Referat für Öffentlichkeitsarbeit - Ärztekammer für Wien

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Referat für Öffentlichkeitsarbeit

1)   Bestellte Referentin: Dr. Doris Lubec

2)   Referatsansprechpartner im Kammeramt: Alexandra Wolffinger

3)   Kontaktdaten des Referats:
     Alexandra Wolffinger, Tel.: 51501/1223 DW, E‐Mail: wolffinger@aekwien.at
     Dr. Doris Lubec, Tel.: 0664/3813719, E‐Mail: doris.lubec@wienkav.at

4)   Referatsstellvertreter: Dr. Franz Mayrhofer (bis 19.6.2017)

5)   Referatsbericht:

     Zu den regelmäßigen kontinuierlichen Aufgaben des Referats gehören:
         - sämtliche PR‐technischen Angelegenheiten, insbesondere Pressekonferenzen und Pres‐
             seaussendungen
         - Betreuung der beiden Kurien in allen PR‐technischen Angelegenheiten
         - die Herausgabe von DOKTORINWIEN und STANDPUNKTE
         - Verfassen der Redemanuskripte u.ä., insbesondere für den Präsidenten
         - Organisation und Durchführung von Veranstaltungen (insbesondere Diskussionsveran‐
             staltungen und Social Events)
         - Erstellen eines wöchentlichen Newsletters sowie eines zweiwöchentlichen Politreports
         - Erstellen der Kuriennews für die niedergelassenen und die angestellten Ärztinnen und
             Ärzte
         - Organisation und Herausgabe von Wahrnehmungs‐ und Leistungsberichten
         - Betreuung der Aktivitäten im Bereich von Social Media

     Klassische Medienarbeit:

     Pressekonferenzen / Presseaussendungen
     2017 hat die Ärztekammer neun Pressekonferenzen bzw. Hintergrundgespräche vor ausgewähl‐
     ten Medienvertretern abgehalten:
      24. Jänner 2017: Kranke Akte ELGA – Datenleck und Spionage‐Tool?
      23. Februar 2017: Mystery Shopping und Missbrauchsentdeckung: Wie unter dem Deckman‐
         tel der Sozialbetrugsbekämpfung Existenzen von Ärzten zerstört werden
      19. April 2017: Primärversorgung am Wochenende: Auf dem Rücken von Arzt und Patient?
         (gemeinsam mit dem Medico Chirurgicum, Alt Erlaa/Ärztezentrum Ost)
      29. August 2017: Donaustadt bekommt erstes Primärversorgungszentrum (gemeinsam mit
         dem Gesundheitsministerium der Stadt Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse)
      6. September 2017: Präventionsprojekt EDDY‐young – Ernährungs‐ und Bewegungspro‐
         gramm für Volksschüler
      25. September 2017: Kranke Zukunft? Nicht mit uns Ärzten!
      10. Oktober 2017: Präsentation des Gesundheitsbarometers der Wiener Ärztekammer
      23. November 2017: Vorschau auf den Ärzteball 2018
      30. November 2017: Zahlen, Mythen, Fakten im Gesundheitssystem: Spitalsärzte nehmen die
         OECD‐Daten unter die Lupe

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Weiters wurden 63 Presseaussendungen über das Netz der Austria Presse Agentur versendet
sowie Einzelgespräche mit ausgewählten Journalisten zu den unterschiedlichsten standespoliti‐
schen und medizinischen Themen geführt.

Medienkooperationen
Um die klassische Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren, wurde auch 2017 eine Reihe von Medi‐
enkooperationen eingegangen, u.a. mit Die Presse, Kurier, Kronen Zeitung, Österreich, Wiener
Zeitung, Heute, ORF, netdoktor sowie dem MedMedia‐Verlag.

doktorinwien
Elfmal im Jahr (Doppelnummer Juli/August) informiert doktorinwien über standes‐ und gesund‐
heitspolitisch sowie steuer‐ und ärzterechtlich relevante Themen. Weitere Berichte betreffen
topaktuelle Forschungsergebnisse, an denen Wiener Ärzte beteiligt sind, sowie amtliche Ankün‐
digungen.

Standpunkte
Die achtseitige Zeitung Standpunkte sind eine Ergänzung zum bewährten doktorinwien, den Mit‐
teilungen der Wiener Ärztekammer, allerdings mit dem inhaltlichen Schwerpunkt ausschließlich
auf die ärztliche Standespolitik. Hier wird ausführlich über aktuelle gesundheitspolitische The‐
men, die für Ärzte relevant sind, sowie über die Forderungen der Ärztekammer und aktuelle
Verhandlungsergebnisse informiert. Darüber hinaus kommen in den Standpunkten regelmäßig
Kollegen zu Wort, die über ihre berufliche Situation und ihre Erfahrungen mit der Gesundheits‐
bürokratie und dem ärztlichen Alltag berichten.
Für 2018 ist eine täglich aktualisierte Online‐Informationsplattform zu allen relevanten gesund‐
heitspolitischen und medizinischen Themen geplant. Um ein Überangebot an Informationen so‐
wie Überschneidungen zu vermeiden, wurde die Produktion der Standpunkte mit Dezember
2017 eingestellt.

Medletter
Der Medletter ist eine elektronische periodische Druckschrift, die einmal wöchentlich an alle
Ärzte als Newsletter per e‐Mail ergeht. Unterteilt ist der Medletter in fünf inhaltliche Katego‐
rien: Interna, Medizin, Fortbildung, Veranstaltungen und Melange. Inhaltliche Bestandteile des
Medletters sind u.a. Presseaussendungen bzw. Kampagnen der Ärztekammer, Fortbildungsver‐
anstaltungen bzw. Weiterbildungsangebote der Ärztekammer, teils in Kooperation mit externen
Partnern, amtliche Medizinmeldungen sowie Gewinnspiele, wie z.B. die Verlosung kostenfreier
Eintrittskarten für Museen und Veranstaltungen und diverse Bücherverlosungen. Anlassbezogen
wird auch über gesellschaftliche Veranstaltungen der Ärztekammer, wie Diskussionsrunden, den
Ärzteball, Ausstellungen, Filme sowie Kunst‐ und Stadtführungen berichtet.

Politikreport
Im Zwei‐Wochen‐Rhythmus produziert die Ärztekammer den elektronisch versandten Politikre‐
port. Zum Empfängerkreis gehören politische Entscheidungsträger, Gesundheitsinstitutionen,
Sozialversicherungsträger sowie weitere Stakeholder, die maßgeblich in die Gesundheitspolitik
involviert sind. Im Politikreport werden aktuelle Forderungen, Aktionen und Kampagnen der
Ärztekammer thematisiert und kompakt zusammengefasst.

