KALKSANDSTEIN Passivhaus - Plusenergiehaus - Kalksandstein.de

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KALKSANDSTEIN
Passivhaus – Plusenergiehaus
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INHALT

                                                    Vorwort_______________________________________________________________ 3
                                                    Was ist ein Passivhaus – und wie wird es zum Plusenergiehaus? _____________ 4
                                                    Grüne Welle____________________________________________________________
                                                    Einfamilienhaus in Augsburg als Plusenergiehaus___________________________ 8
                                                    Energetische Berechnung______________________________________________ 12
                                                    Solarsiedlung Wismarweg________________________________________________
                                                    Passivhäuser in Münster im Gleisdreieck__________________________________ 14
                                                    Raumluftqualität und Lüftung___________________________________________ 18
                                                    Mehrfamilienhaus Erdmannstraße 14–16___________________________________
                                                    Passivhäuser in Hamburg-Ottensen _____________________________________ 20
                                                    Kurzdarstellung von elf Fallbeispielen____________________________________ 24
                                                    Plusenergie-Kindergarten mit Seniorentreff_________________________________
                                                    Massivbau mit Holzverkleidung in Wiernsheim_____________________________ 26
                                                    Dämmsysteme von Wandkonstruktionen_________________________________ 30
                                                    Wärmebrücken________________________________________________________ 33
                                                    Fenster______________________________________________________________ 36
                                                    Luft- und Winddichtheit_________________________________________________ 37
                                                    Neubau im Passivhaus Standard__________________________________________
                                                    Herman-Nohl-Schule in Osnabrück_______________________________________ 38
                                                    Wohnen für Senioren im Passivhaus Standard_______________________________
                                                    Klaus-Bahlsen-Haus in Hannover_________________________________________ 42
                                                    Zu-/Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung______________________________ 46
                                                    Kosten, Wirtschaftlichkeit und Förderung ________________________________ 47
                                                    Nutzerverhalten/Ausblick______________________________________________ 49
                                                    Literatur_____________________________________________________________ 50
KALKSANDSTEIN
Das Passivhaus

3. Auflage Januar 2011

Stand: Januar 2011

Autor: Dr. Burkhard Schulze Darup

Redaktion:
Dipl.-Ing. K. Brechner, Haltern am See
Dr. J. Brinkmann, Duisburg
Dipl.-Ing. B. Diestelmeier, Dorsten
Dipl.-Ing. G. Meyer, Hannover
Dipl.-Ing. D. Rudolph, Durmersheim
Dipl.-Ing. S. Schade, Hannover
Dipl.-Ing. P. Schmid, Röthenbach
Dipl.-Ing. H. Schulze, Buxtehude

Herausgeber:
Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover

BV-9034-12/01

Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen
und Gewissen, jedoch ohne Gewähr.

Nachdruck auch auszugsweise nur mit
schriftlicher Genehmigung.

Alle nicht gekennzeichneten Fotos:
Dr. Burkhard Schulze Darup

Schutzgebühr 5 €

Gesamtproduktion und
© by Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf

2
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VORWORT

VORWORT

Kalksandstein war von Anfang an dabei, als 1991 das erste Passivhaus Deutschlands
in Darmstadt-Kranichstein gebaut wurde. Der Bau von Passivhäusern mit Kalksandstein
ist nicht nur gebaute Realität, sondern steht auch für hohe Wirtschaftlichkeit und Kom-
fort. Dies belegt eine hohe Anzahl von Objekten aus dem Wohn- und Nichtwohnbau,
die in den vergangenen 20 Jahren erstellt wurden.

Der Effizienzstandard des Passivhauses wird in absehbarer Zeit Bestandteil üblicher
Baupraxis sein. In einem darauf folgenden Schritt führt die EU Energieeffizienzrichtlinie
2019/2021 das „nearly zero emission building“ ein. Es ist davon auszugehen, dass
diese Gebäude Passivhaustechnologie mit erneuerbaren Energiesystemen verbinden
werden. Auf diesem Weg können bereits heute Gebäude mit Plusenergiebilanz für die
Bereiche Heizen, Warmwasser, Strom und Mobilität erstellt werden. Bis zum Jahr 2050
strebt die EU eine Reduktion der CO2-Emissionen um 80 bis 95 % an. Ein zukunftsfähiges
Gebäude sollte auf diese Herausforderung vorbereitet sein. Wer heute ein Gebäude nach
den Mindeststandards der EnEV baut, wird in fünfzehn bis zwanzig Jahren energetisch
nachrüsten müssen oder für seine Immobilie einen hohen Wertverlust riskieren.

Energieeffiziente Gebäude aus Kalksandstein bewähren sich nicht nur im Winter
durch hohen thermischen Komfort. Sie weisen durch ihre hohe aktivierbare Masse in
Verbindung mit einem angepassten Verschattungssystem auch einen hervorragenden
sommerlichen Wärmeschutz auf. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erzielt
nicht nur einen hohen Komfort, sondern sorgt auch für beständig gute Raumluft.

Passivhäuser erzielen bei ökonomischer Planung vom Bezug an niedrigere monatliche
Kosten für Finanzierung und Betrieb als Standardgebäude – und erst recht in der langfris-
tigen Betrachtung. Der Bau eines Passivhauses stellt eine Versicherung gegen steigende
Energiekosten dar. Zudem wird es für Bauherren zunehmend zur Selbstverständlichkeit,
nachhaltige Bauten zu errichten, die für Klima- und Ressourcenschutz stehen.

Der Herausgeber
Hannover, im Januar 2011

                                                                                                  3
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WAS IST EIN PASSIVHAUS – UND WIE WIRD ES ZUM PLUSENERGIEHAUS?

WAS IST EIN PASSIVHAUS – UND WIE                          das Passivhaus kann als 1,5-Liter-Haus           Konstruktion sind die Voraussetzung für
WIRD ES ZUM PLUSENERGIEHAUS?                              bezeichnet werden. Wird die benötigte            eine funktionierende Wärmerückgewin-
                                                          Energie für Heizen, Warmwasser und Strom         nung der Lüftungsanlage mit minimierten
Passivhäuser sind durch einen sehr nied-                  durch erneuerbare Energien gedeckt, so           Leckageverlusten. Der Nachweis erfolgt
rigen Energiebedarf bei hoher Behaglich-                  wird das Gebäude auch als Null- oder             mittels Blower-Door-Test, der für Passiv-
keit und bestem Komfort gekennzeichnet.                   Plusenergiehaus bezeichnet.                      häuser einen Luftdurchsatz unterhalb
Die Transmissions- und Lüftungswärme-                                                                      des 0,6-fachen Gebäudevolumens bei
verluste sind so gering, dass sie fast                                                                     einem Differenzdruck von 50 Pa vorsieht
vollständig durch kostenlose „passive“                                                                     (n50 ≤ 0,6 h-1).
Energiebeiträge (nutzbare Energiegewinne)
ausgeglichen werden. Das sind:
                                                                           Entwurfs- und
● solare Gewinne durch Fenster und                                         Konstruktionskriterien
     sonstige transparente Flächen,
                                                          Grundvoraussetzung ist eine hervorra-
● Wärmeabgabe von Beleuchtung ,                           gende thermische Gebäudehülle. Die                              Lüftung
     Geräten und Prozessen sowie                          Konstruktionen von Wand, Dach sowie
                                                          Bodenplatte und Kellerdecke sollten ei-          Die Raumluftqualität muss oberste Pri-
● die Körperwärme der Personen im                         nen Wärmedurchgangskoeffizienten von             orität bei der Gebäudeplanung haben.
     Gebäude.                                             U < 0,15 W/(m²K) aufweisen. Vorteilhaft          Deshalb beinhaltet eine Energie sparende
                                                          sind eine günstige Gebäudegeometrie,             Planung zugleich immer die Anforderungen
Verbleibt nur ein minimaler Heizwärme-                    die Reduzierung der Wärmeabgebenden              des gesundheitsverträglichen Bauens.
bedarf von ≤ 15 kWh/(m²a), so ist das                     Oberflächen im Verhältnis zum Heiz-              Ziel ist es, Schadstoffeinträge und ge-
Hauptkriterium für ein Passivhaus1) erfüllt.              volumen (A/V-Verhältnis) durch eine              sundheitsbeeinträchtigende Einflüsse so
Der Begriff beschreibt einen technischen                  kompakte Form des beheizten Bereichs,            gering zu halten, dass der Luftwechsel
Standard, keinen Gebäudetyp. Dem Planer                   große Bautiefe und den Verzicht auf Ver-         durch den Kohlendioxidgehalt bestimmt
erschließen sich durch die Anwendung der                  sprünge. Der Wärmedurchgang für die              wird, der dem Atemvorgang der Nutzer
Energie sparenden Komponenten vor allem                   Fenster in der Gesamtbetrachtung von             entspricht. Der Pettenkofer-Wert von
neue Möglichkeiten der Gestaltung, die                    Verglasung, Rahmen und Wärmebrücken              0,1 Vol.-% CO2 sollte nach Möglichkeit
Einschränkungen sind eher gering. Aus-                    sollte Uw ≤ 0,8 W/(m²K) betragen. Ein            nicht überschritten werden. Daraus
gerüstet mit ein wenig zusätzlichem ener-                 möglichst hoher Energiedurchlassgrad             ergibt sich die Anforderung von 30 m³
getischem Handwerkszeug erweitern sich                    wirkt sich vorteilhaft aus, vor allem für        Frischluft pro Stunde für jede Person bei
die Spielräume für Entwurfskonzepte. Bei                  die Südfenster ist ein Wert von g ≥ 0,5          normaler Betätigung. Dieses Volumen ent-
vielen Architektenwettbewerben wird der                   bis 0,6 anzustreben. Die Ausrichtung             spricht der Mindestanforderung der neuen
Passivhaus-Standard als selbstverständli-                 der Fensterflächen entscheidet über das          DIN 1946 Teil 6.
che Grundlage des Entwurfs gesehen und                    Ausmaß der Wärmegewinne: Je geringer
der Architekturpreis Passivhaus2) wurde                   die Abweichung von der Südorientierung,          Ventilatorgestützte Lüftungsanlagen die-
2010 das erste Mal vergeben: an erstklas-                 desto günstiger. Möglichst weitgehende           nen einem erhöhten Komfort und sorgen
sig gestaltete Projekte aus dem Bereich                   Verschattungsfreiheit dient der vollstän-        für eine hygienisch einwandfreie Raumluft.
der Wohn- und Nichtwohngebäude.                           digen Ausnutzung passiver Solargewinne.          Mittels Wärmerückgewinnung über einen
                                                          Wärmebrückenfreiheit bei Außenmaßbe-             Wärmetauscher kann zudem Energie ein-
Durch eine sorgfältige Ausbildung der                     zug der Transmissionsfläche muss Ziel            gespart werden. Folgende Parameter sind
Gebäudehülle können gebäudetechnische                     der Detaillösungen sein. Die Luftdichtheit       für eine passivhaustaugliche Lüftungsan-
Installationen reduziert werden und die Be-               der Gebäudehülle und eine mangelfreie            lage Voraussetzung:
haglichkeit und der Komfort der Gebäude
erhöhen sich. Zum Vergleich: Gebäude
aus den 1960er Jahren und davor haben                     Übersicht der wichtigsten Passivhaus-Kriterien
einen Heizwärmebedarf von 200 bis 300
kWh/(m²a), das entspricht ca. 20 bis 30
                                                            ● Jahresheizwärmebedarf ≤ 15 kWh/(m²a)
Litern Öl. In den 1980er Jahren wurden
10- bis 15-Liter-Häuser gebaut. Gebäude                     ● maximale Heizwärmelast ≤ 10 W/m², um auf ein gesondertes Heizsystem
nach der Energieeinsparverordnung (EnEV                         verzichten zu können
2009) liegen bei 5 bis 8 Litern − und                       ● Wand, Dach und Fußboden: Wärmedurchgangskoeffizient U < 0,15 W/(m²K),
                                                                Wärmebrückenfreiheit

