INDUSTRIEWELT AARGAU #ZEITSPRUNGINDUSTRIE
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Beilage zur Aargauer Zeitung Samstag, 17. August 2019 Industriewelt Aargau #ZeitsprungIndustrie Industriewelt Aargau mit dem Projekt #ZeitsprungIndustrie wird unterstützt durch den Swisslos-Fonds des Kantons Aargau
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 3 Editorial Inhalt Liebe Leserinnen und Leser 300 Jahre industrielles Wirken Neue und alte Industriegeschichten 4 Wo Jung und Alt ins Kino oder in den Fit- organisiert haben: aufzuzeigen, dass der Stimmen ness-Park gehen, wo Firmen aus aller Erfindergeist von gestern die Basis für die Grosse Unterstützung Welt Kongresse durchführen und zahlrei- Innovationen, Digitalisierung und Automa- aus Wirtschaft und Politik 5 che Events stattfinden – hier, im Trafo, im tisierung von morgen legt. Herzen von Baden Nord, hat die Aargauer Bewegt sich die Gesellschaft auf eine Zu- Industriekulturpfade Industrialisierung vor 128 Jahren eine neue kunft ohne Industrie hin? Wir befinden uns Wasser war, ist und bleibt Dimension erhalten: Die beiden Strompio- mitten in einem Transformationsprozess, ein kostbares Gut 6 niere Charles Brown und Walter Boveri der nicht nur die Arbeit, sondern auch die legten 1891 den Grundstein für die Erfolgs- Arbeitsbedingungen und damit unsere Einst grösster Arbeitgeber geschichte der BBC (Brown, Boveri & Cie.), Gesellschaft radikal verändert. Mit #Zeit- Vom Erzbergwerk zum die heute in der ABB weiterlebt. Im heu- sprungIndustrie zeigen wir auf, was Gene- Besucherbergwerk 7 tigen Trafo wurden einst Transformatoren rationen vor uns erkämpft haben und was (abgekürzt: «Trafos») und Spannungsum- den Werkplatz Schweiz wertvoll gemacht Bally-Schuhfarbik wandler produziert, im Zuge der Deindus hat. Dieses Erbe gilt es nicht leichtsinnig Schuhgeschichte(n) 8 trialisierung hat sich Baden Nord zu einem zu verspielen – gleichzeitig muss man urbanen Stadtteil mit einem Mix aus Woh- wichtige Weichen für die Zukunft stellen. Hightech Zentrum Aargau nen, Arbeit und Freizeit entwickelt. Noch Unter dem Motto #ZeitsprungIndustrie Die Schuhindustrie immer haben weltweit bedeutende Firmen können Sie das Gestern erleben und das der Zukunft 9 wie ABB und GE hier ihren Sitz. Morgen erobern. Wir laden Sie ein, mit Das Trafo ist nur ein Beispiel von vielen im uns durch die Industrie-Zeiten im Kanton Paul Kramer, Leuggern Aargau, wo Industriegeschichte auf Gegen- zu springen! «Ich bin digital – so viel wie wart trifft und in die Zukunft weist. Und da- nötig, so wenig wie möglich» 10 rum geht es dem Netzwerk Industriewelt Carol Nater Cartier Aargau mit dem Themenjahr #Zeitsprung- und Kaba Rössler Schulbildung im Wandel Industrie, in dem sich über 40 Partner Co-Präsidentinnen Schule der Zukunft: Lernplatt- mit Projekten aus Kultur und Wirtschaft Netzwerk Industriewelt Aargau form statt dicke Bücher 11 Veranstaltungen Manufaktur-Sonntag 1. September 2019 12 Highlights bis November 2020 Quer durch den Kanton Aargau 14 Unternehmerisches Gen im Blut «Start-up-kids» Kanton Aargau 17 Mitmachen und gewinnen Wettbewerb 18 Kaba Rössler Carol Nater Cartier VORSTAND NETZWERK INDUSTRIEWELT AARGAU IMPRESSUM Carol Nater Cartier, Co-Präsidentin Herausgeber: IndustrieWelt Aargau Kaba Rössler, Co-Präsidentin c/o Stadtmuseum Aarau Andrea Portmann Schlossplatz 23, 5000 Aarau Rudolf Velhagen Marc Philipp Seidel Eine Beilage der «Aargauer Zeitung» Ann-Marie Arioli (Geschäftsstelle) Redaktion: Helen Dietsche, HD Kommunikation & Marketing Layout: Reto Kyburz, AZ Zeitungen AG Bild Frontseite: Heizlüfter REXTHERM AG Korrektorat: Vrena Ryter, AZ Zeitungen AG (ehemals Schiesser und Lüthy), Aarau Anzeigen: Urs Lüpold, AZ Zeitungen AG Produktion 1957 bis circa 1962. ©Museum Aargau Druck: Mittelland Zeitungsdruck AG
Seite 4 | Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE 300 Jahre industrielles Wirken Neue und alte Industriegeschichten Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums posiert das BBC- Personal der Versuchsabteilung vor der Hälfte eines unbearbeiteten Generator-Polrads. Bild: Historisches Archiv ABB Schweiz, N.1.1.9631 Im Aargau wurde in den letzten von #ZeitsprungIndustrie, wie sich fänge der mechanischen Indus- immer wieder im Fokus – ein Jahren viel gefestet: Lenzburg Fabrikbetriebe in der Region eta- trie. Im ganzen Kanton finden spannendes Jahresprogramm im feierte sein 700-jähriges Stadt- bliert und entwickelt haben. Nicht attraktive Veranstaltungen für Zeichen der Industrie im Kanton recht, in Laufenburg wurde der nur neue Maschinen und Techni- Jung und Alt statt: Es werden Aargau. Siehe Seite 14 und 15 in 800-jährige Geburtstag bejubelt ken wurden entwickelt, auch die längst stillgelegte Maschinen in dieser Beilage. und in Wettingen werden sich Arbeitnehmenden mussten sich Betrieb genommen, ehemalige 2020 Tausende von Menschen bewegen, wurden mobiler, flexib- Industriestandorte zum Leben Abschluss: «Helle Nacht», am zehntägigen Volksfest zum ler und sind auch heute noch ge- erweckt, aber auch Einblicke in 20. November 2020 975-Jahr-Jubiläum vergnügen. fordert, um mit den technischen moderne Unternehmen ermög- Licht und Elektrizität waren wich- Und wann, bitte schön, ist das Fortschritten Schritt zu halten. licht. Museen aus dem Aargau tige Errungenschaften, welche Gründungsjahr der Industrie- Schulen wurden neu strukturiert bieten Workshops zum Mitma- die Branchenstruktur auch im geschichte im Kanton Aargau? und machen aktuell mit der Um- chen an. Der Manufaktur-Sonn- Aargau stark veränderten und setzung des Lehrplans 21 einen tag gedenkt des «Manufaktur- nach der Dampfmaschine die Text: Helen Dietsche, Bild: zvg wichtigen Schritt in die richtige mandats», das der bernische zweite industrielle Revolution Das lässt sich nicht mit einer Jah- Richtung. Ziel des neuen Bildungs- Rat vor genau 300 Jahren erlas- einleiteten. Der Bau von grossen reszahl festlegen und deshalb im modells ist es, dass Schülerinnen sen hat. Es schuf die wirtschaft- Kraftwerken und die technische herkömmlichen Sinne auch nicht und Schüler und später dann die lichen Voraussetzungen für die Möglichkeit, Strom übertragen zu so feiern. Wie sich der Kanton Lernenden den Anforderungen der Entstehung der frühen Industrie können, machten die elektrische Aargau aber in den letzten 300 Wirtschaft genügen und auch in im heutigen Aargau. Details zu Energie überall und immer ver- Jahren wirtschaftlich entwickelt Zukunft gut qualifizierte Fachkräf- den vielen Veranstaltungen sind fügbar. Zu den hell erleuchteten und sich heute, dank diesem soli- te zur Verfügung stehen. #Zeit- zu finden auf den Seiten 12 und Fabrikhallen mit den endlos lau- den Fundament, zu einem der at- sprungIndustrie bündelt die vielen 13 in dieser Beilage. fenden Maschinen sind Computer traktivsten Wirtschaftsstandorte regionalen Engagements rund um und Roboter dazugekommen, die der Schweiz gemausert hat, zeigt den Industriekanton Aargau und Dazwischen: Industrie erleben heute von selbstlernenden Syste- in den nächsten Monaten #Zeit- bietet allen Interessierten eine Ob Tanzvorstellungen, Theater- men gesteuert werden und mit- sprungIndustrie. Plattform, um sich gemeinsam zu aufführungen, Wanderungen, Er- tels künstlicher Intelligenz Daten präsentieren – regional, kantonal lebnisausstellungen, Führungen, in Echtzeit verarbeiten. Die «Hel- Aus der Vergangenheit und schweizweit. Tag der offenen Tür oder Volks- le Nacht» schafft die Möglichkeit, in die Zukunft fest: Bis November 2020 finden sowohl den historischen Wandel Viele Organisationen, Vereine und Start: Manufaktur-Sonntag, im ganzen Kanton unzählige Ver- zur «elektrifizierten Fabrik» zu Institutionen im ganzen Kanton 1. September 2019 anstaltungen statt. Neben dem thematisieren als auch die heu- pflegen das Erbe der Industria- Der Manufaktur-Sonntag gibt Blick in die Vergangenheit stehen tige «intelligente Fabrik» in den lisierung und zeigen im Rahmen einzigartige Einblicke in die An- auch die Gegenwart und Zukunft Fokus zu stellen.
