IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg

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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg
IMMOBILIEN
    WIRTSCHAFT
    BADEN-
    WÜRTTEMBERG

    Das Magazin des
    BFW Baden-Württemberg

    Ausgabe 3_2019

»                WOHNUNGSWIRTSCHAFTLICHER KONJUNKTURBERICHT VORGESTELLT

                 DIE NOVELLIERUNG DER LANDESBAUORDNUNG

                 INTERVIEW MIT TOBIAS WALD, MDL

ZKZ 89704 | Schutzgebühr € 2,50

                                                                            Seite 10

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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                   Editorial

                                Editorial
                                Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,

                                im Sommer hat der BFW Baden-Württemberg den „Wohnungswirtschaftlichen Konjunkturbe-
                                richt 2018/19“ vorgestellt. Die Ergebnisse sind alarmierend: Im ersten Quartal des Jahres 2019
                                ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Baden-Württemberg im Vergleich
                                zum Vorjahr um über 20 Prozent gesunken. Damit brach der 2018 noch leicht positive Trend
                                zu Beginn des laufenden Jahres deutlich ein. Dass damit immer noch nicht ausreichend
                                Wohnraum geschaffen wird, um den insbesondere in Ballungsräumen stetig steigenden
                                Bedarf zu bedienen, ist aber nur ein Teil der Wahrheit.

                                Denn: Die Entwicklung der Bauwirtschaft spiegelt stets den Verlauf der deutschen Konjunktur
Dirk Graf
                                wider, allerdings mit zeitlichem Versatz. Schließlich waren die Fertigstellungen von heute die
Vorstandsvorsitzender des BFW
                                Baugenehmigungen von gestern. Damit wirft die von vielen Experten prophezeite Abkühlung
Baden-Württemberg
                                der deutschen Konjunktur nun auch erste Schatten auf die Immobilienbranche. Seitens der
                                Politik wurde versäumt die Niedrigzinsphase zu nutzen, um den Wohnbau nachhaltig anzu-
                                kurbeln. Wenn die Zinsen nun in absehbarer Zeit wieder steigen, drohen die Auswirkungen
                                insbesondere auf die Aktivitäten der privaten Bauwirtschaft durchzuschlagen. Derzeit wird
                                etwa jede zweite Neubauwohnung von privaten Bauträgern errichtet – auf diese Säule der
                                Wohnraumversorgung können Bund und Land nicht verzichten.

                                Darum müssen schon heute die Weichen dafür gestellt werden, den Wohnungs- und Immo-
                                bilienbau auch in Zeiten wieder steigender Zinsen für Bauherren und Investoren attraktiv zu
                                gestalten. Mit dem vielzitierten Credo „Fördern statt Fordern“ wäre hier sicherlich mehr zu
                                bewegen, als mit gesetzlichen Vorschriften und zunehmenden Reglementierungen der freien
Gerald Lipka                    Marktwirtschaft.
Geschäftsführer des BFW
Baden-Württemberg               Doch es gibt auch Positives zu berichten: Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Ände-
                                rung der Landesbauordnung zum 1. August 2019 wurde die umfangreiche Überarbeitung
                                der Landesbauordnung abgeschlossen und damit eine Forderung von BFW und anderen
                                immobilienwirtschaftlichen Verbänden umgesetzt. Ein wesentliches Ziel war es, das Bauen zu
                                erleichtern und damit auch günstiger zu gestalten, um die Schaffung von neuem Wohnraum
                                zu fördern. Ob und in wieweit das gelungen ist, lesen Sie in dieser Ausgabe.

                                Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

                                Dirk Graf                                     Gerald Lipka
                                Vorstandsvorsitzender des                     Geschäftsführer des
                                BFW Baden-Württemberg                         BFW Baden-Württemberg

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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                Inhalt

 Inhaltsverzeichnis
  EDITORIAL                                                                                 S. 3

  INHALT                                                                                    S. 4

  BFW BADEN-WÜRTTEMBERG                                                                  S. 5-11
  WOWI-Golftour 2019                                                                          S. 5
  Das Networking-Format des Jahres                                                            S. 6
  Contracting-Preis Baden-Württemberg 2019                                                    S. 7
  Seminar: „Die LBO-Novelle 2019 – ein Sachstandsbericht“                                     S. 8
  Seminar „Erfolgreich kommunizieren – Krisen vermeiden und bewältigen“                       S. 9
  Wohnungswirtschaftlicher Konjunkturbericht vorgestellt                                     S. 10

  NOVELLIERUNG DER LANDESBAUORDNUNG                                                     S. 12-15
  Sachstandsbericht zu beschlossenen Änderungen                                              S. 12
  Interview mit Tobias Wald, wohnungsbaupolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion        S. 14

  NACHHALTIGE IMMOBILIENENTWICKLUNG                                                     S. 16-19
  Interview mit Regierungsberaterin Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker                      S. 16
  Umsetzung der Elektromobilität im Wohnungsbau                                              S. 18
  Digitale Aktivierung von Flächenpotenzialen                                                S. 19

  AKTUELLES AUS DER IMMOBILIENBRANCHE                                                   S. 20-29
  Wie erschwinglich ist Kaufen und Mieten?                                                   S. 20
  EuGH kippt Mindest- und Höchstsätze der HOAI                                               S. 22
  Interview mit Julian Pflugfelder, Gesellschafter der Pflugfelder Unternehmensgruppe        S. 24
  Wegweisendes Stadtviertel im Heilbronner Neckarbogen                                       S. 26
  Getec und GWG-Gruppe schließen Kooperation                                                 S. 28
  Offene Cloud-Lösung für Zusammenarbeit rund um die Immobilie                               S. 29

  VORSCHAU                                                                                 S. 30
  Termine | Impressum                                                                        S. 30

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WOWI-Golftour 2019

     Bester Golfer der
    Wohnungswirtschaft
          gesucht
  Rund 100 golfbegeisterte Führungskräfte der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
haben nach den ersten Runden der bundesweiten WOWI-Golftour 2019 in Norddeutsch-
   land, Nordrhein-Westfalen und Bayern am 19 Juli im Golfclub Johannesthal auch in
 Baden-Württemberg die Schläger geschwungen. Die Turnierserie wird unter anderem
                        vom BFW Baden-Württemberg unterstützt.

Die Gewinner der Brutto- und Nettowertung            enwirtschaft unverzichtbar geworden. Und
der insgesamt sechs bundesweiten Aus-                auch jeder, der noch nie einen Schläger in
scheidungsturniere konnten sich für das gro-         der Hand hatte, ist bei der WOWI-Golftour
ße Abschlussturnier im bayerischen Golfclub          herzlich willkommen – unsere Schnupper-
Schloss Reichmannsdorf Ende September                kurse waren auch in diesem Jahr bis auf den
qualifizieren, um dort den besten Golfer der         letzten Platz ausgebucht.“
Immobilienbranche unter sich auszuspielen.
                                                     Nach dem Turnier hatten die Mitspieler Ge-
Als einzigartige Networking-Plattform für            legenheit, bei einer kostenlosen Massage zu
die Branche bot die WOWI-Golftour 2019,              entspannen und den Abend im Rahmen ei-
die in diesem Jahr bereits das siebte Mal            nes stilvollen Dinners bei guten Gesprächen
stattfand, ideale Möglichkeiten, alte Be-            ausklingen zu lassen. „Wir freuen uns, dass
kanntschaften in sportlich-lockerer Atmo-            sich unsere Turnierserie in den vergange-
sphäre wieder aufleben zu lassen oder neue           nen Jahren als regelrechter Pflichttermin für
Kontakte zu knüpfen. Die Turnierserie wird           zahlreiche Größen der Wohnungswirtschaft
durch regionale Branchenverbände sowie               etabliert hat. Die nächste und damit bereits
die Unternehmen Roto, Kermi, Domus, Ista,            achte Golftour der Wohnungswirtschaft im
Bosch, Innogy und Westbridge Advisory                nächsten Jahr ist bereits in Vorbereitung“, so
unterstützt. Die PresseCompany, Deutsch-             Veranstalter Frick. Weitere Infor-
lands führende Kommunikationsagentur für             mationen und Impressionen
die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft,              von den Turnieren finden
zeichnete im Auftrag der Verbände und                Interessierte unter
Sponsoren für die Organisation der Golftour          www.wowigolftour.info.
verantwortlich. „Im Rahmen der Turnierserie
bringen wir Fach- und Führungskräfte der
Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in
entspannter Atmosphäre zu Sport und Net-
working zusammen“, erläutert Rainer Frick,
Geschäftsführer der PresseCompany. „Die
Teilnehmer haben dabei die ideale Mög-
lichkeit, das Angenehme mit dem Nützli-
chen zu verbinden. Schließlich ist ein breites
Netzwerk in der Wohnungs- und Immobili-

