Home Office Mobile Working Future Office - Harl Consulting
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COMPUTERWELT ROUNDTABLE Home Office Mobile Working Future Office Bildunterschrift, mehrzeilig Bei NTT Austria (von links): M. Winkler, C. Noll, F. Mahringer, N. Lawender, C. Wahlmüller, H. Erlach, M. Sennebogen, A. Harl, T. Gappmayr. Am Screen: S. Grewe. Das Home Office bleibt uns auch nach dem Lockdown erhalten. Aber worauf sollten Unternehmen achten, und welche Erfolgsbeispiele gibt es? Und wie sieht die Arbeitswelt heute und in Zukunft aus? Darüber hat die COMPUTERWELT mit neun Expertinnen und Experten diskutiert. H eute ist klar: Home Office is 2021 publizierte OGM-Studie stellt Früher hieß es Telearbeit und hatte here to stay. Früher oft von dem Home Office ebenfalls sehr gute ein eher schlechtes Image. Dann kam vielen Arbeitgebern, aber Noten aus: Sowohl 90 Prozent der Ar- Corona und veränderte alles schlag- auch Arbeitnehmern abge- beitgeber als auch der Arbeitnehmer artig. Heute ist Home Office vom lehnt oder nur eingeschränkt zuge- beurteilten Home Office mit »sehr Rand in die Mitte des Arbeitsmarkts lassen, ist Home Office heute in Coro- gut« oder »eher gut«. In Zukunft gerückt: 39 Prozent aller unselbstän- na- und Lockdown-Zeiten an der Ta- wünscht sich die Mehrheit ein bis dig Erwerbstätigen, das sind 1,5 Milli- gesordnung. Die Corona-Krise hat zwei Tage Home Office pro Woche. onen Österreicherinnen und Öster- Home Office salonfähig gemacht und reicher, haben 2020 zumindest zeit- die Digitalisierung massiv beschleu- Corona als Turbo weise im Home Office gearbeitet. Für nigt. Viele Arbeitnehmer arbeiten Corona hat uns damit in eine völlig die Mehrheit war das Jahr 2020 eine gerne von zu Hause aus. Der Großteil neue Arbeitswelt katapultiert. Der völlig neue Erfahrung, sie waren zum der Österreicherinnen und Österrei- »digital Workspace 2021« ist eröffnet, ersten Mal im Home Office. Wo es cher ist offenbar zufrieden: Vier von aber wohin geht die Reise in Zukunft? früher in vielen Unternehmen hieß: fünf Arbeitnehmerinnen und Arbeit- Viele Lösungen ermöglichen die »Geht auf keinen Fall«, wurde 2020 nehmern in Österreich stellen der ei- »New World of Work«, in der Zusam- in der Krise oft Hals über Kopf nach genen Firma ein gutes Zeugnis für die menarbeit von Teams und Organisati- Hause übersiedelt. Mit positiver Ein- Reaktion auf die Corona-Krise aus. 56 onen, in der Abwicklung von Projek- schätzung nach einem Jahr Pandemie: Prozent berichten von neu geschaffe- ten und bei vielen Prozessen. Aber Die Mehrheit bei Arbeitgebern und nen Home-Office-Möglichkeiten. Das worauf sollten Unternehmen dabei Arbeitnehmern meint, dass das Home sind Ergebnisse der Studie »Arbeits- achten? Welche Erfolgsbeispiele gibt Office beiden Seiten gleichermaßen platz der Zukunft in der digitalen es, wo sind die Hürden? Und wie wa- zu Gute kommt. Produktivität, Ar- Welt« von Kapsch aus dem vergange- ren die eigenen Erfahrungen im ver- beitsdisziplin, der Erwerb neuer nen Jahr. Eine brandneue im März gangenen Corona-Jahr? Kenntnisse werden von beiden Seiten
Nr. 04–05 | 2021 HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE | 19 als größte Vorteile genannt, bei den Rückblickend war die Krise für viele Mitarbeiter, aber bei 3.000 geht Arbeitnehmern wird auch die Erspar- Mitarbeiter und Kunden eine große Home Office nicht. Das sind etwa die nis der Wegzeit positiv beurteilt, Herausforderung. Jene Unternehmen Kolleginnen und Kollegen, die im heißt es in einer Mitte März publi- die in der Digitalisierung und der Shop sind, und jene, die zu den Kun- zierten OGM-Studie im Auftrags des Cloud Nutzung schon weiter voran den fahren.« Er zeigt sich persönlich Arbeitsministeriums. Nachteile waren, hatten es leichter, sie konnten sichtlich beeindruckt von der Ent- bringt das Home Office in punkto so- leichter skalieren und es war damit wicklung: »Der Impact von Telekom- ziale Kontakte, Arbeitsklima, Kom- sicher für sie einfacher, in diese neue munikation war wahrscheinlich noch munikation und Kooperation. Die Arbeitswelt einzutauchen. Ich bin al- nie so spürbar wie in diesen letzten wichtigsten Ergebnisse: lerdings überzeugt, dass sich die Ar- beitswelt durch Corona nachhaltig » Über 90 Prozent der Befragten ge- geändert hat.« NTT ist einer der ben an, dass Home Office, trotz sehr größten Full-Stack IT-Dienstleister kurzfristiger Einführung, überwie- mit mehr als 40.000 Mitarbeitern gend sehr gut oder eher gut funk tioniert. » Mehr als zwei Drittel der Arbeitge- »Ich habe die Herausforderung ber und Arbeitnehmer wünschen Home Work und Home sich auch nach der Krise Flexibilität Schooling hautnah miterlebt.« im Berufsalltag. Die Mehrheit will Nora Lawender, NTT Austria ein bis zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten. » Home Office wird von der Mehrheit weltweit, in Österreich sind bei NTT Der Roundtable wurde via COMPUTERWELT TV live übertragen. als fördernder Faktor für die Ver- Austria ab April rund 150 Mitarbeiter einbarkeit von Familie und Beruf tätig. (NTT Austria verkauft das Alca- angesehen. tel-Lucent Voice Geschäft an A1. Mit zwölf Monaten – sowohl intern für April 2021 erfolgt die operative Über- uns als auch für alle unsere Kunden. » Ein Drittel der Arbeitnehmer (36 nahme von ca 3.000 Serviceverträgen Da sind aus meiner Sicht auch groß- Prozent) gibt an, im Home Office und ca. 50 Mitarbeitern, Anm. d.Red.) artige Dinge passiert. Wir haben ein mehr als zuvor gearbeitet zu haben, Callcenter mit rund 1.000 Mitarbei- 52 Prozent haben gleich viel gear- Flexibilität und Zeitersparnis tern. Unser CIO hat gesagt: ›Hätten beitet und 12 Prozent geben an, we- Der Fokus liegt vor allem auf den The- wir ein Projekt daraus gemacht und niger gearbeitet zu haben. men Intelligent Workplace, Cloud so- das Callcenter vom Standort ins wie Netzwerk- und Security-Services. Home Office übersiedelt, hätte das Für die Studie hat OGM im Auftrag Lawender sieht aus ihrer Rolle als Ge- ein paar Millionen Euro gekostet und des Arbeitsministeriums über 1.400 schäftsführerin und Mutter die Mög- hätte ein Jahr gedauert – und durch Erwerbstätige und mehr als 1.600 Un- lichkeit im Home Office arbeiten zu Corona ist es an einem Wochenende ternehmen bzw. Dienststellen be- können, recht positiv: »Ich glaube, passiert und es hat funktioniert.