HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19 - Raiffeisen

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HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19 - Raiffeisen
HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19
                                      DAS ÖTZTAL GENIESSEN
                 SARAH WILHELM • Leidenschaft: Landwirtschaft
                EXPERTENGESPRÄCH GENUSSBOTSCHAFTER*IN
                                      JAHRESABSCHLUSS 2018
                                 MEIN LIEBSTER SPORT IM ORT
                   AUSSTELLUNG SOMMER 2019 • Konrad Henker
AUSSTELLUNG WINTER 2019/20 • Lohmann – eine Bilder-Geschichte
HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19 - Raiffeisen
GENUSS                            So ein Wort, da könnt’ man sich reinsetzen, so sehr klingt es nach
Wohlbefinden, Freude und guten Zeiten. Ursprünglich hieß zu genießen lediglich, über eine Sache
verfügen zu können, und diese Bedeutung klingt in Worten wie Nutznießer oder Fruchtgenuss noch
immer nach. Doch wie viel mehr bedeutet Genuss heute? Der Erste genießt die Schönheit der Natur, die
Zweite ihren wohlverdienten Urlaub, der Dritte eine hervorragende Erziehung, wir in der Raiffeisenbank
Sölden genießen das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden. Und alle zusammen genießen wir gutes
Essen und Trinken. „Wir sind zum Genießen begabt“, sagt die Tiroler Autorin Sabina Moser über ihre
Landsleute, und wenn wir in der Sonne sitzen, den Blick über die Berge schweifen lassen, vielleicht
ein frisch gebackenes Brot, ein Stück Ötztaler Käse und etwas Gutes zum Trinken vor uns haben,
dann wissen wir genau, wovon sie spricht.

                          VON SPITZE ZU SPITZE
                           Alles ist nützlich, nichts wird verschwendet. Über Jahrtausende galt in der Landwirtschaft,
                           dass alles wertvoll ist, etwa Wolle für Kleidung, Milch, selten Fleisch und Innereien zum
                           Essen, Fell und Leder für Schuhe, Horn für Kämme, Rosshaar für Matratzen … Doch wo
                           die Landwirtschaft als Erwerbszweig in den Hintergrund tritt, geraten auch die vielfältigen
                           Möglichkeiten tierischer Produkte in Vergessenheit. Erst langsam besinnt man sich wieder
                           darauf, wie hoch Nutztiere zu schätzen sind und wie viel Liebe und Mühe es bedarf, sie
                           auf­zuziehen und zu halten. „From nose to tail“ heißt das mit einem Modewort. Man könnte
                           auch sagen: von der Nasenspitze bis zur Schwanzspitze, von Kopf bis Fuß oder von A bis Z.
                           Alles ist nützlich, nichts wird verschwendet.
HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19 - Raiffeisen
INHALT               3

HERZLICH WILLKOMMEN!

Granten, Yak, Zirbe, Schaf, Käse … Das Menü,      REGION
das vier Ötztaler Jungköche bei der General­      Das Ötztal genießen .................................................................................................. 4–5
versammlung der Raiffeisenbank Sölden im          Porträt Sarah Wilhelm: Leidenschaft: Landwirtschaft ......................................... 6–9
Juli 2018 servierten, stand ganz im Zeichen       Firmen im Porträt: Käse von frisch bis reif; Ein Ruhepol im Alltagstrubel;
j­
­ener Themen, für die wir uns im Hinteren         Selbstverständlich unterwegs; Alles in und aus dem Netz ................................ 10–13
Ötztal stark machen: kulinarischer Genuss,        Expertengespräch: Das Ötztal lieben, vom Ötztal erzählen .............................. 14–18
eine enge Verbindung von Tourismusbetrie­
ben und re­   gionalen Produzenten und das        VERANTWORTUNG
Bestreben, Lehrberufe in der Gastronomie          Raiffeisenbank Sölden – der Jahresabschluss 2018 ........................................ 19–22
für junge Menschen attraktiver zu gestal­         Mit.Einander: Natur im Garten und auf dem Teller.................................................... 23
ten. Dazu konnten wir unter anderem in            Team: „Fit and proper“ werden; Know-how und Sicherheit ............................... 24–25
einem K­ ooperationsprojekt den „Ausbildungs­     Jung sein: So geht’s!; Sparen, spielen, Spaß haben; Die Zukunft im Blick ...... 26–27
verbund G ­ enussbotschafter*in Ötztal“ schaf­    Sport: Oben auf dem Berg und unten im Tal ....................................................... 28–29
fen. Wie das gelungen ist, wer daran mitarbei­
tet und welche Ziele wir damit verfolgen, lesen   KOMMUNIKATION
Sie ab Seite 14.                                  Mein liebster Sport im Ort .................................................................................... 30–31
Auch sonst geben wir im diesjährigen Journal      Vereine: Freiwillige Feuerwehr Vent; Alpenverein Innerötztal; Bergrettung
dem Themenkreis Genuss, Regionalität und          Sölden ..................................................................................................................... 32–34
Nachhaltigkeit auf vielfältige Weise Raum.        erbe kulturraum sölden: Sonderausstellung Sommer 2019:
Wir stellen wie jedes Jahr Firmen und Vereine     Konrad Henker | Radierungen ..................................................................................... 35
aus der Region vor und haben Menschen in          Rückschau Leporello zur Sonderausstellung Pano(d)rama auf der
Vent, Sölden und Obergurgl nach ihrem liebs­      Kreuzspitze. Franz Senns Ärger mit Charles Brizzi............................................ 36–37
ten Sport im Ort gefragt. Nicht zuletzt ma­       Vorschau Sonderausstellung Winter 2019/20: Die Fotografenfamilie
chen wir uns im erbe kulturraum sölden mehr       Lohmann................................................................................................................. 38–39
als ein Bild vom Hinteren Ötztal: Radierungen
von Konrad Henker, Fotografien der Familie
Lohmann und ein Leporello als Nachschau zur
Ausstellung 2018 bringen das Ötztal vom Tal­
boden bis zur Bergspitze in die Raiffeisenbank    Impressum: Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Raiffeisenbank Sölden, Dorfstraße 88,
Sölden und im aktuellen Journal auch zu Ihnen     A-6450 Sölden, Tel. +43 5254 2226-0, Fax +43 5254 2526, kontakt@rb-soelden.at,
nach Hause.                                       www.rb-soelden.at
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!        Konzeption: Hermann Riml, Claus Scheiber, Heike Gritsch/Raiffeisenbank Sölden;
                                                  Esther Pirchner; Niko Hofinger; Redaktion und Texte: Esther Pirchner;
Hermann Riml, Claus Scheiber                      Layout und Grafik: büro54, Völs; Verlagsort: A-6450 Sölden;
Vorstände der Raiffeisenbank Sölden               Druck: Druckerei Pircher, Ötztal-Bahnhof; Erscheinungsweise: einmal jährlich;
                                                  Offenlegung nach § 25 Mediengesetz/Grundlegende Richtung und Zweck des Magazins: Infor­
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                                                  vorbehalten.
                                                  Zeichnungen: Lilly Moser; Fotos: Sarah Wilhelm: Umschlag; Gerhard Berger: 3, 5 M., 7–9 (6), 10,
                                                  11 li., 12, 13, 14 re. (2), 15 u. (2), 16 (3), 17 u. li., 18 (2), 24 (4), 25 li., 32 o., 33, 34 o., 36/37 o.; Liftge­
                                                  sellschaft Obergurgl-Hochgurgl/Dominic Ebenbichler: 4; Raiffeisenbank Sölden: 5 re., 14 li. (4),
                                                  19 (2), 23 (5), 26 (4), 27 (li.), 28–29 (5 kleine Fotos), 37 re o.; Roland Stecher, Café Pusteblume:
                                                  11 re. (2); Marcel Klotz, Ötztaler Gebirgsimkerei: 15 o.; Jakob Prantl, Gampe Thaya: 17 o.; Marita
                                                  Kuen, Familie Kuen: 17 u. re.; Joachim Jamnig: 25 re.; Alina Gstrein: 27 re.; Ötztal Tourismus/
                                                  Wayne Reiche: 28/29 (großes Bild); Electric Mountain Festival: 29 u. re.; Christine Pirpamer,
                                                  Lisi Santer-Steiner: 30 (2); Burkhard Riml: 31 o.; Benjamin Gritsch: 31 u.; Jungbauernschaft/
                                                  Landjugend Sölden: 32 u.; Bergrettung Sölden: 34 u. (2); Konrad Henker: 35; Benedikt Haid:
                                                  36/37 u.; Ludwig Braun: 37 re. M.; Fotografen und Verlag Lohmann: 38–39 (9)
HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19 - Raiffeisen
4      REGION

Das Ötztal genießen

Ein Vorgeschmack auf den Genuss                                                  „.... und bringet ein gemästet
Bei der Generalversammlung der Raiffeisenbank Sölden
im Juli 2018 referierte Reinhard Steger, Präsident des                             Kalb her und schlachtet’s;
Südtiroler Köcheverbands. Die Ötztaler Jungköche
Lukas Grüner, Maximilian Grüner, Samuel Gstrein und                           lasset uns essen und fröhlich sein!“
Lukas Klotz kreierten dazu Köst­lich­keiten aus regionalen                       Gleichnis vom verlorenen Sohn, Lk 15,23
Produkten von A wie Almkäse bis Z wie Zirbe. Wer nicht
dabei war, kann hier zumindest das Menü nachlesen.

