HANDELSSYMPOSIUM digital.handeln-offline und online zusammendenken - rlp.de

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4. HANDELSSYMPOSIUM

digital.handeln –
offline und online zusammendenken

Dokumentation zur Veranstaltung am
Mittwoch, 14. Juni 2017
Erbacher Hof, Grebenstraße 24, 55116 Mainz
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PROGRAMM VOM 14. JUNI 2017

15.00 Uhr Begrüßung
          Moderatorin Ulla Niemann, VRM
15.05 Uhr Eröffnung mit Musik
          Duo Liepe, Sonate für Violine und Klavier von Fazil Say
15.15 Uhr Begrüßung
          Dr. Volker Wissing, Minister                                                7
          Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz                          12
          Prof. Dr. Peter Reifenberg, Direktor Erbacher Hof                          14
15.30 Uhr Smart Emma 4.0 –                                                           19
          Antrieb und Auswirkungen der Handelsentwicklung
          Michael Reink, Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik, HDE, Berlin
15.40 Uhr Herausforderungen und Chancen für den Handel im digitalen Zeitalter        30
          Dr. Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung, IFH Köln
          und Mittelstand 4.0-Agentur Handel
15.50 Uhr Lokale und stationäre Stärken ausbauen im Zeitalter des No-Line-Handels?   38
          Ralf Recktenwald, Dozent, Hochschule Trier Fachbereich Wirtschaft,
          Handels-Marketing Management
16.00 Uhr Finanzierung der Digitalisierung von Handels­unternehmen.                  42
          Input über Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten der ISB.
          Roland C. Wagner, Bereichsleiter Mittelstands- und Kommunalfinanzierung,
          Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB)
16.10 Uhr Fish Bowl „Wie denke ich Handelsprozesse digital?“                         52
          Dr. Sabine Hepperle, Abteilungsleiterin Mittelstandspolitik,
          Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
          Christian Voigt, Neue Projekt GmbH & Co. KG
          Christian Richartz, StarTec Payment & Service GmbH
          Kerstin Rudat, matoi GmbH
          Stefan Ternes, FORMRAUSCH GmbH
17.10 Uhr Strategischer Ausblick für die Handelsbranche                              55
          Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz
          Vorsitzender des Vorstands der Hornbach Management AG
          als persönlich haftende Gesellschafterin der Hornbach Holding AG & Co.KG
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IMPRESSIONEN

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GRUSSWORTE

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Dr. Volker Wissing
Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft
und Weinbau Rheinland-Pfalz

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

es ist mir eine besondere Freude, Sie alle heute       in Bad Neuenahr-Ahrweiler an, also im ehemals
hier in den außergewöhnlichen Räumen des               preußischen Landesteil. Hier diskutierten die
Erbacher Hofes begrüßen zu dürfen!                     Teilnehmer über das Thema „vernetzt.handeln –
                                                       Erfolg durch Kommunikation“.
Der Erbacher Hof war ein Wirtschaftsbetrieb des
Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau, das        Das dritte Handelssymposium vor zwei Jahren
1136 gestiftet wurde. Die Haupteinnahmequelle          stellte in den Mittelpunkt das Thema „finanziell.
war der Weinhandel – Sie sehen, wir im Minis­-         handeln – privates Kapital für die Innenstadt­
te­rium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft        entwicklung“ und fand im Kurfürstlichen Palais
und Weinbau pflegen unsere Traditionen – Wein-         in Trier in der Eifel und damit in der Nähe zu
bau und Rheinland-Pfalz gehören zusammen!              Luxembourg statt.
Von daher sind wir heute am passenden Ort für
ein „Handels“-Symposium in Rheinland-Pfalz.            Und heute sind wir in Mainz, im ehemaligen
Und ums „Zusammendenken“ soll es ja heute              Landesteil Hessen-Nassau und heutigen Rhein-
auch gehen.                                            hessen mit dem Thema „digital.handeln –
                                                       offline und online zusammendenken“.
Lassen Sie mich eingangs einige Erläuterungen
zu unserem bewährten Veranstaltungsformat              Und jedes Mal ist es eines Bestrebens meines
„Handelssymposium“ machen.                             Hauses, dass wir an identitätsstiftenden Orten
                                                       unseres Landes sind. Warum: Weil die Inwert­
Das Handelssymposium soll allen am Handel              setzung des ländlichen Raums und eine zukunfts-
interessierten Akteuren die Gelegenheit geben,         weisende Regionalentwicklung mit der Verge­
sich über die zukunftsweisenden Trends und The-        wisserung der eigenen Identität beginnt.
men im Handel auszutauschen, um somit Netz-
werke zu bilden und neue Ideen zu entwickeln.
                                                       Sehr geehrte Damen und Herren, wir erleben
Das erste Handelssymposium fand 2011 in der            gerade eine tiefgreifende Transformation im Han-
Villa Ludwigshöhe in Edenkoben in der Pfalz zum        del – ausgelöst durch die demografische Entwick-
Thema „kreativ.handeln – Erfolg durch Krea­tivi­tät“   lung, die Digitalisierung und den damit verbunde­
statt und beleuchtete, welche positiven Impulse        nen Strukturwandel im Handel. Ca. 45.000
die Kreativwirtschaft für die Entwicklung des Han-     Unternehmen könnten im Handel bis 2020 ihren
dels geben kann.                                       Betrieb einstellen, so die Berechnungen des Insti-
                                                       tuts für Handelsforschung aus Köln. Das bedeutet,
Daran schloss sich zwei Jahre später das zweite        dass von ca. 300.000 Handelsunternehmen an
Handelssymposium in der Historischen Trinkhalle        410.000 Betriebsstätten ca. 15 % ihren Betrieb

                                                                                                            7
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    Dr. Volker Wissing
    Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft
    und Weinbau Rheinland-Pfalz

    einstellen werden. Das sind dramatische Zahlen,        Aber auch Google, Facebook und Apple tragen
    deren Wirkungen wir alle in unseren Innenstädten       mit dazu bei, dass die traditionellen Grenzen
    tagtäglich schon jetzt sehen können.                   zwischen Handel, Konsumgüterindustrie, Logistik,
                                                           Unterhaltung und weiteren Branchen verschwin-
    Zunehmender Leerstand, Rückgang der Sor­ti­            den und der wettbewerbliche Druck auf Sie als
    ments­vielfalt, Standardisierung und Filialisierung,   Händlerinnen und Händler steigt.
    Verödung und Zerfall zentraler, identitätsstif-
    tender Gebäude und Abnahme der Aufenthalts­            Die Plattformidee im Handel und den sozialen
    qua­lität sind die Folge. Und das hat wiederum         Netzwerken macht’s möglich. Die absolute Kun­
    negative Folgen für den gesamten Standort und          den­orientierung steht im Mittelpunkt all dieser
    seine Region. Denn junge Menschen gehen gerne          Unternehmen. Das bedeutet für Sie und für uns
    dorthin, wo auch andere junge Menschen anzu-           alle: Es ist notwendig, zu wissen, was der Kunde
    treffen sind – der Trend zur Urbanität hat sich        will. Und am besten noch, was er denkt, will man
    noch nicht abgemindert – und auch Unternehmen          als Unter­nehmer wettbewerbsfähig bleiben. Und
    sind bei der Bindung der wertvollen Fachkräfte         das heißt auch, dass neue Geschäftsmodelle auf
    auf attraktive Standorte angewiesen, wenn sie im       den Kunden ausgerichtet sein müssen. Sich neu
    Wettbewerb bestehen wollen.                            zu erfinden, heißt, den Kunden zu kennen. Und
                                                           damit bleiben Sie sich im Handel selbst treu:
    Dazu treten auch noch die globalen Herausforde-        Denn „Sich neu zu erfinden“ war schon immer im
    rungen im Handel. Deutschland mit seiner traditi-      Handel. Ein guter Händler weiß, wann sein Kunde
    onell starken Industrie – allein in Rheinland-Pfalz    Geburtstag hat, welche Vorlieben und Interessen
    nimmt der Anteil des sekundären Sektors 2016 ca.       er besitzt, welche Kleidungsstücke er zu welcher
    26 % an der Wertschöpfung im Lande ein – sieht         Gelegenheit benötigen könnte, wie der Familien­
    sich mit dem rasanten Wachstum der amerika-            stand aussieht, in welchem Stadtviertel der
    nischen Big Four Amazon, Apple, facebook und           Kunde wohnt und vieles mehr. Und er richtet sein
    Google und dem damit verbundenen Wandel von            Angebot entsprechend darauf aus.
    der Industrie- zur Wissensgesellschaft konfrontiert.
                                                           Kundenerkennung und Kundenbindung durch
    Amazon hatte laut Statista 2016 einen Umsatz           künstliche Intelligenz greifen zunehmend Raum.
    von 135 Milliarden US-Dollar. Allein in Deutsch-       Und das kann die chinesische Suchmaschine Baidu
    land belief er sich auf 14,15 Milliarden Euro und      angeblich perfekt. Sie wirbt mit einem Gesichts­
    nimmt dabei den ersten Platz im Onlinehandel           erkennungssystem mit fast 100 % Sicherheit.
    mit einem Volumen von ca. 44 Milliarden Euro           Sie ermöglichen neben berechtigter und ernst zu
    laut HDE 2016 ein. Zum besseren Verständnis und        nehmender, datenschutzrechtlicher Skepsis auch
    zur quantitativen Einordnung: Rheinland-Pfalz          die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleis­
    hatte letztes Jahr ein Bruttoinlandsprodukt von        tungen für Verbraucherinnen und Verbraucher
    ca. 139 Milliarden Euro und erwirtschaftet damit       und im Business to Business-Bereich, die das All­
    ca. 4,5 % des gesamten BIPs in Deutschland.            tags­leben vieler helfen zu erleichtern.

