Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV

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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Heimatblatt für den ehem. Kreis Bartenstein/Ostpr.
                                  mit den Städten

              Bartenstein     Domnau          Friedland     Schippenbeil

Jahrgang 71                        Juli 2020		              Sommerausgabe 2/2020

                                                          Heimatstube

Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen
   am 05. September 2020 in Nienburg.
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Aus dem Inhalt:                      Kreis Bartenstein

- Heimatkreistreffen
  in Nienburg 2020            S. 34          Heimatkreistreffen am
- Wahl zum erweiterten
  Vorstand der HKG            S. 35      Sonnabend, 05. September 2020
- Ämterwechsel                S. 35              in Nienburg
- Abschied von der                    Nach dem langen Ausfall
  Heimatstube            S. 36-37     aller Großveranstaltun-
- Der Marktplatz in                   gen wegen der Corona-
  Bartenstein              S. 37-38   Krise haben wir die posi-
                                      tive Erwartung, dass bis
- Ostpreußen - Teil 2    S. 39-42     September die Auflagen
                                      wieder gelockert werden
- Zurück in meine
                                      und wir unser jährliches
  Vergangenheit          S. 43-46
                                      Treffen abhalten können.
- Schmorkohl                  S. 47   Allerdings wollen wir diesmal mit einem Anmeldeverfahren die
                                      Kalkulation für den Wirt – Familie Gallmeyer – vereinfachen, da
- Gedenktag für die                   möglicherweise bei den aktuellen Verhältnissen doch nicht 50 – 60
  Opfer von Flucht                    Teilnehmer zu erwarten sind.
  und Vertreibung        S. 48-49
                                      Daher bitten wir spätestens bis zum 30. August um Anmeldung
- Arbeiten für                        telefonisch bei Ilse Markert: 07903-7248 oder bei Christian v. d.
  den Frieden                         Groeben: 09349-929252 bzw.: csgroeben@gmx.de.
  in Ostpreußen            S. 50-51
- Schützenfahne des                   Geplanter Ablauf:
  Schützenvereins
  Bartenstein/Ostpr.       S. 51-52   10:00 Uhr:            Kranzniederlegung an den
                                                            Gedenksteinen der Berufsbildenden
- Der Herr Major hat                                        Schulen (Berliner Ring).
  gesacht...                  S. 52                         Die Heimatstube ist leider nicht mehr geöff-
- Ostpreußisches                                            net, da das Gebäude anders genutzt wird
  Liebesgestammel             S. 52                         und unser Inventar verpackt ist und auf die
                                                            künftige Einrichtung in neuen Räumen wartet.
- Gedenktafel in
  Preußisch Eylau             S. 53   ab 10:30 Uhr:         Saalöffnung „Hotel zur Krone“,
                                                            Großer Saal (wegen Corona),
- DRK Weltkriegs-                                           Verdener Landstr. 245,
  Suchdienst                                                31582 Nienburg, Tel: 05021-64333
  wird eingestellt            S. 59
                                      ab 12:00 Uhr:         Mittagessen (Buffet)
- Friedland/ Prawdinsk S. 60-62
                                      ab 13:00 Uhr:         Vorstellung des am Vorabend neugewählten
- Jugendseite                 S. 63
                                                            Vorstands mit Berichten zur Aufgaben-
- Die Eiche des heiligen                                    verteilung und aktuellen Themen wie UB,
  Jodokus                     S. 64                         Heimatstube usw.
- Willkommen und                      ab 14:30 Uhr:         Vortrag von Jörg Ulrich Stange:
  Abschied                    S. 64                         „Peter III. – der Zar, der Ostpreußen rettete“
- Familiengeschichts-                 ab 15:30 Uhr:         Kaffee- und Kuchenbuffet
  forschung           S. 65-66
                                                            Grußworte der örtlichen
- Vorschau                    S. 67                         Repräsentanten und Freunde
- Bartensteiner Seite         S. 68                         Gemütliches Beisammensein und Ausklang
Familiennachrichten S. 54-58          Die örtlichen Repräsentanten sind - wie immer - natürlich herz-
Impressum                     S. 72   lich eingeladen!

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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Kreis Bartenstein
Wahl zum erweiterten Vorstand der
Heimatkreisgemeinschaft Bartenstein/Ostpr.
Im letzten „Unser Bartenstein“ UB 1/2020 war auf Seite 5 der Wahlaufruf für die im Jahr 2020 erforderliche
Neuwahl des Erweiterten Vorstandes abgedruckt.
Nach § 2 (4) unserer Wahlordnung hatte der Vorstand 6 Kandidaten vorgeschlagen, wobei Karin Cox am
09.05.2020 ihre Kandidatur zurückgezogen hat. Weitere Vorschläge sind bis zur Einreichungsfrist am
01.06.2020 beim Vorsitzenden des Wahlausschusses nicht eingegangen. Da somit nach § 4 (5) unserer
Wahlordnung nur 5 Bewerber zur Verfügung stehen, gelten die Vorgeschlagenen als gewählt und wir werden
auf eine Briefwahl verzichten können.
Die Wahl des neuen Vorstandes für die folgende Wahlperiode (bis 2024) erfolgt am Vortag des diesjährigen
Heimatkreistreffens, also am 04.09.2020 in Nienburg – „Hotel zur Krone“ – unter Leitung des Vorsitzenden
des Wahlausschusses (Christian von der Groeben) oder seines Vertreters (Siegfried Olm).
Das Ergebnis dieser Vorstandswahl wird beim Heimatkreistreffen am 05.09.2020 und in „Unser Bartenstein“
3/2020 bekanntgegeben.
Nachfolgende Mitglieder unserer Heimatkreisgemeinschaft bilden somit ab 05.09.2020 den künftigen Erwei-
terten Vorstand (früher Kreistag) in alphabetischer Reihenfolge:

Günter Morwinsky              Hans-Gerhard Steinke        Klaus-Günter Tammer          Christiane Trampenau   Dirk Trampenau
geb. 1947 im Kreis Rostock,   geb. 1942 in Bartenstein,   geb. 1950 in Vlotho Bonne-   geb. 1971 in Brehna,   geb. 1970 in Dortmund,
Eltern aus Schippenbeil       Kaufmann,                   berg, Eltern aus Domnau,     Krankenschwester,      Vater aus Schippenbeil,
Heizungsinstallateur,         25497 Prisdorf,             Uhrmachermeister,            04509 Delitzsch,       Verwaltungsfachangestellter,
18107 Rostock,                Fasanenweg 12,              32278 Kirchlengern,          Lauesche Str. 14,      04509 Delitzsch,
Sassnitzer Str. 30,           Tel: 04101-5686660          Holzmiers Hof 6,             Tel. 034202-324120     Lauesche Str. 14,
Tel. 0381-722706                                          Tel. 05223-71668                                    Tel. 034202-324120

 Ämterwechsel
 Liebe Heimatfreunde,
 am 04. September wird der neue Vorstand in seine Ämter eingeführt.
 Es war mir eine Ehre, 16 Jahre lang der HKG Bartenstein vorzustehen und diverse Veranstaltungen und
 Ereignisse zu begleiten. Der notwendige Generationenwechsel wird nun vollzogen und ich bin dankbar,
 dass auch heute noch einige wenige Aktive bereit sind, die Erinnerung an unseren ehem. Kreis Bartenstein
 wachzuhalten. Der mit mir im Jahr 2004 angetretene Erweiterte Vorstand ist in den zurückliegenden Jahren
 geschrumpft, und nun treten die „Betagten“ in die zweite Reihe zurück. Für ihr jahrelanges Engagement
 habe ich allen zu danken, da es nach den Turbulenzen Anfang der 90-er Jahre bei uns keine Intrigen oder
 persönliche Eitelkeiten mehr gab wie in vielen anderen Kreisgemeinschaften:
 So hat Rosemarie Krieger als gebildete und professionelle Schriftführerin besonders auch den Stil von UB
 mitgeprägt; Ilse Markert hat nach Helmut Mischke die Schriftleitung von UB verantwortet und die Familien-
 nachrichten mehrmals geordnet. Sie war telefonisch stets Ansprechpartnerin für Sorgen und Nöte vieler
 Heimatfreunde; Manfred Eckert hat mit Hingabe und unermüdlichem Arbeitseinsatz unsere Heimatstube
 betreut nun zur vorübergehenden „Abwicklung“ bis zu einem Neuanfang durch seinen Nachfolger in neuen
 Räumen in Nienburg. Unser Ehrenbürger von Bartenstein/Ostpr. Helmut Breuer hat viele Jahre unauffällig
 im Hintergrund bzw. vor Ort in Ostpreußen wertvolle materielle Beiträge in unserem Namen geleistet. Sie
 alle bleiben uns mit ihrer Erfahrung natürlich auch in Zukunft verbunden.
 Mit Tatkraft und neuen Ideen wird der verkleinerte Vorstand uns durch die nächsten Jahre führen, wobei
 die Rahmenbedingungen nicht leichter werden. Dazu ist wichtig und wünschenswert für den Erhalt unserer
 Kreisgemeinschaft, dass die Erlebnisgeneration Kinder und Enkel motiviert, sich für die Wurzeln und die
 Heimat ihrer Vorfahren zu interessieren und zu engagieren.
 Dank der bisherigen Spendenfreudigkeit der Leser wird „Unser Bartenstein“ als Bindeglied hoffentlich noch
 lange erhalten bleiben. Auch die Unterstützung durch unsere Paten - Stadt und Landkreis Nienburg, sowie
 Bartenstein/Wttb. - werden wir auch in Zukunft dankbar annehmen und nach Kräften pflegen.
 Alle guten Wünsche begleiten unsere Heimatkreisgemeinschaft in die Zukunft!
 								                                                                       Christian von der Groeben

