75 Jahre! Abendgymnasium - Abendgymnasium Innsbruck
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75 Jahre! Jahresbericht 2019/20 Abendgymnasium Bildung ist Bewegung. im Zeichen von Corona Abendgymnasium Innsbruck Abendgymnasium Innsbruck Adolf-Pichler-Platz 1 l 6020 Innsbruck l Tel.: 0512-58 44 88 Jahresbericht des Bundesgymnasiums abendgym@tsn.at l www.abendgym.tsn.at für Berufstätige Innsbruck 2019/2020
Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten Fernstudium Editorial Inhalt Aus dem Unterricht Briefe an das Coronavirus 47 Aus der Direktion Texte aus dem D-Kurs 48 Corona-Lockdown 49 Editorial 3 Von der Studieneingangsphase zum Brückensemester 50 Redaktion 5 Unterricht im Brückenmodul 54 Verein für Kultur und Kommunikation 6 How has the Coronavirus impacted our lives? 56 LehrerInnenausflug auf die Sattelbergalm 7 Schulsprecher Philipp Agreiter 8 Nachruf Roland Gall 10 75 Jahre Abendgymnasium 12 AbsolventInnen berichten Von der Schulbank ans Lehrerpult 25 Interview mit Nico Burtzlaff 58 Aus der Administration Interview mit Lea Wint - unserer 3500sten Maturantin 60 Farzan Mahdlou: Von Teheran nach Tirol 62 Unsere 3400ste Maturantin 66 Aus der Administration 28 Systemrelevant 67 Liebe Studierende, liebe Kolleginnen Zahlen und Daten 30 und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde unserer Schule! Aus dem Matura-Fernstudium Die Matura „Schnellspur“ 32 Vorwissenschaftliche Arbeit VWA I ch schreibe dieses Editorial für den Jahresbe- richt in den Ferien zwischen dem Corona-Seme- ster S20 und einer noch ungewissen Zukunft. Ich Französisch-Unterricht in Zeiten von Corona 36 nehme nicht an, dass Impfungen und Medikamente Interview mit Mirjam Pohler 70 so schnell entwickelt werden, dass wir im Winter- semester 20/21 in Bezug auf Corona schon sorg- Lehrende berichten los sein können: Das Virus wird uns noch länger begleiten. Derzeit – Mitte Juli – wütet das Virus in Nord- und Südamerika, auch im Nahen Osten und Die Gesundheitskrise und ihre sozialen Folgen in Asien, auch schon in Afrika; in Österreich ist es für unsere Studierenden 38 Matura dem gegenüber noch recht ruhig; es flackern in ver- Das Scharren ist lauter als zuvor 41 schiedenen Bezirken immer wieder Virencluster auf; Schulübergreifende Exkursion 44 Rede und Interview mit Mohamed Aly 74 die Zahl der täglichen Neuinfektionen schwankt in Die Schulschließung 45 Rede Cosma Laner 76 der vergangenen Woche zwischen 54 und 160; fast Nizza 2019 - Lernen, wo andere Urlaub machen 46 Übersicht Maturantinnen 2019/2020 78 1.500 Menschen gelten in Österreich wieder 3
Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten Aus dem Unterricht Absolventinnen Vorwissenschaftliche Matura Fernstudium berichten Arbeit VWA Redaktion I ch schreibe dieses Editorial für den Jahresbe- richt in den Ferien zwischen dem Corona-Se- nur die jeweils eine Gruppe durfte in der Schule sein. Diese Art von Verdünnung ist für modulare Liebe Leserinnen und Leser! mester S20 und einer noch ungewissen Zukunft. Ich nehme nicht an, dass Impfungen und Medika- mente so schnell entwickelt werden, dass wir im Schulmodelle – für Universitäten und Hochschulen, aber auch für die Abendgymnasien – nicht geeig- net: Hier, bei uns, hat ja jede und jeder ihren oder I ch schreibe diese Zeilen zu Beginn der Sommer- ferien nach einem Semester, das man wahrschein- lich als historisch einzigartig bezeichnen darf. Auch Wintersemester 20/21 in Bezug auf Corona schon seinen individuellen Stundenplan: Klassen gibt es die Veröffentlichung des heurigen Jahresberichts sorglos sein können: Das Virus wird uns noch län- praktisch keine mehr. Wir haben deshalb fast zur war von Covid-19 betroffen und wir entschieden ger begleiten. Derzeit – Mitte Juli – wütet das Virus Gänze auf Fernunterricht gesetzt: Uns ist fast keine uns für eine Verschiebung auf Herbst, gleich zu in Nord- und Südamerika, auch im Nahen Osten Schulstunde verloren gegangen. Dass viele münd- Schulbeginn. Mit Abstand schauen wir auf diese und in Asien, auch schon in Afrika; in Österreich ist liche Reifeprüfungen nicht stattfinden mussten, weil ungewöhnliche Zeit zurück, mit Ungewissheit auf es dem gegenüber noch recht ruhig; es flackern in die Jahresnote – die es bei uns, im semestrierten das neue Schuljahr. Wird es eine zweite Welle ge- verschiedenen Bezirken immer wieder Virencluster System, eigentlich gar nicht gibt – statt der münd- ben, werden wir wieder auf das Distance-Learning, auf; die Zahl der täglichen Neuinfektionen schwankt lichen Maturanote eintreten konnte, war dem allem Homeschooling, auf Quarantäne, auf Abstand, auf in der vergangenen Woche zwischen 54 und 160; gegenüber eine kleine Erleichterung. Masken, und und und, zurückgreifen müssen? fast 1.500 Menschen gelten in Österreich wieder Es sind uns aber Studierende verloren gegangen: Eines ist klar: Schule braucht Begegnung, Schule als erkrankt (es waren schon weniger als 300) und Diejenigen, die keine gute Internetverbindung, kei- braucht Lehrende und Studierende, die sich direkt für den Herbst werden noch bedenklichere Verhält- nen leistungsfähigen PC hatten; diejenigen, die zu- im Klassenzimmer austauschen können, Schule nisse vorausgesagt. hause keinen gut geeigneten Arbeitsplatz hatten: braucht Präsenzunterricht! Wir haben das Sommersemester 20 einigermaßen wo kleine Geschwister noch herumkugelten oder Als am 13. März 2020 der Lockdown erfolgte und gut überstanden – mit so vielen Absolventinnen der Fernseher Dauerbetrieb hatte. Oder diejeni- nicht nur Studierende aus Südtirol, Sankt Anton auf ihre semestrierte Gliederung und da war es und Absolventen wie noch nie zuvor: 82 sind es gen, denen einfach der unmittelbare Kontakt mit oder dem Paznauntal zuhause bleiben mussten, wenig verwunderlich, dass einige der Verordnungen geworden, im ganzen Schuljahr 2019/20 insgesamt der Lehrerin oder dem Lehrer allzu sehr fehlte. sondern ALLE, war die Herausforderung da, den und Regeln für uns ganz einfach nicht passten. 131. Wir haben uns sogar eine disziplinierte und Da haben wir welche verloren, aber wir suchen sie Unterricht aus der Ferne zu gestalten und zu ver- „Wird unsere Abendschule für immer geschlossen trotzdem sehr nette Maturafeier zugetraut: in fri- und hoffen, sie wiederzufinden; ich bin optimistisch. mitteln, dass es sich eben nicht um „Coronaferien“ sein?“, fragte mich zu Beginn der Krise eine Stu- scher Luft in unserer Arena im Schulhof. Das Be- Wir haben noch im Corona-Semester mit einer handelt, wie es ein Studierender aus dem ersten dierende. Nein, sie wird immer offen sein für Men- dürfnis nach einer Feier war spürbar: ganz klar nach großen Menge Förderkurse in Kleingruppen in der Modul vermutete. schen, die eine zweite Chance brauchen, die sich einem Semester, in dem man die Schulkolleginnen Schule versucht, die negativen Wirkungen des Virus War es leicht? Gab es Vorteile, sich beispielsweise aus-, um- und weiterbilden wollen, die in kein Sche- und -kollegen und die LehrerInnen fast nur mehr halbwegs zu kompensieren und es ist uns da schon lange Anfahrtswege zur Schule zu ersparen, auf Prü- ma F passen, die auf Respekt und Wertschätzung am Bildschirm gesehen hatte. Letztlich hatten sich einiges gelungen. Am Einsatz der Lehrerinnen und fungen und Schularbeiten zu verzichten, stattdessen hoffen, die gesehen werden möchten! 