I Z A COMPACT - IZA Institute of Labor Economics
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I Z A COMPACT Die Zukunft der Arbeit denken www.iza.org Juli 2008 >> In dieser Ausgabe Ethnische Identität und Arbeitsmarkterfolg MIGRATIONSFORSCHUNG UND ZUWANDERUNGSPOLITIK IZA-Studien zur ökonomischen und sozialen Eine interdisziplinäre Fachkonferenz in Integrationswahrscheinlichkeit Bonn ging der Frage nach, wie die Trans- formation gesicherter Erkenntnisse der Migrationsforschung in praktische Das Institut zur Zukunft der Arbeit ist an beitskräften kann zusehends weniger erfolg- Zuwanderungs- und Integrationspolitik einem großen interdisziplinären Forschungs- reich gedeckt werden, während Immigranten vorangetrieben werden kann. Seite 4 verbund beteiligt, der im Auftrag der Volks- zugleich weiterhin nur allzu oft – und ebenso wagenStiftung seit dem Jahr 2005 aktuelle häufig ungeachtet einer eigentlich höheren INTEGRATION ETHNISCHER Fragen von Migration und Integration analy- Qualifikation – im Niedriglohnbereich ar- MINDERHEITEN IN DER EU siert. Dem IZA kommt dabei die Aufgabe zu, beiten oder arbeitslos gemeldet sind und auf die Bedeutung ethnischer Identität für die diese Weise die schon durch einheimische Das IZA hat im Auftrag einer von der soziale und Arbeitsmarktintegration von Zu- Geringqualifzierte in diesem Segment gege- EU-Kommission eingesetzten Experten- wanderern zu untersuchen und zu messen. benen Probleme verschärfen. In den meisten gruppe eine länderübergreifende Analyse Der Fokus der Forschungsarbeiten ist auf die EU-Staaten zeigen die zentralen Indikatoren der Barrieren für die Arbeitsmarkt- und Themen Staatsangehörigkeit und Einbürge- der Arbeitsmarktperformance für Immigran- soziale Integration ethnischer Minder- rung, interethnische Eheschließungen, ethni- ten eine anhaltende Benachteiligung an. heiten in den EU-Staaten vorgelegt. Der sches Unternehmertum und die Einflussfak- Untersuchung zufolge sind viele Minder- toren ethnischer Identität gerichtet. Dieser Die mangelnde Übereinstimmung des Hu- heitengruppen sozial und ökonomisch Beitrag fasst einige zentrale Erkenntnisse des mankapitalangebotes von Immigranten mit stark benachteiligt. Seite 9 von IZA -Direktor Klaus F. Zimmermann, und der Nachfrage der Arbeitgeber ist zweifel- Amelie Constant (Georgetown University, DIW los ein Grund für diese unvorteilhafte Aus- GEOGRAPHISCHE MOBILITÄT IN DER EU DC, IZA) in Kooperation mit Barry R. Chiswick gangslage. Während die Ausbildung der (University of Illinois at Chicago, IZA) gelei- Immigranten aus Drittstaaten oft nicht den Eine neue IZA-Studie untersucht die teten Forschungsprojekts zusammen. Anforderungen der inländischen Arbeitgeber Ursachen der räumlichen Immobilität entspricht oder es an der entsprechenden in den EU-Staaten und liefert Empfeh- Integrationspolitisch Zertifizierung nach wie vor mangelt, fehlt lungen für eine Politik zur Förderung bedeutsame Forschungsfragen auch gut Ausgebildeten nicht selten das der Mobilität von Arbeitskräften. notwendige länderspezifische Human- und Seite 13 Die meisten europäischen Volkswirtschaften Sozialkapital einschließlich guter Sprach- stehen einem Ungleichgewicht auf lokalen kenntnisse, das für den Arbeitsmarkterfolg Arbeitsmärkten gegenüber. Geringqualifi- entscheidend sein kann. Gleichzeitig vermit- KINDERARBEIT ziertes Arbeitsangebot ist im Überfluss vor- teln die zuwandererspezifischen Marktseg- Das IZA hat ein Netzwerk zur Inten- handen, gleichzeitig herrscht ein Mangel an mente, in denen Immigranten aufgrund ihrer sivierung der Forschungsarbeiten zu qualifizierter Arbeit. Hinzu kommt ein be- kulturellen und Sprachkompetenzen bessere Formen und Folgen von Kinderarbeit schleunigtes Schrumpfen der Bevölkerung Beschäftigungschancen antreffen, durch- gegründet. Seite 14 im arbeitsfähigen Alter. Einige Staaten West- weg ein deutlich niedrigeres Einkommen und europas haben hierauf schrittweise mit einer wenig Aufstiegschancen. Dass viele Migran- Reform ihrer Zuwanderungsgesetzgebung ten über ein ausgeprägtes kulturspezifisches MEINUNG reagiert, um den Rückgang der Erwerbsbe- Humankapital verfügen, welches in einer zu- IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann völkerung zu kompensieren und der Nach- nehmend global vernetzten, arbeitsteiligen plädiert für die Stärkung der unabhän- frage nach gut ausgebildeten Spezialisten Gesellschaft von hohem Wert sein kann, gigen wissenschaftlichen Politikbera- nachzukommen. Doch obwohl inzwischen wird von den aufnehmenden Gesellschaften tung. Seite 18 sukzessive mehr ökonomische Kriterien Ein- bislang weitgehend ignoriert. Ebenso wird zug in die nationalen Zuwanderungspolitiken die Rolle der ethnischen Identität in Bezug halten und auch auf EU -Ebene Initiativen zu auf die Integrationswahrscheinlichkeit von einer stärker arbeitsmarktorientierten Mig- Immigranten bislang eher unterschätzt. rationspolitik unternommen werden, bleibt Wiederholt haben Studien gezeigt, dass die vieles noch in Ansätzen stecken. Die wach- durchschnittliche Arbeitsmarktperformance sende Nachfrage nach hochqualifizierten Ar- von Erwerbspersonen mit Migrationshinter- Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008
IZA STUDIEN Schematische Darstellung zur Messbarkeit ethnischer Identität diese Identität sind sehr variieren und sich unabhängig von dem (0,1) wahrscheinlich, und eine sozialen und kulturellen Prozess im Auf- © IZA - 2008 exakte Trennungslinie nahmeland bereits vor der Migration her- Identifizierung mit Aufnahmeland zwischen den verschiede- ausgebildet haben (IZA Discussion Papers A I nen Elementen der eth- Nos. 2040, 2300, 2535, 3056). nischen Identität kann kaum gefunden werden. Ethnische Identität wird im Rahmen der Es wird ein Analyserah- IZA -Analysen als der Grad an Bindung oder M S men benötigt, der die Identifikation mit dem Aufnahme- und Fortdauer oder das Ver- dem Herkunftsland verstanden. Vom Au- schwinden von Ethnizität genblick des Eintreffens im Aufnahmeland (-1,0) Ablehnung ursprünglicher (0,0) Beibehalt ursprünglicher (1,0) bezogen auf den Erfolg an kann die ethnische Identifikation eines Ethnisch geprägte Voreingenommen- ethnischer Identität ethnischer Identität heit gegenüber Aufnahmeland oder Misserfolg der Immi- Immigranten als eine Bewegung auf einer granten in der Wirtschaft Ebene zwischen zwei Achsen charakteri- und Gesellschaft zu er- siert werden, die das Ausmaß der Bindung klären vermag. Hier hat an Aufnahme- und Heimatland anzeigen das IZA -Forschungsteam (Abbildung ◄). Im Extremfall wird dabei wissenschaftliches Neu- die ursprüngliche Identität ganz aufgege- land betreten und psy- ben oder aber die Identifikation mit der (0,-1) chologische wie auch neuen Heimat bleibt ganz aus. Dazwischen Quelle: IZA Discussion Paper No. 3063 soziologische Erkennt- sind verschiedene „Aggregatzustände“ der nisse zur Evaluation von Identitätsfindung denkbar, je nachdem ethnischer Identität und wie stark die jeweilige Zugehörigkeit zu grund hinter derjenigen von Einheimischen deren Akkulturation in sein ökonomisches beiden Kulturen vom jeweiligen Immig- zurückbleibt. Hierfür kann zum einen ihre Analysemodell einbezogen. ranten empfunden wird. Vier Identitäts- im Durchschnitt geringere Ausbildung zustände lassen sich