Helfen Im Alltag vielfältig da.für sein - Die Zeitschrift des Seelsorgeamtes für engagierte Christinnen und Christen - Erzdiözese Salzburg
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91 November 2020 Die Zeitschrift des Seelsorgeamtes für engagierte Christinnen und Christen helfen Im Alltag vielfältig da.für sein Alexandra Kunstmann-Hirnböck: Unsere Hand ist ausgestreckt Andreas Weiß: Die lästige Last der Anderen Illustration: Tyrolia Verlag
Editorial LUCIA GREINER Leiterin des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Salzburg Inhalt 7 VOM HELFEN ZUM DIALOG „ Es geht nicht nur um die eigene Motivation und HELFEN Haltung, sondern vor allem um die Bedürfnisse und ICH HABE IN MEINEM LEBEN GUTES ERFAHREN, MIR Wünsche des Anderen. IST GEHOLFEN WORDEN“, „Ich bekomme beim Helfen viel zurück, es tut mir gut, notwendig zu sein“ oder mit einem Schmunzeln „Mir reicht 10 ES BEGINNT MIT EINEM LAUTEN „PLING“ es“ im Sinne von „Ich habe genug und bin in Zirka 40 ehrenamtliche der Lage zu teilen“, das sind Antworten von En- Beraterinnen und Berater gagierten auf die Frage, warum sie bereit sind sind bei der kids-line täglich zu helfen. im Einsatz. Nächstenliebe wirkt so. Wir glauben und ver- trauen der Liebe Gottes. Nicht weil ich muss, weil es sich gehört oder geboten ist, nicht nur 15 DIALOGFOREN – ONLINE HOAGASCHTN deshalb, weil das Elend so groß ist, helfe ich, Auch der digitale Kontakt sondern weil uns die geschenkte und hoffent- will gelernt und ermöglicht lich erfahrene Liebe Gottes drängt, sie weiter- werden. zugeben. Papst Franziskus vergleicht das in sei- ner Botschaft zum Welttag der Armen mit dem „Moment, da das Kind dem Lächeln seiner 16 KUNST UND KULTUR FÖRDERN DIE DEMOKRATIE Mutter begegnet und sich geliebt weiß auf- Über die Bedürfnisse von grund der Tatsache selbst, dass es existiert.“ Jugendlichen, der Wert der Diese Liebe setzt auf Beziehung. Gott ist Kultur und das Weitermachen Mensch geworden wie wir. Die Personen, de- in der Krise. nen wir helfen, sind wie wir. So gut wir mit einander umgehen, auf das gemeinsame Wohl achten, so gut wird unser aller Leben sein. Das 22 BEST PRACTICE Vorlesen ist Liebe ist kein Beiwerk, sondern erweist den Glauben, den wir bekennen, als ganz und wahr. Medieninhaber, Herausgeber, Verleger und Sitz der Redaktion: Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg, Gaisbergstraße 7, 5020 Salzburg. kontakt dient der Freude beim Helfen wünsche ich herzlich! Information und dem Austausch zwischen Christinnen und Christen über die pastorale Lucia Greiner, Seelsorgeamtsleiterin Praxis. Redaktion: Klaudia Achleitner, Maria Herbst, Christina Repolust, Sebastian Schneider, Irene Unterkofler. Kontakt: christina.repolust@seelsorge.kirchen.net. Samson Druck, St. Margarethen. HELFEN – UNTERSTÜTZEN – DA SEIN Große Frauen kommen zu selten zu Wort. Denken wir an die Friedensnobelpreis trägerin Bertha von Suttner (1843–1914), die Patin dieser Ausgabe sein könnte, indem sie meint: „Nach lieben ist helfen das schönste Zeitwort der Welt.“ Die Krankenhausseelsorgerin Alexandra Kunstmann-Hirnböck erzählt in dieser Ausgabe von ihrem Alltag. Isabella Ortner, Freiwilligenzentrum Tiroler Unterland, beschreibt die Wirkmächtigkeit von Vernetzung und einem guten Miteinander: Es geht um räumliche Distanz in Zeiten der Pandemie und nicht um soziale Distanzierung. Schreiben wir also Postkarten oder auch Mails, rufen wir Menschen an, die wir sonst in der Pfarren regelmäßig treffen und die jetzt räumlich Abstand halten müssen. Lösen wir gemeinsam manche Knoten, entwirren wir unsere Gedanken und knüpfen wir neue Netze. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und Gemeinschaft Ihre Christina Repolust, Chefredakteurin 2 kontakt 91 | November 2020
Galerie Illustration: Tyrolia Verlag GALERIE NOVEMBER 2020 Sie kommt, um das Verworrene zu lösen Der Tyrolia Verlag ist ein fixer Kooperationspartner des kontakt. Die Geschichte der Knotenlöserin und das ihr zugrundeliegende Konzept geht auf Maria Knotenlöserin, auch Knotenmadonna oder Maria vom Knoten zurück. Die beiden Künstlerinnen Lena Raubaum und Clara Frühwirth zeigen in ihrer zeitgemäßen Interpretation die Behutsamkeit und Besonnenheit, mit der die Knotenlöserin ihren Mitmenschen in allen deren Verknotungen und Verwirrungen begegnet. kontakt 91 | November 2020 3
helfen Zur Person MAG. ALEXANDRA KUNSTMANN-HIRNBÖCK ist Theologin, Trauerbegleiterin, Erwachsenenbildnerin und derzeit in Ausbildung im Bereich Kriseninter- vention. Ihre Arbeit als Krankenhaus- seelsorgerin ist so vielfältig wie die Menschen, die sie betreut: „Nicht nur die PatientInnen, sondern auch ihre Angehörigen werden mitbetreut und oftmals auch das Personal.“ Sie lässt ihre Hand ausgestreckt, sollten ihre Angebote nicht sofort angenommen werden: „Vielleicht passt es zu einem anderen Foto: privat Zeitpunkt.“ Unsere Hand ist ausgestreckt KrankenhausseelsorgerInnen wenden sich den Menschen zu, die in besonderen Situationen sind: Herausgerissen aus dem Alltag, häufig konfrontiert mit Krankheit, langfristigen Veränderungen des gewohnten Alltags wie auch mit Ab- schiednehmen und Loslassen. Eine Gespräch in besonderen Zeiten, das Hoffnung gibt und Realitätssinn bezeugt. 4 kontakt 91 | November 2020
> Illustration: Tyrolia Verlag Sie sind Theologin und Kranken- de erfahren bzw. erfahren haben. Als für den Menschen. Da-sein für ihn hausseelsorgerin. Wie können sich Seelsorgerin in einem multiprofessio oder sie in der Not. In der Situation, unsere LeserInnen Ihre Ausbildung nellen Team wende ich mich den in der er/sie sich befindet. Nichts bzw. Ihre Arbeitsfelder konkret Menschen zu und nehme Anteil an wollen von ihm oder ihr, den Men- vorstellen? ihner schwierigen Situation und teile schen so annehmen wie er ist. Ich ihre geistlichen Erfahrungen. Nicht habe schon Stunden am Bett ver- ALEXANDRA KUNSTMANN-HIRNBÖCK: Zu nur die Patienten und Patientinnen, bracht, wo nicht miteinander gespro- sätzlich zum Theologiestudium bin sondern auch ihre Angehörigen wer- chen wurde oder wo es gar nicht ich Trauerbegleiterin und Erwachse- den mitbetreut und oftmals auch das möglich war, miteinander verbal zu nenbildnerin und mache auch zur Personal. kommunizieren. Viele der Patienten Zeit die Ausbildung Kriseninterventi- erzählen später, dass es so gut getan on. Als Krankenhausseelsorgerin ab- Als Krankenhausseelsorgerin hat und dass es ihnen geholfen hat. solviert man klinische Seelsorgeaus- haben Sie die vielen Facetten von bildungen, diese sogenannten „helfen“ täglich um sich. Was sind Verletzungen, die einen Aufenthalt KSA-Kurse umfassen theoretische die wichtigsten Momente, auf der Intensivstation notwendig und praktische Einheiten und sind in denen Sie helfen? machen, sind nicht nur lebensbedro- supervisorisch begleitet. KUNSTMANN-HIRNBÖCK: Da haben Sie hend, sondern auch lebensverän- Mein Arbeitsschwerpunkt ist die In- recht, es gibt viele Möglichkeiten zu dernd. Vieles ist nicht mehr so wie es tensivstation im UKH-Salzburg und helfen. Die medizinische Versorgung war. Menschen haben Körperteile die Kinderintensivstation im Uni ist in österreichischen Krankenhäu- verloren, vielleicht auch einen ande- klinikum. Hier habe ich es mit Pati- sern sehr gut gewährleistet. Helfen ren Menschen uvm. Man nimmt das enten und Patientinnen zu tun, die geht allerdings meiner Meinung nach eigene Leben anders in den Blick und teils veränderte Bewusstseinszustän- darüber hinaus. Helfen ist „Da-sein“ dabei begleite ich. > kontakt 91 | November 2020 5
