Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 - Jahresplanung des IAB - Institut für Arbeitsmarkt ...
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Inhaltsverzeichnis Neue Impulse für Forschung und Beratung .................................................................... 3 Fokusthemen ........................................................................................................................................6 Schwerpunkt A: „Gesamtwirtschaft und Institutionen“ ............................................. 17 Forschungsbereich A1 „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“ .................................... 18 Forschungsbereich A2 „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ ..................... 22 Forschungsgruppe „Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“ ........................................ 25 Schwerpunkt B: „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung“ ............... 28 Forschungsbereich B1 „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“................................................................................................................. 29 Forschungsbereich B2 „Regionale Arbeitsmärkte“ ................................................................. 34 Regionales Forschungsnetz ........................................................................................................... 38 Schwerpunkt C: „Arbeitsmarktpolitik“ ........................................................................... 42 Forschungsbereich C1 „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ ...................................... 43 Forschungsbereich C2 „Grundsicherung und Aktivierung“ ................................................. 47 Schwerpunkt D: „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“ .............................................. 49 Forschungsbereich D1 „Betriebe und Beschäftigung“ .......................................................... 50 Forschungsbereich D2 „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“ ........................... 53 Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ ....................................................................... 56 Schwerpunkt E: „Lebenschancen und soziale Ungleichheit“ ...................................... 59 Forschungsbereich E2 „Erwerbslosigkeit und Teilhabe“........................................................ 60 Forschungsbereich E3 „Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“................................. 64 Schwerpunkt F: „Methoden und Daten“ ........................................................................ 67 Kompetenzzentrum Empirische Methoden .............................................................................. 68 Forschungsdatenzentrum .............................................................................................................. 71 Institutsleitung, Forschungsgruppe des Direktors und Stabsstellen ........................ 74 Institutsleitung und Forschungsgruppe des Direktors .......................................................... 75 Stabsstelle Forschungskoordination ........................................................................................... 79 Stabsstelle Presse ............................................................................................................................. 82 Wissenschaftsmanagement und Geschäftsbereiche .................................................... 84 Wissenschaftsmanagement........................................................................................................... 85 Personal, Qualifizierung und Infrastruktur .............................................................................. 87 Finanzen und Planung .................................................................................................................... 90 Wissenschaftliche Medien und Kommunikationsstrategie .................................................. 92 Daten und IT-Management........................................................................................................... 94 Wissenschaftliche Fachinformation und Bibliothek .............................................................. 97 Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 2
Neue Impulse für Forschung und Beratung Die hervorragende Lage am deutschen Arbeitsmarkt fungiert als Stabilitätsanker in Zeiten, in denen vieles, was bislang als selbstverständlich galt, gefährdet erscheint. Der Brexit und die damit einhergehenden Folgen für den europäischen Binnenmarkt, sowie politische Spannungen, beispielsweise ausgelöst durch die Fluchtmigration, setzen Grundpfeiler der Europäischen Union aufs Spiel. Forschung kann und muss zur Ver- sachlichung der Debatten beitragen. Wie in kaum einem anderen Politikfeld werden rationale Entscheidungen am Arbeitsmarkt durch evidenzbasierte Beratungen unter- stützt. Dazu leistet das IAB weiterhin seinen Beitrag. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist das IAB bestrebt, Forschung auf qualitativ höchstem Niveau und zielgruppengerechte Politikberatung miteinander zu verbinden. Die empirisch und theoretisch fundierte Forschung des IAB beruht auf einer breiten und gesicherten Datengrundlage und wendet Methoden nach internationalen Stan- dards an. Die Evaluation durch den Wissenschaftsrat im kommenden Jahr nehmen wir zum Anlass, interne Strukturen auf den Prüfstand zu stellen, uns mit unseren Strate- gien auseinanderzusetzen und wichtige Zukunftsthemen für die Forschung zu reflek- tieren. Unter Federführung der Stabsstelle Forschungskoordination wurde eine Ar- beitsgruppe eingerichtet, die aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Be- reiche des Instituts besteht. Die Evaluation durch den Wissenschaftsrat wird dabei als eine institutsweite Aufgabe wahrgenommen, an der alle Bereiche intensiv mitarbeiten. Darüber hinaus wurden im Vorfeld beispielsweise durch die Ernennung eines Beauf- tragten für wissenschaftliche Qualitätssicherung die Anstrengungen zur kontinuierli- chen Verbesserung unserer Arbeit weiter auch institutionell abgesichert. Auch in den nächsten Jahren werden wir den Wandel der Arbeits- und Berufswelt un- tersuchen. Aus Sicht der Arbeitsmarktforschung sind die tiefgreifenden Veränderungen durch digitale Technologien und deren Herausforderungen für Institutionen, Wirt- schaft und Gesellschaft von herausragender