1)
                                                            ● Fenster UW ≤ 0,8 W/(m²K); g ≥ 0,5 bis 0,6
    Die Anforderungen für Passivhäuser wurden in
   verschiedenen Arbeitskreisen und Untersuchungen          ● Luftdichtheit: max. 0,6-facher Luftwechsel bei 50 Pa Druckdifferenz (n50 ≤ 0,6 h-1)
   entwickelt, die im Wesentlichen koordiniert und
   ausgeführt wurden durch das Passivhaus Institut          ● Zu-/Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung mit einem Wärmebereitstellungsgrad
   Darmstadt, Dr. Wolfgang Feist, 64283 Darmstadt,              ηWRG,eff ≤ 75 %, Stromeffizienz pel < 0,45 Wh/m³
   www.passiv.de
2)
    Architekturpreis Passivhaus: http://www.passiv.         ● Jahresprimärenergiebedarf für Heizung, Brauchwasserbereitung, Lüftung und
   de/archpreis/index.html                                      Haushaltsstrom ≤ 120 kWh/(m²a)
3)
   Passivhaus Projektierungs Paket. Passivhaus Institut
   Darmstadt, www.passiv.de

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WAS IST EIN PASSIVHAUS – UND WIE WIRD ES ZUM PLUSENERGIEHAUS?

● Wärmebereitstellungsgrad ηWRG,eff ≥ 75 %
                                                                                        450
● Zulufttemperatur > 16,5 °C zur Erzie-
                                                                                        400
   lung von Behaglichkeit

                                                  Primärenergie-Kennwerte [kWh/(m2a)]
                                                                                        350                                                         Haushaltsstrom
● Stromeffizienz pel < 0,45 Wh/m³                                                                                                                   Lüfterstrom
                                                                                        300                                                         Warmwasser
● weitgehende Dichtheit des Lüftungs-                                                                                                               Heizung
   geräts                                                                               250

                                                                                        200
● Schalldruckpegel in Wohnräumen
   < 25 dB(A)                                                                           150

                                                                                        100
                                                                                                                                                             regenerativ
                                                                                                                                                               erzeugt
                                                                                         50
                                                                                                                                                                 PV
                Gebäudetechnik                                                                                                                               20 - 60 m2
                im Passiv- und                                                            0
                Plusenergiehaus                                                               Bestand   WSVO 95   EnEV 2002 EnEV 2009 EnEV 2012 Passivhaus EnEV 2020

Der sehr geringe Restwärmebedarf, der im        Primärenergie-Kennwerte von Baustandards
Passivhaus zum Heizen bereit gestellt wer-
den muss, ermöglicht einen Kostensprung
zur Reduzierung der Investitionskosten          Projektierungs Paket (PHPP)3), mit dem die                                    0,8 W/(m²K) weisen ausreichende Be-
zum Heizsystem: Das ohnehin vorhandene          Besonderheiten hoch energieeffizienter                                        haglichkeitskriterien auf, ohne durch
Zuluftsystem kann die erforderliche Heiz-       Gebäude rechnerisch äußerst exakt ab-                                         Heizwärme einen Ausgleich schaffen zu
wärme transportieren. Damit dies unter          gebildet werden können. Zugleich dient                                        müssen. Strahlungs-Asymmetrien werden
bauphysikalisch behaglichen Kriterien ge-       das Programm als Qualitätsnachweis, in                                        in Passivhäusern auf ein sehr komfortab-
schehen kann, muss die Auslegungs-Heiz-         dem die konstruktiven und energetischen                                       les Maß minimiert. Als Folge der geringen
leistung unter 10 W/m² und die maximale         Kennwerte zusammengefasst sind. Zudem                                         Thermik und der minimalen Heizlast
Temperatur im Wärmetauscher bei 50 °C           wird die Erfüllung der Passivhaus-Kriterien                                   liegen auftretende Luftgeschwindigkeiten
liegen. Ein deutlicher wirtschaftlicher Vor-    nachgewiesen:                                                                 deutlich unter der Anforderungsschwelle
teil ist allerdings auch bei der Trennung von                                                                                 von 0,15 m/s, in den meisten Bereichen
Lüftungs- und Heizungstechnik gegeben.          ● Heizwärmebedarf ≤ 15 kWh/(m²a)                                              unter 0,05 m/s. Die Lüftungsanlage er-
Bei der Planung im Wohngebäudebereich                                                                                         zeugt nur in sehr kleinen Einblasbereichen
ist zu beachten, dass der Bedarf für die        ● Primärenergiebedarf für Heizung, Kli-                                       eine erhöhte Luftgeschwindigkeit, die bei
Warmwasserbereitung oftmals höher liegt                                                 matisierung, Warmwasserbereitung,     richtiger Planung aufgrund der geringen
als der Bedarf für die Raumwärme. Zahl-                                                 Hilfsenergien und (Haushalts)-Strom   stündlichen Luftmengen keinerlei Zugemp-
reiche Heizsysteme ermöglichen eine                                                     ≤ 120 kWh/(m²a).                      finden aufkommen lässt. Sehr wesentlich
weitestgehend regenerative Bereitstellung                                                                                     für das Wohlbefinden ist die ständig erneu-
der Wärme.                                                                                                                    erte Frischluft. Dies hat nicht nur Vorteile
                                                 Der zusätzliche energetische Aufwand                                         für die Raumluftqualität. Es stellt sich
Die Stromnutzung im Passivhaus sollte            für die Erstellung eines Passivhauses                                        auch eine kontinuierlich angemessene
ebenfalls auf möglichst effizientem Weg          amortisiert sich im Vergleich zum Stan-                                      Raumluftfeuchte ein, da eine ständige
erfolgen. Wird dazu durch das Gebäude            dard der EnEV bei günstig geplanten                                          Abfuhr der anfallenden (Wohn-)Feuchte
auf erneuerbarem Weg Strom generiert,            Gebäuden in einem Zeitraum von etwa                                          im Gebäude sichergestellt ist. Aufgrund
z.B. durch Photovoltaik, so kann das Ge-         einem Jahr.                                                                  des relativ geringen erforderlichen Luft-
bäude in der Bilanz mehr Energie erzeugen                                                                                     wechsels von etwa 30 m³/h pro Person
als es verbraucht – und wird damit zum                                                                                        fällt bei richtiger Planung an kalten Tagen
Plusenergiehaus.                                                                                                              die Raumluftfeuchte dennoch nicht in zu
                                                                                                                              trockene Bereiche.

