JÉRÉMIE RHORER LE CERCLE DE L'HARMONIE JACQUELYN WAGNER MARIANNE BEATE KIELLAND - DI 24. MAI 2022 - Meister & Kammerkonzerte
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DI 24. MAI 2022 JÉRÉMIE RHORER LE CERCLE DE L’HARMONIE JACQUELYN WAGNER MARIANNE BEATE KIELLAND 7. M EI S T ERKO N Z ER T / B EG I N N: 20.0 0 U H R CO N G RE S S I N N SB RU C K , S A A L T I R O L
PROGR AMM MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K FRANZ GRILLPARZER (1791–1872) „Hero und Leander“. Dramatische Szene für aus „Melusina“ (1822/23) Sopran und Orchester (1832) „Schweig Tanz und schweig Gesang!“ (Melusina) „Still ruht das Meer“ Rezitativo. Allegro moderato e tranquillo „Heißes Sehnen löst in Tränen“ Allegro agitato FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809–1847) „Hinab ihr Sonnenrosse!“ L’istesso tempo Ouvertüre „Die schöne Melusina“ „Aber wehe! Von fern hör’ ich Donnerollen“ Allegro di molto – Recitativo – Presto – Allegro di molto op. 32 MWV P 12 (1. Fassung, 1834) Molto allegro con moto – PAUSE – JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749–1832) FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY aus „Faust. Der Tragödie zweiter Teil“ (1825–31) Musik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ „Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig“ (Faust) op. 61 MWV M 13 (1826/1842) Ouverture. Allegro di molto FANNY HENSEL (GEB. MENDELSSOHN) (1805–1847) I Scherzo. Allegro vivace Szene aus Goethes „Faust II“. Kantate für Soli, II „He, Geist! wo geht die Reise hin?“ (Droll, Elfe). Frauenchor und Orchester (1843) L’istesso tempo – Elfenmarsch. Allegro vivace Orchesterfassung von Reinhard Fehling „Mein guter Droll, komm her“ (Oberon, Droll) III Lied mit Chor. Allegro ma non troppo „Kommt! Einen Ringel, „Wenn der Blüten Frühlingsregen“ (Ariel, Chor) Andante – einen Feensang“ (Titania) – „Bunte Schlangen, zweigezüngt“ Allegretto grazioso (1. Elfe, 2. Elfe, Chor der Elfen) „Die ihr dies Haupt umschwebt im luft’gen Kreise“ (Ariel) Rezitativo – IV „Was du wirst erwachend seh’n“ (Oberon, Droll). Lento – In tempo. Sostenuto – Allegro molto Andante – Allegro molto – Allegro molto „Wenn sich lau die Lüfte füllen“ (Chor) Allegretto vivace V Intermezzo. Allegro appassionato – Allegro molto comodo „Nacht ist schon herein gesunken“ (Soli) Andante VI „Mich wundert’s, ob Titania erwachte“ (Oberon, Droll) „Schon verloren sind die Stunden“ (Ariel) Allegro moderato VII Notturno. Andante tranquillo – „Jetzt fängt mich doch „Wunsch um Wünsche zu erlangen“ (Chor) ihr Wahnsinn an zu dauern“ (Oberon) [L’istesso tempo –] Allegro assai VIII „Sei, als wäre nichts gescheh’n“ (Oberon). Andante – Allegro molto – Andante tranquillo – Allegro molto FRIEDRICH SCHILLER (1759–1805) IX Hochzeitsmarsch. Allegro vivace „Hero und Leander“ Ballade (1801) XI Ein Tanz von Rüpeln. Allegro di molto – „Die Mitternacht rief Zwölf mit eh’rner Zunge“ (Theseus) „Seht ihr dort die altergrauen“ XII Allegro vivace – „Jetzt beheult der Wolf den Mond“ (Droll) XIII Finale. Allegro di molto „Bei des Feuers mattem Flimmern“ (Oberon, Chor der Elfen, 1. Elfe) Einführungsgespräch: 19.00 Uhr im Kristallfoyer (1. Obergeschoß) 2 3