44 MaturantInnen mit Begleitungen für die Feier Lehrer hat es nicht gefehlt: Wir haben ein sehr zig Arbeitsaufträge wöchentlich zu erledigen oder In diesem Sinne wünsche ich uns, dass unsere Schu- angemeldet, sodass wir knapp unter der erlaubten engagiertes Team; ich bin stolz auf diese Frau- und zu korrigieren, im Zoom-Meeting mit Gurkenmas- le weitere 75 Jahre bestehen wird! Grenze von 100 Personen blieben. Die anderen ha- Mannschaft. (Man könnte genau so stolz auf den ke im Gesicht einfach die Kamera nicht einzuschal- Liebe Leserinnen und Leser, bleiben Sie auch in die- ben sich ihr Maturazeugnis individuell abgeholt. Einsatz der Studierenden sein, die dieses Semester ten und trotzdem im Unterricht anwesend zu sein? sem Jahr gesund und uns verbunden. Dass es so viele AbsolventInnen geworden sind, geschafft haben.) Nein, es war nicht leicht. Und wer glaubt, Corona liegt nicht am Coronavirus: Die Anmeldefrist en- Ich stelle mich also auf eine unsichere Zukunft hat uns gezeigt, dass man den Lehrberuf und die dete schon vor Veröffentlichung der Coronaregeln. ein: Wir werden sehen und schnell reagieren. Wir Schule eigentlich abschaffen könnte, der irrt, und Es war auch kein einfacheres Semester: Es war ein spüren jetzt schon die innovativen Wirkungen des zwar ganz eindeutig. recht widriges. Das Bildungsministerium hatte für Virus: Durch das „reine“ Fernstudium haben sich Das Bildungsministerium vergaß und vergisst oft die „gewöhnlichen“ Schulen „Verdünnung“ ver- Schulwege radikal verkürzt: 3 Meter zum PC statt und wahrscheinlich unabsichtlich auf die besondere ordnet: Klassen wurden in 2 Gruppen halbiert und 30 Kilometer zur Schule. Viele haben davon profi- Form der Abendgymnasien, auf ihr Modulsystem, Ingrid Staud 4 5
Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten Aus dem Unterricht Absolventinnen Vorwissenschaftliche Matura Fernstudium berichten Arbeit VWA Verein für Kultur und Kommunikation LehrerInnenausflug auf die Sattelbergalm am Abendgymnasium Innsbruck „Auffi aufn Berg“ – Das war der Leitspruch Im Wintersemester konnte der Verein zu Thea- Am 9. November war es so weit. Ein Teil unseres ter-Kulturveranstaltungen und Literatur beitragen. Kollegiums machte sich auf, um gemeinsam die Sat- Auch eine 2-tägige naturwissenschaftliche Exkursi- telbergalm zu erklimmen und dort zu übernachten. on zu astrophysikalischen und biologischen Fragen Aber so schnell sollte der gemeinsame Abend bei konnte so stattfinden. einem Törggelemenü und einem Glaserl Wein nicht verdient sein. Zuerst musste die Alm zu Fuß bei tief Das Sommersemester war durch Covid 19 geprägt winterlichen Verhältnissen erreicht werden. Und so und sah ganz anders aus. vielfältig unsere Persönlichkeiten sind, so vielfältig So hoffen wir, dass die durch die Pandemie ausge- ist auch unsere sportliche Kondition. Am Ende sind fallene Sprachreise nach Nizza doch noch zu einem alle unterschiedlich frisch, aber sehr fröhlich am späteren Zeitpunkt stattfinden kann. Sattelberg angekommen.Wer nun glaubt, es handelt Kommunikative Ereignisse, Feierlichkeiten und Fei- sich hier um eine einfache Berghütte, der täuscht ern sind uns auch wichtig. Das geplante Sommer- sich. Nach Lust und Laune konnte sauniert oder im letzten „Eulen“ ihren Schlafplatz fanden. fest ist diesmal leider auch der Pandemie zum Op- Hotpot entspannt werden, andere watteten, was Gestärkt nach einem gemeinsamen Frühstück war fer gefallen. das Zeug hielt, und wer noch Energie übrig hatte, der Weg ins Tal nur noch eine Kleinigkeit und übrig Umso erfreulicher ist es, dass es doch zwei feier- genoss das tolle Panorama und den frischen Schnee blieben zwei erlebnis- und gesprächsreiche Tage, die liche MaturantInnenverabschiedungen und Zeug- bei einem Spaziergang. unser Gemeinschaftsgefühl gestärkt und den kolle- nisübergaben mit Getränken und Livemusik geben Umso größer war dann die Freude auf ein köst- gialen Austausch gefördert haben. liches Abendessen in einem urigen Rahmen und in FAZIT: eine Aktion, die unbedingt wiederholt wer- konnte. Im Juni waren wir im Hof. Liebe Studierende, einer tollen Gesellschaft. Zu später Stunde wurde den muss! Bei beiden MaturantInnenverabschiedungen konnten dann noch das Tanzbein geschwungen, bevor die liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dieses Schuljahr eine Studierende - Lisa Gritzner liebe Freunde der Schule! - mit Band gewinnen. Durch die Band „tea - the en- glish austrians“ mit Lisa, Tobias Christoph Troppmair, Alexandra Ladner-Zangerl D er „Verein für Kultur und Kommunikation am Abendgymnasium Innsbruck“ unterstützt viele Aktivitäten der Schule, die sich aus dem Un- auch ein Studierender unserer Schule, und Fabian Hibberd wurden wir akustisch verwöhnt. Dieser Jahresbericht ermöglicht ein Zurückschau- Sigrid Foidl terrichtsgeschehen entwickeln können, aber über en auf dieses Schuljahr und wird wieder von uns den Unterricht hinaus gehen. getragen. Beispielsweise sind Theaterbesuche, Lehrausgänge, Der Verein finanziert sich aus euren/Ihren Vereins- Exkursionen oder Veranstaltungen bis hin zu mehr- beiträgen und einer großzügigen Spende der AK. tägigen Sprachreisen wichtige Ergänzungen, nicht nur (Vereinskonto: BTV, IBAN AT17 1600 0001 0062 zum Unterricht. Eingebettet in fachliche Zusammen- 8910) hänge können so Kommunikation, Austausch und Der Vereinsvorstand Annegret Scheuringer, Melanie Verständnis auf anderer Ebene stattfinden. Degasperi, Stefania Kerschbaumer, Gudrun Priester Diese Aktivitäten sind mit zusätzlichen Kosten ver- und aus der Karenz Nina Ciaghi). bunden, die die Schule nicht tragen kann. Unser Ver- ein ist dafür da, diese Aktivitäten auch finanziell zu unterstützen und so zu ermöglichen. Anne Scheuringer Fotos: Alexandra Ladner-Zangerl 6 7
Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten Aus dem Unterricht Absolventinnen Vorwissenschaftliche Matura Fernstudium berichten Arbeit VWA Interview mit unserem Schulsprecher Philipp Agreiter denvertretung herantrugen. Wir versuchten uns dann keiten und um Weiterleitung von kleinen und großen antreten werde. einzuschalten, aber nicht im Sinne von Einmischen. Fragen an den Direktor. Redaktion: Du bist ja auch berufstätig, wo arbeitest Wenn Studierende generell Probleme mit Lehrper- Redaktion: Die Coronazeit war für alle eine He- du? sonen haben, sollen sie zunächst den Kontakt zu die- rausforderung, mit welchen mussten deiner Meinung PA: Ich arbeite als Sachbearbeiter 40 h die Woche sen suchen, wir sehen uns aber dann im Einzelfall als nach besonders die Studierenden kämpfen? beim Land Tirol in der Materialverwaltung, wo ich Vermittler zwischen den „Fronten“. Manchmal halst PA: Die Coronazeit stellte für viele Studierende eine Büromaterialien einkaufe und weiterverteile, zum man sich aber genau mit dieser Vermittlung auch Är- extreme Doppelbelastung dar, zumindest bei vielen Beispiel an alle Tiroler Fachberufsschulen. Der Tag ist gernisse auf, da die Sichtweisen der Betroffenen sehr solange, bis sich bei ihnen der Onlineunterricht gut natürlich lang, um sieben Uhr ist Arbeitsbeginn und subjektiv sind. einspielte. Man musste viele Arbeitsaufträge machen nach 17 Uhr geht es dann meistens direkt in die Schu- Redaktion: Gibt es konkrete Projekte, Ziele, die du und dann noch am Onlineunterricht teilnehmen. Für le. Die Arbeit macht mir aber Spaß. verfolgst? arbeitstätige Menschen (wie auch mich) war das ein- Redaktion: Was sollte man privat von dir noch wis- PA: Ein großes Anliegen war und ist es, mehr Rück- fach zu viel. Ein Zoom-Meeting, wo der direkte Kon- sen? sichtnahme im täglichen Umgang miteinander zu takt fehlt – plötzlich reden fünf Studierende gleichzei- PA: Ich wohne in Telfs, bin ein toleranter, offener und erwirken und zum Beispiel Platz für die Bedürfnisse tig, weil man ja nicht sehen kann, wenn jemand ansetzt, hilfsbereiter Mensch und habe kein Problem mit an- und Ängste der AllergikerInnen zu schaffen. An der ist schon etwas anderes als „normaler“ Unterricht. deren Religionen, Kulturen. Ich sage immer, es kommt Schule gibt es Studierende, die einen allergischen Ich persönlich bin auch kein „Ferntyp“, brauche den auf das Innere, den Charakter eines Menschen an. In Schock bekommen, wenn jemand im Klassenzimmer direkten Input und zuhause gibt es halt auch mehr meiner kargen Freizeit lese ich gerne ein Buch, treffe sorglos eine Packung Nüsse öffnet. Das war und ist Ablenkung. (Lacht) mich mit Kollegen, schaue manchmal eine Folge ei- dann nicht lustig. Redaktion: Kommen wir zu dir privat: Seit wann bist ner Serie in der Woche und verzichte sonst auf den Seit dem Wintersemester 2019 hat unsere Gerne hätten wir auch W-LAN in der Aula für Studie- du an der Schule und wie bist du auf die Idee gekom- Fernseher. Schule einen neuen Schulsprecher, Philipp rende, die neben dem Kaffeeautomaten lernen wol- men, das Abendgymnasium zu besuchen? Redaktion: Gibt es noch etwas, was du uns sagen len, aber das muss natürlich auch mit der Tagesschu- PA: Das ist eigentlich eine kuriose Geschichte. Ich möchtest? Agreiter. le abgestimmt werden, was nicht ganz leicht ist, wir hatte 2010 die Handelsschule abgeschlossen und PA: Das Wichtigste ist für alle, dass man nicht aufgibt, bleiben aber dran. Insgesamt will ich einfach für die dachte eigentlich auch nicht mehr daran, noch eine es gibt immer irgendwie einen Weg, auch mit Hilfe Ingrid Staud hakt nach… Studierenden da sein, habe zum Beispiel ein eigenes weitere schulische Ausbildung anzustreben. Als ich der Studierendenvertretung. Außerdem möchte ich Redaktion: Warum hast du dich überhaupt dazu Handy, das nur für diese Anliegen eingerichtet ist, bin mich dann 2017 bei den Telfer Passionsspielen erst- euch sagen, dass jedes Leben zählt. #AllLivesMatter! entschlossen, die Aufgabe des Schulsprechers zu also sozusagen rund um die Uhr exklusiv erreichbar. mals als Hobbyschauspieler – ich bekam die Rolle Stellt euch für die Studierendenvertretungswahl auf, übernehmen? Redaktion: Als Studierendenvertreter bist du ein eines Römers - versuchte, merkte ich beim Textler- das ist wichtig und ein starkes Zeichen der Mitbe- PA: Ende Oktober 2019 stellte ich mich der Wahl, Bindeglied zwischen Direktion, Administration und nen, dass mir das Lernen eigentlich recht leicht fällt stimmung, die an dieser Schule wirklich möglich ist! weil ich es einfach tun wollte. Ich wollte etwas zu- Lehrkörper auf der einen Seite und den Studieren- und mir sogar Spaß macht. Dann wollte ich es wis- Im Lebenslauf kann es auch nicht schaden, wenn man rückgeben, da ich selbst durch die Schule neue Mög- den auf der anderen Seite. Wie geht es dir in dieser sen, wollte mich beweisen. Ich kann es! 2017 fing ich von sich sagen kann, einmal SchulsprecherIn gewesen lichkeiten bekam. Ich erhoffte mir nicht viel und Position? dann ganz neu im ersten Semester an, wollte mir auch zu sein. freute mich umso mehr, die Wahl gewonnen zu haben, PA: Bei den Sitzungen herrscht ein gutes Verhältnis, nichts anrechnen lassen, damit ich alles von Grund auf Redaktion: Danke Philipp für das Gespräch und Al- da mich der Sieg doch sehr überraschte. generell haben ja alle eine gute Beziehung zueinan- neu lernen kann. les Gute für das neue (dein letztes) Schuljahr! Redaktion: Wie lautet dein bisheriges Resümee dei- der, es gibt kein Mobbing an der Schule, mit manchen Redaktion: Wie kommst du schulisch voran? ner Arbeit? Lehrpersonen ist man per Du und wird generell als PA: Ich entwickelte eine enorme Willenskraft und PA: Na ja, es war bisher schon sehr arbeitsinten- Erwachsener wahrgenommen. komme gut voran, im Sommersemester 2021 werde siv und durch „Corona“ noch mehr, da es in dieser Redaktion: Mit welchen Anliegen wenden sich die ich voraussichtlich maturieren. Da ich jetzt eben in Zeit noch mehr Kontakte zu Studierenden gab, die Studierenden an dich? meinem Maturajahr bin, weiß ich noch nicht sicher, Probleme und Anliegen an mich und die Studieren- PA: Hauptsächlich geht es eben um Vermittlungstätig- ob ich zur nächsten Schulsprecherwahl noch einmal 8 9
Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten Aus dem Unterricht Absolventinnen Vorwissenschaftliche Matura Fernstudium berichten Arbeit VWA Nachruf Roland Gall Wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchten die Sterne der Erinnerung. Als wir am 12.12.2019 den völlig überra- schlossen hinter unserer Kollegin, die uns heißt, mit KundInnen über so heikle The- terlässt Ratlosigkeit, ob Corona im Krank- schenden Tod unseres ehemaligen Kolle- einmal mehr beeindruckte, wie gefasst sie men wie Ablebensversicherungen, Unfall heitsverlauf eine tödliche Rolle spielte, und gen, Freundes und vor allem Ehemanns von den Tod ihres Mannes ertrug und für einen und Invalidität zu sprechen. macht uns unendlich traurig! Frau Professor Katharina Bene hinnehmen würdevollen Abschied, dessen emotionaler Roland Gall war in seiner Freizeit sehr mussten, stand die Welt für einen Augen- Höhepunkt ein Lied war, das die Tochter für oft auf Reisen, fotografierte dabei leiden- blick still. Fassungslos und sprachlos kam ihren Papa sang, sorgte. schaftlich gerne und gut seine Umwelt und sein Tod in unsere Schule herein, jedes Un- Roland Gall unterrichtete von 2008 bis war ein unglaublich kluger, frischer und im- Ingrid Staud, Kindergartenfreundin terrichtsgeschehen wurde an diesem Tag 2015 an unserer Schule Informatik. Er lehr- pulsiver Mensch. Sein Tod hinterlässt eine und O-Dorf-Gefährtin und Mama unbedeutend. te mit Leidenschaft, „erzog“ die Studieren- Lücke, die niemand schließen kann, hin- seines Patenkinds Julian Mit bewundernswerter Disziplin und Stär- den zur Selbständigkeit, behandelte sie auf ke sorgte Frau Prof. Bene noch vor der Augenhöhe und erklärte unheimlich gut und Beerdigung für einen reibungslosen Ab- präzise, wie man die Informatik verstehen lauf der Schriftlichen Reifeprüfung ihrer und für sich nutzen konnte. Neben seiner damaligen Deutschklasse 8d, korrigierte Tätigkeit bei uns unterrichtete er auch an über Weihnachten, selbst durch eine Grip- der Schule für Kindergartenpädagogik Gi- pe geschwächt, die Arbeiten und erzählte tarre, denn ja, Roland war auch ein aus- im Konferenzzimmer ganz offen über die gesprochen musikalischer und kreativer Wir sind nur Gast auf Erden. Umstände, wie ihr Mann und Vater der ge- Mensch, seine geniale Musikalität hat er meinsamen Tochter nach kurzem Aufenthalt Gott sei Dank seiner Tochter Serina verer- Wer gestorben ist, in der Innsbrucker Klinik so schnell aus sei- ben können. ist nicht tot - er ist nem Leben gerissen wurde. Wir möchten an Ein weiteres großes Interesse galt dem Ver- nur vorausgegangen dieser Stelle betonen, dass Katharina Bene sicherungswesen. 