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I SS N 17 2 7 - 0 6 6 9 Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depression und Suizidalität Möller-Leimkühler AM Blickpunkt der Mann 2009; 7 (2) 22-27 Homepage: www.kup.at/dermann Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche Krause & Pachernegg GmbH Verlag für Medizin und Wirtschaft A-3003 Gablitz Ve r l a g s p o s ta m t : 3 0 0 2 P u r ke rs d o r f Erscheinungsort: 3003 Gablitz
Depression und Suizidalität Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depression und Suizidalität* A. M. Möller-Leimkühler Kurzfassung: Geschlechtsspezifische Verteilun- und -verarbeitung dargestellt, deren Geschlech- tempted suicides is three times higher compared gen von Depression und Suizidalität implizieren terspezifität sowohl soziologische als auch biolo- to men. In contrast, the suicide rate in men is at ein doppeltes Geschlechterparadoxon: Frauen er- gische Faktoren aufweist. Besondere Aufmerk- least three times higher, but their depression rate kranken 2–3-mal häufiger an einer Depression, samkeit gilt dem Konzept der „männlichen De- amounts to only half the women’s rate. Although haben eine geringe Suizidrate, aber eine hohe pression“, das entscheidend zur Aufklärung des this has been well-known for a long time existing Suizidversuchsrate. Dagegen ist die Suizidrate Geschlechterparadoxons bei Depression und Sui- explanations are not sufficient. In this paper, de- bei Männern mindestens 3-mal so hoch wie die zid beitragen könnte. pression and suicidality are explained in the con- der Frauen, ihre Depressionsrate ist jedoch nur text of gender-related stress exposure, stress vul- halb so hoch. Obwohl dies seit Langem bekannt Abstract: Gender-related rates of depression nerability and stress response. In particular, the ist, mangelt es an befriedigenden multifaktoriel- and suicidality implicate a double gender para- question is discussed whether the concept of len Erklärungsansätzen. In diesem Beitrag wer- dox: while the life-time risk of depression in male depression contributes to explain the gen- den Depressions- und Suizidrisiko im Zusammen- women is two to three times higher compared to der paradox in depression and suicide in men. hang mit Stressbelastung, Stressvulnerabilität men, their suicide rate is low, but their rate of at- Blickpunkt DER MANN 2009; 7 (2): 22–7. Einleitung Während zahlreiche Studien zur Depression bei Frauen ver- fügbar sind, mangelt es an Studien zur weiblichen Suizidalität Die Erkrankung an einer Major Depression geht mit einem – bei Männern ist es umgekehrt. Insgesamt ist der Forschungs- ausgeprägten Suizidrisiko einher [1]. 15 % der Patienten mit stand im Hinblick auf Unterschiede im suizidalen Verhalten schweren Depressionen begehen Suizid, 20–60 % der depres- bisher noch weitgehend auf epidemiologische Ergebnisse siv Erkrankten weisen Suizidversuche auf und 40–80 % lei- begrenzt, die überwiegend auf Daten von Jugendlichen und den während einer Depression an Suizidideen. Umgekehrt ist jungen Erwachsenen basieren. Darüber hinausgehende Erklä- eine Depression die häufigste Ursache für einen Suizid, bei rungsansätze sind insgesamt wenig befriedigend, da sie ent- etwa 60 % aller Suizide liegt eine Depression zugrunde [2]. weder zu „technisch“, zu „individualistisch“ oder zu „sozio- Berücksichtigt man bei diesem engen Zusammenhang von logistisch“ sind und – bis auf wenige Ausnahmen (z. B. [4]) – Depression und Suizidrisiko die jeweiligen geschlechtsspezi- die Alterssuizidalität ausklammern [5]. fischen Prävalenzen, so ergibt sich ein doppeltes Geschlech- terparadoxon: Soziologischen und psychiatrischen Suizidtheorien mangelt 1. Die Suizidrate der Männer ist mindestens 3mal