Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...

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Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...
Gesundheit
Natur
Architektur
Städtebau
Wintersemester 2020/21
Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar
in Kooperation mit der Hochschule Heilbronn
Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...
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                                                                                 Verzeichnis

    1. Einleitung                                                                         4
    2. Teilnehmer/innen                                                                   5
    3. Dokumentation Dozentenvortäge                                                      6
         3.1 Biophilic Design Grundlagen 1                                                6
             Prof. Helena Van Vliet
         3.2 Grundlagen Gesundheitsmanagement                                             8
             Prof. Dr. Elisabeth Schloeder
         3.3 Grundlagen der Mensch-Umwelt-Optimierung                                    10
             Dipl. Psych. Dr. Alexandra Abel
         3.4 Biophilic Design Grundlagen 2                                               12
             Prof. Helena Van Vliet
         3.5 Gesundheitsförderung                                                        16
             Prof. Dr. Elisabeth Schloeder
         3.6 Biophilic Urbanism Grundlagen: Living Air Conditioning | Ecotonal           20
             Building Envelopes | Design for Biodiversity
             Prof. Helena Van Vliet
         3.7 Biophile Architektur im Krankenhausbau                                      24
             Prof. Dr. Elisabeth Schloeder
         3.8 Architektur, Gesundheit, Natur und die ästhetische Praxis                   28
             Dipl. Psych. Dr. Alexandra Abel, B.A. Gabriel Dörner
         3.9 Krankenhausbau „Waldklinik Eisenberg“                                       32
             Prof. Dr. Bernd Nentwig

    6. Übung I – Naturerfahrung                                                          36
    7. Übung II – Nestbau                                                                50
    8. Vorträge der Studierenden                                                         66
    10. Lesson Learned                                                                  132
    12. Abbildungs- /Literaturverzeichnis                                               134
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                                                                           Abgerundet wurde dieses The-
                                                                           menspektrum durch die archi-
                                                                           tekturpsychologische Sichtwei-
                                                                           se, die von Frau Abel vorgestellt
                                                                           wurde, und damit verbundene
Einleitung                                                                 Einblicke in die Beziehung des
                                                                           Menschen zu der gebauten            Teilnehmer*innen
                                                                           Umwelt. Gabriel Dörner berich-
                                                                           tete in diesem Zusammenhang
                                                                           von seinem interdisziplinären
                                                                           Projekt „Ästhetik der heilsamen
                                                                           Orte“, das im Rahmen des Bau-
                                                                           haus-Semesters durchgeführt
                                                                           wurde.

                                                                           Das Seminar kann optional als
                                                                           Grundlage für ein Entwurfspro-
                                                                           jekt im Sommersemester 2021
                                                                           dienen, ist aber thematisch
                                                                           ebenso in sich abgeschlossen.

                                                                           Diese Dokumentation wurde
  Die Veranstaltung „Gesundheit . Natur . Architektur . Städtebau .        gemeinsam von zehn Studie-
  Freiraumplanung“ wurde im Rahmen der Professur für Baumanage-            renden der Bauhaus-Universität
  ment und Bauwirtschaft von Herrn Klaus Schmitz-Gielsdorf konzi-          Weimar verfasst.
  piert und geleitet.

  Die Inhalte wurden zum größten Teil von den Referentinnen Frau           Prof. Dr. Ing.
  Prof. Helena van Vliet vom Pratt Institute New York, Frau Prof. Dr.      Bernd Nentwig
  Elisabeth Schloeder von der Hochschule Heilbronn, und von Frau           M. Sc. urb. man.
  Dr. Alexandra Abel von der Bauhaus-Universität Weimar in ihren           Dipl. -Ing. Architekt
  jeweiligen Fachgebieten vermittelt. Zusätzlich wurde eine Veran-         Klaus Schmitz-Gielsdorf
  staltung von Herrn Prof. Nentwig, und eine Veranstaltung von den
  Studierenden selber geleitet. Ein weiterer Vortrag wurde integriert in   Prof.
  einen Vortrag von Dr. Alexandra Abel von Gabriel Dörner als Alum-        Helena Van Vliet
  nus der Bauhaus-Universität Weimar gestaltet.                            Prof. Dr.
                                                                           Elisabeth Schroeder
  Die Lehrveranstaltung fand im einwöchigen Rhythmus als Doppelb-
                                                                           Dipl. Psych. Dr.
  lock digital über die BigBlueButton-Plattform von Moodle sowie über
                                                                           Alexandra Abel
  Zoom statt. Die Zwischenzeit wurde von den Studierenden für die
  Nachbereitung und das Anfertigen von Übungen genutzt. Die Kon-           B.A.
  zeption der Aufgabenstellungen lag bei Klaus Schmitz-Gielsdorf.          Gabriel Dörner
  Insgesamt beinhaltete das Seminar elf Vorträge, die von verschie-
  densten Übungen, Diskussionen, Aktivitäten und Gesprächen von
  und mit den Studierenden begleitet wurden. Dies geschah mal in           Annika Schleinitz
  kleineren Gruppen, mit allen gemeinsam oder auch alleine. Durch          Christina Rudolph
  diese Vorgehensweise wurden die Studierenden unmittelbar in das
                                                                           Cora Sauré
  Lehrgeschehen eingebunden, und die Inhalte deutlich konkreter ver-
  innerlicht.                                                              Florian Brettner
                                                                           Katharina Brosch
  Frau Prof. van Vliet vermittelte dabei die Grundlagen des Biophilic
                                                                           Nele Rickmann
  Design und gab als praktizierende Architektin praxisbezogene Leit-
  fäden zu diesem Themenbereich an die Hand.                               Paula Christfreund
                                                                           Patricia Quinte
  Frau Prof. Dr. Elisabeth Schloeder verknüpfte das Thema parallel
  mit aktuellen Zahlen, Studien und Definitionen des Sozial- und Ge-       Stefan Rickert
  sundheitswesens und des Gesundheitsmanagements.                          Victoria Dall
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                                                                            nachzuvollziehen, ist es wichtig,
                                                                            Elemente und Muster zu verste-
                                                                            hen, die am meisten zu unserer
                                                                            evolutionären Entwicklung bei-
Dokumentation                                                               getragen haben - und es immer
                                                                            noch tun. Ganz nach dem Mot-
Dozent*innenvorträge                                                        to „back to the roots“ spielt der
                                                                            Wald dabei eine entscheidende
                                                                            Rolle für unser psychologisches
                                                                            Wohlbefinden. Der Wald ist der
                                                                            Ort, der uns am nächsten zu
                                                                            unserem Ursprung zurückführt:
                                                                            Unsere frühesten Vorfahren
                                                                            lebten in Bäumen; es gab eine
                                                                            symbiotische Gemeinschaft von
                                                                            Tier- und Pflanzenwelt und spä-
                                                                            ter auch dem Menschen. Durch
                                                                            unsere gebaute Umwelt verlie-
                                                                            ren wir heutzutage allerdings
                                                                            immer mehr die Verbindung zu
                                                                            ebendieser ursprünglichen Le-
                                                                            benshaltung, man könnte fast
  Biophilic Design Grundlagen 1,                                            sagen, wir leben „biophob“ – und
  Prof. Helena van Vliet                                                    es macht uns krank. Mit diesem                                        Abb. 1 Der Wald: unser Ursprungsort
                                                                            Wissen hat sich sogar in Japan
                                                                            eine neue Art von gesundheit-       reduziert sei und den Rest des menschlichen Empfindens außer            Umgebung gestalten, die uns
  Das Seminar „Gesundheit, Natur, Architektur, Städtebau, Freiraum-         licher Behandlung entwickelt:       Acht lies.                                                              unterstützt im Gleichgewicht zu
  planung“ begann am 10.11.2020 mit einem inspirierenden Vortrag            Die Forest-Medicine. Durch ei-      Durch eine gute Gestaltung können wir es schaffen, uns und die Na-      sein. Dabei kann es, wie an-
  von Prof. Helena van Vliet. Van Vliet ist Architektin, biophile Berate-   nen bewussten Besuch im Wald        tur zu stärken und wieder näher zusammenzubringen, denn Raum,           fänglich beschrieben, hilfreich
  rin, Wissenschaftlerin und Referentin über Gesundheit und gebaute         wird das Einlassen auf die Natur    Design und Umwelt sind aktuell die Haupteinflussfaktoren auf un-        sein, auf unsere Ursprünge zu-
  Umwelt. Sie unterrichtet Biophilic Design sowohl am Pratt Institute       gefördert und so z.B. der Blut-     ser psychologisches Wohlbefinden. Van Vliet spricht von „buildings      rückzuschauen und Elemente
  als auch an der Jefferson University in New York. Wir hatten das          druck gesenkt, Anti-Krebs-Pro-      as symbiotic systems“, was unsere Abhängigkeit vom und unser            und Muster herauszufiltern und
  Glück, sie als Dozentin im digitalen Seminar aus den USA zuzu-            teine freigesetzt, Stress redu-     funktionales Zusammenleben mit dem gebauten Raum beschreibt.            zu übernehmen (diese werden
  schalten und viel von ihr zu lernen.                                      ziert und unsere Konzentration      Es geht darum, wie wir Raum bewusst erfahrbar und begreifbar            auch in den folgenden Vorträgen
  In ihrem ersten Vortrag „Biophilic Design Grundlagen 1: Designing         gesteigert.                         machen. Unser Bewusstsein ist allerdings aus seinen natürlichen         ausführlicher beschrieben). Be-
  for Innate Human Preferences in Search of Dynamic Homeostasis“                                                Fundamenten gewichen, was auf die Distanzierung von unserer Ur-         finden wir uns im Gleichgewicht,
  beschreibt Van Vliet einige Ausgangspunkte für ein nachhaltiges           „In every walk with nature          sprünglichkeit zurückzuführen ist. Der Psychiater Carl Gustav Jung      also in Homöostase, führt das
  und menschliches Design. Dabei spielen unsere Evolutionsbiolo-            one receives far more than one      verwendete anschaulich für dieses Phänomen die Metapher eines           zu Stabilität, Ausgeglichenheit,
  gie und aktuelle Ergebnisse der Neurowissenschaften eine wichti-          seeks.” John Muir, 1877             mehrstöckigen Hauses, das die Menschheit über die Jahrhunderte          Gesundheit und Energie. Ho-
  ge Rolle; sie bestätigen die Bedeutung des Designs als Schlüssel                                              hinweg, Generation für Generation, aufgebaut hat. Dabei stehen die      möostase stellt die Grundlage
  zum Erreichen des Gleichgewichtszustandes unserer körperlichen            Wir als Architekt*innen tragen      oberen Stockwerke für die jüngsten Epochen, die unteren für die         für das Verständnis von Schön-
  Zustände, kurz, der Homöostase. Als Architekt*innen sollten wir es        eine wichtige Verantwortung,        uralte Geschichte unserer Spezies. Jung behauptet, dass wir heute       heit und unser Well-Being dar.
