Hamburg 2020 - Chancen nutzen, Zukunft gestalten

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Hamburg 2020 - Chancen nutzen, Zukunft gestalten
www.pwc.de

                           Hamburg 2020 –
                           Chancen nutzen,
                           Zukunft gestalten

Entwicklungsperspektiven
der Metropolregion
Hamburg im Vergleich
Hamburg 2020 - Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hamburg 2020 - Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hamburg 2020 –
                           Chancen nutzen,
                           Zukunft gestalten

Entwicklungsperspektiven
der Metropolregion
Hamburg im Vergleich
Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten

Herausgegeben von PwC in Kooperation mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)

Von Andreas Borcherding (PwC), Tatjana Hansen (PwC), Nora Reich (HWWI), Silvia Stiller (HWWI) und
Ulrich Zierahn (HWWI)

Februar 2012, 88 Seiten, 27 Abbildungen, 11 Tabellen, Softcover

Die Ergebnisse der Studie und Expertenbeiträge sind als Hinweis für unsere Mandanten bestimmt.
Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die angegebenen Quellen und die
Unterstützung der in dieser Publikation genannten Ansprechpartner zurück.
Meinungsbeiträge geben die Auffassung der Autoren wieder.

© Februar 2012 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Alle Rechte vorbehalten.
„PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers
International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich
selbstständige Gesellschaft.
Vorwort

Vorwort

„Hamburg 2020 - Chancen nutzen, Zukunft gestalten“ verbindet die Szenarien
der zukünftigen Entwicklung der Metropolregion Hamburg konkret mit den
Handlungs­spielräumen von Politik und Wirtschaft. Bereits 2011 hatte unsere
bundesweite Studie „Deutschland 2020“ zur Entwicklung der Erwerbstätigen
große öffentliche Aufmerksamkeit in Hamburg erregt. In vielen Gesprächen wollte
man mehr von uns über die Situation in Hamburg und das Umland wissen. Zentral
war dabei immer die Frage: Wie können wir in der Metropolregion Hamburg
noch besser werden? Deshalb haben wir uns entschlossen, uns Ausgangsbasis
und Entwicklungspotentiale der Metropolregion Hamburg noch einmal im Detail
anzusehen und haben diese Studie in bewährter Zusammenarbeit zwischen dem
HWWI und PwC erstellt.

Als führende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft haben wir selbst ein
starkes Interesse an einer positiven Entwicklung der Metropolregion. Hamburg liegt
uns am Herzen, und wir möchten mit der Studie unseren Beitrag dazu leisten, dass
Hamburg auch in Zukunft Spitze ist.

Die vorliegende Studie stellt zunächst die Ist-Situation dar. In verschiedenen
Szenarien prognostizieren wir die Erwerbstätigenentwicklung und geben konkrete
Handlungsempfehlungen dazu, wie die Potentiale der Metropolregion Hamburg
gehoben und realisiert werden können. Das Wachstumsszenario zeigt dabei die
Möglichkeit eines beeindruckenden zusätzlichen Wachstums der Erwerbstätigen in
der Region. Gelingt es, den Anteil Hochqualifizierter weiter zu steigern, dann kann
das gute Wachstum bis 2020 um bis zu 28 Prozent zusätzlich gesteigert werden.
Wie dies zu erreichen ist, stellen wir in einer Reihe von Handlungsoptionen für
Politik und Wirtschaft dar und verstehen diese Punkte als unseren Beitrag zu einer
Diskussion um den besten Weg der Metropolregion Hamburg in eine weiterhin
erfolgreiche Zukunft.

Wir sind davon überzeugt, dass unsere Studie wichtige Impulse liefern kann und
freuen uns auf eine anregende Diskussionen mit Ihnen!

Ihr

Andreas Borcherding
PricewaterhouseCoopers AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

                                                                                 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 5
Vorwort

                                                     Hamburg wird als die „schönste Stadt der Welt“ bezeichnet. Warum?
                                                     Hamburgerinnen und Hamburger erleben täglich die besonderen Stärken
                                                     ihrer Stadt: hohe Lebensqualität und eine dynamische Wirtschaft. Das sind
                                                     entscheidende Faktoren dafür, dass die Bevölkerung Hamburgs stetig wächst und
                                                     die Stadt sich zu einer internationalen Dienstleistungsmetropole entwickelt hat.
                                                     Davon profitiert die ganze Metropolregion Hamburg. Aber auch die Hansestadt
                                                     wäre bei Weitem nicht so erfolgreich ohne ihr vielfältiges Umland. Können
                                                     deswegen die Hamburger Politik und Wirtschaft gelassen in die Zukunft blicken
                                                     und auf neue Impulse für die Metropolenentwicklung verzichten? Nein! Das können
                                                     sie nicht!

                                                     Aus diesem Grund legen das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und
                                                     die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC als Fortsetzung der
                                                     bisherigen erfolgreichen Zusammenarbeit die neue Studie „Hamburg 2020 –
                                                     Chancen nutzen, Zukunft gestalten“ vor. Wir zeigen in der Studie auf, was die
                                                     Metropolregion Hamburg anderen Metropolregionen voraus und wo die Stadt einen
                                                     Nachholbedarf hat. Besonderes Augenmerk gilt der Demografie, der Erwerbs­
                                                     tätigkeit, der Forschung und Entwicklung sowie qualifiziertem Nachwuchs. Unsere
                                                     Ergebnisse münden in konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und
                                                     Wirtschaft. Sie sollen mithelfen, die Attraktivität der Metropolregion Hamburg
                                                     weiter zu stärken.

                                                     Ich wünsche Ihnen eine interessante und lehrreiche Lektüre!

                                                     Ihr

                                                     Thomas Straubhaar
                                                     Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gemeinnützige GmbH

6 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort.................................................................................................................... 5

Abbildungsverzeichnis............................................................................................. 8

Tabellenverzeichnis................................................................................................10

A      Hamburg im Vergleich....................................................................................11

B  Hintergrund...................................................................................................17
1	Ökonomische Bedeutung von Metropolregionen............................................17
2	Die Wissenswirtschaft setzt Impulse für Metropolenwachstum......................19

C	Die ökonomische Dynamik der Metropol­region Hamburg
   im interregionalen Vergleich......................................................................... 25
1  Ökonomische Eckdaten................................................................................. 25
2  Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit................................................... 26
3  Produktivität und Sektorstruktur.................................................................. 29
4  Rolle wissensintensiver Sektoren....................................................................31

D	Spezialisierungsvorteile der Metropolregion Hamburg................................. 34
1  Wirtschaftsstruktur....................................................................................... 34
2  Funktionale Arbeitsteilung in der Metropolregion......................................... 38

E	Arbeitskräfte der Zukunft – Hamburgs Position im Standortvergleich............45
1	Die steigende Bedeutung qualifizierter Arbeitskräfte für
   die regionale Entwicklung..............................................................................45
2  Demografische Trends................................................................................... 46
3  Strukturelle Merkmale der Erwerbstätigkeit..................................................49
4  Zentrale Bildungsindikatoren im Vergleich.................................................... 56
5  Die Rolle von Forschung und Entwicklung......................................................59

F	Szenarien zur Entwicklung der Erwerbstätigen­zahlen in
   der Metropol­region Hamburg bis zum Jahr 2020........................................... 62
1  Dynamik der Metropolregionen im Basisszenario.......................................... 62
2  Wachstums- versus Polarisierungsszenario................................................... 66
3  Suburbanisierung.......................................................................................... 68

