IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg
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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT BADEN- WÜRTTEMBERG Das Magazin des BFW Baden-Württemberg Ausgabe 4_2019 » EINLADUNG ZUM NEUJAHRSEMPFANG 2020 Seite 5 IMMOLOUNGE UND VERLEIHUNG CONTRACTING PREIS 2019 INTERVIEW MIT TÜBINGENS OBERBÜRGERMEISTER BORIS PALMER ZKZ 89704 | Schutzgebühr € 2,50 Seite 14 Seite 18
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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg Editorial Editorial Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, das Jahr 2019 neigt sich seinem Ende entgegen. Es war ein durchaus ereignisreiches Jahr, das uns als Verband und der Immobilienbranche insgesamt einiges abverlangt hat. In zahlreichen Bereichen nimmt die staatliche Regulierung des Immobilienmarkts zu: Sei es durch Auflagen hinsichtlich der Preisbindung, vorgeschriebene Zusammensetzungen der Vermarktungsmodelle oder die ansteigende Bevorzugung kommunaler Wohnungsunternehmen gegenüber der pri- vaten Bauwirtschaft. Und dabei ist die öffentliche Wahrnehmung, die wir Bauträger, Planer und Projektentwickler genießen, bei Leibe nicht die beste. Darum möchten wir an dieser Stelle gerne die Gelegenheit nutzen, eine Lanze für die private Dirk Graf Immobilienwirtschaft zu brechen: Gut dreiviertel der in der Bundesrepublik errichteten Woh- Vorstandsvorsitzender des BFW nungen werden von privaten Bauträgern realisiert. Mehr als 50 Prozent der bundesdeutschen Baden-Württemberg Wohnungen allein von im BFW organisierten Unternehmen. Wir sind daher ein gewichtiger Teil zur Lösung der vielerorts angespannten Immobilienmärkte – und nicht Teil des Problems, wie die Rhetorik so mancher politischer Akteure hin und wieder vermuten lassen könnte. Wir distanzieren uns ausdrücklich von – oftmals ausländischen – Investoren, die versuchen, aus dem mancherorts aufgeheizten Markt das größtmögliche Kapital zu schlagen und die fälligen Steuer- ausgaben im schlimmsten Fall am deutschen Staat vorbei zu schleusen. Sicher, wir sind Unternehmer, die auch etwas an dem verdienen möchten, was sie tun. Zudem sind wir aber auch Steuerzahler und Arbeitgeber, die Jahr für Jahr stattliche Beträge an den Fiskus entrichten. Wir leisten einen großen Beitrag zur bundesdeutschen Infrastruktur, indem wir die Menschen mit dem versorgen, was sie vielerorts dringend benötigen: Wohnraum. Und Gerald Lipka wir sind das Rückgrat der deutschen Konjunktur, wenn es in anderen – vielfach export-orientier- Geschäftsführer des BFW ten – Branchen nicht rund läuft. Diese Aspekte kann und darf die Politik nicht außer Acht lassen, Baden-Württemberg wenn über Reglementierungen des Marktes debattiert wird – ganz gleich, ob auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene. Lassen Sie uns auch im nächsten Jahr dafür kämpfen, dass wir nicht nur die Bedingungen vorfinden, um weiterhin gute Geschäfte zu machen, sondern uns auch die Anerkennung entgegengebracht wird, die uns zusteht. Jetzt wünschen wir Ihnen aber erst einmal möglichst geruhsame und gesegnete Feiertage sowie einen guten Start in ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2020. Viel Spaß beim Lesen unseres Magazins. Dirk Graf Gerald Lipka Vorstandsvorsitzender des Geschäftsführer des BFW Baden-Württemberg BFW Baden-Württemberg 3
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg Inhalt Inhaltsverzeichnis EDITORIAL S. 3 INHALT S. 4 BFW BADEN-WÜRTTEMBERG S. 5-17 Einladung zum Neujahrsempfang 2020 S. 5 Wettbewerbsvorteil für Kommunen S. 6 Wohnbaugipfel Rems-Murr S. 7 Delegationsreise nach Brüssel S. 8 Vortrag: „Traumzielgruppe 50 plus“ S. 9 Vortrag zur Bebauung in geräuschintensivem Umfeld S. 10 Die Abrechnung nach MaBV und Entscheidung des EuGH zur HOAI S. 11 „Building Information Modeling“ von A bis Z S. 12 Vortrag zur Rechtsprechung für Bauträger S. 13 ImmoLounge 2019 S. 14 Contracting-Preis Baden-Württemberg 2019 verliehen S. 16 AKTUELLES AUS DER IMMOBILIENBRANCHE S. 18-29 Interview mit Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer S. 18 Tag der Innovationen 2019 S. 20 Energieverbrauch hängt stark vom Nutzer ab S. 22 Welche Pflichten hat der Bauträger bei der Überwachung seiner Baustellen? S. 24 Benefizgala „United 4 Kids“ in Ludwigsburg S. 26 Digitalisierung als Wettbewerbsvorteil S. 28 Energiesparen mit Elektroheizkörpern S. 29 VORSCHAU S. 30 Termine | Impressum S. 30 4
Branchentreff mit hochkarätigen Gästen aus Politik und Wirtschaft Einladung zum Neujahrsempfang 2020 Am Donnerstag, den 30. Januar 2020, 17.30 Uhr findet der Neujahrsempfang des BFW Baden-Württemberg mit hochkarätigen Gästen aus Politik und Wirtschaft statt. Veran- staltungsort ist die IHK Region Stuttgart, Jägerstraße 30 in Stuttgart. Mitglieder, Freunde und Partner des Landesverbands sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Beim bereits seit Jahren etablierten Neujahrsempfang trifft sich die regionale Immobilien- wirtschaft zum fachkundigen Austausch mit namhaften Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Nach der Veranstaltungseröffnung durch den Vorstandsvorsitzenden des BFW Baden-Württemberg Dirk Graf wird Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, MdL, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, in ihrem Grußwort auf aktuelle politische Themen eingehen. Grundstückspolitik aus Sicht der Wirtschaft Dr. Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln wird sich kritisch mit der staatlichen Grundstückspolitik beschäftigen und deren Auswirkungen auf das bezahlbare Bauen analysieren. Dabei wird er auch einen Blick auf die Förderung des kommunalen Grundstückser- werbs durch das Land wagen, aber auch restriktive Eingriffe in das Eigentumsrecht der Grundstückseigentümer wissenschaftlich analy- sieren. In einem Impulsvortrag wird Markus Wotruba von der BBE Handelsberatung GmbH, München zudem die Chancen eines „Mixed Use“ von Wohnen und Gewerbe aufzeigen. Auszeichnung für den Nachwuchs Da die Nachwuchsförderung ein großes Anliegen des BFW Baden-Württemberg ist, wird auch im Jahr 2020 der Bauträgernachwuchspreises verliehen. Die Ehrungen erfolgen durch Dirk Graf, Vorstandsvorsit- zender des BFW Baden-Württemberg sowie Senator h.c. Herbert Klingohr. Get-Together und fachlicher Austausch Nach diesen facettenreichen Einblicken in den regionalen Immobilienmarkt lassen die Teilnehmer den Abend bei einem gemeinsamen Abendessen und guten Gesprächen in lockerer Atmosphäre aus- klingen. Hier lassen sich bereits bestehende Bekannt- schaften pflegen und neue Kontakte knüpfen. 5
