Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO

 
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Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
4/2005

PRO               SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ

             • Bedrohung Vogelgrippe
      • Das Tier als Freund und Helfer
Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
Impressum                                                               Inhalt
    Zeitschrift der Schweizerischen             Wir geben Tieren ein Zuhause                                           4
    Gesellschaft für Tierschutz/ProTier,        Vogelgrippe – Leidtragende sind die Hühner                             6
    Zürich
                                                Grenztierarzt – Im Kampf gegen Zynismus                               10
    Nr. 4 Dezember 2005
    33. Jahrgang                                Das Tier als Freund und Helfer (I) – Hunde im Einsatz                 14
    Erscheint 4x jährlich                       Das Tier als Freund und Helfer (II) – Heilpädagogisches Reiten        17
    Abonnement                                  Das Tier als Freund und Helfer (III) – Schweine im Landbau            19
    Mitglieder erhalten die Zeitschrift         Wildschweine – Mais mit den hochintelligenten Tieren                  21
    kostenlos                                   Rummel um einen Bären                                                 23
    Jahresbeitrag                    Fr. 30.–
                                                Jagd auf Katzen                                                       24
    Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–
    Einzelnummer                     Fr. 6.–    Palmöl bedroht Überleben der Orang-Utans                              26
    Jahresabonnement                 Fr. 20.–   Kampf gegen die Grausamkeiten an Tieren in Lima, Peru                 28
    Redaktion:                                  5. Weltkongress über Alternativen zu Tierversuchen                    30
    Rita H. Dubois (rd)                         Chamäleon: Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit                32
    Ständige Mitarbeiter:                       Buchbesprechungen/CD-Bestellungen                                     34
    Nathalie Dubois (nd)                        Kurznachrichten                                                       36
    Ulrich Karlowski (uk)                       Pro Tier unterstützt Kaninchenprojekt von kagfreiland                 37
    Ulrike Kirsch (uki)
                                                Projekte + Kampagnen: So können Sie helfen                            38
    Mitarbeit an dieser Ausgabe:                Patenschaften                                                         39
    R. A. Attinger

    Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der
    Weiterverwendung der Artikel und Bilder
                                                    Vogelgrippe/Grenztierarzt        Das Tier als Freund und Helfer
    nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Ge-
    nehmigung der Redaktion.

    Die Beiträge decken sich nicht unbedingt
    mit der Meinung der Redaktion und des
    Vorstandes

    Titelbild:
    Hermelin
    Foto: Michael Quinton/Larry Minden/age
    fotostock
                                                                                                                 14
    Layout:
    proVista –                                                                        Palmöl bedroht Orang-Utans
    concept, prepress, publishing, design                               6/10
    Urs Widmer, 4123 Allschwil

    Druck:                                               Wildschweine
    Fotorotar AG, 8132 Egg

    SCHWEIZERISCHE
    GESELLSCHAFT
    FÜR TIERSCHUTZ

    Alfred-Escher-Strasse 76
    CH-8002 Zürich
    Telefon:    044 201 25 03
    Telefax:    044 201 26 23
    Postcheck: 80-37221-2
    E-Mail:     tierschutz@protier.ch
    URL:        www.protier.ch
                                                                           21                                    26

2                                                                                                            ProTier 4/05
Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
Editorial
Liebe Tierfreunde

N
        och sind sie nicht verges-

                                                                                              Foto: Martin Siegenthaler
        sen, die schrecklichen Bil-
        der über die Ausmerzak-
tionen von Geflügel wegen der Lun-
genkrankheit SARS. Nun werden
schon wieder Hunderttausende
Hühner, Enten und Gänse getötet.
Diesmal wegen der Hühnergrippe-
Hysterie. Wieder zeigt uns das Fern-
sehen wie die Vögel grausam ge-
tötet werden. Sie werden totge-
schlagen, lebendig in Säcke ge-
                                          pell an die asiatischen Länder, die    einem Schaf, protestieren Jäger
stopft und verbrannt, oder man
                                          Haltungsbedingungen für die Tie-       und Schafzüchter lauthals und ver-
dreht ihnen die Hälse um.
                                          re zu verbessern. Wer die Zustän-      langen deren Abschuss. Noch
                                          de auf den asiatischen Tiermärkten     weiss man nichts Genaues über
Sie sollen das gefürchtete Vogel-
                                          kennt, wundert sich nicht, dass dort   den Verbleib des Bündner Bären,
grippevirus übertragen. Die Vogel-
                                          der Ursprung von Tierseuchen           doch weist vieles daraufhin, dass er
grippe oder Vogelpest wie sie bis-
                                          liegt.                                 nicht mehr lebt.
her genannt wurde, ist keine neue
Krankheit. Grössere Geflügelbe-
                                          Ein Vergleich – jeden Winter ster-     Es fällt mir nicht leicht, Ihnen ange-
stände wurden immer wieder mal
                                          ben weltweit 2 bis 3 Millionen Men-    sichts der vielen Probleme und Ka-
befallen. Für den Menschen war sie
                                          schen an Grippe. Seit Ausbruch der     tastrophen eine schöne und fried-
nie gefährlich, das Virus hat immer
                                          Vogelgrippe in Asien sind in die-      volle Advents- und Weihnachtszeit
nur Vögel infiziert.
                                          sem Jahr 46 Menschen gestorben.        zu wünschen. Ich wünsche trotz-
                                          Grund genug Millionen von Tieren       dem besinnliche Tage, die Ihnen
Doch nun warnen Forscher, das Vi-
                                          auf grausamste Weise zu töten?         und uns allen Kraft geben, mit Mut
rus könnte sich verändern, es könn-
                                                                                 und Hoffnung ins Jahr 2006 zu ge-
te sich mit einem Grippevirus ver-
                                          Der Mensch tut sich schwer, Tiere      hen.
binden und so auch den Menschen
                                          als Mitgeschöpfe, als einen Teil der
gefährlich werden. 20–30 Millionen
                                          Natur zu betrachten. Jeden Herbst
Tote könnte es geben. Für die Phar-
                                          ziehen Jäger und Jägerinnen durch      Bis zum nächsten Mal
maindustrie das Geschäft! Das
                                          die Wälder. Noch immer ist in der      Ihre
Medikament Tamiflu wird zum
                                          Schweiz die Hetzjagd mit Hunden
Wundermittel hochgejubelt. Die
                                          erlaubt. Abends wird dann gebe-
Leute legen Vorräte davon an, der
                                          chert und gefeiert. Für Tierschützer
Hersteller steigert die Produktion,
                                          ist dies nicht nachvollziehbar. Doch
die Kasse klingelt. Dabei geht ver-
                                          wenn zwei das Gleiche tun, ist es
gessen, dass das Mittel nicht gegen
                                          nicht dasselbe. Reisst ein Luchs ein   Rita Dubois
das Virus H5N1 hilft, sondern nur
                                          Reh oder vergreift sich der Bär an     Geschäftsführerin
gegen die normale Grippe. Egal,
wer es im Medikamentenschrank
hat, fühlt sich auf der sicheren Seite.

Was mich an der Geschichte am              Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen
meisten stört, kein Wort, kein Ap-             Sie uns bitte im Internet unter: www.protier.ch

ProTier 4/05                                                                                                              3
Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
Wir geben Tieren
    Gunda, Gisma, Dodo und Marik. Zwölf Junge brachte                                                        Die Hündinnen Gunda und Gisma schwarz mit wenig
    eine Hündin auf einem Bauernhof zur Welt. Acht wur-                                                      Braun und Weiss unterscheiden sich nur durch die
    den getötet oder sind auf mysteriöse Weise ver-                                                          Kipp- bzw. Stehohren.
    schwunden. Die vier übrig gebliebenen warten nun bei
    uns im Stolzboden auf ein Zuhause.

                                                                                 Foto: Martin Siegenthaler

                         n                                scht
                  Unerwü

                                                                                                                                             Foto: Martin Siegenthaler

                                                                                                                                                                                        Foto: Martin Siegenthaler
     Marik

                                                                                                                             Gunda                                       Gisma
                                                          Die Rüden Marik und
                              Foto: Martin Siegenthaler

                                                          Dodo sind schokolade-
                                                          braun und kaum von-
                                                          einander zu unterschei-
                                                                                                             Foto: Karin Angst

                                                          den.
                                                          Alle vier sind übermütig
                                                          und lebendig, aber sehr
                                                          gutmütig. Sie brauchen
                                                          aber noch viel Erzie-
                                                          hung, sie müssen unbe-

                                                                                                                                                   ilze im
                                                          dingt einen Junghunde-
                                                          kurs weiter besuchen
                                                                                                                                     G l ü c k s p
                                                          können.
                                                                                                                                           o p p e  l p ack
                                                          Sie eignen sich nicht als                                                     D
                                                          Ersthund. Wer einem
                                                          dieser «Wildfänge» ein
                                                          Zuhause geben will,
     Dodo                                                 braucht unbedingt Hun-
                                                          deefahrung.                                        Bobbi und Lenni. Eigentlich war die Familie der bei-
                                                                                                             den Lausbuben vor einem Jahr ins Tierheim gegan-
                                                                                                             gen um sich Bobbi anzuschauen und mit ihm einen
                Unser Spendenkonto                                                                           Probespaziergang zu machen. Als sie jedoch von Bob-
                                                                                                             bis bestem Freund Lenni erfuhren, entschlossen sie sich
             PC: 80-37221-2                                                                                  spontan, ihn auch mitzunehmen. Schnell war klar, dass
                                                                                                             man die beiden nicht mehr trennen wollte. Und da auch
              Vermerk: Findeltiere
                                                                                                             genügend Platz vorhanden war, fanden sie zusammen
    Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz                                                               ein neues Zuhause. Die beiden halten ihre Familie ganz
           Alfred-Escher-Strasse 76,                                                                         schön auf Trab. Sie spielen, toben und schlafen mit-
                 CH-8002 Zürich                                                                              einander, haben aber auch Gehorsam gelernt.

