Handbuch für Schulen Förderung des Unternehmertums bei Mädchen mittels IKT - WWW.ICTGOGIRLS.EU - Área de e-Learning del CESGA

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Handbuch
für Schulen                     MarÍa J. RodrÍguez Malmierca
                                Bozica Ilijic
Förderung des Unternehmertums   Carmen FernÁndez Morante
                                Beatriz Cebreiro LÓpez
bei Mädchen mittels IKT         Birgit Wolf

                                          WWW.ICTGOGIRLS.EU
Handbuch für                                                Projektkoordinator
Schulen                                                                                     CESGA
Förderung des                                                                               Spanien
Unternehmertums bei Mädchen                                                                 www.cesga.es
mittels IKT

Autorinnen:
María J. Rodríguez Malmierca
Bozica Ilijic
Carmen Fernández Morante
Beatriz Cebreiro López
Birgit Wolf                                                 Projektpartner
Redaktion: Bozica Ilijic und Jennifer Ziegler                                               USC (University of Santiago de Compostela)
Produktion: wordup Werbeagentur                                                             Forschungsgruppe Bildungstechnologien
                                                                                            Spanien
Lizenz                                                                                      www.usc.es/tecnoeduc

                                                                                            die Berater®
Dieses Handbuch ist unter Creative Com-                                                     Österreich
mons Attribution lizenziert – Share Alike                                                   www.dieberater.com
„Diese Lizenz erlaubt Dritten, Ihr Werk/Ihren
                                                                                            SAN (University of Social Sciences,
Inhalt zu verbreiten, zu remixen, zu verbes-
                                                                                            Academy of Management)
sern und darauf aufzubauen, auch zu kom-
                                                                                            Polen
merziellen Zwecken, solange Sie als Urheber
                                                                                            www.san.edu.pl
des Originals genannt werden und die auf
Ihrem Werk/Inhalt basierenden neuen Werke                                                   Universität Stuttgart
unter denselben Bedingungen veröffentlicht                                                  in Kooperation mit Fraunhofer IAO Deutschland
werden. Diese Lizenz wird oft mit „Copyleft“-                                               www.iao.fraunhofer.de
Lizenzen im Bereich freier und Open Source-
Software verglichen. Alle neuen Werke/Inhal-                                                CVO Antwerpen
te, die auf Ihrem aufbauen, werden unter der-                                               Belgien
selben Lizenz stehen, also auch kommerziell                                                 www.cvoantwerpen.be
nutzbar sein. Dies ist die Lizenz, die auch von                                             Donau-Universität Krems – Universität für Wei-
der Wikipedia eingesetzt wird, empfohlen für                                                terbildung
Material, für das eine Einbindung von Wiki-                     Danube University Krems.
                                                                                            Österreich
pedia-Material oder anderen so lizenzierten       The University for Continuing Education
                                                                                            www.donau-uni.ac.at/imb
Inhalten sinnvoll sein kann. http://creative-
commons.org/about/license/.”
Handbuch für Schulen
Förderung des Unternehmertums bei
Mädchen mittels IKT

                                                                                                                                                                                  Handbuch für Schulen
1. Einleitung............................................................................................................................................................     2
2. Über ICT-Go-Girls!.............................................................................................................................................            3
    2.1 Für wen ist dieses Handbuch gedacht?..........................................................................................                                        3
    2.2 Wer wird von diesem Handbuch profitieren?...............................................................................                                              4
3. Ausgangslage: Frauen und IKT....................................................................................................................                           5
    3.1 Aktuelle Situation in Europa...............................................................................................................                           5
    3.2 Beitrag zu EU-Richtlinien und Rahmenbedingungen...............................................................                                                        6
4. Gender-Aspekte: Gründe für Mädchen, sich für oder gegen IKT zu entscheiden ..................                                                                              8
5. ICT-Go-Girls! Projektansatz...........................................................................................................................                    10
6. ICT-Go-Girls! Methodik...................................................................................................................................                 12
7. ICT-Go-Girls! Produkte....................................................................................................................................                14
8. Unterstützendes IKT-Material.......................................................................................................................                       15
9. Anwendung von ICT-Go-Girls! an Schulen Europas............................................................................                                                18
10. Soziales Lernen bei SchülerInnen des 21. Jahrhunderts......................................................................................... 21
11. Aktivitäten zur Förderung von Unternehmertum in der Klasse...................................................                                                            23
12. Berufswelt: Weibliche Vorbilder................................................................................................................                          34
13. Schlussfolgerungen und Erkenntnisse...................................................................................................                                   35
14. Quellen...............................................................................................................................................................   40

                                                                                                                                                                                           1
1. Einleitung

                Das ICT-Go-Girls! Handbuch bringt Mädchen Berufe der       besondere von jenen, die Randgruppen angehören,
                Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)          berücksichtigt werden. Daher sind nicht nur Berufsbe-
                sowie Wege zur Selbstständigkeit näher und soll folg-      ratung und -betreuung notwendig, sondern auch die
                lich deren Neugierde für diese Berufe wecken. Hierfür      Möglichkeit, innerhalb des Lehrplans praktische Erfah-
                wurde ein Programm für Schulen der Sekundarstufe I         rungen mit IKT-Programmen zu sammeln. Außerdem
                bzw. Neue Mittelschulen (Schulen für 10- bis 14-Jäh-       ist es sinnvoll, den Kontakt zu Frauen, die bereits eine
                rige, weiter im Text nur „Schulen“ genannt) entwor-        Karriere im IKT-Sektor gemacht haben, in den Lehrplan
                fen, durchgeführt und evaluiert. LehrerInnen, Eltern,      einzubauen. Dies hat sich als eine höchst erfolgreiche
                Schulen und Gemeinschaften werden dabei als maß-           Methode erwiesen, um SchülerInnen eine realitätsnahe
1. Einleitung

                gebende Einflussfaktoren bei der Berufswahl von jun-       Vorstellung von der IKT-Arbeitswelt zu vermitteln.
                gen Mädchen gesehen. Dieses Handbuch zeigt mittels
                eines praxisorientierten Zugangs, wie junge Mädchen        ICT-Go-Girls! kann lediglich einen kleinen Beitrag zur
                in Europas Schulen an IKT-bezogene und unterneh-           Förderung von Mädchen in IKT-Berufen leisten. Daher
                merische Prozesse herangeführt werden können, um           ist eine nachhaltige Planung der IKT-Initiative von
                sie letztendlich auf die zahlreichen Möglichkeiten auf-    entscheidender Bedeutung. Junge Mädchen, die an
                merksam zu machen, die ihnen IKT-bezogene Berufe in        der Pilotphase teilgenommen haben, kennen die zu
                der Zukunft bieten können. Die Lessons Learned sowie       erwartenden Vor- und Nachteile des IKT-Sektors sehr
                Best Practice-Beispiele der Partnerländer aus der Pilot-   gut. Diese Informationen müssen in den nächsten Jah-
                phase von ICT-Go-Girls! zeigen auf, was getan werden       ren verbreitet werden. Deshalb sind weitere Initiativen
                kann und muss, um sich dem Thema „Junge Mädchen            erforderlich, um ein breites Publikum zu erreichen
                und IKT“ von unterschiedlichen Perspektiven und in         und europäische Schulen dahingehend zu motivieren,
                verschiedenen Regionen zu nähern.                          Informations- und Kommunikationstechnologie noch
                                                                           mehr in den Lehrplan einzubauen und den Berufswahl-
                Die IKT-Förderung ist ein erklärtes Ziel der Strategie     prozess von jungen Mädchen zu erleichtern.
                Europa 2020. Dabei ist die Stärkung des Bewusstseins
                für IKT-bezogene Berufe und unternehmerische Tätig-
                keiten ein grundlegender Schritt zur Förderung der
                Beschäftigung von Frauen. Digitale Jobs werden weiter
                an Bedeutung gewinnen. Folglich müssen individuelle
                Wünsche und Bedürfnisse von jungen Mädchen, ins-

  2
2. Über ICT-Go-Girls!