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg Neue Förderlinie „Wohnungsbau BW – kommunal“ Wettbewerbsvorteil für Kommunen Wirtschafts- und Wohnungsbauministerin wollen, und tritt im Rahmen des laufenden Die geförderten Objekte müssen mindes- Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat im Oktober Wohnraumförderprogramms unmittelbar tens 40 Jahre im Eigentum der Kommunen mit sofortiger Wirkung die neue Förderlinie in Kraft. Antragsberechtigt sind ausschließ- verbleiben. „Wohnungsbau BW – kommunal“ in Kraft lich Städte und Gemeinden sowie – mit gesetzt. Der BFW Landesverband Freier Im- Einverständnis der jeweiligen Belegen- „Durch die gezielte Förderung der Kommu- mobilien- und Wohnungsunternehmen steht heitsgemeinden – auch Landkreise. Die nen wird sich die Bautätigkeit sukzessive in diesem Vorstoß skeptisch gegenüber. „Wir Basisförderung beläuft sich auf 45 Prozent Richtung kommunaler Wohnungsbauunter- befürchten, dass private Unternehmen in der der berücksichtigungsfähigen Gesamtkos- nehmen verlagern“, so Landesverbandsge- Folge bei der Grundstücksvergabe nicht in ten, bezogen auf eine Regelabsenkung schäftsführer Lipka. Ob diese allerdings die der angemessenen Form zum Zuge kom- der Miete um 33 Prozent gegenüber der Kapazitäten hätten, die bisherige Tätigkeit men“, betont Geschäftsführer Gerald Lipka. konkreten ortsüblichen Vergleichsmiete. privater Bauunternehmer zu schultern, sei Die Kommunen können die Kaltmiete mehr als fraglich. „Hier findet eine dramati- Die Förderlinie ist einer der Eckpunkte gegenüber der konkreten ortsüblichen Ver- sche Verzerrung des Wettbewerbs statt, die der im Mai vom Kabinett beschlossenen gleichsmiete dabei nach ihrer Wahl für die den Interessen der privaten Bauwirtschaft Wohnraumoffensive BW Wohnen – Heimat Dauer der Miet- und Belegungsbindung entgegensteht und dadurch den Neubau – Zukunft. Sie richtet sich speziell an die von 30 Jahren zwischen 20 und 40 Pro- des dringend benötigten Wohnraums im Städte und Gemeinden im Land, die selbst zent absenken, wobei dann die Höhe der Land gefährdet, anstatt ihn zu fördern“, so sozialgebundenen Mietwohnraum schaffen Subvention entsprechend angepasst wird. Lipka weiter. unitymedia.de/ wohnungswirtschaft Machen Sie Ihre Immobilie zukunftsfähig. Küche. Diele. Bad. Glasfaser. Eigentum auf den Stand der Dinge bringen. Breitband heißt Lebensqualität. Beste Datenverbindung mit Highspeed Internet. Surfen, chatten, shoppen, skypen, gamen, streamen. Alles gleichzeitig. Alle gleichzeitig. Schnell, unlimitiert, sicher. Jetzt mit bis zu 400 Mbit/s. In Zukunft sogar gigaschnell. Die Investition zahlt sich aus. Schon heute. Und morgen erst recht. Unitymedia ist jetzt Teil von Vodafone 6
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg Wohnbaugipfel Rems-Murr Politik und Bauwirtschaft diskutieren Wege zu bezahlbarem Wohnraum Ende September haben sich auf dem sam diskutierten die Teilnehmer die teils realer Beispiele zeigte er auf, wie verbind- Wohnbaugipfel Rems-Murr rund 200 Ver- unterschiedlichen Interessen und erörterten liche Quoten für Sozialwohnungen den treter der Bau- und Immobilienwirtschaft in verschiedenen Arbeitsgruppen konkrete Preis der übrigen Wohneinheiten steigern. mit politischen Entscheidungsträgern Lösungsansätze. Wenn die Rentabilität einer vorgegebenen getroffen, um auszuloten, durch welche Anzahl von Wohnungen für den Bauträger Maßnahmen die Schaffung bezahlbaren Private Bauwirtschaft sinkt, da sie nur zu bestimmten Miet- oder Wohnraums in der Region vorangetrie- als entscheidender Faktor Kaufpreisen angeboten werden dürften, ben werden kann. Gerald Lipka, Ge- müssten die Miet- und Kaufpreise für die schäftsführer des Landesverbands Freier Wie entscheidend die private Bauwirtschaft übrigen Wohneinheiten steigen, um eine Immobilien- und Wohnungsunternehmen für die Bereitstellung von Wohnraum ist, angemessene Rendite zu erzielen, so Lipkas Baden-Württemberg, vertrat dabei die machte Gerald Lipka, Geschäftsführer des Rechnung. Verbindliche und dogmatische Interessen der privaten Bauwirtschaft BFW Baden-Württemberg gleich zu Beginn Quoten für den sozialen Wohnungsbau und erteilte unter anderem verbindlichen seines Vortrags klar. „Jede zweite Wohnung, trügen darum in erster Linie dazu bei, die Quoten für den sozialen Wohnungsbau die in Deutschland gebaut wird, wird von Kluft zwischen arm und reich zu vergrößern. eine klare Absage. BFW-Unternehmen errichtet“, so Lipka. Stattdessen sollten Investitionen in den Damit sei die private Immobilienwirtschaft sozialen Wohnungsbau auch im privaten Der Wohnraummangel ist längst in ländlich ein zentraler Akteur der Wohnraumver- Sektor stärker gefördert werden. „Für private geprägten Regionen angekommen. Die sorgung, der durch die vielerorts forcierte Bauträger müssen Investitionen in den Schaffung von ausreichend bezahlbarem Förderung der Kommunen – beispielsweise Wohnungsbau rentabel bleiben“, so sein Wohnraum ist eine der großen Herausfor- hinsichtlich der Bauplatzvergabe – nicht Fazit. Denn ohne die private Immobilienwirt- derungen der Zeit. Dabei ist Wohnen nicht benachteiligt werden dürfe. „Viele unserer schaft werde die Schaffung ausreichenden nur ein elementares Grundbedürfnis des Mitglieder möchten bauen und scheitern an und bezahlbaren Wohnraums in den Menschen – fehlender Wohnraum birgt der Vergabe geeigneter Grundstücke. Wenn nächsten Jahren und Jahrzehnten zudem das Risiko, den Fachkräftemangel Kommunen systematisch bei der Bauland- nicht gelingen. in den betroffenen Landkreisen zu verstär- vergabe bevorzugt werden, wird dem pri- ken. Auch der Rems-Murr-Kreis sieht sich vaten Bauwesen die Grundlage entzogen“, mit dieser Herausforderung konfrontiert gab der Landesverbandsgeschäftsführer zu und hat sich zum Ziel gesetzt, mit seiner bedenken. Kreisbaugruppe 500 neue bezahlbare Wohnungen bis zum Jahr 2028 zu bauen. Verbindliche Sozialquoten „Das wird das Problem der Wohnungsnot verteuern übrigen Wohnraum lindern, aber nicht lösen“, betonte Landrat Richard Sigel anlässlich des Bauforums. Eine Schwierigkeit hinsichtlich der Rentabi- Um dies zu erreichen würden viele Akteure lität privater Bauträgerprojekte sieht Lipka benötigt: die Kommunen, die meist über die in der verbindlichen Festlegung bestimmter nötigen Bauflächen verfügen, die kommu- Sozialwohnungsquoten, insbesondere in Re- nalen Wohnungsunternehmen sowie die gionen, in denen die ortsübliche Vergleichs- privaten Bauträger, so Sigel weiter. Gemein- miete noch niedrig ist. Anhand konkreter 7