4                                                                                                                                                                                ProTier 4/05
Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
ein Zuhause

                                                                                                                       Foto: Ruth Stettler
   Foto: Martin Siegenthaler

                                                                                                      ilz
                                                                                            Glücksp
                                                              Micky (ehemals James). Am Anfang bereitete er sei-
                                                              ner neuen Familie echte Sorgen. Zwar verstand er sich
                                                              gut mit seiner neuen Katzenfreundin, spielte und
                                           etzt
                                 Ausges
                                                              schmuste mit ihr. Doch dann griff er sie plötzlich un-
                                                              vermittelt an, was die Kätzin erschreckte und verunsi-
                                                              cherte. Doch nun haben sich die beiden aneinander
                                                              gewöhnt und, wenn er genug vom Spielen und Her-
  Shiva. Die ca. 10-jährige Perserkätzin wurde auf der        umtollen hat, hilft er gerne bei den Büroarbeiten.
  Strasse gefunden. Sie war abgemagert, und ihr Fell
  war derart ungepflegt und verfilzt, dass es teilweise ab-
                                                              Foto: Martin Siegenthaler

  geschoren werden musste. Ausserdem hatte sie Mühe
  mit dem Gehen. Der Tierarzt meinte, dass sie über län-
  gere Zeit falsch gefüttert worden sei, womöglich nur
  mit rohem Fleisch und Innereien. Inzwischen hat sich
  Shiva weitgehend erholt, meist ist sie lieb und anhäng-
  lich. Sie zeigt aber auch deutlich, wenn sie in Ruhe ge-
  lassen werden will. Als neues Zuhause sucht sie einen
  ruhigen Haushalt, wo sie als Einzelkatze verwöhnt
  wird. Auch braucht sie einen Balkon oder eine Ter-
  rasse, die mit einem Netz gesichert sind.

                                                                                                   n d e n mit
   Foto: Martin Siegenthaler

                                                                                                 u
                                                                                          Aufgef Jungen
                                                                                            ihren
                                                              Füchsli und ihre Kinder. Anfang August tauchten bei
                                                              einer Garage in der Nähe vom Tierheim drei ca. 8 Wo-
                                                              chen alte Katzen auf. Bevor sie eingefangen werden
                                                              konnten, wurde leider eine überfahren. Henry, ein

                                      et   zt                 schwarzes Katerchen, und Helga, ein Tigerweibchen,
                               Ausges                         kamen in den Stolzboden. Eine mehrmalige Nachsu-
                                                              che erbrachte keine Hinweise auf die Katzenmutter.
                                                              Wir mussten annehmen, dass die Katzen ausgesetzt
  Reni. Die etwa 10-jährige Kätzin brachte in einer Re-       worden sind. Dann, Anfang September, tauchte eine
  nault-Garage ihre sechs Kinder zur Welt. Die Familie        rote, total abgemagerte Kätzin bei der gleichen Gara-
  kam zu uns in Tierheim, als die Jungen 8 Tage alt wa-       ge auf. Bei ihr war ein junges schwarzes Weibchen. Da
  ren. Reni ist eine gute und fürsorgliche Mutter. Nun su-    die 3 Jungtiere alle gleich alt sind, ist Füchsli mit gros-
  chen wir für sie und ihre Jungen ein gutes schönes          ser Wahrscheinlichkeit die Mutter von dem Trio. Die
  Zuhause mit Auslauf. Es darf aber keine stark befah-        Kätzin ist mindestens 10 Jahre alt.
  rene Strasse in unmittelbarer Nähe sein.                    Sie hat sich erstaunlich gut von den durchgemachten
  Joelle, Yogi, Janosch, alle schwarz. Charly, schwarz-       Strapazen erholt. Auch für Füchsli suchen wir ein Zu-
  weiss, Joya, Tiger mit weiss, und Georgia, getigert. Die    hause, wo es nicht allzu turbulent zugeht. Ein katzen-
  Jungen geben wir nur als Zweikatzen oder paarweise          sicherer (mit Netz gesicherter) Balkon oder eine Ter-
  ab.                                                         rasse muss vorhanden sein.

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Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
Vogelgrippe in Europa

Leidtragende
   sind
      die Hühner
                    Foto: Hans Peter Roth

                                            Ob sie in Asien tausendfach getötet werden oder in Europa
                                            Stallarrest bekommen, Hauptleidtragende sind einmal mehr
                                            die Hühner. Ein weiteres bitteres Kapitel über den mensch-
                                                        lichen Umgang mit der «Wegwerfware» Nutztier.

         D        ie Bilder und Berichte über Massentötungen
                      von Geflügeltieren, die wegen der Vogel-
                      grippe in Ostasien oft lebendig verscharrt
                      oder verbrannt wurden («ProTier» berich-
                      tete) waren nur schwer zu ertragen. Nun
                      ist die Vogelgrippe in Europa festgestellt
                                                                   damit ist jetzt vorläufig Schluss, Stallhal-
                                                                   tung ist Pflicht. Das Bundesamt für Veteri-
                                                                   närwesen (BVET) kam zum Schluss, an der
                                                                   Grippe erkrankte Zugvögel aus dem Osten
                                                                   gefährdeten das Freilandgeflügel.

                      worden. Nun wird auch bei uns Geflügel
                                                                   Horror für Freilandhühner
                      präventiv getötet, wenn die vorgeschriebe-
                      ne Stallhaltung nicht möglich ist.           Doch der Stallarrest kann für Freilandhüh-
                          «Gibt es ein Massaker?» So titelte die   ner zum Horror werden. «Die Tiere sind
                      Zeitung mit den grossen Buchstaben. Nicht    gewöhnt, sich draussen bewegen zu kön-
                      zu Unrecht. Von 6,5 Millionen Hühnern in     nen. Eingesperrt werden sie nervös und
                      der Schweiz scharren rund 1,5 Millionen      aggressiv», sagt Alois Wüthrich, Agrarbe-
                      glückliche Hühner unter freiem Himmel.       rater für Geflügel- und Eierproduzenten.
                      Weil die Schweiz als einziges Land die Kä-   «Sie greifen sich an und machen auch vor
                Von   fighaltung verboten hat, ist der Anteil an   Kannibalismus nicht Halt.» Bio-Poulet-Pro-
    Hans Peter Roth   Freilandgeflügel hier besonders hoch. Aber   duzent Lukas Vock will seinen Hühnern die-

6                                                                                                   ProTier 4/05
Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
Foto: Hans Peter Roth
                                                               se Qualen nicht zumuten. «Dann höre ich
                                                               lieber gleich auf mit den Freilandpoulets.»
                                                               Einmal mehr sind kleine, naturnahe Betrie-
                                                               be besonders betroffen, einige davon in
                                                               ihrer Existenz bedroht. Grossmästereien
                                                               und Legefarmen, die weit weniger tierge-
                                                               recht produzieren, können mit dem «Hüh-
                                                               nerknast» dagegen vergleichsweise gut le-
                                                               ben. Ihre Tiere können oft gar nicht ins Freie.
                                                                  Hauptleidtragende sind indessen die
                                                               Tiere. Gemäss Schätzungen könnten we-
                                                               gen der Stallpflicht weit über 100 000 Hüh-
                                                               ner vorzeitig getötet werden. Denn wohin
                                                               mit dem Geflügel? Dabei kann selbst der
                                                               Stallzwang die Ausbreitung der Vogelgrip-
                                                               pe nicht hundertprozentig verhindern (sie-
                                                               he Kasten Vogelhandel). «Es gibt unzähli-
                                                               ge Hobby-Geflügelhalter, und Rassenzüch-
                                                               ter, die nirgends registriert sind», sagt der
                                                               Berner Kantonstierarzt Christian Huggler.
                                                               «Das ist ein grosses, ungelöstes Problem.»

