IMPLEMENTIERUNG VON A2L HFO-BLENDS MIT NIEDRIGEM GWP-WERT IN DER GEWERBEKÄLTE - von Mark Hughes & Neil Roberts

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IMPLEMENTIERUNG VON A2L HFO-BLENDS MIT NIEDRIGEM GWP-WERT IN DER GEWERBEKÄLTE - von Mark Hughes & Neil Roberts
IMPLEMENTIERUNG VON
A2L HFO-BLENDS MIT
NIEDRIGEM GWP-WERT
IN DER GEWERBEKÄLTE
von Mark Hughes & Neil Roberts
IMPLEMENTIERUNG VON A2L HFO-BLENDS MIT NIEDRIGEM GWP-WERT IN DER GEWERBEKÄLTE - von Mark Hughes & Neil Roberts
Einführung

Bekanntermaßen wurden in den vergangenen                  Im Vergleich zu R-404A (GWP: 3922), ermög-         Vorschriften vorgesehenen Sicherheitsmaßnah-
30 Jahren weltweit zahlreiche Vorschriften um-            lichen diese HFO-basierenden Kältemittel           men. Eine zusätzliche Triebfeder in der Gewerbe-
gesetzt, die auf die Umweltauswirkungen von               eine Reduktion des GWP um 45 bis 96 %.             kälte ist die Tatsache, dass Neuanlagen mit einer
Kältemitteln und Kälte- und Klimaanlagen ab-              Jedoch sind die meisten Kältemittel mit einem      Kälteleistung von 40 kW oder darüber ab 2022
zielen. Die sich ständig verändernde Gesetzes-            GWP von weniger als 500 in einem gewissen          Kältemittel mit einem GWP von ­weniger als 150
lage hat die Umstellung von Fluorchlorkohlen­             Maße brennbar, was den zur Erfüllung der           verwenden müssen. Für kleinere Systeme, die in
wasserstoffen (FCKW) und teilhalogenierten                ­F-Gase-Verordnung notwendigen Umstieg noch        kleinen Lebensmittelläden zum Einsatz kommen,
Fluor­chlorkohlenwasserstoffen (H-FCKW) auf               komplizierter macht. Häufig wird ein zweistufi-    oder modulare Kühlanlagen in Supermärkten
Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) vorangetrieben.             ger Ansatz erforderlich sein, um die Hoch-GWP-­    sind Kältemittel wie R-454A mit einem GWP von
Aktuelle Verordnungen wie die Europäische                 Produkte R-404A und R-507A zu ersetzen. In         238 erlaubt, die eine verbesserte Kälteleistung
F-Gase-Verordnung (EU 517/2014) und zukünf-               einem ersten Schritt eignen sich nicht brennbare   ermöglichen.
tige Regelungen, die sich aus dem Kigali-Abkom-           Alternativen wie Opteon™ XP40 für Retrofit
men ergeben werden, erfordern einen erneuten              und Neuanlagen. Um aber die Vorgaben des
Umstieg auf Produkte mit verringertem Treib-              Ausstiegsszenarios zu erfüllen, müssen in Neu­
hauspotenzial (Global Warming Potential, GWP),            anlagen gering brennbare Low-GWP-Kältemittel
z. B. auf die Hydrofluorolefin(HFO)-basierenden           wie Opteon™ XL40 (R-454A) zum Einsatz kom-
Opteon™ ­Kältemittel.                                     men – unter Einhaltung der in den Normen und

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                  2
IMPLEMENTIERUNG VON A2L HFO-BLENDS MIT NIEDRIGEM GWP-WERT IN DER GEWERBEKÄLTE - von Mark Hughes & Neil Roberts
Wie die Gewerbekälte die Vorgaben der F-Gase-Verordnung erfüllen kann

ASDA, eine große britische Handelskette, hat                                                                                               Einsatz von Low-GWP-Kältemitteln (GWP unter
mit seinen Partnern eine Arbeitsgruppe gebildet,                                                                                           300) in zahlreichen Anwendungen, einschließlich
um die verfügbaren Optionen abzuwägen und                                                                                                  der Gewerbekälte, siehe Abbildung 1.
sicherzustellen, dass das Unternehmen die Vor-
gaben der F-Gase-Verordnung einhält.                                                                                                       Ein entscheidender Faktor war, dass die ge-
                                                                                                                                           wählte Lösung nicht nur einen geringeren GWP,
ASDA erkannte dringenden Handlungsbedarf, da                                                                                               sondern auch ähnliche Leistungseigenschaf-
sich der nächste einschneidende Schritt bereits                                                                                            ten besitzen muss wie die vorher verwendeten
Ende 2020 nähert. Er erfordert den verstärkten                                                                                             Produkte. Besondere Bedeutung kommt hier