                                                                                             MENÜ

                                                                                         Zum Aperitif
                                                                                     einen „Grantenspritz“
                                                                               Vorab zum kulinarischen Einstieg
                                                                              Bauernbrot vom Platthof (Huben) mit
                        Ötztaler Wasser                                  heimischer Butter von Gerhard Falkner (Sölden)
                mit Lärchensprossen und Granten                                     Tatar vom Ötztaler Yak
                                                                              von Bauer Michael Wilhelm (Sölden)
                      Naturtrüber Apfelsaft
                     von Emil Rauch (Roppen)                                Schaumsuppe von der heimischen Zirbe
                                                                              dazu Bauernbrotchips mit Zirbenöl
                   Chardonnay Jahrgang 2017
                Weingut Zoller-Saumwald (Haiming)                                Würziges Ötztaler Bergschaf
                         Salon-Wein 2018                                           von Arno Gstrein (Sölden)
                                                                            mit Polenta vom Biohof Glatzl (Haiming)
                     „Uenser“ Jahrgang 2016                                 Wurzelgemüse und Bergblütenblättern
          Kellerei Passir (St. Martin in Passeier/Südtirol)
          Rotwein von einer noch namenlosen Rebsorte,                                    Käseerlebnis
               jung und wild wie unsere Jungköche!                        Almkäse aus Heumilch vom Ötztaler Grauvieh
                                                                                von Jakob Prantl (Gampe Thaya)
                      Starkenberger Bier                                     Bergkäse vom „Gsteidach“ (Längenfeld)
                   Brauerei Starkenberg (Imst)                            Ziegenkäse vom Bauernhof Kuen (Längenfeld)

                                                                                    Süße Überraschung
                                                                            von Samuel Gstrein aus Ötztaler Beeren

                                           Hirt und Wirt
                                           Auf den Almen im Ötztal weiden jeden
                                           Sommer rund 16.000 Scha­fe, ein Fünftel
                                           davon in der Region Sölden. Abschluss
                                           und Höhepunkt des Almsommers ist das
                                           Schafer­fest, wenn die Herden im September­
                                           von ihren Sommerresidenzen auf bis zu         Komme was wolle
                                           3.000 Metern Seehöhe ins Tal zurückkeh­       Weich und warm und wunderbar – kurz:
                                           ren. Die schönsten Tiere werden bei der       ein wohliger Genuss ist es, sich mit
                                           Schafausstellung in Sölden prämiert, für      kuscheliger Schafwolle zu umgeben.
                                           die kulinarische Seite des Fests sorgen       Warme Teppiche, feine Sockenwolle,
                                           neben einem Bauernmarkt die 1st Hotels        bunte Filze, Dochtgarne und anderes
                                           Sölden mit Spezialitäten rund ums Ötztaler    mehr bietet das Ötztaler Schafwoll­
                                           Berglamm.                                     zentrum Regensburger in Umhausen an.
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DAS ÖTZTAL GENIESSEN         5

Die besten Stücke                                                                             „Sei mir gegrüßt, mein
Ein Rind ist mehr als zwei Filets, ein Lamm hat nicht
nur Koteletts. Wie man etwa die einzelnen Teile eines                                         Sauerkraut, holdselig
Lamms verwendet, lässt sich in Standardwerken der
Koch­kunst nachlesen:                                                                         sind deine Gerüche.“
     Schmoren: Brust, Haxe, Nacken, Schulter
     Braten im Backofen: Keule, Schulter, Rücken (Sattel)
                                                                                              Heinrich Heine,
     Grillen und Kurzbraten: Koteletts, Scheiben aus der Keule
                                                                                              Deutschland, ein Wintermärchen
     Kochen und Pochieren: Bauchlappen, Brust, Haxe, Nacken, Schulter
     als Ragout: Brust, Nacken
… und dann wären da noch: Lunge und Herz für ein Beuschel, Leber und
Nieren gebraten oder gegrillt, Kopf für Sulze oder Ravioli, Zunge gekocht …

                                  Tuschentarl
                                  Erinnern Sie sich an Tuschentarl? Das alte Ötztaler Rezept zeigt sich ­
                                  von seiner modernen Seite, wenn es Benjamin Erhart in einem Gericht
                                  wie „Soufflierter Knödel vom Nordtiroler Schinkenspeck auf Etztåler
                                  Tuschentarl und Burgunder Rotweinreduktion“ serviert. Das cremige
                                  Püree aus angeschwitzten Zwiebeln, gekochten und passierten Steck-
                                  rüben mit oder ohne Kartoffeln schmeckt ein wenig süßlich und scharf
                                  und harmoniert zum Beispiel mit kräftigen Fleischgerichten.

Koch mit Hingabe                  Eins, zwei, drei …
Benjamin Erhart kocht mit         hundert Rezepte
Leidenschaft und niemals          Wie schmeckt der Lamm­
endender Fantasie im Hotel        braten am besten? Kräftig
Erhart in Sölden, verarbeitet     gewürzt mit Knoblauch und
ganze Tiere wie Kalb, Lamm        Rosmarin, aromatisch duftend
und Ziegenkitz, besorgt           mit Zitronen-Petersilien-­
Forelle, Käse und andere          Brösel-Kruste, saftig gespickt
Milchprodukte sowie Honig         mit Wurzelgemüse, lieblich
aus dem Ötztal, kocht selbst      geschmort mit Quitten und
Marmelade ein, verwendet          Sesam oder exotisch ge­braten    Premiere gelungen!
Pilze aus dem Wald, Eier von      mit Zwiebeln, Kümmel,            Auch wenn das Wetter zwischendurch nicht so mitgespielt hat
Ötztaler Bauern, Gemüse aus       Kurkuma, Ingwer und Olivenöl?    wie erhofft, der Ötztaler Stromstoss – E-Biken und Kulinarik im
Tirol und was es sonst noch an    Ein jeder kocht nach seiner      Ötztal feierte vom 5. bis 7. Juli 2018 eine gelungene Premiere.
guten Dingen aus der Gegend       Fasson, eine jede liebt eine     Das Festival für Genießer mit seinen Ausfahrten, Testmöglich­
gibt. Für diese Doppelseite gab   andere Note … Hauptsache,        keiten und Gewinnchancen zog zahlreiche Fans entspannter
er uns wertvolle Tipps.           alle lassen ihrer Kreativität    E-Bike-Touren und guten Essens an. Dementsprechend groß ist
Vielen Dank!                      freien Lauf.                     die Vorfreude auf eine Fortsetzung am 13. und 14. Juli 2019.
HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19 - Raiffeisen
6       REGION

LEIDENSCHAFT: LANDWIRTSCHAFT
Sarah Wilhelm betreibt mit ganzem Herzen Grauviehzucht und Landwirtschaft.
Für das diesjährige Journal der Raiffeisenbank Sölden trafen wir sie bei der
„Großen Nacht der Edelweißgrauen“ im Agrarzentrum West.

