IFZ ist Typuslokalität für neue Schwammart - Justus-Liebig-Universität Gießen
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iFZ news iFZ ist Typuslokalität für neue Schwammart ziert werden. Vielmehr besitzt dieser Schwamm Nesselzel- len, die man sonst nur aus dem Stamm der Nesseltiere (Cnidaria) kennt. Es gibt einige Tiere, wie bspw. Meeresnackt- schnecken, die sich von Nes- seltieren ernähren und dann die enthaltenen Nesselkap- seln zur eigenen Verteidigung nutzen können. Im Gegensatz dazu besitzt der „stinging black sponge“ jedoch auch dann Nesselzellen, wenn er nicht gemeinsam mit Nessel- tieren gehalten wird. Die Un- tersuchungen deuten darauf hin, dass diese Schwammart aus Cnidaria-Blasten, die sich in der Wassersäule befinden, selbst Nesselzellen ausdiffe- renzieren kann. Die neue Schwammart Haliclona cnidata im iFZ-Aquarium (Foto: J. Schellenberg) Vergleichende Untersuchun- gen haben ergeben, dass es sich beim stinging black spon- Schwämme („Spongien“) wa- Auch am iFZ wird gezielt nach ge um eine bisher unbeschrie- ren schon im Altertum für ihre neuen bioaktiven Substanzen bene Schwammart handelt – medizinischen Wirkungen be- in Schwämmen gesucht. Ein Haliclona cnidata. Die Art kannt und geschätzt. Der Ber- Kandidat ist der „stinging tauchte vor einigen Jahren im liner Naturforscher Walther black sponge“, der bei Kon- internationalen Aquarienhan- Arndt schrieb 1924 in einem takt Hautreizungen beim Men- del auf. Da sein natürliches Buch: „Die Krankheiten, ge- schen auslöst. In einem ge- Vorkommen unbekannt ist, In dieser Ausgabe gen die die Alten die Schwäm- meinsamen Projekt der Ar- wurde als seine Typuslokalität, me anwandten, sind unge- beitsgruppen für Mikrobiologie d. h. der Fundort des Individu- iFZ Masters 2018 2 mein zahlreich und überaus der Recycling-Prozesse (AG ums, auf den sich die Be- verschiedenartiger Natur. Zwi- Kämpfer) sowie Spezielle Zoo- schreibung einer neuen Art Umweltveränderungen in 2 schen Haupthaar und Sohle logie und Biodiversitätsfor- Biodiversitäts-Hotspots bezieht, das iFZ in Gießen gibt es tatsächlich kaum ein schung (AG Wilke) wird diese festgelegt. Die neue Eine Flagelle für alle 3 Organ, das in jenen Zeiten Bioaktivität mit Hilfe von gene- Bedingungen Schwammart und seine Be- nicht bei der einen oder ande- tischen, biochemischen und sonderheit, aus Blasten Nes- iFZ Aktionstag 4 ren Krankheit unter Heranzie- entwicklungsbiologischen An- Insekten (er)leben selzellen bilden zu können, hung von Spongien behandelt sätzen untersucht. wurden jüngst in Frontiers in wurde“. Das große Interesse Dabei machte der Doktorand Marine Science beschrieben. an den bioaktiven Substanzen Johannes Schellenberg zwei der Schwämme hält bis heute doi.org/10.3389/fmars.2018. spannende Entdeckungen. an und zahlreiche antibakteri- 00509 Zum einen werden die elle (z. B. Pseudopterosin E), Hautreizungen nicht wie ver- Kontakt: antivirale (z. B. Avarol) und mutet durch bioaktive Sub- Prof. Dr. Thomas Wilke, Anti-Tumor Wirkstoffe (z. B. stanzen ausgelöst, die von Spezielle Zoologie und Bio- Halichondrin B) wurden bisher assoziierten Bakterien produ- diversitätsforschung beschrieben.
