Heilende Hände - abtreibende Finger? Die Debatte um die Thure-Brandt-Massage in der deutschsprachigen Medizin (ca. 1870 bis ca. 1970)

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Heilende Hände – abtreibende Finger? Die Debatte um die
                                                                                     Thure-Brandt-Massage in der deutschsprachigen Medizin
                                                                                     (ca. 1870 bis ca. 1970)
                                                                                     Florian Mildenberger

                                                                                     Summary
                                                                                     Healing hands – abortive fingers? The debates surrounding the “Thure-Brandt-Massage” in German
                                                                                     medical discourse (1870-1970)
                                                                                     German gynaecologists were in a desperate situation in the 1880s. Their main approaches
Open Access Download von der Verlag Österreich eLibrary am 07.06.2022 um 21:40 Uhr

                                                                                     in anamnesis and therapy were far from the real situation of women. Moreover, naturopa-
                                                                                     thy was growing and becoming a real challenge to allopathy. A new form of therapy was
                                                                                     presented at this juncture by the Swedish officer, Thure Brandt (1819-1895), who offered a
                                                                                     special technique in massage. He introduced two fingers into the vagina, thereby stabilising
                                                                                     the uterus, and started a massage of the abdominal wall. Thus, amenorrhoea, sterility and,
                                                                                     especially, ‘prolaps uteri’ were fought successfully. This new therapy was accepted and
                                                                                     transformed by German gynaecology until 1900, while naturopaths were doubtful about
                                                                                     this concept. Only when gynaecologists had developed their own new theories about
                                                                                     women’s body and mind did some ‘quacks’ introduce the “Thure-Brandt-Massage” into
                                                                                     their therapeutic concepts. Meanwhile, pathologists had recognised that an adapted form
                                                                                     of the massage could be used for abortions. It took about 80 years for most types of the
                                                                                     “Thure-Brandt-Massage” to disappear from the medical discourse. Similar ‘massages’ did
                                                                                     return following the ‘sexual revolution’, though not as a medical therapy but as new forms
                                                                                     of sexual cohabitation.

                                                                                     Die Voraussetzungen
                                                                                     Als in den 1860er und 1870er Jahren das lange vorherrschende Konstrukt
                                                                                     der vitalistischen Naturphilosophie in Deutschland von der Rezeption der
                                                                                     Darwinschen Theorien und der Entwicklung der mechanistischen Zellular-
                                                                                     pathologie endgültig abgelöst wurde, vollzog sich auch in der Medizin ein
                                                                                     Bruch mit vielen früheren Ansichten. Hier war bereits zuvor das vitalisti-
                                                                                     sche Konzept durch die Erkenntnisse Justus v. Liebigs (1803-1873) zur
                                                                                     Farbstoffsynthetisierung, die Formulierung des Krafterhaltungsgesetzes
                                                                                     durch Julius Robert Mayer (1814-1878) und Hermann v. Helmholtz (1821-
                                                                                     1894) sowie die Entdeckung des »negativen Nervenstroms« durch Emil Du
                                                                                     Bois-Reymond (1818-1896) nachhaltig beschädigt worden.
                                                                                     Neue Therapien wurden nicht mehr am Krankenbett, sondern im Labor
                                                                                     erdacht, an die Stelle der empirischen Betrachtungsweise trat eine physika-
                                                                                     lisch-chemisch fundierte Forschung:
                                                                                         Wir verehren die Empirie […] Aber ihre letzte Stunde ist denn doch gekommen!
                                                                                         Nimmermehr kann sie uns bei dem dermaligen Stande der Naturwissenschaften genü-
                                                                                         gen; sie muss einer höheren, streng wissenschaftlichen Richtung weichen. Die Reform
                                                                                         der Medicin ist unvermeidlich, und wir können ihr nur dadurch ein Ziel setzen, dass
                                                                                         wir sie beschleunigen. Nur was in dem Principe der Naturwissenschaften begründet ist

                                                                                     MedGG 26  2007, S. 75-130
                                                                                      Franz Steiner Verlag Stuttgart

                                                                                                                             Franz Steiner Verlag
76                                                             Florian Mildenberger

                                                                                          und aus diesen abgeleitet werden kann, darf auf die praktische Medicin übertragen
                                                                                          werden.1
                                                                                     Die führenden Vertreter der Medizin im deutschsprachigen Raum, allen
                                                                                     voran Rudolf Virchow (1821-1902), begriffen sich als Naturwissenschaftler
                                                                                     und nicht als Philosophen der Natur. Damit entfiel auch das Ideal einer
                                                                                     allumfassenden medizinischen Generalwissenschaft, wie sie bislang die
                                                                                     Anthropologie gewesen war.2 Aus der Chirurgie schälte sich die als
                                                                                     »Bauchhöhlenchirurgie« belächelte Gynäkologie heraus, und ihre Vertreter
                                                                                     mussten als Protagonisten einer neuen Disziplin noch mehr als andere auf
                                                                                     die Einhaltung der neuen Prinzipien der wissenschaftlichen Betrachtungs-
                                                                                     weise achten. Dies wurde den herausragenden Gynäkologen, z. B. dem in
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                                                                                     Jena lehrenden Bernhard S. Schultze (1872-1919) oder dem Freiburger Alf-
                                                                                     red Hegar (1830-1914), dadurch erleichtert, dass ihre angloamerikanischen
                                                                                     Kollegen eine scheinbar absolut sichere Methodik zur Anamnese und The-
                                                                                     rapie zahlreicher Frauenkrankheiten gefunden zu haben glaubten. Unter
                                                                                     Federführung von James M. Sims (1813-1883) und Robert Battey (1828-
                                                                                     1876) hatte sich zu Beginn der 1870er Jahre die Anschauung durchgesetzt,
                                                                                     dass sich das Nervenzentrum der Frau in ihren Genitalien befinde. Die logi-
                                                                                     sche Schlussfolgerung daraus war die sogenannte »Battey-Operation«, mit-
                                                                                     hin die Kastration der Frau.3 Dadurch schienen auch operative Eingriffe bei
                                                                                     allen weiteren möglichen Frauenleiden gerechtfertigt. Eine solche Vorge-
                                                                                     hensweise harmonierte anscheinend mit einzelnen früheren experimentellen
                                                                                     Studien deutschsprachiger Gelehrter. Denn die Annahme, dass die Entfer-
                                                                                     nung der Klitoris eine Therapie von Geisteskrankheiten sein könne, war
                                                                                     schon 1825 in Berlin verbreitet worden, 1866 schlug der Wiener Chirurg
                                                                                     Gustav A. Braun (1829-1911) die Operation zur Bekämpfung der Mastur-
                                                                                     bation vor.4 Der Neurologe Moritz Romberg (1795-1873) schließlich hatte
                                                                                     1840 bereits angenommen, die Hysterie sei eine aus den Genitalien entstan-
                                                                                     dene »Reflexneurose«.5
                                                                                     In der Rückschau schrieb der Antagonist all dieser Auffassungen, der Tü-
                                                                                     binger Gynäkologe August Mayer (1876-1968), verbittert vom Siegeszug
                                                                                     der »Messergynäkologie«.6 Diese weitreichenden Eingriffe zeitigten aber
                                                                                     häufig mehr negative Begleiterscheinungen als Heilerfolge. So sahen sich
                                                                                     die Gynäkologen alsbald einer wachsenden Konkurrenz von Laienheilkun-

                                                                                     1    Petersen, Johann: Hauptmomente in der geschichtlichen Entwicklung der Medizini-
                                                                                          schen Therapie. Kopenhagen 1877, S. 191, zitiert nach Weber (1999), S. 56.
                                                                                     2    Honegger (1996), S. 201.
                                                                                     3    Longo (1979), S. 257.
                                                                                     4    Hulverscheidt (2000), S. 112.
                                                                                     5    Hulverscheidt (2000), S. 48.
                                                                                     6    Mayer (1961), S. 23.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                           77