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So gibt es schon heute eine Kooperation von          Die Mehrzahl der rheinland-pfälzischen Handels­
KFC, einem amerikanischen Systemgastronomie-         unternehmen ist mittelständisch geprägt. Laut
anbieter, mit Baidu, um per Gesichtserkennung        Mittelstandsberichtes meines Hauses 2015 sind
durch künstliche Intelligenz die Bestellung des      allein 18 % des gesamten rheinland-pfälzischen
Kunden vorherzusagen. Daraus resultieren Ge-         Mittelstandes Handelsbetriebe. Sieht man sich
fahren für die Selbstbestimmung und die Hoheit       Ihre Umsätze an, so nehmen Sie sogar 33 % aller
über seine eigene Daten, andererseits können         Umsätze des rheinland-pfälzischen Mittelstandes
Unternehmensabläufe beschleunigt werden, die         ein.
Personalkosten auf der Fläche reduziert, Kunden­
bedürfnisse schneller und effizienter erkannt        Mittelständische Betriebe zeichnen sich laut
und befriedigt sowie das Alltagsleben erleichtert    Definition des Instituts für Mittelstandsforschung
werden. Und darauf kommt es letztendlich an:         durch folgende quantitative und qualitative
Das Leben zu verbessern. Was das konkret für Sie     Kriterien aus:
als Händlerinnen und Händler und für die Gestal­
tung von kleineren und mittleren Städten im          σσ   Sie haben einen Jahresumsatz geringer als
ländlichen Raum bedeutet, darauf möchte ich               50 Millionen Euro.
gerne eingehen.                                      σσ   Sie beschäftigten weniger als 500 Mitarbeiter.
                                                     σσ   Eigentum und Unternehmensführung liegen
Lassen Sie mich zur deutschen Handelslandschaft           in einer Hand.
kommen. Der Gesamthandelsumsatz steigt               σσ   Sie sind in der Regel konzernunabhängig.
seit Jahren, 2016 hatte er nach den Angaben des      σσ   Es besteht eine enge Verbindung zwischen
Deutschen Handelsverbandes ein Volumen von                Unternehmer und Mitarbeitern.
ca. 482 Mrd. Euro. Mehr als 3 Millionen Menschen
beschäftigt der Handel und bildet über 150.000       Meine sehr geehrten Damen und Herren, insbe-
junge Menschen in mehr als 30 Berufen aus. Er        sondere die drei letztgenannten Merkmale sind
leistet damit als drittgrößte Wirtschaftsbranche     zugleich auch Erfolgsfaktoren. Denn mit einem
einen gewaltigen Beitrag zur positiven volkswirt-    engen Austausch zwischen Unternehmer und Mit-
schaftlichen Entwicklung.                            arbeiter gehen auch Kreativität und Ideenfindung
                                                     einher, die es im Zuge der digitalen Transformation
Als der größte Wachstumstreiber erweist sich         in besonderem Maße bedarf.
seit Jahren der Onlinehandel mit aktuell ca. 44
Mrd. Euro. Allein für 2017 geht der HDE von          Und „Sich-Neu-Erfinden“ ist durch engen fach-
einem zweistelligen Plus in Höhe von ca. 11 % aus.   lichen und persönlichen Austausch, Kommunika­
Vor dem Hintergrund des zuvor Gesagten ergibt        tion, Kooperation und Kreativität auch leichter
sich die Notwendigkeit, seinen Handelsprozess        als in einem großen globalen Konzern mit weitver­
möglichst digital zu organisieren, ohne dabei das    zweigten Hierarchien. Beispiele im Handel gibt
Bedürfnis des Kunden nach sinnlich-haptischem        es in der letzten Zeit leider viele: Über Praktiker,
Erlebnis zu vernachlässigen.                         Quelle, Schlecker, Neckermann. Der Struktur-

                                                                                                            9
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     Dr. Volker Wissing
     Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft
     und Weinbau Rheinland-Pfalz

     wandel im Handel lässt auch die „Großen“ nicht       Natürlich verringert sich die Frequenz in den
     außen vor.                                           Innenstädten, wenn weniger Menschen da sind.
                                                          Die Anzahl der Sterbefälle übersteigt seit Jahren
     Meine sehr geehrten Damen und Herren, trotz          die der Geburten. Hinzu kommt der Wegzug
     aller Herausforderungen infolge der digitalen        der jüngeren und oftmals auch leistungsfähigeren
     Transformation sind die gesamtwirtschaftlichen       in die Großstädte dieser Welt. Teilweise auch
     Rahmen­bedingungen für den Handel gut und            verursacht durch unsere Raumordnung, die Uni­
     regen zu Konsum an. Lohnsteigerungen, Renten­        versitä­ten und Hochschulen in der Regel an
     erhöhungen und eine gute allgemeine Beschäf-         Oberzentren platziert und somit naturgemäß
     tigungslage mit ca. 44 Mio. Menschen mit             auch für eine gewisse Konzentration von jungen
     wachsender Tendenz, steigende Investitionen der      Menschen an diesen Orten sorgt. Und natürlich
     öffentlichen Hand, geringe Arbeitslosigkeit mit      bedeutet dies dann zurückgehende Umsätze und
     einer Quote von ca. 5,8 % in Deutschland und         Verdienstmöglichkeiten für den Handel. Damit
     sogar nur 4,95 % hier bei uns in Rheinland-Pfalz –   einhergehen auch Verlust von viel­fältigen attrak-
     all dies sind positive Indikatoren für den Handel.   tiven Handelsstrukturen, der Sortimentsvielfalt
                                                          und der Aufenthaltsqualität. Denn Händler brau-
     Auch der von unseren französischen Freunden und      chen Menschen, um die Nah­versorgung mit den
     vom Internationalen Währungsfonds gewünschte         Produkten des täglichen Bedarfs bis hin zu nicht
     Abbau unseres Exportüberschusses könnte mit          alltäglichen Genuss- und Erlebnisgütern sicher-
     dazu beitragen, den Konsum zu fördern. Wobei ich     stellen zu können. Wo kein Kunde ist, kann auch
     hier hinzufügen möchte, dass ich als Wirtschafts-    kein Händler aus­kömmlich arbeiten.
     minister eines maßgeblich am Exportüberschuss
     beteiligten Landes – Rheinland-Pfalz hat nach        Deshalb stelle ich den Mittelpunkt meines Han­
     Angaben unseres Statistischen Landesamtes eine       delns, die Strategie der „Inwertsetzung“ des länd­-
     Exportquote von ca. 55 % und steht damit bun­        lichen Raums. Rheinland-Pfalz ist ein großes
     desweit an zweiter Stelle nach Baden-Württem-        Flächenland mit vielfältigen attraktiven länd-
     berg mit einer Exportquote von ca. 57 % – sehr       lichen Räumen. Wir bieten alles das, was der
     stolz auf die international wettbewerbsfähige        gestresste Großstadtmensch vermisst: Viel Grün,
     Leistungsfähigkeit unserer Unternehmen bin           gute Luft, intakte Landschaft, Entschleunigung
     und ich mich weiterhin aktiv für gute und verläss-   und innere Ruhe. Zugleich außergewöhnliche
     liche Rahmenbedingungen für unsere Unterneh-         Kulturgüter auf engstem Raum – ich möchte hier
     men einsetzen werde.                                 nur die drei Kaiserdome in Mainz, Worms und
                                                          Speyer nennen, eine gute Schulversorgung, viel­
     Lassen Sie mich nun auf die vielfältigen Heraus-     fältige Freizeit- und Kulturangebote, Kinder­
     forderungen für kleinere und mittlere Städte im      betreuungsmöglichkeiten und vieles mehr. Ein
     ländlichen Raum hier in Rheinland-Pfalz infolge      Land, wo es sich lohnt, zu leben und zu arbeiten.
     der demografischen Entwicklung, Digitalisierung      Und hierfür möchte ich gerne ein positives Be-
     und Strukturwandel im Handel kommen.                 wusstsein schaffen.

