Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich

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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
notabene
                                         Nr 1 / Februar 2019
                                         Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

               Was es braucht,
Paarberatung und Mediation /
damit die Liebe hält
Seite 12                                       Seite 4

10 000 Briefe und eine Bibel                   Bitte einmischen!
Wie Zürich die Reformation in die Welt         Beatrice Müller, Ex-Tagesschau-Frau
hinaustrug                                     plädiert für eine Kirche, die mitredet
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser

Die Kirche gilt nicht gerade als erste Ad-   grosse Dienste leistet, wenn es darum
                                                                                                                   Aktuell
resse für Fragen zur Sexualität, ge-         geht, Paare in Beziehungsfragen zu be-
schweige denn für Tipps zu knisternder       raten und zu unterstützen. Die Fachstel-                    Nachrichten
Erotik. Jahrhundertelang wurden viele        len der «Paarberatung und Mediation                                      3–8
ihrer Vertreter nicht müde, alles Körper-    im Kanton Zürich» wurden von der re-
liche hauptsächlich zu verteufeln und        formierten und der katholischen Kirche                          Nachgefragt
Sexualität höchstens als Fortpflanzungs-     in den 1950er Jahren ins Leben gerufen        Beatrice Müller, wo ist die
mechanismus        verschämt     in    den   und leisten bis heute fachlich qualifi-     Stimme der Kirche gefragt?
Schranken der Ehe zuzulassen. Diese ri-      zierte und geschätzte Arbeit. (Lesen Sie                                    4
giede Haltung ist zwar mittlerweile passé    dazu den Artikel ab Seite 10.)
und die Moralkeule                                                 Ihre     kirchliche              Best of «diesseits.ch»
beiseitegelegt.                                                  Trägerschaft hän-       Darf die Kirche politisieren?
   Gleichwohl      tut                                           gen die Beratungs-
sich die Kirche nicht   «Heisse Tipps fürs                       stellen nicht an die
                                                                                                                         5

leicht, das Thema,      Beziehungsleben.»                        grosse Glocke – und                       Schwerpunkte
das in der Gesell-                                               betonen dafür stär-
                                                                                         Teilrevision Kirchenordnung:
schaft omnipräsent                                               ker ihre Fachkom-
ist, aus ihrer Sicht offen aufzugreifen.     petenz und ihre Offenheit für alle Ratsu-          So wird sie umgesetzt
   Im letzten Herbst hat sich immerhin       chenden, unabhängig von religiöser                                          9
die Frauenkonferenz des SEK an das           Herkunft, sexueller Orientierung und         Paarberatung: Wir müssen
Thema gewagt und gefragt, wie man            gelebter Beziehungsform.                         reden – aber nicht nur
heute über Sexualität reden, welche Bei-       Dass Paare das Know-how der Bezie-                                   10 – 11
träge die Theologie leisten kann und ob      hungsprofis nicht nur im Krisenfall be-
                                                                                          Wie Zürich die Reformation
auch in der Bibel Anknüpfungspunkte          anspruchen dürfen, sondern auch heisse
zu finden sind, um Sexualität als Ge-        Tipps für mehr «Qualitätszeit» unter der    zum Exportschlager machte
schenk wertschätzen und geniesssen zu        Bettdecke beziehen können, streichen                                   12 – 14
dürfen. Die Antworten darauf waren           die Fachstellen derzeit mit einer witzi-                    Jenseits der
vielschichtig und unverkrampft.              gen Kampagne heraus. Das ist kein billi-              Pilgerautobahnen
   Übrigens: Ziemlich keck und direkt        ger Marketingtrick, sondern spiegelt                                       15
hört man derzeit im Zwingli-Film auch        eine Haltung, die kirchlich getragene
den Reformator über die «Brunst» refe-       Paarberatung nicht nur problemfixiert                                Rubriken
rieren, als er sich vor 500 Jahren daran     versteht – sondern auch die lustvollen
                                                                                                Themen und Termine
machte, den Zölibat abzuschaffen...          Seiten des Beziehungslebens zu benen-                                  16 – 18
   Also ist und war die Kirche doch nicht    nen und unverschämt zu schätzen weiss.
immer so verklemmt, wie man gemein-                                                          Porträt: Ostsee-Mission
                                                                                                                        19
hin annimmt. So oder so darf man der         Christian Schenk
Kirche anrechnen, dass sie seit langem       Redaktor «notabene»                               Impressum / Cartoon
                                                                                                                        20

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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Karl-Barth-Jahr 2019 / Gedenken                             an den

                                                                                                                                                                        Foto: © epd-bild / Hans Lachmann
                                Popstar der Theologie
                                sch. Vor 100 Jahren sorgte der Schweizer        fältigen Aktionen an den Theologen.
                                Pfarrer Karl Barth (1886  – 1968) mit ei-         Christiane Tietz, Professorin für sys-
                                nem Kommentar zum Römerbrief in der             tematische Theologie an der Universität
                                theologischen Fachwelt für Furore. Er-          Zürich und Barth-Biografin, bringt das
                                schüttert durch das Grauen des Ersten           Bahnbrechende von Barths Theologie
                                Weltkriegs und die Billigung des Kriegs-        auf den Punkt: «Wer von Gott etwas er-           Mehr Barth
                                treibens durch die Kirche, wandte er sich       fahren will, kann nicht vom Menschen             • Ausstellung: Der Reformierte
                                ab von der Theologie seiner Zeit. Später        ausgehen.» Gott sei der ganz Andere,             Bund in Deutschland stellt Arbeits-
                                positionierte er sich als Theologieprofes-      erklärte Tietz Barths Ansatz in einem            materialien bereit. Darunter eine
                                                                                                                                 Wanderausstellung für Kirchge-
                                sor in Bonn gegen Hitler und wurde als          Interview auf SRF, «so anders, dass wir
                                                                                                                                 meinden: www.karl-barth-jahr.eu
                                Mitbegründer der Bekennenden Kirche             als Menschen eigentlich nicht über Gott          Die Ausstellung wird vom 27. Mai
                                aus Deutschland ausgewiesen.                    sprechen können».                                bis zum 7. Juni am Hirschengraben
                                  Dank seinem Widerstand gegen die                Die Aufgabe der Theologie ist es aller-        50 in Zürich zu sehen sein.
                                Naziideologie, die auch die Kirchen jener       dings, über Gott zu sprechen. Diese              • Biografie: Christiane Tietz: «Karl
                                                                                                                                 Barth. Ein Leben im Widerspruch».
                                Zeit zu vereinnahmen suchte, erlangte           Spannung sei wichtig, damit man sich
                                                                                                                                 C.H. Beck, 2018. 538 Seiten, Fr.
                                Barth Anerkennung weit über theologi-           als Theologe und Theologin nicht dazu            48.90. Die Autorin kann für Refera-
                                sche Fachkreise hinaus. Der fortan an der       versteigt, Gott in einen Satz zwischen           te angefragt werden. Kontakt:
                                Universität Basel lehrende Theologe             zwei Punkte zu fassen.Tietz zeichnet in          christiane.tietz@theol.uzh.ch
                                wurde in der Nachkriegszeit so bekannt,         der Biografie auch das von Brüchen ge-           • Barth auf der Bühne: Michael
                                dass er auf das Cover der Magazine              zeichnete Beziehungsleben des promi-             Schwyter, bekannt vom Zwingli-
                                                                                                                                 Puppentheater, bringt neu auch
                                «Spiegel» und «Time» gesetzt wurde.             nenten Pfarrers und Vaters von fünf              Karl Barth zum Sprechen. Er kann
                                2019 erinnern die evangelischen Kirchen         Kindern nach.                                    für Veranstaltungen angefragt
                                in Deutschland und der Schweiz mit viel-                                                         werden: schwyter@gmx.de

                            Stadt Zürich / Gemeindeleben                                    ermöglichen in der Grossstadt
                                                                                sch. «Herzlich willkommen in der neuen      stellen. Sie sei zuversichtlich, dass die
Foto: zVg Kichgemeinde Zürich

                                                                                Kirchgemeinde Zürich»: Mit diesem           Kirchgemeinde ein intensives Gemein-
                                                                                Slogan auf Plakaten und mit Flaggen         deleben ermögliche und effizient und
                                                                                auf den Kirchen hat die neu formierte       kostengünstiger jene Leistungen erbrin-
                                                                                Kirchgemeinde der Stadt Zürich ihren        gen werde, die die Mitglieder von ihr er-
                                                                                Start und das Zusammenkommen von            warten und brauchen. Kirchenratspräsi-
                                                                                rund 80 000 reformierten Kirchenmit-        dent Michel Müller drückte im Namen
                                                                                gliedern im Januar gefeiert. Persönlich-    des Kirchenrates seine Dankbarkeit aus:
                                                                                keiten aus Politik und Kirche gratulier-    «Zürich nimmt Verantwortung wahr für
                                                                                ten den Verantwortlichen für den Mut,       sich selber und als grösste Kirchge-
                                                                                den Reformwillen und die Umsetzung          meinde mit knapp einem Fünftel Anteil
                                                                                des Vereinigungsprozesses, der nach der     an den Mitgliedern der Landeskirche
                                                                                Zustimmung der Stimmbevölkerung an          auch für diese. Dafür brauche es Mitar-
                                                                                die Hand genommen wurde.                    beitende, die ihr Berufsleben oder ihre
                                                                                  Regierungsrätin Jacqueline Fehr sagte,    Freizeit einsetzten.» Zu den Gratulan-
                                                                                der neue Rahmen biete die Chance, auf       ten gehörten auch SEK-Ratspräsident
                                                                                die Bedürfnisse eines urbanen Umfelds       Gottfried Locher und Franziska Drie-
                                                                                optimal einzugehen und die Kirche in        ssen-Reding, Präsidentin des Synodal-
                                                                                der Gesellschaft noch besser zu profilie-   rats der Katholischen Kirche im Kanton
                                                                                ren. Stadtpräsidentin Corine Mauch          Zürich.
                                Plakataktion in der Innenstadt: Willkommen in   kommentierte, es liege in der DNA der
                                der grösste Kirchgemeinde der Schweiz.          Reformierten, Überliefertes in Frage zu     Mehr lesen auf: www.reformiert-zuerich.ch