2015 entschied er sich, und begibt sich so zu unserer Trösterin geworden ist und seine anfängliche Nebentätigkeit als Ver- auf eine neue Reise. nicht umgekehrt, denn, welche Worte soll sicherungsberater hauptberuflich auszu- man finden, wenn ein Mensch mit nur 46 üben, so kannten in der Folge sicher einige Tot ist nur, Jahren plötzlich stirbt? Lehrende Roland später dann als „ihren“ Bei der Beerdigung eine Woche später war Versicherungsberater von der ÖBV (Öster- wer nicht mehr geliebt wird. fast das ganze Kollegium samt Direktor reichische Beamtenversicherung), der in Mag. art. Roland Gall, M.A. und Administrator vertreten. Auch Rolands diesem Beruf seine Stärken richtig entfalten ehemaliger Direktor und pensionierte Kol- konnte. In zahlreichen Seminaren nutzte er * 13.8.1973 † 12.12.2019 Bestattung Flossmann, 0512-584381 legInnen waren da und bildeten ein starkes weiterhin seine pädagogische Ausbildung Band der Anteilnahme. Wir standen so ge- und zeigte sehr vielen Menschen, was es 10 11
Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten Aus dem Unterricht Absolventinnen Vorwissenschaftliche Matura Fernstudium berichten Arbeit VWA 75 Jahre Abendgymnasium: Schule am Puls des Rubrik Aus der Direktion letzter Beitrag gesellschaftlichen Wandels Irmgard Bibermann/Horst Schreiber Irmgard Bibermann / Horst Schreiber 75 020 Jahre ist inAbendgymnasium: Schule am Puls des gesellschaftlichen Wandels 2 vielfacher Hinsicht ein Jahr der Erin- merwährende Neutralität Österreichs, Abzug der nerung, das uns in Jubelstimmung versetzt. Wir alliierten Mächte USA, Großbritannien, UdSSR und 2020 ist in vielfacher Hinsicht ein Jahr der Erinnerung, das uns in Jubelstimmung versetzt. feiern 75 Jahre Kriegsende, Befreiung vom National- Frankreich, aber auch über 55 Jahre Verstaatlichung kriegszeit, auch viele Jahre danach verfolgte er in Einklang mit der Mehrheitspartei in der Landesre- gierung eine Politik des beschränkten Zugangs zur zweitniedrigsten Anteil an SchülerInnen höherer Schulen. Der unschätzbare gesellschaftliche, sozio- ökonomische und individuelle Stellenwert der Ar- Wir feiern 75 Jahre Kriegsende, Befreiung vom Nationalsozialismus, Wiedererrichtung von sozialismus,Wiedererrichtung Demokratie vonauch und Republik, aber Demokratie 75 Jahreund und Aufnahme unserer Arbeitermittelschule und 70Schule in die Bundesverwal- Jahre Verleihung Matura. Die Folgen sind bis heute spürbar. In Tirol beitermittelschule und des Abendgymnasiums Inns- Republik, des aber auch 75 Jahre Öffentlichkeitsrechts. WirArbeitermittelschule tungStaatsvertrag, freuen uns über 65 Jahre als Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasi- immerwährende ist der Schulbesuch an höheren Schulen und der bruck in der Vergangenheit und Gegenwart liegt auf Neutralität und 70 Jahre Österreichs, Verleihung Abzug der alliierten Mächte um des Öffentlichkeitsrechts. USA, für Großbritannien Berufstätige. und UdSSR, aber Besuch von Hochschulen im österreichweiten Ver- der Hand. auch über 55uns Wir freuen Jahre Verstaatlichung über und Aufnahme 65 Jahre Staatsvertrag, im- unserer Schule in die Bundesverwaltung gleich unterdurchschnittlich. Unser Land hat den als Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium für Berufstätige. Anita Moser (Matura „Vom ganzen Ambiente her war das Abendgymnasium weit mehr 1990) lehrt und forscht „Die Zeit damals war für mich auch eine krisenhafte Zeit. (…) In der Anita Schnell als eine Schule. Es hat außerhalb des Unterrichts so viele spannende an der Uni Salzburg zu Schule habe ich mich geborgen gefühlt, sonst ist es in meinem Leben (Matura 1977), Gespräche gegeben, in den Pausen und privat. Wir haben viel Kunst in der eher zugegangen. Es gab viel zu kritisieren an der Schule, aber dass ich Klinische Migrations- „Die dieZeit damals war Möglichkeit für mich gehabt habe,auch einekann dafür krisenhafte Zeit. (…) ich eigentlich sehrInsehr der AnitaPsychologin, Schnell diskutiert. Die Schule war ein Lebensraum, ein Erfahrungsraum. So gesellschaft, (Freie) Schule habesein, dankbar ich mich weil geborgen eine Matura gefühlt, ist beisonst uns ist es in meinem daheim Lebenin Frage einfach nicht (Matura 1977), Psychotherapeutin hat es etwa Darstellendes Spiel gegeben, da war ich ein oder zwei Kulturarbeit, eher zugegangen. gekommen. EsEs istgab viel nicht zu kritisieren einmal diskutiertanworden, der Schule, das aber dass ich ist nicht Klinische Semester dabei.“ (in: Mehr als Schule, S. 302) Kulturmanagement dievorgekommen.“ Möglichkeit gehabt (in: habe, Mehrdafür kann ich als Schule, S. eigentlich 130) sehr sehr Psychologin, dankbar sein, weil eine Matura ist bei uns daheim einfach nicht in Frage Psychotherapeutin Das Abendgymnasium als Gründung von ÖGB und AK gekommen. Es ist nicht einmal diskutiert worden, das ist nicht vorgekommen.“ (in: Mehr als Schule, S. 130) Die Verleihung des Öffentlichkeitsrechts Das DasGymnasium ist historisch Abendgymnasium als eine Schule des Gründung Bürgertums: von der Bessergestellten, desrealschule am Adolf-Pichler-Platz der auf, im Herbst Die Verleihung des Öffentlichkeitsrechts bruch einer Teilnehmerin im vierten Kurs) und un- Mittelschicht, ÖGB und AK der Kinder der Maturanten- und Akademikereltern. 1946 übersiedelteDas Abendgymnasium sie in Räumlichkeiten des Akade- Nach dem verheerenden Bericht Die Verleihung des Öffentlichkeitsrechts des Landesschulinspektors, der Missstände, gemein erschwertes ArbeitenChaos für dieundHerren des Innsbruck hingegen ist die Verwirklichung des großen Traums mischen der Arbeiterbewegung. Gymnasiums und 1957 wieder zurück an ungeeignete Studierende ans Ministerium Nach einem verheerenden Bericht des Landesschu- gemeldet hatte, stand Lehrkörpers.“ 1947/48 Schließlich die gingExistenz der der Inspektor in sich, Wenigstens auf dem Zweiten Bildungsweg sollten die denKinder bäuerlicher Pichler-Platz. 