Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking - Stossrichtungen und Voraussetzungen für die Evolution der Wertschöpfungs-modelle Schweizer Banken

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Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking - Stossrichtungen und Voraussetzungen für die Evolution der Wertschöpfungs-modelle Schweizer Banken
Perspektiven
zur Zukunft
des Schweizer
Banking
Stossrichtungen und Voraussetzungen
für die Evolution der Wertschöpfungs-
modelle Schweizer Banken

Juni 2021
Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking - Stossrichtungen und Voraussetzungen für die Evolution der Wertschöpfungs-modelle Schweizer Banken
Vorwort

Die Geschäftsmodelle von Banken in der Schweiz haben sich in der Vergangenheit als               Dabei fokussiert sich die Untersuchung auf fünf wesentliche Kernfragen zum Thema
­mehrheitlich robust erwiesen. Gleichzeitig sind die Bruttogewinne im Zeitraum 2005–2019         «Evolution der Wertschöpfungsmodelle im Schweizer Banking»:
 um mehr als 34% zurückgegangen. Vor diesem Hintergrund und den immer kürzeren
 Veränderungszyklen geraten die aktuell implementierten Geschäftsmodelle immer stärker           • Welches sind die bis heute geltenden wertschöpfungsrelevanten Veränderungstreiber
 unter Druck. Dies wird durch makroökonomische Herausforderungen (u.a. Niedrigzins-                und die entscheidenden regulatorischen Rahmenbedingungen?
 umfeld), wachsenden Wettbewerb und Eintritt neuer Anbieter von Bankdienstleistungen,            • Wie sind die heutigen Wertschöpfungsmodelle der Banken charakterisiert?
 signifikante Veränderungen in Demographie (u.a. Alterung), Gesellschaft (u.a. Nachhaltigkeit)   • Mit welchen neuen Veränderungstreibern ist strategisch zu kalkulieren?
 und Kundenverhalten (u.a. Self-Servicing) sowie durch das Aufkommen                             • Wie entwickeln sich die Wertschöpfungsmodelle hinsichtlich dieser Entwicklungen?
 neuer Technologien manifestiert.                                                                • Welches sind die regulatorischen Voraussetzungen für die Verschiebungen im
                                                                                                   Wertschöpfungsmodell?
Dabei kanalisieren sich die Herausforderungen insbesondere in den Bereichen «erhöhter
Druck auf klassische Ertragsfelder und Kostenbasis, Risiko des Verlustes der Kundenschnitt-      Die Autoren sind sich bewusst, dass die Beantwortung dieser Kernfragen keine endgültigen
stelle, damit einhergehende gestiegene Anforderungen an Betreuung und Beratungskom-              Antworten in Bezug auf die Wertschöpfungsmodelle der Zukunft liefert. Der Bericht soll
petenz, Notwendigkeit zur Nutzung neuer Technologien sowie Bedarf an neuen Rollen-               hingegen aufzeigen, in welche Richtung sich die Geschäftsmodelle von Schweizer Banken
profilen und Talenten».                                                                          in Bezug auf die Wertschöpfungserbringung entwickeln können.

Angesichts dessen müssen die Geschäftsmodelle nicht revolutioniert werden, aber durch die
steigende Anzahl von reifen Technologien und das Aufkommen von Ökosystemen eröffnen
sich neue Möglichkeiten der Wertschöpfungserbringung – manifestiert im Wertschöpfungs-
modell – als zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells.

Basierend auf Interviews mit 23 Executives von Schweizer Banken, umfangreicher Auswertung
von Drittquellen sowie Accenture`s jahrelanger und vielfältiger Beratungserfahrung in
diesem Bereich, hat die Schweizerische Bankiervereinigung gemeinsam mit Accenture den
vorliegenden Bericht erstellt.                                                                   Dr. August Benz          Dr. Daniel Kobler
                                                                                                 Stv. CEO                 Leiter
                                                                                                 Schweizerische           Kapitalmarktindustrie
                                                                                                 Bankiervereinigung       Accenture Schweiz

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                              2
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EXECUTIVE SUMMARY

Heutige Wertschöpfungsmodelle von Schweizer Banken sind
stark integriert und nutzen technische Möglichkeiten nur begrenzt …

                 Ausgangslage                                                 Heutige
                                                                                                                                             Veränderungstreiber
                 und neue Realität                                            Wertschöpfungsmodelle

Als repräsentative Leistungskennzahl für die Wertschöp-         Heutige Wertschöpfungsmodelle Schweizer Banken können         Genau dieser Druck von aussen ist es jedoch, welcher sich
fungsmodelle von Schweizer Banken liegt deren operative         daher in der Gesamtheit durch eine stark integrierte Wert-    in den nächsten Jahren beschleunigend auf die Evolution der
Gewinnentwicklung in 2019 gut ein Drittel (–34%) unter dem      schöpfungskette (85–90%) gepaart mit geringer Produkt-        Wertschöpfungsmodelle auswirken wird. Denn während das
Vorkrisenniveau von 2005. Ein sukzessiver Aufwärtstrend         bzw. Dienstleistungsdifferenzierung, hoher personeller        Niedrigzinsumfeld weiter Bestand haben dürfte, ist eine
zwischen 2008 und 2014 wurde durch das Niedrigzinsumfeld        Ressourcenintensität, nur bedingter Anwendung von Techno-     Zunahme der Wettbewerbsintensität durch (inzwischen nicht
bzw. die Einführung von Negativzinsen und die Frankenstärke     logien bzw. geringer technologischer Agilität und nach wie    mehr nur) neuartige und ausländische, aber auch zwischen
sowie durch zunehmende regulatorische Anforderungen             vor starren Organisationsstrukturen charakterisiert werden.   bestehenden Marktteilnehmern zu erwarten.
gebremst.
                                                                Veränderungspotenzial von aussen, wie etwa durch neue         Gleichzeitig werden Veränderungen im Kundenverhalten, die
Dies lässt sich insbesondere durch regulatorisch bedingte       Technologien oder Partnerschaftsformen, hat sich dement-      heute nur mehr als «Trends» bezeichnet werden, zunehmend
Ertragseinbussen im Anlage- (–13%) und Handelsgeschäft          sprechend nur begrenzt innerhalb der Wertschöpfungs-          zu neuen Standards und erfordern entsprechende «End-to-
(–34%) sowie eine systematische Margenerosion über alle         modelle entfalten können. Gemäss der befragten Banking        End»-Anpassungen der bestehenden Wertschöpfungsmodelle
Geschäftsfelder hinweg (–39%) erklären und stellt somit eine    Executives ist dies jedoch weitestgehend durch die fehlende   (z.B. im Bereich digitaler Self-Service). Positiv dürfte sich in
neue Realität – 14 Jahre nach der Finanzkrise von 2007 – dar.   Skalierbarkeit des Marktes – trotz signifikantem Wachstum     diesem Kontext auswirken, dass die in der Vergangenheit
                                                                der vergangenen Jahre –, monolithische Kernbankensysteme      bereits ins Zentrum von Veränderungen gerückte Rolle des
Seit 2010 wurden als Reaktion darauf die Wertschöpfungs-        sowie einen relativ geringen Kostendruck zu erklären.         Faktors Technologie zunehmend weniger als Hemmnis und
modelle weiterentwickelt. Das ist etwa an der Verschiebung                                                                    vielmehr als «Enabler» erlebt werden dürfte (z.B. in Form
von Personal- (–13%) zu Sachaufwänden (+58%) u.a. durch                                                                       steigender Maturität von APIs und Cloud-Anwendungen für
erhöhtes Outsourcing und durch Automatisierung zu beob-                                                                       den Aufbruch der Wertschöpfungskette).
achten. Jedoch lassen sich diese nach wie vor auf einem
niedrigen Evolutionsgrad einordnen.

