HELICOBACTER PYLORI - Labors.at
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HELICOBACTER PYLORI INFEKTION – DIAGNOSE – PATHOLOGIE – BEHANDLUNG ¬ Was ist Helicobacter pylori? ¬ Welche Auswirkungen hat eine H.p.-Infektion? ¬ Welche Symptome hat ein Patient mit H.p.-Infektion? ¬ Wie kann eine Infektion festgestellt werden? ¬ Wann und wie soll eine H.p.-Infektion behandelt werden?
2 | Helicobacter pylori EINLEITUNG Die vorliegende Informationsbroschüre beschäftigt sich mit einer weitverbreiteten Infek- tionserkrankung des Magen-Darmtrakts. Es handelt sich um die Helicobacter pylori Infektion des Magens, die für verschiedene Magenbeschwerden bis hin zum Magengeschwür und zum Magenkrebs verantwortlich ist. Die Diagnostik und die Therapiekontrolle der Helicobacter pylori Infektion des Magens erfolgen im medizinisch-chemischen Labor, im mikrobiologischen Labor und im Patho- logie-Labor. Alle Fachbereiche können wichtige Informationen liefern. Die vorliegende Broschüre wurde daher von Fachärzten aus den Bereichen Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Mikrobiologie und Hygiene sowie Pathologie verfasst. Der Nachweis von Helicobacter pylori ist durch einen einfachen Stuhltest möglich. Oft ist es aber angezeigt, den Erreger in Gewebeproben nachzuweisen, die im Rahmen einer Magenspiegelung entnommen werden. Diese Proben werden in einem Pathologie-Labor histologisch untersucht, um Veränderungen der Magenschleimhaut zu finden und einen Erregernachweis zu führen. Kann eine Infektion mit Helicobacter pylori nachgewiesen werden, dann ist eine Therapie mit Antibiotika in den meisten Fällen erfolgreich. An den Beginn der Broschüre haben wir eine für Patienten gedachte Kurzinformation gestellt. Im Anschluss daran finden sich detaillierte Ausführungen zur Helicobacter- pylori-Infektion für besonders interessierte Patienten und Ärzte. Die Verfasser hoffen mit dieser Informationsbroschüre eine hilfreiche Unterstützung zu Ihrem Therapieerfolg zu liefern. _Univ-Prof. Dr. Alexander Hirschl, Facharzt für klinische Mikrobiologie und Hygiene (Labors.at) _Univ.-Prof. Dr. Johann Feichtinger, Facharzt für Pathologie (patholabs.at) _Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Speiser, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Facharzt für Innere Medizin (Labors.at) Der vorliegende Leitfaden erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Unter besonderen Umstän- den können in Einzelfällen auch andere Vorgangsweisen als in diesem Leitfaden empfohlen sinnvoll sein. Die Herausgeber übernehmen keine Haftung für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der Inhalte. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im folgenden Text auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
patholabs.at | 3 HELICOBACTER PYLORI | Kurzinformation WAS IST HELICOBACTER PYLORI (H.P.)? (S. 6) Schmerzattacken im Nüchternzustand (Nacht, früher Morgen), aber auch 2–3 Stunden nach dem Essen; _Bakterium, _ das die Magenschleimhaut infiziert Besserung durch Essen und eine säurehemmende Therapie (Antazida) _Das _ Vollbild der Beschwerden tritt häufig bei Magen- WELCHE AUSWIRKUNG HAT EINE H.P.-INFEKTION FÜR oder Zwölffingerdarmgeschwüren auf. Besteht ledig- DEN MAGEN? (S. 8) lich eine Gastritis (Entzündung der Magenschleim- haut), sind die Symptome unterschiedlich, oft auch nur _Akute _ Entzündung der Magenschleimhaut (akute geringfügig. Gastritis) _Geschwür _ (Ulcus): tiefer Defekt in der Schleimhaut, _Ohne _ Therapie kann der Organismus H.p. nicht entfer- z.B. im Magen oder im Zwölffingerdarm; tritt bei 10% nen; daher entsteht eine chronische Gastritis der mit H.p. infizierten Personen auf _Magen- _ oder Zwölffingerdarmgeschwür mehrheitlich _Entstehung: _ Magensäureeinwirkung auf eine durch die durch H.p. hervorgerufen; Geschwüre entwickeln sich H.p.-Infektion geschwächte Schleimhaut nur bei wenigen H.p.-Infizierten _Ulcus-Komplikationen: _ Magenblutung, Magendurch- _Im _ schlimmsten Fall Entstehung von Magenkrebs bruch, Magenkrebs (Magenkarzinom) _Komplikation _ der chronischen Entzündung: Lymphom (Tumor aus Abwehrzellen) des Magens WOVON HÄNGT ES AB, OB EINE H.P.-INFEKTION BESCHWERDEN MACHT ODER NICHT? (S. 6) WIE ERFOLGT DIE INFEKTION MIT H.P.? (S. 10) _H.p.-Infektionen _ verursachen fast immer eine chroni- sche Entzündung der Magenschleimhaut. _Meist _ im Kindesalter unter schlechten hygienischen _Bei _ ca. 10 % der Infizierten führt die Infektion zum Auf- Bedingungen treten von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren _Über _ Erbrochenes, Stuhl oder Mund-zu-Mund Kontakt und bei ca. 0,05 % zur Entwicklung von Magenkrebs. _Infektion _ im Erwachsenenalter sehr selten _Ob _ schwerwiegende Folgen auftreten oder nicht, hängt _Keine _ Übertragung Tier zu Mensch sowohl von Besonderheiten des infizierenden Bakteri- _Westliche _ Industrieländer: 3 von 10 Personen sind enstammes als auch von individuell unterschiedlichen infiziert Abwehrmechanismen der infizierten Person ab. _Entwicklungsländer: _ bis zu 9 von 10 Personen sind infiziert WELCHE SYMPTOME HAT EIN PATIENT, DER MIT H.P. INFIZIERT IST? (S. 8) WIE KANN EINE H.P.-INFEKTION FESTGESTELLT WERDEN? (S. 10) _Die _ meisten H.p.-Infizierten entwickeln keine Krankheitssymptome _H.p.-Nachweis _ im Stuhl (einfach, kostengünstig) _Warum _ nicht alle H.p.-Infizierten Beschwerden haben, _Atemtest _ (aufwendig, teurer als Stuhltest) ist unklar _H.p.-Nachweis _ in einer Probe, die bei einer Magen- _Typische _ Symptome: Völlegefühl, Sodbrennen, saures spiegelung gewonnen wird Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit _[Nachweis _ spezifisch gegen H.p. gerichteter Antikörper _Begleitende _ Schmerzen: krampfartige bzw. brennende im Blut] Schmerzen im Oberbauch und hinter dem Brustbein, die periodisch (Tage bis Wochen) auftreten; patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
