Journal - Fit for Partnership with Germany
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Journal Fit for Partnership with Germany AUSGABE 13 DEUTSCH M A N A G E R F O RT B I L D U N G S P R O G R A M M D E S B U N D E S M I N I S T E R I U M S F Ü R W I RT S C H A F T U N D E N E R G I E Im Fokus: 20 Jahre MP Türöffner und Karriere-Booster 2 YEARS Algorithmen aus der Cloud Ukrainische Unternehmer starten Künstliche Intelligenz bietet dank MP durch zahlreiche Chancen für KMU Seite 30 Seite 59
2 INHALT YEARS IM FOKUS: 20 Jahre Managerfortbildungsprogramm: Rückblick, Ausblick, Status quo Seite 32 EDITORIAL 5 S. 6 Chile: Fortsetzung nach erfolgreicher Pilotphase NACHRICHTEN 6-7 Chile: Fortsetzung nach erfolgreicher Pilotphase 6 Neue Publikation zu Managementkompetenzen 6 MP mit Georgien bis 2021 verlängert 7 Iran: Partnerschaft bekräftigt 7 DEUTSCHLAND 8-9 Neue Fortbildungspartner garantieren regionale Diversität 8 PARTNERLÄNDER 10-31 Fünf Nationen, ein Ziel 9 Russland: Seit zwei Jahrzehnten starke Partner 10 China: Moderne Unternehmensführung 13 Familienbetriebe als Rückgrat der indischen Wirtschaft 14 2 JOURNAL Ausgabe 13
INHALT Seit zwei Jahrzehnten macht das Managerfort- bildungsprogramm Führungskräfte aus aller Welt fit für das Geschäft mit deutschen Unternehmen. Kaum erahnen ließ sich beim Start mit Russland 1998, dass das Programm einmal auf 19 Part- nerländer anwachsen würde. Doch das MP ist mehr ist als ein reiner Wirtschaftsaustausch – es verbindet Kulturen und prägt persönliche Lebens- wege. Im Fokusteil dieser Ausgabe ziehen Alumni, Unternehmer, Partner und Programmverantwort- liche Bilanz, beschreiben Meilensteine und schauen zurück auf die Anfänge des MP. Einen ganz anderen Blick auf die 20 Jahre des Programms bietet eine Wissenslandkarte (S. 40), die zum Entdecken, Wiedererkennen und Schmunzeln einlädt. Kirgisistan: „Unternehmer plauderten S. 14 Familienbetriebe als Rückgrat auch mal aus dem Nähkästchen“ 16 der indischen Wirtschaft Vietnam: Tor zum südostasiatischen Markt 18 Usbekistans Zukunft: High Potentials 20 Mongolei: Wachsende Branchenvielfalt zwischen Gobi und Altai 22 S. 9 Georgien: „Wir erwarten einen Spillover-Effekt“ 24 Aserbaidschan: KMU-Förderung am Kaspischen Meer 26 Chile: /FVF8BDITUVNTNÊSLUF 28 Fünf Nationen, ein Ziel Ukraine: Von Suschki, Fahrrädern und Krediten 30 3
INHALT IM FOKUS 32-41 S. 34 Im Fokus: 20 Jahre MP 32 „Das Programm steht für Kontinuität, Dynamik und Offenheit“ 33 Ein Leuchtturm der internationalen Zusammenarbeit 34 Der Anstoß kam aus Moskau 37 Ein Leuchtturm der internationalen Zusammenarbeit Wissenslandkarte 40 S. 46 ALUMNI 42-47 Mexiko: Volle Alumnipower voraus! 42 Kasachisches Netzwerk wird erweitert 44 Ein Wiedersehen auf der MEDICA 46 Ein Wiedersehen auf der MEDICA Iran: Aus Alumni werden Botschafter 47 ERFOLGSGESCHICHTEN 48-58 S. 56 Turkmenistan: Ein Pionier der Geflügelzucht 48 Ägypten: Neue Projekte in Millionenhöhe 50 Qualität „Made in Iran“ 51 Mit Kunstfasern auf Erfolgskurs MP-Absolvent fördert ukrainische Unternehmer 52 Tunesien: Wachstum dank Hightech 54 FACHTHEMEN 59-62 Belarus: Mit Kunstfasern auf Erfolgskurs 56 Künstliche Intelligenz: Arbeitsplatzvernichter oder Kreativitätsverstärker? 59 Moldau: Ersatzteilhändler setzt auf langfristige Kooperationen 57 Foresighting: Der Zukunft auf der Spur 61 IMPRESSUM Journal Mitwirkende: Übersetzung (englische Ausgabe): „Fit for Partnership with Germany“ Irina Alexiadis, Tim Aretz, Thomas Arzner, Jennifer Joanne Chapman-Rose, Norah Schmidt, Sarah Managerfortbildungsprogramm des Bundes- Bligh, Babette Bolz-White, Saskia Eversloh, Verena Smithson-Compton, Thomas Swinehart ministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) Freynik, Isolde Heinz, Dr. Angela Leeke, Ljudmila Übersetzung (russische Ausgabe): Ausgabe 13 Metzdorf, Adriana Nunes-Hänel, Jörg Schreiber, Jurij Aleksejew, Natalja Safronowa, Tomarenko Dr. Svetlana Stepashchenko, Verena Striebinger, Julian Fachübersetzungen Herausgeber: Teetzen, Karin Weber, Journalistenbüro Wortwert Deutsche Gesellschaft für Internationale Erscheinungsweise: Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Bildnachweis: zweimal im Jahr Victor Abujatum Sepulveda (S.2, 6o), Adobe Stock BMWi-Managerfortbildungsprogramm (S. 10, 15, 30, 43, 48, 53o, 54, 57o), BMWi (S. 7o, Redaktionsschluss der vorliegenden Ausgabe: Reimut Düring, Leiter Managerfortbildungs- 35l), BMWi/A. Blumentritt (S. 34), BMWi/Monika Dezember 2018 programm des BMWi Stienecker (S. 22l, 23r), CORFO (S. 28), Klaus Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilwei- E-Mail: mp-pr@giz.de Dombrowsky (S. 20), EMAAC (S. 45), Georgia se – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmi- Enterprise (S. 24u), GIZ (S. 5, 35o), Harald Kahn gung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung Internet: www.managerprogramm.de für den Inhalt. Die kartographischen Darstellungen (Titel, S. 4o, 32, 35u, 36) Dumitru Sufrai (S. 4l, 46o), Verantwortlich: IHK Akademie München und Oberbayern (S. 3, enthalten keine völkerrechtliche Anerkennung von Anne Jach-Kemps 9), KazGer (S. 45), K.H. Witte Anlagenbau (S. 49), Grenzen und Gebieten. Redaktion: MONEF (S. 22u, 23o), www.thomas-bareiss.de (S. Gefördert durch das Bundesministerium für Katrin Schomaker (verantwortlich), Anke Flören, 33), Shutterstock (S. 7, 13, 18, 24, 26, 27, 34, 38, 44, Wirtschaft und Energie. Karina Gabrielyan, Dr. Gerd Schimansky-Geier 47, 49, 50, 53u, 57u, 58, 59, 60, 61, 62) Anton Skoro- ISSN 2195-870X Gestaltung: bogatov (S. 10, 37, 39o), Leon Tsvasman (S. 60) Diamond media GmbH, Miria de Vogt 4 JOURNAL Ausgabe 13
EDITORIAL Die Weichen für die Zukunft des MP sind gestellt. Themen wie Neue Technologien, Digitalisierung und E-Mobilität wollen wir stärker in das Programm integrieren. Die Interessen der Unternehmen und Programmteilnehmer sollen dabei noch mehr in den Vordergrund rücken. Liebe Leserin, lieber Leser, ein Alumnus des Managerfortbildungsprogramms meinte kürzlich, Pilotphasen für weitere Jahre verbunden. Details dazu finden Sie das Programm biete unendliche Möglichkeiten zum Lernen. Wie unter den Nachrichten. Was sich die verschiedenen Alumni-Verei- recht er damit hat! In den nun 20 Jahren seines Bestehens hat sich nigungen für ihre Arbeit vorgenommen haben, lesen Sie in diesem das MP immer wieder an neue Rahmenbedingungen angepasst und Heft ebenso wie neue Erfolgsgeschichten unserer Teilnehmer. Au- wir haben zusammen mit unseren Partnern in den Ländern Jahr für ßerdem werfen wir einen Blick in die Zukunft und erläutern, wel- Jahr dazugelernt. Ebenso haben wahrscheinlich auch Sie durch das chen Nutzen Künstliche Intelligenz für klein- und mittelständische Programm viele neue Impulse bekommen und Ihren Lernhorizont Unternehmen hat. Wie sich KMU für die Aufgaben angesichts be- erweitern können. schleunigter wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen wappnen können, erklärt ein Beitrag zur Methodik der Zukunfts- Anlässlich des 20-jährigen Programmjubiläums haben wir im Okto- werkstatt. ber in Berlin Bilanz gezogen und die Weichen für die nächsten Jahre gestellt – darüber berichten wir in dieser Ausgabe ausführlich. Wie Im ganzen Heft finden Sie Zitate von Alumni, Partnern und vielen 1998 alles mit Russland begann und welchen Anteil die damaligen anderen Menschen, die Berührungspunkte mit dem Programm ha- Staatsoberhäupter Helmut Kohl und Boris Jelzin daran hatten, er- ben. Erkennen Sie sich darin wieder? Und was ist Ihr persönliches zählte uns Gerd Schimansky-Geier im Interview. Einen Überblick Highlight, wenn Sie an das Managerfortbildungsprogramm den- über die dynamische Entwicklung seit dem Start bietet die Wissens- ken? Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir dazu gern. landkarte auf den Seiten 40-41. Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Gute Lektüre wünsche Ihnen Sie den kompletten Programmzyklus dieses „Terminals der Begeg- nungen“, zu dem das MP mit der Zeit geworden ist. Große Freude herrschte bei uns zum Jahresende auch über die Ver- längerung der Kooperationen mit einer Reihe von Ländern: Chile, Reimut Düring Georgien und der Iran bleiben dem Programm nach erfolgreichen Programmleiter des Managerfortbildungsprogramms 5
NACHRICHTEN Roberto Ampuero Espinoza, Außenminister der Republik Chile, und Dr. Ulrich Nussbaum, Staatssekretär im BMWi, bei der Unterzeichnung des MoU (v.l.) Fortsetzung nach erfolgreicher Pilotphase Chile und Deutschland setzen ihre Zu- Pilotphase des Programms dar. Seit 2017 te in Form von handfesten Geschäftsbezie- sammenarbeit im Rahmen des Manager- ist Chile Partnerland des MP und konn- hungen. Die Pilotphase hat gezeigt, dass es fortbildungsprogramms fort. Beide Län- te seitdem 41 chilenische Führungskräfte großes Interesse bei den Unternehmen auf der unterzeichneten im Oktober 2018 nach Deutschland schicken. Neben dem deutscher und chilenischer Seite gibt. Mit ein entsprechendes Memorandum of Un- themen- und branchenübergreifenden der neuen Absichtserklärung werden die derstanding (MoU). Die Übereinkunft Austausch mit deutschen Unternehmen Voraussetzungen für eine langfristige und stellt den Abschluss einer erfolgreichen trug die Programmteilnahme erste Früch- nachhaltige Zusammenarbeit geschaffen. Kompetent verpackt Neue Publikation zu Managementkompetenzen Wie wird man fit für die Zusammenarbeit mit Deutschland? Alles Wissenswerte über erfolgreiche Unternehmensführung fasst der kürzlich erschienene Kompetenzreader des Manager- fortbildungsprogramms zusammen. Er wendet sich an Pro- grammteilnehmer, die ihre Fortbildung in Deutschland und in der deutschen Wirtschaft absolvieren – zur Einstimmung und Vorbereitung sowie zum Vertiefen ausgewählter Kom- petenzen. Der Reader gibt einen ersten Einblick, wie die Ma- nagementkompetenzen in der deutschen Wirtschaft gelebt werden. Alle Artikel sind praxisnah und enthalten konkrete Beispiele, Handlungsempfehlungen sowie Hinweise auf wei- terführende Literatur. Der Kompetenzreader steht zum kostenlosen Download bereit unter: https://www.managerprogramm.de/publikationen/buecher/ 6 JOURNAL Ausgabe 13
NACHRICHTEN WUSSTEN SIE SCHON? 13.000 Führungskräfte aus aller Welt haben seit 1998 am MP teilgenommen, jähr- lich kommen etwa 1.000 Thomas Bareiß und Genadi Arveladze unterzeichneten das MoU (v.l.) neue hinzu. Jeder zehnte Teilnehmer schließt bereits während seines MP mit Georgien bis 2021 verlängert Deutschlandaufenthalts Verträge mit deutschen Georgien und Deutschland arbeiten auch zukünftig im Managerfortbildungsprogramm Unternehmen ab. zusammen. Darauf verständigten sich beide Länder am 18. Oktober 2018 in Berlin im Rahmen eines Treffens des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) und des georgischen Ministeriums für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung. Genadi Arveladze, stellvertre- tender Wirtschaftsminister Georgiens, und Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekre- tär beim BMWi, unterzeichneten ein entsprechendes MoU. Die Kooperationsvereinbarung ermöglicht Georgien die Teilnahme am MP bis Ende 2021. Seit 2016 ist Georgien Partner- land des Programms, 56 georgische Führungskräfte nahmen seitdem an einer Fortbildung in Deutschland teil. Viele konnten gewinnbringende, nachhaltige Geschäftsbeziehungen zu deutschen Unternehmen aufbauen. Partnerschaft bekräftigt Nach erfolgreichem Abschluss der etwa von Claudia Dörr-Voß, Staatssekretärin Partnerland des Programms. Seitdem ha- zweijährigen Pilotphase haben Deutsch- im Bundesministerium für Wirtschaft ben fünf Gruppen iranischer Führungs- land und der Iran beschlossen, die beste- und Energie (BMWi), und Sadegh Najafi kräfte eine Fortbildung in Deutschland hende Kooperation im Rahmen des Ma- Khezerlou, Stellvertretender Wirtschafts- absolviert, eine davon im Jahr 2018 mit nagerfortbildungsprogramms zwischen minister und Vorsitzender der iranischen einem Branchenfokus auf Erneuerbare den beiden Ländern fortzusetzen. Das Unternehmervereinigung ISIPO, in Ber- Energien. erste MoU wurde am 17. Oktober 2018 lin unterschrieben. Der Iran ist seit 2016 7
DEUTSCHLAND Neue Fortbildungspartner garantieren regionale Diversität Ab Januar 2019 ergänzen fünf neue Fort- In der Metropolenregion Stuttgart be- Die nun insgesamt 18 deutschen Fort- bildungszentren die Reihe der Bildungs- treuen nun sowohl die Industrie- und bildungszentren richten ihre Trainings einrichtungen, die das Managerfortbil- Handelskammer Region Stuttgart als speziell auf die Anforderungen der dungsprogramm im Auftrag der GIZ in auch das Konsortium Baden-Württem- MP-Teilnehmer aus. Durch ihre regiona- Deutschland umsetzen. Gleich zwei Part- berg International – ICUnet.ag die Teil- le Verankerung und erfahrene Experten ner konnten in Berlin dazugewonnen nehmer des MP. In Nordrhein-Westfalen und Trainer tragen sie entscheidend dazu werden: Commit Project Partners sowie wurde mit der IMAP GmbH in der Lan- bei, dass sich die ausländischen Unter- das Konsortium Bildungswerk der Wirt- deshauptstadt Düsseldorf das regionale nehmer sowohl fachspezifisch als auch schaft Berlin und Brandenburg – Bil- Netzwerk weiter ausgebaut. deutschlandweit vernetzen können. dungswerk der sächsischen Wirtschaft. 8 JOURNAL Ausgabe 13