G	Zentrale standortpolitische Handlungsfelder.................................................70
1  Förderung von Forschung und Entwicklung...................................................70
2	Sicherung von Fachkräften: Potenziale heben und Zuwanderer anziehen..... 71
3  Nutzung der Vorteile funktionaler Arbeitsteilung...........................................74
4  Ausbau der Informationsbasis.........................................................................75

Literaturverzeichnis................................................................................................76

Anhänge................................................................................................................ 80

Ihre Ansprechpartner............................................................................................. 86

                                                                                                                          Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 7
Abbildungsverzeichnis

   Abbildungsverzeichnis

                                                     Abb. 1        Betrachtete Metropolregionen............................................................... 20

                                                     Abb. 2a	Beschäftigte in Finanzierung, Vermietung und
                                                              Unternehmensdienstleister 2010............................................................21

                                                     Abb. 2b       Beschäftigte im Sektor Industrie 2010................................................... 22

                                                     Abb. 3        Wachstum der Bruttowertschöpfung zwischen 2000 und 2008..............27

                                                     Abb. 4        Wachstum der Erwerbstätigkeit zwischen 2000 und 2008..................... 28

                                                     Abb. 5        Wachstum der Produktivität zwischen 2000 und 2008.......................... 29

                                                     Abb. 6        Produktivität 2008................................................................................. 33

                                                     Abb. 7	Anteil des produzierenden Gewerbes an der regionalen
                                                             Bruttowertschöpfung 2008.....................................................................35

                                                     Abb. 8	Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in wissensintensiven
                                                             Industrien 2010...................................................................................... 36

                                                     Abb. 9	Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in
                                                             wissensintensiven Dienstleistungen 2010.............................................. 38

                                                     Abb. 10	Anteil regional sozialversicherungspflichtig Beschäftigter an den
                                                              bundesweit Beschäftigten in wissensintensiven Industrien 2010........... 40

                                                     Abb. 11	Anteile der Metropolregionen an den bundesweit
                                                              sozial­versicherungs­pflichtig Beschäftigten in ausgewählten
                                                              wissensintensiven Dienstleistungsbranchen 2010 (Teil 1)......................41

                                                     Abb. 12	Anteile der Metropolregionen an den bundesweit
                                                              sozial­versicherungs­pflichtig Beschäftigten in ausgewählten
                                                              wissensintensiven Dienstleistungsbranchen 2010 (Teil 2)......................42

                                                     Abb. 13	Anteile der Metropolregionen an den bundesweit
                                                              sozial­versicherungs­pflichtig Beschäftigten in ausgewählten
                                                              wissensintensiven Dienstleistungsbranchen 2010 (Teil 3)..................... 43

                                                     Abb. 14	Bevölkerungsprognosen für die Metropolregionen
                                                              2010 bis 2020..........................................................................................47

                                                     Abb. 15	Wanderungssaldo der Kreise der Metropolregionen
                                                              2001 bis 2009........................................................................................ 48

                                                     Abb. 16	Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamt-
                                                              bevölkerung in den größten Städten der Metropolregionen 2009...........49

                                                     Abb. 17	Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach
                                                              Altersgruppen 2009................................................................................51

8 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Abbildungsverzeichnis

Abb. 18	Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
         an der Bevölkerung 2009........................................................................52

Abb. 19	Durchschnittliche jährliche Nettomigrationsrate nach
         Qualifikation 2000 bis 2007.................................................................. 54

Abb. 20      Pendlerzahlen 2010................................................................................55

Abb. 21	Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
         nach Bildungsabschluss 2010................................................................. 56

Abb. 22      Schulabgänger nach Schulabschluss 2009..............................................57

Abb. 23	Wachstum der Angestelltenzahl in ausgewählten Berufen
         wissens­intensiver Dienstleistungen und Industrien in der
         Metropolregion Hamburg 2000 bis 2010.................................................61

Abb. 24      Entwicklung der Erwerbstätigenzahl in den Metropolregionen............. 65

Abb. 25	Jährliche Wachstumsrate der Erwerbstätigenzahl
         in der Metropolregion Hamburg............................................................ 66

Abb. 26      Anstieg der Erwerbstätigenzahl von 2008 bis 2020.................................67

Abb. 27	Wachstumsrate der Erwerbstätigkeit in den Kreisen der
         Metropolregionen 2008 bis 2020 (Basisszenario).................................. 69

                                                                                                              Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 9
Tabellenverzeichnis

   Tabellenverzeichnis

                                                  Tab. 1	Platzierung der Metropolregionen im direkten
                                                          Vergleich der ökonomischen Rahmendaten............................................11

                                                  Tab. 2	Platzierung der Metropolregionen im direkten
                                                          Vergleich der demographischen Daten....................................................12

                                                  Tab. 3	Platzierung der Metropolregionen im direkten
                                                          Vergleich der Daten zur Erwerbstätigkeit................................................13

                                                  Tab. 4	Platzierung der Metropolregionen im direkten
                                                          Vergleich der Daten zu Forschung und Entwicklung...............................14

                                                  Tab. 5	Platzierung der Metropolregionen im direkten
                                                          Vergleich der Daten zu Bildung und Ausbildung......................................15

                                                  Tab. 6      Metropolregionen – Funktionen und abgeleitete Merkmale....................18

                                                  Tab. 7      Eckdaten von Metropolregionen in Deutschland1.................................. 25

                                                  Tab. 8      Demografische Eckdaten der Metropolregionen.................................... 46

                                                  Tab. 9	Eckdaten zur Erwerbstätigkeit und Beschäftigung
                                                          in den Metropolregionen....................................................................... 50

                                                  Tab. 10	Eckdaten zu Ausbildungsplätzen, Universitäten und
                                                           Forschungseinrichtungen in den Metropolregionen............................... 58

                                                  Tab. 11	Eckdaten zu Beschäftigung und Ausgaben in Forschung
                                                           und Entwicklung in den Metropolregionen............................................ 60

10 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hamburg im Vergleich

A Hamburg im Vergleich

Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Hamburgs liegt nur im Mittelfeld
Die Metropolregion Hamburg, von Cuxhaven bis Lauenburg und Dithmarschen bis              Hamburg kann mehr!
Uelzen, ist eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen Deutschlands. Das „Tor zur
Welt“ hat dabei deutlich mehr zu bieten als Transport- und Logistikdienstleistungen
rund um den Globus. Im Großraum Hamburg sind hochspezialisierte Industrie­
unternehmen ebenso zuhause wie verschiedenste Zukunftstechnologien und
innovative Dienstleister. Dennoch gilt Hamburg nicht als die Boomregion
Deutschlands. Andere Großräume, allen voran München, entwickeln sich noch
deutlich dynamischer. Woran liegt das? Und was kann Hamburg tun, um noch
besser zu werden und auch in Zukunft den Anschluss an die Spitze nicht zu
verlieren?

Unsere gemeinsam mit dem HWWI erstellte Studie zeigt: Im Vergleich zur                   Hamburg ist auf einem guten Weg, kann
prognostizierten Entwicklung im Bund und in den anderen Metropolregionen                 aber noch besser werden
Deutschlands entwickelt sich der Großraum Hamburg bis 2020 wenig dynamisch;
lediglich Berlin-Brandenburg schneidet schlechter ab. Gelingt es aber, die
Attraktivität der Metropolregion Hamburg für hochqualifizierte Arbeitskräfte
weiter zu erhöhen, kann der Zuwachs an Arbeitsplätzen in der Region um bis zu
28 Prozent gesteigert werden. Hamburg würde dann den Anschluss an die rasante
Entwicklung in den Metropolen München, Stuttgart, Rhein-Ruhr und Rhein-Main
nicht verlieren und könnte sich im Vergleich zu den anderen Wachstumsregionen
Deutschlands verbessern.