4 | Helicobacter pylori WANN IST EINE H.P.-UNTERSUCHUNG Optionale Indikationen: ANGEZEIGT? (S. 12) _Funktionelle _ dyspeptische Beschwerden (Magenbe- _Patienten _ mit Oberbauchbeschwerden unter 45 Jahren schwerden ohne Ulcus), da es bei einem Teil dieser (ohne Komplikationen bzw. besondere Risikofaktoren): Patienten zu einer Besserung der Beschwerden H.p.-Nachweis im Stuhl; im ersten Diagnose-/Thera- kommt. pieansatz keine Magenspiegelung, da Magenkarzinom _Patienten, _ die über einen längeren Zeitraum nichtste- unter 45 Jahren äußerst selten roidale Antirheumatika (NSAR ), Azetylsalicylsäure _Patienten _ mit Oberbauchbeschwerden über 45 Jahren: (ASS , Aspirin) oder orale Antikoagulanzien einnehmen Magenspiegelung und Entnahme von Gewebeproben; müssen. Untersuchung der Gewebeproben in Hinblick auf das _Patienten, _ die wegen einer gastroösophagealen Vorliegen einer H.p.-Infektion und zum Ausschluss Refluxerkrankung eine langzeitige säurehemmende eines Magenkarzinoms Therapie benötigen. Die H.p.-Eradikation trägt weder _Beschwerdefreie _ Personen, die über einen längeren zur Entwicklung noch zur Verschlechterung einer Zeitraum Medikamente einnehmen, welche die Magen- bestehenden Refluxerkrankung bei. schleimhaut angreifen (z. B. Aspirin, Rheumamedi _Patienten, _ die unter einer Therapie mit NSAR /ASS ein kamente) sollen auf das Vorliegen einer H.p.-Infektion Ulcus (Magengeschwür) entwickeln. Eine Eradikations- hin untersucht werden, da die Kombination dieser therapie sollte erst nach Abheilung eines derartigen Medikamente mit einer H.p.-Infektion das Risiko für Geschwürs durchgeführt werden. Es ist festzustellen, das Auftreten eines Magen- bzw. Zwölffingerdarmge- dass H.p. und NSAR /ASS unabhängige Risikofaktoren schwürs erhöht. für die Ulcuskrankheit darstellen. _Populationen _ mit hohem Risiko für Magenkarzinome _Chronische _ idiopathische thrombozytopenische WANN SOLL EINE H.P.-INFEKTION BEHANDELT Purpura WERDEN? (S. 13) _Riesenfaltengastritis _ _Lymphozytäre _ Gastritis Gesicherte Indikationen: _Unerklärte _ Eisenmangelanämie _Vitamin-B _ 12-Mangel-Anämie __Peptisches (durch Säureeinwirkung bedingtes) Ulcus _Patienten, _ die eine Therapie unbedingt wünschen (Geschwür) im Bereich des Magens oder des Zwölffin- gerdarms; aktive und inaktive Ulcera sowie Ulcera mit Komplikationen MIT WELCHEN MEDIKAMENTEN WIRD EINE H.P. _Anamnestisch _ gesichertes peptisches Ulcus (nicht INFEKTION BEHANDELT? (S. 14) zuvor behandelt) _Lymphom _ (MALT om) des Magens _Kombinationstherapie: _ Medikamente, die die _Atrophe _ Gastritis; Gastritis mit hoher Aktivität, insbe- Magensäureproduktion hemmen und Antibiotika sondere Corpus-dominanter Typ; Gastritis mit intesti- naler Metaplasie _Zustand _ nach Magenresektion wegen Karzinom mit Restmagen _Patienten, _ deren Anverwandte ersten Grades an Magenkarzinom leiden patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
patholabs.at | 5 HELICOBACTER PYLORI | Detailinformation DER MAGEN-DARM-TRAKT (MDT ) Im Magen kommt es zu einer Vermischung der Nah- rungsbestandteile und zu ersten Verdauungsschritten. Nach der Aufnahme über den Mund wird flüssige und Die Magenwand besteht im inneren Anteil aus einer feste Nahrung mittels des bewusst eingeleiteten Schleimhaut mit Drüsenzellen. Danach folgt eine Ver- Schluckvorganges in die Speiseröhre transportiert. bindungsschicht zur außen gelegenen Muskelschicht. Nach dem Schlucken wird die Nahrung mittels willent- Die in der Magenwand gelegenen Drüsen produzieren lich nicht steuerbarer Vorgänge durch den MDT bewegt. im Wesentlichen Schleim, Säure und Wirkstoffe Der MDT besteht aus Hohlorganen, die durch die Mus- (Enzyme) für die Eiweißspaltung. kulatur in ihrer Wand in der Lage sind, die Nahrung wei- terzubewegen (peristaltische Wandbewegungen). Weg Die starke Säurewirkung im Magen dient der Nahrungs- der Nahrung: Mund – Schlund – Speiseröhre – Magen – aufschließung und entfaltet auch eine Schutzwirkung Zwölffingerdarm – Dünndarm – Dickdarm – Enddarm. gegen eindringende Krankheitserreger. Bei Störungen der normalen Vorgänge in der Magenschleimhaut, ins- Magen-Darm-Trakt besondere, wenn die Produktion der schützenden Schleimschicht betroffen ist, kann die Säure zur lokali- sierten Zerstörung der Schleimhaut (Ulcus) führen. Speiseröhre Endoskopisches Bild einer normalen Magenschleimhaut Leber Magen-Fundus Magen-Corpus Zwölffingerdarm Magen-Antrum Dickdarm Dünndarm Aufbau der Magenwand Schleimhaut mit Drüsen- und Enddarm Drüsenausführungsgängen Innere Muskelschicht Unter der Schleimhaut gelegene Schicht mit Blutgefäßen Äußere Muskelschicht Während des Transports der Nahrung durch den MDT wird die Nahrung verdaut, d.h. durch Wirkstoffe, die aus der Wand der Organe des MDT stammen, die aber auch von anderen Organen (Bauchspeicheldrüse, Leber) in Histologisch-mikroskopisches Bild einer normalen Magenschleimhaut den MDT abgegeben werden, in ihre Bausteine aufge- spalten. Die entstehenden Nahrungsbestandteile werden Schleimhaut mit Drüsen- und Drüsenausführungsgängen von der innersten Schicht des Dünn- und Dickdarmes, der Schleimhaut, aufgenommen und in die Blut- und Lymphgefäße der Darmwand weitertransportiert. patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