Imst, 16. Februar 2019. In zwei Stunden      mit einem besonders ausdrucksstarken            die 21-Jährige, und habe den Vater schon
beginnt die „Große Nacht der Edelweiß­       Blick und solche, die der Bewertung durch       mit sechs Jahren jedes Wochenende auf
grauen“, die jedes Jahr den Auftakt zu den   die Preisrichter anscheinend gelassen           Viehausstellungen begleitet. Dort setzte
Jungzüchter-Veranstaltungen im Tiroler       entgegensehen, Kühe, die von Kopf bis           sie sich neben ihn und schaute sich wie er
Grauviehzuchtverband bildet. Dutzende        Schwanzspitze schön frisiert sind, und          jede Kuh „von der ersten bis zur hunderts­
Jugendliche, junge Männer und Frauen         solche, denen das Haar frech in die Stirn       ten“ genau an – eine Schule des Sehens,
sind gekommen, um zu zeigen, welche          fällt … Die Liste ließe sich fortsetzen, aber   die ihr als Preisrichterin heute von großem
Schönheiten sie im Stall haben und wie       für Sarah Wilhelm zeichnet vor allem eine       Nutzen ist.
gut sie sich um ihre Grauen kümmern.         Eigenschaft das Grauvieh aus: „Wenn ich
An diesem Abend werden ausschließlich        eine graue Kuh von vorne anschaue, ihr in       Leben am Bergbauernhof
Erstlingskühe präsentiert, dreijährige       die Augen schaue, kommt etwas zurück“,          Auf dem Bauernhof der Familie Wilhelm
weibliche Rinder also, die einmal gekalbt    sagt sie, „die Kühe haben eine enorme           gibt es keine hundert Kühe, sondern
haben. Als Laie könnte man meinen, dass      Ausstrahlung. Die schauen so stolz, die         fünf, die gemolken werden, zwei Käl­
all diese Gleichaltrigen sich ähneln, aber   wissen, was sie sind und was sie können.“       ber und zwei Jahrlinge, außerdem 15 bis
die Unterschiede in Farbe und Schattie­      Ihre Begeisterung für die Rasse, die so­        zwanzig Schafe – eine im Hinteren Ötztal
rung, Körperbau, Form der Hörner und         wohl gute Milchkühe hervorbringt als auch       gängige Betriebsgröße. Den Winter ver­
anderen Merkmalen werden schnell deut­       für die Mast geeignet ist, hat sie quasi in     bringen die Tiere großteils im Stall, von
lich. Hell- und dunkelgraue Kühe und sol­    die Wiege gelegt bekommen. In der Familie       Juni bis September sind sie mit ande­
che mit einer zarten Fellzeichnung, Kühe     sei sie das „Papa-Madl“ gewesen, erzählt        ren Tieren aus der Agrargemeinschaft
                                                                                             im Windachtal auf der Alm. Die Lage der
                                                                                             ­Almen im Ötztal und seinen Seitentälern

    Biografisches                                                                             ist auch ein Grund dafür, dass das Grau­
                                                                                              vieh in der Region so verbreitet ist. „Auf
                                                                                              2.500 Metern“, erklärt Wilhelm, „brauchst
    Sarah Wilhelm, geboren am                 Sölden und gehört dem Gebiets­                  du eine kleine, kompakte, genügsame
    22. Oktober 1997, wuchs auf              ausschuss der Jungbauern an. ­                   Kuh, die überall hochgehen kann und
    einem Sölder Bergbauernhof auf,          Von klein auf Mitglied im Jung-                  im Herbst nicht mager heimkommt.“ Sie
    den ihre Familie im Nebenerwerb                                                           erzählt davon, wie die Kühe im Frühling
                                             züchterverein Edelweißgrau, ist
                                                                                              schon darauf warten, ins Freie zu kom­
    betreibt. Schon früh entdeckte sie       Sarah W ­ ilhelm dort seit 2014 Preis-           men, wie sich herauskristallisiert, welche
    ihre Begeisterung für die Land-          richterin, seit 2017 auch Vorstands-             erfahrene Kuh zur Leitkuh wird, und wie
    wirtschaft und die Grauviehzucht.        mitglied. Im selben Jahr begann sie              sich das Vieh auf der Alm verhält. Einen
    Nach der Volks- und Hauptschule                                                           Monat lang ist die Familie selbst dort oben
                                             im Guest Service des Ötztal Touris-
                                                                                              und erledigt die Feldarbeit. Doch auch in
    in Sölden besuchte sie die Höhere        mus zu arbeiten und koordiniert in               den anderen Sommermonaten geht Sarah
    Bundeslehranstalt für Landwirt-          ­dieser Funktion den Ausbildungs-                Wilhelm wöchentlich zu den Kühen, um ih­
    schaft Ursprung in Salzburg und           verbund ­Genussbotschafter*in                   nen Salzsteine und ein wenig Kraftfutter
                                                                                              zu bringen. Dann lauscht sie darauf, wo
    schloss diese unter anderem in den        Ötztal, der Lehrlinge aus der
                                                                                              die Kuhglocken läuten, und die Kühe spit­
    Fächern Tierhaltung, Pflanzenbau          Gastronomie mit den ­regionalen                 zen die Ohren, ob sie den Ruf „Geh, Kuisa,
    und Landtechnik 2017 mit gutem            Produktionsbetrieben zusammen-                  geh!“ vernehmen. „Das dauert keine Minu­
    Erfolg ab. Sie ist Orts­leiterin der      bringt (siehe Experten­gespräch ­               te, bis sie daherkommen“, freut sich Sarah
                                                                                              Wilhelm und zeigt auf dem Smartphone
    Jungbauernschaft/­Landjugend              auf Seite 14).
                                                                                              gleich das passende Video dazu: Ganz
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PORTRÄT   7

„Wenn ich eine graue Kuh
von vorne anschaue, ihr in
die Augen schaue, kommt
etwas zurück, die Kühe haben
eine enorme Ausstrahlung.“
Sarah Wilhelm
HERZLICH WILLKOMMEN IM JOURNAL 2018/19 - Raiffeisen
8      REGION

weit hinten im Bild taucht plötzlich eine        wird etliche Jahre als Milchkuh geeignet
Kuh aus dem Wald auf und macht sich,             sein und oft kalben. Bei jüngeren Kühen
gefolgt von den anderen, über die Wiesen         bis zum Jahrling werden übrigens auch
eilig Richtung Kamera auf den Weg.               andere Aspekte in die Bewertung mitein­
                                                 bezogen, etwa wie Jungzüchterinnen und
Unter Kühen                                      -züchter mit den Tieren harmonieren und
Die Kühe, die im Agrarzentrum West in            diese präsentieren. S ­ arah Wilhelm weiß
Imst an diesem Februarabend auf die Be­          über jedes Detail von Bewertung und Zucht
wertung durch die Preisrichter warten,           Bescheid: Stammbäume, Stier­     mütter –
sind noch ein paar Monate davon entfernt,        Kühe, die Zuchtstiere hervorbringen
auf die Almweiden geführt zu werden. Da­         dürfen –, die besten Kühe, die mit ei­
für sind sie so hübsch hergerichtet, wie         nem Edelweiß-Brandzeichen am Horn
es nur geht. „Drei bis vier­­Wochen vor der      ausgezeichnet werden, Milchleistung,
Schau werden sie geschoren, damit sie            Kombinationshaltung, Natursprung und
ein schönes Haarkleid haben, drei Tage           viele andere­Aspekte der Rinderhaltung
vorher werden Euter, Füße und Schwanz            kommen zur Sprache.
ausgeschoren“, erläutert Sarah Wilhelm,
die diesmal als Ringfrau dabei ist, den Kü­       Immer besser werden
hen also am Ende des Abends die Preis­            Erworben hat sie dieses umfangreiche
fahnen umhängen wird. Es ist unüber­              Wissen nicht nur an der Seite ihres V­ aters
sehbar, dass die junge Sölderin in ihrem          und in der HBLA Ursprung, sondern auch
Element ist, wenn sie sich durch diese            in mehreren Fortbildungen: Um sich Jung­
Halle mit den elf ­Jungzüchterinnen und­          züchterprofi nennen zu dürfen, ­absolvierte
33 Jungzüchtern, mit den 44 Kühen mit              sie bei der Zentralen Arbeitsgemeinschaft
roten Rückennummern und schön ge­                  der Rinderzüchter ­Österreichs (ZAR) neun
stickten ­Glocken­riemen bewegt.                   Module zu Züchtung, ­    Vereinsgründung,
Seit sie 16 ist, ist sie innerhalb des Vereins     Krankheiten, Preisrichten, Rhetorik ­   u. a.
Edelweißgrau auch als Preisrichterin im           Im Verein Edelweißgrau besuchte sie zu­
Einsatz und weiß als solche genau, worauf         dem Preisrichterschulungen und ­      Schu-
es bei einer preiswürdigen Kuh ankommt.           ­l­ungen für Jungzüchter.
Bewertet werden der Rahmen, also Grö­            Von sich selbst und vielen ihrer ­jungen
ße und Länge, die Bemuskelung – „man             ­Kolleginnen und Kollegen im Verein sagt
will ja kein Knochengestell“ –, die Form          Sarah Wilhelm, dass sie in S  ­ achen Grau­-
                                                                                        ­­
von Oberlinie, Fesseln und Fundamen­             viehzucht fanatisch seien. Die meisten, die            Zeit für ein Gespräch
ten und schließlich das Euter. Alle diese        Graue daheim hätten, wüssten genau, was             unter Fachleuten bleibt
Punkte spielen für die Zucht eine Rolle,         sie an ihnen haben. Umso mehr ­bedauert           für Sarah Wilhelm und die
denn eine Kuh, die korrekt auf den Funda­        sie, dass das Fleisch, das im Hinteren            anderen Züchter auch bei
menten steht und deren Euter hoch sitzt,         Ötztal ­produziert wird, vor Ort oft ­keine                 großen Schauen

