Integriertes Wasserressourcen-Management: Von der Forschung zur Umsetzung - ZEF

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Integriertes Wasserressourcen-Management: Von der Forschung zur Umsetzung - ZEF
Integriertes Wasserressourcen-Management:
Von der Forschung zur Umsetzung
Integriertes Wasserressourcen-Management: Von der Forschung zur Umsetzung - ZEF
Impressum

Herausgeber:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Permoserstr. 15, 04318 Leipzig

Redaktion:
Dr. Ralf Ibisch, Sabrina Kirschke,
Christian Stärz, Prof. Dr. Dietrich Borchardt

Titelbild:
Fotomontage, Reis- und Kaffeeanbau in Vietnam
Foto: H. Stolpe

Layout und Satz:
FOCON GmbH
Theaterstraße 106, 52062 Aachen

Lektorat:
Lektorat Seltmann
Am Harlasgraben 1, 90559 Burgthann-Grub

Druckerei:
SET POINT Medien
Schiff & Kamp GmbH, Kamp-Lintfort

Papier:
ClaroSilk

Bezug über:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Department Aquatische Ökosystemanalyse und Management
Brückstraße 3a, 39114 Magdeburg

Download:
www.bmbf.wasserressourcen-management.de

Beiträge:
Leiter der IWRM-Projekte, Arbeitsgruppen zu IWRM-
Querschnittsthemen: Capacity Development, Entscheidungs-
unterstützung, Governance und Partizipation sowie
M. Harbach, Dr. B. Klauer und Prof. Dr. Dr. K.-U. Rudolph

Leipzig, Magdeburg, Mai 2011

3. überarbeitete Auflage
Integriertes Wasserressourcen-Management: Von der Forschung zur Umsetzung - ZEF
Integriertes Wasserressourcen-Management:
Von der Forschung zur Umsetzung
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VORWORT

Angesichts globaler Herausforderungen wie Klima-       rerseits auf andere Regionen übertragbar sein sollen.
wandel und demographischen Veränderungen hat           Um die erreichten Fortschritte dauerhaft zu veran-
der nachhaltige Umgang mit Ressourcen allerhöchste     kern, nimmt neben den technologischen Innovatio-
Priorität für die Menschheit. Von größter Bedeutung    nen insbesondere die Aus- und Weiterbildung von
sind dabei der Schutz und die nachhaltige Bewirt-      Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern in den
schaftung der Wasserressourcen: Fast eine Milliarde    Partnerländern einen hohen Stellenwert ein.
Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trink-
wasser, etwa 2,5 Milliarden Menschen keine Ab-         Die vorliegende Broschüre stellt die Vielfalt und die
wasserentsorgung. Etwa fünf Millionen Menschen         herausragenden Ergebnisse der BMBF-Förderinitia-
sterben jährlich an den Folgen dieser mangelhaften     tive „Integriertes Wasserressourcenmanagement –
hygienischen Bedingungen – die meisten von ihnen       Von der Forschung zur Umsetzung“ vor. Den Projekt-
sind Kinder. Das Bundesministerium für Bildung und     beteiligten und den Menschen in den betroffenen
Forschung (BMBF) hat deshalb im Rahmenprogramm         Regionen wünsche ich weiterhin viel Erfolg bei ihrer
„Forschung für Nachhaltige Entwicklungen – FONA“       wichtigen Arbeit. Schon jetzt haben die gemeinsa-
mit dem neuen Förderschwerpunkt „Nachhaltiges          men Forschungsarbeiten zu konkreten Umsetzungen
Wassermanagement – NaWaM“ die Voraussetzungen          geführt und für viele Menschen den Zugang zu sau-
geschaffen, das innovative Potential der deutschen     berem Trinkwasser erleichtert
Forschung zur Lösung der globalen Herausforderun-
gen zum Thema „Wasser“ noch besser zu nutzen.          .

In Zusammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungs-
ländern fördert das BMBF Projekte zum Integrierten
Wasserressourcen-Management (IWRM). In ausge-          Prof. Dr. Annette Schavan, MdB
wählten Modellregionen werden IWRM-Konzepte            Bundesministerin für Bildung und Forschung
entwickelt, die einerseits vor Ort durch nachhaltige
Bewirtschaftung die langfristige Wasserverfügbarkeit
in ausreichender Menge und Güte sichern und ande-
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INHALTSVERZEICHNIS

7    EINLEITUNG

7    HINTERGRUND

8    LÖSUNGSANSATZ

9    BMBF-FÖRDERSCHWERPUNKT ZUM IWRM

9    PROJEKTE DES FÖRDERSCHWERPUNKTES IWRM

10   IWRM-QUERSCHNITTSTHEMEN

11   IWRM-QUERSCHNITTSTHEMEN

11   CAPACITY DEVELOPMENT

13   ENTSCHEIDUNGSUNTERSTÜTZUNG

13   GOVERNANCE

15   ÖKONOMIE

15   PARTIZIPATION

16   FORSCHUNGSVORHABEN ZUM IWRM

     ASIEN

16   GUANTING – NACHHALTIGE WASSER- UND LANDNUTZUNG IM GUANTING-
     EINZUGSGEBIET UNTER BEGRENZTEN WASSERRESSOURCEN

18   ENTWICKLUNG UND IMPLEMENTIERUNG EINES WISSENSCHAFTLICH FUNDIERTEN
     MANAGEMENTSYSTEMS ZUR REDUKTION DIFFUSER STOFFEINTRÄGE IN DAS MIYUN-
     TRINKWASSERRESERVOIR BEI PEKING/CHINA

20   IWRM-VERBUND CHINA „NACHHALTIGES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT IN
     DER KÜSTENREGION DER PROVINZ SHANDONG, V.R. CHINA“

22   INTEGRIERTES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT (IWRM) IN GUNUNG KIDUL, JAVA,
     INDONESIEN

24   INTEGRIERTES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT IN ZENTRALASIEN:
     MODELLREGION MONGOLEI

26   ÖKONOMISCHE UND ÖKOLOGISCHE UMSTRUKTURIERUNG DER LAND- UND
     WASSERNUTZUNG IN DER REGION KHOREZM (USBEKISTAN) – EIN PILOTPROJEKT IN
     DER ENTWICKLUNGSFORSCHUNG

28   VERBUNDVORHABEN AKIZ – INTEGRIERTES ABWASSERKONZEPT FÜR
     INDUSTRIEZONEN AM BEISPIEL DER INDUSTRIEZONE TRA NOC, VIETNAM
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30   INTEGRIERTES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT VIETNAM (IWRM VIETNAM)

32   VERBUNDPROJEKT WISDOM – ENTWICKLUNG EINES WASSER-INFORMATIONS-
     SYSTEMS FÜR DIE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DES MEKONG-DELTAS IN VIETNAM

     NAHER OSTEN

34   HELMHOLTZ DEAD SEA SUMAR: NACHHALTIGES MANAGEMENT VON WASSER-
     RESSOURCEN (QUANTITÄT UND QUALITÄT) IN DER REGION DES TOTEN MEERES

36   INTEGRIERTES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT IM UNTEREN JORDANTAL: SMART –
     NACHHALTIGE BEWIRTSCHAFTUNG DER VERFÜGBAREN WASSERRESSOURCEN MIT
     INNOVATIVEN TECHNOLOGIEN

38   INTEGRIERTES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT IN ISFAHAN (IRAN)

     AFRIKA

40   INTEGRIERTES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT (IWRM) IM NÖRDLICHEN NAMIBIA –
     CUVELAI-DELTA (CUVEWATERS)

42   IWRM-PILOTPROJEKT „MITTLERER OLIFANTS“ SÜDAFRIKA MIT TECHNOLOGIETRANSFER
     DURCH EIN FRANCHISE-KONZEPT

     EUROPA

44   INTEGRIERTES WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENT IN DEN EINZUGSGEBIETEN DER
     FLÜSSE WOLGA UND RHEIN AM BEISPIEL VON PROBLEMREGIONEN

     REGIONENÜBERGREIFENDE FORSCHUNG ZUM IWRM

46   INTERNATIONALE WASSERFORSCHUNGS-ALLIANZ SACHSEN – IWAS

48   BEGLEITVORHABEN

48   UNTERSTÜTZUNG DER BMBF-FÖRDERSCHWERPUNKTE „IWRM“ UND „CLIENT“ DURCH DAS
     INTERNATIONALE BÜRO DES BMBF: ASSISTANCE FOR IMPLEMENTATION (AIM)

49   VERNETZUNG IM RAHMEN DES BMBF-FÖRDERSCHWERPUNKTES INTEGRIERTES WASSER-
     RESSOURCEN-MANAGEMENT DURCH DAS HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR UMWELTFORSCHUNG

50   IWRM SELLS

50   WIRTSCHAFT TRIFFT FORSCHUNG. WIN-WIN-SITUATIONEN IM BEREICH DES INTEGRIERTEN
     WASSERRESSOURCEN-MANAGEMENTS

52   FAZIT

54   LITERATUR
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EINLEITUNG

                                                                   Abbildung 1:
                                                                   Junge am Wasserkiosk in Darkhan, Mongolei (Foto: L. Horlemann).