Tab. 1   Platzierung der Metropolregionen im direkten Vergleich der ökonomischen Rahmendaten
                                                                       Berlin-    Frankfurt/
Ökonomische Rahmendaten                              Hamburg      Brandenburg    Rhein-Main    München      Rhein-Ruhr     Stuttgart
+        BIP/Kopf                                            4              6              2            1              5           3
+        BIP-Wachstum                                        5              6              3            1              4           2
+        Produktivität (BIP pro Arbeitsplatz)                3              6              2            1              5           4
+        Wachstum Erwerbstätigenzahl                         2              6              4            1              5           3
+        Anteil wissensintensiver Industrien                 1              5              6            2              4           3
+        Anteil wissensintensiver Dienstleistungen           5              6              2            1              4           3
Hinweis: + = je höher, desto besser; – = je niedriger, desto besser.

Die klassischen Indikatoren wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit zeigen: Die
Region Hamburg liegt im Metropolen-Vergleich nur im Mittelfeld. Obwohl der
Anteil wissens­intensiver Industrien und auch das Wachstum der Erwerbstätigen
in Hamburg Spitze sind, erreichen sowohl das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als
auch die Produktivität in Hamburg aktuell nur einen Platz im hinteren Mittelfeld.

Die zukünftige Entwicklung des Großraums Hamburg hängt vor allem davon
ab, dass in den Bereichen Demo­graphie, Arbeitskräfte, Standortattraktivität und
Bildung die Voraussetzungen für Wachstum und Wohlstand nachhaltig gestärkt
werden. Insbesondere die Zahl der Arbeitsplätze für Hochqualifizierte, das zeigt
unsere Studie eindrucksvoll, hat einen enormen Einfluss auf die Dynamik der
wirtschaftlichen Entwicklung einer Region. Der Struktur­wandel von einer vor

                                                                                   Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 11
Hamburg im Vergleich

                                                         allem auf industrieller Produktion basierenden hin zu einer Dienstleistungs­
                                                         wirtschaft wird auch in Hamburg weitergehen. Die Chance liegt in der Gestaltung
                                                         dieses Wandels. Im jüngsten Wirtschaftsaufschwung sind in Hamburg zwar viele
                                                         Arbeits­plätze entstanden, jedoch vor allem in den Wirtschaftszweigen mit relativ
                                                         geringer Wert­schöpfung. Um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten und
                                                         das BIP pro Kopf zu steigern, muss Hamburg den Anteil wissensintensiver Dienst­
                                                         leistungen an der Wirtschaftsleistung deutlich steigern. Vor allem forschungsnahe
                                                         Dienstleistungen bieten sich für Hamburg an. Denn in den Bereichen Medizin-
                                                         und Biotechnologie, im Ingenieurswesen ebenso wie in Medien, Informations­
                                                         technologie und Beratung kann die Metropolregion Hamburg auf einer guten
                                                         Grundlage aufbauen. Erste Schritte in die richtige Richtung sind bereits getan. Eine
                                                         intelligente Clusterpolitik z. B. für die Cluster Lifescience, IT & Medien und Neue
                                                         Energien, eine nachhaltigere und effizientere Förderung über eine Investitionsbank
                                                         in Verbindung mit Exzellenzinitiativen und Investitionen in Schulen und
                                                         Hochschulen können die Wachstumspotentiale der Metropol­region Hamburg
                                                         entfalten.

                                                         Hamburg ist attraktiv und wächst
                                                         Damit hat die Metropolregion Hamburg die Weichen für das Wachstum der
                                                         Wissenswirtschaft gestellt. Nun gilt es, die bereits erzielten Erfolge in eine
                                                         dynamische Entwicklung umzusetzen. Dazu müssen geeignete politische
                                                         Maßnahmen die vorhandenen Potentiale in den Handlungsfeldern Demographie,
                                                         Arbeitskräfte, Standortattraktivität und Bildung entfalten helfen.

   Tab. 2      Platzierung der Metropolregionen im direkten Vergleich der demographischen Daten
                                                                                  Berlin-    Frankfurt/
   Demographische Daten                                            Hamburg   Brandenburg    Rhein-Main    München     Rhein-Ruhr   Stuttgart
   +          Bevölkerungswachstum                                       2              5             4           1            6           3
   +          Anteil unter 20 Jahren                                     4              6             3           2            5           1
   –          Anteil 65 + Jahre                                          4              5             2           1            6           2
   +          Nettoimigrationsrate Hochqualifizierter1                   2              3             5           1            4           6
   +          Wanderungssaldo                                            2              6             3           1            4           5
  +           Pendlersaldo    1
                                                                         1              6             1           3            5           4
   1
       nur Städte; Werte für die Landkreise nicht berücksichtigt

   Hinweis: + = je höher, desto besser; – = je niedriger, desto besser.

                                                         Der Vergleich der Metropolregionen zeigt deutlich, dass Top-Kennzahlen im Bereich
                                                         der Demographie stark mit sehr guten ökonomischen Daten korrelieren. Um die
                                                         Wachstumschancen auch in tatsächliches Wachstum umsetzen zu können, müssen
                                                         ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Im Zuge des demografischen
                                                         Wandels stehen die Regionen im Wettbewerb um begehrte und knapper werdende
                                                         Arbeits- und Fachkräfte. Vor allem der Binnenwanderung kommt dabei eine
                                                         große Bedeutung zu. Wenn Hamburg seine Wachstumspotentiale ausschöpfen
                                                         möchte, ist eine intelligente Zuwanderungspolitik notwendig. Schon heute steht
                                                         Hamburg auf diesem Handlungsfeld gut da: Platz zwei bei der Netto­migrationsrate
                                                         Hochqualifizierter und beim Wanderungssaldo. Hamburg ist also attraktiv für die
                                                         Zuwanderung – insbesondere auch Hochqualifizierter.

12 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hamburg im Vergleich

Das Wachstum der Bevölkerung in Hamburg hat einen weiteren positiven Effekt:
die Einnahmen steigen, denn die Steuereinnahmen werden relativ höher liegen.
So vergrößert sich auch der Handlungs- und Gestaltungsspielraum der Metropol­
region.

Im Vergleich zu den dynamischen Metropolregionen München und Stuttgart
zeigt sich, dass in Hamburg die unter 20-Jährigen relativ geringer und die
über 65-Jährigen relativ stärker vertreten sind. Die Unterschiede zwischen den
Metropolregionen sind dabei allerdings nicht all zu groß. Dennoch muss die
Metropolregion Hamburg auf die Alterung der Bevölkerung reagieren und für
jüngere Menschen attraktiver werden sowie die Zuwanderung von Familien
fördern.

Die Handelskammer Hamburg hat in ihrer Initiative „Hamburg 2030“ eine Reihe
von Ideen vorgestellt, wie Hamburg seine Attraktivität für junge Familien steigern
kann. Neben Bildung und Beruf sind auch die Versorgung mit Kindergartenplätzen
und Ganztagsschulen entscheidende Standortvorteile im Wettbewerb um junge
Hochqualifizierte mit Kindern. Aber auch kulturelle Angebote und Leuchtturm­
projekte als wirtschaftliche Impulsgeber sind notwendig, um Hamburg von den
anderen Metropolregionen abzusetzen. Hamburg hat mit der Entwicklung der
Hafen-City, dem größten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekt Europas und
dem Bau der Elbphilharmonie ein entsprechendes Projekt gestartet. Die in Hamburg
begonnenen Maßnahmen werden auf die gesamte Metropolregion ausstrahlen.
Darüber hinaus sind aber auch die anderen Städte und Gemeinden im Großraum
dazu aufgefordert, dem Beispiel Hamburgs zu folgen und zielgerichtete Initiativen
zu starten.

