Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
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Wirtschaft Mai/Juni 2020 Bayerischen Untermain am www.aschaffenburg.ihk.de Im Fokus Corona und die Wirtschaft Kreativ in der Krise Wirtschaftsweiser zum Corona-Schock Homeoffice-Experiment Die aktuelle Ausgabe der „Wirtschaft am Bayerischen Untermain“ ab 28. Mai 2020 unter www.aschaffenburg.ihk.de. Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg
EINZELNE GESCHÄFTE ABGESICHERT? CHEC:: Meine Aufträge kann ich einfach online vor Zahlungsausfällen absichern und erhalte im Schadenfall eine schnelle Entschädigung. Mit CrefoEVA ist meine Liquidität immer geschützt. Schützend, vertrauensvoll und auf Augenhöhe: Creditreform Tel. 02131 109-300 • mc@creditreform.de • www.crefoeva.de Kooperation Vermittelt wird CrefoEVA durch den Verband der Vereine Creditreform e. V. Der Verband der Vereine Creditreform e. V. besitzt die Erlaubnis als Versicherungsvertreter mit Erlaubnisbefreiung nach § 34d Abs. 6 GewO (produktakzessorisch). Diese Erlaubnis wurde erteilt durch die zuständige Aufsichtsbehörde, die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, Nordwall 39, 47798 Krefeld, unter der Registrierungs-Nr. D-Z42F-0FY1G-19. Die Registrierungs-Nr. wird geführt bei dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, Breite Straße 29, 10187 Berlin.
EDITORIAL SARS-CoV-2 Das Virus und die Wirtschaft Nach rund drei Monaten mit dem Corona- ativen zur Stärkung der Wirtschaft am Bayerischen Virus wird der Ausnahmezustand zur neuen Untermain. Normalität. Wir lernen von Tag zu Tag, bes- ser mit der Krise, die unsere Welt auf den Wir machen uns ebenfalls für unsere Unternehmen Kopf gestellt hat, umzugehen. Angesichts stark und sind auch in der Krise ein verlässlicher einer weltweiten Wirtschaftskrise fällt es und kompetenter Partner. In Zeiten von Kontakt- nicht leicht, Optimismus, Mut und Zuver- beschränkungen und Mindestabstand liegt unser sicht zu bewahren. Schwerpunkt auf der telefonischen Beratung zu So- forthilfen, Kurzarbeit, Prüfungen, Infektionsschutz, Die Unternehmen am Bayerischen Unter- Betriebsuntersagungen und vielem mehr. Die Mit- main sind sich ihrer Verantwortung bewusst arbeiter der IHK-Corona-Hotline nahmen zu Beginn und verkörpern Unternehmertum im besten der Krise bis zu 200 Anrufe täglich entgegen. Sinne: Viele Händler, Hoteliers, Gastrono- men und Kreativschaffende stecken nicht Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen: den Kopf in den Sand, sondern sie unterneh- Am besten geht es gemeinsam durch die Krise! ■ men etwas, entdecken Chancen und entwi- ckeln neue Geschäftsideen, um die Krise zu überstehen. Auf unserer Internetseite und in diesem Heft prä- sentieren wir inspirierende Beispiele, die Mut ma- chen. Da gibt es unter anderen den Messebauer, der nun Schutzvisiere fertigt, oder Hotels, die ihre Zim- mer als Home-Office anbieten. Zahlreiche digitale Friedbert Eder Plattformen präsentieren kreative Ideen und Initi- Präsident IHK Aschaffenburg Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 3
INHALT Die Abstan von minde 1,5 Mete bis au f W r dsregelung st e g Titelfoto: de ens il it e t res. adobe.com tailfoto/stoc k. ! PR-Beilagen, PR-Anzeigen und Advertorial-Strecken geben nicht unbedingt die Meinung der IHK Aschaffenburg wieder. EDITORIAL Homeoffice SARS-CoV-2 Neue Spielregeln und Checkliste ..................................................18 Das Virus und die Wirtschaft ......................................................... 3 Deutsche Wirtschaft ins künstliche Koma versetzt Das Homeoffice-Experiment ..........................................................20 In KÜRZE...........................................................................................6 IHK Aschaffenburg begrüßt Lockerungen im Bayern-Plan Im FOKUS Endlich Perspektive für Gastronomie und Hotels ................... 21 BIHK-Vollversammlung Tempo, Mut und Zuversicht ...........................................................22 Unsere IHK Wechsel im IHK-Präsidium #gemeinsamstark Frank Schlottke Nachfolger Kreativ von Vizepräsident Albert Franz .....................................................26 in der Krise ........8 IHK ecoFinder Neue Onlinedatenbank für Unternehmen Corona-Schock der Umwelt- und Energiebranche ................................................26 So kann eine noch schlimmere Krise abgewendet werden ............................................................................................................... 10 Veröffentlichung/Amtliche Bekanntmachung EU-Ratspräsidentschaft Änderung des Gebührentarifs der IHK........................................27 „Protektionismus ist nie die richtige Antwort” .................... 12 Unsere WIRTSCHAFTSREGION .......................................28 Nützliche Tools Arbeiten im Homeoffice ............................................................... 16 Unser SERVICE Corona-Krise bietet einmalige Chance Etablierung von Arbeitszeitmodellen Wissenswertes für die unternehmerische Praxis, Weiterbildungs- und Arbeitsprozessen ..................................................................... 17 kalender, Buchtipps und weitere Informationen ..............................35 facebook.com/ihkaschaffenburg Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 5
In KÜRZE Corona-Pandemie Dipl.-Betriebswirt (FH) In eigener Sache: Michael Wangler Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Fachanwalt für Steuerrecht Die nächste IHK-Zeitschrift "Wirtschaft am Bayerischen Untermain"erscheint als Doppelausgabe Juli/August am 27. Juli. In dieser Ausgabe möchten wir Ihre Ideen und Aktionen in Zeiten der Krise ACHTUNG – NEUER präsentieren. Die Corona-Pandemie ▲ BUSSGELDKATALOG IN KRAFT! veranlasst unsere Unternehmen zu neuen, teils ungewöhnlichen Kooperationen. Einige Betriebe Bei einer innerörtlichen Geschwindigkeitsüber- haben ihre Produktion umgestellt, schreitung ab 21 km/h drohen neben einem Buß- um Schutzkleidung und Teile für geld von 80,00 Euro ein Fahrverbot von einem Beatmungsgeräte zu fertigen, andere Monat und 1 Punkt! wiederum unterstützen Kliniken und Pflegeeinrichtungen mit Sachspenden. Schicken Sie uns Ihre Geschichten an presse@aschaffenburg.ihk.de. Wir sind gespannt darauf! Damit Sie immer aktuell informiert sind lohnt sich der tägliche Blick auf www.aschaffenburg.ihk.de/corona. Hier bieten wir Ihnen ausführliche Informationen zu Soforthilfen, Betriebsuntersagungen, IHK-Prüfungen, Einschätzungen und Ausnahme- Emrich Wangler Blank Emrich Wangler Blank Wendelbergstraße 4 Dr.-Birkner-Str. 2 regelungen in Zeiten von Corona. 63739 Aschaffenburg 97816 Lohr am Main Telefon 06021 – 44325-0 Telefon 09352 – 50045-0 Telefax 06021 – 44325-11 Telefax 09352 – 50045-11 info@EWBE.de www.EWBE.de 6 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