                                                                                                                                     35
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Stadt Bartenstein
Abschied von der
Heimatstube in der
Verdener Straße
Seit über 20 Jahren besteht unsere
Heimatstube im Hause des Kreis-
und Stadtarchivs in Nienburg in
der Verdener Straße. Ende August
müssen wir sie leider aufgeben.
Bei unseren jährlichen Treffen ge-
hörte es zum festen Programm,
nach der Kranzniederlegung an
der Ehrenstätte die Heimatstube
zu besuchen. Wir hatten uns be-
müht, jedes Mal etwas Neues zu
bieten. Das wird in diesem Jahr
nun nicht mehr möglich sein.
Der neue Besitzer des Hauses hat-
te der Stadt mitgeteilt, dass er das
Gebäude ab September selbst nut-
zen und umbauen möchte. Auch            Grafschaft Hoya. 1982 erhielt alles   te aus aufgelösten anderen Ar-
das Stadt- und Kreisarchiv ist da-      einen neuen Anstrich, man reno-       chiven, großzügige Holzspenden
von betroffen. Schon seit einigen       vierte die Räume, und wir beka-       der Firma Sielmann ermöglichten,
Jahren besteht von der Stadt Nien-      men einen eigenen Eingang.            Regale und Ablagen anzufertigen.
burg der Plan, in der Innenstadt ge-                                          Für den riesigen Fundus an Fo-
                                        Unsere Sammlungen hatten aber
genüber dem alten Rathaus einen                                               tografien erwarb man bewegliche
                                        inzwischen derart zugenommen,
Neubau zu errichten und uns darin                                             Stellwände, die an Öffnungstagen
                                        dass es zu eng wurde. Die Stadt
mit aufzunehmen. Vom Architekten                                              im Foyer in zusammengehörenden
                                        bot uns daraufhin 1997 einen grö-
liegt auch schon ein Entwurf vor,                                             Gruppen aufgestellt werden konn-
                                        ßeren Raum im Stadt- und Kreis-
aber der Baubeginn lässt noch auf                                             ten. In UB 2/2002 schrieb Herr
                                        archiv an. 1998 erfolgte der Umzug
sich warten. Zwischenzeitlich will                                            Klaus-Joachim Lange hierzu einen
                                        in die Verdener Straße, und man
man uns zwei Räume im Rathaus                                                 anschaulichen Besuchsbericht.
                                        begann, es neu einzurichten. Gün-
zur Verfügung stellen. Wie man
                                        ter Zeiß und Fritz Schlifski haben    Herr Zeiß gab 2007 aus gesund-
sie gestaltet, steht noch nicht fest.
                                        zusammen die neue Heimatstube         heitlichen Gründen seine Tätigkeit
Angefangen hat es 1962 ganz be-         aufgebaut. Das Mobiliar stamm-        in der Heimatstube auf. Danach
scheiden im Museumsgebäude Ni-
enburg, vier Jahre nachdem die
Stadt Nienburg die Patenschaft für
die vier Städte des früheren Krei-
ses Bartenstein übernommen hat-
te. Frau Dora Jandt war die erste
Initiatorin. Mit einem Aufruf in „Un-
ser Bartenstein“ vom Juli 1962 bat
sie um Fotografien, Erinnerungs-
stücke und Berichte, um zunächst
drei Schauvitrinen damit zu füllen.
Sie betreute die Heimatstube 16
Jahre lang bis 1978. Danach über-
nahm Frau Wanda Kosuch diese
Aufgabe.
Seit Anfang der 70er Jahre be-
fand sich unsere Heimatstube im
Amtshaus der Kreisverwaltung Ni-
enburg, einem im 18. Jh. errichte-
ten schmucken Fachwerkgebäude
für die Amtmänner der einstigen

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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Stadt Bartenstein
kümmerte sich Frau Karola Siel-        Als Vorbereitung auf den Umzug
mann um den Bestand und Erhalt         haben wir begonnen, alles in Kar-       Manfred Eckert hat nach Gün-
aller Erinnerungsstücke. Da sie        tons zu verpacken und in einer neu-     ter Zeiß 12 Jahre lang unsere
aus Hamburg immer eine weite           en, erweiterten Liste, die u.a. auch    Heimatstube betreut, geordnet
Anreise hatte und es ihr zu viel       etwas über den Inhalt, Verfasser,       und katalogisiert. Bei allen
wurde, hat sie mich gebeten, es        Druckort und Jahrgang aussagt,          Kreistreffen in Nienburg hat
weiter zu führen.                      anzufertigen. Interessierte haben       er eine große Zahl Besucher
                                       damit die Möglichkeit, über das In-     empfangen und ihnen Expona-
Mit vielen Helfern sind wir darange-                                           te und Bilder sowie Unterlagen
                                       ternet zu erfahren, ob das von ih-
gangen, die umfangreiche Samm-                                                 erläutert. Bei seinen Arbeiten
                                       nen Gesuchte bei uns zu finden ist.
lung von Büchern und Dokumen-                                                  wurde er zeitweise unterstützt
                                       Den Textilien und Gegenständen
ten nach Inhalten zu sortieren und                                             vom verstorbenen Walter
                                       sind Beschreibungen beigefügt.
in eine Inventarliste aufzunehmen.                                             Tiedtke, von Günter Morwinski
                                       Bei einer Neueinrichtung werden
Soweit möglich, erhielten Ausstel-                                             und von Klaus-Günter Tammer
                                       sie sicherlich im Vordergrund ste-
lungsstücke erklärende Texte, um                                               mit seinem Bruder. Auch Karin
                                       hen. Für die umfangreiche Foto-
sie dem Beschauer verständlich                                                 Cox reiste von Kaiserslautern
                                       sammlung besteht die Möglichkeit,
zu machen. Viel Interessantes und                                              an, um aktiv mitzuarbeiten. Mit
                                       sie zu digitalisierten. Aber das sind
Neues tauchte dabei auf und hat                                                seinem Engagement für unse-
                                       Zukunftspläne.
uns beim Auflisten zu einem Stu-                                               re Heimatstube hat er sich –
dium angeregt. Es war auch man-        Mit Ablauf dieser Legislaturperio-      trotz der nun vorübergehenden
ches aus anderen Kreisen zu fin-       de gebe ich nun den Stab ab. Ich        Schließung – ein bleibendes
den, vieles war mehrfach kopiert,      wünsche dem Nachfolger (Klaus-          Denkmal geschaffen, wofür
so dass viel Zeit fürs Aussortieren    Günter Tammer) ein gutes Ge-            ihm Dank und Anerkennung
aufgewandt wurde. Es kam auch          lingen und recht viele Helfer zur       gebührt.
einiges aus Nachlässen hinzu und       Wiedereinrichtung.                                       Vorstand HKG
ergänzte die Ausstellung.                                Manfred Eckert

Der Marktplatz in
Bartenstein ersteht
neu
Der Bartensteiner Marktplatz soll-
te komplett umgestaltet werden.
Nach einem schleppenden Be-
ginn, bei dem auch archäologische
Arbeiten anfielen, und der in der
Stadt wegen der vielen Behinde-
rungen einigen Unmut hervorrief,
ist jetzt Erfreuliches zu melden:
Die Bilder zeigen es: Der Markt-
platz zeigt sein neues Gesicht.
Die alten Bartensteiner erkennen
vertraute Züge und freuen sich mit
den heutigen Bewohnern auf ein
bald schön vollendetes Werk.
Alle Bilder von Rafał Krześcijański.
     Rafał Krześcijański Wydział
     Kultury Sportu Współpracy i
          Rozwoju Urząd Miasta
                       Bartoszyce
              Tel. 0 89 762 98 03

                                                                                                            37
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Stadt Bartenstein

                    Hinweis an unsere Leser:
                    In UB 1 / 2020 wandte sich Dr. Artur
                    Ogledzki, der Pfarrer der Bartenstei-
                    ner Stadtkirche, an die ehemaligen
                    Bartensteiner mit der Bitte, sich an
                    den Kosten für die Innenrenovierung
                    der Kirche zu beteiligen. Wir bringen
                    diesen Appell erneut:
                    Um Verwechslungen oder Verzöge-
                    rungen und Irrläufer zu vermeiden,
                    wurde bei der Hannoverschen Volks-
                    bank ein Sonderkonto eingerichtet.
                    Spenden für die Stadtkirche bitte ein-
                    zahlen auf das Sonderkonto „Unser
                    Bartenstein“ der Heimatkreisgemein-
                    schaft Bartenstein e. V.
                    IBAN: DE94251900010176773903
                    BIC: VOHADE2HXXX
                    Kennwort: Stadtkirche Bartenstein