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 5 Stimmen aus Wirtschaft und Politik Industrie im Aargau: Tradition und Zukunft Die Industrie im Aargau ist äl- der ersten Wasserkraftwerke Und heute? Der Aargau ist gen. Doch das allein reicht ter als der Kanton selbst. Mehr im Kanton. Es brachte Strom in einer der wichtigsten Industrie nicht aus, um die Zukunft eben- als 80 Jahre vor der Kantons- die Stadt und ihre Umgebung standorte der Schweiz. Die so erfolgreich zu gestalten wie gründung begann mit dem ber- und war Versuchsobjekt für neue vorzügliche Lage und die gut die Vergangenheit. Die letzten nischen Manufakturmandat von Technologien, die später die Welt ausgebildeten Fachkräfte sind 300 Jahre haben vor allem eines 1719 ein historischer, wirtschaft- verändern sollten. dafür wichtige Voraussetzun- gezeigt: Um erfolgreich zu blei- licher und gesellschaftlicher ben, braucht es Innovationen. Prozess: die Industrialisierung. Und Innovationen brauchen In den letzten 300 Jahren ha- Ideen, Mut, Vertrauen, Risiko- ben unzählige Aargauerinnen bereitschaft und nicht zuletzt und Aargauer die Industriege- gute Rahmenbedingungen. Der schichte der Schweiz, aber auch Regierungsrat setzt sich dafür weltweit mitgeprägt: Die Sei- ein, dass agile und innovative denbandfabrikanten Vater und Köpfe im Aargau weiterhin her- Sohn Meyer haben um 1800 halb vorragende Voraussetzungen Aarau unterhöhlt, um die ersten vorfinden und die industriel- Manufakturen der Schweiz mit le Erfolgsgeschichte unseres Am Puls der Zeit: Wasserkraft zu versorgen. Da- Regelmässig be- Kantons fortschreiben. von zeugen heute noch die ein- sucht Urs Hofmann zigartigen Meyerschen Stollen. Unternehmen im Dr. Urs Hofmann Fast hundert Jahre später grün- Kanton Aargau. Landammann, Vorsteher Departement Wie im April 2019 deten Charles Brown und Walter Volkswirtschaft und Inneres die Adrian Michel Boveri ein Unternehmen in Ba- AG in Walde, den: Das erste Projekt der BBC – Schmiedrued. der heutigen ABB – war eines Bild: Flurina Dünki Der Kanton Aargau gehörte zu den Schwer Im Aargau arbeiten mehr Menschen in der Aare, Limmat, Rhein und Reuss lieferten die punkten der industriellen Entwicklung der Industrie als in anderen Schweizer Kanto Energie für die erste industrielle Revolution Schweiz. Der Kanton hat nicht nur eine nen. Dabei handelt es sich um hochqualifi im Aargau. Heute bringen Bits und Bytes bedeutende industrielle Vergangenheit, zierte Arbeiten, die eine starke Nachfrage den Fortschritt. Als Stromkanton sondern überdurchschnittlich viele Men nach Dienstleistungen und Forschungs sitzen wir gleichsam an der Quelle der schen arbeiten auch heute noch im Vergleich lösungen generieren. Als grösstes vierten industriellen Revolution. Und unsere zu anderen Kantonen in der Industrie. Schweizer Forschungsinstitut für Natur- Industrie ist bei der digitalen Transformation Pioniergeist, schöpferische Ingenieure, und Ingenieurwissenschaften nehmen ja tatsächlich schon heute vorne mit dabei. gut ausgebildete Menschen und stetige auch wir hier unsere Verantwortung wahr Das spüre ich, wenn ich mich mit den Forschung haben immer wieder zu bahn und freuen uns, den Tag der offenen Vertretern der aargauischen Industrie brechenden Innovationen geführt. So wurde Tür am Paul Scherrer Institut (PSI) austausche. Als Bankchefin und Präsidentin aus der Bäderstadt die Industriestadt Baden im Herbst 2020 im Rahmen von des kantonalen Wirtschaftsdachverbandes und aus der landwirtschaftlichen Region ein #ZeitsprungIndustrie durchzuführen. unterstütze ich diese Entwicklung, Industriezentrum. Wir alle müssen unsere wo ich nur kann. Vergangenheit kennen, damit wir die Gegen Dr. Thierry Strässle wart verstehen und damit wir bereit sind, Stabschef Paul Scherrer Institut Marianne Wildi die Zukunft zu gestalten. Vorsitzende der Geschäftsleitung Hypothekarbank Lenzburg AG Edwin Somm und Präsidentin der Aargauischen ehem. CEO BBC/ABB Industrie- und Handelskammer (AIHK)
Seite 6 | Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE Industriekulturpfade Wasser war, ist und bleibt ein kostbares Gut Die beiden Industriekulturpfade see und der Aare. Und wer will, Beginn der Industrialisierung im gen in der Industrie beschäftigt. im Aargau zeigen: Entlang den kann auf der rund 6-stündigen Aargau bezeichnet werden – ohne Der Verein Melonenschnitz, der Bächen und Flüssen entstanden Wanderung (auch in Teilstücken die Hünerwadels würden wir in private Förderverein des Histo- bereits vor Hunderten von Jahren möglich) in die Vergangenheit Lenzburg heute nicht so eine er- rischen Museums Baden, hat es Gewerbebetriebe. Diese nutzten eintauchen. 26 Wasserkraftwer- folgreiche Industriegeschichte zu seiner Aufgabe gemacht, den die Wasserkraft und entwickel- ke waren laut Statistik 1928 in schreiben. Deshalb ist besonders vor über 20 Jahren entstande- ten sich zu florierenden Unter- Betrieb und jetzt zieren 27 Info- darauf zu achten, dass nicht noch nen «Industriekulturpfad Lim- nehmen und: Es wurde um die tafeln den Weg von Hallwil nach mehr von der Geschichte ver- mat–Wasserschloss» zu aktua- Wasserrechte gekämpft. Wie im Wildegg. Auf den Tafeln ist zu le- schwindet.» Am 22. August, ab lisieren, weiterzuentwickeln und Seetal, wo bereits 1853 ein Was- sen, wie die Wasserkraft genutzt 18 Uhr haben alle Interessierten bekannt zu machen. Gruppen- seraufseher im Einsatz war. Für und was zum Schluss damit pro- die Gelegenheit, sich in der Bleichi führungen und massgeschnei- 120 Franken im Jahr musste er duziert wurde. Die Mehlherstel- in Lenzburg über die Industrie- derte Angebote für Schulklas- Tag und Nacht über die zugeteil- lung war ein Kernthema, aber geschichte zu informieren und sen auf dem Industriekulturpfad te Wassermenge wachen und bei auch Tabakstampfen, die Produk- sich in der Bleichibeiz auszutau- Limmat–Wasserschloss (Teil- Missbrauch einschreiten. tion von Gewehrläufen, Baum- schen. Weitere Infos zu Führun- strecken) werden vom Histori- wollspinnen, Ziegelherstellung gen und Aktivitäten des Vereins schen Museum Baden auf Anfra- Text: Helen Dietsche und natürlich die weltbekannten Industriekultur am Aabach unter ge organisiert und durchgeführt. Bis zur Wende vom 19. ins 20. Hero-Konserven haben die In- www.industriekultur-aabach.ch www.museum.baden.ch Jahrhundert waren sehr viele Be- dustriegeschichte im Seetal und www.industriekulturpfad.ch triebe auf Standorte entlang der entlang dem Aabach geprägt. Industriekulturpfad Wasserläufe angewiesen. Erst als Limmat–Wasserschloss die Leistung der Wasserräder und Was wäre Lenzburg Rund 40 Bild- und Texttafeln er- Turbinen nicht mehr nur via Trieb- ohne die Familie Hünerwadel? zählen auf dem Weg von Wettin- riemen und Seilzüge, sondern mit Viel ist von der Bleiche nicht üb- gen bis nach Brugg von Pionie- Elektrizität weitergeleitet werden rig geblieben. Wenn man jedoch ren, technischen Innovationen, konnte, waren auch andere Stand- die Grundrisse von 1858 betrach- industrieller Produktion, aber orte möglich. Aber letztlich blieb tet, sieht man, dass diverse Ge- auch von den Lebensverhält- weiterhin