Das Projekt ICT-Go-Girls! ist ein von der Europäischen
Kommission gefördertes, im Rahmen des europäischen         Das Handbuch spiegelt sowohl die Standpunkte und
Programms für lebenslanges Lernen entwickeltes Pro-        Inputs der SchülerInnen als auch jene der LehrerInnen
jekt, das sich aus sieben unterschiedlichen Partnern aus   während der Pilotphase von ICT-Go-Girls! wider. Es schließt
Österreich, Belgien, Deutschland, Polen und Spanien        mit der Darlegung der Schwierigkeiten, mit denen sich
zusammensetzt. Diese Partner haben ihre Erfahrungen        die Bildungsinstitute auseinandersetzen mussten. Dieses
gebündelt und nutzen Synergien, um sich der Heraus-        Handbuch enthält unterschiedliche Strategien, die auf

                                                                                                                         2. Über ICT-Go-Girls!
forderung des geringen Anteils von jungen Mädchen in       die Förderung von Mädchen in IKT und Unternehmer-
Berufen mit intensiver IKT-Nutzung und Unternehmer-        tum im Kontext von gemischten Schulklassen abzielen.
tum zu stellen und so die digitale Kluft zu überwinden.    Dem Handbuch ist eine DVD mit einem Ausschnitt von
Dieses Ziel wurde durch die Entwicklung innovativer        Produkten, Aktivitäten, Methoden, Tools und nützlichen
Produkte und Programme zur Förderung von Unter-            Links beigelegt. Auf diese Weise hebt dieses Handbuch die
nehmertum und IKT bei Mädchen im Alter von 10 bis          Schwierigkeit einer Universallösung hervor und beleuch-
14 Jahren erreicht.                                        tet die Bedeutung der Frontend- und Backendprozesse
                                                           bis hin zur Durchführung erfolgreicher Programme für
Da die meisten jungen Mädchen dazu tendieren, ihre         LehrerInnen, Schulen, TrainerInnen, Jugendorganisatio-
Berufswahl früh im Leben und ohne klare Strategie und      nen, Arbeitsagenturen, SchülerInnen und insbesondere
Planung zu treffen, benötigen sie mehr Unterstützung       Mädchen an Schulen in Europa. Das Handbuch ist in den
in dieser frühen Lebensphase, um Entscheidungen            Sprachen Englisch, Niederländisch, Deutsch, Spanisch
treffen zu können, die auf ihre Interessen abgestimmt      und Polnisch verfügbar und kann europaweit angewen-
sind. Schulen und LehrerInnen leisten eine wesentliche     det werden.
Vorarbeit, um Mädchen auf die beruflichen und unter-       Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter
nehmerischen Möglichkeiten im IKT-Bereich sowie            http://www.ictgogirls.eu.
auf unternehmerische Kompetenzen aufmerksam zu
machen, die notwendig sind, um im IKT-Sekor und
anderen Gebieten erfolgreich zu sein. Heutzutage ist       2.1 Für wen ist dieses
es undenkbar, einen Beruf ohne IKT-Kenntnisse auszu-       Handbuch gedacht?
üben, und Mädchen müssen so früh wie möglich mit
den Kommunikationstechnologien in Kontakt treten,          Das Handbuch richtet sich an:
wenn die Kluft zwischen den Geschlechtern im IKT-          QQ LehrerInnen an Schulen für 10- bis 14-Jährige

Bereich und Unternehmertum geschlossen werden soll.        QQ SchuldirektorInnen

                                                                                                                               3
QQ LehrerInnenorganisationen                                 ermutigen, sich für IKT-Berufe und Unternehmertum
                        QQ LehrerInnenausbildungsstätten                             zu entscheiden
                        QQ EntscheidungsträgerInnen   (Schulbehörden, Bil-        QQ Unterstützung von ExpertInnen, um den Einfluss der
                           dungspolitikerInnen)                                      falschen Berufswahl auf die jungen Leute und ihre
                        QQ AnbieterInnen  von Ausbildung für LehrerInnen             Beschäftigungsaussichten zu verstehen
                        QQ BerufsberaterInnen                                     QQ Kommunikation positiver Aspekte von IKT und Unter-
                        QQ JugendarbeiterInnen                                       nehmertum
                        QQ sonstige BerufsbildnerInnen und Ausbilderpraktike-     QQ Stärkung des Bewusstseins für bewährte IKT-Tools
                           rInnen                                                    und Methoden

                        In diesem Handbuch werden Veränderungen analy-
                        siert, die notwendig sind, um eine verstärkte Teilnahme   2.2 Wer wird von diesem
                        von Mädchen im IKT-Bereich zu fördern. Es demonst-        Handbuch profitieren?
                        riert den aktuellen Forschungsstand und die erfolgte
2. Über ICT-Go-Girls!

                        Pilotphase und bezieht die Meinungen der im Projekt       Die unmittelbaren Profiteurinnen dieser Initiative sind
                        beteiligten Mädchen mit ein. Dabei hebt es die Ände-      Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren. Jedoch kön-
                        rung ihrer Haltung und Einstellungen vom Erstkontakt      nen ebenso Jungen bzw. ältere Mädchen aus dem Pro-
                        mit dem Projekt bis hin zum Ende der Pilotphase her-      jekt Nutzen ziehen, da es entworfen wurde, um junge
                        vor.                                                      Menschen im Berufswahlprozess zu ermutigen und
                        Es ist von großer Bedeutung, mit den jungen Menschen      ihnen zu helfen, ihre Stärken und Schwächen für ihre
                        darüber zu diskutieren, was sie werden wollen und         berufliche Zukunft zu erkennen, aber auch um auf die
                        ihnen rechtzeitig Leitlinien und Instruktio-                Wichtigkeit von IKT für ihre Zukunft hinzuweisen. Die
                        nen zu geben. Im Rahmen dieses Pro-                            ICT-Go-Girls! Methode zeigt ihre Wirksamkeit vor
                        jekts wurde während der Pilotphase                               allem bei der Arbeit mit jungen Menschen, die
                        ein methodischer Leitfaden entwi-                                keine klaren Entscheidungen bezüglich ihrer
                        ckelt und verwendet. Dieser moti-                                 künftigen Berufswege getroffen haben. Diesem
                        viert Mädchen, über ihre berufliche                               Ansatz kommt große Bedeutung zu, um den zu
                        Zukunft nachzudenken und jenen Beruf                               Randgruppen gehörenden Mädchen, die häu-
                        zu wählen, der auf ihre Interessen abge-                            fig dazu neigen, nicht oder unzureichend über
                        stimmt ist und Zukunftsperspektiven bietet.                           ihre Zukunft nachzudenken und infolgedes-
                                                                                                 sen als Arbeitskräfte mit geringen Perspek-
                        In diesem Sinne werden mit dem Hand-                                       tiven und Karrieremöglichkeiten enden,
                        buch ICT-Go-Girls! folgende Ziele erreicht:                                  Unterstützung zu bieten.

                        QQ Unterstützung der LehrerInnen bei
                          der Untersuchung von Metho-
                          den und Tools, die Mädchen dazu

   4
3. Ausgangslage: Frauen und IKT

Es gibt zahlreiche Initiativen, die das Bewusstsein von     Obwohl mehr als 60 Prozent der Beschäftigten im IKT-
Mädchen für die vielseitigen Möglichkeiten im IKT-          Sektor in den OECD-Ländern Frauen sind, sind lediglich
Sektor fördern. Darunter finden sich viele praktische       10 bis 20 Prozent von ihnen im technischen Bereich oder