                                                               Schon lange bekannt
                                                               Doch was ist Vogelgrippe überhaupt? Die
                                                               Vogelgrippe wird auch Geflügelpest ge-
                                                               nannt. Sie wurde 1878 in Italien zum ersten
                                                               Mal nachgewiesen. Es kursieren verschie-
Foto: Hans Peter Roth

                        ProTier
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Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
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Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
dene Virenstämme: Wenig und hoch
                            ansteckende. Das Vogelgrippevirus
                            kann bei Hühnern, Puten, Gänsen,
                            Enten und wild lebenden Wasservö-
                            geln (und eventuell auch bei ande-
                            ren Vogelarten) eine tödliche Seu-
                            che hervorrufen. In der Schweiz trat
                            die Vogelgrippe letztmals 1930 auf.
                            Der sich nun ausbreitende, aggres-
                            sive Subtyp H5N1 kann im Extrem-
                            fall auch Menschen gefährden, nö-
                            tig ist dazu ein direkter Kontakt mit
                            einem erkrankten Tier. Eine Anste-
                            ckung von Mensch zu Mensch wür-
                            de erst möglich, wenn sich das Vi-
                            rus verändert (siehe Kasten). H5N1
                            trat 1997 in Hongkong erstmals auf,
                            breitete sich jedoch nur langsam in                                                                Die Gänse und Enten
                                                                     Foto: Martin Siegenthaler

                            Südostasien aus. 2003 brach dann                                                               vom Tierheim Stolzboden
                            die Seuche erneut in Südkorea aus.                                                                marschieren freiwillig
                            Schon fast vergessen ist, dass eben-                                                                       in den Stall.
                            falls 2003 auf einer niederländischen

                                                                                                                 Geflügelfarm ein weiterer Subtyp,
                                                            Virus H5N1
                                                                                                                 H7N7, ausbrach. 83 Menschen er-
                                                                                                                 krankten am Virus, eine Person
                                                Hysterie mit                                                     starb. 30 Millionen Hühner wurden
                                           pandemischem Ausmass                                                  darauf getötet.
                            Wenn etwas ausgebrochen ist, dann eine pandemische Panik vor der Anste-
                            ckung mit «Etwas», wovon die wenigsten wissen, was «Es» genau ist. Pharma-           Virus H5N1 wird
                            riese Roche dankt für die globale multimediale Gratiswerbung seines Präparats        selten bei Wildvögeln
                            Tamiflu ebenso wie all jene, die dank der immunschwächenden Angstmache               nachgewiesen
                            mehr Geld denn je mit fragwürdigen Grippeimpfungen kassieren.
                                                                                                                 Zwischen Ostasien und Europa gibt
                            Wie gefährlich ist «Es» wirklich für den Menschen? Zurzeit wird H5N1, das Vogel-
                                                                                                                 es zwar keine direkten Zugvogel-
                            grippevirus, das für den Menschen gefährlich sein kann, nur durch direkten Kontakt
                                                                                                                 routen. Doch nun hat das Virus im
                            mit infizierten Vögeln oder deren Kot, Blut und Nasensekret übertragen. Zudem
                                                                                                                 «Zick-Zack-Kurs», durch Kontakte
                            überleben Vogelgrippeviren ausserhalb des Körpers nur sehr kurz. Der Kontakt
                                                                                                                 von Zugvögeln an sich über-
                            müsste also sehr unmittelbar und direkt sein, sollte sich jemand über den Kot
                                                                                                                 schneidenden Flugrouten via West-
                            eines infizierten Vogels anstecken. Selbst Fleisch und Eier von an H5N1 erkranktem
                                                                                                                 china, Kasachstan und den Ural
                            Geflügel liessen sich bedenkenlos verzehren, solange bei ausreichender Tem-
                                                                                                                 Europa erreicht. Unter den Wildvö-
                            peratur gegart oder gekocht. Beim Erhitzen über 70°C geht das Virus ein.
                                                                                                                 geln kursieren vor allem andere,
                            Die Übertragung des H5N1-Virus von Mensch zu Mensch ist bisher gemäss WHO
                                                                                                                 weniger aggressive Virenstämme
                            nur äusserst selten aufgetreten. Experten befürchten zwar, der Erreger der Vo-
                                                                                                                 der Vogelgrippe, an welche die Vö-
                            gelgrippe könnte sich mit dem der menschlichen Grippe zu einer Art leicht über-
                                                                                                                 gel relativ gut angepasst sind. Der
                            tragbarem «Supervirus» verbinden. Dann drohte eine weltweite Grippeepide-
                                                                                                                 neue Virustyp H5N1 wurde erst sel-
                            mie. Ein solches Virus wurde bislang aber nicht entdeckt. Von einer akuten Be-
                                                                                                                 ten in Wildvögeln nachgewiesen.
                            drohung kann also keine Rede sein. Ansonsten wären zunächst einmal alle Fahr-
                                                                                                                 Sehr gefährlich ist dieser Virustyp
                            zeuge mit Stallarrest zu belegen. Denn jährlich sterben laut der WHO 1,2 Millio-
                                                                                                                 beim Hausgeflügel. Erkrankte Hüh-
                            nen Menschen bei Verkehrsunfällen. Was für eine Welt: Täglich sterben Tau-
                                                                                                                 ner bekommen Fieber, Atembe-
                            sende an Malaria, Unterernährung und bei Gewalttaten. Das kümmert uns nicht.
                                                                                                                 schwerden und Durchfall. Nahezu
                            Lieber ängstigen wir uns präventiv zu Tode.
                                                                                                                 100 Prozent des erkrankten Geflü-
                            Und wenn es doch kommt, das gross angekündigte Killervirus? Bei der letzten
                                                                                                                 gels stirbt nach einigen Tagen.
                            Pandemie 1968 starben rund eine Million Menschen. Gemessen an den jährli-
                                                                                                                 Auch wild lebende Wasservögel
Foto: Martin Siegenthaler

                            chen Verkehrstoten eine relativ geringe Zahl. Klar ist: Angst und Stress machen
                                                                                                                 sterben vermutlich rasch. Dies
                            krank. Wer sich also von der pandemischen Panik anstecken lässt, schadet ga-
                                                                                                                 bremst die Ausbreitung und konn-
                            rantiert der Gesundheit und landet früher oder später mit einer Grippe im Bett.
                                                                                                                 te bislang Massensterben unter
                            (ak/hpr)
                                                                                                                 Wasservögeln verhindern.          ■

                            ProTier 4/05                                                                                                          9
Bedrohung Vogelgrippe Das Tier als Freund und Helfer - PRO
Grenztierarzt

       Im Kampf
gegen Zynismus
                                               Die Vogelgrippe hat seinen Arbeitsalltag nur wenig verändert:
                                          Grenztierarzt Adrian Schmitt auf dem Flughafen Zürich. Er gibt Aus-
                                           künfte und fahndet nach Schmugglern und ihrer Schmuggelware.

«M                 oment bitte», flüstert Adrian Schmitt und macht
                      eine entschuldigende Handbewegung. Der
                      Grenztierarzt ist am Telefon: «Sie möchten
                      mit einem Hund von Japan in die Schweiz
                      einreisen? … » Das Gespräch zieht sich hin.
                                                                     geht um gezieltes Befragen und stichpro-
                                                                     benweise Gepäckdurchsuchung. Geflügel-
                                                                     fleisch, Eier, Federn und andere Tierproduk-
                                                                     te werden beschlagnahmt und vernichtet.
                                                                     «Eine vollständige Sicherheit ergibt das na-
                      «Die nötigen Papiere. … Der Hund darf          türlich nicht», sagt Daniel Tschudin. «Aber
                      nicht coupiert sein. … Sonst keine Chance,     wir setzen ein Signal an die Reisenden und
                      dass man ihn reinlässt. … Weil es aus Tier-    vollziehen mit den verschärften Kontrollen
                      schutzgründen verboten ist.» Neonlicht er-     das strikte Importverbot des Bundesamtes
                      hellt das enge, grenztierärztliche Büro im     für Veterinärwesen BVET.»
                      Flughafen Zürich. Adrian Schmitt der Kon-
                      trast dazu. Freundlich, gewinnend, Kräfti-
                                                                     1700 Eintagsküken
                      ge Statur. Warmer Händedruck, nachdem
                      er aufgelegt hat.                              Das Handy von Adrian Schmitt klingelt. Er
                      Der erste Gang führt zum Stellvertreter des    wird in der Tierabfertigung erwartet. Sei-
                      Zollinspektors, Daniel Tschudin. Gemein-       ne Stimme wird lauter. Ein kalter Wind trägt
                      sam mit dem Grenztierarzt erläutert er die     Fluglärm in die offene Frachthalle. «Hier ist
                      aktuelle Disposition betreffend Vogelgrip-     die Tierkontrolle und Quarantänestation.»
                      pe. Einreisende, die mit Direktflügen aus      Die gekachelten Räume werden vermehrt
                      betroffenen Ländern ankommen, werden           desinfiziert. In der Station ängstliches und
                 Von  verschärft kontrolliert. «Dazu setzen wir      aufgeregtes Vogelpiesen. In einem der Räu-
     Hans Peter Roth  mehr Personal ein», erklärt Tschudin. Es       me sind auf einem Rollwagen Dutzende

10                                                                                                     ProTier 4/05
Eintagsküken – Glück
                                                                                                              gehabt. Sie kommen aus
                                                                                                              einer gesicherten Gegend.
Fotos: Alle Bilder von BVET