KÜNSTLER*INNEN / EINLEITUNG MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K VERBORGENE BANDE Zwischen Fanny Hensel und ihrem gut drei Jahre jüngeren Bruder Felix LE CERCLE Mendelssohn Bartholdy bestand eine DE L’HARMONIE von frühester Kindheit gelebte Zunei- gung und Vertrautheit, ein „verbor- genes Band“, das über die etwa vier JÉRÉMIE RHORER Jahrzehnte ihres jeweils verbrachten DIRIGENT irdischen Daseins, zwar einiges an Belastungen wie vorübergehenden Entfremdungen auszuhalten hatte, aber – später v. a. Dank WOLFRAM KOCH des gegenseitigen Briefeschreibens – bis zum verfrühten SPRECHER Tod beider so überaus begabten Musiker*innen, Bestand hatte. Zu den wichtigsten Inhalten der Korrespondenz der JACQUELYN WAGNER Geschwister zählte natürlich ihr künstlerisches Wirken und SOPRAN kompositorischer Ertrag, wenngleich sich beide unter sehr verschiedenen äußeren Bedingungen entwickelten: Felix’ Anteil entstand oft während oder in Vorbereitung von MARIANNE BEATE KIELLAND MEZZOSOPRAN Reisen, die ihn u. a. nach Paris und Wien, nach Italien und in die Schweiz sowie mehrfach nach England und sogar Schottland führen DAMEN DES PHILHARMONIA sollten, aber auch in Berlin oder sei- CHOR WIEN nen späteren Wirkungsstätten Düs- seldorf und Leipzig. Fannys Auftritte und Kompositionen waren hingegen WALTER ZEH nahezu ausschließlich bei den von ihr KÜNSTLERISCHER LEITER DES im Jahr 1831 neugegründeten „Sonn- PHILHARMONIA CHOR WIEN tagsmusiken“ im Gartensaal des Ber- liner Anwesens der Familie Mendelssohn zu erleben – was allerdings weder den Bruder noch die Schwester davon abhalten sollte, sich immer wieder in einen gegenseitigen, der Öffentlichkeit allerdings zumeist verborgen bleibenden kompositorischen Wettstreit zu begeben. 4 5
NOTIZEN MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K FREUNDLICHES oder doch eine Anweisung, welches Mährchen ich zu lesen habe? …“ WELLENSPIEL Sir George Thomas Smart war u. a. Gründungsmitglied und zudem Präsident der Londoner Royal Philharmonic Society, die bereits 1829 Mendelssohn zu seinem ersten Über den Anlass zur Entstehung seiner „Ouverture zu Auftritt persönlichen vor englischem Publikum verholfen Melusina“ berichtet ein von Felix an seine Schwester hatte. Um der auf einer Vollversammlung vom November Fannyadressierter Brief vom 7. April 1834. Mendelssohn 1832 beschlossenen Bitte der Society mit der Komposition hatte demnach ein Jahr zuvor am Berliner Königsstädti- einer Symphonie, einer Ouvertüre und eines Vokalwerks zu schen Theater der Aufführung der gleichnamigen, „großen entsprechen, schickte Felix schließlich seine der Schwes- romantischenOper“ von Conradin Kreutzer beigewohnt, ter zum Geburtstag verehrte Melusinen-Ouvertüre nach die dieser auf ein Libretto von Franz Grillparzer schrieb, London, wo diese am Tag des besagten 7. April 1834 un- welcher der Wiener Dramatiker wiederum ursprünglich ter der Leitung von Ignaz Moscheles zur Uraufführung ge- für Ludwig van Beethoven verfasst hatte: „Die Ouvertüre langte. Obwohl die Aufnahme in der Presse herzlich war, (nämlich die von Kreuzer) wurde da Capo verlangt und reagierte das Publikum unerwartet kühl. Carl Klingemann, missfiel mir ganz apart, nachher auch die ganze Oper“. Ein Legationsrat in London und zeitlebens mit Felix eng be- weitaus größeres Gefallen fand er indes an Amalie Hähnel, freundet, hatte die unangenehme Aufgabe, dem in Düssel- der Sängerin der Titelpartie: „die war sehr liebenswürdig, dorf weilenden Komponisten dies mitzuteilen: „Im letzten und namentlich in einer Scene, wo sie sich als Hecht prä- Philharmonie-Konzert ist Deine Melusine vom Stapel ge- sentirt und sich die Haare macht, da bekam ich Lust auch lassen. Es kann Dich wenig rühren, denn sicherlich, — hier eine Ouvertüre zu machen, die die Leute nicht da Capo spreche ich höchst ernsthaft und aus vollster Überlegung, riefen, aber die es mehr inwendig hatte, und was mir am — das Werk ist viel zu gut, als dass es einem solchen Pub- sujet gefiel nahm ich (und das trifft auch grade mit dem likum nur dämmernd einleuchten könnte. Es klingt himm- Mährchen zusammen) und kurz die Ouvertüre in fdur kam lisch, süss und leidenschaftlich. Der Abschied am Ende auf die Welt, und das ist ihre Familiengeschichte.