                                                                                                                              3. Ausgangslage: Frauen und IKT
Hands-on Workshops sowie Wettbewerbe, die von               der Führungsetage wie zum Beispiel als Computerpro-
Regierungen, Bildungseinrichtungen, der Zivilgesell-        grammiererinnen, Ingenieurinnen, System-Analystin-
schaft und IKT-Unternehmen gefördert wurden. Bei-           nen oder Designerinnen tätig. Der Großteil der Frauen
spiele dazu finden Sie in unserem Bericht „Mädchen, IKT     ist im IKT-Sektor als Sekretärin oder Datenerfasserin
und Unternehmertum. Lernen von bestehenden Initia-          beschäftigt. „In den vergangenen Jahren haben die Mäd-
tiven“ (verfügbar auf der beigelegten DVD). Im nächs-       chen in zahlreichen Ländern die Jungen im Hinblick auf
ten Abschnitt geben wir Ihnen einen Überblick über die      die Ergebnisse im Bereich Naturwissenschaften eingeholt
Ausgangslage, den Projektkontext, die Tatsachen und         oder sogar überholt. Die besseren Leistungen der Mädchen
Zahlen im IKT-Sektor sowie die Rahmenbedingungen.           in den Naturwissenschaften oder in Mathematik führen
                                                            jedoch nicht zwangsläufig dazu, dass Mädchen alle Arten
                                                            von naturwissenschaftlichen Berufen ausüben möchten.
3.1 Aktuelle Situation in                                   Tatsächlich reizen berufliche Laufbahnen im ,Ingenieur-
Europa                                                      und Informatikbereich‘ nach wie vor relativ wenige Mäd-
                                                            chen.“ (OECD, 2012). Diese Entwicklung macht es umso
Auf dem europäischen Markt ist die geschlechtsspezifi-      wichtiger, die Worte des UN-Generalsekretärs Ban Ki-
sche Ungleichheit im Erwerbsverlauf immer noch prä-         moon (2012) aufzugreifen: „Die Gleichstellung von Frau-
sent. Eine deutliche Ungleichheit zeigt sich bei euro-      en und Mädchen ist nicht nur eines der grundlegenden
päischen Frauen im IKT-Sektor. Laut Statistiken werden      Menschenrechte, sondern auch eine wirtschaftliche und
nahezu 54 Prozent der Unternehmen abseits des IKT-          soziale Notwendigkeit. Wo Frauen gebildet sind, wo sie
Bereichs von Frauen geführt, im IKT-Sektor sind es nur      Zugang zu Arbeitsplätzen haben, dort sind die Volkswirt-
19,2 Prozent (EU 2013). Dieses Bild am Arbeitsmarkt lässt   schaften produktiver und widerstandsfähiger. Wo Frau-
sich bereits in der Ausbildung wiederfinden: Laut dem       en umfassend eingebunden sind, sind die Gesellschaften
EU-Bericht 2013 Women active in ICT Sector haben nur        friedlicher und stabiler.“ Ebenso Klaus Schwab, Gründer
29 von 1000 Absolventinnen in Europa einen Abschluss        und Präsident des Weltwirtschaftsforums, der wie folgt
in Informations- und Kommunikationstechnologien             darlegt: „Der Schlüssel für die Zukunft jedes Landes und
(IKT), dagegen sind es 95 männliche Absolventen.            jeder Institution ist die Fähigkeit, die besten Talente zu ent-
                                                            wickeln, zu halten und zu gewinnen.“ (Weltwirtschafts-

                                                                                                                                      5
forum 2012). Demzufolge hängt die Produktivität und         vorgesehen ist, um die Teilnahme von Frauen im IKT-
                                  der Wohlstand der EU-Mitgliedstaaten nach den Grund-        Bereich zu fördern.
                                  sätzen der Gleichheit und der integrativen Gesellschaft
                                  auch von der Überwindung der Geschlechterungleich-          Unternehmertum zählt zu den Schlüsselkompetenzen
                                  heiten und der Herstellung der Chancengleichheit für        der heutigen Welt. Die Europäische Kommission hat
                                  Frauen in allen Sektoren ab.                                die unternehmerische Kompetenz als siebte Schlüssel-
                                                                                              kompetenz des 21. Jahrhunderts definiert (2006). Der
                                  Über 95 Prozent aller Jobs haben heute eine digitale        Eurydice-Bericht „Entwicklung von Schlüsselkompe-
                                  Komponente, und bei zahlreichen Arbeitsplätzen wird         tenzen an den Schulen in Europa: Herausforderungen
                                  die Bedeutung von digitalen Werkzeugen künftig stei-        und Chancen für die Politik (2012)“ legt ein besonderes
3. Ausgangslage: Frauen und IKT

                                  gen. Daher müssen junge Menschen zur Zukunftssi-            Augenmerk auf die Frage, wie die bereichsübergreifen-
                                  cherung entsprechende digitale Fähigkeiten erwerben.        den Kompetenzen wie „digitale Kompetenzen und Ent-
                                  ExpertInnen warnen vor einem großen Fachkräfteman-          repreneurship“ verbessert werden sollen. Der innovati-
                                  gel im IKT-Bereich selbst, aber auch in anderen Berei-      ve Ansatz des Projekts ICT-Go-Girls! fasst beide Kompe-
                                  chen, in denen die Technik eine sogar bedeutendere          tenzen ins Auge. Das Ziel der unternehmerischen Bil-
                                  Rolle spielt, vom Recht bis hin zur Medizin, vom Luftli-    dungsmaßnahmen ist es, „den SchülerInnen Einstellun-
                                  nienpiloten bis hin zum Forschungswissenschaftler.          gen, Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, damit
                                                                                              sie unternehmerisch handeln können“ (EACEA Eurydice
                                                                                              2012). Zu den Schlüsselkompetenzen zählen auch die
                                  3.2 Beitrag zu                                              Fähigkeiten, Ideen in die Tat umzusetzen, die Kreativität
                                  EU-Richtlinien und                                          zu managen, innovativ zu denken und risikobereit zu
                                                                                              sein, um Ziele zu erreichen.
                                  Rahmenbedingungen
                                  Die oben beschriebene Situation ist nicht nur auf           „Die Entwicklung unternehmerischer Einstellungen,
                                  Europa beschränkt. Regierungen und IT-Unternehmen           transversaler Merkmale und Fähigkeiten, die unterneh-
                                  erkennen weltweit das Problem und stellen sich den          merische Grundlagen sind, kann durch Vermittlung von
                                  Herausforderungen, indem sie versuchen, die Situation       fachspezifischem Wissen über Wirtschaft und Unterneh-
                                  aktiv umzukehren und mehr Frauen in Führungspositi-         men, abhängig vom Grad und von der Art der Ausbildung,
                                  onen und dem IKT-Bereich zu beschäftigen. So berich-        ergänzt werden.“ (EACEA Eurydice 2012). Zugleich ist IKT
                                  tet das Unternehmen Google, dass dessen Anzahl an           ein wachsender und vielfältiger Markt für qualifizierte
                                  weiblichen Angestellten weniger als 30 Prozent betrug       Jobs und Unternehmen und es gibt nur wenige Frau-
                                  und es schwieriger ist, Frauen für technische Unterneh-     en, die als IKT-Spezialistinnen und Unternehmerinnen
                                  men zu rekrutieren und im Unternehmen zu halten. Die        in Europa (und weltweit) tätig sind. Darüber hinaus ist
                                  Europäische Kommission erkennt dieses Problem und           die Computerkompetenz in Europa als vierte Schlüs-
                                  setzte in der Strategie Europa 2020 die Erreichung des      selkompetenz im Dokument Schlüsselkompetenzen für
                                  „Intelligenten Wachstums“ (Säule VI, Aktion 60) als Ziel,   lebenslanges Lernen definiert, wo festgelegt wird, dass
                                  wo eine explizite Aktion zur Ergreifung von Initiativen     „Computerkompetenz die sichere und kritische Anwen-
                                                                                              dung der Technologien der Informationsgesellschaft

     6
(TIG) für Arbeit, Freizeit und Kommunikation umfasst.   (Europäische Kommission 2006). Durch die Förderung
Sie wird durch Grundkenntnisse der IKT unterstützt:     der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts an
Benutzung von Computern, um Informationen abzu-         den Schulen unterstützen wir nicht nur die Strategie
fragen, zu bewerten, zu speichern, zu produzieren, zu   des lebenslangen Lernens, wir tragen auch zur europä-
präsentieren und auszutauschen, über Internet zu kom-   ischen Chancengleichheit und der Bildung von starken,
munizieren und an Kooperationsnetzen teilzunehmen“      produktiven und stabilen Gesellschaften bei.