                              Kartons mit grossen Luftlöchern gestapelt.
                              Schmitt reisst einen Karton auf und holt ein
                              piepsendes Flaumbällchen hervor. «Ein-
                              tagsküken.» Der Leiter des grenztierärztli-
                              chen Dienstes im Zollkreis 2 rechnet: 1700
                              Tiere. Sie kommen aus Paris.
                              Kein Problem, angesichts der Hysterie und
                              verschärften Bestimmungen rund um die
                              Vogelgrippe? «Nein.» Frankreich sei ja vor-
                              derhand frei von Vogelgrippe. «Die jungen
                              Hühner kommen also aus einer gesicher-
                              ten Gegend und sind in Paris auch nicht
                              umgeladen worden.» Dies ist für Schmitt
                              aus den Frachtpapieren ersichtlich und
                              wäre ohnehin nicht erlaubt. Ob die Küken
                              zu Lege- oder Masthennen heranwachsen
                              sollen, oder aber zu Muttertieren für Lege-
                              oder Masthennen, ersieht der Grenztierarzt
                              aus den vorliegenden Gesundheitszeugnis-
                              sen. Nachdem die Küken den Flughafen
                              passiert haben, liegt die Kontrolle beim         Adrian Schmitt mit Eintagsküken
                              vorinformierten Veterinäramt desjenigen
                              Kantons, in welchem sich der Einstallungs-       arzt einschreiten, wenn Touristen mit Hun-
                              betrieb der Junghennen befindet.                 den oder Katzen erwischt werden, die sie
                                                                               illegal in die Schweiz bringen wollen. Die
                                                                               Dunkelziffer ist hoch. Adrian Schmitt warnt:   Feriensouvenir mit
                              Katzen aus der Türkei
                                                                               «Die gut gemeinte Absicht, solche Tiere in     ungewisser Zukunft
                              Wieder klingelt Schmitts Handy. Drei Kat-        die Schweiz zu bringen, kann das Gegen-
                              zen werden vom Flughafen Basel-Mühlhau-          teil bewirken.» Tierseuchen könnten so in
                              sen nach Zürich Kloten in die Quarantäne         die Schweiz gelangen; auch auf Menschen
                              überstellt. Typischer Fall: Zöllner hatten die   übertragbare wie die Tollwut, die Lungen-
                              Frau im Euro-Airport bei der Einreise aus        infektion SARS – oder im Extremfall eben
                              der Türkei in die Schweiz abgefangen –           die Vogelgrippe.
                              ohne gültige Papiere für die Katzen. «Ver-       Entsprechend hart sind die Konsequenzen:
                              mutlich Findeltiere», nimmt der Veterinär        «Entweder führen wir solche Tiere ins Ur-
                              an. «Touristen packen sie aus Mitleid ein        sprungsland zurück oder wir schläfern sie
                              und wollen sie nach Hause holen.» In bis         ein.» Der Tierarzt hat Verständnis, dass bei
                              zu 150 Fällen jährlich muss der Grenztier-       gewissen Tierfreunden das vom BVET vor-

                              ProTier 4/05                                                                                                     11
Fotos: Alle Bilder von BVET
                                                              Adrian Schmitt, Grenztierarzt, mit
                                                           einer Sammlung verboten eingeführ-
                                                                        ter tierischer Produkte

                                                           nahmte Gegenstände geschützter
                                                           Tiere ansteuert.
                                Makaberes Souvenir –
                                    Affen geräuchert       Kabinett des Grauens
                                                           Der Ausstellungsraum: Ein Sam-
                                                           melsurium der Tragik und Komik.
                                                           Neben Elfenbein, Spinnen, Schild-
                    geschriebene Vorgehen auf Ableh-       krötenpanzern, Schlangenlederklei-
                    nung stösst. Er tut das Möglichste,    dern und Grosskatzenfellen ist auch
                    um betroffenen Einreisenden die        ein Hundefell ausgebreitet mit
                    Situation zu erklären. «Es kann aber   plump aufgespraytem Fleckengit-
                    auch mal vorkommen, dass Leute         termuster. Für einen unbedarften
 Hundefell mit      trotzdem persönlich und unsanft in     Afrikareisenden bestimmt, als
 aufgedrucktem      unserem engen Büro vorstellig wer-     «Wildkatzenfell». In Olivenölgläsern
 Wildkatzenmuster   den», sagt Schmitt, während er den     eingelegte Jungschlangen rufen an-
                    Ausstellungsraum für beschlag-         dere Erinnerungen wach: Die klei-

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ne Boa, in die ein Grenzwächter
plötzlich griff, als er die Westenta-                                                    Für «Feinschmecker» lebend
schen eines Einreisenden durch-                                                               transportierte Hummer
suchte. Oder der Kanarienvogel, der
durch lautes Fiepen auf sich auf-
merksam machte. Der Schmuggler
hatte ihn in eine Tetra-Packung ge-
stopft im Rucksack. Beschlagnahm-
te lebende Tiere kommen in die
Obhut von Zoos oder ausgewiese-
nen Fachleuten. In gewissen Fällen
werden sie auch in ihre Ursprungs-
region zurückgeführt und nach
Möglichkeit freigelassen. Sicherge-
stellte Teile von toten Tieren, wie
Felle, Häute oder beispielsweise
Schildkrötenpanzer, sowie ausge-
stopfte Tiere, die unter das CITES-
Artenschutzabkommen fallen, ge-
hen als Leihgaben an Schulen und
Museen.
                                                                    Tödlicher Handel

Tiere als                                  Umstrittener Import von Wildvögeln
Drogenschmuggler
                                        Ein in England an Vogelgrippe gestorbener Papagei belegt die Gefahr, die vom
Doch der Zynismus von Schmugg-          Wildvogel-Import ausgeht. Gemäss der deutschen Artenschutzorganisation
lern kennt buchstäblich keine Gren-     Pro Wildlife stammte der Papagei aus Surinam (Südamerika) und war seit dem
zen. Nicht genug, dass Tierschmug-      16. September mit anderen Ziervögeln, unter anderem aus Taiwan (!) in einer
gel und Tierhandel viele seltene        englischen Quarantänestation. Die EU ist weltweit der grösste Abnehmer von
Arten an den Rand der Ausrottung        «Ziervögeln». Sie importiert jährlich fast 1,8 Millionen Tiere aus freier Natur,
gebracht haben. Nicht genug, dass       darunter Papageien, Beos und Finken.
unzählige geschmuggelte Tiere un-           Mehr als 350 «Ziervögel», die in derselben Quarantäneeinrichtung waren
ter den schrecklichen Transportbe-      wie der infizierte Papagei, wurden bereits getötet. «Es ist höchste Zeit, dass
dingungen leiden und häufig unter-      das sinnlose Sterben von Wildvögeln für den Heimtiermarkt gestoppt wird»,
wegs oder kurz nach der Reise an        schreibt Pro Wildlife weiter und fordert ein dauerhaftes Einfuhrverbot für alle
Stress, Durst, Hunger oder Sauer-       Wildvögel. Denn unzählige Tiere verenden bereits durch Fang, Transport oder
stoffmangel eingehen. Besonders         Infektionen innerhalb der Handelskette. Und nun droht mit dem weltweiten
skrupellose Schmuggler missbrau-        Vogelhandel die rasante Verbreitung der Vogelgrippe.
chen Tiere sogar dazu, selbst               Zudem ist der Öffentlichkeit kaum bewusst, dass ein Grossteil der verkauf-
Schmuggelware über die Grenze zu        ten Vögel wie Papageien, Beos und exotischer Finken noch immer aus freier
bringen. Etwa, wenn Hunde kleine        Wildbahn stammt: Laut Pro Wildlife sind neun von zehn der importierten Vö-
verpackte Drogenportionen schlu-        gel Wildfänge: «Während Fang und Handel heimischer Vogelarten verboten
cken müssen. Oder wenn Tiere kur-       sind, ist der Plünderung der Vogelwelt anderer Staaten für europäische Käfige
zerhand lebendig aufgeschlitzt wer-     kaum eine Grenze gesetzt.» (hpr)
den, um Drogen in seinem Körper
zu verstecken. Begründung am Zoll:
Das Tier sei operiert. Unglaublich:
«Es gab schon Meldungen von an-
deren Grenzkontrollstellen, wo in
einer angeblich operierten Hündin
vier Kilo Drogen gefunden wur-
den», erinnert sich Adrian Schmitt.
Trotz solcher Erlebnisse «liebt» er
seinen Beruf. «Ich erlebe auch viel
Schönes. Und kein Tag in dieser
verantwortungsvollen Arbeit ver-
läuft gleich wie der andere.» Klar
ist: Die Arbeit wird dem Grenztier-
arzt nicht ausgehen.             ■

ProTier 4/05                                                                                                          13
Das Tier als Freund und Helfer (I)

                                                                 Hunde
                                                              im Einsatz
                                                                      Bebt die Erde, kämpfen Verschüttete
                                                                    ums Überleben, Hundeführer und ihre
                                                                      Vierbeiner sind innert kurzer Zeit vor
                                                                   Ort. REDOG, der Schweizerische Verein

                                                                                                                    Fotos auf Doppelseite: REDOG
                                                                    für Katastrophenhunde, bildet sie aus.
                                                                      Die Besten kommen zum Einsatz und
                                                                                              retten Leben.

VON ANANDA KUNZ                        lien) konnten dank REDOG 16 ver-     satz. Sie suchen vermisste Spazier-
                                       schüttete Personen gerettet wer-     gänger, Berggänger und Kinder,

N
         achrichten: «Ganze Dörfer     den. Heute umfasst die Organisa-     oder verwirrte Menschen und Be-
         beim Erdbeben in Pakistan     tion mit 12 Regionalgruppen in der   tagte, die sich verirrt haben.
         von der Landkarte ver-        Schweiz rund 650 Mitglieder. Zwei
schwunden. … Gegen 60000 Opfer         Partnerorganisationen sind im Aus-
                                                                            Retten will gelernt sein
möglich.» Aufmerksam verfolgt          land aktiv.
Linda Hornisberger, Ausbildungs-       Im Laufe der Zeit zeigte sich ver-   Mittwochabend auf dem Industrie-
verantwortliche des Schweizeri-        mehrt auch das Bedürfnis nach        gelände einer Baufirma in Brünnen
schen Vereins für Katastrophen-        Suchhunden für das Aufspüren von     bei Bern. Kälte und Dunkelheit hal-
hunde REDOG die Tagesschau.            Vermissten in Wald und Flur. Da-     ten die K-Juniorenmannschaft der
Wieder eine Katastrophe gewalti-       her arbeitet REDOG seit 1982 auch    Regionalgruppe Berner Oberland
gen Ausmasses. Die Anspannung          mit Flächensuchhunden und Ge-        nicht vom Training ab. In den Re-
steigt. Linda Hornisberger erwartet    birgsflächensuchhunden. Hier ar-     gionalgruppen beginnt der lange
wie 43 weitere rund um die Uhr ein-    beitet REDOG eng mit dem Schwei-     Weg von Juniorenteams zu einsatz-
satzbereite REDOG-Teams jederzeit      zerischen Alpenclub SAC zusam-       fähigen K-Teams; so werden Füh-
das Aufgebot von der Direktion für     men. Diese Teams sind oft im Ein-    rer mit Katastrophenhund genannt.
Entwicklung und Zusammenarbeit
DEZA.

