Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55

 
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Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
www.hephatamagazin.de | Das Magazin der Evangelischen Stiftung Hephata | Ausgabe 55 - November 2020

Hochinklusiv:
Politische Partizipation

HephataMagazin                                                                                                 || Nr.55
                                                                                                                  November / 20
EINBLICKE - ANSICHTEN - AUSBLICKE
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
Inhalt                                                                                                                                                                                                                                         Editorial
HephataMagazin
Ausgabe 55 | November 2020

 „Ohne Angst verschieden sein“                  Editorial                               01           Kunst im urbanen Raum als
                                                                                                     Austausch zwischen allen Menschen
                                                                                                                                          15
                                                                                                     Ein Projekt zur kulturellen Partizipation
                                                                                                     aus dem Atelier Strichstärke
                                                „Ohne Angst verschieden sein“
                                                Politische Partizipation als Kritik
                                                                                        02
                                                von Prof. Dr. Waltraud Meints-Stender                Fragen: Manchmal nicht leicht
                                                                                                     zu stellen
                                                                                                                                          16     Liebe Leserin, lieber Leser,
    02                                                                                               Über Politische Partizipation an der
                                                EIN MENSCH, EINE STIMME
                                                Leah Besser über den Landtags-
                                                                                        06           Hans-Helmich-Schule                         das Editorial entsteht immer kurz vor Redaktionsschluss. Es muss      kann nur mit Paulus daraus schließen: „Ihr seid alle durch den
                                                                                                                                                 ja erst einmal gesichtet werden, wie die eingeworbenen Artikel        Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. … Hier ist nicht Jude noch
                                                abgeordneten Bijan Kaffenberger                                                                  eigentlich ausschauen. Und nun entsteht dieses Editorial zu einer     Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch
                                                                                                     „Mitreden – mitgestalten“
                                                                                                     Vanessa Strauch über einen
                                                                                                                                          18     Zeit, da ist die Frage viel bedeutsamer, wie unsere nahe Zukunft      Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal. 3, 26.28).
  „sent from my wheelchair!“                                                                                                                     ausschauen wird. Nach einem praktisch ausgefallenen Osterfest         Sucht man deshalb nach einem unbiblischen Begriff für den
                                                Geschlossene Gesellschaft
                                                Wie partizipativ ist die
                                                                                        08           Entwicklungsprozess zur
                                                                                                     Zukunft der Jugendhilfe
                                                                                                                                                 blicken wir jetzt auf eine Advents- und Weihnachtszeit, wie sie die   Zielpunkt der politischen Dimension des Evangeliums, so kann
                                                                                                                                                 Welt wohl noch nicht erlebt hat.                                      dieser nur „Inklusion“ heißen. Beim Gott, der bei den Hirten zur
                                                Kommunalpolitik in NRW?
                                                                                                                                                                                                                       Welt kommt, bleibt niemand außen vor.
                                                Eine Betrachtung von Christina Baum
                                                                                                     NOCH VIEL ZU TUN...
                                                                                                     Sarah Steinfeld zu den rechtlichen
                                                                                                                                          19     Die Heilige Nacht bedeutet: Gott ist uns Menschen so nahe
                                                                                                                                                 gekommen, wie es nur ihm möglich ist. Er hat sich mit dem Sohn        Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Vorstand der
                                                Ein verhinderter Kaffee in
                                                Brüggen
                                                                                        10           Hintergründen politischer Partizipation
                                                                                                     von Menschen mit Behinderung
                                                                                                                                                 eines Zimmermanns buchstäblich identi-fiziert. Wie sollen wir
                                                                                                                                                 Menschen dem, feiernd, würdig entsprechen unter dem Gebot
                                                                                                                                                                                                                       Evangelischen Stiftung Hephata

                                  12            Dr. Harald Ulland im Gespräch mit                                                                der sozialen Distanz, auf dass sich niemand in-fiziere? Eigentlich                                  evangelische stiftung
                                                Andrea Hanisch und Karl-Heinz Kellerhoff
                                                – Behindertenbeauftragte in Brüggen
                                                                                                     Wer öffnet Türen und 		              20     geht das gar nicht. Und es muss doch irgendwie gehen.
                                                                                                                                                                                                                                                     HEPHATA
                                                                                                     baut Brücken?
                                                                                                                                                                                                                                                                   HEPHATA. unternehmen mensch.
                                                                                                     Partizipation als Querschnittsaufgabe der   Wir bieten Ihnen in dieser Ausgabe Beiträge zum Thema der poli-
                                                                                                     Fachschulen am Hephata-Berufskolleg         tischen Partizipation. Das klingt erst einmal gar nicht sehr weih-    Dipl.-Kaufmann 		                        Pfarrer
                                                Und Tschö!
                                                Abschiedsworte von
                                                                                        11                                                       nachtlich. Immerhin bleibt aber dieses Jahr wohl Zeit genug, um       Klaus-Dieter Tichy 		                    Christian Dopheide
                                                                                                                                                 auch anspruchsvolle Texte mit der erforderlichen Ruhe zu lesen.
                                                Christian Dopheide
                                                                                                     Sehr geehrter Herr Heinrichs…
                                                                                                     Ein Briefwechsel
                                                                                                                                          22     Der Leitartikel von Waltraud Meints-Stender ist nämlich ein sol-
                                                                                                                                                 cher. Wie üblich, möchten dann die meisten der anderen Artikel
                                                „sent from my wheelchair!“
                                                Ein Interview mit dem Aktivisten
                                                                                        12                                                       das Thema ins Licht der Praxis rücken. Lassen Sie sich überraschen
                                                                                                                                                 von der Vielfalt, die wir hier entdeckt haben.
                                                Raúl Krauthausen – von Ingo Fulfs                    VISION HEPHATA
                                                                                                     Christian Dopheide über Hephata als
                                                                                                                                          23
                                                                                                                                                 Die Ansicht, dass Partizipation, also die nicht bloß beiläufige,
                                                                                                     Menschenrechts- und Bürgerrechts-           sondern mitgestaltende Teilhabe, nichts Weihnachtliches an sich
                                                Könige sind wir alle gemeinsam
                                                Ein Geistliches Wort in Leichter
                                                                                        14           bewegung
                                                                                                                                                 habe, ist natürlich ein Trugschluss. Wenn Weihnachten bedeutet,
                                                                                                                                                 Gott habe sich in Christus uns allen gleich gemacht, dann gilt
                                                Sprache von Klaus Eberl
                                                                                                     Ein CABito für jede Wohngruppe
                                                                                                     Unsere Spendenaktion zur digitalen
                                                                                                                                          24     diese seine Partizipation bis in die letzte Konsequenz: „Er ernied-
                                                                                                                                                 rigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode
                                                                                                     Teilhabe in der Hephata Jugendhilfe         am Kreuz.“ (Phil. 2, 8). Wer Weihnachten mit Paulus so versteht,

Titel: ©Udo Leist
Das Titelbild zeigt die Wappen aller Kreise und Städte, in denen die Evangelische Stiftung Hephata
aktuell mit Angeboten in den Bereichen Wohnen, Jugendhilfe, Bildung und Werkstätten aktiv ist.
                                                                                                                                                                                                                                                     HephataMagazin 55 l November 2020 01
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
„Ohne Angst verschieden sein“
POLITISCHE PARTIZIPATION ALS KRITIK

von Prof. Dr. Waltraud Meints-Stender

                                                                                                                                                                                                                                                                                       ©PHOTOMORPHIC PTE. LTD., Stock Adobe.com
„Mitmachen wollte ich nie“. Diese Aussage von Leo Löwenthal,                                nicht selbstverständlich davon auszuge-        Krise der Demokratie – Krise der Parti-         neller PR-Experten die öffentliche Debatte     Demokratie und Partizipation
der neben Adorno, Horkheimer und Marcuse zum inneren Kreis                                  hen, dass hier eine demokratische Teilhabe,    zipation?                                       während der Wahlkämpfe so stark kontrol-       Demokratische politische Systeme sind da-
der Kritischen Theorie gehörte, aus einem Interviewband mit                                 ein gleichberechtigtes Miteinander, was        Dass die Demokratie sich in einer Krise         lieren, dass sie zu einem reinen Spektakel     durch gekennzeichnet, dass in ihnen die
                                                                                            auch sozialen Voraussetzungen gegenüber        befindet, scheint in gesellschaftspolitischen   verkommt, bei dem man nur über eine            Herrschaft des Volkes ausgeübt wird, um
Helmut Dubiel am Anfang eines Leitartikels zur politischen
                                                                                            nicht blind ist, gemeint ist. Auch antidemo-   Debatten unumstritten zu sein. Umstritten       Reihe von Problemen diskutiert, die die        die Interessen und Bedürfnisse des Volkes
Partizipation zu zitieren, mag irritieren. Es verweist jedoch darauf,                       kratische, nationalistische und rassistische   ist jedoch, worin genau diese „Krise der        Experten zuvor ausgewählt haben.“ Die          zu regeln. Welche Formen von Partizipation
dass der Begriff der Partizipation sich keineswegs von selbst ver-                          Bewegungen und Parteien wollen partizi-        Demokratie“ besteht: Leben wir in der „Post-    Mehrheit der Bürger*innen spiele dabei         damit aber verbunden sind, korrespondiert
steht. Im Gegenteil: Er hat die Eigenschaft eines Catchall-Begriffs,                        pieren. Sie ersetzen jedoch den Begriff des    demokratie“, (Ranciere 2002, Crouch 2008),      nur noch eine passive und häufig sogar         mit unterschiedlichen Formen von Demo-
der erst durch eine Präzisierung und Kontextualisierung zu einem                            Demos durch den des Ethnos. Und spätes-        in „Demokratien gegen den Staat“ (Aben-         apathische Rolle und reagiere nur auf die      kratie. So hat z.B. Schumpeter (1950) ein
positiven oder negativen Begriff wird.                                                      tens seit der Einführung von Hartz IV mit      sour 2012) oder gar in einer „Demokratie        Signale, die man ihr gibt. Jenseits des        elitenbasiertes Konzept der Demokratie
                                                                                            dem Prinzip von „Fördern und Fordern“          ohne Volk“ (Thélène 2011)?                      öffentlichen Spektakels und der politischen    vertreten, in der politische Partizipation auf
                                                                                            wird die Aufforderung zur Partizipation mit                                                    Inszenierungen aber werde „die reale Politik   Wahlbeteiligung reduziert wird. Er ging von

