ZWISCHENTÖNE 3 |2020 - Kirchenmusik der EKM Kirchenmusik EKM

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ZWISCHENTÖNE 3 |2020 - Kirchenmusik der EKM Kirchenmusik EKM
3 |2020

ZWISCHENTÖNE
 Kirchenmusikalische Mitteilungen
Foto: Andreas Rebettge
„Corona-Regel-konformes“ Blasen auf dem Halberstädter Domplatz

Titelbild: Die Witzmann-Orgel in Taubach (siehe auch S. 5 f.)
1
Inhalt

Geistliches Wort..................................................................................... 2
Die Knoblauch-Orgel in Hohenweiden ..................................................... 3
Die Witzmann-Orgel der Kirche St. Ursula zu Taubach ............................. 5
Kirchenmusik nebenbei .......................................................................... 7
Von Personen......................................................................................... 9
        Reinhard Ohse ∙ Neu im Kollegenkreis: Nicolas Berndt
Wir gratulieren ..................................................................................... 12
Aus der Arbeit ...................................................................................... 13
        Erste Kinder-Bade-Singwoche im Spreewald ∙ Neue Orgelspieler braucht das
        Land (Orgelcamp im Kirchenkreis Wittenberg)
Fundstück ............................................................................................ 16
Aus dem Posaunenwerk ....................................................................... 17
        Nachruf Helmut Starker • Bläsertag auf der Bundesgartenschau • Übungslei-
        terpauschale für Posaunenchöre in Sachsen
Kanons zur Jahreslosung 2021 gesucht ................................................. 18
Aus dem Kirchenchorwerk ................................................................... 19
        Deutschland singt! • Umgebaute Singwochen • ChorAtelier des Landesmu-
        sikrats Thüringen auf 2022 verschoben • Diakonisches Singen mit Resonanz
Aus dem Zentrum für Kirchenmusik ...................................................... 22
        Gemeinsame Bilanz- und Orientierungstage für Mitarbeitende im Verkündi-
        gungsdienst • Förderung von Musikprojekten durch den Freistaat Thüringen •
        Bestandene C- und D-Prüfungen
Stellenausschreibungen ....................................................................... 24
        Orgelprofessur EHK Halle/Saale ∙ Elternzeitvertretung Herzberg/Elster
Aus der Notenbibliothek ....................................................................... 26
        Neuzugänge ∙ Edition ∙ Solokantaten für Advent und Weihnachten
Neuerscheinungen ............................................................................... 29
Jahresspende für die ZWISCHENTÖNE ................................................... 33
Fundstück ............................................................................................ 33
Termine und Hinweise .......................................................................... 34
Anschriften und Bankverbindungen...................................................... 36
Geistliches Wort

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    Geistliches Wort
    Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat.
                                           (2. Korinther 5,19, Monatsspruch für Oktober 2020)

    Die Botschaft von der Versöhnung in Christus scheint es schwer zu haben in unseren Ge-
    meinden. Sicher, es gibt Einzelne, die bedrückend an einer Schuld in ihrem Leben zu tragen
    haben, denen diese Botschaft Befreiung schenken könnte, wenn sie in passender Form an-
    kommt. Und es gibt manche, die durch eine von Angst bestimmte Gottesvorstellung ge-
    prägt sind. Auch ihnen möchte man das Versöhnungsangebot Gottes ans Herz legen.
       Für die meisten in unseren Gemeinden dürfte die Versöhnungsbotschaft allerdings eine
    liebgewordene Gewissheit sein, reflektiert oder unbewusst. Sie darf auch fröhlich gelebt
    werden. Doch genau dadurch hat sie es wiederum schwer, weil sie wohl oft nur als Rau-
    schen wohlvertrauter Worte wahrgenommen wird.
       Sprachlich kommt „versöhnen“ von „versühnen“. Eine gestörte Beziehung soll geheilt,
    Trennendes beseitigt werden. Paulus macht deutlich, dass diese Versöhnung von Gott
    ausgeht. Weder Opfer noch Gebete, noch „frommes Handeln“ unsererseits ist dafür Vor-
    aussetzung. Wir dürfen es einfach annehmen. – Warum sollte man es also nicht tun?
       Allerdings schreibt Paulus gleich im nächsten Satz: „So bitten wir nun an Christi statt:
    Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (V. 20) Es scheint, dass auch unter getauften Christen die
    Annahme dieser geschenkten Versöhnung nicht selbstverständlich ist.
       Versöhnen heißt, alles Trennende wird beiseite geräumt. Trennend kann auch das Ge-
    fühl sein, dass doch alles gut ist und ich mich um eine Beziehung gar nicht kümmern
    muss. Trennend ist auch die Haltung, alles allein zu können und auf das Gegenüber nicht
    angewiesen zu sein.
       Darum erinnert Paulus kurz vor unserer Versöhnungsbotschaft daran, dass wir Ge-
    schöpfe sind, also einen bleibenden Bezug zum Schöpfer haben: „Ist jemand in Chris-
    tus, so ist er eine neue Kreatur“ (V. 17). Die (wiederum: reflektierte oder unbewusste)
    Haltung „Ich allein bestimme mein Leben“ ignoriert diesen Bezug. Wer „in Christus“ eine
    Neuschöpfung, ein neuer Mensch ist, setzt nicht alles auf Individualität und Autonomie,
    sondern lebt in dieser Verbundenheit. Zu dieser „corporate identity“ gehören naturgemäß
    auch viele andere Menschen. Zuerst wäre da an jene in der Gemeinde zu denken.
       Vielleicht könnte sich so mancher offene oder verdeckte Machtkampf in den Gemeinden
    entspannen: Ich bin ein mit Stärken und Schwächen versehenes Geschöpf Gottes, für das
    Gott selbst alles Trennende beiseite räumt – die anderen sind es auch. Gott hat in Chris-
    tus die Welt (!) mit sich versöhnt, also nicht nur mich, sondern alle, die sich auf dieses „in
    Christus sein“ einlassen. (Wie und wo es für diese Versöhnung Gottes auch noch andere
    Wege gibt, z.B. für Israel, unterliegt nicht unserer Beurteilung. Für uns hat sich in Christus
    genau dieser Weg eröff net.)
       So wächst ein versöhnliches Miteinander als Teil einer „corporate identity“ aus dem
    Versöhnungsangebot Gottes.
    Tilmann Cremer
    Dr. Tilmann Cremer ist Pfarrer der evangelischen Kaufmannsgemeinde in Erfurt.
Knoblauch-Orgel Hohenweiden

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Die Knoblauch-Orgel in Hohenweiden
von Tim-Dietrich Meyer

In Neukirchen, einem Ortsteil der Ge-          auf einem Manual und Pedal. Sie steht fast
meinde Hohenweiden im Kirchenkreis             noch in spätbarocker Tradition, obwohl zu
Halle-Saalkreis, steht die Dorfkirche, die     ihrer Bauzeit schon das frühromantische
aus Bruchsteinen mit dreiseitigem Chor-        Klangideal angebrochen war. Ein weiteres
abschluss gebaut wurde.                        Indiz dafür ist die Verwendung schwarzer
   Der Westquerturm stammt noch aus der        Unter- und weißer Obertasten.
2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Das Kirchen-     Die Arbeiten zur Instandsetzung der Or-
schiff wurde 1532 erneuert. 1750 wurde          gel übernahm der hallesche Orgelbauer
der Kanzelaltar erschaffen, und die schöne      Thomas Schildt. Im Grunde genommen war
Sandsteintaufe stammt aus dem Jahr 1614.       es eine Restaurierung des Instrumentes
   Auf der Westempore befindet sich die        auf den Zustand von 1819. Die notwendi-
Orgel. Sie ist ein Werk des halleschen         gen Arbeiten waren sehr umfangreich –
Orgelbaumeisters Carl Heinrich Albrecht        am Pfeifenwerk, an den Windladen, an der
von Knoblauch. Über sein Leben ist sehr        Tontraktur und der Registertraktur. Die Or-
wenig überliefert.                             gel wurde auf ihre originale Stimmtonhöhe
   Er wurde 1781 geboren. Um 1806 hei-         von 470 Hz zurückgeführt. Hierbei mussten
ratete er in der Laurentiuskirche zu Halle     viele Pfeifen ergänzt und nachgebaut wer-
Johanna Friederike Tannenberg. In der          den. Die 25 Pfeifen des Orgelprospektes
Stadt Halle war Knoblauch als ständiger        wurden aus 90%igem Zinn nach rekonstru-
Prüfer und Stimmer der Orgel in der Moritz-    ierter Mensur neu angefertigt und erstrah-
kirche bezeichnet. Auch in den Ortschaften     len in vollem Glanz.
um Halle betätigte er sich mit dem Stimmen       Die Orgel wurde natürlich gereinigt, into-
und Reparieren von Orgeln. Bereits 1825        niert und gestimmt. Das Register Posaune
verstarb er mit nur 44 Jahren – während        16’ im Pedal wurde und konnte nicht ein-
der Arbeiten an der Orgel für die Kirche in    gebaut werden, da zwar der Registerzug,
Wansleben am See (Mansfelder Land). Im         die Schleife und die Stöcke vorhanden
Sterberegister des Archivs der Laurentius-     sind, aber keine Reste von Stiefeln oder
gemeinde zu Halle findet sich im Dezem-        Bechern auffindbar waren. Leider gibt es
ber der Eintrag, dass Knoblauch an einem       auch keinen Vergleich zu anderen Orgeln
„Nervenschlag dahinsank“.                      von Knoblauch, wo dieses Zungenregis-
   Erhalten sind von Carl Heinrich Albrecht    ter eingebaut wurde. Die Balganlage, die
von Knoblauch nur wenige Instrumen-            sich im Turmraum befindet, wurde in einem
te: Friedrichsaue (1808), Reipisch (1816),     vorhergehenden Bauabschnitt schon in-
Hohenweiden (1819), Tagwerben (1820)           standgesetzt. Der Winddruck beträgt jetzt
und im desolaten, unspielbaren Zustand         68 mm Ws.
die Orgel in Wansleben am See (1825).            Die Restaurierung des Orgelgehäuses
   Die Orgel in Hohenweiden wurde vor 200      übernahm die Restauratorin Kerstin Klein
Jahren gebaut. Sie ist eine mechanische        aus Halle. Die Orgel ist reich mit Schleier-
Schleifladenorgel mit 13 Registern, verteilt   brettern verziert. Am rechten und linken
Knoblauch-Orgel Hohenweiden

