Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser

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Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Herbst/Winter 2019/20
Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Editorial
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                                                                                                      Liebe Leserinnen und Leser, liebe Gäste,

                                                                                                      als Denkmalpfleger betrachten wir Schlösser und Burgen häufig eher
                                                                                                      nüchtern. Aus unserem Auftrag, sie als Kulturschätze in der Gegenwart
                                                                                                      zu öffnen und für die Zukunft zu erhalten, ergeben sich ganz konkrete
                                                                                                      Aufgaben. Sichern, Sanieren und Restaurieren sind die Arbeitsfelder,

Herbst 2019                                                                                           in denen wir mit fachlicher Expertise nach Lösungen suchen. Natürlich
                                                                                                      hat der Umgang mit Denkmalen auch eine emotionale Seite – für uns,
                                                                                                      die wir den Umgang mit historischen Kunstwerken genießen und uns
Auktion 24. – 26. Oktober                                                                             über gelungene Schritte freuen, aber auch für die Menschen, zu deren
Besichtigung ab 19. Oktober                                                                           Lebensumfeld die Monumente gehören.

                                                                                                      In diesem Herbst ist eine besondere Gelegenheit, daran zu erinnern.
                                                                                                      Als vor 30 Jahren die Mauer fiel, waren es in den Grenzgebieten oft
Frühjahr 2020                                                                                         Denkmale, die zum Schauplatz erster Zusammenkünfte zwischen Ost
                                                                                                      und West wurden. Unzugänglich im Sperrgebiet gelegen und von
Auktion 5. – 7. März                                                                                  beiden Seiten der Grenze zu sehen, waren sie zu Symbolen der Teilung
                                                                                                      historisch und oft auch familiär eng verflochtener Regionen geworden.
Besichtigung ab 29. Februar
                                                                                                      Zwei solcher Denkmale stellen wir Ihnen in diesem Heft im Licht per-
                                                                                                      sönlicher Erinnerungen vor, dazu geben wir Einblicke in die Vielfalt
                                                                                                      unserer aktuellen Vorhaben und Forschungsergebnisse. Bei der Lektüre
                                                                                                      wünsche ich Ihnen viel Vergnügen und freue mich, wenn Sie unsere
                                                                                                      Schlösser, Burgen und die auch in der kalten Jahreszeit ausgesprochen

                      www.auktionshaus-wendl.de                                                       reizvollen Gärten besuchen.

                                                                                                      Dr. Doris Fischer
                      Kunstkauf ist Erlebniskauf – Ersteigern Sie Ihr Lieblingsstück!                 Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

                      Bei uns finden Sie jährlich 12.000 Stücke aller Sammelkategorien, von Möbeln,
                      Schmuck, Gemälden über Porzellan, Uhren, Silber, Spielzeug und vieles mehr!

@wendlauctions        Auktionen MÄRZ | JUNI | OKTOBER – Kunst-Auktionshaus WENDL, Rudolstadt
Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Spendenaufruf                                             Inhalt                                                                                                                                        In diesem Heft

                                                                                                                                                                                                        An der 60-Millionen-Euro-Sanierung von Schloss Friedenstein in Gotha
                                                                                                                                                                                                        wird schon seit einiger Zeit gearbeitet. Mit dem Baubeginn am ersten
                                                                                                                                                                                                        Teilprojekt hat sie nun sichtbar Fahrt aufgenommen … S. 14

                                                          Im Fokus                                                               Puzzleteile der Schlossgeschichte. Wiedergefundene Bleiglaswappen
                                                          Unerreichbar nah. 30 Jahre danach – Kulturdenkmale im Grenzgebiet      auf Oberschloss Kranichfeld                                       34
                                                          der DDR                                                           4
                                                                                                                                 Mythische Bodyguards. Die Greifenbank im Schlosspark Altenstein 36
                                                          Themen
                                                          Schall und Blau. Die Innenrestaurierung des Schallhauses auf           Fragiles Herrschaftssymbol. Der Turm der ehemaligen Schlosskirche
                                                          Schloss Heidecksburg                                             10    von Schloss Schwarzburg                                           38

                                                          Steinernes Rätsel. Große und kleine Überraschungen an Kloster          Johann & Caroline
                                                          Paulinzella                                                      12    Ein Haus für den frierenden Superhelden. Im Winter bekommen
                                                                                                                                 empfindliche Figuren Schutzhütten			                             40
Die Greifenbank im Schlosspark Altenstein                 75 Kubikmeter Bauholz. Die Dachsanierung auf Schloss Friedenstein
                                                          hat begonnen                                                      14   Blick fürs Detail                                                      Kunstfertige und weitgereiste Tapeten waren einst besonders wirkungs-
                                                                                                                                 Liebesgeschichten im Vorzimmer. Deckenmalerei mit antiken              voller Ausdruck von Luxus und Geschmack. Im Sommerpalais Greiz hat
Der große Landschaftspark um Schloss Altenstein in Bad                                                                                                                                                  sich eine große Vielfalt an Techniken und Epochen erhalten … S. 18
                                                          Studieren im Stall. Das neue Bauhaus-Werkstatt-Museum                  Mythen auf Schloss Friedenstein                                  42
Liebenstein ist reich an gartenkünstlerischen Höhepunk-
                                                          Dornburg                                                         16
ten. Zu den Raritäten gehört der Blumenkorbfelsen mit
                                                                                                                                 Herbstsymposion 2019
der Greifenbank, ein klassizistisch-sentimentales Denk-   Luxuriöse „papier peint“ für die Reußen. Die bunte Welt der            Fürstliche Feste. Höfische Festkultur zwischen Zeremoniell und
mal für Herzogin Charlotte Amalie von Sachsen-Meini-      Papiertapeten im Greizer Sommerpalais                            18    Amüsement		                                    		                44
ngen. Die Bank hat in mehr als 200 Jahren stark unter
der Witterung gelitten und hat ihren bildhauerischen      Auf den Hund gekommen. Archäologische Funde auf Schloss                Kulturkalender
Schmuck verloren. Um sie wiederherzustellen, soll die     Bertholdsburg in Schleusingen                                    22    Sonderausstellungen                                              46
Bank rekonstruiert werden. (Siehe auch Seiten 36/37)                                                                             Veranstaltungen                                                  51
                                                          Tiefbau filigran. Entwässerungsarbeiten auf Schloss Sondershausen 24   Weihnachtmärkte                                                  63
Helfen Sie mit Ihrer Spende, ein einzigartiges Kleinod
der Gartenkunst in einem weit über Thüringen hinaus       Lauschen auf der Baustelle. Schaubaustelle mit Audiowalk im            Heiraten in Schlössern und Burgen                                66
bekannten Park wieder erlebbar zu machen!                 Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg                             26
                                                                                                                                 Publikationen                                                    68
                                                          Romanik im Blumenmeer. Fassadenrestaurierung an der Erfurter
                                                          Peterskirche bis zur BUGA 2021                                   28    Schlösser, Gärten, Burgen und Klöster
Spendenkonto der                                                                                                                 der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten                      70
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten                   Prunk und Pracht. Gegenwartskünstler blicken auf historische
                                                          Repräsentation                                                   30    Impressum                                                        87    Zu ihrem 25jährigen Jubiläum hat die Stiftung Thüringer Schlösser und
IBAN: DE62 8208 0000 0611 8999 00                                                                                                                                                                       Gärten 2019 gemeinsam mit dem Verband bildender Künstler Thüringen
BIC: DRESDEFF827                                          Verborgene Mönchslektüre. Forschungen zur Mildenfurther                                                                                       zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema „Prunk und
Stichwort: Greifenbank Altenstein                         Klosterbibliothek      				                                      32                                                                           Pracht“ eingeladen … S. 30
Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Unerreichbar nah
                   30 Jahre danach – Kulturdenkmale im Grenzgebiet der DDR

Zum 30. Mal jährt sich der Fall der Mauer. Eindrucksvolle      „Im Herbst 1989 gehörte unsere Burgruine zu den Orten,
Bilder und Slogans vom Herbst 1989 sind längst zu Ikonen       an dem Menschen aus Ost und West zusammentrafen,“
der kollektiven Erinnerung geworden. Sie zeigen emotional      erinnert sich Reinhard Schneider, der fast sein ganzes Leben
bewegte Menschenmassen am Brandenburger Tor und an             in Lauchröden zu Füßen der Burgruine Brandenburg im
den großen Grenzübergängen in Berlin und anderswo. Für         äußersten Westen Thüringens unmittelbar am Grenzfluss
viele erfüllte sich damit eine Sehnsucht, gefasst im Begriff   Werra verbracht hat. „Jahrzehntelang war die Ruine uner-
der Freiheit. Abseits dieses Geschehens und der weltweiten     reichbar von beiden Seiten. Die hessischen Nachbarn konn-
Aufmerksamkeit erfüllten sich zeitgleich ebenfalls Sehn-       ten sie nicht besuchen, und auch wir kamen seit Beginn
süchte, die sich auf ganz konkrete und greifbar nahe Orte      des Mauerbaus 1961 nicht mehr dorthin. Für alle diesseits
bezogen. Burgen und Schlösser im Grenzgebiet waren wie         und jenseits der Werra war sie trotzdem das Heimatsymbol
die meisten Denkmale Orte der Identifikation – allerdings      schlechthin. Schon am 23. Dezember 1989 war die 1945
für kaum jemanden erreichbar.                                  zerstörte Brücke provisorisch wieder aufgebaut. Bei ihrer

                                                                                                                              Burgruine Brandenburg mit Streckmetallzaun zur Absperrung
                                                                                                                              des 500-Meter-Sperrstreifens gegenüber dem Inland                                                             Großes Foto:
                                                                                                                                                                                          Burgruine Brandenburg mit dem hessischen Herleshausen (hinten)
                                                                                                                                                                                                       und dem thüringischen Lauchröden (linker Bildrand)
Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Im Fokus                                                                                                                   Im Fokus

                                                                                                                                          die offiziell als Ausgaben für den Rückschnitt unüber-
                                                                                                                                          sichtlichen Grüns im Sinne des Grenzschutzes deklariert
                                                                                                                                          wurden. Auch Unterstützung aus dem in Sichtweise gele-
                                                                                                                                          genen Herleshausen gab es, neben vielem anderen in Form
                                                                                                                                          einer von einem reiseberechtigten Rentner über die Grenze
                                                                                                                                          geschmuggelte Kletterausrüstung für Turmreparaturen.
                                                                                                                                          Damit konnten sogenannte Technosportler seilgestützt
                                                                                                                                          erste Sicherungen ausführen.