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Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
Ostpreußen - Teil 2                  bieten unterbrochen wird. Größte     konnten sich in Ostpreußen viele
                                     Flüsse sind der Pregel und die Me-   im Rest des damaligen Deutsch-
Das historische Ostpreußen er-       mel, weitere Flüsse sind die Łyna    lands bereits ausgestorbene Tie-
streckt sich an der Ostseeküste      bzw. Lawa (Alle), die Angrapa (An-   re erhalten. So gab es 1945 in
vom Weichseldelta bis nördlich       gerapp), die Krasnaja (Rominte)      Ostpreußen eine Population von
der Memelmündung bei Memel/          und die Dejma (Deime). Im Norden     Elchen und Wölfen. Auffällig sind
Klaipėda, wo bei Nimmersatt „das     der Oblast befindet sich – angren-   noch heute die vielen Störche in
Reich sein Ende hat“. Das nördlich   zend an das Kurische Haff – die      Ostpreußen, was bereits Wesent-
der unteren Memel am Kurischen       Elchniederung (Losinaja Dolina)      liches über die dort vorherrschen-
Haff gelegene Memelland wurde        und das Große Moosbruch, eine        den Landschaftsformen und ihre
1920 durch den Völkerbund von        Moorlandschaft, die zum Teil tro-    Bewirtschaftung aussagt.
Ostpreußen abgetrennt, war von       ckengelegt worden ist.
1923 bis Anfang 1939 von Litau-                                           Zu den Naturereignissen in Ost-
en annektiert und gehört seit dem    Im Südosten liegt die Rominter       preußen, die in voraufgeklärten
Kriegsende wieder zu Litauen.        Heide mit dem Wystiter See und       Zeiten auch als Schicksals- oder
Der nördliche Teil (etwa 35 %) des   dem Wystiter Hügelland. Weite        Himmelszeichen verstanden wur-
restlichen Ostpreußens ist heute     Teile der dünnbesiedelten Land-      den, gehörten im nordöstlichen
der russische Oblast Kaliningrad,    schaft im südlichen Ostpreußen       Mitteleuropa Erdbeben, Kometen,
der südliche Teil (etwa 65 %) die    sind durch die Masurische Se-        Nordlicht und Sonnenfinsternisse.
polnische Woiwodschaft Ermland-      enplatte geprägt. Im Westen ragt     Die verkürzte Fruchtperiode und
Masuren. Im Mai 1939 umfasste        das Samland als Halbinsel in die     die meist kargen Böden machten
Ostpreußen, einschließlich des       Ostsee. Im Südwesten liegt das       die Lebensbedingungen im späte-
Memellandes, 39.840 km² mit          Frische Haff. Ostpreußen hatte       ren Ostpreußen schwierig. Extre-
2.649.017 Einwohnern. Es war         Anteil an der Kurischen und der      me Klimaschwankungen brachten
mit 66,5 Einwohnern je km² ver-      Frischen Nehrung.                    zusätzliche, oft genug katastropha-
gleichsweise dünn besiedelt. In      Große Teile des Bodens gehören       le Belastungen. Vor 1835 brachten
der Hauptstadt Königsberg lebten     zu den Bodenklassen 4 und 5. Als     die Jahre 1308, 1349, 1360, 1497,
damals 372.000 Einwohner.            Rohstoffe sind Sand und Kies für     1510, 1701, 1702, 1768 und be-
                                     das Bauwesen und Lehm, Torf und      sonders 1818 schwere Orkanschä-
Das Landschaftsbild des nördli-
                                     Ton für die keramische Industrie     den. 1308 wurde das Tief an der
chen Ostpreußen wird von leicht
                                     interessant. Etwa 30 Prozent des     Frischen Nehrung verändert. 1510
gewelltem Flachland mit Moränen-
                                     Gebietes sind von Wäldern be-        entstand das Pillauer Tief.
hügeln, größtenteils versteppten
Wiesen und Feldern sowie viel        deckt.
                                                                          Das Pillauer Tief oder auch Pillau-
Wald bestimmt, der von breiten       Durch die geringe Bevölkerungs-      er Seetief ist eine nach der Stadt
Flussniederungen und Moorge-         dichte (66,5 Einwohnern je km²)      Pillau benannte, die Frische Neh-
                                                                                            rung durchtren-
                                                                                            nende natürliche
                                                                                            See-Durchfahrt,
                                                                                            durch die Fri-
                                                                                            sches Haff und
                                                                                            Ostsee auf dem
                                                                                            Wasserweg mit-
                                                                                            einander verbun-
                                                                                            den sind.
                                                                                           Die Zufahrt zum
                                                                                           Frischen Haff auf
                                                                                           dem Wasserweg
                                                                                           hat sich in der
                                                                                           Vergangenheit
                                                                                           ständig geän-
                                                                                           dert. So war dies
                                                                                           im Mittelalter das
                                                                                           Lochstedter Tief,
                                                                                           weswegen auch
                                                                                           die Burg Lochs-
                                                                                           tedt angelegt
                                                                                           wurde. Aber das
                                                                                           Lochstedter Tief
Pillauer Tief in einer Seekarte von 1880.

                                                                                                          39
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
versandete etwa zwischen 1308           man auf der Ostsee Schlitten;         • 1907/08 schneereicher Winter,
und 1311 infolge einer Sturmflut,       Folgen Misswuchs, Hungersnot,           175.696 Kubikmeter Schnee ge-
woraufhin das Alte Tief gegenüber       Teuerung und die Große Pest. –          räumt, Kosten 235.860 Mark
der Burg Balga entstand, das aber       Siehe auch: Jahrtausendwinter
                                                                              • 1910 im Juli Halley’scher Komet
auch wieder versandete. Größeren        von 1708/1709
Schiffen war es unmöglich, in das                                             • 1911/12 Landgraben bis auf den
                                       • 1711 Königsberg leidet unter
Haff und damit weiter nach Königs-                                              Grund zugefroren
                                         Heuschreckenschwärmen
berg einzufahren. 1497 entstand                                               • 1912 am 7. April fast totale Son-
durch eine Sturmflut das Pillauer      • 1739/40 sehr strenger Winter; Ei-      nenfinsternis. Heißer Sommer, an
Tief mit 550 m Länge, 360 m Brei-        chen geborsten; Wein und Bier          Königsberger Schulen 25 mal Hit-
te. Diese neue Durchfahrt durch          gefroren; Wachposten, Wild und         zeferien
die Frische Nehrung zwischen Fri-        Geflügel erfroren; die Ostsee öff-
schem Haff und Ostsee war nun            net sich erst Mitte Mai              • 1918 im Januar heftiges Winter-
auch wieder für die Koggen der                                                  gewitter
                                       • 1766 am 12. April totale Sonnen-
Hanse passierbar. 1626 wurde die                                              • 1928/29 sehr harter Winter, Ost-
                                         finsternis
Durchfahrt mit der Festung Pillau                                               see bis zum Horizont zugefroren;
gesichert. 1890 wurde dazu noch        • 1771 strenger Winter mit Frost bis     am 7. Januar 42 cm Schneehöhe,
der Königsberger Seekanal (heute         Ende April, Früh-Sommer extrem         am 10. Februar −34,4 °C, mittle-
Kaliningrader Seeschifffahrtska-         trocken, danach „unaufhörlicher        re Februartemperatur −13,8 °C,
nal) erbaut, wodurch die Schiffe bis     Regen“ vom 10. Juli bis 15. Okto-      noch im Mai Eis an der Kurischen
heute ohne Probleme Kaliningrad          ber (Kirchenbuch Heiligenwalde)        Nehrung. Meist Nordostwind
(Königsberg) anlaufen können.
                                       • 1794/95 große Kälte                  • 1934 ungeheure Schneefälle; die
Folgende außergewöhnliche              • 1801 am 3. November Westorkan          Maifeier fällt aus
Naturphänomene sind für Ost-             mit gewaltigem Rückstau; Schiffe
preußen vom 14. Jahrhundert              liegen auf Wiesen und in Königs-     Folgende Unglücke und Katas-
bis zum Jahr 1934 dokumen-               berg auf dem Wall                    trophen sind von 1352 bis 1944
tiert:                                                                        für Ostpreußen dokumentiert:
                                       • 1806 ein Orkan über Königsberg
• 1322/23 kalter Winter, fast alle       fegt einen der drei Schlosshof       • 1352 Pest in Königsberg, in 4 Mo-
  Obstbäume erfroren                     Giebel des Berwartbaus herab           naten 5.078 Tote
• 1427 Dürre, Ostern bis August        • 1818 im Januar verwüstet ein         • 1529 Englischer Schweiß in Kö-
  kein Regen                             Orkan weite Teile Ostpreußens,         nigsberg und Ostpreußen, 25.500
• 1506 Birnbäume tragen zweimal          Schadensumme 4.414.710 Taler           Tote
  Frucht                               • 1832 kalter Sommer, in Julinäch-     • 1549 Pest in Königsberg und Ost-
• 1556/57 sehr kalter Winter             ten Reif und Eis                       preußen, 15.000 Tote
• 1572 „Wunderzeichen am Him-          • 1834 Hitze und Dürre; zweimali-      • 1550 Große Raupenplage in Kö-
  mel“, Polarlicht                       ges Blühen und zweimal Früchte         nigsberg und im Samland
• 1577 großer Komet über Königs-       • 1836 großes Nordlicht                • 1620 Hochwasser; Überflutung
  berg                                 • 1849 große Kälte, bis −35 °Ré =        des Bodens vom Königsberger
                                         −43,75 °C                              Dom; die Köttelbrücke wird fort-
• 1585 großes Nordlicht für ein
                                                                                gerissen
  „schreckliches Zeichen“ gehalten     • 1868 heißer Sommer, am 13. Au-
                                         gust 35,8 °Ré = 44,75 °C             • 1693 Das morsche Bollwerk ne-
• 1642 der Storch kommt bereits
                                                                                ben der Holzbrücke stürzt ein, 20
  Ende Januar                          • 1871 am 1. Juni Schnee                 Tote
• 1680 am 23. Dezember „nach           • 1889 kalter Winter mit 92 Schnee-    • 1709 Beginn der Großen Pest
  dem Sonnen Untergang ein               tagen
  schrecklicher Cometstrahl 52°                                               • 1718 Orkan mit Überschwem-
  hoch zum ersten Mal gesehen          • 1894 im Februar Weststurm,             mung von Königsberg
  worden“, Halley’scher Komet            großer Rückstau; der Damm des
                                                                              • 1747 Das Bollwerk neben der
                                         Nassen Gartens bricht
• 1706 am 12. Mai totale Sonnen-                                                Grünen Brücke stürzt ein, viele
  finsternis, um 11 Uhr völlige Dun-   • 1899/1900 schneereicher Win-           Tote
  kelheit                                ter; die Schneemassen werden
                                                                              • 1807 Flecktyphus und Ruhr in
                                         in 28.721 Fuhren geräumt
• 1709 im Januar ungeheure Kälte;                                               Königsberg, 10.000 Tote, Vieh-
  im Lustgarten gehen seltene Bäu-     • 1905 im Juni geringfügiger Erd-        sterben, große Teuerung, 1.949
  me ein; noch Anfang Mai fährt          bebenstoß                              Geburten, 6.392 Todesfälle