Kein System, das nicht auf Partizipation       teilnehmen, teilnehmen, beteiligen). Durch   der Übernahme von ökonomischer Eigen-          Die Diagnose der „Postdemokratie“ ist all-      hinter verschlossenen Türen gemacht: von       einer Art „Arbeitsteilung“ zwischen Regie-
setzt: Politische Partizipation kann emanzi-   „pars“ wird deutlich, dass immer auf ein     verantwortung verknüpft und zu einem           gegenwärtig und geht davon aus, dass die        gewählten Regierungen und Eliten, die vor      renden und Bürgern aus, bei der die
patorisch, aber auch systemkonform oder        Ganzes Bezug genommen wird, von dem          Mechanismus neoliberaler Regierungs-           Institutionen der Demokratie nach wie vor       allem die Interessen der Wirtschaft vertre-    Bürger*innen „respektieren und einsehen“
gar Teil von diktatorischen Regimen sein.      es ein Teil ist, und „capere“ kann als ein   technologie, die ökonomische Prinzipien in     funktionieren, diese aber von den Bür-          ten“ (Crouch 2008, 10).                        sollten, dass nach der Wahl der Eliten „die
Sie kann zu einer Regierungstechnologie        anteilnehmendes, teilhabendes und ein-       alle Bereiche des gesellschaftspolitischen     ger*innen nicht mehr unterstützt werden.                                                       politische Sache“ die des Gewählten ist,
werden, die in allen Kapillaren des gesell-    greifendes Element zum Ganzen verstan-       Lebens bringt. Es kommt also darauf an, zu     Der Begriff bezeichne, so schreibt der          Sollte die Diagnose von der „Postdemo-         und nicht mehr die des Bürgers (Schumpeter
schaftspolitischen Systems verankert ist.      den werden. In welcher Weise nun dieses      prüfen, wie der Begriff der Partizipation in   Politikwissenschaftler Colin Crouch, „ein       kratie“ zutreffen, so wäre die Krise der       1950, 468).
Diese Unbestimmtheit des Begriffs wird         „capere“ zu verstehen ist, welche Formen     verschiedenen Demokratiemodellen ver-          Gemeinwesen, in dem zwar nach wie vor           Demokratie auch eine Krise der Partizi-        Der Sozialphilosoph Jürgen Habermas hat
auch in der etymologischen Bedeutung           es annimmt, ist aus dieser Bestimmung        wendet wird.                                   Wahlen abgehalten werden, Wahlen, die           pation. Zwischen beiden besteht ein inne-      demgegenüber drei Demokratieverständ-
deutlich. Das Wort hat seinen Ursprung im      nicht weiter ableitbar.                                                                     sogar dazu führen, dass Regierungen ihren       rer Zusammenhang, so dass es zweifellos        nisse unterschieden: das liberale, das repu-
lateinischen „particeps“. Es setzt sich zu-    Wenn also Aufforderungen zur Partizipa-                                                     Abschied nehmen müssen, in dem aller-           richtig ist, dass eine „Demokratie ohne        blikanische und das Konzept der „delibera-
sammen aus „pars“ (Teil) und „capere“ (an-     tion an die Bürger*innen ergehen, so ist                                                    dings konkurrierende Teams professio-           Partizipation“ (B. Lösch 2011) keine ist.      tiven Demokatie“. Alle unterscheiden sich

    02 HephataMagazin 55 l November 2020                                                                                                                                                                                                       HephataMagazin 55 l November 2020 03
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
© Moritz Kosinsky / Wikipedia

                                                                                                                                                                                 ©roibu - stock.adobe.com
                                hinsichtlich der Partizipation und d.h. hier:   von Demokratie hingegen begreift den              Bürger*innen ihre Argumente, Meinungen                                    Demokratie als Lebensform setzt voraus,                     mit ihre gesellschaftspolitischen Voraus-                     Waltraud Meints-Stender ist Professorin
                                des politischen Prozesses, der Willens- und     Staat nicht als „Hüter einer Wirtschaftsge-       und Ansichten austauschen. Es entstehen                                   dass es kritische Bürger*innen gibt, die                    setzungen und Bedingungen mitberück-                           für Politik und Bildung am Fachbereich
                                Meinungsbildung (Habermas 1996, 277ff.).        sellschaft“, die „die Befriedigung der priva-     so diverse Foren der Öffentlichkeit, die mit                              das, was in ihrem Namen geschieht, be-                      sichtigt werden können. Zugleich ermög-                           Sozialwissenschaften der Hochschule
                                Das liberale Demokratieverständnis sieht        ten Glückserwartungen produktiv tätiger           den politischen Institutionen in Austausch                                stimmen und entscheiden. Das setzt aber                     licht dieser Erfahrungsaustausch, Wirklich-                          Niederrhein in Mönchengladbach.
                                die Funktion der politischen Willensbildung     Bürger“ gewährleistet, sondern plädiert für       treten und sich dem besseren Argument im                                  auch voraus, dass demokratische Insti-                      keit von verschiedenen gesellschaftlichen
                                der Bürger*innen darin, die „Durchsetzung       einen intersubjektiven Kommunikations-            Diskurs anschließen. Der radikalen Demokra-                               tutionen gegenüber gesellschaftlichen Ver-                  Perspektiven aus wahrzunehmen, um Fra-
                                gesellschaftlicher Privatinteressen gegen-      prozess, „eine mehr oder weniger rationa-         tie wiederum liegt ein Konzept der gleich-                                änderungen offen sein müssen, damit den                     gen der sozialen Gerechtigkeit zu erörtern.
                                über einem Staatsapparat, der auf die admi-     le Meinungs- und Willensbildung“, durch           berechtigten Teilhabe und eines Selbstge-                                 Menschen diese Institutionen nicht als                      In dieser Form der politischen Praxis, die
                                nistrative Verwendung politischer Macht für     die kommunikative Macht erzeugt wird.             staltens zugrunde, das Konflikte durch                                    „fremde Macht“ gegenüberstehen (Jaeggi                      Andere im Denken und Handelns gleich-
                                kollektive Ziele spezialisiert“ ist, durchzu-   Sprache und Kommunikation bilden die              Machtkonstellationen in den Fokus rückt.                                  2009, 543). Sie müssen in ihrem Selbst-                     berechtigt berücksichtigt, können soziale
                                setzen. Die Bürger*innen der liberalen          Voraussetzung für das deliberative Demo-                                                                                    verständnis Lern- und Transformations-                      und rechtliche Voraussetzungen erfasst
                                Demokratie werden durch ihre Rechte vom         kratieverständnis, um menschliche Angele-         Die gesellschaftlichen Voraussetzun-                                      prozessen gegenüber offen sein (ebd.).                      und Demokratie als Lebensform geübt und
                                Staat geschützt und gleichzeitig fungieren      genheiten zu regeln. Gründe müssen an-            gen von Partizipation                                                                                                                 erlernt werden (John Dewey 1993, (1916)/
                                ihre Bürgerrechte auch als Schutz gegen         gegeben werden, das Gegenüber soll durch          Damit Demokratie nicht nur als Regie-                                     PARTIZIPATION ALS KRITIK                                    Oskar Negt 2010), um eine kritische politi-
                                Interventionen des Staates. Sie verfolgen       rationale Argumentationen überzeugt wer-          rungsform, sondern als eine Lebensform                                    Versteht man politische Bildung als politi-                 sche Partizipation auf allen Ebenen der
                                ihre Privatinteressen, die sie u.a. durch       den und in diesem Austausch verständigen          entwickelt werden kann, bedarf es der                                     sche Kultur der erweiterten Denkungsart                     Gesellschaft zu ermöglichen. Partizipation