so hoch wie es primär an einer differentiellen geschlechtsspezifischen die der Frauen, ihre Depressionsrate ist jedoch nur halb so Sichtweise. Ansätze, die auf die Geschlechterdifferenz einge- hoch. Die Lebenszeitprävalenz für Depression wird bei hen, bleiben einseitig, sofern sie „nur“ männliche oder weibli- Männern mit 5–12 %, bei Frauen mit 12–20 % angegeben. che Suizidalität beleuchten. So argumentiert etwa die Letali- 2. Frauen begehen im Vergleich zu Männern 3-mal häufiger tätstheorie, dass sich die höhere Suizidsterblichkeit der Män- einen Suizidversuch. ner aus der Wahl der härteren Suizidmethoden ergibt, wobei unbeantwortet bleibt, warum Frauen Methoden mit niedrige- Die höchsten Suizidversuchsraten finden sich bei Frauen im rem Letalitätsrisiko einsetzen. Die Theorie der Erinnerungs- Alter von 15–30 Jahren. Männer haben in allen Altersstufen verzerrung, die davon ausgeht, dass Frauen eher bereit seien, die höchsten Suizidraten, die im Alter noch einmal überpro- über ihre Probleme und damit auch über Suizidversuche zu portional ansteigen. In den letzten Jahren ist in Deutschland berichten, erklärt damit nicht die letale Suizidalität der Män- eine Verschiebung des Anteils alter Menschen, insbesondere ner. Ähnliches gilt für Annahmen der erfolgreicheren Be- von älteren Frauen an der Gesamtzahl der Suizide feststellbar. handlung depressiver Frauen sowie biologische Annahmen im Mittlerweile ist jede zweite Frau, die einen Suizid begeht, Zusammenhang mit der weiblichen Reproduktion [6]. älter als 60 Jahre [3]. Psychodynamische Erklärungsansätze fokussieren auf unter- Bisherige Erklärungsansätze weiblicher schiedliche motivationale Hintergründe suizidalen Verhal- und männlicher Suizidalität tens: Neben Aggressionskonflikten stünden vor allem Fusi- ons- und Autonomiekonflikte im Vordergrund, bei Frauen Diese auffällige Geschlechterdifferenz sowohl bei der De- ausgelöst durch gescheiterte Individuationsprozesse [7], bei pression als auch bei der Suizidalität ist bis heute erst ansatz- Männern durch Ablehnungs- und Kränkungserfahrungen [8]. weise erforscht und reflektiert einen deutlichen Gender-Bias: Die extrem hohe Suizidrate alter Männer wird im Rahmen der psychoanalytischen Narzissmustheorie dahingehend erklärt, * Nachdruck aus J Neurol Neurochir Psychiatr 2008; 9 (3): 40–5. dass diese im Unterschied zu alten Frauen eine deutlich vul- Aus der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München nerablere Geschlechtsidentität hätten, die altersbedingt nicht Korrespondenzadresse: PD Dr. rer. soc. Anne Maria Möller-Leimkühler, mehr durch phallische Abwehrsysteme kompensiert werden Psychiatrische Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität, D-80366 München, könne [9]. Sozialisationstheoretische Erklärungsansätze ge- Nußbaumstraße 7; E-Mail: anne-maria.moeller-leimkuehler@med.uni-muenchen.de hen von soziokulturell konstruierten Normen der Geschlech- 22 Blickpunkt DER MANN 2009; 7 (2) For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.
Depression und Suizidalität terrollen aus, die auch bei selbstdestruktiven Verhaltenswei- Tabelle 1: Risikofaktoren für Depression bei Frauen und sen handlungsleitend wirken. Danach wird ein vollendeter Männern. Nach [15]. Suizid als „rationaler“ Akt eher Männern, ein Suizidversuch Risikofaktoren für Frauen Risikofaktoren für Männer als „emotionaler“ Akt eher Frauen zugeschrieben [10]. Inso- fern würden die epidemiologischen Daten zur Suizidalität Niedriger sozioökonomischer Niedriger sozioökonomischer nichts anderes als die bekannten Geschlechterstereotypen wi- Status Status derspiegeln. Niedriges Bildungsniveau Alleinlebend Hausfrau Scheidung/Trennung Obwohl alle genannten Erklärungsmodelle dieses Geschlech- Ehefrau