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IRRGEISTER Naturmagazin Irrgeister 2019 1 des Vereins für Natur- und Vogelschutz im HSK e.V. 36. Jahrgang 2019 Aus dem Inhalt: Kalkofenacker entwickelt sich zur Schatzkiste Der Rotmilan im Sauerland Neuaufstellung Landschaftsplan Sundern Ornithologischer Sammelbericht 2017 Apfelhof Franziskus vom VNV übernommen Wi l d k a t z e n a l s Ve r k e h r s o p f e r NABU-Partner im HSK
Irrgeister 2019 3 S T I LV O L L E BADMÖBEL ® puris Informationszentrum: Mittwoch, Donnerstag, Freitag: 15 Uhr - 18 Uhr Samstag: 9 Uhr - 12:30 Uhr www.puris.de Hinterm Gallberg 6a 59929 Brilon Wir unterstützen die Briloner Hansetage 2020.
4 Irrgeister 2019 Impressum Inhaltsverzeichnis Herausgeber: Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.V. Vorwort 5 Geschäftsstelle und VNV-Station: Der Rotmilan auf dem Höhenflug 6 Sauerlandstr. 74a, (Kloster Bredelar) Der Kalkofenacker, eine Schaatzkiste 10 34431 Marsberg-Bredelar Tel. 02991/908136 Neuaufstellung LP Sundern 17 Internet: www.vnv-hsk.de e-mail: mail@vnv-hsk.de Artenschutzturm Hohenwibbecke 23 Vorstand: Pflegemaßnahmen auf VNV-Flächen 24 Bernhard Koch 1. Vorsitzender 02377/805525 BeKoch-VNV@web.de Wildkatzen Opfer des Straßenverkehrs 31 Franz-Josef Stein 1. stellv. Vors. 02991/1281 bfj-stein@t-online.de VNV übernimmt Apfelhof in Sundern 32 Johannes Schröder 2. stellv. Vors. 02991/1599 j-e-schroeder@t-online.de Eingaben an die UNB 34 Harald Legge Schriftführer, 02992/7866682 25 Jahre Mitglied im Haraldlegge@web.de Richard Götte Schatzmeister 02961/9626856 Verein Rotes Höhenvieh e.V 39 Richard-Goette@t-online.de VNV-Fläche Eickert 40 Erweiterter Vorstand: Martin Lindner 02933-5639 Fund eines besenderten Rotmilans 42 martin.lindner@ageulen.de Franz Giller 02991-1729 Gülletourismus im HSK 43 fa.giller@t-online.de Klaus Hanzen 02964-700 Ornithologischer Sammelbericht 2017 46 vk-hanzen@t-online.de Gerd Kistner 02932/37832 gerd.kistner@unitybox.de Friedhelm Schnurbus 02982-8947 fschnurbus@t-online.de Norbert Schröder 02992/4764 (Rotes Höhenvieh) BrigitteNorb.S@t-online.de Wolfgang Wilkens 0291/51737 wilkens69@web.de Josef Schütte 0175-5833644 maler.schuette@t-online.de Autoren dieser Ausgabe: Udo Stangier 05407-888-730 stangier@wallenhorst.de Josef Falkenstein 0171-3153878 Richard Götte, Martin Lindner, Friedhelm Faller.hoppecke@t-online.de Schnurbus, Wolfgang Schulte, J. Hachmann, J. Falkenstein, H. Legge, Vorstandsitzung: Jeden 2. Freitag im Monat, 19.15-22.30 Uhr, Gasthof Hengsbach, Bestwig. Die Sitzung ist öffentlich. Redaktion und Layout: Die Rechte der Vervielfältigung und auszugsweisen Wiedergabe liegen bei den Herausgebern. Für den Inhalt sind die Verfasser verantwortlich. Harald Legge und Richard Götte Die Irrgeister werden allen Mitgliedern des VNV und den im HSK wohnenden NABU-Mitgliedern kostenlos zugesandt. Die Irrgeister werden auf weißem Recyclingpapier gedruckt. Titelfotos: Bankverbindungen: Rotmilan Sparkasse Hochsauerland Brilon, Kto.-Nr. 68577 und Acker-Wachtelweizen DE 10 4165 1770 0000 0685 77 (BLZ 41651770) Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten Kto.-Nr. 4002100900 (R. Götte) DE62472616034002100900 (BLZ 47261603)
Irrgeister 2019 5 Liebe Leserinnen und Leser der IRRGEISTER! Einen langen Atem haben! Dies ist sicher eine Nur mit Ausdauer lassen sich illegale Entwer- Haupteigenschaft eines erfolgreichen Natur- tungen in der Landschaft rückgängig machen – schützers. leider jedoch oft auch trotz Ausdauer nicht und häufig nur teilweise. Der VNV wird aber trotz- Nur mit Ausdauer lassen sich die VNV-Schutz- dem bei seiner Praxis bleiben und die Untere gebiete im Sinne der Artenvielfalt entwickeln. Naturschutzbehörde nicht nur über gesetzeswid- Die meisten dieser Gebiete sind auf menschliche rige Eingriffe informieren, sondern auch so lange Nutzung zurückzuführen. Will man sie erhalten, nachhaken, bis eine Eingabe „erledigt“ ist. müssen eine längerfristige Bewirtschaftung und / oder Pflegeeinsätze stattfinden. Und ein neu Nur mit Ausdauer ist das Projekt „Rotes Hö- gepflanzter Obstbaum benötigt Jahrzehnte und henvieh“ ein Erfolg. Extensive Beweidung von viele Arbeitsstunden, um einen vielfältigen Le- Magerwiesen, Rettung einer vom Aussterben be- bensraum beispielsweise für höhlenbrütende Vo- drohten, historischen Haustierrasse, artgerechte gelarten und für Fledermäuse zu geben. Haltung, lokale Vermarktung – die Schlagworte zeigen die Bandbreite des Themas rund um unse- Nur mit Ausdauer lassen sich grundsätzliche Ver- re Vereinsrinder, die der VNV seit über 25 Jahren besserungen für die Natur erreichen, etwa wenn hält und züchtet. planerische Rahmenbedingungen geändert wer- den. Bei allen Landschaftsplänen, die im Hoch- Zu all diesen „Ausdauer-Aspekten“ finden Sie sauerlandkreis neu aufgelegt werden, bringt der Artikel in diesem Heft. VNV beispielsweise sein Fachwissen um die wertvollen Gebiete ein, um einen Schutzstatus Einen langen Atem haben! Dies wird auch in Zu- für diese Gebiete zu untermauern oder zu errei- kunft ein Wesensmerkmal der VNV-Arbeit sein. chen – so geschehen auch beim nun verabschie- Ihnen dagegen wünscht die IRRGEISTER-Re- deten Landschaftsplan Sundern. daktion, dass das Lesen und Blättern in diesem Heft kurzweilig wird! Harald Legge
6 Irrgeister 2019 Der Rotmilan auf dem Höhenflug- Wie lange noch? Der Rotmilan gilt oftmals als heimlicher Wap- auf dem Vogelzug, normale Mortalität etc. wir- penvogel Deutschlands. Zwei Drittel des Weltbe- ken sich schließlich auch auf den Bestand aus. standes leben in unserem Land. Demnach brüten Ein nüchternes Fazit in Kürze: Der Rotmilanbe- etwa 12.000 bis 15.000 Paare in Deutschland. Von stand geht zwangsläufig zurück. In den östlichen den rund 260 Brutvogelarten ist er die einzige Art, Bundesländern wirkt sich zudem die Verände- die einen derartigen Verbreitungsschwerpunkt rung der Landwirtschaft negativ auf den Lebens- fast nur in Deutschland hat. Das macht ihn so ein-raum aus. Insbesondere in Sachsen-Anhalt und zigartig. Daher trägt Deutschland eine besondere Thüringen ist aktuell der Nachweis erbracht wor- Verantwortung für den Schutz des Rotmilans. den, dass ein Zusammenhang besteht zwischen einer immer höheren Dichte und Anzahl an Win- Der Rotmilan gehört zu den besonders streng drädern mit einem gleichzeitigen Rückgang des geschützten Arten. Aber was bedeutet das ei- Rotmilans. gentlich? Durch die Energiewende werden im- mer mehr Windkraftanlagen (WKA) errichtet. Inzwischen ist die Energiewende auch im Hoch- Dabei hat sich herausgestellt, dass gerade der sauerlandkreis angekommen. Mit voller Wucht Rotmilan besonders unter diesen Anlagen lei- wird/wurde gleich eine Vielzahl von Windrä- det. Er gehört offenbar zu den Arten, die am dern errichtet. wenigsten mit Windrädern zurechtkommen. Der Der Rotmilan – eine streng geschützte Art? Vogel