‹ fragt. Der Studienbericht steht auf dass Home Office den Eltern – und ich www.ogm.at zur Verfügung. nenne hier bewusst nicht nur die Müt- Die Krise schweißt zusammen ter – auch Erleichterungen bringt, da Was man auch spürt, ist eine extreme Technologisch kein Problem die Wegzeiten wegfallen. Es kommt Nähe zum Kunden, und dieses Gefühl: Für Nora Lawender, seit einem Jahr natürlich aber auch auf die individuel- Wir sind jetzt für Österreich da.« Geschäftsführerin bei NTT Austria le Situation und das Jobprofil an, und Aber es gebe natürlich auch viele in- und Mutter eines achtjährigen Sohns, wie viel an Flexibilität und Freiraum dividuellen Herausforderungen, war es eine turbulente Zeit: »Ich habe die Tätigkeit erlaubt. Aber im Großen räumt Mahringer ein, »wir haben die Herausforderung Home Work und und Ganzen glaube ich, dass sich Fa- dazu eine eigene Mitarbeiterbefra- Home Schooling hautnah miterlebt. milie und Beruf so viel leichter unter gung gemacht. Viele haben zu Hause Technologisch war es für uns kein einen Hut bringen lassen.« keine optimalen Bedingungen, die Problem, alle Mitarbeiter ins Home Ebenfalls im Corona-Jahr, im Juni sitzen zu fünft am Küchentisch. Das Office zu schicken. Das Arbeiten von 2020, startete Fred Mahringer in sei- ist wirklich schwierig. Was den Leu- zu Hause bzw. das mobile Arbeiten ner neuen Position als HR-Chef bei A1 ten am meisten fehlt, ist der Kunden- haben wir bei NTT schon seit vielen Österreich, der zunächst Fakten auf kontakt und der soziale Kontakt mit Jahren gelebt – aber der Lockdown den Tisch legt. »Wir haben derzeit den Kolleginnen und Kollegen. Wir vor einem Jahr hat alles verändert. rund 7.000 Mitarbeiterinnen und hoffen daher, dass wir doch bald in
20 | HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE COMPUTERWELT das ›neue Normal‹ zurückkehren platz private Dinge wie Fotos, Kaffee- vom Tastentelefon zum Smartphone können.« Ganz konkret wird bei A1 häferl oder Pflanzen – das wird künf- werden wir jetzt den Wechsel vom al- künftig »Flex Office« angestrebt, da- tig weg sein. Diese Veränderung ist ten Büro zum smarten Office erleben. bei gibt es drei Modelle, wie der A1 aber sicher für viele eine echte Chal- Das muss man sich vielleicht ganz an- HR-Chef erläutert: »Man kann dabei lenge.« Die Avanade-Managerin ders vorstellen. ›Office-Arbeit‹ kann einen Tag, drei oder vier Tage im Büro sein. Was wir nicht wollen, ist, dass die Leute nur von zu Hause arbeiten Hermann Erlach (44) ist seit Juli 2018 Chief Operating Officer, Digital Transformation Lead sowie Sprecher oder an fünf Tagen die Woche im für Innovationsthemen bei Microsoft Österreich. Mit Büro sitzen.« 1.5.2021 wird Erlach die Geschäftsführung von Doro- thee Ritz übernehmen. Bereits seit 2015 ist er Mitglied Neuland für viele Unternehmen der Geschäftsleitung. Zuvor war Erlach seit 2008 bei Avanade-Österreich-Geschäftsführe- SAP tätig, wo er strategisch wichtige Führungspositi- rin Christiane Noll schaut auf ein onen innehatte. Begonnen hatte der gebürtige Ostti- sehr intensives Jahr zurück: »Ich roler seine Karriere in der Unternehmensberatung bei habe den Luxus, dass ich schon große Capgemini Consulting und Booz & Company. Kinder habe, daher bin ich selbst mit Home Schooling nicht mehr belastet. Ich selbst habe die Umstellung auf selbst ist Fan des neuen flexiblen Bü- zukünftig verstärkt überall möglich Home Office sehr genossen, denn wir ros: »Genauso wie wir jetzt zu Hause sein, im Büro, zu Hause, am See, viel- leben das Mobile Working bei Avana- am Schreibtisch, in der Küche oder leicht unterwegs von A nach B nach C de seit vielen Jahren. Das große The- auf der Couch arbeiten – so flexibel nach D. Ich glaube, wir können eine sollten wir auch im Büro nächste Bestandsaufnahme noch gar sein. Der fixe Arbeitsplatz nicht richtig abschätzen«, sagt Wink- Stefan Grewe (52) ist Sales Director DACH, Enterprise gehört eindeutig der Ver- ler. Solutions bei EPOS, dem neu gegründeten Unterneh- gangenheit an.« men für Audio- und Videolösungen in der Demant Mark Winkler, Director Intelligent Kombinieren Group. EPOS baut auf dem Erbe von Sennheiser DACH, Smart Spaces & Di- »Was mit Sicherheit passieren wird, Communications auf. Stefan Grewe war zuvor in gital Ecosystems bei ist, dass sich Kombinationen und Ko- Führungspositionen bei wichtigen Unternehmen wie Kapsch BusinessCom, sieht operationen ergeben werden. Aus un- Pro Audio und Sennheiser tätig, bevor er 2003 an der Gründung von Sennheiser Communications beteiligt die Situation aus der Tech- serer Sicht als Kapsch, als ICT-Unter- war. Dort baute er das Segment Enterprise Solutions nologie- und Transforma- nehmen, liegen die Dinge in unserer in der DACH-Region von Grund auf auf. tions-Perspektive. Er äu- DNA, wir arbeiten schon sehr lange ßert sich zunächst zur ein- mit