                                                                                                                3. Ausgangslage: Frauen und IKT
                                                                                                                        7
4. Gender-Aspekte: Gründe für
4. Gründe für Mädchen, sich für oder gegen IKT zu entscheiden

                                                                Mädchen, sich für oder gegen IKT
                                                                zu entscheiden

                                                                Im Rahmen einer qualitativen Studie, die mit Mädchen       QQ Die maßgebende Rolle der Familie, der LehrerInnen
                                                                und jungen Frauen aus sieben europäischen Ländern             sowie der Peergroups als Entscheidungsträger wurde
                                                                durchgeführt wurde, stellen Zauchner et al. (2007) eine       von den interviewten Frauen als ein weiterer Faktor
                                                                Reihe von Kriterien (Reif 2013) fest, weshalb sich Mäd-       angegeben.
                                                                chen für (oder gegen) eine Karriere in technischen, wis-   QQ Haben die interviewten Mädchen und jungen Frau-
                                                                senschaftlichen oder Ingenieurberufen entscheiden:            en frühe spielerische Erfahrung mit Computern
                                                                                                                              gemacht, so wurde diese als Grund für eine Berufs-
                                                                QQ Mangel   an Information über bestehende techni-            wahl im IKT-Bereich genannt.
                                                                   sche, wissenschaftliche und Ingenieurberufe oder        QQ Mädchen geben lange Ausbildungsdauern als hem-
                                                                   Bildungswege. Besonders jüngere Altersgruppen              mende Faktoren an. Weiters werden die Ausbildun-
                                                                   kennen vor allem typische Jobs des IKT-Bereichs wie        gen im IKT-Bereich als schwierig empfunden. In die-
                                                                   WebdesignerIn, können sich jedoch einen Arbeitstag         sem Zusammenhang scheinen Frauen, und insbeson-
                                                                   in einem dieser Berufe nicht vorstellen. Unter den         dere Mädchen, zu wenig Vertrauen in ihre Fähigkei-
                                                                   interviewten Frauen sind fehlende Jobinformationen         ten für eine Karriere im IKT-Bereich zu haben.
                                                                   als Hauptfaktor angegeben, der einer Karrierelauf-      QQ Junge Frauen sehen in einem Beruf des IKT-Sektors
                                                                   bahn im IKT-Bereich im Wege stand.                         ein größeres Risiko, Arbeit und Familie nicht in Balan-
                                                                QQ Die Verbindung der theoretischen Bildungs­                 ce halten zu können.
                                                                   orientierung mit ungenügend praktischen Aktivitä-       QQ Zusätzlich haben sowohl Mädchen als auch Frauen
                                                                   ten in Workshops ist von Mädchen als hemmender             angegeben, dass sie befürchten, in Berufen des IKT-
                                                                   Faktor angeführt worden. Es wurde eine Reihe weite-        Bereichs der geschlechtsspezifischen Diskriminie-
                                                                   rer Themen aufgeworfen, die bei der Berufsauswahl          rung begegnen zu können.
                                                                   von Mädchen eine Rolle spielen, wie zum Beispiel
                                                                   „Gutes für die Gesellschaft tun“, etwas „Sinnvolles“    Diese Faktoren geben einen Einblick in die unterschied-
                                                                   tun und „kreativ“ sein, beispielsweise neue Ideen       lichen Beweggründe für oder gegen eine Karriere, die
                                                                   oder Produkte entwickeln, die für die Gesellschaft      nicht dem traditionellen Rollenbild für Mädchen ent-
                                                                   nützlich sind.                                          spricht und oft der „Männerdomäne“ zugeschrieben

           8
wird. In einem Modell zur Entscheidungsfindung bei
der Berufswahl im IKT-Sektor geben Miliszewska und

                                                          4. Gründe für Mädchen, sich für oder gegen IKT zu entscheiden
Moore 2010 einen detaillierten Überblick über die
Hauptfaktoren an:

QQ Einfluss der Schule
QQ Einfluss der Familie
QQ Einfluss der Peergroups
QQ Einfluss der Hochschulen (Subjektstatus, Marktwert
   der IT-Qualifikationen)
QQ Verwendung von Bildern und Technik in der Populär-
   kultur und in den Medien

Mit diesem letzten Punkt geht die omnipräsente Mei-
nung einher, dass die Arbeit im IKT-Bereich von Natur
aus als unsozial gilt.

Abschließend spielen folgende Faktoren bei sozialen
Veränderungen hinsichtlich dieser geschlechtsspezifi-
schen Unterschiede eine Schlüsselrolle:

QQ Förderung  der Entwicklung von IKT- und unterneh-
   merischen Fähigkeiten
QQ früher Zugang (beim Übertritt in die Schule, bevor
   die Berufsentscheidung getroffen wird) zur formalen
   Ausbildung, die auf erlebnisorientierten Aktivitäten
   basiert
QQ praktisches Wissen über die Vielfalt der beruflichen
   Möglichkeiten innerhalb von IKT und Unternehmer-
   tum
QQ Erfahrungen und Tools, um regelmäßig Kontakt zu
   diesem Bereich zu halten

                                                                           9
5. ICT-Go-Girls! Projektansatz

                                 Unter Berücksichtigung der Erfahrungen und Initia-             um die Bildungsziele zu erreichen. Daher war es sehr
                                 tiven der assoziierten Partner von ICT-Go-Girls! – IBM         schwierig, die Methodik von ICT-Go-Girls! vollständig
                                 und der Regierung von Queensland (Australien) – sowie          einzuführen. In solchen Fällen wurden die Aktivitäten
                                 der Erfahrung der Projektpartner verfolgt ICT-Go-Girls!        angepasst, um den spezifischen Anforderungen und
5. ICT-Go-Girls! Projektansatz

                                 einen neuen Projektansatz, in dem eine Bildungsme-             Bedingungen dieser LehrerInnen und Schulen gerecht
                                 thodik entwickelt und getestet wurde, die sich auf die         zu werden. In allen Partnerländern – Spanien, Öster-
                                 Förderung von Unternehmertum durch Einsatz von IKT-            reich, Polen, Deutschland und Belgien – haben jeweils
                                 Ressourcen und Technologien innerhalb des Lehrplans            zwei Schulen am Pilotprojekt teilgenommen.
                                 und nicht im Rahmen von außerschulischen Aktivitäten
                                 konzentriert. Es gibt bereits zahlreiche interessante Bei-
                                 spiele außerschulischer Aktivitäten zur Förderung von          Nur für Mädchen?
                                 IKT bei Mädchen. Viele davon sind mit Computerklubs
                                                                                                Die Partner entschieden sich bewusst dafür, mit
                                 für Mädchen, Coding Camps usw. verbunden. ICT-Go-
                                                                                                gemischten SchülerInnen-Gruppen zu arbeiten, um
                                 Girls! testete, wie diese Art von Ansatz direkt in die Klas-
                                                                                                so realitätsnahe Situationen zu schaffen, da sowohl in
                                 se eingebunden werden kann.
                                                                                                Schulen als auch in der Arbeitswelt geschlechterge-
                                                                                                mischte Klassen bzw. Teams vorzufinden sind. Daher
                                 Innerhalb oder ausser-                                         konnten nicht nur Mädchen von der ICT-Go-Girls!
                                                                                                Erfahrung und Reflexion profitieren, die Jungen hatten
                                 halb der Klasse?                                               vielmehr die Möglichkeit, ihre Stereotypen und Gen-
                                                                                                derfragen bezüglich der Arbeit mit Technologien und
                                 Die Pilotierung von ICT-Go-Girls! in einzelnen europäi-
                                                                                                der Führung eines Unternehmens zu überdenken und
                                 schen Schulen zeigte, dass der Erfolg von der aktuellen
                                                                                                zu thematisieren.
                                 Situation der jeweiligen Schule und der im Rahmen des
                                 Lehrplans möglichen Flexibilität abhängig ist. In diesem
                                 Projekt war der Ansatz dort erfolgreich, wo LehrerInnen
                                 aus verschiedenen Bereichen von einem/einer begeis-
                                                                                                Je jünger, desto besser!
                                 terungsfähigen Direktor/in unterstützt worden ist.             Die Statistik zeigt, dass es keinen wesentlichen Unter-
                                 Ansonsten erwies es sich als äußerst schwierig, diesen         schied zwischen Mädchen und Jungen hinsichtlich
                                 Ansatz an den Schulen umzusetzen. Die Gründe dafür             ihres Interesses an Computern gibt, wenn sie in der
                                 waren sehr unterschiedlich. Die LehrerInnen arbeite-           Volks- bzw. Grundschule sind. Dagegen geht bei den
                                 ten unter großem Druck, verbunden mit Zeitmangel,              Mädchen beim Übergang nach der vierten Klasse

     10
Grundschule zunehmend das Interesse an Computer-         Dienstleistungen umzusetzen, auf die Ebene der
kursen verloren. So beginnt ein Prozess, bei dem sich    Schule gehoben. Dies bedeutet, dass bei Kindern
die Mädchen von IKT entfernen. Die Partner stellten      Begeisterung geweckt und ihnen beigebracht
fest, dass dies die entscheidende Handlungsphase ist –   werden soll, wie sie ihre kritische Denkweise
immer noch an Computern und IKT interessiert, jedoch     gemeinsam mit ihrer Vorstellungskraft weiterent-
hinsichtlich der weiteren Berufsbildung unentschlos-     wickeln können. Das Hauptziel war, das Bewusst-
sen. Daher fokussierten die Partner ihre Pilotierungs-   sein zu fördern und neue Ideen zu schaffen, die
erfahrungen auf das erste und zweite Schuljahr (Alter    zur Entwicklung von unternehmerischen Kompe-
zwischen 10 und 14 Jahren).                              tenzen führen, die in jedem Lebensbereich not-
                                                         wendig sind.