“ bewegt mich entsetzlich. Wir, die kleine stille Gemeinde Über das Ergebnis seiner Komposition war Mendels- haben Viel dabei gefühlt. Aber das ganze Konzert war sohn zunächst sehr zufrieden, ja geradezu euphorisch – ein altogetherverflucht lau …“ Mendelssohn, der von der feh- Gefühl, das auch seine Schwester teilte: „Deine schöne lenden Begeisterung der Öffentlichkeit in der Tat zunächst Melusine hab ich nun ganz in der Gewalt, und große vorgab unberührt zu sein, bearbeitete das Werk bald darauf Freudedran. Das Stück plätschert ganz prächtig, u. Du hast eingehend, ließ es 1835 bei den Leipziger Gewandhaus- den Wellen eine höchst anmuthige Mannigfaltigkeit gege- konzerten erklingen und bot es anschließend Breitkopf & ben. Uebrigens kenne ich das Mährchen gar nicht, was ist Härtel als op. 32 zur Veröffentlichung an. Hier und jetzt denn das für ein Seelöwe, der bös in f moll angebrummt erklingt die in Töne gegossene tragische Geschichte des kommt, u. dann wieder durch das freundliche Wellen- Ritter Raimund, der sich in die Wasserfrau Melusine ver- spiel beschwichtigt wird? Ich werde mir, wie Sir George liebt, diese heiratet und schließlich wieder verliert, in ihrer eine schriftliche Instruction über die Ouvertüre ausbitten, einst zu London uraufgeführten Erstfassung. 6 7
NOTIZEN MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K EIN FAUSTISCHES DÜSTERE FLUTEN ELFENSTÜCK Fanny schrieb nach der Hochzeit mit Wilhelm Hensel und der Geburt ihres Sohnes Sebastian in rascher Folge mehre- „… die Partitur gehört unter die vielen Thaten, die ewig re große Orchesterwerke, u. a. „Hero und Leander“. Den von mir ungethan bleiben werden“ schrieb Fanny Hensel Text zu dieser „dramatische[n] Scene für eine Singstimme im November 1843 an den Sänger und enthusiastischen mit Begleitung des Orchesters“ verfasste ihr Mann nach Bach-Sammler Franz Hauser in Wien. Sie bezog sich dabei der gleichnamigen Ballade von Friedrich Schiller. auf ein von ihr jüngst verfasstes „Musikstück für 4 weib- Die Geschichte geht auf eine griechische Sage zurück: liche Solostimmen, u. Frauenchor mit etwas obligater Nacht für Nacht entzündet die Priesterin Hero ein Licht, Clavierbegleitung“, von dem sie hoffte, dass es für seinen damit ihr Geliebter Leander vom anderen Ufer des Helle- geleiteten Gesangsverein brauchbar wäre. spont, der zwischen der Ägäis und der Marmarasee gele- Überzeugt davon, dass das Werk eigentlich „für Or- genen Meerenge zu ihr hinüberschwimmen kann. Eines chester gesetzt seyn sollte“, nahm sie von diesem finalen Abends löscht ein Sturm die Fackel worauf die Liebenden Arbeitsschritt dennoch Abstand. Schuld daran war nicht nicht mehr zueinander finden. Voller Verzweiflung folgt allein der Zweifel an ihrer Fähigkeit zur Instrumentierung, Hero dem ertrinkenden Leander in die düsteren Fluten. der durch die jüngst gefeierten Erfolge der Sommernachts- In opernhaftem Stil schildert die Komponistin die dramati- traum-Musik ihres Bruders zusätzlich an Nahrung gewon- sche Entwicklung bis zur Katastrophe. Differenziert fängt nen