2017 wurden zudem folgende Kampagnen / Aktionen / Veranstaltungen seitens der Öffent‐
lichkeitsreferats durchgeführt / mitorganisiert:

Kampagne Nationalratswahl 2017

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Angestellte Ärzte: Im Rahmen einer Informationskampagne zur Nationalratswahl 2017 lancierte
die Ärztekammer einen Informationsfolder, der die Bürger darauf hinwies, Parteien und deren
Programme hinsichtlich des Themas Gesundheit genau unter die Lupe zu nehmen. Gleichzeitig
wurde darin vermittelt, dass die Ärztekammer – egal, wie stark die Politikverdrossenheit ob
nicht erfüllter Wahlversprechen sein wird – für die Erhaltung eines guten Gesundheitssystems
im Sinne der Bevölkerung weiter kämpfen wird. Wichtig dabei war, dem Leser zu erklären, wo
genau die Probleme in den Spitälern in Wien derzeit liegen und welche Forderungen an die Poli‐
tik seitens der Ärztekammer dazu aufgestellt wurden.
Zusätzlich zum Folder wurden auch Goodies mitverteilt: ein Schlüsselanhänger‐Erste‐Hilfe‐Set,
das die Bürger in etwaigen Notsituationen verwenden können, sowie Luftballons für Kinder.
Im audiovisuellen und digitalen Bereich wurden für die „heißen Wochen“ knapp vor der Wahl
zwei Animationsfilme, die in allen öffentlichen Wiener Verkehrsmitteln gezeigt wurden, sowie
ein Spot für die großen Kinos in Wien produziert. Letzterer wurde, ebenso wie weitere State‐
mentvideos, über die von der Ärztekammer bereits 2015 ins Leben gerufene Facebook‐Gruppe
„Schützen wir unsere Spitäler“ verbreitet, um so auch im Internet die Bevölkerung zu erreichen
und wichtige Botschaften zu platzieren.
Niedergelassene Ärzte: Einen direkten Befund zu den gesundheitspolitischen Programmen im
Rahmen der Nationalratswahl 2017 lieferten Interviews mit den Spitzenkandidaten der wahl‐
werbenden Parteien. Stets ging es dabei um Fragen bezüglich einer patientenfreundlichen Re‐
form: Was will NEOS‐Chef Matthias Strolz zur Stärkung der Hausärzte unternehmen? Wie stellt
sich die Parteivorsitzende der Grünen, Ulrike Lunacek, den Ausbau des niedergelassenen Be‐
reichs vor? Was versteht FPÖ‐Chef Heinz‐Christian Strache unter einer Bürokratiereform, um
Ärzte zu entlasten? Welche Maßnahmen würde ÖVP‐Spitzenkandidat Sebastian Kurz gegen den
Ärztemangel setzen? Und was stellt sich SPÖ‐Kanzlerkandidat Christian Kern unter einer Kran‐
kenkassenreform sowie einem modernisierten Leistungskatalog vor? Diese und weitere Fragen
wurden von den Politikern bis eine Woche vor der Wahl im Rahmen einer Serie „Patient Ge‐
sundheit“ in den Medien der Kronen Zeitung präsentiert und mit einer Kolumne, die den Inter‐
views der Politiker gegenübergestellt wurde, von der Ärztekammer kommentiert und eingeord‐
net.
Welche negativen Entwicklungen im österreichischen Gesundheitssystem drohen, so nicht rasch
und effektiv gegengesteuert wird, machte eine parallel dazu lancierte wienweite Plakatkampag‐
ne deutlich: bürokratische Hürden, Leistungskürzungen und immer weniger Kassenärzte. In der
Multisujetkampagne „Kranke Zukunft? Nicht mit uns Ärzten!“ wurde der Finger direkt auf die
wunden Punkte im Krankenkassensystem gelegt.
Wie die Zukunft aussehen könnte, wenn der Ausbau des niedergelassenen Bereichs weiter auf
sich warten lässt, zeigte die „Aktion Stockbett“ der Initiative „Kranke Zukunft? Nicht mit uns Ärz‐
ten!“. Dabei wurde ein spezielles Spitalsbett präsentiert, das gleich Platz für mehrere Patienten
bietet. Denn schon jetzt liegen die Patienten auf den Spitalsgängen. Mit der Aktion sollte aufge‐
rüttelt und aufgezeigt werden, was ohne Stärkung der Kassenärzte drohen könnte: Die Patien‐
ten werden sich in den Spitälern stapeln.
Der standespolitische Tenor der Kampagne: Eine Anpassung der Tarife an die modernen Not‐
wendigkeiten einer Patientenversorgung ist längst überfällig. Dazu gehört die Modernisierung
der Leistungskataloge der Krankenkassen genauso wie die Schaffung neuer Fachgebiete im nie‐
dergelassenen Kassenbereich, wie Onkologie, Nuklearmedizin, Schmerz‐ oder Strahlentherapie.
Für junge Ärzte braucht es entsprechende Arbeitsmodelle, die es ihnen ermöglichen, Familie
und Beruf unter einen Hut zu bringen. An vorderster Stelle stehen dabei die Forderung nach der
Anstellung Arzt‐bei‐Arzt sowie eine Liberalisierung der Vertretungsregelungen.

Kampagne „Ich will meinen Hausarzt behalten“
Gemeinsam mit Patienten versucht die Ärztekammer, unter dem Motto „GESUNDHEIT = MEHR
WERT!“ Schwächen im Krankenkassensystem aufzudecken, Lösungen zu finden und eine Wende