Videoconferencing-Lösungen. gangs erwähnten Kapsch- Speziell in der Innovationsgruppe ma war die unglaubliche Flut an An- Studie zum Arbeitsplatz der Zukunft. war überhaupt keine Veränderung fragen durch unsere Kunden. Das fle- »Was ich da mitgenommen habe ist, spürbar. Wir haben zudem eine Ko- xible Office, das Arbeiten von überall dass es um einen sicheren Arbeits- operation mit einem führenden Büro- – da gab es schon einige Unterneh- platz geht – und man möchte das Be- möbel-Hersteller begonnen, um men, wo das noch sehr fern war. Es war ein richtiger Boost zu Home Of- fice bei unseren Kunden, die wir Nora Lawender (40) ist mit Wirkung vom 1. April 2020 neue Geschäftsführerin bei NTT Ltd. Austria. Sie dann bei der Umstellung begleitet ha- besitzt langjährige Führungserfahrung im Finance- ben. Wir sind dabei selbst zudem sehr Bereich und in der IT- und TK-Branche. Lawender war unter Druck gekommen. Da möchte 18 Jahre lang in unterschiedlichen Führungspositionen ich mich beim gesamten Team und al- bei Dimension Data (heute NTT Ltd.) tätig, zuletzt als len, die geholfen haben, diese rasche CFO. Sie war zudem maßgeblich an der Eingliederung digitale Umstellung zu bewerkstelli- der österreichischen Gesellschaft in den weltweiten gen, sehr herzlich bedanken. Die Co- NTT Ltd. Konzern beteiligt. Lawender lebt im Burgen- rona-Krise hat vieles ermöglicht, was land und ist Mutter eines achtjährigen Sohnes. zuvor nicht gegangen wäre.« Mit un- geahnten Folgen, wie Noll feststellt: »Viele Mitarbeiter wollen aus dem stehende nutzen. Auch mit dem As- Smart-Office-Lösungen völlig neu an- Home Office gar nicht mehr zurück. pekt: Es soll bequem weitergehen. zulegen – und zu Dingen, die vorher Jetzt haben die Unternehmen aber Was sich aber durch Technologie und eher zurückhaltend betrachtet wor- viel Bürofläche und viel Raum. Tradi- Innovation ergibt, sieht oft ganz an- den sind, ist jetzt die Erkenntnis da: tionell hatte auch jeder am Arbeits- ders aus. Genauso wie den Wechsel Das wollen wir.« Zurückkommend
Nr. 04–05 | 2021 HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE | 21 auf die Studie sieht Winkler den Microsoft gerade nach einem Weg, von der sozialen Komponente. Für Wunsch nach Vertrautem: »Die Leute wie es für uns nach der Corona-Zeit uns geht es daher um zwei Faktoren: würden gerne Bewährtes weiter be- aussehen kann. Home Office und mo- einerseits um die Technologie, diesen nutzen, bei den neuen Collaboration- biles Arbeiten waren zwar schon vor Prozess erst einmal zu ermöglichen Systemen haben die Leute ein wenig der Krise üblich, aber die extreme Er- bzw. zu unterstützen, und anderer- Angst. Da sollten die Hersteller ver- fahrung des letzten Jahres war sicher seits darum, dass die soziale Beflüge- stärkt auf gute, einfache Usability für alle prägend.« lung und Interaktion erhalten achten.« Martina Sennebogen, ist seit Anfang bleibt.« Februar Head of Global Sales beim Microsoft baut Büro um Linzer Software Unternehmen CE- Individuelle Lösungen gefragt Hermann Erlach, seit drei Jahren LUM, spezialisiert auf Digital Asset Mit Blick in die Zukunft meint Sen- Chief Operating Officer (COO) und Management und Task Management nebogen: »Ich weiß noch nicht, wie designierter neuer Microsoft-Öster- im Marketing. An flexibles Arbeiten, das ›neue Normal‹ ausschauen wird. reich Chef (ab 1. Mai 2021), fasst ob im Home Office oder mobil, ist die Ich glaube, es ist etwas ganz Indi- rückblickend zusammen: »Wir haben Mutter dreier Kinder gewöhnt: »Das viduelles. Technologisch bekommt jetzt Jahre der Digitalisierung in zwei wäre eigentlich auch gar nicht anders man das ›neue Normal‹ schnell in den Griff, menschlich ist es aber eine Riesen-Herausforderung für Thomas Gappmayr (52) ist seit April 2018 Head of Hu- das Management, die Menschen dort man Resources und Mitglied der Geschäftsleitung bei abzuholen, wo jeder Einzelne ist. Konica Minolta Business Solutions Austria. Zusätzlich Auch regulatorisch auf der gesetzli- hat er die funktionelle HR-Leitung der Business Unit chen Ebene ist es ganz schwierig, das Konica Minolta IT Solutions in Stuttgart übernom- menschlich persönliche Bedürfnis zu men. Davor war Gappmayr in leitenden Funktionen regulieren.« Gerade in dieser heraus- im Bankensektor tätig, zuletzt für mehr als fünf Jahre in der Sberbank Europe als Head of Group Human fordernden Zeit, ist es ihr auch ganz Resources. Gappmayr hat Rechtswissenschaften an wichtig, intern den Kontakt zum der Universität Salzburg studiert. europaweit verteilten Sales-Team so gut wie möglich über alle erlaubten Kanäle zu halten. Aber auch der Ver- Monaten erlebt. Man hat gesehen, möglich, auch wenn es manchmal et- trieb insgesamt laufe jetzt natürlich wie dynamisch und resilient viele was hektisch ist. Nine-to-five im Büro ganz anders als gewohnt ab. »Alle Unternehmen unter Druck sein kön- hat einfach sehr viel an Limitierung, acht Mitarbeiter in Wien arbeiten nen. Intern hat es bei uns sehr starke wenn man neben seinem Regulative gegeben, amerikanische Job auch noch Familie hat. Unternehmen sind da sehr streng. Natürlich gab es seit dem Alfred Harl (63) fungiert seit 2007 als Obmann des Fachverbands UBIT (Unternehmensberatung, Buch- Zeitgleich haben wir auch beschlos- Lockdown mit Kinderbe- haltung und Informationstechnologie) in der WKÖ. Er sen, unser Büro umzubauen, was treuung und Distance wurde in dieser Funktion im November 2020 bestätigt dazu geführt hat, dass wir jetzt alle Learning auch eine or- und für weitere fünf Jahre an die Spitze des Fach- seit einem Jahr zu beinahe hundert dentliche zusätzliche Be- verbands UBIT gewählt, der im Moment rund 73.000 Prozent im Home Office sind. lastung.