Management-Reihe Corporate Social Responsibility

Die Seite wird erstellt Amelie Bernhardt
 
WEITER LESEN
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Management-Reihe Corporate Social
Responsibility
Herausgegeben von
René Schmidpeter
Dr. Jürgen Meyer Stiftungsprofessur für
Internationale Wirtschaftsethik und CSR
Cologne Business School (CBS)
Köln, Deutschland
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Das Thema der gesellschaftlichen Verantwortung gewinnt in der Wirtschaft und Wissen-
schaft gleichermaßen an Bedeutung. Die Management-Reihe Corporate Social Respon-
sibility geht davon aus, dass die Wettbewerbsfähigkeit eines jeden Unternehmens davon
abhängen wird, wie es den gegenwärtigen ökonomischen, sozialen und ökologischen Her-
ausforderungen in allen Geschäftsfeldern begegnet. Unternehmer und Manager sind im
eigenen Interesse dazu aufgerufen, ihre Produkte und Märkte weiter zu entwickeln, die
Wertschöpfung ihres Unternehmens den neuen Herausforderungen anzupassen sowie ihr
Unternehmen strategisch in den neuen Themenfeldern CSR und Nachhaltigkeit zu po-
sitionieren. Dazu ist es notwendig, generelles Managementwissen zum Thema CSR mit
einzelnen betriebswirtschaftlichen Spezialdisziplinen (z.B. Finanz, HR, PR, Marketing
etc.) zu verknüpfen. Die CSR-Reihe möchte genau hier ansetzen und Unternehmens-
lenker, Manager der verschiedenen Bereiche sowie zukünftige Fach- und Führungskräfte
dabei unterstützen, ihr Wissen und ihre Kompetenz im immer wichtiger werdenden The-
menfeld CSR zu erweitern. Denn nur, wenn Unternehmen in ihrem gesamten Handeln
und allen Bereichen gesellschaftlichen Mehrwert generieren, können sie auch in Zukunft
erfolgreich Geschäfte machen. Die Verknüpfung dieser aktuellen Managementdiskussi-
on mit dem breiten Managementwissen der Betriebswirtschaftslehre ist Ziel dieser Reihe.
Die Reihe hat somit den Anspruch, die bestehenden Managementansätze durch neue Ideen
und Konzepte zu ergänzen, um so durch das Paradigma eines nachhaltigen Managements
einen neuen Standard in der Managementliteratur zu setzen.

Weitere Bände in dieser Reihe
http://www.springer.com/series/11764
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Alexandra Hildebrandt  Werner Landhäußer
(Hrsg.)

CSR und Digitalisierung
Der digitale Wandel als Chance und
Herausforderung für Wirtschaft und
Gesellschaft
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Herausgeber
Alexandra Hildebrandt                                     Werner Landhäußer
Burgthann, Deutschland                                    Mader GmbH & Co. KG, geschäftsführender
                                                          Gesellschafter
                                                          Leinfelden-Echterdingen, Deutschland

ISSN 2197-4322                               ISSN 2197-4330 (electronic)
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
ISBN 978-3-662-53201-0                       ISBN 978-3-662-53202-7 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-53202-7

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillier-
te bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer Gabler
© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich
vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere
für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verar-
beitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt
auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-
und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem
Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder
die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler
oder Äußerungen.

Einbandabbildung: Michael Bursik

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.

Springer Gabler ist Teil von Springer Nature
Die eingetragene Gesellschaft ist Springer-Verlag GmbH Germany
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Vorwort des Reihenherausgebers:
Digitaler Wandel als Chance für ein neues
Nachhaltigkeitsparadigma1

Unsere Wirtschaft wandelt sich aufgrund der Digitalisierung derzeit in rasender Ge-
schwindigkeit. Was vor rund 20 Jahren in den Führungsschmieden gelehrt wurde,
bestimmte das gemeinhin anerkannte strategische Managementhandeln. Die in den
1990er-Jahren entwickelten Managementansätze (Stakeholder-Value-Maximierung) und
Sichtweisen (rein meist monetär ausgerichtete Unternehmensstrategien) hatten in einer
Zeit der vermeintlich grenzenlosen Ressourcen vorerst große Erfolge gefeiert und ihre
Gültigkeit durch ein rasches ökonomisches Wachstum vermeintlich bestätigt. Dies änderte
sich jedoch spätestens mit dem Zeitpunkt, in dem sich die globalen Rahmenbedingun-
gen massiv veränderten. Denn knappe Ressourcen, demografische Veränderungen und
nicht zuletzt die Finanzkrise haben aufgezeigt, dass Gewinne auch in einer globalisierten
Wirtschaft nicht auf Dauer zulasten Dritter bzw. der Umwelt gemacht werden können.
   Daraus ergaben sich in den letzten Jahren für die Unternehmen weitreichende Heraus-
forderungen in der Gestaltung ihrer Wertschöpfungsstrategien und -prozesse. Insbesonde-
re die Digitalisierung beschleunigt die längst notwendige Entwicklung neuer nachhaltiger
Unternehmensansätze abermals. So werden derzeit ganze Branchen gleichzeitig sowohl

1
 Im Sinne der leichteren Lesbarkeit schließt in diesem Buch die männliche Form jeweils auch die
weibliche mit ein.

                                                                                             V
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
VI                                                        Vorwort des Reihenherausgebers

vom verstärkten gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskurs als auch den disruptiven Inno-
vationen insbesondere aus der IT-Branche erschüttert.
    So leiden die Banken an fehlenden Geschäftsmodellen mit Bezug zur Realwirtschaft.
Sie suchen daher die Flucht in neu geschaffene (selbstreferenzielle) Finanzmärkte, die
jedoch durch Blasenbildung immer volatiler und instabiler werden. Die Energiebranche
muss Antworten auf die Dezentralisierung der Energiegewinnung und Demokratisierung
des Energiemarkts finden. Die Medienbranche sieht sich schon lange mit den neuen
Vernetzungs- und Kommunikationsmöglichkeiten des Internets konfrontiert, die ehemals
hochlukrative Geschäftsmodelle des Publizierens ad absurdum führen. Und nun wird
auch in der Automobilbranche von namhaften deutschen Zuliefern vermehrt über die
Zusammenarbeit mit großen amerikanischen IT-Unternehmen spekuliert. Die Automobil-
und Unterhaltungsbranche nähern sich dabei immer weiter aneinander an und stellen im-
mer weitreichendere Neuheiten und Konzepte im Bereich „Smart Cars“ vor. Sowohl die
fortschreitende Digitalisierung als auch die gesellschaftlichen Diskussionen um Klima-
wandel, Abgaswerte und Urbanisierung werden die Einführung emissionsfreier Antriebe
weiter forcieren und die Geschichte der Mobilität neu schreiben.
    Durch diese Effekte der Globalisierung und Digitalisierung, wird der externe Druck auf
die grundlegende Veränderung der Geschäftsmodelle als Ganzes immer größer. Der Spiel-
raum, auf die gegenwärtig massiven Veränderungen eigenverantwortlich zu reagieren, ist
jedoch aufgrund der in der Vergangenheit forcierten eindimensionalen Prozessoptimie-
rung, starren Anreizsysteme und damit fehlenden Handlungsspielräumen im Management
oft nur schwer möglich. Es braucht daher ein neues Managementparadigma, das sowohl
die menschlichen Bedürfnisse als auch die Eigenverantwortung wieder konsequent in alle
Strukturen, Prozesse und somit in die Unternehmensentscheidungen (re-)integriert.
    Zwar wurden in den letzten Jahren immer höhere betriebliche Nachhaltigkeitsziele de-
finiert, um die Umwelt- bzw. Sozialbelastung zu verringern, jedoch wurde der positive
Beitrag („positive impact“) dieser Verantwortungsübernahme oft nicht ausreichend für
die Wertschöpfungsidee des Unternehmens genutzt. Vielmehr wurde Nachhaltigkeit oft
als rein defensives und limitierendes Konzept, das die ökonomische Leistungsfähigkeit
bremst, gesehen.
    Denkt man jedoch Nachhaltigkeit aus einer konsequent unternehmerischen Perspekti-
ve, geht diese weit über eine reine Vermeidungslogik hinaus. Denn für Unternehmer ist
es insbesondere wichtig, die positiven Auswirkungen ihres Handelns zu managen bzw.
zu steigern. Bei dieser progressiven Sichtweise geht es nicht mehr zentral darum, den
Schaden unternehmerischen Handelns zu minimieren, sondern die Wertschöpfung des
Unternehmens für die Gesellschaft zu erhöhen. Anstelle des Paradigmas der Schadens-
vermeidung bedarf es daher des neuen Paradigmas der positiven Wertschöpfung – dieses
neue Corporate-Social-Responsibility(CSR)-Paradigma ist auch Basis für die notwendi-
gen Innovationsprozesse in der Wirtschaft.
    Dabei steht nicht das moralische Motiv des altruistischen Gebens im Vordergrund, son-
dern die ökonomische und gesellschaftliche Sinnhaftigkeit. Es geht bei diesem neuen
CSR-Ansatz nicht um das Durchbrechen der Wettbewerbslogik, wie von Sozialroman-
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Vorwort des Reihenherausgebers                                                         VII