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Ein positives Bewusstsein für die eigene Region             fläche ermöglicht auch, dass der Handel wieder
und die eigene Stadt – das halte ich auch für               mehr an alten historischen, mitunter denk­
zielführend für unsere kleinere und mittleren               malgeschützten, identitätsstiftenden Gebäu-
Städte. Und die schon oftmals wiederholte                   den Handel betreiben kann. Und das fördert
Forderung, unsere Innenstädte zu digitalisieren             die Aufenthaltsqualität und kann sich mitunter
und zu ins­zenieren und die analoge und digitale            positiv auf die Verweildauer von Kunden aus-
Welt nicht als Gegensätze zu verstehen, sondern             wirken. Die Ansiedlung auf der grünen Wiese
zusammenzudenken, gehört mit dazu.                          – der Trend, der insbesondere die 90er und den
                                                            Beginn des Jahrtausends dominierte, kann da-
Einige von Ihnen werden sich jetzt fragen, was              durch abgemildert, vielleicht sogar zum Wohle
heißt denn jetzt konkret „Digitale Elemente für             unserer Innenstädte als zentraler Versorgungs-
die Innenstadt.“ Hier möchte ich Ihnen gerne                bereich umgekehrt werden.
einige Beispiele nennen:
                                                          Und natürlich sind Innenstädte nur attraktiv,
σσ   Den Handelsprozess digital zu denken über            wenn sie über Aufenthaltsqualität, attraktive
     Kaufsuche, Kaufentschluss, Kaufvertrags­             Plätze, die zum Verweilen einladen, Baukultur,
     abschluss, Bezahlung, Lieferung.                     ästhetisches Umfeld und ein gepflegtes Erschei-
σσ   Interaktive Schaufenster installieren, die für den   nungsbild verfügen. Insbesondere infolge des
     Kunden auch ein Einkaufen außerhalb der              zunehmenden Onlinehandels braucht es Anreize,
     gesetzlichen Ladenöffnungszeiten ermöglichen.        warum ein Kunde den Weg in die Innenstadt
σσ   Interaktive Spiegel, die lästiges Umziehen           einschlagen soll. Zumal fast alle Produkte auch
     ersparen.                                            im Internet verfügbar sind, teilweise sogar cus­
σσ   Einen bequemen, mobilen Kassen-Check-Out             tomized, also ein Serienprodukt, das an die indivi-
     mit Smartphone, einem portablen Point of Sale        duellen Bedürfnisse des Kunden angepasst ist.
     oder Tablet zu ermöglichen. Die gewohnte
     Kassenzone mit langen Kundenschlangen, die           Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen
     zum Kaufabbruch führen können, entfällt.             Sie mich nunmehr resümieren: Es lohnt sich:
σσ   Auch die Gestaltung der Ladeneingangszone            Die bewährte Tradition des Handels „Sich-Neu-
     mit mobilen „Check-In-Lösungen“ vergleichbar         Zu-Erfinden“. Denn Innovation ist nichts anders
     einem „Check-In“ am Flughafen ist vorstell­-         als die Fähigkeit, das Bewährte neu zu denken!
     bar, so dass der Kunde mit dem Betreten des          Herzlichen Dank!
     Ladens registriert wird und einkaufen kann.
     Die gekaufte Ware wird dann bequem mittels
     der online hinterlegten Zahlungsart bezahlt.
     Das Anstehen an der Kasse entfällt.
σσ   Eine verlängerte Ladentheke zur Reduktion der
     Verkaufsfläche via Tablet oder Smartphone
     zu ermöglichen. Die Verringerung der Verkaufs­

                                                                                                                11
GRUSSWORT
     Michael Ebling
     Oberbürgermeister der Stadt Mainz

     Sehr geehrter Herr Minister Wissing,
     sehr geehrter Herr Prof. Reifenberg,
     meine sehr verehrten Damen und Herren,

     Offline und Online zu No-Line zusammendenken:         Mainz ist keine Offline-Stadt. Natürlich kaufen
     was kann man darunter verstehen?                      auch hier die Leute im Netz und lassen sich die
                                                           Turnschuhe vom Paketboten ins Haus liefern.
     Die digitale Welt ist eigentlich die der sauberen     Aber die Geschäfte in Mainz können den Verlust
     Trennungen, der Kategorisierungen, der eindeuti­      ausgleichen. Die Bevölkerung wächst. Jedes Jahr
     gen Identifikation. Unsere Lebens- und Arbeits-       kommen mehr Touristen in die Stadt, häufig, um
     welt wird zunehmend digitaler. Die Digitalisierung    in der Stadt zu shoppen. Genauso wie die Men-
     stößt unter anderem auch umfassende Verände­          schen, die am Wochenende aus dem Umland mit
     rungsprozesse in Kommunen an. Kommunen ver-­          Zug oder dem Auto nach Mainz fahren und einen
     bessern dadurch die Lebens- und Standortquali-        Nachmittag lang durch die Altstadt flanieren.
     tät, den Bürgerservice und die Wirtschaftlichkeit     Unsere Innenstädte brauchen den Einzelhandel.
     ihres Handelns für ihre Stadtgesellschaft.            Ohne die Vielfalt an Läden, Cafés oder Restau-
                                                           rants veröden sie. Der Einzelhandel ist aber auch
     Ein wichtiges Kapitel in den kommenden Jahren         für das soziale und kulturelle Leben ein entschei-
     wird die Zukunft des Handels in der Innenstadt        dender Faktor. Ohne Einzelhandel gerät unsere
     sein. Die Anforderungen an den lokalen Einzel-        Innenstadt auf die Verliererstraße. Gute Beratung,
     handel steigen hier beträchtlich. Der Einzelhandel    freundliche Bedienung und Erlebniseinkauf lassen
     wird zunehmend online besucht. Bevor Kunden           sich online nicht ersetzen. Aus dieser Position
     in ein Geschäft gehen, informieren sie sich über      heraus muss der Einzelhandel umdenken und sich
     das entsprechende Produkt am PC oder auf dem          neu erfinden.
     Handy. Das Berühren, Fühlen, Erkunden erfolgt
     dann häufig in der Filiale. Der Einzelhandel erlebt   Fünfzehn Jahre nachdem die ersten Online-
     hierdurch einen erheblichen Umbruch. Die digi-        Händler groß wurden, beginnen die Grenzen
     tale Transformation und sich ändernde Kunden-         zwischen Online und Offline zu verwischen.
     wünsche erfordern neue Geschäftsmodelle und           Die Fachleute haben dafür schon einen Begriff
     Konzepte. Um den Einzelhandel zukunftsfähig           gefunden: „Multi-Channel“. Das heißt: Die Inter-
     zu machen, gilt es, die Stärken von Online- und       nethändler werden in der echten Welt präsent
     Offlinehandel zu verbinden: den Komfort des           sein, und gleichzeitig entdecken viele Laden-
     Online-Shoppings und den Beratungsservice vor         besitzer, dass sich ihre Ware auch im Netz gut
     Ort.                                                  verkaufen lässt. Shoppen ist ein Luxus, der sich
                                                           nicht digitalisieren lässt. Das haben auch die
                                                           digitalen Verkäufer begriffen – und beginnen, mit
                                                           dem Analogen zu werben. Und selbst die größten