DEUTSCHLAND Vier Wochen auf Stippvisite in Bayern ersten Blick gar nicht mehr zu erkennen, dass die Teilnehmer tatsächlich verschie- denster Herkunft sind. Fünf Nationen, ein Ziel Auch für die IHK Akademie München und Oberbayern war die Organisation, Durchführung und Begleitung dieser Gelebte interkulturelle Kompetenz: Das war vier Wochen lang das täglich Gruppe etwas Besonderes: „Norma- Brot von 19 Teilnehmern des Managerfortbildungsprogramms. Denn die lerweise kommen die Teilnehmer im Führungskräfte aus fünf Ländern verbrachten ihre Fortbildung zusammen Programm nur aus einem Land zu uns. in Bayern und lernten nicht nur deutsche Unternehmer, sondern sich auch Dass es diesmal gleich fünf Nationen untereinander kennen. waren, bedeutete eine ganz neue Her- ausforderung. Verschiedenste Geschmä- cker, Menschen und ihre Wünsche und Bedürfnisse galt es, unter einen Hut zu bringen“, so Sandra Dirnberger, Projekt- managerin der IHK Akademie. „Die Teilnehmer mussten sich aber auch ab und zu kompromissbereit zeigen. Umso mehr freuen wir uns, dass es so reibungs- los funktioniert hat – und auch die be- rühmte deutsche Pünktlichkeit von allen Teilnehmern akzeptiert und sogar umge- setzt wurde“, fügt Dirnberger schmun- zelnd hinzu. Beim feierlichen Abschluss wurde allen MP-Teilnehmern bewusst, dass sie nicht nur etwas über die Zusammenarbeit mit „Netzwerken“ stand für die Gruppe ganz oben auf der Agenda. Deutschen gelernt – sondern vor allem auch „Freunde fürs Leben aus verschiede- „Die unterschiedlichen Auffassungen neu. Neu bei dieser Gruppe war jedoch, nen Ländern gefunden“ haben, so der in- und Herangehensweisen an dieselbe Si- dass die Teilnehmer nicht nur aus einem, dische Teilnehmer Anil Rajveer Sharmaa. tuation und dasselbe Problem zu erfah- sondern gleich fünf verschiedenen Län- Und wer weiß – vielleicht werden wir ren, war für mich das Wichtigste“, so das dern kamen: Aserbaidschan, Indien, Me- bald nicht nur die ein oder andere Brezel Fazit des mongolischen Unternehmers xiko, der Mongolei und Russland. Damit mexikanischer Art hier beim Bäcker fin- Otgonbayar Ulaankhuu. Das gegensei- trafen verschiedene Kontinente, Religio- den, sondern auch in Aserbaidschan oder tige Kennenlernen und Schätzen der nen, politische Ansichten und Weltbil- Indien. „Persönlich habe ich sehr viel verschiedenen Kulturen und Ansichten der aufeinander. gelernt über die deutsche Kultur, Busi- war zentraler Bestandteil des Programms nessethik und Managementtechniken“, und wurde schon allein durch die inter- Vier Wochen auf unbekanntem Terrain resümiert Sharmaa. „Aber auch die Mög- nationale Zusammensetzung der Gruppe mit anfangs fremden Menschen schweißt lichkeit, Teil einer internationalen Grup- über vier Wochen hinweg gelebt. Das natürlich zusammen. Anscheinend noch pe zu sein, hat meinen Horizont deutlich Auftreten im interkulturellen Kontext stärker, wenn die „Kollegen“ aus unter- erweitert“. Also dann: Bis bald, see you vertieften die Führungskräfte zudem in schiedlichen Nationen stammen: Saßen soon, udakhgüi uulzana uu, jald hee mi- Trainings. in den ersten Trainings die Inder stets lenge, yaxında görürsən, hasta luego, do zusammen und getrennt von den Mon- swidanja und do skorogo! In Westerham, südöstlich von München, golen, so war am Closing Day auf den Autor: Tim Gottschlag, IHK Akademie München und Oberbayern startete die Reise für die internationale Gruppe. Knapp einen Monat lang besuch- ten sie Unternehmen und Weiterbildun- gen, zogen auf eigene Faust los, um mit Firmen aus ganz Deutschland Kontakt aufzunehmen. Alle Teilnehmer hatten da- bei das gleiche Ziel: fit zu werden für die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern. Dass das Managerfortbildungsprogramm als „Sprungbrett“ zur Vernetzung mit der deutschen Wirtschaft dient, ist nicht Die Firma Strama-MPS Maschinenbau gewährte Einblick hinter die Kulissen. 9
PARTNERLÄNDER v.l.: Alexej Bunkin (Kommission für die Organisation der Managerfortbildung in Russland), Yıldız Götze (BMWi) Wassilij Pushkin Matthias Schepp (AHK Russland), Anzhelika Veremeenko (Regionales Ressourcenzentrum Kemerowo) Rüdiger von Fritsch v.l.: Dr. Oleg Luschnikov, Dr. Gerd Schimansky-Geier, Isolde Heinz (GIZ), Wladimir Bogdanov (GIZ) Dr. Heinz Hetmeier
PARTNERLÄNDER Seit zwei Jahrzehnten Wassilij Pushkin, Abteilungsleiter im russischen Wirtschaftsentwicklungsmi- nisterium, würdigte auf der 20-Jahr-Feier in Moskau die Zusammenarbeit und un- starke Partner terstrich den wirtschaftlichen Nutzen für die Entwicklung der russischen Regionen: „Das Programm existiert nur deshalb so lange und erfolgreich, weil es immer wie- Vor 20 Jahren startete das Managerfortbildungsprogramm mit Russland: der aktuelle Themen der wirtschaftlichen Seitdem bereitet es russische Fach- und Führungskräfte auf Geschäfts- Entwicklung aufgreift. Derzeit sind das insbesondere Produktivitätssteigerung anbahnungen mit deutschen Firmen vor – ein Erfolg für beide Seiten. und Digitalisierung.“ Diese und viele wei- tere aktuelle Themen wurden auch in den Paneldiskussionen während der Festver- anstaltung aufgegriffen. „Es ist uns eine Ehre, dass Sie unserer Aktuelle Themen: Digitalisierung und Einladung so zahlreich gefolgt sind. Das Produktivitätssteigerung Erfolgsgeschichten: Bäckerei und Farben- Managerfortbildungsprogramm ist von firma erschließen neue Märkte großer Bedeutung für die Zusammen- Dabei haben die Unternehmer beider arbeit deutscher und russischer Unter- Länder dasselbe Ziel: erfolgreich den Ehemalige Teilnehmer präsentierten auf nehmer. Sie alle haben einen schwieri- Platz ihres Unternehmens im internatio- der Feier in Moskau ihre wirtschaftlichen gen Auswahlprozess auf sich genommen nalen Wettbewerb stärken. Denn Früch- Ergebnisse und verwiesen auf die Ver- und damit eine bewusste Entscheidung te dieses Programms sind vor allem neue änderungen, die ihnen dieses Programm für Deutschland getroffen“, begrüßte Geschäftskontakte, passgenaue Manage- gebracht hat: ein neues Denken, neues Botschafter Rüdiger von Fritsch die 170 mentkompetenzen und interkulturelle Verständnis, neue Sichtweisen – und un- Gäste aus Deutschland und ganz Russ- Kompetenzen. endlich viele neue Ideen für das eigene land im Dezember 2018 zum 20-jährigen Unternehmen. Ein gutes Beispiel dafür Jubiläum des Managerfortbildungspro- ist Tatjana Tutatschikova, die 2013 eine gramm (MP) in der Deutschen Botschaft kleine Bäckerei im sibirischen Chakas- in Moskau. sien eröffnete und 2015 im Rahmen des MP an einer Fortbildung mit dem Unter dem Motto Fit for Partnership Schwerpunkt Lebensmittelverarbeitung with Germany nehmen russische Fach- in Deutschland teilnahm. So wurde ihre und Führungskräfte seit 1998 jährlich an neue Geschäftsidee geboren: Die Spezia- dem praxisorientierten Programm teil, lisierung auf Naturkost und Bio-Lebens- knapp 6.000 haben es seitdem erfolgreich mittel in Kooperation mit regionalen absolviert. „Diese nunmehr zwanzigjäh- Landwirtschaftsbetrieben. Mit der neuen rige bilaterale Kooperation zählt zu den Ausstattung für ihre Backstube, die sie von erfolgreichsten gemeinsamen Program- deutschen Kooperationspartnern kaufte, men unserer beiden Länder“, so Dr. Heinz konnte sie durchstarten: Sie verdoppelte Hetmeier, zuständiger Unterabteilungs- 2006 traf sich Bundeskanzlerin Angela Merkel im ihren Umsatz innerhalb eines Jahres, stell- leiter des deutschen Bundesministeriums westsibirischen Tomsk mit MP-Absolventen te neue Mitarbeiter ein und eröffnete zehn für Wirtschaft und Energie (BMWi). „Es ist eine auf Wirtschaftskooperation aus- gerichtete Partnerschaft auf Augenhöhe und ein wichtiges, attraktives und interna- tional anerkanntes Programm der Außen- wirtschaftsförderung.