Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova

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Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova
INSIGHT
Nr. 1 2021

Humanise
FOKUS

Technology
Zusammentreffen menschlicher
und digitaler Welten

SOLUTIONS FOR SMARTER BANKING   PERSPEKTIVE

Customer Touchpoints:           Digitalisierung im Banking:
physisch oder digital?          Interview mit Stephan Sigrist
Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova
Herausgeber: Finnova
Ausgabe: Januar 2021
Redaktion: Finnova
Autoren: Finnova, Linkgroup AG
Bilder / Illustrationen:
iStock & Getty Images
Fotografie: Finnova, Cover und
Seite 6 bis 10: Selina Meier

Konzept/Realisation/Druck:
Linkgroup AG, Zürich
Schreibweise: Der Lesbarkeit
zuliebe wird auf männlich-
weibliche Doppelformen
verzichtet, die weibliche Form
ist jeweils mitgemeint.
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des Herausgebers.

© 2021, finnova AG Bankware
Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova
EDITORIAL

M              ensch versus Maschine: Im Zuge der Digitalisierung und rasanter tech-
               nologischer Entwicklungen wurden in den letzten 10 Jahren Vermu-
tungen immer lauter, dass künstliche Intelligenz den Menschen schon bald ersetzen
würde. Die Coronakrise rückt diesen Digitalisierungshype nun in ein neues Licht.
Zwar hat uns die Technik äusserst zuverlässig bewiesen, dass effizientes Arbeiten
trotz Social Distancing und Homeoffice durchaus möglich ist. Gleichzeitig wird der
Wert menschlicher Interaktion aber gerade dadurch hervorgehoben.
    Physische Präsenz bleibt wichtig. Darüber sowie über ein breiteres Verständnis
von Digitalisierung spricht Stephan Sigrist im Interview. Der Gründer des Thinktank
W.I.R.E. beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit Zukunftsfragen und komplexen
Märkten wie dem Finanzplatz Schweiz. Neben Sigrists Einschätzungen bietet auch
die Studie #getintouch von Prof. Dr. Nils Hafner spannende Erkenntnisse darüber, in-
wieweit die im Finanzwesen vorangetriebene Digitalisierung die Kundenbedürfnisse
wirklich trifft. Die wichtigsten Touchpoints für die Finanz- und Versicherungsbran-
che haben wir in dieser Ausgabe für Sie zusammengestellt.
    Ob auch Finnova die Bedürfnisse ihrer Kunden trifft, haben wir in einer aktuel-
len Umfrage erhoben. Die Auswertungen zeigen, dass wir auf Kurs sind und weiter-
hin Ihr Vertrauen geniessen. Für Ihr positives Feedback wie auch Ihre Anregungen
danken wir Ihnen und sehen dies als Ansporn, uns kontinuierlich weiterzuent­
wickeln. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe steht für uns dabei an oberster Stelle –
mit Kunden und Partnern genauso wie mit unseren Mitarbeitenden.
    Wie fruchtbare Kollaborationen selbst in Zeiten von Corona noch besser möglich
sein sollen, eröffnet ein neuer Denkansatz: «New Work»! Erfahren Sie in unserem
Fokusartikel mehr über die Arbeitswelt der Zukunft. In diesem Sinne wünschen
wir Ihnen eine inspirierende und motivierende Lektüre.

Hendrik Lang
Chief Executive Officer
Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova
6
  DIE HALTUNG DER BANKEN IM
       DIGITALISIERUNGSHYPE

 Ein Plädoyer für ein
breiteres Verständnis
 von Digitalisierung.

                                           24
                                           ALLES DIGITAL?

                                           Über den Einfluss
                                           von Corona auf
                                           die Beschleunigung
                                           der Digitalisierungs-

      20
                                           prozesse in der
                                           Finanz- und Versi-
                                           cherungsbranche.

      #GETINTOUCH – CUSTOMER TOUCHPOINTS
      IM BANKING

      So sehen die Berührungs-
      punkte zwischen Banken
      und ihren Kunden heute
      und in Zukunft aus.
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INHALT

26                                                   Perspektive

                                                     Fokus
                                                                                      6

                                                                                      12
DIE EINGANGSTÜR ZU IHRER                             Inside Finnova                  18
DIGITALEN FILIALE
                                                     Solutions For Smarter Banking   20
Erster durchgängiger
Online-Auftritt: mit                                 Connect IT                      26

«Portal as a Service».                               Innovation@GLKB                 28

                                                     News IT                         31

                                                     28
                                                     AWB UND BPF: ERFOLGREICHE
                                                     EINFÜHRUNG BEI DER GLARNER
                                                     KANTONALBANK

                                                     Wie sich Advisory
                                                     Workbench und
                                                     Business Process

                           12
                                                     Framework optimal
                                                     ergänzen.

                           HUMANISE TECHNOLOGY
                           Wie die Digitalisierung
                           herkömmliche Arbeits-
                           welten verändert und
                           welche Rolle dabei
                           die Ressource Mensch
                           spielt.
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PERSPEKTIVE

Die Haltung der Banken
im Digitalisierungshype
Wie steht es um die Digitalisierung in der Finanzbranche? Ist sie doch nicht
so disruptiv wie angenommen? Stephan Sigrist, Gründer des Thinktank
W.I.R.E., beschäftigt sich seit 13 Jahren mit Zukunftsfragen und komplexen
Märkten wie dem Finanzplatz. In seinen Analysen konzentriert er sich
nicht allein auf Technologien, er setzt sie auch in einen holistischen Kon-
text. Ein Plädoyer für ein breiteres Verständnis von Digitalisierung. Und
ein Gespräch mit erstaunlichen Erkenntnissen.

                                            Stephan Sigrist, was ist Ihre                  Phase. Je alltagstauglicher viele Lösun-
                                            Perspektive auf die Digitalisierung            gen werden, desto stärker merken wir,
                                            der Wirtschaft allgemein?                      dass sich das Versprechen einer totalen
                                            Mittlerweile ist klar, dass die Digitalisie-   Disruption durch künstliche Intelligenz
                                            rung nicht einfach eine Welle ist, die         sowie einer kompletten Dezentralisierung
                                            kommt und wieder verschwindet. Sie ist         durch Blockchain nicht bewahrheitet.
                                            ein neues Fundament, auf dem Unter-            Man muss Möglichkeiten der Digitalisie-
                                            nehmen und gesellschaftliche Struktu-          rung in einem grösseren Kontext der
                                            ren aufbauen. Unterdessen blicken wir          Volkswirtschaft und Gesellschaft
            STEPHAN SIGRIST                 auf 40 Jahre Erfahrung mit der Digita­-        verstehen.
   Dr. sc. ETH Zürich und Gründer des       l­isierung zurück. Die erste Phase mit
   Thinktank W.I.R.E. Die Entwicklung       dem Aufkommen des Internets und der            Wie beeinflusst die Coronakrise
und die Folgen der Digitalisierung stehen   Erkenntnis, dass Informationen ausge-          diesen Kontext?
  im Zentrum seiner Forschungsarbeit.       tauscht werden können, hat sicherlich          Corona ist eine präzedenzlose Situation,
                                            zu einer Demokratisierung geführt.             die langfristige Folgen haben wird. Zwar
                                            Machtgefüge haben sich als Folge               besteht die Gefahr, sie aus der Situation
                                            aufgelöst. Die zweite Phase mit dem            heraus zu überschätzen, und wir müssen
                                            Aufstieg der sozialen Medien und               zwischen den unmittelbaren und den
                                            der Zunahme der Leistungsfähigkeit der         langfristigen Folgen unterscheiden.
                                            Algorithmen war gekoppelt an einen             Sicher ist, dass wir auf dramatische Weise
                                            Digitalisierungshype und eine Euphorie,        lernen mussten, dass Gesundheit, Wirt­-
                                            die enorm hohe Erwartungen geschürt            schaft und Gesellschaft unwiderruflich
                                            haben. Die Annahme, dass der Mensch            voneinander abhängig sind. Aus der
                                            durch künstliche Intelligenz ersetzt wird,     Finanzkrise wussten wir bereits, dass
                                            hat in Wirtschaft und Gesellschaft zu          Wirtschaft und Gesellschaft zusammen-
                                            einer stark veränderten Wahrnehmung            hängen. Unser Gesundheitssystem aber
                                            geführt, verbunden mit möglichen Chan-         haben wir immer als autonom erachtet.
                                            cen, aber auch Ängsten. Aktuell befinden       Jetzt erkennen wir, dass alle drei Felder
                                            wir uns im Übergang in eine dritte             Teile eines Ganzen sind. Deshalb ist die

                                                                 7
Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova
Im Bibliothekszimmer lässt sich gut sinnieren. Das nostalgische Ambiente schlägt
die Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft.

