1|2020 - 1 Prise Mut Bildung bringt Würze ins Leben - Salzburger Bildungswerk
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1|2020 1 Prise Mut Bildung bringt Würze ins Leben Vorstand Online im Gemeinden neu gewählt Gespräch bleiben blühen auf salzburgerbildungswerk.at
APROPOS 4 Was wir aus der Krise lernen sollten 6 Gelacht & geweint … Krise & Humor Seniorenbildung 8 Digitale Teilhabe für Ältere ermöglichen 10 Prävention für Körper, Geist und Seele © AdobeStock 8 Frauenbildung 11 Lippglosse 12 Ein besonderer Jahrgang! Gemeindeentwicklung 13 Auf Schiene im Pongau und Pinzgau 14 Junge Ideen mischen Salzburgs Gemeinden auf 16 Ächtleng in 24 Variationen 16 Natur in Salzburg 17 Betreiber-Modelle kennengelernt 18 Gemeinden blühen nachhaltig auf 20 In Zeiten wie diesen … © Public Sphere 20 22 Gemeinsam schrauben, nähen, leimen 23 Funktionäre stärken & fördern 24 Jung trifft Alt 25 Eine Bank zum Plaudern 26 Maria Alm und die Welt von morgen Europa & Politische Bildung 26 Leckerer Kaffee und viel Europa-Information 27 Europabildung in der Krise Zeitspuren 28 Beeindruckender Oman © Andreas Deusch 28 Entwicklungszusammenarbeit & Nachhaltigkeit 30 Mit Gerhard Pausch im Gespräch Aus der Direktion 31 Neuer Vorstand online gewählt 32 Bildungswerke stärken den demokratischen Diskurs 33 Großes Welttheater 34 Im Gespräch bleiben 35 Kuratorium honoriert Weitblick 36 Aus Gemeinde und Bezirk 50 Arbeitskreise © Sarah Baier 50 52 Personalia 54 Buchtipp Die Vereinsakademie wird unterstützt von
E D I TO R I A L Das Salzburger Bildungswerk ist ein Schiff, Plan Bildung das im Sturm die Segel setzt. Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Josef Sampl diese Ausgabe unseres Magazins „dreieck“ blickt auf ein besonders abwechs- lungsreiches ganzes Bildungsjahr, nachdem wir im ersten Lockdown auf unsere Frühjahrsausgabe verzichten mussten. Es war überhaupt vieles, auf das wir verzichten mussten, und gleichzeitig wurde von uns allen in höchstem Maße Flexibilität in allen Bereichen der Bildungsarbeit abverlangt. Von uns allen! Von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei sich ständig ändernden Bedingungen versucht haben, weiterhin Bildungsprogram- me umzusetzen, von den Referierenden und Teilnehmenden, die diesen Wechsel- bädern ebenso ausgeliefert waren. Es war bis zum Ende dieses Jahres wieder einmal unser Plan B – Bildung, auf die wir setzen konnten. Wir haben uns und andere auf alternative, Covid-19-sichere Veranstaltungsformen umgeschult – meist online oder hybrid. Inzwischen kommen Bildung und Kultur in viele Haushalte fast selbstverständlich über den Bildschirm, und seit dem zweiten Lockdown ist es auch die einzige Veranstal- tungsform, die übrigbleibt. Viele Erwachsenenbildungseinrichtungen entdecken die neuen Möglichkeiten und Reichweiten der Online-Variante, aber auch deren Grenzen. Unisono freut man sich über neue – und manchmal auch stark erweiterte – Teilnehmerkreise bei Veranstaltungen, aber gleichzeitig wird bekundet, dass es auf Dauer so nicht funktionieren kann. Oder können wir es uns noch immer nicht ganz vorstellen, Weiterbildung nur online zu konsumieren? Jedenfalls sind große Teile unserer Gesellschaft in der Digitalisierung einen riesigen Schritt voran- gekommen und halten ihre sozialen Kontakte immer öfter über das Internet auf- recht. Besonders erfreulich dabei ist, dass sich Menschen aus allen Altersgruppen online versuchen! Beiträge von: Etwas zum Angreifen in Händen zu haben, bleibt aber weiterhin spannend und Mag. Michaela Habetseder, Redaktion [MH] viele freuen sich über etwas Gedrucktes! Apropos – seit 25 Jahren erstellt Mag. Dipl. Ing. Richard Breschar [RB] Michaela Habetseder als dreieck-Chefredakteurin unser Magazin! Ich bedanke mich an dieser Stelle bei ihr ganz herzlich für ihre ausgezeichnete, akribische Maria Fankhauser [MF] Redaktionsarbeit, bei allen Schreiberlingen und Fotografen für ihre Beiträge sowie Dr. Wolfgang Forthofer [FT] bei Angela Huber-Gürtler für die grafische Gestaltung unseres „dreiecks“, deren Alexander Glas MSc [AG] neue Ausgabe wir Ihnen hiermit stolz präsentieren! Sabine Hauser [SH] Mag. Wolfgang Hitsch [WH] Dr. Anita Moser [AM] Mag. Brigitte Singer [BS] Dipl. Ing. Richard Breschar Mag. Christa Wieland [CW] Direktor des Salzburger Bildungswerkes MMag. Maria Zehner [MZ] dreieck 1|2020 3
© AdobeStock Was wir aus der Krise lernen sollten Im Gespräch mit Hans Holzinger Die Covid-19-Pandemie hat unseren Turbo-Gesellschaften zugesetzt. Viele hofften, dass wir aus dieser Krise unsere Lehren ziehen würden. Doch haben wir tatsächlich was gelernt? Der Nachhaltigkeitsforscher Hans Holzinger sucht darauf Antworten. Mag. Christa Wieland hat bei ihm nachgefragt. Christa Wieland: Ihr jüngstes Buch „Post-Corona- Bewusstwerden der ökologischen Krisen. Heute sehen Gesellschaft“ trägt den Untertitel „Was wir aus der wir, dass es so nicht weitergehen kann. Die Pandemie Krise lernen sollten“. Worin besteht für Sie die fordert uns auf, neue Wege zu gehen. zentrale Lernaufgabe der augenblicklichen Krise? Hans Holzinger: Eine zentrale Lernerfahrung war, stär- Der Begriff der Resilienz – also der psychischen ker zu erkennen, dass wir Teil der Natur sind und kein Widerstandsfähigkeit – ist heute in aller Munde. Gegenüber. Das Gegenüber ist die Technik, die Zivili- Welche gesellschaftlichen Ressourcen sind aus Ihrer sation. Wir müssen erkennen, dass wir mit dem Virus – Sicht zentral für die Bewältigung einer Krise? und auch mit der Natur – nicht verhandeln können. Wir Ich plädiere für einen Mehr-Ebenen-Ansatz. Wir können nur darüber reflektieren, wie wir uns diesem brauchen technische und soziale Innovationen, die in Virus, dieser Krise gegenüber verhalten. kleinen Nischen erprobt werden können. Wir brau- chen aber auch Menschen, die neue Perspektiven in Der italienische Philosoph und Schriftsteller Antonio alle Gesellschafts- und Wirtschaftsbereiche hinein- Gramsci definiert Krise als einen Zustand, der dann tragen. Und wir brauchen den öffentlichen Druck der eintritt, wenn das Alte stirbt und das Neue nicht zur Zivilgesellschaft in Richtung Politik. Die lokale Ebene, Hans Holzinger: Welt kommen konnte. Welche Gefahren, aber auch die Nahbeziehungen ermöglicht, ist hier sehr wichtig. Post-Corona-Gesellschaft. Was wir aus der Krise lernen Chancen birgt die aktuelle Krise für Sie? Denn „Verantwortung erfordert Nähe und Nähe fördert sollten, Wien 2020. Soziale Erosionserscheinungen hat es schon vor der Verantwortung“, wie der polnische Soziologe und Phi- https://hans-holzinger.org/ Pandemie gegeben. Der Zeit des Wiederaufbaus und losoph Zygmund Baumann meint. Ähnlich wie sich das Wirtschaftswunders folgte in den 1970er bis 1980er Virus von Mund zu Mund verbreitet, sollen sich auch Jahren das Ende der Vollbeschäftigung. Dazu kamen Ideen der Veränderung von Mund zu Mund ausbreiten die Ausbreitung des neoliberalen Denkens, Heraus- und in die Gesellschaften hineinwirken. forderungen durch Migration und dann natürlich das 4 dreieck 1|2020
