IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland

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IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland
Saarkonjunktur     Bundestagswahl       Immobilienwirtschaft
                       Im Stimmungshoch   Darauf kommt es an   Branchenreport

                                                                           09/17

                      IHK-Ehrenpräsident
                      Dr. Richard Weber sagt „Farewell“
www.saarland.ihk.de
Einzelheft 2,00 €
IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland
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IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland
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 Mehr Freiraum für
 Wachstum und Wohlstand!
 Von IHK-Vizepräsident Wolfgang Herges

                                                                                         Saarwirtschaft 09/2017
 In kaum einer wirtschaftspolitischen vielen Hilfsdienste, die der Staat den
 Rede fehlt heute das Versprechen, den Unternehmen zusätzlich abverlangt –
 Mittelstand von den überbordenden kosten die Wirtschaft weit mehr als fünf
 Bürokratielasten zu befreien. Was frei- Milliarden E   ­ uro im Jahr. Damit nicht ge-
 lich fehlt, sind konkrete Taten und eine nug: Wir begnügen uns in Deutschland

                                                                                         Kolumne
 spürbare Entlastung. Und so erwiesen nicht damit, EU-Recht eins zu eins um-
 sich die vielen ermutigenden Ankündi- zusetzen, sondern sat teln nahezu
 gungen regelmäßig als pure Wahl- zwanghaft weiter drauf.
 kampfrhetorik. Zwar gibt es                             Was also ist zu tun? Wir
 in einigen wenigen Berei-                               brauchen dringend einen
 chen durchaus Fortschritte.                             echten Durchbruch beim
 Diesen stehen aber neue Las-                            Bürokra­tie­­abbau. Dafür ist
 ten an anderer Stelle gegen-                            mehr notwendig als eine
 über. Kein Wunder also, dass                            symbolische Entlastung bei
 der Bürokratiekostenindex,                              Dokumentations- und Infor-
 der 2012 eingeführt wurde,                              mationspflichten. Nötig da-
 seitdem nicht signifikant ge-                           zu wäre ein grundlegender
 sunken ist. Im Gegenteil: Al-                           Mentalitätswandel – und
 lein im letzten Jahr ist der                            zwar in allen Bereichen der
                                     Wolfgang Herges
 Erfüllungsaufwand für die                               Gesetzgebung: Die Devise
                                      Vizepräsident
 Wirtschaft per Saldo um 678                             muss lauten: Einfach, trans-
 Millionen Euro gestiegen. Daran konnte parent, umsetzbar. Nur so können die
 auch das 2015 eingeführ te Prinzip erforderlichen Wachstumskräfte freige-
„One-In, One-Out“ – nach dem jede neu setzt werden und sich mehr unterneh-
 eingeführte Belastung durch Entlastung merische Initiative entfalten. Dafür
 an anderer Stelle wieder ausgeglichen braucht es Mut und Tatkraft.
 werden muss – nichts ändern.                 Im Saarland sind wir bereits auf gutem
 Ursächlich dafür ist vor allem der be- Weg: Damit die Belange kleiner und
 trächtliche Dokumentationsaufwand, mittlerer Unternehmen bei der Gesetz-
 den die staatlich vorgeschriebene Stun- gebung tatsächlich stärker berücksich-
 denerfassung beim gesetzlichen Min- tigt werden, hat die Landesregierung
 destlohn erfordert. Hinzu kommen er- bei IHK und HWK eine Clearingstelle
 hebliche Lasten durch neue gesetzliche eingerichtet. Diese Stelle soll nicht nur
 Regulierungen in anderen Bereichen – bei neu anstehenden Gesetzesvorha-
 etwa durch das Entgeltgleichheitsge- ben als beratende Instanz eingeschaltet
 setz oder die wiederholte Novellierung werden, sondern ihr wurde explizit
 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. auch ein Initiativrecht eingeräumt, be-
 Ähnlich beklagenswert ist die stetig zu- reits bestehende Gesetze und Verord-
 nehmende Komplexität des Steuer- nungen auf Mittelstandsverträglichkeit
 rechts. Die unliebsame Folge: In den zu überprüfen. Dies ist ein erster wich-
 Finanzbehörden, in den Unternehmen tiger Schritt, dem aber weitere zur Er-
 und bei den Freiberuflern beschäftigen reichung guter wirtschaftsfreundlicher
 sich ganze Heerscharen von Experten Rahmenbedingungen folgen müssen.
 damit, komplexes Steuerrecht mit Wie sagte doch schon Aristoteles? „Es
 größtmöglicher Akribie umzusetzen. ist derjenige Staat am besten verwaltet
 Um wieviel besser wäre so viel Energie und regiert, in dem der Mittelstand der
 und Expertenwissen in den produktiven zahlreichste ist“. Was damals galt, ist
 Bereichen unserer Wirtschaft aufgeho- auch heute richtig. Schaffen wir also
 ben? Allein die Arbeiten an der Lohn- mehr Freiraum für Wachstum und
 und Einkommensteuer – nur eine der Wohlstand!
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                                                          6
    Saarkonjunktur
    Weiter im Stimmungshoch

    Die Konjunktur hat sich im August weiter gefestigt.
    Der IHK-Lageindikator erreicht ein Allzeithoch. Insbesondere
    hat sich die Lage bei den industriellen Dienstleistern verbes-
    sert.

                                                    10
    Bundestagswahl 2017

    Am 24. September wählen die Bürgerin-
    nen und Bürger Deutschlands einen neuen
    Bundestag. Aber nicht nur die Bevölkerung hat hohe Erwar-
    tungen an die neue Regierung, auch die Wirtschaft. DIHK-­
    Präsident Dr. Eric Schweitzer hat einige der wichtigsten Forde-
    rungen in seinem Beitrag „Weichen für Innovation und
    Wachstum stellen“ zusammengefasst.

                                                    28
    Branchenporträt
    Immobilienwirtschaft

    Die saarländische Immobilienwirtschaft
    steckt im Spannungsfeld zwischen starker Baukonjunktur,
    Fachkräftemangel und zunehmender Regulierung.

    Titel

    Nahezu 500 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und
    ­Verwaltung haben Dr. Richard Weber zur Ernennung zum
     ­Ehrenpräsidenten der IHK Saarland gratuliert. Ministerpräsi-
      dentin Annegret Kramp-Karrenbauer, DIHK-Präsident Dr. Eric
      Schweitzer und Webers Nachfolger, IHK-Präsident Dr. Hanno
      Dornseifer, würdigten das langjährige Wirken Dr. Richard
      ­Webers an der Spitze der IHK.       Foto: Becker&Bredel
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Kolumne                                                         International

Mehr Freiraum für Wachstum und Wohlstand!                 1    Frankreich: Grenzüberschreitende Arbeitseinsätze
                                                                deutscher Unternehmen stark behindert                   48

                                                                Konjunktur: Weltwirtschaft im Aufwind                   49
Standortpolitik
                                                                Engagement: Alt war gestern                             50
Wirtschaftspolitik: Neues aus Berlin und Brüssel          4
                                                                News: Aktuelle Meldungen

                                                                                                                              Saarwirtschaft 09/2017
Konjunktur: Saarwirtschaft: Aufschwung setzt sich fort    6    des Enterprise Europe Network                           53

Bundestagswahl 2017:
Weichen für Innovation und Wachstum stellen               10   Unternehmen und Personen
Familienfreundlichkeit:
Vereinbarkeit in Zeiten der Digitalisierung               18   Jubiläum: 25 Jahre brasa GmbH                           54

                                                                                                                              Inhalt
Urteil: „Ansporn für unsere verantwortliche Arbeit“       22   Standort: sikos GmbH eröffnet Niederlassung in Passau   55

Saarland-Marketing: Mit Bewegtbild-Content zum Erfolg23        Worldwide: Technologietransfer vom Saarland
                                                                nach Australien                                         56
Branchenporträt: Die saarländische Immobilienwirtschaft28
                                                                Standortsicherung:
                                                                ZF-Betriebsvereinbarung schafft Sicherheit              58
Aus- und Weiterbildung                                          Namen und Nachrichten                                   64

Grenzenlos: Interesse an                                        Dienstjubiläen65
grenzüberschreitender Ausbildung gestiegen                34

Förderung: StudienStiftungSaar –                                Kultur Szene
ein starker Partner der Saarwirtschaft                    35

IHK – die Weiterbildung                                   37   Ausstellung: „Berliner Skulpturenfund“
                                                                im Museum für Vor- und Frühgeschichte                   66

                                                                Kooperation: Historische Museen am Saarbrücker
Recht                                                           Schlossplatz beschließen engere Zusammenarbeit          67

Register: Bundesweites Wettbewerbsregister                      Kulturkalender69
gegen Wirtschaftskriminalität kommt                       39