                                                                                                   Behaglichkeit und          Die hohe bauphysikalische Behaglichkeit
                                                                                                   Raumklima                  führt zu Wohlbefinden und besten hygie-
                 Energetische Berechnung                                                                                      nischen und gesundheitlichen Raumklima-
                 und Anforderung an den         Hoch wärmegedämmte Außenbauteile                                              bedingungen. Dies schlägt sich nicht nur
                 Primärenergiebedarf            erfüllen die bauphysikalische Behaglich-                                      beim Wohnen in positiven Kommentaren
                                                keitsanforderung nach einer hohen inne-                                       der Bewohner nieder – gerade bei gewerb-
Die Einbeziehung der energetischen              ren Oberflächentemperatur, die nahe an                                        lichen Objekten ist eine Betrachtung dieser
Gebäudesimulation bereits in der Vorent-        der Raumlufttemperatur liegt. Tauwasser                                       „weichen“ Komfortfaktoren sinnvoll: Durch
wurfsphase ist Voraussetzung für eine           und somit Schimmelprobleme können                                             gute Arbeitsbedingungen aufgrund der ho-
wirtschaftliche Konzeption von Passivhäu-       bei solchen Konstruktionen nicht auftre-                                      hen bauphysikalischen Behaglichkeit mit
sern. Als Werkzeug dient das Passivhaus         ten. Fenster mit einem U-Wert unterhalb                                       der Folge eines niedrigeren Krankenstands

                                                                                                                                                                           5
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WAS IST EIN PASSIVHAUS – UND WIE WIRD ES ZUM PLUSENERGIEHAUS?

amortisieren sich nicht nur die geringen          dem Komfort und der Raumluftqualität.        ßerst günstigen Lösungen, die bereits
Mehrinvestitionen sehr schnell. Obendrein         Ventilatorgestützte Lüftungsanlagen          bei den Investitionskosten mit üblichen
stimuliert ein komfortables Arbeitsumfeld         werden in weiten Bereichen bereits           Gebäuden konkurrieren konnten. Sol-
ein positives Arbeitsklima.                       durch die Normen gefordert. Dadurch          che Synergieeffekte sind bei vielen
                                                  relativieren sich die 40 bis 80 €/m²         gewerblichen Gebäuden erzielbar,
                                                  für Zu-/Abluftanlagen. Bei Gewerbe-          ebenso bei kommunalen Bauten wie
                                                  bauten kann das Passivhaus-Konzept           Schulen, Pflege- und Altenheimen.
                                                  Einsparungspotenziale hinsichtlich der
                                                  Raumluft-Technik (RLT) eröffnen.          Bei der Betrachtung von Betriebs- und
                 Kostengünstige                                                             Finanzierungskosten liegt bereits bei
                 Passivhäuser                  ● Heizungstechnik wird kostengünstiger       heutigen Rahmenbedingungen unter Ein-
                                                  durch die geringe Heizwärmelast mit       beziehung der aktuellen Förderprogramme
Der Kostenvergleich von Passivhauskom-            der Folge minimierter Technik in der      die jährliche Belastung von Passivhäusern
ponenten gegenüber Standard-Technik               Zentrale und einem deutlich verein-       in den meisten Fällen niedriger als die
nach EnEV stellt sich wie folgt dar:              fachten Verteilsystem.                    für Standardgebäude. Bei steigenden
                                                                                            Energiepreisen wird sich dieser Effekt
● Erhöhte Dämmstoffdicken sind von             ● Bei gewerblichen Gebäuden kann             verstärken. Bereits nach der Hälfte einer
     Anfang an rentabel, wenn der konstruk-       die dort übliche Klimatechnik durch       Abschreibungszeit von z.B. 40 Jahren wird
     tive Aufwand niedrig gehalten werden         das Passivhaus-Konzept überflüssig        sich die wirtschaftliche Situation völlig
     kann.                                        werden, was zu deutlichen Einspa-         anders darstellen.
                                                  rungen führt. Gebäude im Passivhaus
● Passivhaus-Fenster erzeugen derzeit             Standard erzeugen gegenüber einem
     noch 15 bis 40 % Mehrinvestitionen           Standardgebäude Mehrinvestitionen           Es kann sicher prognostiziert werden,
     gegenüber Standardfenstern, in weni-         von 3 bis 12 %. In zahlreichen Fällen       dass auf die Lebenszeit gesehen Pas-
     gen Jahren werden sie zum energetisch        wurde allerdings dokumentiert, dass         sivhäuser die mit Abstand wirtschaft-
     üblichen Standard.                           durch konsequente Planung Einspa-           lichere Variante gegenüber üblichen
                                                  rungen in zahlreichen Bereichen vom         Gebäudestandards darstellen.
● Lüftungstechnik dient nicht nur der Ener-       Raumprogramm bis zur Technik erzielt
     gieeffizienz, sondern in starkem Maß         werden konnten. Dies führte zu äu-

    GLOSSAR

    Ein Nullheizenergiehaus ist ein Gebäu-     bilanzverfahrens bezieht. Sie wird nach     Gebäudes (in kWh/(m²a)) zur Aufrechter-
    de ohne Verbrauch an fossilen Ener-        EnEV aus dem Volumen abgeleitet und         haltung normaler Innentemperaturen bei
    gieträgern, d.h. der Heizwärmebedarf       ist vor allem bei kleineren Gebäuden        normalen äußeren Klimabedingungen und
    wird über regenerative Energieträger       meist deutlich größer als die tatsäch-      normalem Luftwechsel. Sie ergibt sich
    gedeckt. Von einem Nullenergiehaus         liche Wohn- und Nutzfläche.                 aus Transmissionswärmeverlusten, Lüf-
    spricht man, wenn sich diese Betrach-                                                  tungswärmeverlusten, solaren Wärmege-
    tung nicht nur auf das Heizen, sondern     Energiedurchlassgrad (g-Wert) heißt die     winnen und inneren Wärmegewinnen.
    auch den Bereich Warmwasserbereitung       Kennzahl von Verglasungen, die angibt,
    und (Haushalts)-Strom bezieht. Im Jahr     wie viel Prozent der auf die Scheibe        Solare Wärmegewinne nennt man die
    2019/2021 verlangt die aktuelle EU-        treffenden Sonnenenergie diese durch-       nutzbare Sonnenenergie, die durch trans-
    Gebäudeeffizienzrichtlinie den „Nearly     dringt. Je höher der g-Wert ist, desto      parente Bauteile ins Haus gelangt.
    zero emission standard“ als Standard       mehr solare Wärmegewinne erhält das
    für Gebäude.                               Haus durch die Fenster.                     Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert)
                                                                                           gibt den Wärmestrom (in Watt) an, der bei
    Ein Plusenergiehaus weist in der Bilanz    Interne Wärmegewinne nennt man              einer Temperaturdifferenz von 1 Kelvin
    einen Energieüberschuss auf. Im Allge-     die Energiegewinne aus Abwärme von          zwischen innen und außen durch einen
    meinen werden bei diesen Gebäuden          elektrisch betriebenen Geräten, von         Quadratmeter eines Bauteils fließt.
    Passivhaus-Technologien hinsichtlich       anderen Wärmequellen wie Gasher-
    der Gebäudehülle und der Lüftungs-         den und von in den Räumen lebenden          Die Wärmeleitfähigkeit (λ-Wert) gibt an,
    technik zur Minimierung des Heizwär-       Menschen.                                   welche Wärmemenge durch eine Fläche
    mebedarfs eingesetzt, darüber hinaus                                                   von 1 m² eines Baumaterials von 1 m
    wird in hohem Umfang eine Versorgung       Lüftungswärmebedarf heißt der Wär-          Dicke strömt, wenn die Temperaturdiffe-
    mit regenerativen Energieträgern durch-    mebedarf für die Erwärmung der              renz zwischen den beiden Seiten 1 Kelvin
    geführt.                                   Frischluft.                                 beträgt. Die Maßeinheit ist W/(mK). Je
                                                                                           größer der λ-Wert ist, desto besser leitet
    Die Energiebezugsfläche ist die Fläche,    Der Heizwärmebedarf ist die notwen-         das Material Wärme.
    auf die sich der Kennwert eines Energie-   dige jährliche Wärmezufuhr eines

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KALKSANDSTEIN Passivhaus - Plusenergiehaus - Kalksandstein.de
WAS IST EIN PASSIVHAUS – UND WIE WIRD ES ZUM PLUSENERGIEHAUS?

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EINFAMILIENHAUS IN AUGSBURG

GRÜNE WELLE –

EINFAMILIENHAUS IN AUGSBURG
ALS PLUSENERGIEHAUS                                                                          Gebäudehülle & Konstruktion
                                                                                             Die Außenwand wurde aus Kalksandstein-
Das Haus mit der Wellenform am Ufer                                                          mauerwerk mit Rohdichteklasse 2.0 und
des Lechs im Augsburger Ortsteil Hochzoll                                                    einer Dicke von 17,5 cm ausgeführt in
lässt vermuten, dass sich die Bauherren                                                      Verbindung mit einem Wärmedämmver-
intensiv mit der Planung beschäftigt ha-                                                     bundsystem mit Polystyrol-Dämmung
ben. Tatsächlich recherchierten sie im                                                       30 cm mit einem sehr günstigen λ-Wert von
Vorfeld des Baus sehr grundlegend hin-                                                       0,032 W/(mK). Daraus ergibt sich ein
sichtlich der gewünschten Eigenschaften                                                      U-Wert von 0,10 W/(m²K). Die Außenwän-
und der Materialien. Das Gebäude sollte                                                      de gegen Erdreich wurden mit 24 cm XPS
wertbeständig und zukunftsfähig sein,          MSc. Ing. arch. Werner Friedl                 gedämmt und erreichen einen U-Wert von
einen niedrigen Energieverbrauch aufwei-                                                     0,16 W/(m²K).
sen, guten Schall- und Brandschutz sowie
einen besonders guten winterlichen und         deckte sich mit dem Wunsch der Bau-           Die Stahlbeton-Bodenplatte wurde wär-
sommerlichen Wärmeschutz. Nicht von            herren, ein ganz besonderes und hoch-         mebrückenfrei auf einer XPS-Dämmlage
ungefähr fanden sie auf der Homepage           wertiges Einfamilienhaus zu errichten. Die    mit 24 cm Dicke (2 x 12 cm) mit λ =
der Kalksandsteinindustrie diverse Pas-        Wellenform nimmt Bezug auf die Elemente       0,04 W/(mK) erstellt. Auf der Bitumen-
sivhausbeispiele und den Hinweis auf das       Luft und Wasser – auch hinsichtlich des an-   abdichtung befinden sich weitere 10 cm
Architekturbüro Friedl – ein Passivhaus        grenzenden Lechs. Sie gibt dem Haus eine      XPS- und 3 cm Trittschall-Dämmung mit je
erprobtes Büro in der Nähe von Augsburg.       gewisse Leichtigkeit und Unverwechsel-        λ = 0,04 W/(mK). Raumseitig befindet sich
Aus dem kurzfristig hergestellten Kontakt      barkeit. Das Energiekonzept als zertifi-      der Oberbodenbelag auf Zementestrich.
erwuchs eine fruchtbare Zusammenarbeit.        ziertes Passivhaus in Verbindung mit Plus-
Die Handschrift des Architekten mit seiner     energietechnik war von Anfang an Konsens      Das Flachdach ist als Zimmermannskons-
Affinität zu besonderen Gebäudeformen          bei den Beteiligten.                          truktion mit Holzstegträgern 401 mm mit