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg BFW Baden-Württemberg im Austausch mit der Politik Delegationsreise nach Brüssel Auf Einladung des scheidenden EU-Kom- nationale Gesetzgebung haben, war es BFW Landesverband Baden-Württemberg missars Günter Oettinger hat eine kleine den Teilnehmern der Delegation wichtig, unter der Leitung des Vorstandsvorsitzen- Delegation des BFW Landesverbands bei dieser Gelegenheit intensive Gesprä- den Dirk Graf wurde auch Andreas Beulich, Baden-Württemberg Mitte Oktober eine che mit Europa-Abgeordneten aus Ba- dem Leiter des Brüsseler BFW-Büros, be- Reise nach Brüssel zur EU-Kommission und den-Württemberg zu führen. gleitet. Höhepunkte der Reise waren unter dem Europaparlament unternommen. anderem Gespräche mit dem Vizepräsi- Gerade das EU-Beihilferecht hat erhebliche denten des EU-Parlaments Rainer Wieland Da europäische Verordnungen und Auswirkungen auf die Fördermöglichkeiten sowie ein Arbeitsessen mit EU-Kommissar Richtlinien immer häufiger Einfluss auf die in den Bundesländern. Die Delegation des Günter Oettinger. Effizient, sicher und nachhaltig: innovative Dienstleistungen für Abrechnung Mietersicherheit Ihre Immobilie Energieabrechnung Wasserabrechnung Rauchwarnmelder- Service Nebenkostenabrechnung Trinkwasseranalyse Gewerbeabrechnung auf Legionellen ista Deutschland GmbH Hafenbahnstraße 20A 70329 Stuttgart Immobilien-Dienstleistungen Telefon 0711 93287-245 vertrieb.stuttgart@ista.de www.ista.de 8 Energieausweis Contracting
Best Ager als Immobilienkunden gewinnen und begeistern Vortrag: „Traumzielgruppe 50 plus“ Die Kaufkraft der Generation über 50 Jahren ist enorm. Es ist sogar so, dass diese - auch „Best Ager“ genannte - Generation wohl die reichste Generation aller Zeiten ist. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen. Doch wie kann man diese Generation erreichen und für Immobilien begeistern? In einem praxisorientierten Halbtagsseminar vermittelte Hans-Georg Pompe Ende Oktober einen Einblick in die Besonderheiten dieser Zielgruppe und gab Tipps für ein perfektes Verkaufsgespräch. Die Zielgruppe der über 50-Jährigen stellt den wahrgenommene Seriosität zu steigern. auf die Anliegen Ihres Gegenübers ein“, so nicht nur hohe Anforderungen an ihre Im- „Vermeiden Sie Formulierungen wie ‚darf der Experte. mobilien, sie setzt auch große Erwartungen ich‘, ‚hätte‘, ‚könnte‘, ‚würde‘“, riet Pompe. in ihre Verkäufer oder Dienstleister. „Sicheres Insbesondere ältere Kunden wünschten Das Seminar vermittelte einen umfas- und kompetentes Auftreten, eine klare und sich eine zielgerichtete Ansprache und eine senden Überblick über die Unterschiede zielgerichtete Kommunikation, aber auch fachkundige Expertise. „Der Kunde ist König zwischen jungen und erfahrenen Kunden, nonverbal vermittelte Aussagen sind bei war gestern“, so der Fachmann. Insbeson- die Anforderungen, die über 50-Jährige jedem Kundenkontakt wichtig – in Verkaufs- dere das ältere Klientel wünsche sich eine typischerweise an ihre Immobilie stellen, das gesprächen mit über 50-Jährigen sind sie es- Beratung auf Augenhöhe – wozu also sein Lebensgefühl, das diese Zielgruppe aus- senziell“, wusste der Kommunikationsprofi zu eigenes Licht unter den Scheffel stellen? zeichnet, mögliche Motive für einen Umzug, berichten. Schließlich hätten ältere Kunden „Möchten Sie ein Glas Wasser“ suggeriere die Erwartungen, die Best Ager an ihren schon einiges erlebt, mitunter auch schlechte beispielsweise ein völlig anderes Auftreten persönlichen Immobilienberater stellen und Erfahrungen gemacht und würden im Alter als „Darf ich Ihnen ein Glas Wasser anbie- vieles mehr. zunehmend skeptischer. Umso wichtiger sei ten?“ „Wiederholen Sie Formulierungen, die es, die eigene Wirkung in einem Verkaufsge- Ihr Gegenüber verwendet und spielen Sie spräch zu hinterfragen und sich Gedanken den Ball zurück, hören Sie zu und gehen Sie über das eigene Auftreten zu machen. Getreu dem Motto „Du kannst nicht nicht kommunizieren“ analysierte der Fachmann die ausschlaggebenden Faktoren eines erfolgreichen Verkaufsgesprächs mit Hilfe eines Rollenspiels. Teilnehmer des Seminars stellten hierfür ein Verkaufsgespräch nach, dass Pompe fachkundig analysierte. Dabei gab er praxisnahe Tipps, um das eigene Auftreten zu verbessern und die vom Kun- 9
Vortrag zur Bebauung in geräuschintensivem Umfeld Schallgeschützt und dennoch wirtschaftlich Fast flächendeckend wird im deutschen Südwesten die Schaf- fung von mehr Wohnraum gefordert. Hierfür ist in erster Linie der Neubau gefordert, gerade in den begehrten Großstädten fehlen dafür jedoch die Flächen. In den Fokus rücken daher zunehmend Grundstücke entlang von Bahnstrecken, stark be- fahrenen Straßen oder in der Nähe von Industriebetrieben. Im Seminar „Immissionsschutz im Außenbereich“ erklärte Rechts- anwalt Dr. Steffen Hettler, Partner der Kanzlei Jahn Hettler Rechtsanwälte, die Besonderheiten, die es bei der Bebauung von derartigen Grundstücken zu beachten gilt. Erst kürzlich hat die Bundesregierung Im Seminar erläuterte der Fachanwalt und praxisnahe Lösungen, die eine wirt- verkündet, dass die Deutsche Bahn als ein für Bau- und Architektenrecht, der seine schaftliche Wohnbebauung lärmbelasteter Teil der Lösung für den Wohnungsmangel in Promotion im Bereich Schallschutz und Flächen ermöglichen. Denn „Ohne Flächen Großstädten wahrgenommen wird. Darum Schwingungen für das Thema Baulärm auch entlang von Schienenwegen, stark sollten entsprechende Grundstücksflächen absolvierte und zu den führenden Experten befahrenen Straßen, Häfen oder Indust- veräußert werden, um sie für den Woh- in Deutschland zählt, unter anderem den rieanlagen wird sich die Wohnungsnot in nungsbau aktivieren zu können. Solche erforderlichen Schallschutz im Außenbe- Deutschland nicht lösen lassen“ – da waren Flächen führen in der Planung und Projek- reich sowie dessen konkrete Handhabung. sich alle Beteiligten des Seminars einig. tierung allerdings häufig zu Konflikten mit Wesentliche Inhalte des Seminars waren Umwelteinflüssen, insbesondere durch die die emissionsrechtlichen Vor- standortbestimmte Lärmeinwirkung. gaben und der Umgang mit der Technischen „Um diese Probleme wirksam lösen zu Anleitung zum können, sollten Bauträger und Planer die Schutz gegen neueren Vorgaben der höchstrichterlichen Lärm (kurz TA Verwaltungsrechtsprechung kennen und Lärm), die beachten. Nur wer diese Kenntnisse hat Anwendungen und richtig einsetzt, kann auch schwierige des neuen Projekte wirtschaftlich erfolgreich lösen“, „Urbanen stellte der Referent zu Beginn seines Vor- Gebiets“ und trags klar. Nach aktueller Verwaltungsrecht- praxisnahe sprechung gehöre zu einer Wohnnutzung Lösungen wie auch ein ungestörter Außenbereich. Häufig beispielsweise versuchten Planer dieses schalltechnische das „Hamburger Problem beispielsweise mit in Glas einge- City Hafenfens- hausten Balkonen zu lösen. Dies verursache ter“. allerdings erhebliche Kosten und mache eine Wohnanlage nicht gerade attraktiver, Das Seminar ver- so der Experte. mittelte rechtssichere 10