Jobs schaffen – vor allem für Hochqualifizierte
Hamburg hat es in den vergangenen Jahren geschafft zu einer Musical-Stadt von
internationalem Rang zu werden und so bedeutende Impulse zu setzen. Auf dem
Erreichten kann sich Hamburg allerdings nicht ausruhen, sondern muss weiterhin
intelligente Wege und Partnerschaften finden, um im Wettkampf um die Talente
von morgen attraktiv zu bleiben. Dazu kann es auch beitragen, internationale
Kongresse und Messen vermehrt nach Hamburg zu holen und die Stadt und ihre
Wirtschaft so gezielt auf neue Technologien und Zukunftsmärkte auszurichten.
Auch die Bewerbung um die nächsten Olympischen Spiele in Europa kann wichtige
Impulse in der Region freisetzen. Die Entwicklung von Barcelona hat gezeigt,
welche positiven Effekte für eine Stadt daraus entstehen können.

Tab. 3   Platzierung der Metropolregionen im direkten Vergleich der Daten zur Erwerbstätigkeit
                                                                       Berlin-    Frankfurt/
Entwicklung Erwerbstätige                            Hamburg      Brandenburg    Rhein-Main    München      Rhein-Ruhr     Stuttgart
+        Erwerbsquote Männer                                 4              5              3            6              2           1
+        Erwerbsquote Frauen                                 2              1              4            5              6           2
–        Arbeitslosenquote                                   4              6              3            1              5           2
+        Anteil beschäftigter Ausländer an
                                                             5              6              3            2              4           1
         erwerbs­fähigen Ausländern
–        Teilzeitquote Männer                                5              6              2            2              2           1
–        Teilzeitquote Frauen                                4              1              4            2              3           4
+        Ausbildungsplätze/100 Bewerber                      4              6              3            1              5           2
Hinweis: + = je höher, desto besser; – = je niedriger, desto besser.

                                                                                   Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 13
Hamburg im Vergleich

                                                  Ein genauer Blick auf die Struktur der Erwerbstätigkeit in den Metropolregionen
                                                  Deutschlands zeigt, der Großraum Hamburg steht zwar gut da, wenn es um die
                                                  Beschäftigung von Frauen geht, insgesamt aber müssen eine ganze Reihe von
                                                  Problemen angepackt und gelöst werden. Vor allem der Großraum Stuttgart kann
                                                  als Vorbild dienen.

                                                  Hamburg muss daran arbeiten, die Arbeitslosenquote zu senken. Es müssen also
                                                  neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die vorhandenen Arbeitskräfte besser
                                                  vermittelt werden. Andere Regionen gehen mit gutem Beispiel voran und bieten in
                                                  den Job-Centern nicht nur die Vermittlung von Arbeitsplätzen an, sondern ebenso
                                                  auch die Vermittlung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Die Erwerbstätigkeit
                                                  könnte durch die zusätzliche Vermittlung von Pflegekräften weiter positiv
                                                  beeinflusst werden. Dies könnte insbesondere in Hamburg, der Anteil der in Teilzeit
                                                  beschäftigten Mütter ist mit zwei Dritteln höher als bei erwerbstätigen Männern
                                                  oder kinderlosen Frauen, bisher ungenutzte Potentiale heben helfen. Denn für mehr
                                                  als die Hälfte dieser Mütter sind Betreuungsnotwendigkeiten der Hauptgrund für
                                                  ihre Teilzeittätigkeit.

                                                  Hamburg muss zu einem Zentrum für Forschung und
                                                  Entwicklung werden
                                                  Hamburg weist hohe Teilzeitquoten auf. Zwar ist die Beschäftigung in Teilzeit
                                                  häufig aus familiären Gründen selbst gewählt. Allerdings sind die Karriere­
                                                  aussichten und die Entlohnung, selbst pro Stunde, meist schlechter als in Vollzeit­
                                                  stellen. Die hohen Teilzeitquoten sind daher zum Teil ein Indiz dafür, dass zu
                                                  viele Arbeits­plätze in Hamburg im Niedriglohnbereich liegen, also vor allem
                                                  Gering­qualifizierte beschäftigt werden und somit auch eine vergleichsweise
                                                  geringe Wertschöpfung erzielt wird. In dieses Bild passt der niedrige Anteil
                                                  der beschäftigten Ausländer. Durch eine bessere Ausbildung und eine gezielte
                                                  Zuwanderung kann hier gegen­gesteuert werden. Dazu wird ein gezieltes
                                                  Monitoring der vorhandenen und benötigten Fachkräfte, wie es etwa die IHKs
                                                  in Süddeutschland bereits leisten, notwendig sein. Erste Maßnahmen wie das
                                                  Hamburger Welcome Center mit allen relevanten Ansprechpartnern unter einem
                                                  Dach gehen in die richtige Richtung. Aber noch immer gibt es hohe bürokratische
                                                  Hürden bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und Abschlüsse. Der
                                                  Schlüssel zum Erfolg liegt dabei nicht in einzelnen Angeboten und Maßnahmen,
                                                  sondern in einem abgestimmten, übergreifenden und pragmatischen Betreuungs­
                                                  angebot.

   Tab. 4   Platzierung der Metropolregionen im direkten Vergleich der Daten zu Forschung und Entwicklung
                                                                          Berlin-     Frankfurt/
   Forschung und Entwicklung                             Hamburg     Brandenburg     Rhein-Main     München     Rhein-Ruhr   Stuttgart
   +        F&E Beschäftigte je 1000 Erwerbstätige               5               6              3           2            4              1
   +        Entwicklung F&E Beschäftigte                         2               6              3           5            4              1
   +        unternehmensinterne F&E Ausgaben
                                                                 5               6              3           2            4              1
            je 1000 Erwerbs­tätige
   +        Entwicklung F&E Ausgaben
                                                                 2               6              4           5            3              1
            Unternehmen
   Hinweis: + = je höher, desto besser; – = je niedriger, desto besser.

                                                  Hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind ein Indikator für bereits heute
                                                  bestehende wissensintensive Industrien und Dienstleistungen. Ohne diese in die
                                                  Zukunft gerichteten Investitionen ist eine positive Entwicklung nicht vorstellbar.
                                                  Innovationen sind unabdingbare Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.

14 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hamburg im Vergleich

Hamburg liegt im Metropolenvergleich bei den Ausgaben für Forschung und
Entwicklung abgeschlagen auf dem vorletzten Platz. Im Gegensatz zu Berlin
sind in der Hansestadt und ihrem Umland aber die Zeichen der Zeit erkannt und
die Weichen auf Wachstum gestellt worden: Hamburg weist nach Stuttgart die
zweithöchsten Zuwachsraten sowohl bei den Beschäftigten in Forschung und
Entwicklung als auch bei den unternehmensinternen Ausgaben in diesen Bereich
je 1000 Erwerbstätigen aus. Selbstverständlich wachsen die Investitionen dabei in
Hamburg von einem sehr viel niedrigeren Niveau aus. Werden die Investitionen in
Forschung und Entwicklung auch in den nächsten Jahren nachhaltig gesteigert,
kann Hamburg im Vergleich der Metropolen an Boden gewinnen und noch
attraktiver werden.