40
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
• 1825 Hochwasser, Bootsverkehr         Westbaltische Hügelgräberkultur.        Der Angelsachse Wulfstan bereis-
  auf Plantage, Weidendamm,                                                     te die Ostseeländer im 10. Jahr-
                                        Zwischen Braunswalde und Wil-
  Fischbrücke und Philosophen-                                                  hundert. In seinem Bericht unter-
                                        lenberg nahe Marienburg wurde
  damm                                                                          schied er das östlich der Weichsel
                                        im Jahre 1873 ein eisenzeitliches
                                                                                gelegene „Witland“ vom westlich
• 1829 winterlicher Weststurm,          Gräberfeld mit etwa 3000 Gräbern
                                                                                des Flusses gelegenen Land der
  schwere Überschwemmung,               gefunden. Die nach dieser Fund-
                                                                                Winoten und bezeichnete seine
  Eisstau an den Pregelbrücken,         stätte benannten Braunswalde-
                                                                                Einwohner, wie die antiken Auto-
  Albertinum unter Wasser, losge-       Willenberg-Funde, heute auch
                                                                                ren auch als „Ēstas“.
  rissene Wittinen, Pregelkrug und      als Wielbark-Kultur bezeichnet,
  Bretterkrug weggerissen               zeichnet sich durch eine Mischung       Die ostbaltischen Litauer wurden
                                        skandinavischer und kontinentaler       im 11. Jahrhundert erstmals be-
• 1831 Cholera in Königsberg,
                                        Elemente aus und wird allgemein         schrieben. Doch erst mit der Zeit
  2.200 Erkrankungen, 1.327 Tote,
                                        als Zeichen für die Zuwanderung         der Christianisierung und der da-
  siehe auch Cholera-Aufstand in
                                        der Goten angesehen. Zu ihrem           mit verbundenen Schriftkultur fing
  Königsberg
                                        Verbreitungsgebiet gehörte nur          man an, schriftliche Dokumente zu
• 1866 Cholera in Königsberg,           der äußerste Westen Ostpreu-            führen, die detaillierte Informatio-
  3.967 Erkrankungen, davon 517         ßens. Die Goten waren im letzten        nen enthalten.
  Soldaten; 2.671 Tote                  Jahrhundert vor der christlichen
                                                                                Die Prussia-Sammlung war die
• 1869 Beim Besuch Wilhelms I.          Zeitenwende in das Gebiet um die
                                                                                bedeutendste Sammlung archäo-
  bricht das Geländer der Schloß-       untere Weichsel gekommen, wan-
                                                                                logischer Fundstücke.
  teichbrücke beim Abendfest auf        derten aber ab etwa 200 n. Chr.
                                        nach Südosten ab.                       Die Prussia-Sammlung war eine
  dem Königsberger Schlossteich,
                                                                                wichtige archäologische Samm-
  32 Tote                               Im restlichen Gebiet Ostpreußens
                                                                                lung zur Vor- und Frühgeschichte
• 1871 Pocken, 771 Erkrankungen         war seit dem 1. Jahrhundert n. Chr.
                                                                                Ostpreußens. Sie war im Prussia-
                                        die archäologische Westbaltische
• 1871 Cholera, 3.741 Erkrankun-                                                Museum im Königsberger Schloss
                                        Kultur verbreitet, mit der Olsztyn-
  gen, 1.790 Tote                                                               ausgestellt. Um 1943 umfasste sie
                                        Gruppe, der Sudauer Gruppe, der
                                                                                etwa 240.000 (nach anderen Quel-
• 1914 im August/September Rus-         Dollkeim-Gruppe und der Memel-
                                                                                len rund 450.000) Exponate. Im
  seneinfall mit Verwüstung von 39      land-Gruppe. Spätestens die Trä-
                                                                                und nach dem Zweiten Weltkrieg
  Städten und 1900 Dörfern              ger dieser Kultur müssen als balti-
                                                                                wurde sie auseinandergerissen
                                        sche Gruppen angesehen werden.
• 1916 am 4. Juli Munitionsexplo-                                               und galt lange Zeit als verschollen.
  sion in Rothenstein, 44 Tote, 95      98 n. Chr. berichtete Tacitus in sei-   Große Teile der Prussia-Samm-
  Verletzte                             ner Germania über das Volk der          lung befinden sich heute in Muse-
                                        Aesti gentes. Diese waren aller         en in Berlin, Kaliningrad (Königs-
• 1920 Rothensteiner Unglück: am        Wahrscheinlichkeit nach die Vor-        berg) und Olsztyn (Allenstein).
  10. April Explosion der Munitions-    gänger der ab dem 9. Jahrhundert
  fabrik mit vielen Toten; die Kuppel                                           1844 gründete Ernst August Ha-
                                        als Prußen bezeichneten westbal-        gen mit einer Gruppe Königsber-
  des Krematoriums mit Otto Ewels       tischen Stämme.
  Fresken stürzt ein                                                            ger, die sich für Geschichte inter-
                                        Im 2. Jahrhundert erwähnte Clau-        essierten, den Verein Altertums-
• 1944 Ende August Luftangriffe         dius Ptolemäus die Stämme der           gesellschaft Prussia. Ziel dieser
  auf Königsberg                        Galindoi und Sudinoi, die wahr-         Hobbyhistoriker war es, Kulturgut
                                        scheinlich den westlichen (Olsz-        und Geschichte der Pruzzen und
Archäologische Funde bezeugen           tyn-Gruppe) bzw. den östlichen          deren Vorfahren zu sichern, er-
menschliche Besiedlung an der           Teil (Sudauer Gruppe) des später        forschen und dokumentieren. Ein
Südküste der Ostsee nach dem            ostpreußischen Gebietes bewohn-         herausragendes Projekt des Ver-
Ende der Eiszeit (die Vereisung en-     ten.                                    eins wurde die Prussia-Sammlung.
dete in Litauen z. B. um 16.000 v.                                              Sie umfasste archäologische
                                        In seiner um 550 verfassten Geti-       Funde aus 5000 Jahren der Re-
Chr.), etwa im Allerød-Interstadial
                                        ca zählt der gotische Geschichts-       gionalgeschichte: Exponate aus
(11. Jahrtausend v. Chr.). Im End-
                                        schreiber Jordanes die Aesti zum        Stein, Eisen, Gold, Silber, Bron-
Mesolithikum sind sowohl Neman-
                                        Gotischen Reich, das bis etwa 375       ze, Bernstein und Ton. Darunter
als auch Narva-Kultur vertreten.
                                        nördlich des Schwarzen Meeres           waren Gebrauchsgegenstände,
Im Neolithikum ist die Haffküsten-
                                        gelegen hatte.                          Schmuck, Waffen und Münzen aus
Kultur, eine Gruppe der Schnur-
keramik, nachgewiesen. In der           Im 9. Jahrhundert wird erstmals         der Stein-, Bronze- und Eisenzeit,
frühen Eisenzeit (6. – 1. Jhd. v.       ein Volk namens Pruzzi erwähnt,         der Antike, dem Mittelalter und der
Chr.) lebten im Gebiet zwischen         von einem als Bayerischer Geo-          Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert.
Ermland und Memel die Träger der        graph bekannten Chronisten.