fühlt sich in seinem Lebensraum Luft si- Keine Spur, könnte man zynisch feststellen: In cher und erkennt nicht die Gefahr der sich dre- den Stellungnahmen, die der VNV zu geplanten henden Rotoren. So kommt es, dass die Art zu WKA abgibt, weisen wir regelmäßig konkret den häufigsten Schlagopfern solcher Anlagen nach, „wie um den Rotmilan herum geplant gehört. wird“. Seitens der im Auftrag der Investoren er- stellten Gutachten ist dann regelmäßig die Rede In den nördlichen Bundesländern ist die Anzahl davon, dass z.B. der Vogel nur in eine bestimmte der Schlagopfer inzwischen besonders hoch. Ex- Richtung fliege oder dass Vögel nur unter der perten gehen davon aus, dass die Anzahl der jähr- Höhe der Rotoren flögen. Fazit in vielen Gut- lich flügge werdenden Rotmilane nicht mehr aus- achten: Zufällig fliege ein Rotmilan nicht dort, reicht, die Zahl der Schlagopfer auszugleichen. wo das spätere Windrad rotieren soll – eine Ne- Hinzu kommt die Tatsache, dass andere Todesur- gierung, Verharmlosung und Bagatellisierung sachen auf den Vogel einwirken. Gefährdungen von Gefährdungspotentialen. Gleiches trifft auf
Irrgeister 2019 7 den seltenen Schwarzstorch zu, der noch stärker gefährdet ist, da er Gebiete mit Windkraftanla- gen in der Regel ganz verlässt und nicht wieder kommt. Man muss sich also zu Recht fragen: Worin ge- nau besteht der strenge Schutz der „streng ge- schützten Arten“? Im Brutvogelatlas Westfalen (Erscheinungsjahr 2002) ist man, bezogen auf die Jahre 1989 bis 1994, von etwa 150 bis 220 Rotmilan-Paaren für den Hochsauerlandkreis ausgegangen. Dabei lag die genauere Einschätzung aber wohl eher am unteren Wert des tatsächlichen Bestandes. Im Rahmen der Rotmilan-Kartierung im Jahr 2000 endete die Erhebung mit einer Bestands- schätzung von etwa 80 bis 100 Paaren für den HSK. Abermals wurde der Rotmilan aufs Programm gerufen, als es im Rahmen der ADEBAR Erfas- sung in ganz Deutschland darum ging, alle Brut- vogelarten zu erfassen. Im Jahre 2008 hat man den Bestand im Hochsauerlandkreis auf etwa 115 - 176 Paare geschätzt. Diese Zahlen flossen dann in den deutschlandweiten ADEBAR-Brut- vogelatlas und in den Brutvogelatlas für das Land NRW ein. Kaum zwei Jahre später hat die Art alle Kartierer wieder in die Feldflur geführt. Erneut gab es eine
8 Irrgeister 2019 Rotmilan-Kartierung, wieder in ganz Deutschland. Die Zählung wurde auf Länderebene koordiniert und zog sich teils über mehrere Jahre. Im Hoch- sauerlandkreis wurde in den Jahren 2010 und 2011 gezählt. Das Ergebnis hat zunächst einmal zu einem anhaltenden Schweigen der Experten geführt. So viele Rotmi- lane – das kann eigentlich gar nicht sein. Denn: Die Zählung endete für die Jahre 2011 und 2010 mit einem Gesamtergebnis von 181 Paaren im HSK! Und dabei sind noch nicht ein- mal alle Stadtgebiete eingehend un- tersucht worden. Wo sollten also all diese Vögel plötzlich herkommen? Die Zweifel ließen sich zunächst ein- mal nicht ausräumen. rungen in der Vergangenheit unterschätzt wurde. In der unübersichtlichen Mittelgebirgslandschaft Aber eine punktgenaue Zuordnung der Paare ist die Art schwer zu ermitteln. Noch schwieriger zu konkreten Horsten und schlüssige Parallel- wird die Kartierung, wenn Vorkenntnisse über beobachtungen zu benachbarten Revieren, die die Reviere und die Gebiete fehlen. gezielt benannt werden konnten, machten die Auswertungen auch im HSK nachvollziebar. Eine solche Erfolgsgeschichte wäre bis vor we- Einhergehend mit Meldungen aus langjährig nigen Jahren beim Rotmilan undenkbar gewe- untersuchten Messtischblättern im Bergischen sen. Land (TK 1 : 25.000) über einen Bestandsan- Die Gründe sind noch nicht hinreichend bekannt. stieg von 30% vollzog sich nach und nach eine Man geht aber in erste Linie davon aus, dass die Meinungsänderung. Aus immer mehr Regionen Art überdurchschnittlich gut mit der intensiven in NRW wurden überdurchschnittliche Bestände Grünlandbewirtschaftung durch mehrfaches gemeldet. Nicht zuletzt durch das Thema Wind- Mähen im Jahr zurechtkommt. Dadurch gelangt kraft wurden die Analysen immer genauer. die Art einfach an Mäuse, Insekten und andere Kleinsäuger, die Opfer der Mähwerke werden. Im Hochsauerlandkreis konnten Pohlmeyer, Der Rotmilan als Aasfresser kommt hier bestens Schluckebier und Kuhl (mündlich) in einer flä- auf seine Kosten. chendeckenden Kartierung im Stadtgebiet Mars- berg für das Jahr 2015 mindestens 29 Paare nach- Bezogen auf den gesamten Weltbestand sieht die weisen. Entwicklung beim Rotmilan nicht ganz so rosig aus. Aus den anliegenden Darstellungen bezogen Inzwischen ist belegt: Der Brutbestand im Hoch- auf das Jahr 1962 und das Jahr 2000 wird auf ei- sauerlandkreis überschreitet die stolze Zahl von nen Blick deutlich: Der Rotmilan hat massiv an 220 Paaren. Allein im Jahr 2019 konnte die Or- seiner Verbreitungsfläche verloren. Aktuell ist der nithologische Arbeitsgemeinschaft des VNV im Bestand in Mitteleuropa, Osteuropa, Skandinavi- HSK insgesamt 122 Rotmilanreviere nachwei- en und Großbritannien aber wieder zunehmend. sen. Aber wie sieht die Zukunft des Rotmilans im Derzeit gehen Experten davon aus, dass der Be- Sauerland aus – immerhin eine „Hochburg“ der stand in früheren Zeiten und bei diversen Kartie- Gesamtpopulation? Welche Folgen haben Kli-
Irrgeister 2019 9 mawandel, Ausbau der Windenergie, In- tensivierung der Landwirtschaft, weitere Ausräumung der Landwirtschaft und Ar- tenschwund auf den Rotmilanbestand im HSK? Bleibt uns die Art erhalten? In der nun bekannten Anzahl an Brutpaaren oder grundsätzlich als Teil unserer Natur? Wir hoffen sehr, dass der Rotmilan im Land der tausend Berge auch künftig auf dem Höhenflug so zahlreich zu sehen ist wie bisher! Allerdings lassen Untersu- chungen zum Komplex „Rotmilan und Windkraft“ zweifeln… Wolfgang Schulte Fotos: R. Götte Literatur: Grüneberg, C., S.R. Sudmann sowie J. Weiss, M. Jöbges, H. König, V. Lakse, Verbreitung des Rotmilans in Mitteleuropa M. Schmitz A. Skibbe (2013): Die Brutvögel Nordr- hein-Westfalens. NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde Münster. Nordrhein-Westfälische Ornithologen- gesellschaft (Hrsg.) (2002): Die Vögel Westfalens. Ein Atlas der Brutvögel von 1989 bis 1994. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 37. Lindner, M. (2000): Irrgeister 2000, Heft 2, Bestandssituation des Rotmilans im Hochsauerlandkreis. Mammen, U.; Nicolai, B.; Böhner, J.; Mammen, K.; Wehrmann, J.; Fischer, S.; Dornbusch, G. (2014): Artenhilfspro- gramm Rotmilan des Landes Sach- sen-Anhalt. Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 5/2014, Halle. Stiftung Vogelwelt Deutschlands und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hersg.) (2014): Altas Deutscher Brut- vogelarten. Katzenberger, J.; Sudfeldt, C.: Ne- gativer Zusammenhang zwischen WKA-Dichte und Bestandstrends. Der Falke Heft 11/2019.