                                                                                                                                          Grenzübergreifende Hilfe in der Zeit vor der Maueröff-
                                                                                                                                          nung hätte auch die Veste Heldburg bekommen können
                                                                                                                                          – wenn auch in einer ungleich dramatischeren Situation.
                                                                                                                                          1982 brannte das auf einem markanten Vulkanstumpf in
                                                                                                                                          Südthüringen gelegene Bergschloss. Der Schein des Feuers
                                                                                                                                          war bis weit nach Franken hinein zu sehen und rief dortige
                                                                                                                                          Feuerwehren auf den Plan, die ihre Unterstützung beim
                                                                                                                                          Löschen anboten. Sie spontan über die Grenze fahren zu
                                                                                                                                          lassen, kam aus Sicht der Grenzsicherung nicht in Betracht,
                                                                                                                                          trotz eiliger diplomatischer Telefonate über Bonn und Ber-
                                                                                                                                          lin. Die 19 Feuerwehren aus der DDR-Umgebung schafften
                                                                                                                                          es auch mit den vorhandenen Kräften, die sich rasant aus-
                                                                                                                                          breitenden Flammen einzudämmen und den Totalverlust
                                                                                                                                          der Anlage zu verhindern. Die Selbstverständlichkeit, mit
                                                                                                                                          der sich die fränkischen Nachbarn beteiligen wollten, zeigt
                                                                                                                                          aber, dass auch hier ein Denkmal grenzübergreifend ein
                                                                                                                                          Symbol regionaler Identität geblieben war.
Lauchröden und Burgruine Brandenburg mit Grenzanlagen                                                                                                                                                       Veste Heldburg in den 1990er Jahren mit wiederhergestelltem Französischem Bau
und Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes 1984
                                                                             Einweihung kamen schon 16 000 Mark Spenden für die           Gelegenheit zum gemeinsamen Handeln bot sich erst
                                                                             Burg zusammen.“ Im Januar 1990 gab es dann den ersten        1989. Dann wurde sie aber auch sofort genutzt. Sieben
                                                                             gemeinsamen Arbeitseinsatz an der Ruine.                     Jahre lang waren die Bemühungen staatlicher und privater
                                                                                                                                          Akteure bestenfalls stockend vorangekommen, den beim
                                                                             Ein mittelalterlicher Wehrbau, um den herum die moder-       Brand bis auf die Außenmauern vernichteten Franzö-
                                                                             nen Befestigungsanlagen immer weiter anwuchsen – das         sischen Bau der Veste Heldburg wenigstens notdürftig zu
                                                                             war die Brandenburg rund 30 Jahre lang. Die Burg und der     sichern. Nach der Grenzöffnung formierte sich in kürzester
                                                                             Ort Lauchröden lagen innerhalb der 500-Meter-Sperrzone       Zeit eine thüringisch-bayerische Kooperation – „parallel
                                                                             mit strengen Zugangsregeln. 1984 wurden Dorf und             von unten und von oben“, sagt Inge Grohmann, die als
                                                                             Ruine nicht nur zur Grenze hin, sondern auch gegenüber       Heldburgerin und langjährige Schlossverwalterin die Ge-
                                                                             dem Inland mit einem Zaun abgeschottet. Ständig unter        schehnisse hautnah miterlebt hat. „Schon vor 1989 gab es
                                                                             Bewachung, und nun auch noch rundum eingezäunt – die         Initiativen aus der fränkischen Nachbarstadt Seßlach für
                                                                             Unzufriedenheit in der Bevölkerung wurde jetzt deutlich      eine Städtepartnerschaft, nach der Maueröffnung konnten
                                                                             spürbar. Aus Reinhard Schneiders Wortwahl spricht noch       wir dann schnell direkte Kontakte knüpfen. Gemeinsames
                                                                                                                                                                                                            Veste Heldburg, Französischer Bau vor dem Brand
                                                                             immer das Gefühl der Beengung: „Dann hat man uns ab          Hauptanliegen war von Anfang an der Wiederaufbau der
                                                                             Oktober 1988 tagsüber den Zugang zur Burgruine erlaubt,      Veste Heldburg. Wenige Wochen nach der Grenzöffnung
                                                                             um unseren Auslauf zu vergrößern. Zur Dämmerung              begann noch vor Weihnachten mit einer Spende aus Seß-
                                                                             mussten wir wieder zu Hause sein.“                           lach die Dachsanierung am Hexenturm. Das wirkte wie
                                                                                                                                          ein Aufbruchsignal.“
                                                                             Schneider nutzte die Gelegenheit und erwirkte Genehmi-
                                                                             gungen für Mitarbeiter des Instituts für Denkmalpflege       Neben dieser von den Menschen in der Region getragenen
                                                                             in Erfurt, von denen seit 1961 niemand mehr die Anlage       Initiative, die in den 1990 gegründeten Förderverein Veste
                                                                             betreten hatte. Demzufolge hatte es auch keinerlei Er-       Heldburg e.V. mündete, kam zeitgleich eine Zusammen-
                                                                             haltungsmaßnahmen gegeben, zudem war die einst auf           arbeit der staatlichen Denkmalpfleger in Bayern und
                                                                             beweideten Wiesenhängen stehende Burg inzwischen von         Thüringen zustande. Der Mauerfall fiel in die Zeit eines
                                                                             dichtem Wald umstanden. Eine noch im April 1989 von          Aufenthalts des späteren Thüringer Landeskonservators
                                                                             Schneider initiierte Interessengemeinschaft unter dem Dach   Rudolf Zießler in München. Aus dem Kontakt zu seinen
Burgruine Brandenburg, Besteigung des Bergfrieds im September 1989,          des Kulturbunds der DDR begann mit Reparaturarbeiten,        dortigen Fachkollegen und der Zusammenarbeit mit den
fotografiert von der hessischen Seite der Werra                              gestützt nun sogar mit 5 000 Mark aus staatlichen Mitteln,   vielen Engagierten aus der Region ergab sich ein Wieder-          Veste Heldburg, Französischer Bau nach dem Brand 1982

                                                                         6                                                                                                                              7
Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Im Fokus                                                                                                                        Im Fokus

Veste Heldburg                                                                                                                                                                         Veste Heldburg, Französischer Bau, restaurierte Innenräume für das Deutsche Burgenmuseum