Arbeitslosigkeit terparadoxons unvollständig sind, wird allgemein davon aus- Mutter Berufliche Gratifikationskrisen gegangen, dass es sich dabei um ein reales Phänomen und Alleinerziehende Mutter Pensionierung nicht um ein Artefakt der Erfassung handelt. Geringe soziale Unterstützung Chronische Erkrankungen Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger Suizid und Suizidversuch sind hochkomplexe Phänomene, die Sexueller Missbrauch in Kindheit nur im individuellen Kontext biologischer, psychologischer und soziologischer Faktoren zu verstehen sind, wobei eine Gewichtung dieser Faktoren beim gegenwärtigen Forschungs- Überalterung der Gesellschaft: Im Vergleich zu Männern sind stand kaum geleistet werden kann [11]. Angesichts der Tat- Frauen im Alter stärker von Alleinleben, Armut und Multi- sache, dass sich biologische Merkmale, psychologische und morbidität betroffen; die Betreuung pflegebedürftiger Ange- soziologische Ressourcen und Belastungen bei Männern und höriger wird meistens von Frauen übernommen. Frauen unterscheiden und darüber hinaus unterschiedlich miteinander interagieren, wird die Entwicklung eines bio- Vor diesem Hintergrund ist eine Reihe von Risikofaktoren für psychosozialen Erklärungsmodells zukünftiger Forschung Depression bei Frauen identifiziert worden, die in Tabelle 1 vorbehalten sein. zusammengefasst sind. Im Folgenden werden geschlechtsspezifische Unterschiede Das höchste Depressionsrisiko haben alleinerziehende Mütter der Depression und Suizidalität im Rahmen eines Stress- mit geringem Bildungsstand [16]. Hinsichtlich der Suizidali- bewältigungs-Paradigmas dargestellt, in dem sozialstrukturel- tät von Frauen ist die Datenlage sehr begrenzt, es liegen haupt- le Rahmenbedingungen, psychosoziale Ressourcen und bio- sächlich Untersuchungen über klinische Risikofaktoren, ins- logische Merkmale integriert werden können. besondere Komorbidität und Suizidgedanken vor. Bei depres- siv erkrankten Frauen erhöhen frühere Suizidversuche und suizidale Gedanken die aktuelle Suizidalität stärker als bei Stress und Stressbewältigung: Gründe, depressiven Männern [17], Ähnliches gilt für komorbide Angststörungen [18, 19] und Missbrauchserfahrungen in der weshalb der Suizidversuch weiblich und Kindheit [20]. der Suizid männlich ist Wie Tabelle 1 zeigt, haben Männer z. T. andere Risikofakto- Depression gilt als die Stresskrankheit des 21. Jahrhunderts ren für Depression als Frauen, soweit dies der eingeschränk- mit steigender Prävalenz insbesondere bei den jüngeren ten Datenlage zu entnehmen ist. Während Frauen mit multi- Geburtskohorten [12], womit indirekt auch das Suizidrisiko plen Stressquellen konfrontiert sind, erscheint bei Männern ansteigt. Bei depressiv Erkrankten befindet sich die Stress- die Berufsrolle als die dominierende Stressquelle, zumindest achse in einem dauerhaften Aktivierungszustand, der zu ist diese bei Männern am besten untersucht. Diese Tatsache einem konsistent erhöhten Kortisolspiegel führt [13]. Damit reflektiert einen deutlichen Gender Bias in der Erfassung von können depressive Episoden als Folge unzureichender Bewäl- Stressquellen bei Männern und Frauen, der impliziert, dass tigung von (chronischem) Stress verstanden werden. Suizid die tatsächliche Stressbelastung beider Geschlechter zur Zeit und Suizidversuch stellen im Bewältigungsrepertoire jeweils eher noch unterschätzt wird. Die Identifizierung beruflicher Extreme dar und lassen sich in diesem Zusammenhang ge- Stressoren bei Männern hat ergeben, dass diese die gefährli- schlechtsspezifisch erklären. cheren Berufe haben, dass sie stärker von der zunehmenden Arbeitsplatzunsicherheit betroffen und durch Arbeitslosigkeit Geschlechtsspezifische Stressoren und Risiko- belastet sind