6 | Helicobacter pylori WAS IST HELICOBACTER PYLORI? WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT EIN H.P.-BEFALL FÜR DEN MAGEN? Helicobacter pylori (H.p.) ist ein gramnegatives (Fär- bungsverhalten), spiralförmiges und begeisseltes Die H.p. Infektion des Magens ruft Veränderungen der (bewegliche, längliche Fortsätze) Bakterium, mit dem Magenschleimhaut hervor, die im schlimmmsten Fall sich der Mensch schon sehr lange auseinandersetzen zur Entstehung von Magenkrebs führen können. muss. So wurde H.p. in der 3500 Jahre alten Mumie „Ötzi“ aus den Tiroler Alpen gefunden. Derzeit sind ca. Gastritis (Magenschleimhaut-Entzündung) 50 % der Weltbevölkerung infiziert. Als Folge der H.p.-Infektion entsteht im Laufe der Erkran- Das Helicobacter-pylori-Bakterium kung, insbesondere im Bereich des Magen-Antrums, fast immer eine chronische, oberflächliche Gastritis, bei der Entzündungszellen (Lymphozyten, Plasmazellen, Granulo- zyten) in die Schleimhaut einwandern. Das Immunsystem des Infizierten versucht durch die Bildung von Antikörpern (das sind Abwehrstoffe, die speziell gegen einen bestimm- ten Krankheitserreger gerichtet sind) und die Bildung spezifischer, gegen H.p. gerichteter Abwehrzellen, das Bakterium aus dem Organismus zu entfernen. H.p. kann die Abwehrmaßnahmen hemmen. Diese sind Bei einer Infektion besiedelt dieses Bakterium den dadurch nicht in der Lage, die Infektion zu überwinden. menschlichen Magen, der aufgrund der Magensäure- Aus diesem Grund verläuft die unbehandelte produktion und dem daraus resultierenden niedrigen H.p.-Infektion als chronische aktive Typ B (B von bakteri- ph-Wert, üblicherweise „steril“ ist. H.p. kann allerdings ell) Gastritis über viele Jahre, wenn nicht lebenslang. Aus in diesem sauren Milieu überleben, da er über eine effi- einer Typ B Gastritis können sich auch andere Gastritis- ziente Säureneutralisation verfügt und sich vor allem im formen wie eine lymphozytäre Gastritis, eine Riesenfal- Bereich der Schleimschicht einnistet, die die Magen- tengastritis oder eine autoimmune Gastritis entwickeln. schleimhaut zu ihrem eigenen Schutz vor Selbstverdau- ung produziert. Endoskopisches Bild einer Gastritis Diese charakteristische Eigenschaft von H.p. ist dadurch bedingt, dass das Bakterium das Enzym Urease freiset- zen kann, welches den im Magen vorkommenden Harn- stoff in Kohlendioxyd und Ammoniak umwandeln kann. Ammoniak neutralisiert die Magensäure. H.p. umgibt Gerötete Magenschleimhaut sich auf diese Weise mit einem vor der Magensäure bei Gastritis schützenden „Ammoniakmantel”. Aufgrund seiner Begeisselung mit sogenannten Flagel- len, kann sich H.p. im Magenschleim fortbewegen. Dabei Histologisches Bild einer Gastritis durchdringt er die Schleimschicht, die das Mageninnere auskleidet und erreicht die Magenzellen. H.p. kann sich in weiterer Folge über spezielle Strukturen, die soge nannten Adhäsine, an den Magenschleimhautzellen Drüsenausführungsgang festhalten und im Bereich der Magenschleimhaut eine Abwehrreaktion (=Entzündung) hervorrufen. Abwehrzellen, die in die oberste Schleimhautschicht eingewandert sind patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
patholabs.at | 7 Ulcus (Geschwür) im Magen-bzw. Zwölffingerdarm Über viele Jahre wurde angenommen, dass Faktoren wie die Einnahme von Rheuma- und Schmerzmitteln Bis zu 10 % der mit H.p. infizierten Personen entwickeln (NSAR s bzw. Aspirin), psychischer Stress, erhöhte im Verlauf der Infektion ein Ulcus (= Geschwür, Mehr- Magensäuresekretion, besonders scharfe Speisen, Rau- zahl: Ulcera). Es besteht ein gesicherter Zusammen- chen oder eine genetische Veranlagung ursächlich an hang zwischen einer chronischen H.p.-Infektion und der Entstehung von Magen- bzw. Zwölffingerdarmge- dem Auftreten von Ulcera im Magen und im Zwölffinger- schwüren beteiligt sind. Heute weiß man, dass diese darm (Duodenum). Ulcus ist ein allgemeiner Ausdruck Ulcera in erster Linie durch die Infektion mit H.p. verur- für einen löchrigen Substanzdefekt, der im Falle des sacht werden. Magengeschwüres durch das Zugrundegehen eines Teils der Magenwand hervorgerufen wird (siehe Die im Rahmen einer H.p.-Infektion hervorgerufenen Abbildung). Veränderungen der Magenschleimhaut führen zu einer vermehrten Säureproduktion. Ferner verlieren die vor Häufigste Lokalisationen von Magen-/Zwölffingerdarmgeschwüren der Säure schützenden Mechanismen der Schleimhaut ihre Effektivität, und andererseits geht auch die Regene- Magenwand im Ulcusbereich rationsfähigkeit der Schleimhaut verloren. Dadurch innere kann es an bestimmten Stellen zu einer säurebedingten Schleimschicht Auflösung von Teilen der Magenwand und zur Entste- Magengeschwür hung von Ulcera kommen. Ulcus Bevor der Zusammenhang zwischen der H.p.