das Wasser die treiben- bäude zum ganzen Bleichekom- nissen der Arbeiterinnen und de Kraft für die Industrialisierung plex gehörten. Längst stillgelegt, Arbeitern. Die Region des Indus im Aargau. Er ist heute der fünft- fristet das Mühlrad der Bleiche triekulturpfads Wasserschloss grösste Wasserkraftkanton – nur ein einsames Dasein. «Das soll war seit dem 19. Jahrhundert knapp hinter Tessin und Bern. sich ändern», so Martin Stücheli, eine der am höchsten industri- denn: «Die Geschichte der Fami- alisierten der Schweiz. In ver- Industriekulturpfad Aabach lie Hünerwadel hier in der Blei- schiedenen Gemeinden waren Rund 15 Kilometer ist er lang, der che geht noch viel weiter zurück. über Jahrzehnte hinweg 70 oder Aabach zwischen dem Hallwiler- Der Ort kann als eigentlicher gar 80 Prozent der Erwerbstäti- Runterladen und los! Die neue App, die vom Muse- um Aargau, Museum Burghalde und vom Verein Industriekultur Aabach entwickelt wurde, führt mit spannenden Touren zu ver- schiedenen Schauplätzen am Aabach. Ob auf den Spuren von Gastarbeiter Guido oder von So- phie von Erlenbach: Verschwun- 1835: Bau der dene Bauten, Geschichten aus der Spinnerei in der industriellen Blütezeit und Rätsel- «Au Baden», raten garantieren Spass für die seit 1995 Teil der Limmat ganze Familie. Starten kann man kraftwerke AG. in Seon, Lenzburg oder Wildegg. Bild: zvg www.industriekultour-aabach.
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 7 Zu Besuch beim einst grössten Arbeitgeber im oberen Fricktal Ein Fest rund um die Eisenkultur Vom Erzbergwerk Am Wochenende des Manufak- tur-Sonntags vom 1. September bietet sich die Gelegenheit, die zum Besucherbergwerk Fortschritte auf dem Weg vom Erzbergwerk zum Besucher- bergwerk zu besichtigen. Mit einem Schmelzofen wird die Erzverhüttung von damals de- monstriert, ebenso wird man an das Schmieden von Hufeisen verfolgen können. Wie 2016 ist das Fest in einen kulturellen Rahmen gebettet, neben Fest- beizen soll auch musikalische Unterhaltung zu gemütlichen Stunden beitragen. Ein Markt mit regionalen Produkten und der Ammoniten-Klopfplatz sind weitere Höhepunkte am Festwo- chenende. Die Bergwerkbahn ist dabei eine der Hauptattraktionen für Gross und Klein. www.bergwerkfest.ch Der 165 Millio- nen Jahre alte Meeresboden im alten Erzbergwerk Unterwegs auf dem Eisenweg Herznach. Der Weg führt vom Dorfplatz Wölflinswil vorbei am Wölflins- wiler Graben und steigt dann Im stillgelegten Bergwerk ist Feinarbeit freigelegt und jetzt der von Zeihen wurde im 17./18. hoch zum «Multimillionär», ei- es seit ein paar Jahren alles breiten Öffentlichkeit zugänglich Jahrhundert Bohnerz aus der nem Brunnentrog mit Gesteins andere als ruhig – der Verein gemacht wird. Geologen datieren frühen Erdneuzeit gewonnen. proben aus der Erdgeschich- Eisen und Bergwerke gräbt sich die dort zu Hunderten, ja Tau- te. Weiter geht es vorbei an den durch die stillgelegten Stollen senden angeschwemmten und Letzte Betriebsphase Tagbaugruben aus der Frühzeit und stiess vor zwei Jahren un- inzwischen zu Stein gewordenen Einen letzten Höhepunkt erreich- des Erzabbaus auf den Kornberg. verhofft auf eine geologische Meerestiere auf rund 165 Millio- te der Erzabbau mit dem Betrieb Vor dem Dorf Herznach wird das Sensation. nen Jahre – eine Einzigartigkeit des Bergwerks Herznach von imposante Erzsilo sichtbar, ein von internationaler Bedeutung. 1937 bis 1967. In dieser Zeit haben Relikt des industriellen Eisenerz- Text: Helen Dietsche, Bilder: Geri Hirt «Für uns ist die Entdeckung des bis zu 140 Mitarbeiter insgesamt abbaus. Daneben befindet sich die Zufällig sind freiwillige Helfer Meeresbodens ein absoluter 1,7 Millionen Tonnen Eisenerz sehenswerte Ausstellung «Berg- des Vereins in einem Seiten- Glücksfall», erklärt Geri Hirt, abgebaut. Entstanden ist ein Stol- stollen auf einen rund 165 Milli- Vizepräsident des Vereins, «und lensystem von rund 32 km Länge. onen Jahre alten Meeresboden die Nachfrage nach Führungen Grosse Strecken dieses unter gestossen. Darin befindet sich ins stillgelegte Bergwerk, das irdischen Labyrinths sind einge- ein Ammoniten-Friedhof, der in jetzt dank einer Stollenöffnung brochen. Jetzt werden einzelne wieder teilweise begehbar ist, ist Abschnitte schrittweise gesichert erfreulich gross.» und für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Zum Schluss Ein Blick in die Vergangenheit stellt sich noch die Frage, was aus Der älteste schriftliche Hinweis der halben Tonne Eisen geworden auf einen Eisenerz-Bergbau im ist, die in der letzten Betriebs Fricktal stammt aus dem Jahr phase bis 1967 gewonnen wurde. 1207. Das Hauptabbaugebiet lag Man kann es nur erahnen: Ein werk, Geologie und Ammoniten» bei Wölflinswil, wo östlich und Teil davon ist sicher auch heute Auf den Informationstafeln ent- nordöstlich des Dorfes spätes- noch in alten Eisenkonstruk lang des Weges erfahren Interes- tens seit dem Hochmittelalter tionen verbaut, vielleicht zu einer sierte viel Wissenswertes über die bis ins 18. Jahrhundert, verein- rostenden Eisenskulptur gewor- Geologie des Juras und die Ge- zelt noch im 19. Jahrhundert den oder dank Recyclingprozes- schichte des Eisenerzabbaus im Eisenerz abgebaut wurde. Klei- sen irgendwo im Umlauf auf der Fricktal. Der zweite Wegabschnitt nere Gruben befanden sich zu- grossen weiten Welt – es wäre führt von Herznach nach Zeihen dem bei Herznach und Ueken. spannend zu wissen, wo. hinauf auf den Homberg. Auf der Summerhalde oberhalb www.bergwwerkherznach.ch www.eisenweg.ch
Seite 8 | Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE Schönenwerd, Aarau und die Bally-Schuhfabrik Schuhgeschichte(n) Um den Besuch im Bally-Muse- um in Schönenwerd zu beschrei- ben, fehlt der Platz auf dieser Seite. Deshalb hier die Kurzver- sion: Viele schöne Schuhe, der Geruch von Leder und das Rat- tern von alten Maschinen lassen die längst vergangene Indust- riegeschichte wieder aufleben. Möglich machen das Menschen wie Edith Huber-Haus, Tony Frei oder Philipp Abegg. Text und Bild: Helen Dietsche Edith Huber-Haus unterstützt als Gönnerin den Verein Bally- ana und hat vor vier Jahren die schönen Bally-Schuhe ihrer ver- storbenen Mutter dem Museum Die Bally- Geschichte vermacht, Tony Frey ist Kassier prägt ihr Leben: des Vereins Ballyana und amtet Edith Huber-Haus, als Archivar im Museum und Tony Frey und Philipp Abegg ist Präsident des Philipp Abegg. Stiftungsrates. «Mit Stolz trug ich eigenen sind zwar inzwischen draufsteht.» Eines der vielen Ex- Bally-Familie. «Ich bin quasi in meine Mädchenschuhe» mehr praktisch als schön.» Den ponate gefällt ihm ganz beson- Bally-Schuhen gross geworden. Edith Huber-Haus ist die Toch- Blick fürs Schuhwerk hat sich ders: ein brauner Herrenschuh. Dass wir mit unserem Museum ter des Werkmeisters der ehe- Edith Hauser-Haus schon in Er steht in einer Holzkiste mit im Grossraum Aargau eine wohl maligen Bally-Fabrik in Aarau. jungen Jahren angeeignet: «Mit einem Plexiglasdeckel, im De- einzigartige Industrie-Kultur Sie freut sich, dass die Schuhe Stolz trug ich meine Mädchen- ckel hat es einen Schieber. Wenn