Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln

Die Seite wird erstellt Wehrhart Hammer
 
WEITER LESEN
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Ausgabe November 2017   Das Hochschulmagazin
                                   der Rheinischen Fachhochschule Köln

Digitalisierung -
 ein Querschnitt
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Präsident Prof. Dr. Martin Wortmann
                                                                                                                                                                      Rheinische Fachhochschule Köln

                                                                           Liebe Leserinnen,
                                                                           liebe Leser,

                                                                           die Digitalisierung ist in aller Munde und vielleicht fragen Sie sich, ob   Es ist fast schon eine Binsenweisheit, dass die Digitalisierung eine
                                                                           wir Ihnen in unserem neuen Hochschulmagazin VORSPRUNG mit dem               Herausforderung ist und das Lernen verändern wird wie kaum eine
                                                                           Fokus „Digitalisierung“ noch etwas Neues erzählen können. Ja, viel-         gesellschaftliche Entwicklung zuvor. Als Fachhochschule ist unsere
                                                                           leicht können wir das. Auch wenn es im Zuge der rasanten techni-            Sicht auf die Digitalisierung daher zum einen auf das Lernen und Leh-
                                                                           schen Entwicklungen nicht immer nur um Neues geht, sondern um               ren gerichtet und zum anderen – das liegt in der Natur einer Fach-
                                                                           Transparenz und um gezielte Unterstützung in der Bildung und                hochschule – auf die konkrete Anwendung. Die RFH versteht sich als
                                                                           Weiterbildung.                                                              Bildungspartner, auch in der Digitalisierung. Sie bietet neben persona-
                                                                                                                                                       lisiertem Lernen digitale Lern- und Medienformate an, die den neuen
                                                                           Die Transformation dieser weltumspannenden Innovation ist ein Pro-          Anforderungen in einer flexiblen Arbeitswelt Rechnung tragen. Inner-
                                                                           zess, der sich auf vielen Ebenen abspielt, unterschiedliche Reaktio-        halb unserer vier Fachbereiche setzen wir daher Schwerpunkte, die
Die Rheinische Fachhochschule Köln ist eine staatlich anerkannte           nen auslöst, gesellschaftliche Strukturen verändert, Ängste erzeugt,        eine fortschreitende Digitalisierung in den Fokus rücken. Darüber und
Fachhochschule in privater gemeinnütziger Trägerschaft und bietet          aber auch neue Möglichkeiten eröffnet. Diese Möglichkeiten möchten          über die Menschen an der RFH erfahren Sie in unserer neuen
19 Bachelor- und 12 Masterstudiengänge Vollzeit, dual und berufsbeglei-    wir Ihnen aufzeigen. Anhand von Einblicken in Bildungs- und Weiterbil-      VORSPRUNG-Ausgabe.
tend an. Das Studium zeichnet ein hohes Maß an Praxisnähe aus, auch        dungsangebote für Studieninteressierte und Unternehmen, zukunfts-
durch die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Die RFH versteht         weisenden Arbeiten von Studierenden, konkreten Tipps sowie persön-
sich als Bildungspartner – auch in der Digitalisierung. Neben personali-   lichen Einschätzungen.                                                      Ihr
siertem Lernen im engen Austausch zwischen branchenerfahrenen
Dozent/-innen und Studierenden in realer Lernumgebung bietet die RFH                                                                                         Martin Wortmann

auch digitale Lern- und Medienformate an, besonders für die berufsbe-
gleitenden Studiengänge. Mit ca. 6.500 Studierenden gehört die RFH
Köln zu den größten Bildungsträgern in Köln.
                                                                                                                                                                                                                            3
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Inhalt                                                                                                                                              FORSCHEN & WISSEN
                                                                                                                                                    Erfahrungen teilen

BLICKPUNKT                                                                                                                                          Wie digital ist der Rhein-Erft-Kreis? Online-Umfrage
Denken und diskutieren                                                                                                                              Prof. Dr. Beate Braun, Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH (WFG) im
                                                                                                                                                    Interview über Ergebnisse und Pläne
Was ist Digitalisierung für Sie?                                                                                                                    43
Acht Professorinnen und Professoren verraten uns ihre Meinungen und
                                                                                                                                                    Digitaler Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen
Visionen.
                                                                                                                                                    Erste Ergebnisse der Studie BLIKK-Medien
06
                                                                                                                                                    46
„Wir brauchen neues Wissen und Denken“
Ein Überblick von Prof. Dr. Dietmar Barzen über den Status quo der Digitali-                                                                         PROFIL
sierung, über Auswirkungen sowie wirtschaftliche wie gesellschaftliche                                                                               Wissenschaftliche Mitarbeiter im Dialog
Herausforderungen.
10                                                                                                                                                   Take a chance
                                                                                                                                                     RFH-Professor Kai Buehler über seine Erfahrungen im Silicon Valley
Konkrete Tipps                                                                                                                                       48
Für die Unternehmensstrategie klein- und mittelständischer Unternehmen
14                                                                                                                                                   Don’t make me think – wie Designer die Welt ein bisschen
                                                                                                                                                     leichter machen
„Das richtige Personal für die Industrie 4.0“                                                                                                        Prof. Marie-Susann Kühr im Interview
16                                                                                                                                                   52

„Management von Industrie-4.0-Projekten“
18                                                                                                                                                   CAMPUS & MENSCHEN
E-Learning – Hype oder neue Lernwirklichkeit?                                                                                                       Der Mensch und seine Position in der Digitalisierung
Ein Plädoyer von Prof. Dr. Stefan Ludwigs                                                                                                           Erklärungen zum Titelbild
20                                                                                                                                                  56
„Digitale Produkte ermöglichen ein höheres Nutzer-Potenzial                                                                                          Jung.digital.innovativ – Ein Reverse-Mentoring-Programm
und wirtschaftliche Effizienz“                                                                                                                       für das obere Management
Interview mit Prof. Dr.-Ing. Sebastian Mader                                                                                                         58
24
                                                                                                                                                     Stilvorlagen. 10 Jahre Studiengang „Mediendesign“
                                                                                                                                                     60
GLANZSTÜCK
Loben und ehren                                                                                                                                      Probieren geht über Studieren – Orientierungsstudium
Ausgezeichnete Arbeiten von Studierenden und Absolvent/-innen                                                                                        an der RFH
                                                                                                                                                     61
 yDaylivery – ein neues Zeitalter der Kurierfahrt
m                                                                                                                                                   RIDEUS
Innovative Auftragsvergabe, praktisch, leicht zu handhaben und                                                                                      Rheinisches Institut für deutsche Sprache, Kommunikation und Marketing
ökologisch wertvoll.                                                                                                                                62
28
                                                                                                                                                     Die kulturelle Bewältigung der technischen Zivilisation
 FH-Absolventin beim Kölner DESIGN Preis ausgezeichnet
R                                                                                                                                                    Über die Bedeutung des Designs und die Aufgabe der
Konzeption zur Neugestaltung der Wohnraumsituation in Köln                                                                                           Designausbildung
30                                                                                                                                                   64
 tudie: Chancen und Einsparpotenziale durch Virtual- und
S                                                                                                                                                    Wissen für die Regionen
Augmented Reality für große deutsche produzierende Unternehmen                                                                                       Die RFH und die „Dritte Mission“
Eine empirische Untersuchung                                                                                                                         66
32
Mit Native Advertising in der Virtual Reality werben?
Ein visionärer Ausblick
36                                                                             IMPRESSUM
                                                                               HERAUSGEBER                            REDAKTION                  FOTO                                               KORREKTORAT
Virtual-Reality-Kino?                                                          Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH   Beate Czikowsky            fotolia.com (S.10, 11, 23, 40, 61)                 Julia Offermann
                                                                               University of Applied Sciences                                    Fritz Kahn, Der Mensch als Industriepalast aus
Eine empirische Untersuchung zur Akzeptanz von Virtual-Reality-Kino im                                                GESTALTUNG
                                                                               Schaevenstraße 1 a–b                                              „Das Leben der Menschen“, 1926, Stuttgart (S.55)   Sie haben Fragen, Anregungen oder
europäischen Raum                                                              50676 Köln
                                                                                                                      Grafik: Imke Fuhl
                                                                                                                                                 Privat (S.50)                                      Wünsche zum Hochschulmagazin?
                                                                                                                      Grafisches Konzept:
38                                                                                                                                               Grafik-Verfremdung mit der App „Prisma“ (S.6-9)
                                                                               GESCHÄFTSFÜHRER                        der schrittmacher, Köln                                                       KONTAKT:
                                                                                                                      www.der-schrittmacher.de                                                      redaktion@rfh-koeln.de
Emojis haben keine Wirkung bei Online-Rezensionen                              Prof. Dr. Martin Wortmann                                         VIDEO
                                                                               Thore Eggert                                                      Carsten Jezewski
Studie im Zusammenhang mit Emojis im Konsumgüterkontext                                                               FOTOGRAFIE
                                                                               Amtsgericht Köln HRB 58883
40                                                                             UStID-Nr. DE251559067
                                                                                                                      Philippe Moosmann          ILLUSTRATION
                                                                                                                                                 Marcel Trauzenberg (Titelmotiv und S. 54)

4                                                                                                                                                                                                                                 5
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Was ist Digitalisierung für Sie?                                                                                                                                            Die Digitalisierung ist für Designer ein ständiger Begleiter. Unsere
                                                                                                                                                                                         Gestaltungswerkzeuge sind digitalisiert worden und auch unsere
                                                                                                                                                                                Gestaltungsthemen spielen sich zum größten Teil in der digitalen Welt ab.