“ Das MP mit Russland in Zahlen Umgekehrt laden die russischen Ko- • Seit 1998 haben über 5.800 russische Fach- und Führungskräfte aus 52 Regionen Russlands im operationspartner unter dem Titel Fit Rahmen des MP einen Deutschlandaufenthalt absolviert (Fit for Partnership with Germany) für das Russlandgeschäft seit 2006 auch • Seit 2006 haben 410 deutsche Fach- und Führungskräfte Fortbildungen und Unternehmen in Russ- deutsche Fach- und Führungskräfte nach land besucht (Fit für das Russlandgeschäft) Russland ein, wo sie kleine und mittel- • Allein zwischen 2015 und 2017 wurden Im Rahmen von Fit for Partnership with Germany 177 ständische Unternehmen besuchen. Au- Verträge zwischen russischen und deutschen Unternehmen mit einem Gesamtvolumen von 45 Mio. ßerdem finden Expertengespräche zu den Euro abgeschlossen. Möglichkeiten eines wirtschaftlichen En- • Die Alumni-Vereinigungen des russischen Präsidentenprogramms sind heute in etwa 40 Regionen gagements in Russland und Treffen mit Russlands aktiv. Die GIZ hat 124 Alumni-Veranstaltungen mit über 5.000 Teilnehmenden unter- hochrangigen Vertretern der russischen stützt, u.a. durch das Entsenden von Experten, Referenten, Moderatoren, Trainern sowie durch Stu- Regionalverwaltungen statt. dienreisen nach Deutschland zum Thema Vereinsmanagement. 11
PARTNERLÄNDER neue Filialen in Abakan und Krasnojarsk. Außerdem veranstaltet sie im Sinne einer „transparenten Produktion“ Betriebsfüh- rungen für Schüler und Studenten, um zu Lesen Sie mehr über zeigen, unter welchen Bedingungen und 20 Jahre Manager- aus welchen Rohstoffen sie ihre Backwa- fortbildungspro- ren produziert. Bereits zum zweiten Mal gramm im Fokus in Folge ist sie mit ihrer Bäckerei Gewin- ab Seite 32 nerin des Wettbewerbs „Made in Chakas- sien“ geworden. Auch für Maxim Savinkov war die Ma- nagerfortbildung ein Türöffner. Er ist Geschäftsführer eines Unternehmens aus Barnaul, Hauptstadt der russischen Regi- on Altai, das Farbsortierer entwickelt und herstellt. 2013 nahm er am MP teil, baute Geschäftskontakte zu Deutschland auf und kaufte dort auch die Ausrüstung, um die Setzt mit ihrer Bäckerei auf Naturkost und Bioware: Qualität der Produkte zu erhöhen und neue MP-Absolventin Tatjana Tutatschikova Märkte zu erschließen. Darüber hinaus fand er einen deutschen Vertragshändler, Unternehmer – etwa, um die wirtschaftli- in Moskau, die sie „mit einem großem der seine Farbsortierer bis heute verkauft. che Entwicklung in ihrer Region voran- Familientreffen“ verglich: „Die vielen Inzwischen hat er zehn Vertragshändler und zubringen, Lobbyvertretungen zu etab- Beispiele erfolgreicher Kooperation, die liefert seine Maschinen in 25 Länder der lieren, soziale Projekte zu unterstützen, Nachhaltigkeit des Programms und das Welt. Wichtig ist für ihn nach wie vor der Qualifizierungsbedarf abzudecken und große soziale Engagement der Alumni Kontakt zu seiner Fortbildungsgruppe, die Dialogforen einzurichten. Unterstützend sind sehr beeindruckend und unterstrei- sich seit 2013 jährlich in der Altai-Region wirken die regionalen Alumni-Vereini- chen, dass die Weiterführung politisch zum Erfahrungsaustausch trifft. gungen zudem bei der Durchführung des und wirtschaftlich wichtig und richtig ist.“ Fortbildungsprogramms Fit für das Russ- Aber nicht nur wirtschaftliche Koopera- Aktive Alumni: Russische Manager sind landgeschäft, das deutsche Führungskräfte tionen seien in den 20 Jahren Manager- gut vernetzt nach Russland einlädt: Die Alumni in den fortbildungsprogramm mit Russland ent- Regionen öffnen ihre Unternehmen, um standen, sondern auch viele persönliche Einen besonderen Stellenwert im Pro- die deutschen Unternehmer zu empfan- Kontakte und Freundschaften. Und das gramm nimmt die Alumniarbeit in Russ- gen und mit ihnen neue Geschäftspartner nicht zuletzt wegen der „Frauenpower“, land ein: Die GIZ hat vor mehr als 15 Jah- zu finden. Sie geben Einblicke in ihre rus- die in Russland Tradition habe. So war die ren auf Bitte der russischen Partner den sische Geschäftskultur und die Besonder- Party nach dem Festakt auch mehr als ein Aufbau von landesweiten Netzwerken – heiten des jeweiligen regionalen Marktes. deutsch-russisches Geschäftstreffen und den Alumnivereinigungen – unterstützt. glich in der Tat einer herzlichen und fröh- Mitglieder sind neben den Absolventen 20 Jahre MP: Wie eine große Familie lichen Familienfeier. des MP vor allem Alumni des nationalen, russischen Weiterbildungsprogramms, des Yıldız Götze, zuständige Referatsleiterin sogenannten Präsidentenprogramms. In im BMWi, zeigte sich begeistert von der diesen Zusammenschlüssen vernetzen sich Atmosphäre der Jubiläumsveranstaltung 170 Gäste begingen in Moskau das 20-jährige Jubiläum des Programms mit Russland. 12 JOURNAL Ausgabe 13
PARTNERLÄNDER ternationalisierungsbemühungen, insbe- sondere auf dem deutschen und dem euro- päischen Markt, sehr große Hilfe geleistet. Hinweise zum Umgang mit eventuell auf- tretenden interkulturellen Konflikten hel- fen gerade bei Kooperationen sehr, Fehler zu vermeiden. Gibt es spezifische Bedürfnisse oder Wün- sche, die chinesische Firmen bei der Zu- sammenarbeit mit deutschen Unterneh- men haben? Es ist vermutlich kein spezifisch chinesi- sches Bedürfnis, aber es bewegt auch un- Moderne sere Führungskräfte in besonderem Maße: Wie begegnet man den unsichtbaren Konflikten, die aufgrund kultureller Un- terschiede bei Geschäftsverhandlungen Unternehmensführung auftreten? Ihre Vision: Wie geht es mit dem MP in China weiter? China befindet sich auf einem steilen Wachstumspfad. Dazu gehört die Ab- Die Komplementarität beider Volkswirt- kehr vom Image eines Billigproduzenten. Der Fokus liegt jetzt auf neuesten schaften trägt entscheidend dazu bei, dass der Zusammenarbeit zwischen den chinesischen Technologien und Innovationen – eine Welt, die untrennbar mit modernem und deutschen KMU eine gute Zukunft be- Management und effizienten Unternehmensführungsmethoden verknüpft vorsteht. Wir wünschen uns für die Zukunft ist. Im Interview erklärt Zhang Xiaohui, stellvertretender Generalsekretär ein gemeinsames „Chinesisch-deutsches Ko- der MP-Partnerorganisation ProSME und Leiter des MP-Büros beim operationsmodell“. Wir wünschen uns auch, chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT), dass