dem Konzept zufolge ursächlich sein, doch auch gut ausgebil- In einem vom IZA entwickelten multidimen- unterscheiden: Assimilation – starke Iden- dete Arbeitskräfte finden häufig keine sionalen Konzept von ethnischer Identität, tifikation mit Kultur und Gesellschaft des adäquate Beschäftigung, da es ihnen an für das der Begriff „Ethnosizer“ geprägt Aufnahmelandes bei nur noch schwacher dem notwendigen kulturspezifischem Hu- wurde, kann der Wert des kulturspezifi- Identifikation mit dem Herkunftsland; man- und Sozialkapital mangelt. Welche schen Humankapitals eines Zuwanderers Integration – starke Verbundenheit mit Rolle spielt die ethnische Identität bei der gemessen werden. Der Ethnosizer ist ein dem Herkunftsland, gleichzeitig aber auch ökonomischen Integration? Diesen Fragen Instrument zur Messung der Intensität starke Bindung an das Aufnahmeland; Se- geht das Forschungsprojekt des IZA im der ethnischen Identität einer Person und paration – Identifikation ausschließlich Auftrag der VolkswagenStiftung nach. vereint die folgenden Elemente: Sprache, mit der Ursprungskultur auch nach Jahren Kultur, soziale Interaktion und ethnisches der Emigration; Marginalisierung – kein Zweifelsohne besitzen Immigranten spe- Netzwerk, Migrationsgeschichte und eth- Zugehörigkeitsgefühl, weder zur Kultur zielle Fähigkeiten, abhängig von ihrem nische Selbstidentifizierung des Individu- des Aufnahmelandes noch zu derjenigen Ursprungsland, über welche Einheimische ums. Die Forschungsergebnisse anhand des Herkunftslandes (IZA Discussion Pa- nicht verfügen. Wenn beide Gruppen kom- dieses Messinstruments sind zuverlässi- per No. 3063). In ähnlicher Weise können plementär zueinander sind, ergibt sich auf ger als bisherige Analysen aufgrund von auch Einheimische einen Prozess der Neu- diese Weise eine Situation, von der Wirt- Umfragen; sie decken auf, dass ethnische findung der eigenen ethnischen Identität schaft und Gesellschaft im Sinne von mehr Identitäten primär exogener Natur sind, durchlaufen. Wohlstand insgesamt profitieren. Dabei stark nach Herkunftsland und Geschlecht ist der Prozess der Anpassung und Inte- gration, den die Immigranten durchlaufen, Simulierte Veränderung des wirtschaftlichen Erfolges von zentraler Bedeutung. Grundsätzlich je nach Ausprägung der ethnischen Identität erscheint Diversität weit eher geeignet, © IZA - 2008 das Wachstum einer Wirtschaft zu erhö- Beschäftigungs Immobilien wahrscheinlichkeit Einkommen besitz hen, als dass dadurch nachteilige Folgen für diese entstehen dürften. In ethnisch Männer Frauen Männer Frauen spezialisierten Marktbereichen werden Immigranten als Träger des entsprechend Integration 0.079 0.199 1.573 3.651 0.261 „passgenauen“ Humankapitals ohnehin Assimilation 0.122 -0.011 1.194 -0.024 0.348 einen potenziellen Vorteil gegenüber Ein- heimischen aufweisen. Separation -0.064 -0.081 -1.410 -1.043 -0.171 Marginalisierung -0.204 -0.078 -2.556 -3.438 -0.082 Analyserahmen der ethnischen Identität Der Ethnosizer misst anhand von Daten aus der SOEP-Befragung, wie stark bei einzelnen Immigranten Integrati- Die analytische Bewertung von ethnischer on, Assimilation, Separation oder Marginalisierung ausgeprägt sind. Jede dieser 4 Ausprägungen wird anhand von Fragen zu Sprache, Kultur, gesellschaftlicher Interaktion, Migrationshintergrund und ethnischem Selbstverständnis Identität und kulturspezifischem Hu- gemessen (Werte von 0 bis 5). Jede Zelle der Tabelle (bei Beschäftigungswahrscheinlichkeit und Hausbesitzern) mankapital sowie ihres Einflusses auf den zeigt, wie stark sich hypothethische Extreme (Wert 5 für die in der Zeile stehende Ausprägung und 0 in den übrigen) Integrations- und wirtschaftlichen Erfolg von Migranten unterscheiden, die Standard-Ethnosizer-Werte aufweisen. Für die Einkommensspalte werden die log- eines Zuwanderers im Aufnahmeland arithmierten Unterschiede im Einkommen zwischen dem hypothetischen Extremfall und dem tatsächlich beobachte- teten Durchschnittsverdiener aus dem Datensatz verglichen. begegnet besonderen Schwierigkeiten: Quelle: IZA Discussion Paper No. 3063 Unterschiedliche kulturelle Einflüsse auf 2 Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008
ETHNISCHE IDENTITÄT Der Status der ethnischen Eigenidentität lation Vorausbedingung für dauerhaften sche Freunde haben, die Staatsbürgerschaft eines Immigranten zu einem bestimmten Arbeitsmarkterfolg und ökonomisches eher an (IZA Discussion Paper No. 3260). Zeitpunkt enthält mithin die Informa- Wohlergehen. Mit dem gemessenen Grad tion, ob er oder sie mit einer oder mehr der Integration oder Assimilation stei- Das Thema der kulturellen Assimilation Gesellschaften, deren Kultur und deren gen sowohl die Arbeitswahrscheinlichkeit innerhalb ethnischer Gruppen und des Traditionen vertraut ist, also das jeweilige und die monatlichen Löhne als auch die Verschwindens der ethnischen Identität kulturspezifische Humankapital besitzt. Eigenheimbesitzerrate, während starke etwa durch interkulturelle Ehen war eben- Assimilation beinhaltet, dass die Sprache Separation oder Assimilierung einen gegen- falls Gegenstand von IZA -Untersuchungen. des Aufnahmelandes gesprochen wird, teiligen Effekt hervorrufen (IZA Discussion Die hierzu vorliegenden Ergebnisse zeigen, ausreichender Kontakt zu Einheimischen Papers Nos. 2420, 3050, 3056). Auch das dass ein Festhalten an ethnischer Identität besteht und die entsprechenden Gebräu- Geschlecht des Immigranten hat hier einen die Eingliederung von Individuen in eine che und Kommunikationsweisen vertraut Einfluss. So profitieren männliche Immi- größere Gesellschaft keineswegs verhindert sind. Gleichzeitig wäre anzunehmen, dass granten sowohl von Assimilation als auch (IZA Discussion Paper No. 2212). die Betreffenden kaum noch kulturspe- von Integration, während Frauen nur dann zifisches Humankapital des Herkunfts- anhaltend erfolgreich auf dem Arbeits- Bemerkenswerterweise beeinflusst die landes aufweisen, während im Falle von markt sind, wenn sie gut integriert sind. ethnische Identität auch die Risikobereit- Separation das Gegenteil der Fall sein wird. Weibliche Immigranten scheinen stärker schaft. So zeigen IZA-Studien, dass die in Integration bedeutet den Besitz beiderlei vom Festhalten an ihrer Ursprungskultur dieser Hinsicht zwischen Einwanderern und kulturspezifischen Humankapitals, Margi- in Verbindung mit dem Erwerb des kultur- Einheimischen feststellbaren Unterschiede nalisierung geht einher mit dessen weitge- spezifischen Humankapitals des Aufnahme- bei solchen Immigranten größer sind, die hendem Verlust (IZA Discussion Paper No. landes zu profitieren. Weitere ökonometri- enge Verbindungen zu ihrer Heimat aufrecht- 2040). sche Analysen zur Korrelation von ethnischer erhalten, während assimilierte Zuwanderer Identität und wirtschaftlichem Erfolg von ein ähnliches Risikoverhalten an den Tag le- Ethnische Identität Immigranten auf dem deutschen Arbeits- gen wie Einheimische. Die erste Zuwanderer- beeinflusst Arbeitsmarkterfolg markt konnten einen kausalen Zusammen- generation in Deutschland ist beispielsweise hang herstellen (IZA Discussion Papers Nos. weit risikoscheuer als Einheimische, während Das Ausmaß des Arbeitsmarkterfolgs 3056, 3063): Die jeweilige Ausprägung der sich die zweite Generation in