Invalidenversicherung - ARAMIS

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invalidenversicherung                         Invalidenversicherung     Disability Management

Disability Management – ein neuer Hand­
lungsansatz in Unternehmen in der Schweiz
Unternehmen sind in den vergangenen Jahren dazu übergegangen,                               und Verbreitung des Handlungssat-
Absenzen und krankheits- bzw. unfallbedingten Abwesenheitszeiten                            zes des DM sind die Gründung des
                                                                                            National Institute of Disability Ma-
vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei setzen sie verstärkt auf
                                                                                            nagement and Research (NIDMAR)
früh einsetzende Interventionen, um erkrankte und verunfallte Mitar-                        1994 in Kanada (vgl. NIDMAR
beitende wieder in die Erwerbsarbeit zu integrieren. Ein neuer Ansatz,                      2008) sowie die Verabschiedung ei-
mit dem dieses Ziel erreicht werden soll, ist Disability Management                         nes «code of practice» durch die In-
(DM), das zunehmend auch bei Unternehmen in der Schweiz Beachtung                           ternational Labor Organization
                                                                                            (ILO) (vgl. ILO 2002).
findet und eingesetzt wird. Kennzeichen von DM ist, dass die Unterneh-
                                                                                              Case Management4 ist eine zentra-
men selbst tätig werden und (Re-)Integrationsprozesse ihrer erkrankten                      le Grundlage für die Durchführung
und verunfallten Beschäftigten (pro-)aktiv fördern und unterstützen.                        von DM (vgl. Wendt 2001, Harder/
In einer Studie, die im Auftrag des BSV erstellt wurde1, ist nun erstmals                   Scott 2005). Wendt (2001: 57) be-
das DM von acht Unternehmen in der Schweiz untersucht worden.                               zeichnet DM als «Case Management
                                                                                            am Arbeitsplatz», das auf Arbeitsin-
Dabei standen Fragen nach den Motiven der Unternehmen für eine                              tegration bezogen ist. Dem Ansatz
Einführung von DM, nach Art und Form der Durchführung und nach den                          des Case Management folgend ist
mit DM erzielten Resultaten im Mittelpunkt.                                                 DM sowohl auf den konkreten Fall
                                                                                            und seine Bearbeitung, als auch auf
                                                                                            die organisatorischen und institutio-
                                                                                            nellen Bedingungen bezogen, unter
                                                                                            denen Erwerbstätigkeit im Unter-
                                                                                            nehmen stattfindet. Auf der Grund-
        Thomas Geisen, Annette Lichtenauer, Christophe Roulin, Georg Schielke               lage des Case Management bietet
        Hochschule für Soziale Arbeit FHNW                                                  das DM für erkrankte und verunfall-
                                                                                            te Mitarbeitende im Unternehmen
                                                                                            einen institutionellen Rahmen, in
                                                                                            dem klientenbezogen Information,
        Disability Management –                     • Beratung und Unterstützung von        Beratung und Unterstützung mit
        ein neuer Handlungsansatz                     erkrankten und verunfallten Mit-      dem Ziel einer Weiterbeschäftigung
                                                      arbeitenden;                          im Unternehmen zur Verfügung ge-
           DM ist ein Handlungsansatz, der          • Koordination von Aktivitäten und
        das Ziel verfolgt, die (Re-)Integra­          Leistungen zur Reintegration;
                                                                                            1 Geisen et al. (2008)
        tion von erkrankten und verunfallten        • Prävention im Rahmen betrieb­
                                                                                            2 Da die untersuchten Unternehmen in ihrem
        Mitarbeitenden im Unternehmen zu              licher Gesundheitsförderung.            Selbstverständnis somit kein DM durchführ-
        unterstützen. In den untersuchten                                                     ten, gleichwohl aber DM als Praxis etabliert
                                                                                              hatten, wird DM hier als Bezeichnung für eine
        Unternehmen ist die Praxis des DM           Im Mittelpunkt des DM steht eine          spezifische Praxis eines Unternehmens im
        durch Vielfalt und Heterogenität ge-        direkte, auf die konkreten Bedürf-        Umgang mit erkrankten und verunfallten Mit-
                                                                                              arbeitenden verwendet.
        kennzeichnet. Ausdruck davon sind           nisse der erkrankten resp. verunfall-
                                                                                            3 Zur Bestimmung dieser grundlegenden Ele-
        die unterschied­lichen Bezeichnun-          ten Mitarbeitenden bezogene Bera-         mente von DM wurden auf der theoretischen
        gen, die hierfür verwendet werden,          tung und Unterstützung, deren             Ebene die Arbeiten von Wendt (2001) und
                                                                                              Gursansky et al. (2003) zu Case Manage-
        wie beispielsweise Case Manage-             Hauptziel die Reintegration in die        ment, sowie von Harder/Scott (2005) und der
        ment und Gesundheitsmanagement.2            Erwerbsarbeit darstellt.                  ILO (2002) zum Disability Management her-
                                                                                              angezogen.
        Von DM kann dann gesprochen wer-              International wird DM von Ka­         4 Zu Entstehung und Entwicklung von Case
        den, wenn folgende Massnahmen               nada und Australien ausgehend seit        Management vgl. unter anderem Brinkmann
        und Aktivitäten auf der betrieblichen       den 1990er Jahren in europäischen         (2006), Hansen (2006), Klug (2005), Rem-
                                                                                              mel-Fassbender (2005), Wendt (2005). Case
        Ebene durchgeführt werden3:                 Unternehmen als Strategie der             Management wird im deutschsprachigen
        • Erfassung und Beurteilung der             ­Gesundheitsförderung eingesetzt.         Kontext in einem umfassenden Sinne als der
                                                                                              Zusammenhang von Fall- und Systemebene
           Absenzen von Mitarbeitenden;              Wichtige Stationen der Etablierung       verstanden.