4
    Rand des Gehäuses findet man oben mu-         Disposition der Orgel:
    sizierende Engel (vermutlich eine Schalmei
    blasend). Über dem Mittelfeld des Orgelge-    Manual
    häuses bekrönt eine stilisierende Strahlen-   Bordun          16’
    sonne das Instrument.                         Gedackt           8’
      Am Pfingstsonntag, dem 30. Juni 2020,       Viola di Gamba 8’
    konnte die Orgel endlich wieder erklin-       Flauto traverso 8’
    gen. Bedingt durch „Coronazeiten“ wurde       Principal         4’
    die feierliche Einweihung der Orgel mit ei-   Gemshorn          4’
    nem kleinen Konzert (Tim-Dietrich Meyer)      Quinte         2 /3’
                                                                  2

    durchgeführt, welches zweimal stattfand,      Terz              2’
    damit die Zuhörer mit Abstand Platz neh-      Octave            2’
    men konnten. Orgelbauer Thomas Schildt        Sifflöte            1’
    erläuterte die Arbeiten am Instrument und
    beantwortete Fragen, die die Besucher         Pedal
    stellten.                                     Subbass         16’
                                                  Octavbass        8’
                                                  (Posaune        16’ ) nicht mehr vorhanden
    Tim-Dietrich Meyer ist Kirchenmusiker und
    Orgelsachverständiger im Kirchenkreis         Pedalkoppel
    Halle-Saalkreis.                              Calcantenzug

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Witzmann-Orgel Taubach

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Die Witzmann-Orgel der Kirche St. Ursula
zu Taubach
von Anneliese Eisenberg

Im Jahre 1705 war die Kirchweihe eines          unzähligen Kulturveranstaltungen der Rei-
Kirchenneubaues der Kirche „St. Ursula“         he „KulturZeit für St. Ursula“ konnte diese
zu Taubach. Von 1709 bis 1710 baute der         Summe aufgebracht werden.
Weimarer „Hoforgelbauer“ Heinrich Nicolaus        Im Dezember 2015 beschloss der GKR
Trebs (Tröbst) eine Orgel für diese Kirche.     ein Nutzungskonzept für die restaurierte
Im Jahre 1710 fand die Prüfung der Orgel        Witzmann-Orgel. Neben Gottesdiensten
durch den Weimarer Hoforganisten Johann         sollen auch Orgelkonzerte mit barockem
Sebastian Bach statt.                           und klassischem Repertoire innerhalb der
   Nach Plänen von Clemens Wenzeslaus           Kulturreihe stattfinden. Für Studierende
Coudray und Wünschen des Weimarer Groß-         der Abteilung Alte Musik und Kirchenmu-
herzogs Carl Friedrich wurde die Kirche 1848    sik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT
bis 1849 neu gebaut.                            Weimar soll die Orgel für Übungsstunden
   Der Orgelbauer Karl-August-Eduard            zur Verfügung gestellt werden.
Witzmann aus Stadtilm erbaute im Jahr
1853 die Orgel mit einem neogotischen           Restaurierung
Prospekt neu.                                   Die Restaurierung führte die Orgelbau Wal-
   In Thüringen fand im Orgelbau schon zur      tershausen GmbH in vier Bauabschnitten
Zeit J. S. Bachs ein erster, kleiner Stilwan-   durch. Der erste Abschnitt war mit Teilde-
del vom Barock zur Romantik statt. Dieser       montage, Untersuchungen der Substanz
„Thüringer Orgeltyp“ wurde bis Ende des         und Abgleich mit anderen Instrumenten
19. Jahrhunderts nicht mehr wesentlich          des Erbauers ausgefüllt. So konnte der
verändert. Dem entspricht die Witzmann-         bauzeitliche Originalzustand, also die Re-
Orgel. Sie hat zwei Manuale und Pedal so-       konstruktion der ursprünglichen Dispositi-
wie 21 klingende Register. Diese Orgel ist      on, ermittelt werden.
seit 2011 nicht mehr spielbar. Eine Restau-        Nach Vorlage der Ergebnisse erteilte das
rierung wurde seitdem angedacht, jedoch         Thüringischen Landesamt für Denkmal-
wegen der hohen Kosten zurückgestellt.          pflege und Archäologie das denkmalrecht-
   Die Kirche wurde in den vergangenen          liche Einvernehmen.
Jahren wegen erheblicher Baumängel an              Umfangreicher Rekonstruktionsbedarf
Turm, Glockenstuhl, Turmknauf, Dach des         bestand im Pfeifenwerk. Es wurde voll-
Kirchenschiffes, Kirchenuhr und der ge-          ständig ausgebaut und in der Werkstatt
samten äußeren Hülle unter denkmalpfle-         restauriert und ergänzt. Alle Prospektpfei-
gerischen Gesichtspunkten sehr aufwen-          fen fielen dem 1. Weltkrieg zum Opfer. Sie
dig saniert. Fördermittel waren erforderlich    mussten entsprechend historischer Bau-
und zusätzlich Spendenmittel in Höhe von        weise und Mensur neu gefertigt werden.
83.000 € eingesetzt. Durch Spendenaufru-           Umfangreiche Restaurierungsarbeiten
fe gemeinsam mit dem Ortsteilrat und in         waren auch an der Ton- und Registertrak-
Witzmann-Orgel Taubach

6
    tur notwendig. Die Windladen wurden aus-       der Kirchenkreis Weimar, die Sparkas-
    gebaut und in der Werkstatt aufwendig          senkulturstiftung Hessen-Thüringen, die
    restauriert. In der Windanlage wurde der       Sparkassenstiftung Weimar, die Lottomit-
    Magazinbalg vollständig zerlegt und in his-    tel-Stelle der Staatskanzlei Erfurt, die Stif-
    torischer Arbeitsweise wieder hergestellt.     tung Orgelklang und die Stiftung Minihold.
    Im letzten Bauabschnitt im Jahre 2020 er-      Über 100 Einzelspender und viele namhaf-
    folgte die Intonierung der Orgel. Pfeife       te Künstler – Chöre, Schriftsteller, Schau-
    für Pfeife wurde von Orgelbauer Stephan        spieler, Musiker und Maler – haben mit
    Krause justiert und intoniert. Die Tonhöhe     ihren Spenden und künstlerischen Darbie-
    liegt bei 440 Hz (15°C) und ist auf den Kam-   tungen im Rahmen der Reihe „KulturZeit in
    merton aʻ gestimmt.                            St. Ursula“ für die Orgel in 42 Benefizver-
       Am 16. Juni 2020 wurde die Orgel über-      anstaltungen mit über 43.000 € Spenden
    geben und vom Orgelsachverständigen            zur Finanzierung beigetragen.
    KMD Klaus Rilke mit folgendem Fazit ab-        Im Gottesdienst am 21. Juni 2020 wurde
    genommen: „Die Restaurierung der Witz-         die Orgel durch Superintendent Henrich
    mannorgel in der Kirche Taubach ist über-      Herbst und Pastorin Johanna Oberthür wie-
    aus gelungen“.                                 der in den Dienst gestellt. Ein großes Fest
                                                   sollte am 13. Juni 2020 gefeiert und allen
    Finanzierung                                   Förderern, Spendern und Künstlern ge-
    Die Restaurierung kostete insgesamt            dankt werden. Aus Corona-Gründen konn-
    177.000 €. Dankbare Förderer waren die         te dieses große Fest nicht stattfinden. Wir
    Landeskirche, das Thüringische Landes-         hoffen nun, dass es am 17. Juni 2021 statt-
    amt für Denkmalpflege und Archäologie,         finden kann.