iFZ news Sommer 2019 — 2 iFZ Masters 2018 Das iFZ hat vor einigen Jahren nachweisen, dass einige Ko- die iFZ Masters-Preise initiiert, rallen Mikroplastik mit natürli- um in jedem Jahr drei beson- cher Nahrung verwechseln ders herausragende, beispiel- und es durch die Aufnahme zu hafte Masterthesen auszu- gesundheitlichen Beeinträchti- zeichnen und bekannt zu ma- gungen kommt. chen. Die besten Master- „Charakterisierung von Genen Arbeiten des letzten Jahres mit einer potentiellen Funkti- wurden am 12. Dezember on beim Erwachen von Per- 2018 im iFZ prämiert und im sisterzellen in Escherichia Rahmen eines Lunch Time coli“ von Daniel-Timon Span- Seminars der Öffentlichkeit ka. Um als Population wech- vorgestellt. Die ausgezeichne- selnden Umweltstress zu ten Master-Arbeiten: überleben, besitzen viele Bak- „Etablierung der heterologen terien die Möglichkeit, inakti- Expression und Reinigung ei- ve, sog. Persisterzellen zu bil- ner trunkierten Form der RNA- den. Diese können nach eini- abhängigen RNA-Polymerase ger Zeit wieder aufwachen – (L-Protein) des Zaire Ebolavi- darum auch ihre besondere rus“ von Frau Kim Christin Bedeutung bei humanpatho- Heimsch. Das Enzym RNA- genen Bakterien. Polymerase spielt eine Schlüs- iFZ-Sprecher Kai Thormann selrolle bei der Vermehrung freute sich besonders, dass des Ebola-Virus. alle drei ihre erfolgreichen For- „Uptake of microplastics in schungsarbeiten als Doktoran- hermatypic corals“ von Herrn din und Doktoranden im iFZ Marvin Rades. Er konnte fortsetzen werden. Die Preisträger der iFZ Masters 2018 (von links nach rechts): Daniel-Timon Spanka (Mikrobiologie und Molekularbiologie), Marvin Rades (Spezielle Zoologie und Umweltveränderungen in Biodiversitäts-Hotspot-Systemen Biodiversitätsforschung), Kim Heimsch (Biochemie und Molekularbiologie). FOR 2730: Umweltverände- schaft werden dabei zentrale wandel- und Landnutzungs- (Foto: Edwin Weber) rungen in Biodiversitäts- Hypothesen mit Daten eines szenarien in Abhängigkeit der Hotspot-Ökosystemen Süd- gemeinsamen Plot- und Be- resultierenden Merkmalsviel- Ecuadors: Systemantwort und probungssystems auf der Ba- falt vorherzusagen. Dieser Rückkopplungseffekte sis von a-priori ausgewählten stark von Felddaten gesteuer- (RESPECT) Pflanzenfunktionstypen (PFT), te Ansatz mit einer engen Ver- sowie einem Syntheseansatz zahnung zur Modellierung, ist Die Biodiversität, Ökosystem- aus zwei eng vernetzten Kom- für tropische Hochgebirge ein- prozesse und -funktionen der ponenten getestet. Die erste zigartig. Bergregenwälder in den An- Komponente umfasst die sta- den Süd-Ecuadors werden Die Ergebnisse von RESPECT tistische Analyse der Auswir- durch den Klima- und Land- werden dazu beitragen, kungen von Klima- und Land- nutzungswandel extrem beein- Schwächen in gängigen LSM nutzungsänderungen auf PFT- flusst. aufzuzeigen, sowie Umweltver- Merkmale, sowie eine mögli- änderung bedingte PFT-Merk- Unter Beteiligung der Profes- che Rückkopplung mittels ei- malsveränderungen empirisch sur für Landschafts-, Wasser- nes Response-Effect-Frame- zu erfassen und im LSM abzu- und Stoffhaushalt untersucht works. Die zweite Komponen- bilden, und Vorhersagen und die DFG-Forschungsgruppe te umfasst die numerische Empfehlungen für zukünftigen RESPECT, inwieweit die zent- Modellierung mit einem regio- Landnutzungszenarien und ralen Ökosystemfunktionen nalisierten und erweiterten Landmanagementmaßnah- (1) Biomasseproduktion und Landoberflächenmo dell men abzuleiten. (2) Wasserflüsse dieser Berg- (LSM), welches direkt die Er- regenwälder durch den aktuel- gebnisse der ersten Kompo- Diverse Landnutzungen auf kleinem Raum len und zukünftigen Umwelt- nente inkorporiert. Ziel ist es Kontakt: im Untersuchungsgebiet der Forschungs- wandel betroffen sind. In ei- dabei, Veränderungen der Prof. Dr. Lutz Breuer, gruppe in Süd-Ecuador. nem interdisziplinären Konsor- zwei ausgewählten Zielökosys- Landschafts-, Wasser-, und (Foto: David Windhorst) tium aus Bio- und Geowissen- temfunktionen unter Klima- Stoffhaushalt