            D
                   igitalisierung ist ein weites Feld, das von Menschen ganz verschieden betrachtet wird. Wir wollten                                                           In diesem Kontext stehen wir immer wieder vor Herausforderungen: So
                   wissen, was jeder Einzelne damit verbindet. Ganz spontan, vielleicht auch sehr persönlich. Wir                                                               müssen neueste Technologien und Trends erkannt, verstanden und nach
                   haben uns bei acht Professorinnen und Professoren aus unterschiedlichen Fachbereichen der RFH                                                                Relevanz überprüft werden. Ebenso fordert die Entwicklung von digitalen
             umgehört und festgestellt, dass die Gedanken und Anmerkungen zu dem Thema häufig eng an die Profes-                                                                Anwendungen große Empathie für Zielgruppe und Nutzerszenarien, um eine
             sion gekoppelt sind.                                                                                                                                               positive ‚User Experience‘ zu erschaffen. Sehr spannend im Interface
                                                                                                                                                                                Design ist zurzeit der Kontrast zwischen glatten digitalen Oberflächen und
                                                                                                                                                                                nahbaren analog gestalteten Brüchen, wie Zeichnungen, Collagen oder
                                                                                                                                                                                klassische Druckverfahren. Und immer wieder bietet uns die Multimediali-
                                                                                                                                                                                tät viel kreativen Spielraum bei der Vermittlung von Informationen. Für
                                                                                                                                                                                mich ist die Digitalisierung neben einer kritischen Betrachtung immer
                                                                                                                                                                                wieder ein spannendes Gestaltungsfeld, das Mut erfordert und uns
                                                                                                                                                                                zum Experimentieren einlädt.

                                                                                                                                                                                Prof. Dipl. Des. Karen Nennen, Professorin für Print- und Webdesign,
                                                                                                                                                                                Medien-/Kommunikations- und Informationsdesign

                                                                                                                                       Etwas in Nullen und Einsen abzubilden, ist ganz offensicht-
                                                                         Wir werden von unserer Technologie stumm                      lich zunächst einmal die so ziemlich langweiligste Sache der
                                                                         geschaltet”, schreibt die Soziologin Sherry           Welt. Treibt man diesen Gedanken aber weiter, dann impliziert eine
                                                                 Turkle, „und in gewisser Weise vom Sprechen geheilt.”         binäre Darstellung, dass völlig isolierte ‚Dinge‘ wie Prozesse,
                                                                 Es gäbe zu viele Bildschirme und zu wenig Blickkontakt.       Maschinen, Bedürfnisse, Verhaltensweisen, Zustände gleichwohl
                                                                 In der Tat lässt zu viel Elektronik die menschlichste aller   standardisiert mess- und abbildbar werden. Dies wiederum bedeu-
                                                                 Kommunikationsformen, nämlich die ganz normale                tet, dass Schnittstellen zwischen vormals getrennten ‚Dingen‘
                                                                 Unterhaltung, das Gespräch von Mensch zu Mensch,              geschaffen werden (können), was dazu führt, dass vollkommen
                                                                 langsam aber sicher erodieren. Turkle: „Und so auch die       neue Wertschöpfungsprozesse möglich werden: Zum Beispiel kön-
                   Für mich ist Digitalisierung im ersten        Fähigkeit der Menschen, sich in ihr Gegenüber einzufüh-       nen Kundenbedürfnisse automatisiert und in Echtzeit analysiert und
                   Moment lästig, weil es heißt, ausgetretene    len.” Aber so, wie wir durch das Fliegen, Autofahren          passgenau, personalisiert beantwortet werden. Wir können näher
          Pfade verlassen zu müssen. Aber gerade dies ist        und Bahnfahren das Laufen nicht verlernt haben,               an den Kunden und sein Bedürfnis rücken, bessere Problemlö-
          eine Chance, die ‚alten Pfade‘ zu überdenken, zu       werden wir auch durch die fortschreitende Digitali-           sungen bieten (more value). Und gleichzeitig können wir unsere
          prüfen und zu verbessern. Daher stehe ich der Digi-    sierung unsere Empathie nicht verlieren. Ich teile des-       Prozesseffizienz massiv steigern, die Kosten von Produktion
          talisierung nicht ablehnend gegenüber, auch wenn       halb die Skepsis vieler Wissenschaftler nicht, dass wir       und Personalisierung senken (less outlay).
          der Mensch immer ‚gläserner‘ wird und dadurch          uns im Kern der menschlichen Existenz verändern wer-          Somit kann Digitalisierung nicht nur zu einer Lösung des Zielkon-
          Grundrechtspositionen gefährdet werden können.         den. Die Grundbedürfnisse und auch unsere Sehnsüchte          flikts zwischen Effektivität (value) und Effizienz (outlay) beitragen,
          Hier kann und muss letztendlich der Gesetzgeber        werden bleiben und unser Verhalten weiter bestimmen,          sondern sogar dafür sorgen, dass sich diese beiden – vormals kon-
          gegensteuern, dass dies nicht passiert. Somit          egal wie viel Technik wir mit uns herumführen. Die Opti-      trär wirkenden Dimensionen – gegenseitig sogar unterstützen. Ganz
          bedeutet für mich Digitalisierung die Chance auf       onen hingegen, die werden natürlich erweitert, das heißt      offensichtlich ist Digitalisierung also mitnichten langweilig – son-
          Erneuerung und Verbesserung, wenn diese durch          die sozialen Verhaltensmöglichkeiten und Ausdruckswei-        dern die vielleicht spannendste Angelegenheit seit der Industriellen
          sinnvolle Gesetzgebung gelenkt wird.“                  sen der Kommunikation werden ausgebaut.“                      Revolution.“

          Friederike Scholz, Rechtsanwältin,                     Prof. Dr. Werner Bruns, RFH-Senior Fellow,                    Prof. Dr. Stephan Erlenkämper, Professor für Digital Business
          Studiengangsleiterin Wirtschaftsrecht                  Europa-Institut für Erfahrung und Management – METIS          Management und Studiengangsleiter Retail Management

6   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                           7
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Digitalisierung ist für mich in allererster Linie ein Modewort.                                                                  Digitalisierung ist für mich die Jahrhundertworthülse, die für
                  Fast grotesk, dass so ein ‚alter Hut‘ allerorten als Dernier                                                                     alles Gute und Schlechte herhalten muss. Je nach Gusto. Mal
          Cri der technologischen Entwicklung gehandelt wird. Schließlich                                                                  verteufelt, mal die einzig wahre Rettung. Für mich bedeutet Digitali-
          kamen die ersten Digitaluhren bereits in den 1970er-Jahren auf den                                                               sierung: Mut zur Größe. Big Data. Think Big and Act Small. Groß
          Markt. Auch das digitale Fernsehen oder die digitale Datenübertragung                                                            denken, um im Kleinen immer besser und vor allem sehr viel schnel-
          haben bereits ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel. Dem neutralen                                                                  ler zu handeln und zu behandeln, womit wir direkt beim Gesundheits-
          Beobachter drängt sich der Verdacht auf, dass unter dem Begriff oft                                                              bereich sind. Personalisierte Medizin, Individualkonzepte – genauer,
          nur alter Wein in neuen Schläuchen verkauft wird.“                                                                               besser – artificial intelligence, selbst lernende Programme, die
                                                                                                                                           Selbstvermessung des Ichs, die Verknüpfung von evidence based
          Prof. Dr. Alexander Pollack, Professor und Studiengangsleiter für                                                                Medicine mit Real World Data und noch vieles mehr bedeuten mehr
          Produktionstechnik, Studiengangsleiter Technical Management                                                                      Qualität und bessere Ergebnisse für den Einzelnen. So viel mehr
                                                                                                                                           Chancen als Risiken. Doch wir hinken hinterher. Die Kommunikation
                                                                                                                                           ist einseitig und für die meisten zu abgehoben. Klar, dass man auf so
                                                                                                                                           breiter Basis auf Ablehnung stößt. Disruption – noch so ein häufig
                                                                                                                                           benutztes Wort – das ist es, worauf wir uns wirklich einstellen müs-
                                                                                                                                           sen. Und zwar schnell. Denn Digitalisierung heißt endgültiger
                                                                                                                                           Abschied von gewohnten Mustern.“

                                                                                                                                           Prof. Dr. Stefanie Clemen, Professorin und Studiengangsleiterin für
                                                                                                                                           Pharmaökonomie

                                                                                                                                                                                                                 Auch wenn viele Ökonomen beschwichtigen, dass die
                                                                                                                                                                                                                 Arbeit im digitalen Zeitalter nicht verschwindet, sondern
                                                                                                                                                                                                        sich lediglich wandelt, ist unbestritten, dass die Digitalisierung vor
                                                                                      Ich betrachte diese Frage aus der Designper-                                                                      allem im Niedrig- und Mittellohnsektor viele Arbeitsplätze kosten
                                                                                      spektive. ‚Die kulturelle Bewältigung der tech-                                                                   und zu einer weiteren Dualisierung des Arbeitsmarktes (befristete
                                                                              nischen Zivilisation‘, lautete die selbst gestellte Auf-                                                                  versus nicht befristete Erwerbsformen) führen wird. Allerdings
                                                                              gabe der ehemaligen Hochschule für Gestaltung in Ulm                                                                      müssen sich auch die vermeintlichen Gewinner der Digitalisie-
                                                                              (HfG). Dafür wird die HfG bis heute weltweit zitiert, dis-                                                                rung, das heißt qualifizierte Fach- und Führungskräfte, auf drama-
                                                                              kutiert und bewundert. Denn nur mit dieser kritischen                                                                     tische Veränderungen einstellen. So werden sich Jobprofile stark
                                                                              Haltung lassen sich solche Aufgaben systematisch                                                                          wandeln, die Veränderungsdynamik weiter erhöhen und die indivi-
                                                                              lösen, die völlig neu sind – zum Beispiel all das, was                                                                    duelle Ergebnisverantwortung drastisch steigern. Bei der Förde-
                                                                              mit der Digitalisierung zusammenhängt. Auch hierbei                                                                       rung der notwendigen individuellen Resilienz, der Entwick-
                                                                              handelt es sich um ein Phänomen, dessen Dynamik und                                                                       lung digitaler Mitarbeiterkompetenzen, der Gestaltung
                                                                              Allgegenwärtigkeit noch vor wenigen Jahren als völlig                                                                     digitaler Arbeits- oder Organisationsformen und der Schaf-
                                                                              unrealistisch erschienen ist. Womit sich also Design-                                                                     fung einer digitalen Unternehmenskultur nimmt das Personal-
                                                                              hochschulen in aller Welt beschäftigen, könnte im Duk-                                                                    management eine besondere Rolle ein. Entsprechend bedarf es
                                                                              tus der HfG als Beitrag zur kulturellen Bewältigung der                                                                   einer stärkeren strategischen Positionierung des Personalma-
                                                                              digitalen Zivilisation bezeichnet werden.“                                                                                nagements, um gemeinsam mit den IT-Experten im Unternehmen
                                                                                                                                                                                                        die digitale Transformation zu gestalten und die Mitarbeiter
                                                                              Prof. Dr. René Spitz, Professor für Designtheorie und                                                                     zukunftsfähig zu machen.“
                                                                              Internationales Design
                                                                                                                                                                                                        Prof. Dr. Matthias Groß, Professor für Betriebswirtschaftslehre

