Wandel Jahresmagazin 2018 - Suchthilfe Region Basel
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Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 2 Das sind die Fotos zum Thema «Wandel» in dieser Ausgabe: 20 Jahre Suchthilfe Region Basel Unser Jubiläums-Magazin befasst sich mit der Geschichte unserer Organisation, der Entwicklung der Suchtarbeit sowie dem generellen Wandel in der Gesellschaft. Die Themenfotos nehmen diese Aspekte auf und verweisen auf grosse Ver- änderungen in den letzten Jahren. Einen Einblick in die letzten 20 Jahre bietet Ihnen zudem die Modern: Hybrid-Operationssaal im Verpackungsfrei: Laden gegen Zeitschiene am unteren Rand der Publikation mit Unispital Basel (S. 7) Abfallberge (S. 11) den Infokästchen. Seit 20 Jahren bietet die Sucht- hilfe Region Basel ihre professionelle Hilfe für Menschen mit Suchtproblemen und deren Umfeld an. Die Suchthilfe Region Basel freut sich, Ihnen das Jubiläums-Magazin präsentieren zu können, und bedankt sich für Ihre Unterstützung. Weniger schädlich? E-Zigaretten Praktisch: Self-Check-out im statt Zigis (S. 17) Supermarkt (S. 28) Wiedergeboren: die Schallplatte Ökologisch: Insekten statt Fleisch auf Vinyl (S. 32) im Burger (S. 38) Wandel 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 3 Inhalt Editorial 4 Glückwunsch und Dank Regierungsrat Dr. Lukas Engelberger 5 Hilfe und Abhängigkeit Gastbeitrag von Dr. phil. Esteban Piñeiro 6 Suchthilfe im Wandel 10 Geschichte der Fusion zur Suchthilfe Region Basel Gastbeitrag von Hannes Herrmann 16 Suchthilfe ist nicht sexy – Förderverein Suchthilfe Region Basel 20 Kein Grund zum Ausruhen 22 Interview mit Betroffenen zum Jubiläum der Suchthilfe 24 Jubiläum der «blauen Zauberpille» Gastbeitrag von Lukas Jaggi 30 Stadt und Leben Gastbeitrag von Lukas Ott 34 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 4 Liebe Leserinnen und Leser Vor Ihnen liegt die dritte Ausgabe wir tätig sind. Denn seit 1998, dem Gründungs- leitung bis hin zu den Teams in den Einrichtungen, des Jahresmagazins der Stiftung jahr der Suchthilfe, sind neue Konsumformen, damit beschäftigt, die anstehenden und not- Suchthilfe Region Basel. neue Substanzen und neue Abhängigkeiten in wendigen Veränderungen für die kommenden den Vordergrund gerückt. Aber auch neue Jahre zu planen und einzuleiten. Wie schon im Jahr 1999, haben wir als Leitmotiv Behandlungsangebote sind entstanden, neue das Stichwort «Wandel» gewählt, denn Wandel, Konzepte, Projekte und Einrichtungen. Dieses Magazin eignet sich einmal mehr dazu, Umbauen, Umstrukturieren und ständiges Neu- ein zweites Mal gelesen zu werden. Denn um gestalten sind mittlerweile zum roten Faden Einen Eindruck davon vermitteln ganz besonders Ihnen einen Einblick in die lebhafte Geschichte in unserer Organisation geworden. die Aussagen der K+A-BesucherInnen, welche der Suchthilfe Region Basel zu ermöglichen, dieselben, von uns jedoch mehr auf fachlicher haben wir in 20 zusätzlichen Textfeldern heraus- Dies trifft jedoch nicht nur für die Suchthilfe und drogenpolitischer Ebene wahrgenomme- ragende, erfreuliche und weniger erfreuliche, und ihre Angebote zu, sondern in ebenso nen Veränderungen aus ihrer persönlichen bewegende und amüsante sowie die immer grossem Ausmass für das Arbeitsfeld, in dem Optik beschreiben. Gerade die Sicht und der wiederkehrenden monetären Ereignisse in Kurz- Einbezug der Betroffenen sind etwas ganz form festgehalten. Wichtiges in unserer Arbeit. Und hier dürfte aus Aufbruch meiner Sicht noch mehr Wandel stattfinden, als dies bis anhin geschehen ist, wobei wir als Beachten Sie bitte auch den beigelegten se- paraten Jahresbericht mit den Bilanz- und Der erste Jahresbericht der Suchthilfe Region Basel ist geprägt von Aufbruchsstimmung. Anbieter von Dienstleistungen in diesem Sektor Rechnungsdaten. Die Rückseite dieser Einlage Mit dem Zusammenschluss von zwei Träger- natürlich auch gefordert sind, diesen Wandel zeigt eine Collage aus Titelbildern von ver- schaften, deren sieben verschiedenartigen immer wieder voranzutreiben. gangenen Jahresberichten. Auf diesem Wege Angeboten sowie unterschiedlichen Kulturen wurde tatsächlich etwas Neues gewagt, das wird nochmals der vielfältige Wandel sichtbar, sich in den folgenden Jahren als Grundlage für Besonders freut mich aber, dass wir es geschafft dem unsere Organisation in zwei Jahrzehnten eine integrale Drogenarbeit erweisen sollte. haben, immer öfter den Wandel nicht bloss wahr- unterworfen war und den wir zu einem nicht Man/frau sah sich nun als moderne Non-Profit- Organisation für die Zukunft gerüstet, obwohl zunehmen und darauf zu reagieren, sondern unerheblichen Teil auch selbst in die Wege im Herbst ein Gassenzimmer brannte, was wohl aktiv zu gestalten. Gerade jetzt zum Zeitpunkt der geleitet haben. nicht ganz den Vorstellungen eines Feuer- werkes für die neue Trägerschaft entsprach. Niederschrift dieser Zeilen sind wir schon wieder auf allen Ebenen, von Stiftungsrat und Geschäfts- Walter Meury, Geschäftsführer Wandel 1998 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 5 Glückwunsch und Dank Vom Schwerstabhängigen ohne festen Die Suchthilfe Region Basel hat sich in diesen Das Gesundheitswesen im Allgemeinen wie auch Wohnsitz bis hin zum gut integrierten zwanzig Jahren gut etabliert, ist aber gleich- der Suchtbereich stehen vor grossen zukünf- Konsumierenden von «Freizeitdrogen» – zeitig innovativ und flexibel geblieben und ent- tigen Herausforderungen. Zum einen zeigt die wo so viele verschiedene Bedürfnisse wickelt ihr Angebot permanent und bedarfs- demographische Entwicklung, dass Personen unter einen Hut zu bringen sind, braucht gerecht weiter. So wurde die Klinik ESTA mit mit einer Suchterkrankung heute immer älter es ein ausgeklügeltes und individuelles der Möglichkeit einer stationären Suchttherapie werden, wodurch auch chronische Erkrankungen Beratungs- und Hilfsangebot. aufgebaut. Und aus der Fusion der beiden und Multimorbidität zu einem wichtigen Thema Einrichtungen Drogenberatungsstelle Drop In werden. Zum anderen suchen Personen mit Das Suchthilfesystem des Kantons Basel-Stadt und Nachsorgestelle Step Out entstand das Verhaltenssüchten wie beispielsweise Spiel- und wird nebst staatlichen Angeboten insbesondere Beratungszentrum der Suchthilfe Region Basel. Kaufsucht vermehrt Unterstützung. durch wichtige private Institutionen zur Verfügung gestellt. Eine der bedeutendsten privaten Anbie- Wie eingangs erwähnt, umfasst der heutige Kun- Ich gratuliere der Stiftung im Namen des Regie- terinnen ist die Stiftung Suchthilfe Region Basel. denstamm das gesamte Spektrum vom schwer- rungsrates des Kantons Basel-Stadt zum Jubi- Als zuverlässige und starke Partnerin mit einem stabhängigen Konsumierenden bis zum sozial läum und