Bedeutung. Weitere bedeutsame Trieb- kräfte des Wandels sind die demografischen Trends wie Alterung und Schrumpfung der heimischen Bevölkerung und zugleich die Einwanderungsbewegung, die sich nicht nur auf die Fluchtmigration beschränkt. All dies bedeutet eine Zunahme des Anpas- sungsbedarfs am Arbeitsmarkt. Um die Grundlagen dafür zu schaffen, den Wandel zu gestalten, bedarf es einer Forschung zu Bildungschancen und Fachkräftesicherung ebenso wie zu Teilhabe und Arbeitsmarktintegration, zu Lohnentwicklung und Lohn- struktur, zur Lösung verfestigter Arbeitslosigkeit, zu den zukünftigen Qualifikations- bedarfen und zu den Wirkungen arbeitsmarktpolitischer Instrumente – um nur einen Teil der Themen zu nennen, mit denen sich die Forschung am IAB beschäftigt. In den letzten Jahren hat sich die Sichtbarkeit des Instituts sowohl in der Wissenschaft als auch in der Fachöffentlichkeit deutlich erhöht. Unsere Politikberatung richtet sich im Rahmen des gesetzlichen Auftrags zum einen an die Zentrale der Bundesagentur für Arbeit, deren Selbstverwaltung sowie die dezentralen Organisationseinheiten Re- Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 3
gionaldirektionen, Arbeitsagenturen und Jobcenter. Zum anderen ist in der Grundsi- cherungsforschung und -beratung das Bundesministerium für Arbeit und Soziales un- ser wichtigster Adressat. Die vier Fokusthemen „Migration und Integration“, „Arbeit in der digitalisierten Welt“, „Langzeitleistungsbezug“ und „Qualität der Beschäftigung“ reflektieren sowohl die wissenschaftliche Debatte als auch die Diskussionen in Medien und der Fachöffent- lichkeit. Sie werden daher auch 2018 fortgeführt. In allen vier Feldern ist die Wissen- schaft gefragt, weitere Daten und Erkenntnisse zu liefern sowie Zusammenhänge zu verdeutlichen, um die Politik fundiert zu beraten. Im Bereich der Migration und Integration ist danach zu fragen, wie Geflüchtete er- folgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden können und inwieweit Zuwanderung den demografischen Wandel beeinflussen kann. Zu diesem Themenkomplex kann das IAB auf Basis verschiedener Datensätze in den nächsten Jahren Erkenntnisse liefern, die für Politik und Verwaltung von hoher Bedeutung sind. Bei der Digitalisierung stellt sich die Frage, welche konkreten Auswirkungen diese auf den Arbeitsmarkt und seine Strukturen hat. Auch der Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbe- zug gestaltet sich weiterhin schwierig. Daher ist es notwendig zu betrachten, welche Faktoren zur Verfestigung beitragen und unter welchen Bedingungen ein Ausstieg dennoch gelingen kann. Die Qualität der Beschäftigung ist auf unterschiedlichen Ebe- nen von Bedeutung. Welche Merkmale eines Jobs beeinflussen die Beschäftigungsauf- nahme, welche Rolle spielen Tarifverträge für die Lohnfindung und wie verändern sich Arbeitsplätze? Die Forschung zu den Fokusthemen wird in bereichsübergreifenden Ar- beitsgruppen gebündelt, durch die der Austausch zwischen den Forschenden im Insti- tut befördert wird. Ein veränderter Zuschnitt des Instituts trägt seit Mitte 2017 zur besseren Vernetzung der Bereiche bei. Der Schwerpunkt D umfasst nun neben dem Forschungsbereich „Be- triebe und Beschäftigung“ und der Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ auch den Forschungsbereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“. Die Forschungs- gruppe „Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt“ wurde aufgrund ihrer gesamtwirt- schaftlichen Ausrichtung dem makroökonomischen Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“ zugeordnet. Alle Maßnahmen dienen dazu, bereichsübergreifende Kooperationen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken. Darstellung des Forschungs- und Arbeitsprogramms Das vorliegende Forschungs- und Arbeitsprogramm informiert über zentrale For- schungsvorhaben, die am IAB im Jahr 2018 bearbeitet werden. Neben beitragsfinan- zierten Projekten im Rahmen der Forschung nach § 282 SGB III und Projekten der steuerfinanzierten Grundsicherung nach § 55 SGB II werden auch durch öffentliche Einrichtungen oder Institutionen der Forschungsförderung finanzierte Drittmittelpro- jekte aufgeführt. Durch Drittmittelforschung eröffnen sich dem IAB neue Forschungs- felder, es stärkt seine Rolle in der Wissenschaftslandschaft und erschließt neue Koope- rationsmöglichkeiten. Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 4
Die Darstellung der Projekte orientiert sich inhaltlich an den Forschungsschwerpunk- ten und den jeweiligen Bereichsprofilen. Zunächst werden die vier Fokusthemen de- taillierter vorgestellt, im Anschluss wird über die einzelnen Projekte und Aktivitäten des IAB im Jahr 2018 berichtet. Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 5
Fokusthemen Migration und Integration Die Integration in den Arbeitsmarkt ist generell ein wichtiger Schritt für die ökonomi- sche und gesellschaftliche Partizipation. Arbeit und das damit verbundene Einkommen befördern den Zugang zu Bildung sowie Kultur und ermöglichen die Weiterentwick- lung eigener Fähigkeiten. Von daher verbessert eine bessere Ausschöpfung der beruf- lichen Erfahrungen, Potenziale und Kompetenzen auch der ausländischen Arbeits- kräfte nicht nur deren individuelle Lebenssituation, sondern auch den sozialen Zusam- menhalt der Gesellschaft. Migrantinnen und Migranten in Deutschland sind keine homogene Gruppe, sondern unterscheiden sich in vielen Aspekten, wie z. B. dem Migrationsmotiv, der Bleibeab- sicht, dem Herkunftsland, dem Alter und den schulischen und beruflichen Vorausset- zungen. Insbesondere Geflüchtete haben einen hohen Orientierungs- und Beratungs- bedarf, da ihnen meist wichtige institutionelle Kenntnisse (z. B. zur Bedeutung der dualen Berufsausbildung) fehlen. Weitere Aufgaben für die Arbeitsvermittlung sind die Identifikation unterschiedlicher Kompetenzen und Erwerbsmotivationen sowie die An- passung von vorhandenen Qualifikationen an konkrete betriebliche Anforderungen. Der Erwerb von allgemeinen und berufsbezogenen Sprachkenntnissen ist notwendige Voraussetzung für die berufliche Integration von Geflüchteten. Deren erfolgreiche Ar- beitsmarktintegration hängt wesentlich davon ab, inwieweit es gelingt, frühzeitigen Spracherwerb, Ausbildung sowie berufsqualifizierende Maßnahmen mit einer zeitna- hen und nachhaltigen Aufnahme von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zu verbinden. Das neue Integrationsgesetz folgt dem Prinzip des „Förderns und Forderns“ und bietet bestimmten Gruppen bessere Bleibeperspektiven und einen leichteren und früheren Zugang zum Arbeitsmarkt, z. B. durch die Aussetzung der Vorrangprüfung in den meisten Agenturen für Arbeit, die Öffnung der Zeitarbeit oder den erleichterten Zu- gang zur betrieblichen Ausbildung für Geduldete. Geflüchtete, die Integrationsmaß- nahmen ablehnen oder abbrechen, erhalten weniger Leistungen nach dem Asylbewer- berleistungsgesetz. Zusätzlich zum bundesweiten Integrationsgesetz verfügen z. Z. Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen über jeweils eigene Landesintegrationsgesetze mit spezifischen Aufgaben und Zielen zur Unterstützung der Integrationsbemühungen. Die unterschiedlichen lokalen Arbeitsmarktsituationen und die administrative Umset- zung von Erlassen und Verwaltungsvorschriften beeinflussen den Integrationsprozess. Ende des Jahres 2016 lebten laut Ausländerzentralregister über 10 Millionen Personen mit ausländischer Nationalität in Deutschland. Von August 2016 bis August 2017 wuchs die ausländische Bevölkerung um rund 448.000 Personen (+4,6 %). 2016 ist die Zahl der neueingereisten Asylsuchenden mit ca. 280.000 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Im Zeitraum Januar bis August 2017 wurden ca. 150.000 Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 6
Asylanträge (inkl. Folgeanträge) gestellt, weitere rund 114.000 Anträge waren im Au- gust noch nicht entschieden. Im August 2017 waren laut Migrations-Monitor Arbeits- markt der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) in den Rechtskreisen SGB II und SGB III knapp 497.000 Drittstaaten-Angehörige im Kontext von Fluchtmigration als arbeitsuchend registriert. Dies entspricht 10,7 Prozent aller Arbeitsuchenden. Auf- grund der noch zu entscheidenden Asylverfahren werden künftig viele Personen aus dem Rechtskreis SGB III in den Bereich des SGB II wechseln. Für Migrantinnen und Migranten kommt neben der Arbeitsvermittlung insbesondere Netzwerken, persönli- chen Kontakten, sozialer Unterstützung und der Aufnahmebereitschaft der Wirtschaft eine besondere Bedeutung bei der Arbeitssuche zu. Geflüchtete stehen vor besonderen Herausforderungen: sie finden deutlich später eine erste Beschäftigung, sind häufiger überqualifiziert und verdienen durchschnittlich geringere Löhne als andere Migrantin- nen und Migranten. Laufende und zukünftige Forschung am IAB umfasst die Erhebung, den Aufbau und die Erweiterung verschiedener Datensätze für die Migrations- und Integrationsfor- schung, Analysen zum Umfang spezifischer Migrantengruppen (z. B. Neuzuwanderer, Geflüchtete) sowie Fragen zur Struktur der Zugewanderten, dem Bildungserwerb, dem Eintritt in Ausbildung und der Aufnahme einer Beschäftigung. Auf Basis der IAB- BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten wird der Zusammenhang zwischen dem Asylverfahrensstatus, der Arbeitsmarktintegration und Bildungsinvestitionen von Ge- flüchteten unter Berücksichtigung rechtlicher und institutioneller Änderungen unter- sucht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die rechtlichen und insti- tutionellen Rahmenbedingungen die Entwicklung und den Erfolg bei der Arbeits- marktintegration von Geflüchteten beeinflussen (z. B. die Aussetzung der Vorrangprü- fung). Zudem gab es bei der Jubiläumstagung „Arbeitswelten im Wandel – Herausfor- derungen für Politik und Forschung“ des IAB in Berlin ein Panel zur „Fluchtmigration“. Ein weiteres Projekt untersucht die Sichtweise der operativen Ebene der Arbeitsver- waltung und ermittelt Einschätzungen der Vermittlungsfachkräfte und Fallmanager aus beiden Rechtskreisen in einer standardisierten onlinegestützten Befragung. The- matisch geht es dabei z. B. um die Ausstattung mit notwendigen Ressourcen und um die Organisation der eigenen Arbeit. Dazu kommen Fragen zur eigenen Qualifizierung bzw. Vorbereitung auf die Arbeit mit Geflüchteten, zu Kooperationen inner- und au- ßerhalb der BA und zur Rolle des Sozialstaats und der Arbeitsverwaltung bei der Er- werbsintegration von Geflüchteten im Allgemeinen. Diese Fragen werden ergänzt durch Einschätzungen über die Eigenschaften der Geflüchteten selbst. Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 7
Tabelle 1 Migration und Integration (Fokusthema I) Bereich Thema / Projekt Seite Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“ Betriebliche Einstellungsbereitschaft gegenüber ehemaligen Flüchtlingen (IAB-Pro- A1 18 jekt 3114) Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung“ B1 Befragung von Geflüchteten (IAB-Projekt 1783) 29 Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Geflüchtete (IAB-Pro- B1 30 jekt 3311) Auswirkungen von rechtlichen Veränderungen auf die Arbeitsmarktintegration von Ge- B1 31 flüchteten (IAB-Projekt 3089) Genderspezifische Einflussfaktoren auf die Erwerbslosigkeit und den Leistungsbezug von B1 32 Migranten in Deutschland (IAB-Projekt 3353) Die regionale Dimension der Arbeitsmarktintegration von SGB-II-Empfängern mit Migra- B2 36 tionshintergrund (IAB-Projekt 3398) RFN Das deutsche Green-Card Programm 2000-2004 (IAB-Projekt 1698) 41 Schwerpunkt „Arbeitsmarktpolitik“ Begleitforschung „Kooperationsmodell zur Integration von geflüchteten Menschen“ C1 44 (IAB-Projekt 3250) Netzwerke der Integration? Eine explorative Studie zur Arbeitsmarktintegration von C2 48 Flüchtlingen (IAB-Projekt 3100) Schwerpunkt „Betriebe Qualifizierung und Berufe“ Wellcome – Wiederholungsbefragung zu jungen (Flucht-)Migranten aus Syrien (IAB-Pro- D2 53 jekt 3130) D2 Betriebliche Ausbildung junger Geflüchteter mit Duldungsstatus (IAB-Projekt 1341) 54 Schwerpunkt „Lebenschancen und soziale Ungleichheit Auswirkungen der kleinräumigen Wohnumgebung auf die Dynamik im SGB II (IAB-Pro- E3 65 jekt 3117) Aus anderen Bereichen Quantitative Befragung von Vermittlungsfachkräften zum Themenbereich Asyl und Flucht Foko 79 (IAB-Projekt 3303) Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 8