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zum Besseren zu initiieren. Denn obwohl viel ins Kassensystem eingezahlt wird, wird nur wenig
wieder ausbezahlt. Viele ärztliche Leistungen werden nicht honoriert, Kassenplanstellen werden
nicht nachbesetzt, an der gesamten Gesundheitsversorgung wird gespart. Besonders gefordert
wird ein Hausarztsystem mit freier Arztwahl, einer Beziehung zum persönlichen Vertrauensarzt,
Nähe zum Wohnort und Erstkontakt immer mit einem Arzt.
Seit Beginn der Aktion im Frühjahr 2015 haben sich über die Website
https://gesundheitistmehrwert.at mehr als 22.000 Menschen aktiv als Unterstützer eingetragen.
Für den Erhalt der Haus‐ und Vertrauensärzte konnten sogar mehr als 105.000 Unterschriften
gesammelt werden.
Um die breite Zustimmung in der Bevölkerung öffentlich sichtbar zu machen und den Unter‐
zeichnern zu danken, wurde vom 6. bis 19. März 2017 ein 460 m² großes Megaboard mitten am
Wiener Schwarzenbergplatz affichiert – eine Adresse, wo der Slogan „Ich will meinen Hausarzt
behalten“ weithin sichtbar war und die bei der gebuchten Laufzeit mehr als 2,1 Millionen Kon‐
taktchancen geboten hat.
In mehreren Videos wurden im Frühjahr 2017 außerdem Hausärzte und Patienten „vor den Vor‐
hang“ geholt, die von ihren persönlichen Erlebnissen berichteten und deutlich machten, welche
Art der Versorgung sie brauchen bzw. sich weiter wünschen: die Betreuung durch den eigenen
Vertrauensarzt. Die Videos wurden auch beim „Krisengipfel der Ärzte“ der Österreichischen Ärz‐
tekammer gezeigt, der am 15. März 2017 im Wiener Museumsquartier unter reger Teilnahme
zahlreicher Wiener Ärzte stattfand.
Die Videos, die bereits mehr als 36.000 Mal aufgerufen wurden, können auf der Website von
„GESUNDHEIT = MEHR WERT!“ https://gesundheitistmehrwert.at und der Facebook‐Seite
www.facebook.com/gesundheitistmehrwert angesehen werden.

Kampagne Ärztekammerwahl 2017 / Procedere, Wahlbeteiligung
Um allen wahlberechtigten Kammermitgliedern eine möglichst breite Informationsbasis zu bie‐
ten, wurde neuerlich eine eigene Homepage www.aekwien‐wahl.at eingerichtet. Die Seite in‐
formierte über die Wahlkundmachung, alle wichtigen Termine rund um die Wahl sowie über die
wahlwerbenden Fraktionen und die Wahlergebnisse der letzten Jahre. Ebenso wurden wichtige
Begriffe wie Briefwahl und das Wahlsystem näher erläutert.
Zudem wurden im Rahmen einer Cross‐Media‐Kampagne und in Kooperation mit den Medizin
Medien Austria eine Telefonumfrage („Stimmungsbild der Wiener Ärzte zur Kammerwahl“)
durchgeführt bzw. ein 28‐seitiges Sonderheft mit allen Informationen zur Wahl („Sie haben die
Wahl“) erstellt.

Job‐ & Karrieremesse
In Kooperation mit www.vielgesundheit.at veranstaltete die Ärztekammer im Herbst 2017 die
erste interdisziplinäre Job‐ & Karrieremesse für Gesundheitsberufe für Studierende, Absolventen
& Young Professionals im Wiener „Le Méridien“.
Im Rahmen des Programms „Meet the presidents“ stellten sich die Präsidenten der Berufsver‐
bände – darunter auch Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres sowie die Präsidentinnen des
Österreichischen Gesundheits‐ und Krankenpflegeverbands und des Dachverbands der gehobe‐
nen medizinisch‐technischen Dienste – den Fragen der Teilnehmer. Beim „Speed‐Dating“ konn‐
ten die 300 Teilnehmer unterschiedliche medizinische Fachbereiche kennenlernen und ein Litt‐
mann‐Stethoskop gratis erhalten. Zusätzlich dazu wurde ein Karriereguide gemeinsam mit
www.vielgesundheit.at produziert, der Medizinstudenten sowie Jungmedizinern helfen soll, sich
im Alltag des ärztlichen Berufs zurechtzufinden.

1. Österreichischer Gesundheitsgipfel
Ist Gesundheit ein Fass ohne Boden oder ein schrankenloser Markt? Können Sozialstaaten Ge‐
sundheitssysteme überhaupt noch finanzieren? Und wie soll man umgehen mit den demografi‐

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schen Entwicklungen? Der Anteil der älteren Bevölkerung verdoppelt sich bis 2050, Genetik und
Epigenetik bringen eine individualisierte und personalisierte Medizin hervor, Big Data führt zu
einer Umstrukturierung und Revolution in der Medizin.
Das alles sind Veränderungen, die das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellen
und ein radikales Umdenken erfordern. Mit all diesen Fragen beschäftigten sich namhafte, in‐
ternationale Gesundheitsexperten als Impulsreferenten und Podiumsdiskutanten anlässlich des
„Ersten Österreichischen Gesundheitsgipfels“ am 4. Dezember 2017 in der Aula der Wissen‐
schaften. Sie zeigten Möglichkeiten auf, wie das Gesundheitssystem der Zukunft beschaffen sein
müsste, um bei längerer Lebenszeit den Menschen eine hohe Lebensqualität zu bieten. Mehr als
300 Besucher folgten der Einladung der Ärztekammer und hörten unter anderem dem renom‐
mierten deutschen Allgemeinmediziner und „Aufklärer“ Dietrich Grönemeyer, der in einer sehr
emotional aufgeladenen Eröffnungsrede radikales Umdenken in der Gesundheitspolitik unter
der Prämisse ‚Heilen statt Kranksparen‘ forderte. Grönemeyer machte deutlich, dass Investitio‐
nen im Gesundheitssystem nicht primär unter dem Aspekt der Kosten begriffen werden sollten.
Vielmehr sollte der damit verbundene volkswirtschaftliche Nutzen in den Vordergrund gestellt
werden. Investitionen in das Gesundheitswesen seien Investitionen in die Entwicklung der Ge‐
sellschaft, und zwar im ganzheitlichen Sinn: wirtschaftlich, ökologisch und sozial, so Grönemey‐
er.
Auch für den Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher,
stellen der technologische Fortschritt und der demografische Wandel Deutschland wie Öster‐
reich vor eine riesige Herausforderung, die auch die Gesundheitssysteme grundlegend verän‐
dern würden. Mit zunehmender Lebenserwartung würden auch Ansprüche an die gesundheitli‐
che Versorgung und Versorgungssicherheit steigen. Aufgabe der Politik sei es, eine ausgewoge‐
ne Balance zwischen staatlichen und privaten Leistungen und Anbietern sicherzustellen sowie
bessere Rahmenbedingungen für Wettbewerb und Effizienz zu schaffen. Die Erfahrung anderer
EU‐Länder könne laut Fratzscher dabei helfen.
Vor einer modernen Medizin, die vollkommen unreflektiert nach dem Modell der industriellen
Produktion und nach ausschließlich ökonomischen Gesichtspunkten gesteuert wird, warnte der
bekannte Medizinethiker und Internist Giovanni Maio, der an der Albert‐Ludwigs‐Universität in
Freiburg lehrt. Ärzte müssten mit Entschiedenheit verdeutlichen, dass das, was der kranke
Mensch von ihnen erwartet, etwas anderes ist als das, was das politische System gegenwärtig
aus den Ärzten machen möchte. Denn in einem ökonomisierten und industrialisierten System
werde die prosoziale Einstellung der Ärztinnen und Ärzte immer mehr zur Nebensache. Die fata‐
le Folge sei eine sukzessive Entwertung der sozialen Zielsetzung der Ärzteschaft, für Maio eine
grundlegend falsche Entwicklung.