tikern oft gerne dargestellt, sondern ganz im Gegenteil: Es weitet die Marktmöglichkeiten
durch die immer neuen Möglichkeiten der Digitalisierung aus. Dies schafft sowohl Mehr-
wert für die Gesellschaft als auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Die offene Gesellschaft
und soziale Marktwirtschaft sollen dabei gerade nicht durch sozialistische oder antiöko-
nomische Ansätze ersetzt, sondern die Potenziale des freien Unternehmertums im Wandel
der Digitalisierung effizient und effektiv genutzt werden, um die drängenden gesellschaft-
lichen Herausforderungen unternehmerisch zu lösen. Davon profitieren sowohl unsere
Gesellschaft als auch die Unternehmen. Die Digitalisierung ist damit eine große Chance,
Freiheit und Verantwortung neu zu denken! In der Management-Reihe Corporate Social
Responsibility zeigt die nun vorliegende Publikation mit dem Titel CSR und Digitalisie-
rung diese neue unternehmerische Sichtweise auf Verantwortung auf: zum einen durch
neueste Erkenntnisse im Bereich der Digitalisierung, zum anderen durch konkrete Pra-
xisbeispiele aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Das Buch stellt damit erstmals
innovative Instrumente für den strategischen Umgang mit den Herausforderungen der
Digitalisierung unter Einbezug der aktuellen Nachhaltigkeits- und CSR-Diskussion zur
Verfügung.
    Alle Leserinnen und Leser sind damit herzlich eingeladen, die in der Reihe dargeleg-
ten Gedanken aufzugreifen und für die eigenen beruflichen Herausforderungen zu nutzen
sowie mit den Herausgebern, Autoren und Unterstützern dieser Reihe intensiv zu disku-
tieren. Ich möchte mich last, but not least sehr herzlich bei Alexandra Hildebrandt und
Werner Landhäußer für ihr großes Engagement, bei Michael Bursik und Janina Tschech
vom Springer Gabler Verlag für die gute Zusammenarbeit sowie bei allen Unterstützern
der Reihe aufrichtig bedanken und wünsche Ihnen, werte Leserinnen und Leser, nun eine
interessante Lektüre.

Prof. Dr. René Schmidpeter

Prof. Dr. René Schmidpeter ist ein international anerkannter Stratege für neue Manage-
mentansätze, insbesondere für Corporate Social Responsibility (CSR), sowie Berater und
Bestsellerautor. Er hat den Dr. Jürgen Meyer Stiftungslehrstuhl für internationale Wirt-
schaftsethik und CSR an der Cologne Business School inne. Seit über 15 Jahren arbeitet
und forscht er im Bereich gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Dafür be-
reiste er alle Kontinente und über 30 Staaten, um die länderspezifischen Unterschiede
einer nachhaltigen Unternehmensführung zu beleuchten. René Schmidpeter vermittelt den
Zuhörern in seinen praxisbezogenen Vorträgen, Referaten und Workshops neue Sichtwei-
sen auf aktuelle Herausforderungen im Management. Er arbeitete bereits mit namhaften
Unternehmen aus der Finanz-, Medien- und Technologiebranche sowie mit Wirtschafts-
verbänden zusammen. René Schmidpeter ist Gastlektor an renommierten Hochschulen im
In- und Ausland (Nanjing, Perth, London). Als Herausgeber der innovativen Managemen-
treihe Corporate Social Responsibility bei Springer Gabler gehört René Schmidpeter zu
den jungen Vordenkern der modernen Managementlektüre.
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Vorwort der Herausgeber:
Die Rolle der Digitalisierung:
denken – verstehen – handeln

Alexandra Hildebrandt

Liebe Leserinnen und Leser,

als 2015 der von uns herausgegebene Band CSR und Energiewirtschaft im Springer Gabler
Verlag erschien, war uns bewusst, dass noch etwas folgen muss und ein Thema wie
die Energie(-wende) nicht losgelöst von aktuellen Entwicklungen kommuniziert werden
kann.
   Dazu gehört auch das komplexe Thema Digitalisierung, das sich nicht im Tempo nor-
maler industrieller Entwicklungen vollzieht, sondern viel schneller. Das erfordert neue
Methoden und Denkstile sowie neue Formen interdisziplinärer Zusammenarbeit, etwa mit
Informatikern, Soziologen, Psychologen und Philosophen.
   Wer sich mit dem Megatrend Digitalisierung, der die Welt disruptiv verändert, ausein-
andersetzt, kommt nicht umhin, auch sein Denken zu erneuern.
   Spezialkenntnisse können im Komplexitätszeitalter sehr schnell veralten, sagt acatech
Präsident Prof. Henning Kagermann. Das Thema erfordert Fortbildung, Qualifizierung,
Prozess- und Medienkompetenz gleichermaßen.
   Die digitale Kompetenz der Mitarbeiter ist ein entscheidender Faktor für die Zu-
kunftsfähigkeit von Unternehmen. Das ist ein Ergebnis der #TWR16-Studie zur di-

                                                                                      IX
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
X                                                                 Vorwort der Herausgeber