Tatort: Jedes zweite Unternehmen Opfer                          Im Blickpunkt
von Spionage, Sabotage oder Diebstahl                     40

                                                                Diesel reloaded „Lasst die Tassen im Schrank“           71

Mittelstand und Unternehmensförderung
                                                                Letzte Seite
Unterstützung: Deutsche Crowdinvest hilft,
Kapital für innovative Projekte zu sichern                41
                                                                Impressum                                               72
IHK-Service
Recyclingbörse44
Existenzgründungsbörse45
Kooperationen46
Für Ihren Terminkalender 47
IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland
4

                         Neues aus Berlin
                         und Brüssel
Saarwirtschaft 09/2017

                         Innenstädte nachhaltig erfolgreich machen: BID-Awards verliehen
Standortpolitik

                         Aberdeen Inspired ist einer der Gewinner des BID AWARDS 2017.                                                              Foto: Ian Cox

                         Berlin. Geschäfte, Gastronomie und kul-               Award aus. „Das zeigt, dass Unterneh- zu einer Attraktion für Touristen und
                         turelle Angebote: Pulsierende Innen-                  merinnen und Unternehmer in Deutsch- Einwohner. Auch die BID Jury des DIHK
                         städte ziehen Menschen an und bringen                 land aber auch darüber hinaus sich sehr zeigte sich beeindruckt: Das Projekt
                         so die Wirtschaft in Schwung. Um die                  für ihr Geschäft engagieren, was ihre „Aberdeen Inspired“ machte den ersten
                         City Center attraktiv zu gestalten, lassen            Kernaufgabe ist, aber auch für die Regi- Platz. Das „BID Elmshorn“ ließ die In-
                         sich Stadtentwickler vieles einfallen. Die            on, in der sie tätig sind. Und das macht nenstadt in neuem Licht erstrahlen und
                         IHK-Organisation setzt sich schon seit                mir Mut,“ sagte DIHK-Präsident Eric kam mit seiner Weihnachtsbeleuchtung
                         vielen Jahren im Rahmen des Business                  Schweitzer am Abend der Preisverlei- auf den zweiten Platz. Das Hamburger
                         Improvement District Kongresses für at-               hung am 11. Juli 2017. Im schottischen Projekt BID „Neuer Wall“ machte den
                         traktive Innenstädte ein und unterstützt              Aberdeen griffen junge Künstler zum dritten Platz.
                         motivierte Unternehmen. Besonders                     Pinsel und verpassten vernachlässigten
                         erfolgreiche europäische Projekte zeich-              Stadtvierteln einen neuen Anstrich. Die                    b Ansprechpartnerin:
                         net der DIHK jährlich mit dem BID                     Street-Art Kunstwerke entwickelten sich                    fuchs.tine@dihk.de

                         Erweiterte Prüfung von Unternehmenserwerben aus Drittstaaten

                         Berlin. Offene Märkte, Schutz des Eigen- Juli eine Neugestaltung der Außenwirt-               relevante Schlüsseltechnologie wird
                         tums und Kapitalverkehrsfreiheit sind schaftsverordnung beschlossen. Danach                   dadurch zwar besser geschützt, aber die
                         für die deutsche Wirtschaft von zentra- kann das BMWi in Zukunft häufiger prü-                Änderungen tangieren auch die Kern-
                         ler Bedeutung. Darauf wies der DIHK fen, ob ein Unternehmenserwerb durch                      elemente der Wirtschaftsordnung.
                         das Bundeswirtschaftsministerium (BM- Investoren aus Drittstaaten zulässig ist.
                         Wi) ausdrücklich hin und regte zum The- Vor allem ausländische Investitionen in
                         ma Investitionsprüfungen eine breite “Kritische Infrastrukturen“ müssen zu-                                    b Ansprechpartner:
                         Diskussion an. Das Kabinett hat am 12. künftig gemeldet werden. Sicherheits-                          hundhausen.moritz@dihk.de
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LKW-Maut soll an Emission gekoppelt werden

Brüssel. Die EU-Kommission kommt ei-        In ihrem Reformpaket zur Straßengüter-                   heitliches digitales Mautsystem für ganz
ner wichtigen DIHK-Forderung nach,          verkehrsordnung führt die EU-Kommis-                     Europa einzuführen. Damit könnten
indem sie die LKW-Maut künftig direkt       sion zudem erstmals die Idee ein, Maut-                  Unternehmer deutlich entlastet werden
an den CO2-Austoß der LKWs koppeln          mittel an Investitionen in die Straßen                   sowohl bezüglich der Kosten für An-
will und nicht mehr an die Euro-Klasse.     infrastruktur zu binden. Dies ist seit vie-              schaffung und Betrieb digitaler Maut-
Damit setzt sie einen Anreiz für den Ein-   len Jahren eine zentrale DIHK-Forde-                     geräte als auch beim bürokratischen
satz effizienterer LKWs. Besonders          rung zur nachhaltigen Gestaltung der                     Aufwand.
deutsche Unternehmen mit ihrer moder-       Straßeninfrastrukturfinanzierung. Au-

                                                                                                                                                               Saarwirtschaft 09/2017
nen LKW-Flotte könnten profitieren.         ßerdem schlägt die EU-Kommission auf
LKW-Mautsätze könnten je nach CO2-          Anraten des DIHK vor, die Rahmenbe-                                               b Ansprechpartner:
Ausstoß um bis zu 75 Prozent sinken.        dingungen zu verbessern, um ein ein-                                        kindler.holger@dihk.de

Lieferantenerklärungen: IHK-Organisation erreicht deutliche Verbesserungen für Exportunternehmen

                                                                                                                                                               Standortpolitik
Berlin. Die EU-Kommission hat eine          verkehrsbescheinigung zollfrei oder                      mung: eine Erklärung reicht. Mit ihr
nachteilige Regelung im Unionszollko-       zollvergünstigt einführen zu können,                     können sowohl zurückliegende als auch
dex auf Drängen des DIHK wieder zu-         soweit ein entsprechendes Abkommen                       zukünftige Lieferungen in einer einzi-
rückgenommen Seit letztem Jahr hatte        zwischen zwei Handelspartnern besteht.                   gen Erklärung abgedeckt werden. Die
sich die Regelung zu den Langzeit-Lie-      Seit Mai 2016 mussten die Unternehmen                    Unternehmen werden so deutlich ent-
ferantenerklärungen sehr zum Nachteil       jährlich zwei statt eine dieser Erklärun-                lastet. Viele Unternehmen stellen jähr-
der Exportwirtschaft verschlechtert.        gen gegenüber dem Kunden abgeben,                        lich mehr als 100 Lieferantenerklärun-
Langzeit-Lieferantenerklärungen wer-        wenn diese unterjährig angefragt wur-                    gen aus.
den beispielsweise benötigt, um den         den. Eine zur Abdeckung zurückliegen-
Ursprung von Waren lückenlos zu doku-       der und eine zur Abdeckung zukünfti-
mentieren. Die Erklärung dient als Vor-     ger Lieferungen. Nach der Neuregelung                                            b Ansprechpartner:
nachweis, um Waren mit einer Waren-         gilt wieder die ursprüngliche Bestim-                                        behm.steffen@dihk.de

Besserer Zugang zu EU-Konsultationen

Brüssel. Um die Interessen der deut-
schen Unternehmen auf europäischer
Ebene effektiv vertreten zu können, ist
es immens wichtig, die deutsche Wirt-
schaft in EU-Konsultationen einzubin-
den. Bislang gab es viele Kritikpunkte an
den Konsultationen, häufig waren selbst
größere Unternehmen nicht in der Lage,
ihre Expertise einzubringen. Der DIHK
hat diese Mängel aufgezeigt und Ideen
zu deren Beseitigung entwickelt. Die
EU-Expertengruppe „Regulatory Fitness
and Per formance Programme (RE-
FIT)-Plattform“ hat diese Vorschläge
angenommen. Sie unterstützt nun viele
Forderungen, z.B. das Anliegen, dass
repräsentative Interessenvertretungen
wie der DIHK, ein angemessenes Ge-
wicht und ausreichende Reaktionsfris-
ten erhalten müssen. Die positive Be-
wertung ist ein wichtiger Schritt hin zu
besseren Konsultationen. Frans Timmer-
mans, Vizepräsident der EU-Kommissi-
on, hat zugesagt, die Anregungen in
neue Leitlinien für Konsultationen der
EU-Kommission aufzunehmen.

                  b Ansprechpartnerin:      Um die Interessen der deutschen Unternehmen auf europäischer Ebene effektiv vertreten zu können, ist es wichtig,
               beland.ulrike@dihk.de        die deutsche Wirtschaft in EU-Konsultationen einzubinden.                    Foto: Thinkstock by Getty Images
IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland
6