Unersetzliche Hundenasen
Trotz dem technischen Fortschritt
im Rettungswesen bleibt die Hun-
denase zum Aufspüren und Orten
verschütteter Menschen unersetz-
lich. REDOG ist die einzige Organi-
sation in der Schweiz, die seit 1971
als Sektion der Schweizerischen Ky-
nologischen Gesellschaft solche
Hunde ausbildet. Der Durchbruch
mit weltweiter Anerkennung gelang
1976. Beim Erdbeben in Friaul (Ita-

14                                                                                                   ProTier 4/05
Linda Hornisberger bespricht mit
Peter Pflüger die nächste Übung.
Erwartungsvoll steht seine acht
Monate alte English Springer Spa-
nielhündin Patch neben ihm. Der
Schwanz wedelt. Eine Frau ver-
schwindet mit Patchs Lieblinsspiel-
zeug. «Such!» Endlich darf Patch
losrennen. Sobald die Hündin fün-
dig geworden ist, bellt sie und be-
kommt ihr Spielzeug. «Gut ge-
macht», wird sie gelobt. Linda Hor-
nisberger betont, wie wichtig es ist,
dass der Hund von sich aus Freude
am Suchen und Arbeiten hat. «Die
Übungen bei den Junioren werden
auf jeden Führer und Hund einzeln
abgestimmt. Beobachtung des
Hundes hat erste Priorität. Auf kei-
nen Fall darf er überfordert und ge-
stresst werden.»
Peter Pflüger bildet mit Patch schon
seinen dritten Hund bei REDOG aus.
«Das ist sehr zeit- und kostenauf-
wändig. Freude am Hund und der
Arbeit mit ihm sowie Ausdauer,
körperliche Fitness und mentale
Stärke gehören zu den Grund-
voraussetzungen für jeden K-Füh-
rer.» In der Ausbildung lernt der
Hund, seinem Führer menschliche
Witterung durch Bellen und Schar-
ren anzuzeigen. Dieses Bellen und

ProTier 4/05                            15
Scharren wird auch ausserhalb der
                                                                                               Suche an einem so genannten An-
                                                                                               zeigeloch, einer Betonröhre mit
                                                                                               Holzdeckel, geübt. Nach zwei bis
                                                                                               drei Jahren kann ein Team den zwei-
                                                                                               tägigen Einsatztest bestehen und ist
                                                                                               ab diesem Zeitpunkt einsatzbereit.

                                                                                               Der Ernstfall
                                                                                               Nach bestandener Prüfung wartet
                                                                                               jedes K-Team mit Spannung auf
                                                                                               den Ernstfalleinsatz. Freuen wird
                                                                                               sich niemand. Alle wissen: Ihrem
                                                                                               Einsatz gehen leid- und todbrin-
                                                                                               gende Ereignisse voran. Hilfe zu

                                                                                   Foto: zvg
                                                                                               bringen, ist Peter Pflügers Motiva-
                                                                                               tion. «Ich war schon viermal im Ein-
                                                                                               satz. Dreimal im Inland und im De-
                                                                                               zember 2003 im iranischen Bam. An
                                                                                               jenem Nachmittag, als ich erfuhr,
                                                                                               dass ich mit Jade am gleichen
                                                                                               Abend nach Bam fliegen sollte, war
                                                                                               ich erst einmal aufgeregt», erinnert
                                                                                               er sich. Würden er und sein Hund
                                                                                               den Druck verkraften? Beim Flug
                                                                                               über die zerstörte Stadt herrschte
                                                                                               betroffene Stille im Helikopter. «So-
                                                                                               fort machten wir uns an die Arbeit.»
                                                                                               Die Hunde fanden lediglich Tote
                                                                                               unter den Trümmern. Doch nicht
                                                                                               immer ist es so wie in Bam. In den
                                                                                               letzten 30 Jahren konnten K-Teams
                                                                                               135 Menschen lebend bergen.

                                                                                               Maultiere
                                                                                               statt Hundenasen
                                                                                               In Pakistan kam REDOG nicht zum
                                                                                               Einsatz. Toni Frisch, Chef des
                                                                                   Foto: zvg

                                                                                               Schweizerischen Korps für huma-
                                                                                               nitäre Hilfe, begründet: «Pakistan
                                                                                               ersuchte ausdrücklich um Geld und
                         Spürnase im Einsatz                                                   Hilfsgüter, nicht aber um Rettungs-
                                                                                               teams.» Zudem habe die Bauart der
          Nicht ohne Risiko für das Tier                                                       Häuser Lebendrettungen in den
                                                                                               Trümmern praktisch verunmög-
Der Einsatz von Tieren im Bereich Sicherheit und Lebensrettung ist unersetz-                   licht. «Kaschmir war kein Standard-
lich. Der Schweizerische Alpenclub SAC bildet Hunde aus, die bei Lawinenun-                    Erdbeben. Also war auch kein Stan-
glücken zum Einsatz kommen. Auch für das Aufspüren von Ertrunkenen wer-                        dard-Vorgehen gefragt.» Die DEZA
den Hunde eingesetzt. Im Bereich Personenschutz, Sprengstoff- und Betäubungs-                  kaufte deshalb 50 Maultiere. Diese
mittelsuche arbeitet das Militär mit Vierbeinern. Entgegen der landläufigen                    tragen nun Hilfsgüter in abgelege-
Meinung werden Rauschgiftsuchhunde nicht süchtig gemacht. Der geringste                        ne Täler, wo Zehntausende im her-
Kontakt der Schleimhäute mit Drogen kann zum Tod des Hundes führen. Bei                        einbrechenden Winter ums Überle-
allem Nutzen ist nicht zu vergessen, dass jeder Akut-Einsatz für Hund und Mensch               ben kämpfen. Ob und wie REDOG
lebensgefährlich ist. Gerade bei der Suche in Trümmern ist die Verletzungsge-                  bei künftigen Katastrophen zum
fahr sehr gross. Nachbeben und einsturzgefährdete Häuser sind unberechen-                      Einsatz kommt, hängt unter ande-
bar. Ein Mensch entscheidet bewusst, ob er sich diesem Risiko aussetzen will.                  rem von internationalen Beziehun-
Der Hund nicht. Seine Treue kann ihn das Leben kosten. (ak)                                    gen und der DEZA-Politik ab.     ■

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Das Tier als Freund und Helfer (II)

                    Heilpädagogisches
                    Reiten
                                                                                                                      Therapeutin Sonja Morgenegg hilft
                                                                                                                      Bettina beim Überstreifen des Half-
                                                                                                                      ters. Jökull will fressen. Geduldig
                                                                                                                      redet Bettina auf ihn ein. Die bei-
                                                                                                                      den kennen sich nun seit zwei Jah-
                                                                                                                      ren. Damals begann Bettina mit
                                                                                                                      zwei anderen Kindern aus der Stif-
                                                                                                                      tung für Blinde und Sehbehinderte
                                                                                                                      Kinder und Jugendliche in Zolli-
                                                                                                                      kofen bei Bern mit dem Therapeu-
                                                                                                                      tischen Reiten. Für das schüchter-
                                                                                                                      ne und durch die Sehbehinderung
                                                                                                                      zusätzlich verunsicherte Mädchen
                                                                                                                      waren 300 Kilo lebendes Pferd da-
                                                                                                                      mals furchteinflössend. Sonja Mor-
                                                                                                                      genegg arbeitete mit viel Einfüh-
                                                                                                                      lungsvermögen. Anfangs wurde
                                                                                                                      Jökull alleine in ein Gehege geführt.
Foto: Ananda Kunz

                                                                                                                      Nach und nach gewöhnten sich
                      Bettina und ihr Freund Jökull                                                                   Pferd und Mädchen durch gegen-
                                                                                                                      seitiges Beobachten und mit kleine-

                    Wärme, weiches Fell, rhythmischer Schritt. Bei echter Harmonie
                    können Therapietiere Wunder wirken. Zum Beispiel beim Heilpädago-
                    gischen Reiten für Sehbehinderte. Entscheidend ist aber der artge-
                    rechte Umgang mit dem Tier.