                                notabene     1 / 2019                                                                                                               3
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Nachgefragt / Wo
            ist die Stimme

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der Kirche gefragt?

rod. Beatrice Müller war von 1997 bis
2013 das Gesicht der Schweizer Tages-
schau. Heute wirkt sie als selbständige
Unternehmensberaterin und aktuell als                          «Seid lauter, seid aktueller, seid pointierter»: Beatrice Müller.
Moderatorin an dern Kappeler Kirchen-
tagung. Wie beurteilt sie den medialen
Auftritt der Landeskirche?                  Wie beurteilen Sie als Kommunikati-              Ungerechtigkeiten medienwirksam an-
                                            onsexpertin das mediale Auftreten der            prangert. Die Kirche gibt sich oft etwas
Wie haben Sie damals beim Schweizer         Landeskirche?                                    allzu vornehm, vielleicht auch zu intel-
Fernsehen die Landeskirche wahrge-          Für mich ist die Landeskirche zu wenig           lektuell, vielleicht auch zu abgehoben.
nommen, etwa Pfarrer Sieber?                präsent. Das liegt daran, dass sie sich zu       Seid lauter, seid aktueller, seid pointier-
Über Persönlichkeiten wie Ernst Sieber      aktuellen Fragen zu leise äussert. Die           ter! Ich bin mir bewusst, dass das in ei-
und sein soziales Engagement hat das        Kirche könnte durchaus etwas frecher             ner demokratischen Institution auch
Schweizer Fernsehen oft berichtet. Sein     auftreten und vermehrt klar Position zu          Probleme bringt. Trotzdem: Steht medi-
Wirken hat indirekt auch das Engage-        brennenden aktuellen Fragen beziehen             enwirksam auf und habt eine Meinung.
ment der Kirche sichtbar gemacht. Pfar-     – auf die Gefahr hin, dass diese Positio-        Es geht längst nicht mehr nur um «Reli-
rer Sieber hat Menschen am Rande der        nen von einigen dann eben nicht gou-             gion». Die Kirche sollte im gesellschaft-
Gesellschaft eine Sprache gegeben. Mit      tiert werden. Die Kirche sollte meiner           lichen Diskurs mehr in Erscheinung tre-
seinen Projekten hat er auf Themen auf-     Meinung nach aktiv die aktuellen gesell-         ten. Sich zu aktuellen Themen, die die
merksam gemacht, die im öffentlichen        schaftlichen Prozesse mitgestalten. Sie          Menschen heute beschäftigen, äussern.
Diskurs oft wenig Beachtung finden.         sollte wieder zu einer «Stimme» werden,          Es nützt nichts, wenn man nur im Elfen-
                                            die eine Meinung vertritt und sich bei all       beinturm gescheite Ideen austauscht.
Welchen Bezug zur Kirche haben Sie          den drängenden gesellschaftlichen Her-           Kirche muss sich mit allen Facetten des
persönlich?                                 ausforderungen hörbar einmischt. Nur             täglichen Lebens konfrontieren. Sie
Ich bin keine grosse Kirchgängerin und      so wird sie als Gesprächspartnerin auch          muss mitdenken, mitreden, mitstreiten.
auch nicht «gläubig» im klassischen         wieder wahrgenommen.                             Dazu bräuchte es mehr Menschen, die
Sinn, habe aber als Zwinglianerin ein                                                        sich öffentlich zeigen und zu schwieri-
durchaus positives Verhältnis zur refor-    Wie kann die Kirche zu dieser Stimme             gen Themen klar und deutlich eine Mei-
mierten Kirche und anerkenne ihre gro-      werden, die sich Gehör verschafft?               nung vertreten, eben «Flagge zeigen»!
ssen Leistungen. Ich bin der Ansicht,       Wer immer nur in Grautönen redet,
dass die Kirche als Institution auch        wird eben nicht wahrgenommen. Viel-              Gesellschaftliche Relevanz der Kirche:
heute noch eine gesellschaftlich wichtige   leicht sollte die Kirche sich ein Beispiel       Thema an der diesjährigen Kappeler
Aufgabe zu erfüllen hat.                    an Amnesty International nehmen, die             Kirchentagung: zhref.ch/kirchentagung

DFA sucht Freiwilllige / Mentoring                      für Erwerbslose
rod. Persönliche Unterstützung bei der      derten Qualität und Quantität und sol-           analysieren Inserate, setzen Bewer-
Stellensuche: Die von der reformierten      len dadurch beitragen, eine passende             bungsschreiben auf und übermitteln
Landeskirche und der Katholischen           Anstellung zu finden. Die Stellensu-             diese per Mail oder online. Interessierte
Körperschaft gemeinsam getragene            chenden profitieren von der Erfahrung,           sollen Grundkompetenzen mitbringen,
Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosig-     der Fachkenntnis und vom beruflichen             etwa gute PC-Anwenderkenntnisse, gu-
keit DFA lanciert ein neues Angebot für     Netzwerk ihres Mentors.                          tes Deutsch, respektvollen Umgang mit
Klientinnen und Klienten, die bei ihrer       Die DFA sucht nun freiwillige Mento-           Stellensuchenden und Offenheit für
Suche nach einem neuen Job auf Hilfe        rinnen und Mentoren, die bereit sind,            Menschen unterschiedlicher Milieus.
angewiesen sind. Neu erhalten Interes-      während mindestens drei Monaten ihrer            Die Mentorinnen und Mentoren werden
sierte dafür eine freiwillige persönliche   Klientin, ihrem Klienten wöchentlich             eingeführt und kontinuierlich begleitet.
Mentorin oder einen Mentor. Diese ge-       die geforderte Hilfe zu leisten. Sie wäh-
währleisten Bewerbungen in der gefor-       len passende Stellenausschreibungen,             fw-koordination@dfa.ch., 044 298 60 94

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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Leserbriefe / Erste
                                                                 Best of Blog  /
                 Pfarrerinnen
                                                                 Eintauchen auf diesseits.ch
                 hoch geachtet