10 Irrgeister 2019 D e r K a l k o f e n a c k e r, e i n e S c h a t z k i s t e für seltene Ackerwildkräuter Gezielte Naturschutzmaßnahmen sind ein voller Erfolg Der VNV kaufte in den Jahren 2013 bis 2015 Landwirt auf den Einsatz von Dünger und Pesti- fünf Ackerparzellen am Kalkofen bei Mars- ziden verzichten. berg-Giershagen an (siehe Irrgeister 2015, Sei- ten 10 und 11). Diese Maßnahmen wurden nun eingeleitet und Es handelt sich um Ackerparzellen, die schon in im Herbst 2018 wurde erstmals seit vielen Jah- den 1980er Jahren Mitgliedern des VNV wegen ren wieder Wintergetreide auf den Äckern ein- seiner seltenen Ackerwildkrautgesellschaft auf- gesät. fielen, sogenannte Kalk-Scherbenäcker. Dies ist eine Pflanzengesellschaft, die nur auf Kalkböden vorkommt und sehr licht- und wär- mebedürftig ist. Auch vertragen es die betref- fenden Pflanzen nicht, wenn die Äcker zu stark gedüngt werden. Solche Äcker sind überaus selten und werden im Sauerland nur an wenigen Stellen im Raum Marsberg angetroffen. Seit Mitte der 1990er Jahren wurden die Äcker durch Pestizideinsatz und Düngung stark ent- wertet. Im letzten Jahrzehnt wurden die Acker- flächen mit Gras eingesät und mit Gülle ge- düngt, um mehrmalige Grasschnitte für die Silagegewinnung zu ermöglichen. Die Fläche war somit völlig verarmt und für seltene Pflan- zen und Tiere ohne Wert. Nach dem Ankauf will der VNV dort wieder die alte Ackernutzung einführen und mit entspre- chender Förderung für den bewirtschaftenden
Irrgeister 2019 11 Wintergetreide ist für die meisten der seltenen Ackerwildkräuter von besonderer Wichtigkeit, da diese bereits im Winterhalbjahr keimen und nur so zur Fruchtreife kommen. Ein Umbruch im Frühjahr wäre da schädlich. Auch wurden gezielt die Säume der Ackerränder aufgerissen und mitgenutzt, um so eventuelles im Boden noch vorhandenes Samenpotential der Ackerwildkräuter zur Keimung zu bringen. Es wurde auch ein doppelter Reihenabstand bei der Einsaat vereinbart, um so den Ackerwild- kräutern genügend Raum und Licht zu geben. In diesem Frühjahr konnte nun das Ergebnis un- serer gezielten Maßnahmen begutachtet werden. Unsere Erwartungen wurden weit übertrof- fen. Es wurden eine ganze Reihe sehr seltener Ackerwildkräuter in unserem Acker entdeckt! Große Hoffnung hatten wir, den Ackerwach- telweizen (Melamphyrum arvense) wieder im Acker anzutreffen. Er war schon Ende der 1980er Jahre von Mitgliedern des VNV dort gefunden worden und schon damals der einzige Standort im Sauerland. 1994 wurde die Pflanze jedoch das letzte Mal dort nachgewiesen. Und tatsächlich ist der Acker-Wachtelweizen in wenigen Exemplaren an der alten Stelle wieder im Acker gefunden worden! Ackerwachtelweizen (Melamphyrum arvense)
12 Irrgeister 2019 Wir hatten aber nicht erwartet, dass noch eine ganze Reihe weiterer Raritäten sofort wieder er- scheinen würden. Die größte Überraschung war das Rundblättri- ge Hasenohr (Bupleurum rotundifolium), eine Pflanze, die in NRW ausgestorben war. Ihr Hauptverbreitungsschwerpunkt liegt in Deutschland in Thüringen. In früherer Zeit war sie jedoch auch in NRW anzutreffen. In der alten Literatur wird die Art auch für den HSK angegeben: Jüngst 1852 Marsberg Karsch 1853 Jittenberg (Marsberg) Karsch 1853 nach Helminghausen zu Beckhaus 1893 häufig bei Marsberg Danach wurde sie wohl von Pflanzenkundlern nicht mehr beobachtet. Unsere gezielten Maßnahmen an dem Acker und die beiden sehr warmen und trockenen Sommer 2018 und 2019 haben wohl diesen Wiederfund möglich gemacht. Rundblättriges Hasenohr (Bupleurum rotundifolium)
Irrgeister 2019 13 Weitere Raritäten waren: Der Kleine Frauenspiegel (Legousia hybrida), der Acker-Rittersporn (Consolida regalis),
14 Irrgeister 2019 die Acker-Haftdolde (Caucalis platycarpos), Acker-Lichtnelke (Silene noctiflora), Acker-Zahntrost (Odontites vernus)
Irrgeister 2019 15 sowie ein Exemplar vom Sommer-Adonis- röschen (Adonis aestivalis) und einige Exem- plare Acker-Hundskamille (Anthemis arvense). Aber nicht nur Raritäten konnten entdeckt wer- den. Mehr als fünfzig verschiedene Ackerwild- kräuter wurden gefunden. Hier eine Liste der bemerkenswertesten Funde: Art Lateinischer Name Häufigkeit Rote Liste NRW Acker-Wachtelweizen Melamphyrum arvense 5 Ex. RL 2 Rundblättriges Hasenohr Bupleurum rotundifolium 10 Ex. RL 0 Acker-Rittersporn Consolida regalis 15 Ex. RL 2S Acker-Haftdolde Caucalis platycarpos 20 Ex. RL 2 Acker-Lichtnelke Silene noctiflora 5 Ex. RL 2 Kleiner Frauenspiegel Legousia hybrida 10 Ex RL 3S Sommer-Adonisröschen Adonis aestivalis 1 Ex. RL 2S Acker-Zahntrost Odontites vernus > 200 Ex. RL 2 Acker-Hundskamille Anthemis arvense > 50 Ex. RL 3 Roggen-Trespe Bromus secalinus > 50 Ex RL 2 Gezähnter Feldsalat Valerianella dentata > 100 Ex. RL 3S Kohl-Lauch Allium oleraceus 20 Ex. RL 3 Kohl-Lauch (Allium oleraceum)
16 Irrgeister 2019 Nebenbei konnten als zufällig Beobachtungen Das Grüne Heupferd ist durch die intensive im Acker unter anderem das Grüne Heupferd Agrarwirtschaft in vielen Landesteilen schon (Tettigonia viridissima) und die Wespenspinne sehr selten geworden und hat am Kalkofen ei- (Argiope bruennichi) beobachtet werden. nen sicheren Lebensraum gefunden. Die Wespenspinne ist sehr wärmeliebend und Wir hoffen, dass sich in den nächsten Jahren hat sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet. auch einige seltene Vögel der Feldfluren wieder Sie war vor einigen Jahren noch nicht im Sauer- einstellen. Das Rebhuhn wäre da ein willkom- land zu beobachten. mener Kandidat. Wespenspinne (Argiope bruennichi) Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima) PS: In den letzten Jahren ist es in die Mode gekom- Literatur: men, sogenannte Blühstreifen in der Feldflur an- Beckhaus, K. 1893: Flora von West- zulegen. Sie werden von Politik, Landwirtschaft falen, und Presse durch ihre auffälligen Blühaspekte auf Götte, R. 2007: Flora im östlichen das Höchste gelobt und mit Steuermitteln geför- Sauerland, dert. Auch einige Naturschützer sind von ihnen Jüngst, L.V. 1852: Flora Westfalens, angetan. Karsch, A. 1853: Phanerogamenflora Aus unserer Sicht lassen sich dadurch keine sel- der Provinz Westfalen. tenen und gefährdeten Lebensräume und Arten er- halten. Als Alternative ist aus unserer Sicht in den meisten Fällen die Förderung durch das Acker- Text und Fotos: Richard Götte randstreifenprogramm mit den entsprechenden Vorgaben vorzuziehen, um so eine artenreiche Landschaft zu erhalten oder wieder herzustellen. Unser Beispiel am Kalkofenacker zeigt es.