                    VON ANANDA KUNZ                        das weiche Fell, der gleichmässige
                                                           Schritt – alles kann so erst richtig

                    B
                           ettina Rüfli ruft: «Wo isch     wahrgenommen werden.
                           der Jökull, i gseh ihn ja gar
                           nid.» Die Zehnjährige ist auf
                                                           Weg aus der Angst
                    dem Weg zur Weide. Fünf Island-
                    pferde grasen friedlich. Auf Distanz   Das Pferd hat dem Kind viel zu sa-
                    kann die sehbehinderte Bettina sie     gen. Allerdings nicht mit Worten,
                    nur schwer ausmachen. An der Kop-      die das Kind tagtäglich hört und
                    pel angekommen, nimmt Bettina          deren Wirkung längst abgeschliffen
                    eine Decke und wirft sie geschickt     ist. Sprache und Verhalten stimmen
                    über den Rücken «ihres» Jökull.        beim Tier jederzeit überein. Des-
                    «Der Jökull het e herti Wirbelsüle.    halb dient es als perfekter Spiegel
                    Darum mues i zwöi Deckine nä.          für das Kind. Das Pferd begegnet
                    Süsch tuet mir när s Füdli weh.» Für   dem Kind so, wie das Kind ihm.
                                                                                                  Foto: Ananda Kunz

                    blinde und sehbehinderte Kinder ist    Eine entscheidende Erfahrung, die
                    wichtig, dass sie ohne Sattel reiten   Bettina so beim Heilpädagogischen                            Gleichgewichtsübungen zu Pferd
                    können. Die Wärme des Pferdes,         Reiten macht.

                    ProTier 4/05                                                                                                                        17
ren Spielen aneinander – bis Jökull                        Charakters besonders gut. Die art-        Bettina, die unsicher ist. «Das Kind
sich eines Tages Bettina aus eige-                         gerechte Haltung der vier «Islän-         soll sich zu 100 Prozent auf das Tier
nen Stücken näherte. Sie freute sich                       der», welche die Schule für Blinde        verlassen können», sagt Sonja Mor-
riesig. Heute ist ihr keine Angst                          und Sehbehinderte einsetzt, ist für       genegg. «Die eingesetzten Pferde
mehr anzumerken. Glücklich steigt                          den Erfolg der Therapie entschei-         müssen in den unterschiedlichsten
sie auf den Rücken von Jökull. Ge-                         dend, meint Sonja Morgenegg.              Situationen verlässlich und ruhig
führt von der Therapeutin, geht es                         «Dass unsere Pferde einen offenen         sein. Sie sind aber keine Maschinen.
los in den Wald.                                           Stall und viel Weideplatz haben, ist      So lernen die Kinder, dass jedes
                                                           mir sehr wichtig. Zudem benötigen         Pferd auch seine Eigenheiten hat.»
                                                           sie genügend Abwechslung zwi-             Jökull beschleunigt den Gang et-
Tiergerechte Haltung
                                                           schen Therapie, Auslauf, regelmäs-        was. «Er wot zrügg in Stall», folgert
wichtig
                                                           sigem entspanntem Ausreiten und           Bettina. Dort angekommen, steigt
Beim Heilpädagogischen Reiten                              Ruhe. Nur so behält jedes Tier sei-       Bettina vom Pferderücken, holt selb-
steht nicht die reiterliche Ausbil-                        ne charakteristischen Eigenheiten         ständig das Putzzeug und bürstet
dung, sondern die individuelle För-                        und bringt dem Kind Stärke und Le-        das Fell ihres Lieblings.
derung im Vordergrund. Kinder ler-                         bendigkeit entgegen.»                     Ohne den unermüdlichen Einsatz
nen unter anderem, Verantwortung                                                                     von Sonja Morgenegg und vieler
für sich und ihr Pferd zu überneh-                                                                   freiwilliger Helferinnen und Helfer
                                                           Beständige, ruhige Tiere
men. In der Fachsprache ausge-                                                                       wäre das Heilpädagogische Reiten
drückt: Heilpädagogisches Reiten                           Plötzlich bleibt Jökull stehen. «Was      kaum durchführbar. Weder IV noch
umfasst pädagogische, psychologi-                          isch los», fragt Bettina. Am Weg-         Krankenkasse bezahlen die Thera-
sche, psychotherapeutische, reha-                          rand stehen hinter Zäunen zwei            pie; Spenden füllen die Lücke. In-
bilitative und soziointegrative Wir-                       grosse Schweine. «Der Jökull het          zwischen glänzt Jökull fertig ge-
kungen mit Hilfe des Pferdes bei                           Söi nid gärn – chum, muesch kei           striegelt und erhält von Bettina ein
Kindern, Jugendlichen und Erwach-                          Angscht ha…» Zögernd geht der             Stück hartes Brot zur Belohnung.
senen mit verschiedenen Behinde-                           Wallach weiter. Bettina legt beru-        Zum Schluss umarmt das Mädchen
rungen oder Störungen. Diese The-                          higend beide Arme um den Hals des         Jökull. «Tschüss, i cha ersch i zwo
rapie ist nicht zu verwechseln mit                         Tieres. Inzwischen ist sie so «pfer-      Wuche wider cho.» Zufrieden rennt
der Hippotherapie, einer physiothe-                        defest», dass sie sich nicht mehr mit     sie Richtung Parkplatz. Ein freiwil-
rapeutischen Methode. Hier nutzen                          den Händen halten muss. Jetzt sind        liger Helfer bringt sie zurück in die
spezialisierte Physiotherapeuten                           die Rollen getauscht, und es ist nicht    Schule.                            ■
die Bewegungsübertragung vom
Pferd auf den Menschen. Im Vor-
dergrund steht dabei die Wirkung                                                          Oft einseitig
auf Gelenke, Wirbelsäule, Becken,
Muskulatur und innere Organe.                               Schattenseiten der Therapie mit Tieren
Für das Heilpädagogische Reiten
eignen sich Islandpferde wegen ih-                         Nebst Pferden kommen für Therapiezwecke oft Hunde zum Einsatz. Sie sollen
rer Grösse, des variantenreichen                           in Alters- und Pflegeheimen, Spitälern, Kindergärten, Sonderschulen, Heimen
harmonischen Gangs, des kräftigen                          für Behinderte, in Häusern für Aidspatienten, psychiatrischen Kliniken, Gefäng-
Rückens und ihres freundlichen                             nissen usw. helfen. Für tiergestützte Therapien werden aber auch weit exoti-
                                                           schere Therapietiere gebraucht bzw. leider allzu oft auch missbraucht. Dazu
                                                           gehören Delfine, verschiedene Vogelarten, Katzen, Schafe, Esel, Rinder, Schwei-
                                                           ne, Lamas, Hamster, Mäuse, Ratten, Meerschweinchen, Hasen, ja sogar Schild-
                                                           kröten oder Schlangen.
                                                           Häufig ist das Therapieverhältnis ein ganz und gar einseitiges. Das Tier als Kon-
                                                           sumobjekt: Ist es schon nicht zum Verzehr bestimmt, soll es wenigstens heilen.
                                                           Die eigene Befindlichkeit entscheidet; die des Tieres ist untergeordnet. Beson-
                                                           ders drastisch illustrieren dies Schwimmtherapien in Delfinarien. Die friedli-
                                                           chen Meeressäuger lassen sich gar nicht artgerecht halten. Gefangen leiden sie
                                                           stets an Störungen. Welch kranker Irrwitz, zu glauben, gefangene Delfine könn-
                                                           ten einen therapieren, wo sie selbst therapiebedürftig sind. Doch Delfinarien
                                                           boomen weltweit. Mit schrecklichen Folgen: Die Delfinarien-Industrie bietet
                                                           finanziellen Anreiz für die Jagd auf Delfine und Wale. Beispiel Japan: Hier enden
                                                           blutige Treibjagden zwischen Oktober und März noch immer tödlich für Tau-
                                                           sende Kleinwale. Die Hetzer fangen einige der in Buchten zusammengetriebe-
                                       Foto: Ananda Kunz

                                                           nen Tiere lebend für Vergnügungsparks. Die übrigen Delfine schlachten sie ab.
 Zufrieden geht’s                                          Gründlich zu therapieren wäre daher einzig die perverse Idee, auf Therapien
 zurück in den Stall                                       mit gefangenen Delfinen zu setzen. (hpr/ak)

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Tiere als Freunde und Helfer (III)

                          Schweine
                          im Landbau
Foto: Claudia Holzer

                       Was für die meisten Landwirte eine Katastrophe ist, macht sich «Agrar-
                       rebell» Sepp Holzer zunutze. Er setzt Schweine zum Umgraben seines
                       Bodens ein. Seine Permakultur ist eine verblüffende Erfolgsgeschichte.