                 «notabene» 8/2018 und 9/2018:               Politikverbot für Kirchen?
                 100 Jahre Frauenordination
                 Die beiden Leserbriefe haben Recht: Die     Stephan Jütte, Leiter Hochschulforum         christlichen Glaubens auf die ganze
                 berufliche Situation der Zürcher Theo-      Gerhard Pfister hat diese Lust anzu-         Existenz der Gläubigen. Mit dem christ-
                 loginnen vor dem neuen Kirchengesetz        ecken, zu provozieren und damit Dis-         lichen Glauben ist das so eine Sache.
                 von 1963 wurde viel zu negativ darge-       kussionen in Gang zu bringen, die ihm        Man kann als Gläubiger und als religiös
                 stellt. Gewiss: Rosa Gutknecht wurde        vielleicht wichtiger sind als seine eigene   Unmusikalischer ganz wunderbar über
                 1919 als «Hülfskraft der Herren Geistli-    Haltung zu den jeweiligen Fragen. Er         religiöse, ethische oder kulturelle Fragen
                 chen» von der Kirchenpflege Gross-          versteht das C im Parteinamen als Be-        streiten und sprechen, ohne dass man
                 münster angestellt. Aber seit Beginn        kenntnis zur christlich geprägten Tradi-     sich zwangsläufig missversteht. Man
                 predigte sie regelmässig wie ihre Freun-    tion. Nicht mehr, aber auch nicht weni-      spricht dann über etwas. Das ist aber
                 din Elise Pfister in der Kirchgemeinde      ger.                                                               nicht dasselbe wie
                 Neumünster und vollzog Taufen, Hoch-           Was dieses «nicht                                               aus dem Glauben
                 zeiten oder Beerdigungen. Faktisch am-      mehr»      bedeutet,                                               heraus zu sprechen.
                 teten die beiden wie die späteren Kolle-    wissen wir spätes-        «Der liberale                              Aus dem Glauben
                 ginnen Marianne Kappeler, Gertrud           tens seit Anfang          Rechtsstaat                              heraus zu sprechen,
                 Epprecht, Elsy Weber und Rosmarie           Januar. Da hat                                                     meint nicht von ei-
                 Bruppacher auf einer gemeindeeigenen        Pfister die Kirchen    begründet nämlich                           ner      bestimmten
                 Pfarrstelle.                                für die Einmi-           keine Werte.»                             Wahrheit zu zehren,
                   Rosa Gutknecht bezeichnete Elise          schung in die Poli-                                                die bloss einem er-
                 Pfister im Nachruf als «weiblichen Pfar-    tik kritisiert. Die                                                leuchteten Kreis of-
                 rer unter dem Namen Pfarrhelferin»,         darin fehlende Trennung von Kirche           fen steht. Aus dem Glauben heraus zu
                 und sich und ihre Kolleginnen sah sie als   und Politik sei ein tiefer Rückfall ins      sprechen, meint in einem gewissen Sinne
                 «Frauen im Pfarramt». Diese wurden          Mittelalter. Man könnte Pfister nun bös-     selbst die Frage zu sein, die verhandelt
                 von den Gemeindegliedern liebevoll und      artig unterstellen, dass der kirchliche      wird. Hier zu schweigen, hiesse nicht
                 mit Ehrfurcht «Fräulein Pfarrer» ge-        Widerstand gegen die Lockerung von           bloss, eine Meinung für sich zu behalten,
                 nannt und waren hoch geschätzt. Ausser      Waffenausfuhrbestimmungen,           gegen   sondern sich selbst, was einen ausmacht,
                 gewissen Pfarrherren, Kirchenpflegern       den Abbau der Sozialhilfe oder die           nicht ausdrücken zu dürfen. Das kann
                 oder Kirchenräten sprach niemand den        breite Unterstützung für die Konzern-        der liberale Rechtsstaat aber auch um
                 Theologinnen das Pfarrerinnen-Sein ab.      verantwortungsinitiative einfach zu viel     seiner selbst willen nicht wollen.
                 Seit 1919 sind also bei den Schweizer       waren. Dass es reines politisches Kalkül        Der liberale Rechtsstaat begründet
                 Reformierten Pfarrerinnen tätig –           ist, das diesen Mann antreibt. Dass der      nämlich keine Werte. Er ist von Werten
                 gleichwertig, mit strukturellen Diskri-     CVP-Präsident für seine Tagesgeschäfte       abhängig, die er selbst nicht erzeugen
                 minierungen, aber noch nicht gleichge-      das C zu opfern bereit sei. Aber das wäre    kann und es als liberaler Rechtsstaat auch
                 stellt. Die rechtliche Gleichstellung       nicht nur bösartig, sondern falsch.          gar nicht soll. Freilich: Auch eine Religi-
                 erfolgte in der Zürcher Landeskirche           Besonders stört es ihn, wenn Kirchen      onsgemeinschaft kann das nicht. Das
                 erst 1963.                                  oder Kirchenvertreter «aus einem theo-       kann nur der gesellschaftliche Umgang
                 Peter Aerne, Autor eine Doppelbiografie     logisch motivierten Anspruch so tun, als     mit Religionen, Ideologien, Wertvorstel-
                 über Rosa Gutknecht und Elise Pfister       hätten sie deshalb einen höheren Wahr-       lungen leisten, für die der Rechtsstaat ei-
                                                             heitsanspruch – oder wenn man christ-        nen Rahmen zu garantieren hat. Jede
                                                             lich mit sozialistisch gleich setzt». Dem    Gruppierung, jede Partei und jede Kirche
Foto: wikipedia.com

                                                             ist gerade aus theologischer Perspektive     ist dabei unter der Bedingung zugelassen,
                                                             zuzustimmen! Kein Geringerer als Karl        dass sie diesen Rahmen aus eigenen
                                                             Barth hat die Kirche eindringlich davor      Gründen respektiert. Nur wenn das C zu
                                                             gewarnt, zur Partei zu werden.               einem liberal-programmatischen Inhalt
                                                                So weit so gut. Aber wenn Pfister die     stilisiert wird, müssen Kirchen aus den
                                                             Kirchen als politisch enthaltsame Glau-      Debatten und Meinungsbildungsprozes-
                                                             bensgemeinschaften bestimmt, verkennt        sen ausgeschlossen werden.
                 Rosa Gutknecht: Nur wenige sprachen ihr     er sowohl den Anspruch des liberalen
                 1919 ihr Pfarrerin-Sein ab.                 Rechtsstaates, als auch den Anspruch         Weiterlesen auf: www.diesseits.ch

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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Kirchenbund / Aus           SEK             CAS Diakonie / Der
                                                         Sozialen Arbeit in der
wird EKS                                    Kirche ein Fundament geben
sch. Die Abgeordneten des Schweizeri-       sch. In der sechsten Auflage startet die-     nen und das sozialdiakonische Handeln
schen Evangelischen Kirchenbundes           sen Sommer der Bildungslehrgang               professionell aufzubauen.» Der CAS,
(SEK) haben am 18. Dezember 2018 die        «CAS Diakonie – Soziale Arbeit in der         geleitet von Urs Frey (ZHAW), Yasmine
neue Verfassung angenommen. Damit           Kirche». Der zertifizierte Lehrgang, den      Altmann und Christoph Sigrist, befasst
ist der Weg vom Dachverband zur Evan-       die Landeskirche in Zusammenarbeit            sich auch mit Strategien zur Gewinnung
gelisch-reformierten Kirche Schweiz         mit der Zürcher Hochschule für Ange-          von Freiwilligen und fördert Partizipa-
(EKS) geebnet. Als Datum der Inkraft-       wandte Wissenschaften (ZHAW) durch-           tion. Der CAS wird abgeschlossen mit
setzung der neuen Verfassung wurde der      führt, ist auf Berufsleute mit einer          einer schriftlichen Arbeit zu einem in
1. Januar 2020 festgelegt.                  Grundausbildung in Sozialer Arbeit zu-        der Gemeinde erarbeiteten Projekt.
   Mit der neuen Verfassung wird die        geschnitten und qualifiziert sie für ihre
Abgeordnetenversammlung in eine nati-       diakonischen Aufgaben in einer Kirch-
onale Synode umgewandelt. Dies unter-       gemeinde. Der Lehrgang wird berufsbe-
streicht den kirchlichen Charakter des      gleitend absolviert und erarbeitet Ant-
Gremiums. Neu wird die EKS eine drei-       worten auf die Fragen, wie kirchliche
gliedrige Leitung haben: synodal durch      Soziale Arbeit für Menschen lebensun-
die nationale Synode, kollegial durch       terstützend wirken und ihnen Orientie-
den Rat und personal durch die Präsi-       rung bieten kann.
dentin, den Präsidenten des Rates. Die        Für Yasmine Altmann, Studienleite-
                                                                                               Start Ausbildung 2019
Konferenz der Kirchenpräsidien wird         rin und Verantwortliche für Aus- und
                                                                                               Infoveranstaltung: 10. April, 18 bis
institutionalisiert und erhält eine bera-   Weiterbildung Diakonie der Landeskir-              20 Uhr. Ausbildungsstart:
tende Funktion. Kern der Verfassung ist     che, geht es darum, Sozialdiakone und              27. August. Anmeldung: www.
der inhaltliche Auftrag: die Verkündi-      Sozialdiakoninnen für ihre anspruchs-              zhaw.ch/sozialarbeit
                                                                                               Die Kosten werden für Mitarbei-
gung des Evangeliums von Jesus Chris-       volle Aufgabe zu stärken. Der CAS zeige
                                                                                               tende von der Landeskirche über-
tus durch Wort und Sakrament, Diako-        Wege auf, wie sich Sozialdiakonie in Ge-           nommen. Kontakt: yasmine.alt-
nie und Seelsorge, Erziehung und            meinden einbringen kann, in denen                  mann@zh.ref.ch, 044 258 91 59
Bildung.                                    auch staatliche und private Institutionen          www.zhref.ch/intern/diakonie
                                            wie Gemeinschaftszentren, Altersheime
                                            oder Krippen agieren. Ebenfalls wichti-            Alumni-Treffen
Förderprogramm / Sparen
                                            ger Baustein des Studiums sei die theo-            Erstmals seit Einführung des CAS
                                            logische Reflexion und die kirchliche              Diakonie 2009 treffen sich die Ab-

beim Heizen                                 Verankerung der diakonischen Arbeit.
                                            «Wir sorgen für Rüst- und Werkzeug,
                                                                                               solventinnen und Absolventen zu
                                                                                               einem Austausch. 26. März, 18.30
                                                                                               Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.
                                            um die sozialen Brennpunkte zu erken-              Anmeldung: monika.hein@zh.ref.ch
kom. Rund die Hälfte aller Kirchen in
der Schweiz wird elektrisch beheizt – das
verschlingt viel Strom. Auch bei der Be-
leuchtung besteht in vielen Kirchen         Kirchlicher Sozialdienst / «Von               Nöten» seit 1918
Sparpotenzial. Das Förderprogramm
ProChileWatt von «oeku Kirche und
Umwelt» gibt Gegensteuer und unter-         sch. 2018 feierte der Kirchliche Sozial-      diakonischen Dienst, der zusammen mit
stützt Kirchgemeinden, die ihren Strom-     dienst Zürich sein 100-Jahr-Jubiläum          Freiwilligen Menschen in Notlagen un-
verbrauch senken möchten, mit Förder-       und publiziert jetzt unter dem Titel «Von     terstützte. Erste Leiterin war Rosa Gut-
geldern und Beratung. Mit dem               Nöten und Guten Diensten» ein Buch,           knecht, die im selben Jahr zu einer der
Förderprogramm wird der Einbau einer        das die Geschichte seiner Gründung und        ersten Pfarrerinnen in Zürich ordiniert
Heizungssteuerung unterstützt, die die      seinen Werdegang widergibt. Gegründet         worden war. Ihre Nachfolgerin, Marie
Heizelemente in der Kirche optimal an-      wurde das bis heute in der Stadt tätige re-   Sophie Bremi, leitete den Sozialdienst
steuert. Dadurch sinkt der Stromver-        formierte Werk im Krisenjahr 1918, als        mehrere Jahrzehnte, in denen sich die Or-
brauch um bis zu 30 Prozent. Abhängig       die Not der Arbeiterschaft in Zürich          ganisation zunehmend professionalisierte
von der Einsparung übernimmt ProChi-        gross war und weder staatliche Institutio-    und sich auf die sich wandelnden Bedürf-
leWatt bis zu 40 Prozent der Investiti-     nen noch Kirchgemeinden in der Lage           nisse der Menschen einstellte.
onskosten.                                  waren, sie zu lindern. So formierten
www.pro-chilewatt.ch                        kirchliche Akteurinnen einen zentralen        Kontakt und Buchbestellung: www.ksdz.ch