                                                                                     digen gegenüber, die mit hydrotherapeutischen Anwendungen oder homö-
                                                                                     opathischen Präparaten eine Art »sanfte Medizin« anboten.7
                                                                                     Anstelle komplizierter Operationen empfahlen die amerikanischen Alterna-
                                                                                     tivmediziner gerade Frauen eine Reform des Lebensstils und halfen den
                                                                                     Patientinnen auf dem Weg dorthin durch individuell zugeschnittene Sana-
                                                                                     toriumsbehandlungen.8 Im deutschsprachigen Raum hatten sich hier bereits
                                                                                     Vinzenz Prießnitz (1799-1851) und Johannes Schroth (1859-1923) hervor-
                                                                                     getan. Für weitere Verbreitung sorgten der bayerische Pfarrer Sebastian
                                                                                     Kneipp (1821-1897) und überzeugte »Einzeltäter« wie Louis Kuhne (1835-
                                                                                     1901) oder Emanuel Felke (1856-1926).9
                                                                                     Es gab aber noch einen weiteren Weg, den eine Gruppe von Heilkundigen
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                                                                                     einschlug, die seitens der hydrotherapeutisch agierenden Heiler äußerst kri-
                                                                                     tisch beäugt und als verkappte Schulmediziner verunglimpft wurden: die
                                                                                     Homöopathen.10 Die Erben Samuel Hahnemanns (1755-1843) bedienten
                                                                                     sich einer zwar alternativen Methode zur Kurierung zahlreicher Leiden,
                                                                                     aber die pharmakologische Herangehensweise ähnelte aus der Sicht der
                                                                                     Schüler von Prießnitz oder Kneipp den Konzepten der Kliniker. Die Ho-
                                                                                     möopathen selbst begriffen sich mehrheitlich als Teil der Naturheilkunde
                                                                                     und suchten den Schulterschluss.11
                                                                                     Deckungsgleich erschienen Naturheiler und Homöopathen nur in den Au-
                                                                                     gen der Schulmedizin. Deren Kritik konnte jedoch den Erfolg der Homöo-
                                                                                     pathen gerade bei geschlechtlichen und sexuellen Leiden nicht verhindern.
                                                                                     Anstelle radikaler Genitaloperationen oder der Überweisung in eine psychi-
                                                                                     atrische Heilanstalt empfahlen die Nachfolger Hahnemanns, Hysterie durch
                                                                                     Ambra grisca und Nervosität mittels Actea racemosa zu beheben.12 Als
                                                                                     Standardmittel gegen Frauenleiden jeder Art wurde für Nux vomica gewor-
                                                                                     ben.13 Aus den USA übernahmen deutsche Homöopathen die Überlegung,
                                                                                     dass Cactus grandiflorus die »Rundmuskeln« im Genitalbereich stimuliere,
                                                                                     während Hysterie, Migräne, Nymphomanie, Manie und Schwindelgefühle
                                                                                     durch Cimifuca racemosa (Frauenwurzel) zu beheben seien.14 Die Homöo-
                                                                                     pathen und Laienheilkundigen gewannen in den Jahren nach 1880 immer
                                                                                     mehr Anhänger.15

                                                                                     7   Jütte (1996), S. 29-32.
                                                                                     8   Cayleff (1983).
                                                                                     9   Krabbe (1998), S. 79.
                                                                                     10 Faltin (2000), S. 346; Lahmann (1885), S. 107.
                                                                                     11 Faltin (2000), S. 347-350.
                                                                                     12 Carfrae (1877), S. 178.
                                                                                     13 Carfrae (1877), S. 190.
                                                                                     14 Mossa (1883), S. 172, 189.
                                                                                     15 Jütte (1996), S. 32.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
78                                                               Florian Mildenberger

                                                                                     Gleichwohl wurden die chirurgischen Eingriffe seitens der Schulmedizin bis
                                                                                     in die späten 1880er Jahre fortgeführt.16 Erst dann kam es zu einem endgül-
                                                                                     tigen Kurswechsel, ausgelöst u. a. durch Debatten im angelsächsischen
                                                                                     Raum über die Unsinnigkeit chirurgischer Eingriffe zur Bekämpfung von
                                                                                     Frauenleiden.17 In Frankreich hatte der radikale Eingriff im Übrigen von
                                                                                     Anfang an kaum Beachtung gefunden.18
                                                                                     Die Angebote der Alternativmediziner wurden zunehmend in das Reper-
                                                                                     toire der Gynäkologen übernommen. Allopathische Ärzte arbeiteten gleich-
                                                                                     zeitig in naturheilkundlichen Anstalten und übten eine Privatpraxis aus,
                                                                                     ohne dass dies von ihren Kollegen als standeswidrig angesehen wurde.
                                                                                     Vor allem aber wurde eine einzigartige Heilmaßnahme von den Allopathen
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                                                                                     vollkommen vereinnahmt, modifiziert und schließlich absorbiert. Dabei
                                                                                     handelte es sich um eine Therapieform, deren Durchführung die »Battey-
                                                                                     Operation« überflüssig machte und zugleich die eigentliche Grundidee und
                                                                                     Begründung gynäkologischer Eingriffe nicht verletzte, da sie weiterhin das
                                                                                     Zentrum der weiblichen Psyche in den Genitalien verortete. Zudem fehlten
                                                                                     jegliche sexuelle Anzüglichkeiten, wie sie in der »berüchtigten Plüschzeit«
                                                                                     des späten 19. Jahrhunderts zwar in Subkulturen zunehmend gelebt wur-
                                                                                     den, jedoch strikt außerhalb der ärztlichen Praxis zu bleiben hatten.19
                                                                                     Es handelte sich um die sogenannte »Thure-Brandt-Massage«. Obwohl sie
                                                                                     theoretisch in Deutschland seit 1874 bekannt war, verzögerte sich ihre Ein-
                                                                                     führung bis in die zweite Hälfte der 1880er Jahre. Neben der überzogenen
                                                                                     Selbstsicherheit der Gynäkologen und der laienmedizinischen Sozialisation
                                                                                     ihres Begründers spielte auch der nationale Stolz eine gewisse Rolle bei der
                                                                                     verzögerten Rezeption.

                                                                                     Das Vorspiel
                                                                                     Die Massage ist in der Medizin seit dem Altertum bekannt.20 Im Laufe der
                                                                                     Jahrhunderte war sie jedoch sukzessive aus dem Kanon der ärztlichen
                                                                                     Maßnahmen verdrängt worden und schließlich zu einem bevorzugten
                                                                                     Hilfsmittel der Laienheilkunde geworden. Erst in der Mitte des 19. Jahr-
                                                                                     hunderts kam es zu einer Reprofessionalisierung und Rationalisierung der
                                                                                     Massage. Federführend war hier der holländische Arzt Johann Mezger
                                                                                     (1831-1901) gemeinsam mit dem Franzosen Pierre Cazeaux (1832-18??)
                                                                                     tätig.21 Mezger hielt 1869 einige Vorlesungen an der Universität Bonn, stieß

                                                                                     16 Dally (1991), S. 152.
                                                                                     17 Siehe Hulverscheidt (2005), S. 217; Shorter (1994), S. 139.
                                                                                     18 Shorter (1994), S. 140.
                                                                                     19 Wettley-Leibbrand/Leibbrand (1972), S. 365.
                                                                                     20 Gaisbauer (1991), S. 18.
                                                                                     21 Verleysen (1956), S. 164; Mezger (1868).

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                           79

                                                                                     aber außer bei dem jungen Privatdozenten Karl v. Mosengeil (1840-1910)
                                                                                     auf wenig Interesse.22 Kritiker rechts des Rheins bespöttelten Mezger ange-
                                                                                     sichts seiner hohen Heilungsquoten bei geringem Aufwand als selbsternann-
                                                                                     ten »Wunderdoctor«.23 Infolgedessen konzentrierte er sich auf das französi-
                                                                                     sche Publikum und fand hier Zustimmung (Estradère, Laisné). Deutsche
                                                                                     Ärzte kamen zwar während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71
                                                                                     mit der verwissenschaftlichten Massage in Berührung, doch wollten sie of-
                                                                                     fenbar keine therapeutischen Konzepte des geschlagenen Frankreich über-
                                                                                     nehmen.24 Kurzzeitig wurde im Garnisonshospital der Festung Ingolstadt
                                                                                     mit Verwundeten experimentiert.25 Außerdem waren die Fachbegriffe der
                                                                                     Behandlungsart von französischer Sprache geprägt und wurden akzeptiert:
                                                                                     Effeurage, Massage à Friction, Petrissage und Tapotement. Versuchen, sie
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                                                                                     zu Streichung, circulären Reibungen, Kneten sowie Klopfen/Erschüttern zu
                                                                                     germanisieren, war kein dauerhafter Erfolg beschieden.26
                                                                                     Die französischen Mediziner beschränkten sich nicht auf die Massage, son-
                                                                                     dern kombinierten sie mit der »schwedischen Heilgymnastik«, d. h. sie
                                                                                     wollten den Patienten dazu anregen, selbst zu seiner Gesundung aktiv beizu-
                                                                                     tragen.27 Möglicherweise erblickten die deutschen Ärzte darin einen Eingriff
                                                                                     in die alleinige Deutungshoheit der Jünger Äskulaps durch unberufene Pati-
                                                                                     enten. Nur in einer Teildisziplin der Medizin wurde die Massage auch in
                                                                                     Deutschland als akzeptierte Heilmaßnahme im Rahmen der ärztlichen Be-
                                                                                     handlung begriffen: in der Orthopädie.28
                                                                                     Unter der Rubrik der Heilgymnastik rangierte eine ganze Reihe von Übun-
                                                                                     gen, die alle auf die Überlegungen des Fechtlehrers Pehr Henrik Ling (1776-
                                                                                     1839) zurückgingen. Er hatte 1813 in Stockholm ein »gymnastisches
                                                                                     Centralinstitut« gegründet und eine große Zahl von Schülern und Nachfol-
                                                                                     gern herangezogen.29 Er ging hierbei rein empirisch vor und zielte auf die
                                                                                     Stärkung der Lebenskraft ab; vitalistische Überlegungen sind hier deutlich
                                                                                     zu erkennen. Zu den Epigonen zählte u. a. der Arzt Gustav Zander (1835-
                                                                                     1920), der 1884 in Baden-Baden ein Institut eröffnete, in dem mit mechani-
                                                                                     schen Hilfsmitteln – heute würde man wohl von Bodybuilding sprechen –
                                                                                     die Gymnastik geübt wurde. Der Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer,
                                                                                     und die Zustimmung der Schulmedizin konnte hier kaum erreicht werden.30

                                                                                     22 Mosengeil (1876), S. 432.
                                                                                     23 Mosengeil (1876), S. 432.
                                                                                     24 Marggraff (1879), S. 7.
                                                                                     25 Ott (1879), S. 3.
                                                                                     26 Ott (1879), S. 5f.
                                                                                     27 Bum (1896), S. 7.
                                                                                     28 Schwarzmann-Schafhauser (2004), S. 68f.; Thomann (1985), S. 31f.
                                                                                     29 Kolster (2006), S. 3.
                                                                                     30 Bircher-Benner (1938), S. 106.