herstellungsprojekt mit rasanter Dynamik, von der Inge           noch verbaut werden, hinzu kamen Förderungen durch          trugen auch zum Erhalt der abgelegenen Anlage bei. Das              Werra keine Rolle mehr. Viele wissen manchmal nicht, ob
Grohmann heute noch bewegt ist: „Bis zum Nikolaustag             die Hessen- und die Messerschmitt-Stiftung.                 Institut für Denkmalpflege maß der Anlage einen hohen               sie gerade in Hessen oder in Thüringen sind.“ Diese Erfül-
1990 war die Brandruine des Französischen Baus gesichert                                                                     Stellenwert bei und wurde regelmäßig einbezogen. So                 lung eines lange gehegten Wunsches betrachtet Schneider
und mit einem Dach versehen – einschließlich Planung,            Und natürlich Spenden. „Sofort mit der Grenzöffnung         blieb die Veste über die Jahrzehnte der scharf bewachten            aber auch mit Sorge und arbeitet deshalb an „Projekten
Genehmigung und Umsetzung. Dieses Tempo war nur                  entfachte sich ein großer Ansturm auf die Veste. In den     Grenze eine weithin sichtbare Landmarke mit hohem                   gegen das Vergessen“ mit, wie er den geplanten GrenzPark
möglich durch ein Verfahren, das heute gar nicht mehr            ersten drei Jahren hatten wir jeweils mehr als 30 000       Identifikationswert. Sie überbrückte getrennte Nachbar-             bei Herleshausen und einen damit verbundenen Werra-
denkbar wäre: Monatlich tagte eine Arbeitsgruppe mit             Besucher. Unter dem Eindruck der Ruine füllten sich die     schaften und unterbrochene Beziehungen, die nach dem                Grenzpfad bezeichnet. Ihm geht es darum, „dass nicht nur
allen Planern und Entscheidungsträgern. Entscheidungen           Spendenkassen schnell“, erinnert sich Inge Grohmann.        Mauerfall wieder aufgenommen oder neu geknüpft werden               die unstrittigen Denkmale, sondern auch die unbequemen
wurden nach Erläuterung durch den Architekten sofort             „Die Veste Heldburg und ihr Wiederaufbau – das war das      konnten. Die Verflechtungen zwischen Ost und West sind              Zeugen der jüngeren Geschichte in unserem Bewusstsein
getroffen und mit den notwendigen behördlichen Geneh-            Hauptthema diesseits und jenseits der Grenze.“              heute eng, Differenzen selten – „Das ist eher ein Problem           bleiben und wir den Jüngeren begreiflich machen können,
migungsstempeln versehen.“                                                                                                   der Leute tiefer im Land“, kommentiert Inge Grohmann                was das Leben unmittelbar an der Grenze bedeutet hat.“
                                                                 Das kommt nicht von ungefähr. Fragt man Zeitzeugen          lakonisch, verschweigt aber auch nicht, dass man in den
Der seit 1982 fortschreitende Verfall war damit auf eine         nach den Denkmalen im Grenzgebiet, fällt oft ein Be-        ersten Nachwendejahren gerade von weiter angereisten                Die Denkmale selbst, die inmitten diesen Landschaften
Weise aufgehalten, die man vor Ort nach sieben Jahren            griff, den man landläufig eher mit Städten wie Paris oder   Besuchern manchmal herablassende Äußerungen groß-                   ambivalenter Erinnerungen stehen, sind zu Orten erfüllter
vergeblicher Bemühungen kaum noch für möglich gehalten           Ozeaninseln verbindet – Sehnsuchtsort. Im früheren          zügig überhören musste.                                             Sehnsüchte geworden. Die mit der Grenzöffnung wie
hatte. Fehlende Planungs- und Materialkapazitäten hatten         Grenzgebiet waren solche Sehnsuchtsorte zum Greifen                                                                             selbstverständlich einsetzenden Aktivitäten haben sich
bis dahin selbst die nötigsten Sicherungsarbeiten immer          nah und dennoch unerreichbar: „Die Veste Heldburg           Lange gehörten die Spuren der Grenze zum Landschafts-               verstetigt und überregionale Strahlkraft entwickelt – auf
weiter verzögert, obwohl Geld durchaus zur Verfügung             war vor der Wiedervereinigung ein Sehnsuchtsort für         bild rund um Denkmale wie die Brandenburg und die Veste             der Burgruine Brandenburg als Schauplatz von Mittelal-
gestanden hätte. Hinzu kamen grundsätzliche Zweifel              die Leute im Coburger Gebiet“, so Grohmann, „für uns        Heldburg. Zunächst standen noch Zäune und Türme, spä-               terfesten und auf der Veste Heldburg nach umfangreichen
an der Wiederaufbaufähigkeit der Ruine, die ein junger           war es umgekehrt die Veste Coburg.“ Außerdem war die        ter erinnerten noch deutliche Schneisen in der Vegetation           Sanierungen als Standort des Deutschen Burgenmuseums.
Architekt in jahrelanger Bauaufnahme- und Planungstä-            Heldburg auf DDR-Seite als Denkmal im Fünf-Kilometer-       an die einstige Grenze. 30 Jahre danach hat die Natur viele         Besucher erleben die Denkmale und ihre Angebote und
tigkeit ausräumen konnte. Zum Schutz vor der Witterung           Grenzgebiet kaum bekannt. Seit den 1950er Jahren als        Spuren der Geschichte behutsam zurückerobert. Ähnlich               genießen den Ausblick in die reizvolle Umgebung. Für
entschloss man sich schließlich zum Aufsetzen eines Stahl-       Sonderschulheim genutzt, kam sie zwar auch für die          ist es auch mit den Erinnerungen an die jüngere Geschich-           Menschen wie Inge Grohmann und Reinhard Schneider
dachs. Doch dann fiel die Mauer und das schon bestellte          Bewohner der Region als Ausflugsziel nicht in Betracht,     te. Reinhard Schneider aus Lauchröden beobachtet die                schwingt beim Rundblick von den Burgen immer auch
Provisorium wurde zugunsten der denkmalpflegerischen             wurde aber zumindest im Kern ihrer Denkmalsubstanz          jüngeren Generationen und stellt fest: „Da ist Normalität           die Erinnerung an eine Zeit mit, als Zäune aus Streck-
Wiederherstellung aufgegeben. Immerhin konnte dabei              erhalten. Einige Maßnahmen, die der Nutzbarkeit dienten,    eingetreten. Die Jugend nimmt die Grenze nicht mehr wahr.           metall und Wachtürme die Landschaft und ihren Alltag
die DDR-Versicherungssumme von 4,7 Millionen Mark                darunter vor allem dichte Dächer und die Beheizung,         Im Alltag spielt die Herkunft von diesseits oder jenseits der       prägten. 				                               Franz Nagel

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Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Restaurierung                                                                                                                                    Restaurierung

                                                                                                                                                      Carl Thierry, „Das fürstliche Schloßgartenhaus in Rudolstadt…“,                                          Musterachse für die Wiederherstellung
                                                                                                                                                      aquarellierte Federzeichnung, um 1820                                                                    der Farbfassung

                                                                                                                                                      des neuentstandenen Dachraums ermöglichte ein einzig-
                                                                                                                                                      artiges akustisches Erlebnis. Musiker platzierten sich, für
                                                                                                                                                      den Betrachter nicht sichtbar, im Schallsaal auf der oberen
                                                                                                                                                      Ebene um das Schallloch herum. Sobald sie ihre Stücke
                                                                                                                                                      darboten, schwebte die Musik herab in den ebenerdigen
                                                                                                                                                      Gartensaal zu den staunenden Zuhörern. Diese einzigartige
Carl Thierry, „Das fürstliche Schloßgartenhaus in Rudolstadt mit Grundriß, Aufriß, Seitenansicht und Durchschnitt“,                                   Wirkung des Klangraums ergab sich einerseits durch das
aquarellierte Federzeichnung, um 1820                                                                                                                 Raumvolumen, andererseits durch die Beschaffenheit der
                                                                                                                                                      Oberflächen. Insbesondere an den Höfen des Barockzeital-
                                                                                                                                                      ters erfreuten sich solche oft in Schlossbauten und Kirchen

Schall und Blau                                                                                                                                       integrierten Schallsäle großer Beliebtheit. Allerdings haben
                                                                                                                                                      sich nur wenige Zeugnisse dieser einmaligen Klangkultur
                                                                                                                                                      bis heute erhalten. Das Rudolstädter Schallhaus stellt als
                     Die Innenrestaurierung des Schallhauses auf Schloss Heidecksburg                                                                 Beispiel dieser architektonischen Besonderheit in Thürin-
                                                                                                                                                      gen eine Einzigartigkeit dar.

Bald wird Schloss Heidecksburg in Rudolstadt um ein                                      Die letzten Arbeiten an der von filigranen Ornamenten        Lange Zeit blieb das Schallhaus der Heidecksburg stum-
restauriertes Juwel reicher sein. Im vergangenen Jahr wur-                               geprägten Raumfassung erforderten noch einmal höchste        mer Zeuge einer wohlklingenden Vergangenheit. Dass der
den die Fassaden des Schallhauses wiederhergestellt, an-                                 Konzentration. Mit ruhiger Hand brachten die versierten      einmalige Bau jedoch nie ganz aus dem Blickfeld geriet,
schließend kam der Innenraum an die Reihe. Umfassende                                    Restauratoren jedes einzelne der sich rhythmisch wieder-     ist dem unermüdlichen Einsatz engagierter Bürger zu ver-
Voruntersuchungen hatten bereits in den Vorjahren wich-                                  holenden Motive auf Wände und Decken. Und immer              danken. Der Förderverein Schallhaus und Schlossgarten
tige Erkenntnisse zur ehemaligen Gestaltung im Inneren                                   deutlicher wurde dabei, welch ein einzigartiges Gebäude      e.V. hat über Jahre hinweg Spenden gesammelt und im-
erbracht. Wie bereits kolorierte Entwurfsskizzen andeuten,                               im Schlossgarten der Heidecksburg geschlummert hat.          mer wieder wichtige Sanierungsschritte angestoßen. Ab
wurde der Innenraum mit der letzten umfassenden Umge-                                                                                                 2018 konnten dank großzügiger Unterstützung durch die
staltung des Schallhauses um 1800 in ein kräftiges Blau                                  Errichtet wurde der Bau im 17. Jahrhundert als Gartenhaus    Deutsche Stiftung Denkmalschutz zunächst die Fassaden
getaucht, akzentuiert durch florale Ornamente in Weiß                                    im Schnittpunkt zweier sich kreuzender Wegeachsen. Da-       umfassend saniert werden. Von außen erstrahlt der Bau
und Blau. Befunde an den Wandflächen bestätigten diese                                   durch nahm er in der ehemaligen barocken Gartenanlage        bereits in einem zarten Ocker. Im Frühjahr 2019 verlagerte
Annahme. Die für das menschliche Auge kaum sichtbaren                                    eine zentrale Funktion ein. Bereits im 18. Jahrhundert       sich der Schwerpunkt auf die Farbfassung des Innenraums.
Blaupigmente ließen sich eindeutig als „Preußischblau“                                   folgte der Einbau eines Schallsaals ins ergänzte Dachwerk.   Bereits während der Arbeiten war die Vorfreude groß über
identifizieren. Anhand von Musterachsen konnten die                                      Dafür wurde eine zweischalige Kuppel eingebracht, deren      die baldige Nutzbarkeit dieses architektonischen Schmuck-
Farbfassung vor Ort erprobt und schließlich die endgültige                               untere Schale in ihrer Mitte eine achteckige Öffnung auf-    stücks. Ab dem kommenden Frühjahr können hier wieder
Gestaltung festgelegt werden.                                                            weist – das sogenannte Schallloch. Die ausgeklügelte Form    regelmäßig Konzerte stattfinden.		             Fabian Just                  Musterachse für die Wiederherstellung der Farbfassung

                                                                                    10                                                                                                                                       11
Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Denkmalpflege                                                                                                                  Bauforschung

                                                                                                                               und Amtshaus errichtete Jagdschloss, heute Museum mit
                                                                                                                               einer Ausstellung zur Kloster-, Forst- und Jagdgeschichte.