                         Saarwirtschaft:
                         Aufschwung setzt sich fort
Saarwirtschaft 09/2017

                         Geschäftslage erklimmt neues Allzeithoch
Standortpolitik

                         Die Konjunktur an der Saar hat sich im                            Lageindikator erreicht mit einem leich-                 serte Lageeinschätzungen bei zahlrei-
                         August weiter gefestigt. Das signalisie-                          ten Anstieg um 0,1 Punkte auf nunmehr                   chen industrienahen Dienstleistern, die
                         ren die Meldungen der Unternehmen zu                              44,2 Zähler ein neues Rekordniveau.                     von der guten Industriekonjunktur pro-
                         ihrer aktuellen Geschäftslage. Der IHK-­                          Hintergrund sind insbesondere verbes-                   fitieren. Aufwärts gerichtet bleiben
                                                                                                                                                   auch die Aussichten für die kommenden
                                                                                                                                                   sechs Monate. Sie sind zwar nicht mehr
                                         Saarindustrie
                                         Saarindustrie im
                                                       im 1.
                                                          1. Halbjahr:
                                                             Halbjahr: Gute
                                                                       Gute Auftragslage,
                                                                            Auftragslage,                                                          ganz so günstig wie im Vormonat – der
                                         aber
                                         aber schwächere Umsatzentwicklung als
                                              schwächere  Umsatzentwicklung   als im
                                                                                  im Bund
                                                                                     Bund                                                          IHK-Erwartungsindikator gab um 1,1
                                       Veränderungen                                                                                               Punkte nach. Mit 9,4 Zählern liegt er
                                       Veränderungen Januar
                                                     Januar bis
                                                            bis Juni
                                                                Juni 2017
                                                                     2017 zum
                                                                          zum Vorjahreszeitraum
                                                                              Vorjahreszeitraum in
                                                                                                in v.H.
                                                                                                   v.H.
                                                                                                                                                   aber weiterhin deutlich über der Nullli-
                                                                                                                                                   nie.
                                              Umsätze                        Auftragseingang                          Beschäftigung
                                              Umsätze                        Auftragseingang                          Beschäftigung                „Das heißt: Der Aufschwung setzt sich
                          12
                          12                                                                                                                       auch in den Herbst- und Wintermonaten
                          10                                                                                                                       fort. Dafür spricht nicht zuletzt die kon-
                          10                                                                                                                       junkturelle Erholung in Europa, die un-
                           8                                                                                                                       serer stark exportorientierten Industrie
                           8
                                                                                                                                                   zugutekommt. Allerdings sind mit der
                           6                                                                                                                       deutlichen Aufwertung des Euros ge-
                           6
                                                                               8,5                                                                 genüber dem Dollar seit Jahresbeginn
                                                                               8,5
                           4                                                                                                                       und der anhaltenden Spekulation über
                           4                             5,3
                                                         5,3                                  4,9
                                                                                              4,9                                                  die Zukunft des Diesels auch die Risiken
                           2
                           2              1,5                                                                                                      für den weiteren Konjunkturverlauf ge-
                                          1,5                                                                                        1,3
                                                                                                                                     1,3           stiegen. Unter dem Strich bleiben wir
                           0                                                                                         -1,0
                           0                                                                                         -1,0                          deshalb bei unserer Prognose von rund
                           -2
                           -2                                                                                                                      1,5 Prozent Saarwachstum in diesem
                                     Saar                       Bund                    Quelle: Statistisches Amt Saarland, Grafik: IHK Saarland
                                                                                                                                                   Jahr.“ So kommentierte IHK-Hauptge-
                                     Saar                       Bund                    Quelle: Statistisches Amt Saarland, Grafik: IHK Saarland
                                                                                                                                                   schäftsführer Heino Klingen die Ergeb-
                                                                                                                                                   nisse der August-Umfrage der IHK Saar-
                                                                                                                                                   land, an der sich rund 300 Unternehmen
                                                               IHK-Konjunkturindikatoren                                                           mit gut 110.000 Beschäftigten beteilig-
                                                               IHK-Konjunkturindikatoren                                                           ten.
                                                            im
                                                            im Vergleich
                                                               Vergleich die
                                                                         die Jahre
                                                                             Jahre 2012
                                                                                   2012 bis
                                                                                        bis 2017
                                                                                            2017                                                   Insgesamt bewerten derzeit 50 Prozent
                                                                                                                                                   der befragten Unternehmen ihre Ge-
                          40                                                                                                                       schäftslage mit gut, 44 Prozent mit be-
                          40
                                                                                                                                                   friedigend und nur sechs Prozent mit
                          30                                                                                                                       schlecht. Mit viel Schwung laufen die
                          30                                                                                                                       Geschäfte in der Medizin-, Mess- und
                                                                                                                                                   Regeltechnik, in der Gummi- und Kunst-
                          20
                          20                                                                                                                       stoffindustrie sowie in weiten Teilen des
                                                                                                                                                   Fahrzeugbaus. Etwas verhaltener, aber
                          10
                          10                                                                                                                       dennoch gut, ist die Lage im Maschinen-
                                                                                                                                                   bau, in der Keramikindustrie, im Ernäh-
                           0                                                                                                                       rungsgewerbe und in der Bauwirtschaft.
                           0
                                                                                                                                                   Durchaus zufriedenstellend sind die Ge-
                          -10                                                                                                                      schäfte in der Metallbearbeitung, bei
                          -10
                                2012                 2013                  2014                   2015                   2016          2017
                                2012                 2013                  2014                   2015                   2016          2017        den Gießereien, im Stahlbau und in der
                                    Geschäftslage              Geschäftserwartungen                                                                Stahlindustrie. Im Dienstleistungssektor
                                    Geschäftslage              Geschäftserwartungen
                                                                                                                                                   berichten 93 Prozent der befragten Un-
                                Die IHK-Konjunkturindikatoren werden als Saldo der positiven bzw. negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen
                                Die IHK-Konjunkturindikatoren werden als Saldo der positiven bzw. negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen
                                ermittelt. Sie können Werte zwischen minus 100 und plus 100 annehmen. Ein Wert von Null gibt an, dass sich die     ternehmen über eine gute oder befrie-
                                ermittelt. Sie können Werte zwischen minus 100 und plus 100 annehmen. Ein Wert von Null gibt an, dass sich die
                                positiven und negativen Antworten genau die Waage halten
                                positiven und negativen Antworten genau die Waage halten
                                                                                                                    Quelle, Grafik: IHK Saarland
                                                                                                                    Quelle, Grafik: IHK Saarland   digende Lage. Rund läuft es vor allem in
IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland
Foto: Rolf Ruppenthal

der IT-Branche, im Transportgewerbe                                   Geschäftslage nach Branchen
und in der Hotellerie. Im Handel und in                                      Trends innach
                                                                      Geschäftslage    Prozent
                                                                                            Branchen
der Kreditwirtschaft ist die Lage über-
wiegend befriedigend.                                                              Trends in Prozent
                                                                                    18,4%
Industrie bleibt                                                  52,0%             18,4%
                                                                                                       35,2%             50,9%
                                                58,9%
Wachstumsmotor                                                                                         35,2%             50,9%
                                                                  52,0%
                                                58,9%
Für die kommenden sechs Monate er-                                                  73,3%
warten die Unternehmen eine Fortset-
zung der Aufwärtsbewegung. Zwölf                                                    73,3%              64,8%             45,7%
                                                34,0%             45,5%
Prozent der Betriebe rechnen mit besse-
ren, 85 Prozent mit gleich bleibenden                                                                  64,8%             45,7%
                                                34,0%             45,5%
und drei Prozent mit schlechteren Ge-            7,2%             2,5%               8,3%                                 3,4%
schäften. Mehr Besser- als Schlechter-        Verarb.           Bau2,5%           Handel
                                                                                    8,3%            Finanzdienst-     unternehmensnahe
                                                                                                                         3,4%
                                                 7,2%
Meldungen kommen insbesondere aus             Gewerbe                                               leistungen        Dienstleistungen
                                              Verarb.           Bau               Handel            Finanzdienst-     unternehmensnahe
der Industrie, von den industrienahen      Trend*:
                                              Gewerbe                                               leistungen        Dienstleistungen
Dienstleistern und aus dem Verkehrs
                                           Trend*:
bereich. Klingen: „Die gute Grundstim-
                                               * Veränderung der Salden gegenüber dem Vormonat:
mung darf nicht darüber hinwegtäu-                                                                                         gut
                                                 um mehr als 5 Punkte                zwischen -2,5 und -5 Punkte
schen, dass die anhaltende Dieseldiskus-       * Veränderung   der Salden  gegenüber um
                                                                                      demweniger
                                                                                          Vormonat:                        befriedigend
                                                 zwischen 2,5 und   5 Punkte                     als -5 Punkte
sion bereits heute auf die Konjunktur            um  mehr 2,5
                                                 zwischen als 5und
                                                                Punkte
                                                                    -2, Punkte       zwischen -2,5 und -5 Punkte           gut
                                                                                                                           schlecht
drückt. Die auf dem Dieselgipfel be-             zwischen 2,5 und 5 Punkte           um weniger als -5 Punkte              befriedigend
schlossenen Maßnahmen sollten deshalb            zwischen 2,5 und -2, Punkte                                               schlecht
                                                                                                                      Quelle, Grafik: IHK Saarland

rasch umgesetzt werden, um Fahrverbo-                                                                                 Quelle, Grafik: IHK Saarland
te zu verhindern und Vertrauen in den
Diesel zurückzugewinnen.“         b SaWi                         Erwartete Geschäftsentwicklung
                                                                           insgesamt
                                                                 Erwartete Geschäftsentwicklung
                                                                                   insgesamt