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                                                                                                    Anmeldungen zur Immo Lounge
                                                                                                    nimmt die BFW Baden-Württem-
                                                                                                    berg Landesgeschäftsstelle per
                                                                                                    Telefon unter 0711 / 870 99 73 oder
                                                                                                    per E-Mail an info@bfw-bw.de
                                                                                                    entgegen. Die Teilnahmegebühr für
                                                                                                    BFW-Mitglieder beträgt 125 Euro,
                                                                                                    für BSP-Mitglieder 145 Euro und für
                                                                                                    sonstige Teilnehmer 165 Euro zzgl.
                                                                                                    MwSt. In der Gebühr sind jeweils
                                                                                                    Getränke, Speisenangebote sowie
                                                                                                    Informationsmaterialien inbegriffen.

BFW Baden-Württemberg lädt zur Immo Lounge nach Stuttgart ein

Das Networking-
Format des Jahres
Am 30. Oktober 2019 lädt der BFW Landesverband Freier Immobilien- und Woh-
nungsunternehmen Baden-Württemberg bereits zum sechsten Mal zur Immo Lounge
nach Stuttgart ein. Auch in diesem Jahr bietet das etablierte Networking-Format im
Spardawelt Eventcenter Fach- und Führungskräften der Branche eine attraktive Platt-
form zum persönlichen Austausch. Im Rahmen der Abendveranstaltung wird unter
anderem Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer zum Thema „Wohnungsbau und
Klimaschutz – zwei Herausforderungen unserer Zeit“ sprechen.

Im Gegensatz zu den letztjährigen Veran-        an festes Schuhwerk zu denken. Nach Ende      des Contracting-Preises Baden-Württem-
staltungen beginnt die Immo Lounge 2019         der Führung um etwa 17.30 Uhr beginnt die     berg, den der BFW Baden-Württemberg
in diesem Jahr bereits um 15.30 Uhr an ei-      Abendveranstaltung in der Spardawelt, Am      in Kooperation mit der KEA Baden-Würt-
nem ungewöhnlichen Treffpunkt: Nach dem         Hauptbahnhof 3 in Stuttgart. Die Geschäfts-   temberg in diesem Jahr bereits zum dritten
Eintreffen der Teilnehmer an der Informati-     führung freut sich außerordentlich, mit       Mal vergibt, klingt der Abend in lockerer
onstheke im Hautbahnhof-Turmflügel findet       Boris Palmer einen diskussionsfreudigen       Atmosphäre aus. Unterstützt wird die
ab 16.00 Uhr auf vielfachen Wunsch eine         und pointierten Hauptredner gewonnen          Immo Lounge auch in diesem Jahr durch
Führung über das Baustellengelände von          zu haben, der mit seinem Vortrag sicher       namhafte Kooperationspartner aus der
Stuttgart 21 statt. Die Gäste werden gebeten,   für Aufsehen sorgen wird. Nach Verleihung     Industrie.

                                                                    6
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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                    BFW Baden Württemberg

Contracting-Preis Baden-Württemberg 2019

Auszeichnung für
wegweisende Projekte
Im Rahmen der diesjährigen Immo Lounge verleiht der BFW Landesverband Freier
Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg am 30. Oktober
2019 bereits zum dritten Mal gemeinsam mit der Klimaschutz- und Energieagentur
Baden-Württemberg (KEA) den Contracting Preis Baden-Württemberg 2019.

Das Kompetenzzentrum Contracting und           die Energiedienstleistung Contracting zum       bin von Contracting überzeugt. Es ist
der BFW Baden-Württemberg loben den            Einsatz kam, mit der überdurchschnittliche      ein Motor für die Umsetzung vielfältiger
Contracting-Preis aus, um intelligente         Energie-, Umwelt- oder Nachhaltigkeitsstan-     Maßnahmen für mehr Energieeffizienz
Energieprojekte in der Wohnungswirtschaft      dards umgesetzt wurden. Am Wettbewerb           und bringt die Energiewende im Land
bekannter zu machen und die Möglichkei-        können neben institutionellen und privaten      weiter voran. Dafür gibt es bereits zahlrei-
ten erfolgreicher Contracting-Kooperatio-      Bauherren auch Energiedienstleister, Pla-       che Beispiele.“ Und auch das Feedback der
nen aufzuzeigen. Dabei wird die mit bis zu     ner und Architekten teilnehmen. Prämiert        bisherigen Gewinner auf die Durchführung
6.000 Euro dotierte Auszeichnung nicht für     werden sowohl Einzelgebäude als auch            des Wettbewerbs ist durchweg positiv:
errechnete Sollwerte oder theoretische Be-     Quartiersobjekte, die sich in Betrieb oder in   „Neben den stolzen Preisgeldern wird uns
triebsdaten vergeben – für die Prämierung      der Inbetriebnahme befinden.                    auch immer wieder berichtet, wie positiv
wird auf tatsächliche, im Betrieb erhobene                                                     sich der Titel ‚Contracting Preisträger des
Messdaten zurückgegriffen. Damit wird                    Auszeichnung                          Jahres‘ auf die mediale Berichterstattung
nicht nur der angestrebte, sondern viel-       mit vielen Vorteilen                            und damit auch auf die öffentliche Wahr-
mehr der tatsächliche Mehrwert für die                                                         nehmung eines Unternehmens auswirken
Kooperationspartner zu Rate gezogen.           Schirmherr und Landesumweltminister             kann“, berichtet Gerald Lipka, Geschäfts-
                                               Franz Untersteller MdL unterstreicht die        führer des BFW Baden-Württemberg.
          Preiswürdige Einzel-                 Signalwirkung des Wettbewerbs: „Ich             Die Auszeichnung erfolgt in diesem Jahr
und Quartiersobjekte                                                                           durch Karl Greißing, Leiter der Abteilung
                                                                                               Energiewirtschaft im Umweltministerium
Der Contracting-Preis würdigt neu errichtete                                                   Baden-Württemberg.
oder energetisch sanierte Wohnbauten mit
einer klimafreundlichen Energieversorgung                                                      Weitere Informationen zum Wettbewerb
in Baden-Württemberg, die in Zusammen-                                                         finden Interessierte im Internet unter
arbeit mit Stadtwerken oder Energiedienst-                                                     www.kea-bw.de/news/contracting-preis
leistern entstanden sind und bei denen

                                                                      7
IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg
Gesetzliche Änderungen sollen das Bauen erleichtern

Seminar: „Die LBO-Novelle 2019 –
ein Sachstandsbericht“
Die Landesbauordnung (LBO) stellt für Bauträger eine der wesentlichen gesetzlichen          der Landesbauordnung, auch im Kabinett,
Grundlagen ihres unternehmerischen Handelns dar. Ende Juli konnten sich Mitglieder          waren wiederholt Thema in der Presse. Ende
des BFW Baden-Württemberg aus erster Hand über die anstehenden Änderungen der               Juli hat der Landtag die geplanten Ände-
Rechtslage informieren. Der Referent Ministerialrat Dr. Alfred Reutzsch leitet seit 2002    rungen der Landesbauordnung beraten und
das Referat Bauordnungsrecht im Wirtschaftsministerium und ist hier federführend            diese letztendlich auch beschlossen.
zuständig für die LBO-Novelle. Das Seminar war bis auf den letzten Platz ausgebucht.
                                                                                            Grundsätzliche Erleichterungen der bau-
Wie schon mehrfach berichtet hat der BFW       weiteren Organisationen Reformen der Lan-    rechtlichen Vorschriften ergeben sich im
Baden-Württemberg im Rahmen der Wohn-          desbauordnung gefordert. Die politischen     Zuge der Novellierung insbesondere in den
raum-Allianz des Landes gemeinsam mit          Diskussionen um die geplanten Änderungen     Bereichen der Verfahrensbeschleunigung,
                                                                                            der Digitalisierung sowie der Vorschriften
                                                                                            zur Errichtung von Kinderspiel- oder Fahr-
                                                                                            radstellplätzen. Der Baurechtsexperte zeigte
                                                                                            anhand bisheriger und neu formulierter
                                                                                            Gesetzespassagen detailliert die beschlosse-
                                                                                            nen Änderungen auf. Dabei wurde deut-
                                                                                            lich: Durch die anstehenden Anpassungen
                                                                                            der gesetzlichen Pflichten wurden einige
                                                                                            Erleichterungen für Bauherren geschaffen.
                                                                                            Der Austausch mit den Kollegen, nützliche
                                                                                            Praxistipps und Hinweise zur Anwendung
                                                                                            der Landesbauordnung rundeten das
                                                                                            Seminar ab.

