Depression in der Palliativmedizin
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Depression in der Palliativmedizin Version I.2 Erstellt: Dr. med. Jacqueline Schwartz Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf Geprüft: Dr. med. Martin Neukirchen Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf Dipl.-Psych. Beate Hornemann Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden Prof. Dr. med. Jan Gärtner Palliativzentrum Hildegard, Basel, Schweiz Dr. rer. nat. Carolin Wolf Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen Prof. Dr. med. Michael Thomas Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, Internistische Onkologie der Thoraxtumoren Erstellt: 13.04.2021 Gültigkeit bis: 13.04.2024 Kontakt: Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf Telefon: 0211 81-08700 E-Mail: jacqueline.schwartz@med.uni-duesseldorf.de
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs Inhaltsverzeichnis: 1. Legende zur SOP 2. Abkürzungen 3. Inhalte der SOP 3.1 Diagnostik I 3.2 Diagnostik II Depression 3.3 Therapie der Depression 3.3.1. Medikamentöse Therapie der Depression 4. Angabe der Hauptquelle 5. Datenschutz- und Nutzungsbedingungen 6. Quellenangabe/Literaturangaben Version: I.2 Erstellt von: Dr. J. Schwartz Datum: 13.04.2021 Geprüft von: Dr. M. Neukirchen, Dipl.-Psych. B. Hornemann, Prof. Dr. M. Thomas, PD Dr. J. Gärtner, Dr. C. Wolf Gültigkeit bis: 13.04.2024 Freigegeben von: Dr. J. Schwartz
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs 1. Legende zur SOP = klinischer Zustand = therapeutische Handlung = diagnostische Handlung = Ereignis/Entscheidung = neuer Prozess = Prozess ja/nein = logische Konsequenz/Informationsfluss = beigefügtes Dokument Version: I.2 Erstellt von: Dr. J. Schwartz Datum: 13.04.2021 Geprüft von: Dr. M. Neukirchen, Dipl.-Psych. B. Hornemann, Prof. Dr. M. Thomas, PD Dr. J. Gärtner, Dr. C. Wolf Gültigkeit bis: 13.04.2024 Freigegeben von: Dr. J. Schwartz
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs 2. Abkürzungen abh. abhängig b. Bed. Bei Bedarf Ggf. Gegebenfalls HS Hauptsymptom HADS-D Hospital Anxiety and Depression Scale Deutsch i.v. intravenös Kps. Kapsel Lsg. Lösung NaSSA Noradrenergic and Specific Serotonergic Antidepressant NW Nebenwirkungen PHQ-9 Patient-Health-Questionnaire p.o. per os PTBS Posttraumatische Belastungsstörung SSNRI Selective Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor SSRI Selective Serotonin-Reuptake-Inhibitor Tbl. Tablette TZA Trizyklisches Antidepressivum u.a. und andere z. N. zur Nacht Version: I.2 Erstellt von: Dr. J. Schwartz Datum: 13.04.2021 Geprüft von: Dr. M. Neukirchen, Dipl.-Psych. B. Hornemann, Prof. Dr. M. Thomas, PD Dr. J. Gärtner, Dr. C. Wolf Gültigkeit bis: 13.04.2024 Freigegeben von: Dr. J. Schwartz
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs Palliativpatient/in mit 3.1 Diagnostik I depressiver/ängstlicher Symptomatik kein 2- Fragen-Screening nach Whooley Hinweis 1. Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder auf hoffnungslos? Depression 2. Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie Ist Angst S3-Leitlinie sonst gerne tun? wahrscheinlich? Palliativmedizin/ Psychoonkologie Ergänzend Psychoonkologisches Screening: z.B. HADS-D, PHQ-9, u.a. nein ja Ja (Mischformen mit Angst möglich) SOP „Angst“ Organische Ursache möglich? S3-Leitlinie ja Organisch depressive ZNS-Tumore, Hyperkalzämie, Palliativmedizin/ Störung Hypothyreose, Hypoxie, unerwünschte Differentialdiagnosen Psychoonkologie Medikamentenwirkung abklären nein Sind ≥ 2 der folgenden Kriterien Demenz ja (Hauptsymptome nach ICD 10) für ≥ 2 Wochen erfüllt? 3.2. Depressive • Gedrückte Stimmung Parkinsonoid Episode/Depression • Interessen-, Freudeverlust • Minderung des Antriebs Trauer nein ja Anpassungsstörung Bezug zu kritischem Lebensereignis? Hypoaktives Delir nein ja Dysthymie Dauer >2 Jahre? Fatigue Version: I.2 Erstellt von: Dr. J. Schwartz Datum: 13.04.2021 Geprüft von: Dr. M. Neukirchen, Dipl.-Psych. B. Hornemann, Prof. Dr. M. Thomas, PD Dr. J. Gärtner, Dr. C. Wolf Gültigkeit bis: 13.04.2024 Freigegeben von: Dr. J. Schwartz