                                                       ideologische Diskussion von Gesundheit       Systeme zum Scheitern. Dazu braucht es
                                                       gegen Wirtschaft völlig verblendet. Es ist   das menschliche Gehirn. Mittlerweile
TRUE TRANSFORMERS                                      ein Miteinander. Wir werden in einem         haben wir eine viel klarere Vorstellung
Das neue Buch von W.I.R.E.,                            gesamtheitlichen Verständnis eine            davon, was digital gelöst werden kann
                                                       wertebasierte Idee entwickeln müssen,        und was ein Hype ist.
«True Transformers», gibt einen                        wie wir damit umgehen.
Ausblick auf die neue Rolle                                                                         Gibt es länderspezifische Unterschiede,
der Finanzdienst­leister und die                       Welchen Einfluss der Digitalisierung         und wenn ja, wie schneidet die
                                                       sehen Sie in der Finanzbranche?              Schweiz bei der Digitalisierung ihrer
künftige Architektur des                               Die letzten zehn Jahre dachte man, dass      so bedeutenden Finanzbranche ab?
Schweizer Bankensystems.                               alles, was digitalisiert werden kann,        Bei länderspezifischen Analysen bin ich
                                                       digitalisiert wird. Jetzt merkt man, dass    etwas kritisch, was die vielen Indikato-
                                                       das nicht stimmt. Ein Teil wird digitali-    ren betrifft. Aber man kann sicher sagen,
                                                       siert – relativ schnell und unaufhaltbar.    dass die Schweiz auf einem guten Stand
                                                       Ich spreche von Basisinfrastrukturen der     ist, was die Digitalisierung anbelangt.
                                                       Banken, Kontoführungen, Zahlungen,           Wir haben seit vielen Jahren einen hohen
                                                       vom Strukturwandel in Richtung von           Industrialisierungsgrad, verfügen über
                                                       mehr Effizienz entlang aller repetitiven     Technologiekompetenz in den Unterneh-
                                                       Prozesse. Auf der anderen Seite sehen        men und Hochschulen, die Prozesse sind
                                                       wir gerade im Private Banking, dass die      weit fortgeschritten, und mit SIX haben
                                                       Interaktion mit dem Menschen eine            wir einen Infrastrukturprovider, der eine
                                                       zentrale Rolle spielt. Robo-Advisors         zentrale Rolle spielen kann. Nun geht es
                                                       können zwar Empfehlungen für Investi-        darum, zu verstehen, welche Dienstleis-
                                                       tionen aussprechen, aber komplexe            tungen Mehrwert bringen. Es sind nicht
                                                       Situationen eines Kunden analysieren,        einzelne Teilbereiche, die die Fintech
                                                       diese auf mehrere Länder herunterbre-        liefert, sondern es geht um das grössere
                                                       chen, Steuersituationen mit Empfehlun-       Bild. Das gilt es nun zu zeichnen. Der
                                                       gen zusammenführen, das bringt diese         Wettbewerb findet ausserhalb statt, an

                                                                                   8
Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova
18 Mitarbeitende analysieren im Büro in Zürich neue Technologien, Geschäftsmodelle und Trends.
               W.I.R.E. ist Herausgeber der Buchreihe ABSTRAKT.

                                                                 zum Beispiel ein Kunde in die Schweiz
                                                                 zieht, hat er Fragen zu seiner Gesund-
                                                                 heit. Im Kontext eines holistischen
                                                                 Private-Banking-Settings ist die Bank
                                                                 als Vertrauenspartner nicht nur für
                                                                 die Finanzfragen relevant, sondern auch
                                                                 für die Bedürfnisse im Bereich Gesund-
                                                                 heit. Da besteht aus meiner Sicht ein
                                                                 spannender Wettbewerb, bei dem sich
«Mittlerweile haben wir eine                                     eine Privatbank differenzieren kann.
                                                                 Weg von Einzellösungen und hin zu Netz­­-
viel klarere Vorstellung davon,                                  werken.

was digital gelöst werden                                        Gibt es einen Unterschied zwischen
                                                                 verschiedenen Finanzinstituten wie
kann und was ein Hype ist.»                                      Banken und Versicherungen?
                                                                 Die Vermischung des Angebots wird
                                                                 zunehmen, auch wenn Allfinanzlös­
                                                                 ungen in den 90er-Jahren nicht beson-
                                                                 ders erfolgreich waren. Die Komplexität
             den Schnittstellen zu den Kunden. Im                war damals zu gross. Wenn wir aber
             Private Banking besteht seit Langem die             nach vorne schauen, spielt es aus
             Idee der holistischen Kundenbetreuung.              Kundensicht keine Rolle, ob eine Bank
             Diese gilt es jetzt mit echten Mehrwer-             oder eine Versicherung Fragestellungen
             ten für die Kunden in die Zukunft zu                in Bezug auf Vorsorge und Finanzierung
             übertragen.                                         klärt. Für den Anbieter ergibt sich ein
                                                                 enormer Vorteil, wenn er in einer
             Das klingt interessant. Wie könnte das              Gesamtperspektive diese zusammen-
             konkret aussehen?                                   hängenden Angebote liefern kann.
             Mit Blick auf die höhere Komplexität                Deshalb bin ich überzeugt, dass diese
             wächst bei Kunden der Wunsch nach                   Konvergenz zunehmen wird. Die
             Einfachheit – und Orientierung. Eine                Mobiliar und die Raiffeisen sind gute
             wichtige Rolle spielt dabei ein zentraler,          Beispiele dafür. Die Fähigkeit, Ökosyste-
             vertrauenswürdiger Anknüpfungsort, an               me zu bauen, wird zentral. In der
             dem mehrere Dienstleistungen vermit-                Vergangenheit sind Versuche gescheitert,
             telt werden. Beispielsweise gehören                 weil man nicht klar abgestimmt hat, wer
             Health und Wealth zusammen. Wenn                    wofür verantwortlich ist, wer profitiert,

                                   9
Humanise Technology - Nr. 1 2021 INSIGHT - Zusammentreffen menschlicher und digitaler Welten - Finnova
PERSPEKTIVE

wer der Orchestrator ist, wer der Zuliefe-   Frage ist nur: Geht das über einen rein
rer. Ökosysteme muss man iterativ            digitalen Austausch? Man muss einen
bauen, Schritt für Schritt – im Austausch    Gegenwert für den Kunden entwickeln.
mit den Kunden.                              Was kriegt er, wenn er seine Daten
                                             liefert? Dieser Gegenwert kann nicht rein
Wie wird sich aus Ihrer Sicht das            digital sein. Es braucht eine haptische
Verhältnis digital versus physisch           Komponente in Form einer physischen
in den kommenden Jahren weiter               Präsenz. Wer den Dialog mit dem Kunden
verändern?                                   nicht aufrechterhält, verliert die Schnitt-
Die Fragen, die sich Banken und Versi-       stelle an die grossen Tech-Unternehmen
cherungen jetzt stellen müssen, lauten:      und wird zu einem Provider von White-
Wer pflegt die Kundenschnittstellen in       Label-Lösungen.
den nächsten Jahren? Was tun wir, damit
wir Wissen über die Kunden erlangen?         Welchen Stellenwert räumen Sie
Es reicht nicht, blindlings Datenbanken      Niederlassungen und persönlichen
aufzubauen. Die Ausgangslage ist ja          Treffen mit Kundenbetreuern ein?
grundsätzlich gut, denn man kennt            Soziale Interaktion und Nähe sind ein
seine Kunden. Den Dialog mit den             Grundbedürfnis des Menschen. Ein
Kunden muss man nun aber pflegen. Die        einfaches Onboarding-Gespräch kann
PERSPEKTIVE