8   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                                            9
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
„Wir brauchen neues Wissen                                                                                                                                                            Post, Deutsche Telekom, E.ON, Fresenius, Fresenius Medical Care,
                                                                                                                                                                                                               HeidelbergCement, Henkel, Infineon, Linde, Lufthansa, Merck, Mün-
                                                                                                                                                                                                               chener Rückversicherung, ProSiebenSat.1 Media, RWE, SAP, Sie-

                         und Denken“                                                                                                                                                                           mens, Thyssenkrupp, Volkswagen, Vonovia).

                                                                                                                                                                                                               Für Unternehmen in der digitalen Wirtschaft sind nationale, kontinen-
                                                                                                                                                                                                               tale und weltweite Rechtsfragen elementar. Insbesondere die gefor-
                                                                                                                                                                                                               derte Veränderung des Kartellrechts in Richtung Daten-Monopol-Kon-
                                                                                                                                                                                                               trolle ist bedrohlich für alle digitalen US-Konzerne in Europa.

                            E
                                 s vergeht kaum ein Tag, an dem in        Der Integrationseffekt durch die digi-                                                                                               Die EU- Wettbewerbskommission verurteilte Google vor Kurzem zu
                                 Deutschland nicht irgendwo ein           tale Wirtschaft fasst somit ursprünglich                                                                                             einer Strafe in Höhe von 2,4 Milliarden Euro aufgrund von Missbrauch
                                 Kongress, ein Start-up-Pitch oder        getrennt ablaufende Teilprozesse des                                                                                                 von Marktmacht bei Anzeigen im Shopping-Netzwerk. Einen fairen
                            Expertenrunden zusammenkommen und             Marktgeschehens in integrierte, digital                                                                                              Wettbewerb wird es im Digitalsektor jedoch kaum geben kön-
                            das Thema Digitalisierung erörtern. Die       unterstützte Abläufe zusammen.                                                                                                       nen. Das liegt in der Natur der Sache der oben skizzierten Effekte.
                            Digitalisierung ist aus dem Arbeits-,
                            Wirtschafts- und Privatleben nicht mehr       Zahlreiche digitale Anbieter streben zu                                                                                              Auch das Thema Online-Kommunikation mit einer Vielzahl von
                            wegzudenken. Sie erschafft eine infor-        Monopolen und nicht zum Wettbewerb                                                                                                   neuen Channels gewinnt an Bedeutung. Von hochautomatisierter
                            mationsbasierte und vernetzte Welt. Ins-      (z. B. Google, Facebook, Amazon, Alibaba).                                                                                           Display-Ausspielung mittels Programmatic Advertising bis Search
                            besondere für die Wirtschaft und die          Dies hängt mit den angestrebten direkten                                                                                             Engine Advertising und Optimization (SEA/SEO), Video-Ads, Soci-
                            Arbeit ergeben sich neue Paradigmen.          oder indirekten Netzwerkeffekten in der                                                                                              al-Media, Influencer-Marketing, Blogs, Vlogs und E-Mail-Marketing
                            Einen kommentierten fachlichen Über-          digitalen Wirtschaft zusammen. Nutzer                                                                                                die Touchpoints der Customer Journey werden vielfältiger, wechselsei-
                            blick über den Status quo der Digitalisie-    kaufen oder nutzen nicht mehr nur das                                                                                                tiger und komplexer und müssen mit traditionellen Werbekanälen
                            rung, über Auswirkungen, wirtschaftli-        physische Produkt oder die Dienstleis-                                                                                               abgestimmt und zu einer Gesamtkampagne integriert werden. Die
                            che wie gesellschaftliche Heraus-             tung, sondern vielmehr den Zugang zu                                                                                                 Kommunikationspolitik von Unternehmen erfordert somit tiefe Kennt-
                            forderungen gibt RFH-Vizepräsident            diesem Netzwerk. Je größer dieses Netz-                                                                                              nisse der Daten von Kunden und Informationssuchenden bei der
                            Medien, Prof. Dr. Dietmar Barzen. Er hat      werk ist, desto attraktiver erscheint es. Die                                                                                        Mediaplanung. Hinzu kommen hohe kreative Ansprüche an die
                            an der Rheinischen Fachhochschule             Netzwerkeffekte bestimmen die weiteren
                            Köln den Fachbereich Medien aufgebaut,        Regeln für den Wettbewerb in der digitalen      Prof. Dr. Dietmar Barzen hat an der RFH den Fachbereich Medien aufgebaut.
                            der mit über 1000 Studierenden an             Wirtschaft. Dazu zählen Lock-in-Effekte,
                            einem Standort zu den größten Fakultä-        Feedback-Standards, Informations-
                                                                                                                              Silicon Valley Marktkapitalisierung                Umsatz in Mrd. Gewinn in Mrd.               ROS in %               F&E Ausgaben          Mitarbeiter
                            ten Media Management und Mediende-            und Unterhaltungskonzentration auf
                                                                                                                              Unternehmen in Mrd. Dollar                         Dollar (2016)  Dollar (2016)                (2016)                 in Mrd. Dollar        (2016)
                            sign in Deutschland zählt. Für die RFH        der Anbieterseite und damit insgesamt
                                                                                                                              (USA)          (24.07.2017)                                                                                           (2016)
                            hat Prof. Dr. Barzen als erste Hochschule     die Tendenz zur Monopolbildung. In der
                            in Deutschland einen Master zum „Digi-        Folge sind Google, Amazon, Facebook und             Google               679,4                         90,3                  19,5                  21,5                   14                    72.100
                            tal Business Management“ entwickelt.          Apple heute die teuersten Unternehmen
                                                                          der Welt, gemessen an der Markt-                    Amazon               496,4                         136,0                 2,4                   1,7                    16,1                  341.400
                                                                          kapitalisierung.
                             TEXT: PROF. DR. DIETMAR BARZEN                                                                   Facebook             479,7                         27,6                  10,2                  36,9                   5,9                   17.000
                                                                          Nimmt man Ebay noch hinzu, so kommen
                            Die digitale Fabrikvernetzung (vertikal       die fünf US-Unternehmen insgesamt auf               Apple                792,1                         215,6                 45,7                  21,2                   10,1                  116.000
                            und horizontal) von Fertigung, Robotern       eine Marktkapitalisierung von über 2,4 Billi-
                                                                                                                              Ebay                 39,3                          8,9                   3,6                   40,4                   1,2                   12.600
                            und Fließband über mehrere Wertschöp-         onen Dollar. Die Marktkapitalisierung der
                            fungsstufen hinweg verändert die Wettbe-      fünf US-Unternehmen ist damit über                  Gesamt                                                                                         Durchschnittlich
                                                                                                                                                   2.486,9                       478,4                 81,4
                            werbskräfte massiv. Der Wettbewerb findet     eine Billion wertvoller als alle 30 deutschen       GAFAE                                                                                          24,3
                            heute nicht mehr allein zwischen Marken       DAX-Unternehmen zusammen (Adidas,                   Gesamt alle 30
                            statt, sondern zwischen den Wertschöp-        Allianz, BASF, Bayer, Beiersdorf, BMW,                                   1.473,4
                                                                                                                              Dax
                            fungsketten, die zur Produktion dieser Mar-   Commerzbank, Continental, Daimler, Deut-
                            ken geführt haben.                            sche Bank, Deutsche Börse, Deutsche             Wirtschaftliche Kenngrößen der US-Digitalkonzern, basierend auf Börsendaten und Annual Report-Auswertungen (Quelle Skript Barzen MDB: Online-Marketing 2017)

10   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                                                   11
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Copy-Strategie, um die nötige Aufmerksamkeit zu               Geschäftsmodellen und enormer Geschwindigkeit in die
           erzielen.                                                     Märkte.

           Schließlich ist der Markteintrittszeitpunkt in digi-          Digitalisierung stellt aber auch neue Herausforde-
           tale Märkte relevant und die zunehmenden Grenzer-             rungen an Menschen, Politik und Unternehmen. Digi-
           träge (im Gegensatz zu abnehmenden Grenzerträgen in           tale Infrastrukturen müssen weiterentwickelt, Datensou-
           der alten Ökonomie). Die Dominanz der fixen Kosten in         veränität und vor allem Datensicherheit gewährleistet
           Technologie, verbunden mit den hohen Anfangsinvestitio-       werden. Weiterbildung und das Verstehen und Finden
           nen in Off- und Online-Werbung, verursachen insgesamt         attraktiver Anwendungsmärkte für neue Technologien
           eine lange Zeitspanne bis zum Erreichen des Break-Even.       sind die Herausforderungen. Auch die Kultur des Schei-
           Hinzu kommen die oft schnelle internationale Skalie-          terns und Wieder-Aufstehens sowie des Change-Ma-
           rung und die hohe Bereitschaft, auch börsennotierter          nagements sind Teile der neuen Herausforderung der
           Unternehmen, längere Zeit Verluste zu akzeptieren.            Digitalisierung.