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                               3
Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking - Stossrichtungen und Voraussetzungen für die Evolution der Wertschöpfungs-modelle Schweizer Banken
EXECUTIVE SUMMARY

… wobei offenere Modelle angestrebt werden und sich entlang
von neun banktypagnostischen Stossrichtungen auf dem Weg befinden

                                                                                Zukünftige                                                          Regulatorische
                 Neun Stossrichtungen                                           Wertschöpfungsmodelle                                               Rahmenbedingungen

Während somit die Margenerosion weiter voranschreiten           Die Stossrichtungen zeigen dabei eine klare Verschiebung der         Die aktuelle Regulierung hat einen starken Einfluss auf die
dürfte, planen über 60% der Banken – unabhängig von den         heute weitestgehend intern bzw. physisch vorherrschenden             Ausgestaltung der Wertschöpfungsmodelle von Banken. Sie
vier in der Schweiz vorherrschenden Banktypen (Universal-,      Ressourcen und Fähigkeiten hin zu stärkerer Digitalisierung          ist kein entscheidendes Hemmnis für die zukünftige Weiter-
Retail-, Privatbank und «Restliche Banken») – ihre Wertschöp-   und Externalisierung, um die Wettbewerbsfähigkeit und die            entwicklung, erschwert und verteuert jedoch Innovations-
fungsmodelle entlang von neun Stossrichtungen (mit unter-       Profitabilität zu erhöhen bzw. zu erhalten. Eingestellt auf die      und Anpassungsprozesse in Banken. Die weitestgehend prin-
schiedlichen Schwerpunkten) aktiv weiterzuentwickeln und        neue Realität, können zukünftige Wertschöpfungsmodelle               zipienbasiert und technologieneutral ausgestaltete Schweizer
dabei insbesondere ihre Kostenstrukturen zu transformieren.     somit als digital, modular, offen und agil charakterisiert werden.   Regulierung erfordert, dass konkrete Anwendungsschritte
                                                                                                                                     von Banken auf ihre Zulässigkeit geprüft werden können.
Bei den Stossrichtungen handelt es sich um die folgenden:       Konkret heisst das, dass die zukünftigen Wertschöpfungs-
                                                                modelle der Schweizer Banken auf einem Fundament von                 Banken sehen insbesondere Cloud-Anwendungen, den Ein-
	
 1 Optimierung Vertriebsbankenmodell in Kombination             offenen Infrastrukturen mit durchgehend integrierten Daten           satz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Data Analytics sowie
   mit ausgewählten Ökosystemen,                                und Systemen basieren. Dieses differenziert sich über digitale       standardisierte Schnittstellen bzw. Open Finance als wichtige
 2 Ausbau Partnering mittels Open-Banking- / API-Integration,   Fähigkeiten sowie technische und organisatorische Agilität.          «Technologie-Enabler». Deren Nutzung steht den Banken
 3 Steigerung der Mitarbeiterproduktivität,                     Gleichzeitig bezieht es nicht-differenzierende Ressourcen und        aus aktueller regulatorischer Sicht offen, wobei verschiedene
 4 Optimierung der Kundeninteraktionspunkte,                    Fähigkeiten im Sinne von optimalen Kostenstrukturen über             Anforderungen berücksichtigt werden müssen.
 5 Ausbau digitales Produkt- und Serviceangebot,                Partner und Ökosysteme. Die Kundenschnittstelle bleibt dabei
 6 Optimierung und Weiterentwicklung «Data Analytics»,          der zentrale Dreh- und Angelpunkt bei der genauen Ausge-
 7 Ausbau und Optimierung von Cloud Computing,                  staltung der Wertschöpfungsmodelle.
 8 Aufbau von agilen organisatorischen Fähigkeiten und
 9 Akzeleration von Digital als «Enabler».

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                        4
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INHALT

      1 Einführung                                              4 Zukunftssicht
            Aktuelle Situation, Untersuchungs-                    Verschiebungen im Wertschöpfungsmodell
            gegenstand und -vorgehen

                                                                5 Regulatorische Rahmenbedingungen
      2 Ausgangssituation                                         Voraussetzungen für zukünftige
            Ex-Post-Entwicklungen, Rahmenbedingungen und          Wertschöpfungsmodelle
            Charakteristik der heutigen Wertschöpfungsmodelle

                                                                6 Fazit
      3 Ex-Ante-Entwicklungen
            Einflussfaktoren mit ihren Chancen
            und Herausforderungen                               7 Appendix

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1                     EINFÜHRUNG
                            Aktuelle Situation, Untersuchungs-
                            gegenstand und -vorgehen

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                   6
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EINFÜHRUNG: AKTUELLE SITUATION, UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND -VORGEHEN

Die Wertschöpfung Schweizer Banken hat sich aufgrund externer Veränderungstreiber
mehr als ein Drittel unter dem Vorkrisenniveau eingependelt …
Wertschöpfung1 Schweizer Banken im Vergleich mit ausgewählten Kennzahlen 2005–2019
Indexiert, 2005 = 100

    180                                                                                                                                                                               Die Wertschöpfung1 Schweizer Banken hat sich heute um mehr
                              Globale Finanzkrise                                Höhepunkt                               Aufhebung CHF-Mindestkurs/                                   als ein Drittel unter dem Vorkrisenniveau von 2005 eingependelt –
                                und Rezession                                     Eurokrise                                Einführung Negativzinsen                                   im Vergleich dazu ist das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz um
    160                                                                                                                                                               BIP Schweiz     deutlich mehr als ein Drittel gestiegen, was strukturelle Herausfor-
                                                                                                                                                                          nominal     derungen gegenüber anderen Wirtschaftszweigen suggeriert.
                                                                                                                                                                            +39%
    140
                                                                                                                                                                                      Primär wird dieses Argument von systematischen Einbussen auf der
                                                                                                                                                                                      Ertragsseite gestützt, welche das Ergebnis gestiegener regulatorischer
    120                                                                                                                                                                               Anforderungen (u.a. Abflüsse ausländischer Vermögen, Offenlegung
                                                                                                                                                                             SMI      Retrozessionen, Rückbau Eigenhandel) sind.
                                                                                                                                                                           +40%
    100                                                                                                                                                                               Hinzukommt eine signifikante Margenerosion über alle Geschäftsfel-
                                                                                                                                                                  Libor 3M CHF        der hinweg, beeinflusst von makroökonomischen und geldpolitischen
                                                                                                                                                                       –170 Bps       Entwicklungen sowie verändertem Kundenverhalten und gestiegener
    80
                                                                                                                                                                                      Wettbewerbsintensität.

    60                                                                                                                                                                                Die Kostenseite ist dagegen – absolut betrachtet – stabil geblieben,
                                                                                                                                                                    Operativer        obwohl hier eine fundamentale Verschiebung von Personal- zu Sach-
                                                                                                                                                                  Bruttogewinn        aufwand stattgefunden hat, welche u.a. durch eine verstärkte Verlage-
                                                                                                                                                                       Banken2
    40                                                                                                                                                                                rung von Aktivitäten zu externen Dienstleistern zu erklären ist.
                                                                                                                                                                         –34%
                                                                                                                                                                                      Somit lässt sich heute von einer neuen Realität sprechen, in der
    20
                                                                                                                                                                                      Banken zwar bereits ihre Wertschöpfungsmodelle anpassen, dieses
                                                                                                                                    Anstieg regulatorischer Anforderungen             sich jedoch als nur begrenzt effektiv erweist bzw. als anhaltende
      0                                                                                                                                                                               Transformation einzuordnen ist.
       2005         2006         2007         2008         2009         2010          2011         2012         2013         2014         2015          2016   2017    2018    2019

1
    Wertschöpfung repräsentiert durch die operativen Bruttogewinne Schweizer Banken gemäss SNB-Bankenstatistik
2
    Bruttogewinne ohne Beteiligungserträge (zur Bereinigung von Doppelzählungen durch Gewinnausschüttungen zwischen Rechtseinheiten einzelner Banken)

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                                                                7
Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking - Stossrichtungen und Voraussetzungen für die Evolution der Wertschöpfungs-modelle Schweizer Banken
EINFÜHRUNG: AKTUELLE SITUATION, UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND -VORGEHEN

… was sich mit genauem Blick auf die Entwicklung ausgewählter
Finanzkennzahlen und Wertschöpfungstreiber nachvollziehen lässt
Entwicklung ausgewählter aggregierter Finanzkennzahlen Schweizer Banken 2005–2019
in CHF Mrd.                                                                                      2005         2010         2015        2019                         2005–2019
Gesamtgrössen               Bruttogewinn1                                                           24           16           17           16          –34%                                                      Der Bruttogewinn im Zinsgeschäft hat sich leicht erhöht (+6%), jedoch
                            Volumen operatives Bilanzgeschäft2                                   1‘533        1‘491        1‘695       1‘892                                  23%                                – in Abhängigkeit eines starken Anstiegs des Kreditvolumens – als
                            Volumen Anlagegeschäft3                                              5‘663        5‘410        6‘477       7‘797                                   38%                               Reaktion auf die Tiefzinspolitik sowie durch die im Vergleich zu den
                            Operative Gesamtmarge Bilanzgeschäft (bps)4                            220          212          197         165            –25%
                            Operative Gesamtmarge Anlagegeschäft (bps)5                             50           46           35          29          –42%                                                       Erträgen raschere Anpassung der Zinsaufwände an das Tiefzinsumfeld
Zinsgeschäft                Erfolg                                                                  22           20           25          24                             6%                                      (tiefere Maturitätsstruktur der Passivseite) . Die Zinserfolgsmarge ist
                              davon Erträge                                                           78           47           41           51             –34%                                                 im Kontext dieser Entwicklungen signifikant gesunken (–42%).
                              davon Aufwände                                                          56           28           16          28          –51%