12
Online-Händler haben die Offline-Welt ent-            Meine Damen und Herren, wir wollen uns im
deckt: Amazon und Zalando eröffneten in ihren         laufenden Wettbewerb der Einzelhandelsstand­
Heimatstädten eigene Läden. Das Institut für          orte im Rhein-Main-Gebiet auf der Gewinnerseite
Handelsforschung erwartet für Deutschland, dass       wiederfinden – von der genannten Konkurrenz
Online-Händler in den kommenden Jahren rund           im Internet ganz zu schweigen. Sieger ist am Ende
2500 Läden aufmachen. Es steht schon heute            derjenige, der die beste Kombination aus der
fest, dass Ladengeschäfte sehr wichtig bleiben,       digitalen und analogen Welt findet.
um Käufer dauerhaft an sich zu binden.
                                                      Im Einklang hiermit steht für mich und für meine
Meine Damen und Herren, ich komme deshalb             Kolleginnen und Kollegen im Stadtvorstand
zurück auf das Motto der Veranstaltung: „digital.     neben dem „Bewahren“ das bewusste „Erneuern“
handeln – Offline und Online zu No-Line zusam-        unserer Stadt. Wir wollen die gezogene Linie in
mendenken“. Die Verbindung der Stärken beider         der gebotenen Professionalität gemeinsam pers­
Welten ist tatsächlich der Königsweg. Das funk-       pektivisch fortführen, damit Identität und Image
tioniert aber nur, wenn der Einzelhandel selbst an-   unserer Einkaufsstadt im Einklang bleiben und ein
packt und mit vielen Partnerinnen und Partnern        hohe Aufenthaltsqualität erhalten bleibt.
in der Stadt neue Wege sucht und geht.
                                                      In Mainz haben wir uns dazu entschlossen, die
Das vielfältige Engagement und die Eigeninitiative    Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, um trotz
der Händler in unserer Stadt sind hier seit langem    enger finanzieller Spielräume in der Lage zu
vorbildlich: Mainz City Management e. V. und          bleiben, planerisch, finanziell und wirtschaftlich
die Werbegemeinschaft des Mainzer Einzelhandels       eigenständige Entscheidungen für die Zukunft
leisten schon seit vielen Jahren kontinuierlich       treffen zu können. Denn tatsächlich ist die Stadt
hervorragende Arbeit. Auch in den einzelnen Ein-      ein Kultur- und Wirtschaftsgut mit großer Strahl­
kaufsquartieren haben sich engagierte Geschäfts-      kraft ins Umland. Wo immer es geht, unterstüt­
leute mit eigenen Konzepten zusammengeschlos-         zen uns dabei auch die Organisationen und Ver­­-
sen, um das jeweils unverwechselbare Gesicht          bände. Und wir setzen darauf, Sie, Handel und
„ihres“ Quartiers den Kunden und Besuchern näher      Wirtschaftskraft in unserer Region, auf dieser
zu bringen.                                           Reise an unserer Seite zu wissen.

                                                      In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolg­
                                                      reiche Tagung hier bei uns in Mainz. Vielen Dank.

                                                                                                           13
GRUSSWORT
     Prof. Dr. Peter Reifenberg
     Direktor des Erbacher Hofs

     Sehr verehrter, lieber Herr Minister Wissing,
     sehr geehrte Frau Dr. Hepperle,
     Herr Oberbürgermeister Ebling und verehrte
     Präsidenten und Vizepräsidenten der Kammern,
     meine sehr verehrten Damen und Herren,

     als Hausherr des Erbacher Hofs darf ich Sie recht          identifizieren wir uns mit den Zielen des Bis-
     herzlich begrüßen. Wir sind stolz und froh, dass           tums und verpflichten uns, wirtschaftlich und
     das 4. Handelssymposion „digital.handeln –                 nachhaltig zu denken und zu handeln.
     offline und online zusammendenken“ hier im
     Erbacher Hof stattfindet.                                  In unserem Akademie- und Tagungszentrum
                                                                im Herzen der historischen Altstadt steht der
     Wir danken den Veranstaltern für die Auswahl               Gast im Mittelpunkt unseres Tuns. Im part­
     des Ortes, den Minister Wissing historisch schon           nerschaft­lichen und respektvollen Umgang
     eingelotet hat und dessen ursprüngliche Desti­             miteinander soll unser Handeln durch Zuver-
     nation als Stadthof der Mönche von Eberbach von            lässigkeit, Verant­wortungs- und Qualitätsbe-
     ihm bestens skizziert wurde. Aus diesem Grund              wusstsein geprägt sein.
     erlaube ich mir, Ihnen wenige Worte über das vor
     einem Jahr mit der Renovierung abgeschlossenen             Die Akademie des Bistums Mainz „Erbacher
     Hauses zu sprechen. Denn der Erbacher Hof ist              Hof“ ist zentraler geistiger und geistlicher Ort
     zwar heute noch ein Wirtschaftsbetrieb, wird               der Diözese Mainz. Sie hat ein klares philoso-
     allerdings wie damals auch bei den Zisterziensern          phisch-theologisches Profil. Akademiearbeit
     von Geistig-Geistlichem gespeist. Tatsächlich              heißt, gemeinsam mit den Menschen die
     haben Sie mit dem Erbacher Hof einen identitäts-           entscheiden­den philosophischen, theologischen
     stiftenden Ort unseres Landes ausgewählt.                  und lebens­ethischen Fragen zu stellen und sie
                                                                in einen Diskurs zu führen. Aus drei Themen­
                                                                bereichen entfalten sich die anderen Schwer-
     1. Der Erbacher Hof, Akademie und Tagungszent-             punkte:
        rum des Bistums Mainz, versteht sich als Forum
        der offenen Auseinandersetzung in ökume-           σσ   Die Lebendigkeit des Fragens nach der
        nischem Geist mit grundlegenden Fragen der              schweigend verborgenen Unbegreiflichkeit
        Zeit auf der Basis des Evangeliums Jesu Christi.        Gottes.
        Auf diese spezifische Weise ist er Ort der
        Präsenz von Kirche in unserer Gesellschaft.        σσ   Die Frage nach dem Ja oder Nein der Sinn­
        Aus diesem Geist heraus verstehen wir uns als           haftigkeit der menschlichen Existenz.
        Haus der offenen Gastlichkeit und Toleranz
        gegenüber jedem Menschen guten Willens.            σσ   Die Frage nach dem Handeln in der Wirk­
        Als Haus in der Trägerschaft des Bistums Mainz          lichkeit.

14
• In der Trias Gott – Mensch – Handeln sind         die argumentativ klarsichtige ausgewogene
alle anderen Grenzdisziplinen, die als Themen       Analyse wie das ethische Regulativ, um danach
geleistet werden können, eingefaltet (etwa          eine vorsichtige Orientierung aus dem Kraft-
soziologisch-politische; literarische; künstleri-   feld des Glaubens akzeptieren zu können. Die
sche etc. Fragestellungen).                         Wissenschaftler sind bemüht, spüren zu lassen,
• Die Akademiearbeit ist Spurensuche nach           was Wirklichkeit im Eigentlichen trägt und
der mystischen Unerreichbarkeit des Geheim-         in welchen Gebieten vorsichtig Orientierung in
nisses, gerade im Spannungsfeld zu den hoch-        bewegter Zeit entfaltet werden kann:
komplexen Wissenschaften. Mit der Spuren-
suche in der Wirklichkeit, der Aufdeckung der       Im Dialog ist die Freiheit des Gedankens, der
Bedeutung von Erfahrungen des Lebens in             Mut zur gegenseitigen An- und Aussprache in
allen Bereichen und kulturellen Ausfaltungs­        der persönlichen Begegnung fruchtbar und
formen ist der Weg des Menschen zur schwei-         unerlässlich zur Wahrheitsfindung. Existen-
genden Unbegreiflichkeit Gottes beschritten.        tielle Kommunikation bleibt ein gangbarer
• In vorsichtiger Hermeneutik im Rahmen             Weg für das ethische Handeln. Lernen, die
von (internationalen) Akademietagungen,             Gewinnung der ethischen Kompetenz wird
Studien­tagungen und Fachtagungen, in Foren         immer wich­tiger, gerade in den kontroversen,
und Vorträgen kann der Mensch zur Selbst­           immer komplexer werdenden Themata der
aussage kommen, auf der Spur nach der Erfül-        Lebensethik.
lungsruhe als Gottsucher zu gehen.
                                                    1.2 Die ethische Reflexion gelingt nur, wenn
1.1 Aus diesen Grundprinzipien ergibt sich ein      eine klar durchgehaltene philosophische und
Schwerpunkt in der Fundamentalethik sowie           systematisch-theologische Grundlagenreflexion
in der Lebensethik. Aus der Praxis heraus muss      langfristig erkennbar dargeboten wird, worin
die Lebensethik einer steten Reflexion unter-       eine Hauptaufgabe der Ermöglichung des Glau-
worfen werden und umgekehrt muss sich der           bens in der Moderne besteht. Deshalb konzent-
reflektierte Ethikentwurf stets in der Praxis       riert sich die Akademie auf Zukunft eröffnende
bewähren.                                           philosophische und theologische Entwürfe aus
                                                    den Bereichen des transzendentalen, des her­
In der nachpostmodernen pluralistischen Gesell­     meneutischen und des phänomenologischen
schaft mit einem Übergewicht an naturwis­sen­       Denkens und zeichnet sich auch hierfür durch
schaftlichem Forschungsinteresse braucht es         ein klares Veröffentlichungsniveau aus.