   Die detaillierten Änderungen der Landesbauordnung (LBO) sind in einem Fachbeitrag in dieser Ausgabe ab Seite 12 zusammengefasst.

                                                                    8
IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                 BFW Baden Württemberg

       Ein souveräner Auftritt will gelernt sein

       Seminar „Erfolgreich
       kommunizieren – Krisen vermeiden
       und bewältigen“
       Im Geschäftsleben gibt es viele Anlässe, bei denen der erste Eindruck, gute Argumente und ein gelungener Auftritt
       über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Und es kommt immer darauf an, was man sagt und wie man es sagt. Die
       Teilnehmer des Seminars „Erfolgreich kommunizieren“ des BFW Baden-Württemberg haben sich darum einen halben
       Tag lang intensiv mit der Wirkung von Tonalität, Mimik und Gestik befasst.

       Seien es Diskussionen in Fachgremien, die    Anteil daran haben, die Wogen schnellst-     schnell beendet werden können. Dabei
       Vorstellung eines neuen Bauvorhabens         möglich wieder zu glätten.                   stellten sich die Teilnehmer auch dem
       im Bauausschuss oder gar die Rechtfer-                                                    Feedback des Plenums. „Es freut uns, dass
       tigung des eigenen Projekts im Rahmen        Doch was tun, wenn plötzlich ein Kamera-     diese etwas andere Seminar auf außeror-
       einer Bürgerversammlung – für Bauträger,     team vor der Tür steht und den Reportern     dentlich großes Interesse – insbesondere
       Geschäftsführer und Planer ist ein selbst-   Rede und Antwort gestanden werden            unserer jüngeren BFW-Mitglieder gestoßen
       sicherer und dennoch nicht überhebli-        muss? Im Rahmen des vierstündigen            ist“, resümiert Landesverbandsgeschäfts-
       cher Auftritt mit klaren Aussagen und        Workshops erhielten die Teilnehmer viele     führer Gerald Lipka. „Sich selbst von einer
       pointierte Argumente essenziell, um die      wertvolle Tipps, wie sie sich glaubwürdig    Gruppe beurteilen und kritisieren zu lassen,
       Gründung von Bürgerinitiative oder einen     und überzeugend vor einem Publikum           ist schließlich nicht ganz leicht. Dennoch
       „Shitstorm“ in den sozialen Medien zu        präsentieren. Referent Christopher Mar-      wurde uns von den Teilnehmern bestätigt,
       vermeiden. Auch wenn es bereits zu einer     tin, Partner der Frankfurter Agentur FUP,    dass sie durch die offene und konstruk-
       Krise gekommen ist, darf man sich nicht      verriet Tricks und Kniffe für überzeugende   tive Dynamik des Seminars viel für ihren
       verstecken oder um Kopf und Kragen           Rhetorik, gab Hinweise für den richtigen     Arbeitsalltag mitnehmen konnten.“ Zu den
       reden. Ein bestimmtes und selbstsicheres     Umgang mit Journalisten und zeigte auf,      Eigenheiten der sozialen Netzwerke ist in
       Auftreten kann vielmehr einen großen         wie Krisen vermieden und im Ernstfall        Bälde ein ähnliches Seminar geplant.

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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Baden-Württemberg
Wohnungswirtschaftlicher Konjunkturbericht vorgestellt

Weniger Baugenehmigungen
verschärfen Lage auf dem
Immobilienmarkt
Im Sommer hat der BFW Baden-Württemberg den „Wohnungswirtschaftlichen Konjunkturbericht 2018/19“ vorgestellt. Die
Ergebnisse sind alarmierend: Im ersten Quartal des Jahres 2019 ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Ba-
den-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr um 20,3 Prozent gesunken. Wurden im ersten Quartal 2018 noch 11.692 Wohnun-
gen zum Bau freigegeben waren es von Januar bis März 2019 nur noch 9.314 Wohnungen. Damit brach der 2018 noch leicht
positive Trend zu Beginn des laufenden Jahres deutlich ein.

Im gesamten Jahr 2018 wurden 46.156          alarmierendes Signal – nicht nur für alle     Baden-Württemberg 38.024 gewesen. Im
Baugenehmigungen erteilt. Dies waren         Wohnungssuchenden in Ballungsräumen           Jahr 2018 habe es mit 38.433 Wohnungen
5 Prozent mehr als 2017, als der Bau von     wie Stuttgart“, so Gerald Lipka, Geschäfts-   ein leichtes Plus von 1,1 Prozent gegeben.
44.212 Wohnungen genehmigt wurde.            führer des BFW Landesverband Freier           Damit stagnierten die Baufertigstellungen
„Bei einem von der Landesregierung           Immobilien- und Wohnungsunternehmen           in den vergangenen zwei Jahren auf na-
genannten jährlichen Neubaubedarf            Baden-Württemberg bei der Vorstellung         hezu gleichem Niveau. Gründe dafür sieht
von 65.000 Wohnungen hätten wir oh-          des Konjunkturberichts in Stuttgart. Denn     der BFW vor allem in dem anhaltenden
nehin einen deutlich höheren Zuwachs         die Zahl der Baugenehmigungen sage            Mangel an bezahlbaren Baugrundstücken.
benötigt, um die Nachfrage zu befriedi-      letzten Endes noch nichts darüber aus, wie    Positiv für die Bauwirtschaft und für Im-
gen. Der drastische Rückgang im ersten       viele Wohnungen nach der Genehmigung          mobilienkäufer schlügen lediglich die nach
Quartal 2019 ist hingegen ein geradezu       tatsächlich gebaut würden. 2017 seien es in   wie vor niedrigen Zinsen zu Buche.

                                                                  10
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                     BFW Baden Württemberg