                                                                                                                    2,9 % schlechter
                                                                                                                    12,4 % besser
                                                                                                                    2,9 % schlechter
                                                                                                                    84,7 % gleich
                                                                                                                    12,4 % besser
                                                                                                                    84,7 % gleich

                                                                                                                      Quelle, Grafik: IHK Saarland

                                                                                                                      Quelle, Grafik: IHK Saarland
IHK-Ehrenpräsident Dr. Richard Weber sagt "Farewell" 09/17 - IHK Saarland
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                         IHK Saarland ehrt Dr. Richard Weber
                         mit Ehrenpräsidentschaft
                         „Eine weit über das Saarland hinaus bekannte Unternehmerpersönlichkeit“

                         Zum zweiten Mal in ihrer 154-jährigen
Saarwirtschaft 09/2017

                         Geschichte hat die IHK Saarland einen
                         Ehrenpräsidenten gekürt. 21 Jahre lang
                         und damit länger als jeder seiner Vor-
                         gänger stand Dr. Richard Weber an der
                         Spitze der IHK, 28 Jahre lang war er
                         Mitglied der Vollversammlung. Vor 450
                         geladenen Gästen in der Saarbrücker
                         Congresshallewürdigten die saarländi-
Standortpolitik

                         sche Ministerpräsidentin Annegret
                         Kramp-Karrenbauer, DIHK-Präsident Dr.
                         Eric Schweitzer und IHK-Präsident Dr.
                         Hanno Dornseifer das Wirken Webers.
                         „Dr. Richard Weber ist eine Unterneh-
                         merpersönlichkeit, die weit über die
                         Grenzen des Saarlandes hinaus bekannt
                         und angesehen ist. In seiner Eigen-
                         schaft als IHK-Präsident hat er mit En-
                         gagement, Kreativität und dem nöti-
                         gen Weitblick auch den Wirtschafts-
                         standort Saarland geprägt und positiv         IHK-Präsident Dr. Hanno Dornseifer (links) und DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer (rechts) mit dem neuen IHK-
                         beeinflusst. Für die Landesregierung          Ehrenpräsidenten
                         war er stets ein unverzichtbarer und
                         verlässlicher Partner, wenn es darum          der europäischen Industrie- und Han-                    die Weiterentwicklung der IHK hervor-
                         ging, den Strukturwandel voranzutrei-         delskammern,wirbt er in ganz Europa                     gehoben. „Es kommt nicht von unge-
                         ben und das Saarland zu einer moder-          für das System der dualen Ausbildung.                   fähr, wenn die IHK Saarland das ist, was
                         nen und leistungsstarken Industrieregi-       „Richard Weber war ein außerordent-                     sie ist: eine der führenden Organisatio-
                         on zu machen“, so Ministerpräsidentin         lich erfolgreicher IHK-Präsident. Er                    nen wenn es um die Belange unserer
                         Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer           brennt zudem für Europa: Dass er sich                   Wirtschaft geht. Richard Weber hat
                         Laudatio.                                     als Präsident in Eurochambres hierfür                   großen Anteil daran, dass die IHK ge-
                         Weber war maßgeblich daran beteiligt,         gerade in den letzten vier Jahren so                    fragter und oft erster Ansprechpartner
                         die IHK Saarland zu einem modernen            sehr engagiert, tut unseren Unterneh-                   für Politik, Medien, Ministerien und
                         Dienstleister für die Saarwirtschaft zu       men und den IHKs gut!“ sagte DIHK-                      Kommunalverwaltung ist – und dass
                         entwickeln.Insbesondere die Ausbil-           Präsident Dr. Eric Schweitzer.                          sich die IHK heute als serviceorientier-
                         dung junger Menschen liegt ihm am             In seiner Begrüßung hatte zuvor IHK-                    tes Dienstleistungszentrum für ihre
                         Herzen. In seiner Funktion als Präsident      Präsident Dr. Hanno Dornseifer Webers                   mehr als 56.000 Mitgliedsunternehmen
                         von Eurochambres,dem Dachverband              Verdienste um die Saarwirtschaft und                    versteht“.                        b SaWi

                         Schweitzer: Weltwirtschaftliche Entwicklung für Exportnation Deutschland enorm wichtig

                                                 Der zunehmende        wicklung in der Welt und insbesondere                   voran der Aufbau einer flächendecken-
                                                 Protektionismus,      in Europa ist für die exportorientierte                 den Breitbandversorgung seien für den
                                                 Einschränkungen       Wirtschaft Deutschlands von enormer                     führenden Industriestandort Deutsch-
                                                 beim Freihandel,      Bedeutung. Deutschland steht für ein                    land überlebenswichtig. Neben steuer-
                                                 der Brexit , aber     Prozent der Weltbevölkerung, für drei                   lichen Entlastungen für Unternehmen
                                                 auch die politische   Prozent der weltwirtschaftlichen Ge-                    forderte Schweitzer zudem die Abschaf-
                                                 Situation in Län-     samtleistung und für acht Prozent des                   fung der Stromsteuer. „Deutschland hat
                                                 dern wie der Tür-     Handelsvolumens weltweit. Die Arbeits-                  in Europa die höchsten Energiekosten,
                                                 kei bereiten der      plätze von rund 10 Millionen Beschäftig-                was zu einer starken Belastung der im
                         DIHK-Präsident Dr. Eric deut schen Wir t-     ten hierzulande hängen vom Export ab.                   Wettbewerb stehenden Unternehmen
                         Schweitzer              schaft Sorge. Das     Dass Deutschlands Wirtschaftsmotor                      führt.“
                                                 betonte der Präsi-    derzeit rund laufe, liege zum großen Teil
                         dent des Deutschen Industrie- und Han-        an der Innovationskraft und Wettbe-                     Wirtschaftliche Beziehungen
                         delskammer tages (DIHK ), Dr. Eric            werbsfähigkeit der deutschen Unterneh-                  besser als der Ruf der Politik
                         Schweitzer, vor der Presse am Rande der       men, so Dr. Schweitzer. Damit das auch
                         offiziellen Verabschiedung von Dr.            künftig so bleibt, forderte der DIHK-Prä-               Etwas unaufgeregter als die derzeitigen
                         Richard Weber in der Congresshalle in         sident die Politik zum Handeln auf: In-                 politischen Beziehungen zu den USA
                         Saarbrücken. Die wirtschaftliche Ent-         vestitionen in die Infrastruktur allen                  sieht Dr. Schweitzer die wirtschaftlichen
Beziehungen. Die Vereinigten Staaten                                                                                                                                                   9
von Amerika sind mit einem Volumen
von rund 700 Milliarden Euro Deutsch-
lands Handelspartner Nummer 1. „5.000
deutsche Unternehmen geben 700.000
Menschen Arbeit in den USA und das
größte BMW-Werk steht nicht in Bayern,
sondern in den USA.“ Das zeige deutlich,
dass nicht nur Deutschland vom Freihan-
del profitiere. Die wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit zwischen beiden Ländern
scheint besser als der Ruf der Politik. Im

                                                                                                                                                                                 Saarwirtschaft 09/2017
ersten Quartal dieses Jahres ist das Han-
delsvolumen sogar um vier Prozent ge-
wachsen. Sorge bereitet aber das nicht
zustande gekommene TTIP-Abkommen.
„Viele wären heute froh, wenn wir so
ein Abkommen hätten, denn nun fehlt
eine ver tragliche Grundlage“, gibt
Schweitzer zu bedenken und verweist