    Disposition:

    Hauptwerk                      Oberwerk                        Pedal
    Bordun        16’              Geigen-Principal   8’           Principalbaß      16’
    Principal      8’              Salicional         8’           Violonbaß         16’
    Viola da Gamba 8’              Flauto Traverso    8’           Subbaß            16’
    Hohlflöte      8’              Lieblich Gedact    8’           Octavbaß           8’
    Grobgedact     8’              Geigen-Principal   4’
    Octave         4’              Flöte              4’
    Flöte          4’              Octave             2’
    Quinte         3’
    Octave         2’
    Mixtur 5f.
Kirchenmusik nebenbei

                                                                                                                   7
Kirchenmusik nebenbei
Die meisten Chorleiter, Posaunenchorleiter und Organisten sind neben- oder ehrenamtlich
tätig. In unserer Rubrik „Kirchenmusik nebenbei“ kommen einige von ihnen zu Wort, stell-
vertretend für die vielen, die ebenso engagiert ihren Dienst tun. In dieser Ausgabe:

Monika Zeller                                                      den Händen die Pedalstimme. Das hat uns
                                                                   großen Spaß gemacht. Später absolvierte
Beruf: Katechetin und C-Kirchenmusikerin                           ich in Naumburg bei Fräulein Moering die
nebenberufliche, später ehrenamtliche                              C-Prüfung.
Organistin und Chorleiterin in Leubingen,
Rüdigershagen und Naumburg                                         Erinnern Sie sich an Ihren ersten gespiel-
                                                                   ten Gottesdienst, an Ihre erste Probe als
                                                                   Leiter vor dem Chor?
                                                                   Mit 14 Jahren durfte ich zum 1. Mal auf dem
                                                                   Harmonium eine Passionsandacht beglei-
                                                                   ten. Meinen ersten Chor hatte ich als Studen-
                                                                   tin in Almrich, einem Vorort von Naumburg.

                                                                   Haben Sie einen Lieblingskomponisten,
                                                                   ein Lieblingsstück?
                                                                   Das ist neben vielen anderen Felix Men-
                                                                   delssohn Bartholdy, v.a. der Elias.
                                       Foto: Tim-Bernhard Zeller

                                                                   Was treibt Sie an in Ihrer musikalischen
                                                                   Arbeit?
                                                                   Die große Freude an der Musik, besonders
                                                                   an der Arbeit mit dem Chor.

                                                                   Wieviel Zeit können Sie sich für das Üben
                                                                   und die Vorbereitung nehmen?
                                                                   Zeit zum Üben auf der Orgel blieb neben
Wie sind Sie zur Kirchenmusik gekommen?                            Beruf und Familie nie viel. Ich war auch kei-
Gab es da ein Schlüsselerlebnis?                                   ne große Künstlerin auf der Orgel. Für un-
Meine Mutter hat nach 1945 mit ihren                               sere Dörfer (mein Mann war Pfarrer und ich
Klavierkenntnissen in einem kleinen Bör-                           seine Katechetin und Kirchenmusikerin)
dedorf die Orgel gespielt. Auch meine                              mit sonntäglich fast immer zwei bis drei,
Schwester und ich erhielten Klavierunter-                          an Festtagen fünf Gottesdiensten, „reich-
richt und probierten uns natürlich auf der                         te“ es. Meine große Leidenschaft war im-
Orgel aus. Dabei erfanden wir das „Manu-                           mer der Chor. Dafür nahm ich mir auch Zeit
pedal“: Meine Schwester spielte oben und                           zur Vorbereitung und dem Suchen, Verviel-
ich lag unter der Orgelbank und spielte mit                        fältigen und Verwalten der Noten.
Kirchenmusik nebenbei

8
    Wie sieht Ihr Mann die Sonntagsdienste?        menhalt der Sänger*innen in den Chören,
    Ohne meinen Mann wäre die Chorarbeit so        ob in Leubingen bei Sömmerda oder in Rü-
    nicht möglich gewesen. Er war immer mei-       digershagen und Hüpstedt im Eichsfeld
    ne treueste Männerstimme – ob Tenor oder       oder hier bei „meinem“ geliebten Moritz-
    Bass – und hielt mit seiner Stimme die oft     Othmar-Chor in Naumburg.
    willigen, aber ungeübten Dorfstimmen zu-
    sammen. Ich weiß nicht, wie oft er zum Chor    Erinnern Sie sich an eine besondere oder
    im Gottesdienst im Talar die Treppen zu den    auch kuriose Begebenheit?
    Emporen hoch- und runtergeflitzt ist.          Mit zu den schönsten Erinnerungen gehö-
                                                   ren mehrere Auff ührungen von Musicals
    Bekommen Sie Rückmeldungen zu Ihrer            von Siegfried Fietz („Zu Hause sein“, „Rei-
    Arbeit aus den Gemeinden?                      se durch die Bibel“ u.a.). Ich weiß, dass
    Die kirchenmusikalische Arbeit wurde in un-    jetzt manche Kirchenmusiker*innen die
    seren Orten immer sehr hochgeschätzt, und      Nase rümpfen, aber diese Musik war für
    das wurde durchaus mit Worten oder anderen     unsere Dörfer genau das Richtige: leicht
    Zeichen der Anerkennung deutlich gemacht.      zu singen, gute Texte, eingängig und alle
                                                   machten mit Begeisterung mit: der evange-
    Wie geschehen Absprachen und Planun-           lische Kirchenchor Rüdigershagen, der katho-
    gen zu Ihren Diensten?                         lische Chor Hüpstedt, und was ganz wichtig
    Solange ich noch im Beruf stand, war die       war: die Feuerwehrkapelle Hüpstedt. Zwei-
    Absprache natürlich einfach. Später als        mal saß sogar KMD Prof. Wolfgang Kupke
    Rentnerin in Naumburg und Leiterin des         am Keyboard und spielte mit großem Spaß
    Moritz-Othmar-Chores wurde ich zu den          das Continuo.
    offiziellen Dienstberatungen eingeladen,
    und es gab keine Probleme.                     Haben Sie eine Vision für Ihre Tätigkeit in
                                                   der Kirchenmusik?
    Sind Sie mit den Probenmöglichkeiten zu-       Ich bin im Mai 80 geworden. Ganz große
    frieden und mit dem Zustand der Instru-        Visionen habe ich da nicht mehr. Mit mei-
    mente, an denen Sie zu den Gottesdiens-        nem 70. Geburtstag hatte ich die Leitung
    ten spielen?                                   des Moritz-Othmar-Chores in Naumburg
    Nun, die Orgeln in unseren Gemeinden wa-       in andere Hände gelegt. Zuletzt hat noch
    ren eben Dorforgeln mit vielen Macken.         zwei Jahre KMD Reinhard Ohse (siehe auch
    Aber im C-Kurs in Naumburg hatten wir ja       S. 9 f.) unseren Chor mit viel Begeisterung
    gelernt, wie man u.a. einen „Heuler“ be-       geleitet. Aber nun wird er 90 und meint, da
    seitigt. Unser Lehrer kroch in die Orgel,      ist der Zeitpunkt gekommen, um aufzuhö-
    machte etwas kaputt, und wir mussten den       ren. Was nun? Und so fange ich mit 80 nun
    Fehler suchen! Das war für später sehr hilf-   noch einmal an, um unseren liebenswerten
    reich.                                         „Haufen“ zusamnmenzuhalten. Manchmal
    Wenn Sie Ihren Kirchenmusikdienst über-        singen wir sogar noch mit dem Domchor
    denken: Worüber können Sie sich am meis-       zusammen im Gottesdienst.
    ten freuen? Was ärgert Sie?                    Und so hoffe ich, dass ich noch eine Weile
    Es gab eigentlich wenig zum Ärgern (oder       durchhalte und wir zusammen Freude am
    habe ich es vergessen?), dafür aber viel       Singen haben, auch wenn es nicht mehr
    zum Freuen über den besonderen Zusam-          wie Nachtigallengesang klingt ...
Von Personen