          Wohneigentum                       Baden-Württemberg sind die Preise in                      Private Immobilienwirtschaft
wird deutlich teurer                         Bewegung. Der Halbjahresvergleich zeigt         muss einbezogen werden
                                             unterschiedliche Tendenzen. Vereinzelt
„Für Kaufinteressenten sind die niedrigen    sind die Preise unerheblich gestiegen,          Von der baden-württembergischen
Zinsen einerseits eine Entlastung, auf der   vereinzelt stagnieren sie und in Einzelfällen   Landesregierung erwartet Lipka vor allem
anderen Seite werden diese aber durch        gingen sie zurück. Insgesamt allerdings         Akzente bei der Bereitstellung von Bau-
überproportional steigende Grundstücks-      gehen auch die Mietpreise nach oben. Im         grundstücken. Soll das Ziel, jährlich 65.000
und Baupreise wieder aufgefressen“, gibt     Fünfjahresvergleich liegen die Preissteige-     Wohnungen neu zu bauen, überhaupt
Lipka zu bedenken. Dadurch stiegen auch      rungen im Durchschnitt der Großstädte bei       noch erreicht werden, so könne auf die
die Preise für neue oder gebrauchte Im-      Neubaumietwohnungen bei 15,2 Prozent            Kapazitäten und die Kompetenz der priva-
mobilien in vielen Regionen nach wie vor     und bei Bestandsmietwohnungen bei               ten Immobilienwirtschaft nicht verzichtet
an. So zeige der Fünfjahresvergleich der     17,7 Prozent.                                   werden. „Die im BFW zusammengeschlos-
Kaufpreisentwicklung in den Großstädten                                                      senen Bauträger und Projektentwickler
Baden-Württembergs, dass Objekte mit                   Differenz zwischen                    bauen rund jede zweite Neubauwohnung
gutem Wohnwert, wie Neubauwohnungen          Kauf- und Mietpreisen wächst                    in Deutschland“, betonte der Landesver-
(plus 38,9 Prozent), ebenso wie gebrauchte                                                   bandsgeschäftsführer. Darunter seien viele
Eigentumswohnungen (plus 37,7 Prozent),      Tendenziell werden die Unterschiede zwi-        Wohnungen für den Mittelstand. Ebenso
die höchsten Steigerungen aufweisen.         schen den Kauf- und Mietpreisen größer.         errichteten BFW-Mitgliedsunternehmen,
                                             Auffällig stark steigen laut BFW-Konjunk-       zum Beispiel im Rahmen von städtebau-
          Größte Preissteigerungen           turbericht die Mieten seit 2013 besonders       lichen Verträgen, auch sozial geförderte
in Mannheim und Stuttgart                    in Mannheim (plus 33,5 Prozent), Freiburg       Wohnungen. Welche Rolle der privaten
                                             (plus 24,4 Prozent) und Stuttgart (plus         Immobilienwirtschaft in dem vom Land
Am stärksten sind laut BFW-Konjunktur-       22,5 Prozent). Vor allem in Stuttgart ist       angekündigten kommunalen Grund-
bericht die Immobilienpreise in Mannheim     die Nachfrage im unteren bis mittleren          stücksfonds zugedacht ist, bleibe bislang
mit 48,9 Prozent und Stuttgart mit 50,6      Preissegment hoch und das Angebot               unklar und bedürfe einer deutlichen
Prozent gestiegen. Für Bestandsobjekte in    besonders niedrig. In Freiburg ist eine         Konkretisierung.
Mannheim stiegen die Preise von 2013 bis     Veränderung des Preisniveaus aufgrund
2018 um satte 64,1 Prozent – in Stuttgart    von Wohnraumknappheit nicht so deut-            Der medial vielfach beachtete Konjunk-
um 57,1 Prozent. In Mannheim ist dies        lich spürbar. Die Mieten steigen allerdings     turbericht wurde vom BFW Baden-Würt-
die Folge eines andauernden Struktur-        auch hier langsamer an als die Kaufpreise.      temberg in Zusammenarbeit mit Professor
wandels, der sich auf den Wohnimmo-          Auch in Studentenstädten wie Heidelberg         Dr. Dieter Rebitzer, Studiendekan an der
bilienmarkt auswirkt. In Stuttgart habe      oder Karlsruhe ist der Mietwohnungsmarkt        Fakultät Wirtschaft und Recht der Hoch-
sich der Preisanstieg gegenüber den          stark angespannt. Aufgrund der hohen            schule für Wirtschaft und Umwelt Nürtin-
Vorjahren hingegen leicht abgeschwächt.      Zahl an Studenten sind besonders Ein- bis       gen-Geislingen (HfWU) erarbeitet.
In der Landeshauptstadt spitzt sich die      Zwei-Zimmerwohnungen gefragt, mit der
Lage am Mietwohnungsmarkt dennoch            Folge, dass mangels Angeboten die Miet-
weiterhin zu. Auch auf dem Mietmarkt in      preise weiter steigen.

                                                                      11
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                      Novellierung der Landesbauordnung

Sachstandsbericht zu beschlossenen Änderungen

Die Novellierung der
Landesbauordnung
Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Änderung der Landesbauordnung zum 1. August              Bedarf. Die Baurechtsbehörden haben dies
2019 wurde die umfangreiche Überarbeitung der Landesbauordnung abgeschlossen                    im Rahmen ihres pflichtgemäßen Ermessens
und damit die von den Regierungsparteien im Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele um-            zu entscheiden. Wichtig ist auch die Neu-
gesetzt. Ein wesentliches Ziel war es, das Bauen zu erleichtern und damit auch günstiger        regelung, wonach die Fahrrad-Stellplätze
zu gestalten, um die Schaffung von neuem Wohnraum zu fördern Dazu wurden unter                  zwingend ebenerdig herzustellen sind,
anderem bauliche Standards abgebaut. Im folgenden Beitrag sind die wesentlichen                 sodass künftig – falls erforderlich – zum Bei-
Änderungen kurz und knapp zusammengefasst.                                                      spiel auch Untergeschosse genutzt werden
                                                                                                können, wodurch wertvoller Wohnraum
                                                                                                gewonnen werden kann.

                                                                                                          Entfall der Flächen
                                                                                                zum Wäschetrocknen

                                                                                                Durch die Streichung der Pflicht, bei Gebäu-
                                                                                                den mit mehr als zwei Wohnungen Flächen
                                                                                                bereitzuhalten, um Wäschetrocknen zur
                                                                                                gemeinschaftlichen Benutzung zur Verfü-
                                                                                                gung zu stellen, können die Bauherren diese
                                                                                                Flächen fortan anderweitig nutzen oder
                                                                                                ganz einsparen und dadurch die Baukos-
                                                                                                ten spürbar senken.

          Modifizierung der                                 Erleichterung bei

Kinderspielplatzpflicht                         Fahrradstellplätzen

Bauherren von Gebäuden mit mindestens           Die starre Regelung, wonach immer zwei

drei 2-Zimmer-Wohnungen unterliegen             Fahrrad-Stellplätze pro Wohnung herzu-

zwar weiterhin der Verpflichtung zur Anlage     stellen sind, entfällt künftig. Ihre Zahl und

eines Kinderspielplatzes, sie können diese      Beschaffenheit richtet sich vielmehr

Pflicht jedoch auch durch das Freihalten        nach dem nach Art, Größe

einer ausreichend großen Grundstücksflä-        und Lage der Anlage

che erfüllen, die bei Bedarf mit Spielgeräten   regelmäßig zu

belegt werden kann. Alternativ können sie       erwarten-

nun auch einen Geldbetrag als Ablöse für        den

die Anlage oder Vergrößerung eines kom-
munalen Gemeinschaftsspielplatzes
in der Nähe leisten, soweit die
Gemeinde zustimmt.

                                                                       12
Immobilien Immobilien
                                                         Wirtschaft Baden-Württemberg
                                                                    Wirtschaft Baden-Württemberg Novellierung
                                                                                                            BFW
                                                                                                              derBaden
                                                                                                                  Landesbauordnung
                                                                                                                       Württemberg