bedanke mich herzlich für die wichtige kantonalen Leistungsauftrag steht sie dem Kanton unauffälligen Konsumierenden von «Freizeit- Arbeit, welche der Stiftungsrat und alle Mitar- bei der Erfüllung einer wichtigen Aufgabe zur Seite: drogen». Für diese unterschiedlichen Ziel- beitenden der Suchthilfe Region Basel leisten. der Basler Bevölkerung ein bedarfsorientiertes gruppen bietet die Suchthilfe Region Basel ein Suchthilfeangebot zur Verfügung zu stellen und differenziertes Angebot: Sei es ein stationärer dadurch die Vier-Säulen-Politik mit umzusetzen. Aufenthalt, Überlebenshilfe durch die Kontakt- und Anlaufstellen oder eine Beratung bei einem Seit nunmehr zwanzig Jahren bietet die Stiftung Präventionseinsatz in der Partyszene. Suchthilfe Region Basel ein breites Spektrum Regierungsrat an Einrichtungen und Angeboten für Personen Neben Personen mit Suchtproblemen konnten Dr. Lukas Engelberger mit einem Suchtproblem. Sie entstand als neue auch bereits viele Angehörige, Arbeitgeber, gemeinsame Trägerschaft der damaligen Fachpersonen und Schulen von den Schulungen Vorsteher Gesundheits- Arbeitsgemeinschaft für aktuelle Jugendfragen und Präventionsworkshops der Suchthilfe departement und des Vereins für Drogenhilfe. Region Basel profitieren. Basel-Stadt 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 6 Hilfe und Abhängigkeit Über Entwicklungen und Verwicklungen in den 1950er-Jahren neue Methodenansätze wie damals viele Vertreterinnen und Vertreter der der Sozialen Arbeit im Feld der Suchtarbeit. das US-amerikanische Social Casework in die Disziplin auf den fundamentalen Wandel hin, den Schweiz importiert wurden, gerieten die dama- die Soziale Arbeit in den letzten Jahrzehnten er- Seit es die Soziale Arbeit gibt, befindet sie sich ligen armenpolizeilichen Methoden vermehrt in fahren hatte. Die voranschreitende Professiona- in einem Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle, die Kritik. Ins Zentrum des sozialarbeiterischen lisierung des sozialarbeiterischen und sozialpä- von Privatheit und Öffentlichkeit, zwischen Indi- Selbstverständnisses rückten das Selbstbestim- dagogischen Handelns wie auch ihre disziplinären viduum, Gesellschaft und Staat. Ein kurzer Blick mungsrecht der Klientinnen und Klienten, die Errungenschaften genossen in der Öffentlich- in die Geschichte genügt, um zu sehen, dass Hel- helfende Beziehung und das dialogische Gespräch. keit breite Anerkennung. Lüders und Winkler fen im Dienste der Armen und Schwachen zwar Im Zuge von 1968 und mit der Ratifizierung der argumentierten, dass Sozialarbeit und Sozialpä- als zentrales Motiv des Faches galt – dieses aber Europäischen Menschenrechtskonvention 1974 dagogik eine institutionelle Konsolidierung er- darin keineswegs aufging. So bedienten sich die setzte sich der Trend zu einer eigentlichen Demo- fahren hätten. Es habe ein enormer quantitativer frühere Armenpflege und Fürsorge unverhohlen kratisierung der Sozialen Arbeit weiter fort. Den- Ausbau stattgefunden, entsprechend seien auch disziplinierender und strafender Praktiken. Als noch blieben die politischen Verstrickungen die Beschäftigungszahlen angestiegen. Profes- und widersprüchlichen Aufgabenstellungen der sionelle Hilfe würde nicht mehr einfach als Sozialen Arbeit bestehen. Problematisiert wurden Krisenintervention in Notlagen verstanden. Und Wandel sie etwa mit der theoretischen Figur des Doppel- ten Mandates (Böhnisch/Lösch 1973). Die Soziale sie würde nicht mehr nur für randständige oder gefährdete Bevölkerungsgruppen geleistet. Der Schritt zur im Jahresbericht erwähnten, Arbeit von ihrer historisch angestammten Inzwischen sei die Soziale Arbeit zu einem Regel- modernen Non-Profit-Organisation wurde bezüglich Finanzen wohl etwas zu ernst Kontrollfunktion zu emanzipieren, blieb weiter- angebot für potentiell alle geworden, zu einer genommen, was sich anhand der negativen hin ein wichtiges Postulat des Faches. Normalbedingung moderner Gesellschaften. Bilanz von rund 450 000.– deutlich zeigte. Der angestrebte Wandel war dadurch aber Gleichzeitig prägte der Soziologe Ulrich Beck nicht aufzuhalten, und so folgte nach Gründung Ende der Kontrollfunktion (1986) den Begriff der Risikogesellschaft, der einer Mitarbeitervertretung schon bald die Anfang der 1990er-Jahren schien sich dann die sich in dieser Zeit zur trendbestimmenden Ge- gemeinsame Erarbeitung eines Leitbildes, und im Rahmen des ersten Betriebsausfluges Situation fundamental zu verändern. 1992 trugen sellschaftsdiagnose entwickelte. Die Aufwei- fand eine Wanderung statt, bei der erstmals Christian Lüders und Michael Winkler ihre chung oder gar Auflösung traditioneller Muster die Gelegenheit bestand, auch die «anderen» prominente These von der Normalisierung der wurde debattiert, Prozesse der Individualisie- Einrichtungen näher kennenzulernen. Sozialen Arbeit vor. Selbstbewusst wiesen rung und Pluralisierung von Lebenslagen ana- Wandel 1998 1999 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 7 Wandel Bild Nr. 1 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 8 lysiert. Sie hätten das Leben der Menschen und Drogenabhängigen wurden von Ort zu Ort Gleichzeitig nahm man sie unter (wissenschaft- damit auch den ursprünglichen Charakter der getrieben, bis sie sich auf dem Gelände des liche) Beobachtung und liess sie risikoärmere Sozialen Arbeit verändert. In der Risikogesell- ehemaligen Lettenbahnhofs wieder nieder- Konsumformen einüben. Das im Juni 1991 er- schaft liesse sich die Soziale Arbeit nicht mehr liessen – um erneut eine offene Fixerszene zu öffnete Basler Gassenzimmer, bald schon völlig einfach auf eine reaktive Anpassungs- oder bilden, die dann 1995 aufgelöst wurde. In- überlastet, musste 1992 durch zwei weitere er- repressive Kontrollfunktion reduzieren – so die zwischen hatte sich ein ganzes Arsenal an nieder- gänzt werden. Die Hilfen zum Überleben bildeten neue fachliche Einschätzung. Denn inzwischen schwelligen Auffangangeboten der Überlebens- die Grundlage, um ein gesellschaftlich akzep- könne gar nicht mehr eindeutig bestimmt hilfe gebildet, die sich um die Vertriebenen tables Leben mit der Drogenabhängigkeit zu er- werden, was überhaupt als Normalität gelten kümmerten – Nothilfen im wahrsten Sinne des möglichen. Sie optimierten das Überleben trotz könne. Was früher als Normalfamilie oder Wortes: Gassenküchen, flächendeckende Sucht und normierten das sozialarbeiterisch Normalarbeitsverhältnis galt, hätte sich dyna- Methadonversorgung, Obdachlosentreffpunkte, und psychiatrisch gestützte Leben mit der Droge. misiert, starre Normen hätten sich flexibilisiert. betreutes Wohnen. Weil sich der Drogenkonsum nicht unterbinden liess, versuchte man, ihn Diversifizierung der Kontrolle Normalisierungsarbeit der