und ein höheres psychisches Erkrankungsrisiko faktoren infolge ungünstiger psychosozialer Arbeitsbedingungen, so Während des letzten Jahrhunderts haben in den westlichen genannter Gratifikationskrisen, aufweisen. Diese Gratifika- postindustriellen Gesellschaften 3 große sozialstrukturelle tionskrisen entstehen durch eine Kombination von hohen An- Verschiebungen die Stressquellen für Frauen vermehrt: (1) forderungen und geringer Kontrollmöglichkeit einerseits und ihre zunehmende Teilnahme am Erwerbsleben, die zwar prin- hoher Verausgabung und geringer Belohnung andererseits zipiell gesundheitsförderlich ist, aber noch immer mit mehr [21, 22]. Schließlich erweist sich die erfolgreiche Emanzipati- Benachteiligungen im Vergleich zu Männern verbunden ist on der Frauen als ein bedeutender Stressfaktor für Männer: und zu einer Mehrfachbelastung durch Hausarbeit und Kin- Dies betrifft nicht nur die Erwerbstätigkeit der Frauen, son- dererziehung führt; (2) die Veränderung der Familienstruktu- dern auch deren Trennungsbereitschaft. Im Unterschied zu ren mit einer Zunahme der Anzahl alleinerziehender Mütter Frauen, die eine Trennung/Scheidung erleben, steigt das De- (85 % der Alleinerziehenden in Deutschland [14]); und (3) die pressions- und Suizidrisiko bei Männern um das Mehrfache Blickpunkt DER MANN 2009; 7 (2) 23
Depression und Suizidalität Tabelle 2: Risikofaktoren für Suizid bei Männern Hoffnung auf eine Problemlösung von außen und reflektiere typisch weibliche Hilflosigkeit und Bewältigungsdefizite, Sozialstrukturell Psycho/Sozial mag auch zutreffen, ist jedoch nicht hinreichend. Auch biolo- Anomie [26] Scheidung/Trennung [31] gische Gründe könnten dazu beitragen, dass Frauen weniger Soziale Desintegration [27] Pensionierung [32] letale Suizidintentionen haben als Männer, aber auch anfälli- Bevölkerungsdichte [28] Arbeitslosigkeit [33] ger für Suizidalität werden, wenn der Östrogenspiegel sinkt, Gesellschaftlicher Umbruch [29] Allein lebend [32] der gleichfalls zu einer Dysfunktion des serotonergen Systems Individualismus [30] Geringes Einkommen [33] führt [45]. Homosexualität [34] Impulsivität/Aggressivität [37] Weibliche Stressverarbeitung beinhaltet typischerweise inter- nalisierende, vor allem emotionszentrierte Coping-Strategien Medizinisch Biologisch wie sich selbst beschuldigen, grübeln, sich sorgen oder auch Frühere Suizidversuche (M+F) Genetische Disposition [40] soziotrope Verhaltensweisen, die wiederum stressverstärkend Suizid in Familie [17] Erniedrigte 5-Hydroxyindol- wirken. Neurowissenschaftliche Ergebnisse zum Zusammen- säure-Spiegel im Liquor [41] hang von Emotionsverarbeitung, Kognition und Gedächtnis Psychische Erkrankungen, Volumenreduktion im präfron- lassen vermuten, dass die Verarbeitung negativer Emotionen insbes. Depression [36] talen Kortex [39] bei Frauen stärker als bei Männern zu einer höheren Akti- Alkohol-/Drogenabhängigkeit [17] vierung emotionsrelevanter Hirnareale führt [46]. Ein Zusam- Chronische Erkrankungen [37] Nikotinkonsum [38] menhang zwischen emotionszentrierter Bewältigung und in- ternalisierenden Störungen wie Depression, Angststörungen und posttraumatischer Belastungsstörung wurde in mehreren [23, 24]. Diese Tatsache bestätigt erneut, dass die Ehe für Studien bei Frauen nachgewiesen, erste Ergebnisse verweisen Männer deutlich mehr gesundheitsprotektive Effekte hat als auch auf die prädiktive Bedeutung von Grübeln für Suizid- für Frauen. gedanken [47]. Eine depressive Erkrankung geht bei Männern offenbar mit Im Unterschied zu Frauen sind Männer – evolutionsbiolo- einem höheren Suizidrisiko einher als bei Frauen. Entspre- gisch und sozialisationsbedingt – an sozialem Status orientiert chende Angaben belaufen sich für Jugendliche