A P RO P O S Soziale Distanz ist möglicherweise das Unwort des Pandemie wird wohl nicht die letzte gewesen sein. Jahres. In jedem Fall hat physische Distanz auch eine Dieser Strukturwandel ist daher überfällig, wenn wir Auswirkung auf unser soziales Zusammenleben. Wie diese und zukünftige Krisen bewältigen wollen. lässt sich das gute Leben für alle in Krisen gestalten? © JBW/Leo Fellinger Demokratie funktioniert nur im Dialog und in der Aus- In Krisenzeiten braucht der Mensch Hoffnung. einandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen. Welche Utopien täten uns jetzt gut? Dazu brauchen wir das Gespräch und das Miteinander. Wichtig ist, Krisen mit der notwendigen Ernsthaftig- Zudem geht es um den „Gang in die Institutionen“ und keit anzugehen. Zudem brauchen wir Realutopie. Nicht weg von der eigenen Blase. Das meint: Bringe dich dort den einen großen Alternativentwurf, sondern viele ein, wo du es kannst. Am Arbeitsplatz, im Ehrenamt, in Ansätze oder Wenden, wie z.B. die Mobilitätswende, die einer Umweltinitiative. Energiewende, die Arbeitswende mit neuen Arbeits- Der Dialog als Prinzip jeder offenen Gesellschaft hat zeitmodellen und einer besseren Verteilung von Arbeit, sicher schon vor der Pandemie gelitten. Polarisierun- Einkommen und Vermögen. Und wir brauchen auch gen nahmen ebenso zu wie Systemverdrossenheit. Denkwenden, etwa wie wir Wohlstand und Lebensqua- Ein Weg, dem entgegenzuwirken, ist die Ausweitung lität messen. direktdemokratischer Instrumente als Möglichkeit, sich Weiters müssen wir lernen, Begrenzungen zu akzep- als Bürger und Bürgerin auch zwischen den Wahlen tieren. Bislang werden Begrenzungen im ökologischen einzubringen. Ohne dass dies allein reicht. Bereich überwiegend als Einschränkungen wahrge- nommen – denken wir etwa an die Begrenzung von Wenn uns eine Krise wie die Covid-19-Pandemie Parkflächen. Gleichzeitig sehen wir aber in der aktu- Mag. Hans Holzinger ist ereilt, dann geraten andere Krisen in den Hintergrund. ellen Krise, dass Verbote durchaus und weitgehend Pädagogischer Leiter Besteht hier die Gefahr der Verdrängung? akzeptiert werden, wenn sie nachvollziehbar sind. der Robert-Jungk- Bibliothek Salzburg. Natürlich absorbiert die Pandemie unsere Aufmerk- Zugleich sollten wir weniger danach fragen, worauf samkeit gänzlich – das ist auch erklärlich, da es ein wir in Zukunft verzichten müssen, sondern umgekehrt völlig neues und unvorhersehbares Geschehen dar- fragen, worauf wir in der aktuellen Konsum- und stellt. Für mich zeigt sich, dass die Pandemie eine Art Wachstumsfixierung verzichten. Sind der permanente „Brennglasfunktion“ hat: Unser System hat erhebliche Leistungsdruck, das zunehmende Tempo unserer Ge- Schwachstellen, die jetzt verstärkt zu Tage treten. Un- sellschaft, das Ellbogendenken wirklich der Höhepunkt gleichheiten werden deutlich und auch, dass beispiels- kultureller Entwicklung und menschlicher Entfaltung? Es gibt zwei weise Wohn-, Arbeits-, Geschlechter- und Familienver- Zeitwohlstand, lebenswerte Städte und Wohnquartiere, hältnisse einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie soziales Miteinander, eine intakte Natur sind ja attrak- Reaktionsweisen wir individuell mit dieser Krise umgehen und welche tive Zukunftsbilder. auf Krisen: Die eine Möglichkeiten der Bewältigung wir haben. Neben all den gesellschaftlichen Herausforderungen, besteht im Wunsch, Ein Kapitel in Ihrem neuen Buch trägt den Titel die sich seit Beginn der Pandemie gestellt haben: möglichst rasch „Der Rettung eine Richtung geben“. Wie sehen für Was beschäftigt Sie momentan am stärksten? Sie gelungene Rettungsaktionen aus? Ich lebe in einer sehr privilegierten Situation, habe wieder zum Zustand Es gibt grundsätzlich zwei Reaktionsweisen auf Krisen. einen interessanten Beruf, ein passendes soziales Um- von „davor“ Die eine besteht im Wunsch, möglichst rasch wieder feld, einen schönen Wohnort mit intakter Natur. Sorge zum Zustand von „davor“ zurückzukehren. Die andere bereitet mir der Vertrauensverlust in die Institutionen zurückzukehren. versucht, Erfahrungen der Krise für andere Herausfor- und den Staat, der durch die Krise verstärkt werden Die andere versucht, derungen zu nutzen. könnte. Die Politik ist daran nicht unschuldig. Aber Pandemische Erkrankungen haben auch mit immer Demokratie lebt von Dialog und Vertrauen. Ich wün- Erfahrungen der stärkeren Eingriffen des Menschen in die Natur zu tun. sche mir wieder mehr Persönlichkeiten in der Politik, Krise für andere Faktoren wie Massentierhaltung, globaler Güteraus- im öffentlichen Leben, die Vertrauen und ein Mitei- tausch sowie generell die globale Mobilität sind ur- nander fördern. Ob der vollständige Abschied von den Herausforderungen sächlich mit der Ausbreitung der Pandemie verbunden. fossilen Energieträgern gelingt, ist für mich noch nicht zu nutzen. Das heißt, wir sollen lernen, die Dinge für den täg- ausgemacht, aber Bedingung für die Einbremsung des lichen Konsum wieder stärker regional zu produzieren, Klimawandels. Grund zur Hoffnung geben die vielen die regenerative bzw. biologische Landwirtschaft Neuansätze, die sich gesellschaftlich abzeichnen. Abzu- auszubauen uvm.. Die Einbremsung des Klimawandels lesen sind diese an der wachsenden Anzahl nicht nur wird nicht ohne Eindämmung der globalen Güterketten von Publikationen, sondern auch von Initiativen, die gehen. Wissen soll global verfügbar sein, die Produk- neue Wege in die Zukunft weisen. tion wieder mehr vor Ort stattfinden. Die derzeitige dreieck 1|2020 5