        228 Soziale Sicherheit CHSS 4/2008
Invalidenversicherung          Disability Management

Überblick über die untersuchten Unternehmen                                                                                       T1

Unternehmen                  Mitarbeitende              Branche                   Form des DM               Beginn des DM
Klinik Barmelweid            • ca. 250                  • Gesundheitswesen        • internes DM             • 1/2005
                                                                                  • Möglichkeit zu
                                                                                    externem DM
Migros Basel                 • ca. 3800                 • Detailhandel            • internes DM             • 2/2002
PostFinance                  • ca. 3000                 • Finanzdienstleistung    • internes DM             • 2/2005
PostMail                     • ca. 16 000               • Postdienste             • internes DM             • 1/2005
ISS Schweiz                  • ca. 9000                 • Facility Management     • internes DM             • 1/2005
Basler Verkehrsbetriebe      • ca. 1000                 • Verkehr                 • internes DM             • 1/2004
(BVB)
Siemens                      • ca. 6000             • Industrie                   • internes DM             • 1/2002
                             • Zentralschweiz                                     • externes DM für Bern
                               ca. 2500                                             und Westschweiz
                             • Zürich ca. 2000
                             • Westschweiz ca. 1500
Implenia                     • ca. 4800 – Bereich    • Baugewerbe                 • internes DM             • 2/2004
                               Bauproduktion, DM ist                              • Fallbearbeitung durch
                               darauf konzentriert                                  externes DM