der Risikobe- steht in dieser Perspektive in starker ethnischen Identität bestimmt den Grad reitschaft nicht mehr von den Einheimischen Abhängigkeit vom Umfang des kulturspe- des Arbeitsmarkterfolges, und nicht umge- unterscheidet. Je höher der Grad der Assi- zifischen Humankapitals und der ethni- kehrt. Ökonomisch erfolgreiche Immigran- milation ist, desto höher ist auch die Risiko- schen Identität eines Zuwanderers. Assimi- ten verändern ihre ethnische Identität nicht bereitschaft, bei Männern wie bei Frauen lierte Immigranten haben besonders gute aufgrund dieses Erfolges; ebensowenig (IZA Discussion Papers Nos. 1999, 2537). Chancen auf dem Arbeitsmarkt, aber sie veranlasst ausbleibender wirtschaftlicher konkurrieren auch direkt mit den Einhei- Erfolg zu einer Modifizierung ethnischer Fazit: Stärkere politische Berücksichtigung mischen und verfügen nicht mehr über ein Identität. der Integrationswahrscheinlichkeit nötig kulturspezifisches Humankapital, das als Zusatzqualifikation eingebracht werden Auswirkungen von Ethnizität auf Die Forschungsergebnisse zeigen, dass eine könnte. Integrierte Zuwanderer können auf Einbürgerung und Risikoeinstellungen vorausschauende Zuwanderungs- und Inte- den „einheimischen“ Arbeitsmarkt treten grationspolitik gut daran tut, die Wirkungs- und als unvollkommene Substitute oder Über diese Analysen zum Einfluss der eth- faktoren von ethnischer Identität ins Kalkül als Komplemente zu den einheimischen nischen Identität auf den Arbeitsmark- zu ziehen. Den IZA-Analysen zufolge ist die Arbeitskräften agieren. Zur gleichen Zeit terfolg von Migranten hinaus hat das IZA vollständige Assimilation von Immigranten haben sie Zugang zu „ethnischen“ Märkten weitere Aspekte der Ethnizität untersucht. auf dem Arbeitsmarkt nicht unbedingt ein und somit bessere Chancen, als wenn sie Anhand des Ethnosizer-Konzepts und aktu- Vorteil, während es zugleich Separation und assimiliert wären. Separierte Immigranten eller SOEP-Daten aus dem Jahr 2005 lassen Marginalisierung zu verhindern gilt. Wün- sind begrenzt auf ethnische Enklaven mit sich Determinanten der Einbürgerungs- schenswert sind Strategien, die gleichberech- einer geringen Chance, in das Aufnahme- wahrscheinlichkeit identifizieren, die über tigte Integration und ethnische Vielfalt in der land integriert zu werden und dort zu Erfolg die herkömmlichen demographischen und Gesellschaft begrüßen und dadurch Kreativi- zu gelangen. Sie tragen in manchen Fällen sozio-ökonomischen Charakteristika – wie tät und Dynamik fördern, ohne Separation auch dazu bei, dass die negativen Vorur- Bildungsniveau, Geschlecht oder Familien- zu begünstigen. teile gegenüber ethnischen Enklaven er- stand – hinausgehen und explizit den Erfolg halten bleiben. Deswegen hängt der Erfolg des bisherigen Integrationsprozesses sowie Dem gilt es proaktiv schon vor der Einrei- eines Immigranten stark vom Status seiner die Ethnizität der Immigranten berücksich- se von Zuwanderern Rechnung zu tragen. individuellen ethnischen Identität ab. tigen. Den Analysen zufolge erscheint die Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ei- deutsche Staatsangehörigkeit weiblichen genschaften, die für die ethnische Identität Dies verdeutlichen auch Simulationsrech- und besser ausgebildeten Einwanderern als bestimmend sind, im Wesentlichen schon nungen auf Grundlage der empirischen besonders attraktiv, während Immigranten, vor der Migration bestehen. So dürfte es Daten des Sozio-oekonomischen Panels die in Deutschland ausgebildet wurden, ge- unter den hier diskutierten Gesichtspunkten (SOEP, Welle 2001). Sie zeigen klare Va- ringeren Wert auf Einbürgerung legen. Der beispielsweise sinnvoller sein, junge Men- riationen der Beschäftigungswahrschein- Grad der Integration in die deutsche Ge- schen anzuwerben, die in Deutschland ihre lichkeit, des Verdienstniveaus sowie der sellschaft hat einen unmittelbaren Einfluss (akademische) Ausbildung absolvieren, als Wahrscheinlichkeit von Immobilienbesitz auf die Annahme der Staatsangehörigkeit: auf das schon im Herkunftsland erworbene je nach ethnischer Identität (Tabelle ◄). Während ein längerer Aufenthalt die Ein- Ausbildungsniveau zu achten, das eben per bürgerungsbereitschaft tendenziell negativ se noch keine „Garantie“ für eine erfolgreiche Den Daten und Berechnungen zufolge sind beeinflusst, nehmen Immigranten, die in Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft in Deutschland Integration oder Assimi- jungen Jahren einwandern und enge deut- bietet. Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008 3
VW/IZA KONFERENZ Bei der überfälligen Erarbeitung entspre- die Wahrscheinlichkeit von Integration schaftlichen Wohlfahrt beizutragen. Eine chender Zuwanderungskriterien im Rahmen oder Assimilation, umso größer ist auch künftig stärker ökonomisch auszurich- eines Auswahl- und Quotensystems sollte die Wahrscheinlichkeit, einen adäquaten tende Zuwanderungspolitik darf diesen mithin die Integrationsprognose von vorn- Arbeitsplatz zu finden, ein höheres Ein- Zusammenhang nicht herein mit einbezogen werden. Je größer kommen zu erzielen und zur gesamtgesell- außer Acht lassen. SERIES IZA DP No. 2215 SERIES PAPER IZA DP No. 2215 The German Labor Market: Still Adjusting Badly? SERIES PAPER DISCUSSION IZA DP No. 2215 Werner Eichhorst The German Lutz C.Labor Kaiser Market: Still Adjusting Badly? SERIES Ausgewählte IZA Discussion Papers zum Thema PAPER DISCUSSION IZA DP No. 3063 Werner Eichhorst The German Lutz C.Labor Market: July 2006 Kaiser Still Adjusting Badly? PAPER DISCUSSION Werner Eichhorst Measuring LutzEthnic JulyIdentity C. Kaiser 2006 and Its Impact on Economic Behavior DISCUSSION Amelie Constant July 2006 Klaus F. Zimmermann September 2007 IZA DP No. 3260: IZA DP No. 2537: IZA DP No. 2300: Forschungsinstitut A. Constant, L. Gataullina, H. Bonin, A. Constant, L. Zimmermann, zur Zukunft der Arbeit Institute for the Study of Labor Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit Institute for the Study K. F. Zimmermann K. Tatsiramos, K. F. Zimmermann L. Gataullina, of Labor Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit Institute for the Study of Labor Forschungsinstitut Naturalization Proclivities, Ethnic Persistence, Assimilation A.Constant, zur Zukunft der Arbeit Institute for the Study of Labor Ethnicity and Integration and Risk Proclivity K. F. Zimmermann Human Capital and Ethnic IZA DP No. 3063: IZA DP No. 2535: Self-Identification of Migrants A. Constant, K. F. Zimmermann L. Zimmermann, K. F. Zimmermann published in: Economics Letters, Measuring Ethnic Identity and A. F. Constant 2008, 98 (3), 235–239 Its Impact on Economic Behavior Ethnic Self-Identification of published in: Journal of the First-Generation Immigrants IZA DP No. 2212: European Economic Associati- published in: International Migration C. U. Chiswick on, 2008, 6 (2–3), 424–433 Review, 2007, 41 (3), 769–781 The Economic Determinants of Ethnic Assimilation IZA DP No. 3056: IZA DP No. 2420: forthcoming in: Journal of K. F. Zimmermann A. Constant,L. Gataullina, Population Economics, 2009 Migrant Ethnic Identity: K. F. Zimmermann Concept and Policy Implications Gender, Ethnic Identity and Work IZA DP No. 2040: forthcoming in: Ekonomia, 2008 A. Constant, L. Gataullina, K. F. Zimmermann