Irrgeister 2019 17 Neuaufstellung des Landschaftsplans Sundern rechtskräftig Am 15. März 2019 wurde die Neuaufstellung Vorarbeit der Naturschutzverbände des Landschaftsplanes (LP) Sundern rechtskräf- VNV-Aktive und Aktive vom Bund für Umwelt tig. Den ersten Landschaftsplan Sundern verab- und Naturschutz Deutschland (BUND) aus Sun- schiedete der Kreistag 1993. Aus Sicht des VNV dern und Arnsberg erstellten bis März 2010 eine hatte der Kreis damals viele naturschutzwürdige detaillierte Liste mit vom Naturschutz gewünsch- Flächen nicht als Schutzgebiet bzw. mit zu gerin- ten Schutzgebieten inklusive Schutzgründen und ger Schutzkategorie ausgewiesen, beispielweise Karten. Danach kam es zusätzlich 2010 zu einem statt Ausweisung als Naturschutzgebiet (NSG) Treffen mit der Unteren Naturschutzbehörde des nur Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet HSK (UNB), um dort die Vorschläge vorzustel- (LSG). Der Kreistag des Hochsauerlandkreises len. hatte bereits am 17. Oktober 2008 die Neuauf- 2013 kam es zur ersten Offenlegung der Neu- stellung dieses LP Sundern beschlossen, damit aufstellung. Einige VNV-Mitglieder erstellten z.B. neue Vorschriften berücksichtigt werden am 13. Februar 2013 die gemeinsame Stellung- konnten. Beispielsweise waren Flächen, die 2004 nahme der anerkannten Naturschutzverbände als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) der EU Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt gemeldet wurden, im alten LP nur als LSG aus- (LNU), Naturschutzbund Deutschland (NABU) gewiesen. und BUND zur Neuaufstellung. Es wurden da- An der Geschichte der Neuaufstellung und dem rin noch einmal neun NSG-Vorschläge und ein endgültigen LP lassen sich Glanz und Elend des Naturdenkmal-Vorschlag unterbreitet, die bereits Naturschutzes im HSK zugleich dokumentieren, 2010 vorgeschlagen wurden. Außerdem regten wobei viele Punkte hier nur gekürzt dargestellt wir die Vergrößerung von vier im Entwurf ge- werden können und der Artikel sich überwiegend planten NSG an. mit den Naturschutzgebieten beschäftigt.
E 18 Irrgeister 2019 1: 2017 kam es zur zweiten Offenlegung der Neu- das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrau- aufstellung. Mehrere von den geforderten NSG cherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) ein- im Offenland waren nun im LP enthalten. Und geschaltet. Das LANUV kartierte das Gebiet sogar unser Naturdenkmal-Vorschlag, ein Stein- nach und stellte eindeutig die Naturschutzwür- bruch bei Sundern-Saal, war nun als NSG vorse- digkeit fest. hen. Dabei war teilweise der engagierte Einsatz des ehrenamtlichen Naturschutzes notwendig, Forstinteressen versus Naturschutz wie sich am nun ausgewiesenen Naturschutzge- Bei den geplanten Wald-NSG hatte sich hinge- biet Burgberg Hachen zeigen lässt. Hier hatten gen bis 2017 aus unserer Sicht Negatives getan. wir bereits 2010 eine NSG-Ausweisung gefor- Die Forstlobby, insbesondere Wald und Holz dert. Im Jahr 2012 fanden intensive Gespräche NRW, hatte massive Änderungen im LP-Entwurf mit der UNB statt, da diese zunächst eine Aus- durchgedrückt. Wald und Holz NRW hatte zuvor weisung ablehnte, weil die Ruine der Burg Ha- signalisiert, dass es seine für den LP notwendige chen vom Ort Hachen genutzt wird. Daher wurde Zustimmung verweigern würde, würde es nicht
Irrgeister 2019 19 zu Änderungen in ihrem Sinne kommen. drohte Lebensräume zunächst bewahrt werden – Daraufhin wurden geplante NSG-Flächen ver- vor einer dauerhaften Unterschutzstellung. kleinert, und zwar um 5,6 % der forcierten Im August 2016 lief die gesetzliche Sicherstel- NSG-Gesamtfläche im Stadtgebiet Sundern. lung, nach mehreren Verlängerungen, endgültig Betroffen von der Kürzung waren vor allem aus, da die maximale Zeit einer einstweiligen Si- Fichtenbestände innerhalb von geplanten Natur- cherstellung überschritten war. Und eine dauer- schutzgebieten. Für das in allen rechtkräftigen hafte Unterschutzstellung war bislang unterblie- Landschaftsplänen im HSK gültige Verbot der ben. „Wiederaufforstung mit Nadelgehölzen oder an- Auf der östlichen Teilfläche des heutigen NSG deren, innerhalb des Gebietes auf dem jeweiligen wurde daraufhin legal eine Buchenwaldparzelle Standort nicht von Natur aus heimischen Bau- abgeholzt, ferner wurden kleine Bäume und die marten“ wurden Ausnahmen erlaubt. Auf Teilflä- Bodenvegetation mit schweren Forstmaschinen chen, welche in der Festsetzungskarte detailliert zerstört. Zum großen Teil pflanzte man anschlie- abgegrenzt wurden, ist weiterhin Nadelholzan- ßend legal Fichten an. bau einzelstamm-, gruppen- oder horstweise mit einem Anteil von maximal 20 % zulässig. Gesetzlicher Schutz allein reicht nicht! Die Rückführung des Nadelholzanteils und eine Durch den LP 1993 war eine Gesamtfläche von Ausdehnung des Laubholzanteils auf diesen ab- 203 ha im Stadtgebiet Sundern als NSG ausge- gegrenzten Flächen erfolgt nur im Einvernehmen wiesen, hingegen wurde 2019 eine Fläche von mit dem Eigentümer. 928 ha als NSG ausgewiesen. Die gewaltige Zu- In der gemeinsamen Stellungnahme im Mai 2017 nahme liegt insbesondere an neu geschaffenen lehnten die Naturschutzverbände die auf Grund großflächigen Wald-NSG. 1993 war das größte der Intervention von Wald und Holz NRW geän- Wald-NSG das NSG Niederwald Recklinghau- derten forstlichen Festsetzungen entschieden ab. sen mit 25,2 ha, nun ist es das NSG Langscheider Leider blieben diese aus Naturschutzsicht rück- Mark südwestlich Langscheid mit 148,1 ha Flä- schrittigen Änderungen im LP enthalten. che. Im neuen LP wies der Kreis 64 NSG aus, im al- Wegen Meinungsverschiedenheiten um die Aus- ten Plan waren es 46. Das bedeutet, das 25 NSG weisung der Windvorrangzonen Hellefelder zusätzlich ausgewiesen und zahlreiche vergrößert Höhe und Waldgebiete bei Wildewiese zwischen wurden. Stadt, Kreis und Bezirksregierung verzögerte sich Sieben der Alt-NSG entfielen im neuen LP. An die Veröffentlichung der Neuaufstellung noch bis diesen ehemaligen NSG lässt sich gut die Ent- zum 15. März 2019. wicklung der Natur und des Naturschutzes in