                            Kundengeschäftsvolumen                                               2‘320        2‘673        3‘261       3‘499                                     51%
                              davon Forderungen gegenüber Kunden                                    464           517         594          619                                33%
                                                                                                                                                                                                                 Im Anlagegeschäft ist die Wertschöpfung stark gesunken (–20% Erfolg),
                              davon Hypothekarforderungen                                           647           767         949        1‘065                                       65%                         bedingt durch einen Einbruch der operativen Ertragsmarge (–42%).
                              davon Kundeneinlagen                                                1‘209        1‘389        1‘723        1‘815                                   50%                             Dieser Einbruch erklärt sich durch den Abfluss ausländischer Vermögen
                            Operative Zinserfolgsmarge (bps)6                                       203          154           161         141          –30%                                                     und die gestiegene internationale Konkurrenz im Privatkundengeschäft
Anlagegeschäft              Erfolg                                                                   28           25           22           22           –20%
                              davon Erträge7                                                          32          30            27          28                    –13%
                                                                                                                                                                                                                 bei gleichzeitiger Zunahme institutioneller Vermögen und weiterer
                              davon Aufwände                                                           4            5            5            5                                39%                               regulatorischer Einschränkungen (z.B. bei Retrozessionen).
                            Depotvolumen                                                         4‘413        4‘456       5‘588        6‘780                                        54%
                              davon institutionelle inländische                                    1‘008        1‘310        1‘867       2‘441                                                    142%           Die gesunkene Wertschöpfung im Handelsgeschäft (–34% Erfolg)
                              davon institutionelle ausländische                                   1‘403        1‘554       2‘324        2‘706
                              davon private inländische                                             530          508          573           711                               34%
                                                                                                                                                                                           93%
                                                                                                                                                                                                                 erklärt sich hauptsächlich durch den strategischen und regulatorisch
                              davon private ausländische                                             995         673          535          578             –42%
                                                                                                                                                                                                                 bedingten Rückbau des Eigenhandels nach der Finanzkrise.
                Op. Marge Anlagegeschäft (bps)8                                                      50           46           35          29        -42%
Handelsgeschäft Erfolg                                                                                11          12            9           7         –34%                                                       Beim Betriebsaufwand lässt sich eine insgesamt gesunkene Wert-
                Handelsgeschäftsvolumen                                                            547          262           183         245       –55%                                                         schöpfung feststellen, da sich der wertschöpfungsrelevante Personal-
                              davon Handelsaktiva                                                   422          207           158         208          –51%
                              davon Handelspassiva                                                   125           55           25          37      –70%
                                                                                                                                                                                                                 aufwand verringert, während der Sachaufwand steigt. Diese Entwick-
                Op. Marge Handelsgeschäft (bps)                         9
                                                                                                    264         570          543          357                                35%                                 lung ist v.a. durch die verstärkte Verlagerung von Aktivitäten zu
Betriebsaufwand Betriebsaufwand                                                                      39          43           45           43                             10%                                    externen Dienstleistern (Outsourcing) bzw. externem Personal ab
                              davon Sachaufwand                                                       13           13          19           20                                      58%
                                                                                                                                                                                                                 2015 zu erklären.
                              davon Personalaufwand                                                   26           29          26           23                    –13%

                            Anzahl Angestellte (in ´000)                                            119          132         124          106                  –11%
                            Personalaufwand pro MA (in TCHF)                                        219          221         209          214                    –2%
1
    	Bruttogewinne beinhalten übrige ordentliche Erträge abzüglich Beteiligungserträge 2 Volumen des operativen Bilanzgeschäfts bezeichnet die Summe der Kundenausleihungen (Forderungen gegenüber Kunden, Hypothekarforderungen) 3 Volumen des Anlagegeschäfts entspricht den verwalteten Vermögen (Depotvolumen, Treuhand-
      verpflichtungen und Verpflichtungen gegenüber Kunden ohne Einlagen auf Sicht) 4 Operative Gesamtmarge Bilanzgeschäft beschreibt das Verhältnis zwischen der Summe von Zins- und Handelserfolg zur Summe von Handelsaktiva und Kundenausleihungen 5 Operative Gesamtmarge Anlagegeschäft bezeichnet das Verhältnis
      zwischen Erfolg des Anlagegeschäfts zu verwalteten Vermögen 6 Operative Zinserfolgsmarge beschreibt das Verhältnis von Zinserfolg zum operativen Bilanzgeschäftsvolumen (siehe Anmerkung 2) 7 Erträge aus dem Anlagegeschäft beinhalten die gesamten Kommissionserträge 8 Operative Marge des Anlagegeschäfts bezeichnet das
      Verhältnis von Anlagegeschäftserfolg zu den verwalteten Vermögen (siehe Anmerkung 3) 9 Operative Marge des Handelsgeschäfts entspricht dem Verhältnis von Handelsgeschäftserfolg zu Handelsaktiva

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                                                                                                                                       8
Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking - Stossrichtungen und Voraussetzungen für die Evolution der Wertschöpfungs-modelle Schweizer Banken
EINFÜHRUNG: AKTUELLE SITUATION, UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND -VORGEHEN

Momentaufnahme: Eine neue Realtität hält Einzug im Schweizer Banking

                                                                        Die dargelegte Veränderung der Gewinnentwicklung in Kombination mit
                                                                        einer stetig ansteigenden Anzahl von Regularien spiegelt eine neue Realität
                                                                        in der Schweizer Bankenindustrie wider.

                                                                        Die gesunkene Wertschöpfung Schweizer Banken lässt sich weitestgehend
                                                                        auf externe Faktoren zurückführen, welchen bis heute nur unwesentlich
                                                                        veränderte Wertschöpfungsmodelle der Banken gegenüberstehen.

                                                                        Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, ob eine ganzheitliche
                                                                        Geschäftsmodell-Transformation nötig ist, oder ob «nur» mit einer Wert-
                                                                        schöpfungsmodell-Veränderung nicht eine grössere Wirkung erzielt werden
                                                                        kann (Definition von Geschäftsmodell und Wertschöpfungsmodell siehe
                                                                        nächste Seite).

                                                                        Unsere Interviews mit Banking Executives haben klar aufgezeigt, dass ein
                                                                        Fokus auf die Wertschöpfungsmodell-Transformation ein vorteilhafteres
                                                                        Risiko/Wertschaffungs-Profil im Vergleich zu einer ganzheitlichen Geschäfts-
                                                                        modell-Veränderung aufweist.

                                                                        Dieses Argument wird gestützt durch die Erfahrungswerte aus einer Vielzahl von
                                                                        Transformationsvorhaben, dass zuerst der Kern eines Geschäftsmodells – in
                                                                        diesem Fall das Wertschöpfungsmodell – transformiert wird, und erst später die
                                                                        übrigen Bausteine, welche die grössten Erfolgsaussichten haben («wise pivot»).

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                           9
Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking - Stossrichtungen und Voraussetzungen für die Evolution der Wertschöpfungs-modelle Schweizer Banken
EINFÜHRUNG: AKTUELLE SITUATION, UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND -VORGEHEN

Fokus der Studie ist das erweiterte Wertschöpfungsmodell
als integraler Bestandteil des Geschäftsmodells …
7 Bausteine des Geschäftsmodells

                                                                                                       WERTSCHÖPFUNGS-                     STRATEGISCHE
                                                    Geschäftsmodell-Vision                             MODELL                              PARTNER
                                                                                                       Beschreibt, wie das Wertver-        Die Partner gehören zu
                                                                                                       sprechen erfüllt wird. Hierbei      einem Partnernetzwerk und
                                                                                                       wird die Kombination interner       ergänzen das Geschäfts­
                                                         Finanzmodell                                  und externer Ressourcen,            modell durch die Bereitstel-
                                                                                                       Fähigkeiten und Prozesse            lung von Ressourcen und
                                                                                                       innerhalb eines Wertschöp-          Fähigkeiten, die innerhalb
                                                                                                       fungsnetzwerks festgelegt.          des Geschäftsmodells nicht
                                                                                                       Dabei werden auch die Posi-         vorhanden sind. Demzufolge
       STRATEGISCHE PARTNER                             Kundennutzen                          Kunden   tion innerhalb eines Wert-          muss die Dimension Partner
                                                                                                       schöpfungsprozesses und die         immer in Kombination mit
                                                                                                       Form der Zusammenarbeit             dem eigentlichen Wertschöp-
                                                                                                       mit Partnern festgelegt.            fungsmodell betracht werden.
                                                 WERTSCHÖPFUNGSMODELL

                                                   Geschäftsmodell-Führung                             ERWEITERTES WERTSCHÖPFUNGSMODELL (EWM)
                                                                                                       In dieser Studie verwenden wir als Untersuchungsgegenstand das
                                                                                                       erweiterte Wertschöpfungsmodell, welches die Dimensionen Wert-
                                                     Geschäftsmodell-Umfeld                            schöpfungskette (WSK), Ressourcen (RES), Fähigkeiten (FÄH), Partner
                                     Regulatorischer Rahmen, Makroökonomisches Umfeld, etc.            (PART) und Regulatorisches Umfeld (REG) integriert betrachtet.

