Ausgabe I November 2016 - Magazin Architekturnovember Bund Deutscher Architekten Baden-Württemberg

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Ausgabe I November 2016 - Magazin Architekturnovember Bund Deutscher Architekten Baden-Württemberg
Magazin
              Architekturnovember
              Bund Deutscher Architekten
              Baden-Württemberg

              Ausgabe I
              November 2016
1 Stuttgart
Ausgabe I November 2016 - Magazin Architekturnovember Bund Deutscher Architekten Baden-Württemberg
02 Ausgabe I   09. November – 02. Dezember 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
Ausgabe I November 2016 - Magazin Architekturnovember Bund Deutscher Architekten Baden-Württemberg
03 Ausgabe I   09. November – 02. Dezember 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
Ausgabe I November 2016 - Magazin Architekturnovember Bund Deutscher Architekten Baden-Württemberg
Wozu gute Architektur
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

                                                                       Start in den AN:
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 06
                                                                                                      Kazuyo Sejima
                                                                                                      Überfüllter Tiefenhörsaal
                                                                       Piero Bruno                      von Dietrich Heißenbüttel
                                                                                                        → S. 12
                                                                       Gebaute Gedanken
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 15
                                                                                                      Farshid Moussavi
                                                                                                      Was ist die Funktion von Stil?
                                                                       Farshid Moussavi                 von Dietrich Heißenbüttel
                                                                                                        → S. 18
                                                                       Stilfragen
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 20
                                                                                                      Alexandre Theriot
                                                                                                      The only revolutionary programme …
                                                                       Uwe Schröder                     von Dietrich Heißenbüttel
                                                                                                        → S. 23
                                                                       Ins Verhältnis setzen
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 27
                                                                                                      John Cranko Schule
                                                                                                      Ein genialer Entwurf
                                                                       Snøhetta                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                                                        → S. 29
                                                                       … und das Gespür für Schnee
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 31
                                                                                                      Architektur
                                                                                                      auf neuen Wegen
                                                                       Die Problematik                  von Dietrich Heißenbüttel
                                                                                                        → S. 01
                                                                       der Wohnhochhäuser
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 35
                                                                                                      Was machen junge
                                                                                                      Architekten anders?
                                                                       Rozana Montiel                   von Dietrich Heißenbüttel
09. November – 02. Dezember 2016

                                                                                                        → S. 38
                                                                       Alltagsorte in der Megacity
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 42
                                                                                                      GMP-Architeken
                                                                                                      Wir sind keine bildenden Künstler
                                                                       Sara Klomps                      von Dietrich Heißenbüttel
                                                                                                        → S. 43
                                                                       Gänge Vorstellungen sprengen
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 44
                                                                                                      Alexander Schwarz
                                                                                                      Von der Schönheit und der Nützlichkeit
                                                                       Von nun an                       von Dietrich Heißenbüttel
04 Ausgabe I

                                                                                                        → S. 45
                                                                       immer im November
                                                                         von Dietrich Heißenbüttel
                                                                         → S. 48
05 Ausgabe I   09. November – 02. Dezember 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
Wozu gute Architektur?
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

                                                                                                   Start in den Architekturnovember
                                                                                             Mit der Eröffnung des Architekturnovembers gelang dem BDA
                                                                                             Baden-Württemberg ein Coup. Sie fand statt direkt hinter der
                                                                                             Stuttgarter Stiftskirche, im Erweiterungsbau der Commerzbank
                                                                                            am Stiftsfruchtkasten, den die Schweizer Hess Investment Group
                                                                                             erst vor kurzem erworben hat: ein „guter Investor“, wie BDA -
                                                                                             Landesvorstand Alexander Vohl betonte. 1970 bis 1972 vom Büro
                                                                                             Kammerer und Belz erbaut, stand der Bau seit dem Verkauf an
                                                                                             die Baden-Württemberg Stiftung vor drei Jahren leer, bis auf
                                                                                             temporäre Nutzungen unter anderem für eine Ausstellung des
                                                                                             Architektur-Netzwerks Stadtlücken.
                                                                                                   Von einer „quälenden Diskussion um den Abriss“ sprach Vohl,
                                                                                                   mit dem Stichwort Mannheim auf Frei Ottos Multihalle anspie-
                                                                       Gute Architektur gehört     lend und natürlich auch auf das Büro Kammerer und Belz,
                                                                       zur Baukultur, sie regt an, dessen wenige Jahre später entstandene EnBW -Verwaltung
                                                                       regt auf und bewegt.        an der Kriegsbergstraße akut bedroht ist. Für die Commerz-
                                                                                                   bank-Erweiterung erhielt das Büro 1972 den Hugo-Häring-
                                                                                                   Preis des BDA -Landesverbands und danach auch noch den
                                                                                                   Deutschen Architekturpreis. Hess Investment möchte den
                                                                                                   Bau 2017 in Abstimmung mit den Denkmalbehörden sanieren.
                                                                                                   Ein Glücksfall für Stuttgart: Es ist keinesfalls selbstverständ-
                                                                                                   lich, dass gute Architektur dieser Zeit gepflegt und erhalten
                                                                                                   wird. Wie die EnBW-Zentrale zeigt.
                                                                                             Aber wozu brauchen wir gute Architektur? Das wollte der BDA von
AN:FANG | Ehemalige Commerzbank | 07. November 2016

                                                                                            ausgesuchten Gästen der Auftaktveranstaltung wissen, ange-
                                                                                             fangen mit dem Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold.
                                                                                             Architektur ist ein Kulturgut, meinte der: „Gute Architektur gehört
                                                                                             zur Baukultur, sie regt an, regt auf und bewegt.“ Aber wie kommt
                                                                                             man zu guter Architektur, fragte er weiter und gab selbst mehrere
                                                                                             Antworten: dadurch dass man mit Investoren darüber spricht; im
                                                                                             Fall der Stadt Stuttgart häufig durch Wettbewerbe; und seit
                                                                                             neuestem auch durch einen Gestaltungsbeirat. „Gute Architektur
                                                                                             macht einfach Freude“, so Pätzold, sie beschere „ein schönes
                                                                                             Umfeld, ein schönes Leben, eine schöne Welt.“
                                                                                                   Ganz so leicht fiel Alexander Schwarz, Partner im Büro von
                                                                       Gute Architektur macht      David Chipperfield, die Antwort nicht. Er hinterfragte zunächst
                                                                       einfach Freude, ein schönes die Frage: „Wozu“ frage nach dem Zweck – „dem trivialen
                                                                       Umfeld, ein schönes Leben, Zweck“, wie Schwarz, Friedrich Schinkel zitierend hinzufügte.
                                                                       eine schöne Welt.           Es fehle dabei: die Freiheit, das Historische und das Poetische.
                                                                                                   Er wollte eher nach dem Warum fragen und verglich gute Archi-
06 Stuttgart

                                                                                                   tektur mit gutem Essen. Gute Architektur zu beurteilen sei
                                                                                                   nicht ganz einfach. Es handle sich nicht um eine Höchstleis-
                                                                                                   tung, sondern setze Bildung voraus. Leider hat Schwarz den
Verdacht, dass es damit nicht immer weit her ist. Er möchte
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

                                                                                                  daher den Bildungshorizont der Architekten erweitern.
                                                                                                  Denn: „Architektur ist immer der Spiegel der Gesellschaft,
                                                                                                  in der man lebt.“
                                                                                           „Grüezi mitanand“, salutierte Klaus Morlock, eigentlich „seit 13
                                                                                            Jahren ausgewanderter Exilschwabe“, für den Schweizer Investor
                                                                                            die Anwesenden. „Wir schauen uns erstmal an, was uns da auf
                                                                                            den Tisch flattert“, beschrieb er das Vorgehen der Hess Gruppe:
                                                                                            ein ursprünglich im Textilbereich tätiges Familienunternehmen aus
                                                                                            Amriswil, das sich seit 1990 mit Gewerbeimmobilien beschäftigt.
                                                                                            Morlock sortiert zuerst aus, was ihm nicht gefällt, denn das könne ­
                                                                                            er nicht vertreten. Das Stuttgarter Einkaufszentrum Gerber nannte
                                                                                            er „eine Katastrophe“, zur Commerzbank meinte er: „Dieses
                                                                                            Gebäude ist etwas Besonderes.“ Der Bau von Kammerer und Belz
                                                                                            sei „auch 40 Jahre später ein tolles Gebäude, das reizt mich
                                                                                            einfach.“ Es sei auch wichtig, dass ein Gebäude funktioniert. Die
                                                                                            Zusammenarbeit mit Architekten bringe „angenehme kreative
                                                                                            Prozesse.“
                                                                                                  Abschließend bezogen Hanna Noller und Sebastian Klawitter
                                                                       Architektur ist die        Stellung, die Begründer des Netzwerks Stadtlücken. In ihrer
                                                                       ästhetische Auseinander- Masterarbeit an der Stuttgarter Akademie der bildenden Künste
                                                                       setzung des Menschen        haben sie Lücken im Gesamtbild der Stadt Stuttgart ausfin­�
                                                                       mit dem gebauten Raum -dig gemacht: nicht nur Baulücken, sondern auch Zeitlücken,