« Job-mäßig sei es Unternehmen vertritt. Harl gründete bereits 1980 eine große Herausforde- sein Beratungs-Unternehmen Harl Consulting. Er war Unternehmenskultur wichtig rung gewesen, »die Kun- zudem von 2019 bis 2020 Obmann der Bundessparte Die Arbeitsweise der letzten Monate den rasch in die neue Si- Information und Consulting in der WKÖ. bescherte uns eine steile Lernkurve, tuation «hinüberzubrin- aber manchmal lernt man aus extre- gen», sagt Sennebogen. men Erfahrungen am meisten. Das Vor allem für Marketing und Kreativ- derzeit remote, unser Großraumbüro technologische Thema ist nicht das teams – typische Endanwender der ist auch für Videokonferenzen und Entscheidende, es ist vielmehr ein CELUM Plattform – gibt es noch eine ständiges Telefonieren suboptimal. Kulturthema«, meint der Microsoft zusätzliche Hürde, denn »das Home Für die Zukunft braucht es da neue COO: »Es ist zutiefst von der eigenen Office und die Vernetztheit von Pro- Lösungen«, stellt Sennebogen klar. Unternehmenskultur abhängig. Ei- zessen im klassischen Zusammenar- Zusammenfassend sieht die CELUM gentlich ist jetzt das Management ge- beitsbereich, also Nutzung von Appli- Managerin drei wichtige Punkte: fordert, das richtige Modell zu su- kationen, E-Mails und MS-Teams, »Technologische Readiness, die so- chen, und nicht im Copy-Paste-Ver- sind eher fortgeschritten im Ver- ziale bzw. menschliche Komponente fahren ein Modell zu übernehmen, gleich zu kreativen Prozessen und sowie der Blick auf die Zukunft, das das für das eigene Umfeld vielleicht Abläufen. Gerade der Kreativprozess neue Normal und dafür notwendige gar nicht passt. Wir suchen selbst bei insbesondere die Ideenfindung lebt ja Bedingungen und Regulatorien.«
COMPUTERWELT Alfred Harl, seit vielen Jahren Ob- Leute zu Hause sitzen, da gibt es auch mann des Fachverbands UBIT (Unter- keinen Kaffeetratsch, der ganz wich- nehmensberatung, Buchhaltung und tig ist. Wir müssen ganz besonders Informationstechnologie), nützt die auf die Menschen achten, dass sie Chance sich bei den drei UBIT Berufs- nicht überfahren und überfordert gruppen zu bedanken: »Das sind die werden.« Den Schritt in Richtung IT-Expertinnen und Experten, die Home-Office-Gesetz begrüßt Harl von links: Martina Sennebogen (CELUM), Alfred Harl (UBIT) über Nacht den Hebel umgelegt ha- grundsätzlich und hält fest: »Das und Thomas Gappmayr (Konica Minolta) ben und ihren Kunden mit Rat und Home Office muss im Einvernehmen mit dem Betrieb und den Arbeitneh- mern vereinbart werden«, es seien »Technologisch bekommt man aber noch einige Punkte nicht ganz das ›Neue Normal‹ schnell in klar gestellt, wie etwa der Daten- schutz, der Arbeitsschutz oder die den Griff, menschlich ist es eine Nutzung und Haftung für (eigene Riesen-Herausforderung für das oder vom Unternehmen gestellte) Ar- Management.« beitsgeräte im Home Office. »Was die Martina Sennebogen, CELUM neue Arbeitswelt insgesamt, rund um Werkverträge und Home Office, be- trifft, muss der Gesetzgeber noch viel Tat zur Seite gestanden sind. Die agiler werden«, fordert Harl. zweite Berufsgruppe sind die Unter- nehmensberaterinnen und -berater, Die Krise aus HR-Perspektive UBIT-Obmann Alfred Harl (links) hört Thomas Gappmayr, HR- denn viele Geschäftsführer hatten das Hier schließt gleich Thomas Gapp- Chef bei Konica Minolta aufmerksam zu. Riesenproblem, dass die Mitarbeiter mayr, Head of HR bei Konica Minolta, auf einmal physisch weg waren. Ne- zum Thema Home-Office-Regelungen benbei bemerkt hat die Krise ja nicht an: »Mobile Working war schon vor nur menschliche, sondern auch fi- der Corona-Krise ein Thema. Wir hat- nanzielle Komponenten, viele Betrie- ten dazu eine Betriebsvereinbarung, be befinden sich bis heute in einer allerdings nach dem alten Modell: schwierigen Situation. Und die dritte Man hat geschaut wie viele Tage Berufsgruppe sind die Buchhalterin- Home Office verkraftet unser Unter- nen und Buchhalter, die Tag und nehmen und wie bereit sind die Füh- Nacht mit Berechnungen zu Kurzar- rungskräfte und Teams dazu. Da geht beit und Härtefallfonds sowie einer es ja sehr viel um Kompetenz und Flut von Anträgen beschäftigt wa- Vertrauen. Im März 2020 war es auch ren.« Harl stellt auch der WKÖ ein bei uns der Sprung ins kalte Wasser. hervorragendes Zeugnis für die Be- Der schnelle Wechsel vom Büro ins wältigung der aktuellen Situation Mobile Office war mit einem kultu- und der Home-Office-Umstellung rellen Change verbunden, der im Nora Lawender, NTT Austria: »Ich glaube, dass Home Office aus. Zuge der Krise sicher untergeordnet den Eltern auch Erleichterungen bringt.« war«, stellt Gappmayr klar. Seine Glasfaser-Ausbau, IT-Security Conclusio: »Dieser kulturelle Change Er nennt drei Themenfelder, die jetzt muss jetzt ganz intensiv bearbeitet wichtig sind: »Breitband und Glasfa- werden, denn das Home Office ist ge- ser – der Ausbau muss viel schneller kommen, um zu bleiben. Wir be- vorangehen. Der zweite Bereich ist zeichnen es übrigens als ›Mobile Cybersecurity, jeder zweite Betrieb in Working‹, was der Gesetzgeber auch Österreich ist bereits von Cyberatta- aufgreifen sollte. Da sind die Unter- cken betroffen gewesen.« Da habe das nehmen schon wieder einen Schritt Home Office einiges an Lücken und weiter.« Zur eigenen Bewältigung neuen Fragen aufgemacht, auch in mein Gappmayr: »Aufgrund unserer punkto DSGVO, betont Harl. »Der eigenen Infrastruktur ist es uns ge- dritte und wesentlichste Punkt ist die lungen, sehr schnell ins Mobile Office Motivation der Mitarbeiter und wie zu wechseln. Viele Skeptiker wurden man sie als Arbeitgeber erreicht. Es damit eines Besseren belehrt. Natür- Der Roundable fand im neuen Büro von NTT statt. hat eine andere Energie, wenn die lich wird es bei einem auf Service fo-