A P RO P O S Gelacht & geweint … Krise & Humor Im Gespräch mit Ingo Vogl Damit wir in Zeiten des Covid-19 Brigitte Singer: Lieber Herr Vogl, wir älteren Erwachsenen was ab, lernen wir von was zum Lachen haben: So bringt brauchen dringend mehr zu lachen – ihnen, dass Krisen, auch lange und schwere geht es Ihnen auch so? Krisen, überwunden werden können. der Kabarettist Ingo Vogl sein Ingo Vogl: Ja, das ist dringend notwendig! „Berufsverständnis“ auf seiner Dabei liegt es aber auch an uns, uns dafür Sie arbeiten in der Krisenintervention Homepage auf den Punkt. die Zeit zu nehmen und die Anlässe dazu zu und als Kabarettist – das klingt spannend. Krise & Humor – wie passt nutzen: An erfreuliche Dinge zu denken, klei- Wie kam es dazu? das zusammen? Brigitte Singer ne Pausen im Alltag zu machen und uns vom Anfangs war die Soziale Arbeit mein Beruf Lachen der Kinder anstecken zu lassen, sind und das Kabarett mein Hobby – mit dem hat darüber mit Ingo Vogl dazu erfreulich einfache Gelegenheiten. G’sundheitskabarett hat sich das gedreht. gesprochen. Mein Hobby ist seither der Rettungsdienst, Wie geht es Ihnen dabei, aktuell in positiver und mein sozialarbeiterischer Hintergrund Stimmung zu bleiben? war mit die Basis, das Kriseninterventions- Das gelingt mir auch nicht immer! Eine Zeit, team in Salzburg aufzubauen. in der eine Pandemie das Ausüben meines Ich erlebe es als genialen Ausgleich für das Berufs massiv erschwert, hinterlässt Spuren. jeweils Andere! Wäre immer alles Kabarett, Schauen wir uns da wiederum von den ich denke, ich würde möglicherweise den © Bergauer Bereits 1990 stand Ingo Vogl mit der Gruppe „Kabarett Untersberg“ auf der Bühne. Er absolvierte 1994 seinen Zivildienst beim Roten Kreuz, bei dem er seither auch als freiwilliges Mitglied engagiert ist. Sein erster Einsatz war hier die Organisation der Nachsorge beim Katastrophen-Einsatz in Kaprun. Ingo Vogl schloss seine Ausbildung an der Akademie für Sozialarbeit an der FH als Diplom-Sozialarbeiter (DSA) ab. Seit 1999 spielt er in Zusammenarbeit mit der Gebietskrankenkasse Salzburg sein Gesundheits- vorsorge-Kabarett für Jugendliche. Dieses Kabarett versucht, den Jugendlichen auf lustige Art und Weise die Grundthemen „Rauchen, Saufen, Fressen, Sex und Drogen“ näher zu bringen. Ingo Vogl begründete 2007 (zusammen mit Peter Gunz) in Salzburg das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes Salzburg und ist seitdem der orga- nisatorische Leiter und Ausbildner für das gesamte Bundesland. Kabarettprogramme wie „G’sundheit“ und „Kind- heut – Vom Nestbau aus der Voglperspektive“ sind österreichweit bekannt. Ingo Vogl ist Vater von 2 Kindern. © Flausen 6 dreieck 1|2020
© AdobeStock Bezug zur Realität, zu den Menschen etwas Informiert zu sein, ist ja nie ein Fehler. Infor- Immer wieder dauert es sehr lange, bis ich verlieren. Umgekehrt bin ich sehr froh, als mation und Humor bleiben in Kombination nach einer Krise die Antwort finde, wo und Ausgleich zur Begleitung von Menschen in vielleicht länger im Gehirn. Aber kann es wie ich gestärkt aus dieser Herausforderung traumatischen Situationen in der Kriseninter- auch zu viel sein? gegangen bin. Manchmal gelingt es den Ein- vention das Kabarett als Beruf zu haben. Bevor uns Information mittels Humor zu zelnen auch nicht. Trotzdem erleben wir viele viel wird, wenn’s um qualitativ hochwertige Menschen, die nach langer Zeit auch trauma- Die 2 Kabarettprogramme „G’sundheit“ und „Ware“ geht, wird uns der Dauerberieselungs- tische Erlebnisse und Erfahrungen in der Erin- „Kindheut“ sind ja mitten aus dem Leben Sozialmedia-Input zu viel und wir schalten nerung als Anlass einer Stärkung beschreiben gegriffen und schon fast ein Bildungspro- ihn trotzdem nicht aus. Da meine ich übrigens – das macht’s auch oft handhabbarer. gramm. Was kann Kabarett besser als die vorrangig Erwachsene – wir machen das auch Erwachsenenbildung? nicht anders. Aber dann nicht wundern, wenn Was die aktuelle Situation für uns besonders Ich frage zurück: Wie kann Erwachsenen- uns die Kinder das nachmachen! macht, ist, dass sie schon so lange dauert. bildung, die ich für unendlich wertvoll halte, Immer mehr Einschränkungen, dann wieder ebenso effektiv in der Vermittlung gelingen In der Krisenintervention wird man ja von 0 Entwarnung. Eine wirkliche Entspannung ist wie Kabarett? Humor als Methode der Ver- auf 100 in eine Extremsituation „gebeamt“. noch nicht zum Greifen nah. Was kann aus mittlung erscheint mir hier ein hilfreiches Was war für Sie in den letzten Jahren das Ihrer Erfahrung unseren Alltag stimmungs- Arbeitsmaterial. eindrücklichste? mäßig heben? Die Handlungsfähigkeit, die Menschen in un- Pausen machen, kleine Pausen, in denen Was sind Ihre wichtigsten Lebensgrundsätze, endlich dramatischen Situationen in der Lage ich erfreuliche Dinge tue – gemütlich einen die Ihnen bei der Arbeit an Ihren Program- sind umzusetzen und zu erhalten. Gerade Kaffee trinken und das bewusst genießen! men immer wieder unterkommen? Kinder sind da besonders beeindruckend. In Gesprächen sich auch der Zukunft und Alles hat zwei Seiten und ich schau gerne erfreulichen Planungen widmen – an Urlaub auf die dritte Seite. Ein offener und ehrlicher Jede Krise macht uns stärker – ein Stehsatz, denken und diesen auch wieder planen! Gute Umgang mit Emotionen und Humor eröffnet den viele schon nicht mehr hören können. Gespräche führen – Nachrichten reduzieren. Aufmerksamkeit. Manche zerbrechen auch an Krisen. Stimmt Und, ganz nach Loriot, wer glaubt, Humor das? Worauf sollten wir innerhalb von Familien heißt, über andere zu lachen, hat Humor nicht Evolutionstheoretisch und für die Entwicklung und Freundschaften besonders achten? verstanden! Man muss in der Lage sein, sich der Menschheit grundsätzlich gesehen stimmt Auf den Moment! Nicht auf das, was gewesen selbst zur Disposition zu stellen. der Satz. Wenn wir als Gesamtheit gelernt ist, nicht auf das, was werden könnte und haben, dass irgendwelche schwarzen Beeren nicht auf das, was nicht ist. Auf das, was ist es Lachen Männer und Frauen an anderen dazu führen, dass man davon stirbt, dann – und wie ich es erfreulich/positiv beeinflus- Stellen im Kabarett? haben wir gelernt, dass diese giftig sind. Wir sen kann. Nicht warten, ob sich der andere Ja, das tun sie – und sie lachen aus unter- essen sie nicht mehr und gehen aus dieser meldet, verzweifeln, dass sich der andere schiedlichen Gründen! Zeitweise sind mir Erfahrung im Kollektiv gestärkt heraus. Das nicht meldet und dann grantig sein, weil er diese Gründe selbst nicht verortbar, aber ich heißt aber nicht, dass es für den Einzelnen sich nicht gemeldet hat – selber melden! vermute, dass viel auch in der eigenen und im Moment stimmt! Die Mutter, die ihr Assoziation und der eigenen Biografie liegt. Kind verloren hat, weil es eben diese Beeren Herzlichen Dank für das interessante Besser geht’s nicht. gegessen hat, findet für sich diesen Zugang Gespräch! möglicherweise nie. dreieck 1|2020 7