                                                                                                  soziale Lücken, rechtliche Lücken und Wissenslücken. Über
                                                                                                  einen Blog und eine Facebook-Seite wollen sie zur Vernetzung
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                                                                                                  bestehender Initiativen beitragen.
                                                                                            Wie das die jüngere Generation so macht, haben sie erstmal ge­­­
                                                                                            googelt: „Architektur ist die ästhetische Auseinandersetzung des
                                                                                            Menschen mit dem gebauten Raum“, fanden sie heraus und fügten
                                                                                            hinzu: „Wir freuen uns nun sehr, dass sich der Bund Deutscher Ar­­chi-
                                                                                            tekten dieser Aufgabe in Form des Architekturnovembers annimmt.“
                                                                                            Nur: „Wir wundern uns, wie es sein kann, dass eine Stadt, die schon
                                                                                            über viele Jahrzehnte für ihre Architekturexpertise bekannt ist, ihre
                                                                                            Baukultur nicht mehr richtig wiederfindet.“ Zwischen Theorie und
                                                                                            Praxis klafft eine Lücke: „Nur wenn wir mit unseren eigenen Händen
                                                                                            Materialien erfassen, Stadt/Orte mit unserem eigenen Körper be­-
                                                                                            gehen und wahrnehmen, sind wir in der Lage angemessen über
                                                                                            Architektur und Stadt zu sprechen.“ Und: „Um Baukultur zu schaffen
                                                                                            muss Architektur, also die Auseinandersetzung mit dem gebauten
                                                                                            Raum, gesamtgesellschaftlich relevant werden, sie muss in das Be­-
                                                                                            wusstsein aller gerückt werden!“
07 Stuttgart

                                                                       Wir brauchen               Dies hatte auch Alexander Vohl einleitend hervorgehoben:
                                                                       Öffentlichkeit            „Wir brauchen Öffentlichkeit“, meinte er. Frankreich habe
                                                                                                  seine Fête des lumières, seine Fête de la musique, Stuttgart
sein Trickfilmfestival. Damit es künftig auch ein Podium der
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

                                                                            Auseinandersetzung mit Architektur gibt, ruft der BDA -Landes-
                                                                            verband nun den Architekturnovember ins Leben. Die Veran-
                                                                            staltung­en – Vorträge, Ausstellungen, Diskussionen, Führung­-
                                                                            en – finden überall in Baden-Württemberg statt: nicht nur in
                                                                            Stuttgart, sondern auch in Waldshut, Freiburg, Schwäbisch
                                                                            Hall oder Heidelberg.
                                                                       In Tübingen standen in diesem Jahr zwei Architektinnen auf dem
                                                                       Programm: Pavitra Sriprakash aus Indien und Rozana Montiel
                                                                       aus Mexiko. In der November Reihe der Uni Stuttgart ebenfalls
                                                                       zwei Frauen, Kazuyo Sejima vom Büro Sanaa, die in London
                                                                       tätige Farshid Moussavi sowie Luigi Snozzi und Alexandre Thériot.
                                                                       Die beiden anderen Stuttgarter Hochschulen, die Architekten
                                                                       ausbilden, sind ebenfalls vertreten: Der Jour fixe der Kunstakade­mie
                                                                       fragte Uwe Schröder und Thomas Burlon vom Büro Brandlhuber+
                                                                       nach der Dauer in der Architektur. In der Punkt 7 Reihe der Hoch-
                                                                       schule für Technik war der dänische Architekt Torben Østergaard
                                                                       zu Gast. Stefan Burger führte über die Baustelle der John Cranko
                                                                       Schule und Thomas Schmidt vom Büro Staab Architekten durch
                                                                       das Innenministerium und durch den Landtag.
                                                                            Die Ausstellung „Local Heroes“ der Architekturgalerie am
                                                                            Weißenhof suchte nach Bauwerken und Architekten, die das
                                                                            Bild der Stadt Stuttgart geprägt haben. Und natürlich betei-
                                                                            ligte sich auch der BDA -Landesverband selbst mit einer
                                                                            Diskussion im Wechselraum zum Thema Hochhaus und einer
AN:FANG | Ehemalige Commerzbank | 07. November 2016

                                                                            Ausstellung am selben Ort mit 16 jungen Büros aus dem
                                                                            ganzen Land, von denen vier auch zu einer abschließenden
                                                                            Diskussionsrunde eingeladen waren. Die berufliche Situation
                                                                            stellt sich heute gänzlich anders dar als zu früheren Zeiten.
                                                                            Welche Voraussetzungen Architekten mitbringen müssen,
                                                                            aber auch welche Chancen sich daraus ergeben, wollte der
                                                                            BDA von drei ausgewählten Architekten und einer Architektin
                                                                            wissen.

                                                                            Bericht von Dietrich Heißenbüttel
08 Stuttgart
09 Stuttgart   AN:FANG | Ehemalige Commerzbank | 07. November 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

      farbig
                                                                                                                                    Kleidungsfarbe an der Eröffnung:

                                                     schwarz
10 Stuttgart   AN:FANG | Ehemalige Commerzbank | 07. November 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                                                                                    Mindestanzahl an Besuchern pro Veranstaltung:
11 Stuttgart   AN:FANG | Ehemalige Commerzbank | 07. November 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                                                                                    Die Besucher waren unterschiedlich interessiert:
Kazuyo
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

                                                                       Sejima      Bericht von Franziska Bettac

                                                                           Überfüllter
                                                                           Tiefenhörsaal
                                                                        Zum Auftakt der diesjährigen Novemberreihe in Stuttgart zog
                                                                        die Mitbegründerin von SANAA , Kazuyo Sejima, die Zuhörer
                                                                        in Scharen an. 1995 von Kazuyo Sejima und Ryūe Nishizawa
                                                                        gegründet, steht SANAA für geradlinige und Leichtigkeit
November Reihe | Universität Stuttgart | 09. November 2016

                                                                        ausstrahlende Architektur, die inzwischen in aller Welt ver­tre­-
                                                                        ten ist. In dem komplett überfüllten Tiefenhörsaal sparte
                                                                        Professor Cheret mit einleitenden Worten und überlies der
                                                                        Pritzker Preisträgerin alsbald die Bühne.
                                                                           Eben erst aus Tokio angereist stellte Kazuyo Sejima den an­-
                                                                           wesenden Studenten und Architekten drei ausgewählte
                                                                           Projekte vor, anhand derer Sie ihre Philosophie des Bauens
                                                                           und architektonische Herangehensweise anschau­lich erläu­-
                                                                           terte: Das Rolex Learning Center der École Polytechnique
                                                                           Fédérale im schweizerischen Lausanne, die Inujima Art
                                                                           House Projects in Japan sowie die Anlage von Grace Farms
                                                                           im US-amerikanischen Connecticut. Als beispielhafte Aus­-
                                                                           züge aus dem Schaffen von SANAA beleuchten die Bau­-
                                                                           ten nicht nur ihre Architekturauffassung und Arbeitsweise
                                                                           sondern zeigen eine stetige Weiterentwicklung ihrer
                                                                           Prämissen. Dazu sagte Kazuyo Sejima, dass es anfangs
12 Stuttgart