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
80                                                        Florian Mildenberger

                                                                                     Nur Orthopäden und in deren Umkreis agierende Laien bekundeten für
                                                                                     einige Zeit lebhaftes Interesse.31 Ein anderer wichtiger Erbe der Lingschen
                                                                                     Schule war der 1819 in Räfshult geborene Offizier Märten Thure Emil
                                                                                     Brandt (1819-1895). Er war seit 1837 Leutnant im Skaraborg-Regiment,
                                                                                     einer Eliteeinheit der schwedischen Armee, und hatte 1842 am gymnasti-
                                                                                     schen Centralinstitut Unterricht genommen. Brandt erwies sich dabei als
                                                                                     erfolgreich und durfte bis 1845 selbst unterrichten. Anschließend kehrte er
                                                                                     zur Armee zurück, avancierte 1855 zum Hauptmann und wurde schließlich
                                                                                     1873 Major.32 Parallel zu seiner Armeekarriere entwickelte er seine eigene
                                                                                     Technik der Massage. Brandt konzentrierte sich auf Unterleibsleiden und
                                                                                     bemerkte, dass die rein äußerliche Behandlung schnell an ihre Grenzen sto-
                                                                                     ßen konnte. 1847 wurde er mit dem Darmvorfall eines seiner Soldaten kon-
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                                                                                     frontiert. Zur Behebung des schmerzhaften Zustandes führte er den Zeige-
                                                                                     finger seiner linken Hand in das Rektum ein, um so den Mastdarm zu sta-
                                                                                     bilisieren. Gleichzeitig massierte er mit der rechten Hand die Bauchdecke.33
                                                                                     Nach anderer Überlieferung schüttelte er den Patienten parallel zum analen
                                                                                     Eingriff.34 Die Behandlung erwies sich als erfolgreich, scheint aber ein Ein-
                                                                                     zelfall geblieben zu sein. Erst zwischen 1859 und 1861 übertrug Brandt sei-
                                                                                     ne Behandlungsweise auf erkrankte Frauen.35 Er scheint offenbar in thera-
                                                                                     peutischer Hinsicht nicht zwischen dem Bau der männlichen und weibli-
                                                                                     chen Unterleibsorgane unterschieden zu haben.
                                                                                     Brandt zeigte sich den neuen Untersuchungsmethoden der Gynäkologie
                                                                                     gegenüber sehr aufgeschlossen und benutzte von Anfang an das von James
                                                                                     M. Sims entwickelte Speculum, um etwaige Geschwüre rechtzeitig entde-
                                                                                     cken zu können. In diesem Fall erschien ihm die Massage ungeeignet.36
                                                                                     Auch in seiner Einschätzung, wonach übergewichtige Frauen zunächst einer
                                                                                     diätetischen Lebensweise zugeführt werden sollten, agierte er ähnlich wie
                                                                                     die zeitgenössischen Gynäkologen.37 Er verlangte von den Patientinnen,
                                                                                     dass sie ihm mitteilten, wenn seine äußere Massage zu Schmerzen führte.38
                                                                                     Diese Kooperation war notwendig, denn Brandt massierte ohne direkten
                                                                                     Blick auf die schmerzhaften Stellen, da die Frauen ihre Kleider am Leib
                                                                                     behielten.

                                                                                     31 Schwarzmann-Schafhauser (2004), S. 197-199.
                                                                                     32 Die Angaben sind Drakenberg (1925) und der schwedischen Version der Wikipedia
                                                                                        entnommen: http://sv.wikipedia.org/wiki/Thure_Brandt.
                                                                                     33 Resch (1888), S. 2.
                                                                                     34 Timmling (1893), S. 6.
                                                                                     35 Resch (1888), S. 3.
                                                                                     36 Thure Brandt (1886), S. 10f.
                                                                                     37 Thure Brandt (1891), S. 17; Kisch (1873), S. 7.
                                                                                     38 Thure Brandt (1886), S. 71.

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                                     81
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                                                                                     Entnommen aus: Ziegenspeck, Robert: Über Thure Brandt’s Verfahren der Behandlung
                                                                                     von Frauenleiden. In: Volkmann, Richard v. (Hg.): Sammlung klinischer Vorträge in Ver-
                                                                                     bindung mit deutschen Klinikern, Gynäkologie No. 77-144. Leipzig 1886-1890, S. 2555-
                                                                                     2608, hier S. 2566.

                                                                                     Der wichtigste Eingriff Brandts war die Hebung bzw. Verlagerung der Ge-
                                                                                     bärmutter.39 Sie hatte er schon bei seiner ersten Patientin, »Fräulein v. Z.«,
                                                                                     1859 vorgenommen und dauerhafte Heilung erzielt.40 Später rühmte er
                                                                                     sich, den Eingriff »hunderte Male« mit Erfolg ausgeführt zu haben.41
                                                                                     Alsbald wurden die schwedischen Frauenärzte auf den Außenseiter auf-
                                                                                     merksam. Neben Sven Sköldberg (1838-1872) begeisterte sich insbesondere
                                                                                     der im damaligen Christiania (heute: Oslo) tätige Oskar Nissen (1843-1911)
                                                                                     für Thure Brandt.42 Auch die Vertreter des gymnastischen Centralinstituts

                                                                                     39 Zu Brandts Einschätzungen und Arbeiten in Schweden siehe Riksarkivet Stockholm,
                                                                                        Thure Brandt, Box 5, 58 (in schwedischer Sprache, handschriftlich).
                                                                                     40 Thure Brandt (1891), S. 2.
                                                                                     41 Thure Brandt (1891), S. 37.
                                                                                     42 Aimé Thure Brandt (1937), S. 14; Profanter (1887), S. 5.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
82                                                       Florian Mildenberger

                                                                                     in Schweden engagierten sich für ihren Schüler. Doch wirkliche Zustim-
                                                                                     mung erlangte Brandt nur in Frankreich. Nicht zufällig publizierte er die
                                                                                     Zusammenfassung seiner Erkenntnisse 1868 in französischer Sprache.43 In
                                                                                     Frankreich gehörten hydrotherapeutische Massagen in den 1860er Jahren
                                                                                     zum gynäkologischen Standard.44 Verbreitung fanden Brandts Arbeiten
                                                                                     durch den in Paris lehrenden Exil-Schweden Gustaf Norström (1822-1890),
                                                                                     der ein eigenes Buch zur Massage publizierte und für Brandt warb.45 Die
                                                                                     Erfolge der Massage interessierten auch den Erneuerer der Neurologie, Jean
                                                                                     M. Charcot (1825-1893), der Massage- und Gymnastikapparate in seine
                                                                                     therapeutischen Konzepte integrierte.46 Umgekehrt war es Charcot, der mit
                                                                                     seinen Experimenten, während derer er durch Druck auf die weiblichen
                                                                                     Genitalien hysterische Anfälle auslöste, alle Therapeuten weiblicher Unter-
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                                                                                     leibsleiden gleichermaßen beeinflusste.47
                                                                                     In Deutschland hingegen war über Massage im Allgemeinen und Thure
                                                                                     Brandt im Besonderen zunächst wenig zu erfahren. Erst 1875 erfolgten zwei
                                                                                     Hinweise auf sein Wirken. Walter Berger betonte in Schmidt’s Jahrbüchern der
                                                                                     in- und ausländischen gesammten Medicin, dass die Massage insgesamt eine
                                                                                     Verwissenschaftlichung erfahre.48 Bei weiblichen Unterleibserkrankungen
                                                                                     werde in letzter Zeit im Ausland auf die Therapie Thure Brandts verwiesen.
                                                                                     Berger dämpfte jedoch sogleich alle Erwartungen: »Aus einer langen Dis-
                                                                                     kussion in der medicinischen Gesellschaft zu Christiania über die Behand-
                                                                                     lungsweise scheint hervorzugehen, dass der Werth derselben von der Hand
                                                                                     noch nicht als zweifellos anzusehen ist.«49
                                                                                     Ähnlich vage verhielt sich der dänische Rezensent Frederick Nyrop (1803-
                                                                                     18??) im »Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der ge-
                                                                                     sammten Medicin«.50 Schlussendlich musste der deutsche Leser annehmen,
                                                                                     bei Brandt handele es sich um einen empirisch agierenden Außenseiter mit
                                                                                     einigen nicht nachprüfbaren Erfolgen.
                                                                                     Im Laufe der 1870er Jahre wurde allenfalls eine rein äußerliche Kombinati-
                                                                                     on aus Massage und Gymnastik aus Skandinavien in Deutschland rezipiert.
                                                                                     In Hannover betrieb Gustaf Cederschiöld ein »Institut für schwedische
                                                                                     Heilgymnastik« und bewarb seine Erfolge im Kampf gegen Tuberkulose,

                                                                                     43 Thure Brandt (1868).
                                                                                     44 Maines (1999), S. 4.
                                                                                     45 Norström (1876).
                                                                                     46 Goetz/Bonduelle/Gelfand (1995), S. 161-163.
                                                                                     47 Hulverscheidt (2000), S. 52.
                                                                                     48 Berger (1875), S. 158.
                                                                                     49 Berger (1875), S. 168.
                                                                                     50 Nyrop (1875).