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg Juristisches Fachseminar mit aktuellen Themenschwerpunkten Die Abrechnung nach MaBV und Entscheidung des EuGH zur HOAI Bei einem juristischen Fachseminar konnten sich interessierte Mitglie- der Ende September über die Themen „Abrechnung nach Makler- und Bauträgerverordnung (MaBV)“ sowie über die aktuelle Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) informieren. Über 40 Teilnehmer nahmen das Angebot wahr und folgten den Ausführungen von Dr. Maximilian Jahn, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht in der Sozietät Jahn Hettler Rechtsanwälte. Abrechnung nach MaBV Regel auch die Übergabe der Wohnung Die EuGH-Entscheidung verweigern. In diesem Zusammenhang zur Abrechnung nach HOAI Nach § 3 Abs. 2 MaBV darf der Gewerbe- stellt sich immer wieder die Frage, ob die treibende Vermögenswerte entsprechend Raten fällig sind, und ob und in welcher Im Vertragsverletzungsverfahren C-377/17 dem Bauablauf entgegennehmen. Wäh- Höhe dem Erwerber möglicherweise der Europäischen Kommission gegen rend eines Bauvorhabens ist der Bauträger Zurückbehaltungsrechte wegen Mängeln Deutschland hat der Europäische Gerichts- in aller Regel auf entsprechende Liquidität zustehen können. Der Bauträger sollte hof entschieden, dass die Mindest- und angewiesen, sodass bereits die vertrag- die Wohneinheiten nicht zu früh über- Höchstsätze der HOAI unvereinbar mit EU- liche Gestaltung, insbesondere mit Blick geben, deren Übergabe aber auch nicht Recht sind. Die Dienstleistungsrichtlinie (RL auf den Ratenzahlungsplan, von erheb- zu lange verweigern – hier gilt es den 2006/123/EG vom 12.12.2006) sei insoweit licher Bedeutung ist. Bei Nichtigkeit des aus rechtlicher Sicht „richtigen Moment“ von der Bundesrepublik Deutschland nicht Ratenzahlungsplans, kann dies, wenn die bestimmen zu können. Dies gilt auch für umgesetzt. Vergütung erst bei Abnahme fällig werden die Frage, wann eine Partei zum Rücktritt sollte, erhebliche finanzielle Auswirkungen berechtigt ist. Dies kann sowohl beim Der Rechtsexperte ging auf die Unverein- haben. Aber auch während des Bauvorha- Zahlungsverzug des Erwerbers, als auch barkeit der Mindest- und Höchstsätze der bens kann es, aufgrund von Sonderwün- beim Vorliegen erheblicher Mängel der HOAI mit EU-Recht ein und zeigte auf, welch schen oder anderen Notwendigkeiten zu Fall sein. grundlegende Bedeutung dieses Urteil für baulichen Veränderungen kommen, die laufende und zukünftige Architektenverträge eine Anpassung des Ratenzahlungsplans Im Seminar wurden die Probleme im hat. Im Rahmen des Vortrags erhielten die erfordern. Oft wird es dann, wenn sich die Zusammenhang mit dem Zahlungsplan Teilnehmer zahlreiche Informationen für die Frage nach der Bezugsfertigkeit und der nach MaBV anhand zahlreicher Praxisbei- rechtssichere Abwicklung laufender und die vollständigen Fertigstellung stellt, zum spiele erörtert. Die Teilnehmer erhielten Gestaltung zukünftiger Architektenverträge. Streit zwischen den Parteien kommen. einen Überblick über die rechtmäßige Eine ausführliche Frage- und Diskussionsrun- Abrechnung und wurden für Risiken de, in der die Teilnehmer konkrete Fragestel- Lehnt der Erwerber die Zahlung der sensibilisiert, aber auch über die entspre- lungen aus ihrem beruflichen Alltag themati- Rate(n) ab, wird der Bauträger in aller chenden Möglichkeiten aufgeklärt. sierten, rundete das Seminar ab. 11
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg Digitalisierung und die Immobilienwirtschaft Herausforderungen. Ob Bauträger oder Planer, ob großes Bauunternehmen oder „Building Information kleiner Handwerksbetrieb, ob privates oder öffentliches Bauvorhaben, Objektpla- Modeling“ von A bis Z ner oder Fachplaner – BIM schickt sich an, die Arbeit aller Unternehmen und auf den Baustellen grundlegend zu verändern. Die Digitalisierung hält Einzug in die Immobilienwirtschaft. Ob sie es wollen oder nicht: Wenn sie weiter erfolgreich bleiben wollen, müssen sich alle Marktbeteiligten dem Wandel Dabei bergen gerade die Vernetzung und der Zeit stellen. Eine grundlegende Änderung im Prozess einer Projektentwicklung bildet die Transparenz bei Anwendung von BIM Einführung des sogenannten „Building Information Modeling“ (BIM). Über die technischen Chancen für die Bauabwicklung, aber auch Möglichkeiten, rechtlichen Voraussetzungen und nötigen Weichenstellungen referierte erhebliche Risiken für die Haftung. Schon Rechtsanwältin Vanessa Bollenbach Anfang Dezember im Seminarraum der Geschäftsstelle bei der Beauftragung von BIM-Leistungen des BFW Baden-Württemberg. geht es darum, wichtige Weichenstellun- gen zu beachten: So klärte die Referentin die Seminarteilnehmer beispielsweise da- Wenngleich „Building Information Mode- von Bauprojekten angestrebt. Zukünftig rüber auf, woraus die Vertragsgrundlagen ling“ (BIM) ab dem 1. Januar 2020 zu- sollen nach dem Willen des Ministeriums bestehen, welche Aufgaben und Pflich- nächst nur verpflichtend für verkehrsinfra- auch kleine und kleinste Bauvorhaben mit ten Projektsteurern, BIM-Managern und strukturelle Großprojekte des Bundes gilt, BIM geplant werden. Das ehrgeizige Ziel BIM-Koordinatoren zukommen, und wer so ist die Zielrichtung des federführenden heißt: „BIM macht die Baustelle zu einer die Zusammenführung der Daten über- Bundesministeriums für Verkehr und digi- kooperativen, intelligenten Datencloud wacht. Auch Fragen zur Haftung waren tale Infrastruktur klar: Es wird ein „Kultur- – mit einer erweiterten Datenqualität, Gegenstand des Vortrags: beispielsweise wandel“ bei der Planung und Realisierung standardisierten Prozessen, einer engen bei der Übertragung fremder Planungs- und frühzeitigen Vernetzung aller Akteu- ergebnisse in BIM oder der Entdeckung re, mehr Transparenz, mehr Effizienz und von Fehlern anderer Planer. Auch Fragen einem Projekt Controlling in Echtzeit.