Forschungsprojekt „Ärzte und Ärztinnen in Österreich 1938‐1945“
Das von der Ärztekammer unterstützte Forschungsprojekt „Ärzte und Ärztinnen in Österreich
1938‐1945. Entrechtung, Vertreibung, Ermordung“ (http://drmed1938.univie.ac.at/) befindet
sich kurz vor Abschluss.
Ziel des am Institut für Rechts‐ und Verfassungsgeschichte der Universität Wien durchgeführten
Projekts ist die umfassende historische Aufarbeitung von Entrechtung und Verfolgung österrei‐
chischer Ärzte in der NS‐Zeit. Im Zuge des Projekts werden die rechtlichen Grundlagen für dis‐
kriminierende Maßnahmen wie Entzug der Approbationen, der Kassenzulassungen und Entlas‐
sungen aus dem Spitalsdienst sowie deren konkrete Umsetzung erforscht.
Alle zwischen 1938 und 1945 aus „rassischen“ und politischen Gründen, wegen ihrer sexuellen
Orientierung oder Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft diskriminierten und verfolgten
Ärzte werden dabei erfasst und ihre individuellen Schicksale rekonstruiert. Der Fokus liegt so‐
wohl auf dem beruflichen Werdegang der Betroffenen als auch auf ihren weiteren Lebenswegen
nach März 1938.

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Im Zuge der Recherchen konnten bislang ca. 4.450 Verfolgte ermittelt werden, wovon ca. 3.400
als „jüdisch“ im Sinne der NS‐Rassengesetze galten. Dem Großteil der Betroffenen gelang bis
1941 die Flucht, die im Land Verbliebenen wurden zumeist deportiert und ermordet.
Schwieriger zu identifizieren sind die als „Mischlinge“ Verfolgten, da ihnen die Genehmigung zur
Ausübung des ärztlichen Berufs nicht entzogen wurde. Sie verloren jedoch die Kassenverträge
und Stellen im öffentlichen Dienst.
Analog verfuhr die NS‐Gesundheitsverwaltung mit denjenigen, die zwar selbst als „arisch“ gal‐
ten, jedoch mit rassisch Verfolgten verheiratet waren.
Die Forschungsergebnisse und Biografien werden voraussichtlich Mitte 2018 in einem repräsen‐
tativen Gedenkbuch im Verlag der Ärztekammer publiziert.
Fördergeber des Projekts in unterschiedlichem Ausmaß sind, neben der Wiener Ärztekam‐
mer, der Jubiläumsfonds der österreichischen Nationalbank, der Zukunftsfonds der Republik
Österreich, der Nationalfonds der Republik Österreich, die Jewish Claims Conference/New
York, die Länder Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg, die
Stadt Wien/MA 7 – Kulturabteilung sowie die Landesärztekammern in Burgenland, Kärnten,
Tirol und Vorarlberg.

Paul‐Watzlawick‐Ehrenring
Am 23. Mai 2017 erhielt Franz Schuh für sein essayistisches, philosophisches Gesamtwerk den
Paul‐Watzlawick‐Ehrenring der Wiener Ärztekammer. Im Rahmen der Preisverleihung sprach
Schuh im Radiokulturhaus zum Thema „Wege und Umwege zum Glück“. Dabei skizzierte Schuh
die Philosophie als „Darstellung und Analyse der menschlichen Kommunikation. Eine Darstel‐
lungsform der menschlichen Kommunikation ist die Dialektik. Sie beruht darauf, dass Erfahrun‐
gen, die Menschen von sich und der Welt machen, nicht nur nicht eindeutig, sondern dass sie
widersprüchlich sind und oft genug das Gegenteil von dem bringen, was am Anfang festzu‐
stehen schien. Aber in der Dialektik war die Utopie einer Einigung enthalten, einer Synthese.
Watzlawick und andere … haben gezeigt, dass Kommunikation auch Fallen bereithält, heillos
verwickelte Beziehungen, die sich allein in Knoten darstellen lassen“.
Schuh unterrichtet unter anderem an der Universität für angewandte Kunst in Wien und
schreibt regelmäßig in unterschiedlichen Zeitschriften und Zeitungen im deutschen Sprach‐
raum. Breit bekannt ist auch seine Ö1‐Kolumne über das Glück „Magazin des Glücks“.
Schuh wurde am 15. März 1947 in Wien geboren, wo er auch Philosophie, Geschichte und
Germanistik studierte und 1975 abschloss. Beeinflusst wurde sein Schreiben durch den
„Schmäh“ des Lukas Resetarits, den er in dieser Zeit im Café Dobner traf. Bis 1980 war Schuh
Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung, dann Redakteur der Zeitschrift Wespennest
und Leiter des literarischen und essayistischen Programms des Verlags Deuticke.
Der Paul‐Watzlawick‐Ehrenring ist eine Hommage an den großen österreichischen Psychoanaly‐
tiker und Sprachphilosophen Paul Watzlawick, der Bestseller wie „Anleitung zum Unglück‐
lichsein“ und „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ verfasst hat und als Mitbegründer des Kon‐
struktivismus gilt: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“
Mit der Ringvergabe ehrt die Ärztekammer „Persönlichkeiten, die über alle Disziplinen hinaus
den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gefördert haben, sich mit Kommunikation
und Kommunikationstheorien auseinandersetzen und im humanitären Geist von Paul Watzla‐
wick forschen und arbeiten. Die bisherigen Preisträger waren der Religionssoziologe Peter L.
Berger (2008), die Literaturwissenschafterin und Begründerin der „Kollektiven Erinnerungsfor‐
schung“ Aleida Assmann (2009), der Historiker und Schriftsteller Rüdiger Safranski (2010), der
Architekturkritiker und Lyriker Friedrich Achleitner (2011), der Wiener Physiker und Mathemati‐
ker Walter Thirring (2013), die Literaturwissenschafterin, Kulturphilosophin und Schriftstellerin
Ruth Klüger (2015) sowie der Philosoph und Autor Konrad Paul Liessmann (2016).

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Der Ring, eine Kreation der Meisterklasse Paolo Piva von der Hochschule für angewandte Kunst,
erinnert an die Möbiusschleife. Er ist aus hochkarätigem Gold und steht symbolisch für das „nie
aufhörende wache Denken“.