medizinisch, sozialarbeiterisch und pädagogisch Weder einseitige Repression noch Toleranz galten Überlebenshilfe zu flankieren. Man liess die Süchtigen nicht mehr damals als Königsweg, um das Drogenproblem Was die gesellschaftliche Wahrnehmung der hilflos auf der Gasse dahinvegetieren, sondern in den Griff zu bekommen. Sondern ein breites, Drogenproblematik angeht, lässt sich in den unterstützte sie mit vielfältigen Angeboten. aufeinander abgestimmtes Angebot, das Hilfe 1990er-Jahren tatsächlich eine normative Ver- und Disziplinierung, Unterstützung und Formen schiebung feststellen – wenn auch Nothilfe und der normierenden Kontrolle eng ineinander ver- Normalisierungsarbeit im sozialarbeiterischen Differenzierung zahnte. Das drogensüchtige Leben wurde zwar Umgang damit keineswegs verschwanden. Die nicht zum gesellschaftlichen Normalfall erklärt – Nun ist die Rede von schwierigen Zeiten, aber Schweizer Suchthilfe bietet dafür ein nachhal- auch davon, dass sich die SRB bewährt hat. als (unterstützungsbedürftiger) Lebensstil aber tiges Exempel. 1992, im selben Jahr, in dem die Probleme bereiteten die veränderte Finanzierungs- toleriert. Nun sollte das Leben nicht mehr um Normalisierungsthese an Bedeutung gewann, praxis des BSV sowie die rückläufige Nachfrage jeden Preis sucht- oder drogenfrei gestaltet wer- wurde die offene Drogenszene am Zürcher Platz- bei den Therapieplatzierungen. Und so mangelt den; die Sucht musste aber in einem bestimmten, es der neuen Präsidentin zumindest nicht an spitz polizeilich geräumt. Die Situation hatte in Herausforderungen. Die Jahresrechnung endet normativ abgesteckten Rahmen gelebt werden. politischer, sozialer und medizinischer Hinsicht mit einem Verlust, und das negative Eigenkapital Am Beispiel der Suchthilfe lässt sich erkennen, ein untragbares Mass erreicht. Der Drogenhan- wächst auf 720 000 Franken an. Dass sich die dass Normabweichungen sich ein Stück weit nor- Suchthilfe trotzdem bewährt hat, zeigte sich dann del nahm drastisch zu und wurde von professio- Ende des Jahres am erfolgreichen Vertragsab- malisieren lassen, dass das Verhältnis von Norm nellen Banden dominiert; in den umliegenden schluss mit dem Kanton Basel-Stadt für die und Abweichung gradueller Art sein kann: Es Gassenzimmer. Quartieren formierte sich ziviler Widerstand; die gibt gewissermassen normale(re) Abnormalitäten Wandel 1998 1999 2000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 9 und abnorme Normabweichungen. In diese viel- tät entwickelt. Das gegenwärtig prägende Pro- Herrschaft des Wiederholungszwangs. Aus- fältigen, gesellschaftspolitisch und fachlich aus- fessionsideal betont das Wohl der Klientinnen balancieren muss die Soziale Arbeit dann nicht gehandelten Normen- und Ordnungskomplexe und Klienten, die Sicherung und Steigerung ihrer nur die Kontroll- und Normierungsansprüche ist die Soziale Arbeit eng eingestrickt. Sie setzt Autonomie als vorrangiges Ziel. Es rückt die In- der Gesellschaft auf der einen und die Klienten- Normalitätskonzepte durch, kontrolliert und teressen der Klientinnen und Klienten ins Zent- bedürfnisse auf der anderen Seite. Austarieren reguliert vielfältige Formen abweichenden Verhal- rum, um primär einmal ihre Lebenslage zu muss sie nun auch die süchtigen und gesunden tens – im Zeichen der Hilfe häufig auch maskiert, verbessern. Mit diesem Anspruch an Professio- Anteile ihrer Klientinnen und Klienten, womit unauffällig und sanft. Vom Ende der sozialarbei- nalität bringt sich die Soziale Arbeit aber selbst sich das Zusammenspiel von Hilfe und Kontrolle terischen Kontrollfunktion kann also nicht die bewusst in eine anforderungsreiche Lage. Denn um die Kontrollanteile der Sucht weiter ver- Rede sein. Vielmehr scheint sich mit der beschrie- sie muss die an sie herangetragenen Kontroll- kompliziert. Die professionell zu bewältigende benen Elastizität der (suchtbezogenen) Normen ansprüche so ausbalancieren, dass sie dennoch Aufgabe kreist dann um die Frage, wie es der die Kontrolle diversifiziert zu haben. Internatio- eine möglichst selbstbestimmte Lebensgestal- Sozialen Arbeit gelingt, die Selbstbestimmung nale Studien zeigen, dass Hilfe häufig mit subtilen tung ihrer Klientinnen und Klienten zu fördern jener süchtigen Klientinnen und Klienten zu Formen der Verhaltensführung und Anpassung vermag. Das gelingt ihr aber nur, wenn sie über fördern, deren elementare Erfahrung im Freiheits- einhergeht. Die Soziale Arbeit fördert das indi- entsprechende Spielräume, über Aushandlungs- verlust liegt. Im Zeitalter flexibilisierter Normen viduelle Wohlergehen von Personen und Gruppen möglichkeiten und professionelles Ermessen und diversifizierter Kontrolle wird uns die eigentlich immer unter Beachtung gesellschaft- verfügen. Denn erst so ist sie in der Lage, gesell- professionelle Antwort darauf nicht leichtfallen. licher Werte und Normansprüche. Umso mehr, schaftliche Normanforderungen zu interpretieren als sie finanziell abhängig vom sozialstaatlichen und sie auf den einzelnen Fall bezogen zu über- Arrangement und auch in rechtlicher Hinsicht setzen. Die sozialarbeiterische Kunst besteht Esteban Piñeiro, Dr. phil., ist Sozio- daran gebunden ist. Am deutlichsten tritt dies darin, diese Interpretationsarbeiten dialogisch, loge und Dozent an der Hochschule für in behördlichen Kontexten zutage, wenn sie gemeinsam mit ihren Klientinnen und Klienten Soziale Arbeit der Fachhochschule als gesetzliche Sozialarbeit agiert: Im Rahmen vorzunehmen. Will die Soziale Arbeit diesen Nordwestschweiz (FHNW). Dort forscht öffentlicher Sozialhilfe, im Erwachsenen-, professionellen Anspruch nicht bloss als abstrak- er am Institut Sozialplanung, Organi- Kindes- und Jugendschutz, in der Bewährungs- tes Ideal kultivieren, dann muss sie diesen sationaler Wandel und Stadtentwicklung hilfe für Strafentlassene etc. Herausforderungen insbesondere in der Praxis zu den Themen öffentliche Verwaltung offensiv begegnen. Das gilt ganz besonders und kulturelle Diversität, Migration Professioneller Standpunkt auch für den Suchthilfebereich, droht hier doch und Integrationspolitik sowie Soziale Für diese vielfältigen, widersprüchlichen Ver- die Freiheit des Menschen unter der Sucht Arbeit und Polizei. wicklungen hat die Soziale Arbeit in den letzten laufend zu kollabieren. Vorherrschend werden Jahrzehnten eine besondere fachliche Sensibili- dann die Norm der Abhängigkeit und die 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 10 Suchthilfe im Wandel Eine Geschichte über Säulen und Würfel, Säulen, Würfel oder lieber eine Kugel? mal mir der Würfel allzu statisch und daher Bratwürste und Konkurrenz sowie das Fachleute sprechen gerne davon, dass das dro- wenig geeignet scheint, um über den Wandel in Herabsteigen von Bergen und