                                                                                                                       Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                           83

                                                                                     Fettleibigkeit und jede Form von Degeneration.51 Cederschiöld passte sich
                                                                                     so den Vorgaben der Schulmedizin weitgehend an.
                                                                                     Dies ging jedoch nicht mit einer positiven Rezeption einher, allenfalls wur-
                                                                                     de in den folgenden Jahren im 1877 gegründeten Fachjournal Centralblatt
                                                                                     für Gynäkologie über gelegentliche Heilerfolge durch Massage im Ausland
                                                                                     berichtet. Immer wieder fiel dabei der Name Thure Brandt.52 Gleichzeitig
                                                                                     schrieben andere Referenten von dem zunehmenden Erfolg der Massage in
                                                                                     der amerikanischen Medizin.53 1880 hatte hier Abraham Reeves Jackson
                                                                                     (1827-1892) in einem Vortrag vor der Amerikanischen Gynäkologischen
                                                                                     Gesellschaft die Überlegenheit der Massage gegenüber allen chirurgisch
                                                                                     motivierten gynäkologischen Maßnahmen betont und damit den Nieder-
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                                                                                     gang der »Messergynäkologie« eingeleitet.54 Diese Vorgänge blieben auch
                                                                                     Alfred Hegar nicht verborgen, der nun hektisch mit der Erforschung der
                                                                                     neuartigen Materie begann. Im Grunde passte die Massage in sein therapeu-
                                                                                     tisches Konzept, denn Hegar war davon überzeugt, dass nervöse Störungen
                                                                                     mit bestimmten Körperabschnitten in direktem Zusammenhang stünden.55
                                                                                     Eine Massage als Therapie konnte so sinnvoll erscheinen. Bereits 1881 er-
                                                                                     schien die zweite Auflage seines Lehrbuches über die operative Gynäkolo-
                                                                                     gie. Hier betonte er, die Massage den Händen der »Laien« entreißen zu wol-
                                                                                     len, um so kranken Frauen helfen zu können.56 Zudem versicherte er seinen
                                                                                     sicherlich erstaunten Lesern, die Massage mit der Gymnastikbehandlung
                                                                                     koppeln zu wollen.57 Schließlich empfahl Hegar bei chronischen Abszessen
                                                                                     in den weiblichen Geschlechtsorganen (Exsudaten) die Technik von Thure
                                                                                     Brandt.58 Diese helfe auch bei vielen anderen gynäkologischen Leiden und
                                                                                     sei lediglich in der Schwangerschaft kontraindiziert.59 Hegar verriet nicht,
                                                                                     woher er letzteres Wissen nahm, das in auffälligem Widerspruch zu den
                                                                                     Ausführungen Brandts stand.60 Möglicherweise hatte er in seiner Eigen-
                                                                                     schaft als Experimentator an der Universitätsfrauenklinik Freiburg den di-
                                                                                     rekten Nachweis angetreten. Eventuell übernahm Hegar die Behandlungsart
                                                                                     Brandts zur Entwicklung einer 1884 vorgestellten Kontrolluntersuchung zur
                                                                                     Überprüfung der Schwangerschaft, die als »Hegar’sches Schwangerschafts-

                                                                                     51 Cederschjöld [sic] (1877), S. 14-17.
                                                                                     52 Storch (1879).
                                                                                     53 Banga (1881).
                                                                                     54 Boldt (1889), S. 579.
                                                                                     55 Hulverscheidt (2000), S. 52.
                                                                                     56 Hegar/Kaltenbach (1881), S. 163.
                                                                                     57 Hegar/Kaltenbach (1881), S. 163.
                                                                                     58 Hegar/Kaltenbach (1881), S. 164.
                                                                                     59 Hegar/Kaltenbach (1881), S. 164.
                                                                                     60 Thure Brandt (1891), S. 123.

                                                                                                                           Franz Steiner Verlag
84                                                             Florian Mildenberger

                                                                                     zeichen« in die Geschichte der Gynäkologie einging.61 Mit seinem neuarti-
                                                                                     gen Interesse für die Massage wähnte sich Hegar in völligem Einklang mit
                                                                                     seinem österreichischen Kollegen Rudolf Chrobak (1843-1910).62 Dieser
                                                                                     Hinweis kann als faktisches Eingeständnis schwerer eigener Fehler gewertet
                                                                                     werden, denn Chrobak repräsentierte eine im Vergleich zur deutschen Me-
                                                                                     dizin häretische Forschungsrichtung. Während die Anhänger Virchows
                                                                                     weiterhin eine rein zellularpathologische Sichtweise auf die Entstehung von
                                                                                     Krankheiten präferierten63, nahm Chrobak an, dass verschiedene Körper-
                                                                                     säfte zusammenwirkten und Leiden auslösten64. Er ging dabei über Mes-
                                                                                     sungen von alkalischen/säurehaltigen Reaktionen im weiblichen Unterleib
                                                                                     hinaus und zielte auf eine Wirkung von Stoffen ab, die heute als Hormone
                                                                                     bezeichnet werden. Chrobak avancierte so zum Präzeptor einer »endokrino-
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                                                                                     logischen Wende« in der deutschsprachigen Gynäkologie. Zugleich hatte er
                                                                                     sich tatsächlich der Massage gegenüber frühzeitig sehr offen gezeigt, wie
                                                                                     seine später auf diesem Gebiet zahlreich tätigen Schüler immer wieder be-
                                                                                     tonten.65 Bereits 1878 hatte er seinem Kollegen Alexander v. Winiwarter
                                                                                     (1848-1916) die Behandlung einer Patientin in seiner Klinik gestattet.66 Da-
                                                                                     mit folgte Chrobak einem Trend in der sogenannten »II. Wiener Medizini-
                                                                                     schen Schule« zur Förderung der »physikalischen Medizin«.67 Die Hinwen-
                                                                                     dung zur Massage war jedoch erst nach verheerenden Misserfolgen gesche-
                                                                                     hen, als Chrobak mit seinen brachialen Versuchen, die Sterilität von Frauen
                                                                                     durch den Einsatz von Glüheisenanwendungen zu beheben, gescheitert
                                                                                     war.68 Manch Kollege kam, auch wenn er von ähnlichen Grundlagen wie
                                                                                     Chrobak ausging, zu gänzlich anderen Schlüssen. So wollte der Landarzt
                                                                                     Heinrich Creussi die »Hitze« in den weiblichen Genitalien dadurch behe-
                                                                                     ben, dass er den Frauen einen mit Eis gefüllten Kühlbolzen in die Vagina
                                                                                     einführte.69 Ähnliche Überlegungen hatten zuvor amerikanische Ärzte zur
                                                                                     Bekämpfung der Nymphomanie vertreten.70
                                                                                     Sowohl Chrobak als auch Hegar und beider Epigonen stützten sich bei ih-
                                                                                     ren Anschauungen über die Krankheiten des weiblichen Unterleibs auf die
                                                                                     Forschungen ihres Jenaer Kollegen Bernhard S. Schultze. Dieser hatte in
                                                                                     seinem ebenfalls 1881 erschienenen Lehrbuch die scheinbar korrekte Situa-

                                                                                     61 Sonntag (1890-1894), S. 577.
                                                                                     62 Hegar/Kaltenbach (1881), S. 164.
                                                                                     63 Siehe Gradmann (1999).
                                                                                     64 Sengoopta (2006), S. 18f.
                                                                                     65 Siehe z. B. Kumpf (1892), S. 407; Reibmayr (1889), S. 33.
                                                                                     66 Winiwarter (1878), S. 714.
                                                                                     67 Krauss (1995), S. 85f.
                                                                                     68 Fleischer (1991), S. 66.
                                                                                     69 Creussi (1881), S. 155.
                                                                                     70 Groneman (2001), S. 28.