In KÜRZE Neues aus Berlin und Brüssel EU lockert Export von persönlicher Schutzausrüstung Foto: velimir/stock.adobe.com Schutzausrüstung aus Deutschland jedoch zunächst schlecht: Deutschland verhäng- te ein Exportverbot für Schutzausrüstung. Anschließend wurden Ausnahmen von dieser strengen Regelung gestattet. Unter bestimmten Bedingungen (zum Beispiel „Fürsorgepflicht von Unternehmen mit aus- ländischen Niederlassungen“) waren Aus- fuhren möglich. Eine weitere Lockerung gab es danach mit der sogenannten Ausfuhrgenehmigungs- pflicht der EU. Danach ist der Handel mit persönlicher Schutzausrüstung innerhalb des EU-Binnenmarktes nun wieder ohne Einschränkungen möglich. Lediglich der Export in Drittstaaten unterliegt einer Ge- nehmigungspflicht der EU. Und auch diese Genehmigungspflicht wurde nun weiter gelockert – und auf Masken, Brillen und Schutzkleidung reduziert. Ein wichtiges Si- In der Corona-Pandemie steigt die weltweite port von persönlichen Schutzausrüstungen gnal für den freien Welthandel, denn viele Nachfrage nach Schutzausrüstung wie Mas- weltweit auf Platz zwei. Länder können persönliche Schutzausrüs- ken rasant an. Für die deutsche Wirtschaft tung nicht selbst herstellen, benötigen sie ist das eine große Chance – schließlich ste- Mit Beginn der Corona-Pandemie standen aber dringend, um das Coronavirus zu be- hen die deutschen Unternehmen beim Ex- die Zeichen für Exporte von persönlicher kämpfen. ■ Industrie und Handelskammern eine gemeinsame Aufgabe aller Akteure auf Berufsabschluss zu ermöglichen“, hebt der (IHKs) geben Startschuss für Bundes- und Landesebene. „Ganz besonders DIHK-Präsident hervor. Er verweist darauf, danke ich den Tausenden ehrenamtlichen dass im Sommer 2020 allein im IHK-Bereich Sommer-Abschlussprüfungen Prüfern, ohne deren Einsatz Prüfungen in bundesweit rund 200.000 angehende Fach- in der Berufsausbildung der Beruflichen Bildung nicht möglich wären kräfte geprüft werden. – das gilt in noch größerem Maß in diesen Das Prüfungsgeschäft rollt bei den Indust- schwierigen Zeiten“, so Schweitzer. Mit dem jetzigen Start wird vermieden, die rie- und Handelskammern (IHKs) sowie den Abschlussprüfungen über das normale Ende Handwerkskammern (HWKs) und den Hand- Die Gesundheit aller Beteiligten hat bei der des Ausbildungsjahres hinaus zu verschie- werksinnungen wieder an. Zunächst starten Umsetzung der Prüfungen höchste Priorität. ben. „Viele Betriebe wie auch angehende die mündlichen beziehungsweise praktischen Unter Hochdruck arbeiten die Industrie- und Fachkräfte haben bereits konkrete Pläne Prüfungen. Die schriftlichen IHK-Prüfungen Handelskammern daran, die Auflagen zu für die Zeit nach der Ausbildung und in der Ausbildung werden bundeseinheitlich Hygiene- und Sicherheitsvorschriften vor hoffen, dass sich diese trotz der Corona- Mitte Juni durchgeführt. Damit sollen alle Ort einzuhalten. Das gilt für die praktischen Pandemie verwirklichen lassen“, betont Prüfungen bis zum Ende des Ausbildungsjah- Prüfungen in Betrieben und Lehrwerkstätten Schweitzer. res am 31. Juli 2020 abgeschlossen sein. genauso wie für die mündlichen und schrift- lichen Prüfungen, bei denen vor allem die Ab- Auch in der beruflichen Weiterbildung läuft „Wir wollen mit dieser Kraftanstrengung standsregelungen eine wichtige Rolle spielen. der Prüfungsbetrieb wieder an: Seit Mai lau- unserer Verantwortung gerecht werden“ fen die mündlichen Prüfungen. Die schrift- unterstreicht DIHK-Präsident Eric Schweit- „Unser zentrales Ziel ist es, dem Abgangs- lichen Weiterbildungsprüfungen starten im zer. Die Durchführung der Prüfungen ist jahrgang des Sommers 2020 einen regulären Juni. ■ Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 7
#gemeinsamstark Kreativ in der Krise In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihre Ideen und Aktionen in Zeiten der Krise. Die Corona-Pandemie veranlasst unsere Unternehmen zu neuen, teils ungewöhnlichen Kooperationen. Einige Betriebe haben ihre Produktion umgestellt, um Schutzkleidung und Teile für Beatmungs- geräte zu fertigen, andere wiederum unterstützen Kliniken und Pflegeeinrichtungen mit Sachspenden. Hinweis: Die IHK überprüft die in den Beispielen beschriebenen Angebote weder auf ihren Inhalt noch auf ihre Richtigkeit. Eine Gewähr dafür wird nicht übernommen. Der IHK geht es insbesondere nicht um die Bewerbung von Angeboten. Weitere Informationen zu den einzelnen Aktionen und Unternehmen gibt es unter www.aschaffenburg.ihk.de/ corona/gemeinsamstark Foto: fotomek - stock.adobe.com Türgriffaufsatz gegen COVID 19 Das Faulbacher Unternehmen STF, vor Corona ein reiner Lohnfertiger, hat erstmals Eigenprodukte entwickelt und einen Türaufsatz sowie verschiedene Desinfektionsspender entwickelt und auf den Markt gebracht. Restschnaps zu Reinigungsalkohol Die Edelbrennerei Rothenbücher aus Schöllkrippen sammelt angebrochene Schnapsflaschen und brennt aus den Resten Reinigungsalkohol, den sie kostenlos abgibt. Atemmasken für Pflegekräfte Das Aschaffenburger Unternehmen Bernhard Westarp Schicken Sie uns GmbH & Co. KG spendete 150.000 Atemmasken an Ihre Geschichten gerne an: 8 Ärzte und Pflegekräfte. WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020 presse@aschaffenburg.ihk.de
Masken und Schutzkleidung Der Klingenberger Messtechnikhersteller WIKA spendete dem Landkreis Miltenberg mehr als 10.000 Atemschutzmasken und Schutzkleidung. Visiere statt Messebau Die Wenigumstädter Firma Werbetechnik Klein, die vor allem im Messebau und in der Veranstaltungstechnik tätig ist, fertigt nun Schutzvisiere für Klinik- und Pflegepersonal. Entspannungssysteme für Kliniken Die brainLight GmbH aus Goldbach verleiht kostenlos Entspannungssysteme an Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Buena Distance Social Club Das Aschaffenburger Mode-Label DIRTS spendet von jedem verkauften T-Shirt der Buena Distance Social Club-Kollektion 6 Euro für den Verein Grenzenlos. Krisen-Beratung für Unternehmen Brich&Brich Management Consulting bietet Unternehmen in Not kostenfreie Beratung an. Roboterarm für Corona-Tests Die BoKa Automatisierung GmbH in Dorfprozelten hat einen Roboterarm für den kontaktlosen Corona-Test vom Auto aus entwickelt. Kochen für Helden im Klinikum Auberge-Inhaber und Küchenchef Ludger Helbig bedankte sich beim Personal der Corona-Stationen des Aschaffenburger Klinikums mit einem sardischen Nudelgericht. Akkus für Beatmungsgeräte Die Karlsteiner BMZ-Gruppe hat die Produktion von Akkus für Beatmungsgeräte hochgefahren. Kooperation für Mund- und Nasenmaske Die Unternehmen Dörr Luft-Technik aus Bürgstadt und Kuhn Maßkonfektion aus Schneeberg entwickelten gemeinsam Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mund-Nasenmasken mit Luftfiltern. 9