dieses Modell größere internationale wie das Managerfortbildungsprogramm dazu beiträgt, moderne Unterneh- Ausstrahlung entfaltet und zu einem Vorbild mensführungsmethoden in China zu etablieren. für die internationale Zusammenarbeit im Bereich Fortbildung wird. Gruppenbesuchen bei Benchmark-Unter- nehmen und maßgeschneiderten individu- ellen Unternehmenskontakten kommt bei Die Unternehmensbesuche sind unseren Teilnehmern sehr gut an. Das zei- besonders hilfreich, da wir dadurch gen auch die Ergebnisse: der positive Effekt persönliche Kontakte zu lokalen Firmen auf den bilateralen Handel und die Wirt- in Deutschland haben. Wir besuchten schaftsbeziehungen ist deutlich erkennbar Betriebe unterschiedlicher Branchen und erfuhren, wie sie ihre Produktionsanlagen und weitreichend. modernisieren und erhielten beispielsweise Einblick in ihre Personalsysteme. Dieses 541 chinesische Führungskräfte haben Wissen kann ich dann in meinem eigenen mittlerweile das MP absolviert. Gibt es Unternehmen anwenden. Inhalte und Themen, die bei chinesischen Gao Qian (China), MP-Teilnehmerin 2018 Managern besonders beliebt sind? Vice President, Changsha Dewater Machi- Das MP deckt ein breites Angebot an The- nery Technology Co. Ltd. men ab, aber es gibt tatsächlich drei Aspekte, für die sich unsere Teilnehmer ganz beson- ders interessieren: Innovationsmanagement, wie man Geschäfte mit Deutschen macht und interkulturelles Management. Das Managerprogramm mit China läuft nun seit zehn Jahren. Wie bewer- Haben diese Trainings die MP-Teilneh- ten Sie es? mer bei einer modernen Unternehmens- Das Programm hat ein sehr gutes und effizi- führung unterstützt? entes Format. Die Mischung aus Seminaren Definitiv. Diese Fortbildungen haben den und Trainings zu Managementmethoden, chinesischen Unternehmen bei ihren In- 13
PARTNERLÄNDER Mritunjay Kumar leitet das Deutsch-Indische Managerfortbildungsprogramm bei FICCI Familienbetriebe als Rückgrat der indischen Wirtschaft Ein Großteil der über 700 indischen Führungskräfte, die seit 2008 das MP plätzen entscheidend und tragen in allen durchlaufen haben, sind Familienunternehmer der zweiten oder dritten Ge- Branchen zum Wachstum bei. Der Brut- toproduktionswert dieser Unternehmens- neration. Mit neuen Ideen aus Deutschland bringen sie ihre Betriebe voran form macht derzeit 90 Prozent der indi- und kurbeln damit die indische Wirtschaft an. Vor welchen Herausforderun- schen Industrieproduktion, 79 Prozent gen sie in ihrer Heimat stehen und wie sie ihr Unternehmertum gestalten, der gesamten Branchenbeschäftigung und beschreibt Mritunjay Kumar, der das MP für die indische Industrie-und 27 Prozent der Gesamtbeschäftigung aus Handelskammer FICCI koordiniert. und wird lediglich durch Unternehmen der öffentlichen Hand übertroffen. Seit 2006 erzielen Familienbetriebe in Indien bessere Ergebnisse als Unternehmen, die Familienbetriebe zählen nicht nur in In- multinationalen Konzernen mit globaler nicht in Familienbesitz sind. Dennoch dien, sondern weltweit zur Kategorie der Präsenz geworden sind. In Indien sind zeigt sich, dass in Indien wie auch weltweit Kleinst-, kleinen und mittleren Unterneh- Familienunternehmen bei der Nationen- Familienunternehmen oft um ihr Überle- men, obwohl viele im Laufe der Zeit zu bildung und der Schaffung von Arbeits- ben kämpfen. Global betrachtet, werden 14 JOURNAL Ausgabe 13
PARTNERLÄNDER nur 30 Prozent dieser Betriebe vom Grün- der an die zweite Generation übergeben und nur knapp zehn Prozent werden auch in dritter Generation weitergeführt. Übergabe an die nächste Generation nicht immer reibungslos Für den Fortbestand und den Erfolg in zweiter und dritter Generation sind In- novations- und Anpassungsfähigkeit ent- scheidend. Nur Unternehmen, die sich an Änderungen anpassen, aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien sind, sich neu erfinden und interne als auch exter- ne Einflussfaktoren im Auge behalten, können sich halten und wachsen. Erfolg- reiche Unternehmer der dritten Genera- tion sind gebildet, ehrgeizig, vertrauen in dustry) und CII (Confederation of Indi- • Xenos Impax exportiert Fahrräder an ihre Fähigkeiten und scheuen sich nicht, an Industry) in Zusammenarbeit mit der verschiedene Universitäten in Europa, kalkulierte Risiken einzugehen. Dabei GIZ das Managerfortbildungsprogramm darunter auch die Humboldt-Universi- setzen einige Unternehmensnachfolger (MP) zwischen Deutschland und Indien. tät in Berlin. Dies läuft über ein weiteres das Geschäft voriger Generationen er- In den knapp zehn Jahren konnten über Unternehmen, das nach der Programm- folgreich fort und verbessern die strategi- 700 indische Betriebe davon profitieren. teilnahme gegründet wurde. sche Ausrichtung, Ein Großteil da- • Kiran Rubbers konnte Geschäftskon- während andere ei- von sind Famili- takte mit deutschen Partnern aufbauen nen diversifizierten Erfolgreiche Unternehmer enunternehmer, und liefert in Kürze die erste Bestellung Ansatz verfolgen der dritten Generation sind zum Teil in der seiner wasserdichten Membranproduk- und neue Unter- gebildet, ehrgeizig, vertrau- zweiten und drit- te. Diese neuartige Gummimembran nehmen gründen, en in ihre Fähigkeiten und ten Generation, ist kostengünstiger und effizienter für weitere Branchen scheuen sich nicht, kalku- die in Indien die Verleguntergründe als Bitumen oder As- und Märkte er- Basis der Unter- phalt-basierte Wasserabdichtungen. lierte Risiken einzugehen obern. Für jeden nehmerschaft dar- • Machinecraft hat sich von einem deut- indischen Unter- stellen. Durch das schen Unternehmen im Bereich Toi- nehmer der zweiten oder dritten Ge- MP wird ihnen nicht nur die Bedeutung lettenreinigung inspirieren lassen und neration stellen sich einige Herausfor- einer globalen Perspektive, der Wettbe- führte das Konzept in Indien ein, um derungen. Zu den größten gehören die werbsvorteil durch den Einsatz moderns- die Swachh-Bharat-Mission, eine Kam- folgenden: ter Technologie oder die Nutzung der pagne zur landesweiten Reinigung von richtigen Ressourcen vermittelt, sondern Straßen und Infrastruktureinrichtun- • Mehrfachbesetzung von Führungsposi- auch die Überwindung kultureller und gen, der indischen Regierung zu un- tionen durch Familienmitglieder sprachlicher Hürden nähergebracht. Eine terstützen. Hinzu kommt eine neue • Ineffiziente Nachfolgeregelungen auf- Reihe von Best-Practice-Anwendungen Partnerschaft mit einer bayerischen Fir- grund schlechter Kommunikation zwi- werden von vielen indischen Unterneh- ma. Machinecraft wird zukünftig FRI- schen der alten und neuen Generation men heute umgesetzt. Dazu gehören hö- MO-Maschinen unter Lizenz für den • Entscheidungsbefugnisse obliegen aus- here Investitionen in Infrastruktur und asiatischen Markt herstellen. schließlich den Eigentümern und sind Automatisierung