-Infektion und der Ulcusenstehung erkannt wurde, hat man in der Therapie der Ulcera in erster Linie Medikamente einge- setzt, die die Säureproduktion des Magens hemmen. Magenwand Zwölffingerdarmgeschwür Da die Magensäure an der Entstehung der durch H.p. hervorgerufen Ulcera ebenfalls beteiligt ist, konnten in vielen Fällen die Ulcera zur Abheilung gebracht werden. Emdoskopisches Bild eines Magengeschwürs Sie traten allerdings in über 80 % der Fälle nach Abset- zen der Therapie wieder auf. Durch eine gegen den Hauptgrund der Ulcusentstehung, die H.p.-Infektion, gerichtete antibiotische Therapie konnte die Ulcus- Rückfallsrate im ersten Jahr nach Abheilen eines Ulcus von 80 % auf 15 % gesenkt werden. Magengeschwür Im Zuge der durch H.p. hervorgerufenen chronischen Entzündung kommt es zu einer Rückbildung (Atrophie) und Umwandlung (intestinale Metaplasie) der Magen- Histologisches Bild der Randzone eines Magengeschwürs schleimhaut. Bereich der Schleimhaut Eine rückgebildete (atrophe) Magenschleimhaut kann am Rand des die für die Aufnahme des Vitamins B12 notwendigen Magengeschwürs Faktoren nicht mehr bilden. Bereich der zerstörten Dies kann zur Entwicklung eines Vitamin-B12-Mangels Schleimhaut mit den entsprechenden Folgen (hämatologische und neurologische Begleiterkrankungen) führen. patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
8 | Helicobacter pylori Tritt ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür bei WOVON HÄNGT ES AB, OB EINE H.P.-INFEKTION Patienten auf, die nicht mit H.p. infiziert sind, so sind BESCHWERDEN MACHT ODER NICHT? unter anderem folgende Ursachen möglich: Nahezu alle Menschen mit einer H.p.-Besiedelung des _Chronische _ Einnahme von Rheuma-/Schmerzmitteln Magens entwickeln eine chronische Entzündung der (Aspirin, NSAR s) Magenschleimhaut (chronische Gastritis). Ungefähr 10 % _Bösartige _ Tumoren der Infizierten erleiden schwerwiegende Folgeerschei- _Erhöhte _ Säureproduktion z. B. hervorgerufen durch nungen dieser Entzündung, wie Magen- bzw. Zwölffin- Tumoren (Gastrinom), die Eiweißstoffe (Gastrin) produ- gerdarm-Geschwüre, in seltenen Fällen entwickelt sich zieren, welche die Säureproduktion steigern ein Magenkarzinom oder ein Lymphom des Magens. Magenkrebs, Magenkarzinom Bei den meisten Menschen mit einer H.p.-Infektion treten keine Symptome auf. Dass manche Menschen erkranken Bei etwa 0,05 % der infizierten Personen entwickelt sich und andere nicht, liegt an einer Kombination aus Unter- im Bereich einer atrophen Magenschleimhaut ein schieden der Bakterienstämme, der Krankheitsempfäng Magenkarzinom. lichkeit des Wirts und Umweltfaktoren. Verschiedene H.p.-Stämme verfügen über unterschiedliche Möglichkei- Patienten mit einer chronischen H.p. Infektion haben ein ten, die Magenschleimhaut anzugreifen. So gibt es 2-3fach höheres Risiko an einem Magenkarzinom zu Stämme, die über besondere Zellgifte verfügen. erkranken als Nichtinfizierte. Sehr selten entwickeln sich bei chronisch H.p.-infizierten Patienten im Bereich Nach derzeitigem Wissensstand sind es vor allem zwei der Magenschleimhaut von den Abwehrzellen ausge- krankmachende Faktoren (Virulenzfaktoren), die in hende Tumoren (B-Zell-Lymphome, MALT /mucosa besonders engem Zusammenhang mit bestimmten associated lymphoid tissue). Die chronische H.p. Infek- Krankheitsmanifestationen stehen. Diese Faktoren treten tion erhöht das Risiko für derartige Tumoren um das auf, wenn folgende Gene bei H.p. nachgewiesen werden: 6-7fache. Diese Tumoren bilden sich meist nach einer erfolgreichen Therapie, die zum Verschwinden von H.p. _ _CagA Gen (Cytotoxin assoziiertes Gen): dieses Gen ent- geführt hat, zurück. hält die Information für die Bildung der cagA-Pathoge- nitätsinsel und wird in westlichen Ländern bei 50–70 % Das Magenkarzinom ist das vierthäufigste Karzinom der aus Patientenproben gewonnenen Bakterien (Iso- weltweit. Es kommt besonders häufig in Ländern mit late) nachgewiesen. Diese Stämme werden mit einer einer hohen H.p.-Infektionsrate, wie z.B. in Ostasien vor. stärkeren Entzündungsreaktion sowie einem häufige- Man geht davon aus, dass mindestens 90 % aller Magen- ren Auftreten von peptischen Ulzera und von Magen- karzinome durch eine H.p.-Infektion bedingt sind. H.p. karzinomen in Zusammenhang gebracht. ist das erste Bakterium, das von der Weltgesundheits- Organisation als krebserregend (= karzinogen) einge- _ _VacA Gen (vakuolisierendes Cytotoxin A Gen): bei Vor- stuft wurde. In der westlichen Welt ist die H.p.-Infektion handensein dieses Gens können Zytotoxine (Zellgifte) die am häufigsten ein Karzinom verursachende Infek- gebildet werden, die das Voranschreiten von Krebsvor- tion. stufen (Atrophie – Metaplasie – Dysplasie) begünstigen und daher bei der Entstehung des Magenkarzinoms Populations-basierte Studien in Asien haben gezeigt, eine Rolle spielen. dass eine Eradikation von H.p. die Entwicklung eines Magenkarzinoms verhindern kann. Dies gilt sowohl für Im Rahmen der derzeit durchgeführten H.p.-R outine- asymptomatische Patienten als auch für Patienten nach infektionsdiagnostik findet keine Unterscheidung zwi- endoskopischer Entfernung von Tumorvorstufen. schen den unterschiedlichen H.p.-Stämmen statt, da diese derzeit ohne therapeutische Konsequenz ist. Die am besten charakterisierten Wirtseigenschaften, die das Risiko für die Entwicklung einer chronischen Entzün- dung der Magenschleimhaut, von Magen- bzw. Zwölffin- patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