                                                                                                                 41
Herzliche Einladung zum Heimatkreistreffen am 05. September 2020 in Nienburg - Heimatstube - HKG-Bartenstein eV
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
Die Exponate waren
zuerst in der Univer-
sitätsbibliothek un-
tergebracht, bis dem
Museum 1879 um-
fangreiche Räum-
lichkeiten im Königs-
berger Schloss zur
Verfügung gestellt
wurden. Das Muse-
um wurde aus ver-
schiedenen Quellen
bereichert. So wur-
de hier ab 1881 die
Sammlung von Lan-
desaltertümern des
Königlichen Staats-
archivs aufbewahrt.
1905 übernahm das
Museum Magazin-
bestände des Ost-
preußischen Provin-
zialmuseums. 1925
wurde das Museum                               Prußische Stammesgebiete im 13. Jahrhundert.
verstaatlicht und hieß seitdem offi-
ziell Landeskundliches Provinzial-
                                       Die im Südflügel des Königs-          Es stellte sich bald heraus, dass
Museum.
                                       berger Schlosses ausgestellte         es dem Museum aufgrund man-
Ab etwa 1943 wurden Teile der          Schausammlung, der wertvollste        gelnder finanzieller und fachlicher
Sammlung nach und nach ver-            Teil des Prussia-Museums, blieb       Mittel unmöglich war, den Fund in
packt und Richtung Westen ab-          jedoch bis 1945 in der Stadt und      überschaubarer Zeit zu restaurie-
transportiert.                         überstand fast unversehrt die         ren und zu dokumentieren. Dar-
Teile der Magazinbestände, Ka-         Bombardierungen Ende August           aufhin beschloss die ZEIT-Stiftung
taloge, Grabungsdokumente und          1944, infolge derer das Schloss       Ebelin und Gerd Bucerius im Ok-
Sammlungsstudien wurden zuerst         fast komplett ausbrannte. Erst An-    tober 2005 eine „Prussia-Arbeits-
nach Rastenburg-Carlshof (heute        fang 1945 wurden die wertvolls-       stelle“ in Kaliningrad einzurichten
Karolewo in Polen) abtransportiert.    ten Exponate in Kisten verpackt       und Restaurierungsarbeiten zu
Von hier aus konnten die meisten       und aus der Stadt abtransportiert.    finanzieren. Fachlich wurde das
Metallobjekte und Dokumente bis        Nach dem Krieg galt dieser Teil der   Projekt durch das Archäologische
nach Demmin gebracht werden.           Sammlung lange Zeit als verschol-     Landesmuseum Schleswig-Hol-
1949 wurden diese unterdessen          len. Nach späteren Erkenntnissen      stein unterstützt. Im Dezember
teilweise geplünderten Bestände        wurde die Sammlung in das Fort        2000 wurden drei Kaliningrader
nach Berlin in die Akademie der        III am Stadtrand von Königsberg       Archäologen nach Deutschland
Wissenschaften überführt, wo sie       gebracht. Dieses Fort aus dem 19.     eingeladen und mit modernen
mehr als 40 Jahre im Keller lager-     Jahrhundert, Teil des Festungs-       Archivierungsmethoden vertraut
ten. Erst nach der deutschen Wie-      rings rund um Königsberg, wurde       gemacht.
dervereinigung wurden sie wieder-      nach dem Zweiten Weltkrieg von
                                                                             In einer Ausstellung in Kaliningrad
entdeckt und dem Berliner Muse-        sowjetischen Streitkräften genutzt
                                                                             vom Dezember 2001 bis Mai 2002
um für Vor- und Frühgeschichte         und erst 1999 geräumt. Der im
                                                                             konnten bereits mehr als 1000 re-
übergeben. Seit 1992 erfolgt hier      Fort versteckte Teil der Prussia-
                                                                             staurierte Funde präsentiert wer-
eine Neuordnung und Neukatalo-         Sammlung war nach dem Krieg
                                                                             den. Seit Juli 2005 ist eine Prus-
gisierung der rund 45.000 archäo-      mehrmals geplündert worden.
                                                                             sia-Dauerausstellung geöffnet.
logischen Objekte und der rund         Bei archäologischen Ausgrabun-        Das Museum für Vor- und Frühge-
50.000 Blatt Dokumentation.            gen in den Jahren 1999 und 2000       schichte in Berlin-Charlottenburg
Die in Carlshof zurückgelassenen       haben Kaliningrader Archäologen       zeigte bis zum 26. April 2009 eine
Objekte, ein großer Teil davon aus     dort etwa 25.000 Gegenstände          Ausstellung zur Geschichte der
Keramik, befinden sich im Muse-        der Prussia-Sammlung gefunden         legendären Prussia-Sammlung in
um für Ermland und Masuren in          und in das Museum für Geschichte      Königsberg. Dabei wurden eigene
Olsztyn.                               und Kunst in Kaliningrad gebracht.    Bestände einbezogen.

42
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
Zurück in meine
Vergangenheit
Erinnerungen von Albert Stadie

Ich nehme Sie mit auf unseren Hof
in Landskron, Ostpreußen.

Es ist der 27. Januar 1945, klir-
rende Kälte, unter -25 Grad. Die
Rote Armee steht vor Allenstein.
Luftlinie zu unserem Dorf ca. 40
km. Mein Vater ist noch zum Volks-
sturm eingezogen worden. Es
klingelt das Telefon, meine Mutter
nimmt ab, und am anderen Ende
spricht mein Vater. Er ist bereits
in Schippenbeil, welches ca. 2 km
entfernt ist, und wir sollen ihn ab-   Blick auf den Hof der Familie Stadie. Links steht die Scheune mit Tau-
holen. Meine Mutter gibt Edi (belgi-   benschlag. Rechts das Wohnhaus.
scher Kriegsgefangener), der seit
längerer Zeit mit seinem Kamera-
den Battis auf unserem Hof wohnt
und arbeitet, den Auftrag, den gel-
ben Kutschwagen anzuspannen
und meinen Vater abzuholen, ich
darf mitfahren.

In Schippenbeil wimmelt es nur so
von Menschen, es ist kaum durch-
zukommen, auch viele Soldaten
der SS Division Großdeutschland
sind darunter. Plötzlich hebt sich
ein Arm mit Karabiner aus der Men-
ge empor, es ist mein Vater. Er hat
noch die Volkssturm-Schirmmütze
auf und hatte uns schon kommen
sehen. Zuhause angekommen ent-
scheidet mein Vater, heute Nacht
noch die Flucht anzutreten. Auf        Meine Mutter im gelben Kutschwagen, daneben Jagdhund Senta.
unserem Hof ist der Treck eines
Gutes untergezogen, um Mensch
und Tier zu versorgen. In diesen       ging alles nur im Schritttempo.      Die Eisdecke war so stark, dass
Treck wollen wir uns heute Nacht       Plötzlich kam die Kunde von Wa-      hunderte von Fuhrwerken darü-
mit unserem vorbereiteten Leiter-      gen zu Wagen, dass der Russe         berfahren konnten. Ab Braunsberg
wagen einreihen. Es war gefähr-        bei Elbing den Kessel geschlossen    begann die Auffahrt auf das Eis.
lich, weil der Fluchtbefehl vom        habe. Wir saßen mitten drin und      Es wurde nur nachts gefahren
Gauleiter Erich Koch noch nicht        nun in der Falle. Was nun? Dann      wegen der russischen Tiefflieger.
gegeben war.                           kam eine neue Kunde, dass das        Bevor wir auffuhren, stand an der
Im Morgengrauen setzt sich der         Frische Haff zugefroren sei, und     Auffahrt die Feldgendarmerie, im
Treck langsam in Bewegung, und         der Treck werde nunmehr über         Soldatenjargon „Kettenhunde“ ge-
unsere Flucht beginnt. Edi fährt mit   das Eis auf die Frische Nehrung      nannt, und hielt jeden Wagen kurz
uns, während Battis den zweiten        geleitet.                            an. Es folgte eine Einweisung, wie
Wagen mit den noch verbliebenen                                             wir uns auf dem Eis zu verhalten
Mitarbeitern auf unseren Hof kut-      Das Haff ist von der Wasserflä-      hatten. Nicht zu dicht auffahren
schiert. Irgendwann hatten wir uns     che größer als der Bodensee. Es      und nicht stehenbleiben. Zudem
mit unserem Wagen in den großen        war ein Geschenk Gottes, da das      wurde uns noch ein verwundeter
Treck nach Westen eingereiht. Es       Haff üblicherweise nicht zufriert.   Soldat und eine Mutter mit drei Kin-

