Hamsterrad Schule zwischen Überlastung und Anpassungsdruck - Cusanus Hochschule

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Hamsterrad Schule zwischen Überlastung und Anpassungsdruck - Cusanus Hochschule
Mangelnde
Ressourcen
bei steigendem Arbeitsaufwand

                                                                                                      Fo
steigern die Frequenz im Hams-

                                                                                                        to
                                                                                                          :f
                                                                                                            oto
terrad. Das Gegenmittel: Lehre-

                                                                                                               me
                                                                                                                  k/A
rinnen und Lehrer haben

                                                                                                                      dob
eine rechtlich garantierte

                                                                                                                          eS
                                                                                                                         tock
pädagogische Freiheit –
es gilt, sie sich nehmen
und sie einzufordern.

Im
Hamsterrad
Schule zwischen Überlastung und Anpassungsdruck

                                                          Klasse oder einzelnen Schülern, durch Streitschlichtung
                 von JOCHEN KRAUTZ
                                                          auf dem Pausenhof, in Elterngesprächen oder durch Ko-
                                                          operationen mit Institutionen der Jugendpflege u.v.m.

W
             er heute in Schulen arbeitet und einmal
             versucht, sich selbst über die Schulter zu      Dieses Kerngeschäft von Bildung und Erziehung wird
             schauen, ist mindestens irritiert, welche    nach Aussage der meisten Lehrerinnen und Lehrer an
unproduktive Geschäftigkeit dort herrscht. Deren Sinn     sich bereits immer anspruchsvoller. Früher selbstver-
erschließt sich auch den Beteiligten nicht immer. Das     ständliche Einstellungen und Haltungen der Schülerin-
bezieht sich weniger auf das selbstverständliche Kern-    nen und Schüler und der Eltern zu den Aufgaben der
geschäft wie Unterricht vorzubereiten und zu halten,      Schule brechen immer mehr weg. Immer stärker sind
Klassenarbeiten zu korrigieren oder Erziehungsaufga-      die erzieherischen Voraussetzungen erst zu legen, da-
ben wahrzunehmen, etwa in Lerngesprächen mit der          mit Unterricht überhaupt stattfinden kann. Dass in    