Hügeln. genpolitische Vier-Säulen-Modell erfolgreich zu der Suchthilfe zu schreiben. Und eigentlich einem Würfelmodell und schliesslich zum drei- müssten ja nun, bildlich gesprochen, endlich die Ein bekanntes und in abgewandelter Form gerne dimensionalen Würfel weiterentwickelt wurde. Ecken und Kanten des Würfels abgeschliffen benutztes Zitat des aus vorchristlicher Zeit stam- Und dies könnte tatsächlich ein Ansatz sein, werden, damit wieder mehr Bewegung in die menden Philosophen Heraklit lautet: Die einzige um den Wandel zu dokumentieren. Solches ist Sache kommt. Denn trotz Bewegung ist es beim Konstante im Universum ist die Veränderung. mir aber zu abstrakt und zu theoretisch, zu- Würfel so, dass in der Summe zweier gegen- überliegender Seiten immer dasselbe heraus- Veränderung beziehungsweise Wandel war kommt. Auch sind die Bewegungen eines Würfels nach erfolgtem Aufbruch im Jahr 1998 auch das Motto des zweiten Jahresberichtes der Die Formel fürs in aller Regel beschränkt und führen jeweils rasch zu einem deutlichen Stillstand. Da würde noch jungen Institution Suchthilfe Region neue Jahr! ich mir doch eher eine Kugel wünschen, Basel. Gemeint war damit der Wandel durch denn da ist deutlich mehr Bewegung drin, und Die Nachsorgestelle Step Out kommt zur Sucht- das Zusammengehen der beiden Träger- hilfe und das Angebot erfüllt nun den Anspruch der Stillstand ist doch eher die Ausnahme. schaften mit ihren teils markant unterschied- einer integralen Drogenarbeit. Zudem wird lichen Angeboten und Einrichtungen. Der jubiliert: 30 Jahre Drop In, 20 Jahre CIKADE, Bratwürste?! 10 Jahre Stadtlärm und 10 Jahre Gassenzim- Wandel in der Suchtarbeit, welcher bereits in mer. Kein Grund zum Feiern ist das negative Wenden wir uns nun aber dem Wandel in der den vorhergehenden Jahren stattgefunden Eigenkapital von mittlerweile 947 000 Franken, Suchthilfe Region Basel zu, denn hier kam schon und ob die neue Geschäftsführung das zu hatte, war aber ebenso Thema und sollte es kurz nach der Gründung einiges ins Rollen. ändern vermag, steht noch in den Sternen. auch bleiben. Deshalb beinhaltet dieser Die Einrichtungen Waldruh und Obere Au wurden Artikel, trotz aktuellem Jubiläum, nicht nur zusammengelegt, und so konnte der Effizienz 1998 war die CIKADE noch ein ausschliessliches eine Auflistung von 20 Jahren erfolgreicher wenigstens hier zum Durchbruch verholfen werden. Entzugsangebot, beheimatet in Reigoldswil BL. Drogenarbeit in der Suchthilfe Region Basel, Kalte Entzüge gehörten noch längst nicht der sondern umfasst auch den Wandel in der Aufbruch + Wandel Vergangenheit an, obwohl bereits ärztliche Be- Behandlung von Drogenkonsumenten sowie Differenzierung = Effizienz gleitung vor Ort und die Unterstützung mit bei den Substanzen und Konsumformen. Methadon zum Repertoire zählten. Das Essen Wandel 1998 1999 2000 2001 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 11 Wandel Bild Nr. 2 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 12 war strikt vegetarisch, es gab maximal zehn Runter von Bergen und Hügeln, Aber der fortwährende Wandel brachte eben auch Zigaretten pro Tag, und die PatientInnen Konkurrenzvorwürfe und erleichterte Zugänge zu Substitutionsbehand- konnten ihr Anschlussprogramm mittels einer unfreiwilliger Wandel lungen. Neue ambulante und teilstationäre Be- Vielzahl von bunten Prospekten meist ziemlich Eine grosse Herausforderung für die CIKADE handlungsangebote entstanden, und der Rückzug eigenständig auswählen. Vieles davon habe und die noch junge Suchthilfe Region Basel, der Invalidenversicherung aus der Finanzierung ich schon damals nicht verstanden, und ich er- zu der auch Therapieeinrichtungen zählten, erhöhte nochmals den Konkurrenzdruck innere mich noch gut an ein Wochenende, an war von Beginn an der Vorwurf, den Patient- unter den bestehenden Therapieangeboten. dem von zehn Patienten deren sechs abbrechen Innen prioritär die eigenen therapeutischen wollten, weil sie sich nicht mehr in der Lage Angebote schmackhaft zu machen und so für Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sahen, ihr Verlangen nach Fleisch weiter zu stabile Belegungszahlen zu sorgen. Auch das ausgerechnet die Suchthilfe Region Basel in den unterdrücken. Der spontane Entscheid, einen mit zur Suchthilfe zählende Drop In, welches Jahren 2002 und 2004 ihre beiden Therapie- Grillabend mit Bratwürsten zu realisieren, hat die Abhängigen bei der Wahl einer Therapie- einrichtungen Obere Au und Waldruh geschlos- dann tatsächlich dazu beigetragen, die drohenden einrichtung beriet und zuhanden der sen und damit für einige Jahre das Feld der Abbrüche zu verhindern. Und gerade an solch kantonalen Kostenträger entsprechende Therapie geräumt hat. Wir haben es nämlich kleinen Beispielen zeigt sich, wie dringlich auch Empfehlungen abgab, wurde laufend mit nie beabsichtigt und auch nicht geschafft, die im institutionellen Alltag Veränderungen und diesem Vorwurf konfrontiert. eigenen Institutionen bevorzugt zu bedienen. das kritische Hinterfragen der Konzepte schon damals waren und es auch heute noch sind. Wir hätten wohl früher eine kritische Diskussion Vegetarisches Essen sollte zwar angeblich im über unsere damaligen Therapieangebote führen Zusammenhang mit Heroinkonsum ein ganz Balance sollen und haben zu wenig daran gedacht, hier wichtiger Teil der Behandlung sein, aber schon die vorhandenen Chancen zu nutzen. Denn mit Jetzt wird die Balance wiederhergestellt, was 1998 konsumierten die meisten PatientInnen zumindest bei der Bilanz in Gestalt einer ersten einer bewussten gegenseitigen Abstimmung nebst Heroin auch Kokain sowie diverse, Teilsanierung auch ziemlich gut gelang. der Angebote, so wie wir dies im Sinne der eigentlich rezeptpflichtige Medikamente und Auf dem Drogenmarkt geriet einiges aus dem integrierten Versorgung heute umsetzen, wäre natürlich Alkohol. Gleichgewicht, was sich zum Beispiel daran wohl einiges mehr möglich gewesen. zeigte, dass Cannabis bei den Beratungen ins Zentrum rückte und die Zahl der Heroin- und Kokainraucher diejenige der intravenös Andererseits ist es auch gut so, denn wir sind Konsumierenden längst übertraf. Die Situation damals nicht nur sprichwörtlich, sondern auch der stationären Therapie geriet weiter aus dem Gleichgewicht, und dies nicht nur bei der real von den teils ideologisch behafteten Bergen Suchthilfe, wie sich in der Zukunft noch und Hügeln heruntergekommen. Und es hat uns deutlich zeigen sollte. dazu bewegt, in der Folge eine Strukturanpassung Wandel 1998 1999 2000 2001 2002 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 13 sowie eine erste, auf mehrere Jahre angelegte, Mehr Fleisch, und der Wandel entwickelt hat, was zum Beispiel an den strategische Planung vorzunehmen. Und im kommt ins Rollen