hatte. In der Hauptsache war es wohl der Mangel an sie Natur- und Seelenstimmungen ein, die an Ludwig van Perspektiven, ein Werk von solch großer Besetzung auf Beethovens Pastoral-Symphonie erinnern. die Bühne zu bringen, selbst wenn es eine so berühm- „Hero und Leander“ widmete die 26-jährige Fanny te Szene wie diejenige vom Beginn des zweiten Teils des ihrerFreundin Ulrike Peters, der sie das Werk in einer Kla- Goethe’schen Faust zum Inhalt hatte: „Faust auf blumigen vierfassung zum Weihnachtsfest des Jahres 1831 über- Rasen gebettet, ermüdet, unruhig, schlafsuchend. Däm- reichte, bevor sie zwischen dem 4. und 21. Januar 1832 merung. Geister-Kreis schwebend bewegt, anmuthige eine vom Umfang deutlich gewachsene Orchesterfassung kleine Gestalten.“ zu Papier brachte. (Wohl nicht ganz zufällig arbeitete Felix Im Zuge der Wiederentdeckung der Komponistin zugleich an der Kantate „Die erste Walpurgisnacht“, die wurde der Ruf nach einer Orchestrierung von Fannys zu den erklärten Lieblingswerken der Schwester gehörte.) Faustszene laut und „ihre[r] Atmosphäre nach Instrumen- Bei der Uraufführung der „dramatischen Scene“, die die talfarben“ entsprochen. 2007 widmete sich der deutsche Widmungsträgerinaufgrund ihrer Erkrankung an Nerven- Komponist Reinhard Fehlingdieser Aufgabe. In Innsbruck fieber (Typhus) nicht mehr erleben durfte, gestaltete die wird das Stück nun zum erstenMal von einem der Klang- Berliner Hofopernsängerin Pauline Decker den Solopart. welt des 19. Jahrhunderts entsprechendes Ensemble zur Mit am Programm der Sonntagsmusik vom 15. Septem- Aufführung gebracht. ber 1833 standen das Tripelkonzert von Beethoven, Felix’ Klavierkonzertg-Moll und „d-Moll von Bach“. 8 9
NOTIZEN MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K IM TRAUM VERWACHSEN Obwohl Shakespeares Sommernachtstraum erst als zweite von Mendelssohn mit Musik versehene Produk- tion, zunächst im Theater des Neuen Palais in Potsdam, Gestern rekapitulirten wir, wie der Sommernachtstraum zu später am Königlichen Schauspielhaus über die Bühne allen Zeiten durch unser Haus gegangen, wie wir in ver- ging, begann dessen kompositorische Arbeit daran weit schiedenen Altern alle verschiedenen Rollen gelesen, von früher als an den anderen Berliner Schauspielmusiken. Bohnenblüthe bis zu Hermia und Helena, und ‚wie wir’s Bereits im Sommer 1826 hatte der 17-jährige Mendels- nun zuletzt so herrlich weit gebracht‘. Wir sind aber auch sohn – basierend auf einer 1825 erschienenen Neuauflage wirklich mit dem Sommernachtstraum vollkommen ver- der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel – eine wachsen und namentlich Felix hat sich ganz denselben Konzertouvertüre komponiert … und nebenbei damit den eigen gemacht; allen Charakteren ist er gefolgt, alle hat im Oktett für Streicher erprobten Typus des „Elfenscher- er gleichsam nachgeschaffen, die Shakespeare in seiner zo“ erschaffen. Weitere 17 Jahre später ergänzte er diese Unerschöpflichkeit hervorgebracht. Von dem prachtvollen, um instrumentale Zwischenakte, Melodramen, Gesänge, wahrhaftig festlichen Hochzeitsmarsch bis zu der klägli- Marsch- und Tanznummern zur vollständen Schauspiel- chen Musik bei Thisbe’s Tode, die wunderschönen Elfenge- musik und nahm dabei Motive und Themen der Ouver- sänge, Tänze und Zwischenakte. Alles, Menschen, Geister, türe als integrale Bestandteile auf. Berühmt geworden wie Rüpel, hat er vollkommen auf gleicher Linie mit Shake- sind vor allem die vier eröffnenden Akkorde, die