IZA DP No. 3050: Ethnosizing Immigrants A. Constant, R. Roberts, forthcoming in: Journal of Economic K. F. Zimmermann Behavior and Organization, 2008 Ethnic Identity and Immigrant ► http://www.iza.org/publications/dps Homeownership An der Schnittstelle zwischen Migrationsforschung und Zuwanderungspolitik VolkswagenStiftung und IZA richten interdisziplinäre Fachtagung in Bonn aus Im Rahmen des von der VolkswagenStiftung ters Armin Laschet referierte Dimitria Clayton lebende US -Amerikanerin Clayton deutlich, geförderten interdisziplinären Forschungs- (Ministerium für Generationen, Familie, welchen Stellenwert eine wissenschaftliche projekts zu „Migration und Integration“ Frauen und Integration, NRW) über mögli- Begleitung der Migrations- und Integra- fand am 23. und 24. November 2007 in che Gründe für das „Kommunikationspro- tionspolitik haben könne. So fördere das Bonn die dritte gemeinsame Fachkonfe- blem“ zwischen Forschung, Politik und Öf- Ministerium zurzeit annähernd 40 For- renz aller am Projekt mitwirkenden Studi- fentlichkeit, führte aber auch „ermutigende schungsprojekte zu ausgewählten Themen engruppen statt. Neben ökonomischen Beispiele“ für einen erfolgreichen Dialog der Zuwandererintegration. Auch wenn die Fragestellungen und Analyseresultaten wur- an. Der sprichwörtliche „Tunnelblick“ man- hier erzielten Forschungsergebnisse nicht den auch die Forschungsergebnisse aus So- cher Politiker lasse sich ebenso überwinden immer auf direktem Weg in politische Pro- ziologie, Politikwissenschaft, Anthropologie, wie die Scheu vieler Wissenschaftler, ihre gramme umgesetzt würden, seien sie den- Sozialpsychologie und Linguistik präsentiert. Forschungsergebnisse „einfach“ zu formu- noch unverzichtbar für die Politik, da im- Die von IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann, lieren. mer wieder neue Denkansätze und Anstöße Amelie Constant (IZA, Georgetown Universi- aus der Interaktion mit der Wissenschaft ty und DIW DC) und Konstantinos Tatsiramos Gerade bei einem so sensiblen Themenge- hervorgingen. (IZA) organisierte Veranstaltung stand unter biet wie Zuwanderung und Integration sei dem Leitthema „The Interface between Mi- eine angemessene Information der Öffent- Viel Zustimmung erhielt Dimitria Clayton gration Research and Policy Making“ und lichkeit durch Politik und Wissenschaft von auch für ihren Hinweis auf die zentrale war in ihrem ersten Teil der Frage gewidmet, zentraler Bedeutung. Den Medien komme Bedeutung einer verlässlichen Datengrund- wie die Transformation gesicherter Erkennt- hier ein hohes Maß an Verantwortung zu, lage sowohl als Ausgangsbasis für die nisse der Migrationsforschung in praktische es müssten aber gezielt auch die gesell- Forschung wie auch als Legitimationsbasis Politik besser gelingen könne. schaftlichen Gruppen in den „Aufklärungs- für die Politik. Sie begrüßte die inzwischen prozess“ eingebunden werden. Am Beispiel endlich geschaffenen Möglichkeiten, auch In Vertretung des kurzfristig verhinderten des Landesministeriums für Integration den Migrationshintergrund eingebürgerter nordrhein-westfälischen Integrationsminis- machte die seit 20 Jahren in Deutschland deutscher Staatsbürger erfassen zu kön- 4 Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008
MIGRATION UND INTEGRATION Barbara John Dimitria Clayton Timothy J. Hatton nen, da nur auf diesem Wege Datensätze bringe, werde die Öffentlichkeit mit Skepsis Migration, die einer verantwortungsvollen erhoben werden könnten, mit denen sich auf eine liberale Migrationspolitik reagieren, „Aufklärung“ der Öffentlichkeit häufig im eine angemessene Evaluation der Integrati- was wiederum die dies antizipierende Politik Wege stehen. Komplexe Analysen der Wis- onspolitik durchführen lasse. zögern lasse. Nur durch diese Konstellation senschaft seien mit den Vereinfachungs- sei zu erklären, warum es in Deutschland bedürfnissen von Medien und Politik nicht Mit Barbara John referierte im Anschluss nach wie vor das Paradoxon restriktiver leicht in Einklang zu bringen. eine der bundesweit profiliertesten Inte- Arbeitserlaubnisvorschriften bei gleichzei- grationspolitikerinnen. Nach ihrer 22 Jah- tig eher großzügiger Gewährung von Sozial- Als Folge eines medial oft verzeichneten Bil- re währenden Tätigkeit als Ausländer- und leistungen gebe, obwohl das genaue Gegen- des stoße das Anliegen einer sachlichen In- Integrationsbeauftragte des Berliner Se- teil (integrations-)politisch sinnvoll sei. Und formation der Öffentlichkeit oft auf Proble- nats ist sie zurzeit als Koordinatorin für nur so sei auch zu verstehen, warum die me und werde die Glaubwürdigkeit der von Sprachförderung bei der Senatsverwaltung Bundesrepublik bislang nahezu vollständig der Wissenschaft vermittelten Erkenntnisse für Bildung, Jugend und Sport in Berlin tä- auf eine Steuerung der Zuwanderung unter angezweifelt. Gleichzeitig spiele die Poli- tig. Sehr anschaulich erläuterte sie, warum ökonomischen Gesichtspunkten verzichte tik „nach eigenen Regeln“ (Barbara John) das, was die deutsche Öffentlichkeit über und die mit dem neuen Zuwanderungsge- und nehme von den Forschungsresultaten Immigration zu wissen meine, oft nicht der setz prinzipiell geschaffenen Möglichkeiten gern nur das zur Kenntnis, was zur Legiti- Realität entspreche, und dass viele Integra- nur unzulänglich ausschöpfe. mation der eigenen politischen Konzeption tionsaufgaben in der Vergangenheit falsch nutzbar gemacht werden könne. Dimitria angegangen worden seien. Angefangen von Expertendiskussion: Wie können Clayton entwarf freilich ein optimistische- der „Lebenslüge“ des Gastarbeiterstatus Resultate der Migrationsforschung res Bild der Zugänglichkeit von Migrations- der ins Nachkriegsdeutschland einwandern- besser in Politik und Öffentlichkeit politik(ern) für eine fachkundige wissen- den Migranten zögen sich Ungereimtheiten transportiert werden? schaftliche Beratung, indem sie darauf ver- und Unaufrichtigkeiten wie ein roter Faden wies, dass letztere in der jüngeren Vergan- durch mehrere Jahrzehnte deutscher Zu- Im Anschluss an die beiden Impulsreferate genheit verstärkt nachgefragt worden sei wanderungs- und Integrationspolitik, so fand eine Diskussion zur Frage „How to Talk und politisch durchaus „Spuren“ hinterlas- dass verbreitete Unkenntnis und Vorbehalte to the General Public About Migration?“ sen habe, auch wenn die Umsetzung stets in der Öffentlichkeit nicht überraschen dürf- statt, an der neben Dimitria Clayton und nur in kleinen Schritten erfolgen könne, um ten – ein Problem sowohl für die Vermittlung Barbara John auch Klaus F. Zimmermann die Bevölkerung „mitzunehmen“. von Forschungsergebnissen wie auch für die sowie Jeroen M.J. Doomernik (University of erforderliche, nachhaltige politische Kurs- Amsterdam, IMES) und Timothy J. Hatton „Was die Öffentlichkeit über Migration korrektur. (University of Essex, Australian National wissen will, ist nicht immer das, was University, IZA) teilnahmen. Die Modera- wir wissen“ (Klaus F. Zimmermann) Solange sich noch nicht die in der Wissen- tion übernahm Amelie Constant. Deutlich schaft weitgehend unumstrittene Erkennt- wurden im Verlauf der Diskussion die un- Zimmermann kritisierte dennoch den man- nis durchgesetzt habe, dass Zuwanderung terschiedlichen Erwartungshaltungen und gelnden „langen Atem“ der deutschen Mi- – sofern sie zielorientiert gesteuert wird Herangehensweisen von Politik, Wissen- grations- und Integrationspolitik, die zwar – langfristig der Gesamtgesellschaft Vorteile schaft und Medien in Bezug auf das Thema in Form sowohl der Reform des Staatsan- Alfred Schmidt, Amelie Constant Jeroen M.J. Doomernik, Klaus F. Zimmermann Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008 5