                                                                                                     15
GRUSSWORT
     Prof. Dr. Peter Reifenberg
     Direktor des Erbacher Hofs

       Erst aus diesen reflektierten Entwürfen heraus       Die thematisch gebundenen Jahresprogramme
       sowie aus den Erfahrungen gelebter Praxis            mit klaren Schwerpunktthemata aus den
       formulieren wir die Themen aus Glaubensleben         oben genannten Gebieten (2017/2018: „Was
       und Spiritualität. Es versteht sich von selbst,      ist Wahrheit? Von der Kraft des Faktischen“
       dass das Wort Gottes und in seiner Auslegung         werden von der Akademie her formuliert und
       die biblische Theologie unablässige Inspira­         durchdacht und zugleich von Akademie und
       tionsquelle ist. Deshalb ist es uns wichtig, den     Tagungshaus gelebt.
       Teilnehmenden Wege in die Welt der Bibel
       zu eröffnen.                                         Letztlich geht es in beiden vereinten Bereichen
                                                            um die Geschichte Gottes mit den Menschen
                                                            und um die Menschwerdung des Menschen, weil
     2. Die Akademie des Bistums Mainz geht einge-          die Inkarnation Gottes für die Welt ihr Grund
        denk des oben Entfalteten von einer Einheit         sein darf.
        von Akademie und Tagungshaus aus. Sie sieht
        sich als entscheidenden und wichtigen Dienst-
        leister, gerade auch für das Bistum Mainz, mit    3. Dialogische Präsenz und Annahme der säkula­
        dem sich vielerlei Synergieeffekte bilden.           ren Gesellschaft. Aus diesem Grundprinzip
        Als zentrales Bistumshaus sind Akademie und          folgt die Aufgabe der dialogischen Präsenz in
        Tagungshaus Denkwerkstatt der Diözese und            oft scharfen säkularen Auseinandersetzungen.
        anerkannt über sie hinaus. Es bewährt sich das       Das Glaubenszeugnis muss in öffentlicher
        Prinzip der Minoriten, dass gerade unter heu-        Verantwortung geschmeidig und behutsam,
        tigen Bedingungen, mitten in der Stadt, die          d. h. auch didaktisch geschickt vermittelt wer-
        Menschen mit ihren Problemen und Nöten               den. Es geht darum, wie letztlich der Mensch
        Anlaufstelle und Ansprache erfahren müssen.          vor dem Geheimnis Gottes verstanden werden
                                                             kann. Erst aus der sinnstiftenden Begegnung
       Die Akademie ist Kulturstation mit gastlichem         mit dem Antlitz Gottes erwächst der Grund-
       Ambiente; sie ist nach innen und außen kirch-         vollzug der Akademie: Er ist Namentlichkeit
       licher Knotenpunkt, ganz unterschiedlicher            in der christlichen Begegnung.
       Klientelen, die in ihr zusammengeführt und
       zusammengebunden werden können.

16
Im Lebensdialog findet sich die Schnittstelle        schen hin weitet, fühlen sich im eucharistischen
des Kraftfelds von Kirche und Welt, zwischen         Angebot eingeladen zu dem, was Wirklichkeit
Generationen und Disziplinen, zwischen radi-         im Innersten trägt und als Schlussstein zusam-
kalem Fragen und vorsichtigem Antworten aus          menhält. Erst hier, im spirituellen Zentrum,
einer christlich orientierenden Grundhaltung.        erfahren sie den eigentlichen Grund jedweden
                                                     Dialogs.
Akademie und Tagungszentrum können erst
dann zum geistig-geistlichen Mittelpunkt             Die Akademie als Haus des Dialogs, Ort der
werden, wenn sie im Bereich der Gastlichkeit,        Freiheit, des Gedankens, der Mut zur gegensei-
in dem der Fremde zum Freund werden kann,            tigen An- und Aussprache in der persönlichen
echte Begegnungen ermöglichen: so im Spre-           Begegnung zur gegenseitigen Wahrheitsfindung
chen, im Diskutieren und im Tagen. Der An-           werden lässt.
dere fühlt sich in seiner Würde angenommen,
zunächst unabhängig von seinem Bekenntnis.         4. In diesem Sinne ergeben sich alle Veröffent­
Er wird erfahren, dass uni- und multilaterale         lichungsprojekte der Akademie und zahlreiche
Ökumene im gelebten Dialog keine Fremdwör­            Foren, aus denen die berufsgruppenspezifi-
ter bleiben. Gerade die Anonymen oder die             schen Foren auf höchstem Niveau einen beson-
vermeintlich christlich Namenlosen, besonders         deren Stellenwert einnehmen:
auch die Suchenden, trifft die Einladung der       – Forum für Juristen
Akademie. Sie dürfen erfahren, dass jeder beim     – Forum für Wirtschaftsfachleute
Namen gerufen ist. Alle Personen, die die          – Forum für Ärzte
Begegnung erfahren, verspüren Kirche in einer
Freiheit, die sie sonst vielleicht von ihr nicht   Sie sind alle herzlich eingeladen, sich vom Gesag-
erwartet hätten. Sie erleben sie in einem ästhe­   ten zu überzeugen. Kommen Sie wieder!
tisch ansprechenden, überlegt gestalteten
Raum und spüren in einer Atmosphäre einen
Ort, der niemals im Beliebigen, sondern letzt-
gültig rückgebunden bleibt an Jesus Christus.
Sie erfahren, dass die Kunst im Haus den Blick
auf Jesus Christus und damit auf jeden Men-

                                                                                                        17
VORTRÄGE

18
Michael Reink
Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik
HDE, Berlin

SMART EMMA 4.0
ANTRIEB UND WIRKUNG
DER HANDELSENTWICKLUNG
Zusammenfassung

Michael Reink vom Deutschen Handels­          weiterhin auf den stationären Handel
verband erläutert in seinem Vortrag           zurückgreift, stellen Bequemlichkeit und
anhand von Prog­nosen und Statistiken         der Preis Gründe für den verstärkten
die aktuelle und zukünftige Entwicklung       Onlineeinkauf dar. Eine sinkende Kunden­
des Einzelhandels in Deutschland. Der         frequenz von knapp 60 % und ein pro­
Online-Handel, dessen jährlicher Um­          gnostizierter Anstieg der Leerstandsquote
satz um rund 10 % wächst, nimmt dabei         auf über 20 % im Jahr 2021 zählen zu
erheblichen Einfluss auf die Handels­         den räumlichen Auswirkungen des Online-
entwicklung. Auch wenn selbst die junge       Handels. Zunehmendes Ladensterben
Bevölkerung unter 30 Jahren primär            und verstärkte Schrumpfung von Handels­
selektive Online-Shopper darstellen und       lagen sind die Folgen.

