Wirtschaft - IHK Aschaffenburg

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Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
Wirtschaft
                                                                                                      Mai/Juni 2020

  Bayerischen Untermain
             am
                                                                                           www.aschaffenburg.ihk.de

Im Fokus
Corona und
die Wirtschaft

Kreativ in der Krise

Wirtschaftsweiser
zum Corona-Schock

Homeoffice-Experiment

Die aktuelle Ausgabe der „Wirtschaft am Bayerischen Untermain“ ab 28. Mai 2020 unter www.aschaffenburg.ihk.de.

                 Industrie- und Handelskammer
                 Aschaffenburg
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
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Vermittelt wird CrefoEVA durch den Verband der Vereine Creditreform e. V. Der Verband der
Vereine Creditreform e. V. besitzt die Erlaubnis als Versicherungsvertreter mit Erlaubnisbefreiung
nach § 34d Abs. 6 GewO (produktakzessorisch). Diese Erlaubnis wurde erteilt durch die zuständige
Aufsichtsbehörde, die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, Nordwall 39, 47798
Krefeld, unter der Registrierungs-Nr. D-Z42F-0FY1G-19. Die Registrierungs-Nr. wird geführt bei
dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, Breite Straße 29, 10187 Berlin.
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
EDITORIAL

    SARS-CoV-2
    Das Virus und die Wirtschaft
                               Nach rund drei Monaten mit dem Corona-          ativen zur Stärkung der Wirtschaft am Bayerischen
                               Virus wird der Ausnahmezustand zur neuen        Untermain.
                               Normalität. Wir lernen von Tag zu Tag, bes-
                               ser mit der Krise, die unsere Welt auf den      Wir machen uns ebenfalls für unsere Unternehmen
                               Kopf gestellt hat, umzugehen. Angesichts        stark und sind auch in der Krise ein verlässlicher
                               einer weltweiten Wirtschaftskrise fällt es      und kompetenter Partner. In Zeiten von Kontakt-
                               nicht leicht, Optimismus, Mut und Zuver-        beschränkungen und Mindestabstand liegt unser
                               sicht zu bewahren.                              Schwerpunkt auf der telefonischen Beratung zu So-
                                                                               forthilfen, Kurzarbeit, Prüfungen, Infektionsschutz,
                               Die Unternehmen am Bayerischen Unter-           Betriebsuntersagungen und vielem mehr. Die Mit-
                               main sind sich ihrer Verantwortung bewusst      arbeiter der IHK-Corona-Hotline nahmen zu Beginn
                               und verkörpern Unternehmertum im besten         der Krise bis zu 200 Anrufe täglich entgegen.
                               Sinne: Viele Händler, Hoteliers, Gastrono-
                               men und Kreativschaffende stecken nicht         Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen:
                               den Kopf in den Sand, sondern sie unterneh-     Am besten geht es gemeinsam durch die Krise! ■
                               men etwas, entdecken Chancen und entwi-
                               ckeln neue Geschäftsideen, um die Krise zu
                               überstehen.

                       Auf unserer Internetseite und in diesem Heft prä-
                       sentieren wir inspirierende Beispiele, die Mut ma-
                       chen. Da gibt es unter anderen den Messebauer, der
                       nun Schutzvisiere fertigt, oder Hotels, die ihre Zim-
                       mer als Home-Office anbieten. Zahlreiche digitale       Friedbert Eder
                       Plattformen präsentieren kreative Ideen und Initi-      Präsident IHK Aschaffenburg

Mai/Juni 2020   WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                              3
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
INHALT

                                                                               Die Abstan
                                                                               von minde
                                                                               1,5 Mete
                                                                                bis au f W
                                                                                          r
                                                                                            dsregelung
                                                                                            st

                                                                                            e
                                                                                             g

                                                                                 Titelfoto: de
                                                                                               ens
                                                                                               il
                                                                                              it e
                                                                                                  t
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                                                                                                        adobe.com
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                                                                                                               k.
                                                                                                                           !               PR-Beilagen, PR-Anzeigen und
                                                                                                                                           Advertorial-Strecken geben
                                                                                                                                           nicht unbedingt die Meinung der
                                                                                                                                           IHK Aschaffenburg wieder.