Exzellenz in Forschung und Lehre notwendig
Nur vordergründig sind diese Anstrengungen eine reine Aufgabe der Unternehmen.
Eine aktive Cluster- und Bildungspolitik, die auf eine bessere Vernetzung von
Universität und Unternehmen hinwirkt, kann weitere Investitionen anziehen, die
kritische Masse erhöhen und den Innovationsprozess beschleunigen. Gemeinsame
Forschungs­aktivitäten staatlicher Forschungseinrichtungen und Unternehmen
sowie universitätsnahe Forschungszentren können politisch gefördert werden. Eine
moderne Investitionsbank, die das nötige Kapital für die Verwirklichung zukunfts­
weisender Ideen bereitstellt, und zeitgemäße Förderprogramme, deren Mittel im
Erfolgsfall zurückgezahlt werden müssen, können wesentliche Impulse für eine
nachhaltige Entwicklung geben.

Tab. 5    Platzierung der Metropolregionen im direkten Vergleich der Daten zu Bildung und Ausbildung
                                                                       Berlin-    Frankfurt/
Bildung                                               Hamburg     Brandenburg    Rhein-Main    München      Rhein-Ruhr     Stuttgart
+         Anzahl Hochschulen                                 6              2              3            5              1           4
+         Exzellenzinitiative, Anz. Förderungs­
                                                             6              1              3            2              4           5
          zusagen in Runden 1 u. 2
+         Lehrende/1000 Stunden                              4              2              3            1              6           5
+         Studierende/1000 Einwohner                         4              1              6            3              2           5
+         Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
                                                             6              3              2            1              5           4
          mit Hochschulabschluss
–         Schulabgänger ohne Hauptschul­
                                                             5              6              3            2              4           1
          abschluss
Hinweis: + = je höher, desto besser; – = je niedriger, desto besser.

Der Blick auf die Hochschullandschaft in Hamburg zeigt im Metropolen­vergleich
signifikante Schwächen. Auf diesem wichtigen Gestaltungsfeld der Landes­
politik ist nicht die Anzahl der Hochschulen entscheidend, sondern vor allem die
Qualität von Forschung und Lehre in den höchsten Bildungsanstalten. Weder
bei der Anzahl der Studierenden pro Einwohner, noch im Betreuungsverhältnis
in den Hochschulen, noch bei der Zahl der Exzellenzzentren landet Hamburg
in der Spitzengruppe. Hinzu kommt, dass Hamburg im Vergleich die wenigsten
sozial­versicherungspflichtig Beschäftigten Akademiker und – am anderen
Ende der Bildungsbandbreite – nach Berlin die meisten Schulabgänger ohne
Hauptschulabschluss hat. In Sachen Bildung gibt es also viel zu tun.

                                                                                   Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 15
Hamburg im Vergleich

                                                  Das Beispiel Berlin, das insbesondere im Bereich der Hochschulen Spitzenwerte
                                                  vorweisen kann, zeigt deutlich, alleine die Ausbildung von Hochschulabgängern
                                                  bedeutet nicht zwangsläufig auch ökonomischen Erfolg. Nur wenn der Hochschul­
                                                  ort attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten für die Hochqualifizierten in
                                                  ausreichender Zahl bietet und darüber hinaus als lebenswert und attraktiv
                                                  empfunden wird, können die Investitionen in die Ausbildung auch in der Region
                                                  selbst in wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand umgemünzt werden. In einem
                                                  sich verstärkenden Wettbewerb um die besten Fach­k räfte könnte es jedoch fatal
                                                  sein, auch zukünftig so stark auf die Attraktivität der Hansestadt zu setzen und gut
                                                  ausgebildete Erwerbstätige aus anderen Regionen anzulocken. Ebenso wird man
                                                  sich eine hohe Zahl an Schulabgängern ohne Abschluss nicht mehr leisten können.
                                                  Die vorhandenen Arbeitskräftepotentiale müssen besser ausgeschöpft werden.

                                                  Für Hamburg wird es schwer, die Hochschulen kurz- bis mittelfristig auf
                                                  ein entsprechend höheres Niveau zu heben. Investitionen – wenn die Mittel
                                                  vorhanden wären – und Strukturveränderungen benötigen viel Zeit, bis sie ihre
                                                  Wirkung zeigen. Langfristig muss es das Ziel der Metropolregion Hamburg sein,
                                                  mit anderen Städten und Spitzenuniversitäten gleichzuziehen. So wächst nicht
                                                  nur die Attraktivität der Region für Hochqualifizierte weiter, sondern auch die
                                                  Voraussetzungen für Innovationen und damit neue Wachstumsmöglichkeiten
                                                  verbessern sich. Eine erfolgversprechende Strategie für Hamburg könnte sein, zu
                                                  jedem der bereits existierenden Cluster zumindest einen entsprechenden Lehrstuhl
                                                  von internationaler Bedeutung in Hamburg zu entwickeln und diesen eng an das
                                                  jeweilige Cluster und die dort tätigen Unternehmen anzubinden.

16 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hintergrund

B Hintergrund

Weltweit stehen Wirtschaftsräume in einem sich verschärfenden
Standort­wettbewerb, in den auch die Metropolregion Hamburg
eingebunden ist. Entscheidend dafür, welche Metropolregionen
in Deutschland zukünftig die Nase vorn haben werden, ist ihre
Attraktivität als Standort für Unternehmen der Wissenswirtschaft.
Für welche generellen Herausforderungen hat sich die Metropolregion
Hamburg hierbei zu wappnen?

1	Ökonomische Bedeutung von Metropolregionen
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Standortwettbewerb zwischen              Metropolregionen sind Wachstums­
einzelnen Regionen verschärft, unter anderem aufgrund des Abbaus von Grenz-          motoren
und Mobilitätshemmnissen sowie der fortschreitenden europäischen Integration.
Dies trifft auf Metropolregionen zu, die wegen ihrer vielfältigen Strukturen
intensiv in das globale Wirtschaftsgeschehen eingebunden sind. Gleichzeitig
ist der ökonomische Erfolg von Wirtschaftsräumen, die über die Ausdehnung
einzelner Städte hinausgehen, zunehmend bedeutsam für die Wettbewerbsfähigkeit
ganzer Volkswirtschaften. So hat die deutsche Ministerkonferenz für
Raumordnung (MKRO) mit ihrem Beschluss zum Raumordnungspolitischen
Handlungsrahmen 1995 die Bedeutung der Metropolregionen in Deutschland
unterstrichen: „Als Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen
und kulturellen Entwicklung sollen sie die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit
Deutschlands und Europas erhalten“.1 Auch in Deutschland konzentriert sich das
Wirtschaftsgeschehen zunehmend auf die großen Städte und die sie umgebenden
Regionen.2

Die Abgrenzung von Metropolen gegenüber anderen Räumen in der Metropolregion
ergibt sich unter anderem aus den Funktionen, die sie bereitstellen. Dazu zählen
Entscheidungs- und Kontrollfunktionen, Innovations- und Wettbewerbsfunktionen
sowie Gateway-Funktionen (vgl. Tabelle 1). Diese Funktionen stehen nicht nur
der Metropole selbst, sondern auch deren Umland zur Verfügung. Dadurch
ergibt sich eine enge Verflechtung der Metropole mit ihrem Umland. Um ihre
Metropolfunktionen für die regionale Wirtschaft bereitzustellen, ist die Metropole
auf Arbeitsteilung in der Region angewiesen.3

1
 	Vgl. MKRO in Blotevogel, 2002, S. 345.
2
 	Vgl. BBSR, 2011.
3
 	Vgl. Küpper, 2008.

                                                                               Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 17
Hintergrund

   Tab. 6     Metropolregionen – Funktionen und abgeleitete Merkmale
   Entscheidungs- und Kontrollfunktion
   Privatwirtschaft                               Unternehmenszentralen großer nationaler und transnationaler Unternehmen, Finanz­
                                                  wesen: Banken, Börse usw., breites Spektrum hoch spezialisierter Dienstleister
   Staat                                          Regierung
   sonstige Organisationen                        supranationale Organisationen (EU, UN), internationale NGOs
   Innovations- und Wettbewerbsfunktion
   wirtschaftlich-technische Innovationen         Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Universitäten, wissensintensive
                                                  Dienstleister
   soziale und kulturelle Innovationen            kulturelle Einrichtungen (Theater, Museen, Großveranstaltungen usw.), Orte sozialer
                                                  Kommunikation (Gaststätten, Sport usw.)
   Gateway-Funktion
   Zugang zu Menschen                             Fernverkehrsknoten, insbesondere Luftverkehr, ICE-Knoten und Autobahnknoten
   Zugang zu Wissen                               Medien (Fernsehen, Printmedien usw.), Kongresse, Bibliotheken, Internetserver
   Zugang zu Märkten                              Messen, Ausstellungen
   Quellen: Blotevogel, 2002, S. 346; HWWI.