stellt werden. Neben der Unterschei-              über Unternehmen mit DM, ihre             Weshalb wurde Disability
dung in internes und externes DM,                 Motive und Aktivitäten liegen bis-        Management in den
können Eingliederungs- und Ver-                   lang nur in sehr begrenztem Umfan-        Unternehmen eingeführt?
mittlungsmanagement5, sowie klien-                ge vor, etwa in Berichten über Pilot-
ten- und systemzentriertes DM un-                 projekte (vgl. Stadt Zürich 2006).          DM wurde in den Unternehmen
terschieden werden.                               Kenntnisse über Art und Umfang,           aus betriebswirtschaftlichen und un-
                                                  Inanspruchnahme, Kosten und Er-           ternehmenskulturellen Motiven ein-
                                                  gebnisse des betrieblichen DM ste-        geführt, darüber hinaus waren exter-
Disability Management in                          hen daher bislang nur vereinzelt zur      ne Anstösse bedeutsam. Letztlich
Unternehmen in der Schweiz                        Verfügung. Die vorliegende Studie         können alle drei Motive als kosten-
                                                  zum DM in Unternehmen in der              relevante Faktoren angesehen wer-
  In der Schweiz wird DM seit Be-                 Schweiz hat daher den Charakter ei-       den. Bezogen auf die Beurteilung
ginn der 2000er Jahre vermehrt in                 ner Pilotstudie. Es wurden die Pro-       des DM stellt sich in diesem Zusam-
öffentlichen und privaten Unterneh-               zesse der Einführung und Durchfüh-        menhang jedoch das Problem, dass
men implementiert. Informationen                  rung sowie die Beurteilung des DM         bestimmte Kosten direkt, etwa bei
                                                  in acht Unternehmen in der Schweiz        Prämien der Unfallversicherer, PK-
5 Beim Vermittlungsmanagement geht es da­         untersucht. Die Unternehmen un-           Risikoversicherung oder Kranken-
  rum, Beschäftigten mit erschwerten Zugän-       terscheiden sich vor allem nach der       taggeldversicherung, andere aber
  gen zum Arbeitsmarkt durch eine gezielte
  Unterstützung und Förderung den Zugang in       Beschäftigtenzahl und der Bran-           bloss indirekt auf die Kostenent-
  die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Die Ent-   chenzugehörigkeit. Auch die Res-          wicklung im Unternehmen reagie-
  wicklungen im DM zeigen jedoch auch, dass
  Vermittlungsmanagement zu einem Bestand-        sourcenausstattung für das DM ist in      ren. Während die direkten Kosten-
  teil des betrieblichen DM werden kann, etwa     den untersuchten Unternehmen sehr         wirkungen unmittelbar erfasst wer-
  indem Mitarbeitende darin unterstützt wer-
  den, einen neuen Arbeitsplatz ausserhalb des    unterschiedlich. Im Schnitt sind die      den können und mit entsprechenden
  Unternehmens zu finden, wenn aufgrund ge-       Mitarbeitenden des DM pro Voll-           Aktivitäten der Gesundheitsförde-
  sundheitlicher Einschränkungen im Unter-
  nehmen selbst kein adäquater Arbeitsplatz       zeitstelle für 1717 Mitarbeitende zu-     rung oder des DM positiv beeinflusst
  mehr zur Verfügung gestellt werden kann.        ständig. Die Zahl der Mitarbeiten-        werden sollen, sind indirekte Kosten,
6 Die Unterschiede im Verhältnis zwischen Mit-    den pro DM-Vollzeitstelle liegt in        wie etwa negative Wirkungen der
  arbeitenden des DM und zu betreuenden
  Mitarbeitenden lassen sich zum Teil auch auf    den einzelnen Betrieben zwischen          Arbeitszufriedenheit auf den Ar-
  die unterschiedlichen Konzepte des DM in        1143 und 4310 Beschäftigten. Sie          beitsprozess, nur bedingt antizipier-
  den untersuchten Unternehmen zurückfüh-
  ren. Unternehmen mit einer intensiven Be-       wird von einigen der Akteure in den       bar. Über das DM soll jedoch eine
  gleitung von erkrankten resp. verunfallten      untersuchten Unternehmen als man-         stärkere Bindung der Mitarbeiten-
  Mitarbeitenden weisen im Allgemeinen eine
  bessere Personalausstattung auf.                gelhaft bezeichnet.6                      den an das Unternehmen erreicht

                                                                                                  Soziale Sicherheit CHSS 4/2008  229
Invalidenversicherung     Disability Management