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Hamsterrad Schule zwischen Überlastung und Anpassungsdruck - Cusanus Hochschule
der Folge das erreichbare fachliche Niveau zunehmend
sinkt, will zwar in der Bildungspolitik niemand zugeben, ist
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aber unübersehbar. So würden allein diese pädagogischen                                     ‘Time for Change?’
Herausforderungen intensive gemeinsame Arbeit der Kolle-                                    Die Fachtagung ‘Time for
gien fordern, um sie halbwegs zu bewältigen.                                                Change? – Im Hamsterrad’ fin-
                                                                                            det am 4. Mai 2019 an der Uni
In Absurdistan                                                                              Wuppertal statt. Die Tagung soll
                                                                                            Lehrerinnen und Lehrer ermuti-
Doch was geschieht tatsächlich? Wer überhaupt noch Zeit
                                                                                            gen, ihre pädagogische Freiheit
und Kraft findet, darüber nachzudenken, der wähnt sich in
                                                                                            und Verantwortung wahrzuneh-
Absurdistan. Denn es werden zwar immer neue Maßnah-
                                                                                            men. Hochkarätige Referenten
men und Projekte ein- und durchgeführt, so dass Arbeit und                                  geben dafür Impulse.
Belastung weiter zunehmen. Doch obwohl das schulische
Hamsterrad in der Folge immer schneller rotiert, scheinen
gerade diese Maßnahmen und deren Tempo die Lage                  Tagungsort: Bergische Universität Wuppertal | Gaußstraße
nicht zu verbessern, sondern eher zu verschlimmern. Dazu         20 | 42119 Wuppertal | Hörsaal 33 (Gebäude K)
nur einige Beispiele, die nahezu unbegrenzt zu vervielfälti-     Anmeldung: Verbindliche Anmeldung bis 15.04.2019 unter:
gen wären:                                                       tagungfk8@uni-wuppertal.de
• Zunächst wird die Bewältigung der genannten Schwierig-         Kosten (inkl. Mittagessen und Kaffee):
  keiten den Lehrerinnen und Lehrern stillschweigend als         25 Euro (bar bei Tagungsbeginn)
  selbstverständlich überlassen. Die Behörden sorgen sich        15 Euro für Mitglieder der Gesellschaft für Bildung
  neuerdings nur um deren Arbeitsbelastung und Gesund-           und Wissen e.V. sowie Studenten und Referendare
  heitszustand und führen entsprechende Befragungen              Informationen: www.bildung-wissen.eu/veranstaltungen-
  durch. Als Folge wird aber nicht mehr Personal eingestellt     1/time-for-change-teil-ii-im-hamsterrad.html
  oder überflüssige Belastungen abgeschafft, sondern man
  bietet Gesundheitstrainings und Organisationspsycholo-       • Die sinkende Qualität soll nun mit aus der Wirtschaft ent-
  gie an und verpflichtet Schulleitungen zu »gesunder Füh-       liehenem ’Qualitätsmanagement’ gefördert werden. ’Eva-
  rung in Schulen« (vgl. Krautz/Burchardt 2018).                 luationen’ und ’Schulinspektionen’ (in Nordrhein-Westfa-
• Weil Schule angeblich im ’Wettbewerb’ stehe, sehen sich        len ’Qualitätsanalyse’) sollen es nun richten (vgl.
  Schulleitungen oft unter dem Druck, eine glänzende Au-         Krautz/Burchardt 2018). Tatsächlich wird so aber nicht Un-
  ßendarstellung abzuliefern, wodurch pädagogische Res-          terricht verbessert, sondern nur die Frequenz im Hamster-
  sourcen abgezogen werden, die den Schülerinnen und             rad erhöht, denn nun müssen ordnerweise Berichte und
  Schülern dienen müssten. Und schnell wird von realisti-        Dokumentation bereitgestellt werden und Lehrerinnen
  scher Notengebung und sinnvollen Erziehungsmaßnah-             und Lehrer sollen sich in zwanzigminütigen Unterrichtsbe-
  men abgesehen, um Schülerzahlen um jeden Preis zu              suchen beweisen.
  hoch halten.                                                 • Derart wird nicht ’Qualität’ von Bildung und Erziehung
• Seitens der Politik wurde als Reaktion auf zunehmende          entwickelt, sondern es werden Vorgaben durchgesetzt,
  Heterogenität etwa aufgrund von Migration das Recht            die vor allem auf den Rückzug des Lehrers und die Auflö-
  auf ’individuelle Förderung’ festgeschrieben: Lehrer und       sung des Klassenunterrichts zugunsten sogenannten
  Schule haben nun zu garantieren, dass Schüler mitkom-          »selbstgesteuerten Lernens« zielen (vgl. Burchardt 2017).
  men, ohne dass sie durch die notwendigen Ressourcen            Die Einrichtung entsprechender ’Lernbüros’, am besten
  dazu in die Lage versetzt würden. Vielmehr wird die oh-        voll digitalisiert, ist dann die Konsequenz. Usw. usf.
  nehin wachsende Anspruchshaltung von Schülern und
  Eltern verschärft und das pädagogische Verhältnis gra-       Rasender Stillstand als Entfremdung
  vierend gestört. Als Folge muss nun für jede nicht ausrei-   Nun spiegelt sich in der als sinnlos empfundenen Aufga-
  chende Note ein ’Förderplan’ erstellt und ein Elternge-      benvervielfachung und damit zusammenhängenden Be-
  spräch geführt werden, was wiederum bürokratischen           schleunigung der schulischen Arbeitsverhältnisse mit Si-
  und formalisierten Aufwand bedeutet, aber wenig päda-        cherheit auch ein gesellschaftliches Problem wider. Das
  gogischen Ertrag bringt.                                     Hamsterrad steht für ein rastloses Rotieren, das in einer vom
• Die politisch gegen jedes mäßigende Argument (vgl. Ahr-      Neoliberalismus destabilisierten Arbeitswelt heute genauso
  beck 2016) forcierte Inklusion bei gleichzeitiger Mangel-    verbreitet ist wie in den digitalisierten menschlichen Bezie-
  ausstattung vervielfachte die beschriebenen Probleme         hungen: Es herrscht rasender Stillstand.
  und bringt das System Schule an den Rand des Kollap-           Der Soziologe Hartmut Rosa beschreibt die Wirkung die-
  ses.                                                         ser Beschleunigung genauer: »Nach meiner Überzeugung