> helfen Hilfe muss ja auch angenommen keine Krankenhauskleidung trage, KUNSTMANN-HIRNBÖCK: Das Schöne an werden können. Wann gelingt es, war ich in dieser Zeit oft die Einzige, diesen Serien ist, dass sie abgeschalten wann nicht oder ist diese Trennung die farbliche Lichtblicke mitbrachte. werden können. Man bleibt Zuseher gar nicht möglich? „Mit Ihnen kommt immer wieder oder Zuseherin, ist nicht betroffen, weiß Farbe in mein Leben“, so hat mich vielleicht mehr als der Protagonist der KUNSTMANN-HIRNBÖCK: Nicht jedem eine Patientin begrüßt. Serie. Wenn die Folge aus ist, kehrt ist es möglich, angebotene Hilfe an- man in seine eigene heile Welt zurück. zunehmen. Die Situation im Kran- Seit Beginn der Pandemie, also seit Vielleicht ist es das, was den Reiz dieser kenhaus überfordert auch. Menschen Anfang März, trage ich eine Maske. Serien ausmacht. Und wünschen wir werden aus ihrem Alltag herausgeris- Die eingeschränkte Mimik ist immer uns nicht alle eine heile Welt? sen und sind plötzlich Patienten. Sie wieder eine Herausforderung, aber Interview: Christina Repolust sollen nunmehr mit dieser Situation man kann mit den Augen auch lä- zurechtkommen und sich entspre- cheln. chend verhalten. Da kann es schon Bevor man in einem Krankenhaus Buchtipp sein, dass seelsorgliche Begleitung aufgenommen wird, lebt man in den nicht gewünscht ist. Meine Hand meisten Fällen autonom und bleibt ausgestreckt und vielleicht selbstbestimmt. Dann wird man zum passt es zu einem anderen Zeitpunkt. Patienten, zum Fall. Wie viel Wie nah sind „helfen“ und „lieben“ Selbstbestimmung bleibt da schwer beisammen? Kranken? Hat hier helfen auch etwas mit Wahrung der Autonomie zu tun? KUNSTMANN-HIRNBÖCK: Die beiden Wörter stehen sich meiner Meinung KUNSTMANN-HIRNBÖCK: Ich lade Sie zu nach sehr nahe. Ohne die Liebe zu einem Gedankenexperiment ein: den Menschen ist ein Beruf, der sich Stellen Sie sich vor, Sie ziehen Ihre dem Menschen zuwendet, nicht mög- Kleidung aus, legen Ihren Schmuck lich. Ein Krankenpfleger, der nur sei- ab und schlüpfen in ein Kranken- nen Job macht, ist mir noch nicht be- haushemd. Das Hemd ist geblümt Ulrike Guerot, Christian Korunka, gegnet. Beruf und Berufung fallen und an der Rückseite offen. Ihre Un- Barbara Prainsack, Georg Psota: hier zusammen und beides ist ge- terwäsche haben Sie auch gegen die PROTOKOLLE DER KRISE. prägt von der Liebe zu den Men- Einweg-Wäsche des Krankhaus ge- Wie Corona unser Leben verändert. schen. tauscht. Ihr Tagesablauf wird vom Wiener Vorlesungen. Krankenhausalltag bestimmt und Picus Verlag. 2020. Hat sich Ihr Arbeitsalltag seit der folgt einer eigenen Logik. In dieser Si- Klare Worte, differenzierte Covid-Pandemie verändert? Wenn tuation ist Autonomie und Selbstbe- Analysen: Das steckt in diesem ja, wie? stimmung relativ. Der Umgang mit schmalen Band. Er beschreibt die den Patienten erfolgt mit großem KUNSTMANN-HIRNBÖCK: Während der Gesellschaft, also uns, in einer Respekt und Achtung. Es ist ein Be- Pandemie herrschte teils komplettes Umbruchsituation. Österreich ist ziehungsgeschehen von Mensch zu Besuchsverbot. Stellen Sie sich vor, in der Krise ungleicher geworden, Mensch und keine Behandlung eines Sie liegen mit einem komplizierten Bildungs- und Einkommens- Falles. Bruch im Krankenhaus, der Aufent- scheren gehen auseinander. Hier halt dauert schon acht Wochen. Kon- Krankenhausserien boomen seit ist auch die Rede von Gemein- takt mit der Familie geht nur übers Jahren, haben Sie eine Idee, warum schaft und dem Sinn, den wir Telefon. Das ist schon eine große He- man sich freiwillig und freudig Menschen unserem Dasein rausforderung. solche Serien ansieht, bei denen es geben. Sich an seriösem Wissen In dieser Zeit waren alle gefordert, die um Krankheit, Tod, Sterben – immer zu orientieren, unterstützt den Patienten und Patientinnen gut zu um das ganze Paket an Trauma geht? Weg durch die Krise. betreuen und zu begleiten. Da ich Wobei helfen diese Serien? 6 kontakt 91 | November 2020
Eine Welt Vom Helfen zum Dialog überleben können, mehr Perspektive und Haltung, sondern vor allem um haben, Bildung oder eine Gesund- die Bedürfnisse und Wünsche des heitsversorgung erhalten. Anderen. Dazu braucht es Dialog Ein anderes Beispiel sind Freiwilligen und Austausch, Begegnung und Ver- einsätze im Ausland. Immer wieder trauen. rufen Jugendliche bei mir an, um sich In unserer Erzdiözese stehen die Be- zu erkundigen, ob sie nach ihrer ziehungen zu den drei Partnerdiöze- Schulausbildung in einem Projekt sen beispielhaft für die vielen Initiati- helfen können. Bei vielen Entsende- ven in den Pfarren und die vielfältigen organisationen für Freiwillige wird Formen der weltkirchlichen Bezie- großer Wert darauf gelegt, dass beide hungen. Natürlich helfen wir den MARKUS ROSSKOPF, Seiten (Volontäre und Projektpart- Menschen in den Partnerdiözesen REFERAT WELTKIRCHE ner) gute Erfahrungen machen kön- (und darüber hinaus), wenn sie in nen. Und dafür braucht es eine gute W Not geraten sind, z.B. bei den Wald- Vorbereitung und Begleitung. as verbindet ihr mit Welt bränden in Amazonien im letzten kirche? Diese Frage stelle ich Jahr oder während der Corona-Pan- gerne zum Einstieg in ein Was willst du, demie. Wichtig erscheint mir aber weltkirchliches Thema. Eine auch, dass wir ins Gespräch kom- der ersten Antworten ist dann: Spen- dass ich dir tue? men, in einen Dialog treten, uns über den sammeln. Und in der Tat sam- Ohne Zweifel ist Helfen etwas Posi- das Leben und den Glauben austau- meln die weltkirchlichen Hilfswerke tives. Doch wie können wir so helfen, schen, darüber was uns trägt und wie Aktion Familienfasttag, Drei dass Anderen wirklich geholfen ist, Hoffnung gibt. Und wie wir mitei- königsaktion, Caritas-Auslandshilfe, sie Unterstützung, Befreiung, das nander und voneinander lernen kön- MIVA, missio und „Sei so frei“ viele Not-wendende erfahren? nen. Das ersetzt nicht das konkrete Spenden. Im Jahr 2019 waren es über Jesus fragt einen Blinden bei Jericho: und notwendige Helfen vor Ort, aber vier Millionen Euro in der Erzdiözese „Was willst du, dass ich dir tue?“ es eröffnet uns neue Horizonte und Salzburg. Das Geld wird dann für (Lk 18,41) Um gut helfen zu können, ermöglicht uns Beziehungen, die uns Projekte im sog. „Globalen Süden“ sollte dies die Leitfrage sein. Es geht weltweit als Geschwister erfahren eingesetzt, damit Menschen dort nicht nur um die eigene Motivation lassen. kontakt 91 | November 2020 7