iFZ news Sommer 2019 — 3 Eine Flagelle für alle Bedingungen Das flagellenvermittelte Schwimmen ist zweifellos die am besten charakterisierte Methode, mit der sich Bakte- rien in ihrer Umgebung bewe- gen. Die Flagelle ist ein lan- ges, helikal gewundenes Pro- teinfilament, welches an sei- ner Basis in der Zellmembran durch einen Motor in Rotation versetzt wird. Wie Bakterien mit diesen Flagellen schwim- men und navigieren, wurde bisher nur an wenigen Modell- organismen gut untersucht, und fast ausnahmslos in planktonischen Milieus, in de- nen sich die Zellen sehr frei Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme bewegen können. Allerdings: ne besonders hohe Last auf ten wir mit Nicola Farthing und einer Zelle von Shewanella putrefaciens in ihrer natürlichen Umgebung dem Filament liegt – wie eben Laurence Wilson an der Uni- mit polaren und lateralen Flagellen. bewegen sich die meisten bei feststeckenden Zellen. versität von York, die ein Sys- (Foto: Marco Kühn) Bakterienspezies nicht in tem entwickelt haben, mit Nachfolgende Studien sollten „offenen Gewässern“, sondern dem sich zeitgleich die Bewe- klären, wie das Flagellenfila- müssen ihren Weg durch gungen hunderter von Zellen ment beschaffen sein muss, hochstrukturierte Habitate fin- in drei Dimensionen bestim- um optimales Schwimmen un- den. Dies sind etwa Böden, men lassen. Es stellte sich ter vielen Bedingungen zu ge- häufig auch Schleimschichten, heraus, dass tatsächlich nur währleisten. Das Flagellenfila- die z. B. pathogene Spezies die originale Zusammenset- ment ist aus vielen tausend überwinden müssen, um an zung des Filaments aus zwei Kopien eines Bausteins, dem Epithelzellen in Darm oder verschiedenen Segmenten die sogenannten Flagellin, zusam- Lunge zu gelangen. Tatsäch- besten Ergebnisse unter allen mengesetzt. Interessanter- lich ist kaum bekannt, wie Bedingungen lieferten. Die Ko- weise besitzen viele Bakterien- Referenzen: Bakterien sich in solchen Um- operationspartner in Marburg spezies mehr als ein Flagellin, Kühn, M. J., Schmidt, F. K., Eckhardt, B., gebungen bewegen. konnten durch Computersimu- and K. M. Thormann (2017) Bacteria um das Filament aufzubauen; lationen zeigen, warum dies so employ a polymorphic instability of the Im Zuge von Untersuchungen unser Modellorganismus be- ist: Flagellenfilamente aus nur flagellar filament to escape from traps. während seiner Doktorarbeit sitzt derer zwei. Marco konnte jeweils einem der Bausteine Proc. Natl. Acad. Sci. U S A 114: 6340- machte Marco Kühn eine zu- zeigen, dass die beiden Bau- waren entweder zu „weich“ 6345 nächst zufällige Beobachtung: steine eine bestimmte Anord- und kollabierten schon beim Kühn, M. J., Schmidt, F. K., Farthing, N. steckten Zellen unseres Mo- nung im Filament haben, Fla- freien Schwimmen, oder sie E., Rossmann, F. M., Helm, B., Wilson, L. dellorganismus, Bakterien der gellin A war primär dicht an waren zu „hart“ und erlaubten G., Eckhardt, B., and K. M. Thormann Gattung Shewanella putrefa- der Zelle verbaut, der größere die Schraubbewegung nicht (2018) Spatial arrangement of several ciens, bei der Bewegung durch hintere Teil des Filaments wur- mehr. flagellins within bacterial flagella impro- strukturiertes Milieu fest, wi- de vom zweiten Flagellin B ge- ves motility in different environments. ckelte sich die Flagelle schrau- bildet. Er konnte aufklären, Inzwischen wiesen nachfolgen- Nat. Commun. 9: 5369 benförmig um den Zellkörper wie dieser Aufbau durch se- de Studien anderer Gruppen und ermöglichte der Zelle, sich quentielle Produktion der Fla- nach, dass die Schraubbewe- rückwärts aus der Engstelle zu gelline erreicht wird. Aber gung auch bei anderen bakte- schrauben. Er fand dieses Ver- wozu dient dieser Aufbau? riellen Spezies auftritt und es halten immer wieder unter ver- Durch genetische Modifikatio- kann als sicher gelten, dass schiedenen Bedingungen. In nen wurden dazu Zellen er- dies eine sehr häufige Fähig- einer sehr produktiven Koope- stellt, deren Filament nur noch keit schwimmender Bakterien ration mit Felix Schmidt und aus einem der Bausteine be- darstellt, darunter auch sehr Bruno Eckhardt, Physikern an stand und tatsächlich zeigte viele pathogene Vertreter. Da- der Philipps-Universität Mar- sich bereits ein drastischer mit eröffnen sich eine Reihe burg, konnte der entsprechen- Unterschied in der Geometrie neuer Ansatzpunkte, z. B. für de Mechanismus aufgeklärt der entsprechenden Filamen- die Konstruktion mechani- werden: die Schraubenbildung te. scher „Microswimmer“, die in Kontakt: wird durch eine Instabilität des der Biomedizin und -techno- Prof. Dr. Kai Thormann, Um dann die Schwimmeigen- Flagellenfilaments nahe dem logie Anwendung finden könn- Mikrobiologie schaften zu testen, kooperier- www.thormannlab.org Zellkörper ausgelöst, wenn ei- ten.