patholabs.at | 9 gerdarm-Geschwüren oder eines Magenkarzinoms (Eradikationstherapie), bewirkt bei einem Teil der Pati- erhöhen, sind bestimmte Genzusammensetzungen enten (ca. 10 %) ohne Ulcus eine dauerhafte Verbesse- (Polymorphismen), die zu einer vermehrten Bildung von rung der genannten Beschwerden. entzündungsfördernden Substanzen im Rahmen einer H.p.-Infektion führen. Ein Ulcus kann aber auch zu akuten Komplikationen führen. An Umweltfaktoren erhöhen eine salzreiche Ernährung und konservierte Speisen das Risiko für die Geschwür- Der Substanzdefekt kann nicht nur die innere Schleim- und Krebsentstehung, während Vitamin C und Anti- hautschicht, sondern auch die gesamte Magen- bzw. oxidantien risikomindernd wirken. Duodenumwand betreffen. In diesem Fall durchbricht das Ulcus die Wand des WELCHE SYMPTOME HAT EIN PATIENT DER MIT H.P. Organs (=Perforation) und es kommt in der Folge zu INFIZIERT IST? einer Entzündung der Bauchhöhle, begleitet von einem plötzlich auftretenden, heftigen und dauerhaften Bauch- Die meisten Menschen, die eine Magenbesiedelung mit schmerz. H.p. aufweisen, haben keine Krankheitssymptome. Eine weitere Komplikation, die auch ohne Perforation Warum allerdings manche Menschen erkranken und vorliegen kann, ist die Ulcusblutung. Sie tritt dann auf, entsprechende Symptome entwickeln ist noch in vielen wenn im Zuge der Entstehung des Substanzdefektes ein Punkten ungeklärt. Blutgefäß betroffen ist, aus dem es dann in den Magen oder in das Duodenum hineinblutet. Entwickelt ein H.p.-infizierter Patient Beschwerden, so sind dies sogenannte dyspeptische Oberbauch Ist ein größeres Blutgefäß betroffen, so kann es zu einer beschwerden, wie z. B.: akuten, lebensbedrohlichen Blutung in den Magen- Darm-Bereich kommen. Diese äußert sich in Bluterbre- _Völlegefühl _ chen (Hämatemesis), Abgang blutigen Stuhls (Melaena) _Sodbrennen _ und evtl. Kreislaufversagen. _Saures _ Aufstoßen _Übelkeit _ Die Blutung kann aber auch geringgradig sein und in _Erbrechen _ einer chronischen Form verlaufen. Dies führt dazu, das _Appetitlosigkeit _ über längere Zeit eine Anämie (Blutarmut) und ein _Die _ begleitende Schmerzsymptomatik besteht aus Eisenmangel entstehen. krampfartigen bzw. brennenden Schmerzen im Ober- bauch und hinter dem Brustbein. Die periodisch (Tage Im Falle des Erbrechens sind die Farbe und das Ausmaß bis Wochen) verlaufenden Schmerzattacken können im der Blutbeimengung für die Lokalisation der Blutungs- Nüchternzustand (Nacht, früher Morgen), aber auch quelle hilfreich. 2–3 Stunden nach dem Essen auftreten. Sie bessern sich typischerweise durch Essen und eine säurehem- Bei einer Magenblutung finden sich kaffeesatzartige mende Therapie (Antazida). schwarze Beimengungen, während Spuren von hellro- tem Blut auf eher harmlose Einrisse der Schleimhaut Die beschriebenen Symptome treten üblicherweise beim der Speiseröhre im Verlauf des Erbrechens hinweisen. Vorliegen eines Ulcus (Geschwür) im Bereich des Magens oder des Zwölffingerdarms auf. Die durch H.p. Die gravierendste Folge einer chronischen hervorgerufene Gastritis (Entzündung der Magen- H.p.-bedingten Gastritis ist aber die Entstehung eines schleimhaut) kann die geschilderten Beschwerden in Karzinoms im Bereich des Magens. unterschiedlichem, häufig geringem, Ausmaß bedingen. Diese bösartigen Tumoren haben, wenn sie nicht früh- Eine erfolgreiche Therapie der H.p.-Infektion, die zum zeitig erkannt werden, eine äußerst schlechte Prognose. Verschwinden des Bakteriums aus dem Magen führt patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
10 | Helicobacter pylori WIE ERFOLGT DIE INFEKTION MIT H.P.? WIE KANN EINE H.P.-INFEKTION FESTGESTELLT WERDEN? Weltweit sind mehr als 50 % der Menschen mit H.p. infi- ziert. In den Entwicklungsländern liegt die Rate deutlich Es gibt mehrere Methoden, die in der Diagnostik einer höher (bis zu 90 %), während in den Industrieländern H.p. Infektion eingesetzt werden. (Europa, Amerika) nur 20–30 % der Bevölkerung mit H.p. infiziert sind. Für alle Tests gilt, dass sie frühestens zwei Wochen (Protonenpumpenhemmer) bzw. vier Wochen (Antibio- Man geht bei solchen Daten davon aus, dass unter- tika, Bismutpräparate) nach Absetzen der genannten schiedliche Hygienestandards in den genannten Regio- Medikamente durchgeführt werden sollen. Die genann- nen der Grund für die verschiedenen Infektionsraten ten Medikamente können das Wachstum von H.p. unter- sind. Die genauen Infektionswege sind nicht bekannt. drücken und so zu falsch negativen Ergebnissen führen. Man nimmt allerdings an, dass die Infektion sowohl durch Mund-zu-Mund-Kontakt als auch durch Kontakt H.p.-Stuhl-Antigen-Test (HpsA®) mit Stuhl bzw. Erbrochenem erfolgen kann. Infektionen durch Blut und Blutprodukte wurden nicht beobachtet. Der einfachste Test zum Nachweis einer H.p.