                                                                                                                                         Foto: Werner Friedl

Ansicht von Osten mit Blick auf das Gründach

8
KALKSANDSTEIN Passivhaus - Plusenergiehaus - Kalksandstein.de
EINFAMILIENHAUS IN AUGSBURG

Zellulosedämmung ausgeführt, wobei die
Wellenbewegung des Daches durch die ver-
schiedenen Auflagerhöhen der einzelnen
Träger erzielt wurde. Innenseitig befindet
sich eine 9 cm gedämmte Installations-
ebene verkleidet mit einer doppelten Lage
Gipskartonplatten. Außenseitig wurde
ein Flachdachaufbau aufgebracht mit

                                                                                                                          Foto: Werner Friedl
extensiver Dachbegrünung bzw. mit einer
Abdichtungsbahn, in die PV-Module inte-
griert sind. Der U-Wert der Konstruktion
beträgt 0,08 W/(m²K).
                                               Wohnzimmer mit Pelletsofen            Dämmung unter Bodenplatte

Die Fenster wurden als Passivhaus Fenster
in Form einer Holz-Aluminium-Konstruk-
tion erstellt. Die Passivhaus zertifizierten
Rahmen mit Uf = 0,73 W/(m²K) wurden
in Verbindung mit Dreischeibenwärme-
schutzverglasung mit Argonfüllung mit
Ug = 0,6 W/(m²K) eingebaut und einem
sehr günstigen g-Wert von 0,61. Der re-
sultierende Wert für das Fenster beträgt
Uw = 0,77 W/(m²K).

Luft- und Winddichtheit stellen für das
Architekturbüro seit Jahren Routine dar, so
dass aufgrund der vorgegebenen Details
und der sorgfältigen handwerklichen Arbeit
beim Blower-Door-Test ein hervorragender
n50-Wert von 0,2 h-1 erreicht wurde.

                                                                                                                          Foto: Werner Friedl
Lüftung, Heizung & Warmwasser
Die Lüftung des Gebäudes erfolgt über eine
                                               Südostansicht
hocheffiziente Zu-/Abluftanlage mit einem
Wärmebereitstellungsgrad von 88 % in Ver-
bindung mit einem Erdreichwärmetauscher
DN 200 mit 65 m Länge. Der Luftwechsel
musste sowohl auf das eher große Gebäu-
devolumen als auch die fünf Bewohner
eingestellt werden, um einerseits einen
hohen Lüftungskomfort zu erhalten und
auf der anderen Seite keine zu trockene
Luft im Winter. Der Auslegungswert liegt
bei einem gut 0,3-fachen stündlichen
Luftwechsel. Das führt zu hygienisch guter
Raumluft sowohl im Winter als auch im
Sommer. Während in den Übergangszeiten
Fensterlüftung genutzt wird, läuft an sehr
warmen Tagen die Lüftungsanlage. Durch
den Erdreichwärmetauscher beträgt selbst
bei Außentemperaturen oberhalb 30 °C
die Zulufttemperatur über die Lüftungsan-
lage 20 °C. In Verbindung mit nächtlicher                                   525 m2
                                                                                                EG
Kühlung und Sonnenschutz kann das
                                                                                                                          Bild: Werner Friedl

Gebäude dadurch auf etwa 23 °C selbst
in Hitzeperioden gehalten werden.

Die Heizung erfolgt durch einen Pelletpri-
                                               Grundriss EG
märofen, der im Wohnzimmer mit seiner
                                                                                                                      9
KALKSANDSTEIN Passivhaus - Plusenergiehaus - Kalksandstein.de
EINFAMILIENHAUS IN AUGSBURG
Bild: Werner Friedl

                      Grundriss OG                                                                                         Diele und Treppe

                                                                                                                           Sichtscheibe für ein wenig archaisches
                                                                                                                           Wärmevergnügen in Verbindung mit High-
                                                                                                                           Tech-Verbrennung führt. Die Pellets werden
                                                                                                                           über eine Fördereinrichtung automatisch
                                                                                                                           aus dem Speicher im Keller in den Ofen
                                                                                                                           befördert. Die Wärmeübertragung auf die
                                                                                                                           Räume erfolgt über Fußbodenheizung mit
                                                                                                                           einem zwischengeschalteten Pufferspei-
                                                                                                                           cher mit 750 l Wasserinhalt.

                                                                                                                           Plusenergie
                                                                                                                           Der Primärenergieverbrauch für Heizen,
                                                                                                                           Warmwasser und Hilfsenergie wird bilan-
                                                                                                                           ziell durch solare Einträge übertroffen.
                                                                                                                           Einerseits ist die fassadenintegrierte
                                                                                                                           Solarthermieanlage mit 14 m² Kollektor-
                                                                                                                           fläche an den Pufferspeicher für Heizung
                                                                                                                           und vor allem Warmwasserversorgung
                                                                                                                           angebunden. Auf dem Dach befinden sich
Bild: Werner Friedl

                                                                                                                           Photovoltaikmodule mit 2,6 kWpeak, die in
                                                                                                                           die Dachbahn integriert sind. Das Gebäu-
                                                                                                                           de weist damit hinsichtlich der Bereiche
                      Schnitt mit eingezeichneter Lüftungsplanung                                                          Heizen, Warmwasser und Hilfsenergien
                                                                                                                           eine Plusenergiebilanz auf.

                                                                                Dachabdichtung mit Solar                   Resümee
                                          Harte Bedachung
                                                                                                                           Die fünfköpfige Familie fühlt sich ausge-
                                                                                                                 3

                                                                                                                           sprochen wohl in ihrem Haus. Im Winter
                                                                                                                           ist es angenehm warm und behaglich bei
                                                                                                                 25
                                                                                                                 406

                            30 cm WDVS,
                                                                                                                 84 29

                            WLG 032
                            Polystyrol

                                                                  Luftdichter Anschluss: Dach – Wand
                                                                  (OSB-Platte u. feuchteadaptive Dampfbremse an KS-Wand)
Bild: Werner Friedl

                                     40            30       175                                         First

                      Detail First                                                                                         Lüftungsanlage

                      10
EINFAMILIENHAUS IN AUGSBURG

geringstem Energieverbrauch, und im Som-              bisweilen Kommentare von vorbeifahren-
mer kann die Außentemperatur gern auf                 den Radfahrern zu vernehmen sind nach
35 °C steigen. Innen bleibt es angenehm               dem Motto: „Schau mal, da ist ja wieder
kühl – durch das passive Kühlkonzept                  dieses tolle Haus mit der grünen Welle!“
mit nächtlicher Aktivierung der massiven
Bauteile mittels Lüftung und Verschattung
der Fensterflächen am Tage.

Und irgendwie tut es auch ganz gut, dass
für das Gebäude der Augsburger Zukunfts-
preis 2009 verliehen wurde – oder wenn                                                                    Fassadenintegrierte Solarthermieelemente