Aktivitäten in Bereichen wie Glücksspielsucht, Alltag haben wir durch regelmässige gegen- Und so kam der Wandel in der Suchthilfe Prävention und Nightlife erkennbar ist. seitige Teambesuche und die aktive Förderung Region Basel nun also richtig ins Rollen, wäh- von Hospitationsmöglichkeiten für unsere Mit- rend das erwähnte Würfelmodell seine Doch nun zurück zum stationären Teil, denn arbeiterInnen die interne Vernetzung stärker dreidimensionale Zukunft noch vor sich hatte. hier hatte der Wandel sein grösstes Ausmass ins Zentrum gerückt, wie es ja auch eines der noch lange nicht erreicht. erklärten Ziele der Fusion war. Beim Stadtlärm wurden die vormals in zwei Häusern untergebrachten Aussenwohn- Die CIKADE zog um nach Böckten, in das Haus Das tönt aus heutiger Sicht einfach, erforderte gruppen in einer Liegenschaft zu einem neuen der vormaligen Waldruh, es gab immer mal aber einiges an Überzeugungsarbeit. Einzelne Reintegrationsangebot zusammengefasst, wieder Fleisch auf dem Teller, und so allmählich erachteten es anfänglich als schwierig bis und es folgte eine zeitgemässe Überarbeitung machte sich die Erkenntnis breit, dass es für kaum machbar, derartige Hospitationen zu der Konzepte, so dass endlich auch sub- eine wirkungsvolle therapeutische Behandlung ermöglichen, da zum Beispiel eine Störung der stituierte sowie auf Medikamente eingestellte eine fachlich fundierte Indikation braucht und therapeutischen Prozesse befürchtet wurde. Personen aufgenommen wurden. die Wahl somit nicht allein den Betroffenen Bezüglich der Kontakt- und Anlaufstellen galt überlassen werden kann. Auch unser Beratungs- es hingegen des Öfteren, Überzeugungsarbeit Das Domizil der Nachsorgestelle Step Out, welche zentrum wurde zu einer der drei Indikations- zu leisten, damit auch MitarbeiterInnen aus im Jahr 2001 zur Suchthilfe kam, wurde schon stellen des Kantons Basel-Stadt, womit sicher- abstinenzorientierten Angeboten den Schritt bald in dasselbe Gebäude wie das Drop In ver- gestellt war, dass der Vorwurf der einseitigen wagten, für ein paar Stunden in diese durch legt. Gleichzeitig wurde damit begonnen, hier Zuweisung zu Gunsten eigener Angebote Niederschwelligkeit und Akzeptanz, auch gegen- die bestehenden Angebotsüberschneidungen zu weiterhin bestehen würde. Immerhin hatte die über dem Drogenkonsum, geprägte Einrichtung hinterfragen und eine intensivere Zusammen- Suchthilfe Region Basel im teilstationären mit ihrer besonderen Atmosphäre einzutauchen. arbeit aufzubauen. Mit dem Umzug in gemein- Bereich ja noch das Angebot der Familienplat- same Räumlichkeiten erfolgten schliesslich zierung Spektrum und das Reintegrationspro- Mittlerweile gibt es mehrmals jährlich einen die endgültige Zusammenlegung sowie die gramm Stadtlärm im Repertoire. Einführungstag für neue MitarbeiterInnen, der Gründung des heutigen Beratungszentrums. schon bei Antritt der Stelle das Kennenlernen Endgültig vom Berg herunter, zurück zur aller Einrichtungen der Suchthilfe Region Basel An dieser Stelle muss übrigens unbedingt Therapie und vom Verein zur Stiftung ermöglicht und an dem immer wieder auch erwähnt werden, dass gerade das Beratungs- Nach einer kurzen Phase der Beruhigung Stiftungsräte und altgediente MitarbeiterInnen zentrum einem ständigen Wandel unterliegt war es dann ab 2006 die CIKADE, welche unter teilnehmen. und folglich eine grosse Innovationskraft zunehmenden Belegungsdruck geriet und uns 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 14 dazu zwang, erneut über tiefgreifende Verände- Raus aus dem Sumpf Motivationsangebot für die Abhängigen ent- rungen nachzudenken. Die Vorstellung, wonach Trotz dieses Wandels war aber auch die Folge- wickelt und umgesetzt. Dabei wurden nicht nur der Drogenentzug zum Schutze der Patient- zeit im Entzug geprägt von anhaltend niedriger Patienten für den Entzug akquiriert und dabei Innen notwendigerweise an einem abgelegenen Belegung. Eine der Ursachen war die strikte unterstützt, die administrativen Hürden zu Standort ausserhalb des Siedlungsgebietes Anwendung des Verfahrens zur ausserkantona- bewältigen. Es entstand vielmehr auch ein bis erfolgen sollte, erwies sich auch hier zuneh- len Erteilung der Kostengutsprache durch den heute fortgeführtes Förderungs- und Unter- mend als hinderlich und nicht mehr zeitgemäss. Kanton Basel-Stadt, was für viele der Abhän- stützungsangebot, welches heute nebst nieder- gigen eine kaum mehr zu überwindende admi- schwelliger Beratung und Begleitung auch Im Frühjahr 2007 bot sich dann unerwartet nistrative Hürde darstellte und wodurch er- eine Vielzahl an Aktivitäten für und mit den die Chance, die Stiftung Smaragd mitsamt ihren neut dringender Handlungsbedarf entstand. BesucherInnen beinhaltet. Konsumfreie Veran- Liegenschaften zu übernehmen. Und so er- staltungen wie zum Beispiel Grillanlässe folgten im Herbst 2007 der Umzug nach Reinach In dieser Situation wurde das Projekt «Raus aus (natürlich mit Bratwürsten), gemeinsames und schon kurz darauf die Erweiterung dem Sumpf» ins Leben gerufen. Mitarbeiter Kochen, Fussball oder auch die K+A-Musikband um ein neues stationäres Therapieangebot. Innen der Kontakt- und Anlaufstellen und der Stoffwechsel sind nur einige von vielen. Klinik ESTA haben damals im Rahmen der K+A- Und gerade die konstant verbesserte interne Die CIKADE wandelte sich zur Klinik ESTA Öffnungszeiten ein zusätzliches Beratungs- und Vernetzung in der Suchthilfe waren mit (Entzug, Stabilisierung, Therapie und Arbeit), und aus dem bisherigen Verein wurde die heutige Stiftung Suchthilfe Region Basel. Muh! Umzug Mit vierbeiniger Unterstützung wurde auf dem Ende März wurde die Reissleine gezogen und Theaterplatz die Familienplatzierung Spektrum mit der Waldruh das letzte stationäre Therapie- einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Im angebot geschlossen. Die CIKADE konnte Gegensatz zu einigen Tierschützern nahm's dadurch nach Böckten und somit in grössere die Kuh gelassen, zumal sie ein mit Stroh Räumlichkeiten verlegt werden. Die beiden ausgelegtes Gehege, frisches Wasser sowie AWGs des Stadtlärm mit ihren unterschiedlichen Streicheleinheiten zur Verfügung hatte. Standorten wurden ebenfalls aufgegeben Mit der neuen Hauszeitschrift «Transparent» und «lärmen» seither gemeinsam als neues wurde die Kommunikation gestärkt, und mit Reintegrationsangebot an der Vogesen- der Übernahme des Gassenzimmers Heuwaage strasse 66. Das Kokain hat definitiv die bis- wuchs wieder zusammen, was zusammen- herige Leaderposition des Heroins über- gehört. Sogar der Konsumraum für Heroin- nommen, und die Suchthilfe schafft knapp raucher konnte nun realisiert werden. den ausgeglichenen Jahresabschluss. Wandel 1998 1999 2000 2001 2002 22000303 2004 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 