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führen soziale Bedingungen, in denen soziale Ak-           Subjektivierungstechnik
teure ethischen Vorstellungen verpflichtet sind und        Solche Verinnerlichung der Imperative einer unsicht-
zu folgen versuchen, welche von den strukturellen          baren Macht wird als ’Subjektivierung’ beschrieben
Bedingungen ihres Handelns systematisch unterlau-          (vgl. Bröckling 2017): Wir können gar nicht genau sa-
fen werden, notwendigerweise zu einem Zustand so-          gen, wer oder was uns eigentlich treibt, aber wir über-
zialer Entfremdung.« (Rosa 2012, S. 303) Gerade Leh-       nehmen die Forderungen einer nie wirklich greifbaren
rer fühlen sich ethischen Vorstellungen, nämlich           Autorität und machen sie zu unserem Problem (vgl. Ro-
dem pädagogischen Ethos verpflichtet, das die              sa 2012, S. 284 ff.). Wir fühlen uns defizitär und schuldig,
Sinnmitte ihres Berufes ausmacht. Und eben diesen          versuchen, die unerfüllbaren Ansprüche, die an uns
sozialen Sinn des Pädagogischen unterlaufen die            gestellt werden, auszugleichen. So wird man gefügig,
genannten Strukturen und entfremden von der                ohne es recht zu bemerken. Gerade im schulischen
Arbeit. Schule rast und rotiert, doch als sozialer         Kontext ist dies zu beobachten: Kaum jemand vermag
Raum wird sie entleert. Ihr humaner Sinn droht             noch zu sagen, wie der erlebte Wahnsinn eigentlich zu-
verloren zu gehen.                                         stande kommt, worum es dabei überhaupt geht und
   Dass solche Sinnentleerung und Entfremdung vom          wer daran Interesse haben kann. Die Akteure der Bil-
ethischen Kern des Berufs auf Lehrerseite zu vermehr-      dungspolitik scheinen unsichtbar zu werden. Auch die
tem Ausgebrannt-Sein führt, ist auch ohne empirische       Administration in Düsseldorf oder den Bezirksregierun-
Studie mehr als naheliegend: Wo das pädagogische           gen sieht sich oft nur noch als ausführendes Organ (zu
Engagement sich nicht auf die wirklichen Problemla-        den Hintergründen vgl. Krautz 2012). Was bleibt, sind
gen richtet, sondern in abwegige Verwaltungs- und          die Imperative des ’Neuer, Schneller, Besser’, die das
Rechtfertigungsarbeit fließt, verliert das Tun seinen      Hamsterrad beschleunigen, aber zu nichts führen.
Sinn. Wo aus auch anstrengender pädagogischer
Arbeit immer noch der Sinn zu ziehen wäre, jungen          Change durch Überlastung
Menschen wirklich zu helfen, verpufft die Kraft nun in     Doch hat die erste Tagung ’Time for Change?’ (vgl.
strukturellen Hamsterrädern.                               Krautz/Burchardt 2018) darauf aufmerksam gemacht,
   Es ist insofern kein verstaubter humanistischer         dass der politische Sinn der Überlastung noch tiefer
Traum, wenn man darauf verweist, dass Bildung              greift: Sie soll bereit machen, den bildungspolitischen
scholé braucht: Wie das griechische Wort für Muße          Vorgaben nicht nur irgendwie widerwillig zu folgen,
nahelegt, muss Bildung für Schüler wie für Lehrer mit      sondern sie als neue pädagogische Überzeugungen
einem Freiraum verbunden sein, der eine humane             innerlich zu übernehmen. Überlastung gilt den sozial-
Entwicklung für beide Seiten überhaupt erst ermög-         psychologischen Manipulationstechniken des soge-
licht (vgl. Bossard 2018).                                 nannte Change-Managements als erster Schritt, um
                                                           Menschen ’aufzutauen’: Sie sollen seelisch weichge-
Achtsam im Hamsterrad?                                     kocht werden, um sich für ’das Neue’ zu öffnen, was
Das politisch erzeugte strukturelle Problem wird nun       ihnen angesichts der Lage als alternativlos dargestellt
aber an die Lehrer zurückgegeben: Man müsse eben           wird. Und wer einmal so unter Druck steht, greift oft ger-
auf die ’Work-Life-Balance’ achten, ’Achtsamkeit’          ne nach vermeintlich rettenden Angeboten.
üben, Stimme und Atem trainieren, auf die ’nonverba-          So etwa das ’selbstgesteuerte’, ’individualisierte’ Ler-
len Signale’ des Körpers achten, ’Stresstoleranz’ und      nen, am besten in ’Lernbüros’ und mit digitalen Gerä-
’Resilienz’ entwickeln, sich von Problemen zu distan-      ten: Nachdem die ohnehin wachsende Heterogenität
zieren lernen, Entspannungsübungen machen, die             der Schülerschaft durch politische Maßnahmen mas-
Ernährung verbessern usw.                                  siv erhöht wurde, legte die Bertelsmann Stiftung (im-
  Nun ist es sicherlich förderlich, wenn auch Lehrer       mer noch gemeinsam) mit dem Schulministerium als
Sport treiben und nicht allein Pizza und Pommes es-        Antwort darauf Fortbildungen auf, die die Aufhebung
sen. Aber: Subjektive ’Achtsamkeit’ löst kein objektives   der Klassengemeinschaft und das ’selbstgesteuerte
Problem. Wie soll eine ’Work-Life-Balance’ für Lehrer      Lernen’ als Lösung ausgeben – neuerdings selbstver-
aussehen, wenn die drängenden und realen Proble-           ständlich digital. Man müsse sich »gemeinsam auf den
me permanent und auch nachts am pädagogischen              Weg machen«, so säuseln die Schalmeien der ’Men-
Gewissen rütteln? Wie lange kann Entspannung an-           schenregierungskünste’ (Bröckling 2017) der verzwei-
halten, wenn die Schulpforte die Käfigtür des struktu-     felnden Lehrerschaft zu, und sich von überkommenen
rellen Hamsterrades bleibt? Reicht es also, darin          Vorstellungen lösen und anpassen. Warum, auf wel-
yogagestärkt und vollwertig ernährt zu rotieren,           chen Weg, wohin der führt, und wie denn die neuen
damit man sich besser fühlt? (vgl. Bröckling 2017)         Ideen begründet sind, wird schon nicht mehr dis-          