                                                                           ihr Ziel war die Bauten in die Landschaft zu integrieren.
                                                                           Nun ginge es ihr vielmehr darum diese zum Bestandteil
                                                                           der Umgebung werden zu lassen.
Rolex Learning Center, 2014                             Grace Farms, 2015
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                       Um die allgemeine Ideenfindung und den Weg              Die gleichnamige Stiftung beauftragte SANAA
                                                                       zum erfolgreichen Wettbewerbsbeitrag näher              mit dem Bau eines Mehrzweckgebäudes auf
                                                                       zu bringen nahm Kazuyo Sejima die Anwesenden            einem ehemaligen Trainingsgelände für Pferde
                                                                       mit auf eine Reise von der ersten Idee zum              im ländlichen Connecticut. Auf dem weitläufigen
                                                                       fertigen Campus. Anhand unzähligen, analogen            Gelände sollte ein Ort für soziale und kulturelle
                                                                       sowie virtuellen Studien gab Sie Einblick in den        Angebote geschaffen werden. Anhand von
                                                                       arbeits- und materialintensiven Entwurfsprozess.        Studien und Anekdoten beschrieb Kazuyo Sejima
                                                                       In Bild und Wort schilderte die Architektin ihr Ziel,   ihr Bestreben dem anspruchsvollen Raumpro-
                                                                       das geforderte Raumprogramm aus Lehr- und               gramm sowie der Prämisse, ihre Architektur als
                                                                       Aufenthaltsräumen möglichst wenig invasiv               Bestandteil der Umgebung zu entwickeln. Der
                                                                       auf dem Grundstück zu etablieren und natürliche         finale Entwurf – über das Gelände verteilte
                                                                       wie auch bauliche Bezüge aus der Umgebung               Pavillons, die von einer mäandernden Dachkons-
                                                                       aufzunehmen. Um dieses Konzept mit dem                  truktion zusammengefasst werden – nimmt die
                                                                       gewünschten Raumprogramm in Einklang zu                 vorgefundene Topographie auf und fügt sich in
                                                                       bringen entstanden unzählige Formstudien. Die           die umgebende Fluss- und Seenlandschaft ein.
                                                                       Begebenheit – dass die Architekten anfangs              Bildreich schildert die Architektin hier das
                                                                       versuchten den Anforderungen aus Konzept und            aufwändige Vorhaben die Gebäude zum Teil der
                                                                       konstruktiven Notwendigkeiten mit Hilfe eines           Landschaft werden zu lassen: Mit dem Entwurfs-
                                                                       Computerprogramms gerecht zu werden, um                 modell im Gepäck und der Markierung der
                                                                       dann festzustellen dass die eigene Auffassung           tatsächlichen Grundrissflächen auf dem Grund-
                                                                       mit der des Computers nicht vereinbar sei –             stück überprüften die Architekten ihr Konzept vor
                                                                       sorgte bei vielen Anwesenden für erheiterte             Ort und legten die endgültigen Positionen fest.
                                                                       Zustimmung. Mit Bildern und kleinen Anekdoten
                                                                       aus der Bauphase sowie dem finalen Bauwerk              Fazit
                                                                       rundete die Japanerin den umfassenden                   Die im Tiefenhörsaal Anwesenden feierten
                                                                       Eindruck des Projektes ab.                              Kazuyo Sejima, die 2013 die Ehrendoktorwürde
                                                                                                                               der Universität Stuttgart verliehen bekam, für
                                                                       Inujima Art House Projects, 2010                        ihren eindrucksvollen und unterhaltsamen
                                                                       Aufgrund der massiven Abwanderung der Be­-              Vortrag mit lautem, langanhaltendem Applaus.
                                                                       völ­kerung infolge der aufgegebenen Kupfermine          Im Anschluss strömten zahlreiche Zuschauer
                                                                       war das Bild der Insel Inujima im Seto Binnen-          auf die Bühne um ein Wort mit der Pritzkerpreis-
                                                                       meer 2010 bestimmt von verlassenen Wohn-                trägerin zu wechseln sowie ihrer Begeisterung
                                                                       stätten. Wie schon zuvor auf der nahegelegen            Ausdruck zu verleihen und mancher sogar um
                                                                       Insel Naoshima sollte das Potenzial des Leer-           ein Autogramm zu bekommen.
                                                                       standes und die eindrucksvolle Landschaft
                                                                       genutzt werden um einen besonderen Ort für
November Reihe | Universität Stuttgart | 09. November 2016

                                                                       Kunst und Kultur zu etablieren. Anfangs nur mit
                                                                       dem Entwurf und Bau weniger Galerien in einem
                                                                       Dorf betraut, überzeugten SANAA mit ihren
                                                                       zurückhaltenden, die gewachsene Umgebung
                                                                       und Natur einbeziehenden Ideen. In einer
                                                                       zweiten Phase wurden weitere Grundstücke und
                                                                       verlassene Häuser für das Vorhaben zur Verfü-
                                                                       gung gestellt, das sich nun auch auf ein weiteres
                                                                       Dorf und die Umgebung ausweitete. Anhand der
                                                                       unterschiedlichen Galerien – teils Häuser, teils
                                                                       skulpturale Ausstellungsobjekte unter freiem
                                                                       Himmel – beschrieb Kazuyo Sejima ihr Ziel, mit
                                                                       einer Kombination aus vorhandenen baulichen
                                                                       Strukturen sowie neuen Materialien Räume und
                                                                       Orte zu schaffen, die nicht nur das Rezipieren
                                                                       von Kunst ermöglichen, sondern die Umgebung
                                                                       Teil der Inszenierung werden lassen. Mit dem
                                                                       Erfolg des Projekts weiteten die Architekten ihr
                                                                       Engagement auf der Insel aus und konzipierten
                                                                       unkonventionelle Übernachtungsangebote und
                                                                       ergänzende Räume für die zahlreichen Besucher.
                                                                       Im Rahmen von studentischen Workshops vor
                                                                       Ort entstanden zusätzlichen Angebote, die das
                                                                       Bild des Biotops aus Kunst, Natur und gebauter
13 Stuttgart

                                                                       Tradition vervollständigen.
14 Stuttgart   November Reihe | Universität Stuttgart | 09. November 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
Piero
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                                               Bericht von Franziska Bettac

                                                                       Bruno

                                                                            Gebaute
                                                                            Gedanken
                                                                         Nach dem gelungenen Auftakt der Stuttgarter November
                                                                         Reihe mit Kazuyo Sejima sprach am zweiten Termin Piero
                                                                         Bruno von Bruno Fioretti Marquez Architekten mit Stanorten
                                                                         in Berlin und Lugano. Als würdiger Ersatz für den er­krank­
                                                                        ­ten Luigi Snozzi eingesprungen, bot er dem gebann­t­en
                                                                         Publikum einen sowohl unterhaltsamen als auch informa-
November Reihe | Universität Stuttgart | 16. November 2016

                                                                         tionsgeladenen Vortrag.
                                                                            Durch den intellektuellen Ansatz und den daraus resul­
                                                                            tierenden, außergewöhnlichen Bauten hebt sich das Büro
                                                                            Bruno Fioretti Marquez deutlich von der Masse des zeit­
                                                                            genössischen Architekturgeschehens ab. Insbesondere
                                                                            zwei der von Piero Bruno an diesem Abend vorgestellten
                                                                            Projekte – das Stellwerk für den Gotthardttunnel in Pollegio
                                                                            und die Meisterhäuser in Dessau – machten das Büro
                                                                            bekannt und haben einen fast schon ikonographischen
                                                                            Charakter. In ihrer Funktion als Professoren an den Uni­-­
                                                                            versitäten Berlin, München und Weimar geben die Gründer
                                                                            zudem ihren theoretischen Ansatz und ihre bemerkens-
                                                                            werte Haltung zur Architektur an ihre Studenten weiter.
                                                                         Mit einem Zitat Goethes – „Es gibt eine zarte Empirie, die sich
                                                                         mit dem Gegenstand innigste identisch macht und dadurch
                                                                         zur eigentlichen Theorie wird.“ – läutete Piero Bruno seinen
15 Stuttgart

                                                                        Vortrag ein. Dieses verdeutlicht klar, dass das prozesshafte
                                                                         Moment der Architektur - das Architektur wächst – für ihn
                                                                         von größter Bedeutung ist.
Architektur des Spiels                               Architektur der Unschärfe
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                        Als Auftakt stellte Piero Bruno den 2014 fertig­     „So eine einmalige Gelegenheit bekommt man
                                                                        gestellten Kindergarten im Luganer Stadtteil          vermutlich nur einmal im Leben“ – so begann
                                                                         Casserate vor, der auf dem Grundstück einer          Piero Bruno die Vorstellung seines letzten
                                                                         bereits bestehenden Schule entstand. Das             Projektes an diesem Abends. Der Neubau von
                                                                         Quartier ist von heterogener Nachkriegsbebau­       Teilen des Meisterhaus-Ensembles in Dessau
                                                                        ­ung geprägt. Mit dem Ziel die Umgebung neu           stellte die Architekten vor die mehr als schwie-
                                                                         zu ordnen und dem unspezifischen Straßenraum rige Frage wie ein Wiederaufbau der im Krieg
                                                                         ein neues Gesicht zu verleihen traten die Archi-     zerstörten Teilbereiche — dem Gropius Haus
                                                                         tekten zum Wettbewerb an. Neben dem Bau für          und dem Haus Moholy Nagy – gestaltet werden
                                                                         den fünfzügigen Kindergarten sollten ein über-       könnte. Den Architekten erschien eine imitie-
                                                                         dachter Pausenhof sowie Freiflächen entstehen.       rende Rekonstruktion nicht als die richtige
                                                                         Entscheidend für die Planung war sowohl die          Antwort auf die ereignisreiche Geschichte. Ihre
                                                                         Frage wie Architektur für Kinder aussehen kann       Haltung keine Imitation zu schaffen, sondern
                                                                        als auch das komplexe Raumprogramm. Anhand            eine Reparatur des Vorhanden, bei der die
                                                                         von Bestandsbildern, Zeichnungen und Model­�         Versatzstücke zwar vervollständigt aber das
                                                                       -len erläuterte Piero Bruno den Anwesenden den         Hinzugefügte ablesbar bleibt - illustrierte er
                                                                         Entstehungsprozess. Ausgehend von der Prä­          anhand von restaurierten Artefakten, wie einer
                                                                         misse, dass Kinder durch das Spiel lernen ent­-     antiken Vase und einem vom Feuer zerstörtem
                                                                         wickelten die Architekten ein gestalterisches        Gemälde. Die absichtlich unscharfen Bilder des
                                                                         sowie strukturelles Entwurfsprinzip: Auf einer       Fotographen und Architekten Hiroshi Sugimoto
                                                                         schachbrettartigen Einteilung des Bauplatzes         von Ikonen der Moderne inspirierten Bruno
                                                                         platzierten die Architekten die Gebäude und          Fioretti Marquez schließlich zu einer „Architektur
                                                                         Freiflächen als variierende Bausteine: Aus 56        der Unschärfe“. Anhand von diversen Studien
                                                                         polygonalen Modulen entwickelten die Archi-          erforschten die Architekten was nötig ist um die
                                                                         tekten eine spannende Raumfolge die immer            verlorenen Häuser wieder sichtbar zu machen,
                                                                         wieder neue Raumsituationen und Blickbezüge          ohne jedoch die Originale zu imitieren. Einzig
                                                                         bietet. Durch das freie System hatten die Archi-    auf das Volumen und die Öffnungen der ursprüng­-
                                                                         tekten zudem die Möglichkeit auf die unter-          lichen Häuser reduziert und durchweg monolit-
                                                                         schiedlichen Anforderungen einzugehen, denn          hisch konstruiert, vermitteln die entstanden Neu­-
                                                                         während der überdachte Pausenhof als ein             bauten die Essenz der Architektur von Gropius.
                                                                         monolithischer, rechtwinkliger Betonbau konzi-       Von der ersten Recherche bis zur Fertigstellung
                                                                         piert ist, prägt die einzelnen Bereiche der Kinder- erläutert Piero Bruno den Anwesenden die pro­-
                                                                        gartengruppen eine lebendige, lockere Geometrie. zesshafte Entstehung der wegweisenden Bauten
                                                                                                                              sowie die Haltung in einzelnen Fragen. Beispiels-
                                                                         Monolith in den Bergen                               weise entschlossen sich die Architekten dazu
                                                                         Im Zuge des Wettbewerbs für eines der beiden         Stützen, die Gropius zu verbergen suchte, die
November Reihe | Universität Stuttgart | 16. November 2016