© AdobeStock SENIORENBILDUNG Digitale Teilhabe für Ältere ermöglichen Kein Selbstzweck, sondern eine Notwendigkeit Der Aufbau Gerade in Zeiten, in der physische Distanz gefordert ist, können verschiedene digitaler Kommunikationswege Kontakte ermöglichen. Neben dem Telefonieren ist das Internet Kompetenzen ist bzw. die Video-Telefonie zu einem wichtigen „Ersatz“ geworden und insbesondere kein Selbstzweck, ältere Menschen schätzen diese Möglichkeiten sehr. Gerade jetzt also könnten technische Hilfsmittel einen wertvollen Beitrag zur Teilhabe leisten und dazu beitragen, sondern nicht das Gefühl sozialer Isolation zu verringern. zuletzt wegen des rasanten Im Umgang älterer Menschen mit digitalen Technolo- abbaus (Geschäft, Banken, öffentliche Verwaltung etc.) Infrastruktur- gien kommen empirische Studien zu dem Schluss, dass eine Notwendigkeit dar, um eine möglichst selbststän- abbaus notwendig. die meisten Seniorinnen und Senioren zwar eine posi- dige Lebensführung im Alltag zu ermöglichen. Gerade tive Einstellung zur Technik haben, gleichzeitig zeigen der lebensweltliche Bezug der Anwendungen spielt für sie jedoch kein großes Interesse bei der Übernahme diese Zielgruppe eine zentrale Rolle und hierbei gilt es, dieser Technologien. die älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer anzu- Gerade auf diesem Hintergrund ist es wichtig, Ge- sprechen. staltungsoptionen zur Heranführung Älterer an neue Innovationen herauszuarbeiten, denn der Aufbau Besonders für Bildungsanbieter ist dieser Aspekt digitaler Kompetenzen ist kein Selbstzweck, sondern entscheidend, da wir die Schwelle der Beteiligung so stellt, nicht zuletzt wegen des rasanten Infrastruktur- gering als möglich halten wollen, um einen freudvollen 8 dreieck 1|2020
und auch angstfreien Einstieg zu erleichtern. Für ältere Menschen haben wir daher zwei Angebotsstränge ent- wickelt, die allen Gemeinden zur Verfügung stehen und helfen sollten, Seniorinnen und Senioren auf dem Weg in die digitale Welt mitzunehmen. Digitale Stammtische für Seniorinnen und Senioren Dieses Angebot ist für alle Interessierten offen und © AdobeStock richtet sich, nach einer ersten Vermittlung von Grund- kompetenzen, an Personen, die ganz gezielt ihr digita- les Knowhow erweitern möchten. Idealerweise sind Basiskenntnisse in der Anwendung vorhanden und auch der Umgang mit dem Tablet oder Für Gemeinden startet dieses Kurssystem idealer- Smartphone ist nicht gänzlich neu. Leiterinnen und Lei- weise mit einem „Schnupperworkshop“, in dem die ter von Digitalen Stammtischen bereiten jedes Treffen Inhalte und auch die Lernmethode vorgestellt werden. (in der Regel wöchentlich) partizipativ vor – das meint, Anschließend werden ältere Menschen durch die dass die Teilnehmenden aktiv in die Themenauswahl verschiedenen Basisfunktionen ihres Smartphones miteinbezogen werden und mitentscheiden, welche geleitet, Apps werden vorgestellt und eingerichtet und Inhalte im Rahmen eines Stammtischtermins behan- Checklisten für das persönliche Risiko- und Sicher- delt werden. heitskonzept am eigenen Gerät eingestellt. Der Versuch, durch diesen Prozess möglichst nah an Da dieses Kursangebot in kleinen Gruppen von max. den Bedürfnissen und der Lebenswelt der Teilnehmen- 8 Personen stattfinden sollte, ist auch gewährleistet, den zu sein, setzt umgekehrt von den Trainerinnen und dass sehr individualisiert unterrichtet werden kann. Trainern eines Stammtisches ein sehr umfassendes Wissen voraus. Hier haben wir mit dem Leiter unseres Basiskompetenzen in Gemeinden vermitteln Pilotprojekts in der Gemeinde Grödig, Peter Ziereis, einen Experten gefunden, der sein Wissen in einer er- Zentral für uns ist die Umsetzung dieser beiden Ange- weiterten Online-„Wissensdatenbank“ allen Trainerin- bote in den Gemeinden. Auch individualisierte Formate nen und Trainern zur Verfügung stellt. können überlegt werden, allerdings gehen wir davon Gemeinden, die dieses umfassende Angebot umset- aus, dass diese Schritt für Schritt erfolgen sollten. zen möchten, müssen dafür lediglich einen Raum mit Die Vermittlung der Basiskompetenzen für einen Kontakt WLAN-Nutzung zur Verfügung stellen. Die Teilnehmen- selbstbewussten Umgang älterer Menschen stellt für Mag. Christa Wieland, den verwenden ihre privaten Geräte, sodass die Anwen- uns das Fundament dar und daher laden wir alle Ge- Tel: 0662-872691-18, dungsoberflächen dem vertrauten Tun entsprechen. meinden ein, sich diesem Prozess zu widmen und diese E-Mail: christa.wieland Angebote in ihre Gemeinde zu holen. @sbw.salzburg.at Der Smartphone-Führerschein Wir freuen uns, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen und wir gemeinsam die beste Lösung für Ihren Ort Dieses Kurssystem mit insgesamt 6 Terminen richtet finden. C W sich an ältere Menschen, die den Umgang mit dem Smartphone erlernen möchten. Nicht selten erleben wir die Situation, dass Seniorin- nen und Senioren ein Smartphone von ihren Kindern Tipp oder Enkeln geschenkt bekommen und nach einer kur- zen Erklärung mehr oder weniger selbst damit zurecht- Infos dazu liefert folgender Beitrag: Cirkel, Michael/Enste, Peter (2019): kommen sollten. Da ein Smartphone im Unterschied zu Selbstzweck oder Nutzenstiftung? Digitalisierung im Alter, Forschung Aktuell, einem mobilen Tastentelefon ein „Mini-Computer“ ist, Nr. 07/2019, Institut Arbeit und Technik (IAT), Gelsenkirchen braucht es hier auch eine umfassende Einführung, um https://hdl.handle.net/10419/200215 den Umgang und die Anwendungen selbstständig und sicher durchführen zu können. dreieck 1|2020 9
© AdobeStock Das erste Mal war ich wirklich nervös, als ich den Computer eingeschaltet und die anderen Kursteilnehmenden gesehen habe. Aber ich habe gleich „Feuer gefangen“. Elisabeth Zehner Zugegeben, eine durchaus ungewohnte und auch technisch nicht immer reibungslos funk- tionierende Angelegenheit. Aber, so können wir auch feststellen, eine Möglichkeit, mitei- nander in Kontakt zu sein und Gelegenheiten herzustellen, sich in einer sehr anspruchs- vollen Zeit gegenseitig zu unterstützen und zu stärken. Digitale Angebote als Mosaiksteine des „normalen Alltags“ Speziell für ältere Menschen, die bereits über Grundkenntnisse der Teilnahme an digitalen Formaten verfügen, stellen diese Angebote einen kleinen Mosaikstein ihres „normalen Alltags“ dar, und es freut uns insbesondere, dass wir über Referentinnen und Referenten verfügen, die mit und für uns diese Online- Formate durchführen. Prävention für Körper, Gertraud Gishamer und Karin Obmann, beides Trainerinnen unseres präventiven Gesund- Geist und Seele … heitsangebots „Selbstbestimmt und kreativ – Lebensqualität im Alter“ haben schon im Frühjahr gezeigt, dass auch ein Kurs mit Ge- Auf neue Herausforderungen reagieren dächtnistraining und motorischen Übungen über eine digitale Plattform stattfinden kann. In kleinen Gruppen von 8 bis 10 Teilnehmen- Dass sich der Begriff des social distancing in Durch die Einschränkungen direkter