Nächstenliebe Heilige Notburga hilft den Armen. Seitenaltarbild in der Wallfahrtskirche Maria Rast in Zell am Ziller. Die lästige Last der Anderen In der Bibel wird Jesus gefragt, wer denn als „Nächste(r)“ der Menschen zu gelten habe (Lk 10,29). Angesichts der gegenwärtigen Krisen müssen wir uns auch die Frage stellen, wo denn die leidenden Nächsten zu finden sind: Werden sie übersehen? Haben wir noch Sinne für sie? Oder haben wir uns schon allzu sehr mit der eigenen Opferrolle abgefunden? 8 kontakt 91 | November 2020
schworenen „gelobten Land“ mit Die Zumutungen bester Gesundheitsversorgung, mit der Krise sozialen Sicherungsnetzen, mit staat- lichen Hilfen. „Krisengebeutelt sind wir alle!“ Seit Monaten vernehmen wir nichts An- deres mehr – ja, wir fühlen die Krise Das Virus macht einen am eigenen Leib, im täglichen Leben. Menschen erfahren zahlreiche Ein- Unterschied! schränkungen, viele von ihnen wur- Dennoch sollten wir uns nichts vor- den von einem Tag auf den anderen machen: Es gibt eklatante Diffe- zu einer „Risikogruppe“ erklärt, re- renzen in der Krisenerfahrung! gelrecht „stigmatisiert“. Wir fühlen Möglicherweise nicht auf der bio uns eingeengt, gefährdet und un logischen Ebene – sehr wohl aber auf sicher. Viele erlitten in den vergange- der sozialen und menschlichen Ebe- Andreas G. Weiß nen Wochen nicht nur einen gesund- ne. Persönliche Schicksale nehmen heitlichen Schock, sondern erleben täglich zu. Gruppen werden an den Menschen, die Verzahnung von auch einen tiefen Vertrauensverlust. Rand, ja aus dem kollektiven Ge- Wohlergehen der Bevölkerung und Diese Erfahrungen nagen an uns, die dächtnis gedrängt. Gesundheitsvor- Umgang mit den Schwächsten wird Ereignisse der vergangenen Monate sorge steht jetzt im Mittelpunkt. Was zu einem religiösen Aufruf mit poli- sind eine Zumutung und bringen uns aber mit den beinahe unsichtbaren tischer Reichweite. alle an Grenzen des Ertragbaren. Krisenherden? Etwa, weil man trotz Corona eine Familie zu versorgen, Kollektiver Weltschmerz Kinder zu betreuen und Angehörige Begegnung Gottes in den zu pflegen hat? Weil man Gewalt in „Wir sind alle Opfer in dieser Krise!“, der nächsten Umgebung erfährt, den Menschen könnte das Credo lauten, das die po- Job verliert und man in der krisenge- Die christliche Sicht auf die Welt litischen AnführerInnen in aller Welt beutelten Zeit noch weniger Unter- kommt ohne den Blick auf die Mit- zu immer noch strafferen Regulie- stützung und Achtung geschenkt be- menschen nicht aus – alles andere ist rungen anspornt. „Schließlich macht kommt? Wenn sich alle als Opfer eine „Mogelpackung des Glaubens“. das Virus keinen Unterschied“, hört fühlen, werden die stillen Opfer ger- Wer sich der Zumutung Jesu nicht man vielerorts. Eigenverantwortung ne übersehen. stellen kann, die „lästige Last“ der an- ist das neue Stichwort – zwar schon Jene Bevölkerungsgruppen, die deren Menschen mitzutragen, steht mit Rücksicht auf die anderen, aber schon vor der Corona-Krise als ver- auf verlorenem Posten. Was Christus zunächst heißt es doch weiterhin letzlich und gefährdet galten, werden den Menschen abverlangt, kommt „Schau auf dich!“ und dann erst auch jetzt nicht verschont. Im Ge- natürlich nicht erst mit der Corona- „Schau auf mich!“. Das Resultat die- genteil: Vielmehr wird noch leichter Krise, besonders aber in solchen ser kollektiven Betroffenheit ist leider auf sie vergessen. Das gebetsmühlen- Zeiten zum entlarvenden Vorschein: unübersehbar: Die Tendenz zu einem artigen Wiederholen von Rücksicht- Gottesliebe ist ohne Nächstenliebe neuen Biedermeier ist augenschein- nahme bewirkt da wenig. Wenn der nicht zu haben! Anderen Menschen lich, man möchte sich in die schein- Blick auf die Unsicherheiten des Le- zu helfen, ihnen nach aller Maßgabe bar letzte Bastion der persönlichen bens gerichtet ist, ist die Versuchung der Menschlichkeit und nach Kräften Freiheit einfrieden. Ellbogentaktik groß, diese nicht zuallererst bei an- zu helfen ist kein Beiwerk christ- macht sich breit: Zuerst das Eigene, deren Menschen zu suchen. Das ist lichen Lebens. Hier entscheidet sich dann erst das Fremde. Zu negativ? einerseits menschlich – zugleich aber vielmehr die christliche Berufung, Leider realistisch, befürchte ich. enorm gefährlich und zerstörerisch. die Begegnung mit dem menschge- wordenen Gott. Andreas G. Weiß Als Papst Franziskus am 4. Oktober 2020 seine neue Enzyklika „Fratelli Wo ist mein Nächster? BUCHTIPP Tutti“ am Grab des heiligen Franzis- Die Krise droht, uns blind und taub kus in Assisi unterschrieben hat, ge- zu machen. Sie wirkt wie ein Rohr- Andreas G. Weiß schah dies in einer veränderten Welt. schachtest für die Gesellschaften, für Dazu hat nicht nur die allgegenwär- die Kirche, für die Menschen in ih- GLAUBENS- tige Covid-19-Pandemie beigetragen, nen. Hier entscheidet sich, wohin DÄMMERUNG. sondern Konfliktherde, Flüchtlings- sich der Blick richtet, was im Fokus Was wir glauben, not, soziale Armut und Ungleich- liegt. Die neue Enzyklika des Papstes wenn wir glauben heiten haben weltweit zugenommen wirkt wie eine Stimme, die Grund- Tübingen 2020 – auch in Österreich. Natürlich, wir sätzliches in Erinnerung rufen möch- leben tatsächlich in einem vielbe- te. Die Angewiesenheit auf andere kontakt 91 | November 2020 9