                                                                                          19
SMART EMMA 4.0
     ANTRIEB UND WIRKUNG DER HANDELSENTWICKLUNG
     Michael Reink
     Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik, HDE, Berlin

     Allgemeine Kennziffern

                   Kennziffern

                                                 50.000.000
                                                Kunden täglich

                                                                 483.000.000.000
                                16 %
                                                                       Euro
                            Anteil am BIP
                                                                   Jahresumsatz

                             450.000                               3.000.000
                            Standorte                             Beschäftigte

                                                  160.000
                                                Auszubildende

     Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

20
Umsatzzahlen des deutschen Einzelhandels

                                                                                                                                                                                                                                   491,9
                                                                                                                                                                                                                       482,2
            500

                                                                                                                                                                                                           471,4
                                                                                                                                                                                               458,1
                                                                                                                                                                                   450,9
                                                                                                                                                                       445,4
                                                                                                                                                           437,9
                                                                                                                      432,3
                               432,2

                                                                                             432,7
                                                                                 430,2
                   428,3

                                                                     426,3

                                                                                                         427,6

                                                                                                                                               427,2
            450
                                           423,1

                                                                                                                                  418,9
                                                        417,2

            400

                                                                                                                                                                                                               2,9 %
                                                                                                                                                               2,5 %

                                                                                                                                                                                                                           2,3 %
                                                                         2,2 %

                                                                                                                                                                                                                                       2,0 %
            350
                                                                                                                                                   2,0 %

                                                                                                                                                                           1,7 %

                                                                                                                                                                                                   1,6 %
                       1,5 %

                                                                                                                                                                                       1,2 %
            300
                                                                                                                          1,1 %
                                                                                     0,9 %
                                   0,9 %

                                                                                                 0,6 %
Mrd. Euro

            250
                                                            -1,4 %

                                                                                                             -1,2 %

                                                                                                                                      -3,1 %
                                               -2,1 %

            200

            150

            100

             50

             0
                  2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

                     Veränderung zu Vorjahr in Prozent
                     Mrd. Euro

                  Quelle: Statistisches Bundesamt; HDE-Berechnungen; ohne Umsatzsteuer;
                  vorläufige Daten; Einzelhandel ohne Kfz, Tankstellen, Brennstoffe, Apotheken
                  Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

                                                                                                                                                                                                                                               21
SMART EMMA 4.0
     ANTRIEB UND WIRKUNG DER HANDELSENTWICKLUNG
     Michael Reink
     Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik, HDE, Berlin

     Kennziffern des Handels

                          Umsatzzahlen Online-Handel (B2C-E-Commerce in Mrd. Euro)

                    50                                                                                                           48,8
                                                                                                                          44,0
                                                                                                                  39,8
                    40                                                                                    37,1
                                                                                                 34,7
                                                                                        31,3
                    30                                                          26,3
        Mrd. Euro

                                                                        23,9
                                                              21,8
                                                     19,7
                    20                       17,8
                                    15,7
                           13,8

                    10

                    0
                           2005    2006     2007     2008     2009      2010   2011     2012     2013     2014    2015    2016   2017

                         Quelle: HDE-Prognose; GfK; ohne Umsatzsteuer
                         Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

                          Anteil Einzelhandelsumsatz im privaten Konsum in Prozent

                    34
                    33
                    32
                    31
       Prozent

                    30
                    29
                    28
                    27

                           2003     2004      2005     2006      2007     2008     2009        2010     2011     2012    2013    2014

                         Quelle: Statistisches Bundesamt, HDE; graphische Bearbeitung BBE
                         Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

22
Allgemeine Kennziffern des Handels

          Online-Handelsbilanz (Export – Import) in Millionen Euro

          Großbritannien                                                                          869

          USA                                                                 132

          Deutschland                                                    13

          Skandinavien                                      – 36,52

          Niederlande                          – 281,227

          Frankreich           – 694

         Quelle: OC&C Strategy Consultants / Google 2014
         Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

          Konsumtreiber und Konsumkiller 2012 – 2016

                  2013                                     2014
  2012                                                                                     2015

                       2016

         Quelle: HDE-Umfrage (2.000 Nennungen); Schriftgröße nach Häufigkeit der Nennung
         Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

                                                                                                        23
SMART EMMA 4.0
     ANTRIEB UND WIRKUNG DER HANDELSENTWICKLUNG
     Michael Reink
     Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik, HDE, Berlin

     Allgemeine Kennziffern des Handels

                Top Ten Online-Shops in Deutschland (2015; in Mio Euro)

                amazon                                                                                    7.790,6

                OTTO                                             2.300,0

                zalando                                1.031,8

                notebooksbilliger              610,9

                cyberport                    491,3

                bonprix                      484,3

                Tchibo                       450,0

                CONRAD                      433,2

                ALTERNATE                   376,7

                Apple                       369,6

               Quelle: Statista/EHI – E-Commerce Markt Deutschland 2016
               Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

     Handlungsoptionen online-offline

                Beispiele für Lokale Online-Marktplätze

                Locafox (SIMPLY LOCAL )                           www.locafox.de

                Stadtgestöber                                     www.stadtgestoeber.de/willkommen.html

                GO COBURG                                         www.gocoburg.de

                Lokaso, das regionale Kaufhaus                    www.lokaso.net/de/home/

                online CITY WUPPERTAL                             www.atalanda.com/wuppertal/home

                onlinecity WOLFENBÜTTEL                           www.onlinecity-wf.de

                DIEPHOLZ DIGITALE INNENSTADT                      www.ebay-city.de/diepholz/

               Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

24
Handlungsoptionen online-offline

           Digitale Instrumente für den stationären Handel

          shopkick: „die App, die Einkaufen belohnt“     www.shopkick.com

          Im Laden den Barcode Scannen und
          Informationen zum Produkt und Herkunft
          der Inhaltsstoffe werden angezeigt

          Beacon-Technologie:
          Beacons (engl. Leuchtfeuer) sind kleine Sender die auf dem Bluetooth Low Energie (BLE) Standard,
          das ist die energiesparende Version 4.0 von Bluetooth, basieren. Auch Smartphones selbst können
          als Beacon agieren. In der Regel handelt es sich allerdings um Mini-Sender, die aufgestellt werden und
          ihr Signal bis zu 30 Meter senden können. Um mit dem Handy Signale eines Beacons empfangen zu
          können, wird ein geeignetes, bereits installiertes Programm benötigt, welches im Hintergrund läuft.
          Apps ermöglichen, sofern vom Kunden gewünscht, seine Identifizierung. Sie liefern Informationen zum
          Kaufverhalten und früheren Suchen. Auf diese Weise kann der Kunde personalisierte Angebote und
          Rabatte erhalten.

          Bsp.:
          mit Hilfe einer App werden Kunden
          ihre favorisierten Produkte
          beim Betreten des Ladens visuell angezeigt

          Bsp.:
          Das Smartphone erinnert den Kunden an
          seine Einkaufsliste und führt ihn direkt zum
          Produkt. Der Kunde findet ein gesuchtes
          Produkt besser und/oder wird gezielt zu
          Sonderangeboten gelotst. (www.paycan.de)

         Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

                                                                                                                   25
SMART EMMA 4.0
     ANTRIEB UND WIRKUNG DER HANDELSENTWICKLUNG
     Michael Reink
     Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik, HDE, Berlin

     Kundenverhalten

                Gruppierung der Konsumenten

                                      Ich kaufe nicht gerne im Internet ein.                                             52
                                      Ich bevorzuge Geschäfte, wo ich mir
                Traditioneller
                                      die Produkte vor dem Kauf anschauen                                                23
                Handelskäufer
                                      und ich bei Bedarf beraten lassen
                                      kann                                                                                9

                                      Ich kaufe bestimmte Produkte wie                                                   31
                                      Bücher oder CDs gerne im Internet.
                Selektiver
                                      Für andere Sachen gehe ich lieber in                                               52
                Online-Shopper
                                      ein Geschäft und schaue sie mir vor
                                      dem Kauf an.                                                                       65

                                      Ich kaufe am liebsten im Internet ein.                                             11
                                      Das spart Zeit. Ich habe einen guten
                Begeisterter
                                      Überblick über das Angebot, kann                                                   20
                Online-Shopper
                                      gezielt einkaufen und dabei die Preise
                                      der verscheiden Anbieter vergleichen.                                              26

                                                        Bevölkerung           Personen unter 30 Jahren          Smart Natives

               Quelle: IfH/ECC Köln; „Bevölkerung“und „Personen unter 30 Jahren“: Institut für Demoskopie Allensbach:
               ACTA 2012, Allensbach, 2012.
               Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

26
Studie zum gegenwärtigen und zukünftigen Versandhandel
         Gründe für online Einkauf oder Versandhandel (Mehrfachnennung)

100 %
                                              86 %
80 %                                                                               75 %
                                                                                                                    69 %

60 %

40 %

20 %

 0%
                                          Bequemlichkeit                in Ruhe eine Auswahl treffen                Preis

        Quelle: Anfang November 2014 hat die Beratungsfirma MRU bundesweit 1400 Deutsche befragt
        Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

         Studie vitale Innenstädte 2016

                                           0,65   –     Dringende Optimierung             Hoch relevante Stärken    +
                                                                          Gebäude
           Relevanz der Einzelbewertung
             für die Gesamtbewertung