Arbeit in der digitalisierten Welt Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt sind aktuell eines der meist- diskutierten Themen in der Arbeitsmarktpolitik, in der Wissenschaft und in der Öffent- lichkeit. Die Forschungsergebnisse des IAB tragen maßgeblich dazu bei, diese Debatte zu versachlichen. So zeigen Untersuchungen des Instituts, dass Investitionen in digitale Techniken in den letzten Jahren im Durchschnitt weder zu massiven Beschäftigungs- verlusten noch zu deutlichen -gewinnen geführt haben. Allerdings zeigen sich für be- stimmte Gruppen unterschiedliche Effekte: bei hochkomplexen Expertentätigkeiten in technologieaffinen Betrieben der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), aber auch in bisher nicht-wissensintensiven Dienstleistungen ausüben, lassen sich eher Beschäftigungsgewinne finden. Tendenziell ergeben sich Verluste am ehesten bei Personen, die Helfertätigkeiten im Bereich der nicht-wissensintensiven Dienstleistun- gen ausüben. Für die Zukunft legen die Projektionen des IAB nahe, dass auch in den nächsten 15 Jahren kein massiver Beschäftigungsabbau im Zuge der digitalen Transformation be- vorstehen dürfte. Diese Befürchtungen wurden auch durch weitere Analysen relati- viert, die die Ersetzbarkeit von Tätigkeiten durch Computer und Maschinen in den Blick nahmen. Weitere wichtige Themengebiete der Arbeitsgruppe waren die regionalen Auswirkungen der Digitalisierung, die Veränderung der betrieblichen Personalpolitik und die Aus-und Weiterbildung im digitalen Zeitalter. Die Forschungsergebnisse zu diesen Themen flossen maßgeblich in die Politikberatung ein: so fand hierzu beispielsweise ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin im Bundes- kanzleramt statt. Weitere Beratungsempfänger waren u. a. das BMAS, verschiedene Bundestagsfraktionen, Landesregierungen, die OECD, Verbände sowie Selbstverwal- tung, Vorstand und die Regionaldirektionen der BA. Einem breiten Publikum wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppe auf verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt: Die Jubiläumstagung „Arbeitswelten im Wandel – Herausforderungen für Politik und For- schung“ des IAB in Berlin beinhaltete ein Panel zur Digitalisierung der Arbeitswelt, das Thema „Berufe in der digitalisierten Arbeitswelt“ wurde bei der Veranstaltung „Wissen- schaft trifft Praxis“ intensiv diskutiert. Im Jahr 2018 widmen sich die Arbeiten im Institut zum einen der weiteren Verbesse- rung der Datenlage. Nachdem einzelne Aspekte der Arbeitswelt 4.0 bereits in verschie- denen IAB-Befragungen (z. B. dem IAB-Betriebspanel, der IAB-Stellenerhebung oder dem Linked Personnel Panel) beleuchtet werden, wird aufbauend auf die IAB-ZEW- Arbeitswelt-4.0-Betriebsbefragung ein verknüpfter Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Daten- satz konzipiert, mit dem die Auswirkungen des Technologieeinsatzes in den Betrieben auf die einzelnen Arbeitskräfte dieser Betriebe noch genauer untersucht werden kön- nen. Dazu wird in einem Kooperationsprojekt mit dem Bundesinstitut für Berufsbil- dung (BIBB) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter den Beschäftigten eine repräsentative Befragung durchgeführt, um eine umfassende Da- tengrundlage zu den Herausforderungen betrieblicher Digitalisierungsprozesse für die Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 9
Beschäftigten aus sozialpolitischer Perspektive zu erhalten. Daneben wird die Digitali- sierung des Arbeitsplatzes im Rahmen des Projekts „Arbeitsqualität und wirtschaftli- cher Erfolg“ auch in der vierten Welle des sogenannten Linked Personnel Panels einen Schwerpunkt ausmachen. Zum anderen erweitern und vertiefen zahlreiche Projekte die Erkenntnisse über die Arbeitswelt 4.0. So untersucht ein Projekt die Wirkungen von Betriebsräten auf die Digitalisierung. Mit Daten des IAB-Betriebspanels soll geklärt werden, ob das Vorhan- densein von Betriebsräten dazu beitragen kann, die unterschiedlich intensive Ausei- nandersetzung mit Digitalisierung und Automatisierung in Betrieben in Deutschland zu erklären. Ebenfalls auf Basis des IAB-Betriebspanels beschäftigen sich für das Jahr 2018 geplante Forschungsaktivitäten mit der Entwicklung und den Strukturen der be- trieblichen Weiterbildung sowie mit den Faktoren, die diese begünstigen. Es wird un- tersucht, ob die Nutzung von modernen Digitalisierungs- und Automatisierungstech- nologien mit einem verstärkten Weiterbildungsengagement der Betriebe einhergeht und in welchem Zusammenhang sie mit der Weiterbildungsquote einzelner Beschäf- tigtengruppen steht. Ein anderes Projekt beruht auf Daten, die mittels eines Sonder- fragebogens im Rahmen der IAB-Stellenerhebung im Jahr 2016 erhoben wurden. Hier werden Stellenbesetzungen im Kontext von Wirtschaft 4.0 analysiert. Nachdem das Projekt bereits zeigen konnte, dass Digitalisierung sowohl die Anforderungen an die neu eingestellten Beschäftigten verändert als auch signifikanten Einfluss auf ihre Ar- beitsbedingungen hat, wird nun untersucht, welche Berufe in der näheren Zukunft besonders von veränderten Arbeitsbedingungen betroffen sein werden. Die Ersetzbarkeit von Tätigkeiten durch Computer und Maschinen wird auch weiterhin im Fokus der Arbeitsgruppe stehen. Diese sogenannten Substituierbarkeitspotenziale wurden bisher auf Basis von Berufsdaten aus der Expertendatenbank BERUFENET der BA für das Jahr 2013 berechnet. Da es aber absehbar ist, dass einige Tätigkeiten, die 2013 nicht durch Computer oder computergesteuerte Maschinen ersetzbar waren, zu ersetzbaren Tätigkeiten werden, ist eine Aktualisierung der Substituierbarkeitspoten- ziale geplant. Somit können die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt durch aktuelle Substituierbarkeitspotenziale berechnet werden als auch Veränderungen von Substituierbarkeitspotenzialen über die Zeit analysiert werden. Mögliche Beschäftigungsverluste oder -gewinne in deutschen Betrieben infolge der Digitalisierung sind Gegenstand eines weiteren Projekts. Die digitale Transformation führt dazu, dass in immer mehr Bereichen menschliche Arbeit durch Maschinen, Ro- boter und Computer ersetzt wird. Auf der anderen Seite führen dadurch entstehende Produktivitätsgewinne dazu, dass Produkte und Serviceleistungen billiger angeboten werden können und über eine vermehrte Nachfrage sogar Beschäftigungsgewinne in diesen Betrieben entstehen können. Welcher dieser Effekte in den Betrieben in Deutschland überwiegt, wird im Zuge des Projekts untersucht. Wie sich der Breitband- ausbau auf die Technologieinvestitionen, die damit zusammenhängende Weiterbil- dungsbeteiligung und die wirtschaftliche Entwicklung von Firmen ausgewirkt hat, wird in einem weiteren Projekt analysiert, das in Zusammenarbeit mit dem ifo-Institut Mün- chen durchgeführt wird. Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 10