«Ich sehe eine Chance in
der Notwendigkeit, sich jetzt
                                                                                                W.I.R.E.
zu überlegen, wofür der                                                                         W.I.R.E. ist ein unabhängiger Think-
                                                                                                tank. Als interdisziplinäre Plattform
Bankenplatz Schweiz steht.»                                                                     analysiert W.I.R.E. seit vielen Jahren
                                                                                                Entwicklungen in Wirtschaft, Wissen-
                                                                                                schaft und Gesellschaft und beschäftigt
                                                                                                sich schwergewichtig mit den Folgen
                                                                                                der Digitalisierung. Die Firma berät
                                                                                                Entscheidungsträger bei der Entwick-
                                                                                                lung von Früherkennungssystemen
sehr wohl digital durchgeführt werden.        wichtig, wie zum Beispiel Kernbankenlö-           und langfristigen Strategien, begleitet
Aber ein vertiefendes Gespräch, bei dem       sung als Ganzes versus Teillösungen als           Innovationsprojekte und unterstützt
ein Vertrauensverhältnis aufgebaut            SaaS (Software as a Service) oder kombi-          Unternehmen bei der Neugestaltung
wird, lässt sich nicht einfach virtualisie-   niert in ganzen digitalen Ökosystemen.            von Geschäftsmodellen.
ren. Deshalb räume ich dem persönlichen          Grundsätzlich ist Finnova im Kern der
Gespräch einen sehr hohen Stellenwert         digitalen Transformation. Das Funda-
ein. Komplexe Fragen, die im Algorith-        ment des Bankings wird digital. Punkt.
mus nicht abgebildet werden, müssen im        Es braucht Anbieter, die Gesamtlösungen
Austausch geklärt werden können. Ohne         bereitstellen, die stabil und sicher,
zeitnahe und unkomplizierte menschli-         modular und erweiterbar sind. Man
che Interaktion riskiert man einen            kann sich überlegen, ob geschlossene
Vertrauensverlust – das gilt übrigens auch    Systeme und das Ausgrenzen von
für die Gestaltung der Arbeitswelten.         anderen langfristig erfolgreich sind. Ich
Auch hier wird der physische Austausch        glaube, es wird eher in Richtung von
trotz oder gerade wegen häufigerem            offenen Systemen gehen, in die andere
virtuellem Arbeiten für spezifische           Unternehmen eingebunden werden
Interaktionen an Bedeutung gewinnen.          können. Anbieter, die eine Kontinuität
                                              und das Andocken ermöglichen, werden
Gibt es Bereiche wie Zahlungen,               aus Sicht der Banken jene sein, die
Anlagen oder Finanzierungen, die in           langfristig eine Perspektive haben. Die     weltweit kritische Daten gespeichert
Bezug auf die Digitalisierung besonders       Elemente Sicherheit, Erweiterbarkeit,       werden. Im zweiten zeichnen wir uns
hervorzuheben sind?                           offene Architektur und vor allem            durch den holistischen Ansatz aus. Und
Die Differenzierungsfaktoren auf diesen       Schnittstellen zwischen digitalen           im dritten setzen wir die Kundeninter­
Gebieten sind ganz klar Effizienz,            Systemen und Menschen sind die              aktion ins Zentrum und differenzieren
Convenience und Sicherheit. Es wird           zentralen Innovationsfelder, die ich im     uns durch hohe Servicequalität, hohe
weiterhin eine schnelle und harte             grösseren Blick als relevant erachte.       Kompetenz und hochstehende Kunden-
Digitalisierung der Prozesse geben. Grös-                                                 beratung. Wir dürfen im Kontext dieser
sere Lösungen und Skalierungen sind           Abschliessend: Welche langfristigen         vermeintlich radikalen Disruption die
relevant, denn diese Abwicklungen sind        Chancen bietet die Digitalisierung in       Zusammenhänge nicht vergessen.
repetitiv. Über Einzellösungen kann           der Finanzbranche?
man sich nicht differenzieren.                Ich sehe eine Chance in der Notwendig-
                                              keit, sich jetzt zu überlegen, wofür der
Welchen Einfluss hat die Digitalisie-         Bankenplatz Schweiz steht. Es gibt drei
rung auf das Leistungsangebot von             positive Szenarien, in denen wir uns
Finnova?                                      differenzieren können, bei den anderen
Für Finnova ist der Einfluss der Digitali-    droht ein Bedeutungsverlust: Im ersten
sierung auf das Leistungsangebot              sind wir ein Data-Security-Hub, wo          Autorin: Monika Mingot

                                                                 11
FOKUS

Humanise Technology
Die Digitalisierung verändert klassische Arbeitswelten und
bietet viele neue Möglichkeiten – zum Beispiel durch flexiblere
Arbeitszeitmodelle. Doch was genau steckt hinter dem Begriff
«New Work»? Wo liegen die Chancen und Herausforderungen?
Und welche Rolle spielt dabei die Ressource Mensch?

                           Ungewohnte digitale Fähigkeiten in Echt-       Die Transformation der
                           zeit entwickeln, testen und effizient          Arbeitswelten
                           einsetzen: Bei Finnova haben alle den Be-      Der Begriff «New Work» ist eine Absage
                           weis erbracht, dass das geht. Insbeson­        an klassische Büroarchitektur und Arbeits-
                           dere an der Schnittstelle zu unseren End-      strukturen. Grund dafür sind vor allem die
                           kunden haben Lösungen wie Advisor              sich wandelnden Arbeitsprozesse infolge
                           Workbench oder «Portal as a Service» dies      der Digitalisierung und Automatisierung.
                           möglich gemacht. Seit dem Lockdown im          Auch Finnova stellt die digitale Transfor-
                           Frühjahr 2020 gehört Homeoffice zur neu-       mation vor die Herausforderung, neue Ar-
                                                                          beits- und Raumkonzepte zu entwickeln,
                                                                          die eine ungestörte kreative Denkarbeit

                    «Wir wollen den Raum                                  genauso fördern wie den konstruktiven
                                                                          Austausch im Team. Individuelle Arbeits-

                    öffnen für innovative Ideen                           stile, unterschiedliche Bedürfnisse und Er-
                                                                          wartungen müssen dabei berücksichtigt

                    und engagierte Menschen.»                             werden. «Unser Arbeitsplatz der Zukunft
                                                                          soll mehr sein als eine Ansammlung von
                                                                          Bürotischen», so Jörg Steinemann, Ge-
                                                                          schäftsleitungsmitglied der Finnova. «Wir
                           en Realität – sowohl bei unseren Kunden        wollen den Raum öffnen für innovative
                           und Partnern als auch bei Finnova selbst.      Ideen und engagierte Menschen.»
                           Und obwohl das Verlagern des Büros in die          So findet momentan ein Umdenken
                           eigenen vier Wände sowie virtuelle Treffen     statt: weg vom klassischen festen Ar-
                           ohne nennenswerte Produktivitätseinbus-        beitsplatz hin zu sinnstiftenden Kollabora-
                           sen gelungen sind, steht eines fest: Der       tionszonen, Kreativräumen oder Ruhezo-
                           physische Arbeitsplatz ist für Finnova alles   nen – inklusive hybrider Arbeitsdocks. Ziel
                           andere als überflüssig geworden. Im Ge-        des «New Work»-Konzepts von Finnova
                           genteil: Persönliche Meetings in der realen    ist es, die Werte des Unternehmens kultu-
                           Bürowelt haben an Wert gewonnen. Was           rell wie auch strukturell zu leben. Die Ge-
                           es jetzt braucht, ist ein Überdenken des       staltung der Arbeitsumgebung gehört
                           herkömmlichen Grossraumbüros und mög-          ebenso dazu wie die Wahl des Arbeits-
                           licher Nutzungspotenziale. Im Hinblick auf     stils, der den Mitarbeitenden möglichst
                           die Möglichkeit neuer «Begegnungszo-           viel Freiheit und Flexibilität einräumen soll.
                           nen» entwickelt Finnova zurzeit ein Kon-
                           zept, das die Bedürfnisse und Erwartungen
                           ihrer Mitarbeitenden, aber auch zukünfti-
                           ger Generationen erfüllen soll.

                                               13
FOKUS

NEW WORK @ FINNOVA                       Der Mensch als wichtigste Konstante          Oder wie Stephan Sigrist dies formuliert:
Im Rahmen ihrer Corporate Social         Der Wandel, der mit dem Begriff «New         «Ein vertieftes Gespräch, bei dem ein
Responsibility will Finnova bis 2021     Work» einhergeht, ist eng mit einer ge-      Vertrauensverhältnis aufgebaut wird, lässt
das neue Konzept zum Thema «New          stiegenen Wertschätzung des Individu-        sich nicht einfach virtualisieren.» (Das
Work» vorstellen. Ziel ist es, die       ums verknüpft. Wertschätzung, die nicht      ganze Interview lesen Sie ab Seite 6.)
vorhandenen Büro- und Raumflächen        nur unterschiedliche Bedürfnisse berück-        Wie wichtig ein Austausch auf Augen-
neu zu denken und Raum für individu-     sichtigt, sondern sich auch in einem zeit-   höhe auch in naher Zukunft bleiben wird,
elles Arbeiten zu schaffen. Es sollen    nahen und unkomplizierten menschlichen       haben viele unserer Kunden bestätigt –
Zonen entstehen, in denen feste          Austausch ausdrückt – egal ob unter Mit-     in persönlichen Gesprächen ebenso wie
neben flexiblen Arbeitsplätzen möglich   arbeitenden oder mit Kunden. Obschon         in einer aktuellen Kundenbefragung, die
sind. Gleichzeitig wird der Flächenan-   die technischen Möglichkeiten neue We-       Finnova Ende 2020 durchgeführt hat.
teil für Sitzungs- und Konferenzräume,   ge der ortsunabhängigen Kommunikation
Kollaborationszonen, Kreativräume        ermöglichen und sich damit viele Vorteile
und Erholungszonen erhöht.               eröffnet haben, bleibt der Wert eines
                                         persönlichen Treffens doch unbestritten.
«Die Migros Bank nutzt smartes
                                und flexibles Arbeiten, was bei
                                den Mit­arbeitenden gut ankommt.
                                Die Produktivität hat sich in einigen Einheiten durch vermehrtes
                                Arbeiten im Homeoffice erhöht. Das schafft Platz in unseren
        URS AEBERLI             Büro­räumen. Wir nutzen dies, um neue Arbeitswelten sowohl für
Public Relations, Migros Bank   flexibleres, konzentriertes selbstständiges Arbeiten als auch für
                                den kreativen Gruppenaustausch einzuführen. Gleichzeitig investieren
                                wir in die Digitalisierung unserer Meetingräume.»