Abbildung 1 – Ideales Szenario zur Reduktion des durchschnittlichen GWP von Kältemitteln gemäß
F-Gase-Verordnung
  Redukon des CO2-Äquivalents in % d. Ausgangswerts

                                                       120 %
                                                                   Umstellung von hohem GWP (z. B. R-404A)
                                                               auf verringerten GWP (z. B. Opteon™ XP40 (R-449A))

                                                       100 %
                                                               ~2000
                                                                          ~1900
                                                        80 %                                                        Neuanlagen verfügbar für Low-GWP-Alternaven wie
                                                                                                                        Opteon™ XL40 (R-454A) an Stelle von R-404A

                                                        60 %                                     ~1300

                                                        40 %                                                           ~900

                                                                                                                                             ~600
                                                        20 %                                                                                                           ~500
                                                                                                                                                                              ~400
                                                                   geschätzter durchschn. Kältemiel-GWP
                                                         0%
                                                               2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
                                                                                                                            Jahr

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                                                3
IMPLEMENTIERUNG VON A2L HFO-BLENDS MIT NIEDRIGEM GWP-WERT IN DER GEWERBEKÄLTE - von Mark Hughes & Neil Roberts
der Energieeffizienz zu, denn die durch den               verwendeten nicht brennbaren (Sicherheitsklas-     Leistungseigenschaften und eignet sich für Neu-
höheren Energieverbrauch bedingten höheren                se A1) HFO-Blends, z. B. R-448A und R-449A.        anlagen, in denen der niedrigst mögliche GWP
Treibhausgas­emissionen würden die durch den                                                                 gefordert ist, um A1-Kältemittel mit einem ­hohen
Einsatz eines Low-GWP-Kältemittels erzielte Re-           Chemours hat verschiedene für die Gewerbe-         GWP, darunter R-404A, zu ersetzen. Da die Sys­
duktion unter dem Strich größtenteils zunichte-           kälte geeignete Kältemittelgemische entwickelt     teme im ASDA-Projekt eine Kälteleistung von
machen. Eine in der Gewerbekälte beliebte und             und unter der Bezeichnung Opteon™ XL kommer-       ­weniger als 40 kW besaßen, war es nicht erfor-
von einigen Endkunden eingesetzte Lösung ist              zialisiert. Als Blends aus HFO-1234yf und R-32     derlich, ein Kältemittel mit einem GWP von weni-
die Verwendung transkritischer CO2-Systeme.               besitzen sie einen geringen GWP (unter 300),       ger als 150 einzusetzen. Daher entschied man
Daher untersuchte ASDA auch diese Möglichkeit             haben allerdings den Nachteil einer geringen       sich für Opteon™ XL40 (R-454A), das zwar einen
genau, kam aber zu dem Schluss, dass diese                Brennbarkeit.                                      geringfügig höheren GWP von 238, aber sehr
nicht die für neue Lösungen aufgestellten Leis-                                                              ähnliche Leistungseigenschaften wie R-404A
tungs- und Sicherheitsanforderungen erfüllte.             Opteon™ XL20 (R-454C) mit einem GWP von            und andere Alternativen mit Sicherheitsklasse
Darüber hinaus war ASDA auf der Suche nach                148 wurde für Anwendungen entwickelt, die          A1 in Neuanlagen besitzt. Somit lässt es sich
Lösungen mit ähnlichen Leistungseigenschaften             nach dem Inkrafttreten der in der F-Gase-Verord-   auch langfristig einsetzen und erfüllt die stren-
wie die herkömmlichen R-404A und R-407F                   nung vorgesehenen Reduktion einen GWP von          gen Leistungsanforderungen der ASDA.
sowie die für den ­Retrofit bestehender Systeme           weniger als 150 erfordern. Es besitzt sehr gute

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Abbildung 2 – Vergleich der Leistungseigenschaften von Opteon™ Low-GWP-Kältemitteln und                                                   Merchandising Centre of Excellence (MCE) in
R-404A                                                                                                                                    Leeds getestet. Die Ergebnisse dieses ersten
                                                                                                                                          Tests waren hervorragend. So mussten zur
                                 30%                                                                                                      Inbetriebnahme gegenüber dem vorher verwen-
                                                                                                                                          deten R-407A keine Einstellungen verändert
    Unterschied zu R-404A in %

                                 20%                                                                                                      werden. Zudem hat sich sehr schnell gezeigt,
                                                                                                                                          dass sich die Kälteleistung durch Anhebung
                                                                                                                                          des Sauggas-Sollwerts steigern lässt, ohne die
                                 10%                                                                                                      ­Gesamt-Systemleistung zu beeinträchtigen.