                                                                                                                                    9
Von Personen
Neun Fragen an Domkantor i.R.
KMD Reinhard Ohse – aus An-
lass seines 90. Geburtstages

                                                                                              Foto: Naumburger Domkantorei (2018)
1. Wie bist Du zur Kirchenmusik gekommen?
Gab es für Dich ein „Schlüsselerlebnis“?
Die erste Berührung mit Musik, an die ich
mich erinnere, war das Singen meiner Mut-
ter bei einem gemeinsamen Spaziergang
in einem Park in Bad Polzin in Hinterpom-
mern. Da war ich ungefähr 4 Jahre alt.
   Das zweite Erlebnis war nach Kriegs-
ende 1945, als ich von einer Pfarrfrau
in Steinhude gebeten wurde, den in Ge-
fangenschaft befindlichen Organisten           1949 waren die Komponisten, die im Drit-
zu vertreten, damit die Orgel auch wei-        ten Reich verpönt waren: Strawinsky,
terhin im Gottesdienst erklingen konnte.       Hindemith und Bartók. Es gab damals ein
Als Klavierspieler habe ich mich da zum        großes Nachholbedürfnis, die Werke die-
ersten Mal mit der Orgel und vor allem mit     ser Komponisten kennenzulernen. Und ihre
dem Pedalspiel befasst.                        Werke standen vielfach auf den Konzertpro-
   Als ich kurz nach dem Krieg zu Besuch bei   grammen.
meiner Tante in einem Dorf bei Braunschweig
war, nahm mich meine Cousine, die leiden-      3. Du bist kirchenmusikalisch immer noch
schaftlich gerne sang, mit zu einer Chor-      aktiv. Was motiviert Dich dabei?
probe nach Braunschweig. Mit dieser Pro-       Auf meinem Spezialgebiet der Komposi-
be des Braunschweiger Domchores                tion halte ich es bis heute für notwendig,
verbindet sich ein drittes prägendes Erleb-    dass ein Kirchenmusiker auch auf diesem
nis: Nach der Probe mit der Bachkantate        Gebiet schöpferisch tätig ist. Dieser Tätig-
140 „Wachet auf, ruft uns die Stimme“          keit gehe ich bis heute nach. Die Arbeit mit
zogen einige Leute, darunter auch meine        Chören und das Orgelspiel zu Gottesdiens-
Cousine und ich, Arm in Arm durch die          ten sind in meinem langen kirchenmusi-
Trümmer der Braunschweiger Innenstadt          kalischen Leben immer feste Bestandtei-
mit dem „Halleluja“ der Fuge aus dem Ein-      le gewesen und ich habe dabei eine lange
gangschor auf den Lippen. Das war natür-       Routine. Diese Tätigkeiten, besonders
lich sehr bewegend.                            auch die als Chorleiter, haben mir bis heu-
                                               te Spaß gemacht.
2. Gab es für Dich (kirchen-)musikalische
Vorbilder?                                     4. Hält das Musizieren bzw. die Beschäfti-
Kirchenmusikalische Vorbilder keine. Mei-      gung mit Musik jung?
ne Vorbilder während meiner Abiturzeit         Ja!
Von Personen

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     5. Der Beruf und das Berufsbild Kirchenmu-     preisung Gottes. Ich konnte das Werk in
     sik hat sich über die Jahrzehnte verändert.    meinem Berufsleben mehrmals auff ühren
     Wie schätzt Du diese Entwicklungen ein?        und habe es natürlich auch öfter, beispiels-
     Der Beruf des Kirchenmusikers ist ein um-      weise im Leipziger Gewandhaus, gehört.
     fassender Beruf. Im Augenblick allerdings
     gibt es eine Tendenz zur Spezialisierung,      8. Gab es auch kuriose Erlebnisse?
     die der umfassenden kirchmusikalischen         Ja, die Geschichte, die ich dazu gern er-
     Praxis entgegensteht, beispielsweise die       zähle, stammt aus der Zeit in meiner ers-
     Betonung der Orgelvirtuosen. Durch diese       ten Stelle in Bützow 1954 bis 1956: Stolz
     Spezialisierung wird das Wirken in den Ge-     brachte ich ein Plakat von Schützʼ Matthä-
     meinden zum Teil eingeschränkt.                uspassion zum Aushang bei meinem Flei-
       Die favorisierte Popularmusik dient heu-     scher vorbei. Frage des Fleischers: „Wie-
     te als Ersatz für die historische Musik des    viel Wurst soll es sein, Herr Schütz?“
     Barock oder der Romantik, aber auch für
     das Bemühen um eine schöpferische Wei-         9. Wofür bist Du am dankbarsten?
     terentwicklung zeitgemäßer Kirchenmusik.       Dass ich bis heute gesund bin und in mei-
     Das meine ich unter dem Gesichtspunkt,         nem hohen Alter noch Kirchenmusik betrei-
     dass die Popularmusik das entstande-           ben kann.
     ne Vakuum ersetzt, dass heute kaum ein           Neben all den Oratorienauff ührungen
     Mensch in der Kirchenmusik mehr daran          und meinem Wirken als Organist – (la-
     denkt, Kirchenmusik selbst schöpferisch        chend) ich habe sogar einmal fast das ge-
     mit eigenen zeitgenössischen Kompositio-       samte Bachsche Orgelwerk gespielt – bin
     nen voran zu bringen.                          ich tatsächlich für meine kompositorische
                                                    Tätigkeit und mein kompositorisches Werk
     6. Gibt es Erfahrungen, die Du jungen          besonders dankbar.
     Kolleg*innen mit auf den Weg geben willst?
     Mein Anliegen war es immer, die Studie-        Lieber Reinhard, herzliche Glückwünsche
     renden an das Komponieren heranzufüh-          und Gottes Segen zum 90. Geburtstag und
     ren, indem sie selbst ein Stück schreiben.     herzlichen Dank für das Gespräch.
     Ich wünsche der jüngeren Generation eige-
     ne Erfahrungen, dass das Komponieren als       Das Interview führte Jan-Martin Drafehn
     schöpferischer Akt wichtig ist für den Fort-   Ende Juli dieses Jahres. Weiterführende In-
     bestand der Kirchenmusik.                      formationen zu Reinhard Ohse im Internet
                                                    unter www.reinhard-ohse.de.
     7. An welchen Moment in Deiner langen
     kirchenmusikalischen Tätigkeit erinnerst
     Du Dich heute noch besonders und warum?
     Einer der schönsten und größten Augen-
     blicke war für mich immer der Schluss der
     Psalmen-Sinfonie von Igor Strawinsky mit
     dem Pauken-Ostinato, auch wenn das
     Stück ja gar kein Kirchenmusikwerk im
     klassischen Sinn ist. Dieses „Laudate“ ist
     für mich bis heute die eindrücklichste Lob-
Von Personen

                                                                                                       11

                                                                                  Foto: Torsten Biel
Neu im Kollegenkreis                              und Freiburg/i. Br. Kirchenmusik (Bachelor
                                                  und Master) und Orgel (Master und Meis-
Nicolas Berndt                                    terklasse) studiert habe. Neben der be-
                                                  deutenden kirchenmusikalischen Tradition
Liebe Kolleginnen und Kolleginnen,                war die unschätzbare Vielfalt der mittel-
ich freue mich sehr, mich Ihnen an dieser Stel-   deutschen Orgellandschaft ein ausschlag-
le als neuer Wenzelsorganist und Leiter der       gebender Grund für ein Studium in Leipzig,
Kirchenmusik an der Stadtkirche St. Wenzel        wo ich zuletzt auch als Assistenzorganist
zu Naumburg vorstellen zu dürfen.                 an der Thomaskirche tätig war.
   Geboren und aufgewachsen bin ich in               Umso mehr hat es mich mit Freude, Ehr-
Bonn, wo ich bereits in ganz jungen Jahren        furcht und Neugier erfüllt, als mich im Ur-
durch die Berufe meiner Eltern mit Kirche         laub die Nachricht der Kommission über
und Kirchenmusik in Berührung gekom-              meine Wahl erreicht hat: mit Freude,
men bin. Und auch, wenn es vermutlich             weil es mit den Gottesdiensten und vier
dem gängigen Klischee entspricht, war             Konzertreihen an der Wenzelskirche mög-
es tatsächlich so: Im Alter von vier Jahren       lich ist, im Jahr mehrere tausend Menschen
habe ich Bachs d-moll-Toccata gehört und          zu erreichen und für Orgelmusik zu begeis-
war so fasziniert vom Klangrausch der Or-         tern, die sonst vielleicht gar keinen Kon-
gel, dass mich das Instrument seitdem             takt zu diesem Instrument, zu Kirchenmu-
nicht mehr losgelassen hat. Schon vor dem         sik oder zur Institution Kirche haben; mit
Studium durfte ich mehrere Meisterkur-            respektvoller Ehrfurcht, weil es auch gilt,
se für Orgel und Improvisation besuchen           eines der bedeutendsten Instrumente der
und eine vakante hauptamtliche Stelle in          Welt und europäischen Kulturdenkmale
meiner Heimatstadt vertreten, bevor ich           für die Nachwelt zu erhalten und eine tra-
dann an den Musikhochschulen Leipzig              ditionsreiche Stelle (siehe den Artikel über
Von Personen • Wir gratulieren

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     Altnickol im Heft 2|2020) mit Leben zu füllen – so dass einerseits niemals der besondere
     Bezug zu Bach aus dem Sinn gerät, andererseits aber auch die Offenheit für gegenwärtige
     Impulse gewahrt bleibt; schließlich mit Neugier auf das große chorische und sinfonische
     Angebot, das mein Kollege Jan-Martin Drafehn so umfangreich am Dom pflegt.
       Und auch wenn uns die Covid-19-Pandemie vor große Herausforderungen stellt, konn-
     ten wir glücklicherweise bereits ab Juni wieder Mittagskonzerte an der Hildebrandt-Orgel
     anbieten.
       Aufmerksam machen möchte ich gerne noch auf zwei Dinge: zum einen haben wir das
     Format „Junge Talente“ gestartet, in denen sich junge Organistinnen und Organisten an
     der Hildebrandt-Orgel vorstellen; zum anderen freuen wir uns sehr, wenn Ensembles oder
     Kammerchöre auf ihren Reisen eines der Mittagskonzerte mit Vokalmusik bereichern,
     wozu Sie herzlich eingeladen seien.