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                                       85

                                                                                     tion der Gebärmutter definiert.71 Sie erschien ihm als statisches Organ, das
                                                                                     durch die helfenden Hände des Arztes in die jeweils richtige Lage gebracht
                                                                                     werden konnte. Es sollte bis 1912 dauern, dass Gynäkologen diese Ein-
                                                                                     schätzung experimentell hinterfragten, und erst 1939 konnte der Hauptkri-
                                                                                     tiker Schultzes und seiner Schule, August Mayer, die Problematik endgültig
                                                                                     klären.72 Heute gelten die Beweglichkeit des Uterus, abhängig von seinem
                                                                                     jeweiligen Zustand, sowie die Knickung im Bereich des Isthmus als nor-
                                                                                     mal.73
                                                                                     Bis zu diesen Klärungen avancierte die Verlagerung der Gebärmutter aber
                                                                                     zum Hauptbetätigungsfeld niedergelassener und klinisch arbeitender Gynä-
                                                                                     kologen. Die Konzentration auf dieses Organ war kein Zufall, sondern logi-
Open Access Download von der Verlag Österreich eLibrary am 07.06.2022 um 21:40 Uhr

                                                                                     sche Folge des Unvermögens der damaligen Ärzte, die zwar den Schlüssel
                                                                                     zu vielen Frauenkrankheiten in den Eierstöcken vermuteten, chirurgisch
                                                                                     aber nur den Uterus erreichen konnten.74 In den folgenden Jahren sollte
                                                                                     sich zunächst zeigen, dass die in Deutschland federführend agierenden
                                                                                     Frauenärzte keineswegs von der Massage überzeugt waren. Das durch
                                                                                     Schultze eröffnete neue Betätigungsfeld wurde zunächst rein chirurgisch
                                                                                     aufgearbeitet. Auch Alfred Hegar schien 1885 in einer weiteren Publikation
                                                                                     die Massage bereits wieder vergessen zu haben.75 Seine Kollegen Franz v.
                                                                                     Winckel (1837-1911) und Otto Küstner (1849-1906) kritisierten die Massage
                                                                                     als gefährlichen Eingriff.76 Der Berliner Arzt Otto Bunge erklärte gar, die
                                                                                     Massage an sich sei schon seit jeher den Ärzten als gute Maßnahme be-
                                                                                     kannt gewesen und erst in den letzten Jahren desavouiert worden:
                                                                                         Zum grossen Theil haben wohl die laienhaften, nicht sachgemässen und schwülstigen
                                                                                         Kundgebungen des Schweden Thure Brandt eher dazu gedient eine gute Sache zu
                                                                                         verdächtigen, als ihr zu nützen, wenn auch sein Verdienst, bei Frauenkrankheiten zu-
                                                                                         erst massiert zu haben, nicht in Abrede gestellt werden kann.77
                                                                                     Die Thure-Brandt-Massage sollte offenbar unter neuem Namen in Anwen-
                                                                                     dung kommen. Zunächst aber schien dies gar nicht notwendig zu sein, da
                                                                                     die deutschen Gynäkologen ohnehin nur chirurgisch arbeiteten. Ihre ortho-
                                                                                     pädischen Kollegen wiederum wandten die Massage stets nur rein äußerlich
                                                                                     an, z. B. im Rahmen der Therapie des Klumpfußes.78

                                                                                     71 Schultze (1881).
                                                                                     72 Mayer (1939).
                                                                                     73 Gerhard Martius (1994), S. 28.
                                                                                     74 Fleischer (1991), S. 56.
                                                                                     75 Hegar (1885).
                                                                                     76 Prochownik (1884), S. 664.
                                                                                     77 Bunge (1882), S. 385.
                                                                                     78 Schwarzmann-Schafhauser (2004), S. 107.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
86                                                                 Florian Mildenberger

                                                                                     Um den Uterus zu stabilisieren, wurde er entweder durch einen operativen
                                                                                     Eingriff neu verankert und durch Vernähungen sistiert (Alexander-Adams-
                                                                                     Operation) oder durch Pessare sowie Ringe stabilisiert. Letztere Methodik
                                                                                     war bereits seit den 1860er Jahren bekannt und geriet zunehmend außer
                                                                                     Gebrauch, da sich herausstellte, dass die Gynäkologen die um den Hals der
                                                                                     Gebärmutter geschlungenen Ringe vielfach vergaßen und diese Ursache für
                                                                                     weitere Frauenkrankheiten waren.79 Die Pessare wiederum konnten nicht
                                                                                     aseptisch gehalten werden und provozierten die Einnistung von Infektions-
                                                                                     herden im weiblichen Unterleib.80 Die Operation schließlich wurde nach
                                                                                     Schätzung zeitgenössischer Kritiker geradezu inflationär angewandt, ohne
                                                                                     jedoch irgendwelche langfristigen Erfolge zu erzielen.81 Insgesamt machte
                                                                                     die Verlagerung der Gebärmutter über Jahrzehnte 20 Prozent aller Heil-
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                                                                                     maßnahmen der Gynäkologen aus.82 Den Weg hin zu diesen schmerzhaf-
                                                                                     ten, nicht selten tödlich verlaufenden Eingriffen beschrieb August Mayer
                                                                                     sarkastisch:
                                                                                          Im Laufe der Dezennien wurde so eine ganze Frauengeneration durch eine Art Mas-
                                                                                          sensuggestion dazu erzogen, die »Knickung« als eine schwere Krankheit anzusehen.
                                                                                          […] Auf Grund solcher Erfahrungen erscheint das Kapitel Retroflexio uteri manchmal
                                                                                          geradezu als ein Trauerspiel in 3 Akten. Der erste beim praktischen Arzt, der die
                                                                                          Frauen auf ihre Knickung »einstellt« und ihnen damit ein gynäkologisches Krank-
                                                                                          heitsgefühl ansuggeriert. Der zweite Akt spielt beim Operateur, der durch seine zahl-
                                                                                          reichen und erfolglosen Eingriffe die Frauen noch kränker macht, als sie vorher wa-
                                                                                          ren. Der dritte Teil spielt beim Psychiater oder Neurologen, der vielleicht von Anfang
                                                                                          an die richtige Instanz gewesen wäre.83
                                                                                     Eine psychosomatische Annäherung an den weiblichen Unterleib scheint
                                                                                     meistens unterblieben zu sein.84
                                                                                     Gleichwohl hätten diese Misserfolge die führenden Ärzte wohl kaum so
                                                                                     schnell von ihrem Weg abweichen lassen, wie sich dies nach 1885 erweisen
                                                                                     sollte. Es war weder das Eingeständnis eigener Hybris noch die Kritik von
                                                                                     Kollegen, sondern eine Mischung aus öffentlicher Meinung, Verdienstmög-
                                                                                     lichkeiten und der damit verbundenen Furcht vor dem Erfolg der Natur-
                                                                                     heilkunde.
                                                                                     Im Frühjahr 1885 wurde die Niederlage der Gynäkologen durch die Vor-
                                                                                     stellung der 4. Auflage von Meyers Konversationslexikon eingeläutet. In
                                                                                     Band 16 (Uralsk bis Zz) wurde unter der Rubrik »Vorfall« vermerkt, dahin-
                                                                                     ter verberge sich das Hervortreten eines bestimmten Organs. Im Fall einer
                                                                                     notwendigen Reposition bringe die »Thure-Brandt-Massage« recht gute Er-

                                                                                     79 Mayer (1912), S. 1044.
                                                                                     80 Klein (1907), S. 158.
                                                                                     81 Hölder (1912).
                                                                                     82 Klein (1907), S. 156.
                                                                                     83 Mayer (1939), S. 86f.
                                                                                     84 Shorter (1994), S. 131-135.

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                           87

                                                                                     folge.85 Nur wenige Monate später wurde die Massage in den Maßnahmen-
                                                                                     katalog der finanziell alimentierten Heilbehandlungen gemäß der Unfallver-
                                                                                     sicherung für Arbeiter aufgenommen.86 Aufgrund der damals noch weitge-
                                                                                     hend uneingeschränkten Kurier- und Behandlungsfreiheit sowie der häufi-
                                                                                     gen Ablehnung der Massage durch die Allopathie schienen für die Laien-
                                                                                     heilkundigen goldene Verdienstzeiten anzubrechen. Der ohnehin von den
                                                                                     Ärztevertretungen bedauerte Abwanderungsprozess der werktätigen Bevöl-
                                                                                     kerung hin zu den »Quacksalbern« drohte nun noch einmal erheblich an-
                                                                                     zuwachsen.87 Aufgrund dieser Entwicklungen erschien es den Vertretern
                                                                                     der deutschen Gynäkologie plötzlich dringend geboten, mit Thure Brandt
                                                                                     persönlich in Kontakt zu treten.
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                                                                                     Ihre österreichischen Kollegen, ohnehin mehr durch Chrobak als durch
                                                                                     Hegar beeinflusst und von keiner staatlichen Versicherungspolitik alarmiert,
                                                                                     handelten zurückhaltender. So war der Protagonist der ärztlichen Massage,
                                                                                     Albert Reibmayr, von dem wissenschaftlichen Charakter der Massage nach
                                                                                     Thure Brandt überzeugt.88 Seine Sorge galt vor allem der Kontrolle von
                                                                                     »Streichfrauen und Pfuschern«, die er von der ärztlichen Massage fernhal-
                                                                                     ten wollte.89 Ähnlich äußerte sich sein Kollege Nebel, der den Komplex von
                                                                                     Heilgymnastik und Massage mit einem Augiasstall verglich, der erst aus-
                                                                                     gemistet werden müsse.90 Bei aller Zustimmung ließ Reibmayr auch Kritik
                                                                                     erkennen; so hielt er die Heilmaßnahme für einen massiven Eingriff in die
                                                                                     Intimsphäre der Frau.91 Der Wiener Gynäkologe Ludwig Bandl (1842-
                                                                                     1892) empfahl unverblümt die »Thur Brandt’sche Uteringymnastik« als
                                                                                     Behandlungsmethode bei alten Exsudaten, die Patientinnen schon über Jah-
                                                                                     re quälten.92 Unausgesprochen bedeutete dies, dass Brandt mit seiner Tech-
                                                                                     nik die Schäden beseitigen konnte, die übereifrige Operateure zuvor verur-
                                                                                     sacht hatten. Rudolf Chrobak zeigte sich an Thure Brandt weiterhin interes-
                                                                                     siert und integrierte dessen Vorgehensweise bei der Uterusuntersuchung in
                                                                                     die eigene gynäkologische Diagnostik.93 Im Umkreis der Wiener Kliniken
                                                                                     wurde in diesen Jahren eine Reihe von privaten Instituten für »schwedische
                                                                                     Heilgymnastik und Massage« gegründet.94 Gerade Wissenschaftler jüdischer
                                                                                     Herkunft, die mit antisemitischen Vorurteilen an der Hochschule und in