Unternehmertum und IKT?

                                                                                                                    5. ICT-Go-Girls! Projektansatz
Das Projekt hat mehrere relevante Erfahrungen
                                                         Über die Zukunft
bei der Förderung von IKT bei Mädchen sowie              ­nachdenken
andere Maßnahmen erkannt, die junge Men-
                                                         Die meisten jungen SchülerInnen denken nicht über
schen dazu ermutigen, UnternehmerInnen zu
                                                         ihre berufliche Zukunft nach. Die vom Projekt ICT-
werden. Es gab jedoch keine Programme zur
                                                         Go-Girls! entwickelte Methodik basiert auf folgender
Förderung von Mädchen, sich für Karrieren als
                                                         Schlüsselfrage: „Was möchte ich in der Zukunft wer-
Führungskräfte im IKT-Bereich zu engagieren.
                                                         den?“ Dies wurde zur Grundlage der ersten und letz-
Daher hat das Projekt ICT-Go-Girls! diese beiden
                                                         ten Aktivität für alle SchülerInnen, die am Pilotprojekt
Konzepte miteinander verbunden, um Unterneh-
                                                         teilgenommen haben. Dabei wurden sie aufgefordert,
mertum bei Mädchen durch IKT zu fördern. Das
                                                         über ihre berufliche Zukunft individuell nachzudenken.
Projekt hat das Konzept, dass ein/e Unternehme-
rIn kreativ arbeitet, um neue Ideen zu schaffen
und diese in wirtschaftlich tragfähige Güter und

                                                                                                                        11
6. ICT-Go-Girls! Methodik

                            Das Projekt bietet Beratung über den Einsatz von Res-      Die Schlüsselelemente dieser Methode beziehen auch
                            sourcen und Methodik, um die Vorstellungen junger          Aspekte zum Selbstbewusstsein der jungen Mädchen
                            Mädchen bezüglich ihrer beruflichen Zukunft mit dem        sowie folgende Fragen mit ein:
                            realen Arbeitsumfeld zu verbinden. ICT-Go-Girls! beruht
                            auf dem Einbeziehen von Vorbildern und Übungen, die        QQ Wer bin ich?
                            junge Mädchen ermutigen, im IKT-Bereich zu arbeiten        QQ Wohin gehe ich?
6. ICT-Go-Girls! Methodik

                            und Unternehmerinnen zu werden. Die Aktivitäten bie-       QQ Wie komme ich dorthin?
                            ten LehrerInnen eine Bandbreite an Ideen zur Implemen-     QQ Was sind meine Interessen und Fähigkeiten?
                            tierung, die an unterschiedliche Unterrichtsumgebun-       QQ Was sind meine Stärken?
                            gen angepasst werden können. Die Methodik wurde von        QQ Wie nehme ich unterschiedliche Berufe wahr und
                            einem europäischen Team zur Anwendung des interdis-           warum?
                            ziplinären Know-hows entwickelt, um auf die wandeln-       QQ Weshalb wähle ich einen bestimmten Beruf und nicht
                            den Bedürfnisse junger Mädchen einzugehen und sie zu          einen anderen?
                            ermutigen, ihre Ansichten sowie traditionelle Denkarten    QQ Wozu benötige ich einen Karriereplan?
                            zu reflektieren. Sie baut auf den Fähigkeiten der jungen   QQ Weshalb ist Selbstreflexion wichtig?
                            Mädchen auf und gleichzeitig ermöglicht sie ihnen,         QQ Welche Fähigkeiten benötige ich, um im IKT-Bereich
                            gründlich über ihre beruflichen Möglichkeiten nachzu-         arbeiten zu können?
                            denken. Sie basiert auf ihren geistigen und körperlichen   QQ Wie ist das Verhältnis zwischen meiner Ausbildung
                            Bedürfnissen einschließlich der Leistungsindikatoren          und dem künftigen Beruf?
                            innerhalb des Klassenzimmers. Die Methodik ermöglicht      QQ Welche Fähigkeiten beziehen sich auf IKT-Berufsfelder?
                            nicht nur jungen Mädchen, über ihre berufliche Zukunft
                            nachzudenken, sie fördert auch tiefergehendes Nach-        Außerdem bringt diese Methodik junge Mädchen mit
                            denken und die Entwicklung wesentlicher Kenntnisse,        folgenden Informationen in Kontakt:
                            Fähigkeiten und Einstellungen im Zusammenhang mit
                            dem Entscheidungsprozess hinsichtlich der Berufswahl.      QQ unternehmerischen    Optionen und Möglichkeiten
                                                                                       QQ Rollen in einem Unternehmen und Jobbeschreibun-
                            Mittels ICT-Go-Girls! kann ein Karriereplan entwickelt        gen
                            werden, der Mädchen beim Übergang von der Schule           QQ Strategien für Karrieremöglichkeiten
                            zum Einstieg in die berufliche Laufbahn im IKT-Bereich     QQ Anstellungsinformationen
                            oder als Unternehmerinnen unterstützt.                     QQ Aufklärung über das Bildungsangebot an allgemein-
                                                                                          bildenden oder berufsbildenden Schulen

    12
Schließlich schärft die Methodik das Bewusstsein über      Bilder, Multimediaprodukte und andere IKT-Tools mit-
Folgendes:                                                 hilfe von Computern und neuen Technologien aufzu-
                                                           rufen und miteinander zu kommunizieren. Auf diese
QQ Einschätzung   der persönlichen Schwächen und Stär-     Weise konnten sie Fähigkeiten weiterentwickeln, indem
   ken                                                     sie Informationen in verschiedene Formate umwandel-
QQ Recherchen von Laufbahnen im IKT-Bereich, wobei         ten und effektvolle Präsentationen erstellten. Dies wie-
   die daraus gewonnenen Erkenntnisse für persönliche      derum führte zur Sensibilisierung für die Bedeutung
   und fachliche Fähigkeiten genutzt werden können         solcher Methoden und Technologien am Arbeitsplatz.
QQ Entwicklung persönlicher Fähigkeiten hinsichtlich       Die jungen Mädchen und Jungen konnten ihre Ideen
   der IKT-Karriere                                        ausdrücken bzw. Ideen in Gruppen einfließen lassen.
QQ Verständnis, was es bedeutet, erfolgreich beschäftigt   All diese Fähigkeiten sind notwendig, um Ziele zu errei-
   zu sein                                                 chen und Vertrauen zu schaffen, um nach höheren
QQ Differenzierung zwischen Heim, Bildung und Beruf        Karrieremöglichkeiten im IKT-Bereich zu streben sowie

                                                                                                                      6. ICT-Go-Girls! Methodik
QQ Verständnis des Werts der Arbeit und des persönli-      Komplexität optimistisch betrachten und Aufgaben
   chen Erfolgs                                            verantwortungsvoll übernehmen zu können. Im Laufe
QQ Entwicklung von Fähigkeiten, die dem gewünschten        der Pilotaktivitäten war es den SchülerInnen möglich,
   Arbeitsplatz entsprechen                                über die Methode von ICT-Go-Girls! hinauszugehen
QQ Selbstverbesserung                                      und die Projektarbeit als Sprungbrett für die weitere
QQ Entwicklung von unterschiedlichen Entscheidungs-        Kreativität und Vorstellungskraft zu nutzen. So waren
   techniken                                               sie in der Lage zu erkennen, welches vorhandene Wis-
QQ Verständnis der Selbstwahrnehmung und der öffent-       sen notwendig ist, um im IKT-Bereich zu arbeiten, aber
   lichen Wahrnehmung                                      auch, um Fähigkeiten der Interessensvertretung, der
QQ Verständnis der Lifestyle-Vorlieben und der zukünfti-   Argumentation, Verhandlungsführung und des Feed-
   gen Berufswege                                          backs zu entwickeln.
QQ Verständnis des Einflusses auf die IKT-Berufswahl
QQ Verständnis der Werte in unterschiedlichen Arbeits-     Junge benachteiligte Mädchen konnten im Rahmen
   welten                                                  dieses Projekts lernen, wie ihre Erfahrungen in der
QQ Verständnis des Einflusses der aktuellen Wahlmög-       Schule mit ihrem künftigen Erfolg in der Arbeitswelt
   lichkeiten auf die künftigen Berufe                     verbunden sein können. Dabei wurden bestehende Tra-
QQ Verständnis von Karrierehindernissen                    ditionen und Werte reflektiert und es wurde der Frage
QQ Verständnis von positiven und negativen Einflüssen      nachgegangen, welche Rolle und Wichtigkeit die Arbeit
   auf die Berufswahl                                      in ihrem Leben spielt und inwiefern jetzige Entschei-
QQ Entwicklung eines Aktionsplans zur Erreichung per-      dungen Einfluss auf ihre Zukunft haben. Zusätzlich lern-
   sönlicher Ziele                                         ten sie, wie sie mögliche Beweggründe für das Ergreifen
                                                           eines Berufes im IKT-Sektor sowie die Vorteile, die eine
Die Methodik wurde während der Pilotphase in unter-        Zukunft als Unternehmerin verglichen mit anderen
schiedlichen Schulen Europas getestet. Dabei hatten        Berufswegen mit sich bringt, zu Hause kommunizieren
die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, Informationen,        können.