“ des Urheberrechtsschutzes kamen zur Sprache. Building Information Modelling – zu Deutsch „Bauwerksdatenmodellierung“ In diesem fast vierstündigen Seminar – stellt für alle Beteiligten nicht nur eine wurden die Teilnehmer grundlegend und sprachliche Herausforderung dar, sie stellt umfangreich über das Thema BIM Infor- die gesamte Branche auch vor inhaltliche miert und für die Fallstricke und Tücken der neuen Systematik sensibilisiert. Um diese zum umgehen, gab die fachkundige Referentin praktische Tipps und Lösungsmöglichkeiten mit auf den Weg. Etliche Fragen der Semin- arteilnehmer stellten dabei unter Beweis, wie präsent das Thema BIM schon heute im Berufsalltag der Projektentwickler ist – in absehbarer Zeit wird es einen unverzichtbaren Teil der Projektplanung und -realisierung dar- stellen. 12
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg Die wichtigsten Entscheidungen des Jahres Vortrag zur Rechtsprechung für Bauträger Auch im Jahr 2019 hat sich die Rechtsprechung zur Bauträgerpraxis rasant entwickelt. Darum von der vorkalkulatorischen Preisfort- informierte Rechtsanwalt Dr. Maximilian Jahr in einem Fachseminar interessierte Mitglieder schreibung für Mehr- und Mindermengen des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland Anfang November über eine Reihe aktueller Ent- verabschiedet hat. scheidungen, die massive Auswirkungen auf die Bauträgerpraxis haben werden. EuGH-Entscheidung „Ganz gleich, ob es um die Abnahme, die lange geklärt sind, aktuell mit der Frage zur HOAI Pflicht zur Übergabe und Übereignung beschäftigt, ob die Gewährleistungspflicht in der Wohnung oder die Zahlungspflicht diesem Fall auch nach über einem Jahrzehnt Ebenfalls von herausragender Bedeutung des Erwerbers geht. Zahlreiche Urteile aus noch besteht. für die Baupraxis ist das Urteil des Europä- dem Kalenderjahr 2019 haben praktische ischen Gerichtshofs zur Unwirksamkeit der Auswirkungen sowohl für das Verhältnis zu Übergabepflicht bei Mindest- und Höchstsätze der HOAI. den Erwerbern als auch zu den einzelnen nicht vollständiger Zahlung Gewerken beziehungsweise dem Generalun- Beim Seminar zur „Rechtssprechungsüber- ternehmer“, stellte der Rechtsexperte gleich Neben der Abnahme waren aber auch die sicht“ wurden alle wesentlichen Entschei- zu Beginn seines Vortrags klar. Insoweit sei Verpflichtung zur Übergabe und Übereig- dungen anhand praktischer Fallbeispiele es für den Bauträger unabdingbar, die aktu- nung der Wohnung bei nicht vollständiger vorgestellt und diskutiert. Neben der reinen elle Rechtsprechung in ihren wesentlichen Zahlung und die Rücktrittsvoraussetzungen Erklärung der wichtigsten Urteile ging es in Grundzügen zu kennen. erneut echte „Dauerbrenner“. erster Linie darum, die erlangten Erkennt- nisse in die tägliche Praxis zu übertragen. Gewährleistungspflicht Vorkalkulatorische Zahlreiche Nachfragen der Teilnehmer zu bei unwirksamer Abnahmeklausel Preisfortschreibung teilweise konkreten Problemstellungen aus ihrem Berufsalltag verliehen dem Seminar Das Oberlandesgericht München beispiels- Von Relevanz für das Verhältnis zu den einen zusätzlichen Praxisbezug. weise hat sich, nachdem die Voraussetzun- Gewerken ist insbesondere das Urteil gen (un-)wirksamer Abnahmeklauseln schon des Bundesgerichtshofs, mit dem er sich Einfach frische Luft – Vent 2000 D Je energieeffizienter Wohngebäude werden, desto wichtiger wird die kontrollierte Wohnungslüftung. Mit der Vent 2000 D bietet Ihnen Bosch eine einfach zu installierende dezentrale Lösung für den flexiblen Einsatz mit überzeugendem Preis-Leistungs-Verhältnis. A+ → G Ihr Ansprechpartner: Lars Voß | Mobil: 01 73 / 4 07 63 47 | Lars.Voss@de.bosch.com 13 www.bosch-einfach-heizen.de
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg ImmoLounge 2019 Bauträger und Projektentwickler als Teil der Lösung Ende Oktober hat der BFW Baden-Württemberg bereits zum sechsten Mal die Immo- Lounge in der Sparda-Welt in Stuttgart veranstaltet. Rund 150 Gäste waren der Einladung des Landesverbands gefolgt und ließen sich von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer in seinem Vortrag zum Thema „Wohnungsbau und Klimaschutz – die zwei Her- ausforderungen unserer Zeit“ über den „Tübinger Weg“ informieren, mit dem das Stadt- oberhaupt aktiv dazu beitragen möchte, den andauernden Preisanstiegen in seiner Stadt zu begegnen. Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde der Contracting-Preis 2019 für herausragende energetische Lösungen im Wohnungsneubau verliehen. Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW „Die im BFW organisierten Unternehmen – sind nicht die Ursache der Probleme auf Baden-Württemberg, konnte in seinen sind bundesweit für mehr als 50 Prozent dem Immobilienmarkt. Sie sind über ihre einführenden Worten einige hochrangi- des Wohnungsneubaus verantwortlich. Kapazitäten und ihr Know-how ein unver- ge politische Akteure unter den Gästen Mit 30 Prozent Anteil bei Gewerbeimmo- zichtbarer Teil der Lösung“, so Lipka weiter. begrüßen: Darunter der Hauptredner bilien leisten sie einen ebenso wichtigen Oberbürgermeister Boris Palmer (Bündnis Anteil bei der Bereitstellung von Infra- Den Hauptvortrag des Abends nutzte Boris 90/Die Grünen), die Landtagsabgeord- struktur wie bei der Nahversorgung,“ be- Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen, neten Gabriele Reich Gutjahr MdL (FDP) tonte Geschäftsführer Lipka zur Eröffnung um zu betonen, dass bezahlbarer Wohn- und Tobias Wald MdL (CDU), Karl Greißing der Veranstaltung. „Diese Unternehmen raum für normalverdienende Bürger aus sei- und Dirk Schröder aus dem Landesmi- werden in einen Topf mit internationalen ner Sicht nur durch eine stärkere politische nisterium für Umwelt, Klima und Energie- Spekulanten und Preistreibern gesteckt, Reglementierung des Immobilienmarkts wirtschaft sowie Dr. Eckart Meyberg und obwohl wir alle wissen, dass viele Faktoren geschaffen und bewahrt werden kann. Er Dr. Alfred Reutzsch aus dem Ministerium zu Preissteigerungen bei Wohnimmobilien beobachte, wie die Immobilienpreise – unter für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau beigetragen haben. Die BFW-Unterneh- anderem durch den Zuzug aus der Landes- Baden-Württemberg. men – Bauträger und Projektentwickler hauptstadt Stuttgart – auch in Tübingen in 14