                                                                         Stellwerke im Gotthardtunnel im Jahr 2006 ent­-     aus konstruktiven Gründen damals jedoch
                                                                         wickelten die Architekten einen eindrucksvollen      unerlässlich waren - beim Neubau entfallen zu
                                                                         Monolithen vor imposanter Gebirgskulisse. Der        lassen. In der Hoffnung, „dass Gropius nun
                                                                         ungewöhnliche, skulpturale Baukörper akzentu-        glücklich sei“, wie der Architekt mit einem Augen­-
                                                                         iert das artifizielle Moment des Tals und bildet     zwinkern anmerkte. Mit einem passenden Bild
                                                                         ein Pendant zu den seitlich hoch aufragenden         der zum Ensemble in Dessau gehörenden Trink­-
                                                                         Bergrücken. Obwohl die Nutzung eigentlich            halle – Corbusiers Beitrag zu den Meisterhäu-
                                                                         einen horizontalen Bau vorgab entschieden sich       sern – verabschiedete sich Piero Bruno unter
                                                                         die Architekten für die vertikale Ausrichtung, um    begeistertem Applaus von den Stuttgarter
                                                                         eine signalhafte Wirkung zu erzeugen. Während        Zuhörern.
                                                                         die sekundären Räume in einem Turm angeord­-
                                                                         net sind, bildeten die Architekten das eigentliche
                                                                         Kontrollzentrum oberhalb des Turmes als raum­-
                                                                        greifende Kanzel aus. Neben den funktional­en
                                                                        Anforderungen konzipierten die Architekten auch
                                                                         Mehrwerte im Inneren - wie zum Beispiel riesige
                                                                        Öffnungen mit Blick auf die Berge. Piero Bruno
                                                                        gewährt auch einen erfrischend ehrlichen Ein­blick
                                                                         in das fertige Gebäude, das schlussendlich teils
                                                                         mehr von der Umsetzung der Arbeitsstättenricht-
                                                                         linie geprägt ist, als vom gestalterischen Ansatz.
                                                                        Abschließend nimmt er das Publikum mit auf einen
                                                                         fotographischen Spaziergang um das Stell­werk,
                                                                         der den ungewöhnlichen Baukörper im Tiefen-­­
16 Stuttgart

                                                                         hörsaal lebendig werden lässt.
17 Stuttgart   November Reihe | Universität Stuttgart | 16. November 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
Farshid
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                                                           Bericht von Franziska Bettac

                                                                       Moussavi
                                                                       									 I
                                                                           Was ist die Funktion
                                                                           von Stil?
                                                                        Farshid Moussavi, die dritte Referentin der Stuttgarter
                                                                        No­vember Reihe, lehrt an so renommierten Hochschulen
                                                                        wie der Architectural Association (AA) in London oder an
                                                                        der Harvard Graduate School of Design in Cambridge MA.
                                                                        Sie ist Architekturtheoretikerin und hat soeben ihr drittes
                                                                        Buch veröffentlicht.
                                                                           Das ist bemerkenswert für eine Architektin, die auch in der
                                                                           Praxis Maßstäbe setzt und aktuell ihr zweites erfolgreiches
                                                                           Büro, Farshid Moussavi Architects leitet. Bekannt wurde
                                                                           sie mit ihrem 1993 gegründeten Büro Foreign Office Archi-
                                                                           tects – FOA, insbesondere mit dem 2002 fertig gestellte
November Reihe | Universität Stuttgart | 23. November 2016

                                                                           Fährterminal von Yokohama. Das ungewöhnliche Holz-
                                                                           deck des Infrastrukturprojekts begeisterte die Fachwelt
                                                                           und ist auch heute noch eine Referenz, die die Architektin
                                                                           in ihrem Vortrag an der Uni Stuttgart gerne erwähnt.
                                                                        Doch zunächst gibt sie einen Einblick in ihr neues Buch „The
                                                                        Funktion of Style“. Sie beschreibt, wie die Frage nach dem
                                                                        Stil in einer zeitgenössischen Architekturdebatte verloren
                                                                        ging, weil er scheinbar nur formale Ziele bediene. Eine sich
                                                                        ständig verändernde Welt – als Beispiel erwähnt die in
                                                                        London arbeitende Moussavi den „Brexit“, der schlagartig
                                                                        dazu führt, das Projekte überdacht, bestimmte Produkte
                                                                        nicht mehr zugänglich sind oder die internationale Zusam-
                                                                        menarbeit erschwert wird – verlange danach, dass Konzepte
                                                                        und Methoden der architektonischen Praxis ebenso ständig
                                                                        hinterfragt, neu definiert und angepasst werden müssen.
                                                                        Moussavi wirbt dafür, auch den Begriff des Stils neu zu defi-
18 Stuttgart

                                                                        nieren – sie vermutet in ihm eine Hilfestellung zeitgenössi-
                                                                        schen Bauens und Entwerfens.
Was ist die Funktion von Stil?                        Museum für zeitgenössische Kunst in Cleveland
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                       In Zeiten von Open Source und Internationalisie-      In Cleveland entwarf das Büro ein Ausstellungs-
                                                                       rung kann Stil nicht mehr ein Ausdruck von            haus für zeitgenössische Kunst, das MOCA .
                                                                       Autorenschaft oder Nationalstaat sein. Selbst         Der Wunsch nach Nutzungsflexibilität war hier
                                                                       die Benennung eines Stils nach Entstehungszeit        der Aus­gangspunkt des Arbeit von FMA . Auf der
                                                                       und Epoche hält Moussavi für überkommen.              Grundfläche eines Hexagons erhebt sich ein
                                                                       Stattdessen proklamiert sie die Rückbesinnung         kristallartiger Baukörper, der durch seinen Grund­-
                                                                       auf das architektonische Grundelement und             riss mit mehreren Eingängen verschiedene
                                                                       unterstreicht die mikropolitische Entscheidung        Szenarien ermöglicht. Die Räume sind multifunk-
                                                                       des Architekten, die er mit jeder Anordnung           tional. Sie können zusammengeschaltet oder
                                                                       dieser Grundelemente vornimmt. Effekte und            getrennt vermietet werden, wenige Handgriffe
                                                                       Auswirkungen architektonischer Entscheidung­-         machen aus dem Museumsshop einen Vorführ-
                                                                       en, wie beispielsweise Flexibilität, Privatheit       raum für Tanzperformances. Aus der Not einer
                                                                       oder Transparenz bezeichnet Farshid Moussavi          abgeschlossenen Fluchttreppe machten FMA
                                                                       als Stil, den es bewusst zu gestalten und             eine Tugend. Während eine repräsentative und
                                                                       zu entwerfen gilt. Mit Akribie und Genauigkeit        zur Kommunikation anregende Freitreppe offen
                                                                       analysiert sie daher Wand, Fenster, Balkon,           durch die Galerieebenen führt, versteckt sich
                                                                       Decke etc. und untersucht die verschieden­en          direkt darunter eine zweite Treppe, die als
                                                                       Effekte, die die eine oder andere architektoni-       kontemplativer Ort den Besuchern eine visuelle
                                                                       sche Entscheidung auf den Nutzer und sein             und akustische Pause zwischen den Ausstel-
                                                                       Verhalten haben könnte. Banal? Mitnichten!            lungen gönnen soll. Das Gebäude ist mit einer
                                                                       Denn spannend wird es für die Zuhörer, als            spiegelnden Edelstahlfassade verkleidet, aller-
                                                                       die Referentin diese „Grundlagenforschung der         dings ergeben sich durch leichte Dellen in den
                                                                       Architektur“ auf ihre Praxis überträgt und an         streifenförmig angeordneten Panellen Zerr­-
                                                                       ausgewählten Details präzise erläutert, welche        bilder: Wie ein Kaleidoskop wird die Umgebung
                                                                       Überlegungen und Abwägungen sich hinter der           einerseits reflektiert und doch transformiert.
                                                                       jeweiligen architektonischen Setzung verbergen.
                                                                       Sie wirbt für eine Architektur der Assemblage,        Büroturm in London
                                                                       des Hinzufügens und im Prozess mit jedem              Den Abschluss des Vortrags bildet die Vorstel-
                                                                       neuen Bauteil spezifisch entscheiden, um reaktiv      lung eines 17-geschossigen Bürohochhauses
                                                                       zu bleiben, in einer von der Veränderung bestim­      in der Londoner City, mit einem unregelmäßigen
                                                                       mten Gegenwart. Diese Art des Entwerfens              Achteck als Grundfläche. Das Gebäude ist
                                                                       scheint ihr nachhaltiger und widerstandfähiger        aufgrund der Nachbarbebauungen immer nur
                                                                       zu sein, als eine einzige strukturbestimmende         partiell und ausschnitthaft sichtbar, sollte aber
                                                                       Entwurfsidee, die konsequent bis ins Detail           dennoch als ein markantes Objekt in der Stadt
                                                                       umgesetzt werden muss. „Daher liebe ich Werk­-        wahrnehmbar sein. Als besonderes Detail erklärt
                                                                       pläne! Sie sind voller wichtiger architektonischer    die Architektin daher die einheitliche Fassade,
November Reihe | Universität Stuttgart | 23. November 2016