VW/IZA KONFERENZ 3rd Integrated Conference of the Volkswagen Study Group on Migration and Integration: The Interface Between Migration Research and Policy Making Friday, November 23 (Institute for Employment Research, IAB) Michael Bommes “Migration and Labour Market Integration (University of Osnabrück) Welcome Address from a Regional Perspective – Does Cultural Christoph Schroeder Klaus F. Zimmermann Diversity matter?” (Bilgi University Istanbul and University of (IZA, University of Bonn, DIW Berlin) Francesco D’Amuri Potsdam) Alfred Schmidt (Fondazione Eni Enrico Mattei and ISER, Ulrich Mehlem (Volkswagen Foundation) University of Essex) (IMIS, University of Osnabrück) Gianmarco I.P. Ottaviano Inken Sürig Keynote Address 1 (Fondazione Eni Enrico Mattei, (IMIS, University of Osnabrück) Chair: Klaus F. Zimmermann Univerista’ di Bologna and CEPR) “Literacy Acquisition in Schools in the (IZA, University of Bonn, DIW Berlin) Giovanni Peri Context of Migration and Multilingualism: A “Migration Policy, Migration Research – (University of California, Davis and NBER) Comparative Study Turkey/ Germany. Project Challenges and Prospects” “The Labor Market Impact of Immigrants in Outline & State of the Art.” Dimitria Clayton West Germany” Ludger Pries (Ministry for Intergenerational Affairs, Family, Maurice Crul (University of Bochum) Women and Integration, North Rhine- (University of Amsterdam) “Transnational Migrant Organisations in Westphalia) representing Armin Laschet (Minister “The Integration of the European Second Europe – Integrating Whom and Where” of Intergenerational Affairs, Family, Women Generation” and Integration, North Rhine-Westphalia) Session 2: Cultural Capital, Ethnic Capital and Keynote Address 2 Labor Market Policies Saturday, November 24 Chair: Klaus F. Zimmermann Chair: Karin Schittenhelm (IZA, University of Bonn, DIW Berlin) (University of Siegen) Session 3: Integration Policies “Is Everything Wrong Germans Anja Weiß Chair: Amelie Constant Know About Immigration?” (University of Duisburg) (Georgetown Public Policy Institute, Barbara John “The Experience of Legal Exclusion. What Does Georgetown University, DIW DC, IZA) (Berlin Senate Commissioner for Migration It Teach Us About Migration Legislation and Christiane Falge and Integration 1981-2003, Berlin Senate Administration? What Is the Position of Social (University of Bremen), Coordinator of Language Training for Migrants) Science in this Highly Politicized Field?”, Giulia Bigot Eleni Hatzidimitriadou (University of Trento), Plenary Session (University of Kent) Saime Ozcurumez “How to Talk to the General Public About “Migration and Education as an Issue for (McGill University), Migration” Policy Recommendation: Second Generation Maria Laura Russo Chair: Amelie Constant Perspectives in a German-British Comparison” (University of Trento), (Georgetown Public Policy Institute, Martin Kahanec (IZA) Ulla Wittig Georgetown University, DIW DC, IZA) Mehmet Tosun (University Hospital Leipzig), Dimitria Clayton (University of Nevada-Reno) Lloy Wylie (Ministry for Intergenerational Affairs, Family, “Political Economy of Immigration in Germany: (University of British Columbia) Women and Integration, North Rhine- Attitudes and Citizenship Aspirations” “Political Advocacy and Civic Engagement: The Westphalia) Anzelika Zaiceva (IZA) Case of Immigrants Participation in the Health Jeroen M.J. Doomernik Klaus F. Zimmermann Systems of Canada, Italy and Germany” (University of Amsterdam, IMES) (IZA, University of Bonn, DIW Berlin) Timothy J. Hatton “Children, Kitchen, Church: Does Ethnicity Session 4: Migration and Public Life (University of Essex, UK, Matter?” Chair: Amelie Constant Australian National University, IZA) (Georgetown Public Policy Institute, Barbara John Presentations by Newly Funded Volkswagen Georgetown University, DIW DC, IZA) (Berlin Senate Commissioner for Migration Study Groups Rüdiger Lautmann and Integration 1981-2003, Berlin Senate Chair: Jens Schneider (Institute for Research on Security and Coordinator of Language Training for Migrants) (University of Amsterdam) Prevention, ISIP) Klaus F. Zimmermann Matilde Grünhage Monetti “Organizational and Societal Interests in (IZA, University of Bonn, DIW Berlin) (German Institute for Adult Education, DIE) Conflict: About the Difficulties of Scientific Martin Hartung Research to Intervene in Organizational Parallel Sessions (German Institute for Adult Education, DIE) Practices” Session 1: “Researching Workplace Communication Education, Integration and Policy Making towards Developing L2 Provision at/for the Final Discussion, Assessment Chair: Uta Quasthoff Workplace” and Further Planning (University of Dortmund) Uta Quasthoff Chair: Alfred Schmidt Anette Haas (University of Dortmund) (Volkswagen Foundation) (Institute for Employment Research, IAB) “Literacy between Languages and Cultures: Andreas Damelang Resource and Obstacle to Integration” ► www.iza.org/link/3rdVW 6 Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008
MIGRATION UND INTEGRATION gehörigkeitsrechts als auch des seit 2005 ders erfolgversprechender Versuch der dabei vor allem zur Diskussion: Wie setzt geltenden neuen Zuwanderungsgesetzes Beeinflussung politischer Entscheidungen. sich kulturelles Kapital zusammen, und bemerkenswerte Fortschritte erzielt habe, Dabei dürfe jedoch die wissenschaftliche welche Rolle spielt es beim Zugang zum es inzwischen aber wieder am „Willen zur Redlichkeit keinen Schaden nehmen. Die Arbeitsmarkt? Hat kulturelle Vielfalt ei- konstruktiven Weiterentwicklung“ fehlen Diskussionsteilnehmer waren sich einig in nen Einfluss auf den Arbeitsmarkterfolg lasse. So drängten sich zwar angesichts der abschließenden Diagnose, dass gera- von Immigranten und Einheimischen? des wachsenden Fachkräftemangels in de die Migrations- und Integrationspoli- Welche Rolle spielt in dieser Hinsicht eth- Deutschland Korrekturen des Zuwande- tik letztlich nur in wohldosierten Einzel- nische Vielfalt auf institutioneller Ebene? rungsgesetzes auf, die aber de facto weit schritten erfolgreich agieren könne. Im Welchen Integrationserfolg vermittelt ein davon entfernt seien, auf der politischen Rahmen von Initiativen wie derjenigen der ausländischer Hochschulabschluss im Agenda nach vorne zu rücken. Insofern sei VolkswagenStiftung sei es Aufgabe der Vergleich zu einem im Inland erworbenen es auch Aufgabe der Wissenschaft, über die Wissenschaft, hierfür durch praxisnahe Abschluss? Wie wichtig ist eine gezielte Medien Themen und Lösungen voranzutrei- Forschungsarbeiten den Boden zu berei- Integration bereits im Kindergarten? Ein ben. Damit sei aber zugleich auch eine nicht ten. besonderes genmerk des Forschungsver- zu unterschätzende Gefahr verbunden, me- bunds liegt auf Analysen zum Einfluss des dial nicht zutreffend