nochmals speare in seiner Kunst hingestellt. im Finale, der Schlussmusik wiederkehren. Besondere (Fanny Hensel an Rebecka Dirichlet, 18. Oktober 1843) Popularität genießt auch der Hochzeitsmarsch, der im Stück die Verbindung der Paare Theseus und Hippolyta, Mendelssohns vier große Schauspielmusiken (Antigone, Ein Demetrius und Helena sowie Lysander und Hermia kom- Sommernachtstraum, Oedipus in Kolonos und Athalia) ent- mentiert, nachdem der von Puck (bzw. Droll) ausgebrachte standen ab 1841 in Verbindung mit einer neu angetretenen Liebeszauber des Feenkönigs Oberon aufgehoben wurde. Kapellmeisterstelle am Hof des frisch gekrönten preußi- Ergänzung finden diese durch ein Scherzo, das mit seinen schen Königs Friedrich Wilhelm IV., der ihm das Dreifache ‚kichernden‘ Holzbläser figuren den Auftritt der Elfen zu seines zuvor in Leipzig empfangenen Gehalts angeboten Beginn des 2. Akts ankündigt. Es folgen ein leichtfüßiger hatte. Die Anstellung verlief allerdings nicht nach seiner Elfenmarsch sowie ein lärmender Rüpeltanz, mit dem Zufriedenheit, worauf sich der Komponist im Oktober 1842 der königliche Bräutigam der tölpelhaften Darbietung der freiere Arbeitsbedingungen bei gleichzeitig abgesenkten Be- „kläglichsten Komödievon Pyramus und Thisbe“ durch zügen aushandelte. Nachdem er im November 1843 noch eine Gruppe athenischer Handwerker ein Ende gebietet. einmal ins heimatliche Berlin übersiedelt war, verließ er Hinzu kommen ein aufgewühltes Intermezzo, in dem ein dasselbe bereits 1844 wieder – der überraschende Tod der Alptraum, der von Lysander vorübergehend verlassenen Mutter Lea 1842 spielte bei dieser Entscheidung eine wohl Hermia, nachklingt, ein Notturno, das den Schlaf der di- nicht zu unterschätzende Rolle – und befreite sich damit von versen vom Liebeszauber beträufelten Dramatis personae allen musikalisch-praktischen Pflichten, auch wenn er bis zu in Tönen malt sowie nicht zuletzt ein Lied mit Chor und seinem Tode in preußischen Diensten blieb. die besagte Finalmusik der versammlten Elfenschar. 10 11
GESANGSTE X TE MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K SZENE AUS FAUST II ARIEL Schon verloschen sind die Stunden, ARIEL, CHOR [DER ELFEN] hingeschwunden Schmerz und Glück. Wenn der Blüten Frühlingsregen Fühl es vor: du wirst gesunden! über alle schwebend sinkt, Traue neuem Tagesblick. wenn der Felder grüner Segen Täler grünen, Hügel schwellen, allen Erdgebornen blinkt, buschen sich zu Schattenruh; kleiner Elfen Geistergröße und in schwanken Silberwellen eilet, wo sie helfen kann; wogt die Saat der Ernte zu. ob er heilig, ob er böse, Schon verloschen sind die Stunden, jammert sie der Unglücksmann. hingeschwunden Schmerz und Glück. ARIEL CHOR Die ihr dies Haupt umschwebt im luft’gen Kreise, Wunsch um Wünsche zu erlangen, erzeigt euch hier nach edler Elfen Weise: schaue nach dem Glanze dort! besänftiget des Herzens grimmen Strauß! Leise bist du nur umfangen, Entfernt des Vorwurfs glühend bittre Pfeile, Schlaf ist Schale, wirf sie fort! ein Innres reinigt von erlebtem Graus! Säume nicht, dich zu erdreisten, Vier sind die Pausen nächt’ger Weile, wenn die Menge zaudernd schweift! nun ohne Säumen füllt sie freundlich aus! Alles kann der Edle leisten, Erst senkt sein Haupt aufs kühle Polster nieder, der versteht und rasch ergreift. dann badet ihn im Tau aus Lethes Flut! Gelenk sind bald die krampferstarrten Glieder, Säume nicht. Johann Wolfgang von Goethe wenn er gestärkt dem Tag entgegenruht. Vollbringt der Elfen