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                © majivecka - stock.adobe.com
                                Wahlbeteiligung für bestimmte Parteien          sich die Bürger*innen über die Ausrichtung        sozialen und rechtlichen Voraussetzungen                                  (Benhabib 2013), die eine politische Praxis                 in diesem Sinne wäre eine Form von Kritik
                                sichern möchten. Im Unterschied dazu ver-       des politischen Gemeinwesens.                     der Bürger*innen, die u. a. durch die                                     ermöglicht, in der die Menschen „ohne                       an gesellschaftspolitischen Zuständen, die
                                steht das republikanische Modell der Demo-                                                        Ungleichheitsachsen Class, Gender, Racism                                 Angst verschieden sein“ (Adorno) können,                    den Menschen seiner Würde berauben.
                                kratie die politische Willens- und Meinungs-    Chantal Mouffe (2011) wiederum kritisiert         und Disability bestimmt sind. Nicht alle                                  setzt dies ein von „Anderen Gesehen- und
                                bildung nicht als die Verfolgung von Privat-    mit ihrem Verständnis radikaler Demokratie,       Bürger*innen haben die gleichen Voraus-                                   Gehörtwerden“ (Arendt 1967) voraus, da-
                                interessen, sondern als „Beteiligung an einer   dass Habermas’ Konzeption zu sehr auf             setzungen, um allgemein am politischen
                                gemeinsamen Praxis, durch deren Aus-            den Konsens setzt und damit gesellschafts-        Leben einer modernen Gesellschaft teilzu-
                                übung die Bürger*innen sich erst zu dem         politische unterschiedliche Interessen nicht      haben. Was die Politikwissenschaftlerin
                                machen können, was sie sein wollen – zu         würdigt. Der Konflikt würde machtpolitisch        Birgit Sauer für die Geschlechterdemokra-                                 Literatur:
                                politisch verantwortlichen Subjekten einer      stillgestellt und dies führe zu einer Krise der   tie fordert, kann hier allgemein ausgewei-                                Abensour, Miguel (2012): Demokratie gegen den Staat. Marx und das machiavellische Moment, Frankfurt a.M.
                                                                                                                                                                                                            Arendt, Hannah (1967): Vita activa oder Vom tätigen Leben. München.
                                Gemeinschaft von Freien und Gleichen“           Demokratie eigener Art. Vergegenwärtigt           tet werden, dass es nämlich gilt, „die                                    Benhabib, Seyla (2013): Gleichheit und Differenz. Die Würde des Menschen und die Souveräntitätsansprüche der Völker im Spiegel der politischen Moderne, (Hrsg. von Volker
                                (Habermas 1996, 279).                           man sich diese Verständnisweisen von De-          gesellschaftlichen Verhinderungsstrukturen                                Drehsen), Tübingen.
                                                                                                                                                                                                            Crouch, Colin (2008 [2004]): Postdemokratie. Frankfurt a.M.
                                Zusammenfassend kann man sagen: Legt            mokratie: die liberale, die republikanische,      von Partizipation wieder in den Blick zu                                  Dewey, John (1993, 1916): Demokratie und Erziehung. Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik. Weinheim/Basel.
                                die Willens- und Meinungsbildung inner-         die deliberative oder die radikale Demo-          nehmen“, sie „zu untersuchen“, um „Nor-                                   Habermas, Jürgen (1996): Drei normative Modelle der Demokratie, in: ders.: Die Einbeziehung des Anderen, Frankfurt am Main, S, 277 -292.
                                                                                                                                                                                                            Jaeggi, Rahel (2009): Was ist eine (gute) Institution, in: Sozialphilosophie und Kritik, (Hrsg. von Rainer Forst, Martin Hartmann, Rahel Jaeggi, Martin Saar), Frankfurt a.M., S.
                                halb der liberalen Demokratie den Fokus         kratie, so korrespondieren ihnen jeweils          mierungs-, Schließungs-, Segregations- und                                528-544.
                                auf die „Strukturen von Marktprozessen“,        spezifische Partizipationsvorstellungen. Die      Hierarchisierungsprozesse“ zu identifizie-                                Lösch, Bettina (2011): Keine Demokratie ohne Partizipation. Aktive Bürgerinnen und Bürger als Ziel der politischen Bildung, in: Widmaier, Benedikt (Hrsg.): Partizipation als
                                                                                                                                                                                                            Bildungsziel. Politische Aktion in der politischen Bildung. Schwalbach: Wochenschau Verl. (2011) S. 111-124.
                                so liegt der Fokus bei republikanischen         liberale Demokratie korrespondiert mit            ren und zu reduzieren, damit politische
                                                                                                                                                                                                            Mouffe, Chantal (2011): „Postdemokratie“ und die zunehmende Entpolitisierung. Essay. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung, Das Parlament, B 1 - 2,
                                Demokratieverständnissen auf den „Struk-        Konzeptionen der Wahlbeteiligung und              Partizipation überhaupt ermöglicht wird                                   3. Januar, 2011.
                                turen einer verständigungsorientierten öf-      des Eigeninteresses, während die delibera-        (Sauer 1994, 111; Knapp, zitiert nach                                     Negt, Oskar (2010): Der politische Mensch. Demokratie als Lebensform. Göttingen.
                                                                                                                                                                                                            Rancière, Jacques (2002): Das Unvernehmen. Politik und Philosophie. Frankfurt a. M.
                                fentlichen Kommunikation“ (Habermas             tive Demokratie den gesellschaftspoliti-          Sauer 1994,111).                                                          Sauer, Birgit (1994): Was heißt und zu welchem Zwecke partizipieren wir? Kritische Anmerkungen zur Partizipationsforschung. In: Biester, Elke/Holland-Cunz, Barbara/Sauer,
                                1996, 282). Ein „deliberatives“ Verständnis     schen Austausch fördert, in dem alle                                                                                        Birgit (Hrsg.): Demokratie oder Androkratie? Theorie und Praxis demokratischer Herrschaft in der feministischen Debatte. Frankfurt am Main/New York, S. 99–130.
                                                                                                                                                                                                            Schumpeter, Joseph A. (1950): Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen.
                                                                                                                                                                                                            Catherine Colliot-Thèlene (2011): Demokratie ohne Volk? Plädoyer gegen Staatsversagen, Machtmissbrauch und Politik, Hamburg.

                                    04 HephataMagazin 55 l November 2020                                                                                                                                                                                                                                                                   HephataMagazin 55 l November 2020 05
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
von Leah Besser
                      EIN MENSCH, EINE STIMME
                                                                                                                                                                     Hand, zuckt und zittert, kann nicht stillsit-     Kaffenberger nimmt seine Gesprächspartner           so Kaffenberger. „Deswegen ist es ganz
                                                                                                                                                                     zen. Die Lehrer*innen maßregeln ihn. Seine        für sich ein, erzählt mitreißend. Nur manch-        wichtig, dass sich die Menschen unabhängig
                                                                                                                                                                     Großeltern und Ärzt*innen sind ratlos.            mal vergisst er, was er sagen wollte. Viel-         von ihrer eigenen Person in den Gebieten
                                                                                                                                                                                                                       leicht hat das etwas mit seinem diagnosti-          einbringen können, für die sie sich interes-
                                                                                                                                                                     „Mich hat es gar nicht gestört. Es war            zierten ADHS-Syndrom zu tun, vielleicht             sieren. Dass nicht sofort gesagt wird, wenn
                                                                                                                                                                     meine Familie, die besorgt war.“                  aber schwirren auch einfach nur viele gute          jemand schwarz ist, dann muss der jetzt
                                                                                                                                                                                                                       Gedanken in seinem Kopf, die sich nicht             irgendwie Anti-Rassismus machen. Wenn
                                                                                                                                                                     Die Anfälle werden schlimmer. Kinder ent-         immer alle ordnen lassen wollen.                    jemand eine Behinderung hat, dann Inklu-
                                                                                                                                                                     wickeln gelegentlich Tics, besonders im                                                               sion. Und die Frauen machen bestimmt am
                                                                                                                                                                     jungen Alter. Doch die allermeisten legen         Bijan Kaffenberger fällt auf. Wie jede*r            besten immer nur Gleichstellung.“
                                                                                                                                                                     diese wieder ab. Kaffenberger jedoch nicht.       der/die anders ist. „Die Menschen sind erst-
                                                                                                                                                                     Am Ende dauert es fünf Jahre, bis Ärzt*innen      mal skeptisch, wie mit allem was neu oder           Die Hürden des politischen Systems, die es
                                                                                                                                                                     die Diagnose stellen: Tourette-Syndrom. Eine      anders ist“, sagt Kaffenberger. „Doch ich           gerade Menschen mit Behinderungen
                                                                                                                                                                     Krankheit, die auch deswegen so schwer            glaube, ich hatte den großen Vorteil, dass          schwer machen, politisch aktiv zu sein, die
                                                                                                                                                                     zu diagnostizieren ist, weil mit ihr so viele     alles andere gestimmt hat. Und gegen das            gäbe es noch immer, sagt Kaffenberger
                                                                                                                                                                     Begleitsymptome auftreten können. Betrof-         Tourette-Syndrom hat sich ja keiner getraut,        und fügt hinzu: „Das Allernotwendigste für
                                                                                                                                                                     fene leiden häufig auch unter Zwangs- und         etwas laut zu sagen“, so Kaffenberger. Er           jeden demokratischen Prozess ist, dass
                                                                                                                                                                     Aufmerksamkeitsstörungen, Suchterkran-            stellt sich mit Disziplin und Humor seinen          wirklich jeder Mensch, mit oder ohne
                                                                                                                                                                     kungen, Depression und Autoaggression.            eigenen Tics und all jenen, die diese noch          Behinderung, daran teilnehmen kann!“
                                                                                                                                                                                                                       überfordern.
                                                                                                                                                                     Kaffenberger bleibt vieles erspart. Sein
                                                                                                                                                                     Tourette-Syndrom äußert sich hauptsäch-
                                                                                                                                                                     lich in seinem Bewegungsmuster. Er wirft
                                                                                                                                                                     seinen Kopf zur Seite, beugt seinen Ober-
                                                                                                                                                                     körper nach vorn, läuft vor und wieder
                                                                                                                                                                     zurück, greift mit seiner Hand ins Leere. Im
                                                                                                                                                                     Grunde betreibt Kaffenberger tagtäglich
                                                                                                                                                                     Hochleistungssport: immer in Bewegung,
                                                                                                                                                                     nur nicht stillstehen. Das sind gute Voraus-
                                                                                                                                                                     setzungen für einen jungen, engagierten
                                                                                                                                                                     Politiker. Dennoch, je nervöser er ist, desto
                                                                                                                                                                     häufiger treten seine Tics auf. Und manch-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Foto: privat
                                                                                                                                                                     mal ist da noch dieser Laut. Ein kurzes
                                                                                                                                                                     Hicksen, als hätte ihn jemand gezwickt.
                      „Ich bin nicht perfekt.                                                                                                                        Dann ein Moment Stille und das Gespräch
                                                                                                                                                                     geht weiter, das Telefonat, die Rede im           Doch auch wenn Kaffenbergers Tourette-              Kaffenbergers Wunschvorstellung: die Ge-
                      Die Frage ist, ob das etwas mit                                                                                                                Landtag. Als hätte es nie einen Aussetzer         Syndrom und sein Entschluss, ein Leben in           sellschaft und mit ihr die Politik bunter,
                      meinem Tourette-Syndrom zu tun hat?“
©Götz Schleser