-Infektion ist der Direktnachweis von H.p. im Stuhl. Dieser Nach- Auch bei Tieren kommen zahlreiche Helicobacter-Arten weis erfolgt nicht über Bakterienkulturen, sondern über vor, die sich jedoch deutlich von H.p. unterscheiden. einen immunologischen Antigennachweis (ELISA ). Diese verursachen beim Menschen nur sehr selten eine Gastritis und fallweise andere Erkrankungen (z. B. Gast- Der Test ist aus einer Stuhlprobe rasch, einfach und kos- roenteritis). tengünstig durchzuführen. Er zeigt Ergebnisse, die in ihrer Qualität denen des Atemtests (Sensitivität und Spe- Die Infektion von H.p. erfolgt üblicherweise im Kleinkin- zifität 94–98 %) gleichzusetzen sind. Der Test sollte zum desalter. Das niedrige Infektionsalter und die in den Nachweis eines Therapieerfolges frühestens vier Wochen letzten Jahrzehnten deutliche Verbesserung der hygie- nach Beendigung der Therapie durchgeführt werden. nischen Umstände in der industrialisierten Welt haben dazu geführt, dass in den USA etwa 50 % der Sechzig- Atemtest jährigen, aber nur mehr ca. 25 % der Dreißigjährigen eine Infektion mit H.p. aufweisen. In Deutschland geht Dieser Test beruht darauf, dass die in der Magen- man davon aus, dass ca. 3 % der Kinder mit H.p. infiziert schleimhaut befindlichen H.p.-Bakterien typische Stoff- sind. wechselaktivitäten zeigen. Erfolgt eine Infektion im Kindesalter und wird diese im Der Patient trinkt eine Lösung, die Harnstoff enthält, der 13 Erwachsenenalter erfolgreich behandelt, kommt es nur mit dem Kohlenstoff-Isotop C markiert ist. Dieser in sehr seltenen Fällen zu einer neuerlichen Infektion Harnstoff wird im Falle einer Magenbesiedelung durch mit H.p. H.p. von diesen Bakterien mittels des bakteriellen Enzyms Urease abgebaut, wobei CO2 entsteht, das das 13 Die wahrscheinlichsten Übertragungswege sind von Isotop C enthält, welches in der Ausatemluft des Pati- Kind-zu-Kind bzw. von Mutter-zu-Kind. Eine Infektion enten nachgewiesen werden kann. Findet sich in der von Erwachsenen-zu-Erwachsenen ist selten, aber Ausatemluft markiertes CO2, so liegt eine H.p.-Infektion möglich. vor. Mit dem Atemtest kann ein Erfolg der Therapie einen Monat nach ihrem Ende ermittelt werden. Der Nachteil dieser Methode besteht in der für Patient und Labor relativ aufwendigen Diagnostik. patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
patholabs.at | 11 Blut-Test In Gegenwart des für H.p.-typischen Enzyms Urease kommt es in dem Gel innerhalb kurzer Zeit zu einem Der Nachweis von Antikörpern im Blut des Patienten, Farbumschlag des Indikators. Bei einem positiven die gegen H.p. gerichtet sind, weist darauf hin, dass die- Ergebnis kann aufgrund der hohen Spezifität dieses ser mit H.p. in Kontakt gekommen ist. Tests sofort mit einer Eradikationstherapie begonnen worden. Diese Untersuchung kann zur Primärdiagnostik heran- gezogen werden, nicht aber zur Verlaufskontrolle nach Der Erregernachweis und eine Resistenztestung können Eradikationstherapie. auch mittels molekularbiologischer Methoden durchge- führt werden. Der Nachweis spezifischer IgG-Antikörper hat in letzter Zeit stark an Bedeutung verloren, da es einfache Mög- H.p.-Kultur lichkeiten für den direkten Keimnachweis gibt. Die im Rahmen einer Gewebeentnahme gewonnenen Nachweis von H.p. in Gewebeproben H.p. Bakterien können auch im mikrobiologischen Labor kultiviert werden. Diese Kultur dient in erster Linie zu Im Rahmen einer Gastroskopie (Magenspiegelung) wer- einer Überprüfung der Antibiotika–Empfindlichkeit den aus dem Magen-Antrum und dem Magen-Corpus (Resistenz–Prüfung). Gewebeproben entnommen (= Biopsie). Für alle Untersuchungen gilt: bei negativen Ergebnissen Die histologisch-mikroskopische Diagnostik der H.p.- trotz klinischem Verdacht auf eine H.p.-Infektion ist ein Gastritis erfolgt an Biopsien aus verschiedenen Regionen 2. Test zum sicheren Ausschluss einer H.p.-Infektion des Magens. Dabei kann neben dem färberischen Nach- durchzuführen. weis der Keime mit verschiedenen Methoden (s. Abbil- dung) auch der Schweregrad der entzündlichen Verände- rungen und die Art und das Ausmaß der begleitenden Färberischer Nachweis von H.p. (braun) in einer Biopsie der Magenschleimhaut – Immunhistochemie Schädigungen der Magenschleimhaut wie Atrophie (Ver- schwinden der normalen Strukturen) und Metaplasie (Umwandlung der Magenschleimhaut in Schleimhaut, wie sie normalerweise etwa im Dünndarm vorkommt; kann eine Krebsvorstufe sein) beurteilt werden. Die Ein- teilung erfolgt nach einem international anerkannten und standardisierten System – der sogenannten Sydney- Klassifikation. H.p.–assoziierte Tumoren wie das Magenkarzinom bzw. das Lymphom erfordern vor ihrer Behandlung zwingend eine exakte Diagnostik an Gewebeproben, die neben klassischen histologischen Methoden auch weiterfüh- rende molekulare Analysen beinhaltet. Helicobacter pylori Drüsenausführungsgang Neben dem färberischen H.p.-Nachweis in Biopsien gibt es auch noch einen funktionellen. Hiefür werden Gewe- beproben in ein Gel eingebracht, welches Harnstoff und einen Indikator enthält. patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