15 Sicherheit Grundlage für dieses aus meiner Der permanente Austausch und die Möglichkeit, administrativen Bereich, welcher längst nicht Sicht herausragende Projekt, von dem ich regelmässig mehr über die Arbeitsweise und mehr nur als erfreulich oder fortschrittlich überzeugt bin, dass es bis heute nachwirkt. den Umgang der jeweils anderen, mit oft den- bezeichnet werden kann. Aber das würde den selben KlientInnen zu erfahren, hat deshalb Rahmen hier sprengen, weshalb ich vorläufig Ein weiterer nachhaltiger – und ebenfalls nicht nur unsere persönlichen Ansichten und auf weitere Ausführungen zu diesem eher bereits bei der Fusion 1998 angestrebter – Haltungen verändert, sondern zunehmend auch unerfreulichen Wandel verzichte. Vielmehr Effekt besteht darin, dass seither konstant massgeblichen Einfluss auf die Weiterentwick- freue ich mich an dieser Stelle über den erfolg- MitarbeiterInnen aus diversen unserer lung all unserer Angebote gehabt. reichen Wandel, den wir in den vergangenen Einrichtungen in jeweils anderen Angebo- 20 Jahren erleben, aber auch gestalten durften. ten mitarbeiten und auch bei Engpässen Damit ist zugleich der wohl bedeutendste Wan- einspringen. Auch interne Stellenwechsel del innerhalb unserer Organisation benannt, Walter Meury, Geschäftsführer finden öfters statt und ermöglichen, der übrigens dafür sorgt, dass eben nicht bloss vorhandenes und erworbenes Know-how hin und wieder neu gewürfelt wird, sondern im Interesse der Gesamtorganisation die Kugel permanent am Rollen ist. zu erhalten. Zum anderen gibt es uns die Möglichkeit, unseren MitarbeiterInnen Und nicht zuletzt haben wir damit wichtige Arbeitsplätze mit vielfältigen Erfahrungs- Grundlagen für die Umsetzung der integrierten und Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten. Behandlung geschaffen, welche aktuell und in naher Zukunft eine der bedeutendsten Verän- Natürlich ist damit auch eine grosse Heraus- derungen darstellen dürfte. Denn integrierte forderung für die MitarbeiterInnen ver- Versorgung ist mehr als interdisziplinäre Zu- bunden, welche sich je nach Einsatzort sammenarbeit, weil sie uns nämlich in noch einem anderen Konzept verpflichten müssen, höherem Masse dazu verpflichtet, über beste- was nicht immer ganz einfach ist. Aber es hende Institutionsgrenzen hinweg die best- entstehen neue Einsichten, es findet eine möglichen Behandlungsformen zu schaffen vertiefte Auseinandersetzung mit konzeptio und laufend weiterzuentwickeln. nellen Fragen statt, und es entsteht ein Wissenstransfer, der dazu beiträgt, Ange- Um näher darauf einzugehen, reicht leider der bote und ihre konzeptionelle Ausrichtung Platz nicht aus; und die vorliegende Erzählung immer wieder zu hinterfragen, zu erneuern ist natürlich längst nicht vollständig, denn oder zu bestärken. es fehlt auch die Erwähnung des Wandels im 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 16 Geschichte der Fusion zur SRB Es ist schon länger her, dass ich in der Basler der Basler Drogenpolitik und Suchthilfe wider. Verschiedenartigkeit der Trägerschaften und Drogenpolitik und Suchthilfe aktiv war, und Die einen waren für Repression, die anderen ihrer institutionellen Angebote nicht so sehr als entsprechend verschwommen erinnere ich dagegen, die einen für methadongestützte Sub- sich ausschliessende Gegensätze, sondern mich nur an die exakten Daten und Fakten, stitutionsbehandlungen, die anderen dagegen. vielmehr als erwünschte Komplementarität. welche im Jahr 1998 zu dieser denkwürdigen Auf der einen Seite standen die hochschwelli- Aus Sicht des Kantons Basel-Stadt war ja eine Fusion der Arbeitsgemeinschaft für aktuelle gen, abstinenzorientierten Suchthilfeangebote, möglichst breite Palette an möglichst unter- Jugendfragen (AAJ) mit dem Verein für Drogen- auf der anderen Seite die niederschwelligen schiedlichen Instrumenten zur Verwirklichung hilfe (VDH) führten. Ich möchte daher auch mit dem primären Ziel der Schadensminderung. der kantonalen Drogenpolitik und Optimierung nicht die Geschichte der Fusion selbst nachvoll- Für Erstere war einzig der kalte Entzug ein der Suchthilfe wünschenswert. ziehen, sondern an dieser Stelle lieber von richtiger Entzug und erfolgversprechend, und der drogenpolitischen Situation und der Stimmung die anschliessende stationäre Therapie wurde erzählen, welche jene Jahre prägten und die möglichst weg vom Schuss in ländlicher Idylle Fusion ermöglichten, vielleicht sogar forcierten durchgeführt. Für Letztere stand das unmittel- oder gar unausweichlich machten. Dieser bare, gesundheitlich möglichst unbeschadete Schwarze Zahlen / Rückblick erfolgt aus einem ganz persönlichen Blickwinkel, gefärbt durch eigene Aktivitäten Überleben der Suchtkranken auf der Gasse im Vordergrund und nicht der Ausstieg aus der Sucht. Strukturreform und Erlebnisse, Erinnerungen und Begegnungen, Nach Konzeptanpassungen und Standortwech- seln rückte nun auch der finanzielle Erfolg Freuden und Leiden in der Basler Suchthilfe Die beiden Positionen niederschwellig/scha- endlich in greifbare Nähe, und so endet das Jahr der 90er-Jahre. densmindernd und hochschwellig/abstinenz- mit dem ersten selbst erarbeiteten positiven orientiert standen sich ideologisch wenig Rechnungsabschluss. Doch bald folgten neue Unwetter, denn Basel-Stadt begann damit, die Zu Beginn dieser 90er-Jahre war die Welt in kompromissbereit gegenüber. Und geprägt von Vorgaben der ausserkantonalen Hospitation vielen Gesellschafts- und Politikbereichen ihrer eigenen Geschichte, verkörperten in künftig strikte anzuwenden. noch immer recht polarisiert, und zwischen diesem Sinne auch der VDH und die AAJ diese Der enorme administrative Zusatzaufwand Schwarz und Weiss existierten kaum Grautöne. beiden Pole. Anstatt das verbindende Ziel bewirkte, dass der Zustrom von Personen aus Basel-Stadt nahezu versiegte. Intern wurde Die Gegensätze waren oft plakativ und von zu sehen, wurde von beiden Seiten lieber die die bisherige Koordinationskonferenz durch eine überlieferten Klischees geprägt. Selbstver- Gegensätzlichkeit der Instrumente zur Ziel- neue Abteilungsstruktur ersetzt. ständlich spiegelte sich diese Polarisierung in erreichung betont. Mir erschien damals die Wandel 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 17 Wandel Bild Nr. 3 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 18 Mitte der 90er-Jahre begannen insbesondere die Effektivität. Die wenigsten Trägerschaften Feierabend ihre Institutionen führten, vermoch- zwei Entwicklungen, mächtig Druck auf die verfügten damals über die notwendige mini- ten je länger, je weniger den immer komplexeren bestehende Suchthilfe der Region aufzubauen. male Unternehmensgrösse, um sich eine pro- Anforderungen von Drogenpolitik und Sucht- Die rasche