1 und proletarischer Arbeitermittelschule Nach dem verheerenden auf der Bericht Kippe. des Die Möglichkeit, Landesschulinspektors, linspektors, der Missstände, Chaos und ungeeignete die plötzlich Matura der war ablegen Missstände, alles zu Chaos wunderbar können, und schien das Ministeri- Das Gymnasium Herkunft den Wegist zu historisch höherereine Schulefinden. Bildung des Bür- Unsere Schule ist eine Gründung des verbaut, die Zukunft ungewiss und dasgemeldet Lehrpersonal gertums: der Bessergestellten, der Mittelschicht, Diese Schule der zweiten Chance ist das Ergeb- ungeeignete Studierende Studierende ans Ministeriumansgemeldet Ministerium um ratlos. hatte, stand hatte, stand Direktor verlieh 1947/48 Karl die Fink (1947-1979) Existenz der Arbeitermittelschule der das so heiß Österreichischen Gewerkschaftsbundes Tirol und der Arbeiterkammer Tirol. Unmittelbar klagte: „Wie sieht auf Arbeitermittelschule es aber der bei derDie Kippe. Unklarheit unserer Möglichkeit, dieSchule Matura aus? Eine ablegen zuHäufung können, von schien nis harter politischer Auseinandersetzungen und 1947/48 die Existenz derAbschluss, Arbeitermittelschule begehrte Öffentlichkeitsrecht; im November 1948 auf Überarbeitung nach Kriegsende der Kinder riefen sie die der Maturanten- undVolkshochschule Akademikereltern.Innsbruck ins Leben, die der Trägerverein Gegenständen verbaut, die Zukunftohneungewiss und deren Ergebnis: das Lehrpersonal ratlos. Direktor der Schüler Karl Fink (ein der DasArbeitermittelschule wurde. Diese des Arbeitermittelschule idealistischen Einsatzes von nahm seinen Abendunterricht mit Direktoren und der Kippe. Die Möglichkeit, die Matura ablegen provisorisch, im Jänner 1950(1947-1979) auf Dauer. Der Kampf Abendgymnasium Innsbruck hingegen ist die Nervenzusammenbruch einer Teilnehmerin im vierten Kurs) und klagte: „Wie sieht es aber bei der Unklarheit unserer Schule aus? Eine Häufung von ungemein erschwertes drei Klassen in des Verwirklichung einem Raum großen der Arbeiterkammer Traums der Arbeiterbe- undLehrkräften. zwei Zimmern Anfangs derstand Bundesrealschule der Landesschulrat der zu können, schien Arbeiten Gegenständen dieverbaut, fürohne Herren die Lehrkörpers.“ des Abschluss, Zukunft ungewiss deren Ergebnis: um Schließlich die Überarbeitung Anerkennung ging der der Schüler der Inspektor Schule in sich,dauerte (ein plötzlichaber noch am Adolf-Pichler-Platz wegung. auf, im Wenigstens auf dem HerbstBildungsweg zweiten 1946 übersiedelte Schule sieskeptisch in Räumlichkeiten gegenüber. Nichtdes nur in der Nach- war dasalles wunderbarratlos. Nervenzusammenbruch und Lehrpersonal und einerdas Ministerium Teilnehmerin Direktor Karl imverlieh viele viertender Fink Jahre. Dazu Direktor Arbeitermittelschule Kurs) Fink 1955: das so heiß und ungemein erschwertes „Ist es nicht Akademischen Gymnasiums und 1957 wieder zurück an den Pichler-Platz.1 begehrte Arbeiten (1947-1979) fürÖffentlichkeitsrecht; die Herren klagte: „Wiedessieht esimaber November Lehrkörpers.“ der1948erschütternd, Schließlich bei provisorisch, im Jänner ging der Inspektor wenn 341950 in sich, von auf Dauer. plötzlich Abiturienten 18 mitteil- sollten die Kinder bäuerlicher und proletarischer Diese Schule der zweiten Chance ist das Ergebnis harter 1 Der politischer Beitrag basiertAuseinandersetzungen weitgehend auf der Forschung in den warDer UnklarheitKampf alles um die wunderbar unserer Anerkennung und Schule das der Schule aus?Ministerium Eine Häufung vondauerte verlieh derten, aber noch viele Jahre. Arbeitermittelschule dass ihr Dienstgeber Dazu dasihrem so heiß Direktor Studium ablehnend Herkunft und den Weg zuEinsatzes des idealistischen höherervon Bildung finden.und Publikationen: Direktoren Lehrkräften.Horst Anfangs stand der Bibermann: Mehr als Schreiber/Irmgard Fink 1955: begehrte Gegenständen „Ist ohnees Abschluss, nicht erschütternd, Öffentlichkeitsrecht; imderen November wenn vonprovisorisch, 1948 Ergebnis: 34 Abiturienten gegenüber 18 mitteilten, im Jänner stand?“ 1950 aufdass ihr Dauer. Unsere Schule der Landesschulrat ist eine Gründung Schule skeptischdes Österrei-Nicht gegenüber. Schule. nur Abendgymnasium in der Nachkriegszeit,Innsbruckauch 1945-2005, viele Innsbruck- DerDienstgeber Kampf um ihrem Studium ablehnend die Anerkennung der Schulegegenüber stand?“ dauerte aber noch viele Jahre. Dazu Direktor chischen Gewerkschaftsbundes Tirol und der Ar- Jahre danach verfolgte er in Einklang mit der Mehrheitspartei Wien-Bozen 2005 (Erwachsene lernen 3); Horst Schrei- Überarbeitung der Schüler (ein Nervenzusammen- ber/Irmgard in der Landesregierung Bibermann eine (Hg.): Schule in Bewegung. 70 Jahre Fink 1955: „Ist es nicht erschütternd, wenn von 34 Abiturienten 18 mitteilten, dass ihr Politik des beschränkten beiterkammer Zugangsnach Tirol. Unmittelbar zur Matura. KriegsendeDie Folgen sind bis heute Abendgymnasium spürbar. Innsbruck, In Tirol ist Innsbruck-Wien-Bozen 2015 Dienstgeber ihrem Studium ablehnend gegenüber stand?“ Hans Krista (Matura der Schulbesuch an höheren Schulen und der „Am Anfang waren wir über 40. Der Ausfall war sehr groß. In den riefen sie die Volkshochschule Innsbruck ins Besuch von Hochschulen Le- (Erwachsene lernen 4). imDieösterreichweiten Zitate der Studierenden stam- 1979), Bautechniker, ersten 3 Semestern sind sehr viele ausgeschieden. Von Schulbeginn Vergleich ben, die derunterdurchschnittlich. Unser Land hat denmen, Trägerverein der Arbeitermittelschu- soweit nicht anders zweitniedrigsten Anteil angegeben, ebenfalls aus diesen an SchülerInnen Hans Krista (Matura 1979), Mitarbeiter beim Landesschulrat für Tirol bisAnfang zur Matura Mitarbeiter im Hans Krista (Matura 2 Publikationen. „Am warenwaren wir 40. wir über nur Der 5 Durchläufer. Ausfall warWir sehrtreffen groß. Inuns denheute Landesschulrat für höherer le wurde. Schulen. Der unschätzbare gesellschaftliche, Diese Arbeitermittelschule nahm ihren sozio-ökonomische Statistik Austria: Bildung inund individuelle Zahlen 2015/16. Schlüsselindika- noch ersten und rufen uns 3 Semestern sindzusammen.“ (in: Mehr als Von sehr viele ausgeschieden. Schule, S. 132) Schulbeginn 1979), Bautechniker, Tirol Stellenwert der Arbeitermittelschule und des Abendgymnasiums toren und Analysen,Innsbruck Wien 2017, in der https://austria-forum.org/at- Hans Krista (Matura 1979), Mitarbeiter beim Landesschulrat für Tirol Mitarbeiter im Abendunterricht mit drei Klassen in einem Raum tach/User/Diem%20Peter/Wien/Bildung/Bildungsstatistik.pdf, bis zur Matura waren wir nur 5 Durchläufer. Wir treffen uns heute Landesschulrat für Vergangenheit und Gegenwart liegt auf der Hand. noch und rufen uns zusammen.“ (in: Mehr als Schule, S. 132) Tirol der Arbeiterkammer und zwei Zimmern der Bun- 152ff (Zugriff 10.7.2020). Von der finanziellen Not zur Verstaatlichung der Arbeitermittelschule Von der Das finanziellen drängendste Not zurwar Problem Verstaatlichung derdes die Finanzierung Arbeitermittelschule Schulbetriebs. Abhilfe schaffen konnte 12 13 1 Der Beitrag basiert weitgehend auf die Forschung in den Publikationen: Horst Schreiber/Irmgard Bibermann: dem nur eine Verstaatlichung der Schule. Die materielle Hauptlast trug die Arbeiterkammer.