Paul‐Watzlawick‐Ehrenpreis
Erstmals vergeben wurde am 19. Februar 2017 der Paul‐Watzlawick‐Ehrenpreis der Wiener Ärz‐
tekammer an die ungarische Philosophin Ágnes Heller für ihr Lebenswerk, insbesondere für ih‐
ren Einsatz für Freiheit und Selbstbestimmtheit des Lebens. Heller hat die Auszeichnung im An‐
schluss an eine vom Burgtheater, dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWF), der
Erste‐Stiftung sowie der Zeitung Der Standard veranstalteten Matinée zum Thema „Leben wir in
revolutionären Zeiten?“ im Burgtheater entgegengenommen.
Heller ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Philosophinnen, die sich in ihrem Werk im‐
mer wieder mit den Begriffen Leben und Freiheit als selbstbestimmende Werte auseinanderge‐
setzt hat: „Ich war überzeugt und bin es auch seither, dass alle großen Leistungen der Kultur
aus den Bedürfnissen, Konflikten und Problemen des täglichen Lebens hervorgehen.“
Der Alltag ist immer wieder Objekt von Hellers Untersuchungen. 1970 erschien ihr Werk „Alltag
und Geschichte – Zur sozialistischen Gesellschaftslehre“, 1978 „Das Alltagsleben. Versuch einer
Erklärung der individuellen Reproduktion“ und 1980 „Theorie der Gefühle“.
Heller wurde am 12. Mai 1929 in Budapest geboren und lebt auch heute wieder dort – als un‐
ermüdliche Kämpferin für Freiheit und explizite Gegnerin des Orbán‘schen Systems. Sie war
Schülerin und später Kritikerin des ungarischen Philosophen und Literaturtheoretikers György
Lukács und dessen Assistentin an der Universität. 1977 emigrierte sie aufgrund anhaltender Re‐
pressionen gegen sie und ihre wissenschaftliche Arbeit und übernahm eine Professur an der La
Trobe University in Melbourne. 1986 ging sie als Nachfolgerin von Hannah Arendt als Ordinarius
für Philosophie an die New School für Social Research in New York. Seit damals pendelt sie re‐
gelmäßig zwischen Budapest und New York und hält Gastvorlesungen an renommierten Univer‐
sitäten, wie beispielsweise 2013, als sie in Wien einen Zyklus zum Thema „Zur Theorie der Mo‐
dernität“ referierte.
Heller erhielt zahlreiche renommierte Auszeichnungen, wie z.B. den „Hannah‐Arendt‐Preis“,
den Preis als „Ehrenbürger von Budapest“, die „Goethe‐Medaille“ sowie den „Carl‐von‐
Ossietzky‐Preis“ in Oldenburg.

Teddybären‐Krankenhaus
Vom 11. bis 13. Dezember 2017 – und damit zum zweiten Mal über drei ganze Tage – verwan‐
delte sich das Veranstaltungszentrum mittlerweile bereits zum siebten Mal in das Teddybären‐
Krankenhaus.
Das Teddybären‐Krankenhaus wird in Österreich jährlich von der Austrian Medical Students‘
Association (AMSA), ein registrierter Verein von ehrenamtlich arbeitenden Medizinstudenten
aus mehreren Bundesländern, organisiert.
Die AMSA wurde 1951 gegründet und besteht in seiner heutigen Form seit 1997. Sie ist ein ge‐
meinnütziger, parteipolitisch unabhängiger und ehrenamtlich arbeitender, nicht auf Gewinn
ausgerichteter Verein von und für Medizinstudenten in Österreich.
Weder als Teil einer österreichischen Hochschülerschaft noch einer medizinischen Universität
zählt sie mehr als 350 aktive Mitglieder in Graz, Innsbruck, Salzburg und Wien. Sie sieht sich als
Plattform für (inter‐)nationale studentische Projekte in den Bereichen Famulatur‐ und For‐
schungsaustausch, öffentliche Gesundheit, Menschenrechte, Sexualgesundheit und medizini‐
sche Weiterbildung.
Internationale Beziehungen pflegt sie dank ihrer Gründungsmitgliedschaft bei der European
Medical Students’ Association und der International Federation of Medical Students’ Associa‐
tions.

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In Wien führt die AMSA neben dem Teddybären‐Krankenhaus auch weitere Projekte wie „ach‐
tung°liebe“, „Aufklärung gegen Tabak“ oder „Grips statt Chips“ durch und informiert dabei über
wertvolle gesundheitsspezifische Inhalte.
Beim Projekt Teddybären‐Krankenhaus erfolgt eine kindgerechte Simulation des Spitals, indem
Kinder von drei bis acht Jahren mit ihren Stofftieren als Patienten den Alltag im Krankenhaus
durchlaufen. Die Kinder und ihre kleinen Freunde werden dabei von ca. 50 „Teddy‐Docs“, Stu‐
dierenden der MedUni Wien, an vielen spannenden Stationen in Empfang genommen – von der
Notfallambulanz bis hin zum Operationssaal. Ebenso realistisch wird der Krankenhausaufenthalt
simuliert – die Kinder können bei den Operationen und Untersuchungen als „kleine“ Assistenz‐
ärzte aktiv mitmachen und mithelfen.
Das Teddybären‐Krankenhaus soll Kindern auf diese Weise primär die Angst vor dem echten
Krankenhaus nehmen. Dabei geht es vor allem darum, positive Erfahrungen im Umgang mit dem
Krankenhaus zu sammeln, damit die Kinder im Ernstfall dem echten Krankenhaus gelassener be‐
gegnen können. Das Nichtbetroffensein und die spielerische Situation sollen bei den Kindern die
Neugier wecken und zeigen, was alles in einer Krankenhaus‐ und Untersuchungssituation passie‐
ren kann.
Der Ablauf der Behandlung der „verletzten“ Tiere und Puppen geht von der Aufnahme bis hin
zur Entlassung: Die Stofftiere kommen zunächst mit ihrer „Betreuungsperson“ in den Wartesaal
und werden dann, je nach Art der Beschwerden, an die jeweiligen „echten“ Stationen überwie‐
sen, wo sie untersucht werden. Bei der Aufnahme werden die wichtigsten Daten des Kuschel‐
tiers oder der Puppe („wie groß?“, „wie schwer?“) sowie die Krankengeschichte aufgenommen.
Dann geht es weiter in die Diagnostik. Es gibt u.a. ein EKG für die Herzfrequenzmessung, eine
Röntgenstation, eine Zahnklinik, eine Erste‐Hilfe‐Station sowie die Möglichkeit einer Computer‐
tomografie. In den Operationssälen stehen „Ersatz‐Schmusetiere“ zur Verfügung, die man auf‐
machen und wieder zunähen kann. Am Ende bekommen die Stofftiere einen Verband.
Die Kinder begleiten ihr Lieblingstier nicht nur, sie sind selbst auch als Assistent des behandeln‐
den Arztes aktiv und live dabei.
Auch 2017 waren wieder mehr als 1.000 Kinder, teils in Schulklassen organisiert, mit ihren Ku‐
scheltieren zu Besuch. Die kleinen „Doktoren“ konnten einen eigenen „Ärztekammer‐für‐Wien‐
Teddybär“ mit nach Hause nehmen.

