Im Bildungseinsatz in NRW: Der Umweltbus LUMBRICUS ist wieder unterwegs - NUA NRW
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Nummer 82 24. Jahrgang September 2021 Themen Umweltbus im Einsatz BNE-Zertifizierung Vernetzung mit Regionalzentren Die politische Pflanze Im Bildungseinsatz in NRW: Natur- und Umweltbildung Hecken entdecken Grün statt Grau Der Umweltbus LUMBRICUS ist wieder unterwegs BNE trifft MINT Deutscher Naturschutztag Artenkenntnisse fördern Lebensraum Kleingewässer www.nua.nrw.de 1 82/2021
Aus der NUA Impressum Eine Biologin macht sich stark für mehr Artenkenntnis Katharina Schäper vermittelt zukünftig in ganz NRW Artenkenntnisse Natur- und Umweltschutz- Das sichere Bestimmen und Wissen um einzelne Arten zum einen mit weiteren Artengruppen auseinanderzuset- Akademie NRW (NUA) hat sowohl bei Laien als auch bei angehenden Fachleu- zen, zum anderen aber auch ein neues Netzwerk mit Siemensstr. 5 45659 Recklinghausen ten in den letzten Jahren immer weiter nachgelassen. Um möglichen Kooperationspartnern und Mitwirkenden auf- Tel. 02361 305-0 diesem Problem entgegenzu- zubauen. Da das Projekt noch Fax: 02361 305-3340 wirken, wurde in der NUA eine in den Kinderschuhen steckt, ist E-Mail: poststelle@nua.nrw.de Projektstelle zur Förderung der es für Katharina Schäper eine www.nua.nrw.de www.nuancen.nrw.de Artenkenntnis geschaffen, die umfangreiche, aber auch sehr seit Anfang Mai von Katharina spannende Aufgabe, es von Herausgeber: Schäper besetzt wird. Anfang an zu begleiten und Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz weiterzuentwickeln. Motiviert Nordrhein-Westfalen (LANUV) Schon während ihres Studiums hat sie sich bereits ans Werk Leibnizstr. 10 an der Uni Münster begeisterte gemacht und erste Kontakte 45659 Recklinghausen sich die Diplom-Biologin für die geknüpft. Jetzt ist es zunächst E-Mail: poststelle@lanuv.nrw.de www.lanuv.nrw.de Artenvielfalt. Ihr damals ge- wichtig, einen Überblick über wählter Schwerpunkt war die Katharina Schäper kümmert sich um die Förderung der schon bestehende Strukturen Die NUA ist eingerichtet im Landesamt für Natur, Umwelt Botanik, welche sie dort nach Artenkenntnis, nicht nur im Rahmen ihrer Projektstelle. und Angebote der Artenkennt- und Verbraucherschutz NRW ihrem Studium bereits in Kursen nisvermittlung zu gewinnen. Foto: M. Wengelinski (LANUV). Sie arbeitet in einem und auf Exkursionen als Lehr- Denn so vielfältig wie die Na- Kooperationsmodell mit den vier kraft an Studierende weitervermittelte: Mit dieser langjäh- tur selbst ist auch das Kursangebot, das in der breiten anerkannten Naturschutzver bänden zusammen (BUND, LNU, rigen Erfahrung und Expertise stellt sie sich nun der Her- Landschaft der Umweltbildung in NRW bereits besteht. NABU, SDW). ausforderung, den Aufgabenbereich in der NUA aufzu- bauen und das Projekt in NRW zu etablieren. Ziel des Auch in ihrer Freizeit ist Katharina Schäper gerne im Redaktion: Marlies Graner (mgr) bundesweiten Projekts „Wissen, Qualifizieren, Zertifizie- Freien unterwegs und immer begeistert auf der Suche (verantwortlich) ren für die Artenvielfalt“, das vom Arbeitskreis der staat- nach neuen Orten, an denen vielleicht noch verborgene Volker Langguth (vla) lich getragenen Umweltbildungsstätten (BANU) ins Leben Artenvielfalt schlummert. Auf ihre Zukunft in der NUA Erscheinungsweise: gerufen wurde, ist der Aufbau eines modularen Qualifi- blickt sie mit viel Zuversicht und freudiger Erwartung an Die NUAncen erscheinen viermal zierungs- und Zertifizierungssystems zur Verbesserung die Weiterentwicklung und vor allem erfolgreiche Um- jährlich. Redaktionsschluss jeweils der Artenkenntnis. Die zunächst behandelten Themenbe- setzung des Projekts. Das NUA-Team wünscht ihr dabei 01.02., 01.05., 01.08., 01.11. reiche sind die Feldbotanik, Feldornithologie sowie viel Erfolg und Freude an der Arbeit und heißt sie ganz Gestaltung: Feldherpetologie. Das bedeutet für die Botanikerin, sich herzlich willkommen. (C. Voigt) völcker druck, Goch Druck: Griebsch & Rochol Druck, SDZ-Team bespricht Koordination im Land und den Regionen Hamm Im Juni konnte das „Schule der Zukunft“-Team endlich wieder in Präsenz zusammenkommen Klimaneutral gedruckt auf 100% Recycling-Papier, ausgezeichnet mit dem „Blauen Umweltengel“. Druck mit mineralölfreien ökologischen Farben. klimaneutral natureOffice.com | DE-077-187385 gedruckt Ausgabe: Nummer 82, 24. Jahrgang 2021 Bezug: kostenlos ISSN Print: 1615-3057 Gruppenbild des „Schule der Zukunft“-Teamtreffens, das am 23. Juni erstmalig in 2021 in Präsenz in der NUA stattfin- ISSN Internet: 2197-8301 den konnte. Da sich einige der RegionalkoordinatorInnen für die neue Projektphase verabschiedet haben und vor allem, weil Steffi Horn, die das Projekt lange begleitet und koordiniert hat, nun den Staffelstab endgültig an die neue Lan- Zum Titelfoto: Carolin Voigt, die von April bis deskoordinatorin Jenni Kappmeier-Klenk übergeben hat, war das Teamtreffen von Abschied, Übergängen und Neube- Juli Praktikantin bei der NUA ginn geprägt. Das Team von SdZ bedankt sich bei Steffi Horn für ihren immensen Einsatz und wünscht ihr viel Erfolg war, bereitet einen LUMBRICUS- und Freude bei der Arbeit mit dem LUMBRICUS! Kontakt SDZ-Team: www.sdz.nrw.de/landesprogramm/kontakt Einsatz vor. Foto: R. von Oldenburg Foto: C. Eikmeier 2 82/2021
Umweltbus im Einsatz Der LUMBRICUS im Bildungseinsatz in NRW auf Tour Der Umweltbus der NUA hat seinen Betrieb wieder aufgenommen Aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen und Kontakt- ziehrInnen nahmen sich ei- beschränkungen mussten im vergangenen Jahr die nes der obersten Ziele des meisten Veranstaltungen der NUA wie auch die vieler LUMBRICUS-Besuchs beson- anderer Bildungsanbieter abgesagt werden. Daher ders zu Herzen: Spaß an war auch der Umweltbus LUMBRICUS lange Zeit ge- der Sache zu haben. Denn zwungen, in der Garage zu verweilen. Seit Mitte Mai nur wer selber Spaß an der ist das Team des Umweltmobils nun mitsamt Hygiene- Natur hat, kann diesen konzept wieder auf Tour. Dazu gehören Gruppengrö- auch im späteren Berufsle- ßen von maximal 15 Teilnehmenden, die Einhaltung ben weitervermitteln. des Mindestabstands sowie die Pflicht zum Tragen ei- nes medizinischen Mundschutzes oder einer FFP2- Der Vier-Jahreszeiten-Park in Maske. Außerdem gelten die aktuell für Schulen festge- Oelde war ein weiteres Ziel legten Regelungen zum Durchführen von Corona- des Busses. Der Park bietet LUMBRICUS-Gäste auf Gewässer- Selbsttests. Mit der Gewissheit, das Bestmögliche für mit seiner Mischung aus gestalterischen und Naturele- tierfang. Kurz vor den Ferien war den Infektionsschutz zu tun, sowie mit großer Freude menten ein etwas anderes Bild als die vorherigen Stand- die Arbeit draußen wieder ohne und viel Elan startete das LUMBRICUS-Team in die er- orte des LUMBRICUS in der aktuellen Saison. Auch hier Maske möglich. sten Einsätze der zweiten „Corona-Saison“. ging es um Untersuchungen zur Gewässerökologie. Der Biologie-Leistungskurs des Thomas Morus Gymnasiums Für den ersten Einsatz des Jahres fuhr der Bus nur einen konnte mithilfe der Messelektroden und Analysen der Katzensprung weit von Recklinghausen nach Castrop- Gewässer- sowie der Strukturgüte schnell feststellen, Rauxel. In einem Waldstück im Castroper Holz wurden dass der dortige Axtbach vermutlich durch Düngemittel- Flora und Fauna untersucht. Trotz wechselhafter Wetter- einsatz im Einzugsgebiet belastet ist. Solche Untersu- verhältnisse war deutlich zu spüren, dass die Exkursion chungen in der nächsten Umgebung ermöglichen es ins Freie nach einem Jahr digitaler Veranstaltungen und den SchülerInnen, ökologische Prozesse vor Ort zu be- Unterrichtsausfällen für alle eine willkommene Abwechs- greifen und die Zusammenhänge zu erfassen. lung war. Und auch die Umweltpädagoginnen Regina von Oldenburg und Stefanie Horn waren erleichtert, Als rollendes Klassenzimmer unterstützt der Umweltbus ihre Arbeit endlich wieder aufnehmen zu können. In LUMBRICUS bereits seit mehr als 30 Jahren die schuli- Kleingruppen animierten sie die SchülerInnen dazu, sche und außerschulische Umweltbildungsarbeit der sich mit den Pflanzen, aber auch den kleinen Bewoh- NUA. Regina von Oldenburg, Stefanie Horn und Ott- nern auf und im Waldboden zu befassen. mar Hartwig vom LUMBRICUS-Team sind normalerwei- se zwischen März und November in ganz NRW mit Ein weiterer Einsatz führte den LUMBRICUS in den den zwei Umweltmobilen der NUA unterwegs. Süden des Ruhrgebiets nach Hattingen. Thema hier: die Gewässerökologie des dortigen Sprockhöveler Nach dem Rückschlag der Corona-Pandemie mit all ih- Baches. Mit viel Enthusiasmus und Spaß untersuchten ren Einschränkungen und Veranstaltungsausfällen ist mehrere Kleingruppen des Berufskollegs Hattingen nun die Freude beim Team, aber auch bei den Schüler- den Bach bezüglich seiner Lebewesen, seiner Struktur innen und Schülern besonders groß, dass es endlich und seines chemischen Zustands. Die angehenden Er- wieder zu Untersuchungen der Natur sowie ihrer Lebe- wesen und Zusammenhänge ins Gelände geht. Die Nachfrage der Schulen ist enorm, der Bedarf scheint sogar gestiegen zu sein. Da- her ist es erfreulicherweise möglich, den Einsatzplan wieder reich zu füllen und mit den beiden LUMBRICUS- Bussen Schülerinnen und Schülern in NRW die Natur näher zu bringen. (C. Voigt, LUMBRICUS-Team) Präsentationen im Umweltbus waren mit Abstand und Maske erlaubt. Schüler kennzeichnen die verschiedenen Ebenen ihres selbst gezogenen Bodenprofils. Infos: www.nua.nrw.de/lumbricus-der-umweltbus Fotos: LUMBRICUS-Team 3 82/2021
BNE-Zertifizierung Weiterentwicklung der BNE-Zertifizierung Qualitätsorientierte Anpassungen im Zertifizierungsprozess Im Zentrum des Verfahrens stehen acht Qualitätsberei- che, welche jeweils mit konkreten, in sich vernetzten Kriterien verknüpft sind. Diese Kriterien sind von grund- legender Bedeutung für die kontinuierliche Qualitätsent- wicklung einer Einrichtung und spiegeln den gesamtin- stitutionellen Ansatz der BNE-Zertifizierung NRW wi- der. Die Zertifizierungskriterien stehen als Download Mit dem im Mai 2021 veröffentlichten „Leitfaden für die auf der Zertifizierungs-Webseite zur Verfügung und BNE-Zertifizierung und Qualitätsentwicklung von außer- werden im überarbeiteten Leitfaden detailliert erläutert. schulischen Bildungseinrichtungen in Nordrhein-Westfa- len“ stellt die BNE-Agentur ein Grundlagendokument Damit werden Qualitätsstandards gesetzt, die ein hohes zur BNE-Zertifizierung zur Verfügung, das Bildungsein- Maß an Transparenz schaffen da sie für alle zertifizier- richtungen gleichzeitig auch konkrete Arbeitshilfen in ten Einrichtungen gleichermaßen gelten. Gleichzeitig dem Prozess der Erst- und Rezertifizierung bietet. Um verbleiben im Rahmen der Qualitätsbereiche ausrei- die Transparenz für alle Beteiligten zu verbessern, wur- chend Spielräume für individuelle Profile und pädagogi- de der Prozess und zugrundeliegende Dokumente an sche Schwerpunkte sowie auch für die schrittweise An- verschiedenen Stellen angepasst. näherung an eine umfassend nachhaltige Bildungsein- richtung. Die BNE-Zertifizierung NRW ist eines der Unterstützungs- angebote des Landes Nordrhein-Westfalen, das den Die BNE-Zertifizierung versteht sich als ein Qualitätsma- qualitativen Sprung zur Umsetzung von BNE in außer- nagementsystem, das Einrichtungen anregt und unter- schulischen Bildungseinrichtungen fördert und richtet stützt, permanent den Status Quo in Frage zu stellen sich an die vielfältigen außerschulischen (Weiter-) Bil- und in der Logik eines ‚PDCA-Zyklus‘ (Plan-Do-Check- dungseinrichtungen. Dazu gehören Einrichtungen, die Act) kontinuierlich Prozesse für Lernen und andauernde ihre pädagogische Arbeit auf bestimmte Zielgruppen Verbesserung in ihre Arbeit zu implementieren. Für Bil- oder thematische Schwerpunkte ausrichten (Kinder- und dungseinrichtungen bietet dies die Chance, sich im Jugendarbeit, Globales Lernen, Natur-, Umwelt oder Sinne von Organisationsentwicklung auf einen vielfältig Klimabildung etc.) oder auch Volkshochschulen, Muse- wahrnehmbaren Wandel und Veränderungen einzustel- en, Akademien, Jugendherbergen sowie Abteilungen len, sich auf nachhaltigkeitsrelevante Herausforderun- oder Fachbereiche großer Institutionen. gen, aktuelle Problemlagen und neue Erkenntnisse ein- zulassen, diese entsprechend zu bearbeiten und hierbei Mit der BNE-Zertifizierung ist ei- auch neue technologische Möglichkeiten, z. B durch ne langfristige Qualitätsentwick- Digitalisierung, miteinzubeziehen. lung verknüpft, in deren Prozess es innerhalb der Einrichtung zu- Wenn viele Bildungseinrichtungen in NRW qualitätsori- nächst um die Verständigung entierte BNE-Bildungsarbeit entwickeln und umsetzen, über ein gemeinsames Qualitäts- können sie zusammen mit ihren Zielgruppen wichtige verständnis von BNE geht. Auf Beiträge für die notwendige Transformation unserer dieser Grundlage wird die Welt-Gesellschaft leisten, welche auch die UNESCO in schrittweise und kontinuierliche ihrem im Jahr 2020 gestarteten Programm "BNE 2030" Steigerung der Qualität und fordert und fördert. Quantität von BNE-Angeboten angestrebt. Neu-Anmeldungen zum BNE-Zertifizierungsprozess werden für das zweite Halbjahr 2022 möglich sein. Die Der Nutzen der BNE-Zertifizie- BNE-Agentur wird am 3. Februar 2022 eine Online-In- rung kann sich einerseits inner- formations-Veranstaltung zum Thema BNE-Zertifizierung halb der Einrichtung zeigen, in- anbieten. (M. Schäfer) dem z.B. Arbeitsabläufe reflek- tiert und optimiert werden und Download: die Zufriedenheit von Mitarbei- tenden steigt. Andererseits kann www.bne.nrw.de/fileadmin/Dateien/Downloads/BNE- die Einrichtung die Zertifizierung für die Außendarstellung nutzen Zertifizierung/02_Leitfaden_für_die_BNE- und der Öffentlichkeit, den Teil- Zertifizierung_NRW.pdf nehmenden, Fördermittelgebern, aber auch Kooperationspartnern www.bne.nrw.de/fileadmin/Dateien/Downloads/BNE- Titelbild des Leitfadens für die BNE- gegenüber die BNE-Qualität ih- Zertifizierung/03_Zertifizierungskriterien_für_die_ Zertifizierung rer Arbeit nachweisen. Erst-_und_Rezertifizierung_.pdf 4 82/2021