    Wie kommt die Kuh zu ihrem Namen?
    Dirich, Seladus, Gustus, Tamina, Raffora, Helene: Die manchmal ungewöhnlichen Namen der Rinder sind aus gutem
    Grund so gewählt. Bei den Stieren muss sich der Anfangsbuchstabe mit dem des Vaters decken, Dirich kommt aus
    einer Di-Linie und Seladus aus einer S-Linie. So kann ausgeschlossen werden, dass zwei Tiere aus derselben Blut­
    linie miteinander gekreuzt werden. „Bei den Kühen kann das jeder machen, wie er will“, sagt Sarah Wilhelm, „oft
    nimmt man aber auch hier den Anfangsbuchstaben der Mama.“ Darum hat Tessina eine Tamina, Raffeine eine
    Raffora und Heidi eine Helene.
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PORTRÄT       9

Abnehmer finde. „Alle 14 Tage kommt            len, wird Sarah Wilhelm aber nicht nur im
der Lkw und holt die Schlachttiere ab“,        Ötztal Tourismus, im Verein ­Edelweißgrau
die dann in I­nnsbruck ge­schlachtet wer­      oder als Ortsleiterin in der Jungbauern­
den. So sehr sie die Ko­­o­peration mit dem    schaft/Landjugend Sölden viel zu tun
Tiroler Fleisch­­pro­duzenten und -händler     ­haben. „Ich möchte auf alle Fälle den Be­
Hörtnagl schätzt, der „Tiroler Grauvieh         trieb übernehmen“, beschreibt sie ihre
Alm­ochs“ und ­   „Tiroler Grauvieh Urkalb“     Pläne. „Und ich möchte zumindest sagen
vermarktet, so sehr würde sie sich eine         können, dass ich dabei fest auf beiden
enge K­ ooperation der T  ­ ourismusbetriebe    Beinen stehe. Bei uns ist es schwierig,
mit den ­Bauern im Ötztal wünschen. Auch        Landwirtschaft im Haupterwerb zu be­
das ist wohl ein Grund, warum sie als Mit­      treiben. Aber ich möchte es so einrichten,     Grauviehzüchter unter
arbeiterin des Ötztal Tourismus den von         dass ich, wenn ich einmal eine Familie            sich: Eindrücke von
der ­Raiffeisenbank­­Sölden initiierten und     habe, nicht von einem Mann abhängig bin,        der Großen Nacht der
von vielen ­Institutionen­­ ­gemeinsam ge­      sondern meine Arbeit habe, den Betrieb        Edelweißgrauen in Imst
tragenen Ausbildungsverbund Genuss­             voranbringe und auch ein bisschen was
botschafter*in Ötztal ­    als Koordinatorin    für mich übrig bleibt.“ Das ­Grauvieh ist
begleitet.                                      dabei selbstverständlich fest eingeplant.
                                                „Für mich gibt es nur die G  ­ rauen“, sagt
Rosige Zukunft mit Grauvieh                     ­Sarah Wilhelm und strahlt, „die kommen
Wenn sich ihre Zukunftswünsche erfül­            bei mir nie aus dem Stall.“
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10     REGION

KÄSE VON FRISCH BIS REIF
Von der Schafzucht seines Vaters stellte der Obergurgler Martin Grüner
2018 auf Ziegenhaltung und Käserei um. Regen Zuspruch finden die Roh­-
milchkäsesorten aus seiner Produktion auch in der heimischen Gastronomie.

                                          Wenn Martin Grüner morgens und abends in den Stall geht und einmal täglich die Milch
                           weiterverarbeitet, findet er einen guten Ausgleich zu seinem zweiten Beruf ­als Skilehrer und Skiführer

Der erste Weg führt in den Stall. ­Martin     in dem bei 97 % Luftfeuchtigkeit und­        Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt
Grüner zeigt uns seine neue Käserei und        12 bis 18 °C der Weißschimmel auf dem       Rotholz zum Käsemachen und erwei­
                                                                                           ­
macht uns zuallererst mit den „Rohstoff­       Camembert gedeiht, sowie eine Käse­         tert sein W
                                                                                                     ­ issen seither kontinuierlich. Er
lieferantinnen“ bekannt: Knapp zwei           presse für Schnitt- und Hartkäse. Dass       spricht von der Wirkung des Futters auf
Dutzend Ziegen bilden den vorläufigen         ­nebenan noch ein Felsenkeller entstanden    den K­ äsegeschmack, von Milch­   mengen,
Viehbestand, vierzig werden es bald sein.      ist, um Käse monatelang reifen lassen zu    den Vorzügen von Rohmilchkäse und dem
Im Sommer grasen sie auf der Wiese in          können, ist für Martin Grüner ein Glücks­   Trend zu regional hergestellten Lebens­
Obergurgl, im Winter fressen sie das Heu,      fall. Erst beim Abgraben des Hangs kam      mitteln in der Gastronomie. Die ersten
das hier gewachsen ist. Den Stall, in dem      der Fels zum Vorschein und bildet nun die   Produkte seiner Palette – Frischkäse und
Martin Grüners Vater bis vor kurzem Scha­      Rückwand des Raumes.                        Camembert – waren im Winter bei den
fe­­züchtete, baute der junge Käsemacher                                                   Tourismusbetrieben im Ort schon so be­
eigenhändig um und schaffte eine mobile       Milchmenge, Geschmack, Reifegrad –           gehrt, dass er erst in der Zwischen­saison
Melkmaschine an. Ein größerer Um- und         auf alles kommt es an                        genug Milch für die Herstellung lange
Zubau war nötig, um Milchkammer und           Anders als in Vorarlberg oder dem            reifender Schnitt- und Hartkäse zur Ver­
Käserei nach allen Regeln der Hygiene ­­und   Zillertal, wo Käsemachen zum regiona­
                                              ­                                            fügung hatte. Zum Abschluss unserer Be­
Käsereikunst einzurichten. Jetzt finden       len Selbstverständnis gehört, gibt es im     sichtigungstour serviert er uns trotzdem
sich dort zwei verschieden große Käsekes­     Ötztal – bei ausgezeichneter Qualität –      eine Kostprobe vom Frischkäse und wir
sel, die je nach täglichem M   ­ ilchertrag   nur wenige ­Käsereien. Martin Grüner kam     sind uns einig: Alleine dafür hat sich der
zum Einsatz kommen, ein Reifeschrank,         vor drei Jahren durch einen Kurs in der      Ausflug nach Obergurgl gelohnt.
FIRMEN IM PORTRÄT         11

EIN RUHEPOL IM ALLTAGSTRUBEL
Das Café Pusteblume im 2017 eröffneten Sozialzentrum Sölden ist eine Oase im
manchmal recht turbulenten (Tourismus-)Alltag von Sölden. Seinen guten Ruf
verdankt es unter anderem den kleinen, feinen Genüssen, die hier serviert werden.

Geschäftsführer Roland Stecher (li.) und Kellner Wolfgang Sonnweger
sind im Café Pusteblume mit viel Liebe zum Detail am Werk

Auf der Terrasse in der Sonne sitzen, den   zeitarena Sölden und Café Pusteblume,
Blick in die Berge schweifen lassen und     die Möglichkeit, einen gemütlichen Ort
die Ruhe genießen, das sind die besten      zum Verweilen zu schaffen. Dass hier
Voraussetzungen für eine erholsame          mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wird,
Pause von Arbeit und Alltag. Wenn einem     verrät schon die Speisekarte: Die Kuchen
dann noch jemand ein gutes Glas Wein        sind selbstgemacht, es gibt besondere
mit Brot und Aufstrichen bringt oder        Angebote wie die „Kleine Verführung“, bei
einen ­Cappuccino und ein liebevoll an­     der zum Kaffee ein kleines Stück Kuchen,
gerichtetes Stück Kuchen, dann ist die      zum Aperol Sprizz etwas Käse und eine        Zeiteinteilung ist das alleine zu schaffen,
Wahrscheinlichkeit hoch, dass man im        Schale Oliven gereicht werden, und auch      meint Wolfgang Sonnweger, sogar wenn
Sölder Café Pusteblume Platz genom­         auf die Präsentation legen Roland ­Stecher   im Sommer die Terrasse voll ist. Denn
men hat.                                    und sein Mitarbeiter Wolfgang Sonnweger      gerade bei den Einheimischen kommt
Das Café befindet sich – etwas abseits      großen Wert.                                 das Angebot gut an. Ein Blick in die Run­
der Touristenströme – im 2017 eröff­        „Wir richten unsere Kuchen und Strudel       de genügt, um festzustellen, dass die
neten Sozialzentrum Sölden, das auch        mit ein bisschen Sahne, ein wenig Obst       Spaziergän­ gerinnen und Radfahrer, die
das ­Altenwohn- und -pflegeheim, den        hübsch an. Der Kaffee wird auf Holz­         Bewohnerinnen des Sozialzentrums und
Gesundheitssprengel, den Kinderhort
­                                           tabletts mit ein paar Keksen serviert,       ihre Besucher gerne im Café Pusteblume
und ein Physiotherapiezentrum beher­        im Sommer bieten wir Eisbecher an –          einkehren und diese Auszeit vom Alltag in
bergt. Die Lage bot Roland Stecher, dem     wenige, aber dafür gute und schöne“,         vollen Zügen genießen.
gewerblichen Geschäftsführer von Frei­      sagt Stecher. Mit guter Vorbereitung und     www.soelden.tirol.gv.at/Cafe_Pusteblume
12    REGION