Hintergrund
Wasser ist Leben. Gesellschaften benötigen eine aus-
reichende Menge davon, um sich ökonomisch und
sozial entwickeln zu können. Menschen brauchen
Wasser zum Trinken, für die Landwirtschaft und für
die Industrie. Gesellschaften brauchen auch eine ad-
äquate Abwasserentsorgung, um Schäden an Mensch
und Umwelt zu vermeiden.

Diesen Bedürfnissen stehen enorme Defizite sowohl
in der Wasserver- und Abwasserentsorgung als auch
in dem ökologischen Zustand der Gewässer gegen-
über. Weltweit leiden derzeit etwa 900 Mio. Menschen
unter Trinkwasserknappheit und ca. 2,6 Mrd. Men-
schen leben ohne sichere Abwasserentsorgung. Jähr-
lich sterben etwa 1,5 Mio. Kinder an wasserbürtigen
Krankheiten (United Nations 2010). Dabei sind beson-
ders Schwellen- und Entwicklungsländer von dieser
Situation betroffen. In den Industrieländern und den
expandierenden Industrieregionen der Schwellenlän-
der ist die mangelhafte Gewässergüte vieler Wasser-
körper das Hauptproblem, das den gesellschaftlichen
Wohlstand und die ökologische Situation beein-
trächtigt. Der absehbare Klima- und Landnutzungs-
wandel sowie ein steigender Bevölkerungsdruck in
vielen Teilen der Welt werden diese Probleme weiter
verschärfen.
Vor diesem Hintergrund ist es das erklärte Ziel der Staa-
tengemeinschaft, ein nachhaltiges Wasserressourcen-
Management zu fördern. So betonten die Staatenver-
treter etwa im Jahr 2000 die enorme Relevanz dieses
Themas und schrieben für den Zugang zu Wasser und
sicherer Abwasserentsorgung die anspruchsvollen
Millenniumsziele fest: Der Anteil der Menschen, der
ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und ohne sa-
nitäre Grundversorgung lebt, soll bis zum Jahr 2015
halbiert werden (United Nations 2000).

Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, sind enor-      örtlichen Verhältnisse. Das Ziel ist dabei, eine optima-
me Investitionen in Wasserinfrastrukturen notwendig.        le Verteilung und Nutzung der Wasserressourcen zu
Eine Studie der Deutschen Bank Research schätzt den         erreichen, ohne eine Übernutzung quantitativer oder
jährlichen Investitionsbedarf in der globalen Wasser-       qualitativer Art zu verursachen. Europa und gerade
wirtschaft auf etwa 400 bis 500 Mrd. Euro (Heymann et       auch Deutschland besitzen hohe wissenschaftliche
al. 2010). Die vordringliche Aufgabe besteht dabei in       und technologische Kompetenzen, die genannten
der Entwicklung von integrierten Strategien und Kon-        Wasserprobleme mit einem Systemansatz zu lösen.
zepten sowie der Anpassung von Technologien an die

                                                                                                           Einleitung 7
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EINLEITUNG

                                                Definition of IWRM

                                                IWRM is a process which promotes
    Lösungsansatz                             the coordinated development and                   eine Maßnahmenplanung,
    Große Erwartungen werden da-              management of water, land and related             die räumliche, zeitliche und
    bei in das Konzept des Integrier-         resources, in order to maximize the               thematische       Prioritäten
    ten Wasserressourcen-Manage-              resultant economic and social welfare in an       setzt. Der Zustand der Was-
    ments (IWRM) gesetzt, das bereits         equitable manner without compromising             serressourcen, Gewässer und
    1992 mit den Dublin-Prinzipien            the sustainability of vital ecosystems            Wasserinfrastrukturen wird
    und der Agenda 21 internatio-             (Global Water Partnership 2000).                  kontinuierlich überwacht,
    nal als Leitbild verankert wurde:                                                           um den Erfolg von Maß-
    Die miteinander in Wechselwir-                                                              nahmen zu bewerten und um
    kung stehenden oberirdischen                                                                neue Herausforderungen zu
    Gewässer, Grundwasserleiter und ggf. Küstengewäs-                     erkennen, die wiederum in der Zielsetzung berück-
    ser sollen nach Menge und Güte nachhaltig bewirt-                     sichtigt werden müssen.
    schaftet werden, um dadurch sowohl die soziale und
    wirtschaftliche Entwicklung zu fördern als auch die              • Die relevanten Planungs- und Bewirtschaftungs-
    Funktionsfähigkeit von Ökosystemen zu sichern. In                     einheiten sind die Wassereinzugsgebiete, das
    diesem Kontext sind ökologische, ökonomische und                      heißt Einzugsgebiete von Flüssen, Seen, Grund-
    soziale Ziele miteinander zu verknüpfen. Dabei ist es                 wässern und Küstenzonen. Dieser Ansatz setzt
    für einen guten Umgang mit der Ressource Wasser                       eine institutionelle Integration beziehungsweise
    notwendig, dass die verschiedenen gesellschaftlichen                  Koordination voraus, da die Wassereinzugsgebiete
    und privaten Akteure an den Planungs- und Entschei-                   in der Regel über Verwaltungs- und Ländergren-
    dungsprozessen aktiv teilnehmen und miteinander                       zen hinwegreichen. Ein Einzugsgebiet ist jedoch
    kooperieren.                                                          keine in sich geschlossene Einheit, sondern Teil
                                                                          eines verschachtelten Systems mit Schnittstellen
    Das Integrierte Wasserressourcen-Management ist                       zu benachbarten Einzugsgebieten. Es kann als Teil
    mittlerweile zu einer Handlungsmaxime im Wasser-                      eines größeren und letztendlich internationalen
    sektor geworden, die zahlreiche technische und kon-                   Wassereinzugsgebiets aufgefasst werden, was bei
    zeptionelle Innovationen gefördert hat. Mit dem Kon-                  der Zielsetzung und Planung zu berücksichtigen
    zept vollzog sich eine programmatische Abkehr von                     ist.
    sektoralen Ansätzen hin zu integrativen und transdis-
    ziplinären Handlungsweisen. Die Schlüsselelemente                • Zwischen den oberirdischen und unterirdischen
    lassen sich in wenigen Punkten zusammenfassen:                        Kompartimenten eines Gewässers bestehen kom-
                                                                          plexe Wechselbeziehungen, ebenso wie zwischen
    • Die Bewirtschaftung der Wasserressourcen ist als                    den Wasser- und Landressourcen. Alle Komparti-
        ein fortlaufender zyklischer Prozess zu verstehen.                mente sollen integrativ betrachtet und durch ei-
        Zu einem Bewirtschaftungszyklus gehören die De-                   nen ökosystemischen Managementansatz bewirt-
        finition von langfristigen Entwicklungszielen und                 schaftet werden.

                                                                     •   Ein Integriertes Wasserressourcen-Management
                                                                         bezieht generell die Perspektiven von Ober- und
                                                                         Unteranliegern eines Wassereinzugsgebietes ein,
                                                                         wobei besonders die Vulnerabilität der Unteran-
                                                                         lieger bei Aktivitäten im Oberlauf, zum Beispiel bei
                                                                         der Einleitung von Abwässern, zu beachten ist.

8   Einleitung                                                           Abbildung 2:
                                                                         Sedimentablagerungen durch Stormfloods
                                                                         im Wadi Wala, Jordanien (Foto: S. Geyer).
EINLEITUNG

                                                                Abbildung 3: IWRM und die Bezüge
                                                                zu verschiedenen Sektoren (Global
                                                                Water Partnership 2000).

•   Das IWRM-Konzept verfolgt eine sektorenübergrei-
    fende Rahmenplanung, die qualitative und quan-
    titative Aspekte gleichermaßen berücksichtigt
    und letztendlich auf den Schutz und die nachhal-
    tige Nutzung der Wasserressourcen ausgerichtet
    ist. Dabei sind die Erkenntnisse der unterschied-
    lichsten Disziplinen (Ökonomie, Ökologie, Polito-
    logie, Hydrologie, Ingenieurwissenschaften usw.)
    in zu erarbeitende Bewirtschaftungsalternativen
    einzubeziehen.