Werner Landhäußer

gitalen Transformation (https://www.transformationswerk.de/studie/). Die gemeinsam
von der Kommunikationsagentur neuwaerts, Hannover, und der Managementberatung
doubleYUU, Hamburg, erarbeitete Studie untersuchte die Einschätzungen, Bedarfe und
Herausforderungen der digitalen Transformation. Zusammengetragen wurden die Ergeb-
nisse im Transformationswerk Report 2016. Erstmalig wurden Einschätzungen zu Status,
Bedarfen und Erfahrungen der digitalen Transformation separat bei Unternehmensführung
sowie in Informationstechnologie(IT)-, Marketing- und Personalabteilungen ermittelt.
    Über alle Unternehmensbereiche hinweg besteht Einigkeit darüber, dass das Ziel der
digitalen Transformation die Sicherung der Zukunftsfähigkeit ist (90 %). Dennoch verfügt
nur knapp jedes zweite Unternehmen (49 %) überhaupt über eine übergeordnete Strategie.
Digitale Produkte und Services im Kerngeschäft fehlen bei 42 % der Unternehmen bislang
vollständig.
    Eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit in der digitalen Transformation scheitert
heute noch an Abteilungs- und Silodenken sowie mangelhafter interner Kommunikation,
wie auch zahlreiche Beiträge in diesem Band bestätigen.
    Um die notwendige Qualifikationsbedarfe zu decken, fehlt es jedoch nicht an Investiti-
onskapital, sondern schlicht an Wissen (55 %) und Zeit (47 %).
    Für die globale Wettbewerbsfähigkeit müssen Veränderungsprozesse strategisch auf
allen Ebenen angebunden sein. Entscheidende Impulse und Maßnahmen müssen dabei
von der Führungsebene ausgehen.
    Je weiter die vernetzte Produktion fortschreitet, desto stärker wird die Nachfrage nach
Mitarbeitern mit Kenntnissen in IT, Automatisierungstechnik und Robotik sein, die im-
stande sind, eine Helikopterperspektive einzunehmen, die es erlaubt, sich dem Detail zu
widmen, ohne das Ganze aus dem Blick zu verlieren. Denn interdisziplinäre Probleme
können nur mit einem breiten Horizont bewältigt werden. Allgemeinbildung (das, was
Generalisten auszeichnet) ist kein Qualifikationsmangel, wie von Spezialisten oft behaup-
tet wird, sondern eine Grundvoraussetzung im digitalen Zeitalter, Komplexität richtig zu
meistern.
Management-Reihe Corporate Social Responsibility
Vorwort der Herausgeber                                                                   XI

   Bereits die Anpassung der Grundausbildung ist dabei von enormer Bedeutung. Nie-
mand weiß genau, welche Qualifikationen in zehn Jahren gefragt sind. Deshalb sollten
Studiengänge auf ein möglichst breites Fundament gestellt werden (Hildebrandt 2016a).
   In der aktuellen Medienberichterstattung wird immer darauf verwiesen, dass IT der
Schlüsselfaktor ist und sich Unternehmen künftig mehr als „Software-Schmieden“ ver-
stehen. Damit ist ein wichtiger Aspekt angesprochen, der in der Digitalisierungsdebatte
häufig vernachlässigt wird: das Handwerk („Schmiede“), das mit Können und bestimm-
ten Fertigkeiten verbunden ist.
   Bereits 1809 schrieb der Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt, dass man aller-
dings nur ein guter Handwerker ist, wenn man ein aufgeklärter Mensch und Bürger ist.
Das ist eine Grundvoraussetzung für digitales Denken. Die amerikanische Computerwis-
senschaftlerin prägte dafür den Begriff „Computational Thinking“, die ihrer Ansicht nach
zur vierten Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen erklärt werden sollte.
   Mit der digitalen Transformation wird es künftig kaum mehr einen Arbeitsplatz geben,
der nicht von IT durchdrungen ist. Bundesbildungsministerin Johanna Wanker betont zu
Recht, dass wir deshalb bereits in den Schulen auch das handwerkliche (!) und räumliche
Denken stärken müssen. Um die große Entwicklung zu verstehen und sie beeinflussen zu
können, sollten Menschen befähigt werden, ihre digitalen Kompetenzen zu schulen und
die neuen Medien kompetent, selbstbestimmt und verantwortungsvoll zu nutzen (Hilde-
brandt 2017).
   Das spiegelt sich auch im Ansatz dieses Buches wieder, in dem es nicht nur um die
Analyse der großen Zusammenhänge geht, sondern auch um Details und Nebensächlich-
keiten, die hier genauso ernst genommen werden.
   Im Mittelpunkt stehen nicht nur aktuelle gesellschaftliche technologische Entwicklun-
gen, sondern ebenso (im Sinn der Philosophin Hannah Arendt, die für viele Autorinnen
und Autoren dieses Bands prägend ist) Denken, Verstehen, Erleben und Handeln.
   Das Denken nimmt einen besonderen Stellenwert ein, denn wir brauchen heute ein neu-
es Denken, das in der Lage ist, viele Facetten und Perspektiven zu sehen, das große Ganze
zu erfassen, aber auch ins Detail zu gehen und sich von alten Gewohnheiten und geisti-
gem Ballast zu verabschieden. Denn wer nicht trennen kann, ist auch nicht urteilsfähig.
Dazu braucht es Phasen der Reflexion und Distanz, des beweglichen Denkens, das sich im
Althochdeutschen „sinnen“ findet. Es bedeutete so viel wie reisen, gehen, unterwegs sein
(Hildebrandt 2016b).
   Das wichtigste Symbol für das, was heute um uns passiert und unsere Verlorenheit,
aber auch unsere Hoffnung darstellt, ist das Meer: Hier sind wir verloren und gerettet. Hier
begann unser Leben und unsere Wirklichkeit, aber auch die Komplexität, in der wir heute
orientierungslos navigieren, wenn wir es nicht schaffen, vernünftig mit ihr umzugehen
(Hildebrandt 2016c, S. 11).
   Das Meer steht aber auch für die Digitalisierung, für die viele Menschen eine tiefe Nei-
gung haben, aber auch Sorge empfinden, weil das Neue und Unbekannte oft größer und
gefährlicher als das Alte wahrgenommen wird. Das Wort „cyber“ kommt aus dem Grie-
chischen und bezeichnet die Steuerkunst des Seefahrers. Den Ausdruck verwendete der
XII                                                              Vorwort der Herausgeber

amerikanische Mathematiker Norbert Wiener in einem Buchtitel („Cybernetics“) zur Be-
zeichnung der Wissenschaft von Steuerungs-, Kontroll- und Kommunikationsprozessen.
    Mit dem Aufkommen der modernen digitalen Informationstechnik bekam „cyber“ laut
Duden die Bedeutung „die von Computern erzeugte virtuelle Scheinwelt betreffend“.
    Der Neurobiologe Manfred Spitzer beklagt in einem aktuellen Buch Cyberkrank, dass
die digitale Informationstechnik mehr als jede andere Innovation jemals zuvor unser Le-
ben bestimmt, das mit der zunehmenden Digitalisierung unzufriedener, depressiver und
einsamer wird. Doch so schwarzmalerisch, wie einige Kritiker sein Buch sehen, ist es
nicht – es gibt auch viele erhellende Stellen darin, die positiv stimmen:
    „Nur wer schon in der Natur gut zu sehen gelernt hat, kann auch mit Bildschirmen
etwas anfangen. Und nur wer schon etwas weiß, droht nicht im weiten Meer der Informa-
tionen unterzugehen.“ (Spitzer 2016, S. 206)
    Wirklich gefährlich wird der Innovationsdrang im Digitalisierungsbereich, wenn er
sich mit Allmachtsphantasien verbindet. Das ist schnell geschehen, wenn es z. B. um
künstliche Intelligenz geht.
    Die Beiträge in diesem Buch zeigen, dass das Unbekannte aber auch generell Ängste
verursacht, weil keine ausreichenden Informationen vorliegen, wohin die Reise führt. Und
doch muss ständig entschieden werden, um auf dem Meer zu überleben (vgl. das Vorwort
von Fredmund Malik).
    Umso wichtiger wird unser Orientierungssinn, denn er hilft uns, Komplexität und Un-
sicherheiten aushalten zu lernen und die Realität besser zu verstehen.
    In der Wirtschaftsgeschichte gab es vermutlich noch nie eine Ära, in der Unterneh-
mensakteure in so vielen Bereichen ihre Strategien radikal überdenken und erneuern
mussten, um zu überleben und relevant zu bleiben.
    Was das konkret bedeutet, erläutert METRO-Chef Olaf Koch in seinem Vorwort zu die-
sem Buch. Die METRO steht hier stellvertretend für viele Konzerne, die jahrzehntelang
expandierten und weltweit mithilfe von „sehr erfolgreichen Formeln“ groß geworden sind.
Das ist heute allerdings nicht mehr möglich. „Nicht Größe allein ist entscheidend, sondern
die relevante Größe ist wichtig.“ So gibt es heute kein international standardisiertes Ge-
schäft mehr, sondern lokal oder national aufgebaute Angebote und Dienstleistungen.
    Das hat den Vorteil, dass aufgrund der vorhandenen Kompetenzen oft sogar in grö-
ßere Märkte vorgestoßen werden kann, wenn sich die technischen Rahmenbedingungen
verändern (Hildebrandt 2016d).
    Weltweit findet in Wirtschaft und Gesellschaft die größte Transformation der Geschich-
te statt.
    Prof. Fredmund Malik prägte den Begriff Komplexitätsgesellschaft: Wir sind heute
konfrontiert mit hyperkomplexen, ultradynamischen, vernetzten Systemkonfigurationen,
die mit herkömmlichen Denkweisen nicht mehr begriffen werden können. Die alten Me-
thoden sind untauglich geworden, um sie zu verstehen und zu managen.
    Worauf es heute ankommt, ist die Beschäftigung mit neuen Formen der Organisation,
die funktionieren müssen. Denn nur dann funktioniert auch eine Gesellschaft (Hildebrandt
2016e).
Vorwort der Herausgeber                                                               XIII

    Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird in diesem Band nicht erhoben. Was wir als Her-
ausgeber lediglich können, ist, eine Auswahl zu treffen, Anregungen zum Weiterdenken
zu geben und häufig unverbundene Themen miteinander in Beziehung zu setzen.
    Die Dimension des Nichtabschließbaren und Offenen ist gewollt und spiegelt sich auch
in einigen Essays und fragmentarischen Ansätzen dieses Bands. Es war uns wichtig, den
jeweiligen Experten ein Forum zu geben und interdisziplinäre Ansätze miteinander zu
verbinden. Dabei erinnerten wir uns auch an die Worte des Arztes, Dichters und Essayisten
Gottfried Benn, der einmal sagte: „Ich habe es nicht weiter gebracht, etwas anderes zu
sein als ein experimenteller Typ, der einzelne Inhalte und Komplexe zu geschlossenen
Formgebilden führt.“
    Dieser offene Ansatz soll Leserinnen und Leser in eine produktive Position im Umgang
mit dem Thema Digitalisierung bringen. Dabei geht es um positive und negative Entwick-
lungen und Dinge, die unsere Identität und unser Handeln prägen. So finden sich viele
Beispiele dafür, wie wir im Kleinen handeln können, ohne auf einen Strukturwandel von
oben (Politik und Wirtschaft) warten zu müssen.
    Mit diesem Herausgeberband möchten wir v. a. die Vielfalt zeigen, die mit dem digi-
talen Wandel verbunden ist, und dazu beitragen, nicht nur in Kategorien von Rausch und
Ernüchterung, von schwarz (digitale Abstinenz) und weiß (vollmundige Verheißungen der
schönen neuen Welt) zu denken.
    So machte der verstorbene Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank
Schirrmacher in seinen Büchern Payback und Ego Algorithmen verantwortlich für die
Endsolidarisierung der Gesellschaft und den „Siegeszug des digitalen Kapitalismus“. Im
SPIEGEL schrieb der Soziologe Harald Welzer 2016 in polemischer Weise von der „smar-
ten Diktatur“ eines Digitalimperialismus, den man bekämpfen müsse, denn das „gute
Leben“ sei analog (Welzer 2016).
    Wir Herausgeber und die Autorinnen und Autoren dieses Bands nehmen die kritischen
Erörterungen zur Digitalisierung ernst (die Akkumulation der Daten, die Manipulation des
Konsumverhaltens etc.), doch möchten wir v. a. vermitteln, dass es heute um den Reali-
tätssinn für das Thema gehen sollte und uns Alarmismus und Panik nicht weiterbringen:
Digitalisierung muss weder gefürchtet noch verehrt werden – zuerst geht es darum, ihre
Rolle zu verstehen, um sie mit entsprechenden Grundkompetenzen richtig zu gestalten.
Dazu gehört, nicht unsere Gier, sondern unsere Neugier zu wecken, Gestaltungsräume
aufzuzeigen und mit kritischem Urteilsvermögen Dinge zum Besseren zu verändern.
    Die Beiträge der Autoren spiegeln nicht immer die Meinung der Herausgeber wider,
tragen jedoch wesentlich dazu bei, die vielfältigen Facetten eines komplexen Themas zu
zeigen.
    Viele Beiträge sind inhaltlich verbunden mit dem Blog in der Huffington Post (http://
www.huffingtonpost.de/alexandra-hildebrandt/). Einige inhaltliche Bezüge wurden vorab
hier aufgegriffen: in Form von Interviews, Berichten, Kommentaren und Essays. Es waren
zugleich auch Tests, um herauszufinden, was sich lohnt, mit unserer Zeit und unserer Welt
in Beziehung gesetzt zu werden. Vieles ist in diesem Band entsprechend verlinkt worden.
XIV                                                             Vorwort der Herausgeber

    Ende der 90er-Jahre hat Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE,
als Chefredakteur der Welt einen Kommentar geschrieben, dessen Tenor lautete, dass es
für Medienunternehmen eigentlich nur drei Prioritäten gibt: „erstens Internet, zweitens
Internet, drittens Internet“.
    Schon damals war erkennbar, dass ein dramatischer Wandel bevorsteht. Wer sich die-
sem mit gesundem Menschenverstand (Ist-Beobachtung, die nach Döpfner nicht vernebelt
ist „durch die eigenen Wünsche“) nähert, konnte erkennen, dass neue Vertriebswege und
neue Lesemöglichkeiten entstehen.
    Das Neue soll auch heute buchstäblich weiter werden – gleichzeitig wird es aber ge-
fürchtet und gefährlicher als das Alte wahrgenommen.
    Das vorliegende Buch soll dazu beitragen, Antworten zu finden auf drängende gesell-
schaftliche Fragen, die sich dem Thema Digitalisierung widmen.
    Wir danken allen an diesem Buch beteiligten Autorinnen und Autoren für ihre enga-
gierte Mitwirkung, aber auch allen Menschen (Büroleiter, Assistenten, Kommunikations-
verantwortliche), die dahinter stehen und dafür Sorge getragen haben, dass es in dieser
Form erscheinen kann. Auch Michael Bursik, Janina Tschech und Eva Maria Kretschmer
vom Springer Gabler Verlag sowie Priyanka Kadam und dem Reihenherausgeber Prof.
René Schmidpeter sei herzlich für ihr Vertrauen und die stets nachhaltige Zusammenar-
beit gedankt. Bei der Datenübertragung war Patrick Bungard wie immer ein verlässlicher
Unterstützer. Auch ihm sei an dieser Stelle gedankt.
    Wir haben uns in unserer folgenden Einleitung für die Frageform entschieden, weil es
uns v. a. darum geht, dass sich die Leserinnen und Leser ihre Meinungen selbst bilden
(Hildebrandt und Landhäuser 2017). Mit Fragen beginnt die Zukunft, die wir nur begrei-
fen, wenn wir uns ihr stellen.
    In diesem Sinn wünschen wir Ihnen eine anregende und nachhaltige Lektüre.

Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer

Burgthann und Leinfelden-Echterdingen, Juni 2016

[

Vorwort der Herausgeber]Literatur

Hildebrandt A (2016a) Der neue Ingenieur als idealer Mitarbeiter: Worauf es künftig an-
   kommt. HarmonyMinds, 7.6.2016. http://www.harmonyminds.de/der-neue-ingenieur-
   als-idealer-mitarbeiter-worauf-es-kuenftig-ankommt/
Hildebrandt A (2016b) Durchstreichen und verändern! Warum wir denken neu ler-
   nen müssen. Huffington Post (7.3.2016). http://www.huffingtonpost.de/alexandra-
   hildebrandt/durchstreichen-und-veraendern-denken_b_9393858.html
Hildebrandt A (2016c) Das Meer, der Mensch und die Matrix. Der Vintage Flaneur 17:11
Vorwort der Herausgeber                                                                  XV

Hildebrandt A (2016d) Schnell gescheitert: Warum es wichtiger ist, relevant als Ers-
   ter zu sein. Huffington Post (10.5.2016). http://www.huffingtonpost.de/alexandra-
   hildebrandt/schnell-gescheitert-warum-es-wichtiger-ist-relevant-als-erster-zu-sein_
   b_9865082.html
Hildebrandt A (2016e) Die Kunst der Transformation – die Welt neu denken und verän-
   dern. Huffington Post (23.4.2016). http://www.huffingtonpost.de/alexandra-hildebrandt/
   kunst-transformation-welt_b_9750144.html
Hildenbrandt A (2017) Mobilität und Logistik: Auf dem Weg zur digitalen Trans-
   formation. Huffington Post (28.01.2017). http://www.huffingtonpost.de/alexandra-
   hildebrandt/mobilitaet-logistik_b_14412870.html
Hildebrandt A, Landhäußer W (2015) CSR und Energiewirtschaft. Heidelberg Berlin,
   Springer Gabler
Hildebrandt A, Landhäuser W (2017) Fragen zur Digitalisierung von A–Z: Wie wir
   die neue Welt besser verstehen können. Kindle Edition. https://www.amazon.de/
   dp/B06Y5BBPV6/ref=cm_sw_em_r_mt_dp_HY16ybDY1E7A3
Spitzer M (2015) Cyberkrank! Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert.
   Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Welzer H (2016) Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit. Frankfurt a. M.,
   S. Fischer

Dr. Alexandra Hildebrandt, Jahrgang 1970, ist Publizistin, Herausgeberin und Nach-
haltigkeitsexpertin. Sie studierte von 1991 bis 1997 Literaturwissenschaft, Psychologie
und Buchwissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. An
der Universität Bamberg wurde sie im Jahr 2000 zum Dr. phil. promoviert. Von 2000
bis 2005 leitete sie die interne Kommunikation des internationalen Baustoffherstellers
HeidelbergCement in Zentraleuropa West. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Leite-
rin Gesellschaftspolitik bei Arcandor (ehemalige KarstadtQuelle AG). Beim Deutschen
Fußball-Bund e. V. (DFB) war sie von 2010 bis 2013 Mitglied in der DFB-Kommission
Nachhaltigkeit. Den Deutschen Industrie- und Handelskammertag unterstützte sie bei der
Konzeption und Durchführung des Zertifikatslehrgangs CSR-Manager (IHK). Hildebrandt
ist Mitinitiatorin der Initiative „Gesichter der Nachhaltigkeit“ und der Veranstaltungsreihe
Burgthanner Dialoge. Sie bloggt regelmäßig für die Huffington Post, ist Co-Publishe-
rin der Zeitschrift REVUE. Magazine for the Next Society und gab in der CSR-Reihe
bei SpringerGabler die Bände CSR und Sportmanagement (2014) und CSR und Ener-
giewirtschaft (2015, mit Werner Landhäußer) heraus. Weitere Informationen: https://de.
wikipedia.org/wiki/Alexandra_Hildebrandt_(Publizistin)

Werner Landhäußer, geboren 1957 in Karlsruhe, ist geschäftsführender Gesellschafter
der Mader GmbH & Co. KG mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen. Zusammen mit Kol-
legen übernahm er das Unternehmen mit einem klassischen Management-Buy-out aus
einem internationalen Konzern. Mader ist derzeit der einzige Anbieter, der nachhalti-
ge Gesamtkonzepte für eine energieeffiziente Drucklufterzeugung und -nutzung anbietet.
XVI                                                              Vorwort der Herausgeber

Nachhaltige, werteorientierte Unternehmensführung ist seit jeher seine Vision. Nach lang-
jähriger Konzerntätigkeit schätzt Landhäußer heute die kurzen Entscheidungswege und
offene Kommunikationskultur in einem mittelständischen Unternehmen. Die strategische
Weiterentwicklung von Mader hin zu einem sozialen, ökologisch und ökonomisch erfolg-
reichen Unternehmen steuert er gemeinsam mit Peter Maier, ebenfalls geschäftsführender
Gesellschafter, und Manja Hies, Geschäftsführerin. Werner Landhäußer ist verheiratet
und Vater von drei Kindern. Im Jahr 2015 gab er in der CSR-Reihe im Verlag Sprin-
ger Gabler das Buch CSR und Energiewirtschaft (mit Alexandra Hildebrandt) heraus.
Weiterführende Informationen: www.mader.eu.
Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung
von A bis Z

Wie verändert sich unser Leben im Zeitalter der ALGORITHMEN?
Wie verändert die Digitalisierung unsere ARBEIT(SWELT)?
Warum ist die digitale Transformation nur durch die Erneuerung unseres gesellschaftli-
chen BETRIEBSSYSTEMS möglich?
Brauchen wir heute eine neue BEWUSSTSEINSETHIK?
Wie verändert das digitale Zeitalter menschliche BEZIEHUNGEN?
Wie wandelt sich durch die Digitallisierung die BILDUNG, und wie kann sie in allen
Lebensphasen wirksam werden?
Wie kann die DATENSICHERHEIT gestärkt und Datensouveränität entwickelt werden?
Inwiefern entscheiden DEMOGRAFIE und Digitalisierung über die Wettbewerbsfähigkeit
Deutschlands?
Wie wirken sich die sozialen Medien auf unsere DEMOKRATIE aus?
Weshalb nehmen im Transformationsprozess der Umgang mit Komplexität und das ganz-
heitliche DENKEN einen bedeutenden Stellenwert ein?
Vor welchen fundamentalen Veränderungen steht das GELD- UND BANKWESEN?
Welche Anforderungen stellt der DISRUPTIVE WANDEL, der in vielen Branchen durch
die Digitalisierung entsteht, an Manager und Führungskräfte?
Warum brauchen wir heute ein Bewusstsein für DRINGLICHKEIT?
Was wird aus unserer ERINNERUNGSKULTUR im digitalen Zeitalter?
Welche Wege gibt es zur digitalen ENTGIFTUNG?
Warum brauchen Informatiker ETHIK?
Bringt die Digitalisierung größere FREIHEIT oder den Überwachungsstaat?
Wie werden sich Unternehmen, Management und FÜHRUNG im Zeitalter der Digitali-
sierung verändern (müssen)?