Das Abendgymnasium Innsbruck als aufklärerisches, humanistisches Projekt Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten Aus dem Unterricht Absolventinnen Vorwissenschaftliche Matura Fernstudium Unter der Direktorenschaft von berichten Gerhard Brandhofer (1982-2001) Arbeit VWA stieg die Schule zum zweitgrößten Abendgymnasium nach Wien auf. Er sah Bildung als Menschenrecht und öffnete die Schule noch mehr jenen, die bis dahin als nicht gymnasialwürdig gegolten hatten. Waren es nach 1945 junge Menschen gewesen, die kriegsbedingt ihren Bildungsweg unterbrochen hatten oder aus der Arbeiterschicht und vom Land gekommen waren, so erhielten nun weitere sozial benachteiligte Gruppen Zugang zu unserer Schule der zweiten Chance. Besonders auch SchulabbrecherInnen, die nicht mehr als FluchtschülerInnen Von der finanziellen Not zur Verstaat- die Lehrlinge und viele junge Arbeiter und Ange- tere sozial benachteiligte Gruppen Zugang zu un- dass auch Jugendliche und junge Erwachsene, die bezeichnet wurden, Arbeitslose und Jugendliche im Warteraum des Arbeitsmarktes. Das lichung der Arbeitermittelschule stellte vom Schulbesuch ab“. Das Schulgeld war in serer Schule der zweiten Abendgymnasium Chance. verjüngte sichBesonders stark, vorauch am Abendgymnasium allem aber wurde es weiblich scheiterten oder ein wie – im Lehrkörper unreifes Innsbruck um das Vielfache höher als an anderen SchulabbrecherInnen, die nicht mehr in der Zusammensetzung der Studierenden. als Flucht- Verhalten an den Tag legten, nicht abzuschreiben Das drängendste Problem war die Finanzierung des österreichischen Arbeitermittelschulen, die schon Qualitative Merkmale schülerInnen bezeichnet des Abendgymnasiums wurden, Arbeitslose undwaren ein ständiger waren. Sie würden Reformprozess, durch weiteredie Lern- und Le- Schulbetriebs. Abhilfe schaffen konnte dem nur eine länger staatlich geführt waren. Es wurde erst 1964 Einführungimvon Jugendliche Projektunterricht Warteraum und des Fernstudiums, des Arbeitsmarktes. die Förderung Das benserfahrungen ihre von Kunst und Einstellung und Kultur, Persönlich- die Miteinbeziehung Abendgymnasium der Studierenden verjüngte sich stark, vor bei allem Entscheidungsprozessen. keit verändern, so das DerMenschenbild demokratische dahinter. Verstaatlichung der Schule. Die materielle Hauptlast nicht mehr eingehoben, doch der von den jungen Austausch aber wurde esaufweiblich Augenhöhe MIT den Studierenden – im Lehrkörper wie in der ersetzte in beachtlichem Das Selbstverständnis derMaß einwar, dass Studie- Schule trug die Arbeiterkammer. Die Tiroler Landesregie- Menschen zu leistende Lehrmittelbeitrag entsprach vorurteilsbeladenes Sprechen der Lehrenden ÜBER rung ließ sich viel Zeit, bis sie die Arbeitermittel- dem Doppelten des Schulgelds von Studierenden Zusammensetzung der Studierenden. rende Probleme machten, weil sieam sie. Die Werthaltung, die sich Probleme hat- Abendgymnasium Innsbruck etablierte, sah in jedem Individuum ein Bildungspotenzial, das schule in derselben Höhe wie die Arbeiterkam- anderer Abendgymnasien. Qualitative Merkmale des Abendgymnasiums wa- ten. Die LehrerInnen waren aufgefordert, sich als es zu heben galt. In dieser Schulkultur entstand ein Vertrauen darauf, dass auch Jugendliche mer unterstützte. Ab 1952 zahlte das Ministerium Auch die Lehrer hatten gewaltige Nachteile. Jah- ren ein ständiger Reformprozess, die Einführung PädagogInnen zu erweisen und sich den Herausfor- und junge Erwachsene, die am Abendgymnasium scheiterten oder ein unreifes Verhalten an die Gehälter von zwei Lehrern, erst im Laufe der relang betrug ihre Entlohnung nur die Hälfte eines von den Projektunterricht Tag legten, nicht und des Fernstudiums, abzuschreiben waren. Siedie würden derungendurch zuweitere stellen, Lern- indemundsie die Verantwortung 1960er Jahre übernahm es die Personalkosten. Die Bundeslehrers, später dann immer noch nur zwei Förderung von Kunst und Kultur, die Miteinbezie- nicht einseitig an Lebenserfahrungen ihre Einstellung und Persönlichkeit verändern, so das Menschenbilddie Studierenden delegierten, son- höchst angespannten Finanzen in den 20 Jahren der Drittel. Statt der früher üblichen 13 Monatsge- dahinter. hung der Studierenden bei Entscheidungsprozessen. dern sie handlungsaktiv übernahmen. Die Leitlinie Arbeitermittelschule auf vereinsrechtlicher Basis hälter erhielten sie lediglich 10 ausbezahlt – ohne Das demokratische Der Selbstverständnis der Schule Austausch war, dass MIT auf Augenhöhe Studierende Probleme machten, des Abendgymnasiums war,weil sie Probleme gemeinsam Lösungen hatten. Die LehrerInnen waren aufgefordert, sich als PädagogInnen zu erweisen den Studierenden ersetzte in beachtlichem Maß zu finden, sich fortzubilden und die Veränderungen und sich den hatten schwerwiegende Auswirkungen auf Studie- Einrechnung in ihre Pensionsgrundlage. Margarethe Herausforderungen zu stellen, indem sie die Verantwortung nicht einseitig an die ein vorurteilsbeladenes Sprechen der Lehrenden in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu antizipie- rende und Lehrende. „Die prekäre Lage der Arbei- Fink, die Ehefrau des Direktors, arbeitete zwei Jahr- Studierenden ÜBER delegierten, die sie. Die Werthaltung, sondern sich amsieAbendgym- handlungsaktiv ren:übernahmen. um Verständnis Die fürLeitlinie des junger Men- das Verhalten termittelschule war oft so, daß die Anstalt die Schü- zehnte kostenlos als Sekretärin. Die Gleichstellung Abendgymnasiums war, gemeinsam Lösungen zu finden, sich fortzubilden und die ler um Vorschüsse auf das Schulgeld betteln mußte, der Lehrkräfte und der Studierenden in Innsbruck nasium Innsbruck etablierte, sah in jedem Individu- schen und neue, bedarfsgerechte Angebote zu ent- Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu antizipieren: um Verständnis für das um die Lehrer bezahlen zu können“, berichtete die mit jenen in anderen Bundesländern erfolgte mit 1. um ein Bildungspotenzial, das es zu heben galt. In wickeln. Verhalten junger Menschen und neue, bedarfsgerechte Angebote zu entwickeln. Pensionsgrundlage. Tiroler Margarethe Tageszeitung, machte doch Fink, die Ehefrau des das Schulgeld Direktors, Jänner arbeitete 1966, als zweiendlich der Staat Jahrzehnte die Arbeitermit- dieser Schulkultur entstand ein