12 | Helicobacter pylori Endoskopische Untersuchung WANN IST EINE H.P.-UNTERSUCHUNG ANGEZEIGT? Man unterscheidet unterschiedliche Gruppen von Pati- enten mit sogenannten dyspeptischen Beschwerden, die für eine Magen– bzw. Zwölffingerdarmerkrankung typisch sind (siehe Abschnitt „Welche Symptome hat ein Patient der mit H.p. infiziert ist?“). Endoskop Bei Patienten über 45 Jahren sollten bei entsprechen- den Symptomen eine H.p.-Untersuchung und zum Aus- schluss einer bösartigen Erkrankung auch eine endos- kopische Abklärung (Magenspiegelung) der Beschwerden durchgeführt werden. Bei dieser Untersuchung (siehe Abbildung) wird ein dünner Schlauch, der an seiner Spitze eine Kamera trägt, über den Mund und die Speiseröhre in den Magen eingeführt. Mit dem Instrument werden Bilder aus dem Magen bzw. Zwölffingerdarm auf einen Monitor übertragen. Zu Doku- mentationszwecken können auch Fotos gemacht werden. Über das Gerät können auch entsprechende Werkzeuge zur Entnahme von Gewebeproben eingeführt werden. Endoskopisches Bild Bei Patienten unter 45 Jahren sollte bei entsprechen- den Beschwerden eine H.p.-Untersuchung durchge- Endoskop führt werden. Auf eine Gastroskopie kann im ersten Diagnoseansatz meist verzichtet werden, wenn der Patient keine gastro- ösophageale Refluxsymptomatik aufweist, keine nicht steroidale Antirheumatika oder Azetylsalicylsäure-Prä- parate einnimmt, sowie keine Alarmsymptome Ulcus (Bluterbrechen, schwarzer Stuhl, dauernder heftiger Oberbauchschmerz) aufweist und wenn in der Familie des Patienten kein Hinweis auf das Auftreten von Magenkarzinomen vorliegt. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Patienten vor dem 45. Lebensjahr an einem Magenkarzinom erkranken. Im Magengeschwür Regelfall genügt es daher im ersten Diagnoseschritt einen H.p.-Nachweis mit nicht invasiven Methoden (Stuhlantigentest oder Atemtest) zu führen. patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
patholabs.at | 13 WANN SOLL EINE H.P.-INFEKTION BEHANDELT Optionale Indikationen: WERDEN? _Funktionelle _ dyspeptische Beschwerden (Magenbe- In folgenden Situationen sollte, bei positivem H.p.- schwerden ohne Ulcus), da es bei einem Teil dieser Nachweis, eine Antibiotikatherapie (Eradikationsthera- Patienten zu einer Besserung der Beschwerden pie) durchgeführt werden (Leitlinie ÖGGH): kommt. _Patienten, _ die über einen längeren Zeitraum nichtste- Gesicherte Indikationen: roidale Antirheumatika (NSAR ), Azetylsalicylsäure (ASS , Aspirin) oder orale Antikoagulanzien einnehmen __Peptisches (durch Säureeinwirkung bedingtes) Ulcus müssen. (Geschwür) im Bereich des Magens oder des Zwölffin- _Patienten, _ die wegen einer gastroösophagealen gerdarms; aktive und inaktive Ulcera sowie Ulcera mit Refluxerkrankung eine langzeitige säurehemmende Komplikationen Therapie benötigen. Die H.p.-Eradikation trägt weder _Anamnestisch _ gesichertes peptisches Ulcus (nicht zur Entwicklung noch zur Verschlechterung einer zuvor behandelt) bestehenden Refluxerkrankung bei. _Lymphom _ (MALT om) des Magens _Patienten, _ die unter einer Therapie mit NSAR /ASS ein _Atrophe _ Gastritis; Gastritis mit hoher Aktivität, insbe- Ulcus (Magengeschwür) entwickeln. Eine Eradikations- sondere Corpus-dominanter Typ; Gastritis mit intesti- therapie sollte erst nach Abheilung eines derartigen naler Metaplasie Geschwürs durchgeführt werden. Es ist festzustellen, _Zustand _ nach Magenresektion wegen Karzinom mit dass H.p. und NSAR /ASS unabhängige Risikofaktoren Restmagen für die Ulcuskrankheit darstellen. _Patienten, _ deren Anverwandte ersten Grades an _Populationen _ mit hohem Risiko für Magenkarzinome Magenkarzinom leiden _Chronische _ idiopathische thrombozytopenische Purpura _Riesenfaltengastritis _ _Lymphozytäre _ Gastritis _Unerklärte _ Eisenmangelanämie _Vitamin-B _ 12-Mangel-Anämie _Patienten, _ die eine Therapie unbedingt wünschen
14 | Helicobacter pylori MIT WELCHEN MEDIKAMENTEN Bei H.p.-Stämmen, die entweder gegen Clarithromycin WIRD EINE H.P.-INFEKTION BEHANDELT? und Metronidazol empfindlich oder nur gegenüber einem der beiden Wirkstoffe resistent sind, ist ebenfalls Die Therapie umfasst einerseits eine Hemmung der mit sehr hohen Eradikationsraten von mehr als 90 % zu Magensäureproduktion durch Protonenpumpen-Hem- rechnen. Bei gegenüber beiden Wirkstoffen resistenten mer und andererseits eine direkte Antibiotika-Wirkung Stämmen sinkt die Erfolgsrate auf ca. 50 %. auf das Bakterium. Clarithromycin haltige Therapie: H.p. kann im mikrobiologischen Labor aus Magenbiopsie material angezüchtet werden. In der Kultur kann ausge- Eine Clarithromycin haltige Triple Therapie (French testet werden, gegen welche Antibiotika der angezüch- Triple: PPI – Clarithromycin – Amoxicillin; Italian Triple: tete Keim resistent ist. PPI – Clarithromycin – Metronidazol) ist in Österreich aufgrund der aktuellen Resistenzlage nur nach Aus- In den letzten Jahren ist eine zunehmende Antibiotika- schluss einer Clarithromycin Resistenz sinnvoll. Resistenz von H.p. festzustellen. Empfehlungen nach erstem Therapieversagen: In einer rezent veröffentlichten österreichischen Studie wurde gezeigt, dass bei ca. 20 % aller H.p.