Tabelle 2 Arbeit in der digitalisierten Welt (Fokusthema II) Bereich Thema / Projekt Seite Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“ Einfluss regionaler Internetverfügbarkeit auf die Dauer von Arbeitslosigkeit und A1 19 Vakanzen (IAB-Projekt 3168) A2 Stellenbesetzungen im Kontext von Wirtschaft 4.0 (IAB-Projekt 3082) 23 Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung “ Entwicklung eines regionalen Indikatorensystems zu Branchenspezialisierung B2 34 und Wirtschaftsstruktur (IAB-Projekt 3221) Schwerpunkt „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“ D1 Betriebliche Weiterbildung (IAB-Projekt 670) 51 D2 Breitbandzugang, IT-Investitionen und Firmenerfolg (IAB-Projekt 3257) 53 Digitalisierung und Wandel der Beschäftigung (DiWaBe): Eine Datengrundlage FG BAM 57 für die interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (IAB-Projekt 3233) Aktualisierte Substituierbarkeitspotenziale von Berufen durch Digitalisierung FG BAM 58 (IAB-Projekt 3276) Der Einfluss von Betriebsräten auf den Stand der Digitalisierung in den Betrieben FG BAM 58 (IAB-Projekt 3342) Aus anderen Bereichen Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Firmen und Beschäftigte (IAB- FG Dir 75 Projekt 3146) Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 11
Langzeitleistungsbezug – Gründe, Konsequenzen und Auswege Die nahezu unverändert hohe Zahl von Langzeitarbeitslosen war in den letzten Jahren eines der Schwerpunktthemen der arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Debatten. Wäh- rend die Beschäftigung weiter wächst, geht die Langzeitarbeitslosigkeit, d.h. die Zahl der Personen, die mindestens ein Jahr arbeitslos sind, nicht in starkem Maße zurück. Knapp neun von zehn Langzeitarbeitslosen beziehen Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Die Zahl der erwerbsfähigen Personen in der Grundsicherung liegt bei über vier Millionen. Der Bezug von Leistungen der Grundsicherung ist nach wie vor durch lange Bezugszeiten geprägt. Langzeitarbeitslose machen aber nur etwa ein Vier- tel der erwerbsfähigen Leistungsbezieherinnen und -bezieher aus. Der Leistungsbezug hat somit neben (Langzeit-)Arbeitslosigkeit weitere Gründe. Dazu zählen beispielsweise eine Erwerbstätigkeit mit einem Einkommen, das nicht für die gesamte Bedarfsgemein- schaft reicht, die Teilnahme an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, Ausbil- dung oder Familienaufgaben. Langzeitarbeitslosigkeit und langer Leistungsbezug ge- hen somit nicht immer miteinander einher. Darüber hinaus stellt die Sicherung sozialer Teilhabe von Menschen mit mittelfristig wenig Chancen auf eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt ein zentrales Thema dar. Forschung zu diesen Aspekten ist somit eines der zentralen, übergreifenden Themen für das IAB. Das Institut konnte neue Erkenntnisse zu Verlaufsmustern in der Grundsi- cherung sowie zur Wirkung von Vermittlungshemmnissen und Sanktionen vorlegen. In der Politikberatung ist u. a. die Rolle geförderter Beschäftigung bedeutsam. Das IAB führte im Oktober 2017 einen Workshop für die Selbstverwaltung der BA zum Thema Langzeitarbeitslosigkeit durch, bei dem Potenziale für öffentlich geförderte Beschäfti- gung einen Schwerpunkt bildeten. Auf wissenschaftlicher Seite organisierte das IAB einen Stream zum Thema Dynamik von Leistungsbezug und Arbeitslosigkeit bei der ESPAnet-Konferenz in Lissabon, um den internationalen Austausch zu diesem Themen- feld zu vertiefen. Eine wichtige Datenbasis für die Forschung zu diesem Thema ist das Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung, zu welchem anlässlich der zehnten zur Verfügung stehenden Befragungswelle im Oktober 2017 eine Nutzerkonferenz stattfand. Daneben wurde mit der Stichprobe integrierter Grundsicherungsbiografien (SIG) eine neue Prozessdaten- basis aufgebaut, die für Grundsicherungsempfängerinnen und -empfänger deren Leis- tungsbezugs-, Arbeitslosigkeits-, Beschäftigungs- und Maßnahmeteilnahmebiografien zusammenführt und die detaillierte Informationen zum Haushaltskontext und den Bi- ografien aller Haushaltsmitglieder enthält. Im Jahr 2018 werden die zentralen Forschungsstränge zu dem Thema fortgeführt. Kon- krete Projekte beschäftigen sich mit der Rolle der Erwerbstätigkeit beim Ausstieg aus dem Leistungsbezug, den Konstellationen, in denen erwartungswidrige Übergänge ge- lingen und mit der Frage, welche Rolle berufs- und tätigkeitsbezogene Konzessionen bei der Stellensuche von Arbeitslosen spielen. Des Weiteren stehen die psychische Ge- sundheit sowie die Fortführung der Analysen zu Maßnahmewirkungen im Fokus der Forschung. Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 12
Tabelle 3 Langzeitleistungsbezug – Gründe, Konsequenzen und Auswege (Fokusthema III) Bereich Thema / Projekt Seite Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“ A1 Beschäftigungschancen Langzeitarbeitsloser (IAB-Projekt 3225) 18 Verweildauer in Leistungsbezug und Arbeitslosigkeit: Determinanten und FG GAMA 25 Zeitabhängigkeit (IAB-Projekt 3169) Berufs- und tätigkeitsbezogene Konzessionsbereitschaft von Leistungs-empfängern bei FG GAMA 26 der Stellensuche (IAB Projekt 3266) Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmarktforschung“ Umverteilung und Armutsrisiko von Arbeitslosen im europäischen Vergleich (IAB- B1 32 Projekt 3157) Schwerpunkt „Arbeitsmarktpolitik“ C2 Die Zusatzjobförderung nach der Instrumentenreform (IAB-Projekt 3039) 47 Einfluss von Maßnahmeteilnahmen der Eltern auf den Ausbildungs- und C2 48 Arbeitsmarkterfolg ihrer Kinder (IAB-Projekt 1657) Schwerpunkt „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“ D2 Arbeitslose Jugendliche und seelische Gesundheit (IAB-Projekt 1671) 54 Schwerpunkt „Lebenschancen und soziale Ungleichheit“ E2 Erwartungswidrige Übergänge aus der Grundsicherung (IAB-Projekt 1674) 62 E3 Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (IAB-Projekt 915) 64 Aus anderen Bereichen Foko Beratung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen (IAB-Projekt 3349) 79 Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 13