ebenso wie die Schaf- nicht faktenorientiert fung einer Kultur des Kümmerns und Die nächste Generation indischer Un- • Fragen der Vermögensverwaltung Teilens unter den Mitarbeitern. Verstärkt ternehmen ist ihren Firmen eng verbun- • Vetternwirtschaft und fehlendes Ver- definieren Unternehmer ihre langfristigen den und entschlossen, sie zu stärken. Sie trauen zu außerfamiliären Mitarbeitern Unternehmensziele, setzen Schwerpunkte scheut nicht davor zurück, Prozesse, Pro- • Fehlende Innovation und fehlender Tech- und eruieren Möglichkeiten, wie sie ihr dukte oder Leistungen zu optimieren, um nologieeinsatz in Geschäftsprozessen Wachstum über Partnerschaften steigern global zu bestehen und geht kalkulierte können. In immer mehr indischen Firmen Risiken ein, um neue Erfolgsgeschichten Neues Unternehmertum dank Impulsen etabliert sich eine Innovations- und Feed- zu schreiben. aus Deutschland back-Kultur und zunehmend wird Wert auf Lob und Anerkennung von Leistung Über den Autor Mritunjay Kumar arbeitet als Co-Direktor und Leiter des Seit 2009 organisieren die beiden größ- gelegt. Exemplarisch seien hier einige in- FICCI Quality Forum, einer Sonderabteilung für Beratung und ten indischen Industrie- und Unterneh- dische Unternehmen genannt, die für eine Weiterbildung der indischen Handelskammer FICCI. Seit 2017 leitet er das Deutsch-Indische Managerfortbildungsprogramm merverbände FICCI (Federation of erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem (IGMTP) bei FICCI. Er ist Experte für Projektmanagement- und Indian Chambers of Commerce and In- MP stehen: Qualitätsmanagementsysteme. 15
PARTNERLÄNDER Die kirgisische Industrie- und Handelskammer koordiniert das MP vor Ort im Auftrag der GIZ. Hauptansprechpartner für Interessenten und Stakeholder des Programms ist ein eigenes Trainingszentrum der IHK. Dessen Leiter Rustam Baltabaev hat sich vier Wochen lang in Deutschland umgesehen und dabei vieles über deutsches Unternehmertum und KMU-Förderung erfahren. „Unternehmer plauderten auch mal aus dem Nähkästchen“ 16 JOURNAL Ausgabe 13 Das Trainingszentrum der kirgisischen IHK ist auch Ansprechpartner für den Einsatz im Rahmen des Senior Experten Service (SES) in Kirgisistan.
PARTNERLÄNDER Rustam Baltabaev mit Mitarbeitern des MP bei der GIZ in Bonn und Programmteilnehmern in Köln „Die Menschen in Deutschland sind Unter dem Dach der IHK ist das Zentrum Unternehmensberatung. Dies sind Spielfel- höflich und aufgeschlossen. Das Land ist Hauptansprechpartner für das Manager- der, in denen das MP gute Dienste leiste, so mir ans Herz gewachsen.“ Rustam Bal- fortbildungsprogramm in dem kleinen Baltabaev. Auch helfe das Managerfortbil- tabaev hört sich sehr begeistert an, wenn zentralasiatischen Land. dungsprogramm direkt und indirekt, die er über seinen Aufenthalt in Deutschland Ziele der IHK Kirgisistan zu erreichen: An erzählt. Der Leiter des Trainingszentrums Bestens gerüstet für die MP-Koordination oberster Stelle die Förderung der heimi- der Industrie- und Handelskammer von schen Wirtschaft und damit verbunden der Kirgisistan in Bischkek war allerdings nicht Als Programmkoordinator ist Rustam Aufbau einer marktwirtschaftlichen Infra- als Tourist vor Ort. Er nahm an einem Baltabaev seit Kurzem an der Auswahl struktur. Kirgisistan soll besser an die Welt- Deutschlandaufenthalt teil, organisiert vom der Bewerber für das MP beteiligt. Die wirtschaft angebunden werden, indem die Managerfortbildungsprogramm (MP). Als vierwöchige Reise nach Deutschland half IHK gute Außenhandelsbedingungen Programmkoordinator des MP in seinem ihm dabei, einen tieferen Einblick in das schafft. Ebenso will man den Export stärker Heimatland war dies für ihn eine beson- Programm zu bekommen. Das ist wichtig, fördern und die Handels- und Wirtschafts- dere Erfahrung. denn schließlich ist seine Institution nicht beziehungen mit dem Ausland ausweiten. nur für die Gesamtkoordinierung des Pro- Seine Einrichtung ist ein recht junges Kind gramms auf kirgisischer Seite zuständig, Nahaufnahme KMU-Förderung der IHK in Kirgisistan: Gegründet wurde sondern informiert Unternehmen und sie 2016, um den großen Bedarf der Un- Bewerber über das Auswahlverfahren. 97 Prozent der mehr als 1.030 Mitglieds- ternehmen an Weiterbildungen und Infor- Zusammen mit der GIZ wählt das Zen- unternehmen der IHK Kirgisistan sind mationen zu stillen. „Wir haben uns über trum die Teilnehmer aus und bereitet sie klein- und mittelständische Unterneh- die Erfahrungen anderer IHKs informiert auf ihren Aufenthalt in Deutschland vor. men – weshalb für Baltabaev der Einblick und vieles für unsere Bildungseinrichtung Wichtig ist zusätzlich die Nachbereitung in die KMU-Förderung in Deutschland übernommen“, sagt Rustam Baltabaev. Das im Land, das Follow-up und die Kontakt- besonders interessant war. „Die Firmen Trainingszentrum besetze inzwischen eine pflege mit den Alumni, das ebenfalls vom werden hier nicht mit finanziellen Mit- wichtige Nische, Unternehmer könnten Trainingszentrum organisiert wird. teln unterstützt, sondern mit speziellen bei ihnen fortlaufend Trainings und Kur- Angeboten bei Weiterbildungen und mit se besuchen, die inhaltlich auf deren Be- Als Leiter des Trainingszentrums sei er Informationen über neue Technologien“, darf abgestimmt seien und qualitativ den verantwortlich für die Fachaufenthalte so sein Fazit. Ebenfalls horizonterwei- neuesten Erfordernissen, insbesondere im im Ausland, die Kontaktanbahnung und ternd waren die Besichtigungen in nord- Kontext der Globalisierung, entsprechen. Pflege mit ausländischen Partnern und die rhein-westfälischen Firmen wie der Grohe AG, der WILO SE, der Trubatec GmbH, der KHS GmbH, der Monolith GmbH und Derra, Meyer & Partner Rechtsan- wälte. „Wir konnten alle unsere Fragen stellen und trafen auf große Bereitschaft, Die Industrie- und Handelskammer von Kirgisistan für uns aus dem Nähkästchen zu plau- dern“, blickt Rustam Baltabaev zurück. Die IHK Kirgisistan vertritt mehr als 50 Wirtschaftsverbände aus sämtlichen Branchen und allen Re- gionen des Landes. Sie wurde im Dezember 1959, also noch zu Zeiten als Kirgisistan ein Teil der Sein Deutschlandaufenthalt, so der Kir- Sowjetunion war, gegründet. 1994 wurde sie vom kirgisischen Parlament, der Dschogorku Kenesch, gise, sei organisatorisch bis ins kleinste auf eine neue gesetzliche Grundlage gestellt. Die IHK ist eine nichtstaatliche, gemeinnützige Organi- Detail durchdacht gewesen, wofür er der sation. Sie soll unter anderem Unternehmerinteressen gegenüber den staatlichen Behörden vertreten GIZ und dem Fortbildungszentrum Carl und schützen, den Export und das Image der einheimischen Wirtschaft fördern, Kontakte mit auslän- Duisberg Centren dankbar ist. Deutsch- dischen Unternehmen und Unternehmensverbänden anbahnen und pflegen und zu Investitionen an- land sei ein Land, das in Bezug auf den regen. Außerdem organisiert sie Fort- und Weiterbildungsangebote für Unternehmen und steht für die richtigen Umgang mit Zukunftstechnolo- Regeln der Grundsätze unternehmerischer Ethik und sozialer Verantwortung ein. In Zusammenarbeit gien und die wirtschaftliche Entwicklung mit den Regierungsstellen entwirft sie Strategien zur Verbesserung des Geschäfts- und Investitions- beispielhaft sein kann: „Hier hat sich wie- klimas. Für ihre Mitglieder organisiert sie Messeauftritte sowie Bildungsangebote und bietet ihnen der einmal bewahrheitet, dass Perfektion Rechtsberatung an. Die IHK führt auch eine Liste mit zuverlässigen Geschäftspartnern und hilft bei keine Grenzen kennt.“ Streitfällen durch Mediation. 17