  uns zum Ziel nehmen, ein biologisches und neurologisches Konzept          den gebauten Raum so zu ge-         nur noch die sichtbaren Teile dieses Hauses kennen und mit ihnen        Biophiles Design trägt dazu bei,
  von Schönheit zu entdecken, das in unsere gebaute Umgebungen              stalten, dass wir unsere neuro-     vertraut sind, wohingegen wir den Kontakt zum „dunklen, mütterli-       diesen Zustand zu erreichen.
  integriert werden kann. Damit sorgen wir für Regeneration, Entspan-       logische und biologische Ge-        chen, erdigen Grund des Seins“ verloren haben. Wir Menschen sind
  nung und eine gestärkte physische wie auch psychische Gesund-             sundheit fördern. Oft sind wir zu   nicht darauf ausgerichtet in einer Beton-Stadt, wie wir sie kennen,
  heit. Doch wonach können wir uns als Gestalter*innen richten?             sehr auf das Visuelle fokussiert    zu leben und es ist bewiesen, dass die aktuellen Lebensumstände
                                                                            und weniger auf die Wirkung         für uns ungesund sind.
  In dem Überbegriff biophil wird eigentlich klar, worum es grundsätz-      von Architektur. Das hat bereits    Als Architekt*innen haben wir die Aufgabe, eine Umgebung zu schaf-
  lich geht: Bio steht für die Natur und das Leben, phil steht für die      Mitte des 20. Jahrhunderts der      fen, in der sich Mensch und Tier gut fühlen. Wir tragen die Verant-     „The non-fascinating demands
  Liebe und den Verwandtschaftssinn. Van Vliet nimmt dabei Bezug            finnische Architekt Juhani Pal-     wortung, nicht nur Gebäude zu entwerfen, sondern eben bewusst           of the modern world could be
  auf den Hauptbegründer der Biophilie-Hypothese: E.O. Wilson.              lasmaa („The Eyes of the Skin:      wahrnehmbare Orte, die positiv auf uns wirken. Der Aspekt der Äs-       remedied by environmental set-
  1984 führte er den Begriff ein und machte ihn populär. Wilson de-         Architecture and the Senses“)       thetik des Designs stellt dabei das allgemeine Ziel des Entwerfens,     tings that are involuntarily fas-
  finierte Biophilie als „den Drang, sich mit anderen Lebensformen          beschrieben, der vor allem die      sowie die Zugänglichkeit zur Nutzung dar. In neurologischer Sicht       cinating, effortlessly engaging
  zu verbinden“ (The Biophilia Hypothesis, Kellert & Wilson). Seine         klassische Moderne bemängel-        basiert unsere Definition von Schönheit auf der Leichtigkeit der Sin-   the inhabitants.“ Your Brain on
  Biophilie-Hypothese legt nahe, dass es eine instinktive Verbindung        te, die viel zu sehr auf funktio-   nesverarbeitung. Das heißt, dass Ästhetik nur erlangt werden kann,      Nature, Selhub & Logan
  zwischen Menschen und anderen lebenden Systemen gibt. Um das              nalistische und visuelle Aspekte    wenn ein Bezug zum Menschen vorhanden ist. Wir müssen eine
Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...
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                                                                         leistet werden kann. So wird der   Der Gesundheitsbegriff wird durch den Begriff der Lebensqualität
                                                                         gesellschaftliche Fokus weg von    erweitert, welcher als Leitbegriff von Gesundheit verstanden wird.
                                                                         der Entstehung und den Prozes-     Die Lebensqualität umfasst dabei viele Felder, wie z.B. Einkommen
                                                                         sen von Erkrankungen (Patho-       und Arbeit, Wohnsituation, Bildung, Kultur- und Freizeit, Mobilität
                                                                         genese) gelenkt, eher spielt die   und Qualität der Umwelt, die alle im Spektrum der Lebensqualität
                                                                         Untersuchung von Prozessen,        zusammenkommen und diese beeinflussen. Es lässt sich belegen,
                                                                         welche die Gesundheit erhalten     dass die Umwelt Einfluss auf unser Verhalten, zwischenmenschli-
                                                                         und fördern (Salutogenese) die     che Beziehungen und psychische Zustände nimmt. Das Wissen um
                                                                         Hauptrolle.                        die therapeutische und gesundheitsfördernde Relevanz von Natur
                                                                                                            und natürlichen Elementen bestimmt auch die Architektur und Pla-
                                                                         Der gesunde Mensch steht so        nung von Städten.
                                                                         im Zentrum unserer erfolgrei-
                                                                         chen Volkswirtschaft. Die Ge-
                                                                         sundheit wird zum Megatrend.
                                                                         Im umfassenden Sinne gilt sie
                                                                         als Voraussetzung für Leis-
                                                                         tungs- und Entwicklungsfähig-
                                                                         keit sowohl menschlicher indivi-
                                                                         dueller Gesundheit als auch der
                                                                         Gesundheit von ganzen Gesell-
                                                                         schaften. Wir sind auf der Suche
                                                                         nach dem Gleichgewicht, einer
Grundlagen Gesundheitsmanagement,                                        ausgewogenen Balance unse-
Prof. Dr. Elisabeth Schloeder                                            rer Zustände (vgl. Homöosta-
                                                                         se). Die Gesundheit wird als
                                                                         Megatrend zum Potenzial eines
Die zweite Veranstaltung des Seminars folgte am 17.11.2020 und           Lebensentwurfs, der persönli-
wurde von Prof. Dr. Elisabeth Schloeder referiert. Schloeder ist Pro-    ches, soziales und ökologisches                                             Abb. 2 Kurzdefinition Gesundheit
fessorin für Betriebswirtschaft und Sozialmanagement an der Hoch-        Handeln einbezieht und wandelt
schule Heilbronn und hat das Seminar durch theoretisches Wissen          sich so von ihrer ursprünglichen
und ihre Sicht auf die Dinge bereichert.                                 Begriffsbestimmung ausgehend       Dabei gibt es verschiedene Komponenten für die Gesundheit unter-
Unter dem Titel „Grundlagen des Gesundheitsmanagements, Teil 1“          von ausschließlich biologischen    stützender Architektur:
wurde die grundlegende Transformation des 21. Jahrhunderts „von          Aspekten. Es geht darum, die
der Handarbeit zur Kopfarbeit“ und die sich wandelnde Bedeutung          Frage nach dem „Guten Leben“,      1. Ästhetische / symbolische Komponente der Gesundheit
der Gesundheit zum Megatrend thematisiert. Zum Einstieg wurde            Zufriedenheit und Glück zu klä-    2. Soziale Gesundheit
als unterstützende Studie Nikolai Kondratjew‘s Theorie der zykli-        ren und zu thematisieren, wie es   3. Psychische Gesundheit
schen Wirtschaftsentwicklung herangezogen. Sie veranschaulicht           die Menschheit bereits seit der    4. Physische Gesundheit.
einen Konjunkturzyklus von 1800 bis zur Gegenwart; die Wellen be-        Philosophie der Antike versucht.
schreiben Analogien von Innovationen - nach Aufschwung folgt Tief-                                          Die Komponenten schließen, z.B. die ästhetische Wirkung und die
gang, der dann wiederum neue Innovationen für das nächste „Hoch“                                            Symbolkraft eines Raumes (1.), Aspekte, die das soziale Mitein-
braucht. Wird die Gesundheit als Defizit gesehen (was sich auch im                                          ander fördern (2.) und die positive Wirkung von natürlichen Land-
Bereich der Architektur, im Städtebau und in der Freiraumplanung                                            schaftsräumen (3. und 4.) ein. Die Qualität von Architektur und Städ-
zeigt) und ist der Innovationsprozess unzureichend, so kommt es zu                                          teplanung kann demnach zur Lebensqualität und Gesundheit bzw.