geschichte schreiben, freut mich. ihrer Mutter zur Sammlung im schuhe, die mir mein Vater heim- man ihn öffnet, kann man durch Wenn man die Schweiz und somit Museum gehören. «Zu Lebzeiten gebracht hat, so wie eine meiner ein Loch im Deckel die Nase ins auch den Kanton Aargau mit den meiner Mutter wäre die Schen- Schulkolleginnen ihre auch. Innere der Kiste stecken und den grossen Industrienationen wie kung der Schuhe nicht möglich Ihr Vater arbeitet allerdings bei unverkennbaren Duft von Leder- Frankreich oder England ver- gewesen. Zum einen, weil mei- ‹Fretz› (heute Fretz Men AG). schuhen riechen. «Dieser Her- gleicht, so hinken wir beim Er- ne Mutter fast nicht verstehen Was die Schuhe betraf, waren wir renschuh ist über 45 Jahre alt, halt und der Wertschätzung der konnte, dass ihre getragenen richtige Konkurrentinnen. Beide wurde nie getragen und er ist industriellen Zeitzeugen deutlich Schuhe museumswürdig sind, waren wir überzeugt, dass der perfekt verarbeitet.» Neben dem hinterher. Mit dem Themenjahr und zum anderen, weil sie die eigene Vater die schöneren und Archivieren und den Führungen #ZeitsprungIndustrie werden die Schuhe immer wieder ange- besseren Schuhe macht. Leider kümmert sich Tony Frey auch Weichen in die richtige Richtung schaut hat. Kein Wunder: Waren ist sie bereits verstorben. Heute um den Gönnerverein: «Der Jah- gestellt», so Philipp Abegg. Im doch einzelne Paare Unikate, hätte sie vermutlich die besse- resbeitrag beträgt 20 Franken Rahmen der Kampagne werden gefertigt in Handarbeit von mei- ren Karten in der Hand: Bally ist und Einzelne runden den Betrag ab 29. Oktober 2019 in der Son- nem Vater Karl Haus. Wenn in aus dem Aargau verschwunden, jeweils grosszügig auf. Das hilft derausstellung «Bally Monsieur» der Werkstatt ein Schaft nicht Fretz Men hingegen ist nach wie uns enorm, denn zusammen mit ausgesuchte Modelle von Her- mehr gebraucht wurde, hat mein vor erfolgreich auf dem Markt.» den Eintrittsgeldern und den renschuhen gezeigt. Die Vernis- Vater daraus neue Schuhe für Einnahmen der Führungen be- sage findet um 18.30 Uhr statt. meine Mutter geschustert und «Wir sammeln alles, gleichen wir damit die Miete für Gibt es einen Schuh, den Philipp sie damit überrascht. Schade, wo Bally draufsteht» das Museum.» Abegg gerne tragen würde? Er dass sie mir nie gepasst haben, Tony Frey ist Museumsführer mit zögert nicht lange und greift nach meine Mutter hatte kleinere Leib und Seele, kennt die Her- «Ich wurde mit dem einem braunen «Scribe» aus den Füsse.» Als gelernte Schuhver- kunft vieler Ausstellungsstücke Bally-Gen geboren» 1990er-Jahren. «Es ist ein klas- käuferin hat Edith Huber-Haus und ihre Geschichten. Beinahe Philipp Abegg ist in Schönen- sisches Herrenmodell, das von auch heute noch ein Auge für wöchentlich melden sich Leute werd aufgewachsen, sein Vater, der Form her auch heute noch so Schuhe: «Ich freue mich immer, im Museum, die beim Aufräumen Gross- und Urgrossvater haben zu kaufen ist. Schade, dass die wenn ich schöne, aber auch gut Bally-Artikel finden. Ihn freuts: bei Bally gearbeitet und seine Schuhe nicht mehr in Schönen- sitzende Schuhe sehe – meine «Wir sammeln alles, wo Bally Grossmutter stammt aus der werd produziert werden.»
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 9 Das Hightech Zentrum Aargau vernetzt Unternehmen Die Schuhindustrie der Zukunft Bei Fragen zu neuen Technolo- gien oder Innovationsvorhaben sind Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Kanton Aargau beim Hightech Zentrum Aargau an der richtigen Adres- se. Auch die Schuhindustrie hat vor drei Jahren angeklopft. Technologie- und Innovations- experte Renato Franchetto macht nun das, was zur Kern- aufgabe des Hightech Zentrums Aargau gehört: die Vernetzung von Unternehmen – untereinan- der, aber auch mit Forschungs- institutionen und Hochschulen. Text: Helen Dietsche, Bild: Rolf Jenni «In der Schweiz gibt es für die Hightech Zentrum Aargau: Für einen schuhherstellende Industrie modernen und keinen Branchenverband (mehr). leistungsfähigen Diese Tatsache und die diversen Wirtschafts- Kontakte mit den Schuhprodu- standort Aargau. zenten haben mich veranlasst, den «Praxiszirkel Schweizer Schuhe» ins Leben zu rufen. wie vor ein sehr gutes Ansehen, sichtbaren Mehrwert erkennen», Vormarsch. Umweltschutz, Um- Seit rund drei Jahren treffen doch aufgrund des Preisdruckes so Franchetto. Möglich ist das, weltverträglichkeit und Nachhal- wir uns regelmässig, tauschen braucht es neue Ansätze.» wenn zum Beispiel die Rohmate- tigkeit sind auch bei der Schuh- uns aus und entwickeln gemein- rialien von besserer Qualität sind wahl ein Thema. «Gemeinsam sam Ideen, wie die Schuhe aus Gemeinsam erfolgreich als bei der Massenware aus dem erarbeiten wir neue Ideen und dem Aargau – gemeinsam mit «Konsumentinnen und Konsu- Ausland, sprich: Woher stammt suchen für die Umsetzung pas- den schweizweit tätigen Unter- menten sind bereit, für Schuhe das Leder? Wie wurden die sende Partner. Nur so kann die nehmen – langfristig auf dem einen höheren Preis zu bezahlen, Tiere gehalten? Und immer wich- Schuhindustrie – im Aargau und Markt bestehen können», er- aber – das wird im Austausch mit tiger wird: Wie wurde das Leder schweizweit – die Erwartungen klärt Renato Franchetto. «Die den Teilnehmenden am Praxis- gefärbt? Dort sind natürliche, der Schuhträger erfüllen und Marke Schweiz geniesst nach zirkel deutlich – sie müssen einen ungiftige Farbstoffe auf dem weiterhin erfolgreich tätig sein.» Barbara Artmann Daniel Omlin Inhaberin und Antonio Zullo Dr. Max Schär CEO und Geschäfts- Geschäftsführerin Inhaber Techno- CEO Anova Swiss AG leiter FRETZMEN AG Künzli SwissSchuh Boots Ltd. Wir sind in einem spezialisier- FRETZ – über 100 Jahre Schuh Für Künzli ist der Aargau Heimat Dank dem Praxiszirkel Schwei- ten Markt tätig und können des- tradition im Kanton Aargau. Seit seit 1927. Heute bilden zentrale zer Schuhe ist es unserer kleinen halb existieren. Eigentlich ist die Beginn wird der Familienbetrieb Erreichbarkeit und Verfügbarkeit Manufaktur gelungen, sich aus Schweiz zu klein für mehrere langfristig wirtschaftlich und von kompetentem Personal die ihrer Anonymität hervorzuheben, Schuhproduzenten. Viel besser sozialverträglich geführt. Als Vorteile. Schuhwissen allerdings um neue Wege der Produktent- wäre es, wenn wir uns zusam- grösster verbliebener Schweizer findet sich heutzutage interna- wicklung durch Digitalisierung menschliessen und auf einen ge- Schuhproduzent montieren wir tional, z. B. im Forschungszen zu erforschen. Denn nur durch meinsamen Produktionsstandort heute in Fahrwangen mit unseren trum in Deutschland oder im von Qualität und Innovation können einigen würden. So könnte jeder rund 65 Mitarbeitenden täglich Italien beeinflussten Know-how wir unsere hohen Produktions- Hersteller seine Stärken einbrin- über 1000 Paar Schuhe – leider unseres Produktionsstandortes kosten gegen einen einst florie- gen und alle Modelle wären tat- nur für Männer! in Albanien. renden, aber heute deflationie- sächlich Made in Switzerland. renden Markt legitimieren.