BNE-Zertifizierung 34 außerschulische Bildungseinrichtungen tragen das Zertifikat Die BNE-Zertifizierung beschreitet in der Corona-Pandemie neue Wege Im Sommer dieses Jahres wurden drei weitere außerschu- Themen verbundenen internationa- lische Bildungseinrichtungen mit dem BNE-Zertifikat aus- len Nachhaltigkeitsziele (SDGs) in gezeichnet. Somit tragen derzeit 34 außerschulische den Bildungsangeboten und Netz- Lernorte in NRW das BNE-Gütesiegel. Der BNE-Zertifizie- werkaktivitäten in der Region an- rungsprozess ist ein Angebot an alle Bildungseinrichtun- schaulich und lebendig zu vermit- gen der außerschulischen Bildungs- und Weiterbildungs- teln. Zusätzlich zum persönlichen arbeit in NRW für eine fachlich begleitete Selbstreflexion Erleben der vielfältigen Landschaft und Weiterentwicklung der gesamten Einrichtung. Das mit Streuobstwiesen, Feuchtwie- Zertifikat steht für die Qualität der eigenen BNE-Arbeit sen, Teichen, Gärten, Wäldern und macht diese für die Öffentlichkeit sichtbar. und Tieren, will man vor allem auch auf die globale Vernetztheit Die Pandemiezeit wurde genutzt, um neue Wege zu be- aufmerksam machen. Globalen schreiten; die Digitalisierung bekommt nun auch im BNE- Herausforderungen, wie Klimakri- Zertifizierungsprozess einen höheren Stellenwert. Die se und Biodiversitätsverlust, Armut sonst in Präsenz durchgeführten Besuche vor Ort wurden und Hunger, stellt sich das Natur- Bei der Waldschule Cappenberg geht es - auf der Arbeits- teilweise durch virtuelle Einrichtungsbesuche ersetzt. schutzzentrum lokal und leistet ei- grundlage der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) - "vom Wird die Technik der verschiedenen Video-Plattformen nen Beitrag, Zusammenhänge zu Wald in die Welt". und die Gesprächsführung inzwischen meist problemlos erkennen und zu handeln. Foto: M. Schmidt von Boeselager beherrscht, erfordert vor allem die aussagekräftige visu- elle Präsentation der Einrichtung selbst, die den eigentli- Die Wasserschule Köln hat sich chen Rundgang im Gebäude und Gelände ersetzen zum Ziel gesetzt einen verantwor- muss, Kreativität und neue Ideen. tungsbewussten Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser zu Die zertifizierten Bildungseinrichtungen verfügen über fördern. An den authentischen vielfältige Angebote aus den Bereichen Umweltbildung, Lernorten im Wasserwerk in Köln- Globales Lernen oder politische Bildung. So auch die Westhoven, dem Klärwerk in Köln- drei neu zertifizierten Einrichtungen, die sich hier kurz Stammheim und speziellen Bach- vorstellen: standorten werden Augen geöff- net für eine gefühlte Selbstver- Nach dem Motto „vom Wald in die Welt“ will das ständlichkeit unseres Alltags: sau- Team der Waldschule Cappenberg in Selm Menschen beres Wasser! In verschiedenen für Umwelt und Natur begeistern, ökologische Zusam- Kursen rund um den Wasserkreis- menhänge vermitteln sowie den Einfluss des Menschen lauf werden eigenaktives und er- auf Natur und Umwelt aufzeigen, um gemeinsam an lebnisorientiertes, forschendes, einer gerechten Zukunft zu arbeiten. Das BNE-Regio- kreatives und partizipatives Ler- nalzentrum ist aktuell auf dem Weg, weit über Wald- nen, das motiviert und Verhaltens- Bodenuntersuchung im Naturschutzzentrum Bruchhausen. pädagogik (Umweltbildung, Naturerziehung, Naturer- änderungen anstößt, groß ge- fahrung) hinaus - zu einer nachhaltigen Bildung. So schrieben. Mit dem Bildungsan- Foto: R. Herder stehen Fragen zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesell- gebot der Wasserschule werden schaft im Mittelpunkt. Die Angebote umfassen Themen TeilnehmerInnen motiviert, kritisch wie Ernährung, Gesundheit, Fairer Handel, Konsum, zu denken, ihren Umgang mit Energiewende und Upcycling. Neben der Durchfüh- Wasser zu reflektieren, Verantwor- rung von Bildungsveranstaltungen im Sinne der BNE tung zu übernehmen und Umwelt- steht auch die Aus- und Fortbildung von einrichtungsei- schutz aktiv zu praktizieren – ganz genen WaldlehrerInnen und ReferentInnen im Mittel- im Sinne einer Bildung für nach- punkt. Darüber hinaus betreibt die Waldschule Cap- haltige Entwicklung. penberg eine intensive Netzwerkarbeit auf regionaler und auf Landesebene und wirbt z. B. unter dem Label Die BNE-Agentur in der NUA, koor- „wir.in.der.region Kreis Unna“ für das Bildungskonzept diniert und begleitet auch im zwei- „Nachhaltige Entwicklung“. ten Halbjahr 2021 eine Vielzahl von weiteren Einrichtungen durch Das Naturschutzzentrum Bruchhausen in Erkrath ist ein den (Re-)Zertifizierungsprozess, so- außerschulischer Lern- und Begegnungsort mit den dass der BNE-Fachbeirat im Laufe Schwerpunkten Artenschutz, Biodiversität, Gärten, Er- dieses Jahres über weitere Verga- nährung, Klimawandel und Wasser. Das BNE-Regional- ben des BNE-Zertifikats entschei- zentrum arbeitet mit Schulen und Kindertagesstätten zu- den wird. (M. Schäfer) Die Bildungsangebote der Wasserschule Köln öffnen die sammen, um lokale wie auch globale Natur- und Um- Augen für eine gefühlte Selbstverständlichkeit des Alltags: weltaspekte in den Schul- und Kita-Alltag einzubringen. Infos: www.bne.nrw.de/ sauberes Wasser! Ein großes Anliegen ist es, insbesondere die mit diesen gemeinsam/akteurinnen-akteure/ Foto: V. Dunkel, Wasserschule Köln 5 82/2021
Vernetzung mit Regionalzentren Neue Aktivitäten im Bereich „Schule der Zukunft“ Digitales Austauschtreffen zwischen „Schule der Zukunft“-Team und BNE-Regionalzentren Nicht nur für viele LehrerInnen war das letzte Jahr eine Jahr 2020 517 Schulen, 26 Netzwerke und 22 Kitas besonders große Herausforderung. Da liegt es auf der ausgezeichnet. Im neuen Landesprogramm sind aktuell Hand, dass die Energie eher in Wechselunterricht, Digi- 208 Schulen, 7 Netzwerke und eine Kita angemeldet. talisierung und Co und nicht unbedingt in Details zu Durch eine neue Werbeoffensive Ende des Sommers sol- freiwilligen Programmen wie z.B. „Schule der Zukunft“ len weitere hinzugewonnen werden. Seit dem SdZ-Neu- (SdZ) gesteckt werden musste. Die zentrale Frage beim start als Landesprogramm im Oktober 2020 wird auch ersten digitalen Austauschtreffen der SdZ-Regionalkoordi- die Webseite von „Schule der Zukunft“ stetig erweitert. natorInnen mit Beauftragten der BNE-Regionalzentren Nun stehen z. B. Good-Practice-Beispiele von Schulen lautete darum: Was kann man den Schulen nun wieder und Netzwerken sowie die neue Dokumentation im inter- in Präsenz anbieten und wie holt man neue MitstreiterIn- nen Online-Bereich für angemeldete Schulen zur Verfü- nen oder auch alte Bekannte ins neue Landesprogramm? gung. Das soll in Kürze auch für Netzwerke