Hygienemaßnahmen sind wichtig, um eine neue Epidemie- Welle zu verhindern. Foto: ©Maridav - stock.adobe.com 10 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
Im FOKUS Corona-Schock So kann eine noch schlimmere Krise abgewendet werden Prof. Volker Wieland und damit einer schärferen Rezession sowie te Regelungen sind fehl am Platz: Es müsste das Risiko einer langsameren Erholung mit allen Unternehmen die Möglichkeit gegeben Quer durch die verschiedenen Branchen vielen Unternehmensinsolvenzen aufgezeigt. werden, unter entsprechenden Schutzmaß- sind die deutschen Unternehmen von der nahmen wieder zu öffnen – Großveranstal- Corona-Pandemie schwer getroffen. Mit der Verlängerung des Lockdowns sind wir tungen ausgenommen. Gerade im produzie- Umfragen zur Geschäftslage und zum nun schon im ersten Risikoszenario mit über renden Gewerbe haben viele aus eigenem Ausblick sind auf historische Tiefststände zehn Prozent Rückgang der Wirtschaftsleis- Antrieb und zum Schutz der Beschäftigten die gefallen. Mehr als 750.000 Unternehmen tung in den ersten beiden Quartalen dieses Produktion gedrosselt oder ganz geschlossen. haben Kurzarbeit angemeldet, Hotels und Jahres angekommen. Das zeigen auch die Sie brauchen eine klare Perspektive, unter Restaurants mussten schließen, auf Daten, die inzwischen vorliegen. Und es kann welchen Bedingungen sie produzieren kön- Flughäfen sind ganze Terminals gesperrt, noch schlimmer kommen. Denn Deutschland nen. Es geht nicht nur darum, die Öffnung und Unternehmen wie Lufthansa verhan- tut sich schwer damit, den richtigen Weg zu zuzulassen, sondern die Verantwortlichen deln über Staatsbeteiligungen. finden, die Wirtschaft wieder hochzufahren, und die Mitarbeiter darin zu bestärken, bei ohne die Risiken eines erneuten Ausbruchs angemessenen gesundheitlichen Vorkehrun- Wir durchleben schon jetzt den tiefsten Quar- der Epidemie außer Acht zu lassen. gen und sachlich vertretbaren Risiken ihrer talseinbruch – schärfer noch als im schlimms- Arbeit nachzugehen. Denn vielfach herrscht ten Quartal der globalen Finanzkrise, dem ers- Das ist ein Problem, denn die Menschen müs- die Angst. ten Quartal 2009. Und die Prognosen für den sen ihre Lebensgrundlage erwirtschaften. Das Rückgang der Wirtschaftsleistung in 2020 ge- betrifft alle, nicht nur Selbständige und Un- Stattdessen scheinen sich Bund und Länder hen immer weiter ins Minus. Zum einen, weil ternehmer. Worauf es jetzt ankommt, ist, dass im Klein-Klein von vielen spezifischen Rege- der Lockdown verlängert wurde; zum anderen, wir in Deutschland nicht noch in eine schlim- lungen für einzelne Branchen und Lebens- weil sich unsere Handelspartner schlechter als mere Entwicklung rutschen. Mit den Hilfspro- bereiche zu verlieren. Dabei sind die Priori- erwartet entwickeln. Man ist kein Schwarzse- grammen und Liquiditätshilfen ist die Fiskal- tätensetzungen oft kaum nachzuvollziehen. her, wenn man von der schwersten Rezession politik bereits an vorderster Front im Einsatz. Während etwa in Dänemark, Neuseeland, der Nachkriegszeit spricht. Der Staat kann den Unternehmen zwar hel- Island und Holland Kindergärten und Grund- fen, eine gewisse Zeit finanziell zu überbrü- schulen schnell wieder geöffnet wurden, Der Corona-Schock wirkt zunächst über die cken. Aber er kann die fehlenden Güter und kommen in Deutschland die Kinder und be- Angebotsseite, denn Betriebe wurden vom Dienstleistungen nicht ersetzen. Bei anhal- treuenden Eltern zuletzt. So haben in Hessen Staat oder freiwillig geschlossen, um die An- tender Unsicherheit scheuen Unternehmen bereits Anfang Mai die Massagesalons und steckungsgefahr zu reduzieren. Dabei wurden Investitionsentscheidungen, Haushalte schie- Tattoostudios aufgemacht. Also Orte, an de- wichtige Lieferketten gestört. Zusätzlich führt ben ihre Käufe hinaus. Weitverbreitete Ängste nen enger Körperkontakt Voraussetzung sein die soziale Distanzierung – ob vorgeschrieben und langanhaltende Einschränkungen können dürfte. Kindergärten und Grundschulen kom- oder aus eigener Vorsicht vorgenommen – zu letztlich zu massiven Entlassungen und vie- men deutlich später dran und werden nur sehr Nachfragerückgängen bei allen Dienstleistun- len Insolvenzen führen. Nach dem Einbruch in zurückhaltend geöffnet. gen mit engerem Kundenkontakt. diesem Jahr würde die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr bestenfalls langsam wach- Die Chancen der Mütter, ihren Beruf aus- Bereits am 22. März hatte der Sachverstän- sen. Solch eine Entwicklung wäre fatal. zuüben und Karriere zu machen, verdienen digenrat zur Begutachtung der gesamtwirt- mehr Priorität. Und die Bildung und soziale schaftlichen Entwicklung eine schwere Re- Die Weichen werden jetzt gestellt. Es gilt, auf Entwicklung unserer Kinder ist entscheidend zession diagnostiziert. Damals lagen noch dem Weg heraus aus dem Lockdown weiter für die Zukunft unserer Gesellschaft und ihren nicht einmal Umfragedaten vor. Angesichts voranzukommen und die Wirtschaft hochzu- wirtschaftlichen Erfolg. der hohen Unsicherheit haben wir mögliche fahren, ohne die Risiken aus den Augen zu Entwicklungen in Form von drei sehr unter- verlieren. Der Rückfall in eine neue Epidemie- Prof. Volker Wieland ist Mitglied im Sach- schiedlichen Szenarien beschrieben. Neben welle muss durch angemessene Sicherheits- verständigenrat zur Begutachtung der ge- einem Basisszenario mit einem fünfwöchigen vorkehrungen, umfangreiches Testen inklusive samtwirtschaftlichen Entwicklung, um- Lockdown und einer schnellen Öffnung, ha- Stichproben und smarte Trackingtechnologien gangssprachlich die „fünf Wirtschaftsweisen“ ben wir das Risiko eines längeren Lockdowns vermieden werden. Kleinteilige, komplizier- genannt. ■ Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 11
Im FOKUS EU-Ratspräsidentschaft „Protektionismus ist nie die richtige Antwort“ Franziska Stavenhagen, Mathias Dubbert, DIHK e. V. In schwierigen Zeiten tritt Deutschland die Auch in diesem Jahr sind die Erwartungen an „Eine große Herausforderung wird es sein, EU-Ratspräsidentschaft an. Der DIHK setzt Deutschland hoch. die EU in diesen schwierigen Zeiten zusam- sich für mehr Zusammenhalt in Europa menzuhalten“, sagt Freya Lemcke, Leiterin und für eine Wiederbelebung der Wirt- Doch dieses Mal wird es eine Ratspräsident- des DIHK in Brüssel. Denn die Corona-Krise schaft ein. schaft unter schwierigen Umständen. Die habe Europa in vielen Bereichen gespalten. Corona-Pandemie hat das Leben und Wirt- „Bei den Grenzschließungen sind viele Länder Deutschland übernimmt zum 1. Juli turnus- schaften in der EU stark verändert. Die Bun- ihren eigenen Weg gegangen, die Corona- gemäß die EU-Ratspräsidentschaft und damit desregierung muss daher das Programm für Eindämmungsmaßnahmen haben Teile des die Aufgabe, die Sitzungen des Rates der Eu- die Ratspräsidentschaft neu ausrichten - und Binnenmarktes de facto zumindest zeitweise ropäischen Union und seiner vorbereitenden sollte vor allem die Erholung der Wirtschaft in ausgehebelt.