sozialer den wird ein- bis zweimal wöchentlich Körper, der öffentlichen Diskussion zur Bewältigung Kontakte, das Fehlen von Freunden oder das Geist und Seele in Schwung gebracht und der Coronakrise durchgesetzt hat, ist für viele Ausbleiben spontaner Besuche von Nachbarn dadurch eine Möglichkeit geschaffen, sich ein Ärgernis, weil er ungenau und irreführend haben sich neue Begegnungsorte entwickelt direkt von daheim aus Gutes zu tun. ist. Während der Pandemie und insbesondere – und diese sind und waren nicht selten Nach 20 (!) Jahren erfolgreicher Durchführung während eines Lockdowns geht es näm- im digitalen Raum. Auch wir im Salzburger dieses Kursangebotes in vielen Gemeinden lich ausschließlich um die Vermeidung der Bildungswerk haben den virtuellen Raum und mit rund 500 Teilnehmerinnen und Teil- physischen Anwesenheit und nicht um das verstärkt genützt, um über Bild und Ton, also nehmern pro Jahr wissen wir natürlich, dass Loslösen unserer sozialen Beziehungen. Und sichtbar und hörbar, mit Menschen in Kontakt ein Online-Kurs das direkte Treffen und den diese Unterscheidung ist insbesondere für zu sein, auch wenn wir uns nicht am gleichen Austausch in der Gruppe keinesfalls ersetzen ältere, aber auch alleinstehende Menschen, Ort befinden. kann. Gleichzeitig bietet er aber eine Ge- egal welchen Alters, besonders wichtig. legenheit, ganz unabhängig vom Wohnort und 10 dreieck 1|2020
SENIORENBILDUNG Gedächtnistraining kann auch online durchgeführt werden. Angebot aufmerksam. Auch wenn sie bis Kursangebot unabhängig von den weiteren dahin keine Vorkenntnisse und Erfahrungen Covid-Entwicklungen fortzusetzen. C W mit dem Computer hatte. „Das erste Mal war ich wirklich nervös, als ich den Computer meiner Schwiegertochter eingeschaltet und die anderen Kursteilnehmenden gesehen Zu Jahresbeginn starten am 12. und 14. habe. Aber ich habe gleich ‚Feuer gefangen‘. Jänner wieder zwei Kurse „Selbstbestimmt Die Aufgaben, die wir von den Trainerinnen und kreativ“, die dank einer Förderung auch unabhängig von körperlichen Einschrän- bekommen, sind so abwechslungsreich und des Landes Salzburg (Referat für Jugend, kungen an einem attraktiven und lustvollen ich merke, dass ich mich bei den Gedächt- Integration und Generationen) kostenlos Programm zur Gesundheitserhaltung teilzu- nisübungen auch anstrengen muss. Aber das angeboten werden können. nehmen. gerade ist gut so, denn diese Anregungen hab Bei Interesse einfach bei Mag. Christa ich im Alltag sonst nicht. Mittlerweile ist das Wieland unter Tel: 0662-872691-17 oder Landesweit online … mit dem Internet für mich auch schon ganz E-Mail christa.wieland@sbw.salzburg.at ‚normal‘ und ich bin einfach nur begeistert, anmelden. Dass dies sehr gut funktionieren kann, zeigt dabei sein zu können – der Kurs ist eine wirk- Auch die örtlichen Bildungswerke werden folgendes Beispiel aus dem Lungau: liche Bereicherung für mich.“ bei der Umsetzung dieses Kurses vor Ort Inspiriert durch ihre Schwiegertochter wurde Nicht zuletzt sind es Erfahrungen wie jene von unterstützt. Elisabeth Zehner aus Unternberg auf dieses Frau Zehner, die uns bestärken, das digitale FRAUENBILDUNG Gesehen, aber nicht gelebt! LIPPGLOSSE oder ein Bub.“ Und die Tätigkeiten der Bilder passen auch noch dazu: Mädel schraubt, Bub backt. Das verstehe ich nicht. In der Kommunikationswissen- Insgesamt sehe ich Frauen auf Monstertrucks, Heim- schaft hieß es zum Thema „Werbung“ immer: … ein werkerqueens, Männerkochshows als coole Events, Abbild von Trends im besten Fall, oft aber die Ver- Männer, die Frauen mit Frühstück verwöhnen und festigung von Mythen, vom Status quo. Weil irgendwie Kinder bei ihren Hausaufgaben tatkräftig unterstützen, soll sie ja Lust auf Neues machen – aber bitte nicht zu Frauen, die im Nahkampf 10 Bösewichte niederkämp- neu, denn wir brauchen ja auch ein bisschen Sicher- fen, Ärztinnen, die alle Kollegen überflügeln, Inter- heit und Beruhigung mit Bildern, die uns zu bekannten netamazonen, die jeden Nerd blass aussehen lassen, Wohlfühlplätzen führen. Kommissarinnen, die coole feministische Sprüche als Wie sich das ausgehen soll, ist mir aktuell ein Rätsel. Text haben und Moderatorinnen, die einfach intelligen- Covid-19 macht ja unter anderem auch Zeiten frei für ter fragen und den besseren Schmäh haben. Analyse. Gleichzeitig sieht die Welt aber ganz anders aus. Die DSA Mag. Brigitte Singer ist Also, beim genaueren Hinschauen auf die Werbe- aktuelle Lebenssituation ist für Frauen besonders hart. pädagogische Mitarbeiterin im Salzburger Bildungswerk. landschaft im aktuellen Fernsehprogramm bleibt mir Sogar, wenn beide zu Hause sind, machen Frauen den Ihre Schwerpunkte sind tatsächlich die Spucke weg. Da sehe ich Männer, die Großteil der Arbeit, wenn man der neuesten Studie des Eltern- und Frauenbildung. glücklich staubsaugen, Papas, die mit Hingabe am WZB (Wissenschaftszentrum für Sozialforschung) in Boden mit dem Töchterchen spielen, Burschen, die Berlin glauben darf. ganz hipp die Waschmaschine bedienen, Väter, die Gefühlt heißt Lockdown „back to the fifties“. Darum mit ihrer 13-jährigen Tochter ernsthaft über Geschirr- sollte diese Form der Werbung und Fernsehinhalte mit spültabs und sauberes Geschirr plaudern. Coole Boys, einem Beipacktext versehen sein: Diese Bilder können die Gesichtspflege und Kosmetik diskutieren, Möbel- Ihre Wahrnehmung irritieren, erkundigen Sie sich im hauswerbung, die über Geschlechterrollen spricht: „Ich Frauenministerium nach aktuellen Daten und dem wünsche mir, dass es egal ist, ob man ein Mädchen ist Stand der Wirklichkeit für Frauen. dreieck 1|2020 11
F R AU E N B I L D U N G Ein besonderer Jahrgang! Der Frauensalon 2020 In diesem Jahr ist auch im Frauensalon nichts wie gewohnt. Aber auch, wie das Prickeln im Sekt entsteht, woher Und irgendwie wollten wir das Jammern und Klagen nicht so recht die Farbe des Weines kommt, was trocken, fruchtig aufkommen lassen. Stattdessen stürzten sich die Salonieren und restsüß bedeutet und ob sich Säure und Fett in neue Themen … und das ist dabei herausgekommen. gut vertragen. Nach diesem Abend war klar, wie man zielsicher bestellt und Gutes einkauft. Vor allem aber erfuhren wir viel über Winzerinnen, die sich in diesem Wir haben das Glück, dass Alexandra Schmidt, eine von Geschäft – auch das ist eine Männerdomäne – erfolg- uns Salonieren, eine begnadete Frau des guten Ge- reich bewegen. Auch die Musik kam nicht zu kurz: von Ich hab schwer schmacks ist, und so entschlossen wir uns kurzerhand, eine Online-Weinverkostung zu machen. Als Sommeliè- Nane Frühstückl, Alexandra Seywald und Maddy Rose. Das war über den