Franz Sailer leitet den „Ötztaler“ seit 2004 mit Enthusiasmus für den öffentlichen Verkehr

SELBSTVERSTÄNDLICH UNTERWEGS
Der „Ötztaler“ ist eine Institution im Ötztal – vom ersten Bus, der 1925 angeschafft wurde, bis zum
heutigen Stand von sechzig Fahrzeugen der unterschiedlichsten Typen. Siebzig Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter aus bis zu zwanzig Nationen halten den Verkehr in Bewegung.

Schon seit ihren Anfängen orientiert         i­n den Bussen, den Verkehr mit Nieder­         nutzt“, meint Sailer. Das gilt für die Gäste,
sich die Ötztaler Verkehrsgesellschaft        flurbussen und ein dichtes Netz an digita­     die ins Ötztal kommen, genauso wie für
(ÖVG) an den neuesten Entwicklungen im        len Fahrgastinformationen. Zudem nimmt         die ­Menschen, die hier leben. Vor allem die
Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
­                                             die ÖVG am Verkehrsverbund Tirol teil, be­     Jungen und die Älteren seien dem öffentli­
und an den sich wandelnden Ansprü­            treibt im Ötztal Shuttles und Nightliner und   chen Verkehr gegenüber aufgeschlossen,
chen ihrer – mittlerweile überwiegend         lässt die Fahrer regelmäßige Trainings ab­     bei der mittleren Generation bedürfe es
urbanen – Fahrgäste. „Der klare Auftrag       solvieren.                                     noch mehr Über­zeugungsarbeit, meint er.
war immer, Leute herzubringen“, um­                                                          Dass die Zukunft aber für alle in umfas­
reißt Geschäftsführer Franz Sailer die       Eine Infrastruktureinrichtung wie Strom,        senden Mobilitätskonzepten liege, davon
Ziel­setzung des Unternehmens.               Straßen oder Wasser                             ist ­Sailer überzeugt. Das von Gemeinden,
Wie ihre großen Partner – Seilbahngesell­    Während früher auch der Reiseverkehr            Ötztal Tourismus und Seilbahnen ange­
schaft, Gemeinden und Ötztal Tourismus –     einen wichtigen Teil des Angebots bilde­        stoßene Projekt Mobilität Ötztal 2030
setzt auch die ÖVG auf Innovation und        te, konzentriert
                                                 ­­           sich die ÖVG seit einigen      geht in diese Richtung. Es zielt auf einen
sucht weltweit nach neuen Lösungen, die      Jahren auf den Nahverkehr. „Wir wol­            umfassenden Ansatz für den Verkehr
                                                                                             ­
auch in die Region passen. Für Fahrgäs­      len, dass man den ÖPNV als tolle Infra­         im Tal – und weckt nicht nur bei der ÖVG
te bedeutet das besonders komfortable        struktureinrichtung sieht – so wie Strom,       Hoffnungen auf ein echtes Umdenken.
­Sitze, USB-Ladestationen und Bildschirme­   Straßen oder Wasser – und diese auch            www.oetztaler.at
FIRMEN IM PORTRÄT        13

ALLES IM UND AUS DEM NETZ
Der Sölder Georg Falkner sorgt mit seinem Computer & Internet Center (CI Center) dafür,
dass die Tourismusbetriebe im Hinteren Ötztal mit der Welt vernetzt sind: vom Internetauftritt
über die Buchung bis zum schnellen WLAN vor Ort.

Es ist ein Metier im stetigen Wandel: Seit     über Neuerungen und probiert vieles           sind aber andere geworden. Benötigte­
sich Georg Falkner vor zwanzig Jahren         davon im eigenen Tourismusbetrieb aus.         vor zwanzig Jahren noch manch einer
auf Informationstechnik für die Hotel­        Die Arbeit im CI Center, zu der auch die       spätabends Hilfe bei Alltäglichem wie
lerie im Hinteren Ötztal spezialisiert hat,   Installation und Wartung von Kassen­           dem Ausdruck einer Speisekarte, muss
verändert sich sein Arbeitsfeld ständig.      systemen gehört, erledigt er inzwischen        heute beispielsweise ein nicht funk­
In den Anfängen ging es vor allem um die      mit nur mehr einem Mitarbeiter. Für            tionierender Wireless Access Point in
Grundlagen für einen gelungenen Auf­          ­Hotels und Pensionen erstellt er darüber      ­Ordnung gebracht werden. Meist lassen
tritt im World Wide Web: Falkner und ein       hinaus Fotos und Imagefilme – ­Medien,         sich solche Probleme per Fernwartung
halbes Dutzend Mitarbeiter installier­         mit denen sie ihre Gäste persönlich            lösen, eine der praktischen technischen
ten Computer und Netzwerke, richteten          ­ansprechen können. „Der Gast will immer       ­Errungenschaften der letzten Jahre. Dass
Websites und E-Mail-Accounts ein und            alles wissen, was abläuft“, meint Falkner,     viele weitere folgen werden, liegt ange­
erläuterten vor Ort den Umgang damit.           und dieses „alles“ muss in jedem Format        sichts der Schnelllebigkeit der IT-Bran­
Heute benötigen die Tourismusbetriebe           und Medium gleich gut wirken – sei es am       che auf der Hand, Genaues voraussagen
reibungslos funktionierendes WLAN, nüt­         Desktop, Smartphone oder Tablet, auf           könne man aber nicht, meint Falkner:
zen die aktuellen Buchungsplatt­formen          der eigenen Website oder auf Instagram.        „Man muss laufend am Ball bleiben und
und sind in den sozialen Medien aktiv.          Mehr denn je ist 24/7 das Maß, wenn es         erlebt immer wieder Überraschungen.“
Georg Falkner informiert sich laufend           um Kundenbetreuung geht, die Inhalte           www.ci-center.at

  Georg Falkner verbindet das
  Hintere Ötztal mit dem Rest der
  Welt. Der IT-Profi kümmert sich um
  Hardware, Software und Wartung in
  den regionalen Tourismusbetrieben
14     REGION

DAS ÖTZTAL LIEBEN, VOM ÖTZTAL ERZÄHLEN
Der Ausbildungsverbund Genussbotschafter*in Ötztal zielt darauf ab, die Lehre im Tourismus
attraktiver zu machen, die Wertschätzung gegenüber regionalen Produzenten und Produkten
zu steigern und die Begeisterung für Beruf, Region und gutes Essen nach außen zu tragen.
Das Projekt im Ötztal, das ab Herbst 2019 in drei Ausbildungsmodulen durchgeführt werden
soll, hat viele Väter und Mütter. Sie trafen sich im April 2019 zum Expertengespräch.