Nr. 04–05 | 2021 HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE | 23 kussierten Betrieb immer Tätigkeiten mitierung mehr in punkto Mobile überhaupt irgendetwas zu bekom- geben, die man nur vor Ort beim Kun- Working geben, das heißt Teamleiter men, egal ob Laptop, Videokamera den durchführen kann. Aber bei zwei und Mitarbeiter entscheiden gemein- oder Headset. Viel wichtiger ist es al- Drittel der Tätigkeiten haben wir ge- sam, wie viel Mobile Working lerdings, das richtige Equip- sehen, dass sie ohne weiteres mit Mo- und Präsenz im Büro Sinn ment auszuwählen. Da ist auch bile Working machbar sind.« macht, erklärt der HR-Manager, der Arbeitgeber gefragt, sich zu »dazu sind wir gerade in der »Die Arbeitgeber kümmern, den Mitarbeitern die Hybrid-Working wird Usus Evaluierungsphase. Parallel haben bei der Auswahl richtige Ausstattung an die Künftig wird es ein Hybrid-Working- dazu schaffen wir eine moderne des Equipments eine Hand zu geben. Aus dieser Situ- Modell geben, also einen Mix beste- Office-Landschaft. Der Arbeits- große Verantwortung.« ation resultierte leider, dass hend aus Arbeit im Büro und Arbeit platz im Unternehmen muss in zum Beispiel günstige Consu- Stefan Grewe, EPOS von anderswo (zu Hause, beim Kun- Zukunft einen Mehrwert bieten mer-Headsets gekauft wurden, den, unterwegs etc.). »Man muss im – damit die Mitarbeiter und die nicht die Schutzmechanis- Zuge des Cultural Changes die gesam- Mitarbeiterinnen nicht nur ins men hatten, die das Gehör vor ten Arbeitsprozesse evaluieren, weil Büro kommen, um ihre Isolation zu Lautstärke-Spitzen schützen. Auch die derzeitigen Abläufe in vielen Un- beenden. Sondern auch, weil sie dort dass die Lärmgeräusche rundherum ausgeblendet werden, ist wichtig, weil jede Art von Lärm Stress erzeugt. Mit 1. Juli 2020 hat Fred Mahringer (49), die Leitung Da haben die Arbeitgeber bei der Aus- des HR-Bereichs bei A1 übernommen. Der promo- wahl des Equipments eine große Ver- vierte Betriebswirt Mahringer absolvierte bei A1 eine antwortung. Bei uns waren die Mitar- Techniklehre und schloss danach eine HTL für Elekt- beiter im Sales-Bereich schon immer rotechnik und ein MBA Programm ab. Die Stationen so ausgestattet, dass sie hybrid arbei- des Oberösterreichers bei A1 reichen von technischen ten konnten. Bereichen im Festnetz und Mobilfunk, der Leitung Channel Marketing & Customer Development im Who- lesale, der Leitung Strategie Planung Festnetz bis hin Egal, wo man arbeitet zum Director Portfolio- und Projectmanagement. Denn es geht nicht nur ums Home Of- fice, sondern darum, von überall ar- beiten zu können. Im ›neuen Normal‹ ternehmen noch auf dem Präsenz-Of- gewisse Dinge besser, effizienter, kre- stellt sich lediglich die Frage: Wie vie- fice basieren. Es geht also nicht nur ativer und produktiver als zu Hause le Tage bin ich im Home Office und um Infrastruktur, sondern um die machen können.« wie viele präsent im Unternehmen?« Prozesslandschaft insgesamt.« Gapp- mayr gibt auch einen internen Ein- Ausstattung wichtig blick: »Wir sind als Arbeitgeber mit Onlinekonferenz-Hard- Seit 2016 ist Christiane Noll (52) Geschäftsführerin bei Avanade in Österreich, einem im Jahr 2000 gegrün- dem Audit ›Familie und Beruf‹ zerti- ware-Anbieter und deten Joint Venture von Accenture und Microsoft. fiziert – das wird von den Angestell- Dienstleister zählen ein- Vor ihrer Zeit bei Avanade war Noll sechs Jahre bei deutig zu den Gewinnern Microsoft tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsfüh- der Corona-Krise, wie rung. Als Leiterin des Public Sectors koordinierte sie »Der wesentlichste Punkt ist auch Stefan Grewe, Sales alle Microsoft-Aktivitäten im öffentlichen sowie im die Motivation der Mitarbeiter – Director DACH Enterprise Bildungsbereich. Zuvor hat Noll das international täti- Solutions bei EPOS, fest- und wie man sie als Arbeitgeber ge CRM-Software-Unternehmen update mitaufgebaut. stellt. »Im März und April Ganz wichtig ist Noll ihre Patchwork-Familie. erreicht. « 2020 war der Headset- Alfred Harl, UBIT Markt nahezu leergefegt. Wir konnten unsere Produktion zum Herausforderungen beim Thema Glück danach vervielfachen, denn die Home Office seien sicher neben der ten extrem gut aufgenommen. Die Umsätze explodierten.« EPOS (zuvor technischen Ausstattung auch die Flexibilität in Bezug auf Arbeitsort Sennheiser Communications, Anm. räumlichen Rahmenbedingungen, und Arbeitszeit ist damit wesentlich d.Red.) ist Hersteller von Premium zum Beispiel wenn zwei Personen höher und damit ist beispielsweise Headsets und gehört zur Demant sich den Küchentisch als Arbeitsplatz Home Schooling etwas leichter be- Gruppe, der Hauptsitz des Unterneh- teilen müssen. »Spätestens da weiß wältigbar. Das ist auch für künftiges mens ist in Dänemark. Zielgruppen man ein Headset mit ANC (aktiver Employer Branding ganz wichtig, für die EPOS-Produkte sind sowohl Geräuschunterdrückung) sehr zu wenn Mobile Working fix etabliert Unternehmen als auch die Gaming- schätzen«, unterstreicht Grewe, Zu- ist«, ist Gappmayr überzeugt. Bei Ko- Community. »In der Krise ging es für sammenfassend meint der EPOS-Ma- nica Minolta wird es künftig keine Li- viele natürlich erst einmal darum, nager: »Wichtig ist, dass die Mitar-