Äther eine musikalische Freude! daran gearbeitet, re hat sie uns in ganz neue Universen geführt. aber ich hab’s Unter dem Titel „Frauensalon bei mir zu Gast: Über Wein von Frauen und guten Geschmack“ war beim Im Herbstsalon ging es – ebenfalls online – zu einer Zeitgeisterscheinung, die uns besonders in Zeiten der jetzt sehr nett mit Frauensalon im Frühjahr jede eingeladen, es sich zu Quarantäne und Digitalisierung beschäftigt: Frauen mir allein. Hause mit einem Glas Wein gemütlich zu machen und für eine gelungene Salon-Atmosphäre vielleicht und Dating-Plattformen. Sehnsuchtsorte und Zweisamkeit waren das Thema Ulla Baumgartner eine oder zwei Freundinnen zu sich zu bitten. An- und es drehte sich alles um Parship, Tinder und Speed- hand von vier Weinen von Winzerinnen erfuhren wir, dating. Was versprechen, was halten sie? Was erwarten warum manches so gut schmeckt und anderes nicht. sich Nutzerinnen davon? Welche neuen Freiheiten bringen sie? Wir resümierten Erfolgsquoten, Fehlan- zeigen und Geschäftsmodelle. Denn die Partnerwahl © Leila de Cillia entscheidet für viele Frauen, wie sich ihr Leben ent- wickelt. Coco Chanel stellte schon fest: „Leider suchen viele Frauen ihre Unterwäsche mit mehr Verstand aus als ihren Mann.“ Diese Plattformen wurden von Anne Aschenbrenner, Journalistin für Kunst, Kultur und Digitales aus Wien, und Ulla Baumgartner, Autorin, Schauspielerin und Reiseleiterin aus Innsbruck, beleuchtet. Musikalisch begleitete uns wieder in bewährter Weise die Sängerin und Songwriterin Maddy Rose. Willkommen im Salzburger Frauensalon! Der Salzburger Frauensalon greift die Tradition der Sie waren heuer im Frauensalon online zu Salons wieder auf. Das Leben von Frauen, ihre Taten, Gast (v.li. unten): Vorhaben und Ansichten sollen sichtbar werden, Ulla Baumgartner, um aus ihnen Kraft für Veränderungen zu schöpfen. Alexandra Schmidt, Anne Aschenbrenner Orte für eine Begegnung mit Tiefgang und Augenzwin- und Maddy Rose. kern. BS 12 dreieck 1|2020
© AdobeStock G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Auf Schiene im Pongau und Pinzgau Fachleute aus der Region im Dialog mit den Reisenden. Eine Dialoge, Musik & Geschichten im Zug Fahrt voll bewegender Geschichten. Alles ist in Bewegung: von und zur Arbeit, bewegt, ins Gespräch zu kommen. Zu Wort Geschichten“ wie das Mahnmal Goldegg, in die und von der Schule, in und aus dem kamen neben Fachleuten aus der Region das Tauernbahn Museum oder die Plattform Urlaub, in eine neue Bleibe. Weg vom Alltag auch Reisende, die zufällig im Zug waren oder Geschichte (ab St. Johann). oder hin zu freudvollen Ereignissen. diese außergewöhnliche Reise nicht verpas- Bewegte Geschichten rund um die Themen Mit einer außergewöhnlichen Zugfahrt nahm sen wollten. Mobilität, CarSharing und Klimawandel stan- die Initiative QUERBEET das Thema „Bewe- „Es war spannend, einmal eine andere, ganz den (ab Schwarzach) ebenso am Fahrplan der gung“ genauer in den Blick. Dazu stand im bewegte Form des Zusammentreffens mit außergewöhnlichen Zugfahrt wie konkrete Rahmen von ZUG UM ZUG die S3 quer durch Menschen zu haben“, so das Resümee von Ideen und aktuelle Projekte in Salzburger Ge- den Pongau und Pinzgau ganz im Zeichen des Projektleiterin Sabine Hauser. „Gerade jetzt meinden (ab Zell am See). Dialoges, der Diversität und des Austausches. ist es ja von Vorteil, wenn man flexibel ist und sich spontan auf veränderte Bedingungen Musikalisch wurde die Fahrt von „MMC – mo- „Bewegende“ Zugfahrt einstellen kann.“ bile music club“ begleitet. Diese ungewöhn- liche Band in variabler Besetzung ist bekannt Gestartet wurde die außergewöhnliche Zug- Geschichten & Initiativen für ihre stilistische Vielseitigkeit. Dazu Maria fahrt am 8. Oktober ab Salzburg mit Musik Fankhauser, Projektkoordinatorin von QUER- aus der Region und ab Werfen mit Programm. Von dort ging BEET: „Es tut gut, wenn man wieder mal etwas es bis Saalfelden. Auf dem Weg war Zeit, Das Programm von ZUG UM ZUG beinhaltete machen kann, wo auch ‚gute Laune‘ erlaubt um über lokale Geschichten, Mobilität und neben der Vorstellung der Initiative QUER- ist – das haben besonders die Musiker des über das, was Menschen in den Gemeinden BEET (ab Werfen) einen Einblick in „Pongauer mobile music club mit ihrem swingenden Sound perfekt rübergebracht“. Nicht nur gute Laune auf Schiene, sondern eine bewegte Zugfahrt, die kulturelle Viel- falt und Dialoge im ländlichen Raum in den Mittelpunkt rückte. Mit der Aktion ZUG UM ZUG ist es gelungen, den kulturellen Dialog auf eine andere Ebene zu haben. Die Idee, Musikalisch bewegte sich selbst auf den Weg zu machen und „MMC – mobile music club“ spannende sowie bewegende Geschichten die Fahrgäste auf der aus der Region vor den Vorhang zu holen, ist außergewöhnlichen Zugfahrt. gelungen. Sie werden die Initiative QUERBEET und wohl auch die Mitreisenden weiterhin bewegen. SH , MZ dreieck 1|2020 13
Wie denken junge Menschen über Demokratie? Wie geht es Junge Ideen mischen ihnen mit der Demokratie in Österreich und wie beteiligen sie sich am politischen Ge- Salzburgs Gemeinden auf schehen? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt des Einführungsworkshops in Straßwalchen, St. Johann und St. Margarethen. Als Referent stand Mag. Stefan Umwelt und Youth Goals im Fokus Wally (Bild re.), der Direktor der Robert-Jungk-Bibliothek, den Jugendlichen kompetent Rede Vergangenes Schuljahr beteiligten sich zwei Schulklas- „Wir wollen mit diesem Projekt die Politik jünger, ver- und Antwort. sen aus dem BORG Straßwalchen sowie jeweils eine ständlicher und lebensnaher machen“, nennt Projekt- Klasse der HTL Hallein und aus dem BG St. Johann – leiterin Dr. Anita Moser einen Beweggrund für dessen insgesamt rund 100 Jugendliche – an „Mitmischen und Entwicklung. Aufmischen im Dorf“, einem Projekt von Gemeindeent- Ich hoffe, dass wicklung und akzente Salzburg. Dabei geht es um mehr Mitsprache und Mitbestimmung für Jugendliche im Vielfältige jugendliche Ideen zum Thema „Umwelt“ es für alle kommunalen Umfeld. Gestartet wurde mit einem Work- Jugendlichen shop zum Thema Demokratieverständnis. Anschließend lernten die Jugendlichen die verschiedenen politischen Ein Blick in die Konzepte der Siegerprojekte zeigt die vielfältigen Ideen der Jugendlichen: Diese beinhalten ein spannendes Ebenen von der Gemeinde über die Landes- bis hin zur die Neugestaltung des Schulhofes der Volksschule Erlebnis war, zu Bundesebene kennen. Parallel dazu waren sie gefor- dert, in ihren Heimatgemeinden Projekte zum Thema in Dorfgastein, um den Kindern den Schulalltag mit einem grüneren, lebendigeren und kinderfreund- sehen, wie