geschehen. Jenni Kappmeier-Klenk moderierte das Austauschtreffen gemeinsam mit KollegInnen aus dem SdZ-Lan- Zu Beginn der Videokonferenz begrüßte die Lan- Auch wenn hoffentlich bald Präsenzveranstaltungen wie- deskoordinationsteam. deskoordinatorin Jennifer Kappmeier-Klenk die Teilneh- der möglich sind, möchten die Regionalzentren künftig, menden. Ein besonderes Willkommen ging an die neu- wo es sich anbietet, weiter auf mobile und digitale An- en SdZ-NetzwerkkoordinatorInnen sowie an das neue gebote setzen. Davon können die Schulen sogar profitie- Regionalzentrum Hof Wessels in Herten. Gleichzeitig ren, z.B. durch Wegfall langer Anfahrten. Viele der bei verabschiedete sich Stefanie Horn im Rahmen der Ver- SdZ angemeldeten Schulen widmen sich dem Thema anstaltung als Landeskoordinatorin. So kann sie sich Artenvielfalt in Schulgärten. Das Angebot der Regional- nun künftig stärker um die Bildungsarbeit im Rahmen zentren soll nun in Zukunft noch breiter aufgestellt wer- des Umweltbusses LUMBRICUS kümmern, gleichwohl den, um teilnehmende Schulen auch in den Bereichen bleibt sie mit einigen Stunden der BNE-Agentur mit dem Klima oder Fairtrade noch mehr zu stärken. Schwerpunkt „Vernetzung (digitaler) BNE & Schule“ er- halten. Das Fazit des Treffens blieb eindeutig: Trotz der momen- tan schwierigen Situation starten alle Teilnehmenden Regelmäßig treffen sich die Beauftragten der Regional- hoffnungsvoll ins neue Veranstaltungsjahr, in dem die zentren mit dem SdZ-Team, um ihre Arbeit zu reflektieren Auszeichnungsfeiern wieder einen Höhepunkt darstel- und sich für die folgenden Monate abzusprechen. Dies- len werden. (C. Voigt, mgr) Auf der Startseite gibt es Antwor- mal musste das, wie in vielen anderen Bereichen auch, ten auf oft gestellte Fragen zum digital geschehen. Trotz der erschwerten Lage wurden im Infos: www.sdz.nrw.de Landesprogramm. Hof Wessels gehört nun zu den geförderten BNE-Regionalzentren Hertener Bürgerstiftung betreibt den außerschulischen Lernort Auf dem biologisch geführten Lern- und Erlebnishof den Tagesexkursionen zu unterschiedlichen Themen des Hof Wessels erfahren Kinder, Jugendliche und Erwach- vielfältigen Oberthemas „Bauernhof erleben“ angebo- sene durch aktive Mitarbeit auf den Streuobstwiesen, ten. Bei den Inhalten orientiert sich das Angebot u.a. an in der Landwirtschaft, bei den Hoftieren und im Kräu- den Lehrplänen für Schulen. tergarten eine BNE basierte Umweltbildung. Der Hof ist als Träger der freien Jugendhilfe eine anerkannt Der ganzheitliche Ansatz des Hofes spiegelt sich in den gemeinnützige pädagogische Bildungsstätte und wird Schwerpunktthemen ökologischer Anbau von Obst und auf seinem Weg zum Regionalzentrum seit 2019 Gemüse, Ressourcenschutz, Biodiversität, Artenerhalt, durch das Umweltministerium NRW gefördert. Die Ernährung, tiergestützte Pädagogik und alte Handwerk- Angebote des Hofes in seiner Funktion als Umweltbil- stechniken wider. Auf dem etwa zwei Hektar großen dungseinrichtung und BNE Standort sind für Schulen Gelände kann der Jahreszeitenrhythmus erfahren, Na- jedes Schultyps, Kindertageseinrichtungen, freie Grup- turschutz und Bildung für nachhaltige Entwicklung erlebt pen, Familien und MultiplikatorInnen aus dem gesam- und die enorme Vielfalt an Formen, Farben, Geräu- ten Kreis Recklinghausen buchbar. schen und Gerüchen der Natur wahrgenommen wer- den. Die Teilnehmenden erleben sich als Teil der Natur, Für Familien werden Kindergeburtstage und Ferienfrei- sehen wie alles zusammenhängt und welchen Einfluss zeiten mit naturpädagogischen Schwerpunktthemen sie selbst auf kleineste Vorgänge haben. Dabei entste- angeboten. Neben Hofführungen und Hoffesten gibt es hen wichtige Erfahrungen für nachhaltiges Denken und Auf dem Hof Wessels dürfen die generationsübergreifende und gruppenspezifische An- verantwortliches Handeln. (Hof Wessels, mgr) „Pfoten“ ruhig mal dreckig werden. gebote, Vorträge und Workshops zu Nachhalttig- Foto: K. Spohr keitsthemen. Im außerschulischen Bildungsbereich wer- Infos: www.hofwessels.de, www.bne.nrw.de 6 82/2021
Die politische Pflanze Die Politische Pflanze – Neues vom bundesweiten Projekt Eine Abendführung durch den Botanischen Garten Münster Am 24. Juni hatten die Botanischen Gärten Bonn und Münster gemeinsam mit der NUA zu einer Abendfüh- rung in den Botanischen Garten Münster eingeladen. Das Thema lautete „Neophyten“ und ihre Auswirkun- gen auf die hiesige Flora. Zu Beginn der Veranstaltung führte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Mirja Hentschel die Teilnehmenden durch die thematisch pas- sende Ausstellung „Neue Wilde - Globalisierung in der Pflanzenwelt“. Im Anschluss an die Führung waren die Gäste zu einer Diskussionsrunde mit Gartendirektor Professor Dr. Kai Müller, dem technischen Leiter des Gartens Dr. Dennise Stefan Bauer und Dirk Dreier vom Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit der Stadt Münster eingeladen. Saskia Helm von der NUA moderierte. Hintergrund der Veranstaltung war das bundesweite Innen betonten, hier bestehe oft eine Lücke zwischen Typische Ausbreitungswege der Projekt „Die politische Pflanze“, welches Biodiversitäts- Wissen und Handeln. Die Diskussion drehte sich um Pflanzen gibt es entlang von Fern- bildung mit politischer Bildung verbindet. In den teilneh- straßen und Bahnstrecken, das die Rolle von Privatgärten bei der Ausbreitung von wurde im Botanischen Garten mit menden Bundesländern bilden sich jeweils aus den Bo- Neophyten und wie man dem eventuell entgegenwir- viel Liebe zum Detail nachgebaut. tanischen Gärten und staatlich getragenen Naturschutz- ken kann. Zu erwarten sei, dass das Thema Neophy- Foto: S. Helm akademien Länderteams, welche Bildungsangebote im ten auch künftig Konflikte und Handlungsbedarf bie- Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ten wird. (C. Voigt, S, Helm, mgr) erstellen. Auch die 17 Nachhaltigkeitsziele der Verein- ten Nationen (UN) sind ein fester Teil der für Kinder und Infos: www.die-politische-pflanze.de/startseite Erwachsene angeboten Veranstaltungen des Projektes „die Politische Pflanze“. Projekt „Die politische Pflanze“ ausgezeichnet Botanische Gärten eignen sich mit ihren vielen Pflan- Verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit für die Ziele des Projektes zenarten gut als Ort der Wissensvermittlung, beson- ders auch für das Thema „Neophyten“, denn auch sie selbst können Ausgangspunkt einer Ausbreitung ein- Die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) und der Rat für Nach- wandernder Pflanzen sein. Aber die wohl häufigsten haltige Entwicklung haben das Projekt „Pflanzen, Wissen, Engagement – Entwicklung, Erprobung und Verbreitung innovativer Bildungsformate an Naturschutzakademien Verbreiter sind Handel und Reisen rund um die Welt. und Botanischen Gärten“ (kurz „Die politische Pflanze“) als „Projekt Nachhaltigkeit Während der Führung erläuterte Dr. Mirja Hentschel, 2021“ ausgezeichnet. Das Kooperationsprojekt der Universität Kassel verbindet Bio- wann Neophyten für die heimische Flora gefährlich diversitätsbildung und politische Bildung. Elf Botanische Gärten und acht staatlich werden und welche Arten sich bei uns stark ausbrei- getragene Naturschutzakademien bilden neun (Bundes-)Länderteams, unterstützt ten. Die anschließende Diskussion machte unter- durch Didaktiken (Politik/Biologie). Gemeinsam entwickeln die Teams BNE-Bildungs- schiedliche Blickwinkel deutlich. Neophyten können angebote und Veranstaltungsformate. In NRW bilden die Botanischen Gärten Bonn gegenüber heimischen Pflanzen im Klimawandel im und Münster gemeinsam mit der NUA ein Länderteam. Vorteil sein, wenn sie z.B. besser an Dürre und Hitze angepasst sind. Aber rechtfertigt das eine Einführung? An der Bewerbung nah- Das Ausmaß der Problematik zeigte Dirk Dreier am men 349 Projekte teil, von Beispiel des invasiven Riesen-Bärenklaus, an dessen denen 40 ausgewählt wur- Beseitigung die Stadt Münster bereits seit über 20 den. Die Auszeichnungs- Jahren arbeitet, was ohne die ehrenamtliche Mithilfe veranstaltung findet am 4. verschiedener Naturschutzverbände nicht möglich November 2021 im Rah- wäre. Eine vollständige Beseitigung neophytischer men der RENN.west ARE- Arten sei oft kaum mehr möglich und man versuche NA in Dortmund statt (Uni- zumindest, die wertvollen Ökosysteme in Schutzgebie- versität Kassel). ten zu bewahren. Infos: www.projektnachhaltigkeit.renn-netzwerk.de/preistraeger Probleme wie Artenarmut und die Pflanzung exoti- www.nachhaltigkeitsrat.de/aktuelles/das-sind-die-preistraegerinnen-von-projekt- scher Gewächse statt heimischer Arten in privaten nachhaltigkeit-2021 Gärten spielten ebenfalls eine große Rolle. Die Expert- 7 82/2021
Natur- und Umweltbildung Projekt Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW gestartet Staatlich zertifizierte Obstbaumwart-Ausbildung startet im Herbst nächsten Jahres Unter der Trägerschaft des Naturschutz- rechte Obstbaumschnitt, die Streuobstwiesenpflege und bunds (NABU) NRW ist am 1. August betriebswirtschaftliche Aspekte des Streuobstbaus. Ein 2021 das Projekt „Netzwerk Streuobst- erster Ausbildungsdurchgang soll ab Herbst 2022 im wiesenschutz.NRW“ gestartet. Anknüp- Rahmen des Projektes durchgeführt werden. Nach Pro- fend an das gleichnamige Vorgängerpro- jektende soll die etwa 18-monatige Ausbildung dauer- jekt haben sich die Kooperationspartner haft unter dem Dach der Landwirtschaftskammer NRW NABU NRW, Rheinischer Landwirt- angeboten werden. schafts-Verband e.V., Westfälisch-Lippi- scher Landwirtschaftsverband e.V., Weitere Bestandteile des Projektes „Netzwerk Streuobst- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Lan- wiesenschutz.NRW“ sind der Aufbau und die Koordina- desverband NRW e.V. und Landesge- tion eines Netzwerks von Personen und Initiativen, die meinschaft Naturschutz und Umwelt sich im Bereich des Streuobstwiesenschutzes engagie- Streuobstwiesenschutz steht im NRW e.V. zum Ziel gesetzt, den Schutz von Streuobst- ren, eine Anlaufstelle für Informationen rund um das Zentrum des Projektes. Im Bild ein wiesen in Nordrhein-Westfalen weiter voranzubringen. Thema Streuobst, die Beratung und Unterstützung von reich tragener Apfelbaum auf ei- Interessierten bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen ner Streuobstwiese. Ein wesentlicher Baustein des Projektes ist die Konzepti- zur Aufwertung und Neuanlage von Flächen, die Durch- Foto. H.-M. Kochanek on und Etablierung einer staatlich anerkannten Obst- führung von Fachtagungen, die Auszeichnung vorbildli- baumwart-Ausbildung in enger Zusammenarbeit mit der cher Streuobstbestände und eine vielfältige Öffentlich- NUA und der Landwirtschaftskammer NRW. Ziel ist es, keitsarbeit zum Thema Streuobstwiesenschutz. den Personenkreis derer, die hochstämmige Obstbäume fachgerecht pflegen, zu erweitern. Auf diese Weise soll Das Projekt hat eine Laufzeit von 37 Monaten. Es wird dem Pflegenotstand bei den Streuobstwiesen im Land vom Umweltministerium NRW im Rahmen einer Anteils- entgegengewirkt werden. Zielgruppe der Ausbildung finanzierung gefördert. Ansprechpartnerin beim NABU sind Personen, die das Angebot als berufliche Fortbil- NRW ist die Projektleiterin des Netzwerkes Streuobst- dung nutzen möchten, z.B. Garten- und Landschafts- wiesenschutz.NRW Christine Loges (Tel. 0211 1592- bauerInnen, GärtnerInnen, LandwirtInnen und Mitarbei- 5119). (NABU NRW) terInnen von Kommunen, Kreisen und Biologischen Sta- tionen. Zu den Schulungsinhalten gehören der fachge- Infos: www.streuobstwiesen-nrw.de Hochwasserschäden auch in Umweltbildungseinrichtungen Umweltministerin Ursula Heinen-Esser besuchte das BNE-Regionalzentrum NaturGut Ophoven Auch viele Umweltbildungseinrichtungen sind von den Zukunft zwar weiterhin so komfortabel leben können wie großen Hochwasserschäden betroffen und können ihre bisher, aber auf keinen Fall mehr so klimaschädlich. Jeder Angebote darum zurzeit nicht im gewohnten Umfang an- hat gemerkt, dass die Zeit zur radikalen Wende gekom- bieten. Das NaturGut Ophoven ist eines von drei durch men ist,“ erklärte Hans-Martin Kochanek. den Starkregen beschädigten BNE-Regionalzentren in NRW. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser be- Umweltministerin Ursula Heinen-Esser versprach, das Na- suchte Ende Juli das Leverkusener Zentrum stellvertretend turGut Ophoven und die anderen BNE-Regionalzentren für alle anderen betroffenen Einrichtungen und verschaffte beim Wiederaufbau „nicht im Regen stehen zu lassen“. sich einen Überblick, wie sehr das NaturGut Ophoven Denn die Arbeit der Zentren sei wichtiger denn je, um die von der Flutkatastrophe getroffen wurde. Hans-Martin Bevölkerung nachhaltig zum Klimaschutz zu motivieren. Kochanek, Leiter des NaturGuts Ophoven zeigte ihr die (NaturGut Ophoven, Lamkowsky) Schäden in den Gebäuden und auf dem Gelände. „1,20 Meter hoch stand das Wasser im Kinder- und Jugendmu- seum EnergieStadt. Einige Innenräume standen brusthoch unter Wasser.“ Heinen-Esser war erschüttert über das Ausmaß der Zerstörung. „Es ist tragisch, dass eine Institu- tion, die für den Klimaschutz kämpft, jetzt selber Opfer des Klimawandels geworden ist“, kommentierte sie. „Die Flutkatastrophe ist eine der Auswirkungen des Klima- Während des Hochwassers kam wandels und zeigt, wie wichtig solche Bildungseinrichtun- sogar ein Kanu zum Einsatz um gen wie das NaturGut Ophoven sind“, erklärte Leverkus- Bildungsmaterial zu retten. ens Oberbürgermeister Richrath. „Jeder, der die Flut miter- Ministerin Ursula Heinen-Esser bekam bei ihrem Besuch in Fotos: NaturGut Ophoven lebt hat, hat am eigenen Leib erfahren, dass wir alle in Ophoven einen Eindruck von den Hochwasserschäden. 8 82/2021