                                                                                                                                                                     gegeben. Bald nach der Diagnose verord-           der politischen Öffentlichkeit zu führen,           vielfältiger und inklusiver aufzustellen. Und
                                                                                                                                                                     nen ihm die Ärzt*innen Neuroleptika. Er           anfangs noch eine Besonderheit waren, so            davon würden dann sicher alle profitieren.
                                                                                                                                                                     schluckt Tiapridex, Ritalin, Captagon. Doch       ist es heute kaum noch eine Meldung in
                                                                                                                                                                     besser geht es ihm damit nicht. Er fühlt          der Landtagsberichterstattung wert.                 Niemand ist perfekt, in und jenseits der
                                                                                                                                                                     sich müde, gedämpft, wie ein alter Mann.                                                              Politik, auch Bijan Kaffenberger ist es nicht.
                 Bijan Kaffenberger ist SPD-Abgeordneter         schen mit Schuldunfähigkeit: ihre Stimme            Dennoch, Bijan Kaffenberger ist anders als      Mit 14 setzt er alle Medikamente ab. „Ich         Bijan Kaffenberger steht für Inklusion, dem         Doch sein Tourette-Syndrom hat damit
                 im hessischen Landtag und der einzige           zählt. Sie dürfen wählen.                           seine Kolleg*innen im Landtag.                  wollte auch mal wie meine Fußballkumpel           kann er vermutlich nur schwer entkom-               sicherlich nichts zu tun.
                 Politiker mit Tourette-Syndrom.                                                                                                                     ein Bier trinken“, sagt Kaffenberger. Und         men. Doch seine eigentlichen politischen
                                                                 Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung,     Kaffenberger wächst wohlbehütet bei sei-        dann läuft 1998 Gerhard Schröder in einem         Stärken und Interessen haben nichts mit
                 Wenn Bijan Kaffenberger das Prinzip der         doch noch lange nicht am Ziel, findet Bijan         nen Großeltern in der Nähe von Darmstadt        SPD-Wahlwerbespot über die Bildschirme            dem Tourette-Syndrom zu tun. Seine be-                 Leah Besser, 24 Jahre alt, lebt in Köln.
                 politischen Partizipation erklärt, klingt es,   Kaffenberger.                                       auf. Sein Vater hat die Familie schon früh      der Nation und verspricht „Menschen eine          vorzugten Themen sind Mobilität und Digi-            Als Journalistin arbeitet sie freiberuflich
                 als wäre es eine simple mathematische                                                               verlassen, ging zurück in sein Heimatland       Perspektive.“ Für Kaffenberger damals der         talisierung. Und das ist auch gut so.                   für TV, Radio und Print. „Wir müssen
                 Rechnung. Ein Mensch plus eine Stimme           Bijan Kaffenberger ist SPD-Landtagsabge-            Marokko. Seine Mutter verstirbt jung. Bijan     erste, kleine Grundstein für die eigene poli-                                                             uns in unserer Einzigartigkeit wieder
                 ergibt eine Wahlberechtigung und unterm         ordneter in Hessen. Mit achtzehn Jahren             Kaffenberger ist da gerade mal sechs Jahre      tische Karriere. Das will ich auch werden,        „Wenn sich Menschen mit Behinderung                    schätzen lernen und sie zu unser aller
                 Strich die Gleichung Demokratie.                tritt er bereits der Partei bei. Elf Jahre später   alt, ein I-Dötzchen. Und so geht sein Groß-     beschließt Bijan Kaffenberger.                    ausschließlich für das Thema Inklusion ein-         Vorteil nutzen“, sagt sie über das Thema
                                                                 wird er jüngster Abgeordneter im hessi-             vater in den Vorruhestand, um für seinen                                                          setzen, ist das das Gegenteil von Inklusion“,          Inklusion und politische Partizipation.
                 Doch so einfach war es nicht immer. Denn        schen Landtag. Auf dem Papier sei er mehr           Enkel da zu sein, erzieht ihn mit liebevoller
                 erst im Februar letzten Jahres beschließt       als ein guter Kandidat, sagt Kaffenberger           Strenge. Kaffenberger ist aufgeweckt, clever,
                 der Bundestag das inklusive Wahlrecht und       (31) selbstbewusst über sich. Abgeschlosse-         nicht immer einfach. Doch welches Kind ist       Schätzungsweise 800.000 Menschen leiden in Deutschland unter dem sogenannten Tourette-Syndrom. Das Tourette-
                 betont so das Recht auf politische Teilhabe     nes Studium mit Berufserfahrung, trotz-             das schon? Nur ab und an hat er diese Tics.      Syndrom (TS) ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die sich in sogenannten Tics äußert. Unter diesen Tics versteht man
                 eines jeden Einzelnen. Erst ab diesem           dem noch jung, attraktiv und charismatisch          Es beginnt kurz nach der Einschulung. Sie        spontane Bewegungen, Laute oder Wortäußerungen. Die Symptome treten in der Regel erstmals im Grundschulalter auf
                 Zeitpunkt bedeutet das auch für Menschen        – was will Politik mehr?                            schleichen sich immer wieder in sein Nerven-     und äußern sich durch Grimassenschneiden oder Zuckungen im Auge. Was im Gehirn vor sich geht, damit es zum
                 mit einer schweren Behinderung oder Men-                                                            system. Er verliert die Kontrolle über seine     Ausbruch des Tourette-Syndroms kommt, konnte die Wissenschaft bisher noch nicht klären.

                     06 HephataMagazin 55 l November 2020                                                                                                                                                                                                                       HephataMagazin 55 l November 2020 07
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
Ge s c h l o s s e n  e
                          Ges  e l l s c h a f t
                                                                                                 in NRW?
                            is t d ie K o m munalpolitik
                       ativ
          Wie partizip