                                                                       Entscheidungen“, schließt Farhid Moussavi ihre        ein Vorhang aus schwarzen Glaspanelen, der
                                                                       theoretische Einführung um nun an einigen Pro­-       auf einem kleinteiligen Drei-Meter-Raster beruht.
                                                                       jekten – meist mit Baustellenfotos illustriert – zu   Die konkav gebogenen Scheiben ermöglichen
                                                                       zeigen, was dieser Ansatz in der Praxis bedeutet.     verschiedene Stufen der Transluzenz sowie des
                                                                                                                             Ausblicks und erzeugen im Gesamten dennoch
                                                                       Wohngebäude in Montpellier                            eine geschlossen wirkende Ansicht.
                                                                       Die Idee des spezifisch zusammengestellten
                                                                       Gebäudes, der Assemblage erläutert sie am
                                                                       Beispiel eines neunstöckigen Apartmentturms
                                                                       im südfranzösischen Montpellier. Zwei Ziele
                                                                       soll der Bau erfüllen: Flexibilität der Grundrisse
                                                                       und maximale Privatsphäre im Außenraum.
                                                                       Während eine grundsätzliche Varianz der blüten­-
                                                                       förmigen Grundrisse durch einen innen liegen­­-
                                                                       den Servicekern und Stützenfreiheit leicht nach­-
                                                                       vollziehbar ist, erklärt Moussavi die maximale
                                                                       Privatheit der umlaufenden Balkone buchstäb-
                                                                       lich im Detail. Von jedem der drei vorhandenen
                                                                       Balkontypen wurden mögliche Sichtbeziehungen
                                                                       zum Nachbarn genauestens untersucht. Die Aus­-
                                                                       richtung der gekrümmten Balkone ändert sich
                                                                       je nach Geschossebene und läuft in einer sanf­-
                                                                       ten Kurve zur Fassade aus, um den Blick in die
                                                                       Landschaft zu öffnen und Trennwände zum
19 Stuttgart

                                                                       Nachbarbalkon zu vermeiden. Kritische Zonen,
                                                                       in denen doch neugierige Blicke auf den Balkon
                                                                       des Nachbarn fallen könnten, werden mit einer
                                                                       spezifisch angepassten, engen Rasterung der
                                                                       Geländer „entschärft“.
Farshid
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                                                          Bericht von Dietrich Heißenbüttel

                                                                       Moussavi
                                                                       									 II
                                                                           Stilfragen
                                                                        Die Architektin Farshid Moussavi in der November Reihe der
                                                                        Universität Stuttgart Die erste ästhetische Entscheidung,
                                                                        die Farshid Moussavi für diesen Abend getroffen hatte, war
                                                                        in einem grauen, ärmellosen Filz aufzutreten, der je nach
                                                                        Schrittweite mehr oder weniger von ihren silbern spie-
                                                                        gelnden Stiefeletten mit hohen Pfennigabsätzen sehen ließ.
                                                                        In Shiraz geboren, bietet die Harvard-Studentin und –
                                                                        Professorin, die den Iran 1979 im Alter von zehn Jahren mit
                                                                        ihrer Familie verließ, ein Musterbild einer erfolgreichen
                                                                        Flüchtlingskarriere. Zudem beherrscht die Designerin des
November Reihe | Universität Stuttgart | 23. November 2016

                                                                        Victoria Beckham flagship store in London den Jargon –
                                                                        nein Diskurs – amerikanischer Universitäten, den sie, ohne
                                                                        Rücksicht auf eventuelle Sprachbarrieren und ihre nicht
                                                                        immer sehr deutliche Aussprache, ihren Zuhörern im gut
                                                                        besetzten großen Tiefenhörsaal der Stuttgarter Universität
                                                                        um die Ohren warf.
                                                                           Ihr erstes – 2006 veröffentlichtes Buch – „The Function of
                                                                           Ornament“, war natürlich schon vom Titel her eine Provo-
                                                                           kation: Ornament war das, was in der modernen Archi-
                                                                           tektur, gern mit Verweis auf den Vortrag „Ornament und
                                                                           Verbrechen“ von Adolf Loos, gar nicht ging. Funktion war
                                                                           der Gegenbegriff dazu: Form follows function, die Form
                                                                           hat nicht ornamental, schmückend zu sein, sondern ­den
                                                                           Funktionen zu folgen. Moussavi mischt die Karten neu
                                                                           und hat seither zwei weitere Bücher, „The Function of
                                                                           Form“ 2009 und „The Function of Style“ 2015, nachgelegt.
20 Stuttgart

                                                                           Zu letzterem hat sie im März einen Vortrag in Harvard
                                                                           gehalten, den sie nun in Stuttgart in nur leicht abgewan-
                                                                           delter Form wiederholte.
Ein Gebäude, so Moussavi, sei heute einer Viel­-     Museum of Contemporary Art in Cleveland, 2012
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                       zahl von Anforderungen wie Sicherheit, Klima-        Als dritten Bau präsentierte Moussavi das 2012
                                                                       schutz oder Brandschutz unterworfen, die oft         fertig gestellte Museum of Contemporary Art in
                                                                       über das Gebiet des Architekten hinausreichen.       Cleveland: ein unten sechseckiger und oben
                                                                       Es sei zudem in Zeiten des Internet, wo viele        quadratischer, funkelnder, in sich geschlossener
                                                                       Dinge auch ortsunabhängig getan werden               Kristall mit schrägen Licht-Schlitzen in der blau
                                                                       könnten, anderen Anforderungen unterworfen:          glänzenden Verkleidung, die bei Bedarf den Blick
                                                                       Eine Bibliothek etwa sei heute nicht mehr in         auf die Außenwelt freigeben. Über den weißen
                                                                       erster Linie ein Aufbewahrungsort für Bücher         Wänden der Ausstellungsräume öffnet sich wie
                                                                       als vielmehr ein Ort der Begegnung. Die Funk­-       ein Nachthimmel ein dunkelblauer Luft- und
                                                                       tion eines Bauwerks determiniert daher nie­-         Technikraum, den sie als ein Öffnung des „White
                                                                       mals seine Gestalt. Sie ist vielmehr von einer       Cube“ betrachtet. Eine offene Treppe, die
                                                                       ästhetischen Entscheidung abhängig: eine             erlaubt, sich in alle Richtungen gegenseitig in
                                                                       Stilfrage. Stil ist für Moussavi nicht eine Zutat,   den Blick zu nehmen, ist der Ort der Begegnung,
                                                                       sondern der wesentliche Antrieb hinter dem           des „Socializing“. Wer sich tatsächlich nur die
                                                                       Entwurf. Sie spricht auch von Agency, ein ins        Kunst ansehen will, kann aber auch ein geschlos-
                                                                       Deutsche schwer zu übersetzender Begriff, unter      senes, gelbes Treppenhaus benutzen, das
                                                                       den Alternativen, die das Wörterbuch anbietet,       zugleich als Feuertreppe und Sound Gallery
                                                                       trifft Handlungsmacht vielleicht noch am ehesten.    dient. Der vierte eigene Bau, den Moussavi
                                                                                                                            vorstellte, war ein siebzehngeschossiges Büro-
                                                                       Allerdings müsse man Stil neu definieren.            hochhaus der Aviva Life & Pensions in der
                                                                       Traditionell sei damit eine Wiederholung von         Fenchurch Street in London, dessen Vorhangfas-
                                                                       Formmerkmalen gemeint, die sich mit einer            sade aus fast schwarzen, konkaven Doppelg-
                                                                       Epoche, einer Nation oder einem Architekten          las-Elementen zusammengesetzt ist, die in
                                                                       verbinden. Bei der neueren Architektur seit den      einem bestimmten Blickwinkel transparent
                                                                       1990er-Jahren lasse sich dagegen nicht von           werden.
                                                                       einem einheitlichen Stil sprechen. Auch der Idee
                                                                       eines Personalstils erteilt Moussavi in Zeiten von   Stil, so definiert Moussavi, wiederholt nicht
                                                                       Open Source eine Absage. Wie sie sich den            etwas, was bereits existiert. Stil ist vielmehr eine
                                                                       Gestaltungsprozess vorstellt, illustrierte sie am    intentionale Entscheidung. Die Frage bleibt
                                                                       Beispiel des Fahrrads und des M16-Sturmge-           allerdings, ob sich mit der edlen, schwarz
                                                                       wehrs der US-Streitkräfte, die ständig weiter        verglasten Fassade eines Bürohochhauses für
                                                                       entwickelt wurden. Architektur betrachtet sie als    den fünftgrößten Versicherungskonzern der Welt
                                                                       Assemblage heterogener Elemente, nicht um ein        nicht doch auch in hohem Maß repräsentative
                                                                       bestehendes Narrativ nach außen zu tragen,           Werte verbinden. Bei Moussavis schicken
                                                                       sondern um bestimmte Dinge zu ermöglichen            Wohnungen mit Blick über Nanterre oder Mont-
                                                                       oder zu verhindern. Sie stützte ihre Thesen mit      pellier besteht jedenfalls sehr stark die Gefahr,
November Reihe | Universität Stuttgart | 23. November 2016