Krisen. Sehen kann man das z.B. an der aktuellen Lage, die durch         „Gesundheit ist ein Zustand des    Genesung kranker Menschen beitragen. Sie ist vor allem aber auch
Covid-19 verursacht wurde; eine weltweite Pandemie, die schwere          vollständigen     körperlichen,    als präventive Planung und Gestaltung einer gesunden Gesellschaft
volkswirtschaftliche Schäden mit sich bringt. Sie ist ein Beleg dafür,   geistigen und sozialen Wohler-     zu verstehen.
dass durch mangelnde Gesundheit die Gefahr einer Entropie, also          gehens und nicht nur das Fehlen
einem Energieverlust, besteht. Dieser kann wie gesagt durch Krank-       von Krankheit oder Gebrechen.“
heiten entstehen, aber auch durch Umweltzerstörungen, Gewalt,            WHO, 1948
Krieg oder Energie- und Lebensmittelverschwendung.
Wie wir sehen, ist es nicht mehr selbstverständlich, dass unsere Be-
völkerung gesund und aktiv ist. Nach einer Studie der Weltgesund-
heitsorganisation sind z.B. Depressionen in der westlichen Welt eine
neue Volkskrankheit geworden und stellen inzwischen eine der häu-
figsten Todesursachen dar. Die Gesundheit soll wieder treibender
Faktor der Volkswirtschaft werden, da so eine gesundheitliche Ver-
sorgung, ausreichende Ressourcen und Widerstandskraft gewähr-
Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...
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                                                                           doch nicht abbildbar, da bereits    Natur und Transzendenz
                                                                           die Betrachtung einen mensch-       Transzendenz ist ein Gefühlszustand, der eine Teilhabe an etwas
                                                                           lichen Einfluss darstellen wür-     größeres, allumgebendes und sinnvollem beschreibt. Bestimmte
                                                                           de. Eine natürliche Umwelt mit      natürliche Orte und Gegebenheiten können dieses Transzendenz-
                                                                           gradueller Größe ist mehr oder      gefühl hervorbringen und schaffen somit ein starkes Gefühl der Ver-
                                                                           weniger durch Menschen be-          bundenheit mit der Umwelt. Einige Beispiele wurden genannt, wie
                                                                           einflusst. Als solche gelten z.B.   z.B. ein Berggipfel mit Aussicht auf die Umgebenden Berglandschaf-
                                                                           Gärten, Parks und Wälder. Die       ten, ein Wald mit sehr hohen Bäumen oder Klippenlandschaften mit
                                                                           Architekturpsychologie fokus-       Ausblicken auf das Meer und das Festland zugleich. Diese Orte ins-
                                                                           siert sich auf gebaute Umwel-       pirieren den Menschen und führen auch dazu, dass ein gestaltender
                                                                           ten.                                Akt vollzogen wird oder der Bereich in anderer Weise gekennzeich-
                                                                                                               net/ definiert wird (z.B. Kreuz auf dem Berg, Kirche an der Klippe,
                                                                           Relevanz der Natur für die          Tempel im Wald).
                                                                           Menschliche Gesundheit
                                                                           Vorgestellt wurde die Studie von    Fazit
                                                                           Ulrich, Roger S.: View Trough       Diese Vorlesung war eine stimmige Einführung in die Fachdiszip-
                                                                           a Window May Influence Re-          lin der Architekturpsychologie. Aspekte der Transzendenz und Na-
                                                                           covery from Surgery. Diese be-      turwirkung wurden wieder, aus den vorhergegangenen Vorträgen
                                                                           sagt, dass Patienten*innen nach     aufgegriffen und weiter erläutert. Mich persönlich hat die Studie zur
                                                                           Operationen in Zimmern mit ei-      Konzentrationsförderung von Naturbildern überrascht. Dass die Na-
                                                                           nem Fenster und Blick auf einen     tur für uns Erholungscharakter hat ist keine Neuheit, auch wenn wir
                                                                           Baum kürzere Erholungszei-          stark unterschätzen wie wichtig sie für uns ist. Ich hätte jedoch nicht
Grundlagen der Mensch-Umwelt-Optimierung,                                  ten hatten, als Patienten*innen     erwartet, dass nur ein kurzer Blick auf eine virtuelle Grünfläche auf
Dipl. Psych. Dr. Alexandra Abel                                            ohne. Die Zugänglichkeit zur        einem Bildschirm die Konzentration fördern kann.
                                                                           Natur hat somit einen positiven
                                                                           Effekt auf die Genesungszeit.
Der 1. Vortrag von Alexandra Abel stellt eine Einführung in die Diszi-     Eine andere Studie von Dr. Kate
plin der Architekturpsychologie dar und zeigt uns Verbindungen von         E. Lee: 40-second green roof
Architektur, Natur und unseren Gefühlen.                                   views susstain attention: The
                                                                           role of micro-breaks in attenti-
                                                                           on restoration zeigt, dass selbst
                                                                           ein kurzes Bild von Grünfläche /
                                                                           Natur auf einem Bildschirm die
                                                                           Konzentration fördert.

                                                                           Die Wirkung des Waldes auf die
                                                                           Menschen
                                                                           Der Wald hat auf den Menschen
                                                                           eine besondere Wirkung. Durch
                                                                           seine Umgebung ist der Mensch
                                                                           in der Lage eine Vielzahl an
                                                                           multisensorischen     Wahrneh-
                                                                           mungen zu erfahren. Eine Stu-
                                                                           die von Kühn et al.: In search
                                                                           of featurest that constitute an
                                                                           „enriched environment“ in hum-
                                                                           ans: Associations between geo-
                            Abb. 3 Der Maulwurf Grabowski Gebaute Umwelt
                                                                           graphical properties and braun
                                                                           structure konnte eine Korrela-
Was ist Architekturpsychologie?                                            tion von älteren Menschen mit
Architekturpsychologie gehört zum Gebiet der Psychologie, genau-           einer gesunden / unversehrten
er gesagt zur Umweltpsychologie. Diese wurde ca. 1940 gegründet            Amygdala und einem urbanen
und ergründet das menschliche Verhalten in Bezug auf seine Um-             Umfeld, mit unmittelbar in der
welt. Umwelt kann hierbei in zwei dichotomen Größen dargestellt            Nähe liegenden Grünflächen
werden: Als dichotome Größe hat die natürliche Umwelt keinerlei            oder ähnlichen natürlichen Um-
Spuren oder Einflüsse der Menschen. Eine solche Umwelt ist je-             gebungen herstellen.
Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...
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                                                                       der großen Gesundheitsproble-       nen; Sehen, Hören, Riechen und Fühlen eine Vielzahl anderer Sinne         Waldes zurückgeführt werden
                                                                       me des 21. Jahrhunderts ist.        hinzu, die größtenteils in unserem Unterbewusstsein agieren. Hier-        und bestätigen aktuelle Trends
                                                                       Folgen von konstantem Stress        zu gehören z.B. unser Balancegefühl, sowie unser Blutzuckerspie-          zur Stressbekämpfung wie „Fo-
                                                                       sind z.B.: Übergewicht, Herz-       gel und weitere Faktoren die aktuell erforscht werden. Diese Sinne        rest Bathing“.
                                                                       kreislauf Probleme, Krebs, psy-     arbeiten nicht getrennt voneinander, sondern bilden ein komplexes
                                                                       chische Beeinträchtigungen und      und ausbalanciertes Wahrnehmungssystem, mit dem wir unsere                Berührungsbedingte Wohlfüh-
                                                                       Störungen, wie Depressionen         Umwelt erfassen. Architektur, die eine komplette sensorische Sti-         laspekte
                                                                       oder Drogenmissbrauch. Stress       mulierung erreichen will, muss mehr Wohlfühl-Faktoren in Betracht         Unter dem Begriff „Somatosen-
                                                                       als Zustand wird definiert als      ziehen als bloße visuelle Stimulierung. Einige wichtige Aspekte sind      sation“ kann das Erfassen ei-
                                                                       eine Reaktion auf eine Ände-        folgende:                                                                 nes Objektes durch Berührung,
                                                                       rung des Umfeldes, welche als                                                                                 Temperatur,       Körperposition
                                                                       überwältigend wahrgenommen          Tageszyklische Wohlfühlaspekte                                            im Vergleich zum Objekt und
                                                                       wird. Akuter Stress kann hierbei    Das Miterleben des Sonnenstandes über einen Tag hilft uns einen           eventuelle Schmerzimpulse der
                                                                       auch gut sein, da der Körper als    geregelten Rhythmus zu finden der uns im Gegenzug gesundheit-             Rezeptoren zusammengefasst
                                                                       Reaktion Adrenalin und Cortisol     lich gut tut. Es gibt bereits viele Erkenntnisse zu der Bedeutung des     werden. Das bedeutet, dass das
                                                                       ausschüttet, um die Situation be-   Cortisols-/ und Melatonin Spiegels in unserem Körper. Bekannt ist,        Fühlen eines Objektes eine Viel-
                                                                       wältigen zu können. Allerdings      dass eine hinreichende Anzahl an Fenstern, um den Tagesverlauf            zahl an Informationen bereit-
                                                                       benötigt es danach Ruhezeiten,      in der Wohnung miterleben zu können ein wichtiger Qualitätsaspekt         stellt. Diese Informationenviel-
                                                                       damit der Körper wieder in eine     der Wohnung darstellt. Allerdings sollte auch die Art der Beleuch-        fallt bestimmen unter anderem
                                                                       Balance zurückfinden kann. In       tung durch die Fenster beachtet werden. Gerichtetes Licht von einer       auch Farbe, Textur, Materialität
                                                                       unserer heutigen Umwelt gibt        Seite lässt uns räumliche Situationen schwieriger einordnen. Auch         und unsere Einstellung gegen-
                                                                       es viele Stress-Auslöser. Schon     die Lichtfarbe von Beleuchtungen beeinflussen unseren Tageszyk-           über der Oberfläche. Zusätzlich
Biophilic Design Grundlagen 2,                                         unser Telefon, eine Krankenwa-      lus. LED’s mit einer Kelvin Temperatur über 3000 können bereits           werden diese Informationen be-
Prof. Helena van Vliet                                                 gensirene oder eine Abgabe im       zu einer Störung dieses Systems führen. Die Folgen eines unregel-         reits bei visueller Betrachtung
                                                                       Büro führen zu Stress, der sich     mäßigen Tageszyklus sind mitunter ein geschwächtes Immunsys-              aus unserem Unterbewusstsein
                                                                       akkumuliert und ein künstliches     tem, die Unterbindung von gewichtsregulierenden Hormonen, eine            abgerufen. Wenn wir also für
Einleitung                                                             Gefühl von konstanter Bedro-        höhere Chance an Krebs zu erkranken, sowie ein unproduktiverer            das Auge entwerfen, designen
We can not protect what we do not love, we can not love what we        hung zur Folge hat. Daraus kön-     Energiehaushalt.                                                          wir zwingend für Berührungen
do not know, and we can not know what we do not see. Or hear. Or       nen wir schließen das unsere                                                                                  mit, auch wenn die Oberfläche
sense…                                                                 Umwelt nicht nachhaltig für uns     Akustische Wohlfühlaspekte                                                des Materials durch die räum-
Richard Louv, ‘The Nature Principle’                                   ist.                                In unseren gebauten Umwelten rückt die Geräuschkulisse der Natur          liche Anordnung nicht berührt
                                                                                                           immer weiter in den Hintergrund. Der durch menschenverursachten           werden kann.