                                                  Zu den Metropolregionen in Deutschland zählt auch die Hansestadt Hamburg
                                                  gemeinsam mit 14 Kreisen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen
                                                  (Dithmarschen, Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg, Steinburg, Stormarn,
                                                  Cuxhaven, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Rotenburg, Heidekreis,
                                                  Stade, Uelzen) sowie dem Kreis Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern als
                                                  Partnerkreis. Derzeit ist eine Erweiterung der Metropolregion Hamburg geplant,
                                                  nach der der bisherige Partnerkreis Ludwigslust offiziell Teil der Metropolregion
                                                  würde und zudem die Metropolregion um die Städte Neumünster und Lübeck sowie
                                                  die Kreise Ostholstein und Nordwestmecklenburg erweitert würde. Dies könnte
                                                  bereits im Jahr 2012 der Fall sein.4

   Metropolregionen im Standort­                  Ebenso wie andere Regionen steht die Metropolregion Hamburg permanent vor
   wettbewerb                                     der Herausforderung, sich im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsräumen um
                                                  mobile Produktionsfaktoren zu behaupten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die
                                                  ökonomische Entwicklung in Deutschland vielerorts von einem wissensbasierten
                                                  Strukturwandel geprägt ist, der sich auch zukünftig fortsetzen wird und in
                                                  dessen Verlauf die Bedeutung von wissensintensiven Wirtschaftszweigen für den
                                                  ökonomischen Erfolg zunimmt.5 Die wissensintensiven Zweige der Industrie sind
                                                  die wichtigsten Lieferanten von Technologien und umfassen alle Bereiche, in denen
                                                  überdurchschnittlich wissensintensive Güter produziert werden. Wissensintensive
                                                  Dienstleistungen werden unter anderem anhand des Einsatzes von Akademikern
                                                  sowie den Aufwendungen für bzw. dem Personal in Forschung und Entwicklung
                                                  klassifiziert.6

                                                  4
                                                   	Vgl. o. V., 2011.
                                                  5
                                                   	Siehe die Anhänge A 1 und A 2, die eine Übersicht wissensintensiver Wirtschaftszweige geben. In
                                                     dieser Studie wird auf die Klassifikation wissensintensiver Wirtschaftszweige von Gehrke et al., 2010,
                                                     zurückgegriffen.
                                                  6
                                                   	Vgl. Gehrke et al., 2010.

18 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hintergrund

In der vorliegenden Studie wird die Metropolregion Hamburg den fünf                                     Wissenswirtschaft konzentriert sich in
bevölkerungs­reichsten Metropolregionen in Deutschland – Berlin-Brandenburg,                            Großstädten
Frankfurt/Rhein-Main, München7, Rhein-Ruhr und Stuttgart – gegenübergestellt
(vgl. Abbildung 1), um Standortstärken und -schwächen der Metropolregion
Hamburg zu identifizieren und darauf basierend standortpolitische Handlungs­
empfehlungen zu entwickeln.8 Damit werden die sechs größten deutschen
Metropolregionen europäischen Maßstabs verglichen.9 Im Hinblick auf die Analyse
der Standortpotenziale der Wissenswirtschaft ist die Betrachtung von verdichteten
und urbanen Regionen von besonderem Interesse, weil sich wissensintensive
Arbeitsplätze in größeren Städten und ihrem Umland konzentrieren.10

2	Die Wissenswirtschaft setzt Impulse für
   Metropolenwachstum
Im Zuge des wissensbasierten Strukturwandels wächst der Anteil der Arbeits­plätze
im Dienstleistungssektor, was die Bedeutung von Städten für das Wirtschafts­
wachstum stärkt. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Vergleich der
räumlichen Verteilung der Industrie- und Dienstleistungsarbeitsplätze. Industrie­
arbeitsplätze sind gleichmäßiger im Raum verteilt als beispielsweise Arbeitsplätze
im Sektor Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (vgl.
Abbildung 2a und 2b).

7
 	Der Landkreis Erding ist nicht Teil der Metropolregion München, obwohl er von der Metropolregion
     München umschlossen wird (vgl. Abbildung 2). Die Entwicklung der Bruttowertschöpfung und der
     Erwerbstätigkeit im Landkreis Erding verlief im Analysezeitraum besser als in der Stadt München.
     Insofern würden sich die Ergebnisse für die Metropolregion München unter Einbezug des
     Landkreises Erding noch besser darstellen als sie ohnehin sind.
8
 	Die Metropolregion Halle/Leipzig-Sachsendreieck wird hier nicht dargestellt, da sie nur dann
     zu den fünf größten Metropolregionen in Deutschland zählt, wenn ihr (ländlich geprägter)
     Kooperationsraum berücksichtigt wird.
9
 	Vgl. Motzkus, 2000.
10
   	Vgl. Geppert/Gornig, 2010.

                                                                                                 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 19
Hintergrund

   Abb. 1     Betrachtete Metropolregionen

                                                                    Kiel
                                                                                               Rostock
                                                                           Lübeck

                                                                   Hamburg

                                                  Bremen

                                                                                                                Berlin
                                                               Hannover      Wolfsburg                       Potsdam

                                                                                        Magdeburg
                                      Münster

                                  Dortmund                       Göttingen
                         Essen                             Kassel                                  Leipzig
                                                                             Erfurt
                                                                                                                    Dresden
                           Köln                                                         Jena
                                                                                                         Chemnitz
                Aachen         Bonn

                                                 Frankfurt am Main

                       Trier                                     Würzburg

                                                       Stuttgart                      Ingolstadt

                                                                                       München
                                        Freiburg im Breisgau

      MR Hamburg                         MR München             MR Frankfurt/Rhein-Main

      MR Berlin-Brandenburg              MR Rhein-Ruhr          MR Stuttgart

   Quelle: HWWI.

20 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hintergrund

Abb. 2a Beschäftigte in Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister 2010

                                                                      Kiel
                                                                                                Rostock
                                                                             Lübeck

                                                                     Hamburg

                                                   Bremen

                                                        Hannover                                                  Berlin
                                                                               Wolfsburg                       Potsdam

                                                                                           Magdeburg
                                   Münster

                                 Dortmund                       Göttingen
                       Essen                               Kassel                                    Leipzig
                                                                               Erfurt
                                                                                                                       Dresden
                         Köln                                                            Jena
             Aachen                                                                                        Chemnitz
                            Bonn

                                                Frankfurt am Main

                    Trier                                           Würzburg

                                                        Stuttgart                       Ingolstadt

                                                                                         München
                                     Freiburg im Breisgau

   > 20.000           ≤ 20.000          ≤ 16.000          ≤ 12.000           ≤ 8.000         ≤ 4.000

Quellen: Bundesagentur für Arbeit (2011); Berechnungen HWWI.