           Die Beispiele machen deutlich, dass die herkömmlichen         Der Begriff Internet der Dinge deckt zwei Teilbereiche
           Paradigmen und Theorien nur begrenzt auf die digitale         ab. Zum einen alle Anwendungsfelder auf Endverbraucher-
           Wirtschaft übertragen werden können. Daher brauchen           ebene. Die Zahnbürste, welche die Putztechnik des Besit-      nächsten fünf Jahren verdoppeln. Die japanische Regierung hat       9-17-Uhr-Job wird in wenigen Jahren eher die Ausnahme
           wir neues Wissen und Denken.                                  zers überwacht, das Thermostat, das sich per App aus          eigene Telefonnummern für die Vernetzung und Steuerbarkeit          sein. Homeoffices, mobile-Offices und ganz neue Arbeits-
                                                                         der Ferne regulieren lässt, der Kühlschrank, der eigen-       von Dingen eingeführt.                                              plätze und -aufgaben werden die Arbeitswelt verändern.
           Es geht nicht um die Macht der Lieferanten und Kunden         ständig seinen Inhalt über EAN-Codes erfasst und Out-         Mit einer Roboterdichte von rund drei Prozent pro 10.000            IT-Kenntnisse sind dabei grundlegende Voraussetzungen und
           im Porter Modell, sondern um deren Vernetzung und             of-Fridge-Daten liefert oder die Blackbox im Auto, die alle   Arbeitnehmer zählt die deutsche Wirtschaft weltweit zu              gleichzeitig auch eine Herausforderung an das Bildungssystem
           Datenaustausch, basierend auf Vertrauen. Der Wettbe-          relevanten Daten sammelt und den Herstellern und Versi-       den am stärksten automatisierten Standorten. Eine wei-              und die Weiterbildung. Es ist wahrscheinlich, dass zahlreiche
           werb verlagert sich in gemeinsame Netzwerke aus               cherungen zur Verfügung stellt.                               tere Voraussetzung für die Umsetzung der Digitalisie-               Low-Costs und Low-Level-Jobs der automatisierten Datener-
           Vorlieferanten, Lieferanten, Hersteller, Handel bis zum                                                                     rung in der Wirtschaft ist ein radikales Kunden Nut-                fassung und Vernetzung zum Opfer fallen werden. Auf der
           Kühlschrank oder Auto des Verbrauchers. Den „Schmier-         Zum anderen fällt aber auch die Vernetzung der Maschi-        zen-Denken, ein tiefgehendes Verständnis der jeweiligen             anderen Seite werden auch zahlreiche neue Jobs geschaffen.
           stoff“ dieser Netzwerke bilden Daten und Datenanalysen        nen und Anlagen in der Produktion unter den Begriff           branchenrelevanten Parameter, deren Identifizierung und
           (Big und Smart Data).                                         Internet der Dinge, inklusive der Vernetzung der weltum-      Datenreduktion auf sogenannte Key Performance Indicators            Kreativität grenzt den Menschen von Maschinen ab, die
                                                                         spannenden Logistikketten. Waren werden heute schon           (KPIs). Die Erfassung und Visualisierung der KPIs ist ein zentra-   wiederum vor allem Routinearbeiten übernehmen beziehungs-
           Es geht zudem um Speed- und Finanzierungsrunden               mit RFID-Etiketten gekennzeichnet, die jeden Gegenstand       les Element der Digitalisierung und erfolgt mithilfe der            weise über Künstliche-Intelligenz-Algorithmen selber erler-
           bei Start-ups mit disruptiven Innovationen, um eine           eindeutig identifizierbar machen und über seinen Aufent-      Cyber-Physischen-Systeme und der IT-Infrastruktur.                  nen können. Insbesondere die menschliche Kreativität steht
           rasche Skalierung und Internationalisierung zu                haltsort und den Zeitpunkt aufklären. Im Endstadium                                                                               am Anfang der Digitalisierung und kann durch die Innovations-
           erreichen. Digitalisierung betrifft die gesamte Wert-         des Internets der Dinge steuern sich die Dinge sel-           Digitalisierung vollendet den Marketing-Gedanken mit einer          methode des Design Thinking auf der Basis eines iterativen
           schöpfungskette von Unternehmen, inklusive Forschung          ber durch die logistischen Netze wie die Datenpa-             radikalen Paradigma-Änderung: Relevant ist nicht mehr der           Prozesses nutzer- und kundenorientierte Ergebnisse zur
           & Entwicklung (Crowdsourcing), Beschaffung (E-Procure-        kete im Internet. Das letzte Paket meldet, dass alle          Gesamtmarkt oder Teilmarkt, sondern der einzelne                    Lösung komplexer Probleme liefern. Kognitive und kreative
           ment und Global-Sourcing), Industrie 4.0 in der Produk-       da sind und der LKW losfahren kann und zwar                   Kunde mit seinen individuellen Wünschen und Bedürfnis-              Fähigkeiten von Menschen stehen somit am Anfang der
           tion sowie im Marketing (SEA, SEO, Social Media, Influen-     selbstfahrend, vollautomatisiert und im Hintergrund           sen. Es gibt immer weniger einen einheitlichen Endverbrau-          Digitalisierung.
           cer, Display, Video-Ads etc.) und in der Finanzierung         sucht ein anderes System für diesen LKW E-Tank-               cherpreis oder eine unverbindliche Preisempfehlung der Her-
           (Crowdfinancing und Investoren-Pitching).                     möglichkeiten, LKW-Parkplätze und die freie Entla-            steller, sondern Dynamic Pricing. Zeitbezogene Preise,              Am Ende geht es bei der Digitalisierung jedoch um den Pro-
                                                                         derampe am Zielort. Das ist heute zwar noch Zukunfts-         individuelle Preise, Crowdgruppenpreise in Abhängigkeit von         duktivitätsfortschritt durch Vernetzung und Informati-
           Nahezu alle Branchen sind oder werden davon                   musik, aber die Industrie ist auf dem Weg in diese            den Kapazitäten. Amazon hat heute bereits 2–3 Millionen             onsaustausch. Insbesondere hoch entwickelte Volkswirt-
           betroffen. Gestern die Musikindustrie, heute das Print-,      Richtung. So erfasst und verarbeitet der Konsumgüterher-      Preisänderungen täglich. Auch die Distributionspolitik verän-       schaften wie Deutschland oder die USA benötigen Wachstum,
           Tourismus- und Taxi-Geschäft, morgen z. B. die Chemie-,       steller Henkel heute bereits über 500 Mio. Datenpunkte        dert sich in Richtung Omni-Channel und die Kommunikations-          um ihre sozialen Aufgaben und vielfältigen Verpflichtungen ein-
           Auto- und Gesundheitsindustrie. Auch der Handel unter-        von Sensoren in seiner weltweiten Supply Chain.               politik nutzt alle Register der Individual-Kommunikation.           lösen zu können. Auch wenn das Wachstumsparadigma als
           liegt tiefgreifenden Veränderungen durch das E-Com-                                                                                                                                             Wohlstandsindikator nicht alternativlos ist, so geht es bei der
           merce. Wer heute „omnichannel-fähig“ sein will, benötigt      Letztlich geht es bei der Digitalisierung um eine durch-      Digitalisierung wird aber auch zu tiefgreifenden Verände-           Digitalisierung in hohem Maße um Produktivitätsfortschritt im
           die volle Synchronisation von der Warenwirtschaft bis         gängig digitale Kette und Vernetzung von Vorlieferanten,      rungen in der Arbeitswelt führen. Menschen und Maschinen            Bereiche von 20 bis 50 Prozent je nach Branche und damit
           zum E-Commerce und zur stationären Fläche.                    Lieferanten, Hersteller, Handel, Logistik bis zum digitalen   bilden ein gemeinsames Kommunikationsnetzwerk. Im Ergeb-            auch um Wachstum in einer alternden Gesellschaft.
                                                                         Device des Endverbrauchers. Es geht um die Ver-               nis ist jede an einem Produktionsprozess oder einem
           Moderne Informations- und Kommunikationstechni-               schmelzung von realen und virtuellen Welten.                  Online-Bestellvorgang beteiligte Entität – sei es Mensch,           Volkswirtschaftlich bestehen gute Chancen, die nach
           ken führen zu einer radikalen Kundenorientierung.             Voraussetzung dazu sind technische Geräte oder soge-          Maschine, Werkstück, Vorprodukt oder Endprodukt – mit jeder         China und in andere Billiglohnländer ausgelagerten
           Unternehmen und Wertschöpfungsnetzwerke werden fle-           nannte Cyber-Physische-Systeme: Sensoren, Kame-               anderen vernetzt. Abläufe können so optimiert werden und            Werkbankjobs durch Digitalisierung wieder zurückzu-
           xibler, effizienter, schneller und vor allem individueller.   ras, VR- und AR-Brillen, Wearables, Roboter, Drohnen,         sich im Endstadium selbst organisieren.                             holen. Insbesondere dann, wenn die durch Digitalisierung
           Neue Geschäftsmodelle entstehen und Unternehmen               Clouds, 3-D-Drucker. Prozessorkomponenten, intelligente                                                                           erzielten Produktivitätsgewinne in Deutschland die steigenden
           können zusätzliche datenbasierte Produkte und Dienste         Netze und neue Technologien wie Blockchain und mit            Welche gesellschaftlichen Konsequenzen die Digitalisierung          Lohnkosten in Asien mehr als ausgleichen. So verlagert etwa
           anbieten. Es geht nicht mehr allein um Märkte, sondern        künstlicher Intelligenz ausgestattete Quantencomputer.        mit sich bringt, kann heute noch nicht abschließend beurteilt       Adidas eine Schuhsohlenfabrikation mittels 3-D-Druck zurück
           um jeden einzelnen Kunden. Die Grenzen zwischen                                                                             werden. Es ist absehbar, dass die Mehrzahl der konventio-           nach Deutschland. Zwar ist dies nur ein kleiner Teil der
           Unternehmen und Branchen verschieben sich und Start-          Sind derzeit rund 6,4 Milliarden Geräte und Maschinen         nellen Arbeitsmodelle nicht mehr funktionieren wird.                Gesamtproduktion, aber es zeigt die vielfältigen Chancen der
           ups kommen mit inkrementellen oder disruptiven                miteinander verbunden, so wird sich diese Zahl in den         Arbeit 4.0 bedeutet mehr Flexibilisierung. Der typische             Digitalisierung auf.