                                                                                                                               Auch abseits der eindrucksvollen und seit dem 18.
                                                                                                                               Jahrhundert als Ruine hoch geschätzten Klosterkirche
                                                                                                                               schlummert noch romanische Substanz. Ein wenig ver-
                                                                                                                               steckt hat sich im nordwestlichen Bereich der Anlage mit
                                                                                                                               dem sogenannten Zinsboden ein weiteres Bauwerk des
                                                                                                                               ehemaligen Klosters erhalten, das nach der Aufhebung
                                                                                                                               des Klosters ebenfalls einen deutlichen Wandel durchlief.
                                                                                                                               Einen Hinweis auf das Alter des Zinsbodens geben die
                                                                                                                               doppelbögigen Fenster im Mauerwerk der Ost-, und
                                                                                                                               Westfassade sowie ein um 1600 zur Tür umgebautes drit-
                                                                                                                               tes Fenster dieser Art in der Südfassade. Die Formen der
                                                                                                                               Biforien genannten repräsentativen Öffnungen finden sich
                                                                                                                               nicht nur am Zinsboden, sondern auch an den Arkaden
                                                                                                                               des Westgiebels der Klosterkirche. Wahrscheinlich sind
                                                                                                                               die gemauerten Geschosse des Zinsbodens wie die Kirche
                                                                                                                               in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden. Bei
                                                                                                                               einem späteren Umbau des Gebäudes wurde der Steinbau
                                                                                                                               um ein Fachwerkgeschoss erhöht. Erste bauhistorische              Zinsboden
                                                                                                                               Untersuchungen durch den Bauhistoriker Udo Hopf und
                                                                                                                               den Historiker Dr. Martin Sladeczek im vergangenen Jahr
                                                                                                                               ergaben Überraschendes. „Bisher glaubte man, dass der
                                                                                                                               Umbau grob in das 16. Jahrhundert oder dessen erste
                                                                                                                               Hälfte datiert. Durch die Entnahme und Untersuchung
                                                                                                                               von Bohrkernen aus den Fachwerkhölzern durch das Thü-
                                                                                                                               ringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
                                                                                                                               konnten wir letztes Jahr den Aufbau des Fachwerkober-
                                                                                                                               geschosses auf das Jahr 1600 bestimmen“, erklärt Hopf.
                                                                                                                               „Anhand von Amtsrechnungen aus den Jahren 1596 bis
Kloster Paulinzella, Klosterruine und Amtshaus                                                                                 1598 aus dem Staatsarchiv Rudolstadt lässt sich außerdem
                                                                                                                               der Einbau eines Gewölbes im Erdgeschoss des Gebäudes
                                                                                                                               nachvollziehen“, ergänzt Sladeczek.

                                                 Steinernes Rätsel                                                             Die innere Raumaufteilung des mittelalterlichen Gebäudes
                                                                                                                               ist durch diesen Umbau verloren gegangen. Die Anordnung
                                 Große und kleine Überraschungen                                                               und erhöhte Lage der Biforien im Mauerwerk lässt aber
                                                                                                                               noch vermuten, dass in einem Obergeschoss hinter den
                                 				an Kloster Paulinzella                                                                    gekuppelten Fenstern ehemals ein Saal lag. Die größeren
                                                                                                                               Öffnungen im Mauerwerk der Ost- und Westseite boten
                                                                                                                               vermutlich Zugang zum Gebäude. Spuren an der Fassade
In der Klosteranlage Paulinzella ist einiges im Gange.           Die romanische Klosterkirche ist nicht nur imposantes         bestärken zudem die Annahme, dass die Portalöffnungen
Im vergangenen Jahr wurden die Restaurierungen am                Zeugnis der hochmittelalterlichen Klosteranlage. Ihr          wie im Hochmittelalter üblich über hölzerne Vorbauten
Südturm der Klosterkirche abgeschlossen. Der nächste             Ruinencharakter demonstriert auch den Einschnitt, den         begehbar waren. Nach dem Umbau wurden im Gebäude                  Jagdschloss
Bauabschnitt zum Erhalt der Kirchenruine wird bereits            Reformation und Säkularisation im 16. Jahrhundert für         die Naturalienabgaben der zinspflichtigen Bauern gespei-
geplant. Auch die umfassende Sanierung des an den                die Klostergebäude bedeuteten. Die Errichtung des soge-       chert. Kranbalken wurden eingebaut, um schwere Getrei-
Südturm anschließenden Amtshauses im Auftrag des                 nannten Amtshauses, das direkt an den südlichen Turm der      desäcke heben zu können. Die mittelalterliche Funktion
ThüringenForst wurde 2018 abgeschlossen. Der Wandel              Kirche anschließt, wurde – das zeigt schon der überlieferte   des äußerst hochwertigen repräsentativen Gebäudes mit
der Klosteranlage – im 12. Jahrhundert durch die Adelige         Name – lange Zeit mit der Gründung des Amts Paulinzella       der klassischen Anordnung von „Aula et Camera“ im
Paulina gegründet, in Folge der Reformation aufgehoben           in Verbindung gebracht. Wie dendrochronologische Un-          Obergeschoss lässt sich mit dem Wohnsitz des Abts ver-
und später zum Sitz eines neu gegründeten Amts der               tersuchungen im Zuge der Sanierung zeigten, wurde das         einbaren, schlussfolgern Hopf und Sladeczek.                      Auch die Gebäude selbst erzählen eine Geschichte voller
Grafen von Schwarzburg gemacht – ist noch heute an den           Fachwerkgebäude aber noch als Teil der funktionierenden                                                                         Wandel, die noch lange nicht zu Ende erforscht ist. Noch
erhaltenen Gebäuden ablesbar. Wenn im Zusammenhang               Klosteranlage im Spätmittelalter errichtet. Von der Bau-      Nicht nur die Ausstellungen in Jagdschloss und Amtshaus           viele Rätsel gilt es für Bauhistoriker zu lösen, nicht nur
mit Restaurierungsarbeiten geforscht wird, offenbaren sie        tätigkeit nach der Aufhebung des Klosters zeugt hingegen      sowie ein Besuch des liebevoll gepflegten Kräutergartens          im nordwestlichsten Winkel der Klosteranlage, wo der
immer mehr Details aus ihrer Geschichte.                         das zu Beginn des 17. Jahrhunderts südwestlich von Kirche     machen einen Ausflug ins Kloster Paulinzella lohnenswert.         Zinsboden steht. 		                     Anke Pennekamp

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Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Denkmalpflege                                                                                                              Denkmalpflege

                                                                                                                                            Erste freigelegte Abschnitte des Dachstuhls

Gotha, Schloss Friedenstein mit eingerüstetem Teil des Westflügels
                                                                                                                                            Diese Probleme werden nun in einem Zug behoben, nach-
                                                                                                                                            dem Abschnitt für Abschnitt das Dach abgedeckt und die
                                                                                                                                            Schalung entfernt wurde. Möglichst viel von der histo-
                                                                                                                                            rischen Substanz zu erhalten, ist dabei wichtige Maxime.

             75 Kubikmeter Bauholz                                                                                                          Und auch technisch orientieren sich die Maßnahmen am
                                                                                                                                            Bestand – wo immer möglich, kommen die althergebrach-
                                                                                                                                            ten Zimmermannstechniken zum Einsatz, die wirksame
                             Die Dachsanierung auf Schloss Friedenstein hat begonnen                                                        Verbindungen herstellen. Wirksam sind sie dann, wenn
                                                                                                                                            sie kraftschlüssig – so sagen es die Fachleute – ihre Lasten
                                                                                                                                            tragen und zuverlässig in Richtung Außenmauern ablei-
                                                                                                                                            ten. Das sanierte Dach wird neu verschalt und die 2100
Auf Schloss Friedenstein wird in großem Stil gebaut – das                      Im Mittelpunkt der aktuellen Sanierungen stehen die Holz-    Quadratmeter Fläche werden mit Schiefer neu gedeckt.
ist nun auch von außen auf den ersten Blick deutlich sicht-                    konstruktionen des Dachstuhls und der darunter liegenden
bar. Im Frühjahr 2019 wurde am Westflügel ein Gerüst                           Raumdecken. Statiker und Holzsachverständige haben alle      Parallel dazu wird 2020 mit dem Einbau eines neuen
gestellt, bald darauf kam ein Schutzdach hinzu. Bis Ende                       erreichbaren Bauteile gründlich untersucht und detailliert   Treppenhauses mit Aufzug im Süden des Westflügels am
2020 wandert es schrittweise nach Süden, darunter wird                         festgelegt, wo etwas ausgetauscht, verstärkt oder ergänzt    Übergang zum Turm begonnen. Damit werden die mit der
das 100 Meter lange Dach saniert.                                              werden muss. 75 Kubikmeter Eichen- und Lärchenholz           Sanierung der Herzogstreppe 2014 schon in weiten Teilen
                                                                               sind dafür vorgesehen. Vielfältige Schäden gibt es vor       erreichte barrierefreie Erschließung des Schlosses kom-
Eingerüstet wurde zunächst der halbe Flügel. Die Hälfte                        allem durch langanhaltende Überlastungen im eigentlich       plettiert und die Erreichbarkeit des bedeutsamen Ekhof-
davon erhielt ein Schutzdach. Allein diese Konstruktion                        als Kaltdach geplanten Dachgeschoss, aber auch durch         Theaters spürbar verbessert. Insgesamt 6,6 Millionen Euro
ist schon ein Bauwerk für sich, denn das Blechdach über                        Feuchtigkeit, Insekten und Schwammbefall. Nicht zuletzt      sind für die Dach- und Erschließungsarbeiten eingeplant.
dem exponiert gelegenen Schloss ist großen Wind- und                           hat sich im Lauf der mehr als 350 Jahre seit der Erbauung
möglicherweise auch Schneelasten ausgesetzt. Dem muss                          des Schlosses der eine oder andere Balken durch schiere      Mit dem Westflügel ist das erste von vier Teilprojekten in
nicht nur das Dach selbst, sondern auch das Gerüst stand-                      Materialermüdung verformt. All dies hat dazu geführt,        vollem Gang. Weitere Teilprojekte betreffen umfangreiche
halten. Es wurde deshalb als Raumgerüst mit einer zweiten                      dass viele Bestandteile der einst meisterhaft geplanten      Maßnahmen in verschiedenen Teilen des Schlossgebäu-
Ebene versehen und mit Querverstrebungen zusätzlich                            und ausgeführten Konstruktion nicht mehr vollständig         des, die Orangeriebauten und den Herzoglichen Park mit
stabilisiert. Darunter wird nun saniert. Das Schutzdach                        die ihnen zugedachte Aufgabe erfüllen oder sogar ganz        Schwerpunkt auf den Brückenbauten. 60 Millionen haben
zieht schrittweise mit der Baustelle nach Süden, Ende 2020                     den Dienst versagt haben.                                    Bund und Land jeweils zur Hälfte dafür reserviert, die in
soll es am Westturm angekommen sein.                                                                                                        insgesamt 15 Jahren investiert werden sollen. Franz Nagel           Abstützungen im zweiten Obergeschoss