                                                                                           Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 21
Hintergrund

   Abb. 2b Beschäftigte im Sektor Industrie 2010

                                                                        Kiel
                                                                                                    Rostock
                                                                               Lübeck

                                                                      Hamburg

                                                      Bremen

                                                                                                                    Berlin
                                                                  Hannover        Wolfsburg                      Potsdam

                                                                                             Magdeburg
                                      Münster

                                    Dortmund                          Göttingen
                          Essen                               Kassel                                   Leipzig

                                                                                                                         Dresden
                            Köln                                                    Erfurt
                                                                                             Jena
                Aachen                                                                                        Chemnitz
                               Bonn

                                                   Frankfurt am Main

                       Trier                                          Würzburg

                                                          Stuttgart                      Ingolstadt

                                                                                             München
                                        Freiburg im Breisgau

      > 20.000           ≤ 20.000          ≤ 16.000          ≤ 12.000          ≤ 8.000          ≤ 4.000

   Quellen: Bundesagentur für Arbeit (2011); Berechnungen HWWI.

22 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Hintergrund

Insgesamt ist in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Arbeitsplätze in den           Arbeitsplatzzuwächse besonders in
deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern stärker gestiegen als im           Großstädten
deutschen Durchschnitt. Dies ist insbesondere auf die überdurchschnittlich positive
Entwicklung der wissensintensiven Wirtschaftszweige in Städten zurückzuführen.11
Geppert und Gornig12 führen dies auf die herausragende Stellung von Städten für
die Bereitstellung supraregionaler wissensintensiver Dienstleistungen zurück, wie
beispielsweise in den Branchen Finanzierung, Versicherung und Beratung.

Ein entscheidendes Kriterium für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der
Metropolregion Hamburg sind daher günstige Standortbedingungen für
die Entwicklung von Schlüsselbranchen im Bereich der wissensintensiven
Dienstleistungen. Aber auch wissensintensive Industrien können weiterhin
Impulsgeber für die Entwicklung der Metropolregion sein, wie die Zunahme der
Beschäftigungsverhältnisse in den wissensintensiven Industrien in Hamburg um
7 % im Zeitraum von 1999 bis 2007 verdeutlicht.13

Für Unternehmen dieser Industrie- und Dienstleistungsbranchen ist die
Verfügbarkeit von Wissen ein zentraler Produktionsfaktor. Empirische Studien
belegen, dass das in Personen gebundene Wissen – das Humankapital – ein Treiber
für das regionale Wirtschaftswachstum ist. Unter Humankapital werden die
Fähigkeiten von Menschen verstanden, welche diese durch Bildung akkumulieren
und die sich in Form besserer Einkommensaussichten auszahlen.14

Einer Analyse von US-amerikanischen Metropolregionen zufolge haben Städte mit
großem Humankapital ein überdurchschnittlich schnelles Bevölkerungswachstum
und ein überdurchschnittliches Reallohnniveau.15 Die Autoren finden klare
Anzeichen dafür, dass mit einer stärkeren Ausstattung an Humankapital eine
höhere Produktivität verbunden ist. Die Verbindung zwischen Humankapital und
Produktivität sehen Glaeser und Saiz16 darin, dass Städte mit großem Humankapital
innovativer sind und dass hoch qualifizierte Beschäftigte schneller auf
Veränderungen reagieren sowie sich leichter an diese anpassen. Die Autoren folgern
aus ihren Ergebnissen, dass das Wachstum von Städten durch Strategien verstärkt
werden kann, welche das lokale Humankapital fördern.

Es gibt zudem Argumente dafür, dass sich die Zahl der Hochschulabsolventen
positiv auf die regionale Beschäftigungsentwicklung auswirkt. Der Großteil dieses
Effekts kann Shapiro17 zufolge durch eine höhere Produktivität infolge des größeren
Humankapitals erklärt werden. Zudem wirkt sich ein größeres Human­kapital
positiv auf die Lebensqualität aus, was neue Arbeitskräfte anzieht und so das
Wachstum begünstigt.18 Argumente für den positiven Zusammen­hang zwischen
Humankapital und Lebensqualität sind beispielsweise, dass durch die Präsenz von
Hochqualifizierten der Servicesektor profitiert und dass Hochqualifizierte durch
politische Beteiligung versuchen, die lokale Lebensqualität positiv zu beeinflussen.19

11
  	Vgl. Geppert/Gornig, 2010.
12
   	Vgl. Geppert/Gornig, 2010.
13
   	Vgl. Kowalewski/Stiller, 2009.
14
   	Vgl. Cahuc/Zylberberg, 2004.
15
   	Vgl. Glaeser/Saiz, 2004.
16
   	Vgl. Glaeser/Saiz, 2004.
17
     Vgl. Shapiro, 2006.
18
   	Vgl. Shapiro, 2006.
19
   	Vgl. Shapiro, 2006.

                                                                                  Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 23
Hintergrund

                                                  Weitere empirische Belege für die Bedeutung des Humankapitals für die regionale
                                                  Entwicklung liefern Rauch20, Moretti21, Lucas22, Jovanovic und Rob23 sowie
                                                  Glaeser.24

                                                  Vor dem Hintergrund der zu erwartenden wirtschaftsstrukturellen Veränderungen
                                                  sowie deren Relevanz für die Entwicklung von Großstädten und der sie
                                                  einschließenden Wirtschaftsräume befasst sich die vorliegende Studie mit der
                                                  Frage, wie die Metropolregion Hamburg gegenwärtig in der Wissenswirtschaft
                                                  positioniert ist und wie sich die Entwicklungsperspektiven für wissensbasierte
                                                  Arbeitsplätze hier darstellen.

   Aufbau der Studie                              Zunächst werden die ökonomischen Voraussetzungen der Metropolregion Hamburg
                                                  vor dem Hintergrund der zu erwartenden strukturellen Veränderungen bewertet.
                                                  Die Ausgangspunkte sind ein Vergleich der ökonomischen Entwicklungen in
                                                  ausgewählten Metropolregionen in der jüngeren Vergangenheit und eine
                                                  Bewertung der Spezialisierungsvorteile der Metropolregion Hamburg.
                                                  Anschließend wird die Position der Metropolregion Hamburg im Hinblick auf die
                                                  zukünftige Ausstattung mit Wissen bewertet, weil diese eine große Bedeutung für
                                                  das Wirtschaftswachstum hat. Darauf folgend werden unterschiedliche Szenarien
                                                  für die Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze in der Metropolregion Hamburg bis
                                                  zum Jahr 2020 dargestellt, welche das HWWI25 im Auftrag von PwC in einem
                                                  regionalökonomischen Modell entwickelt hat. Abschließend werden aus den
                                                  vorausgegangenen Analysen standortpolitische Handlungsempfehlungen
                                                  abgeleitet, die geeignet erscheinen, die Entwicklung der Arbeitsplätze in Relation
                                                  zu den genannten Szenarien positiv zu beeinflussen.

                                                  20
                                                     	Vgl. Rauch, 1993.
                                                  21
                                                     	Vgl. Moretti, 2004.
                                                  22
                                                     	Vgl. Lucas, 1988.
                                                  23
                                                     	Vgl. Jovanovic/Rob, 1989.
                                                  24
                                                    	Vgl. Glaeser, 1999.
                                                  25
                                                     	Vgl. für das Basisszenario auch die gemeinsame Studie von PwC und HWWI (Bräuninger et al.,
                                                       2010).