12   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                                  13
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Christian Manzei · Linus Schleupner

                                                                                                                                                                                                                                                            Manzei · Schleupner
                                                                                                                                                     LESER                                                                                                                                                Ronald Heinze (Hrsg.)
                                                                                                                                                     Dieses Buch bietet eine Strukturierungshilfe zu Industrie 4.0 und ähnlichen, internationalen

                                                                                                                                                                                                                                                            Heinze (Hrsg.)
                                                                                                                                                     Aktivitäten (z. B. IIC und IVI) und wendet sich insbesondere an:
                                                                                                                                                     • Anwender, die mehr über die mit I4.0             • Technische Entscheider und Geschäftsführer,
                                                                                                                                                       zusammenhängenden Technologien,                    die ihr Unternehmen auf die vierte industrielle
                                                                                                                                                       Standards und Initiativen erfahren wollen,         Revolution vorbereiten wollen und
                                                                                                                                                     • Anbieter, die sich einen Gesamtüberblick         • Mitarbeiter aus anderen Bereichen, die wis-
                                                                                                                                                       verschaffen wollen,                                sen möchten, was Industrie 4.0 bedeutet.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Industrie 4.0
                                                                                                                                                     INHALT
                                                                                                                                                     Nach Mechanisierung, Massenfertigung und Automatisierung folgt jetzt die Digitalisierung.
                                                                                                                                                     Industrie 4.0 wird die gesamte Wertschöpfungskette der meisten Unternehmen entscheidend
                                                                                                                                                     verändern! Weltweite Initiativen bilden sich, um Produktionsmethoden durch globale Vernetzung
                                                                                                                                                     zu revolutionieren und die Effizienz zu steigern, und ebnen so den Weg zur „intelligenten Fabrik“:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          im internationalen Kontext
                                                                                                                                                     Neben dem Industrie-4.0-Konsortium das Industrial Internet Consortium (IIC) in Nordamerika, in
                                                                                                                                                     Asien die Industrial Value-Chain Initiative (IVI) und die Initiative „Made in China 2025“.

           Passt ein Unternehmen zur
                                                                                                                                                     Um für ein besseres Verständnis des Gesamtkonzepts „Informatisierung der Wertschöpfungs-
                                                                                                                                                     kette“ und dessen weiterer Konsequenzen zu sorgen, stellt dieses Buch in zahlreichen Beiträgen
                                                                                                                                                     namhafter Autoren die wichtigsten Bestandteile und wesentlichen Aspekte dieses übergreifenden
                                                                                                                                                     Konzepts vor. Ziel ist es, dass in Zukunft in der industriellen Automation und im Maschinenbau
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kernkonzepte, Ergebnisse, Trends
                                                                                                                                                     die unterschiedlichsten Systeme verschiedener Hersteller verlässlich und effizient zusammen-
                                                                                                                                                     wirken, die global aufgestellten Anwender überall auf der Welt auf ihre gewohnten Produkte und                                                       2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage

           Digitalisierung?                                                                                                                                                                                                                                                                                01110010100101011 110101101010010001110011
                                                                                                                                                     Lösungen zugreifen können und die Einsatzfähigkeit und systemübergreifende Durchgängigkeit

                                                                                                                                                                                                                                                             Industrie 4.0 im internationalen Kontext
                                                                                                                                                     der Fertigungslösungen sichergestellt ist. Hierzu werden in den verschiedenen Kapiteln die Kern-
                                                                                                                                                     konzepte und die zugrunde liegenden Basistechnologien beschrieben, der Standardisierungspfad                                                          0111010 100100011010 00011101 10100011010

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       industrie
                                                                                                                                                     aufgezeigt, die internationalen Konsortien und andere Initiativen (z. B. it‘s OWL) vorgestellt und
                                                                                                                                                     über mehrere Praxisbeispiele berichtet. Neben rechtlichen Aspekten sowie den Themen Safety                                                                                     010001      10110 11

           Passt Digitalisierung zu einem
                                                                                                                                                     und Security werden außerdem die Konsequenzen für die Bereiche Ausbildung und Arbeitswelt
                                                                                                                                                     diskutiert.                                                                                                                                             0101011      110101101010010001110011
                                                                                                                                                     Damit erschließt das Buch dem Leser die Potenziale, die sich aus der massiven Nutzung des
                                                                                                                                                     Internets, der Integration von technischen Prozessen und Geschäftsprozessen, der digitalen Ab-                                                       0111010 100100011010 00011101 001101010
                                                                                                                                                     bildung und Virtualisierung der realen Welt und der Möglichkeit „intelligenter“ Produkte ergeben.                                                      110101101010010001110011        00011101

           Unternehmen?                                                                                                                              HERAUSGEBER
                                                                                                                                                     Christian Manzei ist nach diversen Management-Aufgaben bei einem Automatisierungshersteller
                                                                                                                                                     nun Vertriebs- und Marketing-Leiter bei Uticor Automation.
                                                                                                                                                     Prof. Dr.-Ing. Linus Schleupner ist Professor für marktorientierte Unternehmensführung an der
                                                                                                                                                     Rheinischen Fachhochschule Köln. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0101011

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        10110
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     110101101 10001110011 0111010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        100100 00011101
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       100
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 1010 011     0 010

                                                                                                                                                     Industrie 4.0.                                                                                                                                     0101011      11010110101      01110011 0111010
                                                                                                                                                     Dipl.-Ing. Ronald Heinze ist Chefredakteur der Fachmedien Digital Factory Journal, etz elektro-
                                                                                                                                                     technik & automation sowie openautomation aus dem VDE VERLAG und Mitglied des Vorstands des
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        100     11100100011010 00011101 101     11010
                                                                                                                                                     MES D.A.CH Verbands e. V.                                                                                                                          010001       10110 11
                                                                                                                                                     Zahlreiche Beiträge wurden von
                                                                                                                                                     namhaften Spezialisten aus Indust-             www.beuth.de
                                                                                                                                                                                                     ISBN 978-3-410-27602-9www.vde-verlag.de
                                                                                                                                                                                                                            ISBN 978-3-8007-4336-0                                                      0 0101011      11010110101           0011
                                                                                                                                                     rie und Verbänden verfasst, die mit            ISBN 978-3-410-27602-9       ISBN 978-3-8007-4336-0
                                                                                                                                                     ihrer hohen Kompetenz das jeweilige                                                                                                                0111010 100100011010 000111               101
                                                                                                                                                     Thema detailliert und anschaulich
            TEXT: PROF. DR. LINUS SCHLEUPNER                                                                                                         vermitteln und so dieses einzigartige
                                                                                                                                                     Buch ermöglichen.

          D
                  er erste Schritt in eine strategische Veränderung des       Folgende Fragen sollte sich jedes Unternehmen zunächst             Prof. Dr.-Ing. Linus Schleupner, Professor für marktorientierte Unternehmensführung