      Fokus der Studie

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                            10
EINFÜHRUNG: AKTUELLE SITUATION, UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND -VORGEHEN

… welches über 5 Dimensionen mit 23 Elementen konzeptualisiert
und im Kontext der zentralen Untersuchungsfrage diskutiert wird
Erweitertes Wertschöpfungsmodell (EWM)

         REGULATORISCHES
         UMFELD                                                                                                                                                                     Zentrale Untersuchungsfrage
                                            WERTSCHÖPFUNGSKETTE
                                                       Akquisition &
                                                         Vertrieb
                                                                                          Beratung &
                                                                                          Betreuung
                                                                                                                              Produkte &
                                                                                                                           Dienstleistungen
                                                                                                                                                               Abwicklung &
                                                                                                                                                                Reporting
                                                                                                                                                                                    Wie gestalten
       PARTNER
                                                                                                          Operations und IT                                                         Schweizer Banken
     Outsourcing
                                                                                                         Führung und Support
                                                                                                                                                                                    die Wertschöpfungs­
    White Labelling                         RESSOURCEN
                                                                                                              führen aus
                                                                                                                                                                                    modelle der Zukunft?
                                            Finanziell              Personell               Materiell                Immateriell             Organisatorisch      Technologisch
      Empfehlung         stellen bereit     • Eigenkapital          • Interne MA            • Immobilien             • Produkte &            • Prozesse           • Software
                                            • Fremdkapital          • Externe MA            • Infrastruktur            Services              • Governance         • Infrastruktur
                                                                                                                     • Marke                                      • Daten
    Kollaboration &
     Kooperation
                                                                                                               befähigen
     Beteiligung &
                                            FÄHIGKEITEN
    Joint Ventures
                                            Fachlich                            Organisatorisch                      Technologisch                      Digital
                                            • Zahlen, Sparen, Anlegen,          • Führung, Strategie &               • IT-Architektur                   • Digital Literacy
    Open Banking
                         stellen bereit       Finanzieren, Vorsorgen              Entwicklung                        • Applikationen                    • Data Analytics
                                            • Vertrieb, Marketing,              • Kultur                             • Entwicklung                      • Cloud Computing &
                                              Legal, Compliance, HR,            • Change                             • Schnittstellen; API                Cyber Security
    Cloud Banking                             Risk Management                   • Agilität                           • Daten-Management &               • Automatisierung
                                                                                                                       -Governance                      • DLT

    EWM Dimensionen   EWM Elemente

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                    11
EINFÜHRUNG: AKTUELLE SITUATION, UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND UND -VORGEHEN

Die Studie wurde in einem dreistufigen Vorgehen erarbeitet
und fokussiert sich auf fünf wesentliche Inhaltsbereiche
Fünf Fokusbereiche
                                                                                                 Um eine umfassende Übersicht über die Entwicklung des Wertschöpfungsmodells von
                                                                                                 Schweizer Banken zu erhalten, haben wir 23 Schweizer Banking Executives befragt (1. Stufe)
                                                     3       Ex-Ante-Veränderungstreiber
                                                                                                 und mehr als 100 qualifizierte Berichte und Umfragen von Drittquellen analysiert (2. Stufe).

                                                                                                 Die befragten Banken repräsentieren 78% der Bilanzsumme, 68% AuM und 76% der
                                                                                                 Anzahl der Bankmitarbeiter basierend auf den SNB-Zahlen von 2019. Die Interviews wurden
                                                                                                 quantitativ und qualitativ ausgewertet und mit den Resultaten der Analyse der Drittquellen
                                                                                                 unterlegt (3. Stufe).

                                                                                                 Im Rahmen des dreistufigen Vorgehens werden folgende fünf Inhaltsbereiche beleuchtet:
         Ex-Post-                          Heutige                             Zukünftige              Diese Veränderungstreiber beschreiben die vergangenen relevanten Entwicklungen,
    1    Veränderungs-               2     Wertschöpfungs-               4     Wertschöpfungs-    1    welche die heutigen Ausprägungen der Wertschöpfungsmodelle Schweizer Banken
         treiber                           modelle                             modelle
                                                                                                       signifikant beeinflusst haben

                                                                                                       Das Resultat dieser Entwicklungen lässt sich in der ­Charakterisierung der heute
                                                                                                  2    vorherrschenden Wertschöpfungsmodelle zusammenfassen

                                                                                                       Die Weiterentwicklung der aktuellen Wertschöpfungsmodelle wird durch das Verständ-
                                                                                                  3    nis über die heutigen und zukünftigen relevanten Veränderungstreiber geformt

                                                             Regulatorische                            Zukünftige Wertschöpfungsmodelle können sich entweder evolutionär aus den heute
                                                     5       Rahmenbedingungen                    4    vorherrschenden Modellen entwickeln oder werden komplett neu (disruptiv) gestaltet

                                                                                                       Diese wirken sich insbesondere auf die technologischen und regulatorischen
                                                                                                  5    Rahmenbedingungen aus, in welchen die Modelle der Zukunft konstruiert werden
2010                                             2020/2021

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                  12
2
                            AUSGANGSSITUATION
                            Ex-Post-Entwicklungen, Rahmenbedingungen und
                            Charakteristik der heutigen Wertschöpfungsmodelle

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                  13
AUSGANGSSITUATION: EX-POST-ENTWICKLUNGEN, RAHMENBEDINGUNGEN UND CHARAKTERISTIK DER HEUTIGEN WERTSCHÖPFUNGSMODELLE

Ausgewählte exogene Entwicklungen haben in den letzten Jahren die Wertschöpfungs-
modell-Ausgestaltung direkt oder über endogene Veränderungen beeinflusst
Ausgewählte exogene Entwicklungen ...                               ... treiben endogene, Wertschöpfungsmodell-relevante Veränderungen voran

                                                                                                 Anstieg                Markteintritt              Gestiegene
                                 Niedrigzins-                                                 Kapitalquoten              FinTech                Ausgaben Sourcing
                                   umfeld

                                                                                                      ERWEITERTES WERTSCHÖPFUNGSMODELL

                                                                         Reduktion Anzahl             REGULATORISCHES         WERTSCHÖPFUNGSKETTE                   Neue/verschärfte
     Verändertes                                  Steigende               Bankmitarbeiter             UMFELD                                                          Regularien
                                   Margen-
      Kunden-                                    Wettbewerbs-
                                   erosion
      verhalten                                   intensität                                                                      RESSOURCEN

                                                                                                      PARTNER

                                                                                                                                  FÄHIGKEITEN

                                  Angebots-          Neue
                                  kommodi-       Technologien/
                                   fizierung     Digitalisierung
                                                                                  Reduktion            Kampf um Talente                  Business             Technologie-
                                                                               Anzahl Bankfilialen     für Schlüsselprofile             Innovation            Innovationen

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                         14
AUSGANGSSITUATION: EX-POST-ENTWICKLUNGEN, RAHMENBEDINGUNGEN UND CHARAKTERISTIK DER HEUTIGEN WERTSCHÖPFUNGSMODELLE

Verschiebungen in den Wertschöpfungsmodellen Schweizer Banken haben
insbesondere in den Dimensionen Ressourcen und Fähigkeiten stattgefunden

 ENDOGENE                                                                      DETAILS ZU DEN                                                                                          IMPLIKATION
 VERÄNDERUNGEN*                                                                VERÄNDERUNGEN                                                                                           WERTSCHÖPFUNGSMODELL
 Kapitalquote                                    +       14%                   … beträgt die Zunahme der Gesamtkapitalquote (Tier 1 und Tier 2) über alle Schweizer Banken             Finanzielle Ressourcen
                                                                               hinweg (2013–2019). Systemrelevante Banken** haben im gleichen Zeitraum um über 23% zugelegt.
 FinTech                                                                       ... neu gegründete FinTech-Unternehmen haben in der vergangenen Dekade viele Prozess-                   Partner & Ressourcen
                                                 ≤        389
                                                                               und Service-Innovationen in den Bereichen Zahlungsverkehr, Kredit- und Anlagegeschäft sowie
                                                                               Bankinfrastruktur marktfähig gemacht und waren ein wichtiger Treiber der Digitalisierung im
                                                                               Schweizer Bankenmarkt.
 Sourcing-Aufwand                                ≤        15%                  … des Gesamtaufwandes haben sich die Ausgaben für Outsourcing über die vergangenen                      Partner & Fähigkeiten
                                                                               zehn Jahre bis heute entwickelt. IT-Outsourcing macht dabei heute rund 80% des Outsourcing-
                                                                               Aufwandes aus.
 Bankmitarbeiter                                 –       20%                   … beträgt die Reduktion der Anzahl der Bankmitarbeiter in der Schweiz im vergangenen Jahrzehnt.         Personelle Ressourcen
                                                                               Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter pro Institut hat sich dabei von rund 413 auf 431 erhöht.
 Bankfilialen                                    –       19%                   … der Bankfilialen aller inländischer Banken wurden zwischen 2010 und 2019 geschlossen.                 Materielle Ressourcen