                                                                          14                                                                                                                               15
Herbst/Winter 2019/20 - Stiftung Thüringer Schlösser
Museum

                                                                                                                                Marstall                                                           Bauhaus-Werkstatt im Marstall 1923

                                                                                                                                in der Marstallwerkstatt eine neue Schaffensphase. Die
                                                                                                                                Bauhaus-Gesellen Otto Lindig und Theodor Bogler ent-
                                                                                                                                warfen Modelle für Porzellan- und Tonwarenfabriken. In
                                                                                                                                Kleinserien entstanden im Gießverfahren die zu Ikonen
                                                                                                                                des Keramikdesigns gewordenen Geschirre und Kannen
                                                                                                                                Lindigs, ebenso wie die vielfältig kombinierbaren Modul-
                                                                                                                                Teekannen Boglers.

                                                                                                                                Als das Bauhaus 1925 aufgrund des politischen und öko-
                                                                                                                                nomischen Drucks in Thüringen den Umzug nach Dessau
Dornburger Schlösser, Marstall, Ausstellungsraum im Anbau
                                                                                                                                beschloss, wurde dort keine neue Keramikwerkstatt auf-
                                                                                                                                gebaut. Damit beherbergt Dornburg nicht nur die einzige
                                                                                                                                externe Werkstatt des Bauhauses, sondern zugleich die
                       Studieren im Stall                                                                                       einzige Bauhaus-Töpferei. Nach dem Weggang des Bau-
                                                                                                                                hauses wurde die Dornburger Werkstatt unter Leitung
                                                                                                                                Otto Lindigs Ausbildungsstätte der neu gegründeten
                                         Das neue Bauhaus-Werkstatt-Museum Dornburg                                             Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst. Als
                                                                                                                                auch diese 1930 schließen musste, übernahm Otto Lindig
                                                                                                                                die Werkstatt als selbstständiger Töpfermeister und betrieb
Das Bauhaus hat an vielen Orten in Thüringen interessante         zum Formmeister berufenen Bildhauer Gerhard Marcks            sie weitere 17 Jahre. 1949 übernahm, nachdem Lindig die
Spuren hinterlassen. Einer der spannendsten Orte findet           im Sinne des von Walter Gropius verkündeten Credos des        Leitung der Keramikabteilung an der Landeskunstschule
sich in Dornburg. Im Marstallgebäude der Dornburger               Bauhauses – der Einheit von Kunst und Handwerk.               Hamburg angetreten hatte, das Keramikerehepaar Heiner-             Ehemalige Keramikwerkstatt im Marstall
Schlösser richtete das Weimarer Staatliche Bauhaus 1920                                                                         Hans und Gerda Körting die Werkstatt im Marstall. Später
seine keramische Abteilung ein. Seit Sommer 2019 lässt            Ab Juli 1920 wurde die Bauhaus-Töpferei in dem histo-         prägte Lisa, die zweite Ehefrau Heiner-Hans Körtings,
sich in der letzten in situ erhaltenen Werkstatt des Bau-         rischen Marstallgebäude eingerichtet und im Oktober           maßgeblich die künstlerische Entwicklung der Keramik               Unter maßgeblicher Förderung der Thüringer Staats-
hauses das Leben und Schaffen der Bauhäusler hautnah              begann mit dem neuen Semester die Ausbildung der              mit. Heute führt ihr Sohn, Töpfermeister Ulrich Körting,           kanzlei und des Bundes konnte der Förderkreis Keramik-
erleben.                                                          Bauhaus-Studenten. Neben der neuen Töpferei im Mar-           im angrenzenden Kavaliershaus die Familientradition fort.          Museum Bürgel und Dornburger Keramik-Werkstatt e.V.
                                                                  stall wurde auch die Werkstatt der Brüder Krehan weiter                                                                          in Dornburg ein Museum schaffen, dass mit der letzten in
Die Entscheidung von Walter Gropius, die Töpferei seiner          betrieben. Hier fertigte man weiterhin die schlichtere Ge-    Diese ununterbrochene Nutzungsgeschichte führte zu                 situ erhaltenen Werkstatt des Bauhauses ein Stück bedeu-
Kunstschule 25 Kilometer von Weimar entfernt einrichten           brauchskeramik aus Steinzeug und glasierter Irdenware.        der einmaligen Erhaltung einer Bauhaus-Werkstatt am                tender Kulturgeschichte bewahrt und die herausragende
zulassen, hat zwei entscheidende Gründe. Zum einen fand           Diese als „Wirtschaftsbrände“ bezeichnete Produktion          Originalort. Das Bauhaus-Werkstatt-Museum kann des-                Kunsthochschule in ihren kreativen Keimzellen – den
sich hier mit dem leerstehenden Marstall ein geradezu             diente nun dem Bauhaus zur Mitfinanzierung der Dorn-          halb heute eine Vielzahl authentischer Ausstattungsstücke          Werkstätten – verständlich macht. In einem durch die
ideales Gebäude. Es bot – bei ausgeprägtem Platzmangel            burger Werkstatt. Die Krehan-Töpferei war aber auch die       aus den verschiedenen Nutzungsperioden der Töpferei                Stadt Dornburg-Camburg mit Unterstützung aus Mitteln
in Weimar – sowohl Raum für die Werkstatt als auch für            maßgebliche Ausbildungsstätte der Bauhaus-Keramiker. In       zeigen. Besondere Objekte aus der Bauhaus-Zeit sind                der Städtebauförderung geschaffenen Anbau werden die
die Unterbringung der Studenten. Zum anderen arbeitete            der sogenannten „Oberen Werkstatt“ lernten sie analog         die originale Gipsdrehscheibe, an der Lindig und Bogler            Besucher durch die Werkstattgeschichte geführt und er-
in Dornburg die alteingesessene Töpferei der Brüder Max           der Bürgeler Töpferausbildung das Handwerk von Grund          ihre bedeutenden Gefäßmodelle entwickelten, und die                halten anhand der hier entstandenen Keramik, aber auch
und Karl Krehan. Als streng der Bürgeler Töpfertradition          auf. Erst die fortgeschrittenen Studenten arbeiteten in der   Tonaufbereitungsanlage aus der Mitte der 1920er Jahre.             Malerei und Grafik, einen Einblick in das Schaffen der
verhaftete Handwerker drehten sie ihre Keramik aus-               Marstall-Werkstatt freier und experimenteller. Mit der        Aber auch kleinere Objekte wie Waagen, Mörser, Gla-                Künstler.    				                         Konrad Kessler
schließlich frei auf der Scheibe. Damit ergänzte besonders        Neuausrichtung des Bauhauses auf die Verbindung von           suraufbewahrungsgefäße und Gipsformen zeugen vom
der werkstattleitende Meister Max Krehan den schon                Kunst und industrieller Produktion begann 1923 auch           Arbeiten der Bauhaus-Schüler.                                      www.bauhaus-keramik.de

                                                             16                                                                                                                               17
Jubiläum                                                         250 Jahre Sommerpalais Greiz

                                                     Sommerpalais Greiz, Fragment von Tapeten mit allegorischen Szenen

                                                               Luxuriöse „papier peint“ für die Reußen
                                                                        Die bunte Welt der Papiertapeten im Greizer Sommerpalais