                                                                                  XVII
XVIII                                 Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung von A bis Z

Welche neuen GESCHÄFTSMODELLE entstehen durch die Digitalisierung für KMU,
Handwerk und Dienstleistungen?
Was ist ein GUTES LEBEN in einer digitalen Welt?
Welche persönlichen und gesellschaftlichen FOLGEN hat die Digitalisierung auch im
Blick auf die eigene kognitive Innenwelt und die soziale Umwelt?
Warum brauchen wir einen digitalen FUßABDRUCK?
Wie verändern sich GESCHÄFTSMODELLE durch die Digitalisierung?
Wie kann es gelingen, die GESELLSCHAFT für die digitalen Herausforderungen fit zu
machen?
Was macht eine digitale GESELLSCHAFT verwundbar?
Warum können wir im digitalen Zeitalter auf den GESUNDEN MENSCHENVERSTAND
nicht verzichten?
Wie kann es uns gelingen, die notwendigen INFRASTRUKTUREN aufzubauen, um die
Potenziale der Digitalisierung optimal nutzen zu können?
Wie prägt der Megatend INDIVIDUALISIERUNG das digitale Zeitalter?
Wie prägt INDUSTRIE 4.0 den Produktionsstandort Deutschland?
Wie können wir im INTERNET zu mündigen Bürgern werden?
Inwiefern wird das INTERNET DER DINGE die Industrieproduktion revolutionieren?
Worin liegt die Kraft des digitalen JOURNALISMUS?
Weshalb müssen MÖGLICHKEITS- und WIRKLICHKEITSSINN gleichermaßen ge-
schult werden?
Warum kommt in aktuellen Diskussionen über die Weiterentwicklung von NACHHAL-
TIGKEIT und CSR Digitalisierung als Phänomen oder als eigenständige Kategorie so
selten vor?
Warum ist die Frage nach dem GUTEN LEBEN heute von besonderer Bedeutung?
Weshalb wird digitale KOMPETENZ künftig eine Schlüsselqualifikation für Arbeit und
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sein?
Welche Parallelkulturen entwickeln sich neben der digitalen LEITKULTUR?
Inwiefern haben sich durch die Digitalisierung die Macht und die Glaubwürdigkeit öffent-
licher Aussagen von der Organisation auf das INDIVIDUUM verlagert?
Wie schaffen es disruptive INNOVATIONEN, Geschäftsmodelle ganzer Branchen „schöp-
ferisch“ zu zerstören?
Wie kann unternehmerische KREATIVITÄT, die die Möglichkeiten der digitalen Techno-
logien optimal ausschöpft, gefördert werden?
Warum kommt KÜNSTLICHE INTELLIGENZ niemals dem menschlichen Bewusstsein
gleich?
Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung von A bis Z                             XIX

Was kann uns einen MAßSTAB für ein gelingendes Leben liefern, der es erlaubt, Lebens-
qualität an der Qualität der Weltbeziehung zu messen?
Wer wird im Markt der digitalen MEDIEN überleben?
Wie können vor allem MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN gegenüber der digita-
len Transformation offener werden?
Wie prägen digitale NOMADEN die Arbeitswelt?
Brauchen wir eine digitale ÖKOLOGIE?
Warum sind Daten das „ÖL DER ZUKUNFT“?
Weshalb werden sich in Zukunft große etablierte ORGANISATIONEN anders aufstellen
müssen, und warum ist es notwendig, sie im Zuge der Digitalisierung auch zu demokrati-
sieren?
Wie können sich Unternehmen, Verbraucher, Wissenschaft und Politik konkret sich für ei-
ne fundierte ORIENTIERUNG bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen der digitalen
Gesellschaft einsetzen?
Werden wir zu gläsernen PATIENTEN?
Welche Rolle spielt Big Data im PERSONALWESEN?
Weshalb sollten PHILOSOPHEN die digitalen Umwälzungen sachlich und vorurteilsfrei
analysieren?
Welche PRODUKTE und Services können durch die Digitalisierung optimiert werden?
Welche gesellschaftlichen und rechtlichen RAHMENBEDINGUNGEN werden in Deutsch-
land benötigt, um die dringend notwendige Digitalreife zu erlangen?
Was macht die virtuelle REALITÄT mit uns und unsere Identität?
Wie kann die politische Herausforderung, die Anpassung des RECHTS- und ORD-
NUNGSRAHMENS, nachhaltig gelingen?
Warum werden die globalen Herausforderungen und die damit verbundenen Unsicher-
heiten der Gesellschaft und dem Einzelnen die Fähigkeit zur RESILIENZ noch stärker
abverlangen?
Welche sozialen und ökologischen RISIKEN und Gefahren ergeben sich durch digitale
Technologien für Mensch und Gesellschaft?
Was sind in Zukunft die SCHLÜSSELKOMPETENZEN erfolgreicher Unternehmen?
Welche Bedeutung hat der Inbegriff eines SELBSTSTÄNDIGEN im Komplexitätszeital-
ter?
Welche SPIELREGELN braucht das digitale Wirtschaften?
Weshalb liegt für den Produktionsstandort Deutschland ein großes Potenzial in der Ver-
knüpfung von etablierten Industrieunternehmen mit aufstrebenden START-UPS?
Wie kann eine effiziente STEUERUNG der digitalen Transformation nachhaltig aufgebaut
werden?
XX                                   Die wichtigsten Fragen zur Digitalisierung von A bis Z

Wie kann der Sehnsucht nach verlässlichen STRUKTUREN in instabilen Zeiten begegnet
werden?
Weshalb ist die größte Herausforderung der Zukunft die zunehmende Komplexität der
(wirtschaftlichen und sozialen) SYSTEME?
Wie können Forschung, Entwicklung und Innovation bei digitalen TECHNOLOGIEN auf
Spitzenniveau gebracht werden?
Wie kann die digitale TRANSFORMATION auf Gesellschafts- und Organisationsebene
gelingen?
Warum kann es die Kunst der TRANSFORMATION nur geben, wenn Lebenswissen-
schaften, Bewusstsein und Nachhaltigkeit zusammengedacht werden?
Welche VERÄNDERUNGSPROZESSE in Technologien, Infrastruktur und Personal sind
mit dem Digitalen verbunden?
Wie kann digitale VERANTWORTUNG konkret aussehen und gelingen?
Weshalb ist das Kernelement der Wirtschaft von morgen die intelligente VERNETZUNG?
Ist der Glaube an die digitale Technologie und die damit Erlösungslehre zu einer neuen
(ökonomischen) WELTRELIGION geworden?
Wie tragen technisch verbundene Netzwerke in Organisationen zur Schaffung von WER-
TEN bei?
Weshalb ist WISSENSKULTUR wichtiger als Wissensbeschaffung?
Welche Mittel und Möglichkeiten haben Staat, Zivilgesellschaft und Unternehmen, um
verschiedenen sozialen Schichten oder Gruppen digitale ZUGÄNGE zu ermöglichen, da-
mit niemand ausgeschlossen ist?
Einführende Gedanken von Raimund Frey,
Illustrator: Das Fenster zur Welt:
Digitalisierung im Bild

Es geht mir darum, beim Thema Digitalisierung ein bestimmtes Gefühl bzw. eine Situation
auszudrücken und ein Bild zu zeichnen, das mir durch den Kopf geht, wenn ich daran den-
ke, welchen Platz das Thema in meinem Leben einnimmt. Die Digitalisierung soll auch
nicht wertend, also positiv oder negativ, dargestellt sein. Digitalisierung hat heutzutage
sehr viele Aspekte und greift auf immer mehr (Haushalts-)Gegenstände und Lebensberei-
che über. Für mich als Illustrator steht als Sinnbild für Digitalisierung der Bildschirm, auf
den ich täglich stundenlang starre.
   Situation jetzt gerade: Ich bin im Büro, 7:30 Uhr, und es ist noch niemand sonst im
Gebäude. Ich arbeite gern und produktiv so. Frühmorgens, in einem leeren Gebäude und
mit Schlafmangel kommt einem das Ganze halt manchmal etwas bizarr vor. Der erste
Handgriff morgens ist es, den PC anzuschalten, dann die Kaffeemaschine. Dann sitze
ich am Schreibtisch. Der Morgenkaffee wirkt noch nicht so richtig, der Geist scheut sich
noch, etwas zu konzeptionieren oder sich auf ein neues Thema einzulassen, wo doch so
viele andere Projekte im Hinterkopf sitzen und beackert werden sollten. Der PC ist an, der