oder stark vereinfacht Studiengruppen präsentieren Spracherwerbs auf den Integrationserfolg. zitiert zu werden und somit womöglich gar interdisziplinäre Forschungsresultate Über alle Studiengruppen hinweg bestand das Gegenteil des Beabsichtigten zu errei- Einigkeit, dass von politischer Seite Initia- chen. Im weiteren Verlauf der Konferenz prä- tiven zur Bereitstellung einer ergiebigeren sentierten alle am Forschungsprojekt der Datengrundlage ergriffen werden sollten, Eine entsprechende Vorsicht und Offen- VolkswagenStiftung beteiligten Studi- um weitere politikorientierte Forschungs- heit des Umgangs vorausgesetzt, sei den- engruppen ihre aktuellen Forschungser- arbeiten zu diesem wichtigen Themenge- noch der Weg über die Medien ein beson- gebnisse. Die folgenden Themen standen biet zu ermöglichen. Führungsrolle des IZA in der ökonomischen Migrationsforschung: Breiter Veranstaltungskanon, wertvolle Forschungsimpulse Expertisen zur Ethnizität: Migrant Ethnicity Meeting (MEM) Das dritte „IZA Migrant Ethnicity Meeting“ Konstantinos Tatsiramos (IZA) referierte wurde in Kooperation mit DIW DC bereits über die Dynamik des ethnischen Unter- im März 2007 in Washington DC ausge- nehmertums unter Immigranten in den richtet und lieferte wichtige Erkenntnisse USA . Einflussfaktoren der Zuwandererin- zu allen vom IZA im Auftrag der Volkswa- tegration waren Gegenstand der Unter- genStiftung erforschten Fragestellungen: suchungen von Martin Kahanec (IZA) zum (1) Messung von Ethnizität, (2) Bedeutung Einfluss von Ethnizität und Spracherwerb von Staatsangehörigkeit, (3) Selbständi- auf „The Russian-Ukrainian Earnings Di- ges Unternehmertum von Migranten so- vide“, während James Hollifield (Southern wie (4) Interethnische Eheschließungen. Methodist University at Dallas und IZA) Die Thematik der ethnischen Identität Immigration und Integration am Beispiel und ihrer Messung war Gegenstand der neuer Daten aus dem texanischen Dallas Präsentationen von Roland J. M. Benabou studierte. Interkulturelle Ehen zwischen fession und Religiosität. Solomon Polachek (Princeton University und IZA) über „Iden- Immigranten in den USA analysierte Christi- (Binghamton University und IZA) erwei- tity, Dignity and Taboos“ und Amelie Con- na Houseworth (University of Illinois, Chica- terte den Betrachtungshorizont mit einer stant (IZA , DIW DC und Georgetown Uni- go). IZA -Programmdirektor Barry Chiswick aufschlussreichen Studie zum Einfluss von versity) zur Frage „Does Ethnosizing Pay? (University of Illinois, Chicago) referierte Naturkatastrophen auf (ethnische) Ar- Gender and Native- Migrant Differences“. zum Themengebiet Humankapital, Kon- beitsmärkte. Wissenschaft und Praxis im Dialog: IZA Interethnic Practitioners’ Meetings Interethnischen Eheschließungen widmete Diskussionsthemen der von Barry Chiswick sich im Mai 2007 auch das dritte „IZA In- und Amelie Constant organisierten Veranstal- terethnic Practitioners’ Meeting“ im Rah- tung waren unter anderem Probleme bei men des Forschungsprojekts der Volks- der Erlangung von Visa und Aufenthalts- wagenStiftung. Ähnlich wie die vorherigen genehmigungen, Erscheinungsformen von Expertentreffen zu Fragen von Einbürge- Diskriminierung ausländischer Ehepart- rung und ethnischem Unternehmertum ner, Sprachbarrieren, aber auch besondere bot dieses spezielle Format IZA-Forschern, Integrationserfolge. Diese bewährte Form binational verheirateten Migranten sowie des Austausches zwischen Wissenschaft Vertretern von Interessenverbänden Ge- und Praxis ist fester Bestandteil der IZA- legenheit zum Abgleich von Forschungs- Forschungsarbeiten im Auftrag der Volks- thesen und gesellschaftlicher Wirklichkeit. wagenStiftung. Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008 7
MIGRATION UND INTEGRATION IZA-Buchpräsentation: Zuwanderungspolitik und Arbeitsmarkt der Koautoren der IZA-Studie, diskutierten zu verbessern. Europa müsse im eigenen In- mit MPI -Präsident Demetrios Papademetriou teresse attraktive Zuwanderungsoptionen und dem Publikum sowohl die neue Zu- für qualifizierte Migranten schaffen und wanderungsgesetzgebung Deutschlands aktiv um die „besten Köpfe“ werben. und die Perspektiven einer Europäisierung der Migrationspolitik als auch die Heraus- forderungen, die eine mögliche Stärkung des Zuwanderungs- standortes Europa für Klaus F. Zimmermann/Holger die US-amerikanische Bonin/René Fahr/Holger Hinte D. Papademetriou, H. Bonin, K. F. Zimmermann Einwanderungspolitik mit sich brächte. Zim- Immigration Policy and the Auf Einladung des Migration Policy Ins- mermann verwies auf Labor Market: The German Ex- titute (MPI) und in Kooperation mit DIW verschiedene Initiativen perience and Lessons for Europe DC präsentierte das IZA im März 2007 in der EU -Kommission, Springer: Berlin/Heidelberg, Washington den Band „Immigration Policy die bislang sehr schwa- 2007; and the Labor Market: The German Experi- che Position Europas ISBN 978-3-540-68381-0 ence and Lessons for Europe“. IZA-Direktor im weltweiten Wettbe- 209 Seiten Klaus F. Zimmermann und Holger Bonin, einer werb um Humankapital Marktplatz der Migrationsforschung: IZA Annual Migration Meeting (AM2) Ein ebenso attraktives Format bieten die Bevelander (Malmö University und IZA) re- und Guillermina Jasso (New Yo rk University hochrangig besetzten Jahreskonferenzen ferierte über die Einstellungen von Jugend- und IZA) den Einfluss von Immigration auf des IZA-Forschungsschwerpunkts Migrati- lichen gegenüber Muslimen in Schweden, die soziale Schichtung untersuchte. Die Wir- on. Das vierte IZA Annual Migratio n Mee- Dan-Olof Rooth (Kalmar University und IZA) kungsmechanismen von Migrationsnetzwer- ting (AM2) fand unter der Regie von Barry stellte ebenfalls am Beispiel Schwedens For- ken studierten David McKenzie (World Bank R. Chiswick und Amelie Constant im Mai 2007 schungsergebnisse zur – deutlichen – „impli- und IZA) und Alfonso Miranda (Keele Univer- in Bonn statt. Dem wichtigen Themenkom- ziten Diskriminierung“ von Zuwanderern mit sity und IZA) am Beispiel der Zuwanderung plex von Gesundheit und Sicherheit am Ar- arabisch anmutenden Familiennamen bei von Mexiko in die USA. Die traditionelle Ju- beitsplatz waren Beiträge von Steven Stillman Einstellungen neuer Mitarbeiter vor. Amelie lian Simon Lecture zu Ehren des einflussrei- (Motu Economic and Policy Research Trust Constant präsentierte aktuelle IZA-Resul- chen Pioniers der Migrationsforschung gab und IZA) und Arturo Gonzalez (Public Policy tate zum Einfluss des „Ethnosizers” auf die Barry R. Chiswick zur Ökonomie des Spra- Institute of California und IZA) gewidmet. Einkommensentwicklung von Zuwanderern cherwerbs von Migranten. Stillman beschrieb die ambivalenten Auswir- und Einheimischen. ► www.iza.org/files/js2007.pdf kungen von Immigration auf die Gesundheit von Kindern, während Gonzalez Analysen Eine Fülle von Anregungen für die weitere zur Situation nichtregistrierter Immigranten Forschung vermittelten auch die unter dem als Tagelöh nern in der amerikanischen Land- Leitthema „Qualifikation, Produktivität und wirtschaft („day labor“) vorlegte, denen zu- soziale Schichtung“ zusammen gefassten folge für diese Gruppe in der Praxis geringere Studien, in denen Massimiliano Tani (Macqua- Standards hinsichtlich des Arbeitsschutzes