                                «Die zunehmende Akzeptanz von
                                Homeoffice führt dazu, dass wir etwa
                                weniger pendeln und mehr lokal
                                unterwegs sind.
      THOMAS ZERNDT             Eine Entwicklung, die in der Stadtentwicklung bzw. im Konzept
 CEO, Business Engineering      der Smart City beachtet werden muss. Denn Begegnungsorte für
   Institute St. Gallen AG      den Austausch wie Restaurants, Pärke und Einkaufszentren werden
                                weiterhin einen hohen Stellenwert haben. Aber auch temporäre
                                Arbeitsräume, wie sie Co-Working-Spaces anbieten, gewinnen
                                zunehmend an Akzeptanz. Es liegt an den Städten, sich weiterzuent-
                                wickeln und für ihre Einwohnenden attraktive Arbeits- und Be­
                                gegnungsorte zu schaffen, die ganz im Sinne des Trends ‘New
                                Work’ stehen.»

                                «Insgesamt machen wir
                                sehr positive Erfahrungen mit
                                Homeoffice.
                                Die Projekte konnten mehrheitlich termingerecht umgesetzt
                                werden. Als Chance sehen wir den Online-Austausch mit den
     MATTHIAS LIECHTI           Banken via MS Teams. Teilnehmende sparen viel Reisezeit,
     COO, Clientis AG           und Meetings werden effektiver – obwohl das Zwischenmen­
                                schliche darunter leidet und der persönliche Austausch fehlt.»

                                        15
«New Work» sucht nach neuen, innovativen Raumlösungen, die unterschiedlichste Bedürfnisse und
Erwartungen erfüllen – von Mitarbeitenden genauso wie von Kunden.

                                                     16
FOKUS

78 % unserer Kunden haben höhere Erwartungen an das
Finnova-Angebot von digitalen Front-End-Lösungen.

         Stimmt 78 %
                                                                                         KUNDENBEFRAGUNG ZUR CORONAKRISE
         K. A. 16 %                                                                      Im November und Dezember 2020
                                                                                         führte Finnova eine Befragung bei ihren
         Stimmt nicht 7 %                                                                Kunden durch. Im Zentrum stand die
                                                                                         Frage, welche Einflüsse die Coronakrise
                                                                                         und der anschliessende Lockdown
                                                                                         auf das Arbeitsumfeld sowie Arbeitpro-
                                                                                         zesse haben. 82 Kunden haben an der
                                                                                         Umfrage teilgenommen.
Ein Grossteil unserer Kunden (82 %) geht nicht davon aus,
dass die Erträge sinken werden.

          Stimmt

          Stimmt nicht

                                                  «Unsere IT-Budgets
Corona und die Folgen                             steigen als Folge der zuneh-
Wie hat sich die Coronakrise auf das Ar-
beitsumfeld unserer Kunden ausgewirkt?            menden Digitalisierung.»
Auf diese und weitere Fragen haben über
80 Kunden geantwortet. Für sie bleibt der
Faktor Mensch eine wichtige Konstante.
82 Prozent der Befragten stimmen jedoch     Homeoffice werden als klare Chancen ver-
zu, dass die Folgen des Lockdowns die       standen, die auch in Zukunft neue Horizon-
Digitalisierung beschleunigt haben – und    te eröffnen werden. Sie alle können aber
dies auch in Zukunft tun werden. 78 Pro-    eines (noch) nicht ersetzen: die menschli-
zent wollen deshalb vermehrt in Front-      che Interaktion.
End-Lösungen investieren. Dass techni-
sches Know-how und menschliches
Reaktionsvermögen bei Finnova zuver­
lässig ineinandergreifen, erleben unsere
Kunden als eine zentrale Stärke. Digitale
Möglichkeiten, lösungsorientierte Touch-
points und flexiblere Arbeitsmodelle wie    Autor: Marc Büdenbender

                                                                      17
INSIDE FINNOVA

Ein starkes
Management
Finnova ernennt Daniel Bernasconi zum Chief Technology Officer
für den neu geschaffenen Bereich Technology und verstärkt
die Geschäftsleitung mit Olaf Romer als Chief Services Officer
im Bereich Services.

                                  Finnova ist im Wandel: Im Rahmen der         nun Daniel Bernasconi als CTO mit dedi-
                                  Wachstumsstrategie «transform25» wur-        zierten Teams (u. a. Architektur- und Tech-
                                  de der neue strategische Bereich Techno-     nologiespezialisten aus den bisherigen Be-
                                  logy geschaffen. Diesen verantwortet seit    reichen Development und Services) die
                                  1. November 2020 Daniel Bernasconi als       Verantwortung und steht dabei mit seiner
                                  Chief Technology Officer. Für die frei ge-   Expertise auch Kunden und Partnern zur
                                  wordene Position des Chief Services Offi-    Verfügung. Stefan Hilfiker nimmt ebenfalls
                                  cer konnte Finnova mit Olaf Romer eine       eine Schlüsselrolle im TCC ein. «Es war mir
                                  ausgewiesene Führungspersönlichkeit ge-      stets ein zentrales Anliegen, die Finnova
        DANIEL BERNASCONI         winnen. Der ehemalige Head of Corporate      Banking Software nicht als ein in sich ge-
      Chief Technology Officer,   IT der Baloise Group wird dank seiner Er-    schlossenes Produkt, sondern als offenen
        Bereich Technology        fahrung den bedeutenden Bereich Ser-         Baustein in einer sich immer rascher be-
                                  vices weiter ausbauen.                       wegenden Lösungswelt unserer Kunden
                                                                               zu verstehen. Es freut mich, in meiner neu-
                                  Expertise für den Bereich Services           en Rolle noch fokussierter in diese Rich-
                                  Daniel Bernasconi zeichnete in den letzten   tung wirken zu können», so Bernasconi.
                                  fünf Jahren für den erfolgreichen Auf-
                                  und Ausbau des Bereichs Services verant­     Fundiertes Know-how und hohe
                                  wortlich. Dieser beinhaltet den Ausbau des   Kundenorientierung
                                  AM Seewen im Hinblick auf das für Finno-     Als neuer Chief Services Officer verstärkt
                                  va strategisch wichtige SaaS-Geschäft und    Olaf Romer die Finnova-Geschäftsleitung.
                                  das neu etablierte Solutions-Geschäft,       Mit über 20 Jahren Erfahrung in unter-
                                  welches die Finnova Open Platform, das       schiedlichen Führungspositionen bei der
                                  SaaS-Business sowie das Consulting- und      Baloise Group bringt er fundierte Kenntnis-
                                  Integra­tionsgeschäft umfasst. Während       se im IT- und Services-Bereich mit. «Wir
                                  dieser Zeit machte Finnova die ersten        freuen uns sehr, mit Olaf einen ausgewie-
                                  Schritte in Richtung Lösungsanbieter: Es     senen Experten und Teamplayer gewon-
                                  erfolgten eine konsequente Öffnung der       nen zu haben, der das IT-Business von der
FINNOVA BANKING SOFTWARE          Finnova Banking Software über die Open       Pike auf kennt und sich durch hohe Kun-
Es war mir stets ein zentrales    Platform sowie eine verstärkte Zusam-        denorientierung auszeichnet», freut sich
                                  menarbeit mit zahlreichen Fintechs. So ge-   Hendrik Lang, CEO von Finnova. «Mit sei-
Anliegen, die Finnova Banking     wannen Themen wie die Weiterentwick-         nem Know-how und seinem Netzwerk im
Software als offenen Baustein     lung der Open Platform, die Modernisierung   Bereich Versicherungen wird Olaf unter an-
in einer sich immer rascher       des Finnova Core und das Consulting im       derem auch für den Aufbau des Geschäfts
                                  Bereich Architektur eine sehr hohe Bedeu-    mit banknahen Instituten wie Vorsorgeun-
bewegenden Lösungswelt un­        tung für Finnova und ihr umfassendes Eco-    ternehmen, Versicherungen und Vermö-
serer Kunden zu verstehen.        system. Für diese Bereiche übernimmt         gensverwaltungen verantwortlich sein.»