schönste Pflicht: gebt ihn zurück dem heil’gen Licht! HERO UND LEANDER CHOR HERO Wenn sich lau die Lüfte füllen Still ruht das Meer um den grünumschränkten Plan, und hat den weiten Farbenbogen süße Düfte, Nebelhüllen vom fernen Blau senkt die Dämmerung heran, bis zu des Ufers Gold lispelt leise süßen Frieden, als liebliche Verkündigung gezogen, wiegt das Herz in Kindesruh; dass es den Wünschen und den Augen dieses Müden meiner Liebe hold. schließt des Tages Pforte zu. Wasserfrische, Abendgluten, lustiger Delphinen Scherz. Nacht ist schon hereingesunken, Ach! Bringet bald, schließt sich heilig Stern an Stern, ihr hellen kühlen Fluten, große Lichter, kleine Funken mir den geliebten Freund glitzern nah und glänzen fern, ans treue Herz. glitzern hier im See sich spiegelnd, glänzen droben klarer Nacht; Heißes Sehnen tiefsten Ruhens Glück besiegelnd löst in liebessel’gen Tränen herrscht des Mondes volle Pracht. mir den Blick. Bald in diesen Armen wird er erwarmen. 12 13
GESANGSTE X TE MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K Nach kalten Fluten Weh! Er sinkt. der Liebe Gluten, Die Woge verschlingt o kehrte nimmer unerrettbar den Armen dann der Morgen zurück. miteinander hinab, dann ins Grab. Hinab ihr Sonnenrosse! Ich komme! Wilhelm Hensel (nach Friedrich Schiller) Herauf stille Nacht! Willkommen dem Herzen, das liebend wacht, MUSIK ZU „EIN SOMMERNACHTSTRAUM“ leih deinen Schleier gegen Verrat dem Liebenden III LIED MIT CHOR auf dem gewohnten Pfad. ERSTE ELFE O Dank, schon naht das Dunkel, Bunte Schlangen, zweigezüngt, der Fackel Gefunkel Igel, Molche, fort von hier! sei ihm, dem Teuren, Das ihr euren Gift nicht bringt ein leitender Stern. in der Königin Revier! Aber wehe! Von fern ERSTE & ZWEITE ELFE, CHOR DER ELFEN hör’ ich Donnerrollen, Nachtigall, mit Melodei die Wogen grollen sing in unser Eiapopei, bäumend herauf. Eiapopeia! Eiapopei! Alle meergewohnten Vögel Das kein Spruch, fliehen fern, kein Zauberfluch nirgend mehr ein Segel, der holden Herrin schädlich sei. es blinkt kein Stern, Nun gute Nacht mit Eiapopei! die Fackel erlischt, nur der Blitz zischt ZWEITE (& ERSTE) ELFE über die schäumende Fläche, Schwarze Käfer, uns umgebt und Wetterbäche nicht mit Summen, macht euch fort! stürzen in des Meeres Schoß. Spinnen, die ihr künstlich webt, webt an einem andern Ort! Weh mir! Alle Schrecken sind los, fassen mit tausend Armen ERSTE & ZWEITE ELFE, CHOR DER ELFEN nach meinem Haupte. Nachtigall, mit Melodei … Ach! Dass ich glaubte der trügenden Flut. ERSTE ELFE Dräuender rollt es Alles gut! Nun auf und fort! rings um mich her. Einer halte Wache dort! Schreckender grollt es drunten im Meer. XII FINALE Himmel, dort naht er CHOR DER ELFEN und kämpft, das ist er! Bei des Feuers mattem Flimmern, Leander! Leander! Geister, Elfen, stellt euch ein! Leuchtet ihr Blitze! Tanzet in den bunten Zimmern Dass ich ihn sehe! manchen leichten Ringelreihn! 14 15
GESANGSTE X TE / BIOGR AFIEN MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K Singt nach seiner Lieder Weise, Mit ihrer „strahlenden Erscheinung“, singet, hupfet, lose, leise! „betörendem Timbre“, einer „fabel- ERSTE ELFE [& CHOR DER ELFEN] haften Technik“ und „untadeliger Wirbelt mir mit zarter Kunst Diktion“ (Neue Zürcher Zeitung) gilt eine Not’ auf jedes Wort; Jacquelyn Wagner als eine der be- Hand in Hand, mit Feengunst, singt und segnet diesen Ort! gehrtesten und erfolgreichsten Sop- ranistinnen des lyrischen und jugend- CHOR DER ELFEN lich dramatischen