Seite 10 | Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE Das Handwerk von der Pike auf gelernt «Ich bin digital – so viel wie nötig, so wenig wie möglich» Paul Kramer ist 1965 geboren, hat die Sekundarschule besucht und von 1981 bis 1985 eine Leh- die Höhere Fachschule, Richtung Maschinenbau, und erwarb das Diplom zum eidg. diplomierten « Wer hoch dere interessiert mich weniger. Und wenn es bei mir an digita- lem Wissen fehlt, habe ich viele re als Werkzeugmacher bei der Erwachsenbildner.» hinaus will, junge Menschen um mich her- Jehle AG in Etzgen absolviert. Eine Berufslehre notabene, die Menschen statt Maschinen braucht ein um, die mir gerne zeigen, wie flott ihnen diese Themen von es heute – in dieser Form nicht mehr gibt, und in der von Hand Könnte Paul Kramer seinen er- lernten Beruf heute noch aus- sicheres der Hand gehen. Ich gehöre zur letzten Generation, die analog gefräst, gefeilt und gesägt wur- de – Maschinen wurden damals üben? «Von der Fingerfertigkeit her sicher, aber ich habe grossen Fundament, aufgewachsen ist. Wir hatten ein Haustelefon und wenn nie- mit Lochstreifen gesteuert. Wie Respekt vor den Maschinen, den eine solide mand zu Hause war, gabs keine » findet er sich in der digitalen Drehbänken mit hohen Touren- Nachricht auf der Comebox und Welt zurecht? zahlen, überhaupt die ganze Digitalisierung in der Werkstatt Ausbildung. auch keine Anrufe in Abwe- senheit. Die heutigen Erwar- Text und Bild: Helen Dietsche würde mich überfordern.» Kei- tungen an die Erreichbarkeit Seit 30 Jahren arbeitet Paul ner seiner ehemaligen Berufs- Überzeugung, dass eine Berufs- überschreiten meine persön- Kramer im Paul Scherrer Ins- kollegen steht noch an der Werk- lehre der richtige Einstieg ins liche Grenze – privat nehme titut in Villigen PSI und ist dort bank. Grund dafür sieht Kramer Berufsleben ist. Deshalb arbeite ich mir die Freiheit, nicht je- seit acht Jahren Leiter der Be- darin, dass man mit zunehmen- ich hier und unterstütze die vie- derzeit verfügbar zu sein.» Es rufsbildung. 102 Lehrlinge in 15 dem Alter merkt, wo die eigenen len Jugendlichen gerne auf ih- gibt auch andere Momente, da verschiedenen Berufen sorgen Fähigkeiten liegen und was ei- rem beruflichen Weg. In Sachen wünscht Paul Kramer sich die für einen abwechslungreichen nem Spass macht. «Heute haben Digitalisierung sind sie mir über- Zeit ohne Smartphones zurück. Arbeitsalltag. wir im Vergleich zur Generation legen, meine Berufserfahrung Zum Beispiel beim gemütlichen unserer Eltern die Möglichkeit, macht das jedoch wett.» Zusammensein mit Freunden Schritt in die Berufswelt uns beruflich zu verändern. Ich und Familie: «Smartphones auf Schon als Jugendlicher hat zum Beispiel habe erkannt, dass Von analog zu digital dem Tisch sind mir ein Gräuel. Paul Kramer gemerkt, dass ihn ich viel lieber mit Menschen als «Den digitalen Wandel habe Ständig werden Nachrichten ge- eine staubige Umgebung belas- mit Maschinen arbeite, und mir ich sehr widerwillig akzeptiert. checkt, News gelesen – so kann tet: «Mich kratzte es im Hals, die nötigen Kompetenzen ange- Was ich in der digitalen Welt doch kein richtiges Gespräch mir brannten die Augen und ich eignet. Ich bin nach wie vor der brauche, besitze ich, alles an- entstehen.» musste niesen.» Eine Schnup- perlehre als Schreiner bestätigte sein Gefühl und er sah sich wei- ter nach einem passenden Beruf um. Sein damaliger Nachbar war Mechaniker und ein richtiger «Töfflibueb». «Mich hat beein- druckt, wie er Töffli frisieren konnte und das war ausschlag- gebend für meine Berufswahl.» Als Sohn einer Bauernfamilie war damals an ein Studium nicht zu denken. Aber: «Es war nicht nur die finanzielle Situation, die weiterführende Schulen verun- möglichte, sondern auch meine vielen anderen Interessen, be- sonders das Fussballspielen. Ich war lange Zeit der Überzeugung, dass ich bis zu meiner Pensio- Paul Kramer und nierung in der Werkstatt arbei- Alicia, KV-Lernen- de, 3. Lehrjahr, am ten werde. Doch es kam anders: PSI: «Wir helfen Berufsbegleitend absolvierte uns gegenseitig – ich mit 23 Jahren das Handels- das funktioniert diplom, besuchte anschliessend prima.»
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 11 Schulbildung im Wandel Schule heute: Lernplattform statt dicke Bücher Vor 30 Jahren wurden in den gen der zukünftigen Arbeitgeber Berufsschulen Formeln ge- vorzubereiten. Und das funktio- paukt, Paragrafen auswendig niert nur, wenn man sich unter- gelernt und Basiswissen ver- einander austauscht.» Eine wei- mittelt. Im Alleingang führten tere Schnittstelle besteht zu den die Lehrpersonen durch die Schulen: «Ich gehe davon aus, Schulstunden mit einem klar dass die heutigen Schülerinnen definierten Ziel, welcher Stoff und Schüler fit sein werden für behandelt werden muss – ohne die Herausforderungen der lau- Einbezug des Wissensstandes der Schülerinnen und Schü- ler. Für diese war in der Regel «büffeln» angesagt, auswendig «Ballungs- lernen von trockener Materie, zentren für oft weit entfernt von der Pra- xis. Wie wird heute Fachwissen Bildung, so wie vermittelt? Die Antworten hat Rolf Häner, Rektor der Berufs- Baden eines ist, fachschule BBB in Baden. sind attraktiv für die Text: Helen Dietsche, Bild: zvg » «Unsere elektronische Lern- plattform ist aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken und ich Wirtschaft. wage zu behaupten, dass keiner der über hundert Lehrpersonen fenden Industrialisierung, falls an der BBB zur früheren Unter- Auch die angehen- die geplanten Umstrukturierun- den Coiffeusen richtsform mit Büchern, Block gen (Lehrplan 21) in den Schu- nutzen die digitale und Bleistift zurückkehren will.» Lernplattform der len gut umgesetzt werden. Wir Ein grosser Vorteil, sowohl für Berufsfachschule Berufsschulen sind gut beraten, die Lehrpersonen als auch für die BBB in Baden. wenn wir die Erfahrungen der Lernenden, ist die Tatsache, dass Oberstufenlehrer aufnehmen und jederzeit und von überall her auf im Rahmen der Berufsschule das Unterrichtsmaterial zuge- tigkeiten über die Plattform Probleme einzelner Lernender weiterführen.» griffen werden kann. Rolf Häner vermitteln können. Das war für einzugehen – die personalisier- weiss: «Im Zuge der heutigen jedes Thema in der Anfangspha- te Lernplattform sorgt dafür, Blick in die Zukunft Mobilität wird das sehr geschätzt. se ein enormer Aufwand. Jetzt, dass in solchen Situationen der Rolf Häner über seine Visio- Ohne schwere Bücher rumzu- nach über zwölf Jahren, können Rest der Klasse trotzdem wei- nen: «Ein besonderes Anliegen schleppen, kann man unkom- wir auf eine umfassende, stets terarbeiten kann.» ist uns, dass sich die Auszubil- pliziert und ganz einfach im Zug wachsende Sammlung von In- denden zu verantwortungsbe- oder im Bus sein Wissen vertiefen halten und Lernaktivitäten zu- Kompetenzen entwickeln wussten Persönlichkeiten ent- oder etwas nachschauen. Und auf rückgreifen, die ständig weiter- Rolf Häner erläutert weiter: wickeln, die sich in der immer unsere Druck- und Kopierkosten entwickelt werden. Sämtliche «Neben dem nötigen Basiswis- komplexer werdenden Welt be- hat sich die Umstellung auch sehr Lernenden und Lehrenden ha- sen sind in der Arbeitswelt ver- währen und wir so einen wich- positiv ausgewirkt.» ben Zugriff auf alle Daten, was mehrt Kompetenzen gefragt: tigen Beitrag zur Stärkung der beim Vorbereiten des Unter- Kreativität, lösungsorientiertes Wirtschaft und Gesellschaft Umdenken richts heute zu einer massiven Denken, gesunder Menschen- leisten.» Dass weitere Berufe in Das Aufarbeiten des Schulstof- Effektivitätssteigerung führt. verstand, gute Umgangsformen Zukunft verschwinden werden, fes erforderte ein Umdenken Früher galt für einen Lehrer und virtuelle Teamarbeit sind das weiss auch Rolf Häner, aber: der Lehrpersonen: «Wir muss- ‹Ich und meine Klasse›, heute nur einige davon. Wir sind über «Technologische Entwicklun- ten raus aus unseren Schul- leben wir nach dem Motto ‹Wir das Bildungsnetzwerk Baden gen werden auch künftig Jobs zimmern und gemeinsam in und unsere Schule›. Dank der im Gespräch mit der Wirtschaft. ersetzen. Sie werden, wie es in den Fachgruppen überlegen, Digitalisierung unseres Schul- Unsere Aufgabe als Berufsfach- der Vergangenheit stets der Fall wie wir die vom Lehrplan ge- unterrichtes steht uns deutlich schule ist es, die zukünftigen war, auch neue Arbeitsstellen forderten Fähigkeiten und Fer- mehr Zeit zur Verfügung, um auf Berufsleute auf die Erwartun- schaffen.»