                  eigenen Unternehmens fällt oftmals schwer. Zu unsicher      stellen:
                  ist die Zukunft, der neue Weg scheint noch nicht tritt-
           fest, mögliche Fehlinvestitionen lassen sich nicht mehr zurück-    Ist Digitalisierung für das Unternehmen relevant?                  Prof. Dr. Linus Schleupner war nach seinen Abschlüssen
           holen. Schnell sind Marktvorteile durch eine unglückliche Stra-    - Haben Wettbewerber schon etwas unternommen?                      1991 an der RFH als Diplom-Ingenieur Elektrotechnik und
                                                                                                                                                                                                                                                            Konkrete Tipps für die Unternehmens-
           tegieanpassung verspielt.                                          - Verlangt der Kunde oder der Kunde des Kunden                     Technischer Betriebswirt in verschiedenen international täti-
                                                                                 Technologieschritte?                                            gen Unternehmen insgesamt fast 25 Jahre im technischen                                                     strategie klein- und mittelständischer
           Mit den Megatrends „Big Data“, „Digitalisierung“ und „Industrie    - Haben die Lieferanten schon Schnittstellen, die vorteilhaft      Vertrieb tätig, zuletzt in europäischer, dann in globaler Verant-                                          Unternehmen
           4.0“ kommen allerdings Herausforderungen auf alle Unterneh-           sind?                                                           wortung eines amerikanischen Konzerns. Nach seiner Promo-
           men zu, die sich nicht wegdiskutieren lassen. Wir sind also        - Gibt es Ideen anderer Stellen, z. B. von Verbänden oder          tion 2012 an der Fernuniversität in Hagen, wechselte Schleup-                                              Grundlegende Kompetenzen zu vermitteln, ist das „Kerngeschäft“
           gezwungen, auf diese Themen zu reagieren. Aus meiner Erfah-           staatlichen Institutionen, die für das Unternehmen geeignet     ner aus der Industrie an die Rheinische Fachhochschule Köln                                                einer Hochschule und kann gerade in einem multidisziplinären
           rung ignorieren viele klein- und mittelständische Unternehmen         sind?                                                           und ist hier seit 2013 Professor. Er ist Mitherausgeber des                                                Bereich wie Industrie 4.0 auch Privatpersonen und Mitarbeiterinnen
           die Digitalisierung. Sie warten ab und reagieren erst dann, wenn   - Welche Vorteile bietet Digitalisierung bei eigenen               Buches „Industrie 4.0 im internationalen Kontext“.                                                         und Mitarbeiter von Unternehmen genau die Kompetenzen
           es nicht mehr anders geht. Die Dynamik der Themenfelder               Prozessen?                                                                                                                                                                 vermitteln, die konkret benötigt werden. Denn im Zuge der Digitali-
           sowie alle Zukunftsprognosen zwingen einen jedoch geradezu,        - Welche Technologien, Prozesse und Ressourcen (Personal           Kontakt: Linus.Schleupner@rfh-koeln.de                                                                     sierung stellen sich für Unternehmen viele Fragen: Passt mein
           sich dem Thema zu widmen.                                             und Finanzen) werden benötigt, um Digitalisierung vorteilhaft                                                                                                              Unternehmen zur Digitalisierung oder passt Digitalisierung zu mei-
           Dafür gibt es Lösungen und Anregungen. Denn wer heute über-           zu nutzen?                                                                                                                                                                 nem Unternehmen? Wie finde ich das richtige Personal? Und wel-
           legt, welche Möglichkeiten mit Potenzial bestehen und wie mor-                                                                                                                                                                                   ches Projektmanagement brauche ich in Zukunft?
           gen der größtmögliche Nutzen aus diesen Möglichkeiten gezo-        Mit den Antworten auf diese Fragen lassen sich für die Unter-
           gen werden kann, profitiert langfristig.                           nehmensstrategie nun die ersten Schritte einleiten. Die Richtig-                                                                                                              Die drei RFH-Professoren, Institutsleiter und Buchautoren
                                                                              keit der Schritte muss anhand von entsprechenden Key Perfor-                                                                                                                  Dr. Silke Schönert, Dr. Thomas Barth und Dr. Linus Schleupner
           Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit einer geeigneten und vali-   mance Indicators (KPI) ständig überprüft werden. Die hohe                                                                                                                     verraten im Folgenden konkrete Tipps zu diesen Fragen und
           den Vorschau lassen sich die Risiken einer Strategieänderung       Dynamik des Themas könnte sonst dazu führen, dass Chancen                                                                                                                     stellen in diesem Zusammenhang Angebote von RFH-Bera-
           zwar nicht eliminieren, zumindest aber auf ein kalkulierbares      oder Risiken nicht erkannt werden und somit die Gefahr des                                                                                                                    tungs-, Qualifizierungs- und Weiterbildungsleistungen vor. Die
           Maß reduzieren. Chancen und Risiken werden bewertbar.              Scheiterns steigt.                                                                                                                                                            RFH und das Institut für Projekt- und Informationsmanagement
           Daraus lässt sich eine Roadmap entwickeln.                                                                                                                                                                                                       (IPMI) der RFH sind qualifizierte (Weiter-)Bildungspartner in der
                                                                                                                                                                                                                                                            Digitalen Transformation.

14   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             15
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Das richtige Personal für die
           Industrie 4.0                                                                                                                                                                                 Lösungsansätze zur Sicherung des Personalbedarfs müs-
                                                                                                                                                                                                         sen sich angesichts der Demografie auf mehrere Zielgruppen
                                                                                                                                                                                                         beziehen: Zum einen natürlich das passende Studium als
                                                                                                                                                                                                         zunehmend „normaler“ Weg in das Berufsleben (in den letz-
                                                                                                                                                                                                         ten zwei Jahren haben erstmals mehr Studierende ein Stu-
                                                                                                                                                                                                         dium begonnen, als Auszubildende einen Ausbildungsplatz
            TEXT: PROF. DR. THOMAS BARTH                                                                                                                                                                 angetreten haben), zum anderen aber auch die Weiterqualifi-
                                                                                                                                                                                                         kation des bestehenden Personals in den Konzepten und

          D
                   as Thema „Industrie 4.0“ hat – genauso wie                                                                                                                                            Technologien, die für die Industrie 4.0 relevant sind.
                   die nahezu identischen Begriffe „Digitalisie-
                   rung“ und „Digitale Transformation“ – in ver-   IPMI                                                                                                                                  Die RFH Köln bietet dazu über die komplette Laufbahn
           gleichsweise kurzer Zeit eine erhebliche Reichweite                                                                                                                                           das je nach Karrierephase passende Modell, um das
           erlangt. Sowohl in der Industrie, der Politik, in der   Das Institut für Projekt- und Informationsmanagement (IPMI) der RFH                                                                   Know-how von Fachkräften weiterzuentwickeln: von Bache-
           akademischen Diskussion als auch in der Bevölke-        unterstützt Unternehmen im Projekt- und Informationsmanagement                                                                        lorstudiengängen im Ingenieurwesen, BWL- und Wirtschafts-
           rung durch breite Berichterstattung in den Medien.      sowie in IT-Projekten. Das Angebot des Institutes umfasst drei                                                                        informatik, sowohl dual als auch Vollzeit oder berufsbeglei-
           Es ist ganz klar, dass diese unterschiedlichen Grup-    Kernthemen, jeweils mit Schwerpunkt Projektmanagement und/oder                                                                        tend. Darüber hinaus gibt es entsprechende
           pen unterschiedliche Aspekte interessieren. Diese       Informationsmanagement.                                                                                                               Masterstudiengänge in diesen Bereichen und – sowohl wäh-
           Aspekte reichen von rein wirtschaftlichen Überle-       - Know-how und Wissenstransfer: Training bzw. Schulungen                                                                              rend als auch nach dem Studium und insbesondere während
           gungen – „Kann oder muss ich mit den neuen                 und Zertifizierungen                                                                                                               der beruflichen Praxis – die Möglichkeit der kontinuierli-
           Optionen und Technologien umgehen, um als               - Projektunterstützung für Unternehmen und Einrichtungen der                                                                          chen Weiterqualifikation in Form von Schulungen, Trai-
           Unternehmen erfolgreich zu sein?“ – bis hin zu             öffentlichen Hand                                                                                                                  nings, Workshops. Gerade die Weiterqualifikation eröffnet
           Ängsten vor Job- und Bedeutungsverlust, Überfor-        - Internationale Netzwerke mit Hochschulen und Unternehmen                                                                            auch denen die Möglichkeit der stetigen Weiterentwicklung,
           derung oder übermächtiger „künstlicher                                                                                                                                                        die kein Interesse oder keine Möglichkeit haben, die Berufstä-
           Intelligenz“.                                           Kontakt                                                                                                                               tigkeit für ein Bachelor- und/oder Masterstudium über Jahre
                                                                   Silke Schönert (Dr. rer. pol.), Professorin für Business Information    Prof. Dr. Thomas Barth                                        hinweg einzuschränken.
           Für viele, insbesondere für kleine und mittelständi-    Systems und Projektmanagement, Studiengangsleiterin für das Studi-
           sche Unternehmen, ist das Thema „Personal für           enfach Wirtschaftsinformatik, Vollzeit                                                                                                Institut für Projekt- und Informationsmanagement (IPMI)
           die Industrie 4.0“ essenziell – insbesondere in         schoenert@rfh-koeln.de                                                                                                                Für Berufstätige spielt der Erwerb eines eventuell weiteren
           Gegenwart des seit Jahren diagnostizierten Fach-                                                                                Bestandteil sein muss, kommt dieser Aspekt dazu; in Studi-    akademischen Abschlusses nicht immer eine entscheidende
           kräftemangels, gerade im MINT-Bereich – da ohne         Thomas Barth (Dr.-Ing.), Professor für das Studienfach Anwendungs-      engängen wie Wirtschaftsingenieurwesen oder Wirtschafts-      Rolle. Dafür können Zertifikate über das Erlangen bestimmter,
           entsprechend qualifizierte Mitarbeiter/-innen in        entwicklung und IT-Systemarchitektur, Studiengangsleiter für das Stu-   informatik wird diesem Umstand bereits langjährig und         spezieller Kompetenzen die berufliche Weiterentwicklung
           ausreichender Anzahl die komplexen Herausforde-         dienfach Wirtschaftsinformatik, berufsbegleitend                        erfolgreich Rechnung getragen, die neuen, stärker Informa-    erheblich unterstützen. Dazu bietet die RFH im IPMI maß-
           rungen nicht zu beantworten sind. Die Universitä-       barth@rfh-koeln.de                                                      tik-lastigen Herausforderungen der Industrie 4.0 stellen      geschneiderte Zertifikate an. Für Unternehmen besteht
           ten und Hochschulen, die sich neben den For-                                                                                    aber auch hier neue Anforderungen an die Studiengänge.        dabei in einer Kooperation auch die Möglichkeit, ein akade-
           schungsthemen auch um die Weiterentwicklung der         Interessierte Unternehmen oder Institutionen können sich direkt                                                                       misch fundiertes, gleichzeitig praxisrelevantes und effizientes
           akademischen Lehre kümmern, stehen angesichts           an die beiden Ansprechpartner wenden. Auch für Studierende erge-        Unternehmen, die Fachkräfte für die Industrie 4.0 benö-       Schulungsprogramm mit dem IPMI zu entwickeln, das die
           einer wachsenden Anzahl von zunehmend ausdiffe-         ben sich durch das neu gegründete Institut weitere Optionen für eine    tigen, lassen sich grob wie folgt klassifizieren:             passenden Kompetenzen vermittelt und Irrelevantes
           renzierten Studiengängen (derzeit stehen über           Mitarbeit mit Perspektiven. Drei Workshops zu diesen Themen                                                                           vermeidet.
           18.000 Bachelor- und Masterstudiengänge in              bietet das IPMI am 29.1.2018 an.                                        Anwender von Maschinen, Steuerungen und Software-Lö-          Die RFH und das IPMI können als unabhängige und akade-
           Deutschland zur Wahl) vor der Herausforderung,          Weitere Informationen:                                                  sungen, die Industrie-4.0-Anforderungen wie Autonomie,        misch fundierte Anbieter von Weiterqualifikationen für
           eine passende Antwort auf die Frage nach der                                                                                    Kooperationsfähigkeit, Flexibilität entsprechen.              Privatpersonen und Unternehmen Angebote bereitstellen,
           „optimalen Qualifikation für Industrie 4.0“                IPMI: www.rfh-koeln.de/ipmi                                                                                                        die nicht lediglich auf ein Produkt fixiert sind. Viele der
           zu finden.                                                 www.rfh-koeln.de/w_u_r                                               Hersteller von Maschinen, Steuerungen beziehungsweise         kommerziellen Hersteller-Schulungen vermitteln dagegen
                                                                                                                                           Software-Lösungen, die im Kontext Industrie 4.0 die breite    oft „vergängliches“ Wissen, eben weil sie sich zu sehr auf
           Aus Industrie 4.0 resultiert eine Industrie-                                                                                    Lücke zwischen „Produktionshalle“ und „betriebswirt-          ein Produkt fixieren, das lediglich bis zur nächsten oder
           4.0-Qualifikation aus mehreren Bereichen, ins-                                                                                  schaftlicher Sicht auf die Produktion“ abdecken.              übernächsten Produktversion gültig ist. Unternehmen
           besondere aus der Schnittmenge zwischen den                                                                                                                                                   benötigen für die Bewältigung der Herausforderungen von
           klassischen Ingenieurstudiengängen wie Maschi-                                                                                  Dienstleister aus dem Ingenieur- und IT-Bereich, beispiels-   Industrie 4.0 keine Mitarbeiter, die ein Produkt beherrschen,
           nenbau, Elektrotechnik und Informatik. Da die wirt-                                                                             weise Software-Hersteller oder Anbieter von Beratungsleis-    sondern Mitarbeiter, deren Denkweise und Problemlösungs-
           schaftliche Betrachtung von Konzepten, Methoden                                                                                 tungen zum Einsatz von Industrie-4.0-Lösungen (Maschi-        strategien die Möglichkeiten der unterschiedlichen Konzepte
           und Werkzeugen der Industrie 4.0 inhärenter                                                                                     nen, Software-Systeme) in Unternehmen.                        und Technologien aus allen Bereichen ausnutzen können.