                                  0%                                                                                                      Auf Basis dieser Ergebnisse ging ASDA zur
                                            Kälteleistung                 C.O.P.              Kälteleistung                 C.O.P.        nächsten Phase über – einem Test im neuen MCE
                                                                                                                                          auf dem ehemaligen Pentair-Gelände in Leeds.
                                 -10%
                                                      Normalkühlung                                        Tieühlung                     Hierfür entwickelte und baute Hubbard Products
                                                                                                                                          ein neues System, das die entsprechenden
                                 -20%                      Opteon™ XP40                 Opteon™ XL40                                      ATEX- und DSEAR-Anforderungen erfüllte. Es
                                                                                                                                          bestand aus zwei unabhängigen Systemen, die
                                        Theoretische Kreisprozessberechnung auf Basis von Refprop 10. t0 NK = -12 °C, t0 TK = -35 °C,     auf einem gemeinsamen Rahmen montiert sind
                                        tc = 40 °C, isentropischer Wirkungsgrad des Verdichters = 0,7, Überhitzung im Verdampfer = 5 K,
                                        gesamte Unterkühlung = 3 K, Ansaug-Überhitzung = 5 K, identische Verdrängung.                     und eine spezielle Technologie verwenden, um
                                                                                                                                          die Füllmenge zu minimieren. Damit sollte sicher­
                                                                                                                                          gestellt werden, dass die Verbundanlage die für
                                                                                                                                          die Normalkühlung erforderliche Kälteleistung
Abbildung 2 vergleicht die theoretischen                                           Gemeinsam mit den Serviceunternehmen hat               von 80 kW erreicht und zugleich den Vorgaben
Leistungs­eigenschaften von Opteon™ XL40 und                                       ASDA das Kältemittel Anfang 2018 sechs Wo-             der Norm BS EN 378 entspricht wie im Folgen-
R-404A.                                                                            chen lang in einer bestehenden Anlage in ­einem        den näher erläutert.
                                                                                   zugangsbeschränkten Bereich, dem ASDA

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                                               5
IMPLEMENTIERUNG VON A2L HFO-BLENDS MIT NIEDRIGEM GWP-WERT IN DER GEWERBEKÄLTE - von Mark Hughes & Neil Roberts
Einsatz von A2L-Kältemitteln in der Gewerbekälte

Bis 2010 existierten drei Entflammbarkeitsklas-           Abbildung 3 – Klassifizierung von Kältemitteln nach Brenngeschwindigkeit und Unterer
sen: 1 bedeutete keine Flammausbreitung (z. B.            Entzündbarkeitsgrenze

R-134a), 2 bedeutete brennbar (z. B. R-152a)
und 3 bedeutete hoch brennbar (z. B. Propan).                                                        0,35
                                                                                                                Opteon™ XL41
Mit dem erforderlichen Umstieg auf Kältemittel

                                                             Untere Entzuündbarkeitsgrenze [kg/m³]
                                                                                                        R-1234ze         R-32
mit verringertem GWP zeigte sich, dass viele                                                         0,30           Opteon™ XL20
der in Frage kommenden Low-GWP-Alternativen                                                          Opteon™
                                                                                                      XL10      Opteon™ XL40
brennbar sind. Einige von ihnen besaßen ein                                                          0,25
geringeres Sicherheitsrisiko als R-152a oder                                                                   Brennbarkeits-                     Brennbarkeitsklasse 2
Propan, und daher begann man zu untersuchen,                                                                      klasse 2L
                                                                                                     0,20
worin die relativen Risiken einer Entzündung
­bestanden und wie sich die einzelnen Kategorien
                                                                                                     0,15
voneinander abgrenzen ließen.                                                                                          Ammoniak               R-152a

                                                                                                     0,10
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen mün-                                                                                                                                               Dimethylether
deten in dem Vorschlag, in der Klasse 2 eine                                                                                                                         R-600a
                                                                                                     0,05                            Brennbarkeitsklasse 3                    Propan
Untergruppe einzuführen. In diese Klasse 2L
sollten Kältemittel eingestuft werden, die nicht
                                                                                                     0,00
nur eine Verbrennungswärme (HOC; Heat of
                                                                                                            0                   10    20               30            40                50               60
Combustion) < 19.000 kJ/kg und eine Untere
Entflammbarkeits­grenze (LFL, Lower Flamma-
                                                                                                                                     Brenngeschwindigkeit [cm/s]
bility Limit) > 0,1 kg/m3 besitzen, sondern deren
Brenngeschwindigkeit (Su) auch weniger als
10 cm/s b
        ­ eträgt (Abbildung 3).