                                                                                                                    von Christina Baum

20 Prozent der Einwohner*innen Nordrhein-Westfalens haben                                        tere Wege in die politischen Strukturen und     sind vielerorts knapp. Auch das Finden einer     Kampagne zeigt das Engagement
eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung. Das sind rund                                  Ämter ebnen. Damit dies jedoch effektiv         gemeinsamen kommunikativen Ebene in              in den NRW-Kommunen
3,67 Millionen Menschen. Diese Zahl geht aus dem aktuellen                                       geschieht, braucht es bestimmte Vorausset-      einer Gruppe, in der die Bedarfe der Men-        Gemeinsam mit den Kompetenzzentren
Teilhabebericht des Landes NRW hervor. Die Ergebnisse des                                        zungen. Zunächst muss es überhaupt eine         schen mitunter konträr zueinander stehen,        Selbstbestimmt Leben NRW hat das Projekt-
                                                                                                 Interessenvertretung, also einen Beirat, eine   kann verunsichern. Und trotzdem: Eine gute       team in diesem Jahr eine Kampagne mit
Berichts zeigen, dass viele Menschen mit Behinderungen großes
                                                                                                 beauftragte Einzelperson, einen Selbsthilfe-    Zusammenarbeit für eine inklusivere Kom-         dem Titel „Dein Rat zählt! Gestalte im
Interesse an Politik haben.1 In der Praxis ist der Anteil der Menschen,                          zusammenschluss oder ähnliches geben.           mune ist – schrittweise – möglich. Das zei-      Behindertenbeirat Deine Kommune für
die sich politisch aktiv engagieren, jedoch klein. Dies gilt insbeson-                           Das ist bislang aber nur in knapp der Hälfte    gen viele Beispiele in NRW. Und neben der        alle mit.“ ins Leben gerufen. Der Fokus der
dere für Menschen mit Behinderung. Woran liegt das und was                                       der NRW-Kommunen der Fall, wie eine Un-         rechtlichen Verpflichtung, dem stetigen          Kampagne liegt auf dem vielfältigen Enga-
folgt daraus?                                                                                    tersuchung aus dem Jahr 2019 des Zen-           Älterwerden der Gesellschaft und dem po-         gement der Aktiven in den Beiräten und an-
                                                                                                 trums für Planung und Evaluation der Uni-       tenziellen Risiko, das jede nicht-behinderte     deren Bereichen der Interessenvertretung.
Die Politik ist eine Barriere an sich           Die Folgen für NRW                               versität Siegen im Rahmen eines Projekts mit    Person trägt, einmal selbst behindert zu sein,   Interviews und Porträts geben einen guten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  © nosyrevy - stock.adobe.com
Nehmen wir als Beispiel die Kommunal-           Wenn eine große Gruppe der Bevölkerung           der Landesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE       ist ein Lebensumfeld, das niemanden auf-         Einblick in das politische Geschehen vor
politik. Sie birgt die Chance, sehr unmittel-   die Politik nicht mitgestalten kann, spielen     NRW zeigt.2                                     grund bestimmter Merkmale ausschließt,           Ort. Mehr Informationen finden Sie unter:
bar das eigene Lebensumfeld mitzugestal-        ihre Belange bei Entscheidungen keine                                                            eines, in dem sich alle Menschen sicherer        www.deinratzaehlt.de
ten. Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht             oder eine untergeordnete Rolle. Das heißt        Es braucht Verbindlichkeit                      und angenommener fühlen können. Eine
wäre. Denn wer sich aktiv in der Kommunal-      konkret für über drei Millionen Menschen         Wenn es eine Interessenvertretung gibt,         inklusive Kommune wäre somit eine starke
politik beteiligen möchte, muss zunächst ei-    in NRW, dass die Gefahr besteht, dass ihre       bedeutet das allerdings nicht direkt, dass      Kommune, die für alle ihre Einwohner*innen                 Christina Baum ist Referentin für
nige Hürden nehmen. So braucht es Kenntnis      Bedürfnisse in der Gestaltung ihres Lebens-      eine effektive politische Partizipation tat-    Lebensqualität schafft.                                      Öffentlichkeitsarbeit im Projekt
darüber, wie das politische System funktio-     umfelds in vielen Fällen nicht bedacht wer-      sächlich gegeben ist. Für diese braucht es                                                           „Politische Partizipation Passgenau!“
niert. Dazu gehört es beispielsweise, Ent-      den. Und das heißt im schlimmsten Fall: sie      Verbindlichkeit. Allein über Vorgänge infor-    Unterstützungsangebot bei der                                der Landesarbeitsgemeinschaft
scheidungsprozesse und Verwaltungswege          werden ausgeschlossen aus Bereichen des          miert zu werden, ermöglicht beispielsweise      Entwicklung oder Verbesserung                                                 SELBSTHILFE NRW.
nachzuvollziehen und sich in die politische     gesellschaftlichen Lebens. Das Land NRW          noch nicht politische Teilhabe, sie ist aber    partizipativer Strukturen
Kultur einzufinden. Wenn ich nun aber etwa      hat bereits 2003 mit dem Behindertengleich-      eine der Voraussetzungen für diese. Ver-        Ein Unterstützungsangebot, um die politi-
auf Leichte Sprache angewiesen bin, Infor-      stellungsgesetz NRW rechtliche Schritte          lässliche und gültige Regelungen spielen bei    schen Teilhabemöglichkeiten in der eigenen
mationen aufgrund meiner Sehbehinderung         ergriffen, um die Teilhabemöglichkeiten zu       der Effektivität einer Interessenvertretung     Kommune zu verbessern, bietet die Landes-
barrierefrei benötige, oder wenn ich Diskus-    verbessern. 13 Jahre später konkretisierte das   außerdem eine wesentliche Rolle. Auch der       arbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE NRW.
sionen nicht verfolgen kann, weil die Gebär-    Inklusionsgrundsätzegesetz NRW die Vorga-        Gesetzgeber sieht diese Verbindlichkeit vor:    Mit dem Projekt „Politische Partizipation
densprach-Übersetzung fehlt – ja, dann wird     ben. So sind etwa Träger öffentlicher Belange    So ist jede Kommune nach dem Behinder-          Passgenau!“ können Kommunen auf ver-
der Weg in die Kommunalpolitik steinig oder     nun seit fast 17 Jahren dazu verpflichtet,       tengleichstellungsgesetz verpflichtet, eine     schiedene Angebotsformate zurückgreifen,
bleibt unter Umständen versperrt. Dazu          partizipative Strukturen zu schaffen und zu      Satzung zu erarbeiten, die der vollen, wirk-    die auf die jeweilige Situation vor Ort abge-
kommt ein weiterer wesentlicher Aspekt.         unterstützen. Dies betrifft auch die Kom-        samen und gleichberechtigten Teilhabe           stimmt sind – von einer Beratung hin zu
Sich politisch zu beteiligen, setzt folgendes   munalpolitik.                                    dient. Aktuell haben jedoch nur 18,7 Prozent    Informationsveranstaltungen und themen-
Wissen voraus: es ist wichtig, dass ich mich                                                     der Kommunen mit Interessenvertretung           spezifischen Workshops. Das Ziel ist hierbei
beteilige. Dass also meine Stimme zählt,        Über die Interessenvertretung in                 eine solche Satzung.                            immer, eine gute Zusammenarbeit von Ver-
gleichwertig mit denen anderer. Es setzt        die Politik                                                                                      treter*innen der Selbsthilfe, Politik und Ver-   1vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2020):

somit ein Selbstbewusstsein und die Erfah-      Interessenvertretungen spielen hier eine         Wieso die Zurückhaltung in den                  waltung zu unterstützen, damit gemeinsam         Teilhabebericht Nordrhein-Westfalen. Bericht zur Lebenssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen
rung von Selbstwirksamkeit voraus. Dieses       wesentliche Rolle. Sie ermöglichen einen         Kommunen?                                       effektive Wege der politischen Arbeit für        und zum Stand der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Düsseldorf.
                                                                                                                                                                                                  (online verfügbar unter www.mags.nrw/teilhabebericht_nrw).
Bewusstsein zu entwickeln, ist in vielen        niedrigschwelligen Zugang zur Politik, kön-      Die Gründe sind vielfältig. Sicher bringen      mehr Inklusion gefunden werden können.
Unterstützungssettings, bei denen die Für-      nen auf diese Weise dafür sorgen, dass Sicht     die Themen Inklusion und politische Partizi-    Das Projekt wird finanziert vom Ministerium      2vgl. Landesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE NRW e. V. mit dem Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer
sorge statt der Ermöglichung von Selbst-        und Belange von Menschen mit Behinderun-         pation Herausforderungen mit sich. Die          für Arbeit, Gesundheit und Soziales des          Dienste der Universität Siegen: Abschlussbericht zum Projekt „Mehr Partizipation wagen!“ – Mai 2016 bis April
bestimmung im Zentrum steht, schwierig.         gen in die Politik einfließen und auch wei-      personellen und finanziellen Ressourcen         Landes Nordrhein-Westfalen.                      2019. Münster/Siegen. Der Bericht ist bald online unter www.politische-partizipation-passgenau.de verfügbar.

    08 HephataMagazin 55 l November 2020                                                                                                                                                                                                                         HephataMagazin 55 l November 2020 09
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
Ein verhinderter Kaffee in Brüggen
                                                                                                                                                                                   Fotos: Udo Leist

Interview mit Andrea Hanisch und Karl-Heinz Kellerhoff                                                                                                                                                                Und tschö!                                                              von Christian Dopheide
                                                                                                                         von Dr. Harald Ulland