und die Motivation positiv beein-           der Ergänzung bzw. der spezifischen     lem in einer stärkeren Kontrolle der
flusst werden. Dies gelingt insbeson-       Kombination von externem und in-        Prozesse des DM liegen, so sind die
dere dann, wenn das Vertrauen in            ternem DM, etwa aufgrund geogra-        klientenzentrierten Formen darauf
einen sich fair verhaltenden, «guten»       phischer Zuordnungen. In der Un-        ausgerichtet, von der Situation der
Arbeitgeber wächst. Mit der Einfüh-         tersuchung konnten insgesamt je-        betroffenen Mitarbeitenden ausge-
rung von DM soll darüber hinaus             doch keine Einflüsse identifiziert      hend, angepasste Strategien zur Un-
das Unternehmensimage verbessert            werden, die auf Vor- oder Nachteile     terstützung und Förderung zu entwi-
werden. Dabei wird sowohl eine              verweisen, die sich aufgrund dieser     ckeln. Im DM werden an direkten
stärkere Positionierung des Unter-          unterschiedlichen Organisationsfor-     Leistungen vor allem Beratung so-
nehmens in der Konkurrenz um                men für das DM ergeben.                 wie die Organisation und Beglei-
Kundenaufträge als auch auf dem                                                     tung im Wiedereingliederungspro-
Arbeitsmarkt angestrebt. Gerade im                                                  zess durch das DM erbracht, weitere
Hinblick auf die demografische Ent-         Wie wurde das Disability                Leistungen zur Unterstützung und
wicklung und hierdurch absehbar             Management im Betrieb                   Gesundheitsförderung erfolgen in
entstehenden Engpässen auf den              organisiert?                            der Regel durch Dritte und werden
Arbeitsmärkten dürfte dieser As-                                                    vom DM lediglich vermittelt. In der
pekt künftig wohl stärkere Relevanz            In der Durchführung von DM un-       vorliegenden Untersuchung hat sich
gewinnen. Ein Teil der untersuchten         terscheiden sich die untersuchten       gezeigt, dass die stärker systemati-
Unternehmen hat diesen Aspekt für           Unternehmen nach dem Grad der           sierten Verfahren des DM zum Teil
den Kontext der Einführung von              Systematisierung. So sehen die Un-      auch als Zwang und Druck empfun-
DM explizit als relevant erachtet.          ternehmen in ihrem DM etwa Stu-         den wurden. Insgesamt werden die
                                            fengespräche im Umfang von 3 bis 6      Massnahmen von den im DM be-
                                            Stufen vor. Auch der Beginn des         treuten Mitarbeitenden jedoch we-
Wie wurde Disability Manage­                Einsatzes des DM variiert und er-       niger als Kontrollmassnahmen von
ment in die betriebliche                    folgt zwischen 7 und 90 Tagen Ab-       Seiten des Unternehmens aufgefasst,
Struktur implementiert?                     senz. Trotz dieses Unterschieds in      sondern vielmehr als sehr willkom-
                                            der Kontaktaufnahme durch das           mene Formen der Unterstützung
   Das DM wurde auf unterschied­            DM hat die Befragung der betreuten      und Begleitung, durch die die Mitar-
liche Weise in den Unternehmen              Mitarbeitenden ergeben, dass diese      beitenden vor allem auch Wertschät-
verankert, im Einzelnen konnten             mit dem Zeitpunkt des Beginns des       zung durch Vorgesetzte und Arbeit-
folgende Positionierungen des DM            DM grundsätzlich zufrieden waren.       geber/innen erfahren.
in der Betriebsstruktur identifiziert       Für den Erfolg des DM ist nicht nur
werden: DM integriert in die Sozial-        die Qualität der Arbeit des DM al-
beratung, DM als Human Ressour-             lein, sondern sind auch das Handeln     Welche Wirkungen hat das
ces (HR) Unterabteilung und DM              der unmittelbaren Vorgesetzten und      Disability Management im
integriert in das HR. Durch eine zu         ihre Führungsqualitäten von hoher       Betrieb?
enge Anbindung des DM an das HR             Relevanz, da die Vorgesetzten für
könnte die Gefahr entstehen, dass           die erkrankten und verunfallten Be-        Bei den Unternehmen mit DM
sich der Charakter des DM verän-            schäftigten wichtige Ansprechperso-     hat sich gezeigt, dass der Umfang
dert. Nämlich von einem klientenbe-         nen darstellen. Insgesamt kann für      der Absenzen gesenkt bzw. stabil
zogenen, advokatorischen und ver-           die untersuchten Unternehmen eine       gehalten werden konnte. Obwohl
mittelnden Prozess zur Unterstüt-           weitgehende Übereinstimmung für         dies sicherlich nicht allein auf das
zung erkrankter und verunfallter            die konkrete Fallbearbeitung festge-    DM zurückgeführt werden kann, so
Mitarbeitender zu einem Instrument          stellt werden. Die Durchführenden       wird das DM in den untersuchten
der betrieblichen Interessenvertre-         des DM stützen sich dabei vor allem     Unternehmen jedoch als ein wichti-
tung gegenüber den Beschäftigten.           auf das Case Management (CM) als        ger Beitrag hierzu angesehen. Über
Die Struktur oder das Handeln im            Handlungsansatz. Auf der Ebene der      die Reduktion von Absenzen ge-
DM wurden in der vorliegenden               Organisation des DM können syste-       lingt es den Unternehmen, unmit-
Studie nicht von der Branchenzuge-          matisierte und stark vorstrukturierte   telbar Kosten zu senken. Bei der
hörigkeit beeinflusst. Allerdings wird      Organisationsformen des DM (sys-        Betrachtung der Wirkungen von
das DM in den Unternehmen, die in           temzentriert) von weniger struktu-      DM sollten allerdings neben den
der gesamten Schweiz resp. an un-           rierten Organisationsformen (klien-     (Primär-)Wirkungen vor allem auch
terschiedlichen Standorten tätig            tenzentriert) unterschieden werden.     die (Sekundär-)Wirkungen von DM
sind, unterschiedlich organisiert. Die      Während die Vorteile der system-        auf die betroffenen Mitarbeitenden
Differenzierung besteht vor allem in        zentrierten Formen des DM vor al-       nicht unterschätzt werden. DM