                                                                                                                                                                                 Standortpolitik
auf das mit Südkorea getroffene euro-
päische Freihandelsabkommen. Das hat                       Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer war eine der Laudatoren beim Empfang in der Congresshalle
zu einer Exportsteigerung von über 50
Prozent geführt. Die Russland-Sanktio-                     bei der europäischen Weiterentwick-                        bil-Industrie, aber Fahrverbote für Die-
nen bleiben ein Dauerthema für die                         lung eine Schlüsselrolle zu. Deutschland                   selfahrzeuge auszusprechen, hält er
deutsche Wirtschaft. Der Rückgang im                       sollte den französischen Präsidenten un-                   definitiv für den falschen Weg. „Gene-
Russland-Handel um 40 Prozent ist aller-                   terstützen, seine Reformpläne umzuset-                     relle Verbote treffen in letzter Konse-
dings nicht ausschließlich auf die Sank-                   zen. Doch letztendlich sei Macron im                       quenz die Falschen. Vielmehr muss die
tionen zurückzuführen, sondern auch                        eigenen Land dafür selbst verantwort-                      Automobil-Industrie Verantwortung
auf den Verfall der Ölpreise. Besonders                    lich. Und beim Brexit mahnt Schweitzer                     übernehmen, die mit falschen Verspre-
betroffen waren ostdeutsche Unterneh-                      schnellstmöglich konkrete Ergebnisse                       chungen gegenüber den Kunden an
men, die aufgrund ihrer Historie inten-                    bei den Verhandlungen an. Planungs-                        den Markt gegangen ist.“ Wer den Die-
sive Wirtschaftsbeziehungen zu Russ-                       unsicherheit sei Gift für die Konjunktur                   sel pauschal verurteilt, verkennt, dass
land pflegen. Im ersten Halbjahr dieses                    und die Unternehmen. Schon jetzt sei                       der Diesel gegenüber Benzinern 25
Jahres hat der Außenhandel aber wie-                       das Handelsvolumen mit dem dritt-                          Prozent weniger Kraftstoff verbraucht
der eine Zunahme von 26 Prozent ver-                       wichtigsten Partner rückläufig.                            und 15 Prozent weniger CO2-Emissio-
zeichnet. Trotzdem sei es unerlässlich,                    Die wirtschaftliche Zusammenarbeit                         nen ausstößt. Auch Verbrennungsmo-
dass Russland die im Minsker Abkom-                        mit den östlichen Nachbarn Polen und                       toren ab einem bestimmten Tag X zu
men getroffenen Vereinbarungen kon-                        mit Ungarn scheint dagegen besser zu                       verbieten, seien nicht zielführend.
sequent einhalte. Es könne nicht zuge-                     sein als der politische Ruf. Dafür spricht                 Schweitzer fordert eine technologieof-
lassen werden, dass ein Land oder eine                     das starke Wachstum von 3,4 Prozent in                     fene Diskussion. „Kein Mensch weiß,
Region wie die Krim einfach so annek-                      Polen.                                                     welche Antriebskraft sich 2030 oder
tiert werden.                                                                                                         2040 am Markt durchsetzt, Hybrid,
Europa ist und bleibt ein Kernthema. Es                    Dieselfahrverbote                                          Wasserstoffantrieb oder Elektromoto-
steht für Frieden, Freiheit und Wohl-                      der falsche Weg                                            ren.“                              b nea
stand. „Das muss den Menschen stärker
denn je ins Bewusstsein gerückt wer-                       Auf das aktuelle Thema Dieselgate an-
den.“ Frankreich als zweitwichtigster                      gesprochen verurteilt Schweitzer zwar
Handelspartner Deutschlands kommt                          das Verhalten der deutschen Automo-

v.l.: Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Rigobert Maurer (Vorstandsmitglied Saarland Versicherungen), Dr. Theophil Gallo (Landrat Saarpfalz-Kreis), Cornelia Hoffmann-Beth-
scheider (Präsidentin Sparkassenverband), Dr. Christian Molitor, (Geschäftsführer Sparkassenverband)                                                      Fotos: Becker&Bredel
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Saarwirtschaft 09/2017
Standortpolitik

                                                                                                                              Foto: Noppasinw - stock.adobe.com

                         Bundestagswahl 2017:

                         Weichen für Innovation
                         und Wachstum stellen
                         Von DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer

                         Vor dem Hintergrund zunehmender geo-                                                 Auf digitale Infrastruktur setzen
                         politischer Verunsicherung sind nach der Bun-
                         destagswahl 2017 gute wirtschaftspolitische                                          Die Digitalisierung bietet für unsere lang-
                         Rahm enb e dingung e n von b e s ond e re r                                          fristige Wettbewerbsfähigkeit große
                         Bedeutung. Insbesondere geht es darum, den                                           Chancen. Dem Staat kommt dabei eine
                         Standort Deutschland mit öffentlichen und                                            wichtige Rolle zu. Investitionen in Ver-
                         privaten Investitionen zu stärken und krisen-                                        kehrs- und Glasfaserinfrastruktur fördern
                         sicherer zu machen.                                                                  die Unternehmensaktivität: Auf staatliche
                         Die nächste Bundesregierung sollte mit einem                                         Investitionen folgen private Investitionen
                         Koalitionsvertrag als Investitionsvertrag Prio-                                      und Arbeitsplätze in den Betrieben.
                         ritäten setzen, um den Herausforderungen                                             Damit schaffen wir die Basis für den zu-
                         der Zukunft – Digitalisierung, Bildung und                                           künftigen wirtschaftlichen Erfolg und den
                         Integration von Flüchtlingen – begegnen zu                                           Wohlstand unseres Landes.
                         können.                                                                              Die Digitalisierung bietet auch großes
                         Ein solcher Vertrag ist auch eine Botschaft an                                       Potenzial für den Bürokratieabbau. Wenn
                         den Bürger, dass sich die Regierung für die DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer       Gründer alle Formalitäten online und an
                                                                                          Foto: Thomas Kierok
                         Interessen der nachfolgenden Generationen                                            einem Ort erledigen könnten, dann hätten
                         einsetzt.                                                                            sie mehr Zeit, sich um Kunden und neue
                         Um Deutschland als Standort auch in Zukunft attraktiv und Ideen zu kümmern. Auch einfache Vorschriften für die
                         wettbewerbsfähig zu halten, brauchen wir Investitionen in elektronische Archivierung oder elektronische Schnittstel-
                         Individuen, in Innovationen und in Infrastruktur. So sehen len für den Datentransfer zwischen Unternehmen und
                         wir uns in den Unternehmen oft in unserem Innovationspoten- Verwaltung wären entlastend. Die 100 meistgenutzten
                         zial in Deutschland zu sehr von Bürokratie, Schwächen in der Verwaltungsleistungen von Unternehmen sollten deshalb
                         Infrastruktur sowie durch den Fachkräftemangel einge- überall in Deutschland flächendeckend online angeboten
                         schränkt.                                                         werden.
In Bildung und Vereinbarkeit investieren                                                                                            11

Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam das große Poten-
zial fördern, das in der Aus- und Weiterbildung liegt. Die
betriebliche Ausbildung ist ein Erfolgsmodell und sorgt für
niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Sie trägt entscheidend zur
Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirt-
schaft bei. Unser Erfolgsmodell muss attraktiv und leistungs-
stark bleiben, um den Anforderungen von Unternehmen
und Jugendlichen gerecht zu werden. Für eine zukunftsfeste
duale Ausbildung sollte der Bund die digitale Modernisierung
der Berufsschulen unterstützen.

                                                                                                                                    Saarwirtschaft 09/2017
Um den Fachkräftebedarf zu sichern, brauchen wir nicht nur
attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze, sondern auch eine
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf – vor allem eine
bessere Betreuung von der Krippe bis zur Schule. Die IHKs                                           Foto: Bilderbox/Erwin Wodicka
unterstützen Unternehmen vor Ort durch Beratungen, Publi-
kationen und Veranstaltungen. Dafür gibt es in jeder IHK        Integration nachhaltig zu un terstützen, sind Rechts- und
einen Ansprechpartner, der den Unternehmen mit Rat und          Planungs sicherheit hinsichtlich der Bleibeperspektive der
Tat zur Seite steht. Betriebe gehen zudem mit gutem Beispiel    Flüchtlinge sowie ein möglichst unbürokratischer und bun-

                                                                                                                                    Standortpolitik
voran, beteiligen sich unter anderem am Unternehmensnetz-       desweit einheitlicher Verwaltungsvollzug nötig.
werk „Erfolgsfaktor Familie“. Dieses Engagement ebnet
sowohl Pflegenden als auch Eltern den Weg in die Berufs-        Europäische Zusammenarbeit gestalten
tätigkeit und sichert langfristig Fachkräfte.
                                                                Für Unternehmen ist auch ein verlässliches internationales
Integration begleiten                                           Handelsumfeld wichtig. Deshalb ist es notwendig, dass sich
Bildung, Sprache und Kompetenzvermittlung spielen auch bei      die Regierung für offene Märkte einsetzt und die interna-
der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten eine Schlüssel-    tionale Zusammenarbeit ausbaut. Eine zentrale Aufgabe für
rolle. Inzwischen ist es Konsens, dass dies eine langfristige   die kommende Legislaturperiode besteht zudem in der akti-
Aufgabe ist, die viel Geduld und Anstrengung braucht.           ven Gestaltung der europäischen Zusammenarbeit. Mit fast
Unternehmen vor Ort und IHKs engagieren sich bereits in         60 Prozent ist die EU der wichtigste Exportkunde deutscher
großem Ausmaß. Die IHKs organisieren u. a. Projekte zur Be-     Unternehmen. Ein stabiles Europa mit offenen Grenzen und
rufsorientierung und bringen Unternehmen und Flüchtlinge        eine EU als starke Gemeinschaft bieten eine gute Basis in
zusammen. Um die Betriebe bei ihrem Engagement für die          Zeiten internationaler Herausforderungen.