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg Fotos: Dominik Sackmann/Triolog den vergangenen Jahren stark angestiegen für Belegungsquoten und Preisbindungen Ihnen nicht alles gefallen, was ich heute zu seien. „Für Normalverdiener ist das Eigen- im Wohnungsbau stark gemacht. sagen habe“, scherzte Palmer schon zum heim für 6.000 Euro pro Quadratmeter Beginn seines Vortrags. „Aber das mussten Wohnfläche schon heute in weite Ferne Die hohen Immobilienpreise führt Palmer Sie auch wissen, als Sie mich eingeladen gerückt“, so Palmer. Die Politik müsse daher auf überproportionale Renditen der Grund- haben,“ so die Tübinger Stadtspitze weiter. tätig werden, um es auch Bürgern, die ein stückseigentümer, hohe Fixkosten beim Auch wenn er damit sicher Recht hatte, es durchschnittliches Einkommen verdienen, Immobilienerwerb, aber auch den hart war ein überaus spannender, pointierter und weiterhin zu ermöglichen, in Tübingen zu geführten Preiskampf der Bauträger um analytischer Vortrag, der die Teilnehmer der wohnen. Darum habe er sich unter anderem bebaubare Grundstücke zurück. „Es wird Veranstaltung in ihren Bann zog. Projekt Stuttgart 21 Führung über die Großbaustelle Über 70 Mitglieder und Freunde des BFW Baden-Württemberg haben die Gelegenheit genutzt, vor der ImmoLounge 2019 an exklusiven Führungen über die Großbaustelle Stuttgart 21 teil- zunehmen. In drei Gruppen konnten sie sich dabei ein eigenes Bild von den Baufortschritten machen und wurden von sach- kundigen Führern über Details der Baumaßnahmen informiert. 15
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg Leuchttürme für preiswerten und klimaschonenden Wohnungsbau Contracting-Preis Baden-Württemberg 2019 verliehen Bei der ImmoLounge des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen ist der Contracting-Preis Ba- den-Württemberg 2019 vergeben worden. Ausgezeichnet wurden innovative und nachhaltige Wohnungsbauprojekte in Ba- den-Württemberg, bei denen mittels Energie-Contracting überdurchschnittliche Energie-, Umwelt- oder Nachhaltigkeitsstandards umgesetzt wurden. Eine Prämie erhielten insgesamt drei Neubauquartiere, zusätzlich gab es zwei Sonderpreise in den Kategorien „Neubau Einzelgebäude“ und „Bestandssanierung“. Der BFW Baden-Württemberg vergibt den Landesumweltminister Franz Untersteller. Energiewirtschaft im Umweltministerium Preis in Kooperation mit der Klimaschutz- Die Preisträger wurden von Gerald Lipka Baden-Württemberg und Rüdiger Lohse und Energieagentur Baden-Württemberg Geschäftsführer des BFW Baden-Württem- vom Kompetenzzentrum Contracting der seit 2017. Schirmherr des Wettbewerbs ist berg, Karl Greißing, Leiter der Abteilung KEA-BW ausgezeichnet. 1 Den 1. Preis erhielt die DSG Invest GmbH. Sie hat in Heilbronn ein innovatives „Smart Grid“-Projekt umgesetzt, bei dem ein biogas- betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie Photovoltaikanlagen ein Quartier mit Strom und Wärme versorgen. Die Jury hob nicht nur den hohen Anteil regenerativer Energie, sondern auch das prognosebasierte Energie- und Lademanagement hervor, mit dem das komplexe Energiesystem im Quartier stromwirtschaftlich optimiert wird. 16
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg BFW Baden Württemberg 2Der 2. Preis ging an die ZEAG Energie GmbH. Sie hat auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Heilbronn ein Cont- 3 Mit dem 3. Preis wurde die Koch Wohnbau GmbH für ihr Projekt „Wohnen im Winzergarten“ im badischen Kirchhofen geehrt. Ein racting-Projekt für 400 Wohneinheiten und Gewerbeimmobilien eigenes Nahwärmenetz versorgt dort fünf Mehrfamilienhäuser realisiert. Dank intensiver Abstimmung in der frühen Planungs- und sechs Reihenhäuser mit Wärme aus einem BHKW. Der selbst phase war es gelungen, die Nahwärmeversorgung mit einem erzeugte Solarstrom wird für Mieterstrom und zur Versorgung BHKW und Photovoltaik trotz unterschiedlicher Investoreninteres- von Ladesäulen für Elektroautos genutzt. sen umzusetzen. S1 Einen Sonderpreis in der Kategorie „Neubau Einzelgebäude“ erhielt die Oekogeno GIW e.G. für das KfW-Effizienzhaus 40 S2 Ein Sonderpreis in der Kategorie „Bestandssanierung“ ging an die E1 Energiemanagement GmbH für das Projekt „Energiespar-Con- „Grüne Mitte Furtwangen“. Das Mehrfamilienhaus mit Holzfas- tracting Studentensiedlung Mannheim“. Es bezieht auch die sade aus heimischen Hölzern überzeugte nicht nur durch die energetische Sanierung der Gebäudehülle in das Contracting mit nachhaltige Bauweise, sondern auch durch das Energiekonzept, ein. Die Jury lobte die schnelle Projektumsetzung innerhalb eines das Nachbargebäude im Zentrum der Stadt mitversorgt. Auch Jahres und das Einsparversprechen in Höhe von nahezu 150.000 das inklusive, generationenübergreifende Nutzungskonzept und Euro. Bereits im ersten Jahr nach Durchführung der Maßnahme die Einbeziehung eines bürgergetragenen Contractors hob die war das Ziel erreicht. „Ein Leuchtturmprojekt der zukunftsori- Jury hervor. entierten Gebäudesanierung mit bundesweiter Ausstrahlung“, befand die Jury. Weitere Informationen über die Gewinner sowie Fotos zum Download finden Interessierte unter www.contractingpreis-bw.de
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg Aktuelles aus der Immobilienbranche Interview mit Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer „Zahlen Sie nicht zu viel für das Grundstück“ Seit 2006 ist Boris Palmer amtierender Oberbürgermeister in Tübingen. 