                                                                                     85 Vorfall (1885).
                                                                                     86 Zabludowski (1898), S. 979.
                                                                                     87 Faltin (2000), S. 227.
                                                                                     88 Reibmayr (1884), S. 117.
                                                                                     89 Reibmayr (1883), S. 6.
                                                                                     90 Nebel (1886-1890), S. 2641.
                                                                                     91 Reibmayr (1884), S. 116.
                                                                                     92 Bandl (1886), S. 143.
                                                                                     93 Chrobak (1885), S. 40.
                                                                                     94 Krauss (1995), S. 93, 113f.

                                                                                                                      Franz Steiner Verlag
88                                                              Florian Mildenberger

                                                                                     den Kliniken zu kämpfen hatten, konnten hierin eine Möglichkeit zur
                                                                                     Selbstentfaltung erkennen.95
                                                                                     1886 entsandte Rudolf Chrobak seinen Assistenten Paul Profanter (1858-
                                                                                     1931) nach Jena, wohin Oskar Nissen und Thure Brandt von Bernhard S.
                                                                                     Schultze eingeladen worden waren.96 Dort sollten sie vor einem ausgewähl-
                                                                                     ten Fachpublikum anhand von Patienten der Universitätsfrauenklinik – an
                                                                                     deren Therapie Schultze zuvor gescheitert war – die »schwedische Heilmas-
                                                                                     sage« präsentieren.

                                                                                     Der Höhepunkt
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                                                                                     Im Herbst 1886 besuchte eine Vielzahl von Gynäkologen die Universitäts-
                                                                                     frauenklinik in Jena. Sie waren gekommen, um die Demontage ihrer thera-
                                                                                     peutischen Konzepte zu verfolgen. Thure Brandt und Oskar Nissen ent-
                                                                                     täuschten sie nicht. Es gelang ihnen innerhalb kurzer Zeit, alle 15 ihnen
                                                                                     zugeführten Patientinnen zu kurieren.97 Daraufhin setzte eine spontane Be-
                                                                                     geis-terungswelle in der deutschsprachigen Gynäkologie zugunsten Brandts
                                                                                     ein. Viele Interessierte reisten den beiden Außenseitern nach Schweden hin-
                                                                                     terher und erlernten die Technik der Massage, um sie anschließend im ei-
                                                                                     genen Lande zu verbreiten. Zu den wichtigsten Propagandisten Brandts
                                                                                     zählten Robert Ziegenspeck (1856-1918) aus München und der Wiener Paul
                                                                                     Profanter. Außerdem ist anzumerken, dass im Laufe der 1880er Jahre die
                                                                                     Massage in Deutschland insgesamt eine Professionalisierung erfuhr. So
                                                                                     gründete Isidor Zabludowski (1851-1906) 1882 in Berlin die erste staatliche
                                                                                     Massageschule.
                                                                                     Von Anfang an war die Begeisterung für Thure Brandt aber mit dem
                                                                                     Drang deutscher Ärzte nach einer bisweilen recht eigenwilligen Interpretati-
                                                                                     on der »schwedischen Heilmassage« verbunden.98 Es scheint, als ob mehre-
                                                                                     re Ärzte bereits von Anfang an geplant hatten, die erfolgreiche Therapie des
                                                                                     Laien Thure Brandt zu modifizieren und so schließlich als eigene Konzepte
                                                                                     in der ärztlichen Praxis zu verankern. Hierüber kam es zu erbittert geführ-
                                                                                     ten Diskussionen innerhalb der Ärzteschaft. Als problematisch erwies sich
                                                                                     zudem, dass die wichtigste Schrift Brandts erst 1891 in deutscher Überset-
                                                                                     zung vorlag.99 Er selbst schaltete sich nur zweimal direkt in die Debatte um
                                                                                     die Korrektheit seiner Lehre ein.100 Ansonsten wirkte er indirekt, indem er

                                                                                     95 Krauss (1995), S. 104.
                                                                                     96 Profanter (1887), S. III.
                                                                                     97 Ziegenspeck (1886-1890), S. 2555; Uwe Heyll schreibt von 16 Heilungen, siehe Heyll
                                                                                        (2006), S. 81.
                                                                                     98 Zur ersten Rezeption siehe Verleysen (1956), S. 164-169.
                                                                                     99 Thure Brandt (1891).
                                                                                     100 Thure Brandt: Werth (1892); Thure Brandt: Massage (1892).

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                                       89

                                                                                     verschiedenen Anhängern in Gesprächen die Details seiner Behandlung
                                                                                     erläuterte.
                                                                                     Als einer der ersten meldete sich der Arzt und Besitzer einer Wasserheilan-
                                                                                     stalt in Bad Homburg, Georg Hünerfauth, zu Wort. Er betonte, dass die
                                                                                     Unterleibsmassage ein »technisches Kunststück« sei und ein bedeutendes
                                                                                     Können erfordere.101 Sie sei zwar schon länger bekannt, doch habe sie erst
                                                                                     durch die Studien Thure Brandts Perfektion erfahren. Anschließend stellte
                                                                                     er dem deutschen Publikum erstmals die Details der Massagekur vor. Diese
                                                                                     erfolge ein- bis zweimal täglich, dauere zehn bis 15 Minuten und finde ih-
                                                                                     ren Höhepunkt in der »combinirten Uterusmassage«, die er als Therapie
                                                                                     und Anamnese gleichzeitig begriff:102
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                                                                                         Es werden ein oder zwei Finger der einen (meist der linken) Hand in die Scheide ein-
                                                                                         geführt und damit der Uterus oder die ihn umgebende pathologische Masse bei nicht
                                                                                         zu starkem Drucke festzuhalten versucht. Die andere Hand wird auf den Unterleib –
                                                                                         zumeist möglich der ersteren Hand gegenüber – aufgelegt, und bei einem gewissen
                                                                                         Gegendruck wird der zwischen den beiden Händen ergriffene Uterus gestrichen und
                                                                                         gedrückt.103

                                                                                     101 Hünerfauth (1887), S. 63.
                                                                                     102 Hünerfauth (1887), S. 72f.
                                                                                     103 Hünerfauth (1887), S. 73f.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
90                                                             Florian Mildenberger
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                                                                                     Entnommen aus: Ziegenspeck, Robert: Über Thure Brandt’s Verfahren der Behandlung
                                                                                     von Frauenleiden. In: Volkmann, Richard v. (Hg.): Sammlung klinischer Vorträge in Ver-
                                                                                     bindung mit deutschen Klinikern, Gynäkologie No. 77-144. Leipzig 1886-1890, S. 2555-
                                                                                     2608, hier S. 2570.

                                                                                     Fast zeitgleich erschien der »offizielle« Bericht von Paul Profanter über
                                                                                     Brandts Heilerfolge in Jena. Profanter stellte dem deutschen Leser auch die
                                                                                     Vita Brandts vor und betonte nachdrücklich, dass man die Massage nicht
                                                                                     aus Büchern, sondern nur durch »Autopsie« erlernen könne.104 Darunter
                                                                                     verstand er die Untersuchung an der lebenden Frau unter Anleitung
                                                                                     Brandts. Profanter selbst hatte Brandt bereits 1885/86 in Stockholm be-
                                                                                     sucht und die Schwierigkeiten der korrekten Behandlung erfahren.105 Pro-
                                                                                     fanters Warnungen vor den negativen Folgen der Behandlung teilten auch
                                                                                     sein Prager Kollege Friedrich Schauta (1849-1919) und der Greifswalder
                                                                                     Assis-tent an der chirurgischen Universitätsklinik, Alfred Resch.106 Beide

                                                                                     104 Profanter (1888), S. 90.
                                                                                     105 Profanter (1888), S. 6.
                                                                                     106 Schauta (1887), S. 362; Resch (1887), S. 507.