 Schlüsselprofile                                ≤          8                  … unterschiedliche Profile innerhalb verschiedener Bankfachbereiche sind in der vergangenen             Ressourcen & Fähigkeiten
                                                                               Dekade aus einer Talent-Perspektive umkämpft gewesen.
 Business-Innovationen                           ≥         60                  … marktrelevante Innovationen wurden in den Bereichen Produkte/Services und                             Wertschöpfungskette
                                                                               Prozesse auf den Markt gebracht (insbesondere durch FinTechs).
 Technologie-Innovationen                        ≤          7                  … wesentliche Entwicklungen haben vor dem Hintergrund der technologischen Innovations-                  Technologie-Ressourcen &
                                                                               dynamik stattgefunden («Enabler» für Produkt-/Service- und Prozess-Innovationen).                       -Fähigkeiten
 Regularien                                      +         36                  … neue FINMA-Rundschreiben wurden zwischen 2010 und 2019 veröffentlicht und                             Regulatorisches Umfeld
                                                                               implementiert.
* Die Wertschöpfungsmodell-relevanten Veränderungen werden mit einem mathematischen Vorzeichen versehen, um die Veränderungsrichtung i.d.R. zwischen 2011 und 2020 aufzuzeigen
** Credit Suisse Group AG, UBS AG, Zürcher Kantonalbank (ZKB), Raiffeisen-Gruppe, PostFinance AG

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                    15
AUSGANGSSITUATION: EX-POST-ENTWICKLUNGEN, RAHMENBEDINGUNGEN UND CHARAKTERISTIK DER HEUTIGEN WERTSCHÖPFUNGSMODELLE

Eine nach wie vor stark integrierte Wertschöpfungskette gepaart
mit einer überschaubaren Partnereinbindung prägen das heutige Bild

WERTSCHÖPFUNGSKETTE UND PARTNER
WERTSCHÖPFUNGSKETTE                                          PARTNER – OUTSOURCING                                        PARTNER – WHITE LABELLING
• Die inkrementellen Veränderungen der Wertschöpfungs-       • Das Thema Outsourcing tangiert heute vorwiegend            • Diese Form der Zusammenarbeit wird insbesondere
  kette haben den Integrationsgrad auf einem äusserst          einzelne Teile der Wertschöpfungskette und wird von          mit ausgewählten FinTechs betrieben, um deren zusätz-
  hohen Niveau verbleiben lassen. Dieser liegt heute bei       den befragten Banking Executives kontrovers diskutiert.      liche Services aus einer Bankenperspektive zu integrieren,
  durchschnittlichen 85–90% über alle Banken hinweg.         • Eine Mehrheit der Banken bezieht Outsourcing-Aktivitäten     zu ergänzen oder die eigenen Services zu verbessern.
• Auf der Wertschöpfungsstufe «Produkte und Dienstleis-        in den Bereichen IT und Operations sowie Abwicklung &        Zudem betreiben Banken untereinander White Labelling,
  tungen» findet nach wie vor eine geringe Differenzierung     Reporting und damit in den weniger wertstiftenden            vor allem als Anbieter von White Label Fonds (Drittfonds)
  statt, da insbesondere die zur Verfügung stehenden           Teilen der Wertschöpfungskette. Angebote wie Software as     im Asset und Wealth Management sowie in den Bereichen
  Innovationen mangels Skalierbarkeit nur selektiv             a Service (SaaS) und Business Process Outsourcing (BPO)      «Robo Advisory», Zahlungsverkehr und Brokerage, wo
  implementiert werden.                                        finden jedoch nach wie vor nur begrenzte Anwendung.          sich die Anzahl der Dienstleister in den letzten drei bis
• Erste Schritte zur Vorwärtsintegration in den Bereichen    • Andererseits sind auch gewisse Re-Insourcing-Tendenzen       fünf Jahren in etwa verdreifacht hat.
  Immobilien, Vorsorge und Gesundheit und damit einher-        zu beobachten (in ausgewählten Bereichen, wie z.B. Zah-    • Des Weiteren offerieren Banken – in Finanzdienstleistungs-
  gehende Erweiterungen des Produktangebotes sind bis          lungsverkehrsverarbeitung). Schweizer Banken möchten         bereichen, in welchen eine Banklizenz benötigt wird – White-
  heute nur vereinzelt umgesetzt worden.                       die Abhängigkeit zu externen Partnern vermeiden und          Labelling-Lösungen auch Drittanbietern. Dieser Service
                                                               neue Technologien für mehr Handlungsfähigkeit selbst         reicht dabei von einzelnen Dienstleistungen bis hin zum
                                                               verstehen, priorisieren und einsetzen.                       kompletten Bankbetrieb (Banking as a Service – BaaS).

                                                                                                                                              REGULATORISCHES
                                                                                                                                              UMFELD
                                                                                                                                                                             WERTSCHÖPFUNGSKETTE
                                                                                                                                                                                        Akquisition &                      Beratung &                          Produkte &                    Abwicklung &
                                                                                                                                                                                          Vertrieb                         Betreuung                        Dienstleistungen                  Reporting

  «Nach wie vor wird heute in der Schweiz sehr viel selbst gemacht. Natürlich sind Player auf                                               PARTNER

                                                                                                                                           Outsourcing
                                                                                                                                                                                                                                           Operations und IT

                                                                                                                                                                                                                                          Führung und Support

  den Markt gekommen, die z.B. Bankensoftware anbieten und für kleinere und mittlere Banken
                                                                                                                                                                                                                                               führen aus
                                                                                                                                          White Labelling                    RESSOURCEN
                                                                                                                                                                             Finanziell              Personell              Materiell                 Immateriell          Organisatorisch      Technologisch
                                                                                                                                           Empfehlung                        – Eigenkapital          – Interne MA           – Immobilien              – Produkte &         – Prozesse           – Software

  macht es sehr viel Sinn, z.B. SaaS und BPO einzusetzen. Dies geschieht jedoch nicht in einer
                                                                                                                                                            stellen bereit
                                                                                                                                                                             – Fremdkapital          – Externe MA           – Infrastruktur             Services           – Governance         – Infrastruktur
                                                                                                                                                                                                                                                      – Marke                                   – Daten
                                                                                                                                          Kollaboration &
                                                                                                                                           Kooperation
                                                                                                                                                                                                                                                befähigen

  Grösse und einem Ausmass, wie es in anderen Märkten vorkommt.» BANKING EXECUTIVE
                                                                                                                                           Beteiligung &
                                                                                                                                                                             FÄHIGKEITEN
                                                                                                                                          Joint Ventures
                                                                                                                                                                             Fachlich                            Organisatorisch                      Technologisch                   Digital
                                                                                                                                                                             – Zahlen, Sparen, Anlegen,          – Führung, Strategie &               – IT-Architektur                – Digital Literacy
                                                                                                                                          Open Banking
                                                                                                                                                            stellen bereit     Finanzieren, Vorsorgen              Entwicklung                        – Applikationen                 – Data Analytics
                                                                                                                                                                             – Vertrieb, Marketing,              – Kultur                             – Entwicklung                   – Cloud Computing &
                                                                                                                                                                               Legal, Compliance, HR,            – Change                             – Schnittstellen; API             Cyber Security
                                                                                                                                          Cloud Banking                        Risk Management                   – Agilität                           – Daten-Management &            – Automatisierung
                                                                                                                                                                                                                                                        -Governance                   – DLT

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                                                                                                                    16
AUSGANGSSITUATION: EX-POST-ENTWICKLUNGEN, RAHMENBEDINGUNGEN UND CHARAKTERISTIK DER HEUTIGEN WERTSCHÖPFUNGSMODELLE

Hohe personelle Ressourcenintensität und eingeschränkte Anwendung von Technologien
sorgen für ein nur begrenztes Ausschöpfen operationellen Optimierungspotenzials