Sundern und im Kreis ablesen. Lebensraumzerstörung durch Langsamkeit Das entfallene NSG Grasberg wurde mit weite- Durch diese extremen Verzögerungen kam es zu ren Flächen dem NSG Mischwälder südlich des starken negativen Auswirkungen auf das heu- Effenberges zugeschlagen. Dies war eine Forde- tige NSG Kalkbuchenwald Selschede. Dieses rung des Naturschutzes. Schutzgebiet liegt westlich vom Steinbruch We- Das NSG Brachfläche im Sorpetal mit 0,3 ha lag stenfeld auf einem Kalkfelsband und sollte ur- nordwestlich von Wildewiese und war 1993 eine sprünglich zur Steinbruch-Erweiterung genutzt Sumpfdotterblumen-Wiese im Übergang zur Mä- werden. Der Kalkbuchenwald Selschede wurde desüßflur. Aktuell stellt die Fläche eine Brennnes- im Herbst 2008 vom Hochsauerlandkreis, ins- selflur mit Büschen da. Weder die UNB noch der besondere auf Betreiben des BUND, einstweilig VNV haben sich um eine Wiederaufnahme der als Naturschutzgebiet sichergestellt. Das LA- Nutzung gekümmert, was in den 1990er Jahren NUV hatte zuvor dieses Gebiet wegen der dort sicher noch möglich gewesen wäre. vorkommenden Arten als NSG-würdig eingestuft Das NSG Feldgehölz westlich von Stockum mit und der ehrenamtliche Naturschutz hatte auf eine einer Größe von 3,3 ha war das einzige NSG, einstweilige Sicherstellung gedrängt. Durch die- welches 1993 aus nicht nachvollziehbaren Grün- ses gesetzliche Mittel können von Zerstörung be- den ausgewiesen wurde, da es schon 1993 ein ge-
20 Irrgeister 2019 1:70.000 schlossenes Feldgehölz aus überwiegend gebiets- falen wurden als Maßnahmen zum Schutz des fremden Baumarten, insbesondere Fichten, war. Gebietes aufgeführt: Entbuschen, Erhaltung der Beim NSG Magerweide am Hömberg mit 0,4 Landschaftsstrukturen, extensive Grünlandbe- ha nördlich von Estinghausen handelte es sich wirtschaftung, Beweidung und Grünlandnutzung 1993 eine Magerweide mit Einzelsträuchern beibehalten. Keine der Schutzmaßnahmen wurde und kleineren Gebüschkomplexen mit Arten wie leider umgesetzt. Der Besitzer wurde zwar von Acker-Witwenblume, Rundblättriger Glocken- der UNB angesprochen, ob er Naturschutzmaß- blume, Salbei-Gamander und Wacholder. Die nahmen bzw. eine Nutzung durchführen würde. Krautschicht war zur Zeit der Ausweisung ins- Dieser verweigerte aber jede Zusammenarbeit gesamt artenreich ausgebildet. Aus der früheren mit der UNB. Da die Behörde keine Maßnahmen Magerweide hat sich im Laufe der Zeit, mangels zur Erhaltung der Fläche anordnet bzw. durch- Nutzung oder Durchführung geeigneter Pfle- setzt, was laut der gültigen Gesetzte möglich gemaßnahmen, jedoch ein dichtes, nahezu un- wäre, ging der Wert dieser Fläche dauerhaft ver- durchdringliches Schlehen-Weißdorngebüsch loren. mit einzelnen Wacholdern entwickelt. Im Fachin- Der Fall des ehemaligen NSG Nassweide im Lin- formationssystem des Landesamtes für Natur, nepetal mit einer Größe von 3,5 ha nördlich von Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-West- Linnepe ist eine der traurigsten Entwicklungen
Irrgeister 2019 21 Legende Festsetzungen Nachrichtliche Darstellungen Besonders geschützte Teile Gesetzlich geschütztes Biotop (§ 30 BNatSchG von Natur und Landschaft (§ 20 BNatSchG) i.V.m. § 42 LNatSchG NRW) 2.1.1 ! , N ff Naturschutzgebiet - NSG - (§ 23 BNatSchG) GB-... punktuelle Darstellung Landschaftsschutzgebiet - LSG - (§ 26 BNatSchG) GB-... linienhafte Darstellung ! , L 2.3.1 - Typ A "Allgemeiner Landschaftsschutz" ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! flächige Darstellung GB-... ! , L 2.3.2.1 ff - Typ B "Ortsrandlage, Landschaftscharakter" FFH - Gebiet DE-... ! , L 2.3.3.1 ff - Typ C "Wiesentäler und bedeutsames Extensivgrünland" Abweichende Forstliche Festsetzungen Naturdenkmal - ND - (§ 28 BNatSchG) 20% NH zulässig Y # ND, punktuelle Darstellung 2.2.1.1 ff 30% NH zulässig ! , ND 2.2.2.1 ff ND, flächenhafte Darstellung \\\\\\ \\\\\\ \\\\\\ \\\\\\ \\\\\\ \\\\\\ \\\\\\ \\\\\\ \\\\\\ Fläche mit Unberührtheitsklausel Geschützter Landschaftsbestandteil - LB - (§ 29 BNatSchG) LB, punktuelle Darstellung 2.4.1 ff 2.4.1 ! , LB ff LB, flächenhafte Darstellung Entwicklungs-, Pflege- und Erschließungsmaßnahme - EPE - (§ 13 LNatSchG NRW) ! , Q Q Q Q Q Pf Wiederherstellung/Aufwertung Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q 5. ... Die für die Einzelfestsetzungen geltenden Bestimmungen und erklärungen sind unter den in der Karte angegebenen Nummern im Textteil niedergelegt. Sonstige Signaturen Räumlicher Geltungsbereich des Landschaftsplanes (Außengrenze) Fläche außerhalb des Geltungsbereiches Fläche ohne Festsetzung Fläche mit Hinweisen im Text Legende Entwicklungsziele für die Landschaft (§ 10 LNatSchG NRW) Sonstige Signaturen Erhaltung einer mit naturnahen Lebensräumen oder sonstigen Räumlicher Geltungsbereich des Landschaftsplanes 1.1 natürlichen Landschaftselementen reich oder vielfältig ausge- (Außengrenze) statteten Landschaft Fläche außerhalb des Geltungsbereiches Anreicherung einer im Ganzen erhaltenswürdigen Landschaft Fläche ohne Festsetzung 1.2 mit naturnahen Lebensräumen und mit gliedernden und bele- benden Elementen Nachrichtliche Darstellungen Wiederherstellung einer im ihrem Wirkungsgefüge, ihrem Er- scheinungsbild oder ihrer Oberflächenstruktur geschädigten DE-... FFH - Gebiet 1.3 Landschaft unter besonderer Berücksichtigung des ökolo- k Bodendenkmal gischen und landschaftsästhetischen Wertes BD-... !!!!! AL-HSK-... Geschützte Allee (§ 41 LNatSchG NRW) 1.4 Sicherung und Entwicklung besonders schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft Wildnisentwicklungsgebiet (§ 40 LNatSchG NRW) WG-HSK-... 1.5 Pflege und Entwicklung der Ortsränder Biotopverbund (§ 20 BNatSchG i.V.m. § 35 LNatSchG NRW) 1.6 Extensivierung der landschaftlichen Bodennutzung 1.7 Verwendung von bodenständigem Laubholz bei Erst- und Wiederaufforstung 1.8 Aufwertung der Waldsiepen und Feuchtwälder durch Verwen- dung von bodenständigem Laubholz bei Wiederaufforstung Bereich ohne Zieldarstellung Die Entwicklungsziele dieser Karte sind unter den angegebenen Nummern im Text erläutert.