                                                                       berühmten Gebäuden wie dem Smithsonian und           dass sie zu Stilmodellen für den gehobenen
                                                                       dem Guggenheim Museum und meinte, die                Lifestyle werden.
                                                                       Agency des Architekten bestehe darin, ausgetre-
                                                                       tene Pfade zu verlassen: etwa wenn er ein Kino
                                                                       mit Betten statt Sesseln ausstatte. Besonderen
                                                                       Wert legt Mousavi auf Blickrichtungen. Mit
                                                                       Bildern fast nackter Menschen in Hotelzimmern
                                                                       beleuchtete sie das Wechselverhältnis von
                                                                       Belichtung, Ein- und Ausblicken.

                                                                       La Folie Divine und One La Défense
                                                                       Diese Überlegungen übertrug sie sodann auch
                                                                       auf vier eigene Gebäude: Das zehngeschossige
                                                                       Wohnhaus „La folie divine“ in Montpellier besteht
                                                                       aus versetzt übereinander angeordneten, wellig
                                                                       runden Scheiben. Die Balkone aller 36 Wohn­
                                                                       ungen sind so konzipiert, dass sie alle eine
                                                                       180-Grad-Aussicht genießen, ohne dass man
                                                                       von einem in den anderen hinein sehen kann.
                                                                       Das nur eine Etage höhere Wohnhaus „One La
                                                                       Défense“ in Nanterre ist demgegenüber ein
                                                                       langer Block, dessen einzelne Geschosse
                                                                       ebenfalls gegeneinander gedreht sind. Jede
                                                                       Wohneinheit – unten Studierende, oben Eigen-
21 Stuttgart

                                                                       tumswohnungen – verfügt über einen offenen
                                                                       Balkon und eine verschließbare Loggia. Schräg
                                                                       gestellte Lamellen und spiegelnde Trennwände
                                                                       lassen erwünschte Blickrichtungen zu und
                                                                       schließen andere aus.
22 Stuttgart   November Reihe | Universität Stuttgart | 23. November 2016   Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
Alexandre
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

                                                                       Theriot
                                                                                                         Bericht von Franziska Bettac

                                                                           The only revolutionary
                                                                           programme …
                                                                        Der französische Architekt Alexandre Theriot eröffnet seinen
                                                                        Vortrag der Novemberreihe mit einem Zitat des amerikani-
                                                                        schen Architekturkritikers Jeffrey Kipnis: „The only revolutio-
                                                                        nary programme that can be proposed today is a total lack
                                                                        of programme.” Theriot versucht in seinem Vortrag darzu-
                                                                        legen, warum sich Raumprogramm und Architektur oftmals
                                                                        gegenseitig im Weg stehen. Die Architektur seines, gemein­-
                                                                        sam mit Stéphanie Bru geleiteten Büros Bruther soll vor allem
                                                                        dem Leben und den Nutzern nicht im Weg stehen – und da­­-
                                                                        für scheint es nötig, Raumprogramme nicht abschließend zu
                                                                        definieren und damit Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft
                                                                        offen zu lassen.
November Reihe | Universität Stuttgart | 30. November 2016

                                                                           Das aufstrebende Büro Bruther wurde von Alexandre Theriot
                                                                           und Stéphanie Bru 2007 gegründet. Mehrere gewonnene
                                                                           Wettbewerbe im Kulturbereich sowie jüngst auch einige
                                                                           Direktaufträge, verzeichnet das Portfolio der beiden Pariser
                                                                            Architekten. Was bedeutet Architektur für den Referenten
                                                                           des letzten Vortrags der diesjährigen Novemberreihe in
                                                                           Stuttgart? Theriot definiert Architektur zunächst nicht
                                                                           über die Funktion, die Struktur oder die Nutzung. Für ihn
                                                                           ist Architektur eine Verheißung; ein Versprechen, was
                                                                           sein könnte. Daher betrachten Bruther Projekte als Teil
                                                                           eines dynamischen Prozesses: Es gibt eine Vorgeschichte,
                                                                           es gibt Entwurf und Umsetzung und es gibt die spätere
                                                                           Nutzung, sowie Umnutzung und Adaptierung. Alle diese
                                                                           Phasen möchte das Büro bei seiner Definition von Archi-
                                                                           tektur im Blick behalten. Das heiße im Umkehrschluss,
                                                                           so Alexandre Theriot, dass Bruther Gebäude nur für eine
23 Stuttgart

                                                                           kurze Zeitspanne begleiten – danach gehe es ohne sie
                                                                           weiter. An einigen Projekten erläutert der Referent, was
                                                                           dies für seine entwerfende Praxis bedeutet.
Sport- und Kulturzentrum in Paris                Forschungszentrum in Caen
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg
                                                                        In einem der dichtesten Quartiere von Paris,     In unmittelbarer Nähe der Bibliothek von OMA
                                                                        Saint-Blaise im 20. Arrondissement, entwickel­tenwurden Bruther – nach gewonnenem Wettbewerb
                                                                        Bruther ein Sport- und Kulturzentrum. Die um­ge­-
                                                                                                                        – in Caen beauftragt, ein Kultur- und Forschungs-
                                                                        bende Wohnbebauung mit typischen Gebäu­den       zentrum für die junge Generation zu bauen. Idea­-
                                                                        der 1980er-Jahre schottet sich mehr­heitlich ab  lerweise hatte der beauftragende Verein (noch)
                                                                       – ein lebendiges Stadtleben fehlte. Bruther defi­-keine konkrete Vorstellung darüber, welche
                                                                        nierten einen Platz mit Sportflächen und ent­-   Aktivitäten in dem Gebäude stattfinden sollen.
                                                                        warfen einen dreigeschossigen Quader mit leicht  So konnte der Bau ganz nutzungsoffen ent­wickelt
                                                                        konkav nach innen gebogener Fassade. Boden-      werden. Für den Entwurf stand die Idee eines
                                                                        tiefe Verglasungen in den unteren beiden         vertikalen Kaufhauses Pate: flexible, offene
                                                                        Geschossen ziehen die Umgebung ins Innere.       Flächen und eine transluzente Kuppel als sicht­-
                                                                        Neben der transparenten Erscheinung ist es       bare Landmarke auf dem Dach. Entstanden ist
                                                                        vor allem die Fähigkeit des Gebäudes, einen      ein aufgeständerter, viergeschossiger Bau mit
                                                                        urba­nen Kontext zu schaffen, die seinen Erfolg  multifunktionalen Räumen. Alle Etagen können
                                                                       aus­macht. Im Inneren ist wenig vorgegeben.       einzeln erschlossen oder somit auch separat
                                                                        Es finden Workshops und Sportangebote statt      vermietet werden – als Konferenzfläche, Ausstel-
                                                                       – die Grundrisse sind simpel und verständlich,    lungsraum, FabLab mit 3D-Druckern und Werk-
                                                                        Leitungen laufen offen über die Sichtbetonwände  stätten oder als Treffpunkt für temporär dort
                                                                        und die Möblierung haben Bruther den Nutzern    arbeitende junge Forscher. Die Fassade setzt
                                                                        selbst überlassen.                               sich aus vorfabrizierten Elementen zusammen:
                                                                                                                         Folienkissen und große Glasscheiben hängen
                                                                       Wohnhaus in Bordeaux                             an einer reduzierten, industriell anmutenden
                                                                       Das „Super L“ genannte Wohnprojekt in Bordeaux Stahlkonstruktion.
                                                                        befindet sich im Gewerbegebiet – und in unmit-
                                                                       telbarer Nachbarschaft zu mehreren typisch-­      Fazit
                                                                       französischen Riesensupermärkten. Langfristig     Zum Abschluss unterstreicht Alexandre Theriot
                                                                       soll sich das Gesicht des Gebietes wandeln –      noch einmal, dass für Bruther ihre Gebäude
                                                                       kostengünstiger Wohnraum ist hierbei ein erster   mit Schlüsselübergabe nicht fertig sind. Die
                                                                       Baustein. Bruther reagierten mit einem aufge-     Architekten wollen den Moment abpassen,
                                                                       ständerten Block, der 150 nahezu identische      an dem sie genug entschieden haben. „Wann
                                                                       Wohneinheiten beinhaltet. Die Strategie, ein      müssen wir aufhören, um das Gebäude ausrei-
                                                                       Wohnhaus wie einen standardisierten Bürobau       chend veränderlich und anpassungsfähig zu
                                                                       zu entwickeln, mutet zunächst brutal an. Die      belas­­sen?“ Dieser Frage versuchen sich Bruther
                                                                       sehr einfache und reduzierte Struktur ermöglicht undogmatisch zu nähern. Dem Gebäude und
                                                                       jedoch großzügige Loggien, sowie im Ausbau        dem Prozess die maximale Freiheit lassen, ist
                                                                       und für spätere Transformationen ungeahnte        das Ziel ihrer Arbeit – eine Arbeit, die sich sehen
November Reihe | Universität Stuttgart | 30. November 2016