                                                                                                            43
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
dern übergeben, die wir auf der        Am 01. Juli 1945 setzte sich der      wurden wir auch von einem Treiber
Nehrung dem Roten Kreuz über-          kleine Treck in Richtung Osten in     angesprochen, ob wir nicht Lust
gaben.                                 Bewegung. Es war ausgemacht,          hätten, ein paar Kilometer mit der
                                       dass wir keine Schleichwege ge-       Herde mitzugehen. Wir waren
Auf der Nehrung angekommen,            hen wollten, um uns nicht Gefah-      begeistert von dem Gedanken,
setzte der Treck seine langsame        ren auszusetzen. Also wurden die      ja wo wir denn wohnen würden,
Fahrt gen Westen fort. Am 06.          offiziellen Wege genutzt, dabei ka-   damit sie uns am nächsten Tag
März 1945 waren wir hinter Stolp,      men wir auch an den eingerichte-      abholen könnten. Ich erzählte das
Provinzhauptstadt von Pommern,         ten Kommandanturen vorbei. Hier       meinen Eltern und bei meinem
nahe dem Ort Karzin. Da kam die        passierte folgendes. Die Russen       Vater schrillten die Alarmglocken.
nächste Kunde, der Russe hat bei       kamen raus und erkundigten sich       Am nächsten Morgen versteckte
Stettin den Kessel geschlossen.        nach unserem Vorhaben, entwe-         er mich in unserem Taubenschlag
Wir waren wieder drin. Jetzt fuhren    der ließen sie uns ziehen, oder       und ich konnte von oben beobach-
wir in den Ort Karzin und fanden       sie nahmen eine oder auch zwei        ten, wie jemand kam, um mich ab-
auf einem Bauernhof Quartier. Wir      Frauen mit in das Gebäude. Dann       zuholen. Ich sah meinen Vater mit
waren mit vielen Flüchtlingen zu-      haben wir gewartet, bis sie wie-      ihm sprechen und derjenige ging
sammen, nur so fühlte man sich         derkamen. Ich habe das damals         dann ohne mich vom Hof. Wäre es
einigermaßen sicher.                   nicht verstanden, erst meine Eltern   anders gekommen, dann würde
                                       erzählten mir, dass diese Frauen      es mit Sicherheit meinen Bericht
Nachts standen dann plötzlich die      vergewaltigt wurden. Stalin hatte     heute nicht geben.
ersten russischen Soldaten vor         ja seinen Soldaten die Deutschen
uns allen. Sie verlangten Schmuck      Frauen und Mädchen als Beute          Eines Tages kamen zwei Rus-
und alle Uhren, was alle abgaben.      freigegeben. Es wurden Tausende       sen auf unseren Hof und nahmen
Die Soldaten trugen ihre Waffe vor     geschändet. Die Soldaten konnten      meinen Vater mit hinter die Scheu-
der Brust. Sie sah aus wie ein gro-    alle zwei deutsche Worte: „Frau,      ne. Hier musste mein Vater sich
ßer Trommelrevolver. Die Flucht        komm!“ Vermutlich haben sie das       hinstellen, der eine Russe nahm
war hiermit zu Ende. Die kämp-         eingetrichtert bekommen.              seinen Revolver heraus und legte
fende Truppe war weiter gezogen                                              auf meinen Vater an, dann sagte
in Richtung Berlin. Nun kam der        Wir erreichten Landskron am 16.       er: „Du Deutscher Offizier“ was
Tross, und damit wurde uns allen       Juli 1945 nach einem sechzehntä-      mein Vater verneinte –er war Un-
klar, dass wir ab jetzt schutzlos,     gigen Fußmarsch von Karzin. Un-       teroffizier im Ersten Weltkrieg- und
rechtlos und vogelfrei waren. Es       ser Hof war äußerlich unversehrt.     seinen Hut abnahm, den er grund-
begannen die Plünderungen und          Wir blieben ca. hundert Meter vor     sätzlich immer trug. Darauf änder-
Vergewaltigungen. Unsere Pfer-         unserem Hof stehen und beschlie-      te der Russe seine Anschlagsrich-
de waren wir gleich los. Etwas         ßen, dass mein Vater und ich zu-      tung der Pistole und schoss das
später lernten meine Eltern das        erst einmal allein zum Hof gehen,     Magazin an meinem Vater vorbei
Ehepaar Gerlach mit zwei Töch-         um die Verhältnisse zu klären. Wir    leer. Danach kam mein Vater mit
tern ca. fünfzehn und sechzehn         finden unseren Hof leerstehend        den beiden Russen zurück über
Jahre alt aus Bartenstein, unserer     vor, nicht bewohnt, kein lebendes     den Hof. Ich weiß nicht, welch dra-
Kreisstadt, kennen. Unsere Väter       Inventar und so gut wie kein totes    matische Minuten meine Mutter er-
beschlossen eines Tages, dass wir      Inventar. Wir richteten uns in un-    lebt hatte. Sie hörte die Schüsse
zu Fuß nach Ostpreußen gehen           serem Haus in einem ehemaligen        und dann kommt mein Vater mit
werden. Gesagt, getan! Es wurde        Gästezimmer so gut es ging ein.       den beiden Russen zurück über
eine zweirädrige Karre mit Lade-       Während mein Vater und ich zum        den Hof.
pritsche gezimmert. Es hatte sich      Hof gingen, traf meine Mutter die
herumgesprochen von unserem            Frau unseres ehemaligen Bürger-       Haltet einmal inne, und vollzieht
Vorhaben. Da wollten sich noch         meisters, die auch mit ihren Kin-     das dramatische Geschehen in
drei oder vier Familien anschlie-      dern zurückgekehrt war. Sie be-       Gedanken mal nach.
ßen, die genaue Zahl weiß ich          richtete meiner Mutter, dass sie
nicht mehr. Die Familien bestan-       mehrmals geschändet worden sei        In den Sommermonaten fand dann
den aus Müttern und zwei oder drei     und viele Demütigungen ertragen       die Konferenz der Siegermächte
Kindern, sie hatten alle einen klei-   musste. Kurze Zeit später verstarb    im Cäcilienhof in Berlin statt. Dort
nen Bollerwagen, auf dem sie ihre      sie an den Folgen der Misshand-       wurde beschlossen, alle Deut-
Habseligkeiten verstauten. Unser       lungen. Es waren vereinzelt wei-      schen aus Ostpreußen und Schle-
Gefährt zogen die beiden Väter         tere Landskroner zurückgekehrt,       sien zu vertreiben.
und davor die beiden Töchter. Bei      und ich fand Spielkameraden.
Steigungen und Sandwegen un-           Eines Tages zog eine Vieherde         Im Sommer 1946 kam dann ein
terstützten noch unsere Mütter         durch unser Dorf. Für uns Jungs       junger Pole, der unseren Hof
und ich.                               eine nette Abwechslung, und so        übernahm. Wir mussten auszie-

44
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
                                                       Von hier ging      kamen dort in ein Auffanglager
                                                       es dann nach       nach Uelzen. Hier ging am dritten
                                                       Bar tenstein,      Tag ein Sammeltransport mit über
                                                       unserer alten      tausend Flüchtlingen/Vertriebenen
                                                       Kreisstadt.        nach Norderney. Das war die End-
                                                       Hier wurden        station der Vertreibung.
                                                       wir in Güter-
                                                       waggons ver-       Für viele Flüchtlinge und Heimat-
                                                       laden. In je-      vertriebene aus den ehemaligen
                                                       dem Waggon         deutschen Ostgebieten ist nach
                                                       lag ein Stroh-     dem Zweiten Weltkrieg die Insel
                                                       ballen für das     Norderney zu einer neuen Heimat
                                                       N ac ht lag e r.   geworden.
                                                       Der Zug setz-
                                                       te sich dann       Bei einer Gesamtbevölkerung von
                                                       in Bewegung,       6.525 Personen, von denen 5.600
                                                       und nach 6         ständig ortsanwesend waren, be-
                                                       Tagen kamen        lief sich der Anteil der wirklichen
                                                       wir in Bitter-     Flüchtlinge im Mai 1946 auf 560
                                                       feld an.           Personen (= 9 % der Gesamtbevöl-
                                                                          kerung). Erst zum Ende des Jahres
                                                        Hier wurden       1946 erhielt die Gemeinde größere
                                                        wir in einem      Kontingente zugewiesen.
                                                        Lager unter-
                                                        gebracht und      Ende 1947 hatte deren Zahl auf
                                                        sollten eine      1 267 zugenommen (17 %). Ein
                                                        vier wöchige      Höchststand (1 694 Personen)
                                                        Quarantäne        wurde mit 23 % im Januar 1947
                                                        absolvieren.      erreicht. Die Hälfte der Flüchtlin-
hen und zogen in das Insthaus,      Wir sind dann aber vor Ablauf der     ge stammte aus Schlesien. 1427
hier wohnten früher unser Melker    Quarantäne mit einer Schwester        Personen waren in ehemaligen
und zwei Gespannführer mit ih-      meiner Mutter und deren Töchter       Fremdenzimmern von Hotels, Pen-
ren Familien. Ende 1946 kam dann    schwarz über die sowjetische Zo-      sionen sowie bei Privatvermietern
der Vertreibungsbefehl. Innerhalb   nengrenze durch den Harz von Ell-     untergebracht, 187 in der Meierei-
von fünfzehn Minuten mussten        rich (Thüringen) nach Walkenried      kaserne und 80 Personen im „Un-
wir uns in der Dorfmitte sammeln.   (Niedersachsen) gegangen und          terkunftslager“ am Wasserturm.

Meiereikaserne in den 20er Jahren

                                                                                                         45
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes

Die Gemeinde betrachtete die Auf-
nahme der Flüchtlinge nur als vor-
übergehend. Bei der ohnehin prob-
lematischen Versorgungslage auf
der Insel und fehlenden Arbeits-
möglichkeiten erschien die Situa-
tion und die Zukunft der Flüchtlin-
ge auf Norderney zunächst wenig
aussichtsreich.

Wenn auch viele Einquartierte die
Insel in den Folgejahren wieder         Blick auf die Reste vom Hof. Es steht nur noch die Scheune mit dem
verließen, so blieben doch viele,       Taubenschlag. Das Wohnhaus steht nicht mehr, dafür gibt es dort heute
deren Anteil 1968 noch mehr als 9       ein kleines Eigenheim.
% der Gesamtbevölkerung betrug.
Nicht immer waren die Flüchtlinge
willkommen, ihre Lebensumstän-
de in den Anfangsjahren schwierig
und das Zusammenleben mit der
alteingesessenen Inselbevölke-
rung nicht einfach. Den meisten
Flüchtlingen und Vertriebenen ge-
lang jedoch die Eingliederung in
die „neue Heimat, zu deren Wie-
deraufbau sie in den Nachkriegs-
jahren erheblich mit beigetragen
haben.

Es ist Samstag, der 28. Juni 2003,
und mit Maria, Sabine und Ekke-
hard betreten wir unseren Hof in
Landskron. Es ist kein Traum! Es
ist Wirklichkeit! Aber der Reihe
nach.