                                                                          Plätze,
                                                                        Grünflächen
                                                          Sightseeing
                                                                        Lebendigkeit
                                                          Ausstattung
                                                                         Sauberkeit
                                                                                Sicherheit

                                            0,1   – Nachgelagerte Optimierung           Weniger relevante Stärken   +
                                                  3,0                                                               2,0
                                                                        Benotung der Zufriedenheit

        Quelle: IFH Studie „Vitale Innenstädte“ 2016
        Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

                                                                                                                            27
SMART EMMA 4.0
     ANTRIEB UND WIRKUNG DER HANDELSENTWICKLUNG
     Michael Reink
     Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik, HDE, Berlin

     Räumliche Auswirkungen E-Shopping

                Sinkende Kundenfrequenz

                                                                                                  57 – 58 %

                                                                                             42
                                                                                        40

                                                                  25 24

                                            16 15                                                             17 16

                       2   3

                 deutlich höhere          höhere             gleichbleibende          sinkende        deutlich sinkende
                Kundenfrequenzen     Kundenfrequenzen       Kundenfrequenzen      Kundenfrequenzen    Kundenfrequenzen

                                                                                                       2015           2016

               Quelle: Konjunkturumfrage Frühjahr 2016 – Handelsverband Deutschland (HDE)
               Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

28
Räumliche Auswirkungen Online-Handel

                                Szenario: Entwicklung Leerstände nach Ursache

                        25 %
                                                                                                21,2   21,2                21,8
                                                                                                                 20,5                   20,5
                        20 %
 Leerstandsquote

                        15 %                                            13,5

                        10 %                                                     9,0

                                           5,8       5,8      5,8                       6,4
                                  5,1
                         5%

                         0%
                                 2014     2015      2016      2017      2018    2019    2020    2021   2022      2023      2024         2025

                                                                                                              Struktureller Leerstand
                                                                                                              Leerstand induzierter Leerstand
 Neuvermietungssquote

                                                                                                              Umbruch-Leerstand
                           80 %         80 %     80 %      80 %                80 %    80 %                   sporadischer Leerstand
                                                                       68 %

                                                                                               42 %    42 %     42 %       42 %         42 %

                               Quelle: HDE/ BMUB nach Schulz 2016
                               Michael Reink / Mainz / 14. Juni 2017

                                Studie „Mögliche räumliche Auswirkungen von Online-Handel auf Innenstädte,
                                Stadtteil- und Ortszentren“

                                                                       Spreizung zwischen Freizeitshopping und Versorgungseinkauf

                         Schrumpfung von Handelslagen
                                                                                                  Ladensterben absehbar
                                                           Leerstände: von sporadisch zu „leerstandsbedingt“

                                                                                                                                                29
Dr. Eva Stüber
     Mitglied der Geschäftsleitung, IFH Köln
     und Mittelstand 4.0-Agentur Handel

     HERAUSFORDERUNGEN UND
     CHANCEN FÜR DEN HANDEL IM
     DIGITALEN ZEITALTER
     Zusammenfassung

     Die Digitalisierung hat das Kundenver­hal­     der Übergang ins stationäre Geschäft
     ten nachhaltig geändert: Die Bestel­lung       erleichtert werden – eine Chance für
     im Netz gehört genauso zum Alltag wie          Händler, die Shopper über den gesamten
     sich online über Produkte zu informieren.      Prozess bis hin zum Kaufabschluss zu
     So zeigte Dr. Eva Stüber in ihrem Vortrag,     halten. Entscheidend für die Ausgestal­
     dass beispielsweise rund 45 % der sta­         tung sämtlicher Services und Angebote
     tionären Käufe online vorbereitet werden.      ist, die eigenen (potenziellen) Kunden
     Es ist für Händler unabdingbar im Inter­       stets im Fokus zu behalten. Denn nur
     net präsent zu sein, um Konsumen­ten           dann können sie so gestaltet werden,
     dort eine Anlaufstelle zu bieten. Mit Cross-   dass sie einen echten Mehrwert liefern
     Channel-Services wie einem Online-             und sich damit auch positiv auf den
     Verfügbarkeitscheck kann Konsumenten           Unter­nehmenserfolg auswirken.

30
Verändertes Konsumentenverhalten:
Kunden und ihre Bedürfnisse müssen im Fokus stehen!

          Digitalisierung als Herausforderung und Chance: Seit 2008 wächst der Anteil
          an online vorbereiteten Käufen im stationären Handel stetig.

                                                         2017: 45,1 %
                                                         2008: 23,4 % *

                         Geschäft                                                       Online

                                                         2017: 13,8 %
                                                         2008: 27,2 %

                                                                                                 501 ≤ n ≤ 1.221

         * Lesebeispiel: 2008 wurden 23,4 % der stationären Käufe online vorbereitet.
         Quelle: ECC Köln: Cross-Channel – Quo Vadis?, Köln, 2017;
         ECC Köln: Das Multi-Channel-Verhalten der Konsumenten, Köln, 2008.

                                                                                                                   31
HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN FÜR DEN HANDEL
     IM DIGITALEN ZEITALTER
     Dr. Eva Stüber
     Mitglied der Geschäftsleitung, IFH Köln und Mittelstand 4.0-Agentur Handel

     Verändertes Konsumentenverhalten:
     Kunden und ihre Bedürfnisse müssen im Fokus stehen!

                 Wordings für Cross-Channel-Services sind oft unbekannt oder werden nicht verstanden –
                 Umschreibungen in deutsch werden bevorzugt.

                Haben Sie den Begriff „Click & Collect“                       Wie sollte dieser Service Ihrer Meinung
                schon einmal gehört?                                          nach genannt werden?

                                                                                              Bevorzugte Bezeichnung

                                     Ja, ich weiß,                               Bestellen
                                     was es bedeutet                                                                      46,1 %
                                                                              und Abholen
                        2015
                                                                                   Kaufen
                                                       Ja, aber                                          17,7 %
                                 13,1 %                                       und Abholen
                                                       ich weiß nicht,
                                                       was es
                                                                               Reservieren
                                                       bedeutet                                          17,4 %
                        Click & Collect 21,9 %                                und Abholen

                 65 %                                                       Click & Collect         11,8 %

         Nein                                                               Click & Reserve      5,1 %

                                                                                                              n = 1.500

                Quelle: ECC Köln: Cross-Channel – Quo Vadis?, Köln, 2017.

32
Nutzungsintention von Cross-Channel-Services branchenabhängig:
 OTV wirkt beim Fashionkauf exklusiv, im DIY- und Freizeitbereich eher notwendiges Übel

                                                            ø

                                                            g ez
                                     llt                           wu
                                 o
                           w

                                                                    ng
                        ge

                                                                       en

                              Onlineterminvereinbarung (OTV)                138 ≤ n ≤ 792

Wie sehr stimmen Sie folgenden Aussage zu?
Der Service war für mich die angenehmste / einzige Möglichkeit das Produkt zu erhalten /
die Verfügbarkeit sicherzustellen / ohne Wartezeiten beraten zu werden /
das Produkt zurückzugeben.

Quelle: ECC Köln: Cross-Channel – Quo Vadis?, Köln, 2017.

                                                                                            33
HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN FÜR DEN HANDEL
     IM DIGITALEN ZEITALTER
     Dr. Eva Stüber
     Mitglied der Geschäftsleitung, IFH Köln und Mittelstand 4.0-Agentur Handel

     Gewusst wie:
     Digitalisierung birgt viele Möglichkeiten für den Handel!

                Online-Verfügbarkeitscheck bei Hornbach

               Quelle: https://www.hornbach.de/shop/Kaminofen- Abruf am 03.09.2015

34
Scan & Go: Globus stellt Scan-Geräte zur Befestigung am Einkaufswagen bereit –
 gezahlt wird im Self-Check-out per Karte oder Bar.

Quelle: Globus SB-Warenhaus

                                                                                  35
HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN FÜR DEN HANDEL
     IM DIGITALEN ZEITALTER
     Dr. Eva Stüber
     Mitglied der Geschäftsleitung, IFH Köln und Mittelstand 4.0-Agentur Handel

     Gewusst wie:
     Digitalisierung birgt viele Möglichkeiten für den Handel!

                Neue Ladenkonzepte: Kleinere Läden in Innenstadtnähe
                stellen digitale Services in den Vordergrund.