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                                                                6
Der Einsatz brennbarer Kältemittel ist nicht              ­neuen, in die Sicherheitsklasse 2L eingestuften     um die Untere Entzündbarkeitsgrenze zu errei-
neu. So verwenden quasi alle Haushalts-                   Kältemittel. Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, ergibt   chen. Zudem ist die Mindestzündenergie (MZE)
kühlschränke in Europa R-600a. Die für den                sich aus den Brennbarkeitseigenschaften der          um ein Vielfaches höher als die zur Entzündung
Einsatz brennbarer Kältemittel entwickelten               A2L-Kältemittel ein deutlich geringeres Risiko.      eines A3-Kältemittels erforderliche Energie.
Normen und Vorschriften basierten jedoch auf              Neben einer geringeren Brenngeschwindig-
den S
    ­ icherheitsklassen 2 und 3, die s
                                     ­ trengere           keit und Verbrennungswärme braucht es bei            Nach der formalen Aufnahme der Sicherheits-
­Sicherheitsvorkehrungen erfordern als die                A2L-Kältemitteln eine größere Energiezufuhr,         klasse 2L in die Normen ASHRAE Standard 34
                                                                                                               (2010) und ISO 817 (2014) wurde die Klassi-
Tabelle 1 – Vergleich der Brennbarkeitseigenschaften typischer A3-, A2- und A2L-Kältemittel                    fizierung durch die ASHRAE-Norm 15 „Safety
                                                                                                               Code for Mechanical Refrigeration“ (USA) und
                                                                                            Opteon™            ISO 5149 „Kälteanlagen und Wärmepumpen –
 Parameter                                              Propan              R-152a
                                                                                            XL40               Sicherheitstechnische und umweltrelevante
                                                                                                               ­Anforderungen“ anerkannt und schließlich in
 Sicherheitsklasse                                      A3                  A2              A2L
                                                                                                               die europäische Norm EN 378:2016 aufge-
                                                                                                               nommen. Diese bildet die Grundlage zur Beur-
 Untere Entzündbarkeitsgrenze (Vol. %) [kg/m3]          2,2 [0,038]         3,9 [0,130]     8,0 [0,278]
                                                                                                               teilung der Voraussetzungen für einen sicheren
                                                                                                               Einsatz von A2L-Kältemitteln. Dabei ist Teil 1
 Obere Entzündbarkeitsgrenze (Vol. %) [kg/m3]           10,0 [0,192]        16,9 [0,563]    15,0 [0,522]       dieser Norm von besonderem Interesse, denn
                                                                                                               er definiert die zulässigen Höchstfüllmengen.
 OEG – UEG (Vol. % - Bereich)                           7,8                 13,0            7,0                Es ist zu beachten, dass die Einhaltung der EN
                                                                                                               378 nicht die Notwendigkeit von Gefährdungs­
 Mindestzündenergie (mJ)                                0,25                0,38            300-1000           beurteilungen während Planung, Installation,
                                                                                                               Einsatz und Wartung ausschließt und dass die
 Brenngeschwindigkeit (cm/s)                            46                  23              2,4                mit A2L-Kältemitteln verwendeten Komponenten
                                                                                                               der euDruckgeräterichtlinie (PED, 2014/68/EU)
 Verbrennungswärme (MJ/g)                               46,3                16,5            10,04              entsprechen müssen.

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                   7
Berechnung der Höchstfüllmengen gemäß EN 378-1:2016

                                                          Anhang C der EN 378-1:2016 definiert die Kri-     nungen richten sich nach speziellen Zugangs-
                                                          terien für die Berechnung der zulässigen Kälte­   kategorien, dem Aufstellungsort und der Art der
                                                          mittelfüllmenge. Tabelle C.2 in diesem Anhang     Anwendung. Der Punkt „Sonstige Anwendungen“
                                                          C behandelt den Einsatz von Kältemitteln der      behandelt den Einsatz von A2L-Kältemitteln in
                                                          Sicherheitsklasse A2L. Die Füllmengenberech-      einer gewerblichen Verbundkälteanlage.