Höchst-
leistung
mit Tiefgang
 Wo wir eintauchen, schauen wir genau hin.
 Effizienz ist das wichtigste Kriterium in der strategischen
 Versorgungstechnik. BVT unterstützt Sie dabei, Ihre
 Energie- und Gebäudetechnik wirkungsvoll und
 nachhaltig zu gestalten.

 Unsere Kunden erhalten einen intelligenten Energie-
 und Versorgungsmix. Gewerkeübergreifend.
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 abgestimmt. Und vor allem:
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 Alles aus einer Hand.
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                                  w

 Leidenschaft fängt da an, wo Standard endet.                               Energie- und Gebäudetechnik
12
Saarwirtschaft 09/2017

                                                                                                                                           Foto: Rolf Ruppenthal
Standortpolitik

                         Wahlprogramme im DIHK-Check:

                         Energiewende –
                         die Dauerbaustelle der deutschen Politik
                         Die Energiewende hat den Bundestag            Energiewende technologieoffen und           einen CO2-Zuschlag einführen. Der DIHK
                         schon in der zu Ende gehenden Legisla-        wettbewerblich auszugestalten. Sie for-     hat für eine schnelle Entlastung der
                         turperiode kontinuierlich beschäftigt.        dert die Abschaffung der Ökostrom-För-      Stromkunden einen pragmatischen Vor-
                         Gleich drei Mal hat das Parlament das         derung. Die Grünen hingegen möchten         schlag vorgelegt: Die EEG-Umlage kann
                         Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)             das EEG von den Ausbaukorridoren für        durch einen Zuschuss aus dem Bundes-
                         überarbeitet, außerdem ein Strom-             Wind, Sonne und Biomasse entfesseln,        haushalt in Höhe des Stromsteuerauf-
                         marktgesetz und ein Gesetz zur Digita-        um bis 2030 den gesamten Strombedarf        kommens um rund 30 Prozent gesenkt
                         lisierung der Energiewende verabschie-        in Deutschland aus Erneuerbaren de-         werden.
                         det, heftig um den Stromnetzausbau            cken zu können. Wenn sich die Rahmen-
                         gerungen und zum Schluss auch noch            bedingungen für erneuerbare Energien        Ausweg Sektorenkopplung?
                         die Verteilung der Kosten für das Über-       verbessern, hält es der DIHK für möglich,
                         tragungsnetz geändert.                        die EEG-Förderung für Neuanlagen bis        Bislang beschränkte sich die Energie-
                                                                       Ende 2021 auslaufen zu lassen.              wende vor allem auf die Stromerzeu-
                         Herausforderungen                                                                         gung. In den Bereichen Wärme und Mo-
                         für die neue Legislaturperiode                Kosten senken                               bilität hat sich im Vergleich dazu wenig
                                                                                                                   getan. Das soll sich mit Hilfe der soge-
                                                                       und fair verteilen?
                         Allerdings ist damit längst nicht alles ge-                                               nannten „Sektorenkopplung“ ändern,
                         klärt. Die nächsten Knackpunkte der           Alle Parteien haben erkannt, dass es        die 2017 in keinem Wahlprogramm
                         Energiewende sind bereits vorgezeich-         trotz deutlich gesunkener Fördersätze       fehlt. Mit Ausnahme der FDP verweisen
                         net: Wer trägt welchen Anteil an den          für neue EEG-Anlagenkeine kurzfristige      alle Parteien vor allem auf politisch ge-
                         weiter steigendenEnergiewende-Kos-            Entlastung der Stromkunden gibt. Das        setzte Anreize für eine Verwendung von
                         ten? Wird die Politik einen Termin für        verhindern die Finanzierungszusagen         Strom zum Heizen und für die Elektro-
                         den Ausstieg aus der Braunkohle bestim-       für den Bestand und der steigende Auf-      mobilität. Auch dafür würde die Sen-
                         men? Welchen Beitrag leisten Wärme            wand für Netzbetrieb und -ausbau. Viel      kung der hohen staatlichen Abgaben
                         und Mobilität zur Energiewende, wie           Energie wird daher darauf verwendet         auf Strom nach Einschätzung des DIHK
                         kann also Strom vermehrt zum Heizen           werden, die Kosten der Energiewende         einen Beitrag leisten. Denn dann würde
                         bzw. Autofahren genutzt werden?               zu verlagern: Die Linken fordern, die       mehr Wettbewerb über Energieträger
                                                                       Entlastungsregelungen für energiein-        und Technologien hinweg eine mög-
                         Ausgereiftes EEG?                             tensive Industrien abzuschaffen, um auf     lichst kosteneffiziente Energiewende
                                                                       Kosten der Wirtschaft die Privatverbrau-    erleichtern.
                         Ein Schwerpunkt der letzten Jahre lag         cher zu entlasten. CDU/CSU betonen
                         darin, die Fördersysteme für erneuerba-       demgegenüber, wie wichtig die Bezahl-
                         re Energien zu verbessern. CDU/CSU und        barkeit der Energiewende auch für
                         SPD sehen Erfolge in ihren Wahlpro-           gewerbliche Verbraucher ist, um inter-      Ansprechpartner:
                         grammen: Die Kosten für den Zubau von         national wettbewerbsfähig und auch          Dr. Sebastian Bolay, DIHK Berlin,
                         Wind- und PV-Anlagen seien zuletzt            Vorbild sein zu können. Grüne und FDP       Telefon 030 20308-2202
                         deutlich gesunken. Die FDP sieht hier         setzen auf die Senkung der Stromsteuer.     Jakob Flechtner, DIHK Berlin,
                         hingegen noch großen Spielraum, die           Die Grünen wollen im Gegenzug aber          Telefon 030 20308-2204
13

Wahlprogramme im DIHK-Check:

Bürokratieabbau – Tempo aufnehmen!
 Formulare, Meldepflichten, Bescheini-
                                               Umstellungsaufwand, der zusätzlich zu dauerhaften Bürokratielasten anfällt
 gungen: Für Unternehmen bedeutet die
 jetzige Legislaturperiode unter dem
 Strich keinen Bürokratieabbau. Die Bun-
                                               Einmaliger Erfüllungsaufwand 2012 – 2016, Werte in Millionen Euro

                                                                                                                                                    Saarwirtschaft 09/2017
 desregierung hat die Digitalisierung bis-
 her nicht genutzt, um Prozesse an der
 Schnittstelle zwischen Verwaltung und                                         2.226    2.267
 Unternehmen durchgreifend zu verein-
 fachen: Beim E- Government liegt                                                                                                1.835
 Deutschland im EU-Vergleich deutlich                                                                             1.764
 unter dem Durchschnitt. Auch zwei
­Bürokratieentlastungsgesetze konnten

                                                                                                                                                    Standortpolitik
 nur wenig bewegen. Positiv zu bewer-
 ten ist grundsätzlich die „One in, one
 out“-Regel, nach der jede zusätzliche
                                                                                                     691
 Bürokratie durch Entlastung an anderer
 Stelle kompensiert werden muss. Sie
 macht den Ministerien deutlich, dass
 neue Gesetze häufig neue Belastungen                                         2012     2013        2014          2015           2016
 für Unternehmen bedeuten. Das Be-
 wusstsein, dass Bürokratieabbau durch
 Vereinfachung und Digitalisierung not-        Quelle: Bundeskanzleramt