          Erleichterung der                     gen zusätzliche Kfz- und Fahrradstellplätze     Zeiten hinzukommen, die der Bauherr selbst
Wärmedämmung                                    geschaffen werden. Beides ist im Gebäu-         benötigt, um die erforderlichen Unterlagen
                                                debestand mit besonderen Schwierigkeiten        nachzureichen.
Hält ein Gebäude nur den Mindestabstand         und Kosten verbunden. Durch die Änderung
zur Grenze ein, wäre eine nachträgliche         werden bei solchen Maßnahmen nun keine          Mit der Gesetzesänderung wurde zudem
Außenwanddämmung an sich nicht mög-             weiteren Anforderungen an die Barriere-         die Digitalisierung im baurechtlichen Ver-
lich. Nach Änderung der Landesbauord-           freiheit und die Fahrrad- und Kfz-Stellplätze   fahren entscheidend vorangebracht, indem
nung bleiben aber Wärmedämmungen                mehr ausgelöst. Dadurch werden zur Schaf-       auf die meisten gesetzlichen Schriftformer-
bis zu einer Dicke von 30 Zentimetern vor       fung von neuem Wohnraum wesentliche             fordernisse, die eine eigenhändige Unter-
der Außenwand abstandsflächenrechtlich          Kostenhindernisse beseitigt.                    schrift oder zumindest eine qualifizierte
unbeachtlich. Eine Dachdämmung mit                                                              elektronische Signatur erfordern, verzichtet
Dachanhebung ist nun ebenfalls möglich;                   Beschleunigung des                    wurde. Damit ist nun beispielsweise die Ein-
die hierfür erforderliche zusätzliche Ab-       baurechtlichen Verfahrens                       reichung der Bauanträge und Bauvorlagen
standfläche wird dabei auf die 30 Zentime-                                                      mit einer einfachen E-Mail möglich.
ter angerechnet.                                Darüber hinaus wurde das baurechtliche
                                                Verfahren beschleunigt, indem insbeson-                    Nachhaltigkeit
          Schaffung von neuem                   dere die Regelungen zu den Fristläufen          stärker berücksichtigt
Wohnraum im Bestand                             bei den gesetzlichen Verfahren geändert
                                                wurden. Bisher begann der Lauf der gesetz-      Nicht zuletzt wurde auch die Nachhaltigkeit
Wenn durch Aufstockungen oder ähnliche          lichen Fristen im Genehmigungsverfahren         im Bauordnungsrecht erhöht, indem der
Maßnahmen zur Schaffung neuen Wohn-             bei behördlichen Nachforderungen jeweils        Holzbau und die rechtlichen Voraussetzun-
raums (Anbau, Ausbau, Nutzungsänderung,         wieder von vorne zu laufen – dadurch            gen für künftige Regelungen zur Elektro-
Wohnungsteilung) die Schwelle von zwei          hatten sich die Verfahren in der Praxis oft     mobilität in der Garagenverordnung
Wohnungen im Gebäude überschritt wird,          deutlich über die Regelzeit von vier Mona-      geschaffen wurden.
mussten bisher die Wohnungen in einem           ten hinaus verlängert. Nunmehr wird die
Geschoss barrierefrei hergestellt werden.       Frist nur noch gehemmt, also bei Eingang        Dr. Alfred Reutzsch
Zudem mussten für die neuen Wohnun-             der Unterlagen dort fortgesetzt, wo sie
                                                durch die Nachforderungen unterbro-
                                                chen wurde. Künftig werden damit zu den
                                                gesetzlichen Fristen nur noch höchstens die

                                                                     Ministerialrat Dr. Alfred Reutzsch ist seit 1982 in der Landesverwaltung
                                                                     Baden-Württemberg und seit 1984 im Wirtschaftsministerium tätig.
                                                                                                    Der Jurist (Studium LMU München)
                                                                                                    leitet seit 2002 das Referat Bauord-
                                                                                                    nungsrecht im Wirtschaftsministerium
                                                                                                    und ist hier federführend zuständig
                                                                                                    für die LBO-Novelle. Er ist Mitglied der
                                                                                                    Fachkommission Bauaufsicht der Bau-
                                                                                                    ministerkonferenz und seit 1993 Prüfer
                                                                                                    im 2. Juristischen Staatsexamen.

                                                                       13
Interview mit Tobias Wald, wohnungsbaupolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion

„Mehr Wohnraum –
weniger Bürokratie“

                                                       Die grün-schwarze Landesregierung hat sich im Laufe des Som-
                                                       mers sowohl auf eine Novelle der Landesbauordnung (LBO) als
                                                       auch auf gezielte Fördermaßnahmen im Rahmen der baden-würt-
                                                       tembergischen Wohnraumoffensive einigen können. Durch neu
                                                       eingeführte Förderinstrumente wie den Kommunalfonds Wohn-
                                                       raumoffensive sollen insbesondere Städte und Gemeinden bei
                                                       der Schaffung von Bauland finanziell unterstützt werden. Was die
                                                       Landesregierung zur Förderung der privaten Bauwirtschaft un-
                                                       ternimmt, hat die „Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg“
                                                           Tobias Wald, wohnungsbaupolitischer Sprecher der CDU-Land-
                                                           tagsfraktion, gefragt.

                                                                    Herr Wald, als wohnungsbaupolitischer Sprecher der
                                                       CDU-Landtagsfraktion waren Sie federführend an der aktuellen
                                                       Novellierung des LBO beteiligt. Wie fällt Ihr Fazit zu den Verhand-
                                                       lungen mit Ihrem grünen Koalitionspartner aus?

                                                       Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, die LBO zu aktualisieren.
                                                       Dabei haben wir ein neues Verfahren angewandt. Nicht die Landes-
                                                       politik hat den Experten einen fertigen Gesetzentwurf vorgelegt,
                                                       sondern die Experten der von uns initiierten Wohnraum-Allianz. Sie
                                                       haben uns konkrete Änderungsvorschläge für eine neue, schlankere
                                                             LBO unterbreitet. Diese Anregungen und Ideen haben wir auf-
                                                                          gegriffen – in den Ministerien und Regierungsfrak-
                                                                                tionen bewertet, beraten und anschließend
                                                                                    in einen Gesetzestext gegossen. Mit dem
                                                                                       Ergebnis bin ich insgesamt zufrieden.

                                                                                                        Eines Ihrer persönli-
                                                                                                chen Ziele war der Abbau
                                                                                                    unnötiger Bürokratie –
                                                                                                       haben Sie dieses Ziel
                                                                                                         erreicht oder se-
                                                                                                           hen Sie hier noch
                                                                                                             Luft nach oben?