                                                      18
INSIDE FINNOVA

«Am Ende kaufen
Menschen bei Menschen»
Im Interview erzählt der neue CSO Olaf Romer, welche Erfahrungen
er mitbringt, was er über Finnova denkt und wie er es mit der analogen
Welt hält.

                                            noch grösseren Umbruch bewirkt. Wo           duktportfolio dann noch stimmt, werden
                                            früher die Versicherungen im Lead waren,     wir vor unseren Mitbewerbern liegen.
                                            haben die Kunden die Führung übernom-
                                            men: Sie wollen ihre Informationen           Wie hältst du es mit der analogen Welt?
                                            sofort und überall verfügbar haben. Auf      Eine interessante Frage. Bisher wurde ich
                                            diesen Rollentausch waren viele IT-Sys­      eher nach meinem digitalen Footprint
                                            teme nicht vorbereitet.                      gefragt. Ich bin schon sehr digital
                                                                                         unterwegs – zumindest überall dort, wo
                                            Welche Erkenntnisse konntest du              ich mir einen Vorteil oder eine Erleichte-
             OLAF ROMER                     daraus gewinnen?                             rung davon verspreche. Analog bleibe ich
        Chief Services Officer,             Zwei Punkte habe ich für mein Handeln        beim Bücherlesen. Der Geruch eines
          Bereich Services                  mitgenommen. Erstens: Der (End-)Kunde        Buches und das Umblättern der Seiten
                                            entscheidet, wie er bedient werden           gehören für mich immer noch zum
                                            möchte. Zweitens: Wir dürfen uns als         Bücherlesen dazu. Auch wenn es Situa-
                                            Dienstleister nie auf dem Erreichten         tionen gibt, zum Beispiel abends im Bett,
                                            ausruhen, sondern müssen permanent           in denen mein iPad praktischer wäre. In
                                            wachsam sein und schauen, welche             der Kommunikation bin ich auch lieber
                                            Veränderungen sich ergeben. Wir              «halb analog» unterwegs. Natürlich hat
                                            müssen in der Lage sein, darauf reagieren    das Mail viele Vorteile, aber ein persönli-
                                            zu können.                                   ches Gespräch, ein Telefonat oder
                                                                                         neuerdings ein Videoanruf fördern für
                                            Was zeichnet Finnova aus deiner Sicht        mich weiterhin die Klarheit und Verbind-
Seit gut 12 Jahren ist die Finanz­-         aus? Wodurch heben wir uns von der           lichkeit. Im Arbeitsalltag ist ein guter
branche im Umbruch. Wie hat                 Konkurrenz ab?                               Mix aus digitaler Kommunikation und
sich die Versicherungswelt im Ver-          In meiner vergangenen Tätigkeit habe         dem gesprochenen Wort von Vorteil.
gleich dazu verändert?                      ich oft erlebt, dass Dienstleister und
Ja, die Finanzkrise von 2008 hat einen      Provider lediglich auf den eigenen Vorteil
grossen Umbruch im Finanzmarkt              aus sind und sich nicht mit der Firma
herbeigeführt und grosse Veränderun-        bzw. dem Produkt identifizieren. Bei
gen bewirkt. Auf einmal wurde uns allen     Finnova spüre ich eine ganz andere
klar, dass mit jedem Finanzprodukt Geld     Mentalität. Natürlich gibt es auch hier
verdient werden muss und es nicht mehr      unterschiedliche Meinungen, aber
ausreicht, wenn wir im Asset Manage-        die Identifikation mit dem Unternehmen
ment das ganz grosse Geld verdienen. Für    und die Motivation sind spürbar hoch.
mich persönlich hat die Änderung der        Genau das macht am Markt den Unter-
Kundenschnittstelle – ausgelöst durch die   schied aus. Am Ende kaufen Menschen
Einführung des mobilen Internets – den      bei Menschen – und wenn das Pro­             Autor: Marc Büdenbender

                                                               19
SOLUTIONS FOR SMARTER BANKING

#getintouch
Customer Touchpoints
im Banking
Wie sehen die Berührungspunkte zwischen Banken und ihren Kun-
den heute aus? Welche Touchpoints entlang der Customer Journey
werden wie genutzt? Und welche digitalen und analogen Touchpoints
sind für die Kunden überhaupt relevant? Diesen Fragen widmet
sich die von Prof. Dr. Nils Hafner durchgeführte Studie des Instituts
für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern.

                            Dem Customer Management kommt im           triebene Digitalisierung und die damit ver-
                            Kontext der steigenden Anzahl von Kun-     bundenen Investitionen die Kundenbe-
                            den-Touchpoints eine immer grössere Be-    dürfnisse wirklich treffen. Sind Bank-
                            deutung zu. Die kürzlich zum Thema         kunden überhaupt so digital? Welche Rol-
                            Customer Touchpoints im Bankwesen          le spielen E-Banking, Chat, der physisch
                            durchgeführte #getintouch-Studie ent-      verschickte Kontoauszug, der Bankbera-
                            stand in Zusammenarbeit mit Finnova,       ter, das Smartphone und der Schalter?
                            der Schweizerischen Post und BSI. Über     Und vor allem: Wann und wie nutzen Kun-
                            1000 Bankkunden in der Schweiz wurden      den die unterschiedlichen Berührungs-
                            dafür befragt.                             punkte?
                               Die Studie untersuchte unter anderem,
                            inwieweit die im Finanzwesen vorange-

                                               20
SOLUTIONS FOR SMARTER BANKING

                  Hybride und durchgängige                    diesem Kontext das Zusammenspiel der
                  Customer Journey                            Nutzung von E-Banking und dem Bankbe-
                  Eine wichtige Erkenntnis der Studie lau-    rater, der in den geschäftsentscheiden-
                  tet: Bankkunden sind sowohl online als      den Momenten den Kunden nach wie vor
                  auch offline unterwegs und schätzen da-     als erste Anlaufstelle dient. Hier gäbe es
                  durch digitale wie auch analoge Touch­      laut der Studie noch Handlungsbedarf:
                  points. Durch dieses hybride Nutzungsver­   Obwohl vom Kunden gewünscht, gehört
                  halten wählen Kunden genau diejenigen       es nicht zum Standardangebot jeder
                  Berührungspunkte, die sich in der jewei­    Bank, dass ein Beratungstermin online –
                  ligen Situation am besten eignen. Selbst    sei es über die Website, das E-Banking
                  stark digitalaffine Kunden bevorzugen je    oder via Mobile Banking – vereinbart wer-
                  nach Anlass den Bankschalter, den Rat       den kann. Auch die Aktivierung einer Rück­-
                  der Bankberaterin oder physische Korres-    rufmöglichkeit (Callback-Funktion) wird
                  pondenz. Die Vernetzung von Online- und     von Kunden gewünscht.
                  Offline-Kanälen und durchgängige, perso-
                  nalisierte Customer Journeys sind des-      Mobile Banking und Chat-Funktion
                  halb eine entscheidende Voraussetzung       nehmen zu
                  für Kundenzufriedenheit.                    Der Bankschalter ist immer noch ein
                                                              wichtiger Touchpoint: 78 Prozent der Be-
                                                              fragten gaben an, 2019 einen Bankberater
                                                              aufgesucht zu haben. Jedoch nutzen
                                                              mehr als 50 Prozent Mobile Banking – bei
                                                              der Generation Z (jünger als 22 Jahre)
DUALE STRATEGIE                                               sind es gar 71 Prozent. Neben dem Zah-
Finnova verfolgt einen Ansatz, bei                            lungsverkehr werden im Mobile Banking
                                                              Funktionen wie das Fotoscanning von
dem das klassische Customer Manage-                           Rechnungen, das Einsehen von Kreditkar-
ment via CRM mit hoch performanter,                           tentransaktionen und Twint als wichtig
selbstlernender Maschinenintelligenz                          genannt. Hier zeigt sich erneut: Je inte­
                                                              grierter die Plattform, desto besser wird
kombiniert und so operationalisiert,                          sie vom Kunden angenommen.
personalisiert und automatisiert wird.                           Innerhalb der Generation Z verwenden
Dazu braucht es neben einer entspre-                          bereits 30 Prozent Chat und WhatsApp,
                                                              um schnell und einfach Anliegen zu klä-
chenden Engine eine clever aufgesetzte                        ren. Es wird davon ausgegangen, dass
Analytics-Lösung, wie sie das Finnova                         diese Kommunikationskanäle weiter an
Analytical Framework bietet.                                  Beliebtheit gewinnen werden. Banken
                                                              sollten deshalb jetzt in die entsprechen-
                                                              den Touchpoints investieren, um für die
                                                              späteren grossen Bankgeschäfte dieser
                                                              aktuell noch jungen Zielgruppe gewapp-
                  E-Banking als zentraler Touchpoint          net zu sein.
                  E-Banking wird immer wichtiger und er-
                  weist sich als Dreh- und Angelpunkt         Physische Korrespondenz
                  der Bank-Kunden-Beziehung. Gesamthaft       weiterhin präsent
                  nutzen 92 Prozent der Befragten E-Ban-      Social Media scheint auf der Customer
                  king. Kein anderer Touchpoint wird von      Journey weniger relevant zu sein. Gerade
                  mehr Kunden und häufiger genutzt. Im        einmal 11 Prozent sehen sich Inhalte ihrer
                  Vordergrund steht dabei der Zahlungsver-    Bank auf Social Media an, nur 9 Prozent
                  kehr. Eine spannende Erkenntnis ist in      folgen ihr. Hingegen zeigte sich, dass