•   Ein wichtiges Element des IWRM ist außerdem
    die Partizipation von Stakeholdern an Entschei-
    dungsprozessen. Dazu zählen zum Beispiel Trink-         geschaffen werden. Ein Schwerpunkt der Förder-
    und Brauchwasserversorger, Abwasserentsorger,           initiative ist es zudem, die bi- und multilaterale Zu-
    Energieproduzenten, Abfallwirtschaft, Schifffahrt,      sammenarbeit im Wasserfach zu unterstützen und
    Land- und Forstwirtschaft, Fischerei oder Touris-       die transdisziplinäre und internationale Kooperation
    mus, die alle potenziell zu Konkurrenten um die         zwischen Wissenschaft, Industrie, Verwaltung und
    knappe Ressource Wasser werden können. Dazu             Ver- und Entsorgungspraxis zu fördern. Dies kommt
    sind entsprechende Strukturen zu entwickeln, die        letztendlich dem Bildungs- und Forschungsstandort
    im Rahmen einer ganzheitlichen Bewirtschaftung          Deutschland zugute.
    der Wasserressourcen die unterschiedlichen An-
    sprüche integrieren und einen Ausgleich fördern.        Projekte des Förderschwerpunktes IWRM
    Für einen integrierten Umgang mit Wasser sind           Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
    daher vielerorts politische, institutionelle und öko-   fördert derzeit gut ein Dutzend Forschungsvorhaben
    nomische Reformen entscheidend, um Wasserres-           zum Integrierten Wasserressourcen-Management
    sourcenpolitik mit Wirtschaftspolitik und anderen       und Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit
    politischen Sektoren zu koordinieren.                   vergleichbarer Zielsetzung. Die Schwerpunktregio-
                                                            nen der Forschungsförderung sind in Abbildung 4
BMBF Förderschwerpunkt zum IWRM                             dargestellt.
Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium            Die zwischen 2006 und 2010 begonnenen For-
für Bildung und Forschung (BMBF) einen Förder-              schungsprojekte sind Verbundprojekte mit Partnern
schwerpunkt zum Integrierten Wasserressourcen-              aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und
Management aufgelegt. In geeigneten, größenmäßig            Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft. Die Aus-
überschaubaren Modellregionen außerhalb der Euro-           wahl der geförderten Vorhaben erfolgte auf der Basis
päischen Union sollen dabei Konzepte und Herange-           eines Ideenwettbewerbs und eines transdisziplinä-
hensweisen eines Integrierten Wasserressourcen-Ma-          ren Gutachterverfahrens. Als Grundvoraussetzung
nagements entwickelt werden. Das Ziel ist es dabei,         für die Erstellung angepasster Managementkonzep-
vor Ort einen Beitrag zur Verbesserung des Zugangs          te und die Umsetzung von Maßnahmenplänen ar-
der Menschen zu sauberem Trinkwasser und bei der            beiten die Verbundvorhaben eng mit den Partnern
sanitären Entsorgung zu leisten. Bei der Umsetzung          in den Zielregionen zusammen. Grundlage aller Pro-
von technischen Lösungen soll durch die frühzeitige         jekte ist der integrierte Ansatz, der alle relevanten
Einbeziehung von Wirtschafts- und Industriepartnern         Akteure und Interessen berücksichtigt. Die Konzepte
eine Perspektive für die Erschließung neuer Märkte          und Methoden müssen jedoch immer vor dem Hin-
für Unternehmen der deutschen Exportwirtschaft              tergrund der naturräumlichen, ökologischen und

                                                                                                         Einleitung 9
EINLEITUNG

        Abbildung 4: Regionen der Erde, in denen vom Bundes-
        ministerium für Bildung und Forschung geförderte
        Forschungsprojekte mit Bezug zum Integrierten
        Wasserressourcen-Management durchgeführt werden.

                                                                                 Förderschwerpunktes durch das
                                                                                 Internationale Büro).
                                                                                 Der Projektträger Karlsruhe, Be-
                                                                                 reich Wassertechnologie und Ent-
                                                                                 sorgung, und der Projektträger
                                                                                 Jülich, Geschäftsbereich Umwelt,
                                                                                 betreuen die einzelnen Vorhaben.

                                                                                  IWRM-Querschnittsthemen
                                                                                  Die Entwicklung von integrier-
                                                                                  ten Managementansätzen sowie
                                                                                  konzeptionellen und technischen
                                                                                  Lösungen im Rahmen des IWRM-
                                                                                  Förderschwerpunktes       umfasst
                                                                                  eine Vielzahl an Themen. Es ist je-
                                                                                  doch ein erklärtes Ziel des BMBF,
                                                                                  den Austausch zwischen den Pro-
                                                                                  jektbeteiligten sowie anderen
                                                                                  Akteuren aus Politik, Verwaltung
                                                                                  und Wirtschaft im Hinblick auf
                                                                                  bestimmte Querschnittsthemen
                                                                                  zu fördern und die Ergebnisse der
                                                                                  einzelnen Projekte zu bündeln.
                                                                                  Synergiepotenziale sollen so aktiv
     sozioökonomischen Rahmenbedingungen erarbeitet            genutzt werden, um daraus Handlungsempfehlun-
     werden. Je nach Modellregion werden somit unter-          gen für weitere Forschungsprojekte, die Projektträger
     schiedliche Probleme angegangen und angepasste            und das BMBF abzuleiten.
     Lösungen erarbeitet.                                      Folgende Querschnittsthemen sind von besonderer
     Die FuE-Projekte des IWRM-Förderschwerpunktes             Bedeutung: Capacity Development, Instrumente der
     werden von zwei Begleitvorhaben flankiert. Im Rah-        Entscheidungsunterstützung, Governance, Partizipa-
     men eines Vernetzungsprojektes, das am Helmholtz-         tion und Ökonomie. Die einzelnen Querschnittsthe-
     Zentrum für Umweltforschung – UFZ angesiedelt             men wurden im Rahmen der IWRM-Vernetzungsakti-
     ist, werden Synergieeffekte über Länder- und Staats-      vitäten auf Themenworkshops, internationalen Kon-
     grenzen hinweg zu nationalen und europäischen For-        ferenzen und Messen sowie in themenspezifischen
     schungsaktivitäten erzeugt und der Förderschwer-          Arbeitsgruppen diskutiert. Im Folgenden werden eini-
     punkt sowie seine Ergebnisse in der Fachwelt und im       ge Ergebnisse dieser Diskussionen vorgestellt.
     politischen Raum präsentiert (siehe Seite 49, Unter-
     stützung des Förderschwerpunktes durch das Helm-
     holtz-Zentrum für Umweltforschung). In einem wei-
     teren Begleitvorhaben, das durch das Internationale
     Büro (IB) des BMBF betreut wird, werden die Projekte
     dabei unterstützt, die erarbeiteten Lösungen umzu-
     setzen und es werden Finanzierungsmöglichkeiten
     durch internationale Finanzierungs- und Förderorga-
     nisationen geprüft (siehe Seite 48, Unterstützung des

                    Abbildung 5: Partizipations-Workshop
                       mit lokalen Nutzern im nördlichen
                      Namibia (Foto: CuveWaters Projekt).
10   Einleitung
IWRM-QUERSCHNITTSTHEMEN