                                                      14
Die neue LBO ist ein wichtiger Baustein auf     finden. Ein Beispiel, welches ich mir anders    Landespolitik hat seit Mai 2016 die Rahmen-
dem Weg zu „Mehr Wohnraum – weniger             gewünscht hätte, ist das Waldabstands-          bedingungen für „Mehr Wohnraum – weni-
Bürokratie“. Der Landesnormenkontrollrat        gebot: Die bestehende Abstandsregelung          ger Bürokratie“ wesentlich verbessert. Nun
rechnet mit Kosteneinsparungen von etwa         sehe ich als überholt an, die hätte ich gerne   müssen diese Rahmenbedingungen vor Ort
100 Millionen Euro jährlich. Ich denke, wir     abgeschafft. Dadurch hätten wir vielen          schnell umgesetzt werden. Wir unterstützen
sind hier auf dem richtigen Weg. Wichtig        Kommunen einen deutlich größeren Hand-          die Kommunen bei der Ausweisung und
ist, dass die neue LBO zügig umgesetzt          lungsspielraum geben können. Dennoch            Aktivierung von Bauland. Wichtig ist, dass
wird und auch die neuen Handlungsspiel-         fällt meine Gesamtbilanz positiv aus, denn      die private Bau- und Immobilienwirtschaft
räume von den Bauantragstellern und den         mit der LBO-Novelle erreichen wir über 20       nicht ausgeschlossen wird. Die Kommunen
Bauordnungsämtern genutzt werden. Der           Erleichterungen und verfolgen drei Leitziele:   sind gefordert.
Bürokratieabbau muss jedoch auch in wei-        Erstens die Vereinfachung der bauord-
teren Bereichen stattfinden, so zum Beispiel    nungsrechtlichen Vorschriften, zweitens die                Was würden Sie privaten Bauträ-
bei der Ausweisung neuer Baugebiete. Die        Digitalisierung der baurechtlichen Verfahren    gern empfehlen, die lieber heute als mor-
Genehmigungsverfahren müssen dringend           und Zulassung der digitalen Baugenehmi-         gen bauen würden und auf der Suche nach
beschleunigt werden. Weitere staatliche         gung, wodurch wir schnelle Bearbeitungszei-     bebaubaren Grundstücken sind?
Regulierungen wie Enteignungen und Miet-        ten erreichen und drittens die Erhöhung der
preisdeckel lehne ich entschieden ab!           Nachhaltigkeit im Bauordnungsrecht.             Unsere privaten Bau- und Immobilienunter-
                                                                                                nehmen sind leistungsstark und innovativ.
           Reichen die beschlossenen Maß-                 Im Rahmen der politisch prokla-       Ich empfehle jedem Unternehmen, sich aktiv
nahmen denn aus, um den Wohnungsbau             mierten Wohnraumoffensive unterstützt           bei der Vergabe von Baugrundstücken in
– insbesondere in stark nachgefragten Bal-      das Land künftig verstärkt Kommunen und         den Städten und Gemeinden zu bewerben.
lungsregionen – spürbar zu beschleunigen?       Gemeinden, um die Schaffung bezahlba-           Eine Möglichkeit ist auch die Gründung eines
                                                ren Wohnraums voranzutreiben. Hierfür           regionalen Wohnraumgipfels, der den Dia-
Ich betrachte den Wohnungsbau als ge-           wurde unter anderem der Kommunale               log zwischen der Bauwirtschaft, den Bürgern
samtgesellschaftliche Aufgabe. Der Bedarf       Grundstücksfonds eingeführt. Wie beur-          und den Bauordnungsämtern verbessert.
an bezahlbaren Wohnungen kann nur               teilen Sie diese Maßnahme?
gedeckt werden, wenn die Politik nicht nur
einen Baustein setzt, sondern viele wichtige    Wohnraum kann nur entstehen, wenn aus-          Zur Person:
Bausteine zusammenfügt. Alles zusammen          reichend Bauflächen zur Verfügung stehen.       Geboren 1973 in Bühl, wuchs Tobias Wald
ergibt das tragfähige Fundament einer           Bei der Ausweisung von Wohnbauflächen           in Ottersweier bei Bühl auf. Nach seinem
vernünftigen Wohnungsbaupolitik. Vieles         nehmen insbesondere die Kommunen eine           Hauptschulabschluss besuchte er die
haben wir im Koalitionsvertrag verankert        tragende Rolle ein. Das Land unterstützt        Wirtschaftsschule und anschließend das
und bereits umgesetzt. Weitere Maßnahmen        zukünftig noch stärker die Kommunen bei         Wirtschaftsgymnasium in Bühl. Nach seinem
müssen folgen, wie zum Beispiel die steuer-     der Ausweisung von Bauland. Das ist wichtig.    Grundwehrdienst begann er 1995 eine Aus-
liche Förderung beim Neubau von Wohnun-         Es ist nicht vorgesehen, dass die Kommunen      bildung zum Finanzassistenten. Einige Jahre
gen und bei der Sanierung von bestehenden       die Baugrundstücke selbst bebauen, sondern      später legte er ein berufsbegleitendes Studi-
Wohnungen.                                      diese beispielsweise durch Konzeptvergabe       um zum Diplom Betriebswirt (FH) ab. Bei der
                                                der privaten Bauwirtschaft zugeführt werden.    DZ Bank AG koordiniert Tobias Wald seit Mai
           An welchen Punkten geht Ih-                                                          2014 die Fördermittelgeschäfte Baden-Würt-
nen die Überarbeitung der LBO nicht                       Etwa 50 Prozent der bundeswei-        temberg in Teilzeit. Seit 2011 ist er Landtags-
weit genug?                                     ten Neubauwohnungen gehen auf private           abgeordneter und vertritt die CDU-Fraktion
                                                Bauträger zurück. Wie wollen Sie verhin-        im Finanz- sowie im Wirtschaftsausschuss. Er
Die LBO-Novelle, übrigens die modernste         dern, dass die private Bau- und Immobili-       ist Sprecher seiner Fraktion für die Berei-
in ganz Deutschland, wurde innerhalb der        enwirtschaft in den nächsten Jahren durch       che Wohnungsbau und Finanzen. Neben
Wohnraum-Allianz teilweise sehr kontrovers      die Bevorzugung kommunaler Träger               seinem politischen Engagement ist Tobias
diskutiert. Wo unterschiedliche Interessenla-   kategorisch benachteiligt wird?                 Wald auch in vielen Vereinen und Verbänden
gen aufeinandertrafen, wie bei den Themen                                                       aktiv. So ist er z.B. seit 1999 Gemeinderat
Fassadenbegrünung, E-Ladesäulen und             Den Bau von Wohnungen durch das Land            in Ottersweier und seit 2014 Präsident des
Waldabstandsgebot, galt es Kompromisse zu       Baden-Württemberg lehne ich klar ab. Die        Blasmusikverbands Mittelbaden.

                                                                       15
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                       Nachhaltige Immobilienentwicklung

Interview mit Regierungsberaterin Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker

Kreislaufwirtschaft
im Bau und Innovationen
für urbane Transformationen

Etwa 50 Prozent des Ressourcenverbrauchs, 40 Prozent des Energieverbrauchs, 40 Prozent des Ausstoßes klimaschädlicher
Gase sowie 50 Prozent des Abfallaufkommens gehen international auf den Bausektor zurück. Auch die deutsche Bauwirtschaft
umfasst etwa 40 Prozent des bundesweiten Gesamtenergieverbrauchs und ist für etwa 13 Prozent des CO2-Ausstoßes verant-
wortlich. Im Interview mit der „Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg“ äußert sich Prof. Dr. Lamia Messari-Becker, Nach-
haltigkeitsexpertin und Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen, zu möglichen Einsparpo-
tenzialen und zeigt auf, wie der Gedanke der Nachhaltigkeit die Städte von morgen beeinflussen wird.

           Frau Prof. Dr. Lamia Messa-             Meiner Meinung nach eindeutig in einer       produzieren, anstatt sie nur zu verbrauchen.
ri-Becker, als ausgewiesene Expertin für           Kreislaufwirtschaft. Durch die enorme        So ließe sich im Bestand, für 90 Prozent des
Nachhaltigkeit setzen Sie sich für einen           Verzweigung des Bausektors mit ande-         CO2-Austoßes von Gebäuden verantwort-
verantwortungsvollen Umgang mit Res-               ren Wirtschaftsbereichen, etwa Chemie,       lich, etwas erreichen und Geschäftsmodelle
sourcen innerhalb der Bauwirtschaft ein.           Anlagentechnik und Energieversorgung         für eine urbane Energiewende generieren.
Durch welche Maßnahmen oder Beiträge               besteht hier eine große Hebelwirkung und
kann die Nachhaltigkeit im deutschen               darüber hinaus neue Chancen für die Wirt-              Inwieweit kann die hiesige
Bausektor kurz-, mittel- und langfristig           schaft. Unser Wissen wird weltweit gefragt   Bauwirtschaft auf Vorbilder aus anderen
gesteigert werden?                                 sein, da viele aufstrebende Länder ihrem     Kulturräumen zurückgreifen?
                                                   Entwicklungsbedarf kaum gerecht werden
Kurzfristig ist es wichtig, Bauen ökologisch       können, ohne ihre Ressourcen konsequent      Im warmen Süden gelingt es, durch einfache
zu gestalten, durch flächeneffiziente flexible     im Kreislauf zu halten.                      Grundsätze Gebäude und Städte kühl zu
Grundrisse, rückbaubare Bauteile, nachhal-                                                      halten. Dazu gehören unter anderem eine
tige Materialien und erneuerbare Energien.                   Die umweltverträglichste Ener-     gegenseitige Verschattung, helle Oberflä-
Mittelfristig sind Kreislaufwirtschaft und         gie ist die, die gar nicht erst verbraucht   chen, Wasser, Grünräume, passive Lüftung
Bepreisung der Umweltschäden zu etablie-           wird. Ist eine energieeffiziente Bauweise    mittels Windtürme sowie speicherfähige
ren. Langfristig sind Lösungen für urbane          im Sinne der Nachhaltigkeit nicht min-       Materialien und Grün an Dach und Fassade.
Transformation erforderlich. Architekten,          destens so maßgeblich, wie die Energie-      All das schützt vor Hitze beziehungsweise
Ingenieure, Stadtplaner, Industrie und alle        quelle zur Bewirtschaftung der einzelnen     verzögert deren Abgabe. Und man sollte
weiteren Akteure sind gefordert. Etwa 75           Immobilie?                                   immer mit und nicht gegen die Stadtkli-
Prozent des Ressourcenverbrauchs konzen-                                                        matologie bauen, sprich Lüftungs- und
triert sich in Städten. Es wird also essenziell,   Wir brauchen beides und noch mehr. Wir       Kühlungsschneisen nie zubauen. Das alles
Städte umweltverträglich zu organisieren.          gewinnen ja wenig, wenn wir durch Däm-       dient auch der Ressourceneffizienz.
                                                   mung, Heiztechnik, erneuerbare Energien
           Ressourcen sparen, CO2-                 und so weiter den Energiebedarf und den                Eng verknüpft mit dem Thema
Ausstoß senken und Abfallprodukte re-              CO2-Ausstoß senken, aber die „graue“         Ressourcen schonendes Bauen ist auch
duzieren – die Ansätze zur Steigerung der          Energie außer Acht lassen, die für die       die Infrastruktur, die zum Wohnen, Leben
Ressourceneffizienz im Bauwesen sind               Herstellung bis hin zur Entsorgung der       und Arbeiten benötigt wird. Wie wirkt
vielfältig. In welchem Bereich sehen Sie           eingesetzten Produkte aufgewendet wird.      sich eine nachhaltige Quartiersgestaltung
die größten Entwicklungspotenziale?                Gebäude können heute erneuerbare Energie     auf die Struktur moderner Städte aus?