                                                                                                                      13
7. ICT-Go-Girls! Produkte

                            ICT-Go-Girls! hat eine Menge praktischer Produkte für       QQ diesesHandbuch, das speziell als Unterstützung für
                            europäische Schulen produziert, die Lehrenden eine            Schulen und LehrerInnen in Europa entwickelt wur-
                            Unterstützung im Unterricht bieten sollen und an indi-        de, um technische und unternehmerische Kompeten-
                            viduelle Bedürfnisse angepasst werden können. Diese           zen bei jungen Mädchen zu fördern
                            Produkte sind auf der beigelegten DVD verfügbar und
7. ICT-Go-Girls! Produkte

                            können unter http://ictgogirls.eu/ heruntergeladen          ICT-Go-Girls! erhebt nicht den Anspruch, eine Kom-
                            werden.                                                     plettlösung für die ungleiche Geschlechterverteilung
                                                                                        am Arbeitsmarkt zu bieten – diese Initiative ist als
                                                                                        Ausgangspunkt für eine Veränderung der aktuellen
                            Die ICT-Go-Girls!                                           geschlechterspezifischen Ungleichheit hinsichtlich
                            Produkte:                                                   Berufen im IKT-Sektor und Unternehmertum zu verste-
                                                                                        hen. Die LehrerInnen sind genauso wie ihre Schulen
                            QQ Studie über vorausgegangene europäische Initiati-        aufgerufen, weitere Initiativen einzusetzen, um Mäd-
                               ven und Empfehlungen                                     chen zu fördern und an ihren Kompetenzen zu arbei-
                            QQ praxisorientierte Schritt-für-Schritt-Methode zur För-   ten. Nur auf diese Weise können sie in der Lage sein, IKT
                               derung von IKT und Unternehmertum an europäi-            und Unternehmertum bei ihrer Berufswahl in Betracht
                               schen Schulen                                            zu ziehen.
                            QQ soziale Software-Plattform für interaktive Kommu-
                               nikation und Netzwerken zwischen SchülerInnen
                               innerhalb Europas (http://social.ictgogirls.eu)

    14
8. Unterstützendes IKT-Material

IKT ist ein vielfältiges und sich schnell veränderndes       len, die nicht installiert werden müssen. Sie sind über
sowie attraktives Berufsfeld, mit dem nicht jeder Schritt    ein Netzwerk verfügbar und bieten mehr Flexibilität,
halten kann. Gleichzeitig sind es die so genannten Digital   einen plattformübergreifenden Zugriff sowie bessere

                                                                                                                         8. Unterstützendes IKT-Material
Natives gewohnt, in Kontakt mit Technologien zu sein         Möglichkeiten als traditionelle Software. Diese nützli-
und auf natürliche Weise mit Handys, Tablets, Compu-         chen Tools können beispielsweise bei der Planung einer
tern umzugehen. Die Schule jedoch ist ein Ort, an dem        motivierenden Aktivität für die Anwendung von Tech-
die Nutzung von Technologien auf Computer beschränkt         nologie in der Klasse oder zu Hause eingesetzt werden.
ist. Zudem werden gewöhnlich jene Aktivitäten durch-
geführt, die selten Kreativität fördern. Um LehrerInnen
zu unterstützen, IKT-basierte, für SchülerInnen sinnvolle    Erstellung von inter­
Lektionen vorzubereiten, haben wir eine Software-Liste       aktiven Visualisierungen:
erstellt. Diese soll der Verbesserung kreativer Aspekte
des Unterrichts im Computerraum dienen.                      QQ Glogster   (www.glogster.com) ist ein Tool zur Erstel-
                                                                lung von interaktiven Postern mit allen Arten von
FLOSS (Free/Libre and Open Source Software) bezeich-            Multimedia und jeder Menge Vorlagen, Anhängen,
net eine Software, die jede/r kostenlos nutzen, daraus          Links usw.
abgeleitete Werke erstellen und Zugang zum Quellcode         QQ Piktochart (www.piktochart.com) unterstützt die

haben kann. FLOSS ermöglicht Bildungseinrichtungen,             einfache Erstellung von Infografiken, interaktiven
von der Nutzung dieser freien Software zu profitieren,          Visualisierungen usw., mit vielen Vorlagen und nütz-
indem sie Neues schaffen und IKT beim Lehren und                lichen Grafiken.
Lernen nutzen. Sie müssen dafür keine Lizenzgebühren         QQ Thinglink (www.thinglink.com) ermöglicht die

zahlen und können diese Software außerdem an ihre               Erstellung interaktiver Bilder und das Hinzufügen von
eigenen Bedürfnisse anpassen. Es gibt unterschiedli-            Links, Videos, Musik und Text.
che Typen von FLOSS für Bildungsmaßnahmen: Office-
oder Produktivitätspakete, Grafiklösungen, Multimedia-
Management, Editing, Desktop Publishing, multimedi-
                                                             Erstellung von web­
ale Content-Erstellung, komplettes Management der            basierten Zeitabläufen:
E-Learning-Umgebung. Mit dem Konzept des Cloud
                                                             Sehr nützlich, um Geschichten mitzuteilen, wie zum
Computing ist es gelungen, LehrerInnen und SchülerIn-
                                                             Beispiel ein Porträt von einer erfolgreichen Geschäfts-
nen eine breite Palette an Tools zur Verfügung zu stel-
                                                             frau.

                                                                                                                         15
QQ Tiki-Toki
                                             (www.tiki-toki.com) oder timeglider (www.          viele Beispiele und Tutorials, die den Einstieg erleich-
                                    timeglider.com) stellen jeweils eine kostenfreie            tern. Es ist sowohl als freies Online-Service als auch
                                    Online-Ressource mit Unterstützung dar, um Multi-           als installierbare Software verfügbar.
                                    media-Ressourcen einzubauen.                             QQ Stencyl (www.stencyl.com) wurde speziell zur Erstel-
                                                                                                lung von Spielen entworfen und kann zur Veröffentli-
                                                                                                chung dieser Spiele verwendet werden (iOS, Android,
                                  Mind Mapping-Werkzeuge:                                       Flash, HTML5, Windows und Mac). Die Spiele können
                                                                                                kostenfrei ins Internet geladen werden. Zusätzliche
                                  Diese unterstützen die Erstellung visueller Diagramme,
                                                                                                Features ermöglichen, dass diese Spiele im App-Store
                                  um die Beziehung von Ideen und Informationen zu
                                                                                                und auf Google Play gespielt und verkauft werden.
                                  zeigen. Es handelt sich um großartige Werkzeuge, um
8. Unterstützendes IKT-Material