2014 wurde er bei einer Wahlbeteiligung von 55 Prozent mit knapp 62 Prozent der abgegebenen Stimmen für eine zweite 8-jährige Amtszeit wiedergewählt. Angesichts der – auch in Tübingen – stetig ansteigenden Immobilienpreise spricht er sich für eine stärkere politi- sche Regulierung des Immobilienmarkts aus. Im Gespräch mit der „Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg“ macht er seinen Standpunkt deutlich und bezieht Stellung zu der Frage, welche Rolle die private Immobilienwirt- schaft in diesem Modell spielt. Herr Palmer, Sie sprechen sich Weiterverkauf erfolgt zum Festpreis, das Sind die bisherigen Schritte aus entschieden für eine stärkere politische stoppt die Teuerung. Wer ein Grundstück Ihrer Sicht ausreichend oder planen Sie Regulierung des Immobilienmarkts aus. als Investor kauft, muss Mietpreisbindungen weitere Reglementierungen? Welche Maßnahmen haben Sie in Tübin- akzeptieren: 30 Prozent Sozialwohnungen, gen bereits umgesetzt, um die Schaffung 30 Prozent um 10 Prozent unter Mietspiegel Sie reichen nicht aus, um genug bezahlba- bezahlbaren Wohnraums in Ihrer Stadt zu sowie 30 Prozent maximal Mietspiegel. ren Wohnraum zu schaffen. Kommunal ha- forcieren? ben wir aber alle sinnvollen Möglichkeiten Welche Vorschriften existieren ausgeschöpft. Ohne den Bund kommen Die EZB flutet den Markt mit Kapital, die in Tübingen, um den Gebäudebestand wir nicht mehr weiter. Das gilt vor allem für Grund- und Baupreise explodieren. Preis- kurz-, mittel- und langfristig energieeffi- den Bestand. Hier haben wir praktisch kei- werter Wohnraum entsteht ohne Regu- zienter zu gestalten? ne Regelungskompetenz, der Preisauftrieb lierung daher gar nicht mehr. Wir haben setzt sich fort. das Programm „Fairer Wohnen“ aufgelegt. Grundstückskäufer müssen eine Photo- Neue Baugebiete gibt es nur noch, wenn voltaikanlage bauen und mindestens den Führt diese politisch forcierte die Stadt alle Grundstücke kaufen kann. Der KfW-55-Standard einhalten. Regulierung nicht schrittweise zu einer Verstaatlichung des Immobilienmarkts? Das halte ich für die falsche Frage. Wer Zur Person: immer nur fragt, ist es jetzt privat der Staat, verliert den Blick für das Wesentliche: Gibt Boris Palmer, damals Abgeordneter der Grünen im Stuttgarter Landtag, es ein passendes Angebot für die Men- wurde am 22. Oktober 2006 im ersten Wahlgang zum neuen Tübinger schen, die eine Wohnung suchen? Das Oberbürgermeister gewählt. Bei einer Wahlbeteiligung von 51,6 Prozent er- kann manchmal mehr private Investitionen hielt er 50,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Am 19. Oktober 2014 wur- erfordern, manchmal auch mehr staatliche de Palmer wiedergewählt und am 12. Januar 2015 für seine zweite Amtszeit Regulierung. verpflichtet. Die nächste Oberbürgermeisterwahl findet 2022 statt. Palmers Vision ist das blaue Wachstum: Prosperität und Lebensqualität ohne Natur Wie sehen Sie die Rolle privater und Klima zu überlasten. Tübingen ist dabei aus Sicht der Stadtspitze gut Bauträger in diesem Modell – schließlich vorangekommen. Ein Zuwachs von 5.000 Arbeitsplätzen und 7.000 Einwoh- errichten diese derzeit mehr als jede nern konnte ohne Neubaugebiete und mit einer Reduktion des CO2-Aus- zweite Wohnung im Bundesgebiet? stoßes um 20 Prozent erreicht werden. Die Gewerbesteuereinnahmen der Könnte eine Kommune oder Gemeinde Stadt haben sich in Palmers Amtszeit auf 250 Prozent erhöht. den völligen Wegfall privater Bauträger- projekte aus eigener Kraft kompensieren? 18
Nein. Das Problem ist aber, dass private Bauträger selbst in einem mör- derischen Wettbewerb um Grundstücke sind und daher die Preise selbst immer weiter in die Höhe treiben. Da liefert der Markt nicht die richtigen Ergebnisse, sondern schaufelt Geld in die Taschen von Leuten, die oftmals Grundstücke nur geerbt haben und das Geld gar nicht brauchen. Deshalb bleiben so viele Baugrundstücke auch leer. Wie beabsichtigen Sie, die regional agierenden Bauträger in Ihr Konzept zur Schaffung von mehr Wohnraum miteinzubeziehen? Bauträger werden in Tübingen in erster Linie gebraucht, um Einfamilien- häuser oder Doppelhaushälften zu errichten. Für größere Objekte sind sie uns willkommen, wenn sie sich den genannten Qualitätsanforderungen stellen. Das tun aber nur wenige. Das Eigenheim wird auch im Zuge des demografischen Wandels zu einem immer wichtigeren Standbein der Altersversorge, dennoch ist die Eigenheimquote in Deutschland im europaweiten Vergleich gering. Welche Maßnahmen halten Sie für sinnvoll, um den Weg zur eigenen Immobilie für Menschen zu erleichtern, die nicht zu den Spitzenverdienern gehören? Ich sehe dafür derzeit keine geeignete Maßnahme. In Tübingen kostet ein Quadratmeter Eigenheim 6.000 Euro. Das ist auch mit einem guten Einkommen nicht zu stemmen, wenn man nicht über erhebliches Eigen- kapital verfügt. Solange die Preise derart hoch sind, kann man das nicht ausgleichen. Was würden Sie einem privaten Bauträger empfehlen, der gerne in Tübingen bauen und dadurch seinen Teil zur Entspannung des örtlichen Immobilienmarkts beitragen möchte? Zahlen Sie nicht zu viel für das Grundstück. Foto: Dominik Sackmann/Triolog 19
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg Aktuelles aus der Immobilienbranche Hersteller und Dienstleister präsentieren Produkte für die Wohnungswirtschaft Tag der Innovationen 2019 Das Thema Energie stellt die Akteure der Bau- und Immobilienwirtschaft permanent vor neue Herausforderungen. Um die Forderungen der Gesellschaft und der Politik zum Klimawandel zu wirtschaftlich erfolgreichen Bedingungen erfüllen zu können, sind innovative technische Lösungen gefragt. Auf dem „Tag der Innovationen“ des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen konnten sich interessierte Mitglieder Ende November in der Geschäftsstelle des BFW Baden-Württemberg aus erster Hand über aktuelle Trends und Entwicklungen für die Branche informieren. Die unterschiedlichen Referen- nachhaltig und wirtschaftlich“ ten gaben unter anderem mit Strom und Wärme zu Impulse zur Quar- versorgen. tiersversorgung, zur Bauplanung, Ferti- Diplom-Ingenieur gungstechniken Martin Heimrich, oder möglichen Geschäftsführer Vernetzungen der Firma Be- innerhalb eines ton Kemmler Gebäudes. Auf GmbH, klärte großes Interes- die Zuhörer se stießen auch über neu die Kurzvor- entwickelte träge zu den Baustoffe und Themen Elekt- Produkte auf, die romobilität und kostengünstiges Energiemanagement. und effektives Bauen ermöglichen. Die Vorträge im Überblick Christian Neixler, Key Account Management Velux Bauträger So informierten Markus Haan, und Massivhaushersteller Key Account Manager Woh- für die Region Baden-Würt- nungswirtschaft und Contrac- temberg, referierte über ting der Bosch Thermotechnik Möglichkeiten einer professi- Buderus, und Mathias Kohl onellen und digitalen Tages- ,Leiter Vertrieb Immobilienwirt- lichtplanung und beleuchtete schaft MVV Enamic GmbH, über das Thema Tageslicht aus unterschiedliche Möglichkeiten, gesundheitlicher und wirt- um Quartiere „klimaneutral, schaftlicher Perspektive. 20