24 | HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE COMPUTERWELT beiter im Home Office stressfrei ar- Fred Mahringer sieht es ähnlich: »In »Letztlich geht es aber jetzt um eine beiten können.« den nächsten Jahren steht uns eine radikale Unternehmenstransformati- Disruption bevor. Als HR sind wir ex- on und die Frage: Wie muss der Ar- Zukunft und Ausblick trem gefordert, wie wir diesen Pro- beitsplatz der Zukunft eigentlich aus- Hermann Erlach blickt ein wenig in zess in Zukunft gestalten. Das Thema sehen?«, fasst Martina Sennebogen die Zukunft: »Wir sind drauf und HR ist jetzt auch massiv aufgewertet zusammen. »Es geht nicht darum, dran, unsere eigene Zukunft der Ar- worden. Immer wenn es um New den Status Quo zu lösen, sondern eine beit zu designen. Da ist insbesondere Work geht, werden jetzt die vier Kom- Idee dafür zu bekommen, wo es in die HR-Abteilung gefordert, gemein- ponenten People, Place, Technology fünf bis sechs Jahren hingeht – und sam mit dem CEO und dem Manage- und Processes genannt. Eines ist klar: jedes Unternehmen muss für sich Christiane Noll freut sich: »Die Barrieren im Denken sind ge- Martina Sennebogen: »Es geht um radi- Der Roundtable wurde aufgezeichent und LIVE via brochen. Das ›es geht nicht‹ gibt es nicht mehr.« kale Unternehmenstransformation.« COMPUTERWELT TV übertragen. ment. Die Frage ist: Wie sieht das Stu- Bei Shop-Mitarbeitern geht kein versuchen, vorausschauend eine gute fenkonzept aus? Home Office oder Home Office, aber z. B. in der Buch- Lösung zu finden.« Büro ist die falsche Diskussion. Rich- haltung reicht vielleicht in Zukunft Christiane Noll hakt ein: »Die Zu- tig ist: Wie schaut mein Geschäftsmo- ein Tag in der Woche im Büro. Im kunft ist jetzt schon da, wir hinken dell aus und aus welchen Tätigkeiten Marketing oder bei kreativen Prozes- besteht es? Wickle ich das analog, hy- sen hingegen wird ein Tag in der Wo- brid oder digital ab? Das ist definitiv che nicht reichen. Das heißt, wir kön- »Was wir nicht wollen, ist, dass ein fordernder, positiver und nen nur einen gewissen Rah- die Leute nur zu Hause arbeiten spannender Designprozess. Das men vorgeben, wo sich die Mit- oder an fünf Tagen die Woche Office der Zukunft wird immer arbeiter in Abstimmung mit mehr ein Platz der Innovation, dem Team selbst gut bewegen im Büro sitzen.« der Begegnung und für den »Der fixe Arbeitsplatz können. In Zukunft brauchen Fred Mahringer, A1 Österreich Austausch.« Allerdings drohe gehört eindeutig der wir sicher noch einiges an mu- bei ansteigender Home-Office- Vergangenheit an.« tigen Experimenten.« Zeit die Gefahr, dass die Leute nur ein wenig hinterher. Freude und Christiane Noll, Avanade einfach zu viel Zeit online ver- Wohlfühlfaktor beachten Spaß an der Arbeit sind heute die am bringen, warnt Erlach: »Die An- Stefan Grewe sieht den Men- meisten unterschätzten Erfolgsfakto- zahl der virtuellen Meetings, E- schen im Mittelpunkt: »Es ist ren – daran muss man die richtigen Mails und Channels explodiert. schon sehr wichtig, dass sich Arbeitsbedingungen anpassen. Ich Um ein Ausbrennen der Mitarbeiter die Mitarbeiter auch in ihrer neuen habe sogar einen Mitarbeiter, der in zu verhindern, ist die Selbstverant- Arbeitsumgebung, im Home Office, Spanien am Strand sitzt – und er wortung und Selbstreflexion sicher wohlfühlen. Und es geht darum, zu macht eine Super-Arbeit. Also warum wichtig. Auch der gute, persönliche erkennen: Wir machen Home Office nicht. Es geht ja um die Sache und um Kontakt im Team – und sei es bei ei- nicht, weil alle vom Home Office re- die Leistung. Für mich ist es beson- nem Spaziergang im Park – ist ein- den, sondern es geht dabei um Ausge- ders schön zu sehen, dass die Barrie- fach gerade in der langen Krisenzeit wogenheit und Verantwortung, Hyb- ren im Denken gebrochen sind: Das wirklich entscheidend«, hebt der Mi- rid Work zu leben, wo es Sinn ›Es geht nicht‹ gibt es nicht mehr. crosoft-Manager hervor. macht.« Ganz wichtig ist: Wir müssen die
Nr. 04–05 | 2021 HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE | 25 Achtsamkeit in den Vordergrund stel- chen eine klare neue Vision, wie die fester Bestandteil geworden. Der len – für die Menschen und für die Arbeitswelt der Zukunft aussehen Wunsch nach Begegnungszonen, um neue Arbeitswelt.« soll und der werden sich viele Dinge sich wieder persönlich zu treffen, Nora Lawender spricht sich für klare unterordnen müssen. Ich wünsche nimmt zu. Auch der Bedarf an Räu- Regeln aus: »Ein Regulativ und eine mir viel mehr Flexibilität bezüglich men, welche kooperative Arbeitswei- Betriebsvereinbarung sind sicher Zusammenarbeit unter Beratern, um sen über Standorte hinweg ermögli- ganz wichtig, auf der anderen Seite schnell und professionell zum Wohle chen, steigt, sind sich alle Diskutan- brauchen wir auch diese Agilität, die der Betriebe zusammen arbeiten zu ten einig. Mark Winkler bringt ab- Selbstverantwortung und das Ver- können. Stichwort Werkvertragsre- schließend (referenzierend auf den trauen – das oft durch Überregulie- gelung: Diese verstaubte Materie ge- Gobal Risk Report des World Econo- Mark Winkler (links) zu Christiane Noll und Fred Mahringer: »Corona war Home Office und die Zukunft der Arbeit: Jedes Unternehmen muss erst der Anfang.« jetzt seinen individuellen Weg finden, waren sich die Experten einig. rungen wieder schwierig zu leben ist. hört endlich durch zukunftsfähige mic Forums, Anm. d.Red.) noch einige Dieses Spannungsfeld wird uns noch Regelungen abgelöst. Wichtig ist Gedanken ein: »Corona war erst der einer Weile beschäftigen.