rie University, Sydney und IZA) die Verteilung gelten. Eine teils kontroverse Diskussion qualifizierter Immigranten in der EU analy- entzündete sich an den Präsentationen zum sierte, Daniele Paserman (Boston University Zusammenhang von Religionszugehörig- und IZA) Produktivitätsvorteile durch hoch- Barry R. Chiswick keit, Diskriminierung und Ethnizität. Pieter qualifizierte Zuwanderer in Israel aufzeigte Bundeswirtschaftsministerium präsentiert IZA-Studie IZA-Gutachten belegt Realisierbarkeit von Workfare Im Auftrag des Bundesministeriums für in Form von Bürgerarbeit zu verlangen. Da- tuellen IZA-Untersuchungen zufolge kann Wirtschaft hat das IZA eine Studie zur durch soll der Anreiz gestärkt werden, die das BMWi-Modell ohne größeren organi- „Umsetzung des Workfare-Ansatzes im eigene Existenz durch eine Vollzeittätigkeit satorischen Aufwand umgesetzt werden. BMW i-Modell für eine existenzsichernde selbst zu sichern. Das IZA hatte im letzten Inzwischen hat sich auch der Wissenschaft- Beschäftigung” erarbeitet. Diese Studie Jahr errechnet, dass durch die Umsetzung liche Beirat des Bundesfinanzministeriums wurde am 13. Mai von IZA-Direktor Klaus F. dieses Modells ein Beschäftigungseffekt im Grundsatz dieser Position des IZA ange- Zimmermann und BMW i-Staatssekretär Wal- von bis zu 1,4 Millionen Arbeitsplätzen aus- schlossen und spricht sich in einem aktuel- ter Otremba in Berlin vorgestellt. Das BMWi- gelöst werden kann. Hierdurch könnten die len Gutachten ebenfalls für die Einführung Modell sieht vor, von Empfängern staatli- öffentlichen Haushalte jährlich um rund 25 von Workfare-Elementen aus. cher Lohnersatzleistung eine Gegenleistung Milliarden Euro entlastet werden. Den ak- ► www.iza.org/files/IZA18.pdf 8 Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008
IZA RESEARCH REPORT NO. 16 IZA-Studie: Defizite der sozialen und ökonomischen Integration ethnischer Minderheiten in den EU-Staaten Unter Leitung von IZA-Direktor Klaus F. Zim- turelle und gesellschaftliche Sphäre führen. de länderübergreifende Analyse der Situa- mermann, Amelie Constant (IZA, DIW DC und Die Länderstudien für Dänemark, Frank- tion ethnischer Minderheiten ermöglicht, Georgetown University), Don DeVoretz (IZA reich, Deutschland, Ungarn, Lettland, Nie- ist und bleibt eine große Herausforderung and Simon Fraser University) und Martin Ka- derlande, Rumänien, Slowakei, Spanien und für die politische Arbeit der Europäischen hanec (IZA) hat das IZA eine umfassende län- Großbritannien ermöglichen eine genauere Union. Dessen ungeachtet zeigt der IZA- derübergreifende Analyse zur Arbeitsmark- Analyse der Integrationsproblematik. Diese Report eine besorgniserregende Lage eth- tintegration ethnischer Minderheiten in den Länder wurden aufgrund der Größe ihrer nischer Minderheiten in der Europäischen EU -Staaten erarbeitet. Finanziert wurde die jeweiligen ethnischen Bevölkerungsgrup- Union auf. Sie weisen durchweg höhere Ar- Studie von der Generaldirektion Beschäfti- pen, aber auch im Hinblick auf das jeweils beitslosenquoten, geringeren beruflichen gung, Soziales und Chancengleichheit der zu vermutende Risiko der Ausgrenzung aus Erfolg und niedrigere Löhne auf und sind Europäischen Kommission, Auftraggeber dem Arbeitsmarkt ausgewählt und können – gemessen an den Erwerbsquoten – häufig war die von ihr eingesetzte „High Level Ad- im Hinblick auf Beitrittsdatum, Bevölkerung in weit geringerem Maße in das wirtschaft- visory Group of Experts on the Social Inte- und Wirtschaftswachstum als repräsenta- liche Leben eingebunden. Nur wenige Min- gration of Ethnic Minorities and their Full tiv für die EU insgesamt angesehen werden. derheitengruppen haben, möglicherweise Participation in the Labour Market“ unter Aus den Länderstudien geht hervor, dass in aufgrund von Selbstselektionseffekten, Leitung von Rita Süssmuth (Präsidentin des jedem der zehn untersuchten Arbeitsmärkte eine höhere Beteiligungsquote. Einen Son- Deutschen Bundestages a.D.). Das Wis- erhebliche externe Integrationshürden exis- derfall stellen die Roma dar, die – obwohl senschaftlerteam umfasste insgesamt 20 tieren: diese manifestieren sich insbesonde- sie seit mehreren Jahrhunderten in Europa Experten aus verschiedenen Forschungsin- re in einem niedrigen Humankapitalniveau leben – ein besonders hohes Ausschlussrisi- stitutionen und dem IZA – unter ihnen auch sowie geringer generationenübergreifender ko tragen. Gerade in Mittel- und Osteuropa IZA-Programmdirektor Barry Chiswick (IZA (Einkommens-)Mobilität bei Angehörigen werden sie mit erheblichen Schwierigkeiten und University of Illinois at Chicago), An- der verschiedenen Minderheitengruppen. auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert, wäh- zelika Zaiceva (Universität Bologna und IZA) Als Indikatoren zur Messung der Integrati- rend ihre Perspektiven in Spanien etwas und Liliya Gataullina (IZA und DIW Berlin). on wurden dabei Erwerbs- und Arbeitslo- günstiger einzuschätzen sind. Auffällig ist, Für die im Rahmen des Projekts eigens er- senquoten sowie Arbeitseinkommen heran- dass der ökonomische Status der jeweiligen stellten Länderexpertisen konnten elf weite- gezogen. Zur besseren Einschätzung wurde Minderheit nicht unbedingt für alle Gene- re namhafte Fachleute gewonnen werden. über die europäischen Länderstudien hin- rationen gleichermaßen Geltung hat. aus zusätzlich auch die – überwiegend weit Die IZA-Studie liegt als IZA Research Re- vorteilhaftere – Situation ethnischer Min- Das IZA-Gutachten identifiziert und be- port No.16 vor und bietet eine umfassende derheiten in Kanada als Vergleichsmaßstab wertet die bestehenden Herausforderun- Analyse der Barrieren für die Arbeitsmarkt- in den Blick genommen. gen und gesicherten Fakten zum Status eth- integration ethnischer Minderheiten in den nischer Minderheiten in der Europäischen EU-Staaten. Auf Basis der zur Verfügung Defizitäre Integration Union und analysiert unter Verwendung stehenden empirischen Daten sowie eigener – defizitäre Datenlage moderner ökonometrischer Methoden die Befragungen liefert die Untersuchung erst- Nachteile, die Minderheiten durch eine mals einen Gesamtüberblick zur sozialen Die Unzulänglichkeit und Inkonsistenz der negative Einstellung der einheimischen Be- und ökonomischen Situation verschiede- verfügbaren Daten auf europäischer Ebene völkerung ihnen gegenüber entstehen. Ne- ner Minderheitengruppen in der Europäi- bilden bei der Untersuchung der Integrati- gative Haltungen der ethnischen Mehrheits- schen Union, bewertet sowohl ausgewählte on ethnischer Minderheiten ein erhebliches gesellschaft eines Landes werden allgemein Good-Practice-Beispiele von Integrationsin- Problem. Die Erarbeitung einer verlässli- als Hauptquelle für die Nachteile ethnischer itiativen auf privatwirtschaftlicher Ebene als chen Mikrodatenbank, die eine umfassen- Minderheiten angesehen. Die Studie wertet auch bisherige Politikmaßnahmen und leitet daraus politische Handlungsempfehlungen Anteil diskriminierter Gruppen in % der Gesamtbevölkerung ab. Die Studie enthält eine Fülle von Vor- (Selbstwahrnehmung) schlägen für eine nachhaltige Integrationspo- © IZA - 2008 7 litik der EU unter ökonomischem Vorzeichen. 