                       VON HANS P ETER ROTH                    «Agrarrebell» Sepp Holzer. «Die
                                                               Tiere bearbeiten mit ihren Rüsseln

                       B
                               ei strömendem Regen führt       den Boden und lockern ihn bei der
                               Sepp Holzer eine interessier-   Nahrungssuche, beispielsweise
                               te Gruppe in sein Reich, den    nach Insektenlarven, Schnecken
                                                                                                       Foto: Claudia Holzer

                       Krameterhof im österreichischen         und Käfern, auf.»
                       Lungau. Ein Naturparadies und
                       gleichzeitig Landwirtschaftsbetrieb
                                                               Vielfältige positive
                       mitten in den Alpen. Obwohl 1100                                                                               Oben: «Mitarbeitergespräch»
                                                               Effekte
                       bis 1500 Meter über Meer gelegen,                                                                                zwischen Sepp Holzer und
                       gedeihen dank Sepp Holzers tiefem       Holzer setzt die Schweine auch zur                                  einem Schwein auf seinem Hof.
                       Sinn für natürliche Vorgänge hier       Regulierung unliebsamer Beige-                                       Unten: Tierfreund Sepp Holzer
                       noch Kiwi- oder Kirschbäume.            wächse wie grosser Ampfer, Brenn-                                                  in seinem Reich.
                           Die Tiere auf dem teils terras-     nessel oder Beifuss ein. Die Wühl-
                       sierten Gelände in Hanglage stört       arbeit der Tiere steuert er, indem er
                       der Regen nicht. Pferde, Hochland-      Getreidekörner, Erbsen oder Mais
                       rinder und Schweine können sich         ausstreut. Die Schweine wühlen am                              aussaaten vorbereitet. Andererseits
                       bei Bedarf in ausgeklügelt konstru-     Boden danach und bearbeiten ihn                                fühlen sich die Schweine dabei
                       ierte Einstände zurückziehen. Und       so. Die positiven Effekte dieser                               sprichwörtlich sauwohl.
                       die Schweine freut der Regen sicht-     Methode sind vielfältig. Einerseits                            Die Tiere verbringen das ganze Jahr
                       lich. Ideales Wetter für ihre Suhlen.   wird der Waldboden für in der                                  im Freien. Für diese Haltungsform
                       In seiner Permakultur sind Schwei-      Permakultur typische Urgetreide-,                              eignen sich Mangalitsa, Turopolje-,
                       ne wichtige «Mitarbeiter», sagt         Mischsaaten oder Waldkartoffel-                                Schwäbisch-Hällische Schweine,

                       ProTier 4/05                                                                                                                            19
Foto: Josef Andreas Holzer
 Schweine bei der Arbeit

und sogar das klassische Land-         Unter geschickter Ausnutzung öko-      terschiedlichsten Umweltbedin-
schwein. «Als Unterstand für die       logischer Beziehungen und Kreis-       gungen anwenden lässt, zeigt Sepp
Tiere genügt eine grosse Schirm-       läufe lässt der Bestsellerautor die    Holzer als Berater bei zahlreichen
fichte oder ein aus Steinen und        Natur für sich arbeiten und erzielt    Projekten – sogar in Kolumbien und
Holzstämmen errichteter, in die        mit minimalem Aufwand – ohne die       Brasilien, wo zerstörte Böden mit
Erde hineingebauter, zugfreier Bun-    Natur zu belasten – ein Maximum        Hilfe der Permakultur wieder in
ker», erklärt Josef Holzer. «Es ist    an wirtschaftlichem Erfolg. Dass       landwirtschaftliches Kulturland ver-
wichtig, dass drei Seiten geschlos-    sich dieses Konzept unter den un-      wandelt werden.                   ■
sen sind und die Öffnung mit leich-
tem Gefälle nach Osten ausgerich-
tet wird. Als Überdachung genügt
eine dichte Schicht Fichtenreisig.»

«Schädlinge»
gibt es nicht
«In einem intakten Nahrungskreis-
lauf gibt es keine Nützlinge und
Schädlinge», betont Holzer, «son-
dern einfach nur Mitlebewesen.»
Selbst Wühlmäuse betrachtet er als
hilfreiche «Mitarbeiter». Mit ihren
Gängen legen sie natürliche Drai-
nage- und Belüftungssysteme im
Boden an. Der österreichische Um-
                                                                                                                       Foto: Josef Andreas Holzer

weltpionier hat über Jahre hinweg
eine eigene Form der Permakultur
entwickelt, die bereits Gegenstand
wissenschaftlicher Forschungsar-
beiten ist und auch Projekt der Expo         Schwein Duroc fühlt sich in der Suhle, die es sich auf dem Gelände des
2000 in Hannover war.                                                   Krameterhofs selbst gewühlt hat, sauwohl.

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Foto: zvg

               Wildschweine

               Mais mit den
               hochintelligenten
               Tieren

                              Als «Schädlinge» verschreien sie viele Landwirte. Dabei
                                begünstigt die Agroindustrie selbst die Wildschweine.
                              Wildschweinjagd ist Symptombekämpfung. Es gäbe an-
                                dere Wege im Umgang mit dem hochintelligenten Tier.

            ProTier 4/05                                                                21
tes Ungeziefer». Doch trotz erbitter-   Wichtige Wildtierart
                                                                ter Verfolgung und anderer Widrig-
                                                                keiten sind die Schwarzkittel aus un-   «Jetzt gibt es im Engadin den Bä-
                                                                serem Land nie ganz verschwun-          ren und alle sind begeistert. Dabei
                                                                den. Und in den letzten Jahrzehn-       haben wir in unmittelbarer Nähe
                                                                ten nehmen die Bestände wieder zu       eine ebenso faszinierende Tierart»,
                                                                – in den letzten Jahren sogar stark.    sagt Ernst Rytz weiter. Seiner Mei-
                                                                Dies, obschon die Sauen scharf be-      nung nach müssten die Jagdgesell-
                                                                jagt werden.                            schaften viel mehr Aufklärungsar-
                                                                                                        beit leisten und – wenn schon – die
                                                                                                        Jagd koordinierter angehen. «Der
                                                                Maisfelder als Paradies
                                                                                                        Jäger hat im Wald gar nichts zu
                                                                Die intensive Landwirtschaft hat den    suchen», sagt er. Die Sauen dürften
                                                                Lebensraum der Wildschweine un-         nur auf freiem Feld geschossen
                                           Foto: zvg

                                                                beabsichtigt verbessert. Entschei-      werden, damit sie sich vermehrt in
                                                                dend ist der stetig wachsende Mais-     den Wald zurückziehen. Jäger dürf-
                                                                anbau. Die Bauern haben das             ten auch nie die Leitbachen schies-
VON HANS P ETER ROTH                                            Schwarzwild sozusagen angefüttert.      sen; sonst bricht in der Rotte das
                                                                Zwischen der Zunahme der Mais-          Chaos aus, und andere Weibchen

W
           ildschweinjagd – jedem                               anbaufläche und der geschätzten         bringen noch mehr Junge zur Welt.
           Kind, das Asterix kennt,                             Zunahme des Wildschweinbestan-          «Es sind eine Menge Kleinigkeiten,
           ist sie ein Begriff. Zu Aste-                        des besteht ein enger Zusammen-         die Jäger berücksichtigen sollten.»
rix’ Zeiten war West- und Mitteleu-                             hang. Im Maisfeld finden die Wild-
ropa von gewaltigen Laubmisch-                                  schwein-Rotten paradiesische Zu-
und Buchenwäldern bedeckt. Hier                                 stände: reichlich Nahrung und per-
lebten die Wildschweine, ernährten                              fekte Tarnung. In gewissem Sinn
sich von Eicheln und Buchnüsschen                               sind die Wildschweine eine Antwort
und stöberten mit empfindlicher                                 der Natur auf die agroindustrielle
Nase und muskulösem Rüssel nach                                 Monokultur, ähnlich dem Borkenkä-
Insektenlarven, Würmern und Mäu-                                fer, der vor allem Fichten in ohne-
senestern. Doch dann verlor das                                 hin geschwächten Baumbeständen

                                                                                                                                                Foto: zvg
Schwarzwild durch die Zerstörung                                befällt. Die vermeintlichen «Schäd-
der Wälder seinen angestammten                                  linge» sollen kranke, naturfremde
Lebensraum. Anfang des 19. Jahr-                                Elemente ausmerzen.                     Immerhin stellt mittlerweile auch
hunderts gab es in der Schweiz fast                             Daher ist die nun beschlossene,         die Arbeitsgruppe für ökologisch
keine Wildschweine mehr. Seither                                weiter verschärfte Jagd auf die         sinnvolles «Wildschweinmanage-
hat sich der Wald wieder erholt. Und                            hochintelligenten Tiere Symptom-        ment» des BUWALs klar: Das
damit sind die Wildschweine als                                 bekämpfung. Dass es auch anders         Wildschwein hat keineswegs als
nützliche Waldgärtner zurückge-                                 geht, beweist Biolandwirt Ernst         «Schädling» zu gelten, sondern
kehrt. Sie durchlüften den Waldbo-                              Rytz aus dem aargauischen Ols-          gehört zu den wichtigen Wildtier-
den, fördern die natürliche Verjün-                             berg. «Früher hatte ich eine Sauwut     arten der natürlichen Ökosysteme
gung des Waldes und machen ihre                                 auf die Wildschweine», räumt er         des Schweizer Mittellandes. Dazu
Arbeit so gut, dass sie bei den För-                            ein. Doch nun hat er sich arrangiert.   kommt, dass die Schwarzwildschä-
stern gern gesehene Gäste sind.                                 «Ich habe auch schöne Begegnun-         den in keinem Verhältnis zu den
Anders in der Landwirtschaft. Hier                              gen mit ihnen.» Er ist überzeugt,       landwirtschaftlichen Produktions-
galten die Wildschweine bereits im                              dass das Problem kleiner würde,         zahlen stehen: Der Gesamtproduk-
19. Jahrhundert als «unerwünsch-                                wenn der Mensch im Umgang mit           tionswert der Schweizer Landwirt-
                                                                der Natur besonnener wäre. «Wir         schaft für die Jahre 1999 bis 2001
                                                                müssen mit der Sau in ein anderes       betrug im Schnitt 10,4 Milliarden
                                                                Verhältnis kommen. Sie braucht          Franken. Die landesweiten Schwarz-
                                                                Respekt und Hochachtung.» Mit           wildschäden für 2002 dagegen
                                                                eigenen Massnahmen hat er ange-         2,8 Millionen Franken – das ent-
                                                                fangen, das Schwarzwild von sei-        spricht einem Viertel Promille. Er-
                                                                nen Äckern abzulenken. Er lässt in      freulicherweise ist die Meinung, die
                                                                den Feldern Grasstreifen als Durch-     nach langer Abwesenheit jetzt wie-
                                                                gangsweg stehen, oder er pflanzt        der bei uns heimisch gewordenen
                                           Foto: r+s ambühler