« Zum The- auch, dass wir das Thema Cy- Anfang, ich bin überzeugt, dass ma Home-Office-Gesetz meint sie: bersecurity im Auge behalten. die Herausforderungen generell »Ich glaube es muss formalisiert wer- Und wir brauchen dringend und die Komplexität in den Inf- den. Der Arbeitgeber und der Arbeit- eine stabile, schnelle, öster- rastrukturen noch zunehmen nehmer müssen wissen, wie ihre reichweite Infrastruktur, dazu »Wir haben jetzt Jahre wird. Umgelegt auf die digitale Rechte aussehen und was ihre Pflich- braucht es jetzt einen viel der Digitalisierung in Transformation haben wir ge- ten sind. Ich denke, da gibt es ja ei- schnelleren Glasfaser-Ausbau.« zwei Monaten erlebt.« lernt: Morgen ist etwas mög- gentlich sehr ähnliche Interessen.« Thomas Gappmayer schließt an: lich, was gestern nicht möglich Hermann Erlach, Microsoft »Man benötigt erstens einen ge- war – die exponentielle Ent- Es braucht klare Regeln wissen regulatorischen Rahmen, wicklung nimmt in vielen As- Hier ergänzt Alfred Harl: »Mit Bezug zweitens strategische Vorgaben pekten Fahrt auf. Und wir be- zum Home-Office-Gesetz: Regeln und drittens ist es eine Riesen- finden uns immer mehr in ei- Chance, eine neue, innovative Office- ner VUCA world« (VUCA ist ein Akro- Gestaltung umzusetzen, die die gesell- nym für die englischen Begriffe »Genauso wie den Wechsel vom schaftlichen Veränderungen des letz- volatility, uncertainty, complexity Tastentelefon zum Smartphone ten Jahres berücksichtigt. Zusätzlich und ambiguity. Es beschreibt schwie- gilt es, die Arbeitsprozesse anzupas- rige Rahmenbedingungen der Unter- werden wir jetzt den Wechsel sen. Wesentlich dabei ist die Kompe- nehmensführung. Anm. d.Red.). Als vom alten Büro zum smarten tenz der Manager, sie müssen ihr Füh- Hobby-Skipper hat er einen bildhaf- Office erleben.« rungsverhalten massiv anpassen. Da ten Vergleich parat: »Es geht darum, Mark Winkler, Kapsch BusinessCom braucht es neue Tools, eine neues das Boot auch in Extremsituationen Mindset und gezielte Schulungen.« unter Beibehaltung des sicheren Die Bürowelt hat sich bereits verän- Hauptkurses, mit Nordpolung und wird es brauchen, aber der sprich- dert und wird sich nachhaltig weiter klaren Visionen, reaktionsschnell wörtliche Amtsschimmel soll im Stall verändern. Bildschirmarbeitsplätze und mit der nötigen Flexibilität ins der Vergangenheit bleiben. Wir brau- stehen leer und das Home Office ist nächste Ziel steuern zu können.«
26 | HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE COMPUTERWELT Die Mehrheit der Beschäftigten in Ös- arbeiten. In der Krise ist es gelungen, dem einzelnen Mitarbeiter über die terreich wünscht sich vom Arbeitge- allen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Schulter blicken, um sich auf dem ber einen dauerhaften Home-Office- tern die notwendige Hardware zur Laufenden zu halten«, sagt Daniel Einsatz zu erlauben, bis es einen CO- Verfügung zu stellen – dabei mussten Rutter. »Zudem entsteht eine neue VID-19-Impfstoff gibt. Gleichzeitig wir teilweise nachrüsten«, berichtet Transparenz über Abteilungsgrenzen hoch im Kurs stehen mehr Freiräume Daniel Rutter. »Der hauseigene Sup- hinweg. Wichtig ist es aber, eine ge- bei Entscheidungen sowie der port räumte zudem technische Prob- sunde Mischung aus alter und neuer Wunsch, Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter auf Distanz online zu führen. Das sind Ergebnisse der Studie »Ar- Martina Sennebogen (39) ist seit Februar 2021 Head of Global Sales beim Linzer Softwarehaus CELUM, beitsplatz der Zukunft in der digita- Spezialist für Digital Asset Management. Zuvor war len Welt« der Kapsch Group. Dafür die studierte Betriebswirtin zehn Jahre bei Microsoft wurden bevölkerungsrepräsentativ in unterschiedlichen Vertriebs- und Management- 1.000 Arbeitnehmerinnen und Ar- Positionen tätig und verantwortete dort zuletzt das beitnehmer von einem Marktfor- Industrievertikal Energie. Die Karriere der dreifachen schungsinstitut befragt. Mutter begann als Produktmanagerin bei der Firma Hirsch Armbänder, danach war sie bei der Werbeagen- Wünsche ans Unternehmen tur McCann-Erickson tätig. Die Umfrage-Ergebnisse zeigen, dass die Beschäftigten in Österreich be- reits sehr konkrete Vorstellungen leme aus, beispielsweise bei Video- Arbeitswelt zu kreieren. Wenn man über eine neue Unternehmenskultur konferenzen. Ebenfalls sehr wichtig ausschließlich zu Hause arbeitet, feh- haben: 77 Prozent halten es im digita- für eine erfolgreiche Umstellung auf len die zufälligen Gespräche mit Kol- len Zeitalter für wichtig bis sehr Home-Office-Arbeit: Für die Führung leginnen und Kollegen in der Kaffee- wichtig, Home-Office-Mitarbeiter rein virtueller Teams braucht es neue küche. Diese braucht es, um neue Ide- auf Distanz in Online-Teams zu füh- Führungsmethoden, die wir aus un- en sowie eine Bindung an das Unter- ren. 83 Prozent wünschen sich, die seren internationalen Erfahrungen nehmen zu entwickeln. Daher sollten Strukturen der Organisation zu flexi- übernehmen konnten.« auch bei hybriden Arbeitsplätzen bilisieren, indem beispielsweise Ab- analoge Rituale ermöglicht werden. teilungsdenken aufgehoben wird. Zu- Führungskräfte gefordert Letztlich gilt es, das Beste aus beiden dem plädieren 89 Prozent dafür, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter es mehr Freiräume für Entscheidun- auf Distanz, »remote« zu führen, be- gen gibt. »Wir haben in der Corona- deutet eine Abkehr von klassischen Lockdown-Phase zeitweise fast alle Führungsmethoden. Die laufende »Bei zwei Drittel der Tätigkei- unsere 6.500 Mitarbeiterinnen und Kontrolle von physischer Anwesen- ten haben wir gesehen, dass Mitarbeiter in 40 Ländern vom Home heit, Arbeitszeit und -fortschritt fällt sie ohne weiteres mit Mobile dabei weg. An die Stelle Working machbar sind.