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Invalidenversicherung      Disability Management

kann hier zu einer stärkeren Bin-         Zugang zum DM zu kanalisieren           unfallten Beschäftigten und ist so-
dung der Mitarbeitenden an das            und um Anforderungen und Zielset-       wohl auf der Fall- als auch auf der
Unternehmen beitragen und die             zungen zu bestimmen. Für die Ent-       Systemebene angesiedelt. DM kann
Motivation positiv beeinflussen,          scheidung, ob internes DM in einem      also als eine Form der Professionali-
wenn das Vertrauen in einen sich          Unternehmen eingerichtet wird oder      sierung von Betreuung und Unter-
fair verhaltenden, «guten» Arbeit-        ob externe Dienstleistungen in An-      stützung von erkrankten und verun-
geber wächst. Obwohl die unter-           spruch genommen werden, ist die         fallten Mitarbeitenden im Unter-
suchten Unternehmen Kosten und            Unternehmensgrösse ein entschei-        nehmen angesehen werden, für die
Nutzen des DM sehr unterschied-           dender Faktor. Dies muss jedoch für     ein breit gefächertes ExpertInnen-
lich erfassen und zum Teil auch den       den Einzelfall konkretisiert werden.    wissen erforderlich ist. Neben der
Versuch einer exakten Erfassung           So hat etwa ein Unternehmen mit         Fallbearbeitung werden im DM auch
nicht als sinnvoll erachten, sind die     250 Beschäftigten in der vorliegen-     Massnahmen zur Früherkennung
Unternehmen alle der Überzeu-             den Untersuchung ein erfolgreiches      und Prävention umgesetzt. In der
gung, dass sich das DM für sie aus-       DM etablieren können, weil es auf       Untersuchung von DM in acht Un-
zahlt. In Bezug auf die Fallbearbei-      bereits vorhandene fachliche Quali-     ternehmen in der Schweiz zeigte
tung konnten die Unternehmen Er-          fikationen von Mitarbeitenden zu-       sich, dass sich die Unternehmen in
folge in den Wiedereingliederungen        rückgreifen konnte. Generell hat        ihren Anstrengungen um eine Re-
von erkrankten und verunfallten           sich gezeigt, dass eine gute Vernet-    duktion von Absenzen und um die
Mitarbeitenden aufweisen.                 zung und Kooperation mit den inter-     Verbesserung der Unternehmens-
                                          nen AkteurInnen im Unternehmen          kultur bestätigt sehen. Diese positi-
                                          und mit externen AkteurInnen von        ve Entwicklung spiegelt sich auch
Welche Bedeutung haben die                entscheidender Bedeutung für ein        wider bei der Beurteilung des DM
Träger der Sozialversicherung?            erfolgreiches DM ist. In diesem Zu-     durch die im DM betreuten Mitar-
                                          sammenhang hat sich gezeigt, dass       beitenden. Diese empfinden das DM
   Entscheidend für eine erfolgrei-       die IV ein wichtiger externer Akteur    nicht als Kontrolle, sondern vielmehr
che Einführung und Durchführung           im DM ist. Vor dem Hintergrund der      als Unterstützung und Wertschät-
von DM ist nicht nur eine ausge-          Ergebnisse der vorliegenden Studie      zung von Seiten des Unternehmens
zeichnete interne Vernetzung und          zum DM in Unternehmen lassen            – und zwar auch in Fällen, bei denen
Kooperation im Unternehmen. Auch          sich daher für die IV folgende Emp-     keine erfolgreiche Reintegration er-
die Zusammenarbeit mit den Sozial-        fehlungen ableiten:                     reicht werden konnte. Die Beteili-