Capacity Development
Integriertes Wasserressourcen-Management ist viel-      Je besser ein IWRM-Prozess mit einem entsprechen-
fach noch immer nicht befriedigend umgesetzt, ob-       den CD-Prozess kombiniert und darauf abgestimmt
wohl es weithin als Grundlage für den erforderlichen    ist, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Hier-
Wandel vom sektoralen zum nachhaltigen Wasserma-        bei ist darauf zu achten, erfolgreiche Konzepte und
nagement anerkannt ist. Neben der institutionellen      Maßnahmen an spezifische Gegebenheiten, beste-
Basis für Governance und Partizipation fehlen hierfür   hende Wissenslücken und anvisierte Ziele in der
oftmals besonders die notwendigen Kompetenzen.          jeweiligen Untersuchungsregion möglichst genau
Um dieser Problematik zu begegnen, ist ein profun-      anzupassen und bereits vorhandene Kompetenzen
des Capacity Development in                                                           effizient zu nutzen.
den Zielregionen notwendig.                                                           Nachhaltiges CD setzt
Capacity Development (CD)           Capacity = Kompetenz, Fähigkeit, Befähigung       somit eine genaue
wird dabei, angelehnt an                                                              Kenntnis der spezifi-
die Definitionen von UNDP                                                             schen Strukturen in der
(2008) und ALAERTS (2009),                                                            Zielregion voraus.
verstanden als der Prozess, der bestehende Kompe-       Sehr bedeutend und zunehmend in den IWRM-
tenzen erweitert bzw. die Fähigkeiten stärkt, identifi- Prozessen beachtet, sind im Bereich des Capacity
zierte Probleme zielgerichtet zu lösen, aus Erfahrung   Developments die Momente der Inter- und Transdis-
zu lernen und Wissen zu generieren.                     ziplinarität. Gerade dort, wo Menschen mit teilweise
Entscheidend für ein operatives IWRM sind die Kom-      sehr unterschiedlichen Erfahrungen zusammentref-
petenzen von Individuen, Institutionen und der Ge-      fen, bedarf es ausreichender zeitlicher und finanziel-
sellschaft, die jeweils möglichen Handlungsoptionen     ler Ressourcen, um das erforderliche Vertrauen und
kritisch zu reflektieren und umzusetzen. Auf allen      hierauf aufbauende Maßnahmen für eine nachhaltige
drei Stufen adressiert dieser „Mehrebenen-Ansatz“       Kompetenzerweiterung über partizipative Prozesse
verschiedenste Zielgruppen: die Wissenschaft, die       zu ermöglichen. Für eine Dauerwirkung ist es schließ-
Verwaltung, die Wirtschaft, die Öffentlichkeit (Wasser- lich auch wichtig, die Eigenverantwortung der Akteu-
nutzer) oder auch die Schulen. Maßnahmen auf der        re zu stärken.
individuellen Ebene beinhalten meist Aus- und Wei-
terbildungen (für Studierende an Universitäten, für
Ingenieure und weiteres technisches Personal etc.).
Neben der Personalentwicklung umfasst ein CD-Kon-
zept auch Organisationsentwicklung, Reformprozesse
und die Unterstützung zukunftsfähiger Entwicklungs-
strategien. Wissenstransfer, Bewusstseinsbildung und
Erfahrungsaustausch bilden somit, nicht zuletzt auch
über den Aufbau funktionierender Netzwerke, die
Grundlage eines auf Nachhaltigkeit und Langfristig-
keit ausgerichteten Integrierten Wasserressourcen-
Managements.
Capacity Development ist folglich zentral für die Akti-
vitäten des BMBF-Förderschwerpunktes, um die Maß-
nahmen über die Projektlaufzeit hinaus zu verstetigen.
Grundsätzlich bleibt CD jedoch nicht per se auf die je-
weiligen Projektregionen beschränkt – zugleich wird
sich auch die Kompetenz der Forschenden erhöhen.

                                                              Abbildung 6:
                                                              Capacity Development in der Mongolei
                                                              (Foto: D. Krätz).

                                                                                             Querschnittsthemen 11
IWRM-QUERSCHNITTSTHEMEN

     Entscheidungsunterstützung
     In der Regel müssen öffentliche Entscheidungen zu-       Im Kontext von IWRM kann Entscheidungsunterstüt-
     gunsten einer nachhaltigen Entwicklung nicht spon-       zung verschieden konzipiert werden. Möglich sind
     tan getroffen werden, sondern sind das Ergebnis eines    (1) mechanistische Verfahren, die auf der Grundlage
     langen, sorgfältigen Planungs- und Entscheidungspro-     der eingegebenen Daten vollautomatisch mehre-
     zesses. Das heißt, es ist ausreichend Zeit vorhanden,    re Lösungsvorschläge oder nur das beste Ergebnis
     entscheidungsrelevante Informationen zu sammeln          generieren, oder (2) interaktives Vorgehen, das das
     und zu ordnen, Handlungsalternativen zu entwickeln       Expertenwissen der Entscheidungsträger einfließen
     und zu durchdenken, andere Meinungen einzuholen          lässt und Raum für deren Urteilsvermögen gibt, sowie
     und gegebenenfalls Betroffene mit einzubeziehen so-      (3) konzeptionelle Systeme, die lediglich eine Struktur
     wie sorgfältig Positionen, Fakten und Einschätzungen     für Entscheidungsprozesse entwerfen, etwa in Form
     abzuwägen, um ein ausgewogenes Gesamturteil und          eines Ablaufdiagramms.
     schließlich einen guten Entschluss zu fällen. Um kom-    Für die Entscheidungsunterstützung im IWRM-Förder-
     plexe Planungen und Entscheidungen zu fundieren,         schwerpunkt lassen sich drei Methoden und Systeme
     werden nicht selten Wissenschaftler und professio-       unterscheiden:
     nelle Politikberater herangezogen, deren Ratschläge      • Systeme, die Wissen aufarbeiten und bereit-
     auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.               stellen. Hierzu gehören Informationssysteme
                                                                  zur Datenhaltung, zum Datenmanagement und
     IWRM ist ein Feld, auf dem komplexe Entscheidungen           zur Datenstrukturierung. Konkrete Handlungs-
     getroffen werden müssen. Hier kann Unterstützung             empfehlungen werden nicht gegeben.
     oft hilfreich sein. Die Entscheidungsträger sehen sich   • Systeme, die Entscheidungen vorschlagen. Da-
     einer Vielzahl unterschiedlicher, oft sogar einander         runter fallen technische Entscheidungsunter-
     entgegengerichteter Nutzungsansprüche und -inter-            stützungssysteme. Aus einer Menge von Entschei-
     essen gegenüber – von der Trinkwasserbereitstellung,         dungsalternativen wird mit Präferenz- und Bewer-
     Abwasserbehandlung und Bewässerung über den                  tungsfunktionen die beste Alternative ermittelt.
     Hochwasserschutz und die Nutzung der Gewässer für            Eventuell werden auch verschiedene Szenarien
     Tourismus und Schifffahrt bis hin zur Gewährleistung         untersucht und Unsicherheiten berücksichtigt.
     eines guten chemischen und ökologischen Gewässer-            Das kann dazu führen, dass es keine eindeutige
     zustandes. Zusätzlich sollen ökonomische Prinzipien          Handlungsempfehlung mehr gibt.
     wie die Kosteneffizienz und die verursachergerechte      • Methoden, die Entscheidungsprozesse strukturie-
     Kostenanlastung und Kostendeckung berücksichtigt             ren. Es gibt sowohl technische als auch rein kon-
     werden.                                                      zeptionelle Systeme, die Entscheidungsprozesse
                                                                  strukturieren. Den Entscheidungsträgern bleibt
                                                                  ein mehr oder weniger großer Spielraum, um
                                                                  Handlungsalternativen abzuwägen. Statt konkre-
                                                                  ter Handlungsempfehlungen werden dem Ent-
                                                                  scheidungsträger hier eher Leitlinien für sein Han-
                                                                  deln, etwa in Form von Heuristiken, zur Verfügung
                                                                  gestellt.
                                                              In der Praxis lassen sich Methoden und Systeme der
                                                              Entscheidungsunterstützung nicht immer eindeutig
                                                              einem dieser Typen zuordnen, sondern es treten auch
                                                              Mischformen auf.

                                                                 Abbildung 7:
                                                                 Ein typisches Reisfeld im Mekong-Delta
                                                                 (Foto: Wisdom Projekt).

12   Querschnittsthemen
Abbildung 8: Marode Infrastruktursysteme können oftmals
                                                                  nicht nur auf ökonomische und technische Defizite,
                                                                  sondern auch auf fehlende Governance-Voraussetzungen
                                                                  zurückgeführt werden. (Foto: L. Horlemann).