                                                                         16
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                     Nachhaltige Immobilienentwicklung

                                                                            Die Ansammlung von nachhaltigen Gebäuden macht eben kein
                                                                            nachhaltiges Quartier aus. Solche Gebäude im Außenbereich
                                                                            ohne Mobilitäts-Einkaufsangebote zwingen Bewohner zum
                                                                            Individualverkehr. Staus sind die Folge. Wenn aber Infrastruktur,
                                                                            Nutzungsmischung, kurze Wege, ÖPNV et cetera mitgedacht
                                                                            werden, entstehen urbane Räume, die für sich stabil und ressour-
                                                                            ceneffizient sind. Die Quartiersebene macht Synergien sicht-
                                                                            bar, in Sachen Energie, Flächen und Mobilität. Ein Beispiel: Die
                                                                            Nutzung der Abwasserwärme macht oft erst im Quartier (meh-
                                                                            rere Gebäudecluster) Sinn. Diese Synergien sind für nachhaltige
                                                                            Städte elementar.

                                                                                      Gesetzliche Vorgaben, wie beispielsweise die Ener-
                                                                            gieeinsparverordnung, haben das Bauen in den vergangenen
                                                                            Jahren deutlich teurer gemacht. Inwieweit sehen Sie die
                                                                            Politik in der Pflicht, nachhaltiges Bauen auch für Bauherren
                                                                            attraktiver zu machen?

                                                                            Das sehe ich anders. Die Kosten der Gebäudetechnik sind
                                                                            mit circa 45 Prozent Teuerung sicher maßgeblich, aber auch
                                                                            Planungsleistungen. Nicht zu vergessen, der Brand- und der
                                                                            Schallschutz, auf die niemand verzichten will und soll. Die Preise
                                                                            sind auch in der langen Wertschöpfungskette im Bau begrün-
Foto: Enrico Santifaller

                                                                            det. Was kann hier die Politik leisten? Wir müssen beispielsweise
                                                                            Wohnraum schneller an die Nutzer bringen, etwa durch Koope-
                                                                            ration zwischen kleinen Bauunternehmen und Kommunen. Und
                                                                            wir brauchen Reformen im Baurecht, die man dazu nutzen sollte,
                                                                            hohe Umweltstandards mit weniger Aufwand zu erreichen. Und
                                                                            zudem: Wozu benötigt man 16 verschiedene Landesbauordnun-

Zur Person:                                                                 gen? Der Lerneffekt im Binnenbaumarkt wird unnötig erschwert
                                                                            und verbraucht Ressourcen.
Prof. Dr. Lamia Messari-Becker ist Bauingenieurin und seit 2013
Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni-                          Insbesondere in Europa ist das Verständnis für einen
versität Siegen. Seit 1. Juli 2016 ist sie Mitglied des Sachverstän-        verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen
digenrats für Umweltfragen der Bundesregierung und vertritt                 seit den 2000er-Jahren deutlich gestiegen. Wie und in wel-
dort die Bereiche Bauingenieurwesen und nachhaltige Stadt-                  chen Bereichen könnte der Kontinent weltweite Maßstäbe
entwicklung. Messari-Becker war Mitglied im Fachbeirat der IBA              setzen?
Thüringen und ist Mitglied im Expertenkreis der Förderinitiative
des Bundes „Zukunft Bau“. Die gebürtige Marokkanerin studierte              Sicherlich im Bereich der urbanen Transformation. Die Metropo-
Bauingenieurwesen an der TU Darmstadt und promovierte dort                  len der Zukunft müssen einen Dreiklang finden: Schutz, Anpas-
im Jahr 2006. Messari-Becker war Lehrbeauftragte für Tragwerks-             sung und Schadensminimierung. Wie lassen sich kritische Infra-
planung, später für Bauphysik und Energieeffizientes Bauen an               strukturen schützen, etwa ein Krankenhaus, das bei Stürmen und
der Hochschule Darmstadt sowie für Nachhaltiges Bauen an der                Stromausfall Patienten nicht versorgen kann? Welche Bauweisen,
Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen. 2014 wurde sie               Materialien für Gebäude und Straßen, Mobilitätskonzepte sind
als Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an die                 wirksam gegen den Klimawandel? Wie können Schäden mini-
Universität Siegen berufen. Ihre Arbeitsschwerpunkte umfassen               miert werden? Wie die Kanalisation bei Starkregen entlasten, wie
Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit im Hoch- und Städtebau.              Gebäude vor Überflutungen oder Überhitzung schützen? Bei all
                                                                            diesen Fragen kann die Bauwirtschaft international viel beitragen.

                                                                       17
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                    Nachhaltige Immobilienentwicklung

Wer Hürden überwindet verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil

Umsetzung der
Elektromobilität
im Wohnungsbau
Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Im 1. Halbjahr
2019 stiegen die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen
um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Grundsätzlich werden in 85 Prozent aller Fälle Elektro-
fahrzeuge im Unternehmen oder zuhause geladen.
Aktuell stehen Mieter oder Miteigentümer eines Wohn-
gebäudes beim Aufbau von Ladeinfrastruktur jedoch vor
hohen Hürden. Lehnt ein Eigentümer die Ladestation
ab, wird auch keine installiert. Ein neues Gesetz soll
dem entgegenwirken. Mieter oder Miteigentümer sollen
zukünftig einen Anspruch auf die Installation einer
Ladestation erhalten.

Dennoch steigen die Anfragen nach               Eichrechtkonformes Laden bedeutet, dass       lassen sich Ladevorgänge einfach von
Wallboxen für Wohngebäude, gerade für           die Abrechnungsform jeder Ladestation         zuhause managen und Abrechnungen
Mehrfamilienhäuser. Interessenten stehen        einheitlich nach Kilowattstunden erfolgt,     automatisieren. Bei Mehrfamilienhäusern
vor grundlegenden Fragen, die vor jeder         die Messdatensätze zu jedem einzelnen         bietet sich eine Auswertung von Ladevor-
Installation geklärt werden sollten. Wie        Ladevorgang persistent gespeichert werden     gängen (Monitoring) und Verbrauchen zur
viele Ladepunkte werden benötigt? Welche        und die Abrechnung jederzeit auf Echt-        übersichtlichen Darstellung als Grundlage
Anschlussleistung hat das Objekt? Wird ein      heit geprüft werden kann. An öffentlichen     für neue Mietermodelle an. E-Mobility
Lastmanagement benötigt? Wie erfolgt die        Ladestationen ist das bereits seit 1. April   ist vielseitig und das Laden zuhause ihr
Zuordnung und Abrechnung? Plug and              2019 gemäß dem Mess- und Eichgesetz           großer Baustein. Das öffnet nicht zuletzt
Charge für das Einfamilienhaus oder             (MessEG), der Mess- und Eichverordnung        für Bauträger und Investoren neue Tore
Nutzeridentifikation im Mehrfamilienhaus?       (MessEV) sowie der Preisangabenverord-        und schafft gewinnbringende Geschäfts-
                                                nung (PAngV) vorgeschrieben.                  bereiche.
Ist der Dienstwagen elektrisch, kann der                                                                     Jan Huschmann, ABL Sursum
geladene Strom mit dem Arbeitgeber              Backends erweitern die Funktion einer
eichrechtskonform verrechnet werden.            Ladestation. Mit der intelligenten Software

                                                                      18
Noch
Über 5 Prozent der innerstädtischen Flächen ungenutzt

Digitale Aktivierung                                                                             gültig?
                                                                                                 Jetzt neuen Energie-
von Flächenpotenzialen                                                                           ausweis bestellen!