                                                                                         XXI
XXII                                              Einführende Gedanken von Raimund Frey

Raimund Frey, Illustrator

Bildschirm ist der hellste Bereich im Raum. Der Blickwinkel beschränkt sich auf den Platz
von der Kaffeetasse und Tastatur (ganz links) über den Bildschirm mit den Grafiktablett
davor bis zur Maus und dem Smartphone daneben (rechts).
   Zuhause waren es auch schon Bildschirme, auf die ich in regelmäßigen Abständen ge-
sehen habe. Das Handy, der Fernseher, das Tablet. Manchmal auch zwei, drei Bildschirme
gleichzeitig, z. B. Fernsehen und nebenher etwas googeln oder in die E-Mails schauen.
Jetzt ist mein 32-Zoll-Bildschirm das Fenster zur Welt. Ich bin allein im Büro; trotzdem
bin ich nicht einsam und habe das Gefühl, mit der ganzen Welt verbunden zu sein; als
würde man isoliert auf einem Berggipfel sitzen und trotzdem einen Überblick über al-
les und jedes haben; das Gefühl, in einer Kommandozentrale zu sitzen. Man verschickt
und empfängt Botschaften an Auftraggeber, Kollegen und Freunde. Man erschafft neue
Sachen: Illustrationen, Figuren, Konzepte oder auch einfach nur Kostenvoranschläge und
Rechnungen.
   Die Welt reduziert sich auf einzelne Programme: Zeichenprogramm, Textprogramm,
Projektordner, Zeiterfassung, Projektmanagementsoftware, Musikprogramm, E-Mails.
Planung von Illustrationen, Malen und Zeichnen und die Abwicklung bis hin zur Rech-
nungsstellung findet teilweise komplett in diesem kleinen Universum statt, das sich von
der Tastatur, die mit der linken Hand bedient wird, bis zum Eingabestift in der rechten
Hand erstreckt. Das soll nicht wertend sein, obwohl man sich über die positiven und
negativen Aspekte auslassen könnte.

Raimund Frey, Illustrator, Jahrgang 1982, geboren in Isny im Allgäu, ist Illustrator, Di-
pl. Kommunikationsdesigner und Graphic Recorder. Nach dem Design-Studium in Mainz
machte er sich selbständig und arbeitet heute als Freelancer u. A. für Agenturen, Ver-
lage und Unternehmen (Wirtschaft, Werbung, Bücher). Seit November 2011 hat er sein
Atelier im Mainzer Kreativzentrum “Nordhafen”. Dort lernte er Thomas Landini kennen,
ebenfalls Kommunikationsdesigner und Vater eines Sohns mit Down-Syndrom. Landi-
ni ist auch Gründer von „Das bunte Zebra“ (Werbeagentur und Verlag). Seine Idee war,
ebenso schöne wie nützliche Produkte für Menschen mit und ohne körperlicher- oder
Einführende Gedanken von Raimund Frey                                             XXIII

geistiger Beeinträchtigung anzubieten. Es erschien beispielsweise „Das bunte Zebra“ von
PEp, der Praxis für Entwicklungspädagogik in Mainz. Inzwischen ist Raimund Frey der
Hausillustrator des „Zebras“ und hat angefangen, Figuren zu entwickeln, Buchseiten zu
illustrieren und Spielbretter zu zeichnen. Weitere Informationen: www.raimund-frey.de,
www.dasbuntezebra.com/, www.pep-mainz.de/.
Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang
Schäuble MdB

Der digitale Wandel bedeutet enorme Veränderungen: Die technologischen Herausforde-
rungen wie Chancen für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft erreichen immer neue
Dimensionen. Sie gilt es anzunehmen, nicht zuletzt um im internationalen Wettbewerb
weiterhin bestehen zu können. Zahlreiche neue Markteilnehmer – meist junge innovative
Unternehmen – entstehen. Auch durch sie nimmt die globale Vernetzung weiter zu. Dieser
Wandel bietet gerade unserem Land, mit der Weltwirtschaft eng verflochten, die Möglich-
keit, unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität weiter zu steigern und Deutschlands
Zukunftsfähigkeit zu sichern. Dazu benötigen wir digitale Innovationen in allen Wirt-
schaftsbereichen. Mit ihnen werden wir unsere Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit
nicht nur erhalten, sondern weiter ausbauen können.
   Zugleich gilt auch im digitalen Bereich: Niemand kann Innovationen planen – v. a.
nicht der Staat. Er kann aber für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen sorgen. Er
kann selbst in Forschung und Entwicklung investieren und private Investitionen auf effek-
tive Weise fördern – in der begründeten Erwartung, dass wohldurchdachte Investitionen
und Innovationen Hand in Hand gehen.

                                                                                     XXV
XXVI                        Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB

   Deutschland hat in den letzten Jahren als Standort für Forschung und Innovationen an
Leistungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität weiter zugelegt. Wir sind einer
der führenden Innovationsstandorte in der Welt. Im Leistungsanzeiger Innovationsunion
der Europäischen Kommission gehört Deutschland bereits seit einigen Jahren zur Gruppe
der Innovationsführer. Laut Global Competitiveness Index des Weltwirtschaftsforums, der
die Wettbewerbsfähigkeit von rund 140 Ländern weltweit vergleicht, hat sich Deutschland
erneut verbessert und liegt auf Rang fünf. Auch bei den Indikatoren des Index, die unmit-
telbar die Wettbewerbsfähigkeit im Innovationsbereich messen, konnte Deutschland seine
Position in den letzten Jahren verbessern und liegt hier nunmehr ebenfalls auf Rang fünf
weltweit.
   Die privaten und öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung haben in
Deutschland im Jahr 2015 nach aktuellen Erhebungen des Stifterverbands für die deut-
sche Wissenschaft mit rund 90,6 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht. Dies
entspricht 3 % des Bruttoinlandsprodukts, das EU-Ziel hätten wir damit erreicht. Im eu-
ropäischen Vergleich liegt Deutschland in der Spitzengruppe weit vor Frankreich und
Großbritannien aber weltweit weiterhin hinter Ländern wie Südkorea, Israel, Japan, Finn-
land, Schweden, Österreich und Dänemark.
   Um in Zukunft international besser abzuschneiden sind Zukunftsinvestitionen in For-
schung und Entwicklung ein Schwerpunkt der Haushaltsplanung des Bunds. Die Bundes-
regierung hat ihre Ausgaben für diesen Bereich kontinuierlich erhöht. Die Bundesausga-
ben belaufen sich allein im Jahr 2016 auf 15,8 Mrd. C. Das ist eine Steigerung um 75 %
gegenüber dem Jahr 2005.
   Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für private Investitionen arbeitet die Bun-
desregierung an der Umsetzung der Digitalen Agenda und der Hightechstrategie. Wir
stärken die Gründungsdynamik, etwa durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen
für den Wagniskapitalmarkt. Gerade innovativen Unternehmen mangelt es oft an Finan-
zierung in der Gründungs- und Wachstumsphase, da Banken und andere Investoren sich
insbesondere in der Frühphase der Unternehmensgründung zurückhalten. Hier ist Wagnis-
kapital von erheblicher Bedeutung. Die Bundesregierung will deswegen die Rahmenbe-
dingungen für den Wagniskapitalmarkt international noch wettbewerbsfähiger gestalten –
wie in unserem Eckpunktepapier Wagniskapital angekündigt. Seit Beginn dieser Legisla-
turperiode hat die Bundesregierung das Angebot an Wagniskapital mit zahlreichen Maß-
nahmen in erheblichen Umfang ausgebaut. Insgesamt steht über verschiedene Fonds und
Förderinstrumente in den nächsten Jahren zusätzliches Wagniskapital in Höhe von zwei
Milliarden Euro bereit.
   Weiterhin arbeiten wir derzeit an der Behebung von Defiziten bei großvolumigen An-
schlussfinanzierungen für Wachstumsunternehmen.
   Der Finanzwirtschaft bietet die Digitalisierung technische Möglichkeiten, mit denen
sie neue Märkte erschließen und von denen ihre Kunden profitieren können – etwa im
Bereich des Wertpapierhandels, der Kreditvergabe und des Zahlungsverkehrs. Auch hier
setzen wir uns für ein verlässliches, aber innovationsoffenes Umfeld ein.
Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB                           XXVII