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs Patient mit depressiver Episode oder Depression ≥ 2 Hauptsymptome (HS) für ≥ 2 3.2 Diagnostik II Wochen Depression1,2 Wie viele Zusatzsymptome (nach ICD 10) liegen vor ? Cave: • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit • Individualisierte Betrachtung der • Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit Symptome: können auch durch • Suizidgedanken/-handlungen Grunderkrankung erklärt werden! • Verminderter Appetit • Miteinbeziehen der Klinik: • Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Köperpflege?, Sprache?, Mimik? • Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Schwingungsfähigkeit (DD: • Schlafstörungen Trauerreaktion!)? 0-2 3-4 ≥ 4 + 3 HS Leichte depressive Episode Mittelgradig depressive Episode Schwere depressive Episode Einschätzung der Suizidalität durchführen • Aktives und empathisches Befragen im Erstkontakt und im Verlauf (wöchentlich bei Einnahme von Antidepressiva) • Zuwendungsangebot: Raum und Zeit zur Verfügung stellen Liegen folgende Fälle vor ? • Unsicherheit in Diagnose/Behandlungsplanung ja Psychiatrisches/ • Psychotische Symptome/depressiver Stupor psychosomatisches Konsil • Fremdgefährdung anfordern • Komplexe psychiatrische Symptomatik • Akute Suizidalität nein 3.3 Therapie der Depression Version: I.2 Erstellt von: Dr. J. Schwartz Datum: 13.04.2021 Geprüft von: Dr. M. Neukirchen, Dipl.-Psych. B. Hornemann, Prof. Dr. M. Thomas, PD Dr. J. Gärtner, Dr. C. Wolf Gültigkeit bis: 13.04.2024 Freigegeben von: Dr. J. Schwartz
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs Patient mit einer gesicherten depressiven Episode (alle 3.3 Therapie der Depression 1,2 Schweregrade) Psychotherapeutische Behandlung anbieten (abh. von Prognose) Voraussetzung: partizipative Entscheidung, psychosoziale Basisbetreuung Ergänzend möglich sind verhaltenstherapeutische Verfahren, Achtsamkeit, Akzeptanz- und Commitmenttherapie, tiefenpsychologisch S3-Leitlinie Bei Lebenserwartung von fundierte Verfahren, Kreativtherapie Palliativmedizin/ wenigen Wochen • Beratungsangebot/Psychoedukation Psychoonkologie • Therapie mit • Unterstützung der Kommunikation zwischen An- und Zugehörigen Antidepressiva erwägen, je • Kontaktaufnahme zur Selbsthilfegruppen kürzer die zu erwartende Überlebenszeit, desto wichtiger sind Liegt eine mittelgradige oder schwere psychosoziale Maßnahmen nein depressive Episode vor mit einer • Latenzzeit bis Lebenserwartung > 4 Wochen? Wirkungseintritt der Substanz berücksichtigen ja • Cave: Auftreten Medikamentöse Therapie durchführen substanzabhängiger NW • Keine Überlegenheit eines einzelnen Antidepressivums besonders in den ersten • Auswahl der Substanz nach: Verträglichkeit, Interaktion und NW, zwei Wochen, z.B. Unruhe, Handhabbarkeit, Erfahrung des Behandlers, Ansprechen auf Medikamentöse Übelkeit u.a. vorangehende Behandlungen, Überdosierungssicherheit und Therapie der Depression Patientenpräferenz (partizipative Entscheidungsfindung) i • Rezidivprophylaxe: Gabe 4-9 Monate über Remission hinaus • Absetzen: möglichst ausschleichend, Absetzen in Finalphase • Cave: Suizidrisiko beachten Bei Nichtwirken der therap. Maßnahmen, Psychiatrisches/psychotherapeutisches Therapieresistenz, psychotischen Symptomen Konsil anfordern Version: I.2 Erstellt von: Dr. J. Schwartz Datum: 13.04.2021 Geprüft von: Dr. M. Neukirchen, Dipl.-Psych. B. Hornemann, Prof. Dr. M. Thomas, PD Dr. J. Gärtner, Dr. C. Wolf Gültigkeit bis: 13.04.2024 Freigegeben von: Dr. J. Schwartz