                                                          Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen bei höheren       • die Füllmenge nicht größer ist als
                                                          Füllmengen – Grenzwert für die Füllmenge bei         150 kg und m3 x 1,5 nicht ­übersteigt
                                                          ­zusätzlicher Belüftung (engl. Quantity Limit        (m3 = 130 m3 x UEG kg/m3),
                                                          ­Additional Ventilation, QLAV)
                                                                                                             • die Nennkälteleistung jedes einzelnen
                                                          Wie oben erwähnt sieht EN 378 Vorkehrungen           im Inneren befindlichen Geräts nicht
                                                          vor, die in bestimmten Anwendungen höhere            größer ist als 25 % der gesamten Kälte­
                                                          Füllmengen bei A2L-Kältemitteln erlauben, wenn       leistung der Anlage im Außenbereich,
                                                          zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen
                                                          werden. Diese Vorkehrungen sind in EN 378-         • die im Inneren installierte Einheit
                                                          1:2016, Anhang C.3 definiert und erfordern,          ­gegen Schäden durch Eisbildung
                                                          dass:                                                und Lüfterbruch geschützt ist,

                                                            • das System an einem Aufstellungsort der        • im Personen-Aufenthaltsbereich nur
                                                               Klasse 3, die Verdichter in einem Maschi-       feste Verbindungen verwendet wer-
                                                               nenraum oder im Freien installiert werden,      den (mit Ausnahme bauseitiger Verbin-
                                                                                                               dungen, die die Indoor-Einheit direkt
                                                                                                               mit der Rohrleitung verbinden),

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                               8
• Kältemittelleitungen im Personen-­                     Abbildung 4 – Höchstfüllmenge gemäß QLAV-Berechnung für Opteon™ XL40 (EN 378-1:2016,
    Aufenthaltsbereich gegen unbeabsichtigte              Anhang C.3) im Vergleich zur Höchstfüllmenge ohne zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen (EN 378-
                                                          1:2016, Anhang C. bzw. C.2)
    ­Beschädigungen durch Umwelteinflüsse (z.
    B. Wasser, Temperaturen, Schmutz usw.)
    oder Bewegungen einzelner Bauteile oder                                             70
    Geräte in der Umgebung (z. B. Vibrationen,
    sich ­bewegende Möbel usw.) geschützt sind,                                         60       m3 x 1,5
                                                                                                                                                                                                      QLAV

 • die Türen des Personen-Aufenthalts­                                                  50
                                                                                                  2 zusätzliche Sicherheits-                           1 zusätzliche Sicherheits-

                                                             Kältemielfüllmenge [kg]
    bereichs nicht hermetisch dicht sind sowie                                                    maßnahmen + Lecksuche                                maßnahme + Lecksuche
                                                                                        40           (EN 378-1:2016, C.3.2.2)                             (EN 378-1:2016, C.3.2.2)

 • der Abzug in unterhalb des Systems                                                                                                                                                          QLMV / RCL
                                                                                        30
    befindliche Ebenen durch Belüftung                                                                                                                                                       EN 378-3:2016,
    dieser Räume verringert wird.                                                       20
                                                                                                                                                                                     4.2 Aufstellung im Freien oder
                                                                                                                                                                                         4.3 im Maschinenraum
                                                                                                 m2 x 1,5                                Höchsüllmenge ohne zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen
Zudem müssen geeignete Sicherheitsmaßnah-                                               10                                            EN 378-1, C.1 Sonsge Anwendungen & C.2 Behaglichkeit v. Personen
men wie zusätzliche Belüftung (natürliche oder                                                                                                                                   m1 x 1,5
mechanische Lüftung), Sicherheitsabsperr­                                                0
                                                                                             0              100                 200          300         400                  500                 600                 700
ventile oder Sicherheitsalarme in Verbindung
                                                                                                                                             Raumgröße [m³]
mit Leckage­detektoren getroffen werden. Wie
Abbildung 4 zeigt, sind dank der zusätzlichen
                                                          Anmerkung: QLAV (Quantity Limit Additional Ventilation), QLMV (Quantity Limit Minimum Ventilation), RCL (Refrigerant Concentration
Sicherheitsmaßnehmen Höchstfüllmengen von                 Limit, Grenzwert für die Kältemittelkonzentration).
mehr als 50 kg möglich.