RESSOURCEN
FINANZIELLE RESSOURCEN                                               MATERIELLE & TECHNOLOGISCHE RESSOURCEN                          TECHNOLOGISCHE RESSOURCEN
• Die Gesamtkapitalquote beträgt heute mehr als 20%                  • Die Diffusion mobiler Endgeräte (z.B. besassen 92%            • Im Kontext der strategischen Absicht, die Kundenschnitt-
   über alle Schweizer Banken hinweg. Hauptgrund für                   der Personen in der Schweiz 2018 ein oder mehrere               stelle zu besetzen, hat die Bedeutung von Daten massiv
   die Zunahme von ca. 14% seit 2010 ist die Einführung                Smartphones) in Kombination mit Erfahrungen aus anderen         zugenommen (mehr als 70% der Schweizer Finanzinstitute
   umfassender Reformen bezüglich der Kapitaldefinition,               Industrien führte zu einem neuen Kundenverhalten.               erachten Kundendaten als wichtig für weiteren Geschäfts-
   -anforderungen und -berechnungen durch die revidierten            • Diese veränderten Kundenanforderungen (heute zählen             ausbau). Heute fokussiert sich die Mehrheit der implemen-
   Basel-III-Vorschriften als Antwort auf die globale Finanzkrise.     knapp 70% der Privatkunden zu «Digital First») verlangen        tierten Analytics Use Cases auf einfache deskriptive
                                                                       nach einem neuen, digitaleren und über unterschiedliche         Analyse von historischen Daten, um Muster und Verhaltens-
PERSONELLE RESSOURCEN                                                  Kundeninteraktionspunkte verfügbarem Produkte- und              weisen der Kunden zu identifizieren. Anspruchsvollere prä-
• Ein Hauptgrund für die Zunahme der durchschnittlichen                Serviceangebot. Dieser «Multi Touchpoint»-Ansatz ist bis        diktive Analysen, z.B. ermöglicht durch Nutzung intelligenter
  Anzahl der Mitarbeiter pro Bank (2010: Ø 413, 2019: Ø 431)           heute sehr stark auf Filialen, Telefongespräche und E-Mails     Algorithmen, sind häufig noch nicht vorhanden.
  ist der Zuwachs an Spezialisten (z.B. in den Bereichen               zwischen Bank und Kunden ausgerichtet und bindet die          • Die Verschiebung von technologischer Infrastruktur in die
  Legal & Compliance, Automatisierung und Digitalisierung),            digitalen Kanäle wie z.B. Smartphones noch zu wenig ein.        Cloud und zeitgleiche Entwicklung von Microservices ist
  mitunter hervorgerufen durch verschärfte Regulationen.                                                                               bis heute noch nicht realisiert.
  Als Folge hat sich die Mitarbeiterproduktivität verschlech-        IMMATERIELLE RESSOURCEN                                         • In Zuge dessen wurden technologische Innovationen wie
  tert, da der Zuwachs auch nicht durch Industrialisierungs-         • Das neue Kundenverhalten verlangt zudem verstärkt digi-         interaktive Endgeräte, NFC-Technologie, Social Computing,
  massnahmen kompensiert werden konnte.                                tale Produkte & Services sowie vermehrt hybride Beratung.       Automation/Robotics und DLT über die Jahre in unter-
• Eine Optimierung dieser scheitert zudem an den teilweise             Dieses Angebot ist heute nur in einer begrenzten Auswahl        schiedlicher Form und Verbreitung implementiert.
  unflexiblen und monolithischen IT-Strukturen der Banken,             vorhanden, so bietet z.B. aktuell nur etwa ein Drittel der
  die zudem einen zu starken Fokus auf unrealisierbare                 Banken einen Online-Abschluss von Konten an. Laut Aus-                            REGULATORISCHES
                                                                                                                                                         UMFELD
                                                                                                                                                                                        WERTSCHÖPFUNGSKETTE

  Prozessstandardisierung, -digitalisierung und -automa-               sagen interviewter Entscheidungsträger, liegt der Grund                                                                     Akquisition &
                                                                                                                                                                                                     Vertrieb
                                                                                                                                                                                                                                      Beratung &
                                                                                                                                                                                                                                      Betreuung

                                                                                                                                                                                                                                                      Operations und IT
                                                                                                                                                                                                                                                                          Produkte &
                                                                                                                                                                                                                                                                       Dienstleistungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Abwicklung &
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Reporting

  tisierung haben.                                                     für kein breiteres Vertreten solcher Innovationen oft in
                                                                                                                                                       PARTNER
                                                                                                                                                                                                                                                     Führung und Support
                                                                                                                                                      Outsourcing

                                                                       mangelnder Skalierbarkeit oder fehlenden Business Cases.
                                                                                                                                                                                                                                                          führen aus
                                                                                                                                                     White Labelling                    RESSOURCEN
                                                                                                                                                                                        Finanziell              Personell              Materiell                 Immateriell          Organisatorisch      Technologisch
                                                                                                                                                      Empfehlung       stellen bereit   – Eigenkapital          – Interne MA           – Immobilien              – Produkte &         – Prozesse           – Software
                                                                                                                                                                                        – Fremdkapital          – Externe MA           – Infrastruktur             Services           – Governance         – Infrastruktur
                                                                                                                                                                                                                                                                 – Marke                                   – Daten
                                                                                                                                                     Kollaboration &

«Vom selbst gesetzten Ziel der Banken, ein 80:20-Verhältnis (Belegschaft Front- vs. Backoffice)
                                                                                                                                                      Kooperation
                                                                                                                                                                                                                                                           befähigen
                                                                                                                                                      Beteiligung &
                                                                                                                                                                                        FÄHIGKEITEN
                                                                                                                                                     Joint Ventures
                                                                                                                                                                                        Fachlich                            Organisatorisch                      Technologisch                   Digital

zu erreichen, und dem Status von vor ca. 8 Jahren, welcher bei ca. 50:50 lag, sind wir heute eher
                                                                                                                                                                                        – Zahlen, Sparen, Anlegen,          – Führung, Strategie &               – IT-Architektur                – Digital Literacy
                                                                                                                                                     Open Banking
                                                                                                                                                                       stellen bereit     Finanzieren, Vorsorgen              Entwicklung                        – Applikationen                 – Data Analytics
                                                                                                                                                                                        – Vertrieb, Marketing,              – Kultur                             – Entwicklung                   – Cloud Computing &
                                                                                                                                                                                          Legal, Compliance, HR,            – Change                             – Schnittstellen; API             Cyber Security
                                                                                                                                                     Cloud Banking                        Risk Management                   – Agilität                           – Daten-Management &            – Automatisierung

bei einem 40:60 Verhältnis.» BANKING EXECUTIVE
                                                                                                                                                                                                                                                                   -Governance                   – DLT

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                                                                                                                               17
AUSGANGSSITUATION: EX-POST-ENTWICKLUNGEN, RAHMENBEDINGUNGEN UND CHARAKTERISTIK DER HEUTIGEN WERTSCHÖPFUNGSMODELLE

Unterschiedliche Fähigkeitselemente wurden in den letzten Jahre nicht
ausreichend weiterentwickelt, um sich im Markt zu differenzieren

FÄHIGKEITEN
FACHLICHE FÄHIGKEITEN                                             ORGANISATORISCHE FÄHIGKEITEN                                  DIGITALE FÄHIGKEITEN
• Acht unterschiedliche Talent-Profile mit entsprechenden         • Heute herrscht nach wie vor ein starkes Silo-Denken         • Digitalisierung wird zwar als zentraler Erfolgsfaktor von
  Fähigkeiten wurden von den Banken auf dem Recruiting-             entlang von funktionalen Organisationsstrukturen oder         Veränderung und Differenzierung gesehen, allerdings sind
  Markt stark umworben: Relationship Manager/Hunter,                komplexen Matrixorganisationen. Getrieben durch               digitale Fähigkeiten bis heute zu wenig aufgebaut und
  Vertriebsexperten, Anlagespezialisten, Fondsmanager,              Trends wie Digitalisierung und Automatisierung hat eine       genutzt worden, um das Wertschöpfungsmodell entschei-
  Chief Operating Officer, Digitalisierer, Compliance Officer       Verschiebung von operativen, abwicklungsorientierten          dend zu formen (z.B. nur etwa mehr als ein Drittel der
  und M&A Advisory-Experten.                                        Funktionen zu konzeptionellen «Business-Rollen»               Banken haben ihre Stellenprofile um digitale Kompetenzen
• In Bezug auf die Wertschöpfungsbereiche fällt auf, dass           stattgefunden.                                                erweitert).
  speziell in den Front-Bereichen mehrheitlich Spezialisten                                                                     • Da dieses Know-how somit oftmals noch nicht Inhouse
  tätig sind, bei welchen «Soft Skills» wie Empathie, Menschen-   TECHNOLOGISCHE FÄHIGKEITEN                                      vorhanden ist, haben die Banken bestehende Mitarbeiter
  kenntnis und interkulturelle Kompetenz einen Differen-          • Monolithische IT-Architekturen, teilweise gepaart mit         ausgetauscht/umgeschult oder externe Unterstützung
  zierungsfaktor bilden. In den Bereichen Abwicklung und            grossem Überhang an Altsystemen, binden weiterhin             in Anspruch genommen. Lediglich ca. 15% der Banken
  Reporting sowie Operations und IT sind nach wie vor               personelle und finanzielle Ressourcen. Es wird in diesem      können sich vorstellen, dass sich ihre Führungskräfte als
  eher Generalistenprofile gefragt.                                 Zusammenhang auch von einem technologischem                   «Digital Leader» etablieren, was den tiefen Stand der
• Demografischer Wandel verschärft den Kampf um                     «Klumpfuss» gesprochen (bis zu 74% aller IT-Investitionen     digitalen Kompetenz verdeutlicht.
  Talente zusätzlich. Der Markteintritt von Non-Banking-            fallen bei den Betriebskosten an).
  Unternehmen (z.B. BigTechs, FinTechs) verschärft die            • Zudem limitieren die wenig flexiblen und monolithischen
  Konkurrenzsituation massiv (ca. 85% der Banken sind               Kernbankensysteme die nächste Stufe der Standardisie-
  sich einig, dass die Rekrutierung von Talenten wegen ver-         rung und Automatisierung in Abwicklung & Reporting wie
  änderter Berufsprofile sowie nachlassender Anziehungs-            auch in den Operationsprozessen.                                               REGULATORISCHES
                                                                                                                                                   UMFELD
                                                                                                                                                                                  WERTSCHÖPFUNGSKETTE

  kraft der Banken schwieriger wird).                                                                                                                                                        Akquisition &
                                                                                                                                                                                               Vertrieb
                                                                                                                                                                                                                                Beratung &
                                                                                                                                                                                                                                Betreuung