Wir buchen eine Bahn/Busreise
durch Ostpreußen mit einem Wo-
chenendaufenthalt in einem Ho-
tel in Nikolaiken. Von hier soll die
Reise nach Landskron starten. Ich       Ich erkläre die Funktion der Gebäude. An der Scheune nagt der Zahn
nehme Verbindung auf mit einem          der Zeit, da sie 1920 errichtet wurde.
deutsch sprechendem Taxifah-
rer, Herr Laska, in Allenstein und
vereinbare unsere gewünschten           grüßung, und wir dürfen uns frei     auch sehr herzlich, und wir fahren
Fahrten. Sabine und Ekkehard            bewegen, und ich kann meinen         Richtung Hotel zurück. Während
fliegen nach Warschau und von           Lieben alles erklären.               der Fahrt erzählt Herr Laska uns,
dort mit dem Zug nach Allenstein.                                            dass die Oma ihm erzählt habe,
Herr Laska fährt sie zum Hotel,         Die Oma, jetzt schon Witwe, hat      ihr Mann habe öfters gesagt, die
dort treffen wir am Freitag alle ein.   den Polen 1950 geheiratet, der       kommen wieder, und jetzt stehen
Samstag, die Fahrt beginnt. Herr        unseren Hof 1946 übernahm.           wir plötzlich vor der Tür, was für
Laska fragt mich, wo er halten soll.    Während wir über Hof und Weiden      eine Begebenheit. Jetzt wurde
Ich schlage vor, auf dem Hof. Herr      streifen, unterhält Herr Laska die   das wahr, was meine Eltern immer
Laska steigt aus, während wir im        Oma. Hier kommt jetzt die Rück-      gehofft hatten, aber mit anderen
Auto sitzen bleiben. Ein Mädchen        blende nach 1946. Als wir vertrie-   Vorzeichen.
steht am Zaun. Herr Laska sagt ihr      ben wurden, sagte mein Vater zu
unser Anliegen. Sie ruft ihre Mutter    dem jungen Polen: „Bewirtschaf-      Hier endet meine Reise in die Ver-
und diese die Oma. Wir steigen          ten Sie den Hof gut, wir kommen      gangenheit.
aus. Es folgt eine herzliche Be-        wieder“. Die Verabschiedung ist                         Albert Stadie

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Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes

  Schmorkohl
  ostpreußische Art
  (4 Pers.)
  850 g          Weißkohl, in feine
                 Streifen geschnitten
  60 g           Gänseschmalz, oder
                 Schweineschmalz
  3              Äpfel, säuerliche,
                 geschält, entkernt,
                 in kleine Spalten
                 geschnitten
  1              Zwiebel(n), fein
                 gewürfelt
  1 TL           Majoran, gerebelt
  1 EL           Mehl
                 Salz und Pfeffer
  1 Spritzer     Zitronensaft
  1 Prise(n)     Zucker

  Das Fett heiß werden lassen, Zwiebeln und Apfelstücke darin glasig anschwitzen und den Kohl
  mit dem Salz dazu geben. Zugedeckt Wasser ziehen lassen und evtl. noch etwas Wasser an-
  gießen. Es soll nur wenig Fond entstehen, in dem der Kohl weich geschmort wird.
  Vorsicht! Nichts anbrennen lassen.
  Wenn der Kohl gar ist, schmeckt man ihn herzhaft süßsauer mit Salz, Pfeffer, einer Prise Zucker
  und Zitronensaft ab. Zum Schluss gibt man den Majoran dazu und bindet mit dem angerührten
  Mehl ab. Noch einige Minuten ziehen lassen.
  Das Gericht eignet sich prima zum Aufwärmen.
  Meine Großmutter reichte dazu einen Schweinebraten oder Bratklopse.

         Heimatkreisblatt                                    Nur Deine
                                                              Spende
                                                              kann es
 - die Brücke zur Heimat -                                   erhalten !

  Wir danken allen Spendern, die durch ihren Beitrag unsere Arbeit unterstützt haben.

                                                                                                    47
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
Gedenktag für die                                 in diesem Aufruf in besonderer         Tschechischen Republik, der
                                                  Weise den Blick auf das schwere        Slowakei, Kroatien, Serbien, Slo-
Opfer von Flucht                                  Schicksal der nach dem Zweiten         wenien, den baltischen Staaten
und Vertreibung                                   Weltkrieg in den Herkunftsgebie-       und den Ländern der ehemali-
                                                  ten verbliebenen Deutschen – der       gen Sowjetunion leben.
Wir erinnern an Flucht, Vertrei-                  Heimatverbliebenen – richten so-
bung und Deportation sowie an                     wie auf deren Bemühungen zur          • Wir erinnern daran, dass sich die
das Schicksal der deutschen                       Aufrechterhaltung der deutschen         Lage der deutschen Minderhei-
Minderheiten in den Staaten                       Sprache und Kultur.                     ten nach der politischen Wende
Mittel- und Osteuropas sowie                                                              1989/90 in Abhängigkeit von den
in der Sowjetunion und ihren                                                              politischen und wirtschaftlichen
Nachfolgestaaten.                                 In diesem Sinne setzen wir ein          Veränderungen in den einzelnen
                                                  Zeichen:                                Ländern unterschiedlich entwi-
„Wer die Geschichte kennt und in                                                          ckelt hat. Gründe dafür sind bi-
die Zukunft schaut, der kann nicht                • Wir erinnern daran, dass der von      laterale Verträge und Abkommen
anders als ein überzeugter Euro-                    Deutschland begonnene Zweite          zu ihren Gunsten sowie die vom
päer zu sein.“                                      Weltkrieg und die nationalsozia-      Europarat gezeichnete Europäi-
(Zitat von Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch)     listische Ideologie dazu geführt      sche Charta der Regional- oder
                                                    haben, dass deutsche Minder-          Minderheitensprachen, das Rah-
Am 20. Juni 2020 begehen wir den                    heiten in den Staaten Mittel- und     menübereinkommen des Euro-
bundesweiten „Nationalen Ge-                        Osteuropas sowie der Sowjet-          parates zum Schutz nationaler
denktag für die Opfer von Flucht                    union oftmals als innere Feinde       Minderheiten, aber genauso
und Vertreibung“ zum sechsten                       betrachtet wurden und jahrzehn-       die tragfähigen Minderheiten-
Mal. Auf diesen bundesweiten Na-                    telang schwersten Repressionen        schutzgesetze in den betroffe-
tionalen Gedenktag, der die Erin-                   ausgesetzt waren.                     nen Staaten. Hinzu kommt eine
nerung an das Schicksal der deut-                                                         inzwischen neue Aufgeschlos-
schen Heimatvertriebenen nach                     • Wir erinnern daran, dass nach         senheit der Heimatstaaten und
dem Zweiten Weltkrieg lebendig                      Vertreibungen, Deportationen          auf deutscher Seite eine höhere
hält sowie zu Verantwortung und                     und Zwangsarbeit es in vielen         Aufmerksamkeit zugunsten der
Versöhnung mahnt, mussten die                       Herkunftsgebieten massive             deutschen Minderheiten.
Heimatvertriebenen jahrzehnte-                      Schwierigkeiten gab, die eige-
lang warten. Seit dem entspre-                      ne Kultur zu erhalten. Staatliche   • Wir erinnern an die im Geiste
chenden Bundesratsbeschluss aus                     Zielsetzung war es oftmals, eine      des § 96 Bundesvertriebenen-
dem Jahr 2003 hatte es über zehn                    Assimilierung der Minderheiten        gesetz (BVFG) von der Bundes-
Jahre gedauert, diesen zu realisie-                 zu  erreichen. Dadurch wurden         regierung formulierte Solidari-
ren. Mit Beschluss vom 27. August                   die Beziehungen zu Angehöri-          tätsverpflichtung, die deutschen
2014 hat die Bundesregierung den                    gen der jeweiligen Mehrheitsge-       Minderheiten in Mittel- und Ost-
20. Juni (UNO-Weltflüchtlingstag)                   sellschaften, zu Nachbarn und         europa sowie in den Nachfol-
als feststehendes Datum ausge-                      vormaligen Freunden stark be-         gestaaten der Sowjetunion bei
wählt und der Gedenktag konnte                      einträchtigt. In ihren nervenauf-     der Bewahrung ihrer Identität zu
erstmals am 20. Juni 2015 in Ber-                   reibenden Ausreisebemühungen          unterstützen sowie das Kultur-
lin feierlich begangen werden. Er                   wurden viele Deutsche von den         gut der Vertriebenen, Aussiedler
soll verdeutlichen, dass Flucht und                 kommunistischen Regierungen           und Spätaussiedler im Bewusst-
Vertreibung nicht nur für die davon                 jahrelang hingehalten. In vielen      sein des gesamten deutschen
Betroffenen eine traurige Bedeu-                    Staaten wurde durch ein geziel-       Volkes zu erhalten. In diesem
tung haben, sondern Teil der Ge-                    tes Vorgehen gegen die Nutzung        Sinne unterstützt Deutschland
schichte aller Deutschen und Teil                   und das Erlernen der deutschen        beispielsweise den Aufbau gut
der europäischen Geschichte sind.                   Sprache den Gemeinschaften            organisierter und zukunftsfä-
                                                    der wichtigste Faktor ihres Zu-       higer Selbstverwaltungen, mit
Lag der inhaltliche Schwerpunkt                     sammenhalts genommen. Die             denen die jeweilige deutsche
im ersten Aufruf der Landesbeauf-                   Folgen davon wirken bis heu-          Minderheit die Gesellschaft ih-
tragten der Länder Niedersachsen,                   te nach und Sprachkompetenz           res Landes aktiv in ihrem Sinne
Bayern, Nordrhein-Westfalen,                        muss mühsam wiederaufgebaut           mitgestalten kann. Ein weite-
Sachsen und Hessen zu „75 Jah-                      werden.                               rer Förderschwerpunkt liegt im
re Kriegsende – Wir erinnern an                                                           Bereich Sprachförderung und
Flucht und Vertreibung der Deut-                  • Wir erinnern daran, dass bis heu-     Jugendarbeit. Die Bundesregie-
schen aus dem Osten“ vom 8.                         te rund 1,2 Millionen Menschen        rung strebt eine von Transparenz
Mai 2020 auf dem Thema „Flucht                      als deutsche Minderheiten in          und Partnerschaft gekennzeich-
und Vertreibung“, so möchten wir                    Polen, Ungarn, Rumänien, der          nete Zusammenarbeit mit den