Die Burggemeinde Brüggen ist eine kleine, hoch attraktive Gemeinde an der Grenze zu den                                                                                                                           Die Bäckersfrau in Iserlohn, unserem ersten                      Als Theologe, der schon im zarten Alter von
Niederlanden. Der romantische Ortskern mit seiner malerischen Burg zieht Jahr für Jahr viele Touristen                                                                                                            Wohnsitz, hat sich mittlerweile dran ge-                         36 Jahren von der klassischen Kirchenge-
an. Aber das Kopfsteinpflaster und die Stufen vor fast jedem Lädchen stellen nicht nur Menschen mit                                                                                                               wöhnt, dass ich mitten in Westfalen rheinisch                    meinde zur Diakonie gewechselt war, hatte
Behinderung vor Herausforderungen, sondern auch jene, die berufen wurden, deren Interessen zu                                                                                                                     grüße. Ich mache das nicht mit Absicht. Es                       ich bereits ein wenig Erfahrung, vor allem
vertreten. Harald Ulland hatte sich bereits mit Andrea Hanisch und Karl-Heinz Kellerhoff, den                                                                                                                     passiert einfach. 14 Jahre Mönchengladbach                       aber Freude an der Gestaltung von Verände-
Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung in Brüggen, auf einen Kaffee verabredet,                                                                                                                hinterlassen eben Spuren, zu denen übrigens                      rungsprozessen in der unternehmerischen
als Corona dazwischen kam und das Interview schriftlich geführt werden musste.                                                                                                                                    auch unsere Mitgliedsausweise gehören.                           Diakonie. Weshalb mich am Ende meiner
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Antrittsbesuche, die fast ein Jahr brauch-
Was ist eigentlich Ihre konkrete Aufgabe            Seite zu stehen bei allem, was das Leben mit                                                                                                                  Der Grund meines Kommens war so unspek-                          ten und mich zu jeder Adresse führten, an
in der Burggemeinde Brüggen?                        Behinderung leichter macht. Insbesondere             Es gibt etliche Erfolgserlebnisse. Zum Bei-       Welche Pläne haben Sie, welche Hoffnun-                takulär wie nun der Grund meines Abschieds:                      der Hephata vertreten ist, weshalb mich am
Wir vertreten die Interessen von circa 3000         bei der Erstellung von Anträgen oder bei der         spiel: Sitzungen sind mittlerweile barriere-      gen verbinden Sie mit den Kommunal-                    Ruhestand. Zuerst der meines geschätzten                         Ende dieser fundamental wichtigen Rund-
Menschen mit anerkannten Behinderun-                Formulierung von Widersprüchen gegen                 frei zugänglich, da ein Aufzug eingebaut          wahlen?                                                Vorgängers Prof. Johannes Degen und nun                          reise die Frage bewegte: „Was werden wir
gen, das sind immerhin 18 Prozent unserer           Verwaltungsentscheidungen. Dafür bieten              wurde. 2017 haben wir ein Netzwerk für            Was die nächsten Kommunalwahlen brin-                  mein eigener. Und so traf ich hier in                            eigentlich sein, wenn wir aufgehört haben,
Mitbürgerinnen und Mitbürger.                       wir regelmäßig Sprechstunden an. Wir haben           Menschen mit Behinderung in der Gemein-           gen, wissen wir natürlich nicht. Unsere                Mönchengladbach auch nicht eine Situation                        eine aufgelöste Anstalt zu sein?“
                                                    uns auch ein Netzwerk von verschiedenen              de gegründet, das uns wunderbar unter-            Amtszeit ist immer nur auf eine Wahlperiode            an, wie ich sie in meinen 15 Diakonie-Jahren                     Die Antwort ist bekannt. Heute sind wir
Seit wann sind Sie als Beauftragte tätig?           Organisationen und Verbänden aufgebaut.              stützt. Wir machen regelmäßig Ortsbege-           begrenzt und muss immer neu bestimmt                   zuvor meist vorgefunden hatte: „Hier ist                         HEPHATA. unternehmen mensch.
Seit 2009 sind wir deren Sprachrohr                                                                      hungen, um auf Missstände hinzuweisen.            werden. Und ob unsere Gesundheit es                    alles total durcheinander. Können Sie bitte                      Ich blicke mit einer Dankbarkeit auf diese 14
gegenüber Rat und Verwaltung.                       Würden Sie Ihr Engagement als „politi-               Das stößt mittlerweile auf großes Interesse       zulässt, weiter zu machen, das müssen wir              helfen, zu retten, was zu retten ist?“ Hier bei                  Jahre zurück, die sich nicht beschreiben lässt.
                                                    sches Engagement“ bezeichnen? Ist es in              bei Verwaltung und Rat.                           erst einmal sehen.                                     Hephata war stattdessen die Richtung völlig                      Den Menschenschlag hier an der Niers, zwi-
Hauptberuflich?                                     Ihrem Amt sinnvoll, nebenbei auch partei-                                                              Wir sind vor elf Jahren angetreten mit der             klar und alles längst im Fluss. Allerdings mit-                  schen den Nasen, die man in Düsseldorf ein
Nein. Wir machen das ehrenamtlich.                  politisch aktiv zu sein?                             Wir sind ja ein touristischer Ort. Da gibt es     Ambition, Brüggen zum behinderten-                     ten im Fluss, in dem man ja die Pferde eigent-                   wenig zu hoch trägt und jenen, die man in
„Hauptberuflich“ sind wir in Rente.                 Natürlich findet unsere Arbeit auch im poli-         barrierefreie Führungen auch in Gebärden-         freundlichsten Ort im Kreis Viersen zu                 lich nicht wechseln soll.                                        Köln zum Klüngel ein wenig zu eng zusam-
                                                    tischen Raum der Gemeinde statt. Wir ver-            sprache und für Nichtsehende. In der Tourist-     machen. Davon sind wir noch weit ent-                  Zehn Jahre der Abkehr vom Anstaltsmodell                         mensteckt, den habe ich lieben gelernt.
Und wie sind Sie zu diesem Amt gekommen?            stehen unsere Arbeit aber nicht als „politi-         Info können zwei Rollstühle und Rollatoren        fernt. Wir haben zwar einiges erreicht.                lagen hinter der Stiftung, den Mitarbeitenden                    Wenn meine Frau und ich mal zum Heimspiel
Wir wurden vom damaligen Bürgermeister              sches Engagement“, sondern als Hilfe für             zur kostenlosen Nutzung ausgeliehen wer-          Aber der Weg ist noch lang. Wir hoffen                 und den „Bewohnern“, wie man sie damals                          kommen werden, dann wird das, trotz mei-
angesprochen. Er meinte, wir könnten die            jedermann. Wir glauben, dass es sinnvoll             den. Im Stadtführer ist alles gekennzeichnet,     und erwarten, dass alle es verinnerlicht               nannte. Und das gegenüberliegende Ufer                           ner Geburt in Bielefeld, ein richtiges Heim-
Richtigen sein, um als Behindertenbeauf-            ist, nicht parteipolitisch gebunden, sondern         was barrierefrei zugänglich ist. Es gibt Veran-   haben: Menschen mit Behinderung sind in                lag noch gut zehn Jahre weit entfernt. Nun                       spiel sein.
tragte in der Gemeinde ehrenamtlich tätig           neutral tätig zu sein.                               staltungen, z.B. „Brüggen hochinklusiv“, mit      unserer Gemeinde ernst zu nehmen.                      wird der Karren Hephata günstigerweise von                       Für Hephata ist es nun wieder einmal Zeit, die
zu werden. Trotz unserer Vorerfahrungen,                                                                 Sport, Kultur und Informationsveranstaltun-                                                              zwei „Pferden“ gezogen. Und weil mein                            Pferde zu wechseln. Ich bin mir ganz sicher,
Karl-Heinz Kellerhoff als Betriebsrat und           Haben Sie das Gefühl, dass Politik und               gen. Im historischen Ortskern von Brüggen         Mittlerweile wurde gewählt. Wie in allen Kommunen      Kollege Klaus Dieter Tichy vergleichsweise                       dass das sehr gut funktionieren wird. Es sind
Andrea Hanisch als Behindertenbeauftragte           Verwaltung Sie als Gesprächspartner ein-             sind viele Geschäfte nicht barrierefrei zu-       Nordrhein-Westfalens, so auch in Brüggen. Die          jung war, als er sich für Hephata einspannen                     mittlerweile so viele Menschen im Dienst bei
bei Borussia Mönchengladbach, hatten wir            beziehen?                                            gänglich. Da haben wir zusammen mit der           Bürger haben auf Überraschungen verzichtet und         ließ, reicht seine Spanne recht genau von                        Hephata, die von innen heraus verstanden
zunächst überhaupt keine Ahnung, was uns            Es hat tatsächlich lange gedauert, mit               Lebenshilfe Viersen e.V. Service-Klingeln         ihren Bürgermeister mit 72,62 % im Amt bestätigt.      einem Ufer zum anderen. Zur Kontinuität                          haben, was wir meinen mit dem Satz: „Jeder
da erwartet. Es ist ja eine Aufgabe irgendwo        Politik und Verwaltung auf Augenhöhe zu              und Rampen an Geschäfte und Dienstleister         Mittlerweile ist auch klar, dass Andrea Hanisch und    trugen zudem etliche erfahrene Fahrensleute                      Mensch kann einen Beitrag leisten.“ Es sind
zwischen Kommunalpolitik und Gemeinde-              kommen und dann auch akzeptiert zu wer-              verteilt. Auch die Zugänge zum beliebten          Karl-Heinz Kellerhoff ihr Amt in andere Hände legen    bei, die mutig in die Speichen griffen, selbst                   enorm viele Frauen und Männer bei uns
verwaltung.                                         den. Aber wir haben uns schließlich durch-           Naherholungsgebiet werden barrierefrei            möchten. Das könnten unter Umständen sehr viele        wenn ihnen dabei auch mal das Wasser bis                         tätig, nicht nur in Gladbach, sondern im
                                                                                                         ausgebaut.                                        Hände werden. In Brüggen wird zurzeit die Gründung     zum Halse stand. Wolfgang Wittland, Jürgen                       ganzen Rheinland, für die nicht nur auf dem
                                                                                                         Besonders viel Freude bereitet uns die Zu-        eines Beirates für Menschen mit Behinderung heiß       Peters, Ralf Horst, Christoph Lüstraeten,                        Platz, sondern auch im Dienst, sei er am Tage
                                                                                                         sammenarbeit mit der niederländischen Ge-         diskutiert. In großen Städten ist das Standard. In     Dieter Kalesse, Dieter Köllner, Hans-Willi                       oder in der Nacht, am Werk- oder am Feier-
                                                                                                         meinde Beesel. Wir sind mit denen auf dem         kleinen Gemeinden aber nicht. Wie auch immer die       Pastors: das sind Namen, die genannt wer-                        tag: die Seele brennt.
                                                                                                         Weg, ein Netzwerk „barrierefrei ohne Gren-        Diskussion ausgehen wird: im Rückblick werden          den müssen, wenn man sich fragt, wie das                         Euch allen möchte ich danken für dieses
                                                                                                         zen“ auszubauen.                                  Andrea Hanisch und Karl-Heinz Kellerhoff hoffentlich   alles eigentlich gut gehen konnte.1                              Feuer, das dafür sorgt, dass das Licht nicht
                                                                                                                                                           zufrieden feststellen, dass sie mit ihrem Engagement                                                                    aus geht, nur weil einer geht.
                                                                                                         Das ist eine ganze Menge. Aber jetzt auch         für ihr Gemeinwesen sehr viel in Bewegung gebracht     1Keine   einzige Frau dabei – ich weiß. Und wenn man heute die
                                                                                                                                                                                                                  1. und 2. Ebene zusammenfasst, sind sie in der Mehrheit.
Trotz dieser Ungewissheit haben Sie                 gesetzt und sind nun auch als beratende              mal ein Blick auf die Rückseite. Welche           haben.                                                                                                                                                   Und tschö!
zugestimmt?                                         Mitglieder in Ausschüssen vertreten. Wir             Frusterfahrungen wiederholen sich und
Ja. Wir sind ins kalte Wasser gesprungen. Wir       haben sogar Rederecht in Ratssitzungen!              müssten dringend abgeschafft werden?                 Dr. Harald Ulland ist ab 1. Januar 2021
sehen uns einfach in der Pflicht, der Gemein-                                                            Es gibt es auch Frust. Vor allem, weil Dinge,              neuer theologischer Vorstand der
de, vor allem aber unseren Mitbürgerinnen           Welche Erfolgserlebnisse machen Ihnen                die wir bemängeln, einfach nicht schnell                    Evangelischen Stiftung Hephata.
und Mitbürgern, beratend und hilfreich zur          Freude?                                              genug abgestellt werden.