                                  Gedanken zu sammeln und zu organisieren, Ideen zu
                                  finden und zu präsentieren – all dies, um Probleme zu
                                  lösen, Ressourcen zu entwerfen und neue Ideen sicht-
                                                                                             Office- und
                                  bar zu machen. Einige davon sind kostenfrei online ver-    Produktivitätspakete:
                                  fügbar:
                                                                                             Einige Open Source-Software-Ressourcen können
                                                                                             ebenso für Schulen von Nutzen sein. Sie können in Klas-
                                  QQ Popplet  (www.popplet.com) ermöglicht, anschauli-
                                                                                             senprojekten Verwendung finden, da sie für die meis-
                                     che Diagramme zu erstellen sowie Text, eigene Zeich-
                                                                                             ten Operationssysteme (Windows, Mac, Linux) kosten-
                                     nungen und externe Multimedia-Inhalte hinzuzufü-
                                                                                             los zur Verfügung stehen:
                                     gen (Bilder, Videos, etc.)
                                  QQ Coggle (www.coggle.it) ermöglicht, Sammelmappen
                                                                                             QQ LibreOffice   (www.libreoffice.org) ist eine komplette
                                     einfach zu erstellen. Diese können Text, Hypertext
                                                                                                Office-Suite, die mehrere Anwendungen bietet: Wri-
                                     und Bilder enthalten.
                                                                                                ter, das Textverarbeitungsprogramm; Calc, die Tabel-
                                                                                                lenkalkulationsanwendung, Impress, den schnells-
                                                                                                ten und einfachsten Weg, um effektive Multimedia-
                                  Programmierung und                                            Präsentationen zu erstellen; Draw zum Erstellen von
                                  Erstellung von Apps:                                          Zeichnungen; Base, das Datenbankmodul; Math zur
                                                                                                Erstellung von Formeln.
                                  Mit folgenden Tools können SchülerInnen Apps, Spiele
                                                                                             QQ Gimp (www.gimp.org) ist ein sehr umfassendes
                                  und Geschichten einfach erstellen:
                                                                                                Bildbearbeitungsprogramm, mit dem Bitmap-Bilder
                                                                                                (Fotos etc.) erstellt und bearbeitet werden können.
                                  QQ Scratch  (http://scratch.mit.edu) wurde von MIT
                                                                                             QQ Inkscape (www.inkscape.org) ist ein Vektorgrafik-
                                    Media Lab entwickelt und ist eine der besten und fle-
                                                                                                Editor. Mit diesem Tool können Logos und Bilder für
                                    xibelsten Möglichkeiten, die den SchülerInnen hilft,
                                                                                                Webseiten erstellt werden.
                                    die Grundlagen des Programmierens zu verstehen
                                                                                             QQ Audacity (http://audacity.sourceforge.net) ist ein
                                    sowie Spiele und interaktive Geschichten zu erstel-
                                                                                                Audioeditor und -rekorder, mit dem Audiodateien
                                    len. Dieses Tool erreicht viele NutzerInnen und bietet

     16
für Podcasts als Multimedia Files für größere Projekte
   erstellt werden können.
                                                               Web-Plattformen:
QQ Avidemux (http://avidemux.sourceforge.net) ist ein          Traditionelle Online-Lernplattformen (wie Chamilo,
   Videoschnittprogramm, mit dem Videos geschnitten            Moodle etc.) bieten eine sichere, interaktive und akti-
   und verarbeitet werden können.                              ve Plattform für SchülerInnen, LehrerInnen, Familien
QQ Scribus (http://www.scribus.net) ist ein umfassendes        und MentorInnen, um aktiv ins Gespräch zu kommen,
   Desktop Publishing-Programm, das die Gestaltung             Ressourcen zu teilen, ihre eigenen Kreationen zu zei-
   von Magazinen, Broschüren, Postern und solchen              gen u.v.m. ICT-Go-Girls! entwickelte eine eigene sozi-
   Dokumenten ermöglicht, die professionell gedruckt           ale Plattform, die größtenteils auf Elgg (http://elgg.
   und in das Web exportiert werden.                           org) basiert. Elgg bietet ein modulares Online-Sozial-
                                                               netzwerk mit unterschiedlichen Features, wie zum Bei-

                                                                                                                           8. Unterstützendes IKT-Material
                                                               spiel: Blogging, Microblogging, Filesharing, Vernetzung
                                                               oder Gruppenbildung. Um LehrerInnen die Möglichkeit
                                                               zu geben, zu Gruppenarbeiten Feedback geben zu
                                                               können, wurde die ICT-Go-Girls!-Plattform um einige
                                                               zusätzliche Features erweitert. Dies wurde durch das
                                                               SocialWire-Team (http://www.socialwirelabs.com) mit
                                                               der ursprünglichen Kodierung ermöglicht.

                                                               Die ICT-Go-Girls!-Plattform (http://social.ictgogirls.eu)
                                                               bietet eine sichere Einführung in eine soziale Lern- und
                                                               Kommunikationsumgebung. Sie ermöglicht SchülerIn-
                                                               nen und LehrerInnen, ihre Erfahrungen und Ressourcen
                                                               zu teilen, Feedback zu geben sowie ihre Klassenarbei-
                                                               ten in verschiedenen Arbeitsbereichen und mit unter-
                                                               schiedlichen Datenschutzstandards zu veröffentlichen.
                                                               Außerdem wird den SchülerInnen und LehrerInnen die
                                                               Möglichkeit geboten, sich mit anderen Schulen und
                                                               Nationalitäten auszutauschen.

Bild 1 und 2: Mädchen beim Einsatz von IKT an der spanischen
Pilotschule „CPI O Cruce“

                                                                                                                           17
9. Anwendung von ICT-Go-Girls!
                                                    an Schulen Europas
9. Anwendung von ICT-Go-Girls! an Schulen Europas

                                                    Um jungen Mädchen Mut zu machen, den Schritt als                            chen zeigt ICT-Go-Girls!, dass alle am Pilotprojekt betei-
                                                    zukünftige Managerinnen zu wagen oder einen Beruf                           ligten Mädchen Interesse an IKT haben. Dennoch kann
                                                    im IKT-Sektor zu wählen, zeigte das Projekt ICT-Go-                         die intensivere und kreative IKT-Nutzung im Klassen-
                                                    Girls!, dass es hierfür notwendig ist, IKT in Europas                       zimmer für die künftige IKT-Nutzung oder sogar eine
                                                    Schulklassen individualisiert zu implementieren.                            Berufswahl in diesem Bereich von großem Nutzen sein.

                                                    Die Integration von IKT in den Lehr- und Lernprozess
                                                    sowie die Förderung von Unternehmertum und IKT                              Grössere Zusammenarbeit
                                                    bei jungen Mädchen wird schrittweise erfolgen. Es ist                       zwischen LehrerInnen
                                                    offensichtlich, dass die meisten jungen Mädchen im
                                                    Rahmen ihrer Berufswahl aus unterschiedlichen Grün-
                                                                                                                                und Entscheidungs­
                                                    den zu Berufen außerhalb des IKT-Sektors greifen.                           trägerInnen
                                                                                                                                LehrerInnen sind davon überzeugt, dass sie junge Mäd-
                                                    Die Motivation junger Mädchen, gegenüber IKT aufge-
                                                                                                                                chen motivieren können, Unternehmerinnen zu wer-
                                                    schlossener zu sein, hilft ihnen, zahlreiche tägliche Akti-
                                                                                                                                den bzw. im IKT-Sektor zu arbeiten. Allerdings sind es
                                                    vitäten schneller, produktiver und interaktiver durch-
                                                                                                                                die Schulbehörden, die die Bildungspolitik definieren
                                                    zuführen. Im Zusammenhang mit der Förderung von
                                                                                                                                und Lehrpläne festlegen. Die LehrerInnen können nur
                                                    IKT- und Unternehmertumkenntnissen junger Mäd-
                                                                                                                                teilweise Einfluss auf den Lehrplan nehmen. Viele Leh-
                                                                                                                                rerInnen litten unter großem Zeitdruck und waren in
                                                                                                                                der gesamten Projektlaufzeit deutlich überlastet. Das
                                                                                                                                heißt, sie müssen in Zukunft in Anbetracht des Zeit-
                                                                                                                                drucks Überdurchschnittliches leisten, wenn sie nicht
                                                                                                                                von den EntscheidungsträgerInnen und SchulleiterIn-
                                                                                                                                nen unterstützt werden.
                                                                                                                                Oft muss die Veränderung von unten beginnen und
                                                                                                                                manchmal müssen EntscheidungsträgerInnen zunächst
                                                                                                                                positive Ergebnisse sehen, bevor sie bedeutende Verän-
                                                                                                                                derungen einführen. Institutionelle und individuelle Ini-
                                                    Bild 3: Sitzung mit IKT-Vorbildfrauen und spanischen SchülerInnen, die am
                                                    Pilotprojekt teilgenommen haben                                             tiativen sind notwendig, um in Zukunft positive Verände-

