgeset- im Meldewesen nur auf solche Banken an- sogar die Arbeitsweise von Ausschüssen re- zes“ zugeleitet. Die BaFin hat zudem Ende gewendet werden soll, die einen Konzern- geln. Auch bei der Auswahl der Mitglieder April 2012 einen Konsultationsentwurf der abschluss nach den internationalen IFRS- von Aufsichtsgremien müssen wir mit Vorga- geänderten MaRisk veröffentlicht. Regeln aufstellen. ben rechnen. Wir begleiten überdies die Umsetzung der von der European Banking Mit welchem Erfolg haben der RWGV und die Was steht auf der Prioritätenliste der Inter- Authority (EBA) beschlossenen Leitlinie „In- anderen genossenschaftlichen Verbände die essenvertretung ganz oben? ternal Governance" im Kreditwesengesetz > 16 GENOSSENSCHAFTSBLATT 2 | 2012
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