 wendig ist, findet sich auch in den Wahl-
 programmen von CDU/CSU, SPD, FDP
 und Bündnis 90/Die Grünen zur Bundes-       mindestens zehn Prozent reduzieren, die          kratiekosten – im engeren Sinne der
 tagswahl. Allein für Die Linke ist Büro-    SPD „unnötige Bürokratie (…) abschaf-            Melde- und Berichtspflichten –, würde
 kratieabbau kein Thema.                     fen“. Daneben gibt es unterstützens-             dies immerhin eine Entlastung von rund
                                             werte Forderungen zum One-Stop-Shop              vier Milliarden Euro bedeuten. Der Ein-
Regulierungslasten steigen                   für Gründer (Union, SPD, Grüne und               fallsreichtum der Ministerien ist gefragt,
                                             FDP), die Weiterführung von „One in,             um ein solches Ziel zu erreichen. Nach
Die Unternehmen sehen sich immer wie-        one out“ (Union) oder die Einführung             der großen Anstrengung, 25 Prozent der
der mit neuen Regulierungen konfron-         von „One in, two out“ (FDP). Die Grünen          Bürokratiekosten in den Jahren 2007 bis
tiert: Kennzeichnungspflichten in der        fordern „mehr Mut zu Open Data, bar-             2012 abzubauen, sind es aber nun offen-
Lebensmittelbranche oder weitere kom-        rierefreien E-Government-Dienstleistun-          sichtlich die Mühen der Ebene, die den
plexe Verbraucherrechte im Online-Han-       gen und Open Government“. Allerdings             weiteren Fortschritt beim Bürokratieab-
del und bei Reisen, zugleich müssen          ringt sich keine Partei dazu durch, eine         bau schwer machen. Vereinfachte For-
Nachweise wie Meldezettel und Belege         konkrete Zielmarke für den Bürokratie-           mulare, entschlackte Nachweispflichten
jahrelang aufbewahrt werden. Betriebe        abbau zu formulieren. Allenfalls aus             und praxisnahe digitale Verwaltungsver-
müssen für immer mehr staatliche Auf-        dem Programm der Union könnte man                fahren können aus DIHK-Sicht aber für
gaben „Beauftragte“ einrichten; Melde-       ableiten, dass bei 303 Regelungsvorha-           eine neue Dynamik bei der Entlastung
und Berichtspflichten sind besonders im      ben im vergangenen Jahr ein zehnpro-             sorgen. Die neue Bundesregierung soll-
Umweltbereich für mittelständische Un-       zentiger Abbau immerhin 30 Gesetze im            te jedenfalls ein schnelleres Tempo vor-
ternehmen inzwischen nur noch über           Jahr weniger bedeuten würden.                    legen, damit die guten Vorsätze der
externe Rechtsberater zu bewältigen.                                                          Parteien auch in gute Praxis münden.
„One in, one out“ vermindert diese Las-      Die Mühen der Ebene warten
ten nicht spürbar. Dafür gibt es zu viele
Lücken: Weder die Bürden aus dem EU-         Bezieht man das zehnprozentige Abbau-            Ansprechpartnerin: Dr. Ulrike Beland,
Recht noch einmalige Belastungen wer-        ziel der Union auf die gesamten Büro-            DIHK Berlin, Telefon 030 20308-2612
den angemessen berücksichtigt. So
kommt beispielsweise die Anschaffung
von elektronischen Kassen oder Hard-
ware zu den laufenden Belastungen hin-
zu und überstieg in der Vergangenheit
im Durchschnitt zwei Milliarden Euro
pro Jahr (siehe Grafik).

Es gibt nichts Gutes,
außer man tut es
Die aktuellen Positionen zum Bürokra-                                W&S
tieabbau enthalten richtige Ziele. Die
Union will die Zahl neuer Gesetzentwür-         WOLF & SOFSKY                                              0 63 32 - 916 128 | www.wolfusofsky.de
                                                Fertigteilbau GmbH & Co. KG                          Johann-Schwebel-Str. 2 | 66482 Zweibrücken
fe in der kommenden Wahlperiode um
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                         Wahlprogramme im DIHK-Check:

                         Gewerbe und Wohnen spüren Flächenknappheit
Saarwirtschaft 09/2017
Standortpolitik

                                                                                                                                   Foto: blende11.photo - stock.adobe.com

                         Bauland ist knapp in Deutschland. Das      oder zehn Jahre im Voraus absehbar.              Genehmigungs- und Planverfahren be-
                         ist zunehmend auch für Gewerbe und         Dafür brauchen sie übersichtliche Ver-           schleunigt werden können. Ob Union,
                         Industrie ein Engpass. In der aktuellen    waltungsstrukturen mit einem einheitli-          SPD, FDP oder Bündnis 90/Die Grünen:
                         DIHK-Standortumfrage Industrie bewer-      chen Ansprechpartner sowie trans-                Überall steht der Wohnungsbau im Vor-
                         ten die Unternehmen diesen bei Ansied-     parente, schnelle Plan- und Geneh-               dergrund. Einzig die Linke äußert sich im
                         lungen und Erweiterungen wichtigen         migungsverfahren. Der Bund hat hier              Wahlprogramm zur Flächen- und Boden-
                         Faktor nur noch mit der Durchschnitts-     schon einiges geleistet und für mehr             politik, aber ohne Vorschläge für die
                         note 3,0 (befriedigend) – nach einer 2,5   Transparenz gesorgt: Alle Planverfahren          ganzheitliche Entwicklung. Die FDP
                         im Jahr 2011. Betriebe, die expandieren    müssen jetzt auch digital abrufbar sein          empfiehlt, für Bürger und Unternehmen
                         wollen, fühlen sich immer öfter ausge-     – und zwar nicht nur bei der planenden           einen einheitlichen Ansprechpartner für
                         bremst. Erleichterungen im Baurecht,       Gemeinde, sondern auch über ein Inter-           alle Verwaltungsvorgänge anzubieten,
                         die zuletzt auch zur Unterbringung von     netportal des Landes.                            einen sogenannten „One-Stop-Shop“.
                         Flüchtlingen eingeführt wurden, be-        Verständlicher sind die Planverfahren,           Für die Wirtschaft sind nachhaltig ver-
                         günstigen zwar den Wohnungsbau,            die häufig mehr als100 Seiten umfassen,          fügbare Flächen ein wichtiger Standort-
                         nicht aber das Gewerbe. Manchmal ha-       allerdings noch nicht. So sind die vorge-        faktor. Daher braucht sie Konzepte, die
                         ben sie sogar einen gegenteiligen Ef-      sehenen Veränderungen in einem Bau-              bezahlbares Bauland für Gewerbe, In-
                         fekt: So verhindern neue Wohngebäude       gebiet nicht auf den ersten Blick erkenn-        dustrie und Wohnen ermöglichen. Mit
                         in Häfen die weitere gewerbliche Ent-      bar. Außerdem ist für Unternehmen wie            einem einheitlichen Ansprechpartnerin
                         wicklung, weil damit nun andere Nacht-     Bürger der jeweilige Verfahrensstand             den Kommunen für sämtliche Fragen
                         ruhezeiten oder niedrigere Grenzen für     nicht nachvollziehbar. Es ist zwar jetzt         rund um das Bauen – der Idee des „One-
                         Emissionswerte gelten. Unternehmen         geregelt, dass der Beschluss über eine           Stop-Shops“ folgend – könnten sich die
                         spüren insgesamt die wachsende Kon-        neue gemeindliche Planung digital ab-            Genehmigungs- und Planverfahren für
                         kurrenz des boomenden Wohnimmobi-          rufbar sein muss, aber an welcher Stelle         die Unternehmen erleichtern lassen.
                         lienbaus deutlich.                         das Verfahren gerade steht oder wie
                                                                    lange es noch dauert, wird nicht deut-           Ansprechpartnerin: Tine Fuchs, DIHK
                         Unternehmen brauchen einfa-                lich.                                            Berlin, Telefon 03020308-2105
                         che Genehmigungsverfahren
                                                                    Die Parteien konzentrieren sich
                         Flächen müssen aus Sicht der Unterneh-
                                                                    zu sehr auf den Wohnungsbau
                         men nicht nur verfügbar, sondern auch
                         schnell entwickelbar sein. Denn Betriebe   In den Wahlprogrammen findet sich
                         planen ihre Expansionen entsprechend       wenig dazu, wie Wohn- und Gewerbe-
                         der Nachfrage, und die ist nicht fünf      flächen gemeinsam entwickelt und

                                                                                                                                         Berlitz Deutschland GmbH
                           KOMPETENZEN                                   • Fremdsprachenkenntnisse, interkulturelles Know-how
                                                                                                                                            Center Saarbrücken
                                                                           und Management-/Führungskompetenzen aus einer Hand
                           FOKUSSIEREN!                                                                                                       Bahnhofstraße 77
                                                                         • Zahlreiche Trainingsformate, maßgeschneiderte Inhalte             66111 Saarbrücken
                           Berlitz Firmenservice                                                                                                0681 38 92 20
                                                                         • Über 40 Seminarthemen für berufliche Herausforderungen
                                                                         • Distance Learning Angebot für Seminare und Sprachen
                                                                         • Kostenlose Bedarfsanalyse
                                                                                                                                       www.berlitz.de/saarbruecken
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Wahlprogramme im DIHK-Check:

Fachkräftesicherung –
Aufgabe für die neue Bundesregierung
Mehr als 44 Millionen Menschen sind in      (z. B. Ausweitung von Quotenregelun-         bei der von Die Linke geforderten An-