Dieses Zitat beschreibt, den Schwerpunkt der 2. Vorlesung von He-      Mit diesem Hintergrundgedan-        Lärm hindert uns daran unsere Umwelt wahrzunehmen und verrin-
lena van Vliet. Es geht um unsere Sinne und wie diese uns beein-       ken haben Architekten die Mög-      gert unsere Verbindung zu dieser. Zudem wird auch die Tierwelt            Thermische Wohlfühlaspekte
flussen gewisse Gestaltungselemente zu bewerten. Das Wissen um         lichkeit, vorbeugend die Umwelt     durch laute Geräusche stark beeinträchtigt, sodass z.B.: Fledermäu-       Es ist lange bewiesen und
diesen Vorgang, welcher eng mit zeitgenössischer Forschungen von       nachhaltig zu gestalten. Das        se und Eulen mehr Energie für die Jagd aufwenden müssen und               weitestgehend bekannt, dass
verschiedenen medizinischen und biologischen Studien verbunden         Bedeutet, dass das entworfene       letztendlich in Ihren Beständen gefährdet werden.                         Menschen sich bei einer Um-
ist, kann uns als Designer dabei helfen unsere gebaute Umwelt          Gebäude den psychologischen         Allerdings bedeutet die Geräuschbelastung auch für uns Menschen           gebungstemperatur von 19-25
mehr in einen Einklang mit der Natur zu rücken und die Räume in        und physiologischen Ansprü-         ein höheres Risiko an psychischen Störungen, wie z.B.: Depressio-         Grad wohl fühlen. Dies kann zur
denen wir uns aufhalten tatsächlich für den Menschen zu planen         chen seiner Nutzer*in gerecht       nen. Studien haben bewiesen, dass im Vergleich zwischen urbanen           gleichen Zeit mit nachhaltigen
und zu gestalten.                                                      wird. Durch eine Umgebung, die      und Naturgeräuschen eine Genesung nach einer psychologischen              Energiekonzepten     kombiniert
                                                                       unsere „Glück und Belohnung“        Stresssituation durch die Naturgeräusche um 37% schneller vollzo-         werden, um die Verschwendung
Stress und Wohlfühlen                                                  Areale im Gehirn stimulieren,       gen wird. Geräusche wie Vogelgezwitscher, fließendes Wasser oder          von Wertvollen Ressourcen der
Beginnend wurde der Begriff des homöostatischen Wohlfühlens            wird eine Umwelt geschaffen,        eine leichte Brise werden von uns instinktiv als positiv eingestuft und   Erde einzudämmen.
erläutert. In der natürlichen Umwelt ist das Primärziel eines jeden    die nachhaltig gegen den Stress     können helfen sich zu entspannen.
Lebewesens zu überleben und sich fortzupflanzen. Über mehrere          der sonstigen Außenwelt ar-                                                                                   Negative Ionisation der Luft
Generationen gesehen, ist eine überlebensfördernde Haltung effek-      beitet und den Nutzer*in eine       Geruchsbedinge Wohlfühlaspekte                                            Negative Ionen sind Moleküle,
tiver. Homöostatische Effizienz beschreibt eine Balance, mit welcher   Chance zur Erholung bietet.         Von unseren Sinnen ist der Geruchssinn der einzige, der direkt mit        die eine zusätzliche negative
der Mensch effektiv leben kann. Wohlfühlen beschreibt also eine        Biophilie kann hierbei als Leit-    der Amygdala und dem Hippocampus verbunden ist. In diesen Be-             Ladung besitzen und sich in er-
Balance des Körpers im Einklang mit der Umgebung. Dieser Effekt        faden dienen, um eine solche        reichen des Gehirns werden vor allem Emotionen und Erinnerungen           höhter Anzahl in Wäldern oder
kann durch zwei Faktoren erreicht werden, die evolutionär in uns       Umwelt zu realisieren.              verarbeitet. Diese besonders starke Verbindung zwischen Gerüchen          in der Nähe von fließenden Ge-
eingebettet sind. Die Vermeidung von Schmerzen und Bestrafung,                                             und Emotionen stellt ein Potential dar, welches durch gezieltes Ein-      wässern befinden. Sie beeinflus-
sowie das Streben nach Glück und Belohnung. Wenn wir uns also          Sensorische Erfassungsmöglich-      setzen bestimmter Materialen oder Düfte ausgenutzt werden kann.           sen den Menschen durch eine
Wohlfühlen ist das ein Zeichen, dass wir in einer für uns nachhalti-   keiten                              Ein Beispiel für die Wirkung von bestimmten Gerüchen sind Wäl-            biochemische Reaktion und er-
gen Umwelt leben.                                                      Wir nehmen unsere Umwelt mit-       dern, in denen Phytonciden (essenziellen Öle) vorhanden sind. Stu-        höhen den Serotonin-Ausstoß.
                                                                       tels unserer Sinne wahr. Jedoch     dien belegen, dass das Immunsystem durch Waldbesuche gestärkt             Serotonin führt wiederum zu
Dem Wohlfühlen gegenüber steht der Stress, der gleichzeitig eines      kommen zu den bekannten Sin-        und Stress reduziert wird. Dies kann auf die Geruchslandschaft des        einer besseren Stimmung und
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kann Stress, sowie Depressionen lindern / vermeiden. Warme, tro-            Das Nutzen von natürlichen Ma-       den Innenraum als angenehmer empfunden wird als ein Platz in der           als Architekten der Umwelt, wie
ckene Luft verringert die Anzahl an negativen Ionen und reduziert           terialien ist neben dem Nach-        Raummitte. Dasselbe Prinzip lässt sich auch auf öffentlichen Plät-         auch dem Menschen gegenüber
den potenziellen Effekt. Ein typischer Büroraum hat z.B. 100 Ionen/         haltigkeitsaspekt auch meistens      zen beobachten. Menschen halten sich lieber am Rand des Platzes            gerecht zu werden.
cm³ während sich im freien, bei unverschmutzter Luft deutlich mehr          mit einer besonderen Haptik          als in der Platzmitte auf, da am Rand mehr Schutz geboten wird und
Ionen befinden (300-1000 Ionen/cm³).                                        verbunden, welche in Innenräu-       idealerweise durch Nischen oder Säulenreihen ungewollte Sichtkon-          Der Methodenkatalog zur Bio-
                                                                            men zur Atmosphäre beitragen         takte eingeschränkt sind.                                                  philie stellt eine Vielzahl an
Kombination von Wohlfühlaspekten                                            können. Pflanzen die in die Pla-                                                                                Gestaltungsmitteln und Vorge-
In der Kombination sind diese verschiedenen Einflussfaktoren maß-           nung integriert sind, wie es z.B.                                                                               hensweisen dar, die vielleicht
gebend für unser Erleben eines Raumes und unserer gebauten Um-              bei „grünen, lebenden Wänden“                                                                                   schon unterbewusst verwendet
welt. Durch eine gezielte Planung der Räume und das Beachten                der Fall ist haben zudem eine                                                                                   wurden, jedoch in Ihrer Kombi-
unserer Sinnesorgane können wir bestehende Architektur genauer              Vielzahl an positiven Effekten.                                                                                 nation ein Potential für die Ar-
analysieren und kategorisieren, als auch neue Architektur und De-           Sie können für eine natürlichen                                                                                 chitektur von Morgen darstellt.
signs zielbewusst gestalten.                                                Sonnenschutz sorgen, als auch                                                                                   Der Menschheit wird stetig mehr
                                                                            zur Luftqualität und Feuchtigkeit                                                                               bewusst wie essenziell unsere
Elemente der Biophilie                                                      beitragen. Akustische Störun-                                                                                   Verbindung zur Natur ist. Durch
Es wurden verschiedene Elemente vorgestellt, die einen Methoden/            gen können durch eine lebende                                                                                   diese Vorlesung wurde mir klar,
Elemente Katalog darstellen, um die oben beschriebenen Wohlfühl-            Wand auch gedämpft werden,                                                                                      wieviel wir bereits von dieser
faktoren möglichst effizient zu befriedigen.                                sowie olfaktorische Erlebnisse                                                                                  Verbindung verloren haben. Die
                                                                            ermöglichen.                                                                                                    Methoden und Ansichtsweisen
Eine Verbindung zur Natur kann z.B. formalistisch durch eine Ver-                                                                                                                           stellen jedoch Möglichkeiten
schmelzung von Gebäude und Natur realisiert werden. Fließendes              Zudem sollten Räume so mit                                                                                      dar, mit denen wir diese Verbin-
Wasser, als beruhigendes Element, wie auch Frank Loyd Wright es             Öffnungen / Fensterflächen ge-                                                                                  dung wiederherstellen können
in seinem „Falling Water“ House angewendet hat, stärkt das Immun-           staltet werden, dass der natür-                                                                                 und Natur und Architektur wie-
system und schafft einen Ort der Erholung.                                  liche Tagesrhythmus im Innen-                                                                                   der in einen Einklang bringen
                                                                            raum miterlebt werden kann und                                                     Abb. 5 Prospect and refuge   können.