                                                     Vieles an dem inzwischen 250 Jahre alten Greizer Som-                    So zum Beispiel eine florale Tapete, die im sehr aufwen-
                                                     merpalais ist für Thüringen außergewöhnlich – etwa die                   digen Holzdruckverfahren hergestellt wurde: Die Papiere
                                                     Orientierung an französischen Palaisbauten in klassizisti-               und Druckstöcke mussten zunächst vorbereitet werden,
                                                     schen Formen und der noble helle Gartensaal mit seinen                   bevor die Druckmodel aufgelegt und dann gewalzt wur-
                                                     nicht alltäglichen Proportionen. Erst auf den zweiten Blick              den. Für jede Farbe war ein neues Model notwendig.
                                                     erschließt sich, dass die reiche Vielfalt an Papiertapeten des           Auch wenn es Markierungen am Rand gab, wo die
                                                     Bauwerks sich zu einer kleinen Reise durch die Geschichte                Holzmodel anzulegen waren, kam es doch immer wieder
                                                     dieses anspruchsvollen Ausstattungsmediums fügen.                        zu kleinen Verrutschern wie im Greizer Beispiel. Üppige
                                                                                                                              Blumenarrangements aus Rosen, Pfingstrosen, Narzissen,
                                                     Papiertapeten finden sich im Sommerpalais teils noch am                  Clematis mit Rankenwerk oder auch Weinlaub waren in
                                                     angestammten Ort, teils wurden Fragmente davon bei                       unerschöpflichem Variantenreichtum kombinierbar und
                                                     der 2011 abgeschlossenen Restaurierung hinter Vertäfe-                   seit dem Ende des 18. Jahrhunderts lange Zeit in Mode.
                                                     lungen oder jüngeren Wandgestaltungen entdeckt. Die
                                                     Fülle der dargestellten Motive reicht von stoffimitieren-                Bereits in den 1770er Jahren setzten sich Imitationen von
                                                     den Draperien über üppiges Blumenrankwerk, Flechtwerk                    Textilen wie Seide, Samt oder auch Gobelins als gestal-
                                                     nachahmende Bordüren bis hin zu allegorischen Szenen                     terische Elemente auf Papiertapeten durch. Sie sollten
                                                     mit Antikenrezeption. Die Fürsten Reuß gingen seit der                   eigentlich einen breiteren Zugang zu bunten Wänden für
                                                     Erbauung des Sommerpalais stets mit der Zeit. Ein großer                 kleinere Budgets ermöglichen. Doch das Papiertapeten-
                                                     Teil der im 18. und 19. Jahrhundert angebrachten Tapeten                 handwerk entwickelte sich so rasant und perfektionierte
                                                     stammt aus französischer Produktion.                                     sein Können immer weiter, dass eine gute Papiertapete

Sommerpalais Greiz, Chinesisches Zimmer      20                                                                          19
Kulturgeschichte                                                                                                                        Kulturgeschichte

Sommerpalais Greiz, Fragment einer Draperietapete

einem textilen Wandbehang bald auch finanziell in nichts             dem späten 17. Jahrhundert in England eingetroffenen
mehr nachstand. Ein Beispiel dafür ist eine Anfang des 19.           kolorierten Exemplare chinesischer Papiere wurden in
Jahrhunderts gefertigte Draperietapete aus dem Vestibül              China selbst nicht zu Dekoration der Wände, sondern
des ersten Obergeschosses, von dem sich ein Teil gut ge-             eher für Stellschirme genutzt. Größte Beliebtheit erreich-
schützt in einem Wandschrank erhalten hat, weshalb die               ten diese fernöstlichen Wandpapiere in Europa zwischen
ursprüngliche leuchtende Farbigkeit gut erhalten geblieben           1740 und 1790, als sie mit der Ostindien-Kompanie nach
ist. Sie ist aus handbedruckten Einzelblättern zusammenge-           England und auch Holland kamen. Nicht selten ist daher
setzt. Unverkennbar ist die Imitation von üppig drapierten           in historischen Überlieferungen wie Rechnungen auch von
Stoffbahnen mit Quasten und Kordeln. Besonders in den                „indianischen Tapeten“ die Rede.
1830er Jahren waren derartige Papiertapeten verbreitet,                                                                            Sommerpalais Greiz, Detail eines üppig-floralen Dekors

die beispielsweise auch knopfbesetzte Polsterungen nach-             Im Sommerpalais findet sich ein typisches Vogel-und-
ahmten und für besondere Behaglichkeit sorgen sollten.               Blüte-Motiv, arrangiert als Panorama. Hauptelement
                                                                     ist das Lebensbaummotiv. Der sich asymmetrisch krüm-
Noch heute können bei einem Besuch des Sommerpalais                  mende Baum, belaubt und in Blüte, ist eine Version des        verkleinert oder erweitert werden. Bei einem Panorama
Papiertapeten bestaunt werden, die sich seit dem späten              östlichen Lebensbaums, einer komplexen Verflechtung           war es schon etwas komplizierter, wollte man die Motive
18. Jahrhundert an Ort und Stelle befinden. So hat der               unterschiedlicher kultureller Einflüsse aus Persien, Indien   nicht unschön stutzen. Diese kostbaren Tapeten wurden
zweiteilige Alkoven hinter dem Schlafzimmer der Gräfin               und China. Er steht in Blüte und ist mit verschiedensten      nicht einfach auf den Putz geklebt, sondern zunächst mit
eine papierne Ausstattung. Ausgekleidet sind die Wände               Vögeln besetzt. Die Blüten von Wildapfel oder Pflaume         einer dünnen Papierschicht hinterlegt, also kaschiert, und
der beiden Nischen mit Papiertapeten aus französischer               sind häufig anzutreffen und schon seit dem 17. Jahrhun-       dann auf Leinwände aufgebracht, die wiederum hinter den
Produktion. Sie sind im Stil à la chinoise gefertigt, imitie-        dert mit Lackarbeiten nach Europa gekommen. Um ein            umlaufenden Holzleisten festgenagelt sind.
ren also dem Zeitgeschmack entsprechend fernöstliche                 Maximum an Symbolkraft zu erzeugen, werden Pflanzen
Produkte. Das Deutsche Tapetenmuseum in Kassel hat                   unterschiedlicher Jahreszeiten nebeneinander in voller Blü-   Die Farbigkeit der Greizer China-Tapete war ursprünglich
diese Stücke auf 1770 bis 1780 datiert. Trotz der frühen             te gezeigt. Europäische Kunden waren meist in absoluter       viel leuchtender. Der hinter einer abgenommenen Leiste
Entstehungszeit zeigt diese Ausstattung bereits die nächste          Unkenntnis der Tiere und Pflanzen und empfanden diese         geschützte Bereich gibt einen Eindruck, in welch schil-
Stufe in der Entwicklung der Papiertapete handelt. Denn              als phantastisch und übertrieben, wenngleich es sich um       lernden und kräftigen Farben dieser Raum einst erstrahlte.
hier sind nicht mehr Einzelbögen aneinandergeklebt,                  eindeutig identifizierbare Arten handelte, die sehr detail-   Der Raum muss, gemessen an den damaligen Sehgewohn-
sondern vorgefertigte Rollen bedruckt. Die Klebekanten               getreu wiedergegeben waren. Symbolische Bedeutungen,          heiten, einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Und das
zwischen den Bahnen sind sogar erst auf den zweiten Blick            etwa dass einige Pflanzenarten in Kombination mit einem       war gewiss gewollt. Man sollte sich fühlen wie im Freien,
erkennbar, da sie durch den vollflächigen Farbauftrag                Kranich beispielsweise für Langlebigkeit stehen, blieben      umgeben von einer exotischen Pflanzen- und Tierwelt,
der Druckwalzen über die Klebekanten hinweg weniger                  dem Europäer verborgen.                                       wie sie nur in der Phantasie vorkam. Zusammen mit einer
hervortreten.                                                                                                                      Vielzahl weiterer kostbarer exotischer und fernöstlicher
                                                                     Chinesische Tapeten wurden meist in einem Satz von            Luxusartikel schufen die Papiertapeten eine Atmosphäre,
Dass die Details bei solchen China-Imitaten gelegent-                25 oder 40 Bahnen geliefert, die je ca. 3,65 Meter lang       die nicht nur die Sinne ansprach, sondern auch den all-
lich eher plump wirken, zeigt der direkte Vergleich mit              und zwischen 90 cm und 1,22 Meter breit waren. Diese          umfassenden Anspruch selbst eines reußischen Herrschers
dem Chinesischen Zimmer, das großflächig mit einem                   Größen waren europäischen Räumen angepasst und                repräsentierte, der nur über ein sehr überschaubares Ter-
Original-Import aus China ausgestattet ist. Die bereits ab           konnten aber – je nach Rapport – auch durch Zuschnitte        ritorium gebot. 				                       Linda Tschöpe             Sommerpalais Greiz, Blick in eine Alkovennische mit chinoiser Tapete

                                                                20                                                                                                                                 21
Geschichte                                                                                                                        Bauforschung

                                                                                                                               Grabungen an der Nordostecke des Schlosses (Messbild)