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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Zeitung «reformiert.» / Guter                 Draht zu den
Mitgliedern
sch. Mit Inkrafttreten der Teilrevision der   rechtlichen Form der Kirche ist
Kirchenordnung ist «reformiert.» offiziell    «reformiert.» zentral.
die Mitgliederzeitung aller Reformierten
im Kanton. Während die meisten Kirch-         Trotz kirchlicher Trägerschaft
gemeinden die Zeitung ihren Mitgliedern       bleibt die Redaktion unabhän-
seit langem zukommen lassen, werden           gig. Wie kritisch kann und darf
dies die restlichen Gemeinden nach einer      «reformiert.» über die Kirche be-
Übergangsfrist ebenfalls einrichten. Kir-     richten?
chenrat Andrea Marco Bianca ordnet den        Die Redaktion darf durchaus kir-
Entscheid ein.                                chenkritisch sein. Kritik aus den
                                              eigenen Reihen gehört zur DNA
Andrea Bianca, Sie haben sich lange           der Reformierten. Das heisst aber
dafür eingesetzt, dass alle Reformier-        zugleich: Die Redaktion         muss
ten das «reformiert.» zu lesen kriegen.       ebenso selbstkritisch sein. Überlebens-
Warum ist das so wichtig?                     wichtig für die Kirche aus meiner Sicht
Weil unsere Kirchenmitglieder in der          ist, dass die Redaktion gezielt die religi-
Mehrheit «Passivmitglieder» sind. Ohne        ösen und spirituellen Anliegen der passi-
eine Mitgliederzeitung haben sie kaum         ven Mitglieder thematisiert und damit
Kontakt mit der Kirche. Über die Jahre        bewusst auch die aktiven Kirchen­
hinweg verblasst damit ihr Bild der Kir-      mitglieder herausfordert. Wo sonst
che, wird museal. Oder schlimmer noch,        kommen diese zu Wort? Im Blick auf            im Medienbereich zeigen, dass es für
ihr Kirchenbild wird verfälscht, da die       veränderte Glaubensweisen und Gottes-         den Erfolg einer Zeitung neben einer re-
säkularen Medien zumeist nur von den          vorstellungen müssen gerade auch die in       levanten Themensetzung und Hinter-
Kirchen berichten, wenn etwas schwie-         der Kirche Engagierten dazu lernen.           grundberichten immer auch ein persön-
rig oder negativ ist. Somit fehlt Passiv-                                                   liche Nähe schaffendes Lokalkolorit
mitgliedern oft ein aktueller, positiver      Die Gemeindeseiten werden von den             braucht. Dafür sind die Beilagen ideal.
Kirchenbezug. Dank «refomiert.» blei-         Kirchgemeinden nach wie vor selber            In den lokalen oder regionalen News
ben Mitglieder mit der Vielfalt der Kir-      produziert und «reformiert.» beigelegt.       können die Kirchgemeinden zeigen,
chenformen und dem Wertekanon des             Welche Rolle spielen die lokalen News?        dass sie in Bezug auf Form und Inhalt
christlichen Glaubens verbunden. Ihre         Ein sehr grosse. Die Kirchgemeinden           oft sehr viel innovativer und auf die Be-
Austrittsneigung wird so hoffentlich          bleiben über die Themenaufbereitung           dürfnisse der breiten Bevölkerung bezo-
auch unterbunden. Für die Mitglieder-         von «reformiert.» hinaus der Primärbe-        gener sind, als es viele landläufigen Mei-
pflege und die Erhaltung der öffentlich-      zug für alle Mitglieder. Untersuchungen       nungen über die Kirche vermuten lassen.

Wie gut kommt «reformiert.» bei der Leserschaft an?                                         Umsetzung
Die Herausgeber der vier Ausgaben von «reformiert.» prüfen regelmässig, wie gut die         «reformiert.» für alle
Zeitung bei den Leserinnen und Lesern ankommt und wie lange diese die Themenpa-             Für die Umsetzung von «reformiert.»
lette aus Politik, Gesellschaft und Kirche zu fesseln vermag. Die jüngsten Ergebnisse,      für alle gilt eine Übergangsfrist von
erhoben von der Firma Demoscope, legte der Verlag Ende 2018 offen. Sie bescheini-           einem Jahr, ab dem 1. Januar 2019.
gen dem Blatt, das allein im Kanton Zürich schon vor der flächendeckenden Einfüh-           Innerhalb dieses Rahmens bestimmt
rung in einer Auflage von über 220 000 Exemplaren erscheint, hohe Beachtung:                die Kirchgemeinde einen individuel-
74 Prozent der Empfänger lesen die Zeitung intensiv oder blättern sie zumindest             len Starttermin für die erweiterte Zu-
durch. Wer die Zeitung liest, tut dies regelmässig und liest durchschnittlich 17 Minu-      stellung. Alle Kirchgemeinden, wel-
ten lang darin. Die Zeitung erreicht überdies mehr Menschen, als die Angeschriebe-          che die Zeitung den Mitgliedern
nen. In über der Hälfte der Haushalte lesen eine oder mehrere Personen zusätzlich im        bisher nur auf Wunsch zustellen lie-
«reformiert.».                                                                              ssen, sind gehalten, die Adressda-
Auch bei Leserinnen und Lesern, die sich als eher «kirchenfern» charakterisieren, ge-       ten für den Versand der Zeitung neu
niesst die Zeitung eine gute Beachtung. Rund zwei Drittel von ihnen lesen oder blät-        auf alle Haushalte auszuweiten. Ver-
tern die Zeitung durch. Das ist insofern wichtig, als das «reformiert.» für diese Ziel-     lagsleiter Hans Ramseier steht den
gruppen eine der wenigen Berührungspunkte darstellt, die sie mit der reformierten           Kirchgemeinden bei Fragen zum
Kirche und ihrem Wirken und ihren Werten in Kontakt bringt. Bei «Kirchennahen» liegt        Prozedere gerne zur Verfügung:
die Beachtungsrate bei 85 Prozent. Auch die Gemeindebeilagen erreichen einen ho-            hans.ramseier@reformiert.info
hen Beachtungsgrad. 87 Prozent lesen sie gelegentlich oder immer.                           044 268 60 06.

notabene    1 / 2019                                                                                                                 7
Brot für alle / Starke                                                                     Laufen / Clip
                                                                                                     zeigt
Frauen für eine                                                                            erfolgreiche
gerechte Welt                                                                              Jugendarbeit