iFZ Biologische Ressourcen zu erschließen und Methoden zu entwickeln, Anschrift: Justus-Liebig-Universität Gießen um Naturressourcen nachhaltiger zu nutzen und zu schützen, ist die Interdisziplinäres Forschungszentrum (iFZ) Aufgabe des Interdisziplinären Forschungszentrums der Justus- Heinrich-Buff-Ring 26-32 Liebig-Universität. Arbeitsgebiete sind Modellsysteme im Labor und in 35392 Gießen Versuchseinrichtungen, bis hin zu Ausschnitten ganzer Kulturland- schaften. Die Forschungsschwerpunkte des iFZ liegen in den Span- Telefon: +49 641 99 17500 nungsfeldern Stress/Adaptation und Landnutzung/Biodiversität, insbesondere vor dem Hintergrund von regionalem Landnutzungs- und E-Mail: info@ifz.uni-giessen.de globalem Klimawandel, und in dem innovativen Feld der Insektenbio- technologie. Internet: www.uni-giessen.de/ifz Das iFZ steht für die Vernetzung von interdisziplinärer Grundlagenfor- Im Interdisziplinären Forschungszentrum (iFZ) der Justus-Liebig- schung, darauf aufbauender, anwendungsorientierter Forschung bis Universität Gießen arbeiten über 200 Wissenschaftlerinnen und hin zu wissenschaftlich fundierten Transfervorhaben. Das iFZ versteht Wissenschaftler in 23 Professuren aus Biologie, Agrar- und Ernäh- sich als Werkzeugmacher für eine wissensbasierte und nachhaltige rungswissenschaften sowie Umweltmanagement. Bioökonomie. iFZ Aktionstag für Groß und Klein Angesichts der zunehmenden Das Programm Wahrnehmung von Themen wie Insektensterben, Bestäu- Insekten-Impulse (Auftakt) ber-Verlust oder Biologische Vielfalt im öffentlichen Diskurs Formen und Verwandlungen möchte das iFZ, federführend (Insekten live erleben) Wissenschaftlerinnen und Wis- Campus der Kerbtiere senschaftler aus den Instituten (Exkursionen) für Insektenbiotechnologie und für Tierökologie, seine Ex- Jäger im Wasser und Räuber pertise zur Verfügung stellen im Sand (Kinderprogramm) und für die Bürgerinnen und Insekten schützen, weil sie uns Bürger sichtbarer werden. nützen (Abendvortrag ) Der Aktionstag „Insekten Hin zum Lichte (Lichtfang) (er)leben“ am 1. Juni 2019 ist ein vielfältiges Angebot für alle Generationen. In verschiede- nen Zielgruppen-orientierten Modulen gibt es zu hören, zu sehen und selbst zu tun. Kontakt: Dr. Georg Petschenka, Emmy Noether Gruppenleiter, Insektenbiotechnologie Biosphere iFZ: Insekten-Aktionstag auch Anstoß für einen bunteren Campus Angestoßen im Laufe der Vor- den unscheinbaren Grünstrei- Bis zum Insektentag am 1. Ju- ne hervorragende Insektenwei- bereitungen zum iFZ-Aktions- fen an der Ostseite des iFZ in ni 2019 wird zunächst ein de darstellt. In naher Zukunft tag „Insekten (er)leben“, wol- ein buntes Insektenbiotop zu klassischer Schottergarten an- werden dann verschiedene len die Mitglieder des iFZ die verwandeln. Unter der Leitung gelegt, der im Gegensatz zu weitere Beete angelegt, aus re- Biodiversität auf dem Campus von Prof. Till Kleinebecker und den in den letzten Jahren zu- gional verfügbaren Substraten erhöhen mit der Etablierung ei- in enger Zusammenarbeit mit nehmenden, unbewachsenen und mit heimischen Wildpflan- nes neuen Biotop-Typs neben dem Gärtner-Team der JLU sol- Schotterflächen („Schotter- zenarten bepflanzt. den bereits bestehenden Wie- len verschiedene Habitattypen wüsten“) mit relativ wenig Auf- Kontakt: sen-, Gebüsch-, Teich- und eingerichtet werden. Ziel ist ei- wand einer großen Vielfalt von Prof. Dr. Till Kleinebecker, Dachgrün-Biotopen. Dazu wird ne hohe Biodiversität, Ästhetik attraktiven Blühpflanzen einen Landschaftsökologie und Anfang Mai damit begonnen, und geringe Pflegeintensität. Standort bietet und zugleich ei- Landschaftsplanung
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