man „Umwelt“ zu initiieren. licheren Schulhof zu verschönern, sowie ein Repair im eigenen Aufgrund von Covid-19 konnten nicht alle Projekte umgesetzt werden, mit einer Abschlusspräsentation Café, um der Bevölkerung in Thalgau und Umkreis zu zeigen, wie Kleidungsstücke weiterverwertet oder alte Lebensumfeld und einem Abschlussbericht wurde „Mitmischen und Möbel neu aussehen können. Für die Volksschulkinder Aufmischen im Dorf“ am Ende des Schuljahres dennoch auch etwas gut beendet. Eine fachkundige Jury bewertete die 20 in Neumarkt am Wallersee wurde ein umfangreiches Projekt mit zahlreichen Stationen zur Bewusstseinsbil- bewirken kann! engagierten Projektideen der Jugendlichen. Gewonnen dung in Hinblick auf Umweltschutz, Wiederverwertung haben letztlich jene aus den Gemeinden Dorfgastein, und plastiksparenden Einkauf ausgearbeitet. Darüber Landesrätin Hallein, Neumarkt am Wallersee und Thalgau. Anstatt hinaus wurde unter dem Motto „Schluss mit Einweg- Andrea Klambauer der für die Siegerinnen und Sieger geplanten Brüssel- sackerl“ für Hallein ein Konzept für wiederverwert- reise wurden die Siegreichen mit attraktiven Sachprei- bare Stoffsackerl entwickelt. Diese könnten zukünftig sen belohnt. nicht nur die Umwelt schonen, sondern zum echten 14 dreieck 1|2020
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Katharina Landauer, Irina Wageneder, Viktoria Bliem und Leonie Meingast (v.li.) Hingucker werden. Die Konzepte wurden bereits an die beeindruckten die Jury mit ihrem Konzept zum Repair © Irina Wageneder Stadt Hallein übergeben, die Jugendlichen sind bereit Café in Thalgau. für den Startschuss. Landesrätin Mag. (FH) Andrea Klambauer gratulierte den Siegerinnen und Siegern: „Für die Jugendlichen scheint Politik oft ganz weit weg. Doch die Schülerin- nen und Schüler haben bewiesen, dass es vor Ort, in Schluss mit Einwegsackerl: der eigenen Gemeinde, Projekte und Themen gibt, wo Alexander Zorec, Huba man etwas verbessern kann, wo man Gehör findet. Csicsics, Rafael Payet Ich freue mich sehr über die engagierte Teilnahme, (hinten v.li.), Carina Schwarz und Mario ich gratuliere allen Siegerinnen und Siegern und ich Neuhauser (vorne v.li.) hoffe, dass es für alle ein spannendes Erlebnis war, zu begeisterten in Hallein mit sehen, wie man im eigenen Lebensumfeld auch etwas wiederverwendbaren Stoff- sackerl die Jury. Sie sind bewirken kann!“ alle aus der 4 AHWII-Klasse (Abteilung Metall: „Mitmischen und Aufmischen im Dorf“ Wirtschaftsingenieur- Betriebsinformatik). wird fortgesetzt © HTL Hallein Im heurigen Schuljahr geht „Mitmischen und Aufmi- schen im Dorf“ in die 3. Runde. Dieses Mal mit dabei: zwei Schulklassen aus dem BORG Straßwalchen sowie jeweils eine Klasse der HAK St. Johann und aus dem MultiAugustinum im Lungau. Einen Teil der theoretischen Inputs haben die Jugend- lichen bereits absolviert. Der Schwerpunkt der Praxis- Lara Wimmer, Sabrina projekte liegt dieses Jahr bei den „Youth Goals“, den Heiss, Irem Yüksel, Seline europäischen Jugendzielen. Die Youth Goals sind 2018 Brandl (v.li.) hatten die Idee zum Projekt zur aus einer europaweiten Beteiligungsrunde mit 50.000 Bewusstseinsbildung zum © BORG Straßwalchen jungen Menschen im Rahmen des Jugenddialogs Thema Umweltschutz in entstanden. Sie repräsentieren Ansichten von jungen Neumarkt. Menschen aus ganz Europa und ergänzen als Annex die neue österreichische Jugendstrategie. Die Youth Goals zeigen auf, in welchen Bereichen noch Veränderungen passieren müssen, damit junge Menschen ihr Potenzial entfalten können. Erarbeitet wurden die elf Youth Goals und ihre jewei- ligen Einzelziele unter wissenschaftlicher Begleitung. Alle EU-Mitgliedstaaten waren an ihrer Entwicklung „The future is green“: Sabina Kahrimanovic, beteiligt und unterstützen sie. Darüber hinaus wurden Stefanie Angerer, Ivana sie auch in die EU-Jugendstrategie aufgenommen. Dipic, Carmen Wiesen- Der Jugenddialog arbeitet auf europäischer, nationaler berger und Marietta Granig (v.li.) planten die Gestal- und regionaler Ebene an der Umsetzung der Youth tung des Schulhofes der © Sandra Eberhard Goals, um Politik im Sinne junger Menschen zu gestal- Volksschule Dorfgastein. ten. MZ , M H dreieck 1|2020 15
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Ächtleng in 24 Variationen Neues Kochbuch aus St. Michael „Ächtleng“ sagen die Lungauer zu ihren haben die Schülerinnen und Schüler beim Ergänzt mit Illustrationen der Schülerinnen Kartoffeln. Diese Knolle fand Ende des 18. Besuch der Firma Nutropia in Unternberg und Schüler ist daraus – dank der grafischen Jahrhunderts ihren Weg in den Lungau und ist erfahren. Ein Workshop zum Thema „Lebens- Unterstützung durch die Gemeindeent- seither untrennbar mit der Region verbunden. mittel im Abfall“ und gemeinsames Kochen wicklung – ein wertvolles, buntes Kochbuch Ein reines Salzburger Naturprodukt, das es mit Robert Wimmer standen ebenfalls auf entstanden. Von Ächtlengkas, Ächtleng-Auf- nur in begrenzter Menge gibt. Das im Erdapfel dem „Ächtleng-Stundenplan“. lauf, Bauernomelette, Ächtleng-Nidala mit vorkommende Eiweiß hat eine sehr gute Salbeibutter bis zu Holler-Ächtleng-Tascherl Aminosäuren-Zusammensetzung. Durch seine Daraufhin wurde der Bezug zum Generatio- und Mohnnudeln reicht die Palette: 24 Rezep- hohe Proteinqualität ist er für die Ernährung nendorf-Projekt hergestellt, denn „plötzlich“ te laden zum Nachkochen und kulinarischen des Menschen besonders wertvoll. waren Ächtlengrezepte von Eltern und Groß- Genießen ein! eltern gefragt und gebraucht … gemeinsam Darüber freuen sich nicht nur die Schülerin- 24 Schülerinnen und Schüler der vierten wurde generationenübergreifend gekocht, nen und Schüler, sondern auch die betreuen- Klassen der Musikmittelschule St. Michael probiert und gesammelt. den Lehrpersonen Katja Moser und Bettina mit dem Schwerpunkt „Naturwissenschaften“ Sagmeister. MH , AM haben dieses Naturprodukt genauer unter die Lupe genommen … das sichtbare Ergebnis ist nun ein neues Kochbuch. Die wunderbare Knolle stand nicht nur im Mittelpunkt des Unterrichts, das Interesse wurde im Speziellen bei einer Exkursion zum Freuen sich über das neue Kochbuch: Anthoferbauer in Oberweißburg verstärkt. Im Bild die Schülerinnen und Schüler Dort wurden über 30 verschiedene Sorten der Musikmittelschule mit ihrer Direktorin Andrea Schlick und Werner dieser Knolle bestaunt. Erdäpfel spielen auch Kogler, dem Leiter des Arbeitskreises bei der Produktion von Nahrungsergänzungs- „Generationendorf“. mitteln eine große Rolle – das und mehr Natur in Salzburg Gemeinsam Lebensqualität erhalten Das Land Salzburg setzt in den kommenden Monaten mit dem Schwerpunkt „Natur in Salzburg“ einen nachhaltigen Akzent auf den Erhalt der Artenvielfalt. Die Gemeindeentwicklung hat als Projektpartner eine Fülle an Vorträgen und Angeboten für die Gemeinden und für alle Interessierten zusammengestellt. Das Fehlen von Lebensräumen und das Insektensterben haben schwerwiegen- de Folgen für das gesamte Ökosystem und in letzter Konsequenz auch für uns Menschen. Wir laden deshalb ein, dieses Angebot zu nutzen und der Natur in Salzburg wieder mehr Bedeutung zu geben. Gerne können auch mehrere An- gebote gebucht werden. Die Kosten für die Referierenden und die Drucksorten werden vom Land Salzburg übernommen. Die Gemeinden werden gebeten, vor Ort die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. © Thomas Wizany Kontakt: Maria Fankhauser, Tel: 0660-3406412, E-Mail: maria.fankhauser@sbw.salzburg.at 16 dreieck 1|2020