Die Höchstfüllmenge lässt sich mit einem von
Chemours entwickelten und in Abbildung 5 dar-
gestellten Kalkulationstool einfach berechnen.

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                                                                               9
Abbildung 5 – Beispiel einer Berechnung der Höchstfüllmenge mit Hilfe des Charge Size Calculators gemäß EN 378-1:2016

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                           10
Gefährdungsbeurteilung – Betrachtung der Brennbarkeit

Die Einhaltung der EN 378:20126 bedeutet                  ihren Serviceunternehmen verwendet wird und        auftreten können, welche dann als Grundlage zur
nicht, dass auf eine Gefährdungsbeurteilung               auch Anwendern gewerblicher Kältetechnik offen     Unterstützung bei der zweckmäßigen Auswahl
verzichtet werden kann. Obwohl gerne vernach-             steht, die sich ganz allgemein für den Einsatz     und Installation von Geräten in explosionsgefähr-
lässigt, muss für alle Systeme, die Kältemittel           von A2L-Kältemitteln interessieren.                deten Bereichen verwendet werden können. Sie
verwenden – unabhängig von deren Brennbar-                                                                   erfordert die Identifikation
keitsklasse – eine Gefährdungsbeurteilung                 Innerhalb der Europäischen Union ist die
durchgeführt werden. Der Einsatz brennbarer               ­Betriebsrichtlinie ATEX 137 (1999/92/EG) die        • möglicher Freisetzungsquellen,
Kältemittel bringt natürlich mögliche zusätz-             primäre Richtlinie für die Betrachtung. ATEX 137
liche Risiken mit sich. Daher müssen alle für             wurde in Deutschland durch die Betriebssicher-       • von Ausmaß, Häufigkeit und ­Dauer
Kältemittel der Sicherheitsklasse A1 geltenden            heitsverordnung (BetrSichV) in deutsches Recht         einer möglichen Freisetzung,
Standardverfahren zur Gefährdungsbeurteilung              umgesetzt. Die Betriebssicherheitsverordnung
dahingehend überprüft werden, ob die mit brenn-           sieht eine Gefährdungsbeurteilung zu möglichen       • der Ex-Zone (explosionsfähige Atmosphäre
baren Substanzen verbundenen Risiken dort                 Wechselwirkungen zum Aufstellungsbereich               ist während des normalen Betriebs stän-
vollständig berücksichtigt sind.                          bzw. der Einsatzumgebung der Kälteanlage vor,          dig, gelegentlich oder nicht vorhanden),
                                                          unabhängig davon, ob eine brennbare Substanz
Für das ASDA-Projekt wurde in jeder ­Phase eine           zum Einsatz kommt oder nicht. Zudem muss             • der Größe der Ex-Zone.
individuelle Gefährdungsbeurteilung durchge-              vor der Inbetriebnahme von Druckanlagen eine
führt, für Planung und Montage, für die Installa-         Prüfung durch eine zugelassene Überwachungs-       Zu den möglichen Hauptzündquellen, die bei
tion/Stilllegung sowie für die Wartung und den            stelle vor sowie wiederkehrende Prüfungen durch    Kälteanwendungen in Betracht kommen, gehö-
normalen Betrieb. Die Gefährdungs­beurteilungen           eine befähigte Person erfolgen.                    ren alle Geräte, die Energie in Form von Wärme,
inklusive ATEX-Prüfung wurden mit Unterstüt-                                                                 Elektrizität oder durch mechanische und che-
zung und unter Anleitung des Consultingunter-             Die Europäische Norm EN 60079-10-1:2015            mische Prozesse erzeugen. Eine vollständige
nehmens Business Edge durchgeführt. Die hier              befasst sich mit der Einteilung von explosions-    Liste möglicher Zündquellen enthält EN 1127-
gewonnenen Erkenntnisse wurden in ein eigenes             gefährdeten Bereichen, in denen Gefährdungen       1:2012.
Regelwerk überführt, das von der ASDA und                 durch brennbare Gase oder Dämpfe oder Nebel