24 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Die ökonomische Dynamik der Metropol­region Hamburg im interregionalen Vergleich

C	Die ökonomische Dynamik der
   Metropol­region Hamburg im
   interregionalen Vergleich
In der Metropolregion Hamburg ist die Zahl der Arbeitsplätze zwar
seit 2000 gestiegen, aber die Produktivität hat sich weniger positiv
entwickelt. Was sind die Hintergründe dafür und wie kann es
gelingen, in Zukunft ökonomisch (noch) erfolgreicher zu sein? Welche
Wirtschaftssektoren sind die Wachstumstreiber?

1 Ökonomische Eckdaten
Tab. 7      Eckdaten von Metropolregionen in Deutschland1
                               Zeit-                                  Berlin- Frankfurt/                                                     Deutsch-
                              raum      Einheit    Hamburg       Brandenburg Rhein-Main           München      Rhein-Ruhr      Stuttgart         land
BIP pro Kopf                  2008            €       34.033            24.009          37.204        40.747         31.905       34.396        30.392
Wirtschafts­                 2000–           %           19,7              15,9           20,5          23,7           20,3          21,2          21,0
wachstum                      2008
Bevölkerung                   2008         Tsd.         4.413            5.954           5.524        5.363          11.432        5.294        82.120
Bevölkerungs­                2000–           %            2,8              –0,5             1,5          5,7           –0,8           2,0          –0,1
wachstum                      2008
Erwerbstätige                 2008         Tsd.         2.173            2.686           2.873         2.969          5.558        2.755        40.279
Wachstum der                 2000–           %            5,4               1,8             3,3          6,8             2,1          3,5              2,9
Erwerbstätigenzahl            2008
Arbeitslosenquote2            2010           %             8,1             14,3             6,9          4,9            10,7          5,6              8,6
1
    Die empirischen Analysen zur Dynamik der Metropolregionen basieren auf der Regionalstatistik der volkswirtschaftlichen Gesamt­rechnung des
    Bundes und der Länder. Die Daten für das Jahr 2009, die Ende Juli 2011 veröffentlicht wurden, sind in den Analysen und in den Prognosen aufgrund
    der konjunkturellen Besonderheiten dieses Jahres nicht berücksichtigt worden.
2
     bezogen auf abhängige zivile Erwerbspersonen

Quellen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2010, 2011a; Berechnungen HWWI.

Die betrachteten Metropolregionen bieten insgesamt Arbeitsplätze für 19 Millionen                       Hoher Anstieg der Erwerbstätigkeit in
Erwerbstätige, was 47,1 % aller Erwerbstätigen in Deutschland entspricht. Es                            Hamburg
gibt deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Entstehung von Arbeitsplätzen.
Die Metropolregion München konnte zwischen 2000 und 2008 die Zahl ihrer
Erwerbstätigen um 6,8 % steigern. Die Metropolregion Hamburg liegt mit
einem Zuwachs von 5,4 % an zweiter Stelle und damit ebenfalls deutlich über
dem Bundesdurchschnitt von 2,9 %. Lediglich in den Metropolregionen Berlin-
Brandenburg und Rhein-Ruhr wuchs die Erwerbstätigkeit langsamer als im
Bundesdurchschnitt. Das gute Abschneiden der Metropolregion Hamburg bei
der Entwicklung der Erwerbstätigenzahl ist jedoch eine vergleichsweise neue
Erscheinung: Seit Beginn der 1990er Jahre bis 2004 entsprach die Entwicklung in
Hamburg weitestgehend der durchschnittlichen Entwicklung in Deutschland und
erst ab 2005 gelang es, ein überdurchschnittliches Wachstum zu erzielen.

                                                                                                  Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 25
Die ökonomische Dynamik der Metropol­region Hamburg im interregionalen Vergleich

                                                    Beim Pro-Kopf-Einkommen liegt Hamburg mit 34.033 Euro pro Einwohner im
                                                    Mittelfeld der Metropolregionen, aber über dem Bundesdurchschnitt von
                                                    30.392 Euro. Die Metropolregion Berlin-Brandenburg liegt mit 24.009 Euro als
                                                    einzige Metropolregion unter dem Bundesdurchschnitt. Die Metropolregion
                                                    München weist mit 40.747 Euro das höchste Pro-Kopf-Einkommen auf.

                                                    2 Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit
   Der Dienstleistungssektor treibt die             Die Bruttowertschöpfung wuchs in Deutschland zwischen 2000 und 2008
   Bruttowertschöpfung in Hamburg                   um 20,6 %. Ihr Wachstum war in der Metropolregion München mit 23,3 %
                                                    am größten und in der Metropolregion Berlin-Brandenburg mit 15,5 % am
                                                    kleinsten. In Hamburg lag es mit 19,4 % im Mittelfeld. Bricht man diese
                                                    Entwicklungen auf die sektorale Ebene herunter, so wird die Spezialisierung
                                                    der Metropolregionen deutlich (vgl. Abbildung 3): So ist in der Metropolregion
                                                    Hamburg das Wachstum der Bruttowertschöpfung der Sektoren Finanzierung,
                                                    Vermietung und Unternehmensdienstleister sowie Handel, Gastgewerbe und
                                                    Verkehr am höchsten. Diese beiden Sektoren treiben somit das Wachstum der
                                                    Metropolregion. Dagegen stellt in Stuttgart das produzierende Gewerbe (ohne
                                                    Baugewerbe) den Wachstumstreiber dar, während das Wachstum der übrigen
                                                    Metropolregionen vorwiegend durch den Sektor Finanzierung, Vermietung und
                                                    Unternehmensdienstleister getragen wird.

26 Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten
Die ökonomische Dynamik der Metropol­region Hamburg im interregionalen Vergleich

Abb. 3    Wachstum der Bruttowertschöpfung zwischen 2000 und 2008

                                                      17,0 %
                                                                  23,1 %
 MR Hamburg                                                       23,1 %
                                                         18,6 %
                                                          19,4 %
                                          11,0 %
    MR Berlin-                                                                     30,4 %
                                               13,4 %
  Brandenburg                                            19,2 %
                                                   15,5 %
                                                        17,4 %
                                                                               28,4 %
 MR Frankfurt/
                                                                      24,7 %
  Rhein-Main                      6,9 %
                                                            20,1 %
                                                     16,6 %
                                                                                        33,7 %
  MR München                                    14,2 %
                                                                       25,5 %
                                                                   23,3 %
                                                     16,7 %
                                                                       25,1 %
MR Rhein-Ruhr                                      15,7 %
                                                                     24,0 %
                                                            19,9 %
                                                                22,1 %
                                                             20,5 %
  MR Stuttgart                                              19,9 %
                                                                    24,1 %
                                                             20,8 %

                      öffentliche und private Dienstleister
                      Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister
                      Handel, Gastgewerbe und Verkehr
                      produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
                      insgesamt

Quellen: S
          tatistische Ämter des Bundes und der Länder, 2010; Berechnungen HWWI.

Trotz dieser Unterschiede gilt in allen Metropolregionen, dass die Zunahme der                    In allen Regionen wird die Entwicklung
Erwerbstätigkeit im Sektor Finanzierung, Vermietung und Unternehmens­dienst­                      der Erwerbs­tätigen­zahl von den
leister am größten ist (vgl. Abbildung 4). Öffentliche und private Dienstleister sowie            Dienstleistungen getragen
Handel, Gastgewerbe und Verkehr tragen in geringerem Ausmaß ebenfalls zur
Zunahme der Erwerbstätigkeit bei. Dagegen geht die Erwerbstätigkeit im
produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) zurück – wenn auch mit deutlichen
Unterschieden zwischen den Metropolregionen.

                                                                                            Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten 27
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