Verbreitung und die Anerkennung fessionelle Geschäftsführung für ihre Insti- hilfe gerecht zu werden – obwohl sie teilweise der methadongestützten Substitutionsbehand- tutionen leisten zu können. Viele hatten daher Millionenumsätze managten. Es liegt mir fern, lungen weichten die bestehenden Polaritäten Defizite in den Bereichen Administration, an dieser Stelle jemandem einen Vorwurf zu im Suchthilfebereich zunehmend auf – und auf Personalwesen und Finanzen. Der grosse Teil machen, denn diese Strukturen waren über einmal waren die lange vermissten Grautöne der Vorstände war überdies so sehr mit dem lange Zeit organisch gewachsen. Die Protago- da. Der medikamentös abgefederte weiche unmittelbaren operativen Geschäft seiner nisten der damaligen Zeit waren alle hoch Entzug wurde plötzlich als gangbarer Weg ange- Institutionen beschäftigt, dass kaum Zeit und engagiert und wollten eigentlich nur das Beste nommen und schloss eine anschliessende Energie übrigblieb, sich mit den langfristigen für ihre Institutionen. Aber «die Suchthilfe» abstinenzorientierte Therapie nicht mehr aus. strategischen Fragen auseinanderzusetzen. Und dieser stationären Therapie auf dem Mehr und mehr Institutionen bekamen so Lande stand plötzlich eine ambulante, metha- Mühe, in diesem immer kompetitiveren Markt dongestützte Therapie mitten in der Stadt zu bestehen und dem zunehmenden finan- Die Nase voll? Raus als echte Alternative zur Seite. Das Entweder- ziellen Druck standhalten zu können. aus dem Sumpf! oder wurde langsam, aber sicher durch ein Nach den frohen Botschaften des Vorjahres Sowohl-als-auch verdrängt. Aber auch der Kanton Basel-Stadt spürte zu erstaunt es nicht, dass 2008 mit einem Verlust der Zeit den verschärften finanziellen Druck. von 67 000 Franken wieder eine echtes Non- Ferner zwang auch der stetig zunehmende Die mangelnde Koordination und Kooperation Profit-Jahr wurde. Mit finanzieller Hilfe einer Stiftung und dank intensiver Zusammenarbeit finanzielle Druck der Kostenträger die Sucht- innerhalb der Basler Suchthilfe mit den von K+A und CIKADE konnte im Rahmen des hilfe, ihre strukturellen Probleme anzugehen. Doppelspurigkeiten des Angebots auf der einen Projekts «Raus aus dem Sumpf» aber erfolg- Die ungenügende Koordination und Vernetzung und den unübersehbaren Lücken auf der an- reich gegengesteuert werden. Und auch wenn es der Titel vermuten lässt, hatten wir die Nase der Trägerschaften und Institutionen unter- deren Seite konnten weder fachlich noch poli- längst nicht voll, denn hier handelte es sich einander behinderten die Effizienz des Ange- tisch länger gerechtfertigt werden. Die ehren- vielmehr um eine erfolgreiche Werbekampagne bots, und fehlende gemeinsame Qualitäts-, amtlichen Vorstände, welche in viel zu vielen für die neue Kokainsprechstunde des Drop In. Kosten- und Leistungsstandards hemmten und oft endlosen Vorstandssitzungen nach Wandel 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 19 wehrte sich aus heutiger Sicht wohl viel zu Wer anfänglich zu welchem Zeitpunkt die zün- lange gegen eine Strukturreform, deren dende Idee hatte oder wer den ersten Schritt Hannes Herrmann, Jahrgang 1962. Notwendigkeit immer offensichtlicher wurde. auf wen zu machte, weiss ich heute nicht mehr. Der ehemalige Projektleiter und Ge- AAJ als auch VDH hatten jedoch als Erste den schäftsführer der Substitutionspraxis Glücklicherweise stellten sich die Trägerschaften Handlungsbedarf erkannt und beschlossen, die BADAL war zur Zeit der Entstehung und Institutionen der Suchthilfe der Region unausweichliche Strukturreform proaktiv der Suchthilfe Region Basel Leiter der Basel schliesslich der Herausforderung, und im anzugehen. Auf diese Weise wurde es den beiden Abteilung Jugend, Familie und Prä- Oktober 1995 wurde zusammen mit dem Trägerschaften möglich, die unausweichlichen vention im Justizdepartement Basel- Kanton im Gundeli-Casino eine grosse Tagung Veränderungen so weit wie möglich selbst zu Stadt. Als kantonaler Beauftragter mit dem Titel «Drogen-Hilfe: wie viel, wovon, gestalten. Dank der Umsichtigkeit der dama- für Drogenfragen war er damals zu- für wen?» durchgeführt. Die in dieser Tagung ligen Vorstände, dank der Umtriebigkeit und ständig für die drogenpolitische düster gezeichneten Zukunftsszenarien machten dem Überzeugungsvermögen einzelner ihrer Koordination sowie die Subventionie- dann den meisten die Dringlichkeit der Situa- Exponenten und nicht zuletzt mit der Unter- rung der Basler Suchthilfe. tion und die Unabwendbarkeit von strukturellen stützung des Kantons konnte 1998 die Sucht- Veränderungen mehr als deutlich. Daher ist hilfe Region Basel entstehen. Dabei mussten für mich im Rückblick diese Tagung eines der viele über ihren eigenen Schatten springen, und Schlüsselereignisse, auf das zuerst vage Ab- der ganze Prozess ging sicher alles andere klärungen folgten, dann konkrete Verhand- als schmerzlos und auch nicht ohne Opfer von- lungen und schliesslich die Fusion der Vereine statten. Die Geschichte zeigt jedoch – und AAJ und VDH. ganz im Speziellen das nun 20-jährige Bestehen der Suchthilfe Region Basel, dass die Fusion der beiden Trägerschaften und ihrer Institutionen der damals wohl einzig richtige Schritt in die richtige Richtung war. Ich bin heute stolz, dass ich damals dabei war und einen bescheidenen Beitrag zu dieser Erfolgsgeschichte leisten durfte. 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 20 Suchthilfe ist nicht sexy – Förder- verein Suchthilfe Region Basel Der neugegründete «Förderverein oder organisatorischen Weiterentwicklung Stiftungsrat der Suchthilfe Region Basel), Suchthilfe Region Basel» als Ver- werden nicht abgegolten. Marc Flückiger (Vizepräsident, ehemaliger Ge- mittler zwischen Bedürftigen, Sucht- schäftsführer der Suchthilfe Region Basel) arbeit und Fördernden. Solche Abhängigkeiten bergen grosse Risiken sowie Andreas Waldmann (Kassier, Stiftungsrat für die Stiftung Suchthilfe Region Basel und der Suchthilfe Region Basel). Viele Menschen meinen: Stiftungen sind reich ihre Finanzierung. Um die finanzielle Sicherheit und verfügen über grosse finanzielle Mittel. im Dienst der Betroffenen, Angehörigen und Bei der Stiftung Suchthilfe Region Basel ist Mitarbeitenden langfristig zu erhalten und das definitiv nicht der Fall; sie verfügt über Raum für eine kraftvolle institutionelle Des einen Freud, keine eigenen Finanzreserven, sondern ist eine rein «operative» Stiftung, die der Bevölke- Entwicklung zu schaffen, müssen deshalb neue Finanzierungsquellen erschlossen werden. In des anderen Leid rung der Nordwestschweiz für die Hilfe bei der Strategie der Stiftung Suchthilfe Region Der neue, aber ebenfalls abgelegene Standort der CIKADE erwies sich zunehmend als hinder- unterschiedlichen