16   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                                17
Digitalisierung - ein Querschnitt - Die Rheinische Fachhochschule Köln
Prof. Dr. Silke Schönert (Dr. rer. pol.) ist Professorin für Business Information Systems und Projektmanage-
                                                                                                                                                 ment sowie Studiengangsleiterin für das Studienfach Wirtschaftsinformatik, Vollzeit. Sie leitet, gemeinsam mit
                                                                                                                                                 Prof. Dr. Thomas Barth, das Institut für Projekt- und Informationsmanagement (IPMI). 2016/2017 war sie für
                                                                                                                                                 mehrere Monate Gastdozentin an der University of South Australia in Adelaide, Australien.

           Management von                                                                                                                        Kontakt: schoenert@rfh-koeln.de

           Industrie-4.0-Projekten
                                                                                                                                                 Industrie 4.0 beherrschbar und übersichtlicher gestaltet. Ebenso wird         Gesamtheit klassisch gesteuert werden, während die Entwicklungsar-
            TEXT: PROF. DR. SILKE SCHÖNERT                                                                                                       die Komplexität der Wertschöpfungskette durch das Aufteilen der Auf-          beit in der Steuerungsphase des klassischen Projektmanagements
                                                                                                                                                 gaben in Teilpakete verringert.                                               durch den Einsatz agiler Methoden optimiert und flexibler gestaltet

          D
                  er Wunsch nach schneller, kostengünstiger und effekti-                                                                                                                                                       werden kann.
                  ver Entwicklung und Fertigung von komplexen Produk-                                                                            „Scrum“ wirkt aus meiner eigenen Erfahrung im Projektmanagement
                  ten ist einer der zentralen Beweggründe für Industrie                                                                          von Unternehmen richtig eingesetzt als flexibler Standard und schafft         Anforderungen an Unternehmen und Mitarbeiter
           4.0. Das Konzept sieht vor, dass alle am Prozess beteiligten                                                                          mit einer Kombination aus Handlungsspielraum und Leitfäden genau              Es gibt nicht die standardisierte Methode für alle Industrie-4.0-Pro-
           Anlagen und Maschinen kontinuierlich standort- und unterneh-                                                                          den Raum, der im klassischen Projektmanagement mitunter fehlt. Die            jekte. Jedes Projekt ist einzigartig und hat seine Besonderheiten. Die
           mensübergreifend relevante Informationen austauschen und                                                                              Mitarbeiter können das „Springen“ zwischen verschiedenen Projekten            angemessene Kombination von klassischem und agilem Projektma-
           dadurch den gesamten Entwicklungs- und Produktionsprozess                                                                             beispielsweise eigenverantwortlich organisieren und so Vorbereitungs-         nagement ist demnach entscheidend für den Projekterfolg.
           optimieren.                                                                                                                           zeiten und Doppelarbeit minimieren.
                                                                                             Prof. Dr. Silke Schönert
                                                                                                                                                                                                                               Aber auch die Anforderungen an Projektmanager ändern sich. Die
           Diese Evolution hat neben der Arbeitsorganisation auch erhebli-   Darüber hinaus sahen 67 Prozent der befragten Unternehmen           Lösungsansatz hybrides Projektmanagement                                      Zukunft ist bei derart starken Technologiesprüngen, wie sie in den
           che Auswirkungen auf die Projektorganisation, die in der Pro-     eine Veränderung hinsichtlich der Aufgaben eines Projekt-           Als Lösungsansatz bietet es sich an, auf bewährte Methoden aufzu-             letzten Jahren zu sehen waren, sehr ungewiss. Deshalb wird die
           jektplanung und im Management berücksichtigt werden müssen.       managers von Industrie-4.0-Projekten.                               bauen und agile Projektmanagement-Elemente zu integrieren. Ein                Projektarbeit künftig noch mehr einer Pionierarbeit mit klaren
                                                                                                                                                 sogenanntes hybrides Projektmanagement bietet eine gute Ausgangs-             Visionen und unklaren Lösungswegen gleichen.
           Die herkömmlichen Methoden, Techniken und Tools im                Herausforderungen klassischer Projektmanagementansätze              basis, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.
           Bereich Projektmanagement bieten in der digitalen Gesell-         Das klassische Projektmanagement ist gekennzeichnet durch                                                                                         Wichtig sind in diesem Zusammenhang eine zukunftsfähige Qualifi-
           schaft für komplex vernetzte Projekte kaum brauchbare             feste Projektphasen und Meilensteine, die sequenziell durchlau-     Das klassische Projektmanagement wird beibehalten und bildet                  kation von Mitarbeitern, bei Bedarf eine Begleitung bei der Einfüh-
           Lösungen, um die zunehmende Dynamik zu meistern (BIT-             fen werden. Dieser Aufbau führt zwar zu einer relativ hohen Pla-    den Rahmen. Dadurch wird die Zielrealisierung sichergestellt und die          rung von agilen und hybriden Vorgehensmodellen, eine kontinuier-
           KOM, 2012).                                                       nungssicherheit bei komplexen, umfangreichen Projekten,             nötige Stabilität und Sicherheit gewährleistet. Die Anwendung von             liche Weiterentwicklung der organisationalen Kompetenz, damit
                                                                             schränkt hingegen in Bezug auf Flexibilität und schneller Reakti-   „Scrum“ in der Steuerungsphase des klassischen Projektmanage-                 als Erfolgsmotor das Beste aus beiden Welten in Industrie-4.0-Projek-
           Das Ergebnis der gestiegenen Konnektivität ist auch eine Verän-   onsfähigkeit ein (Jakoby, 2015).                                    ments gibt zusätzliche Flexibilität, und die Möglichkeit auf sich             ten genutzt werden kann.
           derung der Zusammenarbeit des Projektteams. Projekte sind im                                                                          schnell ändernde Anforderungen zu reagieren.
           Unternehmen vernetzt, da Mitarbeiter aus verschiedenen Berei-     Häufig ist es bei Projekten im Umfeld von Industrie 4.0 nicht
           chen beteiligt sind. Aber nicht nur die Teammitglieder müssen     möglich, zu Beginn des Projektes alle Anforderungen und Ziele
           vernetzt sein, sondern alle Stakeholder, um an den unterschied-   vollständig zu erfassen. Neue Fertigungstechnologien werden in
           lichen Phasen des Projekts mitzuwirken. Da die Aufgaben im        sehr hohem Tempo entwickelt und bereits bestehende Projekte         Produkte im Umfeld von Industrie 4.0 sollten demnach in ihrer
           Projekt immer komplexer werden, ist es notwendig, dass            müssen kurzfristig an diese Technologien angepasst werden.
           Teammitglieder nicht mehr „nacheinander arbeiten“, son-
           dern „miteinander arbeiten“, um diese Aufgaben zu bewältigen.
                                                                             Zudem definieren Kunden aufgrund des schnellen Technologie-
                                                                             fortschritts immer häufiger auch in späten Projektphasen neue
                                                                                                                                                                                                                 PROJEKTMANAGEMENT
                                                                             Anforderungen oder passen die zuvor definierten Ziele und
           Wir haben 2016 an der Rheinischen Fachhochschule eine             Eigenschaften kurzfristig an.
           Umfrage in allen Branchen zu den Anforderungen eines Pro-
           jektmanagements in der Digitalisierung durchgeführt. Die          Agiles Projektmanagement – die Lösung?                                                           TRADITIONELLES PM                                                    AGILES PM
           Befragung ergab insgesamt, dass die schnelle und flexible Reak-   Die Unternehmensbefragung hat gezeigt, dass einige Unterneh-                                 Struktur   Stabilität   Top-down-Planung                           Dynamik   Lernen   Interaktion
           tion auf sich ändernde Anforderungen in jeder Projektphase        men bereits auf „Scrum“ (ein Vorgehensmodell des Projekt- und
           eines Managements von Industrie-4.0.-Projekten eine große         Produktmanagements, Anm. der Redaktion) als agile Projektma-
           Herausforderung darstellt:                                        nagement-Methode setzen.