Abendvisite
In Kooperation mit den Organisatoren von „Med & Law“ fand auch 2017 das exklusive Ärzte‐
Afterwork‐Event „Abendvisite“ statt. Was im stressigen Berufsalltag zu kurz kommt, soll hier
nachgeholt werden – neue Kontakte knüpfen, alte Freundschaften pflegen sowie aktuelle The‐
men besprechen.
Am 24. Mai 2017 trafen einander die Ärzte Wiens in einer der exklusivsten Wiener Locations –
der Sektkellerei Kattus – zu einem entspannten Get‐together. Aufgrund eines erstmals stattfin‐
denden Fachvortrags von Thomas Braunsteiner, dem Industry Leader im Bereich Healthcare bei
IBM, zum Thema „Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen“ erhielten die
Teilnehmer diesmal zwei DFP‐Punkte auf ihr Fortbildungskonto gebucht.

Ausstellungen
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Medizin & Kunst“ werden im Veranstaltungszentrum der
Ärztekammer regelmäßig Kunstausstellungen präsentiert, bei denen 30 % des Verkaufserlöses
direkt an eine karitative Organisation gehen.
Von 16. Februar bis 17. März 2017 zeigte die Ärztekammer „Memento Naturae“ mit Werken von
D. Evdo. Von 27. April bis 26. Mai 2017 präsentierte Eva Hasun unter dem Titel „Täum ich? Wach
ich?“ ihre Bilder. Von 14. September bis 13. Oktober 2017 folgte eine Ausstellung von Hannes
Mlenek mit dem Titel „Körperlichkeiten“. Geendet hat das Ausstellungsjahr mit Bildern von Bar‐

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bara Filips und Walter Mokrusa, deren Werke unter dem Titel „Street‐Art meets Land‐Art“ von
16. November bis 15. Dezember 2017 zu sehen waren.
Insgesamt konnten durch „Medizin & Kunst“ 2017 EUR 1.388,‐ für den guten Zweck eingenom‐
men werden. Durch Aufstockung seitens der Ärztekammer wurden EUR 2.500,‐ an zwei karitati‐
ve Organisationen, Pro Juventute – Wir geben Kindern ein Zuhause sowie den Österreichischer
Bergrettungsdienst Niederösterreich/Wien, überwiesen.

Filme
Bei freiem Eintritt und kulinarischem Ausklang organisiert die Ärztekammer jedes Jahr Film‐
abende unterschiedlichster Art, meistens zu medizin‐ oder sozialethischen Themen. Veranstal‐
tungsort ist stets das Filmcasino in Wien 5.
Am 18. April 2017 konnte die Ärztekammer zu „Die Stadt ohne Juden“ mehr als 200 Gäste be‐
grüßen. Der Film aus 1924 ist einer der bedeutendsten Filme der österreichischen Kinogeschich‐
te und ein gesellschaftspolitisches Denkmal. Er wurde nach einer Romanvorlage des jüdischen
Schriftstellers und Journalisten Hugo Bettauer in Wien gedreht und zeigt in beklemmender Vo‐
raussicht die kulturelle und wirtschaftliche Verarmung einer Stadt nach Vertreibung der jüdi‐
schen Bevölkerung. Es ist der weltweit erste Film, der wie eine Vorahnung die Vertreibung der
Juden, die nur wenige Jahre später Realität wurde, sowie die damit verbundenen politischen
und gesellschaftlichen Konsequenzen darstellt. Im Rahmen einer Crowdfunding‐Kampagne, die
die Ärztekammer unterstützte, wurden finanzielle Mittel gesammelt, um die 2015 auf einem
Flohmarkt gefundene vollständige Kopie zu restaurieren.
Ebenfalls großen Anklang fand am 11. Dezember 2017 der Film „Ich, Daniel Blake“ von Ken
Loach. Angeregt durch die in der britischen Boulevardpresse angefachte Hetze gegen sozial
Schwache als Schmarotzer erzählt Loach humorvoll und bedrückend zugleich vom Kampf eines
ungleichen englischen Paares gegen staatliche Schikanen. Daniel Blake ist ein geradliniger und
anständiger, zeitlebens Steuern zahlender Durchschnittsengländer – bis seine Gesundheit ihm
einen Strich durch die Rechnung macht. Jetzt, im gesetzteren Alter, will ihm die willkürliche
Staatsbürokratie den Bezug von Sozialhilfe verweigern. Schnell gerät er in einen Teufelskreis von
Zuständigkeiten, Bestimmungen und Antragsformularen. Blake rechnet nicht damit, dass die ge‐
radezu kafkaeske Situation ihn fast in die Knie zwingen wird.

Kunstführungen
Am 2. Februar 2017 lud die Ärztekammer zu einer exklusiven Führung durch die Ausstellung mit
Werken von Georgia O‘Keeffe ins Bank Austria Kunstforum. O‘Keeffe war eine Begründerin der
amerikanischen Moderne und eine Pionierin als Künstlerin. Die Gelegenheiten, O‘Keeffe in Eu‐
ropa zu sehen, sind rar: Ihre Gemälde sind auf die wichtigsten US‐Sammlungen verteilt, wo sie
den Status von Ikonen einnehmen. Die Ausstellung im Kunstforum setzte mit ihrem weniger be‐
kannten, der „spirituellen“ Abstraktion Wassily Kandinskys nahestehenden, Frühwerk ein.
O‘Keeffes monumentale Blumenbilder der 1920er‐Jahre, die, unter dem Einfluss der Schriften
Sigmund Freuds, stark sexualisierende Interpretationen hervorriefen, zählen zu ihren populärs‐
ten Sujets. Die Ausstellung verdeutlichte O‘Keeffes singuläre Position, die sie mit ihrem Brücken‐
schlag zwischen europäischem Modernismus und amerikanischer Nachkriegsabstraktion ein‐
nahm.
Auch die Kunstführung zur Ausstellung von Gerhard Rühm am 19. Oktober 2017 lockte zahlrei‐
che kunstinteressierte Ärzte an. Das Kunstforum zeigte mit Gerhard Rühm einen der letzten Uni‐
versalkünstler. Als Komponist, Pianist, Performer, Literat und bildender Künstler ist der 1930 in
Wien geborene und heute in Köln lebende Rühm stets ein Grenzgänger zwischen den einzelnen
Kunstdisziplinen gewesen, lange bevor Begriffe wie „Crossover“ und „Intermedialität“ in der
künstlerischen Praxis zum guten Ton gehörten. Im Zwischenraum von Wort und Bild, von Spra‐
che und Musik und von Schrift und Zeichnung sucht Rühm eine stete Erweiterung medialer Aus‐
drucksformen, die auf konzeptuelle wie humorvolle Weise Sehgewohnheiten durchbrechen.