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Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
 Regierungen der Herkunfts-           tunion. Hierin liegt ein wichtiger     Charta muss es weiterhin unser
 staaten deutscher Minderheiten       Teil europäischer Völkerverstän-       gemeinsames Ansinnen bleiben,
 in Europa und in den Nachfol-        digung.                                dieses große Friedensprojekt
 gestaaten der Sowjetunion an.                                               nicht zu gefährden.
 Dieses tragen wir tatkräftig mit.   • Wir erinnern daran, dass es
                                       ganz im Sinne der „Charta der
• Wir erinnern daran, dass die         deutschen Heimatvertriebenen“       Wenn wir am bundesweiten „Na-
  deutschen Minderheiten sowie         von 1950 das gemeinsame Ziel        tionalen Gedenktag für die Opfer
  die Vertriebenen, Aussiedler und     sein muss, immer wieder für ein     von Flucht und Vertreibung“ an die
  Spätaussiedler ein wichtiges         geeintes Europa einzutreten, in     Nachkriegsopfer und ihr Schicksal
  Bindeglied zwischen den Kultu-       dem die Völker ohne Furcht und      erinnern, tun wir dies, damit jetzige
  ren sind. Sie bieten die Chance      Zwang leben können. Damit ge-       und künftige Generationen wissen,
  auf einen eigenständigen Beitrag     hörten die Heimatvertriebenen       wohin Krieg, Hass und Gewalt füh-
  zur Entwicklung kultureller und      zu den ersten in der deutschen      ren und dass die Erinnerung an
  zivilgesellschaftlicher Brücken      Bevölkerung, die ein klares Be-     den Krieg sowie die Kriegsfolgen
  und Netzwerke in die Länder          kenntnis zu einem einigen Eu-       den Frieden und die Eintracht för-
  Mittel- und Osteuropas sowie in      ropa abgelegt haben. Auch 70        dert.
  die Nachfolgestaaten der Sowje-      Jahre nach Unterzeichnung der

                                                                                                            49
Berichte - Impressionen - Erzähltes - Verschiedenes
Das nördliche Ostpreußen hat sich      ten waren angesagt, besonders         zerübungsgelände im Wäldchen
in den letzten 16 Jahren erheblich     bei den Zollabfertigungen. Dieser     befand, gelegen an dem Flüss-
– zum Besseren – verändert.            Urlaub war für uns nicht nur eine     chen Angerapp. Hier war unsere
Frau Elfriede Uffhausen – aus Wi-      Reise in ein Land, das bis 1992       Wasch- und Badestelle für die
cken – schrieb damals einen lan-       hinter dem Eisernen Vorhang un-       nächsten drei Wochen 200 m von
gen Bericht, den wir in 3 Abschnit-    erreichbar war, für uns war es nach   den Zelten entfernt. Gekocht wur-
ten – in UB 2/2020, UB 3/2020 und      50 Jahren ein Wiedersehen mit un-     de überwiegend auf offener Feuer-
1/2021 abdrucken.                      serer Geburtsheimat. Viele Mona-      stelle. Die mitgebrachte Feldküche
                                       te konnten wir uns seelisch vorbe-    machte ständig zeitraubende Pro-
                                       reiten auf dieses Land, auf unsere
Arbeit für den                         Arbeit und auf das Lagerleben in
                                                                             bleme; entweder war kein Diesel
                                                                             da, oder es fehlte eine wichtige
Frieden in Ostpreu-                    Zelten. Aus Erzählungen unserer       Schraube oder, oder. Also ent-
ßen vom 4.8. bis                       Mütter und Großeltern waren trotz
                                       der grauenvollen Fluchterlebnisse
                                                                             schieden wir uns fast nur für die
                                                                             offene Flamme. Herzhäuschen
28.8 1994 Teil 1                       Bilder des Glanzes, der Fruchtbar-    kennt ein jeder, und wenn diese
                                       keit und Schönheit Ostpreußens in     schön sauber gescheuert sind,
Im August des Jahres 1994 ar-          uns vertieft. Diese Erwartungen       ist dagegen nichts einzuwenden.
beiteten wir auf deutschen und         wurden allerdings schon bei der       Aber russische Latrinen vertrie-
russischen Soldatenfriedhöfen in       Fahrt durch den Kanal von Pillau      ben bald viele in den umliegenden
Nordostpreußen für den Volksbund       gänzlich zerschlagen. Das heutige     Wald, was kritisch war, wenn uns
Deutscher Kriegsgräberfürsorge.        Kaliningrad begrüßt seine Besu-       ernährungsbedingte Durchfälle
Organisiert wurde dieser Einsatz       cher mit Schrottbergen von alten      quälten. Zwar hatten wir Order,
von der Deutschen Waldjugend.          Kriegsschiffen und mit Fabriken       nur Abgekochtes zu essen und
Wir waren 20 Deutsche aus              aus Kaisers Zeiten, die ihren pech-   zu trinken, jedoch lässt die Hygie-
Hessen, Niedersachsen, Ham-            schwarzen Atem in den Himmel          ne in einem Zeltlager in Russland
burg, Mecklenburg-Vorpommern,          hauchen. Eindrücke, als wäre die      zu wünschen übrig. Nach einem
Sachsen und Schleswig-Holstein.        Welt hier vor 50 Jahren zusam-        kühlen Bad im Fluss und einem
Zusammen mit 25 russischen Ju-         mengebrochen und vergessen            stärkenden Frühstück im Freien
gendlichen sollten wir vier Fried-     worden. Das war also das vielge-      fuhren wir nach Insterburg (Geld
höfe mit zum Teil Massengräbern        priesene Königsberg. Entschädigt      tauschen, Marktbummel, und Zeit
gefallener Soldaten, Deutsche          wurden wir aber durch die herz-       zur freien Verfügung). Larissa,
und Russen aus dem ersten und          liche Begrüßung des deutschen         eine russische Dolmetscherin be-
zweiten Weltkrieg, anlegen. Diese      und russischen Lagerleiters und       gleitete uns und zeigte uns u.a.
Friedhöfe befinden sich in Inster-     besonders durch die abreisenden       auch das deutsche Hotel „Zum
burg (Sprint, ehemaliger Helden-       Jugendlichen, die bereits drei Wo-    Bären“. Wie oft ertappten wir uns
friedhof), ein weiterer in Grünhaus    chen bei Temperaturen von über        bei dem Gedanken, die Fußspuren
(in der Nähe von Trakehnen), und       40° C Vorarbeiten geleistet hatten.   von Wolframs Eltern zu suchen!
im Kreis Labiau am Rande der           Dreckig und abgerackert sahen sie     Am Nachmittag haben wir in Ruhe
Elchniederung, also in entgegen-       alle aus. Die ebenfalls abreisende    ausgepackt und eingeräumt. Wir
gesetzter Richtung etwa 60 km          deutsche Köchin versuchte in Eile     hatten fast alle Nahrungsmittel aus
von Insterburg entfernt, Laukisch-     gute Ratschläge zu geben. Schnell     Deutschland mitgebracht eben-
ken. Ein kleiner Friedhof Schawalla    wurden die an Bord geschriebenen      so fehlendes Handwerkszeug.
(auf der Höhe von Roßlinde) wurde      Briefe an unsere Lieben zu Hau-       Über unser Zelt hängten wir ein
ebenfalls als Gedenkstätte wieder      se mitgegeben; denn alle Post in      Rot-Kreuz-Fähnchen (weißes Kü-
sichtbar gemacht. Diesen Friedhof      Russland geht über Moskau, und        chenhandtuch mit rotem Isolier-
hatte der Großvater einer Mitarbei-    das kann dauern. Bei völliger Dun-    band markiert), denn ich hatte u.a.
terin nach einer dort stattgefunde-    kelheit Abfahrt ins Lager, das wir    den Sanitätsdienst übernommen.
nen Schlacht im ersten Weltkrieg       um 01:00 Uhr nachts erreichten.       Also, das sollte unsere Bleibe für
angelegt.                              Jeder suchte seinen Schlafsack        die nächsten drei Wochen sein.
                                       und seine Isomatte, kroch in ein
„ Arbeit für den Frieden „, so stand   Zelt oder schlief ganz einfach un-    Der erste Sonntag stand zur freien
es in mehreren Sprachen auf un-        ter freiem Himmel. Die russischen     Verfügung. Uns trieb es verständ-
seren Autos.                           Teilnehmer kamen erst am Mon-         licherweise nach Grünheide etwa
                                       tag, so hatten wir zwei Tage Zeit     20 km von Insterburg entfernt. Das
Die Schiffsreise von Kiel nach Kö-     für uns.                              Gut Grünheide besaßen die Eltern
nigsberg bei herrlichem Sonnen-                                              meines Mannes. Larissa beglei-
schein und sternklarem Himmel          1. Lagertag: Am nächsten Morgen       tete uns zusammen mit ein paar
dauerte ca. 30 Stunden. Viel Zeit      wurde erst einmal das Lager ins-      Jugendlichen, und zum ersten Mal
und Geduld und noch einmal War-        piziert, das sich auf einem Pan-      wurde uns bewusst, wie hilflos man

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