         18
rungen auf den Weg zu bringen. In den Partnerländern,
in denen die Pilotphase durchgeführt wurde, wurden die
                                                              Die Suche nach weiteren
SchulleiterInnen über die positiven Auswirkungen des          Möglichkeiten
Projektes informiert, jedoch sind zusätzliche Initiativen
und Folgemaßnahmen erforderlich, um ein größeres Pub-         LehrerInnen sind im Allgemeinen mit vielen IKT-Tools für

                                                                                                                            9. Anwendung von ICT-Go-Girls! an Schulen Europas
likum zu erreichen.                                           den Unterricht vertraut, jedoch stellt der Umgang mit IKT
EntscheidungsträgerInnen und Schulbehörden müssen             vor allem für jene LehrerInnen eine große Herausforderung
die Notwendigkeit der IKT-Nutzung bei allen, insbeson-        dar, die Gegenstände unterrichten, deren Inhalte keine
dere bei jungen Mädchen, erkennen, um sie beeinflus-          Nutzung von IKT-Tools bedingen. Dies sind beispielsweise
sen zu können, Berufe im IKT-Sektor zu ergreifen. Dies        Unterrichtsgegenstände wie Sprachen oder Geschichte.
ist für benachteiligte Zielgruppen und die Förderung der      Das Projekt ICT-Go-Girls! bietet Tools und Methoden für
Beschäftigungsmöglichkeiten von besonderer Bedeu-             gemeinschaftliches und selbstständiges Lernen, die bei
tung.                                                         der Zusammenarbeit zwischen LehrerInnen und Schüle-
Es stellt sich die Frage, wie mehr LehrerInnen, Schulen       rInnen behilflich sein können. Im Laufe der Pilotphase hat
und EntscheidungsträgerInnen erreicht werden kön-             sich herausgestellt, dass LehrerInnen, die andere Fächer
nen, um die Förderung von IKT und den positiven Ein-          als IKT unterrichten, Unterstützung bei einigen technolo-
fluss auf junge Mädchen hinsichtlich ihrer Berufswahl         gischen Aspekten benötigten, um die Projektaktivitäten
im IKT-Sektor oder als UnternehmerInnen vorantreiben          implementieren zu können. Effektive IKT-Nutzung im
zu können.                                                    Unterricht ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung.
                                                              Einfache IKT-Kenntnisse helfen SchülerInnen in den Klas-
                                                              sen, sich mit komplexeren IKT-Applikationen dauerhaft
Regionale Unterschiede                                        vertraut zu machen. So eignen sich zum Beispiel gemein-
                                                              schaftliche Plattformen perfekt für die Entwicklung von
Bevor LehrerInnen das Material aus diesem Handbuch            Kommunikationsfähigkeiten sowohl in der Muttersprache
verwenden, empfiehlt es sich, die Aktivitäten an ihre loka-   als auch in der Fremdsprache.
len Gegebenheiten anzupassen. ICT-Go-Girls! bietet viele
Aktivitäten, um benachteiligte Zielgruppen zu erreichen
und sie in IKT-bezogene Aktivitäten mit dem Fokus auf
die Jobmöglichkeiten im IKT-Sektor einzubeziehen. Es ist
                                                              Andere Interessens­ver­
zu beachten, dass das Verständnisniveau und der Hinter-       treterInnen involvieren
grund hinsichtlich des IKT-Themas selbst in den Partner-
ländern unterschiedlich waren. In Österreich waren bis zu     Bildungsaktivitäten sind nicht allein Sache der Schu-
75 Prozent der Mädchen sozial benachteiligt, daher waren      le, sondern auch der Eltern und der Gesellschaft. Die
auch größere Anstrengungen bezüglich der Informations-        Einbeziehung von Frauen, die erfolgreich im IKT-Sektor
übermittlung und Erläuterung der Aktivitäten erforderlich.    arbeiten, hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen und
Zum Vergleich waren spanische SchülerInnen in der Lage,       wurde von vielen Mädchen während der Projektim-
fortschrittlicheres Videomaterial und IKT-bezogene Akti-      plementierung positiv aufgenommen. Ebenso wurde
vitäten zu entwickeln und konnten sich selbst in Zukunft      dafür gesorgt, dass Eltern über die Initiative und ihre
klarer im IKT-Umfeld vorstellen.                              Hintergründe Bescheid wussten.

                                                                                                                            19
Wechsel zwischen                                              QQ Die Nutzung kostenloser Open Source-Software und
                                                                                                                     der kostenlosen Cloud-Services ersparte den Schulen
                                                    AnwenderIn und                                                   Gebühren für Software-Lizenzen.
                                                    DesignerIn                                                    QQ detaillierte Methodologie und Schritt-für-Schritt-
                                                                                                                     Anleitung während der Implementierung der Aktivi-
9. Anwendung von ICT-Go-Girls! an Schulen Europas

                                                    Die Erfahrung zeigt, dass Mädchen ihre eigenen Werke             täten im Klassenzimmer
                                                    gestalten möchten und aktive Designerinnen werden             QQ Bereitstellung von Richtlinien und Methodologien,
                                                    wollen. Hierzu können beispielsweise Web 2.0-Tech-               um junge Mädchen bei der Berufswahl zu unterstüt-
                                                    nologien verwendet werden, die eine breite Palette an            zen
                                                    Möglichkeiten bieten und einfach zu bedienen sind.            QQ Ermutigung zur vermehrten Nutzung von sicheren
                                                                                                                     sozialen Plattformen und kreativen IKT in täglichen
                                                                                                                     Klassenaktivitäten
                                                    Die Verankerung des                                           QQ Möglichkeit zur Weiterentwicklung von Methoden

                                                    Projekts in bestehende                                           oder deren Anpassung an individuelle Bedürfnisse
                                                                                                                  QQ Die Methodologie ist interaktiv und trägt zur besseren
                                                    Aktivitäten und die Suche                                        Teamarbeit und besserem Klima im Klassenzimmer bei.
                                                    nach Partnerschaften                                          QQ Es werden neue Perspektiven für innovative Unter-
                                                                                                                     richtsmethoden eröffnet.
                                                    Die Kooperation mit öffentlichen und privaten IKT-Initi-
                                                    ativen wie zum Beispiel der jährlich stattfinden interna-     Für SchülerInnen:
                                                    tionalen Initiative „Girls in ICT Day“ ist äußerst wichtig,   QQ Vermittlung von klaren Informationen über den
                                                    um jeder einzelnen Schulinitiative höhere Bedeutung              Zusammenhang von IKT und der heutigen Arbeitswelt
                                                    zu verleihen und den SchülerInnen einen größeren              QQ Nutzung verschiedener IKT-Tools und Plattformen im
                                                    Überblick über IKT zu ermöglichen.                               Klassenzimmer, die denen am Arbeitsplatz ähnlich
                                                                                                                     sind
                                                                                                                  QQ Nutzung neuer Technologien im Lernprozess und
                                                    Positive Ergebnisse                                              ihre Anwendung im täglichen Leben
                                                                                                                  QQ Erwerb praktischer Fähigkeiten
                                                    Kurz gesagt: Die Nutzung von IKT an Schulen zur För-          QQ Verbesserung von Haltungen, Kenntnissen und Fähig-
                                                    derung von Unternehmertum bei Mädchen lieferte fol-              keiten in unterschiedlichen Arbeitsumgebungen
                                                    gende positive Ergebnisse:
                                                                                                                  QQ Steigerung der Kommunikationsfähigkeiten, Teamar-
                                                                                                                     beit, Flexibilität sowie des unternehmerischen Den-
                                                    Für Schulen:                                                     kens und der unternehmerischen Kompetenzen
                                                    QQ Motivation für SchülerInnen, über ihre Zukunft nach-       QQ lernen, in geschlechtergemischten Teams Initiativen

                                                      zudenken und ihre Gedanken mittels Grafiken darzu-             zu ergreifen und Verantwortung zu übernehmen
                                                      stellen, die sie mithilfe von IKT-Tools erstellten (wie     QQ Anregung von unternehmerischem Denken

                                                      zum Beispiel interaktive Infografiken, digitale Poster,     QQ lernen, in Projekten zu arbeiten und proaktiv zu sein

                                                      Videos, Programme etc.)                                     QQ lernen, Zeit zu managen

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