Projektdaten
Objekt                            Plushaus in Passivhausbauweise in Augsburg-Hochzoll
Wohn-/Nutzfläche                  Wohnfläche: 210,42 m2, Nutzfläche im KG: 111 m², Energiebezugsfläche PHPP: 273,26 m2
Konstruktion
Außenwand                         Kalkgipsputz, 17,5 cm Kalksandstein, 30 cm WDVS mit Polystyrol, λ = 0,032 W/(mK), U = 0,10 W/(m²K)
                                  5 cm Zementestrich auf Trennlage, 3 cm Trittschalldämmung, λ = 0,04 W/(mK),
Bodenplatte                       10 cm XPS-Dämmung, λ = 0,04 W/(mK), Bitumenabdichtung, 25 cm Stahlbetonbodenplatte,
                                  24 cm XPS-Dämmung (2 x 12 cm), λ = 0,04 W/(mK), U = 0,10 W/(m²K)
                                  2 x 2,5 cm GK-Platte, Installationsebene mit 9 cm Dämmung, λ = 0,04 W/(mK), 2,5 cm OSB-Holzwerkstoff,
                                  feuchteadaptive Dampfbremse, Holzstegträger 401 mm gedämmt mit Zellulosefaser, λ = 0,04 W/(mK),
Dach
                                  2,5 cm OSB-Holzwerkstoff, 3 cm Mineralwolle, λ = 0,04 W/(mK), Abdichtung mit extensiver Dachbegrünung bzw.
                                  mit Photovoltaik-Modulen, U = 0,08 W/(m²K)
                                  Holz-Alu-Fenster mit Dreifachwärmeschutzverglasung, Uf = 0,73 W/(m²K), Ug = 0,6 W/(m²K),
Fenster
                                  g-Wert 0,61, Glasrandverbund Ψ = 0,032 W/(mK), Uw = 0,77 W/(m²K)
Eingangstür                       Holztür Passivhaus zertifiziert, Fabrikat: Variotec
Wärmebrücken                      In der Gesamtbilanz wärmebrückenfreie Konstruktion
Luftdichtheit                     Blower-Door-Test: n50 = 0,2 h-1
Gebäudetechnik
                                  Zu-/Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung, Fabrikat: Sachsenland Bauelemente Innoair 255 DC (zertifiziert),
Lüftung
                                  Lüftungsvolumen 225 m³/h (30 m³/h pro Person bei Vollbelegung), ca. 65 m Erdreichwärmetauscher DN 200
                                  Pelletprimärofen im Wohnzimmer, automatisch beschickt, in Verbindung mit einem Pufferspeicher im Keller, Fußbo-
Heizung und Warmwasser
                                  denheizung mit individueller Temperierung der Räume, Solarthermische Fassadenkollektoren
Sanitärbereich                    Regenwassernutzung
Photovoltaik                      PV-Anlage mit 2,6 kWpeak in die Dachbahn integriert
Baujahr                           Fertigstellung 6/2008
Architekten                       Architekturbüro Friedl, MSc. Ing. arch. Werner Friedl, 86559 Adelzhausen, www.architekt-friedl.de
Planung Gebäudetechnik            Ing.-Büro Kunkel, 08058 Zwickau, www.ibkunkel.de
Sonstiges                         zertifiziert durch das Passivhaus Institut Darmstadt, Zukunftspreis der Stadt Augburg 2009

  Verluste

  Gewinne

             0        10          20      30        40       50        60       -40,0   -20,0   0,0   20,0      40,0   60,0    80,0     100,0   120,0

                 Außenwand              Dach                 Grund                       Heizung                Warmwasser            Hilfsstrom
                 Fenster                Wärmebrücken         Lüftung                     Haushaltsstrom         Solarthermie          Photovoltaik
                 Solare Gewinne         Interne Gewinne      Heizwärme

  Energetische Bilanzierung des Heizwärmebedarfs: Gewinne und                 Primärenergiebilanz (Bereiche Heizung, Warmwasser und Hilfsstrom
  Verluste [kWh/(m²a)]                                                        weisen eine Plusenergiebilanz auf)

                                                                                                                                                        11
ENERGETISCHE BERECHNUNG

 ENERGETISCHE BERECHNUNG
                                                     Energetische Bilanzierung des Heizwärmebedarfs: Gewinne und Verluste [kWh/(m2a)]
 Für den Energiebedarf eines Gebäudes
 werden bereits beim Vorentwurf die
 wichtigsten Festlegungen getroffen.
 Deshalb sollte schon in diesem Stadium
 eine begleitende Untersuchung zur ther-         Verluste
 mischen Bauphysik und zum Jahresheiz-
 wärmebedarf durchgeführt werden. Die
 Energieeinsparverordnung (EnEV) verlangt
 den Nachweis nach DIN V 18599. Für
 Wohngebäude ist alternativ auch das Be-         Gewinne
 rechnungsverfahren nach EN 832 / DIN V
 4108-6 möglich. Baulicher Wärmeschutz
 und Heizungsanlagentechnik können auf                      0             10            20             30           40          50         60
 diesem Weg simuliert werden. Wenn es
 allerdings darum geht, ein sehr energieef-
 fizientes Gebäude zu optimieren, so müs-                           Außenwand                Dach                   Grund
 sen die spezifischen Anforderungen durch                           Fenster                  Wärmebrücken           Lüftung
 den Rechengang präzise beschrieben                                 Solare Gewinne           Interne Gewinne        Heizwärme
 werden. Für Kennwerte im Bereich des
 Passivhauses hat sich seit Jahren das
 Passivhaus Projektierungs Paket (PHPP)       Jahres-Heizwärmebilanz für ein charakteristisches Passivhaus: Den Transmissionswärmeverlusten
                                              durch Wand, Grund, Dach, Fenster und Wärmebrücken und Lüftungswärmeverlusten stehen
 in der Praxis bewährt. Bei mehreren
                                              die nutzbaren Gewinne gegenüber: solare Gewinne, interne Wärme und der resultierende
 hundert Gebäuden wurden Rechenergeb-         Heizwärmebedarf, der beim Passivhaus unter 15 kWh/(m²a) liegt.
 nisse durch später durchgeführte Ener-
 gieverbrauchs-Messungen bestätigt. Es
 handelt sich um ein Excel-Programm auf
 Grundlage der EN 832, bei dem zunächst                                          Primärenergiebilanz [kWh/(m2a)]
 wie bei den Rechenwegen nach EnEV zur
 Ermittlung der Transmissionswärmever-
 luste die Außenoberflächen der Wärme
 übertragenden Gebäudehülle mit Bautei-
 laußenmaßen sowie die entsprechenden
 U-Werte eingegeben werden. Sehr genau
 können dabei zur Ermittlung der solaren
                                                 -120   -100        -80    -60   -40      -20      0        20    40       60   80   100   120
 Gewinne die Rahmenbedingungen der
 Fenster inklusive der vorliegenden Ver-
 schattung erfasst werden.
                                                                Heizung                Warmwasser           Hilfsstrom
 Wärmebrücken werden mit ihren Wärme-                           Haushaltsstrom         Solarthermie         Photovoltaik
 brückenverlustkoeffizienten längenbezo-
 gen eingegeben. Lüftungswärmeverluste
 und interne Gewinne sind auf einfachem,      Primärenergiebilanz in kWh/(m²a) am Beispiel des Kindergartens in Wiernsheim: Durch die
 aber sehr präzisem Weg ermittelbar.          Photovoltaikanlage auf dem Dach wird ein höherer jährlicher Ertrag bereitgestellt als der
 Dabei sind Standardwerte im Programm         gesamte Energiebedarf des Gebäudes für Heizen, Kühlen, Warmwasser, Hilfsstrom und Strom
 vorgegeben, die jedoch alternativ mit sehr   für Beleuchtung und Geräte ausmacht.
 hoher Tiefenschärfe individuell ermittelt
 werden können und somit die Spezifika
 des Passivhauses sehr genau abbilden.        und Haushaltsstrombedarfs enthalten. Als                 mit regenerativ hochwertigen Techniken
 Aus diesen Eingaben ergeben sich u.a.        Ergebnis werden Primärenergiekennwert                    mit günstigem Primärenergiekennwert
 der Jahresheizwärmebedarf, dessen            und CO2-Emissionen ermittelt.                            bereitzustellen und darüber hinaus Strom
 Bilanzierung in der Abbildung dargestellt                                                             mit erneuerbaren Techniken zu erzeugen.
 wird, sowie die Heizwärmelast und eine       PLUSENERGIETECHNIK                                       Ein Plusenergiehaus kann dies innerhalb
 Beurteilung des sommerlichen Wärme-                                                                   seiner Gebäudestrukturen, z.B. in Form
 schutzes. Die Berechnung erfolgt auf der     Die hohe Effizienz von Passivhäusern                     von Photovoltaik im Dach und ggf. Wand-
 Basis der Energiebezugsfläche, also der      ermöglicht es auf wirtschaftliche Art und                bereich erbringen. Die Abbildungen auf
 tatsächlich beheizten Fläche. Darüber        Weise, eine Plusenergiebilanz für das                    der nächsten Seite stellen dar, wie sich
 hinaus sind Rechenblätter zur Ermittlung     Gebäude zu erzielen. Dazu ist es förder-                 die Techniken vermutlich innerhalb der
 des Warmwasserbedarfs sowie des Hilfs-       lich, Heizwärme- und Warmwasserbedarf                    nächsten Jahrzehnte weiter entwickeln

12
ENERGETISCHE BERECHNUNG

werden: Gebäude werden zunehmend                            regenerative Netz hinsichtlich seiner
mehr Energie ins Netz liefern. Die Be-                      Technikauslegung ist, desto einfacher ist
rechnung erfolgte beispielhaft für cha-                     es möglich, die Energieanforderungen in
rakteristische Gebäude unter alleiniger                     ihrem Tages- und Jahresgang kontinuier-
Nutzung der Dachfläche mit leicht süd-                      lich umfassend regenerativ bereit zu stel-
lich geneigter Pultdachform für Photo-                      len. Die Energieversorgung der Zukunft
voltaik. Es ist erkennbar, dass nicht nur                   wird zu großen Teilen mit gestalterisch
der Bedarf für Heizen, Warmwasser und                       und technisch hochwertigen Lösungen
Strom abgedeckt wird, sondern zudem                         innerhalb der Siedlungsstrukturen und
Ressourcen z.B. für den Verkehr zur                         der einzelnen Häuser funktionieren.
Verfügung stehen.                                           Dabei ist der richtige regenerative Mix
                                                            der Versorgung mit Photovoltaik und
Bei der Definition der Plusenergietechnik                   klein strukturierten regenerativen Kraft-
muss bedacht werden, dass es zwar                           Wärme-Kopplungsanlagen in Verbindung
sinnvoll ist, einen großen Teil der Energie                 mit Windkraft, Wasser- und Gezeitenkraft-
direkt mit dem Gebäude zu gewinnen.                         werken verschiedener Ausprägung bis hin
Die Bilanzgrenze kann jedoch ebenso in                      zu geothermischer und solarthermischer
einer städtebaulichen Struktur oder einer                   Stromerzeugung erforderlich. Die Rege-
Region liegen. De facto sind die Grenzen                    lung über einen Netzverbund ermöglicht
international, da ein übereuropäisches                      mit der hohen Anzahl von dezentralen
Verbundnetz zunehmend Realität wird.                        Anlagen eine kontinuierliche und krisen-
Je umfassender dieses zunehmend                             sichere Energieversorgung.