Qualität der Beschäftigung Die Qualität von Arbeit steht bereits seit einigen Jahren im Fokus arbeitsmarktpoliti- scher Debatten. Ein hohes Maß an Arbeits- und Beschäftigungsqualität macht Unter- nehmen für Fachkräfte attraktiv und bindet sie langfristig an das Unternehmen. Das Thema Beschäftigungsqualität hat sehr unterschiedliche Facetten. Die auf nationaler und internationaler Ebene entwickelten Indikatoren zur Messung von Beschäftigungs- qualität erstrecken sich daher auf verschiedene Kerndimensionen, wie etwa: Einkom- men und soziale Sicherung, Beschäftigungssicherheit, Lern- und Entwicklungsmöglich- keiten, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Arbeitsintensität, das Verhältnis von Arbeitsbelastungen und -ressourcen sowie soziale Beziehungen am Arbeitsplatz. Der Forschungsstand zum Thema Arbeitsqualität wird am IAB intensiv diskutiert und mit eigenen Projekten erweitert. Dabei spielt der Austausch mit Experten aus anderen Forschungseinrichtungen eine wichtige Rolle. So war das Institut im vergangenen Jahr an der Organisation thematisch einschlägiger Workshops beteiligt. Gemeinsam mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wurde der „Third Internati- onal Workshop on Assessing the Impact of Human Resource Management Practices“ durchgeführt. Der Workshop hatte die Bedeutung von Personalpolitik für die Bindung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an und den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen zum Gegenstand. Das Thema heterogene Beschäftigungsverhältnisse wurde bei der Tagung „Arbeit und Ungleichheit - Die Rolle der Institutionen auf dem Arbeitsmarkt“ erörtert. Die Veranstaltung wurde von der Akademie für Politische Bil- dung Tutzing in Zusammenarbeit mit dem IAB und dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) ausgerichtet. Zudem wurden Forschungsergebnisse auf einschlägigen internationalen Konferenzen vorgetragen. Beim „20th Colloquium on Personnel Economics“ an der Universität Zü- rich wurde der Einfluss digitaler Technologien auf die Arbeitsqualität erörtert. Auch die Themen atypische und flexible Beschäftigung wurden auf verschiedenen Tagungen behandelt, etwa im Rahmen eines Vortrags zu den Bestimmungsgründen flexibler Ar- beitszeitmodelle beim International Research Workshop „Exploring the Dynamics of Organisational Working Time Regimes: Managerial, Occupational, and Institutional Perspectives on Extreme Work” an der Karl-Franzens-Universität Graz. Schließlich wid- meten sich verschiedene Vorträge dem Zusammenhang von Arbeitsqualität und Ge- sundheit. Bei der „10th European Public Health Conference“ in Stockholm und der Jahrestagung der „Society for Longitudinal and Lifecourse Studies“ in Stirling wurden Studienergebnisse zur Wechselwirkung zwischen dem beruflichen Anforderungsni- veau, hohen Arbeitsbelastungen und physischer Gesundheit präsentiert. Aus den Forschungsprojekten zur Arbeitsqualität gingen verschiedene Publikationen hervor, beispielsweise zu Themen wie atypischer Beschäftigung, Digitalisierung, Scheinselbständigkeit, der Arbeitsqualität von erwerbstätigen Grundsicherungsemp- fängerinnen und -empfängern oder dem Zusammenhang von Überqualifizierung und Löhnen. Außerdem flossen Forschungsergebnisse in die Beratung von Akteuren aus Politik und Praxis ein. Im Rahmen der Wanderausstellung „Minijob? Da geht noch Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 14
mehr!“ wurden beispielsweise Erkenntnisse zur Arbeitsqualität im Kontext geringfügi- ger Beschäftigung vorgestellt. Beim „13. Arbeitsmarktfrühstück in der Hochschule der BA“ in Schwerin wurden gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft u.a. die Konsequenzen der Digitalisierung auf Qualitätsaspekte der Arbeit diskutiert. Schließlich wurde der Forschungsdatensatz (Scientific Use File) zur ersten Welle der „Studie Mentale Gesundheit bei der Arbeit“ (S-MAG) über das FDZ der BA im IAB ver- öffentlicht. Diese Studie wird in Kooperation mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) durchgeführt. Auch im Jahr 2018 widmen sich verschiedene Forschungsprojekte dem Thema Beschäf- tigungsqualität. Der Forschungsbereich „Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ untersucht beispielsweise, inwieweit inhaltliche Merkmale von Jobangeboten den ge- forderten Lohn und die Arbeitsleistung bei Annahme eines Jobangebots beeinflussen. Im Forschungsbereich „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ wird in einem Projekt der Einfluss von Nachbarschaftsnetzwerken auf die Beschäftigung sowie die Entloh- nung untersucht. Ein Projekt des Forschungsbereichs „Betriebe und Beschäftigung“ be- fasst sich mit Veränderungen im Zeitverlauf bei der Tarifbindung sowie mit der Rolle, die Tarifverträge bzw. Betriebsräte für die betriebliche Lohnfindung spielen. Das For- schungsteam des Vizedirektors analysiert, welche Rolle atypische Erwerbsformen bei der zunehmenden Erwerbstätigkeit Älterer spielt. In Kooperation mit dem Bundesin- stitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor- schung (ZEW) generiert die Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ einen Da- tensatz für die interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, mit dem die Auswirkungen der Einführung neuer digitaler Technologien auf die Arbeitsqualität untersucht werden kann. Zudem werden im Bereich Daten- und Informationsmanagement weiterhin An- strengungen unternommen, die hohe Qualität der zur Verfügung stehenden Daten zu verbessern, z. B. bei der Beschäftigtenhistorik. Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 15
Tabelle 4 Qualität der Beschäftigung (Fokusthema IV) Bereich Thema / Projekt Seite Schwerpunkt „Gesamtwirtschaft und Institutionen“ A1 Auswirkungen Erwerbstätigkeit 60plus (IAB-Projekt 3323) 20 A2 Bestimmungsfaktoren flexibler Arbeitszeiten (IAB-Projekt 3079) 22 A2 Arbeitszeiten im Lebensverlauf (IAB-Projekt 3215) 23 Schwerpunkt „Regionale und Internationale Arbeitsmärkte“ RFN Entlassungen aus der Perspektive von Vermittlung und „Recallern“ (IAB-Projekt 3023) 40 Schwerpunkt „Arbeitsmarktpolitik“ C1 Soziale Netzwerke und Arbeitsmarkterfolg (IAB-Projekt 3142) 45 Schwerpunkt „Betriebe, Qualifizierung und Berufe“ D1 Tarifbindung und Betriebsrat (IAB-Projekt 671) 50 D1 Aufstocker in deutschen Betrieben (IAB-Projekt 3186) 51 Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg (IAB-Projekt 3305, Nachfolgeprojekt zu IAB- D1 52 Projekt 1359) FG BAM Berufsspezifische und tätigkeitsorientierte Suche nach Arbeitskräften (IAB-Projekt 3056) 57 Schwerpunkt „Lebenschancen und soziale Ungleichheit“ E3 Bedeutung von Arbeit und Arbeitsangebot (IAB-Projekt 3239) 64 E3 Qualität der Arbeit im Zeitverlauf (IAB-Projekt 3185) 65 Schwerpunkt „Methoden und Daten“ Der Einfluss familienfreundlicher Maßnahmen in Betrieben auf das Arbeitsmarktverhalten FDZ von Müttern und Vätern – eine empirische Analyse mit verknüpften Betriebs- und 73 Personendaten (IAB-Projekt 1705) Aus anderen Bereichen FG Dir Struktur und Entwicklung von atypischen Beschäftigungsverhältnissen (IAB-Projekt 3164) 75 Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 16