Suchtformen ein differenzier- Basel für die Jahre 2016 bis 2020 vom November lich für die Weiterführung eines zeitgemässen tes Angebot bedarfsgerecht und kostenbe- 2015 wurde deshalb die Prüfung und bei posi- Entzugsangebotes. So war es ein Glücks- wusst zur Verfügung stellt. Dieses Angebot ist tivem Ergebnis die Errichtung eines «Förder- fall für die Suchthilfe Region Basel, dass die Stiftung Smaragd ihre Tätigkeit einstellte. kontinuierlich kostendeckend zu erbringen. vereins Suchthilfe Region Basel» vorgeschlagen. Eine rasche und mutige Übernahme eröffnete Die Kostenträger der Nutzung der Angebote Das ist nun zum Jahresbeginn 2018 erfolgt: Die ungeahnte neue Möglichkeiten. gelten die erbrachten Leistungen auf der Statuten wurden erarbeitet, die Gemeinnützig- Die neuen Häuser und der attraktive Standort Grundlage von vertraglichen Vereinbarungen keit des Vereins von der Steuerverwaltung haben uns zudem ermutigt ,wieder ein Therapie- ab. Diese Vereinbarungen zwingen zu höchster bestätigt. Der Gründungsakt ist vollzogen, und angebot zu installieren. Die CIKADE wurde wirtschaftlicher Effizienz und zu sehr enger der Handelsregistereintrag ist erfolgt. Der zur neuen Klinik ESTA, und dank der Über- nahme zeigte nun auch die Bilanz erstmals Kalkulation der Budgets. Die Bildung von dreiköpfige Gründungsvorstand besteht aus schwarze Zahlen. Reserven und die Kosten einer konzeptionellen Stefan Rommerskirchen (Präsident, Wandel 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 07 2 0 Suchthilfe Region Basel
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 21 Seine Ziele verfolgt der Förderverein in Ab- erfolgt telekommunikativ. Die allgemeine stimmung mit der Geschäftsleitung der Stiftung interne und öffentliche Information erfolgt über Der Förderverein Suchthilfe Region Suchthilfe Region Basel mit einer schlanken eine vereinseigene (schlanke) Homepage. Basel hat zum Ziel, Organisation. Das bedeutet: Der Vorstand des Fördervereins arbeitet ehrenamtlich. Der Die Mitglieder des Vereins rekrutieren sich • Aktivitäten und Einrichtungen, Förderverein hat keine eigenen Infrastrukturen. auf freiwilliger Basis aus dem aktuellen welche auf eine gut funktionierende Die mitgliederspezifische Kommunikation Stiftungsrat und aus Mitarbeitenden der Suchthilfe in der Region Basel Stiftung Suchthilfe Region Basel, aus Ehema- ausgerichtet sind, zu fördern, ligen sowie aus Persönlichkeiten, die sich • die Stiftung Suchthilfe Region Basel für die Stiftung Suchthilfe Region Basel ideell finanziell zu unterstützen, und finanziell engagieren wollen. Die Mit- Zehn Jahre gliedschaft von Institutionen ist möglich und • das Verständnis dafür zu fördern, Die ersten zehn Jahre sind um. Im Zentrum erwünscht. Die Mitglieder des Fördervereins dass eine gut funktionierende Sucht- der Feierlichkeiten stand eine Tagung mit entrichten einen jährlichen Beitrag, gestaffelt hilfe Region Basel für alle Bevölke- dem Titel «Fusionen von Non-Profit-Organisa- tionen: Erfolgsmodell oder Bedrohung». nach Mitgliederkategorien. Die Details sind in rungskreise der Region wertvoll ist. den Statuten des Vereins geregelt. Der Jahresbericht erschien in Versform frei Bankverbindung: nach Wilhelm Busch, und Ende Dezember war sogar noch etwas Geld in der Kasse. Die Dr. Stefan Rommerskirchen, Präsident Postfinance, Konto-Nr: 15-51929-8 bereits laufende Zusammenarbeit von Förderverein Suchthilfe Region Basel Förderverein Suchthilfe Region Basel, Drop In und Step Out wurde nochmals inten- IBAN: CH44 0900 0000 1505 1929 8 siviert. Step Out zog um an die Mülhauser- strasse und der Bezug von gemeinsamen Büro- räumlichkeiten zusammen mit dem Drop In Website: www.foerderverein-srb.ch führte schliesslich zur Gründung des neuen Beratungszentrums. 2008 08 2 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmagazin 2018 | WANDEL | Seite 22 Kein Grund zum Ausruhen Als vor nunmehr 20 Jahren in einem «heilsam», sondern oft auch aufreibend «Die Zusammenfassung in einer ge- sehr sorgfältigen, nahezu zwei Jahre war. Und so wichtig solche Veränderungen meinsamen Organisation ermöglicht dauernden Fusionsprozess aus den sind, so schmerzhaft können sie auch sein. beziehungsweise erleichtert die seinerzeitigen Vereinen Arbeitsge- Erfolgreich, weil es gelungen ist, diese Nutzung der bestehenden Potenziale meinschaft für aktuelle Jugendfragen Turbulenzen zu meistern und immer profes- zur Entwicklung neuer Angebote.» und Verein Drogenhilfe die Suchthilfe sioneller zu werden, ohne die Klienten, Region Basel hervorging – zunächst aber auch ohne die Freude an der Arbeit Erst die Nutzung der umfassenden Kenntnisse weiterhin als Verein konstituiert und aus den Augen zu verlieren. des ganzen Teams und die Vernetzung der ab dem Jahr 2008 nach Fusion mit der verschiedenen Einrichtungen untereinander Stiftung Smaragd als Stiftung weiter- Wenn man sich an die im «Fusionsbericht» in Verbindung mit einer professionellen, geführt –, waren die Erwartungen und vom Frühjahr 1997 festgehaltenen wesentlichen flexiblen Führungsstruktur hat die permanente Hoffnungen gross. Vorteile und Ziele der seinerzeitigen Fusion «marktorientierte» Weiterentwicklung der und die damit verbundenen Erwartungen Suchthilfe zu ihrem heutigen Angebot ermög- Dass aber aus der Suchthilfe Region Basel zurückerinnert, dann kann man diese positive licht. Ein erwünschter und sehr wichtiger eine Organisation heranwächst, die heute Bilanz auch ganz konkret untermauern: «Nebeneffekt» der Vernetzung der verschie- aus dem Vier-Säulen-Konzept der Suchthilfe denen Einrichtungen unter einem Dach be- in der Nordwestschweiz nicht mehr wegzu- «Die in den neuen Verein überführten steht darin, dass Mitarbeitende heute neue denken ist – «too big to fail», wie es ein Revisor Einrichtungen ergänzen sich zu einem interessante Aufgaben innerhalb der Stiftung einmal nüchtern feststellte –, stand seiner- umfassenden Angebot der Prävention finden können und daher für einen ange- zeit nicht auf der Liste der Erwartungen. und Drogenhilfe.» strebten Stellenwechsel die Suchthilfe Region Basel nicht mehr verlassen müssen. So blickt die Stiftung heute auf eine ebenso Die Suchthilfe Region Basel deckt tatsächlich turbulente wie erfolgreiche Zeit zurück: heute Prävention, Therapie und Schadens «Durch die Fusion wird die Grösse Turbulent, weil die erforderlichen permanenten minderung so umfassend wie keine andere erreicht, durch die eine professionelle Anpassungen an die ständigen Veränderungen Institution in der Nordwestschweiz ab. Gesamtleitung tragbar wird.» des «Sucht-Markts» stets dafür sorgten, dass Unruhe herrschte, die nicht immer nur Wandel 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Suchthilfe Region Basel
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