Seite 12 | Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE Veranstaltungen Manufaktur-Sonntag, 1. September 2019 Aarau Baden Filzquadrat, Oederlin-Areal, Rieden bei Baden MIT WASSER, SEIFE, WOLLE … Glockengiesserei H. Rüetschi AG Historisches Museum Baden Filzen für Gross und Klein. und Aargauer Kunsthaus und Verein Melonenschnitz Zeit: 11.00–16.00 Uhr SKULPTURENPRODUKTION INDUSTRIE ENTLANG DER LIMMAT Start: jeweils zur vollen Stunde. Einblicke in die Arbeitsprozesse der Pro- IM RAUM BADEN–ENNETBADEN, UND WAS www.filzquadrat.ch duktion. Anschliessend erzählt Silja Burch, DAVON GEBLIEBEN IST Kunsthistorikerin, Wissenswertes zu Skulp- Die Einführung im Historischen Museum turen und stellt Werke zum Thema vor. Baden erklärt die Textilindustrie und ihr Bremgarten Zeit: 13.30 Uhr plötzliches Ende. Anschliessend Rundgang Dauer: 1 ½ Stunden, Anmeldung unter: zwischen Museum und Tränenbrünneli. Museum Reusskraftwerk – Bruggmühle anlaesse.kunsthaus@ag.ch Zeit: 10.30–11.30 Uhr. Bremgarten www.aargauerkunsthaus.ch www.melonenschnitz.ch NUTZUNG DER WASSERKRAFT UND DIE WANDLUNG DER MECHANISCHEN IN ELEK Historisches Museum Baden TRISCHE ENERGIE. Foyer Stadtmuseum Aarau BLICK ÜBER DIE SCHULTERN: SPINNEN UND Interessantes zur Bremgarter Industriege- MIT KURVENLINEAL, ZIRKEL ARBEITEN AN DER WERKBANK schichte. UND REISSBRETT Der Täschner Peter Fasnacht verlegt seine Zeit: 13.30–17.00 Uhr. Zeichnungsworkshop mit Mandalas und Mus- «Werkstatt» ins Museum und Marianne Kiel www.museumreusskraftwerk.ch tern. Ehemalige Mitarbeiter der Firma Kern sitzt am Spinnrad. helfen dabei und erzählen von der Kunst der Zeit: 11.00–16.00 Uhr. Reisszeugmacher. Egliswil Zeit: 11.00–17.00 Uhr FABRIK-SCHICKSALE: ARBEITERALLTAG Kurzführungen um 13.30 und 15.00 Uhr. IN DER BAUMWOLLSPINNEREI Sammlungszentrum Museum Aargau Führung mit szenischer Theatereinlage zur EINBLICKE IN DIE INDUSTRIEGESCHICHT Aufschluss Meyerstollen (3. UG im Bahnhof Frühindustrialisierung in Baden im Museum LICHE SAMMLUNG VON MUSEUM AARGAU Aarau, vis-à-vis Bahnreisezentrum) und auf dem Industriekulturpfad. Mit drei einstündigen Führungen zeigen Ru- VON AARAUS UNTERGRUND ZUM Zeit: 14.00 Uhr. dolf Velhagen, Chefkurator Sammlung und HINGUCKER AM HUT www.museum.baden.ch Ausstellungen, und Thomas Frei, Kurator, in- Besuch eines Teilabschnitts der Meyerschen dustriegeschichtliche Objekte der Sammlung. Stollen, der gebaut wurde, um die Seiden- Museum Langmatt bandfärberei zu betreiben. DAS HISTORISCHE ENSEMBLE LANGMATT HIGHLIGHTS DER SAMMLUNG Zeit: 11.00–16.00 Uhr. Kurzführungen zur Sammlung französischer Führung mit Rudolf Velhagen. Kurzführungen zu jeder vollen Stunde Impressionisten und zur Architektur von Karl Zeit: 11.15 und 16.15 Uhr Kinderprogramm um 11.30 und 13.30 Uhr. Moser. Führung mit Sarah Csernay. www.stadtmuseum.ch Zeit: 11.15 Uhr, 13.15 Uhr, 15.15 Uhr INDUSTRIAL DESIGN (regulärer Museumseintritt. Führung gratis). Führung mit Thomas Frei. aarau info und Stadtmuseum Aarau www.museumlangmatt.ch Zeit: 14.15 Uhr VON FRÜHINDUSTRIE ZUR HIGHTECH-BRANCHE Teilnehmerzahlen sind beschränkt, Anmel- Führung am Stadtbach und im Stadtmuseum. dung über: reservationen.lenzburg@ag.ch Zeit: 14.15 Uhr (Dauer 1 ½ Stunden). Tel. 0848 871 200 www.weloveaarau.ch www.museumaargau.ch
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 13 Ehrendingen Oberentfelden Schönenwerd Zementfabrik Oberehrendingen Industriemuseum Oberentfelden Ballyana GESCHICHTE DER ZEMENTFABRIK (Alte Bürstenfabrik Walther) DIE INDUSTRIELLE REVOLUTION IM OBEREHRENDINGEN FÜHRUNG DURCH DAS GELÄNDE NIEDERAMT VON 1719 BIS 1850 Führung mit Infos zum Aufbau, Ausbau und DER EHEMALIGEN BÜRSTENFABRIK Philipp Abegg, Präsident der Stiftung «Bally Ende (1892–1902). Tauchen Sie ein in die Vergangenheit und lernen ana», führt durch die Ausstellung. Besammlung: Dorfzentrum/Kirche Oberdorf Sie die einstige Nutzung der Räume kennen. Zeit: 14.30–15.15 Uhr Zeit: 9.00–12.00 Uhr Zeit: 11.00–12.00 Uhr. Dauer: ca. 1 ½ Stunden Wanderzeit) BALLY MONSIEUR: HERRENSCHUHE Anmeldung unter: EINE FIRMA KÄMPFT GEGEN DEN SCHMUTZ 1851 BIS HEUTE – DAS MAKING-OF eckmann_claudio@hotmail.com/079 678 87 62 Das Buch «Eine Firma kämpft gegen den DER SONDERAUSSTELLUNG Schmutz» dient als Grundlage der Führung Jürg Brühlmann, CEO Spinform AG, und durch das Museum. Dr. Christian Schneider, Historiker bringen den Herznach Zeit: 14.00–15.00 Uhr. Besucher/-innen die Sonderausstellung näher. Zeit: 16.00–16.45 Uhr. Verein Eisen und Bergwerke ARBEITSPLÄTZE UND MASCHINEN www.ballyana.ch BERGWERKFEST Arbeitsplätze und Maschinen wie anno dazumal. Freie Besichtigung von Museum und Stollen. Zeit: 15.00–17.00 Uhr. Markt und musikalische Unterhaltung auf dem Zofingen Festgelände. Bahnbetrieb sowie Klopfplatz für Neben den Veranstaltungsblöcken können die die Kinder sind einige der Highlights. Besucher/-innen von 12 bis 14 Uhr Waffeln Museum Zofingen Zeit: ab 10.00 Uhr nach altem Rezept und Getränke geniessen. INDUSTRIEGESCHICHTE Findet auch am Samstag, 31. August 2019 statt. www.oberentfeldenmuseum.ch DER STADT ZOFINGEN www.bergwerkfest.ch Die neu gestaltete Abteilung «Industrie» zeigt tiefe Einblicke in die Welt der Textil- und Ma- Schinznach-Dorf schinenindustrie des 20. Jahrhunderts. Lenzburg www.museumzofingen.ch Museum Mittlere Mühle Museum Burghalde und Dépendence Seifi EIN LEBENDIGES INDUSTRIEDENKMAL INDIENNES: BEDRUCKTE BAUMWOLL UND «TEIGGEN» UND BACKEN Zeit- und ortsunabhängig TÜCHER EROBERN LENZBURG IN DER EMMERSTUBE Experten des Textildrucks zeigen ihr Können. Die Geschichte der 2000 Jahre alten Technik MUSEUMSBESUCH ONLINE – VIRTUELLER Bedrucken von Stoff oder des selbst mitge- des Getreidemahlens mit Wasserrad, Getriebe RUNDGANG VON SBB HISTORIC brachten Shirts und Führungen durch das und Mahlwerk. Wer Lust hat, kann sein eigenes Besuchen Sie auf einem virtuellen Rundgang Museum. Eine Veranstaltung in Kooperation Brot backen lassen. die Sammlungen von SBB Historic. Der vir- mit der Historischen Vereinigung Seetal. Zeit: 14.00–17.00 Uhr. tuelle Rundgang ist am Manufaktursonntag Zeit: 13.00–17.00 Uhr www.mittleremuehle.ch digital verfügbar auf instagram unter: Ohne Voranmeldung @HistoricRailwayPic oder #InstaTour Kosten: Kollekte für Materialbeitrag www.sbbhistoric.ch www.museumburghalde.ch www.hvseetal.ch