                                     21
SOLUTIONS FOR SMARTER BANKING

                                                       trotz Digitalisierung physische Dokumen-              Online-Rechner: Trigger-Potenzial
                                                       te im Dialog zwischen Banken und ihren                für Kampagnen
                                                       Kunden nach wie vor eine wesentliche                  Besonders bei Multi-Touchpoint-Nutzern
                                                       Rolle spielen. Nahezu die Hälfte aller Be-            der Generation X und Y sind Online-Rech-
                                                       fragten (46%) erhalten ihre Kontoauszüge              ner beliebt. Hier sollten Banken ihren Kun-
                                                       per Post. Interessanterweise möchte ein               den ausgereifte Simulationsfunktionen
                                                       Drittel der Generation Z auch in Zukunft              als Hilfestellung für finanzielle Entschei-
                                                       Kontoausweise postalisch erhalten. QR-                dungen anbieten. Laut Studie ist es Kun-
                                                       Codes auf Bankauszügen könnten so eine                den wichtig, eine Möglichkeit zu haben,
                                                       gute Möglichkeit sein, durchgehende                   die Ergebnisse speichern und teilen zu
                                                       Multi-Touchpoint-Kampagnen anzustossen                können. So können diese einerseits dem
                                                       und diese Zielgruppe mittels Marketing                Bankberater zur Vorbereitung eines Bera-
                                                       Automation systematisch einzubinden.                  tungsgesprächs zugestellt und anderer-

                                               Die betrachteten Customer Personas

  Die «Wenig Touchpoints»-                       Die «Analog»-                           Die «Digital»-                  Die «Viele Touchpoints»-
       Persona Janine                            Persona Sylvia                         Persona Michael                   Persona Hans (Dampf)

                526                                    216                                     153                                   108
              der Befragten                          der Befragten                           der Befragten                         der Befragten

     50% haben Mobile Banking               80% nutzen E-Banking                    Fast 100% haben E-Banking             9 von 10 haben Mobile Banking
     95% nutzen E-Banking                   85% beziehen Kontoauszug                9 von 10 nutzen Mobile Banking        77% nutzen Bankschalter
     59% wohnen ländlich                    per Post                                52% wohnen städtisch                  66% männlich
     53% weiblich                           79% konsultieren Bankberater            54% männlich                          53% wohnen städtisch
                                            52% weiblich                                                                  94% konsultieren Bankberater
                                            56% wohnen ländlich
                                            77% gehen an den Bankschalter
                                            40% haben Mobile Banking

     Touchpoints                             Touchpoints                            Touchpoints                           Touchpoints

     analog                   digital       analog                   digital        analog                   digital      analog                   digital

Die befragten Bankkunden wurden in insgesamt vier Personas gegliedert. Als Differenzierungskriterium wurde
die Anzahl bankspezifischer Touchpoints verwendet, die ein Kunde nutzt.

                                                                               22
seits als idealer Trigger für personalisierte                                  «In Zeiten von
Marketingkampagnen genutzt werden.
Analoge und digitale Dokumente sollten                                         Covid-19 suchen die
sicher, schneller und einfacher überführ-
bar und austauschbar sein.                                                     Bankkunden Nähe
Touchpoints und Customer                                                       und Sicherheit.»
Management nach Corona
Im Zuge der Coronapandemie dürfte sich
der Trend zur Nutzung digitaler Touch­             PROF. DR. NILS HAFNER       «Das Vertrauen zu einem Anbieter
points noch einmal verstärkt haben, ver-              Wirtschaftsdozent        wird immer entscheidender. Wenn es zu
mutet Dr. Martin Widmer, Head Product             an der Hochschule Luzern     physischen Terminen mit dem Berater
Management Data Analytics & Com­                        und Leiter der         kommen sollte, muss die Bank aufzeigen,
pliance bei Finnova. Bereits in der Studie           #getintouch-Studie        dass man sich aktiv mit der Situation
gaben mehr als 50 Prozent der Befragten                                        auseinandersetzt – und dem Kunden
an, Mobile Banking zu nutzen. Bei der jün-                                     überragende Sicherheitsstandards beim
geren Generation Z nutzten schon 30 Pro-                                       Bankbesuch vermitteln. Auch bei der
zent Chat und WhatsApp zur einfachen                                           Akzeptanz der digitalen Touchpoints spielt
und unkomplizierten Abklärung von Anlie-                                       Sicherheit eine entscheidende Rolle.
gen. «Vor allem Mobile Banking mit den                                         So wird das Mobile Banking ungerecht-
entsprechenden direkten Kanälen wie der                                        fertigterweise immer noch von vielen
Chat-Funktion dürfte in den vergangenen                                        Bankkunden als weniger sicher einge-
Monaten vermehrt einen Aufschwung er-                                          schätzt als das E-Banking. Die Banken
lebt haben», so Widmer. Diese Tendenz                                          sollten in diesem Zusammenhang also
unterstreicht auch die «Data-driven Ban-                                       spezifischer den Herausforderungen
king»-Studie des Business Engineering                                          in der Kundenkommunikation begegnen.»
Institute St. Gallen: Diese sieht in erster
Linie mobile Geräte als zentrales Kunden-

                                                                               «Jeder Bankkunde will
Interface in der Zukunft des Retail
Bankings. An einem hybriden Ansatz

                                                                               individuell behandelt
im Management der unterschiedlichen
Customer Touch­    points führt kein Weg
vorbei.
                                                                               und entsprechend
                                                                               angegangen werden.»

                                                     DR. MARTIN WIDMER         «Es zeigte sich, dass die Bankkunden
                                                 Head Product Management       genau diejenigen Touchpoints wählen,
                                                 Data Analytics & Compliance   die in einer bestimmten Situation am
                                                         bei Finnova           besten passen. Um dabei eine durchgän-
                                                                               gige Customer Journey sicherstellen zu
                                                                               können, benötigt es einen hybriden
                                                                               Ansatz. Dieser muss sowohl physische
                                                                               Offline- als auch Online-Kanäle berück-
                                                                               sichtigen und entsprechend vernetzen.
                Erhalten Sie weitere Einblicke                                 Das E-Banking dient dabei als Dreh- und
                in die Customer Journey                                        Angelpunkt für die Kundenbeziehung:
                beim Banking. Lesen Sie die                                    Rund 92 Prozent aller Befragten gaben
                gesamte Studie.                                                an, E-Banking zu nutzen – in erster Linie
                                                                               für den Zahlungsverkehr.»
Autorin: Julia Kliewer

                                                       23
SOLUTIONS FOR SMARTER BANKING

Alles digital?
Hat die Coronapandemie Einfluss auf die Beschleunigung
der Digitalisierungsprozesse in der Finanz- und Versicherungs­
branche? Ja, so das Fazit verschiedener Studien. Die Ergebnisse
zeigen aber auch, dass der persönliche Kundenkontakt weiterhin
hohe Relevanz hat.