kom. Seit 50 Jahren engagieren sich Brot                                                   rod. Ein neuer Videoclip erzählt die Er-
für alle und Fastenopfer mit der Ökume-                                                    folgsgeschichte aus einer Kirchgemeinde
nischen Kampagne für eine gerechtere                                                       im Nordzipfel des Kantons: Jugendliche
Welt. Der Einsatz für Menschenrechte                                                       und junge Erwachsene in Laufen, die
und Menschenwürde zieht sich wie ein                                                       sich begeistert in der Jugendarbeit enga-
roter Faden durch die letzten Jahrzehnte.                                                  gieren. Vor einigen Jahren hat ein Pfar-
So auch in der Jubiläumskampagne                                                           rer mit einer Gruppe Konfirmandinnen
2019, wo die Stärkung der Rechte der                                                       und Konfirmanden das Projekt «Zä-
Frauen in Gebieten mit Rohstoffabbau                                                       ment» für die Jugendarbeit ins Leben
das zentrale Anliegen ist.                                                                 gerufen. Die Idee fand grossen Anklang,
                                                   Handeln
  Ziel ist es, die Öffentlichkeit zu sensi-                                                das Projekt wuchs. Seither stossen jedes
                                                   Während der Kampagne vom
bilisieren und «auf die Ungerechtigkei-            6. März bis 21. April stehen Aktivis-
                                                                                           Jahr neue Leiterinnen und Leiter dazu.
ten aufmerksam zu machen, die dazu                 tinnen und Akteure aus dem Aus-         Sie bilden eine Gemeinschaft, die ver-
führen, dass 800 Millionen Menschen in             land oder Fachleute aus der             antwortlich leitet, neue Projekte für
Hunger und Armut leben müssen»,                    Schweiz für Referate bereit.            Kinder und Jugendliche initiiert und
schreiben die kirchlichen Hilfswerke im            Am 30. April findet der Rosen-          diesen das kirchliche Leben näher
                                                   Verkaufstag statt, an dem sich
Kampagnenmagazin: «Nicht das Wis-                                                          bringt.
                                                   Gemeinden ebenfalls beteiligen
sen um diese Ungerechtigkeiten verän-              können. Kampagnen-Material auf:           Im «Zäment» können sich junge Men-
dert die Welt, aber unser Handeln.»                sehen-und-handeln.ch                    schen kreativ einbringen und entfalten,
                                                                                           ihre Wünsche und Visionen umsetzen
                                                                                           und eine offene, moderne Kirche erle-
                                                                                           ben. Zwei der aktiven jungen Erwachse-
Kontaktpflege / Ostergrüsse                         verschicken                            nen engagieren sich heute sogar in der
                                                                                           Kirchenpflege. Das Projekt zeigt, wie
                                                                                           eine Kirche der Beteiligung im Rahmen
kom. Ein starkes Bild weckt Emotionen,        genügt es, ein Bild hochzuladen, den         des Prozesses KirchGemeindePlus
macht neugierig oder nachdenklich.            Text zu erfassen und die Adressen zu im-     Kräfte für neue Ideen freisetzt. Die drei
Weil bei Postkarten das Bild im Zent-         portieren. Noch einfacher funktioniert       Gemeindeteile Laufen, Dachsen und
rum steht, bereiten sie Freude und wer-       die Gestaltung mit den Kartenvorlagen        Flurlingen unterstützen das Gefäss; ihr
den oftmals aufgestellt. Deshalb eignen       der Landeskirche. Die Post kümmert           gemeinsamer Treffpunkt, die Messmer-
sie sich auch für Kirchgemeinden, um          sich um Druck und Versand.                   Schür in Laufen, ist attraktiver
mit den Mitgliedern in Kontakt zu blei-         Übrigens: Verschiedene Landeskir-          Begegnungsort.
ben und diese positiv zu überraschen.         chen beteiligen sich dieses Jahr an einer
Eine gute Gelegenheit für einen Post-         Aktion, bei der alle reformierten Haus-
kartenversand bietet etwa das bevorste-       halte eine Osterkarte bekommen sollen.
hende Osterfest. Mit dem Onlinedienst         Zusammen mit der PR-Agentur Wirz
PostCard Creator der Schweizerischen          wurde die Umsetzung mit Bild und Bot-
Post können Kirchgemeinden ein sol-           schaft erarbeitet. Die Vorlagen dazu
ches Ostermailing selbst gestalten. Dazu      werden Mitte Februar zur Verfügung
                                              gestellt – auch im PostCard Creator.

                                                            Kirchgemeinden erhalten
                                                           auf den PostCard Creator-
                                                           Mailings 10 Prozent Rabatt.
                                                          Für den Aktionscode und den
                                                         Zugang zu den Kartenvorlagen      Dieses und weitere Projekte innovativer
                                                        genügt eine E-Mail an: info@       Gemeindeentwicklung finden Sie auf:
                                                       zh.ref.ch                           www.kirchgemeindeplus.ch/gemeinde-
                                                       www.post.ch/postcardcreator         praxis/profilierte-orte-formen

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Kirchenordnung / So            wird die Teilrevision umgesetzt

sch. Am 1. Januar 2019 ist die Teilrevi-    den Themen kommt es zu Veränderun-          bereit. Die Kirchgemeinden haben ihre
sion der Kirchenordnung in Kraft getre-     gen. Sie werden im Laufe des ersten         Kirchgemeindeordnung bis 31. Dezem-
ten. Mit einem Schreiben an Pfarrschaft     Halbjahres 2019 in der teilrevidierten      ber 2021 anzupassen.
und Kirchenpflegen hat der Kirchenrat       Verordnung über das Pfarramt in der
Mitte Januar über den Umsetzungspro-        Landeskirche beschrieben. Vorgesehen        Kirchliche Vielfalt
zess orientiert. Er gibt eine Übersicht     ist eine Vernehmlassung im ersten Quar-     Der neue Art. 155 will die kirchliche
über jene Bestimmungen, die mit der         tal und die Inkraftsetzung der Verord-      Vielfalt fördern. Damit soll das inhaltli-
Teilrevision geändert werden und erläu-     nung Mitte Jahr.                            che Zielbild von KirchGemeindePlus,
tert, wie sie umgesetzt werden. Unter          Zur neu obligatorischen Pfarrdienst-     Kirchgemeinden mit verschiedenen
anderen wird das Vorgehen bei folgen-       ordnung stellt der Kirchenrat im ersten     kirchlichen Orten und Formen, geför-
den Themen referiert:                       Quartal 2019 ein Muster mit einem On-       dert werden. Der Kirchenrat veröffent-
                                            line-Instrument zur Verfügung. Die          licht dazu – voraussichtlich 2019 – eine
Aufnahme von Mitgliedern                    Pfarrdienstordnung wird durch das           Handreichung für Kirchgemeinden.
Bisher hatten Pfarrerinnen und Pfarrer      Pfarramt erarbeitet und von der Kir-
bei der Aufnahme vorab eine Bescheini-      chenpflege genehmigt.                       Kirchenmusikkapitel
gung des Kirchenrates einzuholen. Die-         Die Bemessung der Pfarrstellen voll-     Katechetikkapitel
ses Erfordernis entfällt zugunsten einer    zieht sich neu in zwei Schritten. Die Zu-   Die Installation der neuen Kapitel für
unverzüglichen Information der Kir-         teilung erhalten die Kirchgemeinden bis     Kirchenmusikerinnen und Kirchenmu-
chenpflege, des Kirchenrates und der        Anfang Mai 2019, basierend auf den          siker sowie für Katechetinnen und Kate-
politischen Gemeinde nach erfolgter         Mitgliederzahlen Ende 2018. Dazu dient      cheten erfolgt ab 1. Januar 2020. Im Jahr
Aufnahme.                                   den Kirchgemeinden ein Online-Tool          2019 starten im Gespräch mit den Be-
                                            zur Berechnung ihrer Pfarrstellenpro-       rufsverbänden und den zuständigen
Mitgliederregister                          zente. Für die Zuteilung von zusätzli-      Fachmitarbeitenden die Vorbereitungs-
Mit der Umsetzung ist die Firma KW-         chen Stellenprozenten wird der Kirchen-     arbeiten.
Software AG beauftragt, die mit «Ki-        rat Kriterien für die Einreichung von
Kartei» über ein Programm verfügt, das      Gesuchen mitteilen.                         Geschäftsordnung
in einigen Zürcher Kirchgemeinden be-                                                   Kirchenpflege
reits im Einsatz ist.                       Kirchgemeindeschreiber/in                   Überarbeitete   Muster-Geschäftsord-
  Angestrebt wird der Erlass der von der    Die Kirchgemeindeschreiberin oder der       nungen für Kirchenpflegen und BKP
Kirchenordnung vorgesehenen Verord-         Kirchgemeindeschreiber ist neu ein Be-      stehen zum Download bereit. Die Um-
nung durch die Kirchensynode im Juni        ruf mit einem Berufsbild und einem An-      setzung in den Kirchgemeinden hat bis
2019 und eine Umsetzung des Projekts        forderungsprofil. Es entspricht nicht di-   31. Dezember 2019 zu erfolgen.
auf den 1. Januar 2020.                     rekt dem bisherigen Profil einer
                                            Verwaltungsleiterin oder eines Verwal-
Kirchliche Handlungen                       tungsleiters. Der Kirchenrat entwickelt     Die vollständigen Angaben zur Umset-
Neu können Trauung, Taufe und Ab-           derzeit Kompetenzmodelle für alle           zung der Teilrevision und Links zu den
dankung auf Wunsch auch ausserhalb          kirchlichen Berufsfelder. Daraus abge-      Vorlagen finden Sie auf: www.zhref.ch/
des Kirchengebäudes gefeiert werden.        leitet werden Anforderungsprofile und       intern/kirchenpflege/allgemeines/
Das Pfarramt entscheidet. Im Laufe des      Stellenbeschreibungen entwickelt.           downloads
Jahres 2019 wird der Kirchenrat Emp-
fehlungen veröffentlichen zu Dienstleis-    Zusammenschlüsse                            Für Rückfragen stehen der Rechtsdienst
tungen von Kirchgemeinden für Mit-          Der Kirchenrat möchte weiterhin jene        oder die zuständigen Fachstellen der
glieder und Nichtmitglieder.                Kirchgemeinden besonders unterstüt-         Gesamtkirchlichen Dienste zur Verfügung.
                                            zen, die sich zusammenschliessen. Dazu      Leiter Rechtsdienst, Martin Röhl, 044 258
«reformiert.» für alle                      wird er im Rahmen seiner Regionalpla-       92 21, martin.roehl@zh.ref.ch
Jedes mündige Mitglied der Landeskir-       nung ab Januar 2019 auf die Kirchge-
che hat Anrecht auf ein gedrucktes Ex-      meinden in den Regionen zugehen und
emplar der Zeitung «reformiert.». (Um-      massgeschneiderte Unterstützungspa-
setzung siehe Seite 7).                     kete zur Verfügung stellen.