Governance
Der Begriff Governance wird je nach Fachrichtung und
Anwendungsgebiet sehr unterschiedlich definiert.
Letztendlich geht es dabei jedoch um die Frage, wer
entscheidet was, wie und nach welchen Regeln. Dabei
ist allen Wasser-Governance-Definitionen gemeinsam,
dass sie das Hauptaugenmerk auf gesetzliche und or-
ganisatorische Aspekte richten.
Ein Governance-System besteht dabei aus bestimm-
ten Akteuren, Institutionen, Interaktionsformen und
Governance-Strukturen, welche die Rahmenbedin-
gungen für die Entwicklung und das Management
von Wasserressourcen bilden. Zu den zentralen Ak-
teuren gehören neben staatlichen auch private und
zivilgesellschaftliche Akteure. Diese bewegen sich
innerhalb eines bestimmten institutionellen Rahmens
aus formellen und informellen Regeln und interagie-           IWRM. Sie reicht von simplen Bestandsanalysen bis hin
ren etwa verhandelnd oder hierarchisch. Bestimmte             zu vertieften sozialwissenschaftlichen Studien verschie-
Governance-Strukturen wie Märkte, Hierarchien und             dener Disziplinen wie etwa der Politikwissenschaft,
Netzwerke determinieren ein Governance-System                 der Ökonomik und der Rechtswissenschaften. Bei der
ebenfalls. Dies berücksichtigend, kann ein Gover-             reinen Bestandsanalyse werden die zentralen Akteure
nance-System sehr unterschiedlich gestaltet sein.             (Stakeholder) und das institutionelle Gefüge (Organi-
Die Governance-Dimension ist stark mit dem IWRM-              sationen, Regeln, Prozesse) identifiziert und beschrie-
Konzept verknüpft. So ist anzunehmen, dass die                ben, die bestimmte Rollen und Funktionen wahrneh-
konkrete, jeweils spezifische Ausgestaltung eines             men bzw. relevant sind, um bestimmte Leistungen im
Governance-Systems zen-                                                                   Rahmen des IWRM bereit-
tral darauf einwirkt, wie                                                                 zustellen. Mithilfe vertiefter
IWRM-bezogene Entschei-            Water Governance refers to the range of politi-        sozialwissenschaftlicherAna-
dungen getroffen und um-           cal, social, economic and administrative systems       lysen soll herausgearbei-
gesetzt werden können.             that are in place to regulate development and          tet werden, inwiefern die
Aufgrund dessen ist in den         management of water resources and provision            existierenden Governance-
letzten Jahren die globale         of water services at different levels of society (Ro-  Strukturen die Implemen-
Wasserkrise weniger als ein        gers and Hall 2003).                                   tierung eines IWRM fördern
physisches Problem, son-                                                                  oder behindern bzw. in
dern zunehmend als ein                                                                    welchen Bereichen bei-
Governance-Problem dar-                                                                   spielsweise institutionelle
gestellt worden: Ein nachhaltiges Management schei-           Veränderungen notwendig sind. Fragestellungen be-
tert häufig weniger an dem Wissen über bestimmte              treffen dabei unter anderem die Rolle von bestimm-
Managementmaßnahmen als an den unzureichenden                 ten Governance-Strukturen für eine effektive und effi-
politischen, sozialen, ökonomischen und administrati-         ziente Problemlösung hinsichtlich eines nachhaltigen
ven Rahmenbedingungen.                                        Wasserressourcen-Managements sowie die Funktion
So vielfältig der Governance-Begriff ist, so umfassend        bestimmter Politikinstrumente wie Steuern und Preise,
ist auch die Forschung zur Governance-Dimension im            um konkrete Wasserprobleme zu lösen.

                                                                                                   Querschnittsthemen 13
IWRM-QUERSCHNITTSTHEMEN

     Ökonomie
     „The world is not short of water, the world is short of wa-   fließen mittelbar auch soziale und ökologische As-
     ter management.“ Diese These soll darauf hinweisen,           pekte ein (bei den Tarifen über die Zahlungsfähigkeit
     dass in den meisten Regionen der Welt natürliche              und Akzeptanzgrenzen der Wasserverbraucher, bei
     Wasserressourcen vorhanden sind, die nach Menge               den Steuern und Transferleistungen bzw. Zuschüssen
     und Qualität mehr als genügen würden, den örtlichen           über die entwicklungspolitischen und ökologischen
     Wasserbedarf zu decken – wenn es nur das gäbe,                Präferenzen). Eine zentrale Funktion kommt der Ge-
     was man unter gutem Wassermanagement versteht.                staltung von Wasserpreisen zu, weil diese lenkende
     Die Realität, vor allem in Entwicklungs- und Schwel-          Funktionen übernehmen. Im Rahmen von IWRM muss
     lenländern, ist zumeist anders. Neben dem Mangel              eine Abwägung zwischen politisch-sozialen Aspekten
     an Fachwissen und der Wasserverschwendung infol-              (Entlastung der Armutsbevölkerung) und wirtschaft-
     ge subventionierter Preise führt auch der Mangel an           lich-ökologischen Aspekten durchgeführt werden
     Finanzmitteln für den laufenden Betrieb sowie für             (niedrige Wasserpreise fördern die Wasserverschwen-
     Wartung und Re-Investitionen bei vielen Wasserbe-             dung und machen Wasserkreisläufe unrentabel).
     trieben dazu, dass vorhandene Netze und Anlagen               Auch für das Konzept des Integrierten Wasserres-
     nicht nachhaltig funktionieren. Deshalb achten die            sourcen-Managements gilt das ursprüngliche öko-
     Investoren (auch die internationalen Geberbanken)             nomische Verständnis: Auf der Mikroebene sind
     zunehmend darauf, dass in der Planungsphase nicht             Projekte und Investitionen so zu gestalten, dass sie
     nur technische, sondern auch ökonomische Planungs-            langfristig funktionieren. Hohe Verluste im Trinkwas-
     aspekte berücksichtigt werden – bis hin zu Manage-            sernetz führen zu einer erhöhten Grund- und Ober-
     mentaufgaben wie Personalentwicklung, Monitoring              flächenwassernutzung, zu Umweltbelastungen und
     und Qualitätssicherung.                                       zur Verschmutzung der natürlichen Wasserressourcen.
     Ökonomie ist dabei mehr als nur die technische Zu-            Auf der Makroebene ist für eine sinnvolle Allokation
     sammenstellung der erwarteten Baukosten, sondern              der Wasserressourcen zu sorgen, d. h., die Wasserver-
     „der kluge Einsatz der vorhandenen Ressourcen, die            teilung erfolgt derart, dass der hieraus resultierende
     weitsichtige Planung, der umsichtige Erhalt des Ver-          wirtschaftliche Nutzen maximiert wird, ohne die ein-
     mögens“. Was Aristoteles in diesem Sinne umschrieb,           zelnen Ressourcen übermäßig auszubeuten und da-
     fällt unter den heutigen Begriff „Nachhaltigkeit“.            mit Zukunftsschäden zu bewirken. Dass der Begriff
     Im IWRM-Kontext müssen für favorisierte Projekte              „wirtschaftlich, optimal“ mehr als nur in Geld fassbare
     konkret neben den technisch ermittelten Investitions-         Werte abdecken muss und abdecken kann, versteht
     kosten auch die Betriebskosten und Refinanzierungs-           sich im IWRM-Kontext und der Nachhaltigkeitsfor-
     perspektiven dargestellt werden, und zwar grund-              schung von selbst.
     sätzlich auf Basis der Vollkosten. Durch Einbeziehung
     der drei Ertragsarten „TTT – Tariffs, Taxes, Transfers“

                                                                                 Abbildung 9:
                                                                                 In Wasserinfrastrukturen besteht weltweit hoher
                                                                                 Investitionsbedarf: Zuleitung zum Wasserkraftwerk Lam
                                                                                 Dong, Vietnam (Foto: IWRM Vietnam Projekt).

14   Querschnittsthemen
Abbildung 10: Deutsch-ukrainischer Stakeholder-
                                                              Workshop in Ternopil, Ukraine (Foto: V. Kuzma).
Partizipation
Was heißt Partizipation im Kontext von IWRM? Die
Frage ist berechtigt – ist doch der Unterschied zwi-
schen Partizipation und Beteiligung oft unklar. Wäh-
rend der Begriff des IWRM gemeinhin einheitlich
definiert wird, bestehen für den Begriff der Partizi-
pation viele Auslegungen. Gemeinsam ist ihnen das
Verständnis von Partizipation als der Beteiligung von
Betroffenen, welche nicht regulär in den politischen
Entscheidungsprozess involviert sind. Dabei kann bei
einem breiten Verständnis mit Betroffenen ein weites
Spektrum von Interessenvertretern bis hin zum ein-
zelnen Wassernutzer gemeint sein. Darunter fallen im
Zusammenhang mit IWRM neben zivilgesellschaft–
lichen Akteuren auch Unternehmen sowie politische
und administrative Akteure verschiedener Ebenen.