                                                                       Freiheiten.                                       lassen kann.
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                                                                       Uwe                  Bericht von Dietrich Heißenbüttel

                                                                       Schröder
                                                                           Ins Verhältnis setzen
                                                                        Die Atmosphäre ist gelöst. Es gibt Eintopf
                                                                        aus Wegwerfgeschirr und Getränke. Wen es
                                                                        im Glaskasten der Staatlichen Akademie der
                                                                        bildenden Künste Stuttgart ein wenig fröstelt,
                                                                        der kann sich auch direkt auf die Heizkörpern
                                                                        setzen. Die Konzeption der Jour-Fixe-Reihe
                                                                        „Über Dauer“ wurde von einem Studierenden-
                                                                        Team erarbeitet. Die Veranstaltung beginnt
                                                                        mit akademischem Viertel.
Jour Fixe | ABK Stuttgart | 15. November 2016
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Über Dauer: Damit ist die Frage angesprochen,       dingungen, die den Architekten zwingen,
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                                                                       wie es in unserer schnelllebigen Welt um die        von der Idealform des Quadrats oder Würfels
                                                                       Lebensdauer von Bauwerken bestellt sei. Was         abzuweichen, durchaus eine Bereicherung sein
                                                                       ist nachhaltiger: Abriss und Neubau nach            können, zeigten seine Entwürfe für die Werk-
                                                                       heutigen Standards oder Renovierung? Uwe            bundstadt auf dem so genannten Tanklager in
                                                                       Schröder beleuchtet die Frage allerdings noch       Berlin-Charlottenburg. 33 Architekten waren
                                                                       einmal anders, nämlich in Bezug auf die Tradi-      eingeladen, jeweils drei Entwürfe einzureichen.
                                                                       tion: was die Generationen überdauert. An           Schröder gab seinen drei hoch aufragenden
                                                                       sieben eigenen Entwürfen, in der Mehrzahl in        Ziegelbauten, alle auf unregelmäßigen Grund-
                                                                       Bonn, zeigt er, wie und woran er sich orientiert:   rissen mit 60-Grad-Satteldächern, verschie­­-
                                                                       unter anderem an Karl Friedrich Schinkel,           dene Charaktere – sein Punkt 6: Den vier- bis
                                                                       Leon Battista Alberti, Eugène Viollet-le-Duc        sechsgeschossigen niedrigsten Bau mit halb­
                                                                       und Gottfried Semper. Also an der klassischen       runden Thermenfenstern nennt er archaisch.
                                                                       Baugeschichte. Das nennt er Referenz: sein          Im Gegensatz dazu steht ein turmartiger, sieben­-
                                                                       erstes Stichwort. Mit einem 1996 bis 2000           geschossiger Bau mit hochformatigen Fenster-
                                                                       erbauten städtischen Wohnhaus bezieht er sich       öffnungen, den er als romantisch bezeichnet.
                                                                       auf einen Musterentwurf Schinkels. Mit zwei         Der dritte, zehngeschossige Bau, erinnert mit
                                                                       risalitartigen Vorbauten dunkeln Ziegeln um         vertikalen, von flachen Segmentbögen abgeschlos­-
                                                                       einen Atriumhof fügt sich der Bau mit einer Geste   senen Feldern, die, dreiteilige Fenstergruppen
                                                                       des Empfangs in die Blockrandbebauung ein.          ädikula-artig zusammenfassen, auf gelungene
                                                                                                                           Weise an Fabrikbauten des 19. Jahrhunderts.
                                                                       Schröders zweiter Punkt: die Idee. Das Haus
                                                                       am Cöllenhof gibt durch einen fünfgeschossigen      Nur am deutschen Pavillon der Biennale von
                                                                       Turm einer undefinierten städtebaulichen Situ­-     Venedig scheitert Schröder – wie andere vor ihm.
                                                                       ation einen Bezugspunkt und umschließt zu­-         Unter seinem siebten Stichwort, Zeit, fragt er
                                                                       gleich, zweifach abgetreppt, einen Innenhof.        nach dem Umgang mit diesem problematischen
                                                                       Dazu ist zu sagen, dass Schröder ein Schüler        Bauwerk, das aus nationalsozialistischer Zeit
                                                                       von Oswald Mathias Ungers ist. Seine Grund­         noch das Stichwort „Germania“ über dem
                                                                       einheit ist das Quadrat oder der Würfel. Das        Eingang trägt. In seiner Auffassung handelt es
                                                                       Haus auf der Hostert etwa, die außen weiß           sich um den Bautypus einer Villa, also eines
                                                                       verputzte Villa eines Bonner Kunstsammlers,         privaten Gebäudes, den er durch eine gemauerte
                                                                       steigt von einem dreigeschossigen Würfel in         Ummantelung mit zwei kleinen, seitlichen
                                                                       zwei Stufen zum Rheinufer hinab. Alle Proporti-     Zugängen statt des zentralen Portikus sowie
                                                                       onen, Schröders Punkt 3, bis hin zu den Möbeln      Umorientierungen im Inneren in ein öffentliches
                                                                       und Türklinken, sind von einem Modul, der           Gebäude, ein Forum umzuwandeln vorschlägt:
                                                                       Pfeilerdicke abgeleitet und entsprechen zugleich    um die Geschichte nicht zu leugnen, aber zu
                                                                       menschlichen Körpermaßen wie dem Fuß oder           transformieren. „Seltsam, wie das Gebäude älter
                                                                       einer Fingerbreite.                                 aussieht als das, das vorher da war“, wundert
                                                                                                                           sich der Architekt über seinen eigenen Entwurf.
                                                                       Auf sehr interessante Weise ging Schröder im        In der Tat scheint vor allem ein kassettiertes
                                                                       Fall des studentischen Wohnhofs Rom.Hof auf         Tonnengewölbe auf antike Bauten des Forum
                                                                       den Ort ein: Punkt 4 seiner Ausführungen. In        Romanum zu verweisen. Aber das Grundprinzip
Jour Fixe | ABK Stuttgart | 15. November 2016

                                                                       der unmittelbaren Umgebung finden sich wenig        des Rationalismus, das Bauen im Quadrat, in
                                                                       Bezugspunkte. Also orientierte er sich an den       Kombination mit den rundbogigen Fensteröff-
                                                                       etwas weiter entfernten Bauten der Universität:     nungen, erinnert doch an den Palazzo della
                                                                       Der drei- bis viergeschossige, quadratische         Civiltà Italiana, das EUR-Gebäude in Rom. Nicht
                                                                       Bau mit zwei Innenhöfen und einem Quertrakt         ganz zufällig, denn zwischen dem Rationalismus
                                                                       bildet wie das Hauptgebäude der Uni, das kur­-      der Architekten des „Colosseo quadrato“ und der
                                                                       fürstliche Schloss, eine Vierflügelanlage. Im       Ungers-Schule besteht eine enge Verwandt-
                                                                       Material besteht Schröders Bau wie einige Uni­-     schaft. Nur dürfte es denn doch nicht in Schrö-
                                                                       versitätsbauten in Schlossnähe aus Ziegeln          ders Absicht gelegen haben, den nationalsozia-
                                                                       in zwei Farben: unten vorwiegend rot, nach oben     listischen Pomp durch Anklänge an den italieni-
                                                                       zu­nehmend gelb. Der Bezug ist erkennbar,           schen Faschismus zu ersetzen.
                                                                       die Anmutung schlicht und mit den rundbogigen
                                                                       Fensteröffnungen doch auch sehr klassisch.