“ Das Anliegen einiger Mitglied- Ausschüsse und Arbeitsgruppen zu leiten. den Mittelpunkt ihrer Aufgaben rücken. Aus staaten, gemeinsame Euro-Anleihen auszu- Die Ratspräsidentschaft wird rotierend für Sicht der Wirtschaft müssen alle Aktivitäten geben, hat die Einigung auf Hilfsmaßnahmen ein halbes Jahr durch ein Mitgliedsland der neben der Eindämmung der Pandemie konse- erschwert. EU eingenommen. Zuletzt hatte Deutschland quent auf ein Ziel ausgerichtet werden: Die in der ersten Jahreshälfte 2007 die Ratsprä- Unterstützung von Wachstum und Investitio- „Um die Versorgungssicherheit für Waren und sidentschaft inne. Damals wurde unter an- nen. Der Dreiklang dazu lautet: mehr Wettbe- Dienstleistungen und somit auch die Existenz derem in der „Berliner Erklärung“ der Weg werbsfähigkeit, weniger Bürokratie und keine von Unternehmen zu sichern, kommt es ent- für eine „erneuerte gemeinsame Grundlage“ neuen Belastungen – denn diese würden den scheidend darauf an, dass die EU an gemein- geebnet, den späteren Vertrag von Lissabon. wirtschaftlichen Neustart erschweren. samen Lösungen und Wegen aus der Krise ar- 12 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
Im FOKUS - Anzeige - Zur Sache: Hinweis- und Informationspflichten des Arbeitgebers - Schadensersatz Der Arbeitgeber hat keine allgemeine Pflicht, die Vermögens- interessen des Arbeitnehmers wahrzunehmen. Erteilt er jedoch Auskünfte, ohne hierzu verpflichtet zu sein - im entschiedenen Fall durch einen externen Fachberater zur Möglichkeit einer Entgeltumwandlung -, müssen diese richtig, eindeutig und voll- ständig sein. Andernfalls haftet der Arbeitgeber für Schäden, die der Arbeitnehmer aufgrund der fehlerhaften Auskunft erleidet. Korrekt erteilte Informationen über eine betriebliche Altersversorgung im Wege der Entgeltumwandlung erfassen nicht erfolgende Gesetzesänderungen oder entsprechende Gesetzesvorhaben, die zulasten von Arbeitnehmern gehen. Über die geplante Beitragspflicht zur Sozialversicherung ist nicht unterrichtet worden; somit war das Verhalten des externen Fachberaters nicht dem Arbeitgeber zuzurechnen – keine Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge – kein Schadens- ersatz, so das Bundesarbeitsgericht. Die Corona-Pandemie hat das Leben und Wirtschaften Der Autor Michael Wangler ist Rechtsanwalt in der EU stark verändert. Foto: ©wetzkaz - stock.adobe.com und Partner der Kanzlei Emrich Wangler Blank, Aschaffenburg, Telefon-Nr.: 06021 44325-0 beitet“, erklärt Freya Lemcke. Die deutsche Ratspräsidentschaft sollte sich daher unter allen Umständen dafür einsetzen, dass der freie Verkehr aller Waren, Dienstleistungen und Arbeits- kräfte reibungslos funktioniert. Dafür macht sich auch der DIHK, der in Brüssel mit 16 Mitar- beitern vertreten ist, seit Monaten stark. Gemeinsam mit dem europäischen Kammerdachverband EUROCHAMBRES haben die Rechtskollegen Positionspapiere zur Aufrechterhaltung des Binnenmarkts erarbeitet. Der DIHK hat außerdem eine Kontaktstelle für coronabedingte Störungen in den Lieferket- ten im Binnenmarkt und in Drittstaaten eingesetzt. Dadurch sammelt er über das Netzwerk von IHKs, AHKs und Unter- nehmen konkrete Lieferketten-Hemmnisse und meldet diese zwecks Lösungsfindung an die Politik. „Für die Wirtschaft ist es enorm wichtig, dass die Grenzkontrollen verhältnismäßig, transparent und möglichst einheitlich sind, vor allem aber auch, dass sie aufgehoben werden, sobald kein gesundheit- liches Risiko mehr besteht“, sagt Lemcke. „Denn den deut- Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 13
Im FOKUS schen Unternehmen, die knapp 60 Prozent den Fokus rücken, die nach dem wirtschaft- zweite. Der DIHK hat sich deshalb mit einem ihrer Warenexporte und -importe mit an- lichen Einbruch in Folge der Pandemie die Ideen-Papier in Brüssel dafür eingesetzt, deren Ländern der EU abwickeln, kann die Wirtschaftskraft der Unternehmen wieder- den Protektionismus auch nach der Corona- wirtschaftliche Belebung nach der Krise nur beleben und die Grundlagen für ein ökono- Krise weiter einzudämmen, das wichtige gelingen, wenn der Binnenmarkt für Waren, misch und ökologisch nachhaltiges Wachs- EU-Mercosur-Abkommen voranzutreiben Pendler und Dienstleister reibungslos funk- tum legen. „Alle zusätzlichen Belastungen, und Rechtssicherheit für die zukünftigen tioniert und auch die EU-Nachbarn wieder die sich beispielsweise aus einer weiteren Beziehungen mit dem UK zu schaffen. Au- auf die Beine kommen.“ Verschärfung der CO2-Reduktionsziele für ßerdem arbeitet der DIHK seit März an einer die Unternehmen ergeben würden, müssen weltweiten Koalition zur Ausweitung des Für die deutsche Wirtschaft von großer Be- nun erst einmal vom Tisch“, so Lemcke. WTO-Pharmaabkommens. Damit könnte der deutung ist darüber hinaus die ambitionierte Welthandel mit Gesundheitsprodukten ohne klima- und umweltpolitische Agenda der EU. Nicht zuletzt sollte die deutsche EU-Rats- Zölle und weitere Hemmnisse gesichert Die Brüsseler DIHK-Klima- und Umweltex- präsidentschaft dazu beitragen, dass es in werden. perten setzen sich daher – in enger Abstim- Folge der Corona-Krise nicht zu Verwerfun- „Protektionismus ist nie die richtige Ant- mung mit den IHKs – über ihre Stellungnah- gen im Welthandel und einer Abschottung wort“, sagt Freya Lemcke. „Aber insbesondere men und Ideenpapiere dafür ein, dass aus der Märkte kommt. Denn die globale Auf- in Krisenzeiten müssen wir uns dafür einset- dem sogenannten Green Deal tatsächlich rechterhaltung der Wertschöpfungsketten zen, dass der freie Welthandel nicht blockiert die von der Politik versprochene Wachs- und weitere Öffnung der Märkte ist für die wird. Die EU wird im internationalen Wettbe- tumsstrategie für die Betriebe wird. „Dazu hoch internationalisierten deutschen Unter- werb nur mithalten können, wenn sie zusam- bedarf es viel Überzeugungsarbeit in Brüs- nehmen von großer Bedeutung. Schließlich mensteht und mit einer Stimme spricht.