                            Die Digitalisierung und die sich mit ihr ver-   Digitale Touchpoints werden zwar nicht re-
                            ändernden Kundenbedürfnisse stellen Ak-         levanter als analoge. Dennoch: Neuere
                            teure im Finanzwesen vor Herausforderun-        Kommunikationsformen wie Videobera-
                            gen. Gleichwohl birgt der technologische        tung, Chatbots, der Webchat im Online
                            Wandel für Banken und Versicherungen            Banking, die Push-Funktion im Mobile
                            Chancen für Innovation. Vor allem im Zuge       Banking, der Webchat auf Websites und
                            von Corona stellt sich die Frage nach rele-     die sozialen Medien werden deutlich an
                            vanten Touchpoints und der Wichtigkeit          Bedeutung gewinnen. Die Mehrheit der
                            von elektronischen Kanälen für Dienstleis-      Befragten sieht diese in Zukunft als wichti-
                            tungen und Produkte.                            ge bis sehr wichtige Touchpoints. Wo­rauf
                                                                            es mit der steigenden Zahl an Touchpoints
                                                                            ankomme, sei eine bessere Verzahnung
               «Die gewählte Kommu­ni­ka­                                   der digitalen und analogen Berührungs-
                                                                            punkte, so Studienleiter Prof. Dr. Andreas

               tionsform hängt vom Alter, von                               Dietrich.

               der Technologie­affinität und                                Studie «Versicherung 2025»
                                                                            Ergebnisse der Studie «Versicherung

               der Komplexität des Produkts ab.»                            2025», durchgeführt von Finnova und dem
                                                                            Business Engineering Institute St. Gallen
                                                                            (BEI), untermauern den Trend zur wachsen-
                                                                            den Akzeptanz digitaler Kommunikations­
                            IFZ-Retail-Banking-Studie                       ka­näle. Für die Untersuchung des digitalen
                            Wie schätzen Entscheidungsträger von            Wandels im Kundenverhalten wurden Ex-
                            Schweizer Retailbanken die Entwicklun-          perteninterviews mit Fach- und Führungs-
                            gen in den nächsten fünf Jahren ein?            kräften in der Versicherungs- und Finanz­
                            Das untersuchte die IFZ-Retail-Banking-         industrie geführt.
                            Studie 2020 der Hochschule Luzern. Die             Wie gestaltet sich also die zukünftige
                            Umfrage­ergebnisse zeigen deutlich: Der         Kun­­denkommunikation? Fest steht: Kun-
                            persön­  liche, direkte Kontakt zu Kunden       den wird Beratung auch in Zukunft noch
                            wird nach wie vor von grösster Bedeu-           wichtig sein, denn ein Grossteil möchte
                            tung sein. Trotz Digitalisierung und CO-        die eigene Versicherungsdeckung nicht
                            VID­ -19 bleibt für die Retailbanken die        selbst bewirtschaften. Die gewählte Kom-
                            Filiale auch in Zukunft ein zentraler Ort für   munikationsform hängt vom Alter, von der
                            die Kundeninteraktion.                          Technologieaffinität und der Komplexität

                                                 24
des Produkts ab. Der vertraute Versiche-
                                                                    rungspartner wird zukünftig wohl für eine
                                                                    hybride Beratung stehen: Neben der per-
                                                                    sönlichen Interaktion kann ein Beratungs-
                                                                    gespräch auch ortsunabhängig und virtuell
                                                                    per Videochat erfolgen.

                                                                    World InsurTech Report
                                                                    Im Versicherungssektor haben Kunden

                              «Die Covid-19-Krise                   seit Beginn der Coronapandemie digitale
                                                                    Kanäle intensiver genutzt als vorher – zu

                              war zwar bisher in den                diesem Schluss kommt der World Insur-
                                                                    Tech Report 2020 (WITR). Mit dem verän-

                              Bankenbüchern noch                    derten Nutzerverhalten sind auch die Er-
                                                                    wartungen an Informations-, Vertriebs- und

                              nicht negativ spürbar.»               Kommunikationswege gestiegen. Für Ver-
                                                                    sicherer wird das Thema Digitalisierung
                                                                    somit dringlicher.
PROF. DR. ANDREAS DIETRICH    «Doch sie führt zu einer Beschleu-
   Institutsleiter des IFZ,   nigung der Akzeptanz von digitalen
     Hochschule Luzern        Touch­points. Webchats, Videobera-
                              tung und Chatbots gewinnen an              STUDIE VERSICHERUNG 2025:

                                                                                  IT-UNTERSTÜTZUNG
                              Bedeutung. Die Bankenvertreten-            FÜR ZUKÜNFTIGE
                                                                           GESCHÄFTSMODELLE
                              den sehen in den nächsten fünf
                              Jahren jedoch noch keinen grundle-                                     «Erfolgreiche Geschäfts-
                                                                                                      modelle werden zukünftig

                              genden Paradigmenwechsel. Die
                                                                                                      auf Ecosystemen basieren.»

                              persönliche Beratung in der Filiale    THOUGHT
                                                                     LEADERS CONNECTED:

                              bleibt gemäss ihren Einschätzungen
                                                                     ECOSYSTEM
                                                                     BANKASSURANCE

                              der zentrale Touchpoint.»

                                                                                                         Die Studie «Versicherung
                                                                                                         2025»

                                                                    Autorin: Julia Kliewer
                                                           25
CONNECT IT

Die Eingangstür
zu Ihrer digitalen Filiale
Mit «Portal as a Service» steht Banken neu eine Lösung zur
Ver­f ügung, mit der sie ihren Kunden unterschiedlichste
Diens­tl­ eistungen erstmals in einem einzigen, durchgängigen
Online-Auftritt anbieten können.

                            Das Bankenbarometer der Schweiz1 zeigt     geworden. Können infolgedessen Tätig-
                            es deutlich: Während die Anzahl der Ban-   keiten an den Kunden ausgelagert wer-
                            ken in der Schweiz und damit die verbun-   den (Selfservice), steigt die Effizienz der
                            dene Anzahl der Beschäftigten im Finanz-   Bank. Solange der Kunde die Selbstbedie-
                            sektor stetig sinken, nimmt die Summe      nung nicht als Schikane wahrnimmt, son-
                            der vergebenen Kredite, der verwalteten    dern deren Vorzüge sieht, gehen beide
                            Vermögen und der Geschäftsgewinne          Parteien als Gewinner hervor.
                            laufend zu. Wie ist das möglich?
                               Zum einen haben die Banken grosse       Mehrwert auf Kundenseite
                            Anstrengungen unternommen, ihre inter-     Was braucht es, um den Kunden zu ei-
                            nen Prozesse zu optimieren. Zum ande-      nem überzeugten Selbstbediener zu ma-
                            ren sind die Bankkunden digital affiner    chen? Ganz einfach: echte Mehrwerte als