Schwerpunkt A: „Gesamtwirtschaft und Institutionen“
Forschungsbereich A1 „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“ Ziel des Forschungsbereichs „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“ ist es, zu einem besseren Verständnis der Prozesse beizutragen, die der gesamtwirtschaftlichen Arbeits- marktentwicklung zugrunde liegen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse von Anpassungsprozessen am Arbeitsmarkt sowie der Rolle, die bestehende institutio- nelle Rahmenbedingungen hierbei einnehmen. Darüber hinaus werden die allgemeine Beschäftigungsentwicklung, Aus- und Weiterbildung, betriebliche Flexibilität, die in- dustriellen Beziehungen, die Lohnpolitik sowie Produktivität und Innovation erforscht. Der Bereich nähert sich diesen Fragen aus mikroökonomischer Perspektive und nimmt dabei ebenso die gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen in den Blick. Im Vordergrund stehen hierbei Größen der Beschäftigungsdynamik, wie Einstellungen und Entlassun- gen, die Schaffung und der Abbau von Arbeitsplätzen, die Dynamik von Arbeitslosig- keit sowie die Lohndynamik und die Matchqualität von Beschäftigungsverhältnissen. Wichtige Vorhaben und Nutzen für Wissenschaft und Praxis 2018 Betriebliche Einstellungsbereitschaft gegenüber ehemaligen Flüchtlingen Migration und Integration (IAB-Projekt 3114) Mit den Flüchtlingsbewegungen des Jahres 2015 ist eine große Zahl potenzieller Ar- beitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf den deutschen Arbeitsmarkt gekommen. Bis- her gibt es jedoch kaum belastbare Informationen darüber, wie Betriebe dieser Perso- nengruppe gegenüberstehen und in welchem Ausmaß Betriebe Geflüchteten den Ein- stieg in eine Beschäftigung in Deutschland ermöglicht haben. Erste Untersuchungen im Jahr 2017 zeigen, dass der Anteil der Betriebe, die Erfahrungen mit dieser Perso- nengruppe gesammelt haben, im vierten Quartal 2016 bei fast zehn Prozent lag. 2018 soll auf Basis der IAB-Stellenerhebung untersucht werden, wie viele Geflüchtete be- reits von den Betrieben eingestellt wurden und welche Anforderungsniveaus die Stel- len hatten, die von Betrieben mit geflüchteten Personen besetzt wurden. Weiterhin sollen mit Hilfe der IAB-Stellenerhebung branchen- und betriebsgrößenspezifische De- terminanten der Einstellungsbereitschaft von Geflüchteten identifiziert werden. Die aus diesem Projekt gewonnenen Informationen sollen dazu beitragen, Schlussfol- gerungen hinsichtlich betrieblicher Determinanten der Einstellungsbereitschaft und geeigneter Maßnahmen für eine schnellere und zielgenauere Vermittlung von Flücht- lingen in Beschäftigung abzuleiten. Beschäftigungschancen Langzeitarbeitsloser (IAB-Projekt 3225) Langzeit- leistungsbezug Zur Beurteilung der Wiedereingliederungschancen von Langzeitarbeitslosen ist die be- triebliche Sicht auf diese Personengruppe von großer Bedeutung. Im Rahmen der IAB- Stellenerhebung soll untersucht werden, inwiefern Betriebe Langzeitarbeitslose bei der Besetzung offener Stellen überhaupt in Betracht ziehen. Es sollen zudem die Gründe Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 18
dafür identifiziert werden, warum diese Personen im Einstellungsprozess deutlich sel- tener zum Zuge kommen. Weiterhin ist vorgesehen, die betrieblichen Einschätzungen der arbeitsmarktrelevanten Eigenschaften Langzeitarbeitsloser zu untersuchen, um be- triebliche Anforderungen und Ausschlusskriterien im Stellenbesetzungsprozess ermit- teln zu können. Solche Anforderungen und Kriterien können beispielsweise nicht-be- rufsspezifische Merkmale betreffen, die Bewerberinnen und Bewerber für eine Neu- einstellung erfüllen müssen. In diesem Zusammenhang ist von besonderem Interesse, ob langzeitarbeitslose Bewerberinnen und Bewerber andere Voraussetzungen mitbrin- gen müssen als nicht-langzeitarbeitslose Bewerberinnen und Bewerber und welche Ei- genschaften und Voraussetzungen für die Einstellung Langzeitarbeitsloser besonders relevant sind. Das Projekt soll Aufschluss darüber geben, welche Ansatzpunkte Betriebe sehen, Lang- zeitarbeitslose zu fördern. Die Ergebnisse können dazu beitragen, Strategien zu entwi- ckeln, um die Qualifizierung und Weiterbildung Langzeitarbeitsloser gezielt zu fördern und so die Chancen für einen Wiedereinstieg in Beschäftigung zu verbessern. Einfluss regionaler Internetverfügbarkeit auf die Dauer von Arbeitslosigkeit Arbeit in der digitalisierten Welt und Vakanzen (IAB-Projekt 3168) Ziel des Projekts ist es, den Einfluss regionaler Internetverfügbarkeit auf die Dauer von Arbeitslosigkeit, die Qualität der Passung von Beschäftigten und Arbeitsplätzen sowie die Dauern von Vakanzen zu untersuchen. Grundidee ist, dass die Nutzung des Inter- nets und die damit verbundene Bereitstellung von kostenlosen und umfangreichen In- formationen über den Stellenmarkt eine effizientere Suche nach einer geeigneten Be- schäftigung sowie nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern ermöglichen kann. Hierzu sollen Daten aus den Integrierten Erwerbsbiografien (IEB), aus dem Panel Ar- beitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) sowie der IAB-Stellenerhebung genutzt wer- den. Im Projekt werden technisch bedingte Unterschiede in der regionalen Internetver- fügbarkeit in der ersten Hälfte der 2000er Jahre ausgenutzt. Im Jahr 2018 wird vor allem die Untersuchung des Einflusses von Online-Rekrutierungsmethoden auf die Dauer von Vakanzen im Vordergrund stehen. Auf Basis der Projektergebnisse sollen Politikempfehlungen hinsichtlich der Nutzung von Online-Rekrutierungsmethoden abgeleitet werden, um einen Abbau von Arbeitsmarktfriktionen erreichen zu können. Das Projekt wird gemeinsam mit Kooperationspartnern vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Universität Mannheim durchgeführt. Entlassungskosten, Screening-Intensität und Match-Qualität (IAB- Projekt 3196) Hohe Entlassungskosten schaffen einen zusätzlichen Anreiz für Arbeitgeber, Beschäf- tigte vor ihrer Einstellung intensiv im Hinblick auf ihre Produktivität und Fähigkeiten zu überprüfen. Dies kann wiederum Implikationen für die Passung von Beschäftigten und Arbeitsplätzen haben. In dem Projekt testen wir die Hypothese, dass höhere Ent- lassungskosten die Screening-Intensität bei neu begonnenen Beschäftigungsverhält- nissen erhöhen und hierüber vermittelt zu einem verbesserten Match zwischen Betrie- Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 19