                                                                            im besten Fall sogar den Innen-
                                                                            raum in Szene setzt.                 „Geordnete Komplexität“ (Spatial& Fractal), beschreibt Strukturen
                                                                                                                 oder Muster die visuell kategorisiert, zwischen langweilig, aber ein-
                                                                            Designaspekte der Biophilie          fach und kompliziert, aber unübersichtlich stehen. Muster, die sich
                                                                            Neben den genannten Elemen-          wiederholen aber in sich eine gewisse Komplexität beweisen, wer-
                                                                            ten wurden auch sogenannte           den von uns als angenehmer empfunden.
                                                                            „Biophilic Patterns“ vorgestellt,
                                                                            die sich in ihrer Definition an „A   „Spiel“ als Muster beschreibt ein räumliches Potenzial durch Bewe-
                                                                            Pattern Language“ von Chris-         gung und Interaktion mit der Umwelt. Die aktive Auseinandersetzung
                                                                            toph Alexander anlehnen. Diese       mit dem Raum kann hierbei zu einer erhöhten Ausschüttung von En-
                                                                            Muster oder Designaspekte ver-       dorphinen führen. „Spiel“ ist verknüpft mit anderen Mustern wie z.B.
                                                                            knüpfen menschliche Gefühle          mit Zufluchtsräumen, um sich auch von der Interaktion wieder zu-
                                                                            und Bedürfnisse mit architekto-      rückziehen zu können oder auch mit dem Muster der „Entdeckung“.
                                                                            nischen Gestaltungselementen
                                                                            und definieren somit einen Me-       Das Mysteriöse zieht uns an und führt uns dazu mit unserer Umwelt
                                                                            thodenkatalog, der die Elemen-       zu interagieren oder sich näher zu beschäftigen. Als räumliche Mani-
                                                                            te der Biophilie erweitern.          festation spielt „Entdeckung“ mit ungewissen Übergängen zu ande-
                                                                                                                 ren räumlichen Situationen und mit dem Verbergen von Elementen,
                                                                            Einige dieser Punkte sind:           im Gegensatz zum direkten Zeigen und Gestalten dieser. Treppen
                                                                            „Zuflucht und Übersicht“ (Re-        können dieses Potential gut nutzen, da sie durch ihre vertikale Ver-
                                                                            fuge and Prospect), die eine         bindung uns in Bereiche führen, die vorerst nicht einsehbar sind.
                                                                            räumliche Situation beschreiben      Eine gezielte Definition der Wegführung in Gebäuden kann somit zu
                                                                            in denen wir geschützt von un-       Interesse und anschließendem Erfolgsgefühl des Besuchers führen.
                                                                            serer Umwelt sind, aber gleich-
                                                                            zeitig einen möglichst großen        Fazit
                                                                            Überblick haben. Dass wir Orte       Beschäftigen wir uns damit wie wir unsere Umwelt erfahren, treten
                                 Abb. 4 Falling Water Franky Lloyd Wright                                        wir etwas aus der gewohnten Fachwelt der Architektur aus und bege-
                                                                            mit dem Potenzial an Zuflucht
Übergangsräume ermöglichen einen angenehmeren Bewegungs-                    und Übersicht bevorzugen kann        ben uns in wissenschaftliche Bereiche, wie die Neurowissenschaf-
fluss zwischen unterschiedlichen Räumen und Nutzungen, sowie                man z.B. in Cafés sehen. Rand-       ten, Medizin oder Psychologie. Gleichzeitig aber entfernen wir uns
zwischen Bereichen des Privaten und Öffentlichen. Biomorphe For-            bereiche werden als erstes be-       nicht von der Disziplin der Architektur, sondern nähern uns vielmehr
men können hierbei sowohl visuell als auch für die Bewegung im              setzt, da meistens eine Wand im      dieser. Mich haben die vorgestellten Forschungen und Erkenntnisse
Raum zu einer angenehmeren Atmosphäre beitragen.                            Rücken und eine Aussicht auf         sehr beindruckt, da sie uns helfen können unsere Verantwortung
Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...
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                                                                        Die Salutogenese von Aaron An-     der WHO zur Gesundheitsförderung die sog. Ottawa-Charta (WHO
                                                                        tonowsky vs. Die Medizinische      1986) verabschiedet. Die Charta stellt inhaltlich und methodisch
                                                                        Pathogenese                        Strategien zur Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamt-
                                                                                                           poltik dar, die den Wandel des gesundheitspolitischen Leitbildes von
                                                                        Die Salutogenese (also Ge-         der Verhütung von Krankheiten hin zur aktiven Förderung der Ge-
                                                                        sundheitsförderung) hebt als       sundheit wiederspiegelt. Dieses Gesundheitskonzept legt den Fo-
                                                                        Resilienz-Modell zur Abwen-        kus vor allem auf die Erhaltung der Gesundheit, die Stärkung von
                                                                        dung von Gesundheitsrisiken        Gesundheitsressourcen und die Schaffung gesundheitsförderlicher
                                                                        Bewältigungsstrategien      und    Umwelten.
                                                                        Widerstandsressourcen in den
                                                                        Vordergrund. Das Modell dient
                                                                        der WHO in der Gesundheits-
                                                                        förderung als anerkannte kon-
                                                                        zeptionelle Grundlage, um fest-
                                                                        zulegen, was den Menschen
                                                                        (langfristig) gesund hält, wäh-                                                                             Abb.8 PAKARA-Modell
                                                                        rend sich die medizinische Pa-
                                                                        thogenese nur damit beschäf-                                                                                Es stellt ein wichtiges Werkzeug
                                                                        tigt, warum der Mensch krank                                                                                der Architekturpsychologie dar,
                                                                        ist.                                                                                                        das mittels empirischer Beweis-
                                                                                                                                                                                    führung den Zusammenhang
                                                                        Wenn die Ressourcen und ex-                                                                                 zwischen Stadtarchitektur und
Gesundheitsförderung,                                                   ternen Stimuli im Leben eines                                                                               Gesundheit ermittelt und dar-
Prof. Dr. Elisabeth Schloeder                                           Menschen dem Modell entspre-                                                                                aus konkrete architektonische
                                                                        chen verständlich (Verstehbar-                                                                              Interventionen ableiten lässt.
                                                                        keit), sinnvoll (Sinnhaftigkeit)                                                                            Im PAKARA-Modell sind drei
Im zweiten Teil der Vorlesungsreihe von Frau Prof. Dr. Schloeder        und handhabbar (Handhabbar-                                                                                 zentrale gesundheitsdefinieren-
wurden im Rahmen der weiteren theoretischen Auseinanderset-             keit) sind, wird ein Kohärenz-                                                                              de Bedürfnisse festgelegt, die
zung zur Bedeutung der Gesundheit für die Architektur, Städte- und      gefühl (sence of coherence)                                                                                 durch Stadtarchitektur „gesät-
Raumplanung in Verbindung mit der Natur zunächst der Paradig-           erreicht und somit wesentliche                                                                              tigt“ werden können: Stimulati-
menwechsel in der Betrachtung von Krankheit und Gesundheit be-          Ressourcen zur Krankheitsbe-                                                                                on, Identifikation und Privatheit.
schrieben, sowie verschiedene Konzepte und Modelle der systemi-         wältigung und Abwehr von Be-                                                                                Dabei unterscheidet das Modell
schen Gesundheitsförderung beschrieben.                                 lastungen bereitgestellt. Diese                                                     Abb. 7 Setting-Ansatz   die beiden Einflusspole Unter-
                                                                        Aspekte lassen sich auch auf die                                                                            vs. Übersättigung.
Mit der schon im ersten Vortrag von Prof. Dr. Schloeder themati-                                           Ein weiteres zentrales Fundament der Gesundheitsförderung stellt
                                                                        Gesundheitsförderlichkeit von
sierten zunehmenden Bedeutung der Gesundheit nicht nur als Vor-                                            der sog. „Setting“-Ansatz oder auch Lebenswelten-Ansatz dar. Die-        Wie in Abb.3 zu sehen, ist die
                                                                        Stadt- und umbauten architek-
aussetzung für eine funktionierende Volkswirtschaft, sondern auch                                          ser bezieht die sozialen Umstände der Menschen mit ein und erfasst       Stadtarchitektur    im     PAKA-
                                                                        tonischen Räumen übertragen.
im sozialen und politischen Kontext des 21. Jahrhundert, griff die                                         den Einfluss der Umwelt auf den Menschen. Der Schwerpunkt liegt          RA-Modell in drei Sektoren bzw.