           -   Höherer Lenkungsaufwand                                       „Scrum“ bietet ein formuliertes Set an Regeln aus der Soft-
           -   Komplexere Aufgabenpakete                                     wareentwicklung. Diese Regeln können grundsätzlich auch auf
           -   Hohe Anforderungen an Flexibilität                            die Entwicklung physischer Produkte übertragen werden. Durch
           -   Flexible interdisziplinäre Teamzusammenstellung               klare Kommunikationsstrukturen, Fokussierung auf Aufgabenpa-                                                                         Sinnvolle Integration:
           -   Gleichzeitig wurden die klassischen Methoden des              kete und überschaubare zeitliche Horizonte schafft „Scrum“
               Projektmanagements als zu starr eingeschätzt.                 Transparenz über die zu leistende Arbeit. Dadurch werden die
                                                                                                                                                                                                               HYBRIDES PROJEKTMANAGEMENT
                                                                             zunehmend komplexen Aufgabenpakete im Zeitalter von

18   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                                                                  19
Ansprechpartner

                                                                                                                                                         Prof Dr. Ludwigs
                                                                                                                                                         Gesamtprojektleitung

           E-Learning – Hype oder neue
                                                                                                                                                         Rheinische Fachhochschule Köln                                  GLARS ist ein spielbasiertes Lernarrangement,
                                                                                                                                                         Schaevenstraße 1 a/b, 50676 Köln
                                                                                                                                                                                                                         das Schule und Unternehmenswelt verbindet.
                                                                                                                                                         +49 221 420 377 - 20

           Lernwirklichkeit?                                                                                                                             ludwigs@rfh-koeln.de

                                                                                                                                                         Katharina Tillmanns
                                                                                                                                                         Projektleitung Cologne Game Lab

                                                                                                                                                         Cologne Game Lab / TH Köln
                                                                                                                                                         Schanzenstraße 28, 51063 Köln

          I
             nverted Classroom, MOOC oder Learning Analytics – das              TEXT: PROF. DR. STEFAN LUDWIGS                                           +49 221 82 75 - 30 95
             sind einige der Stichworte, die die derzeitige Diskussion                                                                                   kt@colognegamelab.de
             um die Veränderung des Lernens an deutschen Hoch-                  Im Gegensatz zu allen anderen Wirtschafts- und Lebensberei-
           schulen bestimmen. Doch was ist dran an diesen neuen                 chen, hat sich die Hochschule in den über 500 Jahren seit ihrer          Fabian Rummrich
           Lehrformen? Werden sie den Hochschulalltag tatsächlich               Entstehung kaum gewandelt. Doch nun dringt die viel beschwo-             Fachverantwortlicher RAK
           verändern? Und wie geht die RFH mit den Themen um?                   rene Digitalisierung in weite Teile des Bildungssektors vor und          Rheinische Akademie Köln
           Ein Plädoyer von Prof. Dr. Stefan Ludwigs.                           wird den hochschulischen Lehrbetrieb massiv verändern.                   Vogelsanger Str. 295, 50825 Köln

                                                                                                                                                         +49 221 54 687 - 30
           Stefan Ludwigs ist RFH-Studiengangsleiter für den Bachelor-          Schon jetzt werden Vorlesungen – auch an der RFH – ins Inter-            rum@rak.de
           studiengang Mediendesign (Vollzeit), den Weiterbildungsmaster        net übertragen und stehen den Studierenden als Aufzeichnung
           Digital Business Management, den die RFH im Blended-                 zur Verfügung. Smartboards und Tablets lösen PowerPoint oder
           Learning-Verfahren anbietet und Projektleiter für das multimediale   gar den Overheadprojektor ab und Dozent/-innen betreuen ihre
           Forschungsprojekt GLARS. Er koordiniert die E-Learning-              Lernenden in virtuellen Klassenräumen.
           Aktivitäten an der RFH und unterstützt mit studentischen
           Hilfskräften die Erstellung von Inhalten und Nutzung der             Es sind vor allem drei Dinge, die diese Entwicklung vorantrei-
                                                                                                                                                                                                                       In Kooperation mit
           technischen Infrastruktur.                                           ben: Die technische Entwicklung mit wachsenden Bandbrei-
                                                                                                                                                         Gefördert von
                                                                                ten, die Anforderungen einer digitalisierten, hoch flexiblen
                                                                                Arbeitswelt mit permanentem Lernbedarf und nicht zuletzt
                                                                                eine neue Generation von Lehrkräften, die mit dem Internet                                                                                  Rheinische
                                                                                                                                                                                                                             RheinischeAkademie
                                                                                                                                                                                                                            Berufskolleg
                                                                                                                                                                                                                                        Akademie
                                                                                                                                                                                                                               Berufskolleg
                                                                                                                                                                                                                                                Köln
                                                                                                                                                                                                                                                 Köln

                                                                                groß geworden ist und für die außer Frage steht, Wissen mithilfe
                                                                                digitaler Kanäle zu vermitteln.
                                                                                                                                                   Auch wenn diese Perspektive vielleicht etwas zu negativ anmu-   - Komplexe Erklärungen können beliebig häufig wiederholt
                                                                                Wir müssen Bildung für eine digitalisierte Arbeitswelt             tet, ist völlig klar, dass die Digitalisierung nicht etwa nur     werden.
                                                                                anbieten.                                                          „Tele-Angebote“ mit sich bringt, sondern dass sie auch den      - Lernen wird orts- und zeitunabhängig. Mikro-Lern-
                                                                                Die RFH pflegt traditionell eine besonders intensive Vernetzung    Charakter der Präsenzlehre verändern und dem Trend zur            einheiten können am Smartphone konsumiert werden
                                                                                mit der Wirtschaft und möchte ihre Absolvent/-innen zielge-        Einbindung von Deeper-Learning-Lehrmethoden Rechnung              und sich quasi nahtlos in den Alltag einfügen.
                                                                                nau für deren Bedarf qualifizieren. Es versteht sich von selbst,   tragen wird.                                                    - Lernprozesse können gemessen werden (Learning
                                                                                dass sie dieser engen Beziehung mit technisch modernen, orga-      Diese aktiven Lehr- und Lernmethoden zielen auf das for-          Analytics) und Lernenden ihren Fortschritt transparent
                                                                                nisatorisch flexiblen und inhaltlich innovativen Angeboten         schende Lernen ab, auch häufig als problem- oder projekt-         machen. Lerndaten dienen dann dazu, individuelles
                                                                                begegnen muss. Dazu gehört selbstverständlich die Herstellung      basiertes Lernen bezeichnet, bei dem Studierende authenti-        Feedback zu geben, Lernplanungstools oder individuelle
                                                                                und Einbindung digitaler Lernressourcen, wie Online-Vorle-         sche Probleme bearbeiten. Die Vorgehensweise orientiert           Reflexionstools bereitzustellen und letztlich adaptive
                                                                                sungen oder Erklärvideos und Tests. Es gilt, diese Entwicklung     sich dabei am Modell des „Inverted Classroom“. E-Learning         Lernwege anzubieten, um die Lernenden in die Verant-
                                                                                aktiv mitzugestalten. Präsenzlehre und E-Learning sollten sich     stellt Basisinhalte für das Selbststudium zu Hause zur Verfü-     wortung zu bringen.
                                                                                die Waage halten. Denn schließlich kann niemand wollen, dass       gung, während die Vorlesung als Ort von Austausch und           - Die multimedialen Inhalte (Video, Bild, Text, Ton)
                                                                                wir in Zukunft nur noch Abschlussprüfungen für Studierende         kooperativer Problembewältigung verstanden wird. Doch was –       unterstützen die Herausbildung multimodaler
                                                                                durchführen, die sich weltweit die besten Kurse „zusammenge-       neben diesen didaktischen Veränderungen – kann E-Learning         Gedächtnisspuren. Lernen kann hierdurch effektiver sein
                                                                                klickt“ haben.                                                     eigentlich wirklich im Sinne von Lerneffizienz leisten?           als eine Vorlesung oder ein Buch. Möglicherweise dürfen
                                                                                                                                                                                                                     wir in diesem Bereich von Virtual-Reality-Lernen, vor allem
                                                                                                                                                   E-Learning bietet viele Chancen für den individuellen             in den Ingenieurwissenschaften sehr viel erwarten.
                                                                                                                                                   Wissensaufbau.                                                  - Multimedialität und Interaktivität können sehr anregend
                                                                                                                                                   Jeder lernt anders. Bildung ist immer das hoch individuelle       sein und die Anwendung tiefenorientierter Lernstrate-
                                                                                                                                                   Produkt eines persönlichen Lernwegs mit dem Aufbau indivi-        gien fördern (deep-level-processing).
                                                                                                                                                   dueller Wissensstrukturen. E-Learning unterstützt diese kom-      Das Ergebnis sind reichhaltigere und beständigere
                                                                                                                                                   plexe Lernarbeit und bietet vielfältige Vorteile:                 Wissens-Schemata.

20   RUBRIK BLICKPUNKT                                                                                                                                                                                                                                                             21
Sie können auch lesen