                                                                                                                               furt nach Nürnberg. Berthold VII. (1272-1340), ein gern
                                                                                                                               gesehener Berater am Königs- und Kaiserhof, ließ die Burg
Schleusingen, Schloss Bertholdsburg von Norden
                                                                                                                               zu seinen Lebzeiten umfassend ausbauen. Noch heute trägt
                                                                                                                               sie seinen Namen. Auch folgende Generationen blieben
Auf den Hund gekommen                                                                                                          nicht untätig, erweiterten und modernisierten die Anlage
                                                                                                                               stetig. Im Laufe der Zeit wurde so aus einem trutzigen
                                                                                                                               Wehrbau ein repräsentatives Renaissanceschloss. Mit
                     Archäologische Funde auf Schloss Bertholdsburg in Schleusingen                                            dem Aussterben des Henneberger Grafenhauses im Jahr
                                                                                                                               1583 fand ihre Funktion als landesherrliche Residenz ein
Hunde waren auf mittelalterlichen Burgen nichts Unge-              weitgehend abgetragen wurde. Doch die große Sensation       Ende. Die Bertholdsburg fiel an die Wettiner, 1815 wurde
wöhnliches. Der oftmals gerühmte beste Freund des Men-             schlummerte im Inneren des Turmstumpfs. Unter Stein-        sie preußisch.
schen war schon unseren Vorfahren ein treuer Begleiter,            brocken, Ziegelschutt und Erde kamen Teile eines Hun-
denn seine Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. So dienten        deskeletts zum Vorschein. Schnell war klar, dass es sich    Obschon die Befestigungswerke der Burg bis heute noch
Hunde zum Schutz, machten sich nützlich beim Hüten                 um ein Bauopfer handelt. Was aus heutiger Sicht wie ein     gut erhalten und nachvollziehbar sind, forderten die
von Herden und bei der Jagd und – wie der jüngste Fund             martialischer Brauch klingen mag, war zur Erbauungszeit     Umbauarbeiten über die Jahrhunderte die Niederlegung
an Schloss Bertholdsburg in Schleusingen einmal mehr               der Burg im Spätmittelalter keine Seltenheit, das belegen   einiger Teilbereiche. Die aktuelle Grabung an der Nord-
belegt – bisweilen sogar als Bauopfer.                             vergleichbare Funde an anderen historischen Stätten.        mauer brachte einen lange verborgenen Abschnitt wieder
                                                                   Tieropfer waren durchaus gebräuchlich, gleichermaßen        zum Vorschein. Allerdings waren die erhaltenen Grund-
Seit Sommer 2018 saniert die Stiftung Thüringer Schlösser          aber auch die Beigabe einfacher Gebrauchsobjekte wie        mauern des ehemaligen Totenturms ein zu erwartender               Freigelegtes Bauopfer
und Gärten die Umfassungsmauern von Schloss Bertholds-             Münzen, Talismane oder Nahrungsmittel, um nach dama-        Fund, wiesen doch Pläne und Archivalien auf die Existenz
burg. Da immer wieder mit bau- und kulturgeschichtlich             ligen Vorstellungen Unheil fernzuhalten. Die heute noch     und den ehemaligen Standort hin. Umso überraschender              kann mitunter eine Hilfe für die zeitliche Einordnung
relevanten Funden zu rechnen ist, führte das Thüringische          übliche Platzierung von Gegenständen im Grundstein eines    waren hingegen die zahlreichen Begleitfunde. Neben den            baulicher Fragmente sein. Anhand einer im Mauerwerk
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie im nörd-               Neubaus wurzelt in dieser opfernden Darbietung.             erwähnten Teilen eines Hundeskeletts stießen die Archäo-          aufgefundenen Keramikscherbe datieren die Archäologen
lichen Abschnitt baubegleitend Grabungen durch. Dabei                                                                          logen auf zahlreiche Keramiken, Steinzeug, Ofenkacheln,           die Erbauung des Totenturms ins 14. Jahrhundert.
kamen überraschende Funde zutage. In der nordöstlichen             Auf Schloss Bertholdsburg war Gefahrenabwehr ein            ostasiatisches Porzellan, aber auch auf Kleinfunde wie
Ecke der Stützmauer konnten Fundamente eines massiven,             wichtiges Anliegen. Seit dem frühen 13. Jahrhundert war     Münzen und Buchschließen, auch aus späterer Zeit.                 Ganz verschwinden werden die Baufunde nach Abschluss
zweischaligen Rundturms freigelegt werden, bei dem es              sie Residenz der Henneberger, eines ehemals bedeutenden     Bemerkenswerte Zeugnisse sind ferner aufgefundene                 der Bauarbeiten nicht. Die Grundmauern des Turmstumpfs
sich nachweislich um die Grundmauern des sogenannten               Adelsgeschlechts im heutigen Südwesten Thüringens.          Austernschalen oder Bruchstücke von Tonpfeifen. Ein               werden auch künftig an der Oberfläche sichtbar bleiben.
Totenturms handelt, der einst die turmreiche Silhouette            Strategisch günstig auf einem Sporn gelegen, sicherte die   so reichhaltiges Fundmaterial gibt nicht nur Auskunft             Und der Hund? Der muss auf jeden Fall nicht wieder
der Anlage mitprägte und im Verlauf der Frühen Neuzeit             Burg zudem eine der wichtigsten Handelsstraßen von Er-      über den Alltag der früheren Burgbewohner, sondern                zurück in die Grube.			                     Fabian Just

                                                              22                                                                                                                            23
Denkmalpflege                                                                                                                                       Denkmalpflege

            Tiefbau filigran
                              Entwässerungsarbeiten auf Schloss Sondershausen

Gerade Linien, die unvermittelt abknicken, ein eleganter            liche Baureferentin bei der Stiftung Thüringer Schlösser
Bogen – eigentümlich filigrane Muster gruben Bagger im              und Gärten, „die Entwässerung brannte uns aus verschie-
vergangenen Sommer in den Innenhof von Schloss Son-                 denen Gründen unter den Nägeln.“ Die alten Leitungen
dershausen. Hintergrund ist die Erneuerung der Entwäs-              waren marode, und das Wasser floss schon länger nicht
serungsleitungen. Die sollen perfekt funktionieren, aber            mehr richtig ab. Die Schäden haben mit dem Alter der
man soll von diesem Eingriff spaäter nichts bemerken.               Rohrleitungen, aber vor allem auch mit den speziellen
Deshalb müssen sie so verlegt werden, dass beim Graben              Untergrundproblemen in Sondershausen zu tun. Unter
möglichst wenig von der kunstvollen Hofpflasterung                  dem ganzen Stadtgebiet finden sich Stollen vom früher
beschädigt wird.                                                    intensiv betriebenen Bergbau. Deshalb senkt sich konti-
                                                                    nuierlich der Boden. Erschwerend kommt hinzu, dass der
Die Pflasterung des Schlosshofs in der Mitte des 19.                Schlossberg aus einer Kombination unterschiedlicher Ge-
Jahrhunderts diente nämlich nicht nur der Befestigung               steinsmaterialien besteht. Diese beiden Faktoren schaffen
der Fläche. Die fürstlichen Baumeister konstruierten ein            erschwerte Bedingungen für die Rohrleitungen, sie halten
geometrisches Muster, das dem unregelmäßig geformten                den Bodenbewegungen nicht stand und brechen. Daher
Schlosshof den Anschein von Symmetrie verleiht. Um den              kommen für die neuen Leitungen biegeweiche Rohre zum            Schloss Sondershausen, Pflasterung im Schlosshof aus der Luft
zentral gelegenen Brunnen liegen konzentrische Kreise,              Einsatz, die einige Spannung aushalten.
unterbrochen von nach außen verlaufenden Bahnen.
Besonders betont sind auf diese Weise die Hauptzugänge              „Wenn die Hofentwässerung wieder gut funktioniert, ha-
zum Hof und zu den Gebäuden. Erreicht werden diese                  ben wir zwei wichtige Ziele erreicht: Die letzte große Etappe
Strukturen durch die Auswahl unterschiedlicher Steinfor-            der seit vielen Jahren laufenden Entwässerungsarbeiten am
mate und ihre Anordnung. Besonders gut zu erkennen ist              Schloss ist geschafft, und wir haben eine entscheidende
das aus der Luft, aber auch Besucher zu Fuß nehmen es               Voraussetzung für die Sanierung des Alten Nordflügels
bewusst oder unbewusst wahr. Die ordnende Gliederung                geschaffen. Und das ist ja unser eigentliches Sorgenkind“,
der Fläche erfüllt neben der ästhetischen auch eine leitende        blickt Niklas in die Zukunft. Die wirkungsvolle Ableitung
Funktion, sie liefert Anhaltspunkte für die Orientierung in         des Regenwassers von den Dächern und der Hoffläche
dem polygonalen, nicht auf ein eindeutiges an der Fassade           ist wichtig für den Baugrund und der Stiftung Thüringer
erkennbares Zentrum ausgerichteten Hof.                             Schlösser und Gärten deshalb 700.000 Euro Investiti-
                                                                    onsmittel wert. Kommt zu den ohnehin problematischen
Ist eine solche Struktur einmal zerstört, kann sie kaum im          Bedingungen des Schlossbergs noch unkontrolliert Wasser
Detail wiederhergestellt werden. Gräben auf dem kürzesten           hinzu, schwächt das die Standfestigkeit der Gebäude zu-
Weg quer durch den Hof kamen also nicht in Betracht.                sätzlich. Besonders betroffen ist der Alte Nordflügel, der
Deshalb wählten die Planer ausreichend breite gleichmäßig           2018 in Teilen notabgestützt und von Lasten befreit wer-
gepflasterte Bahnen innerhalb der Pflasterung, und die              den musste. Wenn seine Fundamente nun wieder trocken
beschreiben eben auch gelegentlich einen Halbkreisbogen.            liegen, sind die Erfolgsaussichten für das komplizierte
So können die Gräben leicht wieder mit Pflasterbelag                Großprojekt der statischen Sanierung weitaus größer als
geschlossen werden.                                                 bisher. Noch einen ganz weiteren Effekt hat die Maßnahme:
                                                                    die Schlossfestspiele Sondershausen sollen ab 2020 wieder
„Ein so filigranes und zentimetergenaues Vorgehen beim              an ihrem angestammten Platz im Schlosshof stattfinden
Tiefbau ist schon ungewöhnlich, aber natürlich machen               und können dann auf eine ebenfalls vollständig erneuerte
wir das nicht zum Spaß“, sagt Carola Niklas, verantwort-            Stromversorgung zurückgreifen. 		                Franz Nagel    Schlosshof mit Altem Nordflügel (links)                         Kanalarbeiten im Schlosshof