    10 HephataMagazin 55 l November 2020
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
„sent from my wheelchair!“
                                                                                                                                    von Ingo Fulfs

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ©Anna Spindelndreier Fotografie

                                                                                                           In gesellschaftlichen Debatten werden oft       Weil Betroffene auch heute noch systema-          Fehlt den Journalisten hier die notwendige    Mehrheitsgesellschaft scheint es nur zwei
                                                                                                           die Begriffe Integration und Inklusion durch-   tisch aus der Mehrheitsgesellschaft aussor-       Rollstuhlperspektive?                         Möglichkeiten zu geben: Menschen mit
                                                                                                           einander gebracht. Helfen Sie uns bei der       tiert werden: sie werden in Sondereinrich-        Nein, denn das Thema betrifft nicht nur       Behinderungen sind zu behindert, um wirk-
                                                                                                           Unterscheidung?                                 tungen, Förderschulen, Behindertenheime,          Rollstuhlfahrer, sondern alle Menschen mit    lich teilhaben zu können, oder aber nicht
                                                                                                           Bei der Integration sagt die Mehrheitsge-       Behindertenwerkstätten gedrängt – und             Mobilitätseinschränkungen. Also auch Müt-     behindert genug, um Leistungen in An-
                                                                                                           sellschaft, was für Menschen mit Behinde-       sind deswegen eben nicht in der Mitte der         ter mit Kinderwagen. Oder auch ältere Men-    spruch nehmen zu dürfen.
                                                                                                           rung gemacht werden kann. Und erwartet          Gesellschaft.                                     schen mit Rollatoren. Wenn man die Über-      Immerhin gibt es seit dem Frühjahr 2019
                                                                                                           dafür ewige Dankbarkeit. Die Inklusion geht                                                       alterung der Gesellschaft im Blick hat,       das inkludierte Wahlrecht für Menschen
                                                                                                           hingegen davon aus, dass es gar keine           Bisweilen ist die Rede davon, dass man im         dann wird ganz klar, dass früher oder spä-    mit Behinderung. Diese sind aufgefordert,
                                                                                                           Mehrheit gibt. Vielmehr setzt sich eine Ge-     Umgang mit Menschen mit Behinderung               ter jeder eine Behinderung haben kann.        sich politisch zu engagieren.
                                                                                                           sellschaft aus vielen Minderheiten zusam-       die Barrieren in den Köpfen durchbrechen                                                        Was ja auch nicht so einfach ist! Es fängt
                                                                                                           men. Unterschiedliche Menschen, egal wel-       soll. Ein frommer Wunsch. Aber Sie sind           Sie beklagen, dass Menschen mit Behinde-      schon in den Lokalen an, in denen Parteien
                                                                                                           cher Nationalität oder Bildung, ob Mann         mit Ihren Forderungen konkreter, oder?            rung ständig in einer Art Beweispflicht       ihre Stammtische abhalten. Besonders im
                                                                                                           oder Frau, arm oder reich, behindert oder       Ja, es bleibt die Forderung nach einer flä-       seien. Was meinen Sie damit?                  ländlichen Raum mangelt es hier an Barrie-
                                                                                                           nicht. Sie alle haben ein verbrieftes Recht:    chendeckenden Barrierefreiheit. Es geht           Menschen mit Behinderung stehen immer         refreiheit. Zudem gibt es beispielsweise für
                                                                                                           die gesellschaftliche Teilhabe. Und damit       nicht (nur) um die Barrieren in den Köpfen,       unter einer Art Generalverdacht: Wenn es      Gehörlose keine Übersetzer der Partei-
                                                                                                           einen Anspruch auf Mitgestaltung.               es geht auch um die physikalischen Barrie-        um Unterstützungen geht, etwa um die          debatten. Auch Wahllokale sind häufig
                                                                                                                                                           ren. Es reicht nicht, wenn Lokalzeitungen         sogenannten Nachteilsausgleiche, müssen       nicht barrierefrei, ich kenne viele Menschen
                                                                                                           Vor elf Jahren trat die UNO-Behinderten-        ab und an vermelden, dass ein Rathaus             sie in regelmäßigen Zeitabständen bewei-      mit Mobilitätseinschränkungen, die zur
                                                                                                           rechtskonvention in Kraft. Hier wurde der       eine Rampe bekommen hat, eine Bushalte-           sen, dass ihnen diese Vorteile zustehen,      Briefwahl gezwungen sind. Politiker for-
                                                                                                           Rechtsanspruch formuliert, dass Menschen        stelle barrierefrei ist oder sich ein pfiffiger   dass sie sich keine Leistungen erschleichen   dern Menschen mit Behinderung auf: En-
                                                                                                           mit Behinderungen selbstverständlich in-        Nachbar eine Rampe aus Legosteinen ge-            wollen. Sie müssen der Mehrheitsgesell-       gagiert Euch! Drücken sich aber vor der
©Anna Spindelndreier Fotografie

                                                                                                           mitten der Gesellschaft leben können. Mit       bastelt hat…                                      schaft beweisen, dass sie krank genug         Verantwortung, notwendige Vorausset-
                                                                                                           Ihrem Verein Sozialhelden setzen Sie sich                                                         sind, um einen Rollstuhl und/oder Assi-       zungen zu schaffen.
                                                                                                           für dieses Ziel schon viel länger ein, seit     Klingt aber doch ganz gut gemeint!                stenzleistungen zu beanspruchen.
                                                                                                           über 15 Jahren. Ist die Akzeptanz im            Aber solche Aktionen stellen nicht mehr dar       Gleichzeitig aber müssen sie auch zeigen,            Ingo Fulfs ist TV-Journalist, der in
                                                                                                           Umgang mit diesen Themen gewachsen?             als kleinste Reparaturen in einer Welt, die       dass sie gesund genug sind, um beispiels-       München und Köln lebt und bereits für
                                                                                                           Man könnte das mit der Frauenbewegung           mit Barrieren behaftet ist. Die Zivilge-          weise eine Regelschule besuchen zu dürfen.             verschiedene öffentlich-rechtliche
                                                                                                           vergleichen: Wir sind längst nicht am Ziel,     sellschaft bügelt aus, was die Politiker ver-                                                                                                        und private Fernsehsender
                                                                                                           kommen aber Millimeter für Millimeter           säum(t)en. Über solche minimalsten Scha-                                                                                                                       tätig war. Derzeit

                                                                                                                                                                                                                                                                     CC by Andi Weiland | Sozialhelden e.V.
                                  Interview mit dem Aktivisten
                                                                                                           weiter. Junge Menschen mit Behinderungen        densbegrenzungen berichten Lokalblätter                                                                                                                arbeitet er als Redakteur
                                                                                                           politisieren sich zunehmend, die sozialen       gerne, so als ob die Barrierefreiheit etwas                                                                                                                   für eine Talkshow.
                                                                                                           Medien ermöglichen es, aus Einzelkämpfern       Besonderes sei. Ein Geschenk, eine Gabe,
                                  Raúl Krauthausen                                                         Netzwerker zu machen. Aber auch junge
                                                                                                           Menschen, die keine Behinderung haben,
                                                                                                                                                           die vom Himmel fällt. Besser wäre es, wenn
                                                                                                                                                           wir danach fragen, warum wir nicht von
                                                                                                           stehen dem Thema mittlerweile offener           Anfang an barrierefrei bauen bzw. umbau-
                                  Sein Ziel ist es, Bewegung in das Thema Inklusion zu bringen: Raúl       gegenüber. Vielleicht auch deswegen, weil       en. Keine Zeitung würde darüber schreiben,
                                  Krauthausen setzt auf Netzwerke in der Internet- und Medienwelt. Den     es heute schon in Kindergärten und Schulen      wenn irgendwo eine Frauentoilette gebaut
                                  40jährigen Kommunikationswirt kennt man vor allem als Redner, als        zu mehr Kontakten kommt, als es noch vor        wird. Muss sie auch nicht. Aber sie sollte
                                                                                                           einigen Jahren der Fall war.                    berichten, wenn irgendwo eine fehlt! Mit
                                  Blogger sowie als Talkshow-Moderator. Und als unermüdlichen Aktivisten
                                                                                                                                                           fehlenden Rampen, kaputten Aufzügen               Das klingt nach einem Leben, in dem man
                                  für eine barrierefreie und inklusive Gesellschaft. Seine Erinnerungen
                                                                                                           Dennoch: Ignorieren, wegschieben, aus-          und sperrigen Bahnsteigkanten ist das             permanent mit Skepsis konfrontiert wird?
                                  „Dachdecker wollte ich eh nicht werden“ wurden zum Bestseller. Die       grenzen – das sind einige der Begriffe, mit     auch nicht anders. Bei Barrierefreiheit han-      Ja, bei den Krankenkassen, bei Behörden-
                                  Anfrage für dieses Interview bestätigte er übrigens per Mail – mit der   denen Sie eine immer noch gängige Praxis        delt es sich um ein Grundrecht. Fehlende          gängen, in Gesprächen mit Lehrer*Innen.
                                  elektronischen Signatur „sent from my wheelchair!“.                      im Umgang mit Menschen mit Behinderung          Zugänge bilden ihrerseits eigene Wege,            Es wird das Gefühl vermittelt, dass man
                                                                                                           umschreiben. Warum?                             nämlich ins Abseits.                              nicht willkommen ist. Nach Meinung der

                                     12 HephataMagazin 55 l November 2020                                                                                                                                                                                       HephataMagazin 55 l November 2020 13
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
KÖNIGE
                                                                                                                   von Klaus Eberl

                     sind wir alle gemeinsam
                                                                          Geistliches Wort zu 1. Samuel 16, 1-13 (in Leichter Sprache)