-Stämme eine _Nach _ erfolgloser Standard-Triple Therapie sollten eine primäre Resistenz gegen Clarithromycin und bei ca. Bismut-basierte Quadrupeltherapie oder eine kombi- 13 % eine primäre Resistenz gegen Levofloxacin nierte Vierfach-Therapie über 10–14 Tage erfolgen. besteht. _Nach _ erfolgloser Bismut-basierter Quadrupeltherapie oder kombinierter Vierfach-Therapie wird eine Resis- Kann vor Beginn einer Eradikationstherapie keine tenzbestimmung und eine darauf basierende Therapie Resistenztestung gemacht werden, werden in Österreich empfohlen. die beiden nachfolgend genannten Therapieregime als First-line Therapie empfohlen: Alternativ kann eine Fluorchinolon-haltige Vierfach- Therapie durchgeführt werden. Bismut-Quadrupeltherapie: Eine Überprüfung des Therapieerfolges (frühestens 4, ide- PPI (2 × täglich in Standarddosierung) alerweise 8 Wochen) nach Absetzen der Therapie (auch + 4 × täglich 3 Kapseln Pylera®, 10-14 Tage lang. für PPI gilt eine mindestens 2-wöchige Therapiepause!) kann in der Regel mit nicht invasiven Verfahren (z. B. Eine Kapsel enthält 140 mg Bismutsubcitrat-Kalium, Stuhlantigentest) erfolgen. Bei MALT-Lymphom und Ulcus 125 mg Metronidazol und 125 mg Tetracyclin- ventriculi ist eine endoskopische Nachkontrolle angezeigt. Hydrochlorid. Bei ausreichend langer Verabreichung (mindestens 10, SPEZIELLE ASPEKTE BEI KINDERN besser 14 Tage lang) und entsprechender Compliance UND JUGENDLICHEN betragen die Eradikationsraten – unabhängig von der Metronidazol-Resistenz – deutlich mehr als 90 %. _Die _ chronische Gastritis ist im Kindesalter selten sym- ptomatisch. Das Risiko für ein Ulcus ist geringer als alternativ bei Erwachsenen und Malignome kommen nicht vor. Konkomittierende Vierfachtherapie: Die therapeutischen Möglichkeiten sind eingeschränkt und weniger wirksam als bei Erwachsenen. Epidemio- Amoxicillin 2 x 1 g logische Studien zeigen eine inverse Beziehung zwi- Clarithromycin 2 x 500 mg schen der frühen H.p. Infektion und atopischen sowie Metronidazol 2 x 500 mg allergischen Erkrankungen. Dieser potentiell positive PPI 2 x Standarddosis Langzeiteffekt der H.p. Infektion muss gegen die mög- Therapiedauer: 14 Tage lichen Risiken einer späteren Ukcuskrankheit und eines Magenkarzinoms abgewogen werden. patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
patholabs.at | 15 _Tests _ auf H.p. sollen nur dann durchgeführt werden, _Eine _ H.p. Infektion bei Familienmitgliedern, Autoim- wenn bei einem positiven Testergebnis eine Therapie munerkrankungen (chron. ITP oder chron. Urtikaria) vorgesehen ist. Eine Therapie zur Vermeidung von oder Wachstumsstörungen stellen keine Indikation für Komplikationen sollte erst im Erwachsenenalter eine Diagnostik und Therapie dar. durchgeführt werden. _Bei _ einer therapierefraktären Eisenmangelanämie und _Die _ Indikation zur Ösophagogastroduodenoskopie wird Ausschluss anderer bekannter Ursachen (z. B. Zöliakie, bei Kindern und Jugendlichen restriktiver gehandhabt okkulte Blutungen, Parasitenbefall) sollte ein H.p. als bei Erwachsenen, nämlich bei Vorliegen sog. klini- Nachweis versucht und ggf. eine Therapie durchge- scher Alarmsymptome (z. B. Blutungen), in der Regel führt werden. aber nicht bei funktionellen Beschwerden. _Da _ bei Kindern und Jugendlichen zahlreiche Medika- _Im _ Rahmen einer endoskopischen Untersuchung soll- mente nur eingeschränkt zur Verfügung stehen, sollte ten neben Proben für histologische Untersuchungen eine Resistenztestung bereits vor der ersten Therapie v.a. bei Vorliegen eines Ulcus, von Erosionen oder einer durchgeführt werden. Nodularität im Antrum auch Biopsiematerial für eine Kultur und Resistenzbestimmung entnommen werden. _Die _ Therapie der ersten Wahl ist eine am Antibiogramm orientierte Dreifachtherapie (siehe S. 14) mit an das 13 _Grundsätzlich _ sind auch bei Kindern der C-Atemtest Körpergewicht angepasster Dosierung über 14 Tage. und der monoklonale Stuhlantigentest mittels ELISA zum Nachweis einer Infektion geeignet. Allerdings _Liegt _ keine Resistenztestung vor, kann eine konkomit- bestehen nur sehr wenige Indikationen in der Primär- tierende Vierfachtherapie verordnet werden. diagnostik (z. B. Elternteil mit Magenkarzinom), womit die Therapie-Erfolgskontrolle die Hauptindikation für _Bei _ einer Infektion mit einem Keim, der sowohl gegen nicht-invasive Tests darstellt. Clarithromycin als auch Metronidazol resistent ist oder bei Therapieversagen, ist eine Zuweisung an ein spezia- _Ulcus _ und Erosionen stellen – sofern H.p. positiv – lisiertes Zentrum empfehlenswert. klare Therapieindikationen dar. Im Falle einer alleini- gen Gastritis muss eine Nutzen-Risiko Abwägung _Eine _ Überprüfung des Therapie-Erfolges sollte stets erfolgen. erfolgen. _Chronische _ Bauchschmerzen/Dyspepsie sollen nicht Quelle: Fischbach et al: S2k-Leitlinie Helicobacter pylori mit einem nicht-invasiven Test auf eine H.p. Infektion und gastroduodenale Ulkuskrankheit. Z. Gastroenterolo- untersucht werden. gie 2016; 54: 327–363 Herausgeber & Redaktion: Autoren: patholabs.at Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Speiser, Labor für Histologie und Zytologie Facharzt für Labormedizin und Innere Medizin Dr. Ulm Ges.m.b.H., FN 120684b Univ-Prof. Dr. Alexander Hirschl, 1210 Wien, Kürschnergasse 6b Facharzt für klinische Mikrobiologie und Hygiene (01) 256 18 13 Univ.-Prof. Dr. Johann Feichtinger, mail@patholabs.at Facharzt für Pathologie www.patholabs.at Stand: September 2020 patholabs.at in Kooperation mit Labors.at
1210 Wien, Kürschnergasse 6b (01) 256 18 13 mail@patholabs.at www.patholabs.at MODERNSTE PATHOLOGIE-DIAGNOSTIK. ALLE KASSEN UND PRIVAT. ¬ Allgemeine Histopathologie ¬ Dermatohistopathologie ¬ Zytodiagnostik ¬ Molekularpathologie V26-9/2020
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