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kutiert. Überlastung dient hier als Ein-
fallstor, um Lehrer in eine vorbestimm-
                                             DER AUTOR                                       zwungen werden. Sie verfügen über
                                                                                             eine rechtlich garantierte pädagogi-
te Richtung zu steuern – ’sanfte Füh-                                   Prof. Dr.            sche Freiheit – nicht um ihrer selbst
                                                                        Jochen Krautz
rung’ nennt sich das. (vgl. Krautz/Bur-                                                      willen, sondern um den Schülern
                                                                        lehrt Kunstpä-
chardt 2018)                                                                                 möglichst optimal gerecht werden zu
                                                                        dagogik an
                                                                        der Bergischen       können (vgl. Krautz/Burchardt 2018).
Überlastung als neue Form                                               Universität          Nur in Freiheit aber ist pädagogische
des Totalitarismus                                                      Wuppertal und        Verantwortung lebbar. Keine Verant-
Wenn daher wiederum Hartmut Rosa                                        ist Präsident        wortung ohne Freiheit. Sonst wird
»Beschleunigung als neue Form des                                       der Gesell-          eben dieses pädagogische Verant-
                                                                        schaft für
Totalitarismus« beschreibt (Rosa 2012,                                                       wortungsgefühl missbraucht, um uns
                                                                        Bildung und
S. 284), der sich als »vages Gefühl der                                                      im Hamsterrad rotieren zu lassen.
                                                                        Wissen.
Fremdbestimmung ohne Unterdrü-                                                                 Diese Freiheit aber muss nicht erst
cker« äußere (ebd., S. 304), dann wird                                                       gewährt werden, sondern Lehrer ha-
diese gewagt klingende These in Bezug auf den Schulall-              ben sie, können sie sich nehmen und müssen sie einfordern.
tag durchaus nachvollziehbar: Das Hamsterrad als Käfig               Erst auf dieser Grundlage können die eingangs beschriebe-
der Selbstaktivierung ist nicht nur einfach absurd, sondern          nen drängenden Probleme der Schule überhaupt sinnvoll
hat einen verborgenen Herrschaftssinn. Das permanente                angegangen werden (vgl. Däschler-Seiler 2018).
Rotieren entfremdet von der eigenen pädagogischen Pro-                  Sie sind herzlich eingeladen, an der zweiten Tagung
fessionalität und soll bereit machen, unbegründete Vorga-            ’Time for Change?’ am 4. Mai 2019 in Wuppertal diese
ben nicht nur auszuführen, sondern selbst zu wollen. Der he-         Fragen auf der Grundlage kritischer Analysen und kon-
chelnde Lehrer-Hamster soll auch selbst wollen, was er soll.         struktiver Ausblicke mit zahlreichen Experten zu diskutieren.
Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die-             Im Innehalten und Besinnen auf den Kern der pädagogi-
ses System funktioniert an Universitäten genauso und sogar           schen Aufgabe besteht die Gelegenheit, den inneren Hams-
noch besser, weil die Hamster sich untereinander noch um             ter zu befreien und damit die Demontage der Hamsterräder
Geld und Reputation balgen …                                         gemeinsam fortzusetzen.