                                                                                                                                             Saarwirtschaft 09/2017
Deutschland erwerbstätig – das ist Rek-     gen) sieht der DIHK jedoch die Gefahr        ti-Stressverordnung Regulierungspläne
ordniveau. Die Unternehmen wollen ihr       von weniger Freiraum und mehr Büro-          erkennbar sind.
Personal weiter aufstocken. Doch der        kratie für Unternehmen.
zunehmende Fachkräftemangel bremst                                                       Zuwanderung stärker erleichtern
sie immer öfter aus. Dagegen helfen         Gesundheit im Fokus –
Aus- und Weiterbildung sowie eine Rei-                                                   CDU/CSU wollen die Einwanderung von
                                            nicht nur für Ältere
he anderer Ansätze. Was planen die                                                       Fachkräften am Bedarf der Volkswirt-
Parteien?                                   Es gibt eine Vielzahl weiterer Felder, auf   schaft ausrichten und die bestehenden

                                                                                                                                             Standortpolitik
                                            denen die Betriebe aktiv sind, um Fach-      Regelungen transparenter und effizien-
Vereinbarkeit von Familie                   kräfte zu gewinnen und zu halten – jün-      ter gestalten. SPD und Bündnis 90/Die
                                            gere wie ältere. Dazu gehört die be-         Grünen setzen auf ein Einwanderungs-
und Beruf weiter ausbauen
                                            triebliche Gesundheitsförderung, mit         gesetz, das mit der Einführung eines
Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist in      der sich Unternehmen zudem als attrak-       Punktesystems einhergehen soll. Auch
den letzten zehn Jahren von 65 auf 75       tive Arbeitgeber positionieren können.       die FDP schlägt ein solches Modell vor,
Prozent gestiegen. Potenzial besteht        Viele Betriebe fördern bereits die Ge-       möchte aber gleichzeitig die Blue Card
allerdings insbesondere noch bei den        sundheit ihrer Mitarbeiter. Gerade klei-     für Hochqualifizierte attraktiver gestal-
Arbeitszeiten: Fast jede zweite Frau ar-    ne und mittlere Unternehmen benöti-          ten. Hier plädiert der DIHK für eine Ab-
beitet in Teilzeit – mit einer durch-       gen aber anfangs häufig Unterstützung        senkung der Gehaltsschwelle. Ein Punk-
schnittlichen Wochenarbeitszeit von 19      in Form von Informationen, Kontakten,        tesystem ist aus Sicht des DIHK dagegen
Stunden. Grund dafür sind vor allem         Austauschmöglichkeiten mit anderen           kein Garant für eine effizientere Steue-
familiäre Verpflichtungen. Unterneh-        Betrieben, Krankenkassen, Anbietern,         rung der Zuwanderung. Denn es kann je
men unterstützen ihre Beschäftigten         etc. Die IHK-Organisation engagiert sich,    nach Ausgestaltung sogar neue Büro-
daher mit vielfältigen Maßnahmen wie        vernetzt vor Ort die Akteure miteinan-       kratie schaffen, wenn die Einstellung
flexiblen Arbeitszeitmodellen. Die zen-     der und bietet erste Orientierung. Wich-     eines Mitarbeiters im Unterschied zu
trale Voraussetzung, um Familie und         tig ist, dass das über den gesetzlich        heute von den Vorgaben einer staatli-
Beruf unter einen Hut zu bringen, ist       vorgeschriebenen Arbeitsschutz hinaus-       chen Kommission und Quoten abhängt.
aber eine flexible und bedarfsgerechte      reichende Engagement der Betriebe            Besser sind: mehr Information im Aus-
Kinderbetreuung. Aus DIHK-Sicht ist es      freiwillig bleibt. Gesetzliche Vorgaben      land zu den Perspektiven und Regelun-
daher positiv, dass sich die Parteien für   können den individuellen Gegebenhei-         gen beim Weg nach Deutschland sowie
den Ausbau der Kinderbetreuung sowie        ten in den Betrieben kaum gerecht wer-       die Unterstützung gerade von kleinen
einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbe-        den und schmälern zudem ihr Engage-          und mittleren Unternehmen bei der Ge-
treuung für Kita- und Schulkinder aus-      ment, mit dem sie sich ja gerade von         winnung ausländischer Fachkräfte.
sprechen. In den von SPD, Bündnis 90/       anderen Arbeitgebern abheben möch-
Die Grünen und Die Linke vorgeschlage-      ten. Daher ist es gut, dass in den Wahl-     Ansprechpartner: Dr. Stefan Hardege,
nen Regelungen zur Chancengleichheit        programmen nur in Ausnahmefällen wie         DIHK Berlin, Telefon 030 20308-1115

                                                                                                  Foto: ehrenberg-bilder - stock.adobe.com
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Saarwirtschaft 09/2017
Standortpolitik

                                                                                                                                  Foto: ra2studio/Fotolia.com

                         Wirtschaft und Wahl
                         Von Matthias Jung

                         Wenn man die Wählerinnen und Wähler       übrigens nicht nur in Zeiten mit einer     setzen, um größere Spielräume für wirt-
                         danach fragt, wie wichtig wirtschafts-    guten wirtschaftlichen Lage wie zurzeit.   schaftliche Entwicklungsmöglichkeiten
                         politische Themen und Fragestellungen     Sind also wirtschaftspolitische Fragen     zu erhalten, haben damit erhebliche
                         für ihre Wahlentscheidung sind, wird      für die Wahlentscheidungen wirklich        Schwierigkeiten bekommen. Hier sei nur
                         man nur wenige finden, die das für sehr   unwichtig und damit für die politischen    an Helmut Kohls Änderung des Kündi-
                         wichtig erachten. Ähnliches gilt beim     Parteien kein lohnenswertes Feld der       gungsschutzes oder Gerhard Schröders
                         Agendasetting, also der ohne Vorgaben     politischen Auseinandersetzung?            Agenda 2010 erinnert. Umgekehrt hat
                         gestellten Frage, was man aktuell für     Die Antwort darauf hängt sehr stark        aber gerade die Finanz- und Wirtschafts-
                         eines der wichtigsten Probleme in         davon ab, was man unter wirtschafts-       krise 2008/2009 gezeigt, dass über Ins-
                         Deutschland hält. Dieser Befund gilt      politischen Fragen versteht. Bei Bundes-   trumente wie Kurzarbeit, soziale Sicher-
                                                                   tagswahlen, die aus der Sicht der meis-    heit und Erhaltung wirtschaftlicher
                                                                   ten Bundesbürger die einzig wichtigen      Prosperität sehr wohl Hand in Hand ge-
                                                                   Wahlen sind, geht es den meisten           hen können. Was die individuelle öko-
                                                                   darum, wer von den Spitzenkandidaten       nomische Situation angeht, hat sich ein-
                                                                   bzw. den Parteien für die Zukunft am       hergehend mit dem ökonomischen
                                                                   glaubwürdigsten ein leidlich zufrieden-    Erfolg der Bundesrepublik eine gewisse
                                                                   stellendes Niveau an Sicherheit zu ver-    Verschiebung eingestellt: Der Wunsch
                                                                   sprechen scheint. Dabei handelt es sich    nach Wachstum und Einkommenszu-
                                                                   dann um einen sehr breit gefächerten       wachs hat tenden ziell an Bedeutung
                                                                   Sicherheitsbegriff, der neben der inne-    verloren gegenüber der Bestandswah-
                                                                   ren Sicherheit insbesondere die soziale    rung. Das hat weitreichende Folgen für
                                                                   Sicherheit und die ökonomische Sicher-     viele gesellschaftliche Prozesse, vor al-
                                                                   heit umfasst.                              lem aber ergeben sich daraus ein diffu-
                                                                                                              ses Gefühl der Be drohung und eine
                                                                   Bedeutung der                              davon abhängige Relevanz der Wirt-
                                                                   Bestandswahrung wächst                     schaftspolitik.
                                                                                                              Vergleicht man die Bewertung der je-
                                                                   Gerade in Deutschland hat die Wichtig-     weils eigenen wirtschaftlichen Lage mit
                                                                   keit der sozialen Sicherheit eine lange    der Beurteilung der wirtschaftlichen
                                                                   Tradition, weshalb dieses Land ja auch     Gesamtlage in Deutschland, dann zeigt
                                                                   über eines der kostenintensivsten und      sich eine unabhängig von allen konjunk-
                                                                   zugleich umfassendsten Sozialsysteme       turellen Veränderungen erstaunlich
                                                                   der Welt verfügt. Regierungen, die ver-    konstante und sehr positive Wahrneh-
                                                                   sucht haben dort Abstriche durchzu-        mung der eigenen ökonomischen Lage
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