unter 25 Jahre [42] und weisen stärkere psychobiologische Stressreaktionen auf 10:1 und für Erwachsene auf 6:1 [25]. Als wichtige Suizid- bei leistungsbezogenen Stressoren auf, die ihren sozialen Sta- risiken sind zahlreiche Faktoren für Männer belegt (Tab. 2). tus bedrohen. Dies erklärt ihre besondere Vulnerabilität ge- So konnten z. B. biologische Faktoren wie ein serotonerges genüber sozioökonomischen Belastungen [48]. Männer rea- Defizit im präfrontalen Kortex [39] oder auch Alkohol- und gieren auf Stress mit dem typischen „fight or flight“-Muster Drogenabhängigkeit [17] sowie chronische somatische Er- und setzen externalisierende Strategien ein mit einem hohen krankungen bis hin zu sozioökonomischen Stressoren über- Risiko der Selbst- und Fremdschädigung. Diese hauptsächlich wiegend bei männlichen Suizidopfern nachgewiesen werden. bei Männern beobachtbaren Stressreaktionen sind nicht nur erlerntes Rollenverhalten, sondern auch biologisch bedingt durch ein höheres Aggressionspotential und das männliche Geschlechtsspezifische Stressvulnerabilität und Geschlechtshormon Testosteron, dessen Spiegel insbesondere Stressverarbeitung in Konfrontationssituationen ansteigt, in denen es um den Er- Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur in ihrer ob- halt oder Erwerb von Macht und Dominanz geht. Während jektiven Stressbelastung, die deutlich mit der sozialen Ge- Aggression im traditionellen Weiblichkeitsstereotyp als Ver- schlechterrolle assoziiert ist, sondern auch in Bezug auf ihre lust der Selbstkontrolle bewertet wird, erlauben soziokultu- Stressvulnerabilität und -verarbeitung. relle Normen traditioneller Maskulinität die Instrumentalisie- rung männlicher Aggressivität zum Zweck sozialer Kontrolle Da Frauen nicht nur sozialisationsbedingt sondern auch und Ordnung. Macht und Dominanz, Kontrolle, Mut, Leis- evolutionsbiologisch bedingt interpersonell orientiert sind tungs- und Wettbewerbsorientierung, Unabhängigkeit, Auto- [42], sind sie bedeutend anfälliger für Stress, der aus engen nomie, Rationalität, Aktivität und Unverletzlichkeit sind sozialen Beziehungen kommt und weisen diesbezüglich stär- Wertvorstellungen und Handlungsleitlinien traditioneller kere psychobiologische Stressreaktionen auf als Männer [44]. hegemonialer Maskulinität, von deren Erreichung die Selbst- Frauen reagieren auf psychosoziale Stressoren anders als werteinschätzung abhängig gemacht wird [49]. Männer mit prosozialen und kommunikativen Strategien, mit Hinwendung und Kontaktaufnahme („tend and befriend“), Die Erreichung dieser Idealnormen ist nur auf Kosten der wobei nicht nur Normen und Werte der Geschlechtsrolle, son- Kontrolle von als weiblich definierten Emotionen wie Angst, dern auch die Ausschüttung des „Liebeshormons“ Oxytocin Unsicherheit, Schwäche, Traurigkeit und Hilflosigkeit mög- eine Rolle spielt, das bekanntermaßen in großen Mengen beim lich. Bereits diese emotionale Kontrolle kann auf Dauer ge- Stillen produziert wird und das Bedürfnis nach engen sozialen sundheitsschädigend sein [50], häufig wird sie insbesondere Bindungen verstärkt [44]. Vor diesem Hintergrund wird der von jungen Männern mit exzessiv ausagierendem „männli- weibliche Suizidversuch als eine sozioemotionale und kom- chen“ Verhalten wie Aggressivität, Ärger, Alkoholmissbrauch, munikative Strategie, bereits in den 1960er Jahren als Hilfe- Feindseligkeit, riskantem und antisozialem Verhalten und schrei interpretiert, besonders deutlich. Die häufig vertretene Gewalt (über)kompensiert, gefolgt von hohen psychischen, (androzentrische) Annahme, der Suizidversuch signalisiere körperlichen und materiellen Kosten [51, 52]. 24 Blickpunkt DER MANN 2009; 7 (2)