Pädagogische Freiheit und Verantwortung                              LITERATUR
Wenn wir es aber mit einem neuen, ’sanften’ Totalitarismus
                                                                       Ahrbeck, Bernd (2016): Inklusion: Eine Kritik. 3. Auflage Stuttgart
zu tun haben, dann wird klar, warum Achtsamkeit auf sich               Bossard, Carl (2018): Bildung braucht ’scholé’ (https://bildung-
selbst allein nur begrenzt weiterhilft. Es gilt, den Blick zu wei-      wissen.eu/wp-content/uploads/2019/02/Journal21_Bildung-
ten, achtsam zu werden auf die beschriebenen Zusammen-                  braucht-schol%C3%A9.pdf)
hänge. Es braucht eine klare Analyse der Zustände und                  Bröckling, Ulrich (2017): Gute Hirten führen sanft.
Zusammenhänge und ein Bewusstsein dafür, dass weder                     Über Menschenregierungskünste. Berlin.
                                                                       Burchardt, Matthias (2016): Selbstgesteuertes Lernen. Roboter
mein Problem noch das von Schule und Schülern als Einzel-
                                                                        im Klassenzimmer. In: Zierer, Klaus/Kahlert, Joachim/Burchardt,
gänger in ’Work-Life-Balance’ zu lösen ist.
                                                                        Matthias (Hrsg.): Die pädagogische Mitte. Plädoyers für Vernunft
   Ein politisches Problem braucht vielmehr politisch-gesell-           und Augenmaß in der Bildung. Bad Heilbrunn, S. 121-133
schaftliche Aufmerksamkeit. Das erinnert daran, dass Leh-              Däschler-Seiler, Siegfried (2018): Von der pädagogischen Freiheit
rer zu sein in einer Demokratie immer schon eine politische             als Kern der Professionalität. Unterrichtspraxis. Beilage zu
Aufgabe war und auch bleibt: Die Sorge um die der Schule                ’bildung und wissenschaft’ der Gewerkschaft Erziehung und
anvertraute Jugend macht es auch notwendig, für deren In-               Wissenschaft Baden-Württemberg. H. 8 (https://bildung-

teresse öffentlich einzustehen. Erstaunlicherweise trägt gera-          wissen.eu/fachbeitraege/von-der-paedagogischen-freiheit-
                                                                        als-kern-der-professionalitaet.html)
de das Engagement für diese weitergehenden Fragen aber
                                                                       Krautz, Jochen (2012): Bildungsreform und Propaganda. Strategien
auch zum eigenen seelischen Gleichgewicht bei: Nicht der
                                                                        der Durchsetzung eines ökonomistischen Menschenbildes in
Rückzug ins Private, sondern der Blick aufs Ganze und un-               Bildung und Bildungswesen. In: Vierteljahrsschrift für wissen-
sere Position darin ermöglicht, im Hamsterrad innezuhalten,             schaftliche Pädagogik – Sonderheft, S. 86-128
herauszutreten und nachzusehen, wer es warum aufgestellt                (https://phvn.de/images/krautz.pdf)
und so eingerichtet hat. Erst so ist die innere Freiheit für die       Krautz, Jochen/Burchardt, Matthias (Hrsg.) (2018): Time for Change?
Frage zu gewinnen, ob man das so weiter mitmachen will.                 Schule zwischen demokratischem Bildungsauftrag und manipu-
                                                                        lativer Steuerung. München (https://bildung-wissen.eu/
   Dabei, diese Frage zu beantworten und eine andere Hal-
                                                                        fachbeitraege/bildungspolitik/time-for-change-2.html)
tung zu gewinnen, hilft das Bewusstsein für die eigene pä-
                                                                       Rosa, Hartmut (2012): Weltbeziehungen im Zeitalter der
dagogische Freiheit: Zum meisten von dem, was als alterna-              Beschleunigung. Umrisse einer neuen Gesellschaftskritik. Berlin.
tivlos daherkommt, können Lehrer und Schulen nicht ge-

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