Sopranfachs. Wagner wurde in der Nähe Bei des Feuers mattem Flimmern … von Detroit in eine Musikerfamilie geboren, studierte an der Nun genug, fort im Sprung, Manhattan School of Music und an der Oakland University trefft ihn in der Dämmerung! of Michigan. Sie ist Gewinnerin zahlreicher internationa- August Wilhelm von Schlegel (nach William Shakespeare) ler Wettbewerbe. Die Sopranistin startete ihre Karriere als Stipendiatin und anschließend als Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin, wo sie viele wichtige Rollen ihres Fachs sang. Zuletzt war sie als Elsa in einer Neuproduktion von „Lohengrin“ unter Christian Thielemann bei den Oster- festspielen Salzburg, sowie als Leonore unter Kent Nagano an der Staatsoper Hamburg zu erleben. Marianne Beate Kielland zählt zu den führenden Mezzosopranistinnen Europas. Sie begann ihre Karriere Der Philharmonia Chor Wien wurde 2002 auf Initiative von als Ensemblemitglied der Staatsoper Gerard Mortier gegründet und nannte sich zunächst, je nach Hannover und erarbeitete sich ein Projekt, Chor der Ruhrtriennale bzw. Festspielchor Baden- großes Repertoire vom 17. Jahrhun- Baden. Seit 2006 tritt er unter dem Namen Philharmonia dert bis zur zeitgenössischen Musik Chor Wien u. a. bei den Salzburger Festspielen auf. Zu seinen mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem Werk Johann jüngsten Produktionen zählen „Les Contes d’Hoffmann“ Sebastian Bachs. Ihre große Leidenschaft gehört dem ro- unter Marc Minkowski in Bremen und Baden-Baden, „Rigo- mantischen Orchesterlied und Oratorienrepertoire, wie z. B. letto“ unter Gustavo Gimeno in Paris und Luxemburg, „Die Brahms „Alt-Rhapsodie“, Berlioz’ „Les nuits d’été“, den Lied- Zauberflöte“ in St. Margarethen und „Lohengrin“ am Salz- zyklen Mahlers sowie Bergs „Sieben frühe Lieder“. burger Landestheater. Bei der Mozartwoche 2020 begeis- Marianne Beate Kielland kann mehr als 50 Aufnahmen terte er in Robert Wilsons szenischer Umsetzung von Hän- vorweisen. Sie ist die einzige norwegische Sängerin, die dels „Messias“ in der Mozart-Bearbeitung. Der Philharmonia bereits für einen US Grammy in der Kategorie „Best Vocal Chor Wien ist auch als Konzertchor sehr gefragt und steht Classical Album“ nominiert wurde. unter der Leitung seines Gründers Walter Zeh. 16 17
BIOGR AFIEN MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K Wolfram Koch wurde 1962 in Paris Jérémie Rhorer ist einer der span- geboren und an der Hochschule für nendsten und vielseitigsten Diri- Musik und Darstellende Kunst Frank- genten seiner Generation. Als Grün- furt ausgebildet. Erste Engagements der und musikalischer Leiter von Le führten ihn an die Freie Volksbüh- Cerclede l’Harmonie setzt er die ne, das Schiller-Theater Berlin und Tradition des innovativen Künstlers an das Schauspiel Frankfurt. 1995 fort, indem er das Repertoire des bis 2000 war er festes Ensemblemitglied am Schauspiel- 18. und 19. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten haus Bochum, seitdem arbeitet er frei u. a. am Schauspiel und in Originalstimmungerforscht. Rhorer, Gewinner des Frankfurt, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Prix Pierre Cardin, ist überdies ein angesehener Komponist. und am Deutschen Theater in Berlin. Koch ist u. a. als Hör- Seit über 10 Jahren pflegt Jérémie Rhorer eine enge buchsprecher aktiv und spielte zahlreiche Rollen in Film Beziehung zum Théâtre des Champs-Elysées. Nach sei- und Fernsehen. Im Oktober 2013 präsentierte der Hessi- nem Debüt mit