Welche Rolle spielt Partizipation für ein IWRM? Nach
zahlreichen Diskussionen in themenbezogenen Work-
shops und Arbeitsgruppen wird davon ausgegangen,          •   Partizipation ist eine Bedingung für Ownership:
dass ihr ein zentraler Stellenwert zukommt, um ein            Oftmals werden erst dadurch Entscheidungen ver-
IWRM zu verwirklichen. Partizipation wird hierbei vor         ständlich und akzeptabel und können somit auch
allem, aber nicht ausschließlich, als Mittel zum Zweck        umgesetzt werden.
gesehen. Begründet wird die Relevanz der Partizipa-
tion für ein IWRM vor allem mit drei zentralen Funk-      Zusammen fördern die genannten drei Funktionen
tionen, welche die Effektivität von Entscheidungen        eine nachhaltige, umfassende und sektorenübergrei-
erhöhen:                                                  fende Lösung der Wasserproblematik.
• Partizipation erhöht den Wissensstand der Akteu-
    re im Hinblick auf den nachhaltigen Umgang mit        Partizipation ja, aber wie? Wenngleich heute ihr
    Wasserressourcen. Dies gilt zum einen für die brei-   großes Potenzial bekannt ist, um ein IWRM zu errei-
    te Bevölkerung, etwa für die Handhabung wasser-       chen, wird deutlich: Wie die Partizipationsprozesse
    spezifischer Technologien. Zum anderen betrifft       konkret gestaltet sind, entscheidet über deren mög-
    dies einzelne Interessengruppen, welche durch         lichen Mehrwert. Die betreffenden zentralen Erkennt-
    einen intensiven Austausch andere Ideen kennen-       nisse aus dem IWRM-Förderschwerpunkt umfassen
    lernen und somit die komplexe Realität differen-      unter anderem die zu beteiligenden Akteure, den
    zierter wahrnehmen.                                   Zeitrahmen und die Art, wie die Partizipationsprozes-
• Partizipation fördert die Integration von Interes-      se durchzuführen sind. Doch obwohl hierzu einige
    sen: So setzt ein intensiver Informationsaustausch    Erfahrungen vorliegen, bleiben viele Fragen offen.
    die Beteiligung der betroffenen Akteure voraus        Hierzu gehören neben der Rolle der kulturellen Di-
    und legt damit den Grundstein für die nötige          mension auch Spezifikationen zur Gestaltung der ein-
    Kooperation.                                          zelnen Partizipationsprozesse.

                                                                                               Querschnittsthemen 15
FORSCHUNGSVORHABEN ZUM IWRM
          Guanting – Nachhaltige Wasser- und Landnutzung im Guanting-Einzugsgebiet unter
          begrenzten Wasserressourcen

Laufzeit: 06/2009–05/2012
Geografische Lage: Einzugsgebiet des Guanting-Stausees, Provinzen Beijing, Hebei und Shanxi, V.R. China

                                                                                                                      Abbildung 11: Guanting-Einzugsgebiet
          Kurzbeschreibung des Verbundprojektes                                                                       (Quelle: T. Conradt, PIK).

          Rahmenbedingungen und Zielsetzung
          Die Region um Peking zeichnet sich durch
          hohes ökonomisches Wachstum, eine aus-
          geprägte Urbanisierung und Bevölkerungs-
          zunahme aus. Länger anhaltende Dürre-
          perioden, stark verschmutzte Gewässer,
          Wassernutzungskonflikte und sinkende
          Grundwasserstände stellen die Provinzen
          Shanxi, Hebei und Peking vor ernsthafte
          Probleme. Diese könnten sich durch den
          Klimawandel drastisch verschärfen, falls sich
          das Wasserangebot insgesamt verringert,
          die Vegetationsperiode ausdehnt und die
          Niederschläge ungleichmäßiger verteilen.
          Leitgedanke des Guanting-Projektes ist
          die Sicherung einer nachhaltigen Nut-
          zung der Wasser- und Landressourcen
          im Einzugsgebiet des Guanting Reser-
          voirs unter Berücksichtigung der klimati-
          schen, ökologischen und wirtschaftlichen
          Rahmenbedingungen.
          Ziel ist es, einen langfristigen Wasserbewirtschaf-
          tungsplan zur Unterstützung einer nachhaltigen Nut-                                    Untersuchungsgebiet
          zung der Oberflächenwasserressourcen zu erstellen.                                     Größe des Einzugsgebietes: 43.605 km2
          Dieser „Masterplan“ besteht aus vier Komponenten
          und beschreibt:                                                                        Durchschnittstemperatur (Jahr): 10–13° C
          1. wichtige globale Veränderungen einschließlich                                       Niederschläge: jährlich ca. 400 mm
               Klimawandel, ihre regionale Ausprägung und
                                                                                                 Einwohner: ca. 8,5 Mio. Menschen
               deren Folgen für das Wasserangebot, die Wasser-
               nachfrage und die Wasserverschmutzung                                             Landwirtschaftlich genutzte Fläche: 10.900 km2,
          2. Angebot und Nachfrage in der Wasser-                                                davon ca. 4.000 km2 bewässert
               mengenbewirtschaftung

                                                                                                          3.    Ansprüche und Güteziele zur Nährstoff-
                                                                                                                einleitung
                                                                                                          4.    übergreifende Empfehlungen für ein
                                                                                                                nachhaltiges Wassermanagement im
                                                                                                                Einzugsgebiet

                                                                                                               Abbildung 12:
                                                                                                               Guanting-Reservoir
                                                                                                               (Foto: Guanting Projekt).
     16    Forschungsvorhaben zum IWRM
ASIEN

                                                                                           www.guanting.de

                                                              Abbildung 13: Typischer Kanal im Guanting-
                                                              Einzugsgebiet (Foto: Guanting Projekt).

Lösungsansatz
Für die Entwicklung eines regional angepassten und
gleichzeitig übertragbaren Wasser- und Landma-
nagements wird das in „GLOWA-Elbe“ entwickelte
Konzept auf die Untersuchungsregion übertragen. Es
unterscheidet vier szenarienbezogene Zielbereiche:
1. Regionalisierung des globalen Wandels: Einschät-
     zung der vom Gebiet selbst nicht beeinflussbaren
     Wirkkräfte, und zwar speziell der zu erwartenden
     Änderung des zukünftigen Klimas sowie der so-
     zioökonomischen Entwicklungen
2. Bilanzierung und Bewertung der Wassermenge:
     Längerfristige Bilanzierung von Angebot und
     Nachfrage von Oberflächenwasser und Bewer-
     tung von Handlungsalternativen, um die Bilanz-
     ziele zu erreichen
3. Bilanzierung und Bewertung der Gewässergüte:
     Längerfristige Bilanzierung des Nährstoffeintra-
     ges mit Gewässergütezielen und Bewertung von
     Handlungsalternativen, um einen guten ökologi-       Ergebnisse
     schen Zustand herbeizuführen                         Der Masterplan bietet gute Ansätze für deutsche An-
4. integrative Maßnahmenplanung: Empfehlungen             lagenbauer und Projektentwickler, die versuchen, die
     für eine alternative Wasserbewirtschaftung und       Wassernutzungseffizienz und die Gewässergüte zu
     Landnutzung, die die Wasserverfügbarkeit und         optimieren sowie Wasserkonflikte zu mindern. Die
     Gewässergüte verbessern                              Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der eingesetz-
                                                          ten Modelle STAR, CLM, SWIM, WBalMo und MONERIS
                                                          werden optimiert, sodass sie sich für Folgenutzungen
    Projektpartner in Deutschland                         sowohl in dem Gebiet und dessen Umfeld als auch in
                                                          Deutschland und Europa empfehlen. Eine Anschluss-
    •   Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V.,   nutzung durch Dritte ist bei STAR, CLM, SWIM und
        Potsdam (PIK)                                     MONERIS generell gestattet.
    •   DHI-WASY GmbH, Berlin
    •   Leibniz-Institut für Gewässerökologie und           ANSPRECHPARTNER
        Binnenfischerei (IGB), Berlin
    •   Institut für angewandte Gewässerökologie            Dr. Frank Wechsung, Peggy Gräfe
        GmbH (IaG), Seddiner See                            Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
                                                            Telegrafenberg A 31, 14473 Potsdam
    Projektpartner in China                                 Postfach 601203, 14412 Potsdam
                                                            Tel.-Nr.: +49 331 288-2665
    •   Hebei Provincial Academy of Water Resources,        E-Mail: graefe@pik-potsdam.de
        Shijiazhuang, Hebei Province
    •   Shanxi Water Research Institute
    •   Haihe River Water Conservancy Commission,
        Tianjin
    •   Beijing Hydraulic Research Institute
                                                                                       Forschungsvorhaben zum IWRM 17
    •   National Climate Centre (NCC)
FORSCHUNGSVORHABEN ZUM IWRM
          Entwicklung und Implementierung eines wissenschaftlich fundierten Management-
          systems zur Reduktion diffuser Stoffeinträge in das Miyun-Trinkwasserreservoir bei
          Peking/China
Laufzeit: 10/2009–09/2012
Geografische Lage: Beijing, Provinz Hebei, V.R. China