                                                               24                                                                                                                                                   25
Interview                                                                                                                           Interview

                                                                                                                                  sollte. Deshalb haben wir den Rundgang sorgfältig geplant
                                                                                                                                  und vorbereitet, Gefahrenquellen beseitigt. Außerdem gibt es
                                                                                                                                  am Anfang eine Einweisung, und jeder muss einen Bauhelm
                                                                                                                                  tragen. Die Führungen gibt es in der warmen Jahreszeit an
                                                                                                                                  den Wochenenden, von Montag bis Freitag wird gebaut. Wer
                                                                                                                                  Baustellen kennt, weiß, was das für ein Spagat ist. Denn es
                                                                                                                                  soll ja wegen des Angebots keinen Bauverzug geben. Wir sind
                                                                                                                                  deshalb froh, dass auch das Planungsteam und die Baufirmen
                                                                                                                                  hinter der Idee stehen und sich darauf einstellen. Auch für
                                                                                                                                  Handwerker und Restauratoren ist es ja ungewöhnlich, dass
                                                                                                                                  die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht erst am Ende bewundert
                                                                                                                                  werden können. Sie merken auch, wie groß das öffentliche
                                                                                                                                  Interesse an dem Schloss ist, an dem sie arbeiten.

                                                                                                                                  Was macht das öffentliche Interesse aus, das der Audio-
                                                                                                                                  walk bedient?
Schloss Schwarzburg, Hauptgebäude von Westen
                                                                                                                                  Tschöpe: Schlösser ziehen ja an sich schon viel Aufmerk-
                                                                                                                                  samkeit auf sich, aber im Fall von Schloss Schwarzburg

                              Lauschen auf der Baustelle                                                                          hat das eine besondere Qualität. Das liegt sicher vor allem
                                                                                                                                  an der Geschichte des Schlosses im 20. Jahrhundert, am
                                                                                                                                  geschichtsvergessenen und brutalen Umgang der Natio-
Schaubaustelle mit Audiowalk im Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg                                                              nalsozialisten mit der Anlage und an der Tatsache, dass
                                                                                                                                  man danach jahrzehntelang weitgehend hilflos dem Verfall
Seit Sommer 2019 gibt es auf Schloss Schwarzburg einen            lungsbesuchen kennt. Dort wählt man mit Tasten Beiträge         zusehen musste. Das spiegelt sich in dem unermüdlichen
Audiowalk. Er begleitet an den Wochenenden Besucher               zu bestimmten Gegenständen und bekommt sie erläutert,           und beharrlichen bürgerlichen Engagement wider, das auch
durch Teile des Schloss-Hauptgebäudes, die derzeit saniert        manchmal gibt es auch allgemeine oder einführende In-           im Audiowalk einen wichtigen Platz einnimmt. Im Fall
und ausgebaut werden. Architektin Carola Niklas und Mu-           formationen. Unser Format ist da etwas anders, da wir           von Schloss Schwarzburg gehört diese jüngere Geschichte
seologin Linda Tschöpe haben gemeinsam an dem Projekt             szenische Sprach-Klang-Erzählungen neben klassischen            eben auf ganz besondere Weise zum Schloss, und das sol-             Linda Tschöpe (links) und Carola Niklas
gearbeitet. Im Interview erläutern sie die Hintergründe.          Erläuterungen anbieten. Zudem wird viel stärker der Weg         len auch Besucher aus der Ferne nachvollziehen können.
                                                                  durch die Anlage und das Gebäude zum Thema gemacht              Dazu passt, dass sie von Mitgliedern des Fördervereins              verlegen, und schon im Abstand weniger Wochen kann
Wie kam es zur Idee eines Audiowalks?                             und auf vielschichtige Weise Schloss Schwarzburg nahezu-        Schloss Schwarzburg geführt und betreut werden, wofür               man Veränderungen sehen. Im Audiowalk erklären wir
                                                                  bringen versucht. Eine Erzählerin begleitet die Besucher auf    wir überaus dankbar sind.                                           die Hintergründe zum Beispiel für die komplizierten sta-
Niklas: Schloss Schwarzburg ist ein Projekt, das 2021 im          ihrem Weg, immer wieder kommen aber auch Zeitzeugen                                                                                 tischen Eingriffe, die schon stattgefunden haben und auch
Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thürin-           und Fachleute zu Wort. Dadurch entsteht das Bild eines          Wie geht der Audiowalk mit der Geschichte der Anlage um?            weiterhin noch nötig sind. Ein anderes wichtiges Thema
gen präsentiert werden soll. Besonders spannend in diesem         Schlosses, das die Menschen über die Jahrhunderte immer                                                                             ist die Frage der Restaurierung. Es gibt ja in den Räu-
konzeptionellen Kontext ist das Schloss-Hauptgebäude,             angezogen und beschäftigt hat und bis heute ein wichtiges       Tschöpe: Man bekommt einen Überblick über die ein-                  men noch historische Gestaltungen in unterschiedlichem
aus dem die Nationalsozialisten in den 1940er Jahren ein          Identifikationsobjekt für die Region ist.                       zigartige Topographie der Anlage, Experten schildern                Umfang und mit unterschiedlich schweren Schäden. Mit
Reichsgästehaus machen wollten, das sie dann aber entkernt                                                                        historische Eckdaten. Vor allem werden aber anhand                  dem Audiowalk lässt sich gut nachvollziehen, warum die
und schwer geschädigt als Bauruine stehen ließen. Nach            Niklas: Das ist eigentlich auch das Besondere an diesem         bestimmter Aus- und Einblicke, auf die man hingewiesen              Komplettwiederherstellung des Zustands vor 1940 weder
vielen Jahrzehnten in diesem Zustand konnte 2010 die nut-         Audiowalk – er schafft es, die vielen verschiedenen Ak-         wird, Geschichten erzählt. Dabei geht es durchaus nicht             inhaltlich noch wirtschaftlich eine Option sein kann. Ziel
zungsneutrale Sicherung beginnen. In einem gemeinsamen            teure mit ihrem Wissen, ihren Zielen und Vorstellungen          chronologisch zu, sondern die Puzzleteile fügen sich nach           ist neben dem Erhalt des Denkmals, was ja schon ein Wert
Projekt mit der IBA Thüringen können wir nun in einem             zusammenzubringen und ihre Stimmen einzufangen. Die             und nach zusammen. Mal geht es um die in alle Winde                 an sich ist, die Nutzbarkeit – nicht zuletzt auch für die in
Teilbereich über das Sichern hinausgehen. Im Ahnensaal            Besucher bekommen Einblicke in verschiedene Fachge-             verstreute oder ganz verlorene reiche Ausstattung des               der Region gewachsenen Initiativen.
und den benachbarten Räumen geht es jetzt schon um den            biete bis hin zu gesellschaftspolitischen Themen – und          Hauptgebäudes sowie seine letzte Bewohnerin, Anna Luise
restauratorischen Umgang mit historischen Oberflächen und         das allgemeinverständlich und dabei ziemlich tiefgründig.       von Schwarzburg-Rudolstadt, mal um Friedrich Ebert,                 Tschöpe: Spannend für die Gäste ist sicher, dass ihnen im
um Ausbauarbeiten für eine spätere Nutzbarkeit. Aus der                                                                           der in der Schwarzburger Sommerfrische mit seiner aus               Audio-walk immer wieder die Stimmen echter Akteure
Zusammenarbeit mit der IBA ergab sich die Möglichkeit,            Mit Kopfhörern durch die Baustelle schlendern und ein           Weimar angereisten Regierung die Weimarer Verfassung                begegnen, die zum Teil Gegenwart und Zukunft von
die Maßnahmen schon vor 2021 als work in progress zu              Schloss entdecken, das klingt aus Besuchersicht spannend.       in Kraft gesetzt hat, oder um Ereignisse der jüngsten Ver-          Schloss Schwarzburg und der Region mitprägen. Man
zeigen. Um möglichst viele Facetten zu vermitteln, hat die        Was sagen die Verantwortlichen und die Handwerker               gangenheit wie der Brand der Turmhaube Silvester 1980.              bekommt dabei sehr unmittelbare und direkte Einblicke
IBA das Konzept des Audiowalks ins Spiel gebracht.                dazu?                                                                                                                               in die Motivation und die konzeptionellen Hintergründe,
                                                                                                                                  Und ums Bauliche und die Zukunft geht es natürlich auch.            die sich mit dieser spannenden und geschichtsträchtigen
Was ist das besondere an einem Audiowalk?                         Niklas: Natürlich ist das kein alltägliches Erlebnis, das wir                                                                       Anlage verbinden.
                                                                  da anbieten – weder für die Gäste noch für uns. Die Besucher    Niklas: Genau – und Besucher, die mehrmals kommen,
Tschöpe: Ein Audiowalk ist nicht einfach ein Audioguide,          hören und sehen Neues, sind mit ihrer Aufmerksamkeit also       werden das sogar ganz hautnah miterleben. Wir müssen                Interview: Franz Nagel | Informationen zum Projekt unter
den wahrscheinlich jeder von Museums- oder Ausstel-               ganz woanders, als man es auf einer Baustelle eigentlich sein   nämlich mehrfach wegen der Bauarbeiten die Laufroute                www.thueringerschloesser.de

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