Mitglieder der Raiffeisenbank Sölden, die     Juli. Im Herbst 2018 zeigten Fachleute aus      Beginnen wir dort, wo das Projekt sei-
sich zur Generalversammlung 2018 ein­         den Bereichen Gastronomie, T   ­ ourismus,      nen Ausgang genommen hat und durch-
fanden, bekamen einen Vorgeschmack            Ausbildung und Landwirtschaft beim              geführt wird: im Ötztal. Wo orten Sie,
darauf, was in den Küchen des Ötztals         Podiumsgespräch „Ötztaler Genuss­               die als Bankvorstände, Produzenten
möglich ist. Vier junge Köche aus der         erlebnisse – der regionale Weg zu besse­        und Touristiker im Hinteren Ötztal leben
­Region – Lukas Grüner, Samuel Gstrein,       rer Wertschöpfung in der Gastronomie“           und arbeiten, Handlungsbedarf?
 Maximilian ­
 ­            Grüner und Lukas Klotz –        auch die Probleme auf: Der Zulauf zu
 tischten ihnen alles Köstliche auf, was in   den touristischen Lehrberufen kann mit
 der Region wächst, gezüchtet und veredelt    der Nachfrage an qualifizierten Kräften
 wird: Fleisch von Bergschaf und Yak aus      nicht mithalten, die Ausbildung könnte
 dem Ötztal, Käse vom Ötztaler Grauvieh,      in mancher Hinsicht vielfältiger, die
 Beeren, Bauernbrot, Butter, Zirbenöl, Säf­   Verbindung zu den produzierenden Be­
 te, Bier und Wein.                           trieben enger sein.
 Doch nicht immer werden im tourismus­
 intensiven Ötztal die Möglichkeiten          In der Nebensaison dazulernen
 regionaler Kochkunst so ausgeschöpft
 ­                                            Auf fruchtbaren Boden fiel ein Dis­
 wie an diesem genussvollen Abend im          kussionsbeitrag von Peter Schumacher,           Claus Scheiber
                                              Leiter der Jugendabteilung in der Tiroler
                                              ­Arbeiterkammer. Er schlug einen Ausbil­        Claus Scheiber: In der Raiffeisenbank
                                                              dungsverbund vor, in dem        Sölden haben wir fast ausschließlich mit
                                                              (Koch-)Lehrlinge     während    Tourismusbetrieben zu tun. An ihnen se­
                                                             der Nebensaison produzie­        hen wir, welche Auswirkungen der Lehr­
                                                             rende Betriebe besuchen          lingsmangel in touristischen Berufen hat.
                                                            und vertiefendes Wissen zur       Wenn es in einer Tourismushochburg wie
                                                            Herstellung,      Aufbereitung    dem Ötztal mit 20.000 bis 30.000 Gäste­
                                                           und Zubereitung von Produk­        betten nur zwanzig Kochlehrlinge gibt,
                                                          ten gewinnen – ein Mehrwert         dann ist das für die Zukunft besorg­
                                                          für die angehenden Köche und        niserregend. Zugleich nehmen wir wahr,
                                                            anderen Lehrlinge der Gastro­     dass die Verwendung regionaler Produkte
                                                            nomie, für die Betriebe, in de­   bei Tourismusbetrieben besser verankert
                                                           nen sie arbeiten, und nicht zu­    wer­den muss.
                                                           letzt für die Gäste im Ötztal.
                                                          In den Monaten seither hat der
                                                          Ausbildungsverbund Genuss­
                                                          botschafter*in Ötztal konkrete
                                                         Formen angenommen. Den An­
                                                         stoß dazu gab die Raiffeisen­
                                                        bank Sölden, begeisterte Koope­
                                                        rationspartner fand sie im Ötztal
Tourismus, Landwirtschaft, Ausbildung                   Tourismus, der ­   Arbeiterkammer
und Marketing auf einem Podium: Auf            Tirol, der Wirtschaftskammer Tirol/­WIFI
dem Weg zu den „Ötztaler Genuss­               Tirol und im Agrar­marketing Tirol. Mitten
erlebnissen“ gab es im November 2018           in der Projektierungsphase fanden die          Peter Schumacher (li.), Dominik Linser (M.),
viel zu diskutieren                            Beteiligten Zeit für ein Expertengespräch.     Sarah Wilhelm (re.)
EXPERTENGESPRÄCH GENUSSBOTSCHAFTER*IN                    15

Sarah Wilhelm: Bei uns Produzenten be­
steht natürlich der Wunsch, dass wir
das, was wir im Ötztal produzieren, auch
im Ötztal weitergeben können. Wenn wir
unsere Tiere nach Innsbruck verkaufen
müssen und das Fleisch danach vakuu­
miert irgendwo anders hinkommt, ist das
nicht sinnvoll.

Dominik Linser: Die Landwirte fühlen sich
oft als Bittsteller bei den Tourismus­
betrieben. Dabei sind Tourismus und
Landwirtschaft eng verwoben: Es geht
nicht ohne einander.
Im Tourismus kommt ein weiteres ­    Pro­-
­­blem dazu. Es ist – provokant gesagt –
fast schwerer, Mitarbeiter zu bekommen
als Gäste. Weniger Mitarbeiter heißt mehr
Schließzeiten und mehr Fertigprodukte.       Marcel Klotz macht Honig und vermittelt sein Wissen im Ausbildungsverbund
Darunter leidet die Qualität.
                                             Warum bietet sich diese Idee im Ötztal       die Qualität der Ausbildung zu fördern. Im
Woran liegt es, dass es zu wenige oder zu    und dort besonders in Tourismus­­­be­-       Ausbildungsverbund bekommen die Lehr­
wenig qualifizierte Mitarbeiterinnen und     rufen an?                                    linge die Chance, über den Tellerrand hin­
Mitarbeiter gibt? Kann ein Ausbildungs-      Peter Schumacher: Im Ötztal kommen           auszusehen.
verbund vorhandene Lücken schließen?         viele verschiedene Interessen zusam­
Peter Schumacher: Die Lehrlingsaus­          men – touristische, landwirtschaftliche,     Philipp Stohner: Wir können damit bei
bildung hat nicht nur im Tourismus ein       aber eben auch bildungspolitische –, das     ­ihnen, aber auch bei den Betrieben, in de­
Strukturproblem: Sie geschieht nah am        macht den Ausbildungsverbund zu einem         nen sie ausgebildet werden und arbeiten,
Markt, was einerseits sehr gut ist. Ande­    hochinteressanten Projekt. Ich möchte         ein Bewusstsein für die Region und die
rerseits führt es dazu, dass die Betriebe    aber auch auf einen schlichten arbeits­       tollen Produkte schaffen. Wenn sie da­
sehr ­unterschiedlich ausbilden: von aus­    rechtlichen Aspekt hinweisen: Lehrver­        für ein Gefühl bekommen und das leben,
gezeichnet bis schlecht oder gar nicht.      träge, die auf drei oder vier Jahre abge­     stehen sie auch dahinter und geben diese
Ein Ausbildungsverbund verfolgt den          schlossen sind, verpflichten den Betrieb      Begeisterung weiter.
Gedanken, Kooperationen zu schaffen,
­                                            dazu, einen Dienstnehmer – den Lehrling –
um diese Ausbildung breiter, spannender      durchzuzahlen. In der Saisonhotellerie       Norbert Schöpf: Wir sehen es schon
und abwechslungsreicher zu machen.           haben wir aber gerade in den hinteren        seit geraumer Zeit als unsere Aufgabe,
                                             ­Tälern sehr lange Zwischensaisonzeiten,     Zusatz­angebote zu Themen zu schaffen,
                                              die ungenutzt verstreichen. Diese Lücke     die in den Betrieben zu kurz kommen. Der
                                              mit Ausbildung zu schließen im Interesse    Ausbildungsverbund verbindet diesen Ge­
                                              des gemeinsam geschlossenen Vertrags,       danken mit dem regionalen Fokus. Wenn
                                              ist ein großer Zusatznutzen für die Lehr­   schließlich jemand sagen kann: Ich habe
                                              linge und die Betriebe.                     ein Tiefenwissen von einem Produkt, ich
                                                                                          kann die Geschichte erzählen vom Anfang
                                             Das Projekt ins Rollen brachten die          bis zum Ende, dann wird die W  ­ ertigkeit
                                             R aiffeisenbank Sölden und Petra
                                             ­
                                             Paolazzi­­­als Koordinatorin. Bei Wirt-
 „Allein der Prozess, der seit ein           schaftskammer/WIFI und Agrarmar­
  paar Monaten läuft, ist nicht              keting Tirol stießen sie damit sofort
  selbstverständlich. Auch das               auf Interesse.
 kann für eine Talschaft modell-             Helmut Wittmer: Das liegt daran, dass
   haft sein, dass man so gut                das Projekt zwei Themen vereint, die
    miteinander kooperiert.“                 uns in der Bildungsabteilung der Wirt­
      Peter Schumacher, AK Tirol,            schaftskammer sehr am Herzen liegen:
    zum Projekt Ausbildungsverbund           zum einen das Image der Lehre zu ver­
      Genussbotschafter*in Ötztal            bessern – wir wollen aufzeigen, welche
                                             Möglichkeiten sie bietet –, zum anderen      Norbert Schöpf (li.), Alexander Walser (re.)
16     REGION

                                                                                           das gelingt, dann ist das auch ein Vorbild
                                                                                           für andere tourismusintensive Regionen
                                                                                           wie das Zillertal.
                                                                                           Wir planen einen Kick-off-Termin mit den
                                                                                           Produzenten, bei dem wir allen, die mit­
                                                                                           wirken sollen, das Projekt präsentieren.
                                                                                           Und schließlich geht es darum, Hoteliers
                                                                                           und Ausbilder dafür zu gewinnen, uns die
                                                                                           Lehrlinge zu schicken.