22 Irrgeister 2019 eines NSG im HSK. Wegen der früher regelmä- Apfelhof Am Franziskus sogar ohne Schutzaus- ßigen Beobachtung von bis zu sechs Schwarzstör- weisung, da diese Fläche als Bauerwartungsland chen hat die Wiese bei der ortsnahen Bevölkerung betrachtet wurde. den Beinamen Schwarzstorchwiese. Noch nach Ausweisung wurden in den 1990er Jahren Teile Fazit der Wiese mit Bodenaufschüttungen erhöht und Insgesamt stellt der neue Landschaftsplan einen eine Drainage zur Entwässerung im Gebiet ver- großen Fortschritt für den Naturschutz im HSK legt. Danach wurde die Wiese umgebrochen und da, nicht zuletzt auch durch den intensiven Ein- als Mais-Anbaufläche genutzt. Trotzdem standen satz des VNV. Es wird, wie bei allen bisherigen Schwarzstörche selbst noch auf dem Maisacker, Landschaftsplänen im HSK, darauf ankommen, anfangs zwischen den kleinen Maispflanzen und wie dieser umgesetzt wird. Findet wirklich eine dann in einer kleinen Senke, die wegen Wasser- Kontrolle der Einhaltung der festgelegten Vor- führung im Frühjahr vegetationslos war. Erst als schriften bzw. eine Sanktionierung von Fehlver- der VNV die UNB auf diese rechtswidrige Nut- halten statt oder eben nicht? Der Artikel „Steter zung hinwies, sorgte diese dafür, dass die Fläche Tropfen höhlt den Stein – Eingaben an UNB“ in wieder in Grünland umgewandelt wurde. Eine diesem Heft der Irrgeister (S. 34) beschäftigt sich Entfernung der Drainage und der Bodenauffül- mit dem Thema eine Sanktionierung von Fehl- lungen unterblieb allerdings. Die Wiese ist heute verhalten in Schutzgebieten. tatsächlich nicht mehr NSG-würdig und inzwi- schen nutzen auch die Schwarzstörche die Wiese Martin Lindner nur noch sehr selten. Das NSG Nassweide südlich des großen Kamps mit 1 ha Flächengröße lag zwischen Seidfeld und Quelle der Karten: Illingheim. Der Artenreichtum hat hier in den letzten Jahren abgenommen. Die Ursache für Seite des Hochsauerlandkreis das Verschwinden des großen Orchideen-Vor- https://gis.hochsauerlandkreis.de/MapSolution/ kommens ist wahrscheinlich die Verbrachung apps/app/client/lpsun? der westlichen Quellmulde. Auch der Rest der Fläche lag zeitweise brach. Trotzdem ist das Ge- biet noch ein §42-Biotop, letzte Kartierung 2012, welches auch im Biotopkataster des Landes auf- geführt wird. Die Fläche ist also noch immer schutzwürdig. Aber ein NSG wäre einem zukünf- tig geplanten Industriegebiet im Wege, welches zwischen Seidfeld und Illingheim liegen soll. Es erfolgte darum eine Ausweisung als Landschafts- schutzgebiet, weil zukünftige Genehmigungen für Eingriffe bzw. eine Bebauung schneller durchführbar und durchsetzbar sind. Auch drei VNV-Flächen waren als Geschütz- ter Landschaftsbestandteil (LB) im LP-Entwurf aufgeführt und wurden später auch ausgewie- sen. Dabei handelt es sich um die VNV-Eigen- tumsfläche Ochsenhahn, Magergrünland west- lich Weninghausen, ausgewiesen als Teil des LB Biotopkomplex, des weiteren die Pachtflächen LB Apfelhof Am Franziskus nördlich Sundern sowie eine Bergwerkspinge (alter Erztagebau) südwestlich Bönkhausen als LB Bergbaurelikte Am Edlensteine. Vorher waren diese Flächen Teil des Landschaftsschutzgebiets Sundern bzw. der
Irrgeister 2019 23 Artenschutzturm Hohenwibbecke offiziell an VNV übergeben Der Artenschutzturm bietet Vogelarten, Fleder- mäusen und Insekten (zwei Insekten-Niststeine) Lebensraum. 2018 brüteten z.B. Kohlmeise, Blaumeise und Bachstelze am Turm. Wie eine Wildkamera und Gewölle zeigen, nutzt auch der Waldkauz den Turm, brütet aber dort bisher nicht. Auch verschieden Fledermausarten nutzen den Artenschutzturm. Nun übergab Westnetz zur Umwidmung eine In- formationstafel an den VNV. Bei einem Presse- termin brachte man die Informationstafel an, um Wanderer und Radfahrer über den Artenschutz- turm zu informieren. Sowohl in der Westfalen- post und als auch im Sauerlandkurier erschien jeweils ein halbseitiger Artikel über den Turm und unser Engegement. Gerd Kistner und Martin Lindner sind die Turmbetreuer des VNV. Am 11. Oktober 2019 wurde dem VNV von Weitere Infos zur Übernahme und zu den Ar- Westnetz, aktuell Tochterfirma von innogy (frü- tenschutz-Maßnahmen des VNV sind den Irr- her RWE) offiziell die Turmtransformatorenstati- geisterartikeln „VNV übernimmt Trafoturm bei on bei Sundern-Hohenwibbecke übergeben. Der Sundern- Hohenwibbecke von RWE“ (Irrgeister Turm liegt an der Kreisgrenze zum Kreis Olpe, 2014, S. 29) und „Ein Zuhause für Vögel und südwestlich von Hagen. Da Westnetz die alte Fledermäuse“ (Irrgeister 2015, S. 28-29) zu ent- Transformatorenstation nicht mehr benötigte, nehmen. wurde diese über eine Vermittlung von Martin Susewind, Mitarbeiter bei der Unteren Natur- Text und Fotos: schutzbehörde HSK, 2014 dem VNV angeboten. Martin Lindner Im November 2014 wurde bei einem Notar die Übergabe rechtlich dokumentiert. Die Übergabe erfolgte für einen Symbolpreis von einem Euro, welcher aber erlassen wurde. Auf Antrag bekam der VNV von Westnetz eine Anschubfinanzierung für den Umbau von 4000 Euro. 2015 erfolgte durch Gerd Kistner der Umbau des Turms, u.a. erhielt der Turm eine hölzerne Zwischendecke, einen neuen Anstrich und zahlreiche Nistkästen und Fledermauskästen wurden angebracht. Der VNV erhielt für das Projekt Artenschutzturm Ho- henwibbecke den RWE-Umweltschutzpreis der Stadt Sundern 2015. In der Transformatorenstation wurde ab 1946 Storm aus dem Mittelspannungsnetz von VEW mit einer Spannung von 10.000 Volt in Haus- haltsstrom umgewandelt. 2014 ersetzte West- netz die Turmtransformatorenstation durch einen kompakten kleinen Transformator.
24 Irrgeister 2019 Statt Fitnesscenter: Pflegemaßnahmen auf VNV-Naturschutzflächen Sportliche Ertüchtigung und Betätigung sind sieht, wie man einen Lebensraum optimiert hat: zwar nicht Zweck des VNV. Vielmehr ergeben sie Wo im Winter Gehölze zurückgedrängt wurden, sich von selbst für die Engagierten in praktischer entwickelt sich nun Halbtrockenrasen oder Hei- Naturschutzarbeit. Und nicht nur das – Pflege- de. Wo zuvor eine magere Wiese mit Schwarz- einsätze haben darüber hinaus auch noch frische dorn „zuwuchs“, weidet nun wieder unser Rotes Luft und schöne Entdeckungen in der Natur zu Höhenvieh und erhält so den artenreichen Le- bieten! bensraum. Belohnt wird man auch dadurch, dass am Ende Auch in den letzten Monaten führten wir wieder eines winterlichen Arbeitseinsatzes zu sehen ist, viele verschiedene Arbeiten auf VNV-Natur- was man geschafft hat. Im kommenden Frühjahr schutzflächen durch, um die wertvollen Lebens- oder Sommer können dann die konkreten Auswir- räume zu erhalten und zu optimieren. Hier einige kungen seiner Mühen begutachtet werden; man Beispiele: Erhalt der Braunshauser Heide bei Braunshausen Um den Charakter des strukturrei- chen Offenlandes auf der Braun- shauser Heide zu erhalten – mit Wacholdern und Einzelgehölzen bestandene Heideflächen und saurer Magerrasen – drängen wir alljähr- lich einen Teil des Schwarzdorns und Ginsters zurück. Dazu führen wir traditionell im Januar einen Ar- beitseinsatz durch.