                                    Einfamilienhaus – Heizwärmebedarfs-Bilanzierung
         kWh/(m2a)
    50
                                                  Solare Gewinne       Lüftung          Dach
                                                  Interne Gewinne      Außentüren       Grund
    40                                            Heizwärme            Fenster          Außenwand
                       Gewinne
           Verluste

    30

    20

    10
                      15,49
                                                    8,14
                                                                           4,32                  1,61
     0
          2010                             2020                     2030                 2050

Entwicklung eines Passivhauses bis 2050 unter Anwendung innovativer Komponenten und
voraussichtliche wirtschaftlich optimale Entwicklung des Heizwärmebedarfs (rote Linie)

                                 EFH, MFH, MFH-Sanierung – Bilanzierung Primärenergie
  120
                                                                Strom                 Heizen
  100
                                                                Warmwasser            Photovoltaik
    80
    60
    40
    20
     0
   -20   2010 2020 2030 2050                      2010 2020 2030 2050             2010 2020 2030 2050
   -40       Einfamilienhaus                        Mehrfamilienhaus                  Kindergarten
   -60
   -80      PE-Faktor Strom
 -100    2,6 2,1 1,7 1,2
 -120
 -140
 -160

Technisch absehbare Entwicklung für die Primärenergiebilanz: Neubauten werden
zunehmend zu Energielieferanten, die erneuerbar erzeugte Energie überwiegt den Bedarf.

                                                                                                                             13
SOLARSIEDLUNG IN MÜNSTER

SOLARSIEDLUNG WISMARWEG

PASSIVHÄUSER IN MÜNSTER
IM GLEISDREIECK                                                                        Gebäudehülle & Konstruktion
                                                                                       Das Gebäude wird intensiv durch die Wand-
Das Grundstück des Wohnungsvereins                                                     konstruktionen geprägt: Der nördlich situ-
Münster stellte für die Planer eine große                                              ierte Eingangsbereich besteht aus zwei-
städtebauliche Herausforderung dar:                                                    schaligem Mauerwerk, einer Konstruktion,
Innerhalb der Gabelung von zwei Bahn-                                                  die im Münsterland nahezu unumgänglich
strecken sollten Mietwohnungen gebaut                                                  ist. Dabei erzielte der Architekt eine relativ
werden. Östlich war ein Abstand von 30 m                                               schlanke Lösung durch den Einsatz von
zum Grundstück gegeben, westlich etwa                                                  Kalksandstein-Planelementen mit nur
100 m, und 200 m südlich laufen die         Dipl.-Ing. Architekt                       15 cm Dicke, einer zweilagigen Polyurethan-
Bahnlinien zusammen. Schallschutz war       Christoph Thiel                            Hartschaumstoffdämmung mit 18 cm und
ein zentrales Anliegen des Entwurfs: Ei-                                               λ = 0,024 W/(mK), einem Fingerspalt von
nerseits musste mit schweren Bauteilen                                                 2 cm sowie dem Verblendmauerwerk von
der bauliche Schallschutz gelöst werden,                                               11,5 cm, das durch horizontal unterschied-
auf der anderen Seite für die Mieter die    Mehrkosten einzuplanen. Darüber hinaus     liche Farbgebungen gestaltet wird – bis hin
Möglichkeit geschaffen werden, bei ge-      wurde für die Wärmeversorgung eine groß-   zu Farbwechseln bei der Verfugung. Der
schlossenen Fenstern zu wohnen und zu       volumige Solarthermieanlage konzipiert,    U-Wert beträgt 0,12 W/(m²K).
schlafen. Auf Grund dessen war ohnehin      so dass die Wohnanlage in das Förder-
die Anforderung einer Zu-/Abluftanlage      programm der Solarsiedlungen in NRW        Die Wandkonstruktion auf der Gartenseite
gegeben. Die Architekten machten aus        aufgenommen werden konnte. Mit nur         besteht aus den gleichen Planelementen.
der Not eine Tugend und konnten den         sieben Prozent Mehrinvestition wurde ein   Darauf wurde ein Wärmedämmverbund-
Bauherrn leicht überzeugen, die noch feh-   energetisches Modellprojekt ermöglicht,    system mit Polystyroldämmplatten, 20 cm
lenden Verbesserungen zum Erreichen des     das zudem für die Mieter ein hohes Maß     dick, λ = 0,032 W/(mK), aufgebracht
Passivhaus Standards mit eher geringen      an Behaglichkeit und Wohnkomfort bietet.   mit einem resultierenden U-Wert von

Nordansicht (Bauphase)

14
SOLARSIEDLUNG IN MÜNSTER

                                                                                                                                         Foto: Christoph Thiel
                                                                                           Ansicht Süd (Bauphase)
Holz-Alu-Fenster mit Dreischeibenverglasung
und vorgesetzter Glasebene zur Integration
des Verschattungselements

0,15 W/(m²K). Auf den Nord- und West-
wänden beträgt die Dämmstärke 26 cm
mit einem U-Wert von 0,12 W/(m²K).

                                                                                                                                         Foto: Christoph Thiel
Durch diese Konstruktionen wird ein her-
vorragender Schallschutz realisiert. Zur
Bahnlinie nach Osten wird neben klein
dimensionierten Fenstern eine schräge
                                              Teilansicht Nordwest                         Rohbau
Stahlbetonwand eingesetzt, die nach oben
hin in einen runden Bogen übergeht. Sie
symbolisiert den Schallschutz zur Bahnlinie
auch architektonisch. Die Vorsatzschale
wurde mit einer Holzunterkonstruktion und
einer Mineralwolledämmung 38 cm λ =
0,035 W/(mK) ausgeführt. Darauf kommt
eine Schalung mit einer Stehfalzdeckung
in Titanzink. Die Konstruktion weist einen
U-Wert von 0,098 W/(m²K) auf.

Die Gebäude sind bis auf den Gebäude-

                                                                                                                                         Bild: Christoph Thiel
technikbereich nicht unterkellert. Die Bo-
denplatte ist eine Stahlbetonkonstruktion
mit 25 cm. Sie liegt auf einer vorkonfekti-
onierten 30 cm dicken Dämmung. Auf der
Stahlbetonplatte befinden sich Ausgleichs-    Regelgrundriss
und Trittschalldämmung unter Estrich.
Die Böden sind mit einem hochwertigen                                                                                                    Bild: Christoph Thiel
Parkett bzw. in den Feuchträumen und
Küchen mit Fliesen belegt. Das Ergebnis
für den U-Wert beträgt 0,10 W/(m²K).

Das Pultdach weist eine zimmermanns-
                                              Schnitt
mäßige Sparrenkonstruktion mit 30 cm
Mineralwolldämmung auf. Innenseitig
schließt zunächst die luftdichtende Ebene     Langlebigkeit, Wartungsfreundlichkeit,       den. Der resultierende Uw-Wert beträgt
mittels Dampfbremsfolie an und dann eine      Schallschutz und die Aspekte des winter-     0,83 W/(m²K).
Installationsebene mit nochmals 6 cm          lichen- und sommerlichen Wärmeschutzes
Dämmung. Die Verkleidung erfolgte mit         wurden gleichermaßen betrachtet. Die         Für die Wärmebrücken erfolgten im Rah-
Gipskartonplatten. Oberhalb der Sparren-      Wahl fiel auf Holz/Alu-Verbundfenster mit    men der PHPP-Berechnung Einzelermitt-
konstruktion befinden sich eine Dachunter-    Dreifachverglasung auf dem Innenverbund      lungen sowie Wärmebrückenberechnungen
deckplatte aus 6 cm dicken Holzweichfa-       und einer hinterlüfteten Einfachverglasung   nach dem Wärmebrückenprogramm
serplatten sowie eine Betonsteindeckung       außenseitig. Im Verbundzwischenraum          „Therm 5.2“ für die relevanten Details. In
auf Lattung und Konterlattung. Der U-Wert     befindet sich das elektrisch betriebene      der Tabelle werden die Details für die zwei
beträgt 0,10 W/(m²K). Das Flachdach ist       Verschattungselement. Die Werte für          Sockelkonstruktionen, Außenecken und
als Warmdach auf einer Stahlbetondecke        U f betragen 0,89 W/(m²K), für U g =         Dachabschlüsse den Isothermendarstel-
konzipiert.                                   0,59 W/(m²K) mit einem Glasrandverbund       lungen gegenüber gestellt und die berech-
                                              Ψ = 0,035 W/(mK). Zum Erreichen eines        neten Wärmebrückenverlustkoeffizienten
Die Auswahl der Fenster erfolgte nach         guten g-Wertes von 0,57 musste bei den       (Ψ-Werte) benannt.
umfassenden Nachhaltigkeitskriterien.         vier Scheiben Weißglas eingesetzt wer-

                                                                                                                                   15
SOLARSIEDLUNG IN MÜNSTER

Wärmebrücken                                                                  Luft- und Winddichtheit wurden durch
                                                                              Blower-Door-Tests überprüft, wobei jeweils
          Detail           Isothermendarstellung           Ψ-Wert             ein Baukörper mit den bis zu fünf Aufgän-
                                                                              gen in der Gesamtheit gemessen wurde,
                                                                              weil über die Lüftungsanlage ein Verbund
                                                                              zwischen den Häusern besteht. Es wur-
                                                                              de der geforderte n50-Wert von 0,6 h-1
                                                     Detail Sockel WDVS       eingehalten.
                                                     Ψ = -0,013 W/(mK)

                                                                              Lüftung, Heizung & Warmwasser
                                                                              Die Lüftungszentralen sind zentral je
                                                                              Gebäude positioniert und werden mit
                                                                              einer Zu-/Abluftanlage mit Wärmerück-
                                                   Detail Sockel Verblender   gewinnung Fabrikat Aerex betrieben.
                                                     Ψ = 0,018 W/(mK)         Die horizontale Verteilung verläuft im
                                                                              Bereich der abgehängten Decke der
                                                                              Dachgeschosswohnungen. Da es sich
                                                                              um Gebäude geringer Höhe handelt, sind
                                                                              die Brandschutzanforderungen an die
                                                                              Anlage eher gering. Es wurde jedoch ein
                                                                              Brandschutzkonzept mit erhöhten Sicher-
                                                                              heitsstandards durchgeführt.