kids-line Es beginnt mit einem lauten „Pling“ Wie funktioniert das Helfen in digitalen Empathie und Mitschwingen sind Zirka 40 ehrenamtliche Welten? über Telefon und Chat genauso mög- Beraterinnen und Berater lich wie im Face-to-Face Kontakt. sind bei der kids-line Mit einem lauten „Pling“ poppt im Manchen Kindern fällt es so leichter täglich von 13–21 Uhr im Beratungsraum der kids-line eine sich zu öffnen und sonst Unsagbares Einsatz, um Salzburgs Chatanfrage auf: „Darf ich anrufen?“ zum ersten Mal auszusprechen. In Kindern und Jugendlichen Wenn viel los ist, versuchen die Kin- der kids-line heißt helfen zunächst am Telefon und im Chat zu der sich auf diesem Weg einen Platz einmal zuhören, Raum geben und helfen, anonym und für die am Telefon zu sichern. Gerade ist die aushalten. Ratsuchenden kostenlos. Leitung mit einem Beratungsge- spräch belegt, aber die drei Kolle- Das bringt die Beraterinnen und Be- ginnen, die zeitgleich im Dienst sind, rater auch an ihre Grenzen, denn im- können sich untereinander abspre- mer wieder ist er da: der Impuls, so- chen und dem Kind anbieten, es im fort zu handeln, um das Kind zu Chat zu begleiten, bis die Leitung frei retten. Oft geht es dabei auch darum, ist. Parallel wünschen sich gerade sich selbst zu retten, wenn eigene Ge- noch drei weitere kids im Alter von 8 fühle der Hilflosigkeit gerade nicht bis 12 eine Form der Begleitung. Sie aushaltbar scheinen. Selbstfürsorge sind allein zuhause oder warten auf und Supervision können helfen, den „etwas“ – etwas, das oftmals nichts Beratungsauftrag wieder deutlich Gutes bedeutet, wenn es die Kinder wahrnehmen zu können: dem Kind so vorsichtig formulieren. „Ich hab zu vermitteln, dass es sich der kids- Angst!“, schreibt die zehnjährige So- line mit allem Schweren zumuten phie, die sich regelmäßig bei der kann, dass die Beraterinnen und Be- kids-line meldet. Die Familie wird rater unter der Last des Erzählten bereits von der Jugendhilfe betreut, nicht zusammenbrechen, sondern da es immer wieder zu Eskalationen handlungsfähig bleiben … und diese kommt, bei denen das Mädchen um Energie an das Kind weitergeben. seine körperliche und seelische Un- Um 21:00 Uhr haben drei Berate- versehrtheit bangen muss. „Wir sind rinnen der Spätschicht um die 20 jetzt für dich da. Du bist nicht al- Foto: Kolarik Kinder und Jugendlichen ein Stück lein!“, vermittelt die Beraterin der weit begleitet. Milena (9) konnte Zehnjährigen im Chat, die sich mit nach einer Gutenachtgeschichte am dem Tablet unter das Stockbett zu- Telefon gut einschlafen, Sabsi (13) rückgezogen hat, von wo aus sie KATJA SCHWEITZER wird einen Brief an ihren Körper heimlich mit der kids-line in Kontakt schreiben und Tim (16) wird sich zu- stehen kann. mindest morgen wieder bei der kids- SPRICH DEN ERSTEN SCHRITT! line melden. So funktioniert das digi- SCHREIB DEN ERSTEN SCHRITT! tale Helfen bei der kids-line – im Spannungsfeld zwischen Krisen Ab 18:00 verdoppelt sich die Anzahl der intervention und Beziehungsarbeit. Anfragen meistens: Von „Darf ich später Gute-Nacht-Sagen kommen?“ (Milena, 9) über „Woran merke ich, dass ich eine Ess- störung habe?“ (Sabsi, 13) bis hin zu „Ich weiß jetzt das Datum, an dem ich sterben will.“ (Tim, 16) ist alles dabei. 10 kontakt 91 | November 2020
MENSCHENBILDER ISABELLA ORTNER Leiterin des Freiwilligenzentrums Tiroler Unterland So macht das Helfen Freude! Isabella Ortner leitet das Freiwilligenzentrum Tiroler Unterland in Hopfgarten/Brixental seit dem Jahr 2015. Die engagierte Netzwerkerin weiß: „Das Bild von Ehrenamtlichen, die sich für Jahrzehnte verpflichten, ist nicht mehr aktuell. Bei mir melden sich Menschen, die gern helfen und auch klar sagen, wie viel Zeit sie herschenken wollen.“ Menschen zusammenzubringen, Netzwerke zu knüpfen, das ist ihr Ziel. Isabella Ortner. Foto: privat DASS SIE EINE KAUFMÄNNISCHE AUSBIL- nicht zuviel zumuten. Deshalb beglei- was ich bis jetzt in meinem Leben DUNG HAT, STRUKTURIERT WIE ENGA- ten wir die Engagierten, bieten Aus- und Arbeitsleben gelernt habe, ist GIERT ARBEITET, ist für Isabella Ortner tauschtreffen und Fortbildungen an. mir hier nützlich. Wir machen zahl- ein gutes Fundament, auf dem sich reiche Projekte, auch für Angehörige Begeisterung und Vernetzung entwi- Meine Lebenserfahrung von Menschen mit Demenz oder für ckeln können. „Ich bringe Menschen geflüchtete Frauen, um nur zwei Bei- bzw. Menschen und Organisationen nutzen spiele zu nennen.“ Der ausgebildeten zusammen. Mein Lieblingsbeispiel „Manche wollen sich in den Be- Mediatorin und Schriftdolmetsche- dafür ist in einem Haus für Betreutes reichen engagieren, in denen sie im rin geht es darum, dass die, die ihre Wohnen: Zum Herrichten des Gar- Arbeitsleben tätig waren, andere su- Hilfe und Zeit anbieten, auch Sinn tens treffen hier Ehrenamtliche und chen bewusst eine Beschäftigung in und Freude erleben: „Sich selbst gut BewohnerInnen zusammen, die erle- einem ganz neuen Aufgabengebiet.“ organisieren zu können, seine Gren- digen das gemeinsam und verab- Isabella Ortner ist 56 Jahre alt, sie hat zen zu kennen, das ist die Basis für schieden sich dann wieder für ein zuvor beim Österr. Roten Kreuz in ein für beide Seiten zufrieden stel- Jahr.“ Klarerweise gibt es auch Aufga- Kufstein gearbeitet und dabei „die lendes Arbeiten im Ehrenamt. Es ist ben, für die sich Interessierte für eine soziale Schiene, den Wert und die meine Aufgabe, das Geben und Neh- längere Dauer verpflichten, beispiels- Freude des Ehrenamts“ kennenge- men in Balance zu halten. Ich freue weise die Arbeit bei der Hospizbewe- lernt. Sie freut sich, dass sie in ihrer mich über alle, die sich melden, egal, gung oder der Bewährungshilfe. „Wir Arbeit eine hilfreiche Schnittstelle ob sie zwei oder mehr Stunden an- achten darauf, dass sich die Men- zwischen jenen ist, die Hilfe anbieten bieten: Ehrenamt soll Freude berei- schen, die zu uns kommen, auch und jenen, die Hilfe suchen. „Alles, ten, nur dann kommt die Hilfe an.“ kontakt 91 | November 2020 11
Galerie
Manches lässt sich weder schnell lösen noch entwirren: Da gilt es, der Zeit zu vertrauen und die Kraft der Geduld zu entdecken. Illustration: Tyrolia Verlag
Qualität in der Pastoral Landkarten werden zu Schatzkarten mal mehr dazu ermuntert, das Gute Entwicklung in der Qualität bedeutet Die Regeln sind klar, die Auf- zu suchen, das im Kleinen in den ja immer auch, sich von Dingen zu gaben gut verteilt, alles läuft Pfarren gelingt. Das Nörgeln beherr- verabschieden, nur so kann man Ak- wie immer. Oder doch nicht? schen wir schon, aber den Blick auf zente setzen.“ Nicht erst durch die Pandemie das zu lenken, was gelingt, das muss „Qualität in der Pastoral“ ist eines der stellen sich ExpertInnen in der man sich immer wieder vornehmen. diözesanen Leitprojekte aus dem Zu- Verkündigung die Frage nach Und es gelingt sehr viel in den Pfar- kunftsprozess der Erzdiözese. Hier der Qualität in der Pastoral. ren.