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                            91

                                                                                     betonten außerdem den engen Zusammenhang von Gymnastik und Massa-
                                                                                     ge.
                                                                                     Eine neue Qualität erhielt die Debatte durch die Ausführungen des Münch-
                                                                                     ner Privatdozenten Robert Ziegenspeck. Er kritisierte an seinen Vorrednern,
                                                                                     vor allem an Resch, die bloße Nacherzählung der Brandtschen Arbeitswei-
                                                                                     se.107 Stattdessen komme es auf die Weiterführung und Ergänzung der Mas-
                                                                                     sagetherapie an. Sein Kollege Ludwig Prochownik (1851-1923) lieferte sogar
                                                                                     die Begründung nach: Eben weil deutsche Ärzte Empfehlungen aus dem
                                                                                     Ausland grundsätzlich misstrauisch betrachteten und Ideen von Laien stets
                                                                                     verwerfen würden, gelte es die Massagebehandlung von Thure Brandt neu
                                                                                     zu interpretieren.108 Gleichwohl waren die beiden Dozenten vorsichtig ge-
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                                                                                     nug, nicht zu weit in der Neuformulierung der Massagelehre zu gehen. Der
                                                                                     hier zu ungestüme Assistent der Universitätsfrauenklinik Straßburg, Emil
                                                                                     Ries, bekam den Unmut Brandts in einer Gegendarstellung sogleich zu spü-
                                                                                     ren und musste sich 1892 wortreich entschuldigen.109
                                                                                     Ziegenspeck erläuterte die genaue Liegesituation der Patientin (Steinschnitt-
                                                                                     lage) und erklärte, die schmerzhaften Folgen der ersten Behandlung mit
                                                                                     Eisbeuteln (»Eisblasen«) bekämpfen zu wollen.110 Er machte auch auf einen
                                                                                     Übersetzungsfehler bei Brandt aufmerksam. Der schwedische Ausdruck
                                                                                     »Lyftrörelse« stehe mitnichten für Lüftung (der Genitalien), sondern bedeute
                                                                                     »Hebung«, insbesondere des Uterus.111 Eine entsprechende Fehlübersetzung
                                                                                     hatte ein anderer Anhänger Brandts, Franz v. Preuschen (1845-1908), in
                                                                                     den Diskurs eingeführt.112 Mit seiner Hinwendung zur Kurierung der Ge-
                                                                                     bärmutterleiden ebnete Ziegenspeck den Weg zu einer nahezu vollständigen
                                                                                     Konzentration aller Therapeuten auf die Kurierung des »Gebärmuttervorfal-
                                                                                     les« durch die Massage nach Thure Brandt. Entscheidende Hilfestellung für
                                                                                     diese Entwicklung lieferte Paul Profanter mit einer eigenen Studie.113 Der
                                                                                     zuvor kritisierte Alfred Resch erweiterte in Abstimmung mit Thure Brandt
                                                                                     ebenfalls die Massagetherapie um spezielle gymnastische Übungen (Streck-
                                                                                     neigspaltsitzend – Wechseldrehung), Kaltwasserkuren und Diät.114 Auch
                                                                                     betonte er, dass die Massage in der Schwangerschaft durchaus vorteilhaft
                                                                                     sein könne.115 Zugleich gewährte er Einblicke in die Entwicklung und

                                                                                     107 Ziegenspeck (1886-1890), S. 2557.
                                                                                     108 Prochownik (1890), S. 175f.
                                                                                     109 Ries (1892); Thure Brandt: Werth (1892).
                                                                                     110 Ziegenspeck (1886-1890), S. 2567.
                                                                                     111 Ziegenspeck (1886-1890), S. 2581.
                                                                                     112 Preuschen: Heilung (1888), S. 202.
                                                                                     113 Profanter (1888).
                                                                                     114 Resch (1888), S. 64-70.
                                                                                     115 Resch (1888), S. 53.

                                                                                                                             Franz Steiner Verlag
92                                                         Florian Mildenberger

                                                                                     Grundlagen des Brandtschen Denkens. So hatte Thure Brandt seine Er-
                                                                                     kenntnisse über den weiblichen Unterleib mitnichten rein empirisch ge-
                                                                                     wonnen, sondern durch Studien an Leichen.116 Hieraus ließ sich zwanglos
                                                                                     seine Vorstellung von den statischen weiblichen Unterleibsorganen ableiten.
                                                                                     Auch sah er sich selbst als Vollender der Magnetismusbehandlung, stimu-
                                                                                     lierte er doch die Nerven seiner Patientinnen.117 Allmählich meldeten sich
                                                                                     die verkannten Vordenker zu Wort. Ein Dr. Weißenberg nahm für sich in
                                                                                     Anspruch, bereits 1879 auf dem schlesischen Bädertag für die gynäkologi-
                                                                                     sche Massage geworben zu haben.118 Nun erklärte er, selbige mit einer
                                                                                     selbst entwickelten mechanischen Therapie zu verbinden: Er setze zylinder-
                                                                                     artige Geräte zur Weitung der Vagina an und führe an Schnüren befestigte
                                                                                     Kugeln ein.119 Der bereits der Fehlübersetzung überführte Preuschen hinge-
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                                                                                     gen gab ungefragt weiter Empfehlungen über eine Neuinterpretation der
                                                                                     »schwedischen Heilgymnastik« ab.120 Er wollte insbesondere die Gymnastik
                                                                                     gegenüber der Massage stärken und fand die Zustimmung des Breslauer
                                                                                     Arztes Ernst Fränkel (1844-1921). Dieser empfahl seinen Kollegen außer-
                                                                                     dem, angesichts der Erfolge der Massagetherapie in Zukunft auf das Einset-
                                                                                     zen von Pessaren zu verzichten.121 Gegen die Interpretation Preuschens
                                                                                     wehrte sich der Vorstand der gynäkologischen Abteilung der öffentlichen
                                                                                     Ordinationsanstalt in Lemberg, Friedrich Sielski (1844-1918). Er erläuterte
                                                                                     im Rückgriff auf die moderne physiologische Forschung seinen Kollegen,
                                                                                     dass eine dauerhafte Muskelkontraktion nicht als positive Heilmaßnahme,
                                                                                     sondern grundsätzlich pathologisch zu interpretieren sei.122 Wenn Thure
                                                                                     Brandt, Preuschen und Profanter also Erfolge verbuchten, so konnten sie
                                                                                     diese nicht begründen. Sielski kam infolgedessen zu folgeschweren Schlüs-
                                                                                     sen: Wenn nicht die Massage oder Gymnastik der Schlüssel zum Erfolg
                                                                                     war, so musste es die »innere Anwendung« sein.123 Mit Hilfe eines selbst
                                                                                     entwickelten »Uteruselevators« wollte er die Gebärmutter neu justieren, aber
                                                                                     auch im weiblichen Unterleib massierend agieren. Damit öffnete Sielski
                                                                                     (wohl ungewollt) Kritikern die Tür, die in der Massage nur eine modifizierte
                                                                                     Form der Selbstbefriedigung erblickten.
                                                                                     Entsprechende Befürchtungen wurden frühzeitig geäußert:

                                                                                     116 Resch (1888), S. 33.
                                                                                     117 Resch (1888), S. 63.
                                                                                     118 Weißenberg (1889), S. 380. Die von Weißenberg angegebene Referenz erwies sich
                                                                                         jedoch als unzutreffend.
                                                                                     119 Weißenberg (1889), S. 381.
                                                                                     120 Preuschen: 3 Fälle (1888).
                                                                                     121 Fränkel (1888), S. 504.
                                                                                     122 Sielski (1889), S. 50.
                                                                                     123 Sielski (1889), S. 52.

                                                                                                                      Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                                           93

                                                                                         Leider massieren einzelne Gynäkologen in vollstem Verkennen der Vorschriften
                                                                                         Brandt’s mit dem inneren Finger, welcher doch nur als Stütze dienen soll. Auf ihre
                                                                                         Angaben hin ist Kugelmann wohl berechtigt, die Massage für schädlich zu halten,
                                                                                         weil sie eine Art Onanie sei. Ist bei Virgines die Massage indiciert, wird ein Finger ins
                                                                                         Rectum eingeführt.124
                                                                                     Selbsternannte Bewahrer der weiblichen Ehre warnten vor der Therapie, da
                                                                                     sie das weibliche Ehrgefühl verletze.125 Denn nach Ansicht zahlreicher
                                                                                     Frauenärzte mündete Masturbation zwangsläufig in Nervenschwäche oder
                                                                                     gar Erblindung.126 Außerdem galt mehreren Universitätsprofessoren die
                                                                                     sexuell aktive Frau als Verbündete der aufstrebenden Frauenemanzipati-
                                                                                     onsbewegung. Vor dieser aber musste die Frau unbedingt bewahrt werden.
                                                                                     So schrieb der Berliner Ordinarius für Gynäkologie, Max Runge (1849-
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                                                                                     1909): »Im Interesse des Weibes müssen wir Männer die Emancipation
                                                                                     energisch bekämpfen und vor ihren Irrlehren das Weib nach Kräften schüt-
                                                                                     zen und behüten.«127
                                                                                     Daher legten zahlreiche Autoren großen Wert darauf, dass die Massage
                                                                                     nach Thure Brandt in engem Einklang mit den Konzepten der zeitgenössi-
                                                                                     schen Gynäkologie stand, und so lässt sich auch erkennen, weshalb die in-
                                                                                     teressierten Ärzte die Massagebehandlung nicht als etwas Neues interpretier-
                                                                                     ten, sondern sie als Hilfsmittel zur Behebung zuvor identifizierter Frauen-
                                                                                     krankheiten einsetzten. Eine Hinterfragung der zuvor auf fehlerhafter Basis
                                                                                     gewonnenen Erkenntnisse fand nicht statt. Gleichwohl scheinen die Ver-
                                                                                     dachtsmomente der Kritiker nicht ganz falsch gewesen zu sein. So bemerkte
                                                                                     August Mayer in der Rückschau kritisch:
                                                                                         Außerdem ist eine Intragenitalmassage an sich eine überaus bedenkliche Behandlungs-
                                                                                         form, zumal da sie unter Umständen eine – gerade in der gynäkologischen Sprech-
                                                                                         stunde besonders zu vermeidende – erotisierende und daher nicht unbedenkliche At-
                                                                                         mosphäre auslösen kann.128
                                                                                     Es ist auffallend, dass Mayer die Massage auf den innervaginären Bereich
                                                                                     bezieht, obwohl dies konträr zu den Vorstellungen Brandts und seiner ers-
                                                                                     ten Anhänger stand. Doch nicht wenige Frauenärzte sahen in der »Intrage-
                                                                                     nitalmassage« den Schlüssel zum Behandlungserfolg und entwickelten eige-
                                                                                     ne neue Instrumente. So präsentierte Karl Pawlik (1849-1914) 1889 eine mit
                                                                                     Gaze umwickelte Kugel, die er Patientinnen in die Vagina einführte und so
                                                                                     die Hebung des Uterus erzielen wollte.129 Eine spezielle Sonde wurde in der
                                                                                     Universitätsfrauenklinik Straßburg entwickelt.130 Die »innere Massage« aber