Vertrauen darauf, kostenlos als Sekretärin. Die Gleichstellung der Lehrkräfte telschule und der Studierenden übernahm und Karl in Innsbruck Fink seine Tätigkeit als zwischen 20% und mit jenen 40% des in anderen Schulbudgetserfolgte Bundesländern aus. Die- mit 1. Jänner 1966, als der Staat endlich die se Kosten hielten laut Arbeiterkammer Arbeitermittelschule übernahm und„besonders Pionier der Schule krönte. Karl Fink seine Tätigkeit als Pionier der Schule krönte. „Meine Erinnerungen an die Schule sind ungetrübt positiv. Im Unterschied zu den vorigen Schulen war die Zeit am Abendgymnasium Reinhard Forcher Emmy Torggler-Wöß nie Inhalt von Albträumen. Ich hatte hier scheint’s keine negativen (Matura 1988), (Matura 1949), VS- Schauspieler, „Bei der Matura waren wir 13 Kandidaten und Kandidatinnen. Die ganze Klasse wurde und AHS-Lehrerin Erfahrungen zu verarbeiten. Im Gegenteil: der Besuch dieser Schule Casting Agentur von Hofrat Fink und seiner Frau aus diesem Anlass in ihre Wohnung eingeladen. Frau für Deutsch und half mir auch bei der Bewältigung der schlechten Erfahrungen davor. Creative Creatures Fink hatte eine Schokoladentorte gebacken, ich sehe sie riesengroß vor mir, obwohl sie Geschichte, Ich hatte jetzt endlich ein leuchtendes, positives Gegenbeispiel von langjährige Leiterin wahrscheinlich eine normale Größe hatte, aber damals war das so wertvoll und selten.“ der Volkshochschule Schule.“ (in: Mehr als Schule, S. 296) (in: Mehr als Schule, S. 116) Innsbruck Das Abendgymnasium Innsbruck als aufklärerisches, humanistisches Projekt Die Interessen der Studierenden im Mittel- abweichlerinnen zu sanktionieren, zu prüfen statt Das Abendgymnasium Innsbruck als auf- Menschenrecht und öffnete die Schule noch mehr Unter der Direktorenschaft von Gerhard Brandhofer (1982-2001) stieg die Schule zum punkt zu lehren, von Lehrerrechten und Schülerpflichten klärerisches, humanistisches Projekt jenen, die bis dahin als nicht gymnasialwürdig gegol- auszugehen. zweitgrößten Abendgymnasium nach Wien auf. Er sah Bildung als Menschenrecht und öffnete die Schule noch mehr jenen, die bis dahin alstennicht hatten. Waren es nach gegolten gymnasialwürdig 1945 junge Menschen ge- hatten. Selbstverständlich sahen dies bei weitem nicht alle In einer demokratischen Schule im permanenten UnterWaren es nach 1945 junge der Direktorenschaft von Menschen gewesen, diewesen, Gerhard Brandho- kriegsbedingt ihren Bildungsweg die kriegsbedingt ihren Bildungsweg unter- LehrerInnen so. Das hohe Anforderungsprofil ver- Aufbruch, welche die Interessen der Studierenden unterbrochen fer (1982-2001) hatten stieg oder auszum die Schule der zweitgrößten Arbeiterschicht und vom Land brochen gekommen hatten oder auswaren, so der Arbeiterschicht und schreckte einige, andere hätten gerne so agiert, wie in den Mittelpunkt stellt, entstehen immer wieder erhielten nun weitere sozial benachteiligte Gruppenvom Zugang Land zu unserer Schule gekommen dersozweiten waren, erhielten nun wei- Konflikte. Gleichgültige Harmonie ist dort, wo Abendgymnasium nach Wien auf. Er sah Bildung als es in den Tagesgymnasien lange üblich war: Norm- Chance. Besonders auch SchulabbrecherInnen, die nicht mehr als FluchtschülerInnen bezeichnet wurden, Arbeitslose und Jugendliche im Warteraum des Arbeitsmarktes. Das 14 Abendgymnasium verjüngte sich stark, vor allem aber wurde es weiblich – im Lehrkörper wie 15 in der Zusammensetzung der Studierenden.
angesagt. Sie hat bürgerlichem Bildungsdünkel und biologistischen Begabungstheorien eine Absage erteilt. Ihre Existenz, ihr Verständnis von Bildung und ihr Leitbild sind ein Aus der Direktion Aus der Administration Aus dem Matura- Lehrende berichten AusEngagement für Benachteiligte, dem Unterricht Unterprivilegierte Vorwissenschaftliche Absolventinnen und alle Menschen, die in ihrer Lern- und Matura Fernstudium Lebensbiografie Schwierigkeiten haben und sich Unterstützung berichten von einsatzbereiten, Arbeit VWA erwachsenenpädagogisch versierten Lehrkräften holen wollen. Das Abendgymnasium Innsbruck unterstützt Jüngere und Ältere, die einen sozialen Aufstieg Die Interessen der Studierenden im Mittelpunkt anstreben, Allgemeinbildung als Persönlichkeitsförderung ansehen, sinnstiftende Gemeinschaft erhoffen, sich über die Schule in die österreichische Gesellschaft integrieren Selbstverständlich sahen dies bei weitem nicht alle LehrerInnen so. Das hohe wollen und diese durch die Fähigkeiten, die sie mitbringen, bereichern. Anforderungsprofil verschreckte einige, andere hätten gerne so agiert, wie es in den Tagesgymnasien Windstille herrscht oder lange dieüblich war: Normabweichlerinnen Autoritäten das Sa- milie den zu Vorrang sanktionieren, zu prüfen und nicht dem statt zu Patriarchat. Folg- lehren, von Lehrerrechten und Schülerpflichten auszugehen. „Das Abendgymnasium war meine Lebensschule. Das war sie wirklich, eine richtige Nalan Gündüz gen haben. Wenn Papa in der Familie das Zepter lich war es naheliegend, sich am Abendgymnasium Lebensschule. Ich habe gelernt mit anderen und mit Niederlagen umzugehen, zu (Matura 2002), In einer demokratischen Schule im permanenten Aufbruch, welche die Interessen der Juristin, schwingt, fallen dieinEntscheidungen rasch.entstehen Wenn immer Innsbruck kommunizieren, mich zu präsentieren, mich wahrzunehmen. Ich habe Lernen gelernt Studierenden den Mittelpunkt stellt, wiedergegen eine Gleichgültige Konflikte. lehrerzentrierte Schule zu Mitarbeiterin am und vor allem sehr, sehr viel im zwischenmenschlichen Bereich. Und einer Sache bin Projekt Heroes Mama Harmonie ist dort,sich und die Kinder wo Windstille herrscht einbringen, oder die entscheiden, entstehen Autoritäten das Sagen aber für haben. Wenn Papa Reform- eine demokratische ich mir ganz sicher: Ohne die Abendschule hätte ich es nie so weit gebracht, dass ich Steiermark – gegen in der Familie Diskussionen und esdas Zepter wird für schwingt, fallen die alle Beteiligten an-Entscheidungen schule und rasch. Wenn Mama undBildungsschule. eine partizipatorische die jetzt Jus studieren kann. Ich hätte eine Lehre als Verkäuferin gemacht – nicht, dass dies Unterdrückung im Kinder sich einbringen, entstehen Diskussionen und es wird für alle Beteiligte anstrengend. Namen der Ehre etwas Schlechtes ist, aber ich wäre unglücklich gewesen.