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26 Irrgeister 2019 Optimierung wertvoller Felslebensräume und Magerrasen im Stein- bruch Messinghausen und Steinbruch Stoß Ebenfalls zur Tradition geworden sind Pflegeein- Im ersten und und vierten Quartal 2019 arbei- sätze im ausgedehnten Steinbruch Messinghau- teten einzelne Mitglieder außerdem im Stein- sen, wie zuletzt im Januar 2019. Dabei arbeiten bruch Stoß bei Giershagen. wir eng mit dem Betreiber des Steinbruchs, der Rheinkalk GmbH, zusammen. Sie steht unseren In beiden Steinbrüchen stellten wir felsige Be- Pflegemaßnahmen äußerst positiv gegenüber reiche von Gehölzen frei. So bleiben sie als Le- und unterstützt uns nicht nur mit einem reichhal- bensraum für Arten der Magerrasen und offenen tigen Proviantkorb am Tag des Pflegeeinsatzes, Felsen erhalten. Zusätzlich flexten wir eine klei- sondern auch finanziell. So konnten wir uns mit ne Öffnung in die Tür des ehemaligen Muniti- Rheinkalk-Unterstützung in den letzten Jahren onsbunkers im Steinbruchs Stoß, um einen Über- z.B. einen neuen Freischneider und neue Motor- winterungsplatz für Fledermäuse im Gebäude zu sägen kaufen. schaffen.
Irrgeister 2019 27 Freistellung eines Teiches und eines Grabens: Feucht- und Magergrünland Am Prinzknapp bei Madfeld Ausgedehnte Magerweiden und feuchte Wiesen Quartal 2019 einen Graben frei, der die Wiesen auf der Hochfläche nordöstlich Brilon-Madfeld durchfließt. Außerdem reduzierten wir Bäume bieten u.a. Vogelarten wie dem Wiesenpieper ein und Büsche, die um einen ehemaligen Fischteich Refugium. Die Art benötigt aber offene Struk- gewachsen waren. Durch die zukünftig stärkere turen – höhere Bäume und Bereiche mit Ge- Besonnung soll der Teich attraktiver für Amphi- büschen meidet sie. Darum stellten wir im ersten bien und wasserbewohnende Insekten werden.
28 Irrgeister 2019 Arbeiten auf Weiden des Roten Höhenviehs bei Marsberg und Bri- lon-Madfeld Unsere Rotvieh-Herde beweidet magere Hänge sentho wurde der Stacheldraht eines alten Zaunes, und Feuchtwiesen im Raum Brilon-Marsberg. Auf der in den vergangenen Jahrzehnten großenteils im jeder dieser Weiden gibt es regelmäßig anfallende Boden eingewachsen war, entfernt. Dabei musste Arbeiten, um eine Beweidung zu gewährleisten: darauf geachtet werden, dass keine verrosteten Zäune müssen ausgebessert werden und freigehal- Drahtreste oder Krampen auf der Wiese verblie- ten werden, Wasser zum Saufen muss in Trocken- ben. Denn diese stellen eine große potentielle Ge- zeiten in Tanks zur Verfügung stehen. fahr für die Rinder da: Werden sie beim Weiden In diesem Jahr wurden einige dieser Arbeiten im versehentlich mitgefressen, kann ein Rind daran Rahmen mehrerer Arbeitseinsätze durchgeführt: verenden. Außerdem wurde ein neuer Weidezaun In den Wiesen „Auf dem Bruch“ westlich Es- gezogen bzw. dafür Pfosten gesetzt.
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30 Irrgeister 2019 Am Rand des Glindegrundes bei Marsberg wur- nere Schwarzdorn-Büsche wieder hoch. Dank de aufkommender Schwarzdorn mittels Frei- unserer Beweidungsmaßnahmen auch weiterer schneidern gemäht, zusammen getragen und Gebiete an den Hängen des Glindetales bleiben verbrannt. die Flächen interessant für Pflanzen- und Insek- Auf dieser Hangweide steht schon seit Jahren im tenarten magerer Standorte und Vogelarten wie Sommer unser Höhenvieh. Schon vor über zehn den Neuntöter. Jahren wurden an gleicher Stelle alte, dichte Ge- büsche gerodet. Seitdem hat sich dort wieder Ma- gergrünland entwickelt und erst jetzt kamen klei- Text und Fotos: Harald Legge
Irrgeister 2019 31 Wildkatzen werden Opfer des Straßenverkehrs Auf der Fahrt auf der A46 wurde durch ein Ver- einsmitglied in Höhe von Meschede-Eversberg am Fahrbahnrand eine tote Katze, vermutlich eine Wildkatze, im Vorbeifahren gesehen. Da ein Anhalten auf der Autobahn nicht möglich ist und um eine DNA-Untersuchung der Katze zu ermöglichen, wurde der zuständige Bauhof der Autobahnmeisterei informiert. Das Tier wurde am nächsten Morgen geborgen. Bei der anschließenden Streckenkontrolle konnte noch eine weitere vermutliche Wildkatze einige Kilometer weiter zwischen der Abfahrt Enste und Abfahrt Wennemen durch die Autobahnmeisterei gefunden werden. Auch diese wurde geborgen. Nach telefonischer Rücksprache wurden beide Tiere durch uns zur weiteren Untersuchung bei der Straßenmeisterei abgeholt. Die anschließende Information der Säugetierab- teilung des Naturkundemuseum Münster bei Jan Ole Kriegs ergab, dass das Naturkundemuseum großes Interesse an den beiden Tieren hat, um sie in die dortige Sammlung aufzunehmen und ent- sprechend zu untersuchen. Wie schon in den Irrgeistern Nr.33 und Nr. 35 be- richtet, wurden Wildkatzen viele Jahrzehnte im Sauerland nicht gesichtet und man ging davon aus, dass sie im Sauerland ausgestorben waren. Auch sonst gab es in NRW nur noch Restvor- kommen in der Eifel. In den letzten Jahren konn- ten jedoch in verschiedenen Gebieten erste Wild- katzenvorkommen wieder festgestellt werden, so auch im Arnsberger Wald. Um sich die aktuelle Verbreitung von Säugetieren in NRW anzuschauen bietet das Naturkundemu- seum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lip- pe in Münster einen Online-Verbreitungsatlas an. Dieser ist über die Adresse http://saeugerat- las-nrw.lwl.org/ zu erreichen (siehe Karte links). Text und Fotos: Richard Götte
32 Irrgeister 2019 VNV übernimmt Apfelhof Am Franziskus in Sundern Am Nordwestrand der Bebauung von Sundern Um die Baumlücken in der Obstwiese zu schlie- am Berg Franziskus an der Bergstraße befindet ßen – im Laufe der Jahre starben einige Bäume sich die größte und wertvollste Obstwiese im – wurden im Winter 2018 45 Obstbäume alter, Stadtgebiet von Sundern. Die Fläche mit 34 alten seltener Sorten neu gepflanzt: 44 hochstämmige Apfelbäumen wurde wegen ihres Wertes bei der Apfelbäume und ein Walnussbaum. Es wurden je Neuaufstellung des Landschaftsplanes Sundern drei bzw. zwei Bäume einer alten Apfelsorte ge- nach einem Vorschlag des VNV als geschützter pflanzt. Zwei Totholzstämme verblieben als Le- Landschaftsbestandteil (LB) ausgewiesen. Die bensraum z.B. für holzbewohnende Insekten auf Fläche wird mit Schafen beweidet und von einem der Fläche. Imker genutzt. Das Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit der Stadt Sundern, der Biologischen Station Hochsau- Jörg Langanki bei der Arbeit erlandkreis und dem VNV. Die Stadt übernahm die Kosten der Aktion auf der städtischen Fläche. Nur der Walnussbaum in der Mitte der Fläche wurde vom VNV bezahlt. Die Pflanzung wurde vom fünfköpfigen Landschaftspflegetrupp der Biologischen Station Hochsauerlandkreis durch- geführt - eine Beschäftigung von zwei Wochen. Damit die Schafe, welche die Fläche beweiden, und Kaninchen die Bäume nicht durch Verbiss schädigen können, wurde ein massiver Schutz mit je vier Eichenpfählen und vier Eichenbrettern mit Schafsdraht und Kaninchendraht aufgebaut. Mit den zahlreichen Steinen aus den Pflanzgruben wurde ein Lesesteinhaufen aufgeschüttet. Dane- ben wurde ein Totholzhaufen aufgeschichtet. Le- sesteinhaufen und zwei Totholzhaufen sollen als Biotop für Eidechsen und anderes Getier dienen. Damit die Obstbäume im steinigen Lehmboden gut wachsen, kam in die Pflanzgrube zusätzlich noch guter Kompostboden.