« der Aufsicht durch die Mark Winkler (47) ist ausgebildeter Ingenieur, aka- Führungskraft tritt ein Thomas Gappmayr, Konica Minolta demisch geprüfter Werbekaufmann und absolvierte Bottom-up-Ansatz, bei einen MBA in Sales & Marketing. Der gebürtige Steirer dem das gesamte Team war 20 Jahre lang für Technologiekonzerne wie Dell, sich online und für alle Welten miteinander zu verbinden.« Fujitsu, Hitachi und Samsung im Business Develop- sichtbar auf Quartalsziele Die Pandemie hat den Unternehmen ment und im Management tätig. Seit 2016 ist er bei einigt. Die vereinbarten gezeigt, dass es möglich ist, Kernpro- Kapsch BusinessCom im Bereich Business Develop- ment und Management tätig. Mark Winkler ist stolzer »Objectives« werden für zesse und -Services auf sichere Art Familienvater sowie begeisterter Hobby-Skipper und alle Teilnehmer verständ- und Weise zu transformieren – und -Musikproduzent. lich aufbereitet und mit zwar in einer zuvor nicht vorstellba- definierten »Key Results« ren Geschwindigkeit. Die Workloads messbar gemacht. Diese haben sich für alle möglichen Unter- Office aus arbeiten lassen«, sagt Da- Objectives & Key Results (OKR) ge- nehmen innerhalb kürzester Zeit ver- niel Rutter, Vizepräsident Human Re- nannte Führungsmethode stammt schoben, die Mitarbeiter wurden von sources der Kapsch Group. »Tech- von IT-Häusern aus dem Silicon-Val- einem Tag auf den anderen ins Home nisch waren wir grundsätzlich auf ley und hat sich in der Praxis digital Office übersiedelt. Social Distancing, ein solches Szenario vorbereitet. Als geprägter Unternehmen bereits seit Remote Work und Kontaktverbote Digitalkonzern hatten wir bereits ge- Jahren bewährt. zwangen viele Unternehmen, sich lernt, wie Teams am besten online »Führungskräfte müssen nicht mehr mit neuen, digitalen Technologien vernetzt über Ländergrenzen hinweg jeder einzelnen Mitarbeiterin und je- auseinanderzusetzen. Einige mussten
Nr. 04–05 | 2021 HOME OFFICE – MOBILE WORKING – FUTURE OFFICE | 27 bei Null anfangen, andere konnten in Kooperation mit der Uni Wien und von zu Hause arbeiten werden, bei ihr Business in neue völlig neue Bah- der Uni Graz entstanden ist. Home denen das früher aufgrund ihrer nen lenken. Die digitale Transforma- Office hat durch die COVID-19-Pande- Funktion undenkbar gewesen wäre. tion steht jetzt weltweit auf dem Ra- mie einen Boom erlebt, es wurde von Über 80 Prozent der Unternehmen dar aller Unternehmen. nahezu allen Unternehmen (96 Pro- glauben, dass nach Corona regelmä- zent) genutzt. Die ursprünglich hohe ßig und auch mehr Stunden im Home Corona verändert nachhaltig Bedeutung der physischen Anwesen- Office gearbeitet wird. Folgt man die- Vor der Krise wurde Home Office in heit im Büro wurde in Zeiten des sen Ergebnissen, müssen Arbeitswei- 75 Prozent der österreichischen Un- Lockdowns durch Erwartungen an sen, Kollaboration und Führung neu ternehmen nur von wenigen Einzel- die virtuelle Verfügbarkeit abgelöst. gedacht und gestaltet werden. »Es ist personen oder sehr eingeschränkten Knapp 70 Prozent geben an, dass die- wichtig, die Learnings aus der Krise Zielgruppen genutzt. Das hat sich se bei ihnen im Unternehmen sehr zu reflektieren, sich mit veränderten schlagartig geändert: Insgesamt ge- wichtig geworden ist. Ein starker Fo- Ansprüchen an eine Büroumgebung ben 90 Prozent von 300 befragten kus auf Erreichbarkeit führt bei den auseinanderzusetzen sowie techni- Unternehmen an, dass während des Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schen, logistischen und operativen ersten Lockdowns zumindest die oft zu großem Druck. Viel wichtiger Herausforderungen, wenn zum Teil Hälfte der Belegschaft von zu Hause sei es, die Leistung in den Vorder- aus dem Büro und zum Teil aus dem aus gearbeitet hat. In knapp 60 Pro- grund zu rücken und klare Rahmen- Home Office gearbeitet wird, zu be- zent der Unternehmen arbeiteten so- bedingungen als Orientierung zu ver- gegnen. Außerdem gilt es die Weiter- gar nahezu alle Mitarbeiterinnen und einbaren, sagen die Studienautoren. entwicklung der Unternehmenskul- Mitarbeiter aus dem Home Office, 83 Prozent der Unternehmen sind da- tur in Richtung Vertrauen und Ergeb- heißt es in der Flexible Working Stu- von überzeugt, dass in Zukunft auch nisorientierung voranzutreiben«, so die 2020, die von Deloitte Österreich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Studie. cws Alle Teilnehmer auf einen Blick (alphabetisch nach dem Firmennamen) • A1 Österreich – Fred Mahringer, Head of Human • KONICA MINOLTA – Thomas Gappmayr, Head of Den Überblick über alle bislang veranstalteten Resources Human Resources COMPUTERWELT Roundtables finden Sie hier: • AVANADE – Christiane Noll, Geschäftsführerin • MICROSOFT – Hermann Erlach, COO und ab www.computerwelt.at/tag/roundtable Österreich 1.5.2021 neuer Geschäftsführer Die Expertenrunde zum Nachsehen finden Sie hier: • CELUM – Martina Sennebogen, Head of Global • NTT Austria – Nora Lawender, Geschäftsführerin www.facebook.com/computerwelt.at/videos Sales • UBIT – Alfred HARL, Obmann des Fachverbands www.youtube.com/c/ComputerweltAt • EPOS – Stefan Grewe, Sales Director DACH, UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und Enterprise Solutions (virtuell zugeschalten) Informationstechnologie) • KAPSCH BusinessCom – Mark Winkler, Director Moderation & Redaktion: Christine Wahlmüller DACH, Smart Spaces & Digital Ecosystems Technik: Roland Kissling, Christian Schratt
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