                                                                        Werden die drei genannten Fak-
WHO in ihrer 2000 abgehaltenen Weltkonferenz „Urban 21“ über                                               darauf gesundheitliche Potenziale und nachhaltige salutogenetische       Interventionsebenen gegliedert,
                                                                        toren erfüllt, nimmt der Mensch
die Zukunft der Städte Impulse zur Verbesserung der Gesundheit,                                            Städteentwicklung zu fördern.                                            die auch namensgebend für das
                                                                        den Raum als kohärent war und
Lebensqualität und des Wohlbefindens des Menschen auf. Wichtige         dieser ist gesundheitsfördernd.                                                                             Modell sind: die Präventive Ar-
Grundlage für die Theorie und Praxis von Public Health bietet der                                          Sowohl die Ottawa-Charta als auch der Setting-Ansatz definieren          chitektur, die Kurative Architek-
systemische Ansatz des Medizinologen Aaron Antonovsk, der dem                                              grundlegende Bedingungen von Gesundheit. Diese sind Frieden,             tur und die Rehabilitative Archi-
                                                                        Gesundheitsförderung: Modelle
Prozess der Pathogenese den der Salutogenese gegenüberstellt.                                              angemessene Wohnbedingungen, Bildung, Ernährung, Einkom-                 tektur. Es wurde im Rahmen des
                                                                        und Konzepte
                                                                                                           men, Stabiles Öko-System, Sorgfältige Verwendung vorhandener             Projektes Architektur, Psycho-
                                                                                                           Naturressourcen, Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit.               logie und Globale Gesundheit
                                                                        Die zentrale Aufgabe der Ge-
                                                                        sundheitsförderung liegt also                                                                               2019 an der TU München ent-
                                                                                                           Der Gesundheitsförderung sind zwei Prozesse inhärent. Auf der ei-        wickelt (unter Prof. Dr. rer. Nat.
                                                                        darin Gesundheit und damit Le-
                                                                                                           nen Seite sollen Menschen dazu befähigt werden, sich eigenständig        Tanja C. Vollmer).
                                                                        bensqualität zu erreichen bzw.
                                                                                                           für gesunde Lebensbedingungen einzusetzen und eigene, gesün-
                                                                        zu erhalten. Die Theorieent-
                                                                                                           dere Verhaltensweisen und -muster umzusetzen (Verhaltenspräven-          Das     Vorhandensein       oder
                                                                        wicklung zur Salutogenese hat
                                                                                                           tion). Auf der anderen Seite sollen gesellschaftliche Bedingungen        Nicht-Vorhandensein der drei
                                                                        maßgeblich dazu beigetragen,
                                                                                                           so verändert werden, dass sich gesundheitsrelevante Lebensbedin-         gesundheitsdefinierenden Be-
                                                                        dass Gesundheitsförderung auf
                                                                                                           gungen zeitgleich auch verbessern. (Verhältnisprävention)                dürfnisse (Stimulation, Identifi-
                                                                        vielen Ebenen Impuls für Wei-
                                                                        terentwicklung war.                                                                                         kation und Privatheit) in Kombi-
                                                                                                           Ein drittes Modell – das PAKARA-Modell – thematisiert konkret den        nation miteinander beeinflusst,
                                                                        So wurde im Rahmen der ers-
                                                                                                           Zusammenhang zwischen Stadtarchitektur und unserer Gesundheit.           ob eine Stadtarchitektur als
                             Abb.6 Salutogenesemodell nach Antonowsky   ten internationalen Konferenz
Gesundheit Natur Architektur Städtebau - Wintersemester 2020/21 Onlineseminar der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule ...
18                                                                      19

präventiv, kurativ oder rehabilitativ wahrgenommen wird. Präventive
Architektur trägt in der Wechselwirkung zum Menschen dazu bei,
Krankheit vorzubeugen und kurative Architektur kann Gesundheit
wiederherstellen. Diese Architekturen werden auch als Healing Ar-
chitecture bezeichnet. Die rehabilitative Architektur deckt beide Be-
reiche zu gleichen Teilen ab. Ob die Gesundheitsdefinierenden Fak-
toren über- oder untersättigt werden, hängt von externen Faktoren
ab (zum Beispiel Architektur).

Dieser Definition liegt zugrunde, dass die Psychologie von Grund-
bedürfnissen ausgeht, deren Sättigungsgrad zwar individuell unter-
schiedlich ausgeprägt sind, aber von externen Faktoren beeinflusst
werden. Veranschaulichen lässt sich dies anhand des Beispiels der
Gründerzeitarchitektur. Solche Straßenzüge werden als anregend
und stimulierend wahrgenommen, im Gegensatz zu häufig als mo-
noton empfundener zeitgenössischer Stadtarchitektur. Hier spie-
len vor allem die Oberflächen eine zentrale Rolle. Sie haben eine
kommunikative Funktion, vermitteln sensorische, visuelle und taktile
Wahrnehmungsreize im städtischen Raum und können so messbar
die Stimmung der Bewohner*innen im Stadtraum heben.

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass ein Einfluss von Ar-
chitektur auf die Gesundheitsförderung längst empirisch bewiesen
ist. Die hier erläuterten Modelle können Planer*innen eine Hilfestel-
lung sein und erläutern Zusammenhänge anschaulich. Dabei bleibt
zu beachten, dass immer auch individuelle Wahrnehmung oder der
persönliche Background beeinflussen, wie die Wirkung von Architek-
tur und Stadtraum auf die Gesundheit des Individuums ist. Gemein-
same Faktoren und Einflüsse sind aber in allen hier aufgeführten
Modellen wiederzufinden und können zumindest eine Orientierung
beim Planen und beim Gestalten der Umwelt bieten.
20                                                                                                                                                                                                                                 21

                                                                                                                     war dabei ebenfalls bei vielen Gruppen sehr wichtig, zum Beispiel               Im nächsten Teil der Sitzung
                                                                               In    einer    aktiven    Work-       wurden von Wasser gespeiste Spiellandschaften integriert.                       hat Prof. Helena van Vliet wei-
                                                                               shop-Übung haben wir dann             Einige Gruppen haben auch an der Formgebung des Gebäudes ge-                    tere Praxisbezüge des biophilen
                                                                               in einem nächsten Schritt am          arbeitet und durch das Integrieren von Mustern wie den „Soft Edges“             Designs vor allem im urbanen
                                                                               Beispiel einer diagrammati-           eine naturnahe und somit für Nutzer*innen angenehmere Formen-                   Kontext hergestellt. Wir sind der
                                                                               schen städtebaulichen Planung         sprache gefunden. Außerdem wurden beispielsweise überdachte                     Frage auf den Grund gegangen,
                                                                               für einen Kindergarten (siehe         Außenbereiche geschaffen, um Übergangszonen zwischen Innen                      inwiefern Biophiles Design dazu
                                                                               Abb.1) in kleineren Gruppen           und Außen zu schaffen.                                                          beitragen kann, dass unser
                                                                               planerische Vorschläge und                                                                                            „well-being“ auch im Lebens-
                                                                               Konzepte zur Verbesserung des                                                                                         raum Stadt gesichert ist. Das
                                                                               Entwurfs entwickelt. Der vorge-                                                                                       Leben in der Stadt bringt viele
                                                                               schlagene Kindergarten liegt                                                                                          gesundheitsschädliche Fakto-
                                                                               zwischen zwei großen Straßen                                                                                          ren mit sich und vor allem mit
                                                                               (von denen entsprechende Ge-                                                                                          den immer stärker spürbaren
                                                                               fahren und Emissionen ausge-                                                                                          Auswirkungen des Klimawan-
                                                                               hen) und einem Bach mit den                                                                                           dels, ergeben sich immer mehr
                                                                               ihn umgebenden potenziellen                                                                                           ungesunde Faktoren im alltägli-
                                                                               Überflutungsflächen. In Break-                                                                                        chen Leben.
                                                                               Out-Rooms hatten wir 20 Minu-
                                                                               ten Zeit, um zu diskutieren und                                                                                       In der Stadt sind Gebäude unser
                                                                               schnelle Konzepte und Skizzen                                                                                         Habitat, unser Bezug zur Natur
                                                                               zu entwickeln. Abschließend                                                                                           geht verloren (was an und für
Biophilic Urbanism Grundlagen: Living Air Conditioning |                       haben wir in der großen Runde                                                                                         sich schon negativen Einfluss
Ecotonal Building Envelopes | Design for Biodiversity,                         über die Workshop-Ergebnisse                                                                                          auf unsere Gesundheit nimmt)
Prof. Helena van Vliet                                                         diskutiert.                                                                                                           und die Auswirkungen des Kli-
                                                                                                                                                                                                     mawandels sind gerade in der
                                                                               Hierbei war auffallend, dass                                                                                          Stadt besonders stark zu spü-
Im dritten Teil der Vorlesungsreihe mit Prof. Helena van Vliet wurden          quasi alle Gruppen den Kin-                                                                                           ren, da im Sommer Überhitzung
die in den ersten beiden Sitzungen vermittelten theoretischen Wis-             dergarten räumlich und sicht-                                                                                         und fehlende Abkühlung starke
sensgrundlagen zum biophilen Design in den praktischen urbanen                 feld-mäßig zum Straßenraum                                                                                            Belastungen für jede*n darstel-
Kontext übertragen. In dieser Sitzung haben wir zunächst anhand                abgegrenzt haben, zum Beispiel                                                                                        len. Zeitgleich trägt besonders
von präsentierten Beispielen, Diskussionen und einer aktiven Work-             durch Begrünung. Hierbei war                     Abb. 10 Entwurfsskizze Gruppe Stefan, Katharina, Annika und Evelyn   das Bauen des Stadtraumes
shop-Übung die in den vorangegangen Sitzungen besprochenen                     nicht nur der Bezug zur Natur                                                                                         dazu bei, dass der Klimawandel
biophilen Elemente und Muster genauer betrachtet. Gemeinsam                    und das Abwehren von gesund-                                                                                          voranschreitet – das Bauwesen
haben wir besprochen, inwiefern diese Muster in hier beispielhaft              heitlichen Gefahren ausschlag-                                                                                        ist der größte Verursacher von
aufgeführten Architekturen wiederzufinden sind und das theoreti-               gebende Faktoren, sondern                                                                                             CO2-Emissionen und bietet da-
sche Schema des „Building Blocks for Physiological Well-Being in               auch das Schaffen des „Sanctu-                                                                                        mit auch den größten Angriffs-
the Built Environment“ so nochmal veranschaulicht.                             ary“, also eines Schutzraumes,                                                                                        punkt um diese zu senken.