                                                                                                                                                                                                                                                Operations und IT
                                                                                                                                                                                                                                                                    Produkte &
                                                                                                                                                                                                                                                                 Dienstleistungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Abwicklung &
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Reporting

                                                                                                                                                 PARTNER
                                                                                                                                                                                                                                               Führung und Support
                                                                                                                                                Outsourcing

                                                                                                                                                                                                                                                    führen aus

«Digitale Fähigkeiten müssen in Zukunft beherrscht werden. Upskilling muss daher jetzt in grossem Stil statt-
                                                                                                                                               White Labelling                    RESSOURCEN
                                                                                                                                                                                  Finanziell              Personell              Materiell                 Immateriell          Organisatorisch      Technologisch
                                                                                                                                                Empfehlung       stellen bereit   – Eigenkapital          – Interne MA           – Immobilien              – Produkte &         – Prozesse           – Software
                                                                                                                                                                                  – Fremdkapital          – Externe MA           – Infrastruktur             Services           – Governance         – Infrastruktur
                                                                                                                                                                                                                                                           – Marke                                   – Daten

finden, wobei auch der Zukauf von Fähigkeiten und deren Integration ein Thema sein werden. Zudem müssen
                                                                                                                                               Kollaboration &
                                                                                                                                                Kooperation
                                                                                                                                                                                                                                                     befähigen
                                                                                                                                                Beteiligung &
                                                                                                                                                                                  FÄHIGKEITEN
                                                                                                                                               Joint Ventures

wir stark in die Agilität der Organisation und das «End-to-End»-Verständnis der Mitarbeiter investieren.»
                                                                                                                                                                                  Fachlich                            Organisatorisch                      Technologisch                   Digital
                                                                                                                                                                                  – Zahlen, Sparen, Anlegen,          – Führung, Strategie &               – IT-Architektur                – Digital Literacy
                                                                                                                                               Open Banking
                                                                                                                                                                 stellen bereit     Finanzieren, Vorsorgen              Entwicklung                        – Applikationen                 – Data Analytics
                                                                                                                                                                                  – Vertrieb, Marketing,              – Kultur                             – Entwicklung                   – Cloud Computing &
                                                                                                                                                                                    Legal, Compliance, HR,            – Change                             – Schnittstellen; API             Cyber Security
                                                                                                                                               Cloud Banking                        Risk Management                   – Agilität                           – Daten-Management &            – Automatisierung
                                                                                                                                                                                                                                                             -Governance                   – DLT

BANKING EXECUTIVE

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                                                                                                                         18
AUSGANGSSITUATION: EX-POST-ENTWICKLUNGEN, RAHMENBEDINGUNGEN UND CHARAKTERISTIK DER HEUTIGEN WERTSCHÖPFUNGSMODELLE

Die generellen regulatorischen Rahmenbedingungen
werden von den Banken als gut beurteilt

REGULATORISCHES UMFELD
• Die Bankenregulierung hat gemäss 75% der Interview-          Konsumentenschutz und Verbrechensprävention aus-              • Die hohe Zahl regulatorischer Änderungen der letzten
  teilnehmer entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung        gerichtet, erschweren dadurch gleichzeitig die Wahl der         Jahre (AIA, Basel III, FIDLEG, etc.) hat innerhalb der
  der Wertschöpfungsmodelle.                                   innovativsten Lösungen. ​                                       Banken bedeutende Ressourcen absorbiert, was die
• Die meisten sehen die geltende Regulierung jedoch          • Solange für sämtliche Marktteilnehmer dieselben Regeln          Weiterentwicklung zukunftsorientierter Themen verlang-
  nicht als entscheidendes Hindernis für die Ausgestaltung     gelten, halten die befragten Banking Executives die             samt hat. Dies gilt beispielsweise für Investitionen in
  und Weiterentwicklung der Wertschöpfungsmodelle.             geltenden Regulierungen nicht für allzu problematisch,          die «End-to-End»-Digitalisierung und Automatisierung
  Neue Ansätze können im bestehenden Regulierungs-             da alle «gleich lange Spiesse» hätten.​                         der internen Prozesse oder auch für den innovativen
  rahmen grundsätzlich umgesetzt werden. Innovations-        • Regulatorische Anforderungen erhöhen die Eintrittsbarrieren     Umgang mit Daten mittels moderner Analysemethoden. ​
  und Anpassungsprozesse werden jedoch teilweise               und funktionierten lange als Schutz der Banken. Heute         • Zusätzliche oder verschärfte Regulierungen würden
  erschwert und verteuert.                                     führen die regulatorischen Anforderungen aber zunehmend         die Evolution der Wertschöpfungsmodelle und die Inno-
• Die heutige Banken- und Finanzmarktregulierung ist           zur nachhaltigen Gefährdung des Geschäftsmodells, da            vationstätigkeit der Branche erschweren.​
  weitgehend prinzipienbasiert und technologieneutral          sie die Innovations- und Anpassungsprozesse in Banken         • Die generellen Rahmenbedingungen in der Schweiz
  ausgestaltet. Dies gibt den Finanzinstituten einen           einschränken oder zumindest erschweren und verteuern.           werden von den Interviewteilnehmern als überwiegend
  gewissen Interpretations- und Handlungsspielraum bei       • Die Schweiz ist bei den meisten Themen gut und inter-           gut beurteilt. Infrastruktur, Bildungsangebote und poli-
  der Anwendung bestehender Regeln auf neue Techno-            national kompetitiv reguliert. Bei innovationsrelevanten        tisches Umfeld unterstützen die Banken bei der Weiter-
  logien und Geschäftsmodelle. Gleichzeitig führt dies         Regulierungen (z.B. E-ID) ist sie punktuell im Rückstand.       entwicklung ihrer Wertschöpfungsmodelle. Einschränkend
  zu einem Mehraufwand, da einzelne Anwendungsfälle            Banken nutzen nicht den vollständigen Spielraum für             wirkt sich die Verfügbarkeit von Fachkräften aus.
  auf ihre Zulässigkeit geprüft werden müssen.                 Innovation, welchen der Gesetzesrahmen bieten würde
• Vorschriften wie KYC, AML, FATCA, Schriftlichkeitserfor-     (z.B. bei elektronischen Signaturen), was auf den hohen
  dernis und Bankkundengeheimnis sind auf Sicherheit,          Klärungsaufwand und fehlende Innovationsanreize                                  REGULATORISCHES
                                                                                                                                                UMFELD
                                                                                                                                                                               WERTSCHÖPFUNGSKETTE

                                                               zurückgeht. ​                                                                                                              Akquisition &
                                                                                                                                                                                            Vertrieb
                                                                                                                                                                                                                             Beratung &
                                                                                                                                                                                                                             Betreuung

                                                                                                                                                                                                                                             Operations und IT
                                                                                                                                                                                                                                                                 Produkte &
                                                                                                                                                                                                                                                              Dienstleistungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Abwicklung &
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Reporting

                                                                                                                                              PARTNER
                                                                                                                                                                                                                                            Führung und Support
                                                                                                                                             Outsourcing

                                                                                                                                                                                                                                                 führen aus
                                                                                                                                            White Labelling                    RESSOURCEN
                                                                                                                                                                               Finanziell              Personell              Materiell                 Immateriell          Organisatorisch      Technologisch
                                                                                                                                             Empfehlung       stellen bereit   – Eigenkapital          – Interne MA           – Immobilien              – Produkte &         – Prozesse           – Software
                                                                                                                                                                               – Fremdkapital          – Externe MA           – Infrastruktur             Services           – Governance         – Infrastruktur

«In der Schweiz – und selbst in der EU – führt die länderspezifische Auslegung von Regulationen (wie z.B. MiFID II,
                                                                                                                                                                                                                                                        – Marke                                   – Daten
                                                                                                                                            Kollaboration &
                                                                                                                                             Kooperation
                                                                                                                                                                                                                                                  befähigen
                                                                                                                                             Beteiligung &
                                                                                                                                                                               FÄHIGKEITEN
                                                                                                                                            Joint Ventures