6 Weitere Beiträge ermöglichen eine genauere Analyse der Situation der Roma und unter- 5 nehmen den Versuch, kulturelle Aspekte 4 sowie die Rolle des Selbstbildes der Minder- heiten zu berücksichtigen. Angesichts der in 3 vielerlei Hinsicht unzureichenden Arbeitsm- 2 arktintegration appelliert die Studie an die Politik, die hier seit langem ungenutzten Po- 1 tenziale gezielt zu erschließen, Zugangsbarri- 0 eren zu beseitigen und auf diese Weise auch PL FI IE DK PT CZ SE DE HU BE FR SK AT LU NL ES EL UK EE die soziale Integration voranzutreiben. Anmerkungen: Daten stammen aus dem ESS-Datensatz, 2004. Die vertikale Achse zeigt den Prozentsatz der Be- fragten in der Gesamtbevölkerung, die auf die Frage “Würden Sie sich selbst als Mitglied einer Gruppe bezeichnen, Zweifellos kann die erfolgreiche ökonomi- die in diesem Land diskriminiert wird?” positiv antworteten. Nur Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe, Natio- sche Integration von Minderheitsgruppen nalität, Religion, Sprache oder ethnischer Zugehörigkeit wurde berücksichtigt. Quelle: IZA Research Report No. 16 zu positiven Spillover-Effekten für die kul- Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008 9
ETHNISCHE MINDERHEITEN Minderheiten mit dem größten Diskriminierungsrisiko Maß für Erfolg oder Misserfolg von Inte- 45 grationsmaßnahmen ist. Während hierbei 40 © IZA - 2008 Kriterien von Effizienz und Effektivität ei- 35 nen hohen Stellenwert einnehmen, werden 30 zugleich eine wirkungsvolle Kommunikation 25 mit den am Integrationsprozess Beteiligten, 20 Fairness und Akzeptanz der Integrations- 15 maßnahmen als Faktoren erachtet, die für 10 den Erfolg einer Initiative maßgeblich sind. 5 0 Nachhaltigkeit von Bangladescher Afrikaner Türken Muslime, Ehem. Jugosl. Osteuropa Roma oder Sinti Andere Integrationsinitiativen oberstes Gebot Mittlerer Osten oder Balkan Quelle: IZA Research Report No. 16 Politische wie private Initiativen müssen von der gegebenen Situation und den Aussich- ten der jeweiligen Gruppen im betreffenden Daten der European Social Surveys (ESS) Die IZA-Expertenbefragung wurde mit dem Land abhängig gemacht werden. Die in der aus, um das Ausmaß der von den betrof- Ziel durchgeführt, von wichtigen Interes- Studie entwickelte Politik-Matrix (Abbil- ▲ fenen Personen selbst angegebenen Diskri- senvertretern ethnischer Minderheiten ihre dung ) liefert eine Orientierungshilfe für minierung zu ermitteln. Dieses empfundene jeweilige Wahrnehmung zu erfragen und die Priorisierung und Kalibrierung der Inte- Maß an Benachteiligung ist am höchsten in auswerten zu können. Die Arbeitsmarktsi- grationsbemühungen. Der Grundtenor der Estland, Großbritannien und Griechenland, tuation ethnischer Minderheiten in Europa für diesen Bericht angestellten Länder- und am niedrigsten hingegen in Polen, Finnland wird von den Befragten als problematisch Fallstudien ist, dass das Risikoniveau und ► und Irland (Abbildung S. 9 ). und sich zunehmend verschlechternd be- die Entwicklungstrends innerhalb einer schrieben – ein alarmierender Befund. Roma ethnischen Gruppe je nach Land und auch Verbesserung der Arbeitsmarktintegration und Afrikaner werden besonders häufig als innerhalb eines Landes über die ethnischen ist die zentrale Stellschraube diejenigen genannt, die vom größten öko- Gruppen hinweg stark variieren. Deshalb nomischen Ausschlussrisiko betroffen sind sind vereinfachende Schlussfolgerungen irre- Weitere Informationen liefern die Daten der (Abbildung ▲). Der Einstellung der breiten führend. Über quantitative Einblicke in Initi- IZA-Expertenbefragung, die in allen 27 EU - Öffentlichkeit wird eine starke, negative ativen der Staaten, der Nicht-Regierungsor- Staaten durchgeführt worden ist und für Auswirkung auf die Arbeitsmarktintegrati- ganisationen und der Unternehmen hinaus diese Studie erstmals ausgewertet werden on zugeschrieben. Diskriminierung wird als liefert die Untersuchung auch qualitative konnte. Europaweit wurden darüber hinaus das zentrale Integrations- Politikmatrix 22 ausgewählte Integrationsinitiativen einer hemmnis wahrgenommen. © IZA - 2008 kritischen Bewertung unterzogen. Auf die- Als weitere signifikante In- ser Grundlage entwickelt der Bericht im An- tegrationsbarrieren werden schluss eine Politik-Matrix zur Beurteilung Sprach- und Bildungsdefi- gesellschaftlicher Entwicklungen und poli- zite, interne und instituti- tischer Handlungsoptionen. Die Schlussfol- onelle Faktoren angeführt. gerungen für die Politik behandeln mögliche Veränderungen zum Positi- Strategien für die Überwindung der Barrie- ven versprechen sich die be- ren, mit welchen ethnische Minderheiten auf fragten Experten von ent- dem europäischen Arbeitsmarkt auch noch sprechenden Maßnahmen im Jahr 2007 konfrontiert sind und richten auf Ebene der nationalen sich an Privatunternehmen, Nichtregie- Regierungen und Kommu- rungsorganisationen und die Regierungen nalverwaltungen, sofern sie der EU-Staaten. Mit Hilfe der Regressions- dabei dem Grundsatz der Quelle: IZA Research Report No. 16 analyse wurden die kausalen Auswirkungen Gleichbehandlung anstelle demographischer, sozialer, politischer und einer Sonderbehandlung wirtschaftlicher Faktoren für die jeweilige folgen würden. Erkenntnisse und hebt innovative Ansätze Einstellung der ethnischen Mehrheit ermit- einer „good practice“ in Form von Inter- telt. Zieht man die wirtschaftlichen und Gleichwohl weisen die Ergebnisse der IZA- views mit Verantwortlichen und Partneror- demographischen Einflussfaktoren heran, Expertenbefragung darauf hin, dass die ganisationen dieser Initiativen hervor. Eine so findet sich der größte Anteil derjenigen Integrationsarbeit überwiegend von Nicht- ganze Reihe allgemein gültiger Grundsätze Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft mit regierungsorganisationen und öffentlichen wird dabei deutlich: Fairness und Respekt eher ablehnenden Einstellungen gegenüber Einrichtungen geleistet wird. Als besonders gegenüber allen Beteiligten und transparen- ethnischen Minderheiten unter Arbeits- nachteilig erweist sich in diesem Zusammen- te Regelungen ermöglichen den Aufbau von losen und „entmutigten“ Arbeitnehmern, hang das defizitäre Angebot von Integrati- Vertrauen, fördern soziale Beziehungen und aber auch unter Rentnern, chronisch Kran- onsinitiativen auf der Unternehmensebene, die Verbreitung einer positiven Wahrneh- ken und Behinderten. Gleichzeitig bringen denn naturgemäß muss den Arbeitgebern mung, die wiederum erst Integration und Jüngere und besser Ausgebildete eine posi- ein hoher Einfluss auf die ökonomischen In- ökonomische Eingliederung von ethnischen tivere Einstellung gegenüber den ethnischen tegrationschancen ethnischer Minderheiten Minderheiten erfolgreich gelingen lässt. Frei- Minderheiten auf. Im Allgemeinen sind zugeschrieben werden. Die Experten geben willige Beteiligung bei zugleich strengen und Vertreter ethnischer Minderheitsgruppen außerdem an, dass eine Verbesserung der transparenten Auswahlkriterien ist wichtig, gegenüber Individuen anderer ethnischer Arbeitsmarktintegration ethnischer Min- um die Motivation der Zielgruppe der jewei- Gruppen aufgeschlossener eingestellt. derheiten aus ihrer Sicht das wichtigste ligen Maßnahme zu sichern und ein positives 10 Institut zur Zukunft der Arbeit | I Z A COMPACT | Juli 2008
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