                                                                                     124 Timmling (1893), S. 12.
                                                                                     125 Jütte (2000), S. 261.
                                                                                     126 Faro (2002), S. 113.
                                                                                     127 Max Runge (1900), S. 37.
                                                                                     128 Mayer (1961), S. 20.
                                                                                     129 Pawlik (1889), S. 218.
                                                                                     130 Holzapfel (1890), S. 30.

                                                                                                                            Franz Steiner Verlag
94                                                            Florian Mildenberger

                                                                                     blieb ein Streitpunkt und schadete Brandt und seiner Technik ungemein.131
                                                                                     Die mechanischen Behandlungen waren jedoch für die geübten Gynäkolo-
                                                                                     gen ungleich einfacher auszuführen als die komplizierte und neu zu erler-
                                                                                     nende Massagetechnik. Die Komplexität dieser Technik hatte der schwedi-
                                                                                     sche Chirurg Franz Lindblom seinen deutschen Kollegen in einer längeren
                                                                                     Abhandlung deutlich vor Augen geführt.132
                                                                                     Bereits kurz nach der Einführung der Behandlungsart hatten Kritiker an-
                                                                                     gemerkt, wie schwierig die Massage zu erlernen und dann auf die individu-
                                                                                     ellen Probleme der Patientinnen anzuwenden sei.133 Bisweilen war auch der
                                                                                     komplizierte Sprachduktus Brandts ein Problem. So empfahl ein interessier-
                                                                                     ter Gynäkologe seinen Kollegen: »Das in dem Rothwelsch der Brandt’schen
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                                                                                     Schule abgefasste, aus sechs Uebungen bestehende ›Musterrecept‹ möge
                                                                                     man dort nachlesen.«134
                                                                                     Mancher Arzt riet, nicht zu viele Frauen zu behandeln, um so die Zahl der
                                                                                     Misserfolge zu reduzieren.135 Gleichwohl überwogen die positiven Rezepti-
                                                                                     onen. Von Polen136 über die Niederlande137 und Belgien138 bis Großbritan-
                                                                                     nien139 kamen Erfolgsmeldungen. Zentrum der Anwendung aber scheint
                                                                                     der deutschsprachige Raum geblieben zu sein. Hier zeigte sich bald ein
                                                                                     neues Phänomen: Die nur kurz mit Brandt und seiner Technik persönlich
                                                                                     in Kontakt geratenen Ärzte bildeten sogleich auf der Basis ihres schmalen
                                                                                     Wissens eigene Schüler aus, die ihrerseits die Lehre neu interpretierten.140
                                                                                     So konnte es kaum verwundern, dass immer mehr Kritiker den »Zauber«
                                                                                     um Thure Brandt durch eine Verwissenschaftlichung ersetzen wollten.141
                                                                                     Insbesondere Formulierungen wie »Verzaget nicht! Euch ist Heilung be-
                                                                                     schieden und Genesung dürft Ihr erwarten« durch einen besonders über-
                                                                                     zeugten Anhänger Brandts verärgerten Vertreter der konservativen Gynäko-
                                                                                     logie.142

                                                                                     131 Neumann (1892), S. 177.
                                                                                     132 Lindblom (1888).
                                                                                     133 Meyer (1889), S. 473.
                                                                                     134 Sänger (1890), S. 327.
                                                                                     135 Debrunner (1889).
                                                                                     136 Harajewicz (1891).
                                                                                     137 Schmal (1892).
                                                                                     138 Gynäkologische Gesellschaft zu Brüssel (1891).
                                                                                     139 Bagot (1891).
                                                                                     140 Vierow (1890), S. 931.
                                                                                     141 Gesellschaft für Gynäkologie in Leipzig (1890), S. 649.
                                                                                     142 Eckardt (1892).

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
Heilende Hände                                                                          95

                                                                                     Die Debatte um die Thure-Brandt-Massage provozierte nämlich auch
                                                                                     manch abenteuerliche These, wie gynäkologische Leiden zu beheben seien.
                                                                                     So rezipierte ein deutscher Frauenarzt die Bemühungen eines amerikani-
                                                                                     schen Kollegen, den Uterus allein durch den Luftzug in der Scheide repo-
                                                                                     nieren zu können.143 Ein Prager Mediziner ließ Frauen gar im Zusammen-
                                                                                     hang mit der Massage eiserne Kugeln stemmen, um so die Nerventätigkeit
                                                                                     im Unterleib zu stimulieren.144 Keine Theorie schien zu absurd, als dass sie
                                                                                     nicht im Umkreis der Thure-Brandt-Massage Beachtung finden könnte.
                                                                                     Gleichwohl gab es eine Reihe von Gynäkologen, die sich von der neuen
                                                                                     Methode nicht beeindrucken ließen und weiterhin Erfolge bei der operati-
                                                                                     ven Behebung der Uterusverlagerung vermeldeten.145 Doch diese Stimmen
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                                                                                     wurden weniger, und ab etwa 1895 verschwanden sie nahezu vollständig
                                                                                     aus dem Diskurs. Zunehmend verlagerte sich die Diskussion auf die Frage,
                                                                                     ob man die komplizierten Griffe allein oder mit Hilfe eines Assisten-
                                                                                     ten/einer Assistentin ausführen sollte.146 Auch die Frage des Drucks von
                                                                                     außen auf den Uterus spielte eine wichtige Rolle. In Abstimmung mit sei-
                                                                                     nen Professoren legte der junge Arzt Kurt Timmling 1893 die Idealform der
                                                                                     Massage dar:
                                                                                         Zu ihrer Linken sitzt der Arzt auf einem Stuhle, stützt seinen linken Arm auf das Fuss-
                                                                                         ende, um der vorzeitigen Ermüdung dieses Armes vorzubeugen, und geht von der Sei-
                                                                                         te her, unter dem linken Oberschenkel der Patientin mit zwei Fingern in die Vagina
                                                                                         ein, um dem zu massierenden Teil einen inneren Stützpunkt zu geben. Die rechte
                                                                                         Hand dringt von den Bauchdecken aus unter beständigem Zirkelreiben allmählich
                                                                                         immer tiefer in das Becken ein, bis der zu massierende Körper sich zwischen äusserer
                                                                                         und innerer Hand befindet.147
                                                                                     Diese Darstellung entsprach den Vorstellungen Brandts. Er konnte sich so
                                                                                     gegen Ende seines Lebens zumindest sicher sein, die Ärzteschaft nachhaltig
                                                                                     beschäftigt und in Teilen überzeugt zu haben. Sein Name stand für eine
                                                                                     erfolgreiche neue Therapie, und er würde über seinen Tod hinaus bekannt
                                                                                     bleiben. Hinzu kam schließlich noch der materielle Erfolg, denn seine
                                                                                     Schriften verkauften sich hervorragend.148

                                                                                     Die Debatte bis 1914
                                                                                     Noch im Todesjahr Brandts 1895 veröffentlichte sein wichtigster und pro-
                                                                                     duktivster Anhänger Robert Ziegenspeck eine neue Studie und legte damit

                                                                                     143 Engelmann (1888).
                                                                                     144 N. N. (1887).
                                                                                     145 Siehe z. B. Sänger (1888); Stocker (1892).
                                                                                     146 Dührssen (1891); Kumpf (1892), S. 405.
                                                                                     147 Timmling (1893), S. 10f.
                                                                                     148 Staatsbibliothek Berlin, Handschriftenabteilung, Sammlung Darmstädter 3 f 1847 (2):
                                                                                         12.1.1894, Brief, handschriftlich, Stockholm, Thure Brandt an H. Kornfeld.

                                                                                                                            Franz Steiner Verlag
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