                                  Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung
                                  sieht eine Halbierung des Flächenverbrauchs in
                                  Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 30 Hektar pro
                                  Tag vor. Von diesem – ehemals bis 2020 gesetzten
                                  Ziel – sind wir allerdings noch weit entfernt: In einigen
                                  Bundesländern steigt der Flächenverbrauch derzeit
                                  wieder an.

Unter dem Gesichtspunkt von Studien, die        Dadurch ergibt sich für die Kommunen ein
aufgrund von Zuzug, demographischem             ganzheitlicher Blick auf ihre Potenzialflächen
Wandel und sich ändernden Lebensverhält-        und die Möglichkeit, zusammenhängende
nissen rund 1,5 Millionen fehlende Woh-         Areale neu zu überplanen. Gleichzeitig wird
nungen in den Metropolregionen in den           deutlich, dass in allen Kommunen allein die
kommenden Jahren prognostizieren, ist die       Baulücken mehr Fläche haben, als mehre-
weitere Versiegelung von Flächen durchaus       re Neubaugebiete im Außenbereich. Das
nachvollziehbar – ökologisch gegenüber          Projekt verdeutlicht aber auch das größte
den kommenden Generationen aber kaum            Problem der Innenentwicklung: Rund 90
vertretbar. Was also tun?                       Prozent der Flächen sind in Privatbesitz und
                                                die Aktivierung ein langwieriger Prozess,
Neben dem Bau von klimaneutralen oder           für den in den Rathäusern die personellen
klimapositiven Siedlungen ist der richtige      Ressourcen fehlen. Hier setzt das Hanauer
Weg der, den der Gesetzgeber bereits seit       Unternehmen Immovativ mit ihrer Innenent-
der Novellierung des Baugesetzbuchs im          wicklungssoftware „Areal“ an: Der Prozess
Jahr 2013 vorgibt: Innen- vor Außenentwick-     der Innenentwicklung – von der Erhebung
lung. In den Innenbereichen unserer Städte      der Flächen über die Verwaltung bis hin zur       Die maximale Gültigkeit von
schlummern tatsächlich große Flächenres-        Eigentümeransprache und Vermarktung –             Energieausweisen beträgt
sourcen. In einer aktuellen Umfrage der Im-     wird digital und strukturiert abgebildet. Seit    10 Jahre. Eine Verlängerung
movativ GmbH und der Deutschen Gesell-          September 2019 läuft dazu ein Pilotprojekt        ist nicht möglich, da die
schaft für Innenentwicklung (DGI) schätzen      im Main-Kinzig-Kreis, in dem sukzessive alle      Anforderugen in den letzten
die knapp 350 teilnehmenden Kommunen            Kommunen mit der Softwarelösung ausge-            Jahren deutlich gestiegen
ihre innerörtlichen Flächenpotenziale auf       stattet wurden, um so die verfügbaren Flä-        sind. Bestellen Sie recht-
durchschnittlich 5,3 Prozent der Siedlungs-     chen zu ermitteln und zu aktivieren. Von der      zeitig Ihren neuen Energie-
fläche. Dies deckt sich auch mit Zahlen, die    Deutschen Telekom und der Wirtschaftswo-          ausweis, um allen recht-
die DGI in einem aktuellen Projekt im Land-     che wurden die innovativen Softwarelösun-         lichen Anforderungen zu
kreis Darmstadt-Dieburg ermittelt hat. Im       gen der Immovativ in diesem Jahr mit dem          entsprechen.
Rahmen eines aus EU-Mitteln geförderten         Digital Champions Award in der Kategorie
Projekts wurden Baulücken, Leerstände und       „Digitales Kundenerlebnis“ ausgezeichnet.         Online-Bestellung unter:
mindergenutzte Flächen in Zusammenarbeit                                                          www.metrona.de/ea
mit dem Amt für Bodenmanagement aus                                                Bo Nintzel,
der Verschneidung von Kataster-, Einwoh-                       Geschäftsführer der Hanauer
nermelde- und Verbrauchsdaten ermittelt.                                    Immovativ GmbH

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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                      Aktuelles aus der Immobilienbranche

Der reine Kaufpreis ist nur ein Teil der Wahrheit

Wie erschwinglich
ist Kaufen und
Mieten?

Der Wohnungsmarkt steht derzeit im               In zwei Dritteln der Kreise ist die Erschwing-    se komplett abzubezahlen, ohne stärker als
politischen und öffentlichen Fokus, und          lichkeit des Wohnraums dagegen für den            ein Mieter belastet zu sein. Entsprechend ist
meist werden die starken Miet- und               Durchschnittsverdiener gestiegen. Dies gilt       der mit dem Wohneigentum verbundene
Preissteigerungen in den Vordergrund             auch für Großstädte. In Frankfurt am Main         Vermögensaufbau quasi kostenlos, ein-
gestellt. Tatsächlich sind gerade in den         sind die Mieten zwischen 2014 und 2018 um         schließlich der besseren Altersvorsorge.
Großstädten die Mieten deutlich gestie-          etwa 6 Prozent gestiegen, die Löhne aber im
gen, insbesondere auch in München,               Durchschnitt um 8,3 Prozent. Auch in Ham-         Aus diesen Befunden sollten drei Schlüsse
Stuttgart und Berlin, und quer über das          burg, Köln und Düsseldorf sind die Löhne          gezogen werden. Erstens ist das Problem
ganze Land haben Immobilien teils stark          schneller gestiegen als die Mieten.               nicht primär die Mietentwicklung, sondern
an Wert gewonnen. Daraus zu schließen,                                                             das fehlende Angebot. Nach wie vor wird in
dass Wohnraum unerschwinglich gewor-             Besonders Wohneigentum ist aber er-               den meisten Metropolregionen zu wenig ge-
den ist, greift aber zu kurz.                    schwinglicher geworden. Zwar sind die             baut, sodass Wohnungssuchende nicht das
                                                 Preise mitunter viel stärker als die Mieten ge-   Angebot finden, das zu ihren Bedürfnissen
Schließlich muss auch die Entwicklung der        stiegen, aber aufgrund der Zinsentwicklung        passt. Um den Wohnungsbau anzuregen,
Löhne berücksichtigt werden. Deutschland         wird dies mehr als kompensiert. Das Institut      bedarf es vor allem mehr Bauland und einer
erlebt seit nun fast 10 Jahren nicht nur einen   der deutschen Wirtschaft (IW) vergleicht          insgesamt offeneren Haltung gegenüber
Wohnungsmarktboom, sondern einen                 regelmäßig die Kosten eines Selbstnutzers         dem Wohnungsbau.
Arbeitsmarktboom. Jedes Jahr steigt die Zahl     und die Kosten eines Mieters, die die gleiche
der Erwerbstätigen auf ein neues Rekord-         Wohnung nutzen. Durchschnittlich liegen           Zweitens sollte sich die soziale Wohnungs-
hoch, und aufgrund des Fachkräftemangels         die Kosten der Selbstnutzer rund 30 Prozent       politik wieder fokussieren. Wer einer Voll-
in vielen Berufen steigen auch die Löhne         niedriger als die des Mieters. Zwischen den       zeitbeschäftigung nachgeht, ist in der Regel
mitunter deutlich an. Stellt man Lohn und        Kreisen gibt es Variationen, aber aktuell ist     auf keine Unterstützung angewiesen, aber
Mietentwicklung gegenüber, erhält man sehr       Kaufen in 94 Prozent der Kreise attraktiver       es gibt natürlich auch Menschen, die von
erstaunliche Ergebnisse: Nur in einem Drittel    als Mieten. In einer anderen Rechnung kann        der allgemeinen Lohnentwicklung nicht
der Kreise sind die Mieten schneller gestie-     man zeigen, dass es heute vielfach möglich        profitieren. Auf diese Menschen sollte sich
gen als die Löhne – diese Kreise liegen vor      ist, die eigene Wohnung nicht nur günstiger       die Politik konzentrieren und sie etwa über
allem in Bayern und Baden-Württemberg.           zu nutzen sondern auch in der Erwerbspha-         das Wohngeld unterstützen. Das Wohngeld

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