Hecken entdecken Hecken entdecken und in Säumen träumen in Köln Urbaner Umweltschutz im digitalen Zeitalter Der BUND Köln macht mit dem von der Stiftung Umwelt Hierbei kam ein weiterer Baustein des Projektes zum und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (SUE NRW) ge- Tragen: Die Heckendatenbank. Um die Hecken- und förderten Projekt „Urbane Hecken und Säume“ darauf Saumstrukturen in Köln zu erfassen, empirische Daten zu aufmerksam, dass Hecken sehr viel mehr leisten kön- erheben und auszuwerten, werden im Projekt über eine nen, als Sicht- und Lärmschutz zu bieten. Denn ökolo- Kartierungs-App Informationen digital vor Ort aufgenom- gisch wertvolle Hecken stellen Nahrung für Insekten men und in einer Datenbank gespeichert. Diese erlaubt bereit. Sie bieten Unterschlupf für Igel und Haselmaus. es später, die Wertigkeit der Hecken nach bestimmten Sie sind Jagdrevier, Brutstätte, Orientierungshilfe, Über- Kriterien auszuwerten und ihre Lage in einem Geografi- winterungsquartier und vieles mehr. Insbesondere im schen Informationssystem (GIS) darzustellen. Sowohl An- innerstädtischen Bereich wird durch Flächenversiege- gaben zur Hecke (Ausmaße, Pflanzenarten etc.) werden lung der Lebensraum für Insekten, kleine Säugetiere und abgerufen, als auch räumliche Zusammenhänge (z.B. die Vögel immer weiter reduziert. Daher ist es für den Distanz zu Biotopflächen) dargestellt und analysiert. So- Stadtnaturschutz von besonderem Interesse, Hecken mit erlaubt die digitale Kartierung und Auswertung einen und Säume zu schützen, um diese wichtigen Lebensräu- ersten Ansatz, lohnende Hecken zur Biotopvernetzung zu me zu erhalten. identifizieren. Diese Vorschläge werden in einem Hecken- katalog gesammelt und mit der Stadt kommuniziert. Mit- Eine Funktion, die große Landschaftshecken oft erfüllen, hilfe dieser digitalen Beteiligungsoption wirken Kölner ist die Vernetzung einzelner Biotope. Auch in der Strate- BürgerInnen aktiv im Sinne eines Citizen Science Ansat- Ökologisch wertvolle Hecke im gie zur Biotopvernetzung der Bundesregierung spielen zes dabei mit, Forderungen für eine Verbesserung der botanischen Garten in Köln. solche Naturräume eine wichtige Rolle. Hierbei wird es Stadtökologie ein belastbares Fundament zu bieten. Populationen von Tieren und Pflanzen durch die Anlage Hierzu werden den teils ehrenamtlichen KartiererInnen Foto: D. Breker von Heckenstrukturen ermöglicht, sich mithilfe dieser regelmäßig Schulungen zur Software, gefolgt von Exkur- Korridore von einem ins nächste Gebiet zu verbreiten. So sionen zur praktischen Anwendung der App angeboten. orientieren sich z.B. Fledermäuse entlang markanter Landschaftselemente wie Baumreihen oder Hecken und Somit trägt das Heckenprojekt dazu bei, das Thema jagende Tiere können dort gefahrlos zwischen ihren Hecken und Säume breit zu kommunizieren, die Hecken Jagdrevieren wechseln. Auch die unterschiedlichen Pflan- in Köln aktiv zu gestalten und mithilfe der digitalen Kar- zen, die in Hecken meist zu finden sind, spielen für die tierung neue Ansätze für den Umweltschutz im digitalen ökologische Wertigkeit eine entscheidende Rolle, da sie Zeitalter auszuprobieren. (T. Fischer, BUND Köln) Projektlogo Hecken entdecken z.B. die verschiedenen Nahrungsansprüche für unzähli- ge Tiere abdecken. So profitieren viele Wildbienenarten Infos: www.bund-koeln.de/themen-und-projekte/ von Nektar und Pollen der blühenden Sträucher. Vögel stadtoekologie/hecken/fokus/heckenatlas/; www. wiederum verspeisen die Früchte der Pflanzen und – vor bund-koeln.de/hecken allem während der Brutzeit – die dort lebenden Insekten. Und auch für Säugetiere wird hier viel geboten. Man erkennt in der Hecke schnell, dass eine artenreiche Flora eine vielfältige Fauna begünstigt. Diese Relevanz ökologisch wertvoller Hecken für die Biodiversität wird im Projekt dargestellt und kommuni- ziert. Nicht nur werden für den eigenen Garten heimi- sche Pflanzenarten empfohlen und Pflegeempfehlungen bereitgestellt, sondern auch die Ämter und Behörden werden für das Thema sensibilisiert. Nach dem ersten Kontakt und der Unterbreitung der Vorschläge des BUND Köln an das Umweltamt sowie das Amt für Land- schaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln zeigte sich schnell, dass auch die Stadt ein Interesse an Schutz und Pflege dieser Biotopverbundstrukturen hat und so- gar Mitarbeit anbot und zudem Finanzmittel zur Umset- zung bereitstellte. Ein Ansatz, um die ökologischen An- sprüche des Naturschutzes als auch die pflegerischen und ökonomischen Realitäten der Behörden, Ämter und Dienstleister unter einen Hut zu bringen, wird derzeit Erste Ergebniskarte der potenziellen Aufwertungsflächen für Hecken im Kölner Biotopverbund. erarbeitet. (BUND Köln) 9 82/2021
Grün statt Grau Online-Veranstaltung zur Artenvielfalt im urbanen Raum Best-Practice-Beispiele können Anregung für mehr grüne Vielfalt in den Städten geben Ergänzend zu der Dialog- der Stauden. 2021 wurde das Projekt auf die Bepflan- veranstaltung „Artenvielfalt zung von Schulhöfen ausgeweitet. im ländlichen Raum“, wel- che Anfang Mai stattgefun- Das letzte Projekt richtet sich an Schulen im Raum Mün- den hat, haben sich Mitte ster. Unter dem Motto „Schulgarten im Quartier – ge- Juni auf Einladung des meinsam Vielfalt erproben“ erhalten SchülerInnen der MULNV AkteurInnen aus Eichendorffschule in Angelmodde, des Steingymnasi- den verschiedensten Berei- ums in Gievenbeck und der Bodelschwinghschule in der chen getroffen, um über das münsteraner Innenstadt die Gelegenheit, in ihrem Schul- Thema „Artenvielfalt im ur- garten, Lebensräume für Flora und Fauna aufzuwerten banen Raum“ zu sprechen und nebenbei etwas über die heimischen Pflanzen- und Grüne Vielfalt in Städten fördert die Lebensqualität seiner Bewoh- und zu diskutieren. Es waren Tierwelt zu lernen. Gleichzeitig will das Projekt Raum nerInnen. Foto: A. Niemeyer-Lüllwitz Vertreterinnen und Vertreter für Begegnungsorte schaffen. Die Nachbarschaft der aus dem Umweltministerium Schulen wurde mit einbezogen und eingeladen die Ak- NRW, von Umweltverbänden, Wohnungsbaugesell- tionen tatkräftig zu unterstützen. So sind grüne Oasen schaften, Verwaltung, Kommunen, der Wirtschaft und mitten im Quartier entstanden. viele weitere zugegen. Den Einstieg in das Thema bilde- te die Vorstellung von vier Praxisbeispielen, deren ge- Zur Diskussionsrunde im zweiten Teil der Veranstaltung meinsames Ziel es, ist mehr grüne Vielfalt in die Stadt waren Dr. Christian Leifert (Umweltministerium NRW), zurückzubringen. Adalbert Niemeyer-Lüllwitz (BUND NRW), Robert Sper- ter (Kommunen für biologische Vielfalt), Kristina Klee Den Auftakt der Vorstellungsrunde machte das Projekt (Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft „Mehrartenräume“ der Stadt Solingen. Die Stadt hat für Rheinland Westfalen) und Karl Jänike (Verband Garten-, dieses Projekt fünf Pilotflächen ausgewählt, die zusam- Landschafts- und Sportplatzbau NRW e.V.) zugeschal- men mit Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Initiati- tet. Chancen einzelner Projekte wurden