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                               11
Nach Festlegung der Ex-Zonen wurden mögli-                Tabelle 2 – Ergebnisse von Zündtests mit A2L-Kältemitteln in stöchiometrischen Gas-Luft-
che Zündquellen innerhalb der Zone identifiziert          Gemischen (explosionsfähige Atmosphäre) gemäß AHRI Report Nr. 8017

und entfernt bzw. Überwachungseinrichtungen
                                                            Mögliche Zündquelle                             R-32                Opteon™ XL55              Opteon™ XL10
­installiert, um eine Zündung zu verhindern, falls
eine explosionsfähige Atmosphäre entstehen                  Heißer Draht                                       V                        V                         V
sollte.
                                                            Streichholz                                        V                        V                         L

Wie weiter oben in Tabelle 1 gezeigt, besitzen              Feuerzeugflamme                                    V                         L                        L
A2L-Kältemittel völlig andere Brennbarkeits­
                                                            Auf Kerze gerichtete Leckage                       L                        N                         L
eigenschaften als A3-Kältemittel wie Propan.
So stellen viele Zündquellen, die bei Propan                Zigarette                                          N                        N                         N
eine Zündung auslösen könnten, für A2L-Kälte­               Grillanzünder                                      N                        N                         N
mittel keine Zündquellen dar. Tabelle 2 fasst
                                                            Stecker und Steckdose                              N                        N                         N
die Ergebnisse der durch das Air-Conditioning,
Heating & Refrigeration Institute (AHRI) durch-             Lichtschalter                                      N                        N                         N
geführten Tests zusammen. Sie zeigen sehr
                                                            Handmixer                                          N                        N                         N
deutlich, dass viele Haushaltsgeräte und sogar
Reibungs­funken oder glimmende Zigaretten bei               Akkubohrer                                         N                        N                         N
A2L-Kältemitteln nicht als Zündquellen ange-                Reibungsfunken                                     N                        N                         N
sehen werden müssen. Die Zigarette ist sogar
                                                            Haartrockner                                       N                        N                         N
zwei Minuten nach Einbringen in das brennbare
Kältemittel-­Luft-Gemisch erloschen.                        Toaster                                            N                        N                         N

                                                            Heiße Oberfläche                                   N                        N                         N

                                                            Raumheizgerät                                      N                        N                         N
                                                           Legende: V – Verpuffung (Flamme breitet sich schnell von der Zündquelle aus), L – lokal begrenzte Flamme (keine
                                                           Flammausbreitung), N – keine Verbrennung des Kältemittels

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                                12
Versuch im neuen MCE 2019

Der Test im neuen MCE begann im Februar                   (R-454A) betrieben. Mit Hilfe dieser Vorrichtung   die Entwicklung eines Protokolls zum Herunter-
2019 und erfolgte mit zwei von Hubbard ­speziell          wurden nicht nur die Leistungseigenschaften        fahren eines Systems im Falle einer festgestell-
­gebauten Kompaktsystemen mit Verdichtern von             des A2L-Kältemittels ermittelt. Sie diente auch    ten Leckage. Zugleich ergab sich die Möglichkeit,
Emerson, die für den Einsatz mit HFO-Kältemit-            als Prüfstand für die Gefährdungsbeurteilungen,    das Design der Kühlvitrinen für A2L-Kältemittel
telblends zugelassen sind. Die Systeme besitzen           einschließlich DSEAR (Dangerous Substances         zu optimieren. Dazu gehörte auch die Installation
eine Kälteleistung von < 40 kW und enthielten             and Explosive Atmospheres Regulations), und        von Einrichtungen zum Aufspüren von Leckagen.
ca. 50 kg Kältemittel. Ein System wurde mit dem           vor allem zur Festlegung der Maßnahmen zur
in die Sicherheitsklasse A1 eingestuften HFO-             Risikominderung in einem solchen System. Dazu
Blend R-448A, das andere mit Opteon™ XL40                 gehören Belüftung, Leckageüberwachung sowie

Testergebnisse

Nach Optimierung der Sollwerte wurde der                  Es hat sich gezeigt, dass die A1 HFO-Blends
Energieverbrauch beider NK-Systeme von Wave,              R-448A und R-449A (Opteon™ XP40) im Ver-
­einem Beratungsdienstleister, aufgezeichnet.             gleich mit R-404A im NK-Bereich eine signi-
Um die Daten besser vergleichen zu können,                fikant verbesserte Energieeffizienz besitzen,
liefen beide Systeme über einen festgelegten              und die Implementierung des A2L-Kältemittels
Zeitraum mit ähnlichen Lasten.                            R-454A hat eine weitere kleine Verbesserung
                                                          ergeben.
Eine Analyse der Daten ergab, dass das ­System
mit Opteon™ XL40 (R-454A) 3,65 % ­weniger
Energie verbrauchte als das System mit R-448A.