Pfarramt                                    Kirchgemeindeordnung
Bei der Bemessung der Pfarrstellen so-      Eine überarbeitete Muster-Kirchge-
wie bei weiteren, das Pfarramt betreffen-   meindeordnung steht zum Download

notabene    1 / 2019                                                                                                             9
Paarberatung /

         Wir müssen reden,
         aber nicht nur

                                                                                                    www.paarberatung-mediation.ch - gestalten AG, Zürich
     Zur Paarberatung kann man auch, bevor es kriselt. Die Fachstellen
     der «Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich» zeigen mit
     einem frischen Auftritt, dass sie auch mit den lustvollen Seiten des
     Beziehungslebens vertraut sind. Von Christian Schenk

Anregungen für gute Bettgeschichten        Paarberatung soll stärker als eine nor-    Erotik in der Beziehung wieder Platz zu
und mehr Qualitätszeit unter der Bettde-   male Beratungsstelle, als Kompetenz-       geben, Bewährtes zu beleben und Neues
cke: die kecken Ansagen und sinnlichen     zentrum für Beziehungsfragen wahrge-       zu wagen». Rückfragen an den Paarbe-
Sujets der neuen Kampagne der «Paar-       nommen werden. «Es ist wie bei der         rater sind an diesen Gruppenanlässen
beratung und Mediation im Kanton Zü-       Elternbildung», sagt Brülhart, «vieles     möglich. Für längere Gespräche emp-
rich» gondelten jüngst als Aushänge in     gelingt automatisch gut, aber eine Bera-   fiehlt Huwiler allerdings das klassische
Zürcher Trams und Bussen durch den         tung kann hilfreich und nötig sein, wenn   Setting der Einzelpaarberatung.
Kanton. Sie werben für «Beziehungs-        gewisse Kompetenzen fehlen oder Er-           Dieses Angebot nutzen jährlich rund
Talks», an denen Paare Impulse für ihr     wartungen sich nicht mehr erfüllen».       2000 Paare im Kanton Zürich. Sie be-
Beziehungsleben erhalten – nicht nur für                                              sprechen je nach Ausgangslage in meh-
gute Gespräche, sondern auch für Ero-      Erotik neu entdecken                       reren Sitzungen, wie sie Hürden in ihrer
tik und Sexualität. Mit ihrer Kampagne                                                Paarbeziehung meistern können. Die
und neuen Beratungsformaten zeigen         Der neue Ansatz stösst auf gute Reso-      Problemfelder ergeben sich oft entlang
die von der katholischen und der refor-    nanz. Die ersten «Beziehungs-Talks»
mierten Kirche getragenen und vom          waren ausgebucht – und die Rückmel-
Kanton mitfinanzierten öffentlichen        dungen von Paaren, die sich auf die zwei   Werner Huwiler, Paartherapeut:
Paarberatungsstellen, dass sie ihr Ange-   Abendveranstaltungen eingelassen ha-
bot nicht nur problemfixiert, sondern      ben, erfreulich. «Es sind Leute ange-      «Der Erotik in der
auch als ressourcenorientierte Beratung    sprochen, die neugierig sind, sich über    Beziehung wieder
verstehen, erklärt Stefan Brülhart, Lei-
ter der Geschäftsstelle. Das sei deshalb
                                           Intimität und Sexualität in ihrer Bezie-
                                           hung auszutauschen», sagt Werner Hu-
                                                                                      Platz geben.»
wichtig, weil die Hemmschwelle, eine       wiler, Paar- und Sexualtherapeut und
Paarberatungsstelle aufzusuchen, bei       einer der Kursleiter. Man starte den       biografischer Umbrüche, die die meisten
vielen Menschen immer noch hoch sei.       Abend mit einem Input zum Thema            Paare durchleben: die Zeit nach der ers-
Nicht selten zögerten manche Paare         Türöffner zur Sexualität und lasse dann    ten Verliebtheit; der Paaralltag mit Kin-
dann zu lange, bis sie Rat von Fachleu-    die Paare an Zweiertischen über eigene     dern; die Phase, wenn die Kinder in die
ten einholten. «Da wollen wir Gegen-       Erfahrungen und neue Wünsche reden.        Pubertät kommen oder ausziehen. All
steuer geben», sagt Stefan Brülhart. Die   Ziel sei es, «Räume zu öffnen, um der      das fordert Paare heraus. Auch persönli-

10                                                                                                                                                         notabene   1 / 2019
Du, ich                                                          Grosse Liebe.                                                   Zu zweit                                                        Quality
www.paarberatung-mediation.ch - gestalten AG, Zürich

                                                                                                                         Erste Fragen.                                                   und doch
                                                                                                                         Langes
                                                                                                                         Schweigen.                                                      allein?                                                         Time
                                                        Ich, du                                                          Endlich
                                                                                                                         Worte.

                                                        Wir
                                                                     zusammenreden.ch                                                zusammenreden.ch                                                zusammenreden.ch                                                  zusammenreden.ch
                                                         Eine Initiative der Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich   Eine Initiative der Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich   Eine Initiative der Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich     Eine Initiative der Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich

                                                       Die von den Kirchen getragene «Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich» kennt ein weites Spektrum von Beziehungsfragen.

                                                       Pfarrerin Rita Famos, Trägerverein:

                                                       «Die Begleitung von
                                                       Paaren und Familien
                                                       ist ein Herzensanliegen
                                                       der Kirche.»

                                                       che Frustrationen, Streit und Verletzun-                                              sondern auch über juristische Bera-
                                                       gen werfen ihre Schatten auf die Bezie-                                               tungskompetenz. «Damit Paare davon                                                                     70 Jahre Erfahrung
                                                       hung. Manchmal kann es auch ein                                                       erfahren und von diesen Kompetenzen                                                                    Seit den 1950er Jahren führen re-
                                                                                                                                                                                                                                                    gionale Vereine der reformierten
                                                       äusserer Anlass sein, der das Paarleben                                               profitieren können, müssen wir uns in                                                                  und der katholischen Kirche Ehe-
                                                       plötzlich in Schieflage bringt: eine Aus­                                             allen Regionen noch bekannter ma-                                                                      beratungsstellen. In den siebziger
                                                       senbeziehung, eine Krankheit. Dann                                                    chen», sagt Geschäftsleiter Stefan Brül-                                                               Jahren werden sie zu einem öku-
                                                       brauchen Paare Unterstützung, um mit                                                  hart. Dies gelinge nicht nur mit Werbe-                                                                menischen Beratungsangebot
                                                                                                                                                                                                                                                    vereinigt und ab 1988 vom Kanton
                                                       dieser Veränderung klarzukommen.                                                      kampagnen, sondern auch durch eine
                                                                                                                                                                                                                                                    Zürich unterstützt.
                                                                                                                                             gute Vernetzung der Regionalstellen mit
                                                                                                                                                                                                                                                    2015 wird die Paarberatung mit ei-
                                                       Wenn es nicht mehr weitergeht                                                         anderen Institutionen.                                                                                 ner kantonalen Trägerschaft reor-
                                                                                                                                                Auch die Pfarreien und Kirchgemein-                                                                 ganisiert. Dazu bilden die beiden
                                                       «Manche kommen auch in der Überzeu-                                                   den sind als Multiplikatoren gefragt,                                                                  Kirchen den «Ökumenischen Ver-
                                                                                                                                                                                                                                                    ein Paarberatung & Mediation im
                                                       gung, dass ihre Beziehung nicht mehr zu                                               sagt Brülhart. Sie dürften mit Stolz dar-
                                                                                                                                                                                                                                                    Kanton Zürich», der von Rita Fa-
                                                       retten ist, wollen aber einen letzten Ver-                                            auf hinweisen, dass es ihre Paarberatung                                                               mos, Leiterin der Abteilung Spezi-
                                                       such wagen», erzählt Huwiler. Wenn                                                    ist. Dies bekräftigt auch die Präsidentin                                                              alseelsorge der Landeskirche, prä-
                                                       sich herausstellt, dass eine gemeinsame                                               des ökumenischen Trägervereins, Pfar-                                                                  sidiert wird. Eine zentrale
                                                       Zukunft nicht mehr möglich ist, suche                                                 rerin Rita Famos. «Begleitung und Be-                                                                  Geschäftsstelle koordiniert die
                                                                                                                                                                                                                                                    vereinheitlichten Angebote der Be-
                                                       man nach Wegen, damit die Trennung                                                    ratung von Paaren und Familien ist seit                                                                ratungsstellen.
                                                       ohne zusätzliche Verletzungen gelingt.                                                vielen Jahren ein Herzensanliegen der                                                                  • 	 Nächster Beziehungs-Talk:
                                                       Das ist vor allem auch für Paare mit                                                  Kirche.» Die Leiterhin der Abteilung                                                                       13. und 25. März, 19 bis 21 Uhr.
                                                       Kindern entscheidend. Dann arbeitet                                                   Spezialseelsorge streicht heraus, dass die                                                                 Kirchgasse 14, Zürich
                                                       man auf eine aussergerichtliche, aber                                                 neun Beratungsstellen im Kanton nieder-                                                                • PaarImPuls Tag 2019:
                                                                                                                                                                                                                                                        16. März, 9 bis 14 Uhr
                                                       bindende Vereinbarung hin, die die Be-                                                schwellig, professionell und kostengüns-                                                               • 	 Weitere Termine und Infos:
                                                       treuung der Kinder regelt und die                                                     tig arbeiten. Sie bilden ein Kompetenz-                                                                    www.zusammenreden.ch
                                                       Wohnfrage und die Modalitäten der Un-                                                 zentrum, das Ratsuchende – unabhängig                                                                      www.paarberatung-mediation.ch
                                                       terhaltsleistungen klärt. Auch dafür sind                                             von religiöser Herkunft, sexueller Orien-
                                                       die Beratungsstellen eingerichtet und                                                 tierung oder gelebter Beziehungsform –
                                                       verfügen nicht nur über psychosoziale,                                                unterstützt.