          Kurzbeschreibung des Verbundprojektes                                          Abbildung 14: Landnutzung im Einzugsgebiet des
                                                                                         Miyun-Reservoirs; Datengrundlage Landsat TM
          Rahmenbedingungen und                                                          (2009/2010; tasseled cap-procedure).
          Zielsetzung
          Strukturelle Veränderungen steigerten
          in den letzten Jahren die landwirtschaft-
          liche Produktion in China erheblich. Un-
          angepasste agrarische Praktiken sowie
          hoher Mineraldüngereinsatz, verbun-
          den mit der traditionellen Verwendung
          von Wirtschaftsdüngern, führten zu ei-
          ner unausgewogenen Nährstoffbilanz,
          sodass gegenwärtig der Nährstoffein-
          trag aus landwirtschaftlichen Einzugs-
          gebieten in Oberflächengewässer als
          die wichtigste diffuse Stoffquelle an-
          gesehen werden kann. Darüber hinaus
          wirkt die nicht ressourcenschonende
          Mengenbewirtschaftung der Wasser-
          körper als weiterer Stressor. Das Miyun-
          Reservoir spielt eine zentrale Rolle für
          die Pekinger Wasserversorgung. Es be-
          findet sich bezüglich Menge, Güte und
          Bewirtschaftung in kritischem Zustand.
                                                                                         Untersuchungsgebiet
           Lösungsansatz                                                                 Größe: ~ 16.000 km2
               Bilanzierung: Datensammlung für die Wasser-
                                                                                         Höhenunterschied: 330 bis ca. 2.000 m üNN
                   und Nährstoffbilanzierung auf der Meso-
                       skala und Aufbau einer Datengrund-                                Jahresdurchschnittstemperatur: 11,8° C
                         lage für die folgenden Arbeitspakete
                                                                                         Jahresniederschlagssumme: 619 mm
                            sowie Stoffstromanalyse und An-
                              wendung einer angepassten                                  Landnutzung: Ackerland im Tiefland und in den Auen,
                               Bilanzierungsmethode.                                     Forst/Obstplantagen in den Bergen
                                Monitoring und Modellierung:
                                  Erweiterung des bestehen-
                                   den Einzugsgebietsmoni-                          Anwendung und Wissenstransfer: Bestandsaufnahme
                                    torings, um die diffusen                        und Bewertung der Abwasserreinigung im ländli-
                                     Stoffeintragspfade   und                       chen Raum in ausgewählten Zielgebieten des Miyun-
                                     Herkunftsflächen zu iden-                      Reservoirs, Konzeption und beispielhafte Durchfüh-
                                      tifizieren, sowie Modifi-                     rung von Maßnahmen und technischen Lösungen,
                                      kation und Anwendung                          um die Nährstoffeinträge sowohl aus landwirtschaft-
                                      eines Modellsystems zu                        lichen Nutzflächen als auch aus Siedlungen im
                                      Prognosezwecken.                              ländlichen Raum zu reduzieren.

                                                        Abbildung 15: Naturnahe Bergwaldvegetation im
                                                        Westen des Einzugsgebiets des Miyun-Reservoirs
                                                        (Foto: G. Ollesch).
     18    Forschungsvorhaben zum IWRM
ASIEN

                                                                                            www.ufz.de
  Abbildung 16: Einbau eines modernen Gravitationslysimeters
  (UGT Müncheberg) auf dem Gelände der Shixia-Forschungsstation
  (Foto: G. Ollesch).

                                                          Ergebnisse
                                                          Das skalenübergreifende Monitoring ermöglicht
                                                          erstmals die Quantifizierung wichtiger Elemente des
                                                          Gebietswasserhaushaltes. Aus den bereits vorlie-
                                                          genden Ergebnissen wird deutlich, dass sowohl die
   Projektpartner in Deutschland:
                                                          Auswaschung (Leaching) als auch die Bodenerosion
   •    Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung –           maßgeblich an der stofflichen Belastung des Miyun-
        UFZ, Department Bodenphysik                       Reservoirs beteiligt sind. Deshalb wurden diese bei-
                                                          den bisher identifizierten Prozesse im dynamischen
   •    Universität Rostock, Institut für                 Computermodell (IWAN) überprüft und angepasst.
        Umweltingenieurwesen                              Es ist vorgesehen, diese Erkenntnisse auch in den me-
   •    Gesellschaft für angewandte                       soskaligen Ansatz des Modells STOFFBILANZ zu inte-
        Landschaftsforschung (GALF)                       grieren. Die hierzu gehörende Web-GIS-basierte Mo-
                                                          delloberfläche wurde bereits erarbeitet und mit den
   Projektpartner in China:                               Nutzern als Basis für die Weiterentwicklung erstmalig
                                                          diskutiert. Des Weiteren wurde ein Abwasserkonzept
   •    Beijing Water Authority                           für den ländlichen Raum erarbeitet. Dabei zeigte sich,
                                                          dass eine nachhaltige Verbesserung der Belastungssi-
   •    Beijing Soil and Water Conservation Center        tuation nur durch den Einsatz von dezentralen, kleinen
                                                          und flexiblen Abwasserbehandlungsanlagen möglich
   •    Beijing Normal University                         ist. Diese Aspekte werden bei der Planung und dem
                                                          Bau von Pilotanlagen im Untersuchungsgebiet be-
                                                          rücksichtigt. Es ist vorgesehen, die Einzelergebnisse
 ANSPRECHPARTNER                                          zu integrieren, um daraus ein fundiertes Manage-
                                                          mentkonzept für das Miyun-Reservoir zu erarbeiten
 Prof. Dr. Ralph Meißner, PD Dr. G. Ollesch               und praxisnah umzusetzen.
 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ,
 Department Bodenphysik, Lysimeterstation Falkenberg
 Dorfstr. 55, 39615 Falkenberg
 Tel.-Nr.: +49 391 810-9771
 E-Mail: ralph.meissner@ufz.de, gregor.ollesch@ufz.de
                                                                                   Forschungsvorhaben zum IWRM 19
FORSCHUNGSVORHABEN ZUM IWRM
          IWRM-Verbund China „Nachhaltiges Wasserressourcen-Management
          in der Küstenregion der Provinz Shandong, V.R. China“

Laufzeit: 06/2008–05/2011
Geografische Lage: Provinz Shandong, V.R. China
                                                                                 Abbildung 17:
                                                                                 Projektregion im Huangshui-Einzugsgebiet,
          Kurzbeschreibung des Verbundprojektes                                  Provinz Shandong (Quelle: DHI-WASY).

          Rahmenbedingungen und Zielsetzung
          Das Flussgebiet des Huangshuihe bietet ein heraus-
          ragendes Beispiel für Wasserkonflikte, die sich infolge
          schnell wachsender Bevölkerung, Industrie und Land-
          wirtschaft und unkoordinierter wasserwirtschaftlicher
          Maßnahmen ergeben und nur durch ein Integriertes
          Wasserressourcen-Management (IWRM) gelöst wer-
          den können. Die Übernutzung der Wasserressourcen
          wirft eminente Probleme aufgrund der Salzwasserin-
          trusion in das Grundwasser auf: Die Entwicklung von
          der Industrie und Landwirtschaft als den Hauptein-
          kommensquellen der Bevölkerung wird durch Wasser-
          knappheit extrem behindert und die Verschmutzung
          hat Konsequenzen für die natürliche Umwelt und die
          Lebensqualität der Bevölkerung. In dem deutsch-
          chinesischen Verbundprojekt werden traditionelles
          deutsches Fachwissen der Wasserwirtschaft und neu-
          ere Entwicklungen besonders im Zusammenhang mit
                                                                       Untersuchungsgebiet
          der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit den Forschungs-
          anstrengungen in der Küstenregion der Provinz Shan-          Region: ca. 1.560 km2 im nördlichen Teil der Halbinsel
          dong zusammengebracht, um die wasserwirtschaft-              Shandong
          liche Situation grundsätzlich zu verbessern. Soweit
                                                                       Küstenlinie: etwa 64 km
          möglich, wird das Projekt später auf Ebene der Provinz
          Shandong (156.700 km2) regionalisiert.                       Länge des Huangshuihe: 55,43 km
                                                                       Klima: warm-gemäßigtes und semifeuchtes Monsun-
          Lösungsansatz
                                                                       klima mit vier ausgeprägten Jahreszeiten, Regenzeit
          Ein integrierter Wasserressourcen-Management-
                                                                       von Juli bis September
          Ansatz soll entsprechend den regionalen sozialen,
          wirtschaftlichen und natürlichen Gegebenheiten ent-          Fließrichtung: von den Hügelregionen im Süden und
          wickelt und umgesetzt werden. Das Projekt gliedert           Osten zur Küstenregion im Nordwesten
          sich in folgende vier Teilprojekte:

                                                                    1. Sozioökonomische Entscheidungskriterien für ein
                                                                       Decision-Support-System
                                                                    2. Entwicklung einer Methode, um nachhaltige Maß-
                                                                       nahmen im Rahmen eines IWRM zu planen
                                                                    3. Integriertes Konzept für Wassersparen, Wasser-
                                                                       wieder- und -weiterverwendung in Haushalten,
                                                                       Industrie und Landwirtschaft
                                                                    4. Entwicklung eines Wassermonitoring-Konzepts
                                                                       für das Huangshuihe-River-Einzugsgebiet

                                                                      Abbildung 18:
                                                                      Austausch mit ortsansässiger Landwirtin
                                                                      (Foto: K. Bossel, DHI-WASY).
     20    Forschungsvorhaben zum IWRM
ASIEN

                                                                              http://dhi-wasy.eu/hauptseite.html

   Abbildung 19:
   Markantes Tor am Standort eines Monitoring-           Projektpartner in Deutschland:
   Brunnens (Foto: K. Bossel, DHI-WASY).                 •     Institut für ökologische Wirtschafts-
                                                               forschung gGmbH (IÖW), Berlin
                                                         •     DHI-WASY GmbH, Berlin
                                                         •     Ruhr-Universität Bochum (RUB), Lehrstuhl
                                                               für Hydrologie, Wasserwirtschaft und
                                                               Umwelttechnik
                                                         •     Regierungsbaumeister Schlegel GmbH &
                                                               Co. KG, München
                                                         •     Prof. Dr. W. F. Geiger, UNESCO Chair in
                                                               Sustainable Water Management, Peking/
                                                               München
                                                         •     Umwelt-Geräte-Technik GmbH (UGT),
                                                               Müncheberg
                                                         Projektpartner in China:
Ergebnisse
                                                         •     Shandong University (SDU), Institute for
In der Planungsphase wurden zunächst eine Methodik
                                                               Hydrology and Water Resources, Jinan
und ein Entscheidungshilfesystem (DSS) erstellt, um
ein nachhaltiges IWRM zu konzeptionieren. Mithilfe       •     Shandong Agricultural University (SDAU),
des DSS sollen kosteneffektive Maßnahmen zur scho-             School of Water and Civil Engineering,
nenderen und effizienteren Nutzung und Verteilung              Taian
des verfügbaren Wassers ausgewählt werden. Für
                                                         •     Shandong Water Conservancy Research
dieses Planungsinstrument wurde ein mathema-
                                                               Institute (WCRI), Section of Water
tischer Algorithmus entwickelt. Als Grundlage für
                                                               Resources Research, Jinan
das DSS dient ein Katalog aller existierenden und
potenziellen Maßnahmen für nachhaltiges Wasser-          •     Longkou Water Affairs Authority (LKWAA),
management. Nach einer Bestandsaufnahme der                    Longkou
Wassernutzungssituation wurden sozioökonomische
                                                         •     Shandong Construction University (SDJU),
Entscheidungskriterien in das DSS einbezogen und
                                                               Jinan
Konzepte und Pilotanlagen zum Wassersparen und
zur Wasserwiederverwendung in Haushalten, Indus-         •     Shandong Normal University (SDNU),
trie und Landwirtschaft sowie zur Beherrschung der             Department of Population, Resources and
Salzwasserintrusion entworfen. Die geltenden chine-            Environment, Jinan
sischen Standards sowie das existierende Monitoring-
system wurden analysiert und Vorschläge zu dessen
Verbesserung erarbeitet. In der Umsetzungsphase        ANSPRECHPARTNER
werden die Konzepte und Anlagen realisiert. Exem-
plarisch wird ein Monitoringsystem eingerichtet, um    Prof. Dr. Stefan Kaden
Grundwasserstände, -qualität und Abflusssituation      DHI-WASY GmbH, Berlin
                                                       Waltersdorfer Straße 105, 12526 Berlin
zu beobachten. Alle Teilprojekte wurden zusammen
                                                       Tel.-Nr.: +49 30 679998-0
mit den jeweiligen chinesischen Partnerinstitutionen
                                                       E-Mail: mail@dhi-wasy.de
erarbeitet.

                                                                                   Forschungsvorhaben zum IWRM 21
FORSCHUNGSVORHABEN ZUM IWRM
          Integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM) in Gunung Kidul,
          Java, Indonesien
Laufzeit: 06/2008–05/2013
Geografische Lage: Distrikt Gunung Kidul, Yogyakarta Spezial Provinz, Indonesien

                                                                                           Abbildung 20: Lage des Karstgebietes Gunung
                                                                                           Sewu auf der Insel Java, Indonesien (Quelle: IWRM
          Kurzbeschreibung des Verbundprojektes                                            Indonesien Projekt).

          Rahmenbedingungen und Zielsetzung
          Der Distrikt Gunung Kidul an der Südküste
          der Insel Java liegt nahe der Großstadt Yo-
          gyakarta und ist geprägt vom tropischen
          Klima. In der halbjährigen Trockenzeit
          herrscht dort akuter Wassermangel. Da-
          durch wird die auf Landwirtschaft ange-
          wiesene Region so stark geschwächt, dass
          sie auch als „Armenhaus Javas“ bezeichnet
          wird. Eine Ursache liegt im zerklüfteten
          Karstuntergrund, in dem das Oberflächen-
          wasser sofort versickert. Hinzu kommen ein
          desolates Versorgungssystem und eine völlig unzu-
          reichende Abwasserentsorgung. Hier setzt das BMBF-                           Untersuchungsgebiet
          Projekt „Integriertes Wasserressourcen-Management                            Untersuchungsgebiet: Karstgebiet ‘Gunung Sewu’
          (IWRM) in Gunung Kidul, Java, Indonesien“ an. Es soll                        („1.000 Hügel“, 1.400 km2)
          die Trinkwasserversorgung der Region sichern. Dazu
          müssen die unterirdischen Wasserressourcen in den                            Keine natürliche Speicherung des Niederschlags auf-
          Höhlensystemen der Gunung Sewu („1.000 Hügel“)                               grund der starken Verkarstung des Untergrundes
          und das Karstgrundwasser des Wonosari-Plateaus,                              Hunderte untereinander vernetzte, unterirdische
          beides Teilgebiete der Region Gunung Kidul, erschlos-                        Flusssysteme und Höhlen
          sen und die bestehenden Wasserverteilungssysteme
                                                                                       Akuter Wassermangel bei der Bevölkerung während
          saniert werden. Den Problemen angepasste Techno-
                                                                                       der Trockenzeit
          logien zur Trinkwassergewinnung, -verteilung und
          Abwasserbehandlung sollen die Bevölkerung ganz-                              Bisher erfolglose Versuche, die unterirdischen Wasser-
          jährig mit ausreichend sauberem Wasser versorgen,                            ressourcen nachhaltig zu erschließen
          ohne künftige Generationen oder angrenzende Re-
          gionen zusätzlich zu belasten.

                                                                                   Lösungsansatz
                                                                                   In dem Projekt sollen Wasservorräte erschlossen und
                                                                                   ein Konzept zum Integrierten Wasserressourcen-Ma-
                                                                                   nagement entwickelt werden. Darin werden sowohl
                                                                                   alle Bereiche des Wasserressourcen-Managements
                                                                                   (von der Trinkwassergewinnung und -aufbereitung
                                                                                   über die bauliche Infrastruktur und Wasserverteilung
                                                                                   bis hin zur Abwasserentsorgung) als auch die sozio-
                                                                                   ökonomischen Randbedingungen berücksichtigt.

                                                                                      Abbildung 21: Die Karstregion Gunung Sewu während
                                                                                      der Trockenzeit (Foto: IWRM Indonesien Projekt).

     22    Forschungsvorhaben zum IWRM
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