                                                                               zum Beispiel durch Einbeziehen
                                                                               des angrenzenden Parkplatzes.                                                                                         Um aber den Klimawandel zu
                                                                                                                                                                                                     bekämpfen, müssen aber vor
                                                                               Darüber hinaus haben viele                                                                                            allem      Stadtbewohner*innen
                                                                               Gruppen das Kindergartenge-                                                                                           zunächst wieder einen größe-
                                                                               bäude als Dreh- und Angelpunkt                                                                                        ren Bezug zur Natur herstellen.
                                                                               genutzt, um eine Abgrenzung                                                                                           Biophilie kann an dieser Stelle
                                                                               und einen Filter zwischen Stadt-                                                                                      einen großen Beitrag zu mehr
                                                                               (Straße) und Naturraum (Bach-                                                                                         Nachhaltigkeit leisten, denn
                                                                               bett) herzustellen. Mit dem Weg                                                                                       es aktiviert das Genuss-Be-
                                                                               durch das Gebäude wird das                                                                                            lohnungs-System und schafft
                                                                               Eintreten in die Natur eingeleitet.                                                                                   ein Bewusstsein gegenüber
                                                                               Auf der dem Bach zugewand-                                                                                            der Natur. Biophile Architektur
                                                                               ten Seite des Gebäudes wurde                                                                                          kann also nicht nur einen posi-
                                                                               dann häufig der Ausblick in die                                                                                       tiven Einfluss auf unser Klima
                                                                               Natur mit einem Punkt zum Ver-                                                                                        nehmen, weil ihr ein geringerer
                                                                               weilen inszeniert. Der Einbezug                                                                                       CO2-Ausstoß inhärent ist als
Abb. 9 Planungsvorschlag für einen Kindergarten zwischen einem Bach und zwei
                                                                               des Bachlaufs in die Außenanla-                                Abb. 11 Entwurfsskizze Gruppe Patricia und Christina
                                                                                                                                                                                                     „herkömmlicher“     Architektur,
großen Straßen.                                                                genplanung des Kindergartens                                                                                          sondern weil sie die Nutzer*in-
22                                                                                                                                                                                                                      23

nen zur Natur zurückführt und sie dazu zwingt, das eigene Verhalten               te Raum mehr in die Natur und      noch zusätzlich, es entsteht also ein Teufelskreislauf.                ken. Es gibt bereits viele neue
so anzupassen, dass es mit der Natur und unserer Erde funktioniert.               die ihn umgebende Landschaft                                                                              Werkzeuge für Architekt*innen
                                                                                  integriert werden muss. Wichti-    Ein Lösungsvorschlag an dieser Stelle ist der Einsatz von natürli-     und Planer*innen, um diese Zie-
Wir müssen uns quasi evolutionär optimieren, um nicht die Verlierer               ge Maßnahmen sind hier zum         chen Klimaanlagen. Hierzu zählen zum Beispiel:                         le zu verfolgen. Sie müssen nur
dieses Klimawandels zu werden und unsere Architektur und gebau-                   Beispiel:                          Gebäudebegrünung und Stadtbegrünung: Pflanzen transportieren           verstanden, gelernt und ange-
te Umwelt so designen, dass sie zu einem naturnäheren Leben und                   - Pflanzen an Gebäuden integ-      Wasser aus dem Erdboden über ihre Wurzeln in die Pflanze und           wandt werden.
damit zu unserem Überleben beiträgt. Gebäude müssen „Natur wer-                   rieren                             verdampfen es auf den Blattoberflächen. Eine Begrünung von ent-
den“, zur Ökologie der sie umgebenden Stadt beitragen und einen                   - „Vertikale“ Wälder schaffen      sprechenden schattenspendenden Konstruktionen, Fassaden oder
Beitrag zu Nachhaltigkeit und dem Kampf gegen den Klimawandel                     über Fassadenbegrünung             Dächern kann durch Verdampfung eine Abkühlung der Oberflächen
leisten. Sie müssen überlebenswichtige Prozesse wie Photosynthe-                  - Dachflächen als Grünräume        von 5 bis 10 C° herbeiführen.
se, die CO2-Speicherung, eine große Biodiversität absichern und                   und Mikro-Habitate nutzen
Lebensräume für alle Arten schaffen. Denn eine große Artenvielfalt                - Alle Oberflächen an Gebäuden     Wasserstellen, Springbrunnen u.Ä. im Stadtraum: Auch hier kann
und ein natürliches Habitat tragen zu besserem Klima und damit                    nutzen, um Habitate zu schaffen    über Verdampfung die Umgebungstemperatur abgekühlt werden.
auch zu unserer Gesundheit und unserem Well-Being bei.                            nicht mehr trennen zwischen
                                                                                  Gebäude und Landschaft bzw.        3. Buildings as Carbon Sponges
Biophilic Design: Living Buildings                                                bessere Integrierung der Ge-       Das Baugewerbe und Gebäude erzeugen einen riesigen CO2-Fuß-
Aber wie genau können Gebäude ökologisch und nachhaltig designt                   bäude in die Landschaft (z.B.      abdruck. Hierbei entstehen bis zu 49 % der Emissionen durch
werden? Wie können sie einen Beitrag zu einer höheren Biodiver-                   Gebäude als Berge und Hügel        die während des Bauprozesses in der Bausubstanz gebundenen
sität und einer naturnahen gesünderen Umwelt leisten? Im Prinzip                  gestalten)                         CO2-Emissionen und nur die restlichen 51 % durch die tatsächli-
müssen die Gebäude „lebendig“ und zur Natur selbst werden. Im                     - Natur, Pflanzen und Vegetati-    che Gebäudenutzung. Dem Motto „Moving from net-zero towards
urbanen biophilen Design gibt es dazu verschiedene Konzepte und                   on als Design-Sprache nutzen;      net-positive buildings” folgend, ist dabei wichtig zu beachten, dass
Herangehensweisen, die im Folgenden näher erläutert werden sol-                   Haptiken aus der Natur bewusst     ein Gebäude mit wenig Emissionen während der Nutzung (zum Bei-
len.                                                                              einsetzen                          spiel ein Passivhaus), nicht automatisch bedeutet, dass der ökologi-
                                                                                  - Biodiversität sichern, um Le-    sche Fußabdruck geringer ist, weil beispielsweise viel mehr Emissi-
                                                                                  bensräume zu erhalten (z.B. für    onen in der Bausubstanz gebunden sind. Es gibt aber Möglichkeiten,
                                                                                  Bienen)                            dass ein Gebäude zu einem „Co2-Schwamm“ wird, der Emissionen
                                                                                  - Vogelfreundlich Bauen (kein      in sich bindet.
                                                                                  reflektierendes Glas, keine be-
                                                                                  leuchtete Fenster in der Nacht,    Hier ist der Lösungsweg, Materialien aus natürlichen, nachwachsen-
                                                                                  keine Begrünung in Atrien im       den Rohstoffen zu nutzen, die von sich aus viel CO2 speichern und
                                                                                  Inneren von Gebäuden, keine        außerdem einen geringeren CO2-Abdruck während des Bauens er-
                                                                                  Glasbrüstungen, da diese To-       zeugen. Dies sind v.a. natürliche Materialien wie z.B. Holz, Kork,
                                                                                  desfallen für Vögel sind. Statt-   Stroh, Cellulose und Werkstoffe aus nachhaltigen Materialien. Eine
                                                                                  dessen z.B. vogelfreundliche       nachhaltige Produktionsweise mit entsprechenden Zertifizierungen
                                                                                  Glasfritten einsetzen oder vo-     ist dabei ebenfalls wichtig.
                                                                                  gelfreundlich mit entsprechen-
                                                                                  den Materialien arbeiten)          4. Biophilic Urban Acupuncture:
                                                                                  - Vegetation und Pflanzen als      Diese biophile urbane Planungs-Strategie arbeitet mit dem Imple-
                                                                                  neue Design-Sprache                mentieren von punktuellen biophilen Elementen im Stadtraum. Mit
                                                                                  - Anpassung der Gebäude an         wenigen kleinen und punktuellen Eingriffen können bereits große
                                                                                  Jahreszeiten mit bedenken und      Effekte erzielt werden. Hierzu zählen z.B.:
                                                                                  einplanen                          - Kleine Grünflächen
                                                                                                                     - Wasser und Einsatz von Wassergeräuschen: überdeckt Verkehrs-
                                                                                  2. Living Air Conditioning         geräusche und schafft Orte zum Abkühlen und Verweilen.
                                                                                  Das mit der Klimaerwärmung         - Lebensräume renaturieren
                                                                                  einhergehende Problem von          - Brückendesign, sodass Wasser in einer Stadt erlebbar wird: z.B.