                                                                                           Wie gestalten sich die einzelnen Aus­
                                                                                           bildungsmodule?
                                                                                           Petra Paolazzi: Jedes Ausbildungs­modul
                                                                                           dauert fünf Tage. Die Lehrlinge verbrin­
                                                                                           gen drei davon in den Betrieben der
Fisch und Fleisch: Im Ausbildungsverbund zeigen auch Raimund Mrak (Ötztaler Quell­         ­Produzenten, lernen die Abläufe und die
fische) und Mathias Wilhelm (Hofmetzgerei Wilhelm) in ihren Betrieben, wie sie arbeiten     Produkte kennen. An den anderen zwei
                                                                                            Tagen verarbeiten sie die Lerninhalte
des Produkts klar und man kann auch          gut auszubilden und sie mit regionalen         und Erfahrungen mit den Coaches der
einen Preis dafür erzielen.                  Produkten zu verknüpfen, eine emotiona­        WIFI G­enussWerkstatt. Die Teilneh­
                                             le Bindung zu schaffen. Selbst wenn Kö­       merinnen und Teilnehmer sollen aber
Alexander Walser: Wenn wir uns anse­         che nach der Ausbildung eine Zeitlang in­     nicht nur über das Schaf, das Grauvieh
hen, womit Standorte überhaupt noch          ternational tätig sind, kommen sie ja auch    oder den Käse etwas erfahren, sondern
punkten können und welches Zukunfts­         wieder zurück und profilieren sich vor Ort.   auch die Tal­geschichte und den Natur­
potenzial sie haben, dann ist es vielfach                                                  raum Ötztal kennenlernen. In diesem
die Personal­kompetenz. Umso wichtiger       Der Ausbildungsverbund soll im Herbst         Zusammenhang möchten wir mit dem
ist es, junge Menschen von der Basis weg     2019 starten. Wie weit ist die Planung        Naturpark Ötztal und den Ötztal Museen
                                             derzeit – im April 2019 – schon gediehen?     kooperieren.
                                             Petra Paolazzi: Es wird drei Module im
                                             Herbst 2019, im Frühling 2020 und im          Norbert Schöpf: Wir müssen die Begeis­
                                             Herbst 2020 geben. Derzeit legen wir die      terung in den jungen Leuten in mehreren
                                             Inhalte konkret fest, sprechen über das       Dimensionen entfachen. Dazu gehört
                                             Budget und die Organisation. Es muss          auch, ihnen zu erzählen, was uns zu dem
                                             eine Qualitätssicherung geben, damit          gemacht hat, was wir heute sind.
                                             diese Ausbildung den Standard erreicht,
                                             den wir uns alle wünschen. Das Projekt        Zur Attraktivität des Angebots tragen
                                             muss im Ötztal fest verwurzelt sein, da­      viel die Produzenten bei, die den Lehr-
                                             mit sich die Institutionen und Personen in    lingen ihre Betriebe öffnen. Aus welchen
Koordinatorin Petra Paolazzi                 der ­Region damit identifizieren. Wenn uns    Sparten kommen sie?

     Der Ausbildungsverbund Genussbotschafter*in Ötztal auf einen Blick
     »» für 15 bis 20 Lehrlinge/Lehrgang
     »» 3 Module à 5 Tage im Ötztal im Herbst 2019, Frühling 2020, Herbst 2020
     »» davon jeweils 3 Tage bei Produzenten, 2 Tage mit den Coaches der WIFI GenussWerkstatt
     »» beteiligte Betriebe aus den Bereichen Viehzucht, Milchverarbeitung, Imkerei, Obstbau und -verarbeitung,
       Almwirtschaft u. a.
     »» großer Abschlussevent, bei dem das Gelernte angewendet wird
     »»eine Fortführung des Projekts wird angestrebt
EXPERTENGESPRÄCH GENUSSBOTSCHAFTER*IN                17

Auf der Gampe Thaya erhalten Lehrlinge bei Jakob Prantl Einblicke ins Wirtschaften auf der Alm

Sarah Wilhelm: Im Grunde sind es die           geben müssen. Wenn man nur das Stan­
Sparten, die es im Ötztal gibt. Im hinteren    dardprogramm abspult, stumpft das ab.
Tal ist die Alm sehr wichtig, weil mehr als    Über Programme wie den Ausbildungs­
drei Viertel der Tiere auf der Alm sind, die   verbund können wir die Leidenschaft für
Milchverarbeitung, das Grauvieh, …             den Beruf und die Region wecken …

Dominik Linser: … im vorderen Tal spie­        Dominik Linser: … und ihnen bestimmte
len Obst und Obstprodukte, Honig und so        handwerkliche Fähigkeiten vermitteln.
w­eiter eine große Rolle.                      Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass

Mussten Sie die Produzenten zum Mit-
machen erst überreden?
Sarah Wilhelm: Nein, im Gegenteil. Alle,
die ich angerufen habe, haben gesagt:
Das gefällt uns, wir sind dabei, wenn wir
mit jungen Leuten etwas machen können.

Philipp Stohner: Das sind authentische
Personen, die hundertprozentig hinter
ihren Produkten stehen, die das auch le­
ben. Genau das ist es, was es braucht. Wir
haben festgestellt, dass wir den Lehrlin­
gen einen Mehrwert und Wertschätzung           Philipp Stohner                             Familie Kuen produziert Ziegenkäse

     Sind Sie daran interessiert, …
    … Ihren Gastronomielehrling zum/zur Genussbotschafter*in Ötztal weiterbilden zu lassen?
    Bitte melden Sie sich bei uns, wir informieren Sie gerne ausführlich.
    Kontakt:
    Sarah Wilhelm, Ötztal Tourismus · Gemeindestraße 4 · 6450 Sölden
    Tel. +43 57200 · sarah.wilhelm@oetztal.com · www.oetztal.com · www.soelden.com · www.obergurgl.com
18     REGION

viele Köche überfordert sind, wenn sie ein                                               nen sie die Leidenschaft und dieses ganze
ganzes Tier zerlegen sollen. Ein Koch ist                                                Denken vorleben. Dabei geht es um Qua­
kein Metzger, aber er soll gewisse Grund­                                                litätssicherung. Der Ausbildungsverbund
kenntnisse haben, damit die Hemm­                                                        soll zur Qualifikation der Mitarbei­terinnen
schwelle, mit regionalen Produkten zu                                                    und Mitarbeiter beitragen und über die
arbeiten, nicht so groß ist.                                                             nächsten Jahre und Jahrzehnte Wissen
                                                                                         sichern, das sonst vielleicht verloren geht.
Im Titel des Projekts – Ausbildungs­            „Die Idee, die jungen Leute
verbund Genussbotschafter*in Ötztal –­       zu stärken und für die regionalen           Diese Ziele kann man auch auf die
ist nicht nur die Ausbildung veran-           Produkte zu sensibilisieren, hat           Raiffeisenbank Sölden als Initiatorin
                                                                                         ­
kert, sondern auch der Auftrag, das            mir von Anfang an gefallen.“              des Projekts zurückspiegeln. Entwickelt
erworbene Wissen, die Begeisterung                                                       sich der Ausbildungsverbund in Ihrem
                                                         Hermann Riml,
weiter­zugeben …                               Vorstand der Raiffeisenbank Sölden        Sinn?
Claus Scheiber: Das ist uns besonders                                                    Hermann Riml: Als wir den erbe­
wichtig. Wenn die Lehrlinge sehen, welche                                                kulturraum sölden 2010 eingerichtet
Vielfalt es im Ötztal gibt, tragen sie das   wenn ich den Gast auf etwas neugierig       haben, wollten wir mehr sein als eine
                                                                                         ­
auch weiter. Die Genussbotschafter sind      mache, kommt es auch auf den Teller.        Bank, wir wollten uns mit der Gegenwart
die Köche, aber auch die Kellner. Denn nur                                               und der Zukunft des Ötztals beschäfti­
                                             Dominik Linser: Wenn das gelebt ist und     gen. Im Leitgedanken des erbe kulturraum
                                             man die Speisekarten aufschlägt und         sölden steht: Er denkt nach über das
                                             dort eine Handvoll regionale Gerichte       Leben, die Arbeit und das nachhalti­
                                             steht, ist schon viel gewonnen.             ge Wirtschaften im Ötztal und daraus
                                                                                         ­resultierende Zukunftsperspektiven. Ich
                                             Philipp Stohner: Und wenn die Köche und      glaube, das Thema, das wir angegangen
                                             Kellner zu diesen regionalen Gerichten       sind, passt perfekt dazu, und ich denke,
                                             eine Geschichte erzählen können, viel­       wir sind auf einem guten Weg.
                                             leicht sogar auf dem Hof des Bauern waren
                                             und die Abläufe dort gesehen haben, kön­    Vielen Dank für das Gespräch.