     Internetseite zur Kirchenmusik an der Naumburger Wenzelskirche:
     www.hildebrandt-orgel.de

     Wir gratulieren
     Wir gratulieren den Kirchenmusikerinnen, Kirchenmusikern und Chören zu ihren
     Geburtstagen und Jubiläen und verbinden damit herzliche Segenswünsche:

        – Dieser Teil des Heftes ist in der Online-Ausgabe nicht verfügbar. –
Aus der Arbeit

                                                                                                                                13
Aus der Arbeit
Erste KIBASIWO im Spreewald                               Mit Bildung von kleinen „Familien“ von
                                                       ca. 6 Kindern, für die je eine Betreuerin zu-
Seit einem Jahr liefen die Vorbereitun-                ständig war, Singen in drei Teilgruppen in
gen für die erste KIBASIWO – eine Kinder-              einer zugigen Tischtennishalle mit frisch
Bade-und-Singwoche, direkt am See im                   geschlüpften Rotschwänzchen unterm
Spreewald: eine Jugendherberge mit eige-               Dach, die ab unserem ersten Ton stets laut
ner Badestelle, ein tolles Team aus Haupt-             mitgesungen haben, und mit vielen Ak-
und Ehrenamtlichen und eine 100%-Finan-                tivitäten im Freien hatten die Kinder und
zierung durch das Förderprogramm „Musik                das Mitarbeiterteam eine wunderbare und
für ALLE / Kultur macht stark!“ des Bundes-            fröhliche Woche. Allen Kindern war anzu-
ministeriums für Bildung und Forschung.                merken, wie sehr sie die Gemeinschaft mit
                                                       anderen und die Tage ohne Bildschirm und
                                                       Langeweile genossen haben.
                                                          Statt eines Abschlusskonzertes haben
                                                       wir einen Film gedreht. Als sehr dankbares
                                                       Stück erwies sich dafür „Max und Moritz“
                                                       in der Vertonung von Detlef Schoener. Die
                                                       Streiche ließen sich wunderbar in der Ku-
                                                       lisse von See, Wiese und Wald verfilmen
                                                       und der Schneider durfte natürlich auch
   Diese tollen Voraussetzungen wollten                wirklich vom Steg ins Wasser plumpsen.
wir nutzen und haben Wege gesucht, wie                 In einer benachbarten Kirche konnten wir
diese Singwoche in der zweiten Ferienwo-               an zwei Vormittagen die Lieder des Sing-
che auch unter Corona-Bedingungen statt-               spiels, aber auch weitere Literatur (u.a.
finden konnte.                                         „Soli Deo Gloria“ von Paul Kickstat) – mit
                                                                                     Foto: Elisabeth Schwarz

Vorbereitungen für den Dreh zu „Geh aus mein Herz und suche Freud“ am Köthener See
Aus der Arbeit

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     Abstand – sowie die Lehrer-Lämpel-Sze-        auf das Wesentliche setzen einen enor-
     nen aufnehmen. Der 45-minütige Film wur-      men Arbeits- und Gestaltungswillen bei al-
     de dann in der Gerbstedter Kirche zusam-      len Beteiligten frei. Und der ganze Arbeits-
     men mit den Eltern angeschaut und sorgte      und Organisationsaufwand wird natürlich
     für viele Lacher, Gänsehautmomente und        auch kleiner, obwohl durch Corona man-
     Freudentränen. Das Auff ührungsmaterial        ches doppelt und dreifach bedacht wer-
     von „Max und Moritz“ ist nun auch in der      den musste. Alles in allem war das 1. Or-
     Bibliothek des Zentrums für Kirchenmusik-     gelcamp sooo schön, dass Eva-Maria und
     zu finden.                                    Otto-Bernhard Glüer sehr motiviert sind,
       Im Mittelpunkt der Andachten standen        im nächsten Jahr wieder eines anzubieten.
     das Thema „Freundschaft“ sowie Lieder         Vielleicht etwas länger, aber nicht 5 Tage!
     mit Texten von Paul Gerhardt, da eigentlich
     ein Tagesausflug nach Lübben geplant war.
     Aber neben täglichen Badezeiten und einer
     Paddelbootstour war dann doch genug zu
     tun mit dem Proben, Drehen, Spielen ...
       Fast vierzig Kinder aus Sachsen-Anhalt
     und Thüringen haben an der ersten KIBA-

                                                                                                  Foto: Bernhard Klepel
     SIWO in Köthen im Spreewald (Märkisch-
     Buchholz) teilgenommen. An einer Fortset-
     zung für Ende August 2021 arbeiten wir!
     Christine Cremer (Kantorin in Sömmerda,
     Kölleda und Weißensee)
                                                   Ehepaar Glüer beim Auftaktkonzert

                                                      Startpunkt war am Freitagabend ein Auf-
     Neue Orgelspieler braucht das                 taktkonzert der Glüers mit 2-und 4-händi-
                                                   ger Orgelmusik an der Schulze-Orgel der
     Land – oder: Die Schönheit der
                                                   Prettiner Stadtkirche unter der Überschrift
     Dorforgeln entdecken                          „Wer diese Musik hört, wird nicht wenig
                                                   Freude haben“, in Abwandlung eines Zita-
     Unser 1. Orgelcamp für Menschen mit Kla-      tes von Girolamo Frescobaldi. Auch das will
     viervorbildung von 11 bis 77 Jahren im Kir-   neben der ganzen organisatorischen Pla-
     chenkreis Wittenberg musste durch die Co-     nung des Camps inhaltlich und musikalisch
     rona-Situation von geplanten 5 Tagen auf      sorgfältig vorbereitet sein. Die 14 Teilneh-
     1,5 Tage zusammengeschnitten werden.          mer, tatsächlich von 11 bis immerhin 68
     Die Teilnehmerzahl wurde ebenfalls auf 14     Jahren, fanden sich danach auf der Orgel-
     begrenzt und die ursprünglich 3 Unterrich-    empore zu einer kleinen Vorstellungsrunde
     tenden auf 2 reduziert – und siehe, dieses    ein. Fast jeder Teilnehmer traute sich dann
     alles war sehr gut!                           auch ein frei gewähltes Stück auf der recht
        Klar bleibt einiges auf der Strecke bei    schwergängigen Orgel zu spielen. So hatten
     solch diktierter Reduktion – die gesellige    alle einen ersten Eindruck voneinander.
     Gemeinschaft z.B. Aber die Fokussierung          Nur 3 Teilnehmer schliefen in der örtli-
     auf ein Ziel und absolute Konzentration       chen Pension oder hatten sich eine Hotel-
Aus der Arbeit

                                                                                                                        15
                          übernachtung gesucht. Alle anderen ka-       gehäuse geklebt, aber bei einem Camp ge-
                          men aus der unmittelbaren Umgebung und       hört Improvisieren ja dazu. Der Name war
                          fuhren nach Hause oder schliefen bei Ver-    wirklich perfekt gewählt für unsere Situation.
                          wandten – eine sinnvolle Vereinfachung          Es war eine große Freude, wie die Teil-
                          der Übernachtungsfrage in der aktuellen      nehmer so konzentriert und sich gegensei-
                          Situation.                                   tig unterstützend (registrieren etc.) diese
                            Am Samstag wartete ein straffes Pro-        Aufgabe meisterten. Da wurden Choräle
                          gramm auf die Teilnehmenden aus Morgen-      so vereinfacht, dass klar war, am Ende des
                          und Mittagsgebet, 2 Unterrichtseinheiten     Tages kann ich mit Füßen diesen Choral
                          in der 7er-Gruppe am Vormittag und am        flüssig und schön spielen. Und da reichten
                          Nachmittag und kurzer eigener Übphase        auch erst mal die rechte Hand und die Füße.
                                                                       Genau die Hälfte der Teilnehmer kam wirk-
                                                                       lich vom Klavier und saß das erste Mal an
                                                                       einer Orgel. Und ließ sich faszinieren vom
                                                                       Klang der kleinen Dorforgeln von Conrad
                                                                       Geißler in Dautzschen und Großtreben.
                                                                          Eine wunderbare Zeit! In der Schluss-
                                                                       runde wurde bedauert, dass diese inten-
                                                                       sive gemeinsame Zeit nun so schnell zu
                                                                       Ende war. Und gewünscht, dass doch sol-
                                                                       che Camps mehr und an anderen Orten
                                                                       durchgeführt werden müssten, um mehr
                                                                       Menschen an die Orgel heranzuführen und
                                                                       den Nachwuchs an ehrenamtlichen Spie-
                                                                       lern zu sichern. Ein Appell an alle Kirchen-
                                                                       musikerinnen und Kirchenmusiker, sich
                                                                       gemeinsam mit einem Kollegen an diese
                                                                       Aufgabe zu wagen. Sie ist so wichtig und
Foto: Stephanie Bechert