Depression und Suizidalität Hilfe zu suchen ist im Männlichkeitsstereotyp nicht vorgese- ergaben, dass diese zwar häufig depressiv und/oder alkohol- hen, da das Eingeständnis von Hilflosigkeit und Hilfsbedürf- abhängig waren, aber weniger den dortigen Ärzten als viel- tigkeit dem Verlust männlicher Identität gleichkäme. Im Un- mehr der Polizei und den Ordnungsbehörden bekannt waren. terschied dazu erscheint der Suizid als letztes Mittel, den Neben den üblichen depressiven Symptomen waren Sympto- Selbstwert zu retten und die Illusion von Selbstbestimmung me wie Gereiztheit, Irritabilität, Aggressivität, Ärgerattacken und Handlungsautonomie aufrechtzuerhalten – dies gelingt oder antisoziales Verhalten häufiger bei männlichen als bei nur, wenn der Suizidversuch gewaltsam ist und tödlich endet. weiblichen Suizidopfern zu finden. Erst als diese männer- Möglicherweise spielen biologische Faktoren bei der männli- spezifische Symptomatik in Diagnostik und Therapie berück- chen Suizidalität eine größere Rolle als bei der weiblichen, sichtigt wurde, konnte auch hier eine Reduktion der Suizid- und zwar im Sinne einer suizidalen Prädisposition: Diskutiert rate erreicht werden. wird der Zusammenhang zwischen Aggression, mangelnder serotonerger Aktivität und mangelnder Impulskontrolle, wo- Auch die wenigen bisher vorliegenden Studien zur männli- bei relativ gesichert von einer reduzierten Konzentration des chen Depression bestätigen weitgehend die theoretischen An- Serotonin-Metaboliten 5-Hydroxyindolessigsäure im Liquor nahmen: In einer dänischen Bevölkerungsstudie zeigte sich, [53] und darüber hinaus von einer elektrodermalen Hyporeak- dass unter den Bedingungen reduzierten Wohlbefindens Frau- tivität [54] ausgegangen werden kann. Eine biologische Dis- en direkt eine Major Depression entwickelten, während Män- position für Aggressivität und Impulsivität ist jedoch nicht ner mit Stress, Aggression und Alkoholmissbrauch reagierten spezifisch für suizidale Männer, ähnliche Befunde finden sich [71]. Wurden in einer Stichprobe von alkoholabhängigen Pati- auch bei Gewalttätern und psychiatrischen Patienten ohne enten neben den klassischen Depressionssymptomen auch die Suizidversuch [56–58]. untypischen, aber für Männer typischen Abwehrmuster er- fasst, konnte ein höherer Prozentsatz von depressiv erkrankten Männern identifiziert werden [72]. In Bezug auf stationär be- Die männliche Depression: Auflösung des handelte depressive Patienten wiesen Männer eine stärker aus- Paradoxons der hohen Suizidrate und geprägte affektive Rigidität sowie höhere Irritabilität und sig- niedrigen Depressionsrate bei Männern? nifikant häufigere Ärgerattacken auf [73, 74]. In einer eigenen Studie an ebenfalls stationär behandelten depressiven Patien- Da keine substanziellen Gründe für ein geringeres Depres- ten [75] ließen sich unterschiedliche geschlechtsspezifische sionsrisiko bei Männern erkennbar sind, muss ihre mangelnde Symptommuster aufdecken: Irritabilität, Aggressivität und Inanspruchnahme professioneller Hilfe (m:f = 1:2 [58]) als antisoziales Verhalten bei Männern, Unruhe, depressive Ver- einer der Gründe angenommen werden, weshalb Depressio- stimmung und Klagsamkeit bei Frauen. nen bei Männern häufig nicht erkannt und nicht behandelt werden. Dies wird durch internationale Bevölkerungsstudien Die Untersuchung einer Bevölkerungsstichprobe von 18-jäh- bestätigt [59, 60]. Angesichts der oben dargestellten ge- rigen Männern ergab ein 22%iges Risiko einer „männlichen schlechtsspezifisch unterschiedlichen Stressverarbeitung Depression“ (bei Erfassung männlicher Symptome) und Hin- muss aber auch angenommen werden, dass Männer anders mit weise darauf, dass sich mit steigender Depressionsgefährdung depressiven Symptomen umgehen bzw. sich Depressionen bei die männlichen