“ (in: Mehr als Schule, S. 313) strengend. Dennoch geben wir der Aushandlungsfa- Dennoch geben wir der Aushandlungsfamilie den Vorrang und nicht dem Patriarchat. Folglich war es naheliegend, sich am Abendgymnasium Innsbruck gegen eine lehrerzentrierte Schule zu entscheiden, aber für eine demokratische Reformschule und eine partizipatorische Bildungsschule. Wer sind unsere Studierenden heute? platz und in der Familie zeitlich immer schwieriger „Mein Steigbügel war die Abendschule. Die LehrerInnen dort waren für mich Persön- Aygül Berivan Aslan wird, dies alles zu bewältigen und bei uns zu matu- lichkeiten, die mich als Mentoren und Mentorinnen begleiteten. Auch wenn es sehr (Matura 2003), Juristin, wehgetan hat, wie ich auf subtile Weise aus dem BORG Telfs hinausgeworfen worden grüne Nationalrats- Wir sind das einzige Gymnasium in Tirol, dessen rieren. Das Abendgymnasium Innsbruck besuchen abgeordnete (2013- bin, bin ich jetzt froh, dass es dazu kam. In einem Alter und in einer Lebensphase, wo ich 2017) BesucherInnen einen relativ repräsentativen Quer- viele, die zeitweise arbeitslos sind, Teilzeit arbeiten, nach Orientierung suchte, wo ich spürte, wie ohnmächtig meine Eltern sind, haben mich die LehrerInnen am Abendgymnasium unterstützt, selbst zu erkennen, wer und was ich schnitt der Bevölkerung darstellen. In unsere Schu- geringfügig und prekär beschäftigt sind oder meh- bin. Sie haben mich meinen Weg selbst finden lassen und mich so akzeptiert, wie ich le kommen Menschen aus bürgerlichem Elternhaus rere kleine Jobs verrichten, um sich existenziell bin, und nicht, wie ich ihrer Meinung nach sein sollte.“ (in: Schule in Bewegung, S. 278) und solche, die bereits fundierte Ausbildungen mit durchs Leben bringen zu können. Berufserfahrung haben; junge Mütter und Väter, Die Zahl derjenigen, die unsere Schule vor der Ab- Wofür wir stehen! zahlreiche Alleinerziehende und TagesschülerInnen, legung der Reifeprüfung verlassen, war und ist hoch. Das Abendgymnasium Innsbruck hat während seines 75-jährigen Bestehens der in Österreich die an unsere Schule wechseln wollen oder wech- Manchmal liegen die Ursachen im Beruflichen, Fa- Wofürbesonders wir stehen! stark ausgeprägten schichtspezifischen Vererbung von Bildungstiteln den Kampf seln müssen; viele, die eine Schule oder Lehre ab- miliären oder auch Gesundheitlichen. Mitunter wa- angesagt. Sie hat bürgerlichem Bildungsdünkel und biologistischen Begabungstheorien eine gebrochen haben und bei uns wieder Fuß fassen ren es unsere Unzulänglichkeiten und ein fehlendes Das Abendgymnasium Absage erteilt. Ihre Innsbruck Existenz,hatihr während Verständnissei-von Bildung ben, Allgemeinbildung und ihr Leitbild als sindPersönlichkeitsförderung ein wollen; andere, die über eine Pflichtschulbildung Förderangebot. Bei einer erklecklichen Zahl hatte Engagement nes 75-jährigen für Benachteiligte, Bestehens Unterprivilegierte der in Österreich und alle Menschen, beson- ansehen, die in sinnstiftende ihrer Lern- und Gemeinschaft erhoffen, sich Lebensbiografie Schwierigkeiten haben und sich Unterstützung von einsatzbereiten, oder Lehre verfügen, aber unzufrieden sind und der Schulbesuch dennoch Sinn: Die einen haben An- ders stark ausgeprägten schichtspezifischen Verer- über die Schule in die österreichische Gesellschaft erwachsenenpädagogisch versierten Lehrkräften holen wollen. nach neuen Perspektiven suchen. erkennung und Wertschätzung erfahren, sie konn- bung von DasBildungstiteln Abendgymnasium den Kampf angesagt. Innsbruck Sie hatJüngere unterstützt integrieren und Ältere, wollen und sozialen die einen diese durch die Fähigkeiten, Aufstieg In unsere Schule gehen zunehmend auch Menschen, ten ihre Persönlichkeit weiterentwickeln und sich anstreben, bürgerlichem Allgemeinbildung Bildungsdünkel und als Persönlichkeitsförderung biologistischen ansehen, sinnstiftende die sie mitbringen, bereichern. Gemeinschaft eine erhoffen, sich erteilt. über dieIhre Schule in die österreichische Gesellschaft integrieren die unter psychischen Belastungen und unterschied- einige für sie nützliche Fähigkeiten aneignen; ande- Begabungstheorien Absage Exi- wollen und diese durch die Fähigkeiten, die sie mitbringen, bereichern. lichen Handicaps leiden. Wir haben in den ersten re wollten sich im Vorhinein nur das abholen, was stenz, ihr Verständnis von Bildung und ihr Leitbild Semestern einen hohen Anteil an MigrantInnen sie brauchten, und verließen uns dann. Wiederum sind ein Engagement für Benachteiligte, Unterprivi- „DasundAbendgymnasium war meine aus aller Welt und in den letzten Jahren eine zu- andere fanden ihren persönlichen und beruflichen legierte alle Menschen, die inLebensschule. ihrer Lern- Dasund war sie wirklich, eine richtige Nalan Gündüz Lebensschule. Ich habe gelernt mit anderen und mit Niederlagen umzugehen, zu (Matura 2002), nehmende Zahl an jungen Frauen und Männern mit Weg, kamen in einer Lehre unter oder studierten Lebensbiografie kommunizieren,Schwierigkeiten mich zu präsentieren,haben und sich Ich habe Lernen gelernt mich wahrzunehmen. Juristin, und vor allemvonsehr, einsatzbereiten, sehr viel im zwischenmenschlichen Bereich. Und einer Sache bin Mitarbeiterin am traumatisierenden Kriegs- und Fluchterfahrungen. an einem anderen Ort weiter. Für sie alle war der Unterstützung erwachsenen- Projekt Heroes ich mir ganz sicher: Ohne die Abendschule hätte ich es nie so weit gebracht, dass ich Steiermark – gegen Zu uns kommen aber auch junge Menschen, die Ausstieg nicht ein Weg des Scheiterns, sondern ein pädagogisch versierten Lehrkräften holen wollen. jetzt Jus studieren kann. Ich hätte eine Lehre als Verkäuferin gemacht – nicht, dass dies Unterdrückung im etwas Schlechtes ist, aber ich wäre unglücklich gewesen.“ (in: Mehr als Schule, S. 313) Namen der Ehre sich orientierungslos fühlen, die noch nicht wissen, Aufenthalt im Möglichkeitsraum Schule, der Per- wo ihr Platz in der Welt sein könnte. Wir haben an spektiven eröffnete und für Entscheidungen stärkte, unserer Schule, ganz klassisch, die voll Berufstätigen, auch ohne Matura. Das Abendgymnasium Innsbruck unterstützt Jün- für die es wegen der Anforderungen am Arbeits- gere und Ältere, die einen sozialen Aufstieg anstre- 16 17
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