ebenso bespro- ven grüner gestaltet werden sollen. So sollen Lebensräu- chen, wie Möglichkeiten Artenvielfalt erfolgreich in den me für Insekten und gleichzeitig Orte der Begegnung urbanen Raum zurückzuholen und wie ein gemeinsamer geschaffen werden, an dem die Anwohnerinnen und Weg gefunden werden kann bzw. wie das nicht ge- Anwohner Artenvielfalt direkt vor ihrer Haustür genie- lingt. Über digitale Umfragen zur Meinungsbildung ßen und erleben können. wurden die Teilnehmenden mit in die Diskussion einbe- zogen. Auf die Frage, welche Maßnahme vermehrt Als Zweites stellte sich die Ardey Quelle GmbH & Co. umgesetzt werden müssten, um den Artenschutz im ur- KG mit ihrem Projekt „Wirtschaftsgrün – Naturnahe banen Raum zu fördern, antworteten 92 Prozent der Wirtschaftsgelände“ vor. Es wurden Anreize aufgezeigt, Teilnehmenden, dass die Anlage von Blühwiesen und wie Firmen für die naturnahe Gestaltung ihres Geländes -streifen im öffentlichen und naturnahen Gärten im pri- gewonnen werden können. Das Anlegen von Blühflä- vaten Raum als gut geeignete Maßnahmen gesehen chen kann ein Nahrungsangebot für Insekten schaffen, werden. Weitere Vorgehensweisen, die einen regen aber auch die Kosten für die Grünflächenpflege senken. Zuspruch fanden, waren die Entsiegelung (81 %), (z.B. Kosten lassen sich für die Firmen auch durch eine was- durch Umwandlung von Schottergärten in artenreiche serdurchlässigere Gestaltung der Verkehrsflächen ein- Gärten), die naturnahe Gestaltung von Firmengeländen Lieber bunte Vorgärten anlegen,… sparen. Regenwasser kann so vor Ort versickern und (78 %) sowie die Dach- und Fassadenbegrünung (73 muss nicht mehr ins öffentliche Entwässerungsnetz einge- %). Des Weiteren wurden das Zulassen von Sukzessi- speist werden. Dach- und Fassadenbegrünung bieten onsflächen („Wildwuchsflächen“), der Verzicht auf Bio- Vögeln und Insekten Schutz und Lebensraum. Zudem zide und chemisch-synthetische Dünger, das Schaffen wirkt Gebäudegrün geräuschdämmend, isolierend und von mehr Nistmöglichkeiten für Gebäudebrüter und die bindet Staub sowie Schadstoffe aus der Luft. Reduzierung von Glasfassaden und Beleuchtung als wirkungsvolle Maßnahmen genannt. Das dritte Projekt, das vom NABU Köln initiiert wurde, läuft unter dem Motto „Das große Blühen“ und beschäf- Die Veranstaltung zeigte auf, dass es bereits viele Initia- tigt sich mit naturnaher Balkonbepflanzung. Im Rahmen tiven gibt, die einen beispielhaften Weg beschreiten, des Projektes wurden 15 verschiedene Staudengewäch- aber in den Städten noch viel Handlungsbedarf besteht. se aus regionaler Zucht an die Öffentlichkeit verteilt, die (J. Rieken, mgr) ….als mit eintönigen Schottergär- nun zur Begrünung der heimischen Balkone dienen. ten Flächen versiegeln. Zusätzlich erhielten die Teilnehmenden des Projektes Infos: www.sue-nrw.de/diskussion-artenvielfalt-im- Fotos: S. Helm Tipps und Tricks für die richtige Pflanzung und Pflege urbanen-raum-gemeinsam-schuetzen-und-foerdern/ 10 82/2021
Grün statt Grau Wie fördert man mehr „Grün statt Grau“? Online-Veranstaltung gibt Anregungen und zeigt Beispiele für Gewerbe und private Flächen Damit die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt wie- nen für das Thema sensibilisiert. Das Umweltministerium der mehr Einzug in die Vorgärten bzw. Städte hält, NRW präsentierte das Konjunkturprogramm „Klimaresili- fand am 16. Juni 2021 die Veranstaltung „Grün statt enz in Kommunen“. Der Vortrag der Abteilung Zu- Grau“ statt. Dabei ging es schwerpunktmäßig um kunftsinitiative „Klimaresiliente Region mit internatio- Maßnahmen zur Förderung blühender Vorgärten so- naler Strahlkraft“ der EGLV stellte die überregionale wie grüner Dächer und Fassaden. Ausrichter der Ver- Zusammenarbeit und die Finanzierungsmöglichkeiten anstaltung waren die NUA gemeinsam mit der Em- in den Mittelpunkt. Und der Wissenschaftsladen Bonn schergenossenschaft Lippeverband – EGLV. Die Teil- präsentierte sein Projekt „Grün statt Grau – Gewerbe- nehmenden kamen aus verschiedensten Bereichen: gebiete im Wandel“. Die Stadt Bönen richtet sich mit aus Kommunen, Planungsbüros, von Hochschulen, aus ihrem Projekt „Be(e) friendly – Dein Beitrag zu einem der Wissenschaft, dem Naturschutz sowie als Immobi- grünen Bönen“ eher an Privatpersonen. Mit finanziel- lienbesitzerInnen bzw. -nutzerInnen. ler Unterstützung können dort Vorgarten-, Fassaden- und Dachbegrünung im Rahmen des Aktionspro- Im Vormittagsblock stellte Daniel Westerholt vom Insti- gramms Grüne Lückenschlüsse des Projektes „Offensi- Wandgebundene Fassadenbegrü- nung im WesterdorfQuartier in Al- tut für Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität ve Grüne Infrastruktur 2030“ umgesetzt werden. Zum tenessen Hannover die Vorteile vor, die Dachbegrünung auf die Abschluss des Vortragsblocks ging es beim Compe- Foto: Allbau GmbH Artenvielfalt hat. Die Allbau GmbH schilderte ihre Er- tence Center Nachhaltigkeit und Infrastruktursysteme fahrungen mit Fassadenbegrünung an ihren Mietobjek- des Fraunhofer-Institutes für Sy- ten. Und die Gemeinschafts-Müll-Verbrennungsanlage stem- und Innovationsforschung Niederrhein (GMVA) berichtete von der Umsetzung um Erfolgsvoraussetzungen für ihres Begrünungsprojektes an Gebäuden und auf dem Förderprojekte. Wichtig sei es, Gelände der Anlage. immer alle Beteiligten frühzeitig ins Boot zu holen. Am Nachmittag wurden in Kurzvorträgen Fördermaß- nahmen und -möglichkeiten vorgestellt. Auf der Tagesord- Treu dem Motto „Grün statt nung standen z.B. das Gründachkataster des LANUV Grau“ gab die Veranstaltung NRW, welches für jedes Dach in NRW darstellt, welche zahlreiche Anregungen, wie es Die Retentionsmulde bei Mitsubishi Electric in Ratingen Möglichkeiten zur Begrünung bestehen. Die Verbraucher- gelingen kann, Artenvielfalt und wurde als temporär wasserführender Bach Teil eines natur- zentrale NRW stellte ihr Projekt „Mehr Grün am Haus – Aufenthaltsqualität in der Stadt nah gestalteten Gartengeländes. Spür das bessere Klima“ vor, mit dem sie VerbraucherIn- zu steigern. (J. Rieken, S. Helm) Foto: M. Meier, Mitsubishi Electric Woche der Umwelt 2021: "So geht Zukunft!" Im Fokus diesmal gesellschaftliche Transformationsprozesse im Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz Seit 2002 wird die „Woche der Umwelt“ als Initiative des sprachen zur Eröffnung. Den Kern der Veranstaltung bilde- Bundespräsidenten und in Kooperation mit der Deutschen ten vier Podiumsdiskussionen zu den Themen Mobilität der Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgerichtet. Fast 20 Jahre Zukunft, Erhalt der Artenvielfalt der Gestaltung der gemein- später fand nun am 10. und 11. Juni die auf zwei Tage samen Zukunft unter Berücksichtigung des Klima- und Ar- gekürzte „Woche der Umwelt“ zum sechsten Mal statt. Der tenschutzes im Allgemeinen. Zwischen den Diskussionen Ort des Geschehens war wie auch bei den letzten drei fanden Vorträge statt. Es gab drei