Irrgeister 2019 33 Im Frühjahr 2019 wurden die ersten Altbäume und brechen. Darum ist es wichtig, einen Obst- beschnitten. Zwei der gepflanzten Obstbäume baum besonders in seinen ersten Jahren durch haben den extrem trockenen Sommer 2019 nicht regelmäßiges Schneiden zu "erziehen". Da die überstanden und sind eingegangen. Im November Altbäume schon lange nicht mehr einen Pflege- 2019 wurden zwei Ersatzbäume gepflanzt. Leider schnitt erhielten, wartet da viel Arbeit auf den wurde in einem Fall, statt des eigentlich zu erset- VNV. Unsere vertragliche Verpflichtung ist es, zenden Prinzenapfel, von der Stadt Sundern ein alle alten Bäume in vier Jahren wieder in Form Finkenwerder Herbstprinz, eine Apfelsorte von zu bringen. der Niederelbe, gekauft. Hoffentlich kommt die- Über die praktischen Pflegearbeiten hinaus ist die se Sorte mit dem Wetter im Sauerland klar. Montage eines großen Informationsschildes und Die Betreuung der Obstwiese übernimmt der die Anbringung von Sortenschildern an den Neu- VNV, wobei dazu im März 2019 ein Nutzungs- pflanzungen geplant. vertrag für 20 Jahre zwischen dem VNV und der Obsternte, Nutzung und Verarbeitung des Obstes Stadt geschlossen wurde. Das Vertragsverhält- obliegen dem VNV. Bisher ist geplant, dass die nis verlängert sich stillschweigend um ein Jahr, Bevölkerung von Sundern wie bisher Äpfel nach wenn es nicht drei Monate vorher von einem der Bedarf selber pflücken kann. Noch bis in die Vertragspartner gekündigt wird oder durch ei- 1980er Jahre wurden die Möglichkeit der Ernte nen neuen Vertrag ersetzt wird. Der VNV führt einzelner Bäume versteigert. zukünftig den Erziehungsschnitt der Jungbäume Ansprechpartner für das Projekt sind der Um- und die Pflege der Altbäume durch und ist ferner weltbeauftragte der Stadt Sundern, Dieter Le- für die Obsternte zuständig. Für seine Arbeiten ser, und der VNV-Projektleiter Martin Lindner, bekommt der VNV eine finanzielle Vergütung, der nur 600 m entfernt vom Apfelhof Franziskus wie sie auch sonst bei der Pflege von Altbäumen wohnt. Wer Interesse hat, sich bei dem Erhalt der und Jungbäumen von Kreis gezahlt wird. Obstwiese einzubringen, ist sehr willkommen! Als Kulturpflanze benötigen Apfelbäume einen regelmäßigen Pflegeschnitt. Ansonsten würden Text und Fotos: Äste in guten Ertragsjahren zu schwer werden Martin Lindner Alter Obstbaum vor und nach dem Pflegeschnitt
34 Irrgeister 2019 Glockenrücken S t e t e r Tr o p f e n h ö h l t d e n S t e i n – Eingaben an die UNB Seit der Gründung des VNV im Jahr 1982 ma- einem Feldweg neben Erde auch Bauschutt und chen Mitglieder des VNV immer wieder Einga- Gehölzschnitt. Hier hatte die Menge des abgela- ben über Missstände in der Natur, insbesondere in gerten Materials bis zum Januar zugenommen. Schutzgebieten, an die Untere Landschaftsbehör- Die dritte Stelle, ein Brennholzlagerplatz, lag de bzw. nun Untere Naturschutzbehörde (UNB). nördlich der zweiten auf dem Hügelkamm Alf- Wegen Personalmangel dieser Behörde gibt es loh im geplanten Landschaftsschutzgebiet Typ-C keine wirkliche Kontrolle der Schutzgebiete im „Tal des Heimkes Siepen und angrenzendes Ex- Hochsauerlandkreis. Dabei sei angemerkt, dass tensivgrünland“ in einem gesetzlich geschützten es im Kreisgebiet allein über 660 Naturschutzge- Biotop gem. § 62 LG. Hier hatte sich die Menge biete gibt. Leider reagiert die UNB sehr zögerlich des abgelagerten Holzes bis Januar 2016 vergrö- auf Eingaben des VNV und es ist ein zähes Ge- ßert. schäft, Verbesserungen zu erreichen. Hier werden An einem Waldweg südlich Wenninghausen im einmal exemplarisch mehrere Fälle geschildert. Wald im „Landschaftsschutzgebiet Sundern“ wurde 2018 Erde am Wegesrand in die Wegbö- Illegale Ablagerungen im Raum Sundern schung verteilt. Auch dieser Sachstand hat sich Im Juni 2018 machte der VNV eine Eingabe über zwischenzeitlich nicht geändert. die rechtswidrige Ablagerung von Material im Die aufgeführten Flächen waren, bis zur Rechts- Raum Sundern-Linnepe und -Wenninghausen. gültigkeit der Neuaufstellung des Landschafts- Eine Nachkontrolle im Januar 2019 ergab, dass plans Sundern ab dem 15. März 2019, nur als sich diese Ablagerungen immer noch in den ins- Landschaftsschutzgebiete Typ A und B geschützt, gesamt vier Flächen befanden. aber auch darin ist die Ablagerung von Material Auf der Fläche im geplanten Naturschutzgebiet verboten. Im Januar 2019 machte der VNV erneut „Magergrünland Alfloh“ lagen auf einer Kuppe eine Eingabe und fragte nach dem Sachstand. Bei Haufen mit Erde bzw. einiges des Materials war der Sitzung des Naturschutzbeirates des HSK am bereits in der Fläche verteilt. 15. Juni 2019 erklärte der Leiter der UNB, Anto- Auf der zweiten Parzelle, am westlichen Rand nius Dünnebacke, dass am Fall gearbeitet werde. desselben geplanten Naturschutzgebietes, lag an
Irrgeister 2019 35 Abkippung im NSG Diemeltal bei Padberg Im NSG Oberes Diemeltal zwischen Mars- berg-Helminghausen und Marsberg-Padberg wurde Ende des Jahres 2018 der dortige Asphalt- weg ausgebaut, bzw. in Teilen erneuert. Auf dem gesamten Abschnitt wurde der Aushub aus der alten Wegetrasse in dem angrenzenden Wald entsorgt. Dazu gehörten auch die Abfälle der Asphaltdecke. Mit dem gleichen Material wurden zur gleichen Zeit auch eine Feuchtwiese und der Ufersaum der Diemel mit etwa 100 m³ Aushub verkippt. Dadurch wurden Standorte geschützter Pflan- zenarten wie dem Gelben und Blauen Eisenhut vernichtet und ein geschützter FFH-Lebensraum zerstört. Dieser Eingriff in dem Naturschutzgebiet wurde der UNB mit Karten und Fotos mitgeteilt. Trotz Nachfragens haben wir bis heute nur die Antwort erhalten, dass daran gearbeitet werde. Der Zu- stand hat sich seitdem nicht verändert. Abkippung am Glockenrücken bei Mars- berg-Udorf Im Oktober 2019 wurde eine frische, sehr um- fangreiche Abkippung in einem Wäldchen am Glockenrücken bei Udorf festgestellt. Diemeltal bei Padberg Das Wäldchen liegt an der Grenze des NSG, und ist als Geschützter Landschaftsteil hoch schüt- zenswert. Im Bereich der Abkippung wachsen zum Beispiel Märzenbecher (Leucojum vernum) und der sehr seltene Acker-Goldstern (Gagea vil- losa). Die Erde muss dort dringend wieder entfernt werden. Der Grundeigentümer aus Udorf wurde durch die UNB angeschrieben.
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