              Quelle: © DECATHLON

                Bei 43einhalb können Kunden über den QR-Code an Terminals
                weitere Produktinformationen und die Verfügbarkeit off- und online abrufen.

               Quelle: 43einhalb sneaker store

36
Das sollten Sie mitnehmen …

         Konsumentenverhalten ändert sich rasant:
         Bleiben Sie am Ball und zeigen Sie Persönlichkeit!

         Kundenfokus ist das A und O:
         Cross-Channel ist wichtig, Kanalexzellenz aber wichtiger.

         Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit:
         Digitalisierung und ihre vielfältigen Möglichkeiten nutzen!

                                                                       37
Ralf Recktenwald
     Hochschule Trier

     LOKALE UND STATIONÄRE
     STÄRKEN AUSBAUEN IM ZEITALTER
     DES NO-LINE-HANDELS?
     Zusammenfassung

     Da der Trend der Digitalisierung nicht         Sortiments passende Instrumenta­rien.
     aufzuhalten ist, gilt es diese für die Stär­   Kauft der Kunde jedoch weniger ein
     kung des stationären Handels sinnvoll          und ist somit eine negative Entwicklung
     einzusetzen und zu nutzen. Ralf Reck­ten­      des Kundenbons festzustellen, gilt es
     wald, Dozent für Handelsmanagement             bonerhöhende Maßnahmen wie eine
     an der Hochschule Trier, zeigt hierbei         Verbesserung der Kundenansprache
     zwei Ansätze, um die lokalen Stärken           oder der Ladengestaltung anzuwenden.
     gezielt auszubauen. Ist die Entwicklung        Eine exakte Analyse der bestehenden
     der Kundenzahl rückläufig, sind frequenz­      Probleme, ermöglicht die Anwendung
     fördernde Maßnahmen wie intensivere            gezielter Maßnahmen zur Stärkung
     Werbung oder eine Erweiterung des              des stationären Handels.

38
Digitalisierung und stationäre Stärken im Handel

σσ   Digitalisierung nicht aufzuhalten!
     • „Digitalisierung“ nutzen zur Kundenorientierung
     • Digitalisierung sinnvoll einsetzen im stationären Handel
σσ   Fokussierung auf stationäre Kompetenzen/Stärken

σσ   Was kann der stationäre Handel tun –
     Stärken ausbauen und Kernkompetenzen (Basics) nicht vernachlässigen?

 Stärken des stationären Handels aus Kundensicht

              Verfügbarkeit von Ware                              Einkaufserlebnis

                  Service                                Persönlicher Kontakt

 einfacher Umtausch                                   Beratung

Quelle: verschiedene Erhebungen

                                                                                     39
LOKALE UND STATIONÄRE STÄRKEN AUSBAUEN IM ZEITALTER
     DES NO-LINE-HANDELS?
     Ralf Recktenwald
     Hochschule Trier

              Lokale Stärken gezielt ausbauen /optimieren

              Vorab analysieren --> mit den beiden zentralen Fragen?

                 Kommen mehr/weniger Kunden                 Kauft der Kunde(in) weniger/mehr
                   > Entwicklung Kundenzahl?                   > Entwicklung Kundenbon?

              Analyse – lokale Stärken gezielt ausbauen /optimieren

              Bsp. 5000 Euro Umsatz        100 Kunden kaufen            zu je 50 Euro
              oder                         125                                40

                    Umsatz            =        Kundenzahl         x        Kundenbon

                                            frequenzfördernde             bonsteigernde
                                               Maßnahmen                   Maßnahmen

              > Zielgerichte Maßnahmen initiieren

40
Kunden im Geschäft kaufen weniger > bonerhöhende Maßnahmenbeispiele

σσ   Kundenansprache (Wissen über den Kunden)
σσ   Service und Beratung (Kümmerer / Produktkenntnisse)
σσ   Einkaufserlebnis / Schaufenster / Ladengestaltung
σσ   Warenverfügbarkeit / Bemusterung
σσ   Sortiment (> 1000 Chancen)
σσ   Preis wird individueller und dynamischer
σσ   ...

 Weniger Kunden kommen ins stationäre „Geschäft“ >
 frequenzfördernde Maßnahmenbeispiele

σσ   Kooperationen / Partnerschaft / Lokale Vernetzung
σσ   Werbung / Social Media /...
σσ   Dienstleistungsangebote
σσ   Mieten statt kaufen
σσ   Sortiment (zusätzliche Zielgruppen)
σσ   ...

 Zusammenfassung / Fazit:

σσ   Viele Stellhebel im stationären Handel bieten Chancen
σσ   Analyse vor Optimierung: Frequenz oder Kundenbon verbessern (oder beides?!)
σσ   Lokale Stärken mit gezielten Maßnahmen optimieren
σσ   Vertiefung der Maßnahmen
     (s. a. aktueller Leitfaden mit Checkliste der IHK „Vor Ort erfolgreich bestehen –
     Ein Leitfaden für den stationären Einzelhandel“)
σσ   Digitalisierung geplant einsetzten und lokale Stärken untermauern!

                                                                                         41
Roland C. Wagner
     Investitions-und Strukturbank Rheinland-Pfalz

     FINANZIERUNG
     DER DIGITALISIERUNG VON
     HANDELSUNTER­NEHMEN
     Input über Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten der ISB

     Zusammenfassung

     Roland C. Wagner von der Investitions-          die Digitalisierungsprojekte Schwierig­
     und Strukturbank Rheinland-Pfalz zeigt          keiten beim Kreditzu­gang zu haben. Diese
     im Rahmen seines Vortrages die Aus­             Schwierigkeiten ergeben sich zum einen
     gangslage und Schwierigkeiten der För­          aus dem bestehenden Gap zwischen Besi­
     derung von Handelsunternehmen auf.              cherungspotenzial des Vorhabens und
     Der Wirtschaftszweig Handel hat im              dem Besi­cherungsbedürfnis der Kredit­
     Ver­gleich sehr große Probleme einen            institute und zum anderen, dass eine
     Kredit zu bekommen. Hinzu kommt                 aufgestellte Strategie für ein Digitalisie­
     explizit für kleinere Unternehmen, dass         rungsprojekt von Nöten ist. Abschlie­
     diese grundsätzlich größere Schwierig­          ßend stellt Roland C. Wagner die För­der-
     keiten haben einen Kredit zu erhalten.          und Finan­zierungsmöglichkeiten der ISB,
     Bei Betrachtung des Vorhabens, geben            dem Wirtschafts- und Wohnraumför­
     außerdem 15,3 % an, im Hinblick auf             derungsinstitut in Rheinland-Pfalz, vor.

42
Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB)
 Die ISB im Überblick

Aufgaben:         Wirtschafts- und Wohnraumförderung in Rheinland-Pfalz

Anteilseigner: Land Rheinland-Pfalz 100 %
               Gewährträgerhaftung des Landes Rheinland-Pfalz

Rechtsform:       Anstalt des öffentlichen Rechts

σσ   Als Förderinstitut des Landes Rheinland-Pfalz ist die ISB
     ein Spezialkreditinstitut

σσ   Die ISB steht nicht in Konkurrenz zu Sparkassen,
     Volksbanken und Geschäftsbanken

σσ   Zugang zu den Kredit- und Bürgschaftsprogrammen
     über die Hausbanken (Hausbankprinzip)

                                                                          43
FINANZIERUNG DER DIGITALISIERUNG VON HANDELSUNTERNEHMEN.
     INPUT ÜBER FÖRDER- UND FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN DER ISB
     Roland C. Wagner
     Investitions-und Strukturbank Rheinland-Pfalz

                Förderprogramme der ISB für den Mittelstand

                Struktur

                                                 σσ   Technologie- und Innovationsfinanzierung
                                                 σσ   Regionale Investitionsförderung
             1. Anlassbezogene                   σσ   Beratungsförderung
                Förderung                        σσ   Ausbildungsförderung
                                                 σσ   Messeförderung
                                                 σσ   Wohnraumförderung

                                                 σσ   Zinsgünstige / Zinsverbilligte Darlehen
             2. Unterstützung                         im Hausbankverfahren
                beim Zugang zu                   σσ   Konsortialdarlehen
                Unternehmens-                    σσ   Sonderfinanzierungen
                finanzierung                     σσ   Beteiligungen, Wagniskapital
                                                 σσ   Bürgschaften

             3. Kommunal-/                       σσ   Kommunaldarlehen
                Infrastruktur-
                                                 σσ   Sonderdarlehen
                finanzierung

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