                                               26
CONNECT IT

                                         Anreiz. Der Bancomat hat zum Beispiel         an. Mit dem Entscheid, Liferay DXP als
                                         den Bargeldbezug am Schalter für viele        technologisches Werkzeug zu verwen-
                                         Kunden obsolet gemacht. Keine Warte-          den, hat Finnova vor mehr als einem Jahr
                                         zeiten, ein dichtes Netz an Bankautoma-       den Spatenstich für den Aufbau des «Por-
                                         ten und eine Verfügbarkeit rund um die        tal as a Service» vorgenommen. Und
                                         Uhr waren durchschlagende Argumente.          dank der strategischen Partnerschaft mit
                                         Mit dem flächendeckenden Einzug von           ti&m konnte innert weniger Monate so-
                                         Kartenterminals in Verkaufsgeschäften         wohl das Fundament gelegt als auch der
                                         wurde auch das Bargeld – und damit der        erste Webauftritt – quasi der virtuelle
                                         Gang zum Bancomaten – für viele Bank-         Empfangsschalter – eingerichtet werden.
    PHILIPP ZIMMERMANN
                                         kunden überflüssig. Gleiches geschah im
Product Manager Digital Banking
                                         Zahlungsverkehr, wo E-Banking und Mo-         Digitales Onboarding: Neukunde in
                                         bile Banking längst zur Grundausstattung      weniger als 5 Minuten
                                         einer Bank-Kunden-Beziehung gehören.          Mit dem Go-live der ersten Finnova-Bank
                                         Der physische Gang zum Postschalter zur       im Herbst 2020 können der Bank-Klientel
                                         Begleichung der Monatsrechnung ist seit-      erstmalig eine Website, ein integriertes
                                         dem für den Grossteil der Gesellschaft        Portal und Selfservice-Angebote in einem
                                         nur noch eine Erinnerung an eine vergan-      einzigen, durchgängigen Online-Auftritt
                                         gene, weniger digitale Zeit.                  angeboten werden. Ein digitales Onboar-
                                             Diese und viele weitere Einzelbeispiele   ding für Kunden gehört dabei ebenso zum
                                         zeigen, dass sich das früher rein physi-      Standardangebot wie diverse Rechner
                                         sche Angebot der Banken immer zahlrei-        aus den Bereichen «Zahlen», «Sparen»,
                                         cher in den elektronischen Kanälen wie-       «Finanzieren» oder «Anlegen». Die Kom-
                                         derfindet. Eine vollwertige «digitale         bination aus Selbstbedienungsangeboten
                                         Filiale» als zentraler Einstiegspunkt in      (z. B. Vollmachtenverwaltung, Kontoeröff-
                                         «meine virtuelle Bank» ist somit nicht        nung oder Adressänderung) und unter-
NEUE BROSCHÜRE                           bloss eine Tendenz, sondern ein konse-        stützenden Diensten wie «Filialsuche»,
«PRODUCTS & SOLUTIONS 2021»              quenter Anspruch der Bankkunden. Dies         «Online-Terminvereinbarung» oder «Chat»
Mit «Portal as a Service»                bestätigen auch Umfragen, die Finnova         ermöglicht es der Bank, hybride Strate-
                                         im Rahmen von Strategieworkshops kürz-        gien umzusetzen. Dank ausgeprägter
schlägt Finnova zusammen                 lich mit Banken und Endbenutzern durch-       Freiheit in der Gestaltung der Oberflä-
mit dem strategischen                    führte.                                       chen und der präferierten Services kann
Partner ti&m einen neu-                                                                die Bank weiterhin ihre Marke pflegen.
                                         One-Stop-Shop: Vorteile gebündelt             Ein weiterer wichtiger Vorteil: Da «Portal
en digitalen Ton an der                  Mangels verfügbarer Technologien konn-        as a Service» im Mietmodell angeboten
Schnittstelle zum Endkun-                ten Banken Dienstleistungen in der Ver-       und durch Finnova betrieben wird, spart
den an – ein exzellentes                 gangenheit nur im Einzelverfahren auf un-     sich die Bank unnötige Komplexität. Und
                                         terschiedlichen Plattformen entwickeln        kann sich so weiter auf ihre Kernkompe-
Beispiel aus unserer neus-               und anbieten. Pro Kanal (Touchpoint) wur-     tenzen konzentrieren: persönliche Bera-
ten Broschüre, das zeigt,                den dabei verschiedene Technologien           tung und Kundenbindung.
wie ein Produkt aus der                  eingesetzt, inklusive unterschiedlicher In-
                                         teraktionsmuster (Navigation) und De-                1
                                                                                                  https://www.swissbanking.org/de/medien/
Client Engagement Suite                  signs (Look & Feel). Es waren wortwört-
                                                                                                  statements-und-medienmitteilungen/banken-
                                                                                                  barometer-2020
verschiedenste Finnova-                  lich in sich geschlossene virtuelle Räume
Themen bespielt.                         mit verschiedenartigen und meist nicht
                                         personalisierten oder aufeinander abge-
                                         stimmten Anwendungsgebieten.
                                            Mit «Portal as a Service», dem neu-
            Erfahren Sie mehr darüber
            auf Seite 35 unserer neuen   esten Lösungsangebot von Finnova, ge-
                                                                                       Autor: Philipp Zimmermann, Product Manager
            Broschüre.                   hört dieses Vorgehen der Vergangenheit        Digital Banking

                                                             27
INNOVATION@GLKB

AWB und BPF: erfolgreiche
Einführung bei der
Glarner Kantonalbank
Ein digitaler Berater-Arbeitsplatz zusammen mit geführten
Prozessen reduziert den administrativen Aufwand der
Kundenberater erheblich – Zeit, die auch den Kunden zugute-
kommt. Im Projekt «Digital Onboarding» der Glarner Kantonal-
bank (GLKB) haben sich die Advisory Workbench (AWB)
und das Business Process Framework (BPF) von Finnova als
optimale Ergänzungen bewiesen.

                                         Im August 2019 startete die GLKB ein Vor-   Docucom. Deren Integration in AWB und
                                         projekt mit Finnova. Im Fokus standen die   BPF rundete den Kundeneröffnungspro-
                                         Standardprozesse der AWB – und die Fra-     zess konsequent und optimal ab.
                                         ge, ob diese entsprechend den Anforde-         In den darauffolgenden Monaten ent-
                                         rungen der GLKB einsetzbar sind. Die        wickelte sich die AWB stetig weiter. Die
                                         Analysen führten zu einem positiven Er-     Funktionalitäten wurden ausgebaut, und
                                         gebnis. Gleichzeitig wurde festgestellt,    die Lösung wurde auf die Anforderungen
                                         dass gewisse Prozesse massgeschnei-         der GLKB parametriert. Parallel dazu ent-
                                         dert und stärker geführt werden sollten.    stand der massgeschneiderte Kundener-
          SILVAN ARPAGAUS                Dafür bot sich der Einsatz des BPF an.      öffnungsprozess im BPF. Bereits Ende Juni
  Silvan Arpagaus ist Projektleiter im                                               konnte den Testnutzern eine erste Ver­  -
Vertrieb der Glarner Kantonalbank und    Effizienter Projektablauf                   sion zu Testzwecken übergeben und im
zuständig für AWB, BPF und Customer      Mitte Oktober 2019 entschied sich die       September produktiv eingeführt werden.
  Relationship Management (CRM).         GLKB zunächst für die Einführung der        Daneben erfolgten die Integration von
                                         AWB, jedoch auch für die Analyse eines      Docucom 6 in AWB und BPF sowie die
                                         geführten Kundeneröffnungsprozesses im      Mi­gration entsprechender Formulare. Do-
                                         BPF. Bereits im Januar 2020 konnte die      cucom 6 wurde im Oktober an die Pilot-
                                         AWB für anfänglich vier Pilot-User ausge-   User ausgerollt. Während der gesamten
                                         rollt werden. Zu diesem Zeitpunkt fiel      Zeit hatte die GLKB die Möglichkeit, die
                                         auch der Entschluss, nicht nur die Kun-     Lösung aktiv mitzugestalten.
                                         deneröffnung, sondern darin integriert
                                         auch die Produkteröffnung mit BPF anzu-     Roll-out nach einjähriger Projektzeit
                                         gehen. BPF kam dabei vor allem die Auf-     Nach gut einem Jahr konnten am 12. No-
                                         gabe der Orchestration von Standard­        vember 2020 die AWB, der massge-
                                         prozessen zu. Im Juni 2020 startete ein     schneiderte Kundeneröffnungsprozess mit
                                         Projekt für ein modernes Dokumen-           integrierter Produkteröffnung sowie die
                                         ­te
                                           ­­ n­
                                               managementsystem mit der Lösung       Einbindung von Docucom 6 als Dokumen-
                                         Docucom 6 (ehemals Domtrac) der Firma       tenmanagementlösung an die ganze Bank

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INNOVATION@GLKB

                                                                 Highlights aus
                                                                 Sicht der GLKB
                   START                                         >> Grundlegende Prüfung aller potenziell
         Neukunde möchte P rodukte bei                             in AWB umsetzbaren Prozesse und
                                                                    punktuelle Überarbeitung
            der GLKB abschliessen                               >> Exakt auf die individuellen Bedürf-
                                                                    nisse zugeschnittene Lösung
                                                                 >> Möglichkeit zur Einbindung von
                                                                    Drittsystemen
                                                                 >> Ablösung vom selbstgebauten
Drittsysteme                  AWB
                                                                    Dokumentenmanagementsystem
                                                                    durch Einbindung von Docucom 6
                             Depot-                              >> Automatisierung manueller Prozess-
                            eröffnung                               schritte dank direkter Anbindung von
                                                                    AWB in Docucom 6
Dokumente                                      Konto-            >> Erleichterung der administrativen
 erstellen                                    eröffnung
                                                                    Aufgaben bei Kundenberatenden so-
                             Karten-                                wie im Backoffice
                            bestellung                           >> Risikominimierung von Fehlern
                                                                 >> Umsetzung eines individualisierten
                                              Portfolio-            Kundeneröffnungsprozesses dank
                                                           BPF

                                              eröffnung             Möglichkeiten des BPF
                                                                 >> Neben klassischer Kundeneröffnung
                            E-Banking-
                            Eröffnung                               auch Inklusion der Produktauswahl
Archivierung                                                        und -eröffnung sowie automatisierte
                                                                    Erstellung der benötigten Formalitäten
                                               Kunden-
                                              eröffnung             in Docucom 6
                                                                 >> Wahl zwischen verschiedenen
                           Vollmachten
                                                                    Startpunkten im Kundeneröffnungs-
                                                                    prozess für Kundenberatende
                                                                 >> Möglichkeit zur Produkteauswahl vor
                                                                    der Kundeneröffnung anstatt nur
                                                                    umgekehrt wie im klassischen Modell
                                                                 >> Vorteil: Eingehen auf Bedürfnisse
                                                                    und Produktwünsche des Neukunden
                                                                    ist vor dem ausführlichen Kundeniden-
                          ENDE
                                                                    tifikations- und Eröffnungsprozess
               Neukunde ist eröffnet,                               möglich
                die P rodukte können
                  genutzt werden

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