“ Auf sel“, sagt Freya Lemcke. Die deutsche Rats- hängt jeder vierte Arbeitsplatz in Deutsch- Deutschland und seine Ratspräsidentschaft präsidentschaft müsse nun Maßnahmen in land am Export, in der Industrie sogar jeder kommt eine schwierige Aufgabe zu. ■ Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft – welche Themen sind gesetzt? Die Corona-Pandemie wird die Agenda der deutschen Rats- Fischereiquoten: Die EU-Fangquoten für 2021 müssen verhandelt präsidentschaft 2020 entscheidend prägen. Die Eindämmung werden. Durch die coronabedingten Ausfälle und geringen Quoten des Virus und die Wiedereröffnung des öffentlichen Lebens in 2020 werden die Mitgliedstaaten großzügigere Quoten fordern. sowie der Wirtschaft haben politischen Vorrang. Darüber hinaus zeichnen sich folgende Themenschwerpunkte ab: Green Deal: Der von der EU-Kommission vorgeschlagene Green Deal und viele seiner Komponenten bleibt auf der Tagesordnung; Mehrjähriger Finanzrahmen 2021-2027: Das aktuelle Langzeit- auch die Erholung der Wirtschaft soll gemäß der Prinzipien des budget der EU läuft Ende 2020 aus. Um ab Januar 2021 normal Green Deals gestaltet werden. haushalten und agieren zu können, müssen der neue Finanzrahmen und seine Implementierung während des deutschen Ratsvorsitzes Digitalstrategie: Der Ausbau der digitalen Kapazitäten der EU soll unter Dach und Fach gebracht werden. einhergehen mit einer neuen europäischen Datenstrategie. Dazu zählt die EU auch die optimale Nutzung des Potenzials digitaler Beziehungen zum UK: Die vereinbarte Übergangsfrist nach dem Daten und die Entwicklung und Nutzung künstlicher Intelligenz. Brexit läuft nur bis Ende Dezember. Wird bis dahin kein neues Ab- kommen angenommen, droht das No-Deal-Szenario. Quelle: Mathias Dubbert, DIHK e.V. STANDORTPOLITIK Informationen zu Gewerbeobjekten und -flächen Sie sind auf der Suche nach einem geeigneten Standort, einer Gewerbeimmobilie oder haben Fragen zu diesem Thema? Die IHK Aschaffenburg steht Ihnen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung! Nutzen Sie auch die modernen Instrumente der IHK für Ihre Suche. • Gewerbeflächendatenbank der IHK unter: www.gewerbeflaechen-untermain.de • Gewerbeimmobilienbörse Bayern unter: standortportal.bayern Weitere Infos: Heike Dang, Telefon 06021 880-137, E-Mail: dang@aschaffenburg.ihk.de www.aschaffenburg.ihk.de, Dokument-Nr. 3176476 14 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
Im FOKUS Kernforderungen der IHK-Organisation zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft Erholung der Wirtschaft in den Mittelpunkt Wir kümmern rücken! Neben der Eindämmung der Pandemie müssen die Aktivitäten konsequent auf ein Ziel uns um Ihre IT ausgerichtet werden: die Unterstützung von Wachstum und Investitionen. Das heißt insbeson- dere: • Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) zukunftsge- richtet gestalten! Die EU braucht jetzt eine möglichst schnelle Einigung auf einen tragfähigen MFR, der ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Das Vorziehen von wirtschaftsfördernden Projekten auf die ersten zwei bis drei Jahre des Siebenjahres- Zeitraums beschleunigt das Herauswachsen aus der Krise. • Liquidität für Unternehmen sichern! EU-Finan- zierung von Hilfsprogrammen sollte kombiniert werden mit neuen Rahmenbedingungen, die Mit- gliedstaaten schnelle und effektive Unterstüt- zungsmaßnahmen erlauben. Die Hilfe – auch neue Maßnahmen für die Recovery – muss schnell und verlässlich bei den Unternehmen ankommen. • EU-Binnenmarkt schützen! Zur Aufrechterhaltung der Wertschöpfungsketten und dem Funktionieren der Wirtschaft muss der freie Verkehr aller Waren, Dienstleistungen und Arbeitskräfte gewährleistet sein. Bestehende Hürden müssen weiter abgebaut werden. • Europäischen Green-Deal zur Wachstumsstrate- gie machen! Der Green Deal muss so nachjustiert werden, dass er ein ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Wachstum ermöglicht. Zusätzliche fi- nanzielle Belastungen für die Betriebe sollten nun vermieden, stattdessen Forschung und Entwicklung zur ökologischen Nachhaltigkeit unterstützt wer- den. • No-Deal-Szenario mit UK vermeiden! Wichtig ist, Farbe hat fünf Buchstaben die Integrität des europäischen Binnenmarkts zu schützen und Planungssicherheit sowie ein Level Playing Field in den Handelsbeziehungen zu schaf- SCHMITT & ORSCHLER GmbH & Co. fen. Dafür notwendig: Die Verlängerung der Ende Farben und Heimtex KG 2020 ablaufenden Übergangsfrist um zwei Jahre. Daimlerstraße 7 63741 Aschaffenburg • Protektionismus entgegenwirken, Liberalisierungs- impulse setzen! Priorität haben sollten hier die Ra- Telefon: 06021 491-0 tifizierung des EU-Mercosur-Abkommens vor Ende Telefax: 06021 491-1140 2020 sowie neue Initiativen zur Liberalisierung von E-Mail: info@sundo.de Pharma- und Medizinprodukten. www.sundo.de Quelle: Mathias Dubbert, DIHK e.V. Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 15
Auch im Homeoffice ist die Kommunikation zu Kollegen und Vorgesetzten wichtig, dafür können viele verschiedene Tools zu Einsatz kommen. Foto: ©Picture-Alliance/dpa/ Sebastion Gollnow Nützliche Tools Arbeiten im Homeoffice Es muss nicht immer E-Mail sein: Spezielle nagement-Programme wie Trello, Asana oder eigenen Server besser geschützt sind als die Kommunikationstools erlauben den Taiga.io. So lassen sich Abhängigkeiten dar- Infrastruktur der Anbieter. Die Praxis zeigt: Informations- und Wissensaustausch über stellen und der Stand der Projekte abbilden. Das ist keinesfalls immer der Fall. die Bürogrenzen hinweg. Dadurch fällt es allen Beteiligten leichter, zu kontrollieren, ob man gut im Zeitplan liegt Bei den meisten Tools fürs Homeoffice gibt Gerade, wenn man sich nicht mehr persönlich und wo Probleme auftauchen können. Doku- es eine kostenfreie Version. Diese funktioniert sieht, ist die Kommunikation mit den Mit- mente, mit denen mehrere Mitarbeiter arbei- allerdings nur mit Einschränkungen, etwa bei arbeitern und Kollegen wichtig. Schließlich ten müssen, sollten bei Cloud-Dienstleistern der Zahl der möglichen Nutzer, des maximalen müssen die Teams Bescheid wissen, wie der wie Dropbox oder Google Drive gespeichert Datenvolumens oder der vorhandenen Fea- aktuelle Stand in den gemeinsamen Projek- werden. Dann können alle Kollegen immer tures. Gerade kleinere und mittelständische ten ist. Für die innerbetriebliche Kommuni- auf den aktuellen Stand der Dokumente zu- Unternehmen können mit kostenlosen Ver- kation und ein effizientes „Remote-Projekt- rückgreifen – und es kursieren nicht mehrere sionen erste Schritte unternehmen und dann management“ gibt es zahlreiche nützliche verschiedene Versionen gleichzeitig durch das auf der Basis dieser Erfahrung entscheiden, Software. Nicht immer ist E-Mail das Mittel Unternehmen. ob die Lösung den Anwendungsbedarf erfüllt der Wahl. Die Kommunikation über spezielle und sie auf eine kostenpflichtige Version up- Chat-Programme wie Slack, Microsoft Teams Ein wichtiges Auswahlkriterium, welches graden. Die Umstellung auf die Bezahlversion oder Google Hangouts kann, wenn sie richtig der Tools eingesetzt werden soll und kann, ist jederzeit möglich. Je nach Programm fällt eingesetzt wird, schneller sein und zudem für stellt der Daten- und Informationsschutz für das Unternehmen pro Nutzer oder Team mehr Übersicht sorgen – zumal weil sich dort dar. Nicht alle cloudbasierten Anwendungen jährlich eine zwei- bis dreistellige Summe an. für die verschiedenen Abteilungen und Teams arbeiten auf einem Niveau, das Rechtssi- Dabei haben die Firmen in der Regel die Wahl des Unternehmens jeweils eigene Chat-Grup- cherheit und DSGVO-Konformität verspricht. zwischen einem Monats- und einem Jahres- pen einrichten lassen. Vor diesem Hintergrund ermöglichen einige abonnement. Sich für ein Jahr zu binden, ist der Open-Source-Lösungen den Betrieb auf finanziell meist günstiger. Dafür sind die Un- Um bei gemeinsamen Projekten den Über- kundeneigenen Servern. Die Crux dabei: Die ternehmen weniger flexibel, wenn sie irgend- blick zu behalten, gibt es spezielle Projektma- Geschäftsführung muss entscheiden, ob die wann doch noch wechseln wollen. ■ 16 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