                                                   Detail Außenwandecke       Die Wärmebereitstellung für Heizung und
                                                           WDVS               Warmwasser erfolgt durch einen Pellets-
                                                    Ψ = -0,053 W/(mK)         kessel mit 40 kW Leistung in Verbindung
                                                                              mit einer Solarthermieanlage. Die Kollek-
                                                                              toren mit einer Gesamtfläche von 100 m²
                                                                              sind auf den beiden nördlichen Gebäuden
                                                                              jeweils auf den Süddächern untergebracht.
                                                                              Die Solarspeicher haben ein Volumen von
                                                                              6 000 l.

                                                   Detail Außenwandecke
                                                         Verblender
                                                    Ψ = -0,068 W/(mK)

                                                     Detail Pult Kopfbau      Technikzentrale mit Pelletskessel
                                                     Ψ = -0,050 W/(mK)

                                                   Detail Traufe Hauptdach
                                                     Ψ = -0,049 W/(mK)

                                                                              Fassadendetail Verblender

16
SOLARSIEDLUNG IN MÜNSTER

Resümee                                                einer ehemals städtebaulich schwierigen            hochwertiges Projekt geschaffen mit hoher
Bei der Wohnanlage wird eine Win-Win-                  Situation anbieten, die Mieter bekommen            Zukunftsfähigkeit, das bereits während der
Situation für alle Beteiligten erzielt:                zu sehr günstigen Mieten einen überdurch-          Bauzeit eine große Zahl von Interessierten
Der Wohnungsverein Münster kann als                    schnittlich komfortablen Wohnraum und              anzieht und Modellcharakter weit über
Bauherr hochqualitative Wohnungen in                   die Architekten haben ein gestalterisch            Münster hinaus haben wird.

Projektdaten
Objekt                             Solarsiedlung Wismarweg in Münster
Bauherr                            Wohnungsverein Münster von 1893 eG
Wohn-/Nutzfläche                   WF: 3 337 m² (39 Mietwohnungen von 49 m² bis 122 m²)
Konstruktion
Außenwand                          Zweischaliges Mauerwerk, Verblender mit Kerndämmung: 1,5 cm Innenputz, λ = 0,70 W/(mK),
                                   15 cm Kalksandstein-Planelemente, λ = 1,10 W/(mK), Kerndämmplatte aus 2 x 9 cm Polyurethan-Hartschaumstoff,
                                   λ = 0,024 W/(mK), 2 cm Fingerspalt, λ = 0,108 W/(mK), 11,5 cm Verblendmauerwerk, λ = 1,10 W/(mK),
                                   U-Wert = 0,123 W/(m²K)
                                   1,5 cm Innenputz, Mauerwerk mit WDVS, λ = 0,70 W/(mK), 15 cm Kalksandstein-Planelemente, RDK = 1,
                                   λ = 1,10 W/(mK), 20 bis 26 cm Polystyrol-Dämmung, verschiedene Dämmstärken je nach Fassadenausrichtung,
                                   λ = 0,032 W/(mK), 1 cm Außenputz, λ = 0,7 W/(mK), U-Wert = 0,152 bis 0,118 W/(m²K)
Bodenplatte                        1 cm Parkett, λ = 0,13 W/(mK), 4,5 cm Estrich, λ = 1,05 W/(mK), 6 cm Dämmung, λ = 0,035 W/(mK),
                                   25 cm Stahlbetonbodenplatte, λ = 2,50 W/(mK), 30 cm Polyurethan-Dämmung (Lohr-Element), λ = 0,038 W/(mK),
                                   U-Wert = 0,10 W/(m²K)
Dach                               Pultdach: 1,25 cm Gipskarton, Installationsebene mit 6 cm Mineralwolle, λ = 0,035 W/(mK), Dampfbremsfolie,
                                   Sparren und 30 cm Mineralwolledämmung, λ = 0,035 W/(mK), 6 cm Dachunterdeckplatte, λ = 0,045 W/(mK),
                                   4 cm Grundlattung, Dachdeckung mit Konterlattung, U-Wert = 0,10 W/(m²K)
Fenster                            Holz/Alu-Verbundfenster mit Dreifachverglasung mit integriertem Sonnenschutz, witterungsgeschützt durch eine
                                   vierte Glasscheibe, Uf = 0,89 W/(m²K), Ug = 0,59 W/(m²K), g-Wert 0,57, Glasrandverbund Ψ = 0,035 W/(mK),
                                   Uw = 0,83 W/(m²K), Schallschutzwert 43 dB
Eingangstür                        Holz/Aluminium-Haustür mit Passivhauszertifikat, Plattenkonstruktion im Werkstoffverbund Holz/Aluminium/Ther-
                                   moschaum mit Holz- und Phenolplatteneinlagen, UD-Wert = 0,86 W/(m²K)
Wärmebrücken                       Detaillierte Ermittlung der Wärmebrücken mit „Therm 5.2“
Luftdichtheit                      Blower-Door-Test: n50 < 0,6 h-1
Gebäudetechnik
Lüftung                            Zu-/Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung, Fabrikat: Aerex Lüftungsvolumen 1490 m³/h
                                   (30 m³/h pro Person bei Vollbelegung)
Heizung und Warmwasser             Pelletanlage 40 KW, Solarthermie 100 m² Flachkollektoren mit Pufferspeicher (Volumen 6 000 l), Fabrikat: Wagner
Übertragung Heizwärme              Über Lüftungsanlage (Nachheizregister) und Badheizkörper
Sanitärbereich                     Frischwarmwasserstation,
                                   Besonderheit: Regenwassernutzung für die Toilettenspülung, Bunker aus dem 2. Weltkrieg dient als Zisterne
Baukosten                          1 538 €/m² Wohn-/Nutzfläche (Kostengruppe 300/400 nach DIN 276 inkl. MWSt.)
Baujahr                            Fertigstellung 8/2010
Architekten                        Architekturbüro Thiel, 48143 Münster
Planung Gebäudetechnik             KSK-Ingenieurplanung, 48167 Münster
                                   Ingenieurbüro Moorhenne & Partner GbR, 42277 Münster
                                   Ingenieurbüro Kunkel, 08058 Zwickau
Sonstiges                          zertifiziert durch das Passivhaus Institut Darmstadt

   Verluste

   Gewinne

              0      5    10       15    20    25     30    35      40   45      -20,0    0,0     20,0      40,0      60,0        80,0   100,0     120,0

                  Außenwand               Dach                   Grund                   Heizung                   Warmwasser            Hilfsstrom
                  Fenster                 Wärmebrücken           Lüftung                 Haushaltsstrom            Solarthermie          Photovoltaik
                  Solare Gewinne          Interne Gewinne        Heizwärme

  Energetische Bilanzierung des Heizwärmebedarfs: Gewinne und                   Primärenergiebilanz (Bereiche Heizung, Warmwasser und Hilfsstrom
  Verluste [kWh/(m²a)]                                                          weisen eine Plusenergiebilanz auf)

                                                                                                                                                           17
RAUMLUFTQUALITÄT UND LÜFTUNG

 RAUMLUFTQUALITÄT UND LÜFTUNG
                                              ● Nennlüftung: notwendige Lüftung zur            Die Anforderungen sind so formuliert,
 Die Lüftung von Gebäuden erfüllt vor allem      Gewährleistung der hygienischen und           dass eine wirkliche Planungssicherheit
 zwei Aufgaben:                                  gesundheitlichen Erfordernisse sowie          vor allem durch ventilatorgestützte Sys-
                                                 des Bautenschutzes bei Normalnut-             teme erzielt wird.
 ● Frischluftzufuhr zum Ausgleich von            zung der Wohnung. Dazu kann der
     Schadstoffbelastungen durch                 Nutzer teilweise mit aktiver Fenster-         Bei der Auslegung von Lüftungsanlagen
     – Schadstoffe aus Baumaterialien,           lüftung herangezogen werden.                  müssen folgende Aspekte berücksichtigt
       insbesondere Ausbaumaterialien,                                                         werden:
       Einrichtungsgegenständen und Mö-       ● Intensivlüftung: Zum Abbau von Last-
       beln,                                     spitzen (z.B. durch Kochen, Waschen)          ● Ausschlaggebend ist der Kohlendio-
     – Luftverunreinigungen durch Haus-          kann der Nutzer ebenfalls teilweise                  xidgehalt der Raumluft, weil dieser
       staub,                                    mit aktiver Fensterlüftung herange-                  Wert durch die Nutzer verursacht und
     – nutzerbedingte Belastungen aus            zogen werden.
       Haushaltsgegenständen, Lagerung
       und Zubereitung von Lebensmitteln,
       Haushaltschemikalien,                                         Wohnfläche 120 m2, Luftwechsel gesamt 0,4 h-1
     – Stoffwechselprodukte der Nutzer
       aus Atmung, Transpiration etc.
                                                                Aufenthaltsräume              Flure        Sanitär etc.
                                                                Luftwechsel 0,66 h-1                       Luftwechsel 2,06 h-1
 ● Regulierung der Raumluftfeuchtigkeit
     durch
                                                                                                            Küche
     – Begrenzung der relativen Luft-                              Wohnen
       feuchte auf einen behaglichen und                                                                                          Abluft
                                                                                              Über-                               60 m3/h
       gesundheitsverträglichen Bereich                                                       ström-
       von 30 bis 65 % relativer Feuchte,                                                     bereich
     – Abtransport der in den Räumen                               Zimmer 1
                                                  Zuluft
       anfallenden (Wohn-)Feuchte,                gesamt                                                    WC/Abst.              Abluft
     – Vermeidung von Kondensatanfall             120 m3/h                                                                        20 m3/h
       und Schimmelbildung an Bauteilen.                           Zimmer 2