versicherungsträgern und den Haus-        • Aktiver, möglichst frühzeitiger       gung von Sozialversicherungsträgern
ärztinnen resp. Hausärzten stellt ei-        Kontakt zwischen Unternehmen         und Häusärztinnen ­resp. Hausärzten
nen sehr wichtigen Faktor für den            und IV-Stellen;                      wird als entscheidender Faktor für
Erfolg von Wiedereingliederungs-          • verbesserte Zusammenarbeit zwi-       den Erfolg des DM bewertet. Ange-
prozessen dar. Denn sowohl über die          schen DM und den IV-Stellen;         sichts dieser positiven Resultate ist
interne als auch über die externe         • Verkürzung der Verfahrensdauer        eine je nach Unternehmen angepass-
Vernetzung und Kooperation wer-              bei der IV;                          te Einführung von DM vor allem
den notwendige Ressourcen mobili-         • stärkere Unterstützung der Unter-     dann zu empfehlen, wenn neben be-
siert, die zu einer erfolgreichen Fall-      nehmen in der Arbeitsplatzver-       triebswirtschaftlichen explizit auch
entwicklung beitragen können.                mittlung für Beschäftigte, die aus   unternehmenskulturelle Zielsetzun-
                                             gesundheitlichen Gründen trotz       gen verfolgt werden.
                                             aller Anstrengungen nicht mehr
Schlussfolgerungen und Fazit                 im Unternehmen weiterbeschäf-        Literatur
                                             tigt werden können;                  Brinkmann, Volker (Hrsg.) (2006): Case Manage-
  Bei der Einführung von DM soll-         • Beratung und Unterstützung von        ment. Organisationsentwicklung und Change
ten Unternehmen darauf achten,               Unternehmen bei der Einführung       Management in Gesundheits- und Sozialunter-
                                                                                  nehmen. Wiesbaden: Gabler.
dass das DM von einem umfassen-              von aktiven Massnahmen der Ar-
den betrieblichen Commitment ge-             beitsintegration.                    Galuske, Michael/Thole, Werner (Hrsg.) (2006):
                                                                                  Vom Fall zum Management. Neue Methoden der
tragen wird, dabei ist das Commit-
                                                                                  Sozialen Arbeit. Wiesbaden: VS Verlag
ment der Unternehmensleitung von          Zusammenfassend kann hervorgeho-
besonderer Bedeutung. Das DM              ben werden, dass DM in Unterneh-        Geisen, Thomas/Lichtenauer, Annette/Roulin, Chris-
                                                                                  tophe/Schielke, Georg (2008): Disability Manage-
sollte klar strukturiert sein, so dass    men und Organisationen einen syste-
                                                                                  ment in Unternehmen in der Schweiz. Bern: Bun-
der Ablauf möglichst transparent ist      matischen Handlungsansatz darstellt.    desamt für Sozialversicherung. Im Druck. Down-
für Vorgesetzte und Mitarbeitende.        Dieser dient der Betreuung und Un-      load unter: www.bsv.admin.ch/praxis/forschung/
Dies ist besonders wichtig, um den        terstützung von erkrankten und ver-     publikationen

                                                                                      Soziale Sicherheit CHSS 4/2008  231
Invalidenversicherung             Disability Management

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