Im FOKUS Corona-Krise bietet einmalige Chance Etablierung von Arbeitszeit- modellen und Arbeitsprozessen Interview mit Kirsten Frohnert, Projektleiterin des Netzwerkbüros „Erfolgsfaktor Familie“ Noch nie haben so viele Deutsche im Homeoffice gearbeitet. Welche Erfahrun- Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ gen spiegeln Ihnen Ihre Mitglieder? Unternehmen, die schon frühzeitig eine fa- Das Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“ ist die zentrale Plattform zum milien- und lebensphasenorientierte Per- Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Mit ihm setzt sich das Bundesfamilienmi- sonalpolitik – auch mit Blick auf den Fach- nisterium zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (DIHK, BDA, kräftemangel – umgesetzt haben, profitieren ZDH) und dem DGB seit 2007 dafür ein, Familienfreundlichkeit zu einem Markenzei- jetzt ganz besonders. Für sie sind flexible Ar- chen der deutschen Wirtschaft zu machen. Das Programm bietet Erfolgsbeispiele und beitszeiten und -orte selbstverständlich. Sie Erfahrungsberichte von Unternehmen, die mit innovativen Maßnahmen eine familien- haben schon länger mit der in Deutschland bewusste Personalpolitik praktizieren. Darüber hinaus stehen in einer Wissensplattform noch vorherrschenden starken Präsenzkultur Studien und Ratgeber zu Themen wie Arbeitszeitgestaltung, familienbewusstes Führen gebrochen. Das zahlt sich jetzt aus. und Personalmarketing zur Verfügung. Das Netzwerk hat aktuell 7582 Mitglieder, zwei Drittel sind kleine und mittlere Unternehmen und Organisationen bis 250 Mitarbeiter. Was sind die größten Herausforderungen, Zuletzt gab es einen starken Zulauf von Firmen aus dem Gesundheitswesen. vor allem für die Unternehmen, die noch nicht viel oder gar keine Erfahrung mit Tipps für die partnerschaftliche Vereinbarkeit in der Krise unter: bit.ly/2x2t6tj Homeoffice haben? Der Fortschrittsindex ermöglicht Unternehmen, ihre Familienfreundlichkeit Drei Themen treiben die Unternehmen ganz mit Unternehmen ähnlicher Größe und derselben Branche zu vergleichen: besonders um: Kommunikation und Führung, fortschrittsindex.erfolgsfaktor-familie.de arbeitsrechtliche Fragen sowie der Daten- schutz. Wie hilft das Netzwerk „Erfolgsfaktor Nicht alle Mitarbeiter sind im Homeoffice Wie können Unternehmer die Belegschaft Familie“ in dieser für die Wirtschaft voll ausgelastet. Könnte man die Zeit für jetzt so im Homeoffice managen, dass schwierigen Zeit? Weiterbildung nutzen? beide Seiten zufrieden sind? Auf unserer Website geben wir spezielle Tipps Die IHKs bieten ihren Mitgliedern zahlreiche Es ist unerlässlich, sehr regelmäßig, mindes- rund um „Vereinbarkeit und Corona“. Wir bie- Webinare an, an denen man jetzt teilnehmen tens zweimal die Woche, zu kommunizieren, ten auch viele Webinare an, zum Beispiel zu könnte. Eine besondere Herausforderung für um Geschäftliches zu besprechen. Manche Fragen zum mobilen Arbeiten. Normaler- die Kammern besteht jetzt allerdings auch Chefs machen das sogar täglich, meist gleich weise halten wir gemeinsam mit den IHKs darin, niedrigschwellige Angebote zu machen, am Morgen. Aber auch die informelle Kom- in ihren Regionen circa 80 Veranstaltungen weil nicht jeder Mitarbeiter gewohnt ist, allein munikation darf nicht zu kurz kommen. Wer jährlich ab. zu lernen. Darauf muss man sich einstellen. allein am Küchentisch arbeitet, dem fehlen die sozialen Kontakte ganz besonders. Es ist Wenn Mitarbeiter schulpflichtige Kinder In der Krise werden viele Erkenntnisse zudem wichtig, der Belegschaft ein klares Re- haben, sind sie in dieser Krise ganz gewonnen. Werden diese auch später gelwerk an die Hand zu geben: Was erwartet besonders gefordert und oftmals Bestand haben? der Arbeitgeber, was nicht? Wie muss die Ar- überfordert. Viele Unternehmen durchlaufen jetzt einen beitszeit erfasst werden? Es ist wichtig, dass die Führungskräfte ihr Crashkurs in Digitalisierung. Die Präsenz- Erwartungsmanagement an diese Situati- kultur wird nicht mehr so präsent sein. Die Eine Krise bietet auch die Chance on anpassen. Qualität und Geschwindigkeit Corona-Krise bietet die einmalige Chance, in- für unkonventionelle Lösungen... können nicht immer in gewohnter Form novative Arbeitszeitmodelle und Arbeitspro- Ja, auf jeden Fall. Eine innovative Idee wäre, erbracht werden. Mir haben Arbeitgeber zesse zu etablieren ebenso wie neue Konzepte wenn zwei Arbeitgeber betriebsübergreifend gesagt, dass es ihnen lieber sei, wenn ein für partnerschaftliche Aufgabenteilung. Ge- die Arbeitszeiten eines verheirateten Paares Mitarbeiter dann eben nur sechs Stun- nau das wünschen sich auch viele Paare und abstimmen, damit die Beiden sich besser um den arbeitet als gar nicht. Arbeitgeber und Familien. Nutzen wir die Gelegenheit! ■ die Kinder kümmern können. Das ist aufwän- Beschäftigte müssen sich darüber austau- dig, könnte aber vorteilhaft sein. schen. Es fragte: Eli Hamacher Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 17
Im FOKUS Homeoffice Neue Spielregeln Online-Live-Training und Checkliste Deutsch Was das Unternehmen für das Homeoffice • Der Arbeitgeber muss diese Geräte absichern, Business für den Beruf Sprachen zur Verfügung stellen muss. indem er die Mitarbeiter über IT-Sicherheits- risiken informiert sowie moderne Antiviren- SPEZIELL. SPE INDIVIDUELL Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer al- Software einsetzt. www.rosecollege-sprachs les zur Verfügung stellen, was dieser braucht, • Der Mitarbeiter sollte auf sichere Passwör- Praxisorientiertes um von zu Hause aus arbeiten zu können. ter für alle Benutzerkonten achten und auf Sprachtraining Das gilt auch, wenn es im Haushalt genügend privaten Geräten keine betrieblichen Daten Computer gibt. Das Unternehmen kann seine speichern, erst recht keine mit Personenbezug, Sprachreisen Mitarbeiter nicht dazu verpflichten, privates ohne dass dies explizit vom Datenschutzbe- Eigentum für die Arbeit zu nutzen. Das sollte auftragten geprüft und freigegeben ist. Interkulturelles im beiderseitigen Interesse auch deshalb ver- • Die Unternehmen müssen den Überblick Training