“ Die Qualität in der Pastoral zu verknüpft man das WAS mit dem WIE entwickeln, bedeutet in diesem Kon- der Verkündigung. WAS steht für die J text, sich sowohl dem Positivem, dem frohe Botschaft der erlösenden Zu- etzt können Pfarren ausgebildete Gelingenden zu widmen, wie auch wendung Gottes zu jedem Menschen Qualitätsbeauftragte anrufen und jene Punkte zu finden und zu analy- in Jesus Christus. Das WIE füllen die um ein Gespräch bzw. Unterstützung sieren, die sich verbessern lassen. Qualitätsbeauftragten mit Ideen und anfragen: Die ersten ausgebildeten „Luft nach oben gibt es in vielen Be- Projekten, die diese Grundbotschaft Qualitätsbeauftragten in der Erzdiö- reichen, das ist allen bewusst, nur mit Leben füllen. Die Botschaft muss zese Salzburg sind begabte Schatz Wertschätzung und Freude bringen erfahrbar werden, mit Leben erfüllt sucherInnen. uns zu den Verbesserungen“, sind werden und ihre Anbindung im Le- Mona Mraz, Pastoralassistentin im sich die Absolventen einig. ben haben. „Es gibt den großen Dekanat Kufstein, hat die intensive Schatz, es gibt daneben aber viele Ausbildung zur Qualitätsbeauftrag- Man muss auch etwas kleine Schätzchen. Es gibt die Mo- ten hörbar genossen: „Zuerst einmal mente, von denen Menschen in der haben wir gemeinsam auf die Land- lassen können Seelsorge zehren, die sie als berei- karten geschaut, Motive und Meta- Pastoralassistent Johannes Lettner chernd erleben, da zählen Intensität phern für unsere Pfarren und Pfarr- nimmt aus dieser Ausbildung mit, und Qualität mehr als Dauer und verbände entwickelt. Wo laufen dass man hier völlig neue Fragen zu Quantität. So kann Neues entstehen, Flüsse zusammen, welcher Berg steht stellen lernte. „Neu war, den Blick auf das haben wir in der Ausbildung für Distanz, von welchem Berg aus das zu lenken, was gut läuft. Und zu ebenso erfahren wie in unserer pa- habe ich einen guten Überblick? Die- fragen: Warum läuft es gut? Was kön- storalen Praxis. Manchmal kommt es se Metaphern haben uns dann be- nen wir aus diesen Bereichen lernen, wirklich auf den Blickwinkel an.“, re- gleitet, wir wurden zu Schatzsuchern. auf andere Segmente des Pfarrlebens flektiert Mona Mraz den Transfer der Diese Ausbildung hat mich noch ein- und der Verkündigung übertragen? Ausbildungsinhalte in die Praxis. Tipp SIE SIND NEUGIERIG GEWORDEN UND WOLLEN EINEN DER QUALITÄTSBEAUF- TRAGTEN IN IHRE PFARRE EINLADEN? Nehmen Sie Kontakt zu Mag. Monika Stockhammer, Referentin für Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung, auf. Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg, Kapitelplatz 2, 0662/8047/7112, monika.stockhammer@seelsorge. kirchen.net Foto: Erzdiözese Salzburg 14 kontakt 91 | November 2020
Kontext STEH AUF UND STELL DICH IN DIE MITTE! (Mk3,3) DAS SAGT JESUS ZU JEMAND, DER LEIDET. TROTZ DES WIDERSTANDES SEINER UMGEBUNG GEHT ER GE- Illustration: AdobeStock_emojoez HEILT WEG. Viele stellen andere in den Mittelpunkt. Sie lindern mo- Dialogforen – mentane Not. Sie kümmern sich um Menschen in see- lischer Not. Andere kämpfen für bessere Lebensbedingun- online hoagaschtn gen: einen kindgerechten Spielplatz, eine autofreie Zone in der Stadt, Plätze in der Krabbelstube. Andere enga- gieren sich für Teilnahme am DAS MÖGEN VIELE VON UNS: gut mode- reicht mein WLan oder eben nicht? gesellschaftlichen Leben: in rierte Treffen, kurzweilige Inputs, an- Wer kennt nicht die eingefrorenen einem inklusiven Feriencamp, regende Kleingruppen und noch Gesichter und die abgehackten Sätze in der Begleitung von Kindern an regenderer Austausch bei der von den Bildschirmen? beim Deutschlernen, durch das Kaffeepause. Viele Kilometer und Die Sozialen Medien, wie Facebook, Begleiten einer Frau im Roll- Stunden nehmen wir dafür auf uns. Instagram oder Twitter, erfreuen sich stuhl in die Kirche oder in ein Bereichert, voll mit guten Ideen und noch größerer Beliebtheit. Die Online- Konzert. Andere setzen sich inspiriert von den Gesprächen mit Plattformen der verschiedenen An- für mehr Gerechtigkeit in der Menschen aus anderen Pfarren fa- bieter wurden ausprobiert, kennen- Welt ein: sie kaufen fair gehan- hren wir wieder nach Hause, um wie- gelernt und angewendet. delte Produkte, sie beteiligen der einzutauchen in das heimatliche Schließlich muss uns die Frage leiten: sich an der Klimademo. Umfeld unserer Pfarren. So kannten Welche Formate sind in Zeiten wie Die Wertschätzung des ande- wir das bis zum 13. März dieses Jah- diesen hilfreich? Können wir in Kon- ren, unabhängig von Ge- res. Ja, und dann? takt kommen und quasi online hoa- schlecht, Lebensform, Her- Der Lockdown: Stille – Verunsiche- gaschtn? Reizvoll ist der große digi- kunft und Religion ist die rung – Orientierung suchen. Eine der tale Raum. Er hält sich nicht an Basis, die im Evangelium ih- ersten Reaktionen, neben Schock Pfarr- oder Dekanatsgrenzen. Jede ren Ursprung hat. Das ist nicht und Telefonieren, war: Dann steigen und jeder kann dazu kommen. Es immer leicht, aber es ist wir halt um auf Digital. Gesagt getan, braucht keinen Führerschein oder Grundvollzug christlicher Ge- aber digital ist nicht das neue Analog. Fahrgemeinschaften. meinde. Danke allen, die den Unsere Besprechungs- und Kontakt- Im Frühjahr 2021 möchten wir für Menschen in die Mitte stellen. gewohnheiten ließen sich nicht ein- Pfarrgemeinderäte und Pfarrgemein- So lebt christliche Gemein- fach auf den Bildschirm übertragen. derätinnen in ganz Österreich digi- schaft. Auch der digitale Kontakt will gelernt tale runde Tische zu Themen wie Be- und ermöglicht werden. Die Größe teiligung, Wirksamkeit oder Sebastian Schneider, des mbit-Downloads und des mbit- lebendiger Glaubensweitergabe an- 0662-8047-2495, Uploads wurde für die Kontaktauf- bieten. sebastian.schneider@ nahme extrem wichtig – auf deutsch: Klaudia Achleitner seelsorge.kirchen.net kontakt 91 | November 2020 15
Krisenbewältigung Kunst und Kultur fördern die Demokratie ELISABETH BRECKNER: Denken wir an rungen sind derzeit bis Ende November das Gedicht „Herr von Ribbeck auf abgesagt. KünstlerInnen haben Zeit inve- Ribbeck im Havelland“ von Theodor stiert, geprobt, geplant und sich auf ihr Pu- Fontane. Es kreist um einen Birn- blikum gefreut. AutorInnen haben Leserei- baum, dessen Ernte der gütige Rib- sen konzipiert, Literaturhäuser und beck auf Ribbeck so großzügig an Bibliotheken ein ambitioniertes Herbst- MAG. ELISABETH BRECKNER Mädchen und Buben verteilt. Er programm vorgelegt. Wie beurteilen Sie stirbt, sein Erbe ist geizig, die Jahre als Künstlerin den Wert der Kultur im Kon- M gehen auf und ab, aus seinem Grab text der Corona-Verordnung? ag. Elisabeth Breckner, Schau- wächst ein Birnbaum: So spendet Se- BRECKNER: Angesichts des Raum grei- spielerin, Theaterworkshop- gen noch immer die Hand des von fenden islamistischen Terrors ist es leiterin, Trauerrednerin und Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. meiner Meinung nach nicht mehr Deutschlehrerin über die Be- Dieser Text zeugt doch gleicherma- eine Frage, ob man ins Kino oder ins dürfnisse von Jugendlichen, den Wert ßen von Vergänglichkeit und Hoff- Theater gehen will, sondern es gilt der Kultur und das Weitermachen in nung. Dem müssen wir uns wohl klarzustellen: Hier findet eine zutiefst der Krise. stellen, dem mussten wir uns ja auch demokratiefördernde Arbeit statt. Ich bis jetzt - vor Ausbruch der Covid- Sie haben den Balladenabend am 31. 10. hörte „neben Wettbüros werden auch 19-Pandemie - in Krisensituationen 2020 in St. Virgil/Salzburg unter das Motto die Theater geschlossen“ – das zeigte stellen, jetzt gibt es eben eine kollek- „Vergänglichkeit“ gestellt. Das Programm mir den Stellenwert, den die Politik tive Krise. für diese Veranstaltung haben Sie ja gleich der Kunst und Kultur beimisst. Dabei nach dem Sommer zusammengestellt. Kirchenkonzerte, Orgelwochen, Konzerte, werden gerade hier Menschen jeder Wie kamen Sie auf das Motto? Theatervorstellungen und Kinovorfüh- Generation an demokratische Werte 16 kontakt 91 | November 2020