                                                                       schön. Und wenn man in der Planungszeit
                                                                       andere Aufgaben streicht oder zurück-
                                                                       stellt: auch nicht so schwierig und dabei so
                                                                       lohnend!
                                                                          Wir sind sehr, sehr dankbar, dass wir die
                                                                       Anregung von der Weiterbildung in Stade
                          Die jüngste Teilnehmerin                     im Februar 2019 zur Orgelnachwuchsge-
                                                                       winnung auf unsere Verhältnisse herun-
                          während der Mittagspause und dann dem        tergebrochen, bei uns umgesetzt haben.
                          Zielpunkt: einer musikalischen Abendan-      Dort gibt es ja schon mehrere Jahre ein Ju-
                          dacht in der Dorfkirche Dautzschen, die      gend-Orgel-Forum mit maximal 25 Teilneh-
                          durch die Camp-Teilnehmer gestaltet wur-     menden über eine ganze Woche, nur mit Ju-
                          de. Zwar war der Ablauf wirklich mit sehr    gendlichen.
                          heißer Nadel gestrickt und wurde fünf           Durch die Zusammenarbeit mit Andreas
                          Minuten vor Beginn, auf zwei A4-Blättern     Bechert von der Akademie für das Ehrenamt
                          mit Eddingstift geschrieben, an das Orgel-   im Kirchenkreis Wittenberg, der uns bei der
Aus der Arbeit

16

                                                                                                 Foto: Anne Ermlich
     Schlussapplaus in der Dautzschener Kirche

     Finanzierung und Werbung sehr unterstütz-    weitere Menschen aus den Gemein-
     te, war es möglich, die Veranstaltung EKM-   den und der Singschule, die zum Gelin-
     weit zu öff nen, was eine gute Ergänzung      gen von Konzert und Camp beitrugen.
     von „Einheimischen“ und „Fremden“ er-        Außerdem durften wir das Kursmaterial
     möglichte. So waren 10 Teilnehmer*innen      „...damit die Kirche im Dorf bleiben kann“
     aus dem unmittelbaren Umfeld der beiden      von Stefan Gehrt aus der sächsischen Lan-
     Regionen Annaburg-Klöden-Prettin und Bad     deskirche nutzen, was er für die Ausbildung
     Schmiedeberg und 4 Teilnehmer*innen aus      von „E“-Kirchenmusikern (= ehrenamtli-
     Torgau, Magdeburg, Eisenach und Wasun-       chen) erarbeitet hat und uns viel Arbeit ab-
     gen. 8 Teilnehmer*innen waren 11-18 Jahre    nahm.
     alt, 3 TeilnehmerInnen 21-42 Jahre alt und      Viel Spaß beim Entwickeln eigener Ideen
     3 Teilnehmer*innen 63-68 Jahre. 7 männ-      vor Ort, die den Orgelnachwuchs fördern!
     lich, 7 weiblich – alles die perfekte Mi-
     schung! Nur schön!                           Eva-Maria Glüer, Kantorin in Annaburg-
        Unterstützung erfuhren wir durch          Klöden-Prettin und Otto-Bernhard Glüer,
     zwei ehrenamtliche Mitarbeiter und           Kantor in Bad Schmiedeberg

     Fundstück
     Musikalische Früherziehung im Meißner Dom
     Auf dem Handzettel für „30 Minuten MittagsORGELMUSIK“ am 21. August im Dom zu
     Meißen fand sich folgender Titel: Vier Musiken für eine Fötenuhr
Posaunenwerk

                                                                                                                               17
                           Aus dem Posaunenwerk
                           Nachruf Helmut Starker                               schen Gemeinden auch bei katholischen
                                                                                und städtischen Veranstaltungen. Beson-
                                                                                dere Höhepunkte waren die regelmäßigen
                                                                                Teilnahmen an Landesposaunenfesten und
                                                                                großen Bläsertreffen. Als Helmut Starker
Foto: Thüringer Staatskanzlei

                                                                                2013 die Leitung des Posaunenchores Lei-
                                                                                nefelde in jüngere Hände legte, konnte er
                                                                                auf insgesamt 63 Bläserjahre und 57 Jahre
                                                                                als ehrenamtlicher Posaunenchorleiter zu-
                                                                                rückblicken.
                                                                                   Für sein überaus erfolgreiches und lang-
                                                                                jähriges ehrenamtliches Engagement und
                                                                                für sein beispielhaftes Lebenswerk erhielt
                           Helmut Starker bei der Übetreichung des Bundesver-   er mehrere Auszeichnungen, u. a. das Bun-
                           dienstkreuzes durch Ministerpräsidentin Christine    desverdienstkreuz am Bande (2014), den
                           Lieberknecht am 2. Dezember 2014 im Barocksaal der
                           Thüringer Staatskanzlei                              Ehrenbrief Thüringens (2007), den Ehren-
                                                                                ring des Landkreises Eichsfeld (2008) und
                           Am 22. August verstarb kurz nach seinem              die Kuhlo-Medaille (2011).
                           85. Geburtstag der langjährige Leinefel-
                           der Chorleiter Helmut Starker. Viele Jahre
                           prägte er die Posaunenarbeit im Eichsfeld            Bläsertag auf der Bundesgar-
                           und war bis 1992 auch Mitglied im Posau-
                                                                                tenschau
                           nenrat der Kirchenprovinz Sachsen. Unsere
                           Gedanken und Gebete sind bei seiner Fami-
                           lie und allen, die um ihn trauern.                   Im Rahmen der Bundesgartenschau, die
                              1935 in Schlesien geboren, kam Helmut             2021 in Erfurt stattfindet, laden wir herz-
                           Starker zum Kriegsende mit der Familie ins           lich zu einem Bläsertag am 4. Juli 2021 ein.
                           Eichsfeld. 1951 war er Mitgründer des Po-            Das Motto aller kirchlichen Veranstaltun-
                           saunenchores Niederorschel und bereits               gen zur BUGA lautet „Ins Herz gesät“. Das
                           1956 mit 21 Jahren übernahm er dessen                wird uns auch
                           Leitung. Zusätzlich wurde ihm 1975 die               bei      unserem
                           Leitung des Posaunenchores in Leinefel-              Bläsertag     lei-
                           de übertragen. Beide Chöre vereinten sich            ten. Zwei große
                           schließlich und 1990 kamen weitere Blä-              gemeinsame Veranstaltungen bilden dabei
                           ser aus Heiligenstadt dazu. Großen Wert              den Rahmen: ein Bläsergottesdienst um
                           legte Helmut Starker stets auf die Nach-             10.30 Uhr und eine Bläsermusik zum Ab-
                           wuchsausbildung, so unterrichtete er im              schluss um 16.00 Uhr. Als Literatur dafür
                           Laufe seiner Tätigkeit über 50 Jungbläser.           ist das Gloria 2016 vorgesehen.
                           Das Einsatzfeld des Posaunenchores er-                  Dazwischen wollen wir mit Klanginseln
                           streckte sich fast auf die gesamte Eichs-            und einer Klangstafette das BUGA-Gelände
                           feldregion, neben Diensten in evangeli-              auf dem Petersberg zum Klingen bringen.
Posaunenwerk • Kanons zur Jahreslosung 2021

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     Diese sollen jeweils von Posaunenchören          1. Das bürgerschaftliche Engagement
     aus den Propsteien der EKM gestaltet wer-      beträgt durchschnittlich mindestens 20
     den und die verschiedenen Regionen der         Stunden monatlich.
     EKM (nicht nur) musikalisch vorstellen.          2. Die freiwillig Engagierten haben ihren
     Besonders freuen wir uns, dass der neue        Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im
     Vorsitzende des Evangelischen Posaunen-        Freistaat Sachsen.
     dienstes in Deutschland, Landesbischof i.R.      3. Die freiwillig Engagierten werden nicht
     Gerhard Ulrich, sein Kommen zugesagt hat       für denselben Zweck bereits aus einem
     und im Gottesdienst die Predigt halten wird.   anderen Förderprogramm des Freistaa-
       Wir laden alle Bläserinnen und Bläser        tes Sachsen oder von Dritten bezuschusst
     herzlich ein und rufen die Posaunenchö-        (dies gilt auch für die Kirchengemeinde).
     re auf, ihre Partnerchöre aus anderen Po-      Weitere Voraussetzungen sind für eine Be-
     saunenwerken einzuladen, um gemeinsam          antragung nicht erforderlich.
     dieses Fest zu begehen und gleichzeitig        Die entsprechenden Anträge stehen bereit
     den Tag für einen Besuch der Bundesgar-        unter:
     tenschau zu nutzen. Für alle aktiven Bläser
     gibt es an diesem Tag freien Eintritt.         https://amt24.sachsen.de/web/guest/leis-
     Anmeldeschluss ist der 1. Mai 2021.            tung/-/sbw/Wir+fuer+Sachsen+Foerderung
                                                    +des+Ehrenamtes-6000605-leistung-0