                                                                                                            Bad
 Manuelle Fensterlüftung kann diesen                                                                                              Abluft
                                                                   Zimmer 3
 Aufgaben nur bedingt gerecht werden.                                                                                             40 m3/h
 Durch Erfahrungen mit gut ausgeführ-
 ten Lüftungsanlagen und zahlreiche
                                                                         75 m2                 20 m2          25 m2
 Vergleichsmessungen hinsichtlich der
 Raumluftqualität hat sich in den letzten
 Jahren zunehmend die Fachmeinung              Zu-/Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung: Auslegungsschema für eine Wohnung
 etabliert, dass bei Neubauten und Mo-
 dernisierungen grundsätzlich ventilator-
 gestützte Lüftungsanlagen installiert wer-
 den sollten. Dies spiegelt sich auch
 in der DIN 1964-6 wider. Sie verlangt                          Aufenthaltsräume              Verkehrs- Sanitär etc.
                                                                Luftwechsel 0,6 bis 2,0 h-1   fläche etc. Luftwechsel 2,00 h-1
 grundsätzlich die Erstellung eines Lüf-
 tungskonzepts für Neubauten und für
 Renovierungen für den Fall, dass im Ein-                           Büro 1
                                                                                                            Sanitär
 und Mehrfamilienhaus mehr als 1/3 der                                                                                            Abluft
 vorhandenen Fenster ausgetauscht bzw.                                                         Über-                              nach DIN
                                                                                               ström-
 im Einfamilienhaus mehr als 1/3 der                                                           bereich
 Dachfläche neu abgedichtet wird. Dabei                             Büro 2
                                                  Zuluft
 wird unterschieden nach                          pro Person                                                Technik
                                                  30 m3/h                                                                         Abluft
 ● Feuchteschutz: Unter üblichen Nut-                               Büro 3
     zungsbedingungen müssen die Anfor-
     derungen ständig und nutzerunabhän-                                                                    Lager
     gig sicher gestellt sein.                                      Büro 4 ...                                                    Abluft

 ● Reduzierte Lüftung: zur Gewährleistung
     des hygienischen Mindeststandards.
     Diese Stufe muss ebenfalls weitestge-
     hend unabhängig von den Nutzern sein.    Zu-/Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung: Auslegungsschema für ein Büro

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RAUMLUFTQUALITÄT UND LÜFTUNG

   nicht veränderbar ist. Ein CO2-Gehalt
   von 1 000 ppm (Pettenkofer-Wert)
   bzw. 1 500 ppm nach Norm sollte
   nicht überschritten werden. Bei                                       1000
   völliger Ruhe sind dazu für einen
                                                                          900             10 000-25 0000 μg/m3:                      Alkohole
   erwachsenen Menschen etwa 20 m³
                                                                                          vorübergehender Aufenthalt
   Frischluft pro Stunde erforderlich,                                    800                                                        Terpene

                                              VOCs in Raumluft [μg/m3]
   bei leichter Arbeit etwa 30 m³. Damit                                                  1 000-30 000 μg/m3:
   korrespondiert die Mindestanfor-                                       700             längerfristiger Aufenthalt
   derung DIN 1946 Teil 6 von 30 m³                                                                                                  Aromaten
                                                                          600
   Frischluft pro Stunde für jede Person
   bei normaler Betätigung.                                               500             300 μg/m3:                                 Aliphaten
                                                                                          Zielwert nach Seifert (UBA)                ab Hexan
                                                                          400
● Schadstoffe und Gesundheit beein-                                                                                                  Ketone
   trächtigende Einflüsse müssen so                                       300                                                        ohne Aceton
   gering gehalten werden, dass durch                                                                                                Ester
                                                                          200
   den festgelegten Luftwechsel Rest-
   schadstoffe ausreichend abgeführt                                      100
                                                                                                                                     höhere Aldehyde
   werden.
                                                                           0

● Es muss dafür gesorgt werden, dass                                            Haus A   Haus B        Haus C           Haus D
   eine ausreichende Durchströmung            Messprogrammm AnBUS Fürth/LGA Bayern/Schulze Darup, gef. durch Bundesstiftung Umwelt
   jedes einzelnen Raumes entspre-
   chend seiner Nutzung gegeben ist.
   Am Beispiel einer Wohneinheit mit
                                           Messergebnisse Passivhäuser Nürnberg: Summe der flüchtigen organischen Verbindungen
   120 m² Wohnfläche wird das Lüf-         (VOCs) [1]. Die Ergebnisse liegen sehr viel niedriger als der strenge Zielwert.
   tungskonzept dargestellt. Die frische
   Außenluft wird in die Aufenthalts-
   räume geführt. Dabei ist darauf zu      ● Bei Nicht-Wohnnutzungen gilt das                               außerhalb der Betriebszeiten eine star-
   achten, dass die Räume möglichst                    Prinzip in gleicher Form: Qualität                   ke Absenkung bis hin zur Abschaltung
   vollständig durchlüftet werden und                  und Energieeffizienz eines Lüftungs-                 gewählt werden.
   möglichst keine Kurzschluss-Luft-                   systems hängen davon ab, wie ge-
   ströme entstehen. Der Zuluftbereich                 schickt Zuluftbereich (Arbeitsbereich,               Für Schulen sollte eine genaue Überprü-
   hat in diesem Fall eine Fläche von                  Aufenthaltsräume), Überströmzone                     fung des Bedarfs durchgeführt werden.
   etwa 75 m², was bei 120 m³/h                        und Abluftbereich festgelegt werden                  Es gibt mehrere gut gelungene Lüftungs-
   einem mittleren Luftwechsel von                     (Sanitär-, Neben-, Technikräume und                  konzepte mit Auslegungsvolumina von 15
   0,66 h-1 entspricht. Das entspräche                 vor allem Räume mit hoher interner                   bis knapp über 20 m³ pro Stunde und
   bei manueller Lüftung einer ausgie-                 Wärmelast zur Reduktion der sommer-                  Schüler. Großzügigere Anlagen verteuern
   bigen Querlüftung alle eineinhalb                   lichen Kühllast).                                    die Investitionskosten deutlich und sind
   Stunden, was Mietern gerichtlich                                                                         hinsichtlich der Luftbewegungen und Ge-
   attestiert nicht zugemutet werden       Lüftungsanlagen sollten den gewünsch-                            räuschentwicklung deutlich schwieriger
   kann. Die Luft wird durch den Über-     ten Luftwechsel regelungstechnisch in                            zu planen. Beachtung finden muss in
   strömbereich (Flure, Treppenraum,       möglichst einfacher Form erfüllen. In                            diesem Fall die Unterbringung z.B. von
   Nebenräume, ungenutzte Teile von        Abhängigkeit von Nutzung und Belegungs-                          Mänteln und Jacken, die bei feuchtem
   offenen Wohnräumen) in die Abluft-      dichte kann die geförderte Luftmenge                             Wetter zu einer hohen Feuchtebelastung
   räume geleitet. Die Lüftungsanfor-      geändert werden. Bei Wohnnutzung reicht                          im Raum führen können, wenn sie in den
   derungen werden dort vollständig        im Allgemeinen eine Zwei- bis Drei-Stu-                          Klassenzimmern untergebracht werden.
   erfüllt: Küche 40 bis 60 m³/h, Bad      fen-Regelung mit Auslegungsvolumen,                              Sinnvoll ist die Abluftabsaugung direkt
   40 m³/h und WC 20 m³/h. Der Luft-       abgesenktem Betrieb und Bedarfslüftung,                          unter bzw. hinter der Garderobe.
   wechsel über die gesamte Fläche         wobei letztere auch durch manuelle Fens-
   beträgt im vorliegenden Fall etwa       terlüftung leistbar ist, um kostengünstige                       Bei zahlreichen Raumluftmessungen wur-
   0,4 h-1. Bei kleineren Wohneinheiten    Konzepte, z.B. im Geschosswohnungs-                              de belegt, dass durch ventilatorgestützte
   mit höherer Belegungsdichte pro m²      bau, zu erhalten.                                                Lüftungsanlagen die Raumluftqualität
   ist von höheren Raten auszugehen,                                                                        signifikant verbessert wird.
   bei großzügigen Wohnungen oder          Bei komplexeren Anlagen kann die Stim-
   Häusern mit geringer Personenbe-        migkeit der Regelung sehr stark über                             Die Abbildung zeigt die Messwerte von vier
   legung kann bis zu einem Wert von       das Funktionieren des Energiekonzepts                            Passivhäusern, bei denen hervorragende
   0,3 h-1 reduziert werden.               entscheiden. So kann bei Büronutzung                             Raumluftqualität festgestellt wurde.

                                                                                                                                                         19
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