FIDLEG) zu Friktionen und Ineffizienzen, welche Skaleneffekte verhindern und fundamentalen Veränderungen
                                                                                                                                                                               Fachlich                            Organisatorisch                      Technologisch                   Digital
                                                                                                                                                                               – Zahlen, Sparen, Anlegen,          – Führung, Strategie &               – IT-Architektur                – Digital Literacy
                                                                                                                                            Open Banking
                                                                                                                                                              stellen bereit     Finanzieren, Vorsorgen              Entwicklung                        – Applikationen                 – Data Analytics
                                                                                                                                                                               – Vertrieb, Marketing,              – Kultur                             – Entwicklung                   – Cloud Computing &
                                                                                                                                                                                 Legal, Compliance, HR,            – Change                             – Schnittstellen; API             Cyber Security

sowie Innovationen teilweise entgegenwirken.» BANKING EXECUTIVE
                                                                                                                                            Cloud Banking                        Risk Management                   – Agilität                           – Daten-Management &            – Automatisierung
                                                                                                                                                                                                                                                          -Governance                   – DLT

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                                                                                                                      19
AUSGANGSSITUATION: EX-POST-ENTWICKLUNGEN, RAHMENBEDINGUNGEN UND CHARAKTERISTIK DER HEUTIGEN WERTSCHÖPFUNGSMODELLE

Zusammenfassend lassen sich die heutigen Wertschöpfungsmodelle Schweizer Banken
als weitestgehend in sich geschlossen sowie nur begrenzt digital und agil beurteilen

 EWM DIMENSION EWM ELEMENT                                         EVOLUTIONSGRAD*
                                                                   1                             2                     3                            4                           5
                                                                                                                                                                                     Die heutigen Wertschöpfungsmodelle Schweizer Banken sind in der
Wertschöpfungskette Integrationsgrad (%)
                                                                   Hohe Integration                             Teilintegration                               Wenig Integration      Gesamtheit noch auf einem niedrigen Evolutionsgrad hinsichtlich
                                                                   (>75%)                                           (>50%)                                              (
3                        EX-ANTE-ENTWICKLUNGEN
                            Einflussfaktoren mit ihren Chancen und Herausforderungen

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                         21
EX-ANTE-ENTWICKLUNGEN: EINFLUSSFAKTOREN MIT IHREN CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN

Die Evolution der Wertschöpfungsmodelle wird zukünftig beschleunigt
durch die Intensivierung ausgewählter exogener Einflussfaktoren
Gemäss der befragten Banking Executives dürfte die Evolution der Wertschöpfungsmodelle trotz                                        Der aufgezeigte Evolutionsgrad der Wertschöpfungsmodelle
hinderlicher Marktcharakteristika insbesondere von den exogenen Einflussfaktoren Kundenverhalten,                                   Schweizer Banken wird von den befragten Banking Executives in
Technologien und Wettbewerb beschleunigt werden.                                                                                    erster Linie mit dem bis heute nur begrenzten Einfluss der exogenen
                                                                                                                                    Veränderungstreiber erklärt. Zwar beschleunigten diese die Evolution
                                                                                                                                    in den letzten Jahren, jedoch haben sie ihr vollständiges Potenzial
                                                                                                                                    noch nicht entfalten können.
                                                                                                                    EVOLUTION DER
                                                                                    n                            WERTSCHÖPFUNGS-
                                                                             alte                                                   Im Vordergrund steht dabei die fehlende Skalierbarkeit, welche trotz
                                                                     n verh                                              MODELLE
                                                                                                                                    signifikantem Marktwachstum in den letzten Jahren transformative
                                                                    e                   ät
                                                               und                  nsit
                                                         ngK              b s inte                                                  Investitionen gerade für die Nicht-Grossbanken erschwert und
                                                     ru                e r
                                                   de             bew                 rung                                          technische Innovationen für Einzelinstitute limitiert.
                                              rän              ett          t a lisie
                                            Ve              W            igi
 Niedrigzinsumfeld                                      de            /D
                                                  igen          g ien                                                               Zudem wird der recht begrenzte Kostendruck, welcher bisher auch
                                                 e            lo
                                              St           no                                                                       trotz Negativzinsen und Margenerosion nicht als hoch genug ein-
 Margenerosion                                        ech                                                                           geschätzt wird, als Hauptfaktor genannt, warum Banken sich bei-
                                                   eT
                                                eu                                                                                  spielsweise nicht früher dem Aufbrechen der Wertschöpfungskette
                                             N
                                                                                                                                    gewidmet haben – auch seitens Wettbewerb und Kunden kam hier
 Angebotskommodifizierung
                                                                                                                                    kein ausreichender «Push».

                                                                                                                                    Als weitere Gründe werden die monolithischen Kernbankensysteme
                                                                                                                                    bzw. Altsysteme, welche die Anwendung neuer Technologien
                                                                                                                                    erschweren, und eine historisch etablierte und begrenzte Verände-
                                             Begrenzter Kostendruck (80%)                                                           rungskultur sowie der starke Fokus auf die Umsetzung regulatorischer
                                             Fehlende Skalierbarkeit (80%)                                                          Anforderungen genannt.
                                             Technologische Altsysteme (70%)
 HEUTE                                                                                                                              Zukünftig wird entsprechend davon ausgegangen, dass gerade die
                                             Bedingte Veränderungskultur (40%)
                                             Bewerkstelligung regulatorischer Anforderungen (20%)
                                                                                                                                    Faktoren Kundenverhalten und Wettbewerb als «Push Factors»
                                                                                                                                    stark zunehmen und diese im Dreiklang mit dem Faktor Technologie
                                             Prozentuale Nennungen der befragten Banking Executives (gerundet)                      als «Pull Factor» und «Enabler» die Evolution der Wertschöpfungs-
                                                                                                                                    modelle Schweizer Banken deutlich beschleunigen werden.

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                         22
EX-ANTE-ENTWICKLUNGEN: EINFLUSSFAKTOREN MIT IHREN CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN

Die Kundenschnittstelle gerät unter Druck: Eine nach wie vor nur gering Technologie-
affine Kundschaft verliert mit stetig zunehmender Digitalisierung an Loyalität …
Veränderungen im Kundenverhalten entlang eines vereinfachten Kundenlebenszyklus                                     Wertschöpfungsmodell-relevante Veränderungen lassen sich am stärksten in Bezug auf
                                                                                                                    die Erwartungen sowie insbesondere das Auswahlverhalten und die Kunde-Bank-Bindung
                                                                                                                    entlang des Kundenlebenszyklus feststellen.

                                                                                                                    Die entscheidende Veränderung ist hierbei, dass die Mehrheit der Schweizer Privatkunden
                                                                                                                    (>50%) heute bereits einen «Best of Personal Fit»-Ansatz gegenüber dem klassischen «One
                                                                                                                    Stop Shop»-Hausbankansatz bei der Produktauswahl vorzieht: Kunden schauen vermehrt kri-
                                     Bedürfnis und                                  Erwägung                        tischer als in der Vergangenheit auf den persönlichen Mehrwert und das Leistungsergebnis.
                                      Erwartung                                    und Auswahl
                                                                                                                    Während die Nachfrage nach klassischen Bankdienstleistungen wie Zahlen, Sparen, Anlegen,
                                                                                                                    Vorsorgen und Finanzieren in Zukunft hoch bleiben dürfte – was übrigens eine Bestätigung
                                                                                                                    für das Geschäftsmodell der Banken hinsichtlich der Abdeckung finanzieller Grundbedürfnisse
                                                                                                                    ist – gerät die Kundenschnittstelle, deren anhaltendes Besetzen von 100% der befragten Banken-
                                                                                                                    vertreter als entscheidender Erfolgsfaktor der Zukunft bezeichnet wurde, unter Druck.

                                                                                                                    Dabei spielt es eine grosse Rolle, dass gerade im Privatkundengeschäft – im Private Banking
                                                                                                                    sowie im Firmenkundengeschäft findet diese Entwicklung verlangsamt statt – knapp 70% der
                                                                                                                    Kunden bereits heute mehrheitlich über digitale Kanäle mit der Bank interagieren sowie zahl-
                                                                                                                    reiche Kunden digital Produkte vergleichen (40%), sodass der persönliche Einfluss auf die
                                     Erfahrung                                       Nachfrage                      Kundenbindung sinkt.
                                    und Bindung                                      und Kauf
                                                                                                                    Gleichzeitig werden die Bedürfnisse der Kunden komplexer und die Erwartungen gerade an
                                                                                                                    digitale Lösungen, auch durch gesellschaftliche Trends wie das Thema Nachhaltigkeit, steigen
                                                                                                                    und werden ein bedeutender Faktor bei Auswahl und Kauf von Bankangeboten.

                                                                                                                    Zusammengefasst wirken die Veränderungen im Kundenverhalten daher als «Push Factor»
                                                                                                                    auf den Aufbruch der Wertschöpfungskette sowie im Querschnitt auf die Entwicklung not-
Stärke der Herausforderungen für die heutigen Wertschöpfungs-                                                       wendiger Ressourcen und Fähigkeiten für den Aufbau und die Steuerung eines holistisch
modelle Schweizer Banken durch Veränderungen im Kundenverhalten:   bleibt gleich   steigt leicht   steigt (stark)
                                                                                                                    digitalisierten Kundenlebenszyklus.

Perspektiven zur Zukunft des Schweizer Banking                                                                                                                                                                  23
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