Connect now. Klaus Bernschneider, Vertriebsleiter Techem Energy Ser- Zukunftssicher vernetzt. vices GmbH, Region Süd-Baden-Württemberg und Mitte Hessen Rheinland-Pfalz Saarland, berichtete über Dienst- leistungen für die Wohnungswirtschaft zur Verbrauchser- fassung sowie zur Energie- und CO2 Einsparung. „Lüftung mit Wärmerückgewinnung“ war das Thema von Markus Haan, Key Account Manager Wohnungswirtschaft Contracting-Bosch Thermotechnik Buderus, und Dip- lom-Wirtschaftsingenieur (FH) Andreas Schneider, Senior Produktmanager für Wohnungslüftungs-Systeme und Systemzubehör Bosch Thermotechnik Buderus. Andreas Jahrstorfer, Product Sales Manager für die Produktgruppen Wärmepumpe und Smart Home, ging in seinem Impulsvortrag auf das Thema „Vernetzte Gebäu- detechnik“ ein. Gabriela Salomon, Productmanagerin für digitale Ge- schäftsmodelle und Elektromobilität der Minol Messtech- nik W. Lehmann GmbH & Co. KG, klärte in ihrem Vortrag zum Thema: „Elektromobilität für die Wohnungswirt- schaft“ über ein modulares Baukastensystem rund um alle Leistungen smarter Mobilität auf, das speziell für die An- forderungen der Wohnungswirtschaft entwickelt wurde. Und Swen Bachmann, Produktmanager für das Thema Vernetzung bei Bosch/Junkers Deutschland, informierte abschließend über das Kosten- Nutzenverhältnis einer Photovoltaikanlage zur Eigenstromnutzung. Informations- und Netzwerkveranstaltung in einem Die unterschiedlichen Kurzvorträge vermittelten den Teilnehmern einen facettenreichen Einblick in die Neu- erungen der Branche und vermittelten mannigfaltige Impulse für die Entwicklung zeitgemäßer Wohnbauten. „Zudem eignen sich derartige Formate hervorragend, um mit den herstellenden Unternehmen ins Gespräch zu Die smarte Funklösung Minol Connect macht die kommen“, betonte Geschäftsführer Lipka anlässlich der Abrechnung für Sie ab sofort genauer, einfacher und Veranstaltung. Zahlreiche Nachfragen der Teilnehmer und sicherer denn je. Dank offenem Übertragungsstandard LoRaWANTM sind wir bereit für alle vernetzten Anwen- etliche persönliche Gespräche belegten, dass der „Tag dungen der Zukunft. Sind Sie bereit für den nächsten der Innovation“ nicht nur als reine Informations- sondern Schritt? vielmehr auch als Netzwerkveranstaltung wahrgenommen wurde. minol.de/connect
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg Aktuelles aus der Immobilienbranche Energieverbrauch hängt stark vom Nutzer ab Bei falschem Verhalten nutzt die dickste Dämmung nichts Das nahe Karlsruhe ansässige Wohnungsunternehmen Köhler und Meinzer hat in einer umfassenden Studie im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes „CRAVEzero“ die Heizenergieverbräuche von Mehrfamilienhäusern ausgewertet und mit den theoretisch ermittelten Werten des jeweils zugrunde gelegten energetischen Standards verglichen. Im Gespräch mit der „Immobilien Wirtschaft Baden-Württem- berg“ fassen die Geschäftsführer Gerold Köhler und Uli Meinzer die teilweise überraschenden Ergebnisse der Studie zusammen und erklären, wieso sich die stetige Verschärfung energetischer Vorschriften nur sehr bedingt auf die tat-sächlichen Energieverbräuche auswirkt. Herr Meinzer, seit 2008 hat Ihr Herr Köhler, die erhobenen die nur im EnEV-Mindeststandard errichtet Unternehmen viele Wohnbauten mit Daten führten Sie zu dem Ergebnis, dass wurden, die reinen Heizkosten nur noch unterschiedlichen Dämmstärken und sich das Nutzerverhalten deutlich mehr eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu Energiestandards errichtet. Nun haben auf den Heizenergiebedarf auswirkt als den übrigen Nebenkosten spielen. Setzt Sie die tatsächlichen Energieverbräuche die Dämmung. Im Rahmen der Studie man sie ins Verhältnis zu den gesamten für den Heizbedarf ihrer Immobilien haben Sie auch baugleiche Wohnungen Wohnkosten, also unter Einbeziehung der miteinander verglichen. War der Hei- miteinander verglichen, wie groß waren Kaltmiete, sind sie nahezu irrelevant. zenergieverbrauch in Gebäuden mit die Abweichungen hinsichtlich der benö- einem höheren energetischen Standard tigten Heizenergie? Eine CO2-Bepreisung würde tatsächlich geringer? die Kosten für das Heizen – abhängig Köhler: Den Vogel abgeschossen haben von der Heizquelle – spürbar verteuern. Meinzer: Die Verbräuche waren geringer, zwei baugleiche Vierzimmerwohnungen mit Macht diese Maßnahme aus Ihrer Sicht aber nicht in dem Umfang, den wir erwar- circa 120 Quadratmetern Wohnfläche. Der Sinn, um die Nutzer zu einem Umden- tet hatten. Den ersten Mehrfamilienhäu- auf dem Wärmemengenzähler abgelesene ken zu bewegen? sern, die wir ab 2008 errichtet haben, liegt Verbrauch der sparsamen Wohnung im der energetische Standard der EnEV 2004, 1.Obergeschoss betrug 0,75 Megawattstun- Köhler: Eine CO2-Bepreisung trifft na- KFW Effizienzhaus 60, zu Grunde. Ihr Hei- den, der Verbrauch der identischen Woh- türlich in erster Linie die Bewohner von zenergieverbrauch lag im Durchschnitt bei nung im 2.OG 8,1 Megawattstunden, also alten Bestandsgebäuden mit schlechter circa 36 Kilowattstunden pro Quadratme- den nahezu 11-fachen Wert. Eine Befragung energetischer Qualität. Wir gehen jedoch ter im Jahr, damit sogar knapp unter dem der Nutzer der sparsamen Wohnung ergab auch hier davon aus, dass der Nutzer einer errechneten Wert von 37 Kilowattstunden keine Auffälligkeiten wie beispielsweise Altimmobilie durch ein bewusstes Heiz- pro Quadratmeter im Jahr. Das jüngste geringe Raumtemperaturen oder längere und Lüftungsverhalten die Verteuerung Gebäude auf der Grundlage der EnEV Abwesenheit. der Energiekosten ohne nennenswerten 2014, KFW Effizienzhaus 55, verbraucht Komfortverlust kompensieren könnte. Um 29,5 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wirkte sich dieses unter- tatsächlich ein Umdenken herbeizuführen, im Jahr. Dies bedeutet, dass die kostenin- schiedliche Verhalten negativ auf die müsste die mit einer CO2-Bepreisung ein- tensiven Verbesserungsmaßnahmen wie Nebenkosten der „Energieverschwen- hergehende Verteuerung der Heizenergie Einbau einer Lüftung mit Wärmerückge- der“ aus? erheblich sein. Ich glaube nicht, dass sich winnung, Erhöhung der Dachdämmung, die Politik dies traut. Dreifach- statt Zweifachverglasung der Köhler: In dem beschriebenen extremen Fenster sowie eine intensive Wärmebrü- Fall erhöhen sich die Nebenkosten natür- Um die Anforderungen der ckenbetrachtung im Durchschnitt nur etwa lich signifikant. Im Übrigen haben wir aber verschärften EnEV 2009 zu erfüllen, 6 Kilowattstunden pro Quadratmeter im festgestellt, dass bei einem durchschnittli- haben Sie in Ihren Gebäuden ab diesem Jahr eingespart haben. chen Verbrauch auch bei den Gebäuden, Zeitpunkt Lüftungsanlagen mit Wär- 22
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