Spontinis „La vestale“ gab er eine gefeierte sche Rundfunk ihn als neuen Tatort-Kommissar für seinen Interpretationvon Poulencs „Dialogues des Carmélites“ Wohnort Frankfurt am Main. unter der Regie von Olivier Ply (die für ihre DVD-Aufnahme mit einem BBC Music Magazine Award 2016 ausgezeichnet wurde) und eine Reihe von Mozart-Opern, Rossinis „Il bar- biere di Siviglia“ und Verdis „La traviata“, in der er Le Cercle de l’Harmonie dirigierte. Jérémie Rhorer und Le Cercle de l’Harmonie haben eine innovative Residenz im Le Grand Théâtre de Provence in Aix-en-Provence initiiert, die ein pädagogisches Programm für ein neues Publikum beinhaltet. Unter der Leitung von Jérémie Rhorer erkundet Le Cercle de l’Harmonie die natürliche Verbindung zwischen dem klassischen und dem romantischen Repertoire. Seit seiner Gründung im Jahr 2005 ist Le Cercle de l’Harmonie regel- mäßig zu Gast bei den renommiertesten Institutionen – sowohl in Frankreich als auch im Ausland – und trat u. a. im Théâtre des Champs-Élysées, in der Philharmonie de Paris, der Opéra Garnier und der Opéra Comique, bei internatio- Impressum: Meister&Kammerkonzerte, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik GmbH, Universitäts straße 1, 6020 Innsbruck; E-Mail: meisterkammer@altemusik.at; Tel.: +43 512 571032; Für den Inhalt nalen Festivals (Aix-en-Provence, Beaune, Edinburgh, BBC verantwortlich: Dr. Markus Lutz, Mag. Eva-Maria Sens; Redaktion: Mag. Christian Moritz-Bauer, Maria Scheunpflug, MA; Texte: Mag. Christian Moritz-Bauer; © Fotos: Caroline Doutre (S. 1, 18, 19), Silvia Lelli Proms, Musikfest Bremen) und in europäischen Häusern (S. 16), Harald Hoffmann (S. 17), Liv Øvland (S. 17), Mathias Bothor (S. 18), ; Trotz Recherche konnten nicht wie La Fenice in Venedig, dem Bozar in Brüssel, dem Barbi- alle Rechteinhaber ermittelt werden, wir gelten aber gerne etwaige Ansprüche marktüblich ab; Konzeption & Design: Citygrafic, www.citygrafic.at, Innsbruck; Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck; Diese Ausgabe can Center in London, dem Concertgebouw in Amsterdam wurde auf PEFC-zertifiziertem Papier (PEFC/06-39-364/31) und klimaneutral gedruckt. Näheres zum unter- stützten Klimaschutzprojekt finden Sie unter climatepartner.com/13973-2110-1005; Druck- und Satzfehler und der Philharmonie in Köln auf. sowie Besetzungs- und Programmänderungen vorbehalten. 18 19
MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K SAISON 2022/23 Einzelkarten für die Meister&Kammerkonzerte 2022/23 sind ab 21. Juni 2022 erhältlich. ABONNEMENTS Bestehende Abonnements werden automatisch verlängert. Änderungswünsche von bestehenden Abonnements können bis 07. Juni 2022 bekanntgegeben werden: kassa@landestheater.at, T +43 512 52074-504 Interesse an einem Abonnement? Für beide Konzertzyklen werden immer wieder Abos frei. Wenden Sie sich bitte per E-Mail oder telefonisch an das Kassa & Aboservice im Haus der Musik Innsbruck oder nutzen Sie das unverbindliche Anmeldeformular auf www.meisterkammerkonzerte.at/abo. VORSCHAU 1. MEISTERKONZERT, MO 24. OKTOBER 2022 CONGRESS INNSBRUCK, SAAL TIROL PYGMALION STÉPHANE DEGOUT BARITON RAPHAËL PICHON DIRIGENT Franz Schubert, Carl Maria von Weber, Robert Schumann Neuerung : Alle Meister&Kammerkonzerte beginnen in der neuen Saison jeweils immer um 19.30 Uhr. Newsletter-Anmeldung auf www.meisterkammerkonzerte.at www.facebook.com/meisterkammerkonzerte www.instagram.com/meisterkammerkonzerte/ 20
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