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Betreiber-Modelle kennengelernt Wertvoller Impuls für Gemeinden Für engagierte Menschen aus Gemeinden, Wohlfahrtseinrichtungen und Vereinen führte im Herbst eine Exkursion in die Gemeinden Eidenberg und St. Stefan-Afiesl im Mühlviertel. Unter dem Stichwort „WIRzHAUS“ wurden gemeinschaftlich organisierte Wirtshäuser und Nahversorger besucht. Wie wichtig der Wirt als Institution für die Lebens- qualität und die Gemeinschaft der Menschen in einer Gemeinde ist, zeigt sich oftmals erst, wenn das letzte Gasthaus seine Türen schließt. Ländliche Gemeinden sind, wie auch in anderen Bereichen der Nahversor- gung, durch diesen Strukturwandel herausgefordert. Rein gewerblich betriebene Modelle rechnen sich oft- mals nicht mehr und die Gemeinde verfügt nicht über die Möglichkeiten, als Betreiberin einzuspringen. Bei dieser Exkursion konnten die Teilnehmenden nun interessante Betreibermodelle kennenlernen. „s’Gschäft“ in Eidenberg ist seit mittlerweile 10 Jahren als Verein organisiert und das Gasthaus Eidenberger’s hat Erfahrung als GmbH. In der Gemeinde St. Stefan- Afiesl hat eine Bürger-Genossenschaft einen Nahver- sorger, ein Wirtshaus sowie ein Café im sogenannten „S’Gschäft“ und das Gasthaus Eidenberger’s in Eidenberg „Stefansplatzerl“ geschaffen. Eine Gruppe engagierter sind zwei gelungene Beispiele Ehrenamtlicher hat dazu in vielen Arbeitsstunden ein dafür, dass durch das außer- gewöhnliche Engagement von innovatives Konzept entwickelt. Es entstand ein Be- Bürgerinnen und Bürgern die gegnungszentrum, in dem die Gemeindebürgerinnen Nahversorgung und der Wirt im und Gemeindebürger einen Treffpunkt finden, Veran- Ort gesichert werden können. staltungen besuchen und Güter des täglichen Bedarfs kaufen können. Organisiert wurde die Exkursion von der Gemeindeent- wicklung in Kooperation mit den Landkreisen Berch- Sie hatten viel Interessantes zu erzählen: Im Bild Johannes Brandl, tesgadener Land und Traunstein sowie der EUREGIO Geschäftsführer der SPES Zukunftsakademie, und die Engagierten Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein. MH , AM aus St. Stefan-Afiesl mit Bgm. Alfred Mayr, Mag. Karl Lehner, dem Obmann der Bürgergenossenschaft, Kerstin Lang vom Sozialverein Arcus und Regionalmanagerin Christine Rehberger MA. dreieck 1|2020 17
© Michaela Habetseder Gemeinden blühen nachhaltig auf Mit „Calendula“ Natur erleben Seit 4 Jahren werden im Rahmen von „Calendula“ Initiativen in Gemeinden gefördert, die Begegnungen in und mit der Natur ermöglichen. Stellvertretend für viele interessante Aktivitäten werfen wir einen Blick nach Kuchl, Seeham und Lamprechtshausen. Kuchl: Kräuter im Fokus In der Gemeinde Kuchl sind unter der fachmännischen Gemüse- und Kräutergarten und im Callisthenics-Park Begleitung von Landschaftsgärtner Mag. Robert Siller einen Biodiversitätsstreifen mit Naschecke angelegt. bereits einige Aktivitäten gesetzt worden. Hier haben Beim Praxis-Workshop im Oktober ging es um das rich- sich engagierte Frauen und Männer um naturnahe tige Befüllen und Bepflanzen einer Kräuterschnecke. Blühflächen gekümmert, beim Haus der Senioren einen Die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer packten bei mildem, aber sehr windigem Wetter fleißig mit an, und so bekam man am Schluss richtig Lust, mit den Kräutern die Gerichte in der Küche zu verfeinern. Die Blüten der Kräuter (großteils Lippen-, Dolden- und Korbblüter) sind auch ein wichtiger Beitrag zur Ver- besserung des Nahrungsangebots für Wildbienen & Co. im Garten. 18 dreieck 1|2020
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Seeham: Blühende Vielfalt Nach der naturnahen Begrünung öffentlicher Flächen Bauen einer Trockensteinmauer (Bild oben li.). Auch im Gemeindegebiet standen in Seeham im heurigen hier galt ein besonderes Augenmerk den Zwischen- Jahr zahlreiche Aktionen zur Bewusstseinsbildung und räumen, in denen sich Nützlinge einnisten sollen. Und Sensibilierung für naturnahes Gestalten in Privatgärten bei einer „Gartenroas“ durch die Schaugärten im Ort auf dem Programm. waren alle Interessierten schließlich zum Besichtigen der Gärten und zum Garten-Fachsimpeln eingeladen. Zum Projektbeginn organisierte die Seehamer Bil- dungswerkleiterin Christine Winkler gemeinsam mit Lamprechtshausen: Bewusstseinsbildung dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein Gartenbera- tungen mit Gärtnermeister Franz Hönegger (Bild oben Auch in der Gemeinde Lamprechtshausen war die Ex- re.). Mit kreativen Ideen, Checklisten und nützlichen pertise von Landschaftsgärtner Franz Hönegger gefragt Bauanleitungen für naturnahe Gestaltung besuchte der – bei einem Vortrag über die Förderung der Artenviel- Gartenexperte Privatgärten in Seeham und gab hilf- falt ebenso wie bei den persönlichen Gartenberatun- reiche Hintergrundinfos und Tipps aus seinem Fundus gen. Und im Rahmen eines eintägigen Workshops im für naturnahe Gestaltung. „Die individuelle Gartenbe- Pfarrgarten (Bilder unten) wurden ein Trockenbiotop ratung mit vielen Anstößen und Anregungen wurde von für Wildbienen, Eidechsen & Co. sowie eine dauerhafte allen sehr positiv aufgenommen“, freute sich die Orga- Blumenwiese angelegt. Bei spätsommerlichen Tempe- nisatorin Christine Winkler. „In weiterer Folge geht es raturen griffen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jetzt an die Umsetzung.“ Ein Vortrag über die blühende der Gartenberatungen sowie weitere Interessierte zu Vielfalt in Gärten und auf Gemeindeflächen stießen Rechen und Schaufeln. So konnte im Pfarrgarten ein ebenso auf großes Interesse wie der Workshop zum kleines Paradies geschaffen werden. MH dreieck 1|2020 19
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