PARTNERLÄNDER Vietnam: Tor zum südostasiatischen Markt Mitten im wirtschaftlich dynamischen Umfeld der ASEAN-Staaten gelegen, Einen Beitrag zu den regen Handelsbe- bietet Vietnam mit verschiedenen Freihandelsabkommen einen der offens- ziehungen zwischen Deutschland und ten Marktzugänge in ganz Asien. Davon profitieren vietnamesische und Vietnam leistet auch das Managerfort- bildungsprogramm (MP), das die Gesell- deutsche Unternehmer gleichermaßen, seit 10 Jahren auch im Manager- schaft für internationale Zusammenarbeit fortbildungsprogramm. (GIZ) seit zehn Jahren gemeinsam mit der vietnamesischen Industrie- und Handels- kammer, der Vietnam Chamber of Com- Deutschland ist der wichtigste europäische Vietnam, vor allem Elektronik, Maschi- merce and Industry (VCCI), organisiert. Handelspartner für Vietnam. Mit dem für nen und Anlagen, Kraftfahrzeuge und „Dieses Programm gibt den Teilnehmern Anfang 2019 geplanten Inkrafttreten des Chemieprodukte. Wichtigste Importe aus sehr viel. Ich habe mit den Managern ge- Freihandelsabkommens mit der Europäi- Vietnam waren 2017 ebenso Elektronik, sprochen, die aus Deutschland zurück- schen Union werden die wirtschaftlichen aber auch Hardware, Textilien, landwirt- gekommen sind: Sie haben nicht nur Beziehungen noch einfacher. Waren „made schaftliche Erzeugnisse und Meeresfrüch- Skills mitgebracht, sondern auch Verträge in Vietnam“ haben einen besonders güns- te für 9,58 Milliarden Euro. abgeschlossen und die Import- und Ex- tigen Zugang zu den größten Wirtschafts- räumen der Welt – und internationale Investoren können verschiedene Freihan- delsabkommen mit vergleichsweise nied- rigen Produktionskosten kombinieren. So investieren in jüngster Zeit immer mehr Über das MP in Vietnam in- und ausländische Firmen in neue Werke am Standort Vietnam, um von diesen Vor- Seit 1998 nimmt Vietnam am Managerfortbildungsprogramm teil. Die vietnamesische Industrie- und zügen zu profitieren. Handelskammer (Vietnam Chamber of Commerce and Industry, VCCI) ist der Durchführungspartner im Land. Jährlich reisen etwa 50 Führungskräfte nach Deutschland. Im März 2011 gründeten die 2017 exportierte Deutschland Waren Absolventen des Programms eine Alumni-Vereinigung, um den Austausch unter den vietnamesischen im Wert von 3,48 Milliarden Euro nach Teilnehmenden sowie die Vernetzung mit der deutschen Wirtschaft zu fördern. 18 JOURNAL Ausgabe 13
PARTNERLÄNDER Ltd., – und eröffnet seither größtenteils dehnung von 2.000 Kilometern, aber auch deutschen Kunden den Zugang zur asia- die Hafenlogistik und der Ausbau regionaler tischen Wirtschaftsgemeinschaft ASEAN Flughäfen wurden schon entschieden ver- mit einem Binnenmarkt von zehn Län- bessert. Hier will der Staat bis 2020 knapp dern und über 620 Millionen Konsumen- vier Milliarden US-Dollar investieren. ten. „Die Managerfortbildung hat mir bei dem Sprung in die Selbstständigkeit ge- Tiger und 3. Reisweltmeister holfen: Ich konnte an Trainings in Berlin, Dresden und Stuttgart teilnehmen. Das Beim heutigen Entwicklungsstand ist bei- hat es mir leichter gemacht, die deutsche nahe unvorstellbar, dass in Vietnam noch Kultur und das deutsche Geschäftsver- 1985 eine große Hungersnot herrsch- halten zu verstehen“, sagt die Unterneh- te, die ein Auslöser für die sogenannte merin. Ihr Wissen gibt sie regelmäßig bei Doi-Moi-Politik war – übersetzt eine Poli- den Alumni-Treffen weiter. tik der „Erneuerung“ –, die grundlegende Wirtschaftsreformen und ein Umfeld für Auch Le Minh Hai hat am MP teilgenom- ein relativ freies unternehmerisches Han- men. Als stellvertretender Leiter Vertrieb deln in einer sozialistischen Republik ge- der vietnamesischen Hafengesellschaft Hai schaffen hat. Außenpolitisch hat sich Viet- Phong Port Holding Ltd. erhoffte er sich nam dafür stark geöffnet und nicht nur die von seinem Aufenthalt in Deutschland vor Zusammenarbeit mit den südostasiatischen allem den Ausbau seiner Managementfä- ASEAN-Ländern, sondern auch mit den higkeiten und die Möglichkeit, eines der Vereinigten Staaten, der Europäischen Uni- wirtschaftsstärksten Länder Europas ken- on sowie mit Japan und Australien gesucht. nenzulernen. Seine Erwartungen wurden Das hat Vietnam letztlich zu einem rasan- port-Beziehungen zwischen Vietnam und erfüllt: „Ich habe erfahren können, wie sich ten Wirtschaftswachstum mit einer aufstre- Deutschland ausgebaut“, sagt Hoang Van die Deutschen verhalten, wie sie arbeiten benden Mittelschicht und einem seit Jahren Anh, Deputy Director General Member- und Geschäfte machen – und was sie von wachsenden Bruttoinlandsprodukt über ship und Training bei der VCCI. ihren vietnamesischen Partnern erwarten“, sechs Prozent (2017: 6,8 Prozent) verholfen. sagt Hai. Dieses Wissen hat er noch im Etwa 600.000 Unternehmen sind in Vi- Jahr der Teilnahme umgesetzt, zwei Mehr- etnam registriert, die meisten davon eher zweckkräne von einem brandenburgischen kleine oder mittlere Betriebe. 530 dieser Unternehmen gekauft und den Geschäfts- Firmen haben seit 2008 Führungskräfte im kontakt weiter ausgebaut. Rahmen des MP zur Geschäftsanbahnung nach Deutschland entsendet. Die Teilneh- Standortvorteil junge Bevölkerung mer kommen zu über 90 Prozent aus klei- nen und mittelständischen Unternehmen Nguy und Hai sind zwei von bislang 530 aus den Sektoren Produktion (42 Prozent), Beispielen für den fruchtbaren Austausch Handel (40 Prozent) und Dienstleistun- im MP. Als Gründe für ein erfolgreiches gen (16 Prozent). „Es ist sehr gut für uns, Unternehmertum und die äußerst dyna- Geschäftsleute aus den beiden Ländern mische Entwicklung der vietnamesischen zusammenzubringen. Wir möchten von Volkswirtschaft nennt die Delegation der anderen Ländern lernen, mehr über die deutschen Wirtschaft in Vietnam (AHK) Märkte und Menschen in Deutschland er- vor allem Motivation, Lohnniveau und In- fahren“, so Hoang Van Anh. frastruktur: Insbesondere die jungen und motivierten Arbeitskräfte sind ein Stand- Hoang Van Anh koordiniert das MP bei der vietnamesi- Mit deutschen Handelspartnern zum Erfolg ortvorteil: Von