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Die Veranstaltungsreihe im Bank Austria Kunstforum ermöglicht Ärzten unter Führung eines
fachkundigen Personals einen kulturerfüllten Abend in angenehmer Atmosphäre abseits der
normalen Öffnungszeiten, mit einem entspannten Ausklang, im Zuge dessen man bei kleinen
Snacks und Getränken die Ausstellung Revue passieren lassen kann.

math.space.med
Der bekannte Mathematiker, Buchautor und Begründer von „math.space“, Rudolf Taschner, re‐
feriert in amüsanter und lehrreicher Weise über die Hintergründe der Mathematik im Alltag und
stellt einen Bezug zur Medizin her.
Die erste Veranstaltung 2017 fand am 26. Jänner zum Thema „Evidenzbasierte Medizin und Ma‐
thematik“ statt. Es sind Begriffe des Alltags: „wahrscheinlich“ und „sicher“, „Glück“ und „Schick‐
salsschlag“. Die beiden ersten sind einer mathematischen Definition zugänglich, mit ihnen kann
man buchstäblich rechnen, die beiden letzten entziehen sich der Mathematik. Warum dies so ist
und was das alles mit rechts‐ und linksdrehenden Molekülen, dem radioaktiven Zerfall und Mu‐
tationen zu tun hat, erläuterte Taschner vor knapp 100 Ärzten.
Ebenfalls großen Anklang fand der Vortrag „Zahlen und das Lebendige“ am 15. März 2017. Die
Frage „Was heißt Leben?“ ist nicht von einem Mediziner und auch nicht von einem Biologen,
sondern von einem eminenten mathematischen Physiker, dem österreichischen Nobelpreisträ‐
ger Erwin Schrödinger, beantwortet worden. Der enge Zusammenhang zwischen der nur schein‐
bar „toten“ Mathematik und dem Geheimnis des Lebens wurde in diesem Vortrag beleuchtet.
Am 18. November 2017 lud die Ärztekammer zum Kinder‐ und Jugendtag mit dem Thema „Als
man Zahlen schreiben lernte, lernte man sie gern zu haben“. „Zahlen machten die Menschen
reich“. Warum das so war und warum auch heute noch die Menschen an die Macht der Zahlen
glauben, brachte Taschner bei dieser Veranstaltung den Kindern – und auch Eltern – spielerisch
näher.

Medizingeschichtliche Stadtführungen
2017 bot die Ärztekammer fünf medizingeschichtliche Stadtführungen exklusiv für Ärzte an:
Bei der ersten Führung am 8. März 2017 begaben sich mehr als 100 interessierte Ärzte in das
Sigmund Freund Museum zur Sonderausstellung „Der Wohnung geht es gut – Die Freuds in der
Berggasse 19“.
Am 26. Juni 2017 fanden sich wiederum mehr als 100 Ärzte ein, um im Josephinum der Ausstel‐
lung „Künstliche Herzen“ – Die Geschichte des Wiener Kunstherzprogramms – zu folgen.
Auf eine medizinhistorische Spurensuche in Wien 9. begab sich die Ärztekammer am 23. August
2017. Aufgrund der großen Nachfrage wurde diese Führung eine Woche später, am 31. August
2017, wiederholt.
Der jahresausklang bildete ein Spaziergang in den alten Vierteln der Stadt über die Anfänge der
Wiener Medizingeschichte mit dem Titel „Drachenblut und Bibergeil“ am 27. November 2017.

Medizinischer Musiksalon
Im Medizinischen Musiksalon erwecken junge Künstler und Ensembles Meisterwerke der klassi‐
schen Musik in Begleitung von kurzen musik‐ und medizinhistorischen Lesungen und Vorträgen
zu neuem Leben.
Am 16. März 2017 widmeten sich unter dem Titel „Kaiserin Maria Theresia und Gerard van Swie‐
ten“ Ioan‐Dragoș Dimitriu (Cembalo) und Kirill Maximov (Violine) Werken von Johann Sebastian
Bach, Georg Friedrich Händel, Arcangelo Corelli und Giuseppe Tartini. Van Swieten war der Leib‐
arzt der Kaiserin. Dessen Sohn Gottfried war ein Diplomat in Diensten der Habsburgermonarchie
und ein Förderer mehrerer Komponisten klassischer Musik, darunter Joseph Haydn, Wolfgang
Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven.

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Der Musiksalon am 22. Juni 2017 stand unter dem (Vortrags‐)Thema „Mozart und seine Krank‐
heiten“. Vato Jordania (Klavier) und I‐Chieh Huang (Violine) brachten Werke von Wolfgang
Amadeus Mozart und Muzio Clementi zur Aufführung.
Den Werken und Leben von Clara und Robert Schumann widmete sich die Veranstaltung am 12.
September 2017. Interpreten dieses Musiksalons waren Raoul Steffani (Bariton), Sebastian
Skocic (Oboe) und Alejandro Picó‐Leonís (Klavier). Im begleitenden Vortrag wurde die Dreiecks‐
beziehung Robert Schumann, Clara Schumann und Johannes Brahms beleuchtet.
„Mein Engel, mein alles, mein ich“ war der Titel des letzten Musiksalons am 20. November 2017
und beschäftigte sich mit Ludwig van Beethoven und seiner „unsterblichen Geliebten“. Um die
Adressatin dieses wohl berühmtesten Briefs der Musikgeschichte ranken sich seit jeher viele Ge‐
rüchte. Restlos geklärt wird es wohl nie werden, an wen Beethoven diesen Brief geschrieben
hat. Werke von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann und Johannes Brahms kamen an die‐
sem Abend zur Aufführung, interpretiert von Gabriel Ureña (Cello) und Alejandro Picó‐Leonís
(Klavier).
Generelles Ziel der Veranstaltungsreihe im Lesesaal des Josephinums ist es, das oft sehr intensi‐
ve Zusammenspiel von Musikern und Medizinern näher zu beleuchten und Interessantes zutage
zu fördern, das vielleicht noch nicht so bekannt ist. Zusammengestellt werden die Vorträge von
Hans‐Peter Petutschnig.