Fachforen in denen Veranstaltungen, der Amtssitz des Bundespräsidenten, das verschiedene Vorträge und Diskussionen angeboten wur- Schloss Bellevue in Berlin. Ursprünglich war die Veranstal- den. Die BesucherInnen mussten sich z.B. entscheiden, ob tung für das Jahr 2020 geplant, doch eine Veranstaltung sie etwas über nachhaltige Finanzprodukte, Biodiversitäts- mit erwarteten 12.000-15.000 Gästen war in 2020 nicht forschung oder Ressourcenpolitik erfahren wollten. Weite- möglich. Für 2021 wurde nun ein Konzept für ein hybri- re Themen der Fachforen drehten sich um grüne Startups, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßt Ursula von der des Format erarbeitet, das es Gästen erlaubte, auch ohne Bodenschutzmaßnahmen, Umweltjournalismus und Verfas- Leyen, die Präsidentin der EU- weite Anreise interaktiv teilzunehmen. Es gab eine Haupt- sungsrecht. Die Ansprache des Bundespräsidenten und Kommission, die aus Brüssel zuge- bühne mit mehreren Diskussionsrunden, die im Livestream die Podiumsdiskussionen wurden auf der Plattform YouTu- schaltet war. verfolgt werden konnten. Die Begrüßungsansprache hielt be veröffentlicht und können über die Homepage der Foto: P. Himsel, DBU Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch weitere „Woche der Umwelt“ zusammen mit weiteren Infos abge- bekannte Persönlichkeiten wie EU-Kommissionspräsidentin rufen werden. (J. Fischbauer, mgr) Dr. Ursula von der Leyen und der von US-Präsident John Biden ernannte Sondergesandte für das Klima John Kerry Infos: www.woche-der-umwelt.de/service 11 82/2021
Deutscher Naturschutztag Stadt, Land, Fluss – Welche Natur wollen wir? Der 35. Deutsche Naturschutztag in Wiesbaden fand in diesem Jahr digital statt „Wenn wir so weitermachen wie bisher, Klimawandel wurde hier über den Zusammenhang von bekommen wir eine Natur, die wir nicht Naturschutz und Pandemien referiert. Die Corona-Pan- wollen.“, betonte Dr. Christian Hey be- demie zeigte im letzten Jahr nur allzu deutlich, welch reits bei seinen Begrüßungsworten zum desaströse Ausmaße der Umgang der Menschen mit 35. Deutschen Naturschutztag (DNT) in Landschaft und Wildtieren nach sich ziehen kann. Die Wiesbaden. Er ist Leiter der Abteilung weitreichenden Folgen, die eine Pandemie für jeden Klimaschutz und biologische Vielfalt des Einzelnen hat, kann der Naturschutz nutzen, um den Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Zusammenhang einer intakten Umwelt mit der menschli- Landwirtschaft und Verbraucherschutz chen Gesundheit zu kommunizieren und so ein gesell- des in diesem Jahr gastgebenden Lan- schaftliches Umdenken anzustoßen. des Hessen. Aufgrund der Corona-Pan- Diskussion mit den ReferentInnen des Moduls "Im demie fand auch der DNT, welcher als Viele ReferentInnen nutzten während ihrer Vorträge Blickpunkt: Naturschutz und Pandemie" bundesweit größter Fachkongress zum neue Medien, um die Teilnehmenden z. B. durch Umfra- Thema Naturschutz gemeinsam vom gen oder Wortwolken ins Geschehen mit einzubinden, Bundesverband Beruflicher Naturschutz e. V. (BBN), was auf positive Resonanz stieß. Da für die Module dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Deut- unterschiedliche Online-Konferenzräume genutzt wur- schen Naturschutzring (DNR) veranstaltet wird, digital den, kam es bei manchen zu technischen Schwierigkei- vom 31. Mai bis zum 2. Juni statt. ten, die jedoch von einem kompetenten IT-Team schnell behoben werden konnten. Dieses stand während der In insgesamt acht Fachforen zu Themen wie z. B. kompletten Tagung stets für Fragen und zur Bewältigung „Wachstum in Metropolregionen“ oder „Wildnis und technischer Probleme bereit. Das vollständig digitale Vernetzung“ wurden in 85 Vorträgen die aktuellen Programm sei ein „Innovationsschub für den Natur- Belange des Naturschutzes erläutert und diskutiert. schutz“, befand auch Dr. Christian Hey. Der Naturschutz steht momentan vielen aktuellen Pro- Begrüßung durch Dr. Uwe Riecken blemen wie Urbanisierung, Ressourcen- und Flächen- Am Mittwoch folgte die DNT-Bühne live, auf der u.a. (Abteilungleitung Biotop- und Ge- verbrauch, Klimawandel oder Biodiversitätsverlust ge- Bundesumweltministerin Svenja Schulze und EU-Umwelt- bietsschutz des BfN). genüber. Obwohl wesentliche Elemente wie etwa die kommissar Virginijus Sinkevičius zu Wort kamen. Ge- Exkursionen wegfallen mussten, war die Resonanz des meinsam wurde auch die während des DNT verfasste DNT mit insgesamt mehr als 1000 Teilnehmenden aus Wiesbadener Erklärung durch VertreterInnen des DNR verschiedensten Bereichen und mit bis zu 200 Anwe- und des BBN an die Politik übergeben. senden in den Foren groß und vergleichbar stark wie in den Vorjahren. Austausch- und Vernetzungsmöglich- Das Fazit war eindeutig: Man muss sich jetzt die Frage keiten gab es im digitalen „FreiRaum“. Alternativ dazu nach einer gerechten Zukunftspolitik stellen, um es konnten Workshops zu Themen auch kommenden Generationen zu ermöglichen, eine wie „Ökologie der neuen Rech- erlebenswerte Natur zu erfahren. Notwendig sind ten“ oder „Instagram und Tik- klare Ziele und vor allem ein Umdenken der Gesell- Tok“ besucht werden und auch schaft. Dr. Volkmar Wolters von der Universität Gießen Workshops zur Entspannung sprach von einem Verlust eines ganzheitlichen Natur- und für eine kleine Auszeit wur- wahrnehmens, die Autorin Dr. Tanja Busse machte Banner des 35. Deutschen Naturschutztages den angeboten. deutlich, dass der Gesellschaft zu einem großen Teil immer noch nicht die dramatischen Folgen des Biodi- Innerhalb der Fachforen wurden am Montag und Diens- versitätsverlustes bewusst seien. Um diesen Bewusst- tag zwei bis drei verschiedene Module angeboten. seinswandel zu erwirken, gilt es, für NaturschützerIn- Passend zum Titel „Stadt, Land, Fluss“ ging es hier the- nen Öffentlichkeitsarbeit zu machen und für die Politik matisch um Entwicklungen und Perspektiven der Natur mit einer entsprechenden Zukunftspolitik zu handeln. in Städten zu Zeiten von Urbanisierung und Wirtschafts- Insgesamt kann der 35. DNT trotz kleinerer techni- wachstum sowie um Perspektiven des ländlichen Raums. scher Schwierigkeiten als Erfolg und Bereicherung ge- Weitere Foren behandelten die Entwicklungen von wertet werden. Da der Naturschutz, wie so vieles, Grundwasser, Flüssen und Auen, Wildnis und Vernet- aber maßgeblich vom persönlichen Austausch ab- zung sowie Artenschutz und Natura 2000. Im „Jungen hängt, bleibt zu hoffen, dass man im folgenden Jahr Forum“ wurde u.a. mit dem Thema regionale Identität zumindest nicht vollständig auf ein digitales Angebot und Heimat ein aktuelles Problem aufgegriffen, dem bauen muss. sich v. a. die jüngere Generation stellen muss. Ein rela- (C. Voigt, mgr) tiv neues Thema wurde im Forum „Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur“ aufgegriffen. Neben dem Infos: www.deutscher-naturschutztag.de 12 82/2021
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