ben und Beschäftigten führen. Für dieses Projekt nutzen wir Variationen in den Ent- lassungskosten, die aus Unterschieden in den Einstellungs- und Einarbeitungskosten sowie exogenen Änderungen im gesetzlichen Kündigungsschutz resultieren. Die Da- tenbasis umfasst die IAB-Stellenerhebung sowie die integrierten Erwerbsbiografien der BA. Für die Politikberatung sind wichtige Hinweise zur Bedeutung des Kündigungsschutzes für die Dauer bei der Besetzung offener Stellen sowie für die Passung von Beschäftigen und Arbeitsplätzen zu erwarten. Auswirkungen des Mindestlohns auf Betriebe und Unternehmen (IAB- Projekt 3248) Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen des flächendeckenden Mindestlohns auf Be- triebe und Unternehmen in Deutschland quantitativ zu analysieren. Untersuchungs- einheiten sind dabei Betriebsstätten gemäß der Betriebsdatei der BA. Untersucht wer- den die betriebliche Arbeitsnachfrage, die Entwicklung von Praktikantenstellen, be- triebliche Investitionen in Sach- und Humankapital, produktivitäts- und profitabili- tätsrelevante Charakteristika, Betriebsschließungen und Heterogenitäten der Effekte in grenznahen Regionen. Als primäre Datenquelle werden Wellen des IAB-Betriebspa- nels der Jahre 2015 und 2016 verwendet, wobei in vertiefenden Analysen zur Arbeits- nachfrage auch die IAB-QUEST-Befragung herangezogen wird und in den Analysen zu Betriebsschließungen und den Effekten in grenznahen Regionen das Organisations-File des IAB-Betriebspanels Verwendung findet. Neben deskriptiven Analysen ist vorgese- hen, kausale Wirkungsanalysen mit Hilfe eines Differenzen-in-Differenzen-Ansatzes als Vergleich von betroffenen mit unberührten Betrieben vor und nach der Einführung des Mindestlohns durchzuführen. Für die Politikberatung werden Schlüsse auf die kau- salen Wirkungen des flächendeckenden Mindestlohnes abgeleitet. Qualität der Auswirkungen Erwerbstätigkeit 60plus (IAB-Projekt 3323) Beschäftigung In den letzten Jahren ist die Erwerbstätigkeit im Rentenalter deutlich gestiegen. Dieser Trend soll durch Gesetzesänderungen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit und zur Flexibilisierung des Rentenübergangs noch verstärkt werden. Über die Muster und die Bedingungen der Erwerbstätigkeit im Rentenalter ist allerdings wenig bekannt. In dem Projekt soll untersucht werden, welche Konditionen die Erwerbstätigkeit von Personen im Rentenalter (etwa zwischen 60 und 85 Jahren) beeinflussen. Hier kommen erstens institutionelle Regelungen in Frage, die die Weiterbeschäftigung jenseits der Regelal- tersgrenze oder einen flexiblen Rentenübergang betreffen. Zweitens können betrieb- liche Bedingungen und die betriebliche Arbeitsnachfrage zum Beschäftigungserhalt sowie zu einer Erwerbstätigkeit auch im höheren Alter beitragen. Drittens sind indivi- duelle Determinanten wie biografische Erfahrungen, Motivation, Gesundheit, Qualifi- kation und Beruf zu nennen. Datengrundlage für das Projekt bilden verschiedene Be- fragungsdatensätze, wie die IAB-Stellenerhebung und das Nationale Bildungspanel (NEPS) sowie prozessproduzierte Daten der BA. Für die Politikberatung können Schluss- folgerungen mit Blick auf die betrieblichen und individuellen Determinanten einer Weiterbeschäftigung im Rentenalter abgeleitet werden. Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 20
Folgen familiär- und krankheitsbedingter Erwerbsunterbrechungen im Kontext sozialpolitischer Institutionen (IAB-Projekt 3214) In dem Projekt soll untersucht werden, inwiefern bestehende Institutionen der sozialen Sicherung in der Lage sind, mögliche negative Konsequenzen von familiär- und krank- heitsbedingten Erwerbsunterbrechungen für den weiteren Erwerbsverlauf abzumil- dern. Besonderes Augenmerk soll dabei dem Risiko zuteilwerden, nach solchen Episo- den unfreiwillig arbeitslos zu werden. Sozialpolitische Regelungen, die der sozialen Ab- sicherung während dieser Unterbrechungen dienen, beinhalten zwar häufig eine di- rekte materielle Absicherung, aber nicht immer einen besonderen Kündigungsschutz während der Unterbrechungszeiten. Ebenso gilt in der Regel kein spezieller Kündi- gungsschutz nach der Rückkehr aus den o.g. Episoden. Vor diesem Hintergrund ist vor- gesehen, vor allem die Bedeutung des gesetzlichen Kündigungsschutzes für die Konti- nuität von Erwerbsverläufen nach Kindererziehungszeiten und längeren Krankheiten in den Blick zu nehmen. Als Datengrundlage kommen prozessproduzierte Daten der BA und der Deutschen Rentenversicherung zum Einsatz. Für die Politikberatung sollen Schlussfolgerungen darüber abgeleitet werden, inwiefern bestehende Institutionen der sozialen Sicherung in der Lage sind, mögliche negative Konsequenzen von Erwerbsun- terbrechungen für den weiteren Erwerbsverlauf abzumildern, und welche Rolle der ge- setzliche Kündigungsschutz für die Kontinuität von Erwerbsverläufen nach den o.g. Unterbrechungen spielt. Die Auswirkung der Hartz-Reformen auf die Selektion von Arbeitskräften (IAB-Projekt 3189) Es liegt bereits eine Reihe von Untersuchungen zu den gesamtwirtschaftlichen Aus- wirkungen der Hartz-Reformen vor, die sich meist auf Übergänge aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung konzentrieren. Da sich aber die Zusammensetzung der Arbeitslosen mit den Reformen 2005 geändert hat, können die Ergebnisse dieser Studien verzerrt sein. Das geplante Forschungsprojekt umgeht dieses Problem, indem es sich auf die Selektionsrate konzentriert. Mit der Selektionsrate wird die Wahrscheinlichkeit gemes- sen, mit der ein Kontakt zwischen Betrieb und Bewerberin bzw. Bewerber in einer Ein- stellung mündet. Sie wurde auf Basis der IAB-Stellenerhebung berechnet. In dem Pro- jekt wird auch unterschieden, ob die Einstellung aus einer vorherigen Beschäftigung, aus kurzer Arbeitslosigkeit oder Langzeitarbeitslosigkeit erfolgte. Um die beobachteten Muster erklären zu können, wird ein geeignetes theoretisches Modell formuliert, das die Selektionsentscheidung abbildet. Für die Politikberatung sind Schlussfolgerungen hinsichtlich der Auswirkungen der Hartz-Reformen zu erwarten. Das Projekt wird ge- meinsam mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt. . Jahresplanung des IAB Forschungs- und Arbeitsprogramm 2018 Oktober 2017 21
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