BUCHTIPP: DER SCHNEE- FLOCKENSAMMLER ROBERT SCHNEIDER (TEXT); LINDA WOLFSGRUBER (ILLUSTRATION). WIEN: JUNGBRUNNENVERLAG 2020. 1,5m Ja, der Textautor ist der Robert Schneider, ja, der, der mit dem Roman „Schlafes Bruder“ 1992 berühmt geworden ist. Legen- där war damals auch, dass Schneider sein Manuskript über zehn Verlagen schickte und nur ein einziger es an- nahm. Jetzt erzählt er von Wilson Bentley, einem unauf- geregten Menschen, der das Icons: BECRIS Große im Kleinen zu erkennen vermag. Als Kind gilt er als Trödler, als Träumer; als Er- wachsener begeistert er da- mit, dass er mehrere tausend Schneeflocken fotografierte auf vielfältigen Wegen herangeführt: Wie proben Sie aktuell, wie halten Sie an und die Kristalle seiner Ge- Hier wurde und wird stets mehr ge- Ihrem Ziel, der kommenden Aufführung meinde zeigte. Er macht sei- boten als bloße Unterhaltung. fest? nen Mitmenschen dabei die Derzeit werden junge Menschen schnell BRECKNER: Meine KollegInnen und ich Freude des Augenblicks be- als verantwortungslose Partymacher ver- haben seit März 2020 kleinere Pro- greiflich, lässt sie erleben, wie unglimpft, wie erleben Sie die Jugend- jekte im Internet realisiert, dafür gab unnachahmlich schön jeder lichen in Ihrem Arbeitsumfeld – sowohl als es auch Stipendien. Dass wir ein einzelne Schneekristall ist. Lehrerin als auch im Kontext Ihrer Theater- Stück, für das es ja auch bereits zahl- Zuvor hatten alle darüber ge- workshops? reiche Proben gab, nicht aufführen lacht, dass er mit einer Dau- BRECKNER: Ganz anders. Beim ersten können, schmerzt, anders kann ich nenfeder Schneeflocken ein- Lockdown gab es schon noch Stim- es nicht ausdrücken. Diesen fing und sie unters Mikroskop men, die meinten „Hurra, keine Schmerz, dieses tiefe Bedauern teilen legte. Ein stiller Text, der seine Schule“. Jetzt freuen sich meine wir alle, die auf Aufführungen hinge- Entsprechung in den aus- SchülerInnen – sie sind in der Unter- arbeitet haben, Derzeit probe ich drucksstarken wie zurückge- stufe – dass sie in die Schule gehen und hoffe, dass wir im Jänner wieder nommenen Zeichnungen der können. Sie freuen sich aufeinander. vor Publikum spielen können. Sonst großartigen Linda Wolfs- Das erlebe ich auch bei meinen eige- wird es einen Live-Stream geben, ja, gruber findet. Die Stille, die nen Kindern: Schule ist besser als das kann uns passieren. Dann wer- Zuversicht, das Lernen der Distance-Learning. Gerade die Kin- den wir uns auf eine Kamera und Menschen: Das ist genau jener der in der Unterstufe brauchen die nicht auf ein Publikum ausrichten. Trost und jene Zusage, die wir Gleichaltrigen, um sich zu sozialisie- Und ja, wir bleiben dran, wir machen Menschen in diesen Zeiten ren, Schule ist ja ein Gesamtpaket! weiter. Interview: Christina Repolust brauchen. Christina Repolust kontakt 91 | November 2020 17
Veranstaltungen BIBELWELT BIBELREFERAT Der Prophet Jona Hebräisch für Alle „und Ninive wird umgedreht …“ Mehr als ein Sprachkurs; seit 2001 Auf 100 qm erstreckt sich der neue Dauerausstellungsteil Besonders für AnfängerInnen geeignet. Fortgeschrittene der Bibelwelt Salzburg, der allgemein die Propheten und lesen das Buch Jona. Vorträge zum Thema ProphetInnen. insbesonders den Propheten Jona in den Mittepunkt 4 ReferentInnen: Birgitta Kogler, Ingrid Krammer, stellt. In einem großen Schiff und als „JonaKATER“ vor Johannes Reiss und Friedrich Reiterer, Organisation: Ninive erfahren die Besucher was es heißt, als Prophet das „Umdrehen der Stadt Ninive“ anzukündigen. Heinrich Wagner Altersgerechte Führungen können unter Tel. 0676-8746- Freitag, 5. Februar (10.00 Uhr) bis Montag, 8. Februar 2021 7080, bzw. bibelwelt.at@gmail.com gebucht werden. (16.00 Uhr) Leitung: Dir. Dr. Eduard Baumann Veranstaltungsort: St. Virgil Salzburg Montag und Donnerstag bis Samstag 10.00 – 18.00 Uhr; Anmeldung bis 29. Jänner 2021 im Bibelreferat der Sonntag, feiertags 11.00 – 18.00 Uhr; letzter Einlass 17.00 Erzdiözese Salzburg bei Erika Gerl, Tel. 0662/8047-2070 Uhr; für Gruppen bei Voranmeldung täglich oder bibelreferat@seelsorge.kirchen.net Veranstaltungsort: Bibelwelt, Plainstr. 42, 5020 Salzburg FrühzahlerInnenbonus bis 18. Dezember 2020 Info: Andrea Ruttnig, 0676-8746-7080, bibelwelt.at@ Info: Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte gmail.com Pfarrer Heinrich Wagner unter 0676/8746-2071 oder bibelreferat@seelsorge.kirchen.net Gratisführung für alle Gruppen- leiterInnen der Erzdiözese Salzburg Der Zauber des Alten Testaments Mit meinen Firmlingen erlebnisorientiert die Bibelwelt erkunden Einjähriger Bibellehrgang Für GruppenleiterInnen, die ihre Firmlinge selbst Schnuppertag: Thema „Kain und Abel“ führen oder sich informieren wollen, wie eine geführte Das ganze Seminar beinhaltet die Themen: Gesamt- Exkursion in der Bibelwelt abläuft. überblick über die Bibel, Hilfen zum Verständnis der Leitung: Dir. Dr. Eduard Baumann einzelnen Bücher, das Buch Kohelet, die Propheten- Samstag, 16. Jänner 2021, 10.30 – 12.00 Uhr literatur, Urgeschichten, König Saul, 40 Jahre Weg durch die Wüste Veranstaltungsort: Bibelwelt, Plainstr. 42, 5020 Salzburg ReferentIn/Leitung: Margarita Paulus und Anmeldung und Infos: Andrea Ruttnig, 0676-8746-7080, Pfarrer Heinrich Wagner bibelwelt.at@gmail.com Schnuppertag: Freitag, 22. Jänner 2021, 14.00 bis 21.30 Uhr Multiplikatoren-Workshop: Ich Weitere Termine (ganzes Seminar): 19./20.3.; 23./24.4.; 28./29.5.; 25./26.6.; 1./2.10.; 19./20.11.2021 führe meine Gruppe/Klasse selbst Uhrzeit: Freitag jeweils von 15.00 bis 21.00 Uhr und Die Bibelwelt lebendig vermitteln Samstag von 9.00 bis 17.00 Uhr Für LehrerInnen, bzw. GruppenleiterInnen, die Veranstaltungsort: St. Virgil Salzburg ihre Klasse/Gruppe selbst führen wollen, mit dem Schwerpunkt „Propheten“. Anmeldung erforderlich: Anmeldung Schnuppertag: bis 15.01.2021, Leitung: Heinrich Wagner Anmeldung ganzes Seminar: bis 05.03.2021 Dienstag, 2. Februar 2021 oder Mittwoch, 3. Februar 2021, im Bibelreferat der Erzdiözese Salzburg bei Erika Gerl, Tel. 16.00 – 18.00 Uhr 0662/8047-2070 oder bibelreferat@seelsorge.kirchen.net Veranstaltungsort: Bibelwelt, Plainstr. 42, 5020 Salzburg Info: Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Anmeldung und Infos: Andrea Ruttnig, 0676-8746-7080, Pfarrer Heinrich Wagner unter 0676/8746-2071 oder bibelwelt.at@gmail.com bibelreferat@seelsorge.kirchen.net 365 Der neue action mal Gottes Wort Schriftlesungs- Farbige Meditations Kalender im Taschenformat seiten mit neuen Motiven Ihr Begleiter für das Jahr 2021 Feinleinen- struktur n Er beschenkt Sie täglich durch Worte aus der Heiligen Schrift n Er gibt geistliche Kraft, Mut und Hoffnung für den Alltag E n Er hilft Ihnen beten 20-seitiger Gebetsteil 7,20 Zu beziehen bei der KATHOLISCHEN MÄNNERBEWEGUNG, Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg, 0662-8047-7558, kmb@ka.kirchen.net