                                                       notabene               1 / 2019                                                                                                                                                                                                                                     11
Visualisierung: www.sg.ethz.ch/reformation: Porträts: wikipedia.org
So kommunizierten die Reformatoren vor 500 Jahren /

Reformation mit Ausstrahlung
Mit Tausenden von Briefen knüpften die Reformatoren im 16. Jahrhundert ihr Netzwerk in
ganz Europa. Mittendrin und federführend: Zürich und der Zwingli-Nachfolger Heinrich
Bullinger. Seine Korrespondenz gibt einzigartige Einblicke in Europas Geistes- und Sozial-
geschichte. Von Madeleine Stäubli-Roduner

«Zürich hat es Heinrich Bullinger zu          Briefe pro Woche erhalten geblieben.           Zudem sei die damalige politische
verdanken, dass es im 16. Jahrhundert         Aus der Sammlung hat das Editionsteam       Entwicklung mit dem Verständnis der
von einem relativ unwichtigen Ort zu ei-      in den vergangenen neun Jahren 1000         religiösen Fragen eng verknüpft gewe-
ner international bedeutenden Stätte          Briefe in gedruckter und elektronischer     sen. In einer Phase religiös-politischer
wurde – dies dokumentieren die zahlrei-       Form ediert. 9000 Briefe warten noch        Spannungen habe sich Bullinger mit po-
chen Briefe von und für Zwinglis Nach-        auf ihre Bearbeitung.                       litischen Nachrichten an Staatsmänner
folger», sagt Reinhard Bodenmann,                                                         wie etwa an einen Strassburger Rats-
Leiter der Bullinger-Briefedition am Ins-     Fake News aufdecken                         herrn gewandt. Rege habe er sich mit
titut für Schweizerische Reformations-                                                    Bekannten in Konstanz, Ulm, Augs-
geschichte an der Uni Zürich. Der Re-         Jede Epistel hält Überraschungen bereit,    burg, Marburg, Heidelberg, Bern, Genf
formator habe sich nicht nur mit seiner       die gängige Vorstellungen, wie etwa         und Basel ausgetauscht, Kritik gegen-
ausgeprägten brieflichen Korrespon-           über die Kluft zwischen Reformierten        über Kaiser Karl V. oder dem Schmal-
denz nach halb Europa einen Namen             und Katholiken, auf den Kopf stellen        kaldischen Bund geäussert und sich
gemacht. Seine Bibelkommentare seien          und differenziertere Verhältnisse auf-      Flüchtlingen, wie dem schottischen
etwa in Italien gern gelesen worden, und      zeichnen, die so nicht Eingang in die       John Hooper, angenommen. Schon seit
in seiner Zürcher Wohnstätte habe er          Geschichtsbücher gefunden haben.            1538 und besonders unter König Edu-
sich als zuvorkommender Gastgeber er-         «Von Anfang an unterlag unser Projekt       ard VI. und Königin Elisabeth I. von
wiesen. Durch dieses Wirken habe              keinerlei Zensur», sagt Bodenmann. So       England seien Bullingers Schriften auch
Bullinger Bekanntheit erlangt und             dürfe man etwa in kritischer Offenheit      auf Englisch übersetzt worden.
gleichzeitig das nach der Kappeler Nie-       darlegen, dass der Taktiker Bullinger im
derlage von 1531 angeschlagene Image          Dienst der Verständigung durchaus lü-       Bullinger taktiert
von Zürich aufgewertet.                       gen konnte. «Uns liegt eine der ergie-
                                              bigsten Quellen Europas für das 16.         Der Zürcher Theologe habe stets als klu-
10 000 Briefe erzählen vom Alltag             Jahrhundert vor.» Denn nicht nur aka-       ger, pragmatischer Taktiker agiert, der
                                              demisch Gebildete hätten sich brieflich     die zahlreichen Gäste in Zürich freund-
Solche und unzählige weitere Erkennt-         mit dem Zürcher ausgetauscht, sondern       lich empfing und seine Gegenüber mit
nisse gibt das Briefmaterial aus dem 16.      auch viele im Alltagsleben verwurzelte      Geschenken oder Ehrenbezeugungen
Jahrhundert frei. Dessen Dimensionen          Menschen. Eine derart vielfältige Quelle    milde stimmte. Mit seiner Entspan-
sind riesig: Aus einer Zeit grosser politi-   sei ein Glücksfall für Historiker, da sie   nungshaltung habe er zur Ausstrahlung
scher Umwälzungen sind durchschnitt-          neuartige Zugänge zu einer von Umwäl-       von Zürichs Gedankengut beigetragen.
lich 4,5 Briefe, manchmal sogar bis zu 12     zungen geprägten Epoche erlaube.            «Nicht zuletzt diesem diplomatischen

12                                                                                                            notabene    1 / 2019
Netzwerk der Reformatoren                                                                   Sprüngli schon damals
      Wer hat sich zwischen Wittenberg und Zürich ausgetauscht? Über wen lief die                 Einen vielsagenden Brief erhält
      Kommunikation zwischen reformatorischen Akteuren? Ein ETH-Wissenschaft-                     Bullinger am 20. November 1546
      steam packte das aussergewöhnliche Vorhaben an, die Briefkorrespondenz                      von einem Briefschreiber namens
      der Reformatoren mithilfe von statistischen Netzwerkmethoden zu analysie-                   Hochholzer. Dieser berichtet vom
      ren. Unter variierenden Gesichtspunkten untersuchen Professor Frank                         Ableben des Pfarrers Johannes
      Schweitzer, Lehrstuhl für Systemgestaltung an der ETH Zürich, und Doktoran-                 Senger von Veltheim und seiner
      din Ramona Roller 17 000 Briefe von 2500 Personen in den Jahren von 1510 bis                Frau, die acht Kinder hinterliessen.
      1575 zwischen Frankreich und Weissrussland und stellen sie in Grafiken dar.                 Der älteste Sohn habe im Bäcker-
      Ihr Ansatz basiert auf der systematischen Verarbeitung von gezielt ausgewähl-               handwerk Begabung gezeigt. Ver-
      ten Datenbanken aus Büchern und Archiven und generiert interpretierbare In-                 wandte wünschten, dass er in Zü-
      formationen etwa über die Interaktionen von Personengruppen oder zwischen                   rich, «wo es sehr gute
      geografischen Orten. Die quantitativen Resultate können einerseits mit quali-               Bäckermeister gibt, angestellt
      tativen Ergebnissen verglichen werden, um zu prüfen, ob beide Methoden zu                   wird». Daher bitten sie – die Ver-
      denselben Antworten gelangen. Falls dies gelingt, könnten Historiker anderer-               wandten – Bullinger, den Knaben
      seits Netzwerkmethoden verwenden, um neue Hypothesen für ihre qualitative                   «Jakob Sprüngli oder einem ande-
      Forschung zu generieren. Wie hat sich beispielsweise die soziale Rolle Bullin-              ren tüchtigen und geschickten Bä-
      gers im Lauf der Zeit verändert? – Die Netzwerk-Visualisierung gibt erste Ant-              cker zu empfehlen».
      wortansätze, die mit statistischen Verfahren überprüft werden können.
      www.sg.ethz.ch/reformation
Die computergrafische Visualisierung der ETH zeigt die Briefwechsel zwischen Reformato-
rengruppen in Europa. Besondere Knotenpunkte sind Zürich (Zwingli / Bullinger) und
                                                                       

Wittenberg (Luther / Melanchthon).