mieden werden, weil sich Daten des Arbeitgebers behalten durch angemessene Ereignis- kaum jemals wieder vom Privatrechner entfer- protokollierung (Logging) und Auswertung nen lassen. der Einträge: Wer hat sich wann per VPN Technical (Virtual Private Network) eingeloggt? Ist ein English Ein wesentlicher Punkt ist der Schutz der Fir- Login mitten in der Nacht okay oder auffällig? mendaten vor unbefugten Zugriffen Dritter (Ha- • Je mehr auf VPN bzw. externe Einwahl cker). Gerade für kleinere und mittelständische gesetzt wird, desto wahrscheinlicher wird es, SPEZIELL.INDIVIDUELL. INDIVIDUELL. EFFEKTIV. SPEZIELL. Unternehmen, die meist nicht über eine professi- dass Benutzerkonten „gekapert” werden. Telefon 06021 58 42 333 EFFEKTIV. www.rosecollege-sprachschule.com onelle IT-Sicherheitsabteilung verfügen, gilt: un- ternehmensinterne Daten müssen bestmöglich Die IHKs informieren regelmäßig über geschützt werden, damit sie nicht in die Hände Datensicherheit und unterstützen zahlreiche von Cyberkriminellen fallen. Das Homeoffice ist Initiativen zur Aufklärung. insofern eine neuralgische Arbeitsumgebung, da die private Internetverbindung der Mitarbeiter Weniger Versicherungsschutz meistens schlechter gegen Hackerangriffe ge- schützt ist als die Leitung des Unternehmens. Im Homeoffice gelten beim Versicherungsschutz INDUSTRIE | GEWERBE | STAHL Daher ist es gerade bei Firmen oder Abteilungen ganz eigene Regeln. Wer dort etwas tut, was mit sensiblen Daten sinnvoll, wenn der Arbeit- nicht in direktem Zusammenhang mit seiner Ar- PLANUNG – PRODUKTION – MONTAGE geber jedem einzelnen Mitarbeiter einen VPN- beit steht, ist nicht gesetzlich unfallversichert. Zugang zur Verfügung stellt. Dadurch werden Einige Beispiele: die Daten verschlüsselt, sodass ein erfolgreicher • Wer sich im Homeoffice etwas zu essen oder Hacker-Angriff unwahrscheinlicher wird. Üb- zu trinken holt und dabei stürzt, rigens: Wünscht der Arbeitgeber die Arbeit aus ist nicht versichert. (Bundessozialgericht, dem Homeoffice, so trägt er auch die Risiken, Aktenzeichen B 2 U 5/15 R) die sich daraus ergeben. Arbeitet die Belegschaft • Im Büro ist der Weg zur Toilette gesetzlich also von zu Hause aus, so haftet der Arbeitgeber unfallversichert. Im Homeoffice gilt diese vollumfänglich für Schäden, die durch Hacker- Regel nicht. (Aktenzeichen: S 40 U 227/18) Angriffe entstehen. • Wer sein Kind auf dem Weg zur Arbeit in einer Kita absetzt, ist gesetzlich unfall- Daten gut schützen versichert. Wer dagegen auf dem Weg von der Kita zum Heimarbeitsplatz stürzt, Im Homeoffice kommen aktuell verstärkt private ist es laut Bundesozialgericht nicht. Geräte (eigene PC, WLAN-Heimnetz mit ande- (Aktenzeichen: B 2 U 19/18 R) WOLF SYSTEM GMBH ren Geräten) für die betriebliche Verwendung 94486 Osterhofen Tel. 09932 37-0 zum Einsatz. IT-Experte Martin Wundram, Verbraucherportal des GDV gbi@wolfsystem.de WWW.WOLFSYSTEM.DE Geschäftsführer der DigiTrace GmbH, gibt zu Versicherungen im Homeoffice: Tipps: bit.ly/3aOqBcB ■ 18 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
Im FOKUS Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 19
Die Umstellung auf Homeoffice verlangt allen Beteiligten viel ab. Die Mitarbeiter sind nicht nur als Angestellte ihrer Firmen gefordert, sondern oft auch als Aushilfs- lehrer für ihre Kinder. Foto: Getty-Images/Morsa Images/ Avel Mitja Varela Deutsche Wirtschaft ins künstliche Koma versetzt Das Homeoffice-Experiment Eli Hamacher bis zu 50 Prozent der Kosten für die Beratung durch ein vom Ministerium autorisiertes Un- Von heute auf morgen hat die Bundesregierung die deutsche Wirtschaft ternehmen. Durch eine sehr kurzfristige Be- ins künstliche Koma versetzt. Millionen Menschen wurden ins Homeoffice geschickt. willigung der Mittel soll auch beim Einrichten Die Corona-Pandemie bietet aber auch Chancen, etwa bei der Digitalisierung der mobilen Arbeitsplätze geholfen werden. der Arbeitswelt. Kopfzerbrechen bereitet die Hauruck-Umstel- Die Umstellung verlangt allen Beteiligten und gesicherte Leitungen. Viele Unterneh- lung vor allem auch Datenschützern. Denn viel ab. Die Mitarbeiter sind nicht nur als An- mer, die gleichzeitig mit flexiblen Arbeitszeit- viele Mitarbeiter arbeiten mit ihrer eigenen gestellte ihrer Firmen gefordert, sondern oft modellen familienfreundliche Strukturen Hardware für das Büro – ohne Firewall, ohne auch als Aushilfslehrer für ihre Kinder. Die etabliert haben, profitieren jetzt zudem Virenschutz. Gleichzeitig boomt E-Com- Unternehmer müssen sich gleichzeitig um von einem großen Zusammenhalt ihrer merce, allen voran der Kauf von Baumateri- technische Ausstattung, Datenschutz, Kom- Teams. al, Gartenbedarf, Spielwaren und Kosmetik. munikation zwischen Chef und Mitarbeitern, Für Cyberkriminelle sei das Coronavirus wie Kontrolle der Arbeitszeit und Versicherungs- Auf der anderen Seite tun sich viele Home- vorgezogene Weihnachten, warnen Experten. schutz kümmern. office-Newcomer schwer. Das fängt bei Schon vor der Krise hatten die Cyberattacken der Technik an: Schwache Datenleitungen, stark zugenommen. Laut Bitkom, dem Bran- Wer frühzeitig, wie etwa viele Software- fehlende Rechner und mangelnde Arbeits- chenverband der deutschen Informations- entwickler, Strukturen für mobiles Arbeiten speicher stellen die Unternehmer vor große und Telekommunikationsbranche, waren im geschaffen und erprobt hat, hat den Umzug Aufgaben. Diese Zielgruppe hat das Bundes- Jahr 2019 rund 75 Prozent der befragten ins Homeoffice oft reibungslos gemeistert. wirtschaftsministerium im Blick. Das BMWi Unternehmen von Datendiebstahl, Industrie- Schon vor der Krise hatten die Mitarbeiter erstattet mit seinem Förderprogramm „go- spionage oder Sabotage betroffen, zwei Jahre zu Hause Notebooks ihres Arbeitgebers – digital“ kleinen und mittleren Unternehmen früher waren es erst 53 Prozent. 20 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