                                                                Getreide mit haarigen Graupen an,       Wildschweine seien weit eher eine
                                                                die den Tieren nicht munden. So         Bereicherung als eine Plage, doch
                                                                kann er den Schaden begrenzen.          recht verbreitet.                 ■

22                                                                                                                               ProTier 4/05
Rummel, der in der Schweiz um ei-
                         Schweiz/Osteuropa                                                                                nen einzelnen Bären gemacht wird.
                                                                                                                          Im relativ kleinen Balkanland Bul-

                         Rummel um
                                                                                                                          garien beispielsweise sind wilde
                                                                                                                          Braunbären so normal, dass Bie-
                                                                                                                          nenhäuser in ländlichen Gegenden
                                                                                                                          ganz selbstverständlich bärensicher

                         einen Bären
                                                                                                                          auf hohe Stelzen gebaut werden.
                                                                                                                          Rund 800 wilde Braunbären leben
                                                                                                                          in der gebirgigen und waldreichen
                                                                                                                          «Schweiz» Südosteuropas. «Wer
                                                                                                                          Bären, Tiere und die Natur liebt,
                                                                                                                          liegt hier, abseits von den ausge-
                                                                                                                          tretenen Touristenpfaden, richtig»,
                                                                                                                          sagt Erwin Gubler vom Richterswi-
                                                                                                                          ler Reisebüro Jojo Reisen.
                                                                                                                              In Sachen Tierschutz hat EU-Bei-
                                                                                                                          trittskandidat Bulgarien seit dem
                                                                                                                          Fall des Eisernen Vorhangs Fort-
                                                                                                                          schritte gemacht. Während früher
                                                                                                                          die in Südosteuropa bis vor kurzem
                                                                                                                          noch häufigen Auftritte von Tanz-
                                                                                                                          bären auch in Bulgarien weit ver-
Foto: Felix Gastpar

                                                                                                                          breitet waren, sind sie heute prak-
                                                                                                                          tisch verschwunden. Seit 1993 ist
                                                                                                                          die private Bärenhaltung verboten.
                                                                                                                          Mittlerweile vollziehen die Behör-
                      Der in die Schweiz eingewanderte Braunbär soll einen Peilsender                                     den das Verbot konsequent. Zudem
                      erhalten. In Osteuropa wundert man sich derweil um das Schweizer                                    haben Tierschutzkampagnen in der
                                                                                                                          Öffentlichkeit Wirkung gezeigt. Im-
                      Aufhebens um einen einzigen Bären.
                                                                                                                          mer öfter wurden Tanzbärenführer
                                                                                                                          von Passanten auf der Strasse be-
                                                                                                                          schimpft, ja sogar geschlagen und
                      VON HANS P ETER ROTH                       Nun plant Graubündens Amt für                            weggejagt. Die Akzeptanz sank bei
                                                              Jagd und Fischerei laut Engler ge-                          Einwohnern und Touristen inner-

                      E
                            inst wurde er wie auch Wolf       meinsam mit den italienischen und                           halb weniger Jahre so tief, dass die
                            und Luchs, verfolgt und aus-      österreichischen Behörden, dem                              Bärenführer ihre Einkünfte verloren
                            gerottet, heute ist er willkom-   Bären einen Sender zu verpassen.                            und damit ihr tierquälerisches Ge-
                      men. Wenn die Schweizer nur al-         Natur- und Tierschützer begrüssen                           werbe aufgeben mussten.           ■
                      len rückkehrenden Wildtieren ge-        die Massnahme mehrheitlich. Bau-
                      genüber so aufgeschlossen wären.        ern und Schafzüchter könnten so
                      Trotzdem sollte man dem Neuzu-          schneller über seinen Aufenthalts-
                      wanderer auch nicht gleich derart       ort informiert werden. Ein Sender
                      auf die Pelle rücken, wie dies Neu-     ermögliche auch, in der Schweiz
                      gierige beim Braunbären taten, der      Erfahrungen über das Wanderver-
                      Ende Juli im Münstertal auftauchte      halten des Bären zu sammeln. Doch
                      («ProTier» berichtete). Dass dieser     seit dem 30. September fehlt vom
                      dadurch die Scheu vor den Men-          Bären jede Spur. Wahrscheinlich ist
                      schen verliert, trägt im Übrigen mit    er ins Trentino zurückgewandert.
                      dazu bei, dass er sich sein Fressen     Dort dürfte er sich noch tüchtig an
                      in Menschennähe holt. Da lässt es       Früchten sattfressen, um sich dann
                      sich am leichtesten reissen. Bis        für den Winterschlaf zurückzu-
                      Ende September riss der Braunbär        ziehen.
                      im Unterengadin über 20 Schafe.
                      Die Reaktion des Bündner Regie-
                                                              Fortschritte im Tierschutz
                      rungsrats Stefan Engler im Kan-
                                                                                                    Foto: Felix Gastpar

                      tonsparlament: «Wir sollten kühlen      In osteuropäischen Ländern, wo
                      Kopf bewahren und ihm deswegen          Bären häufig vorkommen, wundern
                      nicht gleich ans Fell gehen.»           sich die Einheimischen über den

                      ProTier 4/05                                                                                                                         23
Jagd auf Katzen
                                                                                                                              Mit speziellen
                                                                                                                              Duftstoffen werden
                                                                                                                              Katzen in Totschlag-
                                                                                                                              fallen gelockt
                                                                                                                              Für Jäger sind Katzen Raubtiere, die
                                                                                                                              Tiere töten, die zum Jagdwild der
                                                                                                                              Jäger gehören. Sie ist somit eine
                                                                                                                              unliebsame Konkurrentin. Das ist
                                                                                                                              der Hauptgrund, warum Katzen be-
                                                                                                                              jagt werden. So mancher Grünrock
                                                                                                                              gibt dies auch ganz offen zu. Vor
                                                                                                                              laufender Kamera erzählte ein
                                                                                                                              Kreisjägermeister aus Schleswig-
                                                                                                                              Holstein: «Ich habe mir zwar am

                                                                              Foto: Deutscher Tierschutzbund
                                                                                                                              Anfang meiner Jägertätigkeit eine
                                                                                                                              Katzenfellhose zusammengeschos-
                                                                                                                              sen, unter heutigen Gesichtspunk-
                                                                                                                              ten spielt jedoch nur der Wildschutz
                                                                                                                              eine Rolle.» Das bedeutet, wenn
                                                                                                                              Abschiessen allein nicht zum ge-
Unfassbar, in Deutschland schiessen Jäger auf Katzen, die sich mehr                                                           wünschten Erfolg führt, werden
als 200 Meter von ihrem Heim entfernen. Ist das Tier zu wenig weit                                                            Fallen eingesetzt. Diese in Deutsch-
                                                                                                                              land nach wie vor legalen, mit zum
weg, wird auch schon mal mit Baldrian nachgeholfen. Dabei spielt es
                                                                                                                              Teil anmutig klingenden Namen
keine Rolle, ob die Katze gewildert hat oder nicht. Die Wellen im ZDF-                                                        wie «Kleiner Schwanenhals», Tö-
Online-Forum schlugen hoch, nachdem das ZDF-Reportagemagazin                                                                  tungsmaschinen werden zur besse-
«37Grad» einen erschütternden Bericht von Manfred Karremann über                                                              ren Wirksamkeit mit speziellen
                                                                                                                              Lockstoffen bestückt. «Dieses Lock-
das rätselhafte Verschwinden unzähliger Katzen und Hunde in
Deutschland ausstrahlte. Auch in der Schweiz war die Empörung bei
Tierschützern und Tierschützerinnen gross.

Legale Katzenjagd                     Nur den wenigsten Katzenbesitzern
                                      ist bewusst, dass Feldflächen, auch

J
       ährlich verschwinden nach      wenn sie direkt an Grundstücke
       Schätzungen von Tierschüt-     grenzen, in der Regel als Jagdbe-
       zern in Deutschland Hundert-   zirke gelten – die Katzenjagd mit
tausende von Katzen und Zehntau-      Flinte oder Falle ist in Deutschland
sende Hunde spurlos. Oft auffällig    ganz legal. So gilt beispielsweise in
viele in einem bestimmten Gebiet.     Schleswig-Holstein: Befindet sich
Nach offiziellen Angaben sollen es    eine Katze 200 Meter von ihrem
jedoch «nur» etwa 290000 Stuben-      Zuhause entfernt, darf sie vom Jä-
tiger pro Jahr sein.                  ger getötet werden. Dabei spielt es
                                      keine Rolle, ob sie spielt, wildert
VON ULRICH KARLOWSKI                  oder einfach nur herumläuft, ledig-
                                      lich Hunde müssen in flagranti
Doch die Dunkelziffer ist extrem      beim Wildern erwischt werden. Je
hoch, verlässliche Statistiken sind   nach Bundesland kann die «Todes-
Mangelware. Niemand schmückt          zone» zwischen 200 und 500 Meter
                                                                                                               Plakate: IJH

sich gerne mit einer Jagdstrecke      Entfernung vom bebauten Wohn-
erschossener Hunde und Katzen.        gebiet beginnen.

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