Geschick ist es zu verdanken, dass in der       riker zurück. Die oft schwer leserlichen     schichtlich erweise es sich immer wieder
Schweiz kein Glaubenskrieg ausbrach»,           Handschriften wie auch das in diesen         als eindrücklich, «wie ähnlich die Men-
sagt Bodenmann. «Bullinger war weit-            Briefen verwendete Latein oder das ver-      schen von damals den heutigen waren».
sichtig und bemüht, den Ruf Zürichs bis         trackte Frühneuhochdeutsch stellen gro-         Seit einiger Zeit drückt das Team eine
in die Ferne zu fördern.» Die ersten            sse Hausforderungen dar. «Es ist eine        grosse Sorge: Die Landeskirche und der
Früchte seines Wirkens als Kommunika-           Arbeit, die enorm viel Know-how vor-         Nationalfonds als langjährige Sponso-
tor, Gutachter und Bibelkommentator             aussetzt und Geduld abverlangt, um           ren des akribischen Edierens werden in
habe Bullinger noch erlebt. «Er trug            diese für uns heute nicht mehr zugängli-     absehbarer Zeit ihre Unterstützung be-
massgebend zum heutigen internationa-           chen Quellen wieder aussagekräftig zu        enden. Bevor die Zeit davonrennt, will
len Renommee der Stadt an der Limmat            machen», sagt Bodenmann, der sich mit        Bodenmann die Öffentlichkeit und mög-
in der reformierten Welt bei.»                  zwei Mitarbeiterinnen täglich von mor-       liche Geldgeber vom grossen Potenzial
                                                gens bis abends mit den Briefen befasst.     der Bullinger-Briefe für die Geschichte,
Briefe zum Sprechen bringen                     Wöchentlich ediert das Team drei bis vier    Sprachwissenschaft und Theologie
                                                Briefe, die eine Vielfalt an sozialen Ver-   überzeugen. Und noch liegen ja Tau-
Von der Bearbeitung dieses umfangrei-           hältnissen und zwischenmenschlichen          sende Briefe unberührt im Staatsarchiv,
chen Briefwechsels schrecken viele Histo-       Beziehungen aufdecken. Mentalitätsge-        die so viel zu erzählen hätten...

Froschauer Bibel / Revolution                          zwischen
zwei Buchdeckeln
In Zürich erschien 1531 die erste ge-           sprache, die möglichst für alle Leute
druckte Bibel auf Deutsch. Was sie be-          verständlich sein wollte. Darum finden
wirkte und warum sie später von der Lu-         sich treffende, lustige, komische, aber
ther-Bibel überflügelt wurde, weiss             auch ganz unbekannte Wendungen und
Grossmünsterpfarrer Martin Rüsch.               Worte darin. Daher ist es gut, dass die
                                                Ausgabe zweispaltig ist – eine sehr hilf-
                                                                                                                              Foto: Wikipediea.org /
Was macht die Froschauer-Bibel so be-           reiche Lesehilfe.                                                       Gutenberg Museum Fribourg

sonders?
Es ist die erste gesamte Übersetzung aus        Hat Zwingli wie Luther Wörter geschaf-
den Urtexten ins Deutsche – und dies            fen und die Sprache geprägt?
                                                                                                 Froschauer Bibel: Von Zwingli und seinem
drei Jahre vor Luther. Dabei ist die Spra-      Ja, es gab neue Worte, das heisst, eine
                                                                                                        Team übersetzt und von Christoph
che sehr bemerkenswert: Es ist eine ei-         Verschriftlichung von Ausdrücken und              Froschauer 1531 gedruckt. Die damalige
gene erste schweizerisch-deutsche Amts-         Redewendungen, die man damals                           Weltneuheit ist jetzt neu aufgelegt.

notabene     1 / 2019                                                                                                                           13
brauchte. So erklärt sich die seltsame      der Ansicht, die Zwingli-Bibel von 1531     Hat Zwinglis Verständnis der Bibel die
Orthografie mit ihrer manchmal nicht        interessiere nicht. Interessanterweise      Gesellschaft grundlegend verändert?
konsequenten Schreibweise. Zwingli          aber sind ein paar Schriftsteller oder      Die Bibel diente nicht mehr zur Erläute-
empfand Luthers Deutsch als eher ge-        auch Germanisten anderer Meinung.           rung und Beweisschrift für ein kirchli-
schliffen oder vielleicht etwas «abgeho-                                                ches Lehramt. Sie konnte neu gelesen,
ben», Luther umgekehrt Zwinglis             Inwiefern ist die Froschauer-Bibel ein      gedeutet und ausgelegt werden. Das
Deutsch als etwas bäurisch oder unge-       Schlüsseldokument jener Zeit?               Predigtamt wurde betont. Biblisches
hobelt. Offenbar gab es diese sprachli-     Reformationsgeschichtlich ist sie ein       Wissen wurde verbreitet und die neuen
chen Empfindlichkeiten schon damals.        Schlüsselwerk, das die Anliegen des         Deutungen führten zu neuen Sichtwei-
Kommt hinzu, dass Zwingli viel stärker      «sola scriptura» (die Heilige Schrift als   sen auf Welt und Gesellschaft. Reforma-
humanistisch geprägt war als Luther.        Mitte des Glaubens), das Ermöglichen        torische Überzeugung ist, dass die
                                            des Selber-Lesens in der Muttersprache      Schrift sich selber auslegt beziehungs-
Warum waren von Zwingli übersetzte          statt auf Latein und den humanistisch-      weise der einzelne Mensch sich im Lesen
Texte bisher nicht als normale Buch-        reformatorischen Bildungsimpetus ver-       und Hören durch den Heiligen Geist an-
ausgabe erhältlich?                         einte. Kultur- und sprachgeschichtlich      sprechen lassen kann. Dies kommt ei-
Es ist erstaunlich – oder vielleicht ty-    entstand in der damaligen Schweiz ein       nem Ermächtigungs- wie auch einem
pisch für die zwinglianische Bescheiden-    Buch, das sich weit verbreitete und eine    Spiritualisierungs- und Demokratisie-
heit – , dass man sich im Laufe der Jahr-   hier verständliche Schweizerische Amts-     rungsvorgang gleich. Natürlich gab es
hunderte nie auf die erste genaue und       sprache hervor- und voranbrachte. Bib-      auch problematische Entwicklungen wie
volksnahe Übersetzung bezog. Das ist        lisches Wissen, biblische Bilder und Ge-    etwa allzu orthodoxe Strömungen oder
völlig anders bei Luther: Seine Bibel-      schichten wie auch Redewendungen            eine Idolatrie des Buchstabens, ein Bibli-
übersetzung wurde schon früh und spä-       gingen nochmals stärker in Kultur und       zismus, anstelle eines ursprünglichen
ter immer wieder aufgelegt. Man war         Gesellschaft ein.                           Wort-Gottes-Bezuges.

                                     Froschauer-Bibel
                                     Nach 500 Jahren wurde der Text der Froschauer-Bibel von 1529/31 wieder aufgelegt, typo-
                                     grafisch lesbar und synoptisch gedruckt mit der Zürcher Übersetzung von 2007. Das
                                     sprach- und kulturgeschichtlich bedeutsame Dokument ist aus der Übersetzungstätigkeit
                                     der damaligen Gelehrtenschaft am Grossmünster, der Prophezey, hervorgegangen. Dieser
                                     älteste deutsche Übersetzungstext wurde nach dem Druck im Jahr 1531 nie mehr aufge-
                                     legt. Bloss eine faksimilierte Ausgabe der Zwinglibibel wurde 1983 herausgegeben, die
                                     längst vergriffen ist.
                                     «Jch bin das brot des läbens». Neues Testament und Psalmen, Wortlaut der Froschauer-Bi-
                                     bel 1531 und Übersetzung der Zürcher Bibel 2007, Transkription von Niklaus Ulrich, Vor-
                                     wort von Martin Rüsch, TVZ 2018. Fr. 28.–

                                     Ausstellung: «Getruckt zů Zürich»
                                     Die Reformation war für die Buchdrucker in Zürich ein gutes Geschäft. Eine Ausstellung in
                                     der Schatzkammer der Zentralbibliothek Zürich zeigt, wie Froschauer zum internationalen
                                     Erfolg der Zwinglischen Reformation beigetragen hat und wie der Drucker sein Unterneh-
                                     men in Zürich ausbaute.
                                     24. Januar bis 30. April. Zentralbibliothek, Zürich. www.zb.uzh.ch

                                     Buchdruck und Reformation in der Schweiz
                                     Buchdruck und Reformation gelten als Geschwisterpaar. Beide brauchten und förderten
                                     einander. Was das ganz konkret in Zahlen, in Schilling, in Arbeitsstunden und Aufträgen
                                     bedeutete, und was die damals neuen Medien bei Freunden und Feinden bewirkten – die-
                                     sen Fragen geht der 45. Band der Zwingliana als Begleitpublikation zur Ausstellung «Ge-
                                     druckt zu Zürich» nach. Neben Froschauers Werkstatt nehmen die Autoren und Autorinnen
                                     auch den Buchdruck und Buchhandel in Basel, Bern, Genf, St. Gallen und im Bündnerland
                                     unter die Lupe. Hg. von Urs B. Leu, Christian Scheidegger. TVZ 2018. 445 Seiten, Fr. 50.–

                                     Zürichs Rolle in der Reformation
                                     «Die Zürcher Reformation und ihre Rolle in den europäischen Reformationsbewegungen»
                                     – unter diesem Titel findet vom 6. bis 8. Februar an der Theologischen Fakultät der Uni Zü-
                                     rich eine internationale Tagung statt. An drei Tagen beleuchten Professorinnen, Professo-
                                     ren und Doktoranden aus Deutschland, Australien, Kanada, Grossbritannien, den USA, den
                                     Niederlanden Aspekte der Zürcher Reformation. Die Tagung ist allen Interessierten zu-
                                     gänglich. https://www.uzh.ch/irg

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