Symptome verstärken, während die typisch Männern anders als mit den klassischen Symptomen äußern depressiven Symptome unverändert bleiben bzw. dissimuliert können, und zwar mit männertypischen Abwehrstrategien werden [76]. zum Schutz einer „starken“ Fassade. Bisherige Studien zur geschlechtsspezifischen Psychopathologie der Depression Die bisherigen Befunde zur männlichen Depression verwei- kommen zu dem Ergebnis, dass – zumindest bei klinischen sen darauf, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Depressionen – sich die Kernsymptome nicht unterscheiden Symptomatik vornehmlich in den frühen Stadien der Erkran- [61, 62]. Allerdings berichten Männer konsistent weniger kung dominieren, und zwar als Folge der geschlechtsspezifi- depressive Symptome als Frauen [62], außerdem wurden in schen Coping-Strategien. Die Frage, ob männliche Symptome einigen Studien erhöhte Feindseligkeit [63, 64], erhöhter zu einem höheren Suizidrisiko führen, muss beim jetzigen Alkoholkonsum [65, 62] sowie erhöhte Agitiertheit bei Forschungsstand noch offen bleiben. Männern gefunden [66]. Interessant ist weiterhin, dass sich die Depressionsrate und -symptomatik von Männern nicht Die Unterdiagnostizierung von Depression bei Männern kann von derjenigen der Frauen unterscheidet, wenn Alkohol und nicht nur auf mangelnde Hilfesuche der Betroffenen zurück- Suizid gesellschaftlich tabuisiert sind wie in der jüdisch- geführt werden, sondern auch auf einen Gender Bias in der orthodoxen Gemeinde [67, 68] und/oder die Geschlechtsrol- Depressionsdiagnostik. Bei den genannten männlichen Symp- lennormen streng egalitär sind wie bei den Amish People [69]. tomen bzw. Abwehrstrategien handelt es sich um untypische Verhaltensmuster, die nicht in den führenden Depressions- Das Konzept der „männlichen Depression“ wurde erstmals im inventaren enthalten sind. Die üblichen Beurteilungsverfah- Rahmen eines Suizidpräventionsprogramms auf der schwedi- ren zur Erfassung von Depression gehen vom Prototyp der schen Insel Gotland formuliert [70]. Nach einem systematisch weiblichen Depression aus und enthalten überwiegend Symp- durchgeführten Fortbildungstraining der dort ansässigen tome und Coping-Strategien, die von Frauen berichtet werden Ärzteschaft in Bezug auf Depressionsdiagnostik und -behand- (z. B. Antriebslosigkeit, depressive Verstimmung, Grübeln, lung zeigte sich, dass die Suizidrate bei Frauen um etwa 90 % Selbstvorwürfe). Die typisch männlichen depressionsab- reduziert werden konnte, die der Männer aber unverändert wehrenden Strategien wie Aggressivität, Ärgerattacken, blieb. Psychologische Autopsien der männlichen Suizidopfer Feindseligkeit, Aktivismus oder exzessiver Alkoholkonsum Blickpunkt DER MANN 2009; 7 (2) 25
Depression und Suizidalität werden nicht erfasst. Dies führt nicht nur dazu, dass Depres- Literatur: 21. Karasek R, Theorell T. Healthy work: stress, productivity, and the reconstruction of sionen bei einem Teil der betroffenen Männer nicht erkannt 1. Nemeroff CB, Bompton MT, Berher J. The working life. Basic Books, New York, 1990. depressed suicidal patient. Assessment and werden, sondern begünstigt tendenziell auch Fehldiagnosen treatment. Ann NY Acad Sci 2001; 932: 1–23. 22. Siegrist J. Adverse health effects of high- in Richtung Alkoholabhängigkeit und antisozialer Persön- effort/low-reward conditions. J Occup Health 2. Skogman K, Alsén M, Ojehagen A. Sex Psychol 1996; 1: 27–41. differences in risk factors for suicide after lichkeitsstörung – Diagnosen, die mit dem männlichen Ste- attempted suicide – a follow-up study of 23. Matthews KA, Gump BB. Chronic work reotyp zusammenhängen und bei Männern im Vergleich zu 1052 suicide attempters. 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