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs 3.3.1. Medikamentöse Therapie der Depression (Auswahl) 1,2,7 Antidepressivum Darreichung Anfangs- Tagesdosis Bevorzugte Hinweise (Auswahl) dosis Gabe Citalopram p.o./i.v. 10-20 mg 20-40 mg/d 1- 0- 0 Aktivierend, NW: (SSRI) Max. 40 mg / Max. 20 mg Unruhe/Übelkeit, (Alter>65, Leberinsuff.) Obstipation Mirtazapin p.o. (Tbl., 15 mg 15-45 mg/d 0- 0- 1 Sedierend (bereits ab (NaSSA) Schmelztbl.) 7,5 mg, dann aber ohne antidepressiven Effekt), appetitanregend Sertralin p.o. 50 mg 50-100 mg/d 1- 0- 0 Aktivierend, NW: (SSRI) Max. 200 mg/d Unruhe/Übelkeit Amitriptylin (TZA) p.o. (Tbl., Lsg.) 25-50 mg 75-150 mg/d Hauptdosis Bevorzugt b. neuropath. (in Klinik bis abends Schmerzen, NW: Max. 300 mg/d) anticholinerg, sedierend Duloxetin (SSNRI) p.o. (Kps.) 60 mg 60-120 mg/d 1-0-0 Alternative zu (kontraindiziert bei Amitriptylin bei GFR
Depression bei Palliativpatienten Handbuch der palliativmedizinischen SOPs 4. Hauptquelle S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung, Langversion 2.0, 2019 5. Datenschutz- und Nutzungsbedingungen Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben, insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissensstand zurzeit der Drucklegung der SOP entsprechen können. Hinsichtlich der angegebenen Empfehlungen zur Therapie und der Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten wurde die größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichwohl werden die Benutzer aufgefordert, die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollen bitte im allgemeinen Interesse der OL-Redaktion mitgeteilt werden. Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für jede diagnostische und therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung. Die SOP ist in allen ihren Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Bestimmung des Urhebergesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung der AG Palliativmedizin unzulässig und strafbar. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der AG Palliativmedizin reproduziert werden. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung, Nutzung und Verwertung in elektronischen Systemen, Intranets und dem Internet 6. Quellenangabe/Literaturangaben 1. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung, Langversion 2.2, 2020, AWMF-Registernummer: 128/001OL, https://www.leitlinienprogramm- onkologie.de/leitlinien/palliativmedizin/ (abgerufen am: 13.4.2021) 2. Bandelow, B. et al. Deutsche S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen. www.awmf.org/leitlinien.html (2014) 3. DGPPN, BÄK, KBV, AWMF (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression*. S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression – Langfassung, 2. Auflage. Version 5. 2015 [cited: 2021-04-13]. DOI: 10.6101/AZQ/000364. www.depression.versorgungsleitlinien.de 4. Irwin S., Hirst J., Block S., Givens J., Friedman M. UpToDate 9/2019 http://www.uptodate.com/contents/overview-of-anxiety-in-palliative-care 5. Schnell M., Schulz C. Basiswissen Palliativmedizin, 3. Auflage, Springer, 2019 6. Watson M., Lucas C., Hoy A., Wells J., Oxford Handbook of Palliative Care, 3. Auflage, Oxford University Press, 2019 7. Remi C., Bausewein C., Arzneimitteltherapie in der Palliativmedizin, 3. Auflage, Urban und Fischer, 2018 8. S3 Leitlinie Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten, www.awmf.org/leitlinien.html, Version 1.1, Januar 2014 9. Andersen BL, DeRubeis RJ, Berman BS, et al. Screening, assessment, and care of anxiety and depressive symptoms in adults with cancer: an American Society of Clinical Oncology guideline adaptation. J Clin Oncol 2014; 32:1605. 10. Spitzer RL, Kroenke K, Williams JB, Lowe B. A brief measure for assessing generalized anxiety disorder: the GAD-7. Arch Intern Med 2006; 166:1092. Version: I.2 Erstellt von: Dr. J. Schwartz Datum: 13.04.2021 Geprüft von: Dr. M. Neukirchen, Dipl.-Psych. B. Hornemann, Prof. Dr. M. Thomas, PD Dr. J. Gärtner, Dr. C. Wolf Gültigkeit bis: 13.04.2024 Freigegeben von: Dr. J. Schwartz
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