                                                                       „Porös“ hatte Schröder seinen Vortrag und
                                                                       seinen Punkt 5 überschrieben. Damit meint er,
                                                                       in Anlehnung an Walter Benjamins Beschreibung
                                                                       von Neapel, die Durchdringung von privatem
                                                                       und öffentlichem Raum. Das Prinzip erläuterte
28 Stuttgart

                                                                       er an einem Galerie- und Atelierhaus, die mit
                                                                       dem Bestandsbau einer alten Villa einen Hof
                                                                       umschließen, sodass in der Mitte eine zu den
                                                                       angrenzenden Straßen hin offene Piazzetta
                                                                       entsteht. Dass manchmal äußere Rahme­nb    ­ e­-
Architekturnovember Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg

                                                                       John Cranko
                                                                       Schule
                                                                                                      Bericht von Dietrich Heißenbüttel

                                                                        Ein genialer Entwurf
                                                                        „Ein genialer Entwurf“, sagt eine Architektin,
                                                                        die in einem anderen Büro am Wettbewerb für
                                                                        die John Cranko Schule in Stuttgart teilge-
                                                                        nommen hat: Als vergleichsweise Neulinge
                                                                        hatten Burger Rudacs aus München 23 andere
                                                                        Büros, darunter Berühmtheiten wie Zaha Hadid
                                                                        oder Delugan Meissl, auf die Plätze verwiesen.
                                                                        Im Rahmen des BDA Architekturnovembers
                                                                        führten Birgit Rudacs und Stefan Burger zwei
                                                                        Gruppen gegenläufig durch die recht große
Runkt 7 Reihe | HFT Stuttgart | 24. November 2016

                                                                        Baustelle, die mittlerweile schon ziemlich weit
                                                                        gediehen ist: Ungefähr eine Etage des getrep­
                                                                        pten Gebäudekomplexes zwischen der
                                                                        Werastraße und dem Urbansplatz fehlt noch,
                                                                        dann ist der Rohbau fertig. In der Punkt 7
                                                                        Reihe der Hochschule für Technik erläuterte
                                                                        Burger am Abend die Konzeption.
29 Stuttgart
Nicht ganz vergessen sind die zahlreichen            schossigen Saal, dessen Decke zum Zeitpunkt
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                                                                       Querelen, die das Projekt immer wieder in Frage      der Führung schon seit zwei Wochen fertig
                                                                       gestellt haben: Es ging um den Erhalt einiger        betoniert ist. Sie müssen stehen bleiben, bis
                                                                       Bäume, die nun wohl doch überwiegend der             auch der Beton der darüber befindlichen Säle
                                                                       Baustelle weichen mussten, sowie eines zwar          und Raume ausgehärtet ist. Denn die Träger der
                                                                       nicht mehr genutzten, aber geschützten unterir-      Decke sind die Wände der darüber befindlichen
                                                                       dischen Wasserspeichers, über den die Konst-         Räume. Dadurch kommt aber am Auflager auf
                                                                       ruktion am Rande hinweg geführt werden muss.         einer kleinen Fläche von nur 35 mal 35 Zentime-
                                                                       Nachdem die Kosten anfangs zu knapp ange-            tern das gesamte Gewicht an: eine Last von
                                                                       setzt worden waren, war das Vorhaben erst nach       2 000 Tonnen, wie Burger im Vortrag ausführte.
                                                                       einer Spende des Unternehmens Porsche wieder         Um dies zu bewältigen, haben die Tragwerks-
                                                                       in Gang gekommen. Dann wieder mussten sich           planer ein eigenes Knotenblech entwickelt, das
                                                                       die Architekten dagegen zur Wehr setzen, dass        nach Abschluss der Arbeiten hinter der leicht
                                                                       ihre geplante Sichtbetonfassade durch Stan-          aufgehellten grauen Sichtbeton-Oberfläche
                                                                       dard-Verbundplatten ersetzt wurde. All dies ist      verschwunden sein wird.
                                                                       Geschichte und findet nun nur noch insoweit der
                                                                       Erwähnung, wie es auf der Baustelle sichtbar         Gern hätten Burger Rudacs eine Bretterschalung
                                                                       oder vor Teilnehmern der Führung angesprochen        verwendet, mussten sich aus ökonomischen
                                                                       wird.                                                Gründen jedoch mit Dreischicht-Schaltafeln
                                                                                                                            begnügen, die sich glücklicherweise als so
                                                                       Die schlagende Idee des Büros bestand darin,         qualitativ hochwertig erwiesen, dass sie öfter als
                                                                       sowohl oben wie unten ebenerdige Eingänge            veranschlagt verwendet werden können und
                                                                       vorzusehen und dazwischen den – oder die –           dabei sogar jedes Mal etwas mehr von ihrer
                                                                       Baukörper stufenweise den Hang hinabsteigen          Maserung auf die Betonoberfläche übertragen.
                                                                       zu lassen. Oben an der Werastraße schließt die       Sichtbeton dominiert den Bau innen und außen.
                                                                       Ballettschule mit Internat, unten am Urbansplatz     In den Ballettsälen ist wie üblich eine Wand voll
                                                                       die Probebühne des Stuttgarter Balletts an die       verspiegelt, die anderen schon aus akustischen
                                                                       Traufhöhe der Bestandsbauten an. Von der             Gründen verkleidet, und der Boden besteht aus
                                                                       jahrzehntelang weitgehend unbebauten Freif-          einem hellen, glänzenden Belag. Die Belichtung
                                                                       läche oberhalb des zentralen Verkehrsknotens         erfolgt durch Nord- oder Oberlichter, die auch die
                                                                       der Stuttgarter City ist noch eine schmalere         Flure mit Tageslicht versorgen. Von der oberen
                                                                       Frischluftschneise neben dem Gebäudekomplex          Ebene fällt der Blick jeweils in den zweigeschos-
                                                                       geblieben. Der Bau selbst nützt, wie Burger im       sigen Saal, so dieser nicht durch einen Vorhang
                                                                       Vortrag einräumt, die Restfläche maximal aus.        geschlossen wird. Auf der Baustelle war zu
                                                                                                                            spüren, dass sich die Beteiligten mit viel Engage-
                                                                       Die große Schwierigkeit bestand in der Umset-        ment den zum Teil schwierigen Herausforde-
                                                                       zung des „genialen Entwurfs“. Da war zum einen       rungen stellen und auf das Erreichte stolz sind.
                                                                       das „Bauen am Rutschhang“, wie Rudacs sich           Burgers Vortrag am Abend ging allerdings zu
                                                                       ausdrückt: Von Problemen will der Bauleiter          großen Teilen nicht sehr viel über das hinaus, was
                                                                       nichts wissen, doch es hat länger gedauert als       sich schon auf den ersten Blick den Grundrissen
                                                                       geplant, diesen Hang mit seitlich im Berg veran-     und Schnitten entnehmen lässt: die Einfügung
Runkt 7 Reihe | HFT Stuttgart | 24. November 2016

                                                                       kerten Bohrpfählen zu befestigen. Umso mehr,         ins Stadtbild, die Rhythmik der Baukörper, die
                                                                       als die Baugrube oben unmittelbar neben einem        Höhenstaffelung, die Ausrichtung. Teilweise
                                                                       fünf, die zwei Untergeschossen mitgerechnet          musste er gar mit Beschreibungen nachhelfen,
                                                                       sogar sieben Stockwerke hohen Bestandsbau            wo sein Bildmaterial offenbar auf der Leinwand
                                                                       senkrecht abfällt. Um die Zeitverzögerung            viel heller erschien als auf seinem Bildschirm.
                                                                       aufzufangen, wurde im März 2016 an zwei Stellen
                                                                       gleichzeitig mit dem Bau begonnen. Die obere         Der Zwischenstand zeigt die Architekten zugleich
                                                                       Baustelle des Internats und die untere der           von ihrer größten Stärke und Schwäche. Die
                                                                       Probebühne sind nun seit kurzer Zeit in der Mitte    Klarheit der Raumkonzeption, die Einfügung ins
                                                                       zusammengewachsen. Dazwischen schieben               Stadtbild, das Belichtungskonzept und die
                                                                       sich zwei mal vier Ballettsäle übereinander, die     reduzierte, schlichte Sichtbeton-Ästhetik sind
                                                                       kleineren jeweils 12 mal 12, die größeren 15 mal     an dieser Stelle wohl kaum zu übertreffen. Doch
                                                                       15 Meter groß.                                       ohne die gewaltigen Substruktionen hätte sich
                                                                                                                            der Entwurf an dieser Stelle niemals realisieren
                                                                       Rudacs hat auch den Tragwerksplaner mitge-           lassen. Und ohne die Materialschlacht der Sta­ti­-
                                                                       bracht, der sogleich die rhetorische Frage stellt:   ker wäre die Idee der 24 Meter weiten stützen-
                                                                       „Wo sehen Sie hier ein Tragwerk?“ Die Antwort        losen Decke über der Probebühne ungefähr so
                                                                       heißt: nirgends. Um die sieben Etagen in einem       viel wert wie ein Kartenhaus.
                                                                       Höhenunterschied von 21 Meter unterzubringen,
                                                                       musste die Deckendicke auf das absolute
30 Stuttgart

                                                                       Minimum beschränkt bleiben. Und das bei
                                                                       Decken, die bis zu 24 mal 30 Meter große Räume
                                                                       überspannen: dies sind die Maße der Probe-
                                                                       bühne. Genau aus diesem Grund stehen immer
                                                                       noch Baustützen dicht an dicht in dem dreige-
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