     Übungsleiterpauschale für                      Der ausgefüllte Antrag ist bis zum
                                                    30. September 2020 an Sächsische Posau-
     Posaunenchöre in Sachsen
                                                    nenmission e.V., Käthe-Kollwitz-Ufer 97,
                                                    01309 Dresden zu senden. Von dort wer-
     Alle Posaunenchöre, die in Sachsen be-         den alle Anträge gesammelt an die ent-
     heimatet sind, haben die Berechtigung,         sprechenden Behörden weitergeleitet.
     über das Programm „Wir für Sachsen“ eine       Weitere Informationen bei LPW Frank
     Übungsleiterpauschale und finanzielle För-     Plewka unter frank.plewka@ekmd.de oder
     derung zu beantragen. Dazu müssen fol-         034601-52601.
     gende Bedingungen erfüllt werden:

     Kanons zur Jahreslosung 2021 gesucht
     Auch für das kommende Jahr wollen wir ei-      Aus den bis zum 1. November an uns einge-
     nige Vertonungen der Jahreslosung in den       sandten Kanons werden wir eine Auswahl
     ZWISCHENTÖNEn abdrucken. Für 2021 wur-         für die Veröffentlichung in Heft 4|2020 und
     de folgendes Bibelwort ausgewählt:             auf unserer Internetseite treffen.
                                                      Jahreslosungen gibt es seit 1934. Sie
      Jesus Christus spricht: Seid barmherzig,      werden von der Ökumenischen Arbeitsge-
         wie auch euer Vater barmherzig ist!        meinschaft für Bibellesen drei Jahre im Vo-
                    (Lukas 6,36)                    raus festgelegt.
Kirchenchorwerk

                                                                                                          19
Aus dem Kirchenchorwerk
Umgebaute Singwochen                          einer Sporthalle statt (siehe Foto unten).
                                              Bei der Aufführung entschädigte die Akustik
Nirgendwo gibt es für das Singen und Mu-      des Doms für alle Mühen und bescherte den
sizieren den Normalbetrieb. Unterschiedli-    meisten der Teilnehmer einen erstmaligen
che Bedingungen sorgen für unterschied-       Chorauftritt nach langer Pause. Zusätzlich
liche Notlösungen. In der EKM mussten         zum Abstand wurde übrigens auch stimm-
manche überregionalen Sing-Angebote ab-       lich coronafreundlich gesungen, so wie es in
gesagt werden. Was stattfand, wurde um-       einem Artikel der ZWISCHENTÖNE 2 | 2020
gebaut: so die Familien-Musizierfreizeit in   beschrieben ist.
Zingst, wo der Ostseewind beim Abendlied      Mathias Gauer
am Strand die Aerosole ausreichend ver-
dünnte. Auch in Naumburg sollte es eine
Chorwoche geben, die abgesagt werden          Deutschland singt!
musste. Einige der angemeldeten Sänge-
rInnen nutzten jedoch das Angebot, sich       Wir können auf 30 Jahre „Wiedervereini-
Noten zuschicken zu lassen, Zuhause zu        gung“ zurückschauen, die unser Land ver-
üben und für nur einen Probentag anzurei-     ändert haben, auf 30 Jahre Erfahrungen
sen, um dann mit sehr kurzem Anlauf im        unterschiedlicher Art, die zu bedenken und
Dom die „Motette“ zu gestalten. Die Proben    mitzunehmen sind, wenn es gilt, Zukunft
fanden mit großem Abstand zueinander in       zu gestalten. Darum soll der Markplatz

                                                                                  Foto: Joachim Pätzold
Kirchenchorwerk

20
     am 3. Oktober ein Ort zum Feiern werden,       Diakonisches Singen mit Reso-
     zum Singen und Musizieren, ein Ort der Zu-
                                                    nanz
     kunfts-Ermutigung.
       In einer kleineren Ortschaft mag es
     schon gelingen und gut klingen, wenn der       Singen gehört zum Mensch-Sein, ist zum
     Posaunenchor alle begleitet, die sich ein-     Mensch-Werden unerlässlich. Darum heißt
     laden lassen und nun mit Liedzetteln aus-      es in den Psalmen „... die Toten loben dich
     gestattet mitsingen: „Amazing grace“, „Die     nicht, Herr“ (Psalm 115,17). In den Psal-
     Gedanken sind frei“ und „Über sieben Brü-      men loben auch Sonne, Mond und Sterne,
     cken …“. Liedzettel sind auf der Homepage      Berge und die Tiefen des Meeres. In das
     www.3-oktober-deutschland-singt.de als         Lob einzustimmen, kann uns hinreißen in
     Kopiervorlage abrufbar; ebenso werden          eine andere Wirklichkeit, selbstvergessen
     dort viele weitere Ideen vorgestellt, Anre-    machen, ein Fenster öff nen zum Himmel
     gungen gegeben. Auch für größere Forma-        und zum Menschen neben uns.
     te in größeren Städte lohnt es sich, diese        Singen bleibt nicht ohne Resonanz. Es
     Homepage als Börse zu nutzen.                  kommt aus dem Staunen, z.B. dass ich mit-
                                                    ten im Leid Zuwendung und Geborgenheit
                                                    erlebe, dass sich singend meine Sicht der
                                                    Dinge „wundersam“ ändert, ich mein Le-
                                                    ben intensiver erfahre.
                                                       Musik wurde darum auch von Menschen
                                                    in Konzentrationslagern erfunden und aus-
                                                    geübt; so haben sie am Abgrund der Un-
                                                    menschlichkeit ihre Würde nicht verloren.
                                                    Das Lied des Glaubens ist kein Lob der Rei-
                                                    bungslosigkeit, kein Spektakel oder Kos-
                                                    metik, sondern Einladung zur Wahrhaftig-
                                                    keit vor sich selbst und vor Gott.
                                                       In unseren Tagen denken Menschen
                                                    weltweit neu darüber nach, was lebens-
                                                    notwendig und unverzichtbar ist. Als Kir-
                                                    chenmusiker bedauern wir zurecht, dass
                                                    Proben und Konzerte zumeist ausfallen
       Mehrfach wurde in der Presse, per Mail       müssen. Immerhin kennen wir vom Singen
     und in den ZWISCHENTÖNEn darauf hinge-         die tröstende und seelsorgerliche Kraft.
     wiesen. Als Kirchenchorwerk und Posau-         Wo sich Menschen nun verunsichert oder
     nenwerk der EKM empfehlen wir, diesen          bedroht fühlen, Alleinlebende noch einsa-
     Anlass zu nutzen, trotz der Corona-Zeit mit-   mer als zuvor sind, da kann Singen und Mu-
     einander zu singen und sich hören zu las-      sik Hoff nung stiften, Mut machen, heilen.
     sen; Belüftung und Abstand sind auf dem           Kurrende nannte man es früher, wenn
     Markt gegeben. Aktuelle Informationen zur      kleine Gruppen Singender von Tür zu Tür
     Planung oder Planungsänderungen werden         gingen. So wäre auch eine große Kantorei
     auf der Homepage (siehe oben) bekanntge-       in der Lage, sich in Gruppen zu teilen und
     macht.                                         die Adressen einer Liste zu erlaufen, um
Kirchenchorwerk

                                                                                            21
ein- oder mehrstimmig vor der Tür mit Ab-     In den ZWISCHENTÖNEn war bereits der
stand oder Maske zu singen und zu musi-       13./14. November 2021 bekanntgegeben
zieren. Eine Liste mit Menschen, denen so     worden, den wir hiermit für ungültig erklä-
ein Besuch eine große Freude und ein Trost    ren. Die Landesmusikräte der Bundeslän-
bedeuten würde, ist im Pfarramt sicher zu     der geben auf ihren Homepages jeweils ak-
erstellen. Dabei kann diakonisches Singen     tuelle Informationen dazu.
durchaus auch eine künstlerische Heraus-
forderung sein und ist in keinem Fall ver-
gebliche Mühe. Ich vermute bzw. wünsch-       Save the date!
te, dass wir von der Resonanz solchen Tuns
überwältigt und vielleicht ein bisschen be-   26. Juni 2021 Chorfest der EKM auf der
schämt wären.                                 Bundesgartenschau in Erfurt
Matthias Gauer

ChorAtelier des Landesmusik-
rats Thüringen auf 2022 ver-
schoben
Das Choratelier ist in Thüringen eine Be-
gegnungsmöglichkeit von Chören auf Län-
derebene; in Sachsen-Anhalt nennt man es
Landeschorwettbewerb. Diese Veranstal-
tungen dienen u.a. auch dazu, die besten
Chöre zum gesamtdeutschen Chorwettbe-
werb zu nominieren. Dieser gesamtdeut-
sche Termin ist aufgrund von Corona auf
2023 verschoben worden, so dass sich das
ChorAtelier in Thüringen ebenso um ein
Jahr verschiebt und 2022 stattfinden wird.
Zentrum für Kirchenmusik