Veranstaltungen Service KIRCHENMUSIKREFERAT TELEFONSEELSORGE Salzburger Evensong Es gibt so Tage, da würde ich gerne mit jemandem reden! Der Evensong ist die anglikanische Form des Abend- Vertraulich – Kostenlos – Rund um die Uhr gebets. Dieser musikalisch gestaltete Abendgottesdienst wird wesentlich durch den Kirchenchor getragen. An NOTRUF 142 diesem Abend können wir gemeinsam mit dem Kirchen- www.ts142.at chor Anthering einen Salzburger Evensong erleben und NOTRUF 142 · www.telefonseelsorge.at feiern. vertraulich · kostenlos · rund um die Uhr KIDS-LINE Referent/Leitung: Kirchenchor Anthering (Leitung: Christl Kipmann) Rat für junge Leute. Kostenlos vom Festnetz und vom Handy. Mittwoch, 2. Dezember 2020, 19.00 Uhr Täglich 13:00 bis 21:00 Uhr Veranstaltungsort: Pfarrkirche Anthering 0800 - 234 123 Info: Magdalena Langwieder, 0676-8746-6535 www.kids-line.at magdalena.langwieder@seelsorge.kirchen.net PARTNER- UND FAMILIENBERATUNG ETHIK UND SPIRITUALITÄT IM ALTER • Psychologische Beratung Begleitung alter Menschen • Information bei sozialen und juristischen Fragen trotz oder wegen Corona • Geförderte Familien-Mediation Reflexionstreffen Seniorenpastoral Salzburg, Zell am See, St. Johann i. P., Tamsweg, St. Michael, Wörgl 0662 - 8047 6700 Besonders ältere Menschen haben in den letzten www.kirchen.net/beratung Monaten an den Folgen der Corona-Epidemie zu leiden gehabt. Aus heutiger Sicht wird es nur ein Leben mit SPIRITUALITÄT UND EXERZITIEN Corona geben. Das heißt aber, wir müssen unsere • Heilsame Orte (Veranstaltungen) Strukturen in der Betreuung bzw. Begleitung älterer NER • Geistliche Begleitung E Menschen verändern und anpassen. F F • Exerzitien im Alltag O - 8047 EL Referent: Matthias Hohla Referat für • Begleitung von Einzelnen und Gruppen Mittwoch, 9. Dezember 2020, 14.00–18.00 Uhr Spiritualität & Exerzitien 0662 I M M H ENEeRn.at 2375 OFtF-kM www.kirchen.net/spiritualitaet irchEL Veranstaltungsort: Pfarrsaal Thalgau n fopoi HIM Donnerstag, 10. Dezember 2020, 14.00–18.00 Uhr in PRÄVENTIONSSTELLE Veranstaltungsort: Tagungshaus Wörgl .at irchenrichtet sich an oint-k Anmeldung bis 4. Dezember 2020 unter Unser Angebot sabine.niedermoser@seelsorge.kirchen.net infopErwachsene und Jugendliche, die OFFENER HIMMEL mit Kindern arbeiten – zum Schutz Info: Sabine Niedermoser 0662/8047/2088 vor sexueller Gewalt an Kindern. Servicestelle für Präventions- und Bildungsarbeit OFFENER HIMMEL infopoint-kirchen.at 0662 - 8047 7585 infopoint-kirchen.at www.kirchen.net/NaeheundDistanz Manches abgesagt, Zuversicht aber weiterhin angesagt INFOPOINT KIRCHEN Liebe Leserinnen, liebe Leser! Reden über den Glauben? Auf der infopoint-kirchen.at infopoint-kirchen.at Suche nach spirituellen Angeboten? Wir wissen jetzt bei Drucklegung nicht, welche Ver- anstaltungen abgesagt werden müssen. Wir wissen 0662 - 8047 Ein E2087 en en e ine OFFENER OFFENER Franziskanergasse 3, Salzburg Ei en Kirch Ei en Kirch aber eines: Sie wie wir geben unser Bestes. Wir nrichtung HIMMEL nrichtung wollen Musik machen und zur Aufführung brin- HIMMEL www.infopoint-kirchen.at ich l der ist ich gen, wir wollen Sie treffen, wir wollen Begeg- der clhr christ nungen ermöglichen. Und das wollen wir unter SCHWANGER UND IN NOT aller Wahrung der Sicherheitsgebote. Wenn wir ab- sagen müssen, macht es uns im Herzen traurig, der Beratung, Begleitung Kopf versteht es. So machen wir und Sie weiter. Mit und Hilfe. Anonym, kostenlos, Hoffnung, Zuversicht, 10 % Zweifel, 5 % Grant, rund um die Uhr. 20 % Traurigkeit und der Rest sind Zuverlässigkeit, Hoffnung, Glaube und Gemeinschaft. 0800 - 300 370 www.schwangerwastun.at kontakt 91 | November 2020 19
helfen Gemeinschaftssinn hilft durch Krisen Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne und der will sich ausleben, austoben, etwas bewirken. Gemeinsam neue Wege des Miteinanders suchen, für andere auf neuen Kanälen da zu sein, braucht vielfältige Neuinterpretationen von „helfen“. Drei MitarbeiterInnen der Erzdiözese erzählen von ihren Zugängen und Plänen. Kirchenbeiträge ermöglichen Vielfalt FRANZ MITTERSTILLER, LEITER DES KIRCHENBEITRAGSREFERATS MEINE FRAU UND ICH leben mit unseren Kindern in Krispl. Beruflich war ich die letzten Jahre in der Energiebranche tätig und habe mich unter anderem mit firmenübergreifenden Kooperationen sowie Fragestellungen im Bereich Vertriebs-, Portfolio- und Risikosteuerung beschäftigt. Als Kirchenbeitragsreferent bin ich nun für das Gesamtaufkommen aller Kirchen- beiträge verantwortlich. Der Kirchenbeitrag ermöglicht der Erzdiözese Salzburg nicht nur ihren pastoralen Verpflichtungen nachzukommen, sondern auch für die Foto: privat gesamte Gesellschaft wichtige Aufgaben in den Bereichen Bildung, Kultur und Soziales zu erfüllen. Kreativ zu arbeiten, hilft in der Krise MAGDALENA LANGWIEDER, KIRCHENMUSIKREFERENTIN FÜR DEN FLACHGAU SEIT SEPTEMBER bin ich mit 10 Wochenstunden Ansprechperson für alle Flachgauer Dekanate. In Mattsee geboren und aufgewachsen, freue ich mich auf viele Begeg- nungen in den Pfarren und besonders darauf, die Sänger, Organisten und Chorleiter in ihrer musikalischen Arbeit vor Ort zu unterstützen. Mein Angebot für alle Interes- sierten: Orgelunterricht, Kantorenschulungen, Singen mit dem Gotteslob, Chorlei- tertreffen, Vorstellen von (neuer) Literatur für Orgel und Chor, Vorbereitung und Durchführung eines SALZBURGER EVENSONG gemeinsam mit dem örtlichen Foto: privat Kirchenchor. Um das gemeinsame Singen zu fördern, leite ich seit Anfang Oktober eine Flachgauer Familiensingstund’ im Pfarrheim St. Michael, Mattsee. Helfen ist Seelsorge im Alltag JULIA KRONREIF, THEOLOGIESTUDENTIN, JAHRESPRAKTIKANTIN IM SEELSORGEAMT IN MEINEM LEBEN HABE ICH BIS JETZT auf unterschiedlichen Arbeitsfeldern Erfahrungen gesammelt. Nach meiner Matura war ich im Einzelhandel und im Büro tätig: Hier hatte ich unzählige Gelegenheiten, Menschen zu treffen, für sie da zu sein und sie zu unterstützen. Das nenne ich „Seelsorge im Alltag“. Um diese Erfahrungen zu vertiefen, begann ich das Studium der Theologie. Jetzt bin ich im siebten Semester und dabei, im Seelsorgeamt Praxis zu sammeln. Mein erster Einsatz war beim heurigen Rupertifest. Alle, die wir hier trafen, freuten sich, dass das gemeinsame Foto: Repolust Feiern zu Ruperti möglich war. Das ist Helfen im Alltag und im Miteinander. 20 kontakt 91 | November 2020