den 93 Millionen Einwoh- schen Industrie- und Handelskammer VCCI. nern sind 65 Prozent jünger als 40 Jahre – Die Exportorientierung Vietnams spie- und sie sind zunehmend besser ausgebildet. Zu diesen Wachstumsdaten passt, dass gelt sich auch in den regen Kooperations- Das Lohnniveau in Vietnam ist nach wie Vietnam sich nach Indien und Thailand absichten der Führungskräfte wider, die vor deutlich niedriger als in einigen ande- zum drittgrößten Reis-Exporteur der branchenübergreifend am MP teilgenom- ren ASEAN-Nachbarländern oder China, Welt entwickelt hat. Diese wirtschaftli- men haben. So etwa Unternehmerin Anh steigt aber kontinuierlich an. Was wiede- che Dynamik bei einem politisch stabilen Nguy, die im Alter von 27 Jahren zur Fort- rum zu einem belebten Binnenmarkt mit Umfeld spiegelt sich in den immer neuen bildung nach Deutschland reiste. In der wachsender Mittelschicht und dem ent- Bezeichnungen, die für Vietnam gefun- Acht-Millionen-Metropole Ho Chi Minh sprechenden Konsum führt. Des Weiteren den werden: Tigerstaat, China plus 1 oder City arbeitete die MBA-Absolventin als unternimmt die vietnamesische Regierung „Next Eleven“ als ehrgeizige Nachfolger Projektleiterin für eine deutsche Wirt- große Anstrengungen, die Infrastruktur zu der BRIC-Staaten. schaftsberatung. Mit 30 Jahren gründete verbessern: Im Vordergrund steht der Stra- sie ihre eigene Firma, die Sanet Vietnam ßenbau mit einer geplanten Nord-Süd-Aus- 19
PARTNERLÄNDER Usbekistans Zukunft: High Potentials Nabijon Kasimov 20 JOURNAL Ausgabe 13
PARTNERLÄNDER Die usbekische Wirtschaft erlebt derzeit einen Aufschwung. Die jungen, gut Welche Bedeutung hat das Programm ausgebildeten Unternehmer des zentralasiatischen Landes setzen dabei heute für Sie in Ihrer Tätigkeit als Bot- zunehmend auf den europäischen Markt. Seit 2006 nimmt Usbekistan schafter? Durch das Managerfortbildungsprogramm an „Fit for Partnership with Germany“ teil und hat seitdem über 400 habe ich die Mentalität deutscher Unterneh- Führungskräfte zur Fortbildung nach Deutschland gesandt. Einer von ihnen mer verstehen gelernt, ich habe die deutsche ist Nabijon Kasimov, der das Programm 2011 als Teilnehmer durchlief und Unternehmensphilosophie sozusagen von heute Botschafter der Republik Usbekistan in Deutschland ist. Im Interview innen studiert. Die Erfahrungen und Er- spricht er darüber, was das Managerfortbildungsprogramm (MP) für sein kenntnisse von damals helfen mir auch bei Land bedeutet und wie er persönlich davon bis heute profitiert. meiner heutigen Arbeit. Es ist eine Binsen- weisheit, dass es für den Erfolg jeder Unter- nehmung moderne Managementmethoden und qualifizierte Manager mit Know-how Herr Kasimov, welche Eindrücke sind Ih- braucht, sei es in einem Produktionsbetrieb, nen von Ihrer Teilnahme am MP beson- einem Krankenhaus, einem Sportclub oder ders im Gedächtnis geblieben? eben in einer Botschaft. In meiner derzei- Im Jahr 2011 hatte ich das Glück, an die- tigen Position als Leiter einer Auslands- sem einzigartigen Programm teilnehmen Alumni sollten die neuen vertretung besteht eine meiner wichtigsten zu dürfen. Das Wissen, das ich damals Kontakte nicht nur pflegen, Aufgaben darin, die bilateralen Wirtschafts- erwerben konnte, die Möglichkeit, die Ar- sondern in konkrete ge- und Handelsbeziehungen auf allen Ebenen beitsweise deutscher Unternehmen und zu stärken. Dabei bemühe ich mich, mein meinsame Projekte münden deren Managementmethoden, aber auch Wissen so einzusetzen, dass es für deutsche die Praxis der Außenwirtschaftsförderung lassen. Unternehmen attraktiv ist, mit usbekischen kennenzulernen, haben mich bereichert Partnern zu kooperieren, beispielsweise im und mir eine profunde Vorstellung von Handel oder auch im Investitionsbereich. den Grundlagen des Unternehmensma- nagements vermittelt. Ich halte das Pro- wir ein vitales Interesse daran, das Manager- Und was geben Sie zukünftigen Pro- gramm für sehr effizient, besonders den fortbildungsprogramm fortzuführen und die grammteilnehmern und Alumni mit auf Umstand, dass die Teilnehmer durch die Zahl der usbekischen Teilnehmer deutlich den Weg? Unternehmensbesuche vor Ort das reale zu erhöhen. Gern möchten wir usbekische Vor allem empfehle ich jedem, die Zeit in Tagesgeschäft der Betriebe kennenlernen. Branchengruppen zu konkreten Wirt- Deutschland so effizient wie möglich zu nut- Dieser Einblick in die Praxis kann gar schaftszweigen nach Deutschland schicken. zen und sich genau anzusehen, wie deutsche nicht hoch genug bewertet werden, denn Beispielsweise würden wir gern Fachaufent- Unternehmen arbeiten, vor allem im Marke- schon in Goethes Faust heißt es schließ- halte für unsere Manager in Bereichen wie ting. Außerdem sollte man so viele Kontakte lich: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, Straßenbau, Standardisierung und Zerti- wie möglich knüpfen und sich neue Ideen zu und grün des Lebens goldner Baum. fizierung, Transportlogistik, Tiermedizin, eigen machen. Den Alumni empfehle ich, Landwirtschaft, chemische Industrie oder IT die neuen Kontakte nicht nur zu pflegen, Usbekistan ist seit 2006 Partner des MP. durchführen. Wir hoffen, dass es uns gelingt, sondern in konkrete gemeinsame Projekte Welche Rolle spielt das Programm heute diese komplexen und sinnvollen Programm- münden zu lassen und die deutschen Partner für das Land? aspekte mit unseren deutschen Partnern um- aktiv von den Vorteilen einer Kooperation Für Usbekistan sind, wie für jedes andere zusetzen. mit Usbekistan zu überzeugen. Allen ehema- moderne Land auch, qualifizierte, fähige ligen und allen zukünftigen Programmteil- und entscheidungsstarke Führungskräfte nehmern wünsche ich viel Erfolg und alles von essentieller Bedeutung. Von der Teilnah- erdenklich Gute. me am MP haben unsere Manager rundum profitiert und somit natürlich auch die usbe- kische Wirtschaft. Zahlreiche Unternehmer MP Usbekistan in Zahlen arbeiten seit ihrem Deutschlandaufenthalt viel strategischer. Viele Firmen haben ein Seit Programmstart 2006 fand jährlich mindestens eine Customer-Relationship-Management und ein Qualitätsmanagement eingeführt und Auswahlrunde statt, an denen mehr als 1.000 Interessenten die Zusammenarbeit mit deutschen Unter- teilgenommen haben nehmen ausgebaut. Dadurch konnten sie Mehr als 400 Teilnehmer reisten zur Fortbildung nach ihren Umsatz signifikant steigern und neue Deutschland Arbeitsplätze schaffen. Im Kontext des glo- balen Wettbewerbs legen wir in Usbekistan Die Teilnehmer kommen aus den folgenden Branchen: besonders viel Wert auf Innovation und 65% Produzierendes Gewerbe, 22% Dienstleistungs- bedarfsgerechte Modernisierung der Wirt- sektor, 13% Handel schaft, Exportförderung und Anreize für unternehmerische Initiative. Deshalb haben 21
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