                                                                                                                                             ©Hephata

                   Die Bibel erzählt: Samuel ist ein weiser Mann.
Fotos: Udo Leist

                   Gott und die Menschen vertrauen ihm.                                                                                      Kunst im urbanen Raum als Austausch zwischen allen Menschen
                   Samuel soll einen neuen König für Israel finden.         Wie ist es heute?                                                Kulturelle Partizipation als Weg aus der Isolation
                   Gott sagt: Suche in Bethlehem.                           Noch immer sehen Menschen oft nur das Äußere.
                   Suche mit meinen Augen.                                  Sie sehen: Der ist groß. Die ist schlau.                         Kunst als Motor, Kunst als integratives          durchaus in der Lage sind, öffentliche         Am Ende wurde ein 32 Meter langer Teppich
                   Denn ich sehe mehr als die Menschen sehen.               Der ist stark. Die ist schön.                                    Moment, Kunst als Austausch zwischen             Räume neu zu gestalten. Das ist dann           gewebt, der aus dem Ladenlokal bis weit
                                                                                                                                             Menschen. Das ist in einfachen Worten das        gelebte politische Partizipation. Die bedeu-   auf die Straße reichte. Nach anfänglicher
                   Achte auf das Herz der Menschen!                         Sie bewundern diese Menschen.
                                                                                                                                             Konzept des Atelier Strichstärke. Dass die-      tet nämlich nicht nur, dass behinderte         Scheu kamen immer mehr Passanten und
                                                                            Aber Gott sieht mehr.
                                                                                                                                             ser Ansatz nicht nur erfolgreich, sondern        Menschen zur Wahlurne begleitet werden.“       auch Anwohner, alle unterschiedlichster
                   Samuel kommt in das Haus von Isai.                       Gott schaut auf das Herz.                                        auch richtungsweisend ist, zeigt unter                                                          kultureller Heimat, ins Gespräch. „Das traf
                   Isai hat Söhne.                                          Er sieht die Kleinen. Er sieht die Schwachen.                    anderem die Zusammenarbeit mit der               Die Arbeit des Atelier Strichstärke und der    und trifft unsere Absicht. Wir wollen da
                   Samuel denkt: Vielleicht kann einer von ihnen König      Er sieht, wer Hilfe braucht.                                     Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft.          Stiftung kann nicht annähernd angemes-         sein und zuhören: Was braucht es, was gibt
                   sein. Er soll Verantwortung übernehmen für Israel.       Er sieht, was jemand tun kann.                                                                                    sen beschrieben werden, ohne über den          es, was möchten die Menschen? Wir wol-
                                                                                                                                             Genauer gesagt haben sich mit der Stif-          Teppich zu sprechen, Teil des Stiftungspro-    len Fragen sichtbar machen. Daher sind wir
                   Samuel lernt sie kennen.
                                                                                                                                             tungsvorständin Ruth Gilberger sowie mit         jekts Neuland, an dem das Atelier teilge-      ganz bewusst analog vor Ort in Leerständen.
                   Einen nach dem anderen.                                  Gott findet: Alle sind wichtig.
                                                                                                                                             Barbara John und Yvonne Klaffke (beide           nommen hat. Ein künstlerisches Angebot,        Das ist gerade in diesen Corona-Zeiten für
                   Samuel fragt sich immer wieder: Ist das der neue         Vielfalt ist wichtig.                                            Hephata) verwandte Seelen getroffen. Bild-       das im vergangenen Jahr in einem Laden-        Menschen wichtig, die ohnehin nur selten
                   König?                                                   Die Welt soll gut werden.                                        hauerin Ruth Gilberger, seit vielen Jahren ne-   lokal in der Rheydter Innenstadt von sich      sichtbar sind.“ Es gehe nämlich nicht nur
                   Einer ist stark, einer ist klug,                         Das ist versprochen.                                             ben anderen Tätigkeiten in der Erwachsenen-      reden machte. Angestoßen von Ruth Gil-         um Kunst, es gehe um Gemeinschaft. So
                   einer ist schön, einer ist groß,                         In der Stadt, in unserem Land und auf der ganzen                 bildung aktiv, bringt es auf den Punkt:          berger: „Dabei haben uns Menschen ganz         heißt das aktuelle Kunstprojekt der Montag
                   einer ist schnell, einer kann viel,                      Erde soll jeder gut leben können.                                                                                 besondere Textilien gebracht, die dann         Stiftung Kunst und Gesellschaft nicht ohne
                                                                                                                                                    „Uns eint die Hingabe zur                 gemeinsam verwebt wurden. Wir haben            Grund: Rheydter Resonanzen.
                   einer ist erfahren.                                      Dazu können viele etwas beitragen.
                                                                                                                                                Kunst und zu den Menschen. Als                zum Beispiel auch Kleidung Verstorbener
                   Sieben Söhne - aber der neue König ist nicht dabei.      Ich werde gebraucht.
                                                                                                                                              Stiftung setzen wir auf das Handeln             bekommen. Ein besonderer Vertrauensbe-         Barbara John und Yvonne Klaffke genießen
                   Samuel fragt Isai: Sind das alle deine Söhne?            Du wirst gebraucht. Gott braucht uns.                                    und Gestalten in sozialer                weis.“                                         regelrecht diesen künstlerischen Austausch:
                   Isai antwortet: Da ist noch David.                       Das ist ein gutes Gefühl: Wenn Gott uns sieht.                    Verantwortung. Dabei realisieren wir                                                           „So sind aus dem Teppich ganz viele andere
                   Er hütet aber nur die Schafe.                            Wenn unsere Freunde uns sehen - bis in unser Herz                   eigene (Kunst-) Projekte stets mit                                                           Ideen entstanden. Und ja, etwas Urbanes
                   Er ist anders als seine Brüder.                          hinein. Dann spüren wir: Die Kraft wächst.                               Kooperationspartnern.“                                                                  entsteht, ein heimatliches Gefühl.“
                                                                                                                                                                                                                                             Schon jetzt sind über die aktuellen (Kunst-)
                   Samuel bittet Isai: Zeige mir auch deinen jüngsten       Die Ideen fallen vom Himmel.
                                                                                                                                             Barbara John ist von diesem bereits seit drei                                                   Projekte hinaus bis in das Jahr 2021 hinein
                   Sohn. Ich will ihn sehen.                                Wir können etwas tun.
                                                                                                                                             Jahren bestehenden Austausch sehr ange-                                                         Workshops geplant, an denen sich auch
                                                                            Wir können etwas beitragen zum guten Leben.                      tan: „Wir haben eine gute Basis. Wir mixen                                                      das Atelier Strichstärke beteiligt.
                   Da kommt David.                                          Mit guten Vorschlägen, mit gerechten Gesetzen, mit               in den Projekten die verschiedenen Stärken
                   Samuel sieht sofort: Er ist nicht so groß wie seine      einem Frieden, der alle frei macht.                              und Schwächen der Menschen. Aber nicht                                                          Arnold Küsters ist freier Journalist, Autor
                   Brüder.                                                                                                                   nur das. Durch das Heranführen an die ver-                                                       von Kriminalromanen und Bluesmusiker.
                   Er ist schwach und unerfahren.                           Gott schaut nicht auf das Äußere.                                schiedensten Themen und Materialien stär-                                                         In seiner Arbeit nimmt das Menschliche
                                                                                                                                             ken wir das Selbstbewusstsein unserer Künst-                                                                    einen hohen Stellenwert ein.
                   Aber Gott sagt zu Samuel: Die Menschen sehen oft         Er weiß: Jeder Mensch trägt unsichtbar eine Krone.
                                                                                                                                             lerinnen und Künstler. Nach dem Motto: Ich
                   nur das Äußere.                                          Manchmal wissen das die Menschen selbst nicht.
                                                                                                                                             kann ja tatsächlich auch mit ungewohnten
                   Ich aber sehe mehr. Ich sehe das Herz. David ist es!     Jeder ist ein König. Jede ist eine Königin.                      Dingen umgehen und mich auf vielfältige
                   David hat ein gutes Herz.                                Weniger wird uns nicht zugetraut.                                Weise ausdrücken.“
                   Er soll für Israel ein guter König sein.                 Wir sollen Verantwortung übernehmen.
                                                                                                                                             Dabei ist allen Beteiligten wichtig, dass die                                                   Der Teppich ist im Textil Technikum, Schwalmstraße 301
                   Er wird gut sorgen für sein Land.                        Wir können das.                                                                                                                                                  / Monforts Quartier 31, 41238 Mönchengladbach vom
                                                                                                                                             Vermischung unterschiedlichster Ansätze
                                                                            Wir sollen für ein gutes Leben sorgen.                                                                                                                           29.09.2020 bis 31.01.2021 zu besichtigen.
                                                                                                                                             und Talente ausdrücklich im urbanen Raum                                                        Öffnungszeiten: Montag-Freitag 11-15 Uhr (an
                   So erzählt die Bibel.                                    Wir können das. Für uns selbst und für andere.                                                                                                                   Feiertagen geschlossen) und jeden 3. Sonntag im
                                                                                                                                             stattfindet. Yvonne Klaffke bringt es auf
                   Eine alte Geschichte.                                    Denn Könige sind wir alle gemeinsam.                             den Punkt: „Das hat auch mit Stadtentwick-
                                                                                                                                                                                                                                             Monat 13-17 Uhr.
                                                                                                                                                                                                                                             Aufgrund der neuen Corona-Beschränkungen beach-
                                                                                                                                             lung zu tun. Zu zeigen, dass die Menschen                                                       ten Sie bitte die Hinweise auf der Internetseite
                                                                                                       Klaus Eberl ist Oberkirchenrat i.R.   in unseren Projekten und in unserem Atelier                                                     unter:www.textiltechnikum.de
                                                                                                                                                                                              ©Udo Leist
                                                                                         und Mitglied des Beirats des HephataMagazins.

                     14 HephataMagazin 55 l November 2020                                                                                                                                                                                          HephataMagazin 55 l November 2020 15
Hephata Magazin Hochinklusiv: Politische Partizipation - | Nr.55
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