Im FOKUS Der Digitalisierung, da sind sich viele Unter- die digitale Technologien grundsätzlich bieten Was vielen fehlt, ist die soziale Nähe. Das fin- nehmer und Experten einig, werde die Krise – im Kampf gegen das Virus wie auch in der den selbst die Mitarbeiter in jungen, sehr tech- einen enormen Schub bringen. Was bis vor Reduzierung des Berufsverkehrs und verkehrs- nikorientierten Start-up-Firmen, die mobiles kurzem unmöglich erschien, funktioniert jetzt bedingter Emissionen“, sagt Bitkom-Präsident Arbeiten als selbstverständlich empfinden. schon ganz gut und immer besser. „Dass mo- Achim Berg. Bei einer Umfrage von Dmexco, Gleichzeitig fällt vielen Chefs, die es gewohnt biles Arbeiten und mobiles Lernen zu Stan- der größten Kongressmesse für die Digitale sind, ihre Belegschaft um sich zu haben, vir- dards werden könnten, schien bislang un- Industrie in Europa, geht das Gros der Befrag- tuelle Führung schwer. Umso wichtiger, dass denkbar. Jetzt aber werden wie unter einem ten (85 Prozent) davon aus, dass das Homeof- man in Kontakt bleibt. Und sich gemeinsam Brennglas die immensen Potenziale sichtbar, fice künftig deutlich stärker akzeptiert werde. den Herausforderungen stellt. ■ IHK Aschaffenburg begrüßt Lockerungen im Bayern-Plan Endlich Perspektive für Gastronomie und Hotels ASCHAFFENBURG. Die IHK Aschaffenburg unterstützt den Fahrplan der Staatsregie- selbstständige und Kleinstunternehmen rung für weitere Lockerungen. „Der Handel ist jetzt frei von Flächenbeschränkungen bis zu 10 Mitarbeitern sind eine äußerst und endlich haben auch unsere Gastronomen und Hoteliers am Bayerischen Untermain wichtige Ergänzung der Soforthilfe-Zu- die erforderliche Perspektive“, erklärt Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der schüsse und der bundesweiten KfW-Schnell- IHK Aschaffenburg. „Viel zu lange wusste die Branche nicht, wann wieder Gäste kredite, die auf Unternehmen mit mehr als kommen dürfen. Der stufenweise Start ist ein wichtiger Schritt in Richtung Normali- 10 Mitarbeitern beschränkt sind. 80 Prozent sierung, wenn auch unter Einschränkungen. Hauptsache ist, dass die Betriebe erstmals der Unternehmen in Bayern haben weniger nach Wochen wieder Umsatz machen können.“ als zehn Mitarbeiter. Selbst nach der Öffnung müssen wir davon ausgehen, dass viele dieser Von den Lockerungen profitieren am Bayeri- Die bayerische Wirtschaft fordert dringend Betriebe ihr altes Umsatzniveau nicht gleich schen Untermain knapp 1.600 Unternehmen für weitere Branchen einen ähnlichen Stu- wieder erreichen werden. Eine rasche und im Gastgewerbe und rund 8.000 Mitgliedsun- fen-Plan. „Im Event- und Cateringbereich, ergebnisorientierte Umsetzung des neuen ternehmen im Handel. im Messe- und Veranstaltungsgeschäft sowie LfA-Programms ist essenziell, um möglichst in der Freizeit- und Touristikwirtschaft fehlt vielen dieser Betriebe eine Brücke in die Dr. Freundt betont, dass die Gastronomen derzeit jegliche Perspektive. Für zahlreiche Nach-Corona-Zeit zu bauen“, sagt BIHK-Prä- und Hoteliers, wie bereits zuvor der Handel, Mitarbeiter und Unternehmer wird diese Krise sident Sasse. Die LfA-Schnellkredite haben die von der Staatsregierung vorgeschriebe- immer existenzbedrohender“, warnt Eberhard eine Haftungsfreistellung zu 100 Prozent, so nen Abstands- und Hygieneregeln einhal- Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- dass die zuständigen Hausbanken das Darle- ten und äußerst verantwortungsvoll mit und Handelskammertags (BIHK). hen ohne umfassende Kreditprüfung ausbe- den Lockerungen umgehen werden. „Wir zahlen können. appellieren daher auch an die Kommunen, Als wichtige Hilfsmaßnahme für betroffe- bei den Regeln für die Außengastronomie ne Unternehmen begrüßt die bayerische Der BIHK setzt sich auch dafür ein, bei der Kulanz zu zeigen“, sagt der IHK-Hauptge- Wirtschaft das LfA-Programm für Schnell- bayerischen Soforthilfe zügig zum Abschluss schäftsführer. kredite. „Die LfA-Schnellkredite für Solo- aller Antragsverfahren zu kommen. ■ Bis Ende 2020 haben wir wieder viele tolle Neukunden Aktionen!!! Pappelweg 8 Wie zb. 20% auf die erste 63741 Aschaffenburg UVV/FEM 4.004 Prüfung 06021/80013 www.englert-foerdersysteme.de Mai/Juni 2020 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 21
Im FOKUS Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der neun bayerischen IHKs diskutierten in einer hybriden Sitzung über die Schicksalsfrage - die Strategie, mit der Bayerns Wirtschaft schnell aus der Krise kommt. Foto: BIHK BIHK-Vollversammlung Tempo, Mut und Zuversicht BIHK-Vollversammlung diskutiert mit Staatsminister Aiwanger Schicksalsfrage: Wie Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, 38 Prozent schnell kommt Bayerns Wirtschaft aus der Krise? Austausch zum aktuellen Stand der der Firmen wollten Personal entlassen. Laut Coronalage - das war sachlich formuliert, aber noch nie hatte eine BIHK-Vollversamm- einer Umfrage der IHK Würzburg-Schwein- lung ein so brisantes Thema auf der Agenda. Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer furt droht dort fast jedem zweiten Unterneh- der neun bayerischen IHKs diskutierten am 7. Mai in einer hybriden Sitzung über die men die Insolvenz. Schicksalsfrage - die Strategie, mit der Bayerns Wirtschaft schnell aus der Krise kommt. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwan- sen in ihrer Vielfalt erhalten bleiben. Dafür sei IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, sagte, ger hatte seine Teilnahme fest zugesagt, wo- jedes Mittel und jede Hilfe recht. „Wir müssen die Coronakrise habe chronische Schwächen mit er die Bedeutung des guten Teamworks improvisieren, flexibel sein. Da müssen wir des Standorts bloßgelegt. „Homeschooling von Staatsregierung und IHKs unterstrich. Die jetzt einfach durch“, betonte Sasse. und Homeoffice funktionieren eben nur dann Veranstaltung war zugleich Ausdruck dessen, flächendeckend, wenn die Breitband-Versor- was ihre Teilnehmer forderten: die Rückkehr gung das auch hergibt“, stellte Helmes fest. zur Normalität. Schlüsselbranchen mit Vorerkrankung Eindruck staatlicher Willkür Verlust von 1 Milliarde am Tag In der Analyse war sich Aiwanger mit den IHK-Spitzen einig. Demnach hat die Corona- Friedbert Eder, Präsident der IHK Aschaf- Aiwanger rechnete vor, wie dringlich das ist. krise Bayerns Wirtschaft auch deshalb schwer fenburg, klagte, „der Flickenteppich“ der Jeder weitere Tag des Stillstands koste die getroffen, weil Schlüsselbranchen unter Vor- Corona-Regeln sorge für Verwirrung. Wenn bayerische Wirtschaft eine Milliarde Euro. Je- erkrankungen litten. Der Handelskonflikt zwi- bayerische Baumärkte geschlossen, wenige der zusätzliche Tag des Lockdowns mache es schen USA und China hatte Bayerns Maschi- Kilometer weiter in Hessen aber Baumärkte schwieriger, die Wirtschaft und Lieferketten nenbau und Autoindustrie schon vor Corona geöffnet seien, entstehe der Eindruck staat- wieder hochzufahren. „Aus zwei Millionen ins Trudeln gebracht. licher Willkür. Das sei betroffenen Unterneh- Menschen in Kurzarbeit in Bayern dürfen kei- men schwer zu vermitteln. ne Arbeitslosen werden“, erklärte Aiwanger. Derzeit, berichtete Friedrich Herdan, Prä- BIHK-Präsident Eberhard Sasse sagte, das sident der IHK zu Coburg, befinde sich die Aiwanger wertete auch die Lageberichte aus wichtigste Ziel laute, der deutsche Mittel- Industrie in seiner Region im freien Fall. Er den IHKs grundsätzlich als Bestätigung der stand und seine Familienunternehmen müs- nannte alarmierende Zahlen. 40 Prozent der bayerischen Krisenstrategie, schnell sehr viel 22 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN Mai/Juni 2020
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