     Im Gespräch – die Köpfe hinter dem
     Ausbildungsverbund Genussbotschafter*in Ötztal
     »» Dominik Linser, Destinationsleiter Sölden, Ötztal Tourismus
     »» Petra Paolazzi, Kuratorin erbe kulturraum sölden, Koordinatorin Ausbildungsverbund Genussbotschafter*in Ötztal
     »» Hermann Riml, Vorstand der Raiffeisenbank Sölden
     »» Claus Scheiber, Vorstand der Raiffeisenbank Sölden
     »» Norbert Schöpf, Verantwortlicher für die Aus- und Weiterbildung im Bereich Tourismus und Lebensmittelgewerbe,
       Wirtschaftskammer Tirol/WIFI Tirol
     »» Philipp Stohner, Fachverantwortlicher für den Bereich Küche, Wirtschaftskammer Tirol/WIFI Tirol, Vizepräsident
       des Verbands der Köche Österreichs
     »» Peter Schumacher, Leiter der Jugendabteilung in der Tiroler Arbeiterkammer
     »» Alexander Walser, Produktmanager und Projektleiter, Agrarmarketing Tirol
     »» Sarah Wilhelm, Guest Service, Ötztal Tourismus, Vorstandsmitglied und Preisrichterin im Verein Edelweißgrau,
       Ortsleiterin der Jungbauernschaft Sölden, Koordinatorin Ausbildungsverbund Genussbotschafter*in Ötztal
     »» Helmut Wittmer, Leiter Lehrvertragsservice, Wirtschaftskammer Tirol
GESCHÄFTSBERICHT RAIFFEISENBANK SÖLDEN              19

RB SÖLDEN – DER JAHRESABSCHLUSS 2018
2018 hatten die Raiffeisenbanken Grund zum Feiern, denn 200 Jahre zuvor wurde ­Friedrich Wilhelm
Raiffeisen geboren, der „Erfinder“ der genossenschaftlichen Banken. Dass sein Modell wirtschaftlich
erfolgreich ist, belegen die Zahlen auf den folgenden Seiten; dass es auch für Zusammenhalt,
Fortschritt und die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen steht, zeigt der rege Andrang bei
den Veranstaltungen der Raiffeisenbank Sölden.

                                                Tourismus, begeisternd
                                                Wie können Tourismusbetriebe und -verbände Menschen für den
                                                Tourismus begeistern? Diese Frage diskutierten Experten bei den
                                                Seefelder Tourismusgesprächen am 27. September 2018. Mitglieder
                                                der Raiffeisenbank Sölden waren dabei und ließen sich für ihre weitere
                                                Arbeit im Tourismus inspirieren.

                               200 Jahre Friedrich Wilhelm Raiffeisen
                               2018 feierte Friedrich Wilhelm Raiffeisen
                               seinen 200. Geburtstag – für uns kaum zu
                               glauben, so aktuell sind seine genossen­
                               schaftlichen Ideen bis heute. Zum Fest am
                               17. September 2018 in Haiming gab es nicht
                               nur Musik, Speis und Trank, der Trainer
                               Michael Altenhofer steuerte auch den moti­
                               vierenden Vortrag „Tu es jetzt! Umsetzen »
                               Durchstarten » Vorankommen“ bei.

                                                                                                   Das Hotel im Dorf lassen
„Übergeben – nimma leben?“                                                       Im Geschäftsjahr 2019 plant die Raiffeisenbank
So dramatisch der Titel war, den die Expertengruppe Über­                      Sölden mit anderen die Gründung der Investoren­
gabe der Wirtschaftskammer Tirol der Roadshow zum Thema                     genossenschaft Sölden eGen und der Infrastruktur-­
Betriebs­übergabe gegeben hatte, so wertvoll waren die Tipps,                       und Immobilienprojektgenossenschaft eGen.
die sie bei ihrem Besuch in der Raiffeisenbank Sölden gab.                  Sie sollen dem Ausverkauf von Tourismusimmo­bilien
­Helmut Erler und Notar Klaus Reisenberger behandelten bei                                an aus­wärtige Käufer entgegenwirken.
 ihren Vorträgen am 13. August 2018 alles, was es zu einer
 ­guten Übergabe braucht.

                                                                  14. Tiroler Gastro Day
                                                                  Bei der karitativen Veranstaltung kamen 190 Besucherinnen
                                                                  und Besucher ins Hintere Ötztal und sammelten 35.000 Euro
                                                                  für bedürftige Tiroler Familien.
20     VERANTWORTUNG

JAHRESABSCHLUSS 2018 der Raiffeisenbank Sölden eGen
                                         Geschäftsanteile Gesamt                                  Hievon Geschäftsanteile ohne Haftung

                     Anzahl der       Anzahl der         Eingezahltes           Höhe der           Anzahl der   Anzahl der       Eingezahltes
                     Mitglieder       Geschäfts-       Geschäftsanteile-       Haftsummen          Mitglieder   Geschäfts-        Geschäfts-
                                        anteile             kapital                                               anteile        anteilekapital
     Anfang 2018          1.821          182.573            1.460.584,00         238.080,00             348      181.085         1.448.680,00
     Zugang 2018             37            9.235               73.880,00               0,00              36        9.235            73.880,00
     Abgang 2018             62               62                  496,00          9.440,00                3            3                24,00
       Ende 2018          1.796          191.746            1.533.968,00        228.640,00              381      190.317         1.522.536,00

 AKTIVA                                                                      Bilanz zum 31.12.2018               Bilanz zum 31.12.2017
                                                                                    EUR               EUR           Tsd. EUR           Tsd. EUR
 Kassenbestand, Guthaben bei
 Zentralnotenbanken und Postgiroämtern                                                        7.606.422,85                                2.768
 Schuldtitel öffentlicher Stellen und Wechsel, die zur
 Refinanzierung bei der Zentralnotenbank zugelassen sind                                      1.075.400,00                                      0
 Schuldtitel öffentlicher Stellen und ähnliche Wertpapiere                  1.075.400,00                                     0
 zur Refinanzierung bei Zentralnotenbanken zugelassene Wechsel                      0,00                                     0
 Forderungen an Kreditinstitute                                                               20.110.831,06                              26.305
 täglich fällig                                                            18.947.351,02                             25.258
 sonstige Forderungen                                                       1.163.480,04                              1.047
 Forderungen an Kunden                                                                     171.507.323,04                               160.917
 Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere                               1.999.120,32                                     0
 von öffentlichen Emittenten                                                        0,00                                     0
 von anderen Emittenten                                                     1.999.120,32                                     0
 darunter: eigene Schuldverschreibungen                                                0                                     0
 Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere                                          939.384,49                                   936
 Beteiligungen                                                                                2.669.528,16                                2.669
 darunter: an Kreditinstituten                                              2.467.854,00                              2.468
 Anteile an verbundenen Unternehmen                                                                   0,00                                      0
 darunter: an Kreditinstituten                                                      0,00                                     0
 Immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens                                             1.200,25                                   0
 Sachanlagen                                                                                   7.811.797,54                               7.992
 darunter: Grundstücke und Bauten, die vom Kreditinstitut im
 Rahmen seiner eigenen Tätigkeit genutzt werden                             1.652.794,99                               1.708
 Anteile an einer herrschenden oder an mit Mehrheit beteiligten
 Gesellschaft                                                                                         0,00                                      0
 darunter: Nennwert                                                                 0,00                                     0
 Sonstige Vermögensgegenstände                                                                  327.374,98                                  397
 Gezeichnetes Kapital, das eingefordert, aber noch nicht eingezahlt ist                               0,00                                    0
 Rechnungsabgrenzungsposten                                                                      69.137,74                                  104
 darunter: Unterschiedsbetrag gem. § 906 Abs 33 UGB                            64.541,13                                   97
 Aktive latente Steuern                                                                         216.051,56                                      0
 SUMME DER AKTIVA                                                                          214.333.571,99                              202.088

 PASSIVA                                                                     Bilanz zum 31.12.2018               Bilanz zum 31.12.2017
                                                                                    EUR             EUR             Tsd. EUR           Tsd. EUR
 Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten                                              68.054.296,08                                 60.576
 a) täglich fällig                                                              7.909,02                                 10
 b) mit vereinbarter Laufzeit oder Kündigungsfrist                         68.046.387,06                             60.566
 Verbindlichkeiten gegenüber Kunden                                                        119.836.779,59                               117.044
 a) Spareinlagen                                                           57.392.056,21                             57.040
     darunter: täglich fällig                                              10.535.927,43                              9.413
     mit vereinbarter Laufzeit oder Kündigungsfrist                        46.856.128,78                             47.627
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