Seite 14 | Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE Ausgewählte Veranstaltungen bis November 2020 Quer durch den Kanton Aargau Demnächst Highlights bis November 2020 Ab 29. September 2019 Strohmuseum im Park, Wohlen Historische Gesellschaft des Kantons Aargau Bis 8. Januar 2021, Ortsmuseum Bellikon SONDERAUSTELLUNG – VON KOPF BIS FUSS INDUSTRIEGESCHICHTE DER LETZTEN PIONIERE DER METALLINDUSTRIE 1939 fand um das Zürcher Seebecken die le- 50 JAHRE – RINGVORLESUNG 170 Jahre Industrie-History, Rohrdorferberg gendäre Landi statt. Die Flaggschiffe der Aar- Die Historische Gesellschaft des Kantons und Umgebung. Eine Ausstellung über 20 Un- gauer Modeindustrie – die Hutgeflechtprodu- Aargau (HGA) ist Drehscheibe der histo- ternehmen aus der Metallindustrie – seit 1849. zenten und die Bally-Schuhfabriken – hatten rischen Forschung im Kanton Aargau, sie Zeit: Jeden ersten Montag im Monat, 17.00 bis ihren letzten grossen Auftritt. Im Rahmen von pflegt eine rege Publikationstätigkeit und ist 19.00 Uhr, resp. nach Absprache mit Führun- #ZeitsprungIndustrie zeigt das Strohmuseum mit dem Staatsarchiv und den regionalen his- gen für Firmen, Gruppen, Schulen, Vereine. im Park eine Sonderausstellung rund um eine torischen Vereinigungen verbunden. Akteure Mit oder ohne Apéro. fiktive Begegnung zwischen den beiden Fab- aus Bildung, Industrie, Kultur und Tourismus rikanten Johann Rudolf Isler und Iwan Bally. erzählen Geschichten und Zukunftsvisionen. Museumsverein Bellikon, 056 496 0105, Die Besucherinnen und Besucher tauchen ein Ort: Campus FHNW, Windisch monn@flashcable.ch ins Jahr 1939. Die Inszenierung lässt sie am 19. Mai 2019 bis 8. Januar 2021 Kaminfeuergespäch der beiden Patrons teil- 18. September, 19.00 Uhr Ort: Dorfstrasse 6, 5454 Bellikon haben und gibt Einblick in die endende Zwi- DIE INDUSTRIE IM AARGAU SEIT 1970 www.ortsmuseum-bellikon.ch schenkriegszeit mit ihren Hochs und Tiefs. Referentin: Astrid Baldinger, Historikerin Zahlreiche Objekte aus der Sammlung des Strohmuseums sowie Leihgaben der Stiftung 2. Oktober, 19.00 Uhr Ab sofort und bis auf unbestimmte Zeit Ballyana werden erstmals zusammen in BBC – ABB – ASLTOM – GE: DESINDUSTRIA- Audiowalk im Merker-Areal, Baden einer Ausstellung gezeigt. LISIERUNG UND UMNUTZUNG IN BADEN WIE AUS 35 RAPPEN DAS GELBE www.strohmuseum.ch Referent: Bruno Meier, Historiker VIERECK WURDE Der Audio-Rundgang ist eine Zeitreise von 23. Oktober, 19.00 Uhr der Gründung der Firma Merker & Meining 13. November 2019 bis Juni 2020 KERN AARAU – DAS ENDE EINES im Jahr 1873 über die Merker AG bis hin zum Stadtmuseum Aarau TRADITIONSBETRIEBS Gelben Viereck der Gegenwart. Die mit Kopf- FOYERAUSSTELLUNG «KERN EXAKT200!» Referent: Dominik Sauerländer, Historiker hörern ausgestatteten Besucherinnen und 1819 – vor exakt 200 Jahren – gründete Jakob Besucher erfahren auf dem Rundgang durch Kern in Aarau seine Reisszeugfabrik. Vom 6. November, 19.00 Uhr die ehemalige Fabrik Fakten aus der Firmen- einfachen Zirkel bis zum Theodoliten, von der #ZEITSPRUNGINDUSTRIE – DAS THEMEN- und Familiengeschichte. Suggestive Geräu- Landesvermessung bis zum Tunnelbau: Kern- JAHR IM ÜBERBLICK sche, Werbeslogans und Musik eröffnen Instrumente begleiteten die Industrialisierung Organisiert vom Verein IndustrieWelt Aargau einen anregenden Hörraum. Der Rundgang der Schweiz – und bald der ganzen Welt. Das kann während des ganzen Jahres auf Anmel- Stadtmuseum Aarau nimmt das Jubiläum 27. November, 18.00 Uhr dung gebucht werden, er dauert 35 Minuten. zum Anlass, die Entwicklung der Vermessung DAS ERBE DER INDUSTRIE Anmeldung unter: zu dokumentieren und ihre gesellschaftliche IM MUSEUM AARGAU audiorundgang@merker-areal.ch Bedeutung bis heute zu ergründen. Beson- Besuch der Sammlung in Egliswil mit Rudolf www.merker-areal.ch dere Attraktion ist ein 3D-Scanner, mit dem Velhagen, Chefkurator Museum Aargau. sich Besucherinnen und Besucher selbst ver- www.geschichte-aargau.ch messen und sich die eigene Punktewolke nach Hause mailen können. www.stadtmuseum.ch
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 15 20. Februar 2020 bis Januar 2021 28. August 2020, Premiere-Vorstellung Ab März 2020 Stadtmuseum Aarau Landschaftstheater Lenzburg Museum Burghalde SONDERAUSSTELLUNG «SANATORIUM ZUM FEUERVOGEL» «SAUBERE SACHE!» «INDUSTRIE UPDATE» Ende August 2020 feiert die Jubiläumspro- FASZINIERENDE WELT DER SEIFE Das Stadtmuseum Aarau als Werkhalle – duktion des Landschaftstheaters Lenzburg Eine Ausstellung über die faszinierende Welt Kollaborative Roboter, nachhaltige Produk- Premiere. Die Inszenierung unter der künst- der Seife in der ehemaligen Seifenfabrik tion und Industrie 4.0 – aktuelle Entwicklun- lerischen Leitung des Vereins der Flaneure Lenzburg. In einem Seifen- und Duftlabor gen verändern Industrie und Gesellschaft. nimmt Fährten der ehemaligen Seifenfabrik dürfen Klein und Gross ihre Sinne testen. Die Ausstellung setzt bei den heutigen Lenzburg auf – und lädt zu einer sinnlichen Ausgehend vom Lokalen vermittelt eine klei- Herausforderungen an und thematisiert Reise durch Hygiene und Dreck. Die Pro- ne Kulturgeschichte spannende Details über wichtige Fragen zu Umweltschutz, Digitali- duktion zum zwanzigjährigen Jubiläum des das Industrieprodukt Seife. Eine Kunstinstal- sierung und Globalisierung. Dazu erkunden Landschaftstheaters entsteht in enger Ko- lation setzt auf die Ästhetik des Produkts mit die Besucherinnen und Besucher die Pro- operation mit dem Museum Burghalde. Bis seinen Formen, Farben und Duftnoten. duktions- und Arbeitswelt in der Industrie, September 2020 sind weitere 15 Vorstellun- www.museumburghalde.ch setzen sich mit der Verfügbarkeit von Gü- gen eingeplant. tern auseinander und erleben neue techni- www.landschaftstheater.ch sche Entwicklungen. 