Med‐Kitchen
Im Rahmen der insgesamt mittlerweile vierten Veranstaltung aus der Reihe „Med‐Kitchen“
kochten am 3. Mai 2017 zum Thema „Das metabolische Syndrom“ Karl und Leo Wrenkh vom
gleichnamigen Kochsalon höchstpersönlich auf. Während des Show‐Kochens vermittelten die
beiden ihre Ernährungsgrundsätze bei Herz‐Kreislauf‐Problemen und lehrten, wie Genuss und
Gesundheit gekonnt vereint werden können.
Am 30. Oktober 2017 war Profiköchin Sabine Dobesberger zum Thema „TCM Ernährung – Mit
der Fünf‐Elemente Küche zu mehr Energie und Wohlbefinden“ zu Gast. Die Chinesische Ernäh‐
rungslehre hat zum Ziel, Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Dabei setzt sie die Wir‐
kung der Nahrungsmittel und Zubereitungsarten je nach Jahreszeit und Konstitutionstyp indivi‐
duell ein, um das Wohlbefinden und die Abwehrkräfte zu stärken. So werden Nahrungsmittel
ganz einfach zu Heilmitteln.
Begleitet werden die Kochsalons vom Ernährungsmediziner Oliver Helk, der medizinische Ein‐
führungen zu den jeweiligen Themen hält.

Perspektiven & Impulse
Perspektiven & Impulse ist ein von der Ärztekammer initiiertes Dialogforum. Viermal jährlich
werden dabei relevante sozial‐ und gesellschaftspolitische Themen, über den Tellerrand der aus‐
schließlichen Standes‐ und Gesundheitspolitik hinaus, durch prominente und kompetente Refe‐
renten präsentiert und diskutiert. Das Forum ist bewusst interdisziplinär angelegt und lädt ein,
über Positionen zu aktuellen politischen Fragestellungen zu diskutieren.
Die jeweiligen Inhalte der Vortrags‐ und Diskussionsabende müssen nicht zwingend im unmit‐
telbaren Zusammenhang zu aktuellen standespolitischen Themen stehen. Ziel ist es vielmehr,
dass Profil der Ärztekammer als modern, aufgeschlossen, attraktiv und am Puls der Zeit zu schär‐
fen. Die Ärztekammer bringt damit auch zum Ausdruck, sich in einem breiten (sozial‐)politischen
Kontext nachhaltig zu engagieren und nicht ausschließlich Klientelpolitik zu betreiben. Ort der
Veranstaltungen ist der Eroica‐Saal im Palais Lobkowitz.
Am 9. März 2017 erklärte die ehemalige Spitzensportlerin Kira Grünberg unter dem Titel „Mein
Sprung in ein neues Leben“, wie man mit positivem Denken Schicksalsschläge meistern kann,
wie sie es schaffte, ihr neues Leben zu bewältigen und wie es ist, sich täglich neuen Herausfor‐
derungen stellen zu müssen. Grünberg ist seit ihrem Trainingsunfall im Juli 2015 an den Rollstuhl
gefesselt.

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Am 29. Juni 2017 folgte der Pianist Rudolf Buchbinder, der über „Die heilende Kraft der Musik“
     referierte und in seinem Vortrag über den Zusammenhang zwischen musikalischer Kreativität
     und Krankheit sprach: Schubert litt an Syphilis, Beethoven an Taubheit, Mozart war ein ständig
     kränkelndes Kind und Gustav Mahler Patient von Sigmund Freud. Buchbinder, selbst musikali‐
     sches Genie und Weltstar, zeigte auf wie die Musik dieser Künstler unsere Psyche beeinflusst
     und oft auch heilende Wirkung ausübt.
     Für die darauffolgende Veranstaltung am 24. Oktober 2017 konnte der wohl prominenteste Poli‐
     tikwissenschafter und Politikerklärer des Landes, Peter Filzmaier, gewonnen werden. Bei seinem
     Vortrag unter dem Titel „Rundum krank oder pumperlgsund?“ präsentierte er Daten von Mei‐
     nungsbildern, Stimmungslagen und Einstellungen der Bevölkerung zu Gesundheit in Österreich
     und zeigte anschaulich Phänomene der Kommunikation hinsichtlich Gesundheit als öffentliches
     (Medien‐)Thema auf.
     Den Abschluss machte am 30. November 2017 einer der weltweit führenden Wissenschafter auf
     dem Gebiet der Organtransplantation und Organregeneration, Harald C. Ott. In seinem Vortrag
     zum Thema „Herz und Leber aus dem Labor“ sprach Ott, der am Massachusetts General Hospital
     in Boston tätig ist, über die Zukunft der Transplantationsmedizin, seine Fortschritte beim „Züch‐
     ten“ menschlicher Organe im Labor und wie weit das „Züchten“ von Organen gehen kann (und
     gehen darf).

     Theater
     2017 lud die Ärztekammer erstmals Ärzte zu Vorstellungen in das Burgtheater ein: Am 20. April
     wurde Molièrs Komödie „Der eingebildete Kranke“ gezeigt, und am 8. November 2017 „Liebes‐
     geschichten und Heiratssachen“ von Johann Nestroy.
     Begleitet werden die Veranstaltungen von Werkeinführungen bzw. einer Führung durch den
     Backstagebereich des Burgtheaters, der auch Einblicke in den Unterbau der Burgtheaterbühne
     bietet.

     Für 2018 sind folgende neue Kampagnen / Produkte vorgesehen (Stand: 31. Dezember 2017):

          -   Fortsetzung der Medienkooperationen
          -   Fortsetzung der PR‐Initiative zur verstärkten Bekanntmachung der Patientenombuds‐
              stelle
          -   Etablierung einer täglich aktualisierten Online‐Informationsplattform zu allen relevan‐
              ten gesundheitspolitischen und medizinischen Themen
          -   Awarness‐kampagne zum Thema Vorsorge
          -   Fertigstellung des Gedenkbuchs „Ärzte und Ärztinnen in Österreich 1938‐1945
          -   Organisation des ÖÄK‐Sommerfest im Mai/Juni 2018

6) Dotierungen im Referat:

   Dotierung Referatsleiterin: EUR 1.450,‐ monatlich je Funkt.Geb. + Auslagenersatz
   Gesamtbudget Öffentlichkeitsarbeit inklusive Verlag für 2018: EUR 2.611.900,‐ (2017: EUR
   2.083.652,‐; plus 25,4 %)

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