   Gleichwohl: Nicht alles, was rechtlich erlaubt ist, sollte auch gemacht werden. Nicht
alles, was sich innovativ gibt, trägt zu einer guten gesellschaftlichen Entwicklung bei. Auf
den Finanzmärkten haben wir gesehen, dass vermeintlich innovative Produkte erhebliche
Risiken in sich tragen können. Auf der Suche nach höchstmöglichen Renditen wurden Ge-
schäftsmodelle auf hochkomplexe neue Finanzmarktprodukte ausgerichtet. Das Ausmaß
der dadurch verursachten globalen Finanzkrise war gewaltig.
   Für den Glauben an die Überlegenheit innovativer Finanzmarktprodukte haben wir
einen hohen Preis gezahlt. Fast so stark wie die finanziellen Verluste wog dabei der Verlust
an Vertrauen in den Finanzsektor. Damit dieses Vertrauen Schritt für Schritt zurückkehren
kann, hat der Gesetzgeber in den letzten Jahren einen neuen regulatorischen Ordnungs-
rahmen zur dauerhaften Stabilisierung der Finanzmärkte geschaffen.
   Trotz des gesetzlichen Ordnungsrahmens können wir auf eine gesellschaftliche Verant-
wortung des Finanzsektors wie der Wirtschaft insgesamt, die über die gesetzlichen Anfor-
derungen hinausgeht, nicht verzichten: Die Regulierer sind in einem ständigen Wettlauf
mit innovativen Märkten, die v. a. ihre Gewinne optimieren wollen. Dies ist die Trieb-
kraft der Ökonomie. Und es ist auch ein Merkmal freiheitlicher Gesellschaften, dass die
Regulierung nicht vorausreguliert, sondern den Entwicklungen auf den Märkten folgt.
   Gerade die digitalisierten Märkte mit ihren steigenden Interdependenzen und der
Transnationalisierung ihrer Institutionen stellen das Regelungsmonopol der National-
staaten mehr und mehr infrage. Dieses „governance gap“ kann am besten durch verant-
wortungsvolles Handeln der Unternehmen selbst geschlossen werden – durch das so oft
beschworene „soft law“. Dies ist auch im ureigenen Interesse der Unternehmen. Denn: Je
verantwortungsvoller sie sozial, ökologisch und ökonomisch handeln, desto entbehrlicher
werden gesetzliche Regelungen, die darauf abzielen, dieses Verantwortungsbewusstsein
zu ersetzen.
   Es ist gut, dass eine zunehmende Zahl von Unternehmen ihrer gesellschaftlichen, öko-
logischen und sozialen Verantwortung gerecht wird. Diese Entwicklung zeigt, dass es
grundsätzlich richtig ist, auf das Prinzip der Freiwilligkeit zu setzen. Ergänzend kann der
Gesetzgeber dann weitere Freiräume schaffen, etwa indem er digitale und medienbruch-
freie Lösungen rechtlich zulässt. Deswegen bleibt es wichtig, dass wir den Dialog über
neue technologische Möglichkeiten immer wieder führen. Nur so können wir sowohl die
Chancen als auch die Risiken erkennen.

Ihr
Dr. Wolfgang Schäuble MdB
Bundesminister der Finanzen

Dr. Wolfgang Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Er ist evan-
gelisch, verheiratet und hat vier Kinder. Schäuble studierte Rechts- und Wirtschaftswis-
senschaften an den Universitäten Freiburg und Hamburg und promovierte 1971 zum Dr.
jur. Seit 1972 ist Schäuble Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1981 bis 1984 als
Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Anschließend war
XXVIII                     Grußwort von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB

er Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes, bevor er
von 1989 bis 1991 Bundesminister des Innern wurde. Seit 1989 ist Schäuble Mitglied im
Bundesvorstand der CDU. Von 1991 bis 2000 war er Vorsitzender der CDU/CSU-Bun-
destagsfraktion, ab 1998 zudem Bundesvorsitzender der CDU. Seither ist er Mitglied im
Präsidium der CDU Deutschlands. Ab 2002 war Schäuble Stellvertretender Vorsitzender
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Außen-, Sicherheits- und Europapolitik. Von 2005
bis 2009 war er erneut Bundesminister des Inneren, bevor er im Oktober 2009 zum Bun-
desminister der Finanzen ernannt wurde.
Vorwort von Prof. Dr. Fredmund Malik:
Bahnbrechend

Ganzheitliches Denken ist radikal,
weil es so vieles, das wir für selbstverständliche Wahrheit hielten,
als bloßes Produkt unserer beschränkten Erkenntnis entlarvt.
Ganzheitliches Denken ist kreativ,
weil es bisher unverbunden Gedachtes verbindet
und so erst Muster schafft,
in die wir das Einzelne einordnen
und damit verstehen können.
Hans Ulrich, Begründer der Systemorientierten Managementlehre

Die Große Transformation21 von der Alten Welt zur Neuen Welt
Wirtschaft und Gesellschaft gehen global durch die bisher möglicherweise fundamentalste
Umwandlung in der Geschichte. Wir erleben die Verdrängung der Alten Welt, wie wir
sie bisher kannten, durch eine Neue Welt, die noch weitgehend unbekannt ist. Es ist die
Entstehung einer neuen Ordnung und eines neuen gesellschaftlichen Funktionierens – eine
gesellschaftliche R-Evolution einer neuen Art. In meinem Buch über „Governance“ habe
ich 1997 diesen Vorgang erstmals als die Große Transformation21 bezeichnet. Sie wird
fast alles ändern: Was wir tun, wie wir es tun und warum wir es tun – und letztlich auch:
Wer wir sind.
   Dies ist kein gewöhnlicher Wandel. Geschichtlich sind solch fundamentale Transfor-
mationen in größeren Abständen regelmäßig vorgekommen. Sie haben ein konstantes
Verlaufsmuster. Der Fachausdruck dafür lautet: Substitution. Etwas Bestehendes wird un-
widerruflich ersetzt durch etwas Neues. Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter
hat diese Art des Wandels treffend als „Schöpferische Zerstörung“ bezeichnet.
   Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, so die Verdrängung der Agrargesellschaft durch die
Industriegesellschaft. In kleineren Dimensionen gab es die Substitution der Pferdekutsche
durch das Automobil, die Verdrängung des herkömmlichen Telefons durch das Smartpho-
ne, der chemischen Fotografie durch die digitale Bilderzeugung. Substitutionsprozesse

                                                                                    XXIX
Sie können auch lesen