3.April bis 29. Oktober 2020 www.stadtmuseum.ch Museum Aargau im SBB Historic- 24. September 2020 bis März 2021, Gebäude Windisch Historisches Museum Baden VON MENSCHEN UND MASCHINEN 14. August bis 27. September 2020 BERUF IM WANDEL 150 Jahre Aargauer Industriegeschichte. Die Alte Schmiede, Baden Das Historische Museum realisiert in einer Ausstellung, welche aus der Sicht eines Pat- ERLEBNISAUSSTELLUNG engen Zusammenarbeit mit der Berufsfach- rons oder eines Arbeiter oder einer Arbeite- «UNTER STROM» schule BBB und den Studierenden diese rin besucht werden kann, zeigt zahlreiche in- Von den Industriepionieren zur Zukunft Sonderausstellung. Im Mittelpunkt stehen dustriegeschichtliche Objekte der Sammlung der Region Baden. Die Sonderausstellung Geschichten rund um das Thema Beruf, die des Museum Aargau. Ein Teil der Ausstellung macht die spannende Geschichte der Baden- mittels Audio- und Videobeiträgen erzählt widmet sich eingehend jüngsten Entwicklun- er Elektroindustrie für ein breites Publikum werden. «Was willst du einmal werden?» gen wie dem Aufkommen der Robotik, die uns erlebbar. Innovationen, Internationalität und Diese Frage wird den Kindern schon früh in Zukunft den Alltag erleichtern soll. soziale Entwicklung sind die Kernthemen. gestellt. Ausgehend von den Wunschvorstel- www.museumaargau.ch Organisiert wird die Ausstellung vom Verein lungen und den Erwartungen an das Berufs- IndustrieWelt Baden. Ein Zeittunnel, diverse leben, beleuchtet die Ausstellung zum Zeitinseln und der Marktplatz der Zukunft einen die Entwicklungen des Berufsle- Alle Veranstaltungen zum garantieren ein unvergessliches Erlebnis bens und fragt nach dem Stellenwert Themenjahr finden Sie unter – eines von vielen, zum Abschluss des The- des Jobs in der Gesellschaft. Zum an- www.zeitsprungindustrie.ch menjahres #ZeitsprungIndustrie. deren werden anhand konkreter Bei- www.unter-strom.ch spiele die Veränderungen thematisiert, welche die Digitalisierung auf die Arbeit des Menschen hat und noch haben wird. www.museum.baden.ch
Aargauer Themenjahr #ZEITSPRUNGINDUSTRIE | Seite 17 Projektwoche «Start Up Kids»: Kinder entwickeln eine Geschäftsidee Unternehmerisches Gen im Blut «Start Up Kids»: Für Kinder und die Coaches eine tolle Erfahrung. Bild: zvg Niclas hat genaue Vorstellun- woche in der Badi herumzutollen, Moment, weil sie sich von der möglichen Verkaufskanäle und gen, wie der Hightech-Rucksack machen sie sich im Rahmen der eigenen Geschäftsidee verab- passenden Werbemassnahmen der Zukunft aussehen muss, vom Kanton Aargau organisierten schieden und sich einem der aus- besprochen, benötigte Infra- Laila ist überzeugt, dass die Projektwoche «Start Up Kids» gewählten Projekte anschliessen strukturen und Materialbedarf Nachfrage nach einer Kinder- ernsthafte Gedanken darüber, wie müssen. Niclas schliesst sich diskutiert und es werden Mög- Kochschule für gesundes Essen sie eine Geschäftsidee erfolgreich dem Team von Johanna und Pau- lichkeiten gesucht, das nötige immer grösser wird, und Johan- am Markt etablieren können. Sie la an. «Taschen und Rucksäcke Startkapital zu beschaffen. na und Paula nähen aus alten sind zwischen neun und zwölf haben viel Gemeinsames – wenn Kleidern praktische Einkaufs- Jahre alt, voller Energie, und: Sie die Taschen erfolgreich sind, Erfolge feiern, Misserfolge taschen. Die unternehmerische glauben an ihren Erfolg. können wir das Sortiment ja mit wegstecken Zukunft des Aargaus scheint meinen Rucksäcken erweitern.» Die Projektwoche ist gespickt gesichert. Kompromisse machen Auch die Kochschule von Laila mit unterschiedlichen Gefässen. Nicht alle der eingereichten Pro- muss weichen – das gesunde Spielerisch wird der Teamgeist Text und Bild: Helen Dietsche jektideen werden in der erstmals Znüni macht das Rennen: «Kein gefördert, und die gemeinsamen Neunzehn Mädchen und Buben durchgeführten Projektwoche Problem, ich lege meine Ge- Mittagessen regen den Erfah- aus dem Kanton Aargau sitzen «Start Up Kids» weiterentwi- schäftsidee vorläufig auf Eis – rungsaustausch an. In interes- im Mühlbergsaal im Naturama in ckelt. Für einen grossen Teil der als Produktentwicklerin von ge- santen Vorträgen erfahren die Aarau. Statt in der letzten Ferien- Teilnehmenden ein schwieriger sunden Riegeln kann ich meiner zukünftigen Jungunternehmerin- Leidenschaft, dem Kochen und nen und Jungunternehmer, dass Backen, auch nachgehen.» Be- Misserfolge stark machen, Neid reits am Montagnachmittag ste- und Missgunst ignoriert werden cken die Kinder in ihren Gruppen sollen und konstruktive Kritik gemeinsam mit den Coaches die sehr wertvoll ist. Nach dem Re- Köpfe zusammen, eruieren nöti- ferat der «Törtlifee» Eliane Rohr ge und vorhandene Kompetenzen aus Suhr packt die Firma «Sun- und verteilen die Rollen in ihrem ne-Snäck» – so heisst inzwischen Unternehmen. die Firma, die den gesunden Znü- ni-Riegel herstellt – die Gelegen- Businessplan light heit beim Schopf: «Wir zeigen der Als Arbeitsgrundlage dient ein «Törtlifee» das Rezept für den vereinfachter Businessplan. In ersten Riegel. Sie hat so viel Er- fünf Schritten wird darin erklärt, fahrung, davon können wir sicher Parat zum wie das Fundament einer er- profitieren», ist Produktentwick- Probieren: «Sunne-Snäck- folgreichen Firma entsteht. Ne- lerin Laila überzeugt und macht Riegel» mit Apfel- ben dem Firmennamen werden sich sofort an die Überarbeitung Zimt Aroma. die Zielgruppen definiert, die des Rezeptes.
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