                                                                                  immer höheren und extreme-         Ökologische Treppen
                                                                                  ren Temperaturen, an die der       - Agrihoods: Lebensmittelproduktion im direkten Wohnumfeld
                                                                                  menschliche Körper sich nicht      Urban Wildlife Habitat Corridors: - Grünzüge durch die Stadt; z.B.
                                                                                  mehr anpassen kann und die zu      High Line NYC
Abb. 12 Hotel von Jean Nouvel in Sao Paolo mit einer pflanzen-bedeckten Fassade
                                                                                  physischem und psychischem
                                                                                  Unwohlsein und Beschwerden         Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass Planen und Ge-
1. Buildings as Habitats: Ecotonal Building Envelopes (Ökotonale                  führen, erschweren vor allem in    stalten auf einem urbanen Maßstab wie auch im Maßstab einzelner
Gebäudehüllen)                                                                    der Stadt das Leben. Das „Da-      Gebäude einen relevanten Beitrag auf dem Weg zu einer nachhalti-
Als „ökotonal“ wird in der Ökologie ein Übergangsbereich zwischen                 gegenanarbeiten“ mit künstli-      geren und gesünderen Umwelt leisten können. Es gibt nicht nur die
zwei verschiedenen Ökosystemen oder Landschaften bezeichnet.                      chen Klimaanlagen bestärkt die-    Möglichkeit Emissionen durch nachhaltigeres Bauen einzusparen,
Im Kontext der urbanen Biophilie heißt dies also, dass der gebau-                 sen Prozess der Erderwärmung       Planungen können sich sogar „net-positive“ auf das Klima auswir-
24                                                                                                                                                                                                                          25

                                                                               kret bei der Gestaltung einer      tens. Zum ersten Mal wird hier der Natur als solcher eine heilende
                                                                               heilsamen Umgebung leisten?        Wirkung zugesprochen, ohne den Umweg über die spirituelle Trans-
                                                                               Dass Architektur und Design        formation zu gehen.
                                                                               die Prozesse und das Verhalten     Im 19. Jahrhundert maß man besonders der Belüftung und Belich-
                                                                               zwischen Patienten, Angehöri-      tung von Krankensälen eine große Bedeutung bei, um Genesungs-
                                                                               gen und Krankenhauspersonal        prozesse zu fördern. Dies zeigte sich in meist einstöckigen, kleinen
                                                                               beeinflussen, ist bereits nach-    Pavillons mit großen Fensterfronten, Austrittsmöglichkeiten und
                                                                               gewiesen; ebenso dass gebaute      ausgeklügelten Belüftungssystemen. Dies geht unter anderem auf
                                                                               und umbaute Räume eindeutig        Florence Nightingale zurück, die mit der Behandlung von Soldaten
                                                                               Einfluss auf Körper und Psyche     betraut war. Sie setzte sich für eine gute Belichtung und Belüftung
                                                                               von Menschen haben.                der Patientenzimmer, Ausblicke auf eine natürliche Umgebung, so-
                                                                                                                  wie stärkere hygienische Maßnahmen ein. Auch die Operationssäle
                                                                               Nun der Blick in die Geschichte:   waren zu dieser Zeit typischerweise lichtdurchflutet.
                                                                               Bereits in der Antike suchten
                                                                               Kranke und Arme Orte auf, von      In der Nachkriegszeit änderte sich der Fokus beim Krankenhausbau
                                                                               denen sie sich Heilung und Ge-     schließlich stark hin zu einer ökonomischeren, mehrgeschossigen
                                                                               nesung erhofften. Typischerwei-    Bauweise. Immer detailliertere Behandlungsmöglichkeiten und -me-
                                                                               se fand man diese Orte meist       thoden ließen den Platzbedarf rasant steigen, sodass die Gebäude
                                                                               auf Anhöhen, umgeben von           gleichzeitig kompakter und größer wurden.
                                                                               beeindruckender      Landschaft
                                                                               und nahe von Quellen; sie spie-
                                                                               gelten die göttliche Erhaben-
Biophile Architektur im Krankenhausbau,                                        heit wieder, wie im Beispiel der
Frau Prof. Dr. Elisabeth Schloeder                                             Asklepieien.

                                                                               Im Mittelalter findet man eine
Im dritten Teil der Vorlesungsreihe von Frau Prof. Dr. Schloeder geht          ähnliche Systematik. In den                                                                                   Auch die Schaffung von Rück-
es um konkrete Aspekte biophiler Architektur im Krankenhaus.                   Klosteranlagen mit ihren Gärten                                                                               zugsmöglichkeiten für private
Dabei spannt sie den Bogen von der historischen Entwicklung von                und Ausblicken in die Natur übte                                                                              Gespräche und mögliche Unter-
Krankenhausgestaltung über als heilsam empfundene Architektur                  man sich in spiritueller Versen-                                                                              künfte für Angehörige sind wich-
bis hin zu einer spirituellen Interpretation der Pflege.                       kung und Reflexion. Auch dem                                                                                  tige Aspekte.
                                                                               dortigen Aufenthalt sagte man
                                                                               eine heilsame Wirkung nach.                                                                                   Des Weiteren sollte eine positi-
                                                                                                                                                                                             ve Ablenkung für den Patienten
                                                                               Einen Meilenstein in der Ent-                                                                                 durch Musik, Kunst, Filme, etc.
                                                                               wicklung des modernen Kran-                                                                                   gewährleistet sein. Auch ein zu-
                                                                               kenhauses stellten 1772 die                                                                                   sätzlicher Raum für Gefühle wie
                                                                               Pläne für den Wiederaufbau des                                                                                Friede, Hoffnung, spirituelle Ver-
                                                                               Hotel Dieu in Paris dar, nach-                                                                                bundenheit sowie Möglichkeiten
                                                                                                                                                    Abb. 14 Royal London Hospital von 2009
                                                                               dem das ursprüngliche Gebäu-                                                                                  der Entspannung kann zu einer
                                                                               de durch einen Brand zerstört      Heute wird zunehmend klar, dass diese Ökonomisierung ihren Preis           „Heilsamen Umgebung“ beitra-
                                                                               worden war. Angestrebt wurde       hatte. In der maximalen Einsparung von Ressourcen blieb nur wenig          gen.
                                                                               dabei eine dezentralisierte Bau-   Raum für Ästhetik, Besinnung und Reflexion; ethische, ästhetische
                                                                               weise in Form von Pavillons, die   und moralische Einschätzungen von Prozessen und Prozessergeb-              Dem Zusammenhang zwischen
                                                                               sich über eine weitläufige Park-   nissen kamen oft zu kurz. Diese Erkenntnisse führen jedoch aktu-           architektonischen    Elementen
                                                                               anlage verteilen.                  ell zu einem Innehalten und zur Entwicklung von neuen Konzepten.           und deren Auswirkung auf Pa-
                                                                                                                  Eines davon ist das Konzept des „Healing Environment“, welches             tienten, Angehörige und Mitar-
                                                                               Dies brachte einen Trend mit       sich auf Untersuchungsergebnisse stützt, die beweisen, dass sich           beiter widmen sich mittlerweile
                                                                               sich, bei dem Gärten und Grün-     ein ansprechendes räumliches Umfeld im Krankenhaus positiv auf             schon viele empirische Studien.
                                                                               anlagen in der Krankenhaus-        das Wohlbefinden und die Genesung von Patienten auswirkt. Die              Neben der, beziehungsweise
                               Abb. 13 Asklepieion auf Kos von ca 400 v.Chr.
                                                                               gestaltung zunehmend an Be-        Umgebung ist dabei darauf ausgerichtet, Stressfaktoren für alle            durch die Stressreduktion sollen
Die Studierenden werden nach dem zweiten Themenblock durch                     deutung gewannen.„Alles muss       Beteiligten möglichst gering zu halten. Die zu reduzierenden soge-         Behandlungsfehler     minimiert,
eine Reflexionsübung in die Veranstaltung einbezogen. Die Frage,               Heiterkeit sein und Heiterkeit     nannten „Stressoren“ sind dabei unter anderem Lärm, zu helle Be-           der Medikamentenbedarf ge-
die durch die Veranstaltung hindurchleitet, ist, wie sich die Kranken-         verbreiten.“, schrieb der Gar-     leuchtung, Mangel an Privatsphäre und schlechte Luft. Zu fördern ist       senkt und die Aufenthaltsdauer
hausgestaltung in Zukunft weiterentwickeln sollte und an welchen               tentheoretiker Christian Cay       dagegen der Zugang zu Natur – durch Ausblicke, Gärten und andere           im Krankenhaus reduziert wer-
vergangenen Entwicklungen man sich bereits ein Beispiel nehmen                 Lorenz im 18. Jahrhundert über     natürliche Elemente im Innenbereich – sowie die Kontrolle des Pati-        den.
kann. Welchen Beitrag können Natur und natürliche Elemente kon-                die Anlage eines Hospitalgar-      enten über seine Umgebung – durch Regulierung von Beleuchtung,
                                                                                                                  Temperatur oder Geräuschkulisse.
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