22
     Aus dem Zentrum für Kirchenmusik
     Gemeinsame Bilanz- und                          Kosten: werden zu 100% vom Kirchenkreis
                                                     übernommen
     Orientierungstage für Mitarbei-
                                                     Zielgruppe: Hauptberuflich Beschäftigte
     tende im Verkündigungsdienst                    im Verkündigungsdienst in der EKM
                                                     Kursleitung: Rektor Michael Bornschein,
     Erstmalig werden vom 11. bis 17. Oktober        Studienleiterin Sissy Maibaum, Propstei-
     2021 im Pastoralkolleg Kloster Drübeck ge-      kantor KMD Jens Goldhardt
     meinsame Bilanz- und Orientierungstage          Anmeldungen bis 15.5.2021 beim Sekre-
     für Mitarbeitende im Verkündigungsdienst        tariat des Pastoralkollegs (Cordula Finger,
     unserer Kirche angeboten. Wir informieren       PK@kloster-druebeck.de)
     schon jetzt darüber, damit Interessierte ihre
     Teilnahme langfristig einplanen können.         Zum Hintergrund:
       Diese Bilanz- und Orientierungstage           Bilanz- und Orientierungstage für ordi-
     dienen der beruflichen und persönlichen         nierte Hauptamtliche gibt es seit 2011
     Reflexion, der geistlichen Vergewisse-          in unserer Kirche. Seit 2017 gibt es
     rung über unsere gemeinsame Berufung            solche Tage auch für nicht ordinierte
     in den verschiedenen Diensten. Ein be-          Gemeindepädagog*innen. In einem ersten
     sonderer Schwerpunkt dieser Tage liegt          Pilotkurs sollen sich nun alle drei Berufs-
     auf dem Nachdenken über theologische,           gruppen begegnen und ihre jeweiligen Er-
     persönliche und praktische Grundfra-            fahrungen miteinander teilen.
     gen für ein wohltuendes Miteinander von           Ziel dieser Tage ist es vor allem, die Ge-
     Kantor*innen, Gemeindepädagog*innen             meinschaft der Verkündigungsdienste in
     und Pfarrer*innen in unseren Gemeinden.         unserer Kirche zu stärken.
       Jeweils 4 Plätze sind für Teilnehmende          Die Kursdauer von Montag bis Sonntag
     aus den drei Berufsgruppen im Verkündi-         wurde im Beirat des Pastoralkollegs bera-
     gungsdienst der EKM reserviert. Wir neh-        ten und mit Blick auf die beruflichen Her-
     men uns Zeit zur kollegialen Beratung.          ausforderungen speziell auch der Kirchen-
     Daneben soll genügend Zeit sein zur per-        musik für gut befunden.
     sönlichen Besinnung, zum Lesen und
     Nachdenken.
       Diese Tage des gemeinsamen Lebens             Förderung von Musikprojekten
     sind geprägt durch die täglichen Gebets-
                                                     durch den Freistaat Thüringen
     zeiten in der Klosterkirche und durch das
     Gespräch mit der Schrift zu Beginn eines
     Tages. Wir werden die Freude am gemein-         Das Zentrum für Kirchenmusik wird auch
     samen Singen und Musizieren miteinander         für das Jahr 2021 Fördermittel der Thürin-
     teilen und die Schönheit des Nationalpar-       ger Staatskanzlei für größere Auff ührun-
     kes im Harz wandernd genießen.                  gen und Kirchenmusikprojekte auf dem Ge-
                                                     biet des Freistaats Thüringen beantragen.
     Beginn: Montag, 11. Oktober 2021, 15 Uhr        Die Antragsfrist hierfür wurde verkürzt: Bit-
     Ende: Sonntag, 17. Oktober 2021, 13 Uhr         te beachten Sie, dass Anträge aus den Kir-
Zentrum für Kirchenmusik

                                                                                                                                             23

                                                                                                                Foto: Antje Radetzki (EHK)
Übergabe der C-Zeugnisse im Semesterabschlussgottesdienst der EHK im Dom zu Halle – v.r.n.l.: Debora Nagel,
Dahye Kim, Talitha du Toit, Markus Wendlandt, Christine Maria Claussen, Gerhard Noetzel (Kirchenmusikalisches
Seminar), Sebastian Hulsch (Ev. Hochschule für Kirchenmusik)

chengemeinden dieses Mal schon bis zum                  Am Kirchenmusikalischen Seminar in Halle
1. Oktober 2020 beim Zentrum für Kirchen-               haben die C-Ausbildung absolviert (siehe
musik vorliegen müssen, damit sie in den                dazu Bild oben):
Gesamtantrag aufgenommen werden kön-                    Christine Maria Claussen
nen.                                                    Dahye Kim
   Dem Antrag beizufügen sind ein Kosten-               Anna Debora Nagel
und Finanzierungsplan und eine Projektbe-               Talitha Désirée du Toit
schreibung, das Formular dazu finden Sie                Markus Wendlandt
auf unserer Homepage:
www.kirchenmusik-ekm.de,                                Die D-Prüfung haben bestanden:
(> Service > Downloads)                                 Posaunenchorleitung
                                                        Anna Lena Ziemann (Erfurt)
Bestandene C- und D-Prüfungen                           Frank Ziemann (Erfurt)
                                                        Orgel
Den C-Kurs im Zentrum für Kirchenmusik                  Steffen Wanski (Donndorf)
Erfurt für Chorleitung und Orgel haben mit              Karl Rackow (Hardisleben)
Erfolg abgeschlossen:
Julius Felizius Hohenberger
Naomi Kurata
Samuel Sonderhoff
Stellenausschreibungen

24
     Stellenausschreibungen
     Orgelprofessur an der Ev. Hochschule für      Wünschenswert ist außerdem die Erfüllung
     Kirchenmusik Halle                            folgender Voraussetzungen:
     An der Evangelischen Hochschule für Kir-      • Praxis im kirchenmusikalisch-liturgi-
     chenmusik Halle (Saale) ist ab 1. Oktober        schen Dienst
     2021 eine Dozentenstelle für Künstleri-       • qualifizierte Unterrichtserfahrung auf
     sches und Liturgisches Orgelspiel 100%           Hochschulebene bzw. in einem ver-
     (m/w/d) (Professur nach § 106 Abs. 5 des         gleichbaren Kontext, didaktische Praxis
     HSG des Landes Sachsen-Anhalt) unbefris-         im Fach Improvisation
     tet zu besetzen.                              • ausgewiesene Konzerttätigkeit als
        Die Evangelische Hochschule für Kir-          Organist*in
     chenmusik Halle (Saale) ist eine staatlich    • hohe kommunikative, integrative und
     anerkannte Hochschule in Trägerschaft            organisatorische Kompetenzen
     der Evangelischen Kirche in Mitteldeutsch-
     land. Sie arbeitet bei der Ausbildung von     Neben der Lehre erwartet die Hochschule
     Musiklehrern eng mit der Abteilung Musik-     • die Koordination der Fachgruppe Or-
     pädagogik/Künstlerische Praxis der Mar-         gel und Mitarbeit in Gremien der Hoch-
     tin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zu-     schule
     sammen.                                       • Engagement in der akademischen
        Von den Bewerberinnen und Bewerbern          Selbstverwaltung der Hochschule
     wird neben einem abgeschlossenen Stu-         • künstlerische Mitwirkung bei Hoch-
     dium der Kirchenmusik (A-Diplom/Master)         schulveranstaltungen
     oder eines Hochschulstudiums im Fach Or-      • Präsenz in der Stadt Halle, Einbindung
     gel höchste künstlerische, fachliche und        in das kirchenmusikalische Leben der
     didaktische Befähigung in der Vermittlung       Stadt
     von Orgelmusik in ihrer gesamten stilisti-
     schen Vielfalt erwartet.                      In Zusammenarbeit mit der Stadt Halle
                                                   (Saale) ist eine Berufung des Stelleninha-
     Die Lehre umfasst:                            bers zum Titularorganisten der „Konzert-
     • Einzelunterrichtung im Künstlerischen       halle Ulrichskirche“ (Sauer-Orgel, 1980,
        und Liturgischen Orgelspiel in den Stu-    III/56, generalüberholt 2019) vorgesehen.
        diengängen Bachelor Kirchenmusik,             Die Zugehörigkeit zur evangelischen Kir-
        Master Kirchenmusik und Master Künst-      che und die Identifikation mit ihrem Auf-
        lerisches Orgelspiel                       trag wird grundsätzlich vorausgesetzt.
     • Vermittlung von Methodik und Didaktik          Es wird auf die in der Evangelischen Kirche
        des Orgelunterrichts                       in Mitteldeutschland geltende Verordnung
     • Literaturkunde                              zur Regelung der Stellenbesetzungsverfah-
     • gegebenenfalls die Bereitschaft zur Un-     ren privatrechtlicher Anstellungsverhältnis-
        terrichtstätigkeit in anderen Fachberei-   se (StbVO) verwiesen, nachzulesen unter
        chen                                       www.kirchenrecht-ekm.de (ON 715).
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