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                               13
Schlussfolgerungen

Mit der Unterstützung von Chemours und ande-                   men zur Risikominderung einen sicheren          • eine langfristige und n
                                                                                                                                       ­ achhaltige
ren wichtigen Partnern hat ASDA eine Gewerbe-                  Einsatz von A2L-Kältemitteln ermöglicht,          ­Lösung für kompakte ­gewerbliche
kälteanlage entwickelt, die:                                                                                     Kälteanwendungen bietet,
                                                            • wirtschaftlich realisierbar ist, da sie ähn-
 • die Herausforderungen durch die in der                      liche Komponenten verwendet wie her-            • wegweisend für andere ­potenzielle
    F-Gase-Verordnung vorgesehene schritt-                     kömmliche H-FKW, was wiederum die                 End­kunden für den sicheren ­Einsatz
    weise Reduktion des GWP und das Verbot                     Installation und Wartung vereinfacht,             von A2L-Kältemitteln ist.
    von Kältemitteln mit hohem GWP meistert,
                                                            • gegenüber den vorher eingesetzten H-FKW         Der nächste Schritt ist die Umsetzung der
 • die Empfehlungen der EN 378 hinsicht-                       und den derzeit für den Retrofit verwendeten   hier gewonnenen Erkenntnisse in einer echten
    lich Füllmengen und Sicherheit einhält,                    A1 HFO-Blends eine verbesserte Energieef-      Supermarktumgebung. Dies ist für das zweite
                                                               fizienz besitzt und zugleich eine Reduktion    Halbjahr 2019 geplant.
 • dank auf einer umfassenden Gefährdungs-                     des GWP um mehr als 80 % ermöglicht,
    beurteilung Implementierung von Maßnah-

Implementierung von A2L HFO-Blends mit niedrigem GWP-Wert in der Gewerbekälte                                                                                14
Über Opteon™ Kältemittel

                                                                  Das Opteon™ Kältemittelportfolio bietet eine optimale Kombination aus Nachhaltigkeit, Leistung, Sicher-
                                                                  heit und Kosteneffizienz und trägt dazu bei, die Anforderungen aktueller Verordnungen zu erfüllen und
                                                                  gesteckte Geschäftsziele zu erreichen.
                                                                  Vor allem in Europa treibt die Opteon™ XL Reihe an Kältemitteln mit sehr niedrigem GWP die von der
                                                                  F-Gase-Verordnung geforderte Umstellung voran und ermöglicht Kunden die Wahl der für sie am besten
                                                                  geeigneten Lösung hinsichtlich Leistung, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Gesamtbetriebskosten.

                                                                  Unternehmen vertrauen auf Opteon™ Kältemittel, denn diese bieten:

                                                                  Geringen GWP:                                                                 Energieeffizienz:
                                                                  Bis zu 99 % geringerer GWP als herkömmliche                                   Geringerer Energieverbrauch ermöglicht lang-
                                                                  Kälte­mittelgenerationen.                                                     fristige Kostensenkungen über die gesamte
                                                                                                                                                System­lebensdauer.
                                                                  Kein Ozonabbaupotenzial:
                                                                  Die HFO-basierende Kältemittelfamilie besitzt kein                            Langfristige Einsetzbarkeit:
                                                                  Ozonabbaupotenzial.                                                           HFO-basierende Kältemittel können die Anforde-
                                                                                                                                                rungen weltweiter und regionaler Verordnungen
                                                                  Einfache Umstellung:
                                                                                                                                                erfüllen und übererfüllen.
                                                                  Minimiert Kosten für die Umstellung und Stillstands-
                                                                  zeiten.                                                                        Anerkannte Expertise:
                                                                                                                                                Dank ihrer 85jährigen Branchenerfahrung
                                                                  Sehr gute Kälteleistung:
                                                                                                                                                können die Kältemittelexperten von Chemours
                                                                  Ähnliche Kälteleistung wie zahlreiche H-FCKW- und
                                                                                                                                                Kunden dabei unterstützen, die aktuellen
                                                                  H-FKW-basierende Technologien.
                                                                                                                                                ­Regelungen einzuhalten und Höchstleistungen
                                                                                                                                                 zu erreichen.

                                                                  Auf Opteon.com/regulations erhalten sie weitere Informationen zu H-FKW-Ersatzkältemitteln, und Sie
                                                                  können mit unseren Experten Kontakt aufnehmen.

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