Impuls „Na, Euch werd’ ich helfen!“ … höre ich meine Mutter manchmal noch ausrufen. Allerdings entsprang dieser Ausspruch weniger einem überschwänglichen Gestus der Hilfsbereit- DRANBLEIBEN! schaft, als ehr ihrem inneren Bedürfnis, bei meiner Schwester und mir für Recht und Ordnung zu sorgen und den Familienfrieden wieder herzustellen. WISSEN SIE, WAS ICH DERZEIT GAR NICHT BRAUCHEN KANN? Helfen ist ein großes Thema: im gesellschaftlichen Leben, begegnen Das sind irgendwelche Durch- wir dem Begriff mehrmals täglich. Da gibt es Hilfsorganisationen, Heim- halteparolen, wie „warten wir hilfen, Hilfsfonds, Arbeitsbehelfe und sogar die Ordensgemeinschaft der es ab“ oder „das wird schon Helferinnen, sowie vieles mehr. Der Wortursprung von helfen ist einer- wieder“. Jetzt (!) habe ich die seits verwand mit halten im Sinne von aufhelfen, andererseits auch mit lange geplante Veranstaltung Hülle, Hülse, jemanden bergen. So steht das Pallium, der bergende Mantel, absagen müssen. Wochenlang sinnbildlich Pate für eine helfend-umsorgende Palliativmedizin. wurde geplant – der Plan A wurde von Plan B abgelöst, Ich denke daran, dass unser Leben ohne all die Frauen und Männer, die sich woraufhin der Plan C ins Ren- in so vielen Bereichen ehrenamtlich engagieren, um so vieles ärmer und nen ging, um schlussendlich kälter wäre. Das erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit! Persönlich kenne ich alles absagen zu müssen. So, viele hilfsbereite Menschen. Menschen, die sehr gerne und oft auch spontan wie wir es gewöhnt waren, parat stehen, wenn es um eine helfende Hand und um Unterstützung geht. geht es nicht mehr … usw. Doch auch Helfer*innen brauchen zuweilen Hilfe! Menschen, die aktiv um usw. … an diesem Gedanken Hilfe ansuchen, wenn sie Unterstützung brauchen, davon kenne ich hin- könnte ich nun weiterschrei- gegen nur wenige. Aber auch das gehört zum Leben dazu. Es ist ein Zeichen ben, bis ich im Keller bin. Will von Kompetenz, sich Hilfe zu suchen, nicht Ausdruck von Schwäche! ich aber nicht! Paulus gebraucht den uralten Topos des Töpfers. Gott, der Töpfer, ge- WISSEN SIE, WAS MICH FREUT? braucht auch angeschlagene Gefäße. Oder wie Leonard Cohen es in einer Das sind Geschichten aus Pfarren, die dranbleiben an Zeile seines Liedes Anthem beschreibt: There is a crack in everything, that is den Menschen und damit ex- where the light gets in. Wir sind Gefäße, die Gott mit seinem Licht füllen trem hilfreich wirken. Da gibt möchte, damit wir es in die Welt tragen. Gerade durch die eigenen Lebens- es die guten Nachrichten, die brüche scheint Gottes Licht in unser Leben hinein. Da auch HelferInnen per SMS, Whatsapp oder in von Krisen und Zerbrechlichkeit bedroht sind, dürfen sie von Gott alles Druckversion den Menschen erwarten. Selbst wo alle Hilfe zu spät kommt und wir menschlich ge- in der Pfarre übermittelt wer- sprochen vor dem Nichts stehen, dürfen wir uns daran erinnern: das den, weil sie nicht herkom- NICHTS ist der ursprünglichste Ort göttlichen Schaffens. Aus NICHTS men können. Da „leiht man hat er alles ins Dasein gebracht. sich“ für die Feier der Firmung die deutlich größere Kirche Sorgen wir füreinander! Seien wir einander Schutz und Hilfe. Und vertrauen aus, weil die eigene Kirche viel wir schließlich darauf: wo unsere Kraft nicht ausreicht und wir vor dem zu klein ist und die Firmung NICHTS stehen, da fängt Gott erst an! dreimal gefeiert werden müsste. So wird Vieles ermög- licht und Gemeinschaft erleb- Wir verkünden nämlich nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, bar gemacht. […] Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit aufstrahlt die Erkenntnis des göttlichen BLEIBEN WIR DRAN! Glanzes auf dem Antlitz Christi. Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Klaudia Achleitner, Referentin Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von für Pfarrgemeinderäte uns kommt. 2 Kor 4, 5a. 6f klaudia.achleitner@seelsorge. kirchen.net Dr. Detlef Schwarz, Krankenpastoral und Notfallseelsorge +43(0)676 8746 6668 kontakt 91 | November 2020 21
Best Practice Plattform für Menschenrechte DESINFORMATION UND HASS machen sich nicht nur im Netz breit. Die Plattform für Menschen- rechte Salzburg weiß: Menschenrechte müssen täglich aufs Neue gesichert und erkämpft wer- den. Dieses Netzwerk aus über 30 NGOs bietet Bildungsveranstaltungen digital, Projekte und einen fundierten Austausch. http://www.menschenrechte-salzburg.at Vorlesen ist Liebe VORLESEN SCHENKT ZEIT FÜR DICH Wie geht es dir? Wie geht es mir? Sag doch einfach! Geht es dir wie dem Frosch, der einsam ist? Wie dem Löwen, der sich verliebt hat und sich nach der Löwin sehnt? DEINE MITWELT Wenn du weißt, wie es dir geht, verstehst du besser, wie es ande- ren geht. Wie geht es der kleinen Maus, bevor sie den Grüffelo er- fand? Wann erfand sie ihn eigent- lich? Warum weiß die kleine Maus, wie sie die großen Tiere überlisten Mit Farben und Worten malen, Zeit schenken: Vorlesen im Privaten und im öffentlichen kann? Raum der Bibliotheken fördert Zusammenhalt und Gemeinschaft. Foto: Christina Repolust DEINE SPRACHE Merkst du dir Maus und Haus und ELTERN LESEN IHREN KINDERN VOR, VER- Bildschirm per Skype da sind: Die Laus und raus? Sag doch noch ein- TIEFEN SICH IN DIE GESCHICHTEN UND Aufmerksamkeit ist Ihnen sicher, Sie mal: Maus, Laus, raus – hast du ei- ÜBERSEHEN MANCHMAL SOGAR DIE ZEIT: schenken Zeit für Geschichten. Neh- nen eigenen Reim? Was fällt dir Aus „nur 10 Minuten“ wurde der drit- men Sie jenes Buch, das Sie selbst noch ein? te Durchgang durch das Bilderbuch. mögen, das Sie beinahe lieben. Er- DEINE FÄHIGKEIT ZU WARTEN Was Erwachsene selbstverständlich zählen Sie, wie Sie dieses Buch „tra- Was passiert jetzt, gleich! Umblät- für Kinder tun, können sie auch fürei- fen“, wie Sie die Geschichte erlebten. tern! Weiter! Aha, da schaut noch nander beginnen: Als frisch Verliebte Dann beginnen Sie, lesen Sie einfach einer! Also warten! Ich will es aber las man sich Gedichte vor – und jetzt? den Text. Halten Sie inne, lassen Sie wissen! Nein, man muss warten, Probieren Sie es einfach aus, Sie wer- sich nicht treiben: Alle können war- man muss ganz genau hinhören, den staunen! Ob die ZuhörerInnen ten, alle haben Zeit. In Ruhe blättern aha, gut, ich warte und hör zu! auf dem Sofa neben Ihnen, vor dem Sie um, dann geht es weiter! Christina Repolust 22 kontakt 91 | November 2020
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