      EDITORIAL                                                                                                            Homeoffice
      SARS-CoV-2                                                                                                           Neue Spielregeln und Checkliste ..................................................18
      Das Virus und die Wirtschaft ......................................................... 3
                                                                                                                           Deutsche Wirtschaft ins künstliche Koma versetzt
                                                                                                                           Das Homeoffice-Experiment ..........................................................20
      In KÜRZE...........................................................................................6
                                                                                                                           IHK Aschaffenburg begrüßt Lockerungen im Bayern-Plan
      Im FOKUS
                                                                                                                           Endlich Perspektive für Gastronomie und Hotels ................... 21

                                                                                                                           BIHK-Vollversammlung
                                                                                                                           Tempo, Mut und Zuversicht ...........................................................22

                                                                                                                           Unsere IHK
                                                                                                                           Wechsel im IHK-Präsidium
                                                                                       #gemeinsamstark                     Frank Schlottke Nachfolger
                                                                                       Kreativ                             von Vizepräsident Albert Franz .....................................................26
                                                                                       in der Krise ........8
                                                                                                                           IHK ecoFinder
                                                                                                                           Neue Onlinedatenbank für Unternehmen
      Corona-Schock
                                                                                                                           der Umwelt- und Energiebranche ................................................26
      So kann eine noch schlimmere Krise abgewendet werden
      ............................................................................................................... 10   Veröffentlichung/Amtliche Bekanntmachung
      EU-Ratspräsidentschaft                                                                                               Änderung des Gebührentarifs der IHK........................................27
      „Protektionismus ist nie die richtige Antwort” .................... 12
                                                                                                                           Unsere WIRTSCHAFTSREGION .......................................28
      Nützliche Tools
      Arbeiten im Homeoffice ............................................................... 16
                                                                                                                           Unser SERVICE
      Corona-Krise bietet einmalige Chance
      Etablierung von Arbeitszeitmodellen                                                                                  Wissenswertes für die unternehmerische Praxis, Weiterbildungs-
      und Arbeitsprozessen ..................................................................... 17                        kalender, Buchtipps und weitere Informationen ..............................35

                                                                                                                                     facebook.com/ihkaschaffenburg

Mai/Juni 2020                      WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                                                                         5
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
In KÜRZE

                                                                             Corona-Pandemie

        Dipl.-Betriebswirt (FH)
                                                                        In eigener Sache:
             Michael Wangler
            Rechtsanwalt und
    Fachanwalt für Arbeitsrecht
    Fachanwalt für Steuerrecht
                                                                             Die nächste IHK-Zeitschrift
                                                                                    "Wirtschaft am
                                                                           Bayerischen Untermain"erscheint
                                                                            als Doppelausgabe Juli/August
                                                                                     am 27. Juli.

                                                                           In dieser Ausgabe möchten wir Ihre
                                                                         Ideen und Aktionen in Zeiten der Krise
      ACHTUNG – NEUER                                                      präsentieren. Die Corona-Pandemie
▲

      BUSSGELDKATALOG IN KRAFT!                                              veranlasst unsere Unternehmen
                                                                             zu neuen, teils ungewöhnlichen
                                                                              Kooperationen. Einige Betriebe
      Bei einer innerörtlichen Geschwindigkeitsüber-                        haben ihre Produktion umgestellt,
      schreitung ab 21 km/h drohen neben einem Buß-                          um Schutzkleidung und Teile für
      geld von 80,00 Euro ein Fahrverbot von einem                        Beatmungsgeräte zu fertigen, andere
      Monat und 1 Punkt!                                                  wiederum unterstützen Kliniken und
                                                                         Pflegeeinrichtungen mit Sachspenden.
                                                                            Schicken Sie uns Ihre Geschichten
                                                                            an presse@aschaffenburg.ihk.de.
                                                                                Wir sind gespannt darauf!

                                                                        Damit Sie immer aktuell informiert sind
                                                                            lohnt sich der tägliche Blick auf
                                                                          www.aschaffenburg.ihk.de/corona.
                                                                          Hier bieten wir Ihnen ausführliche
                                                                             Informationen zu Soforthilfen,
                                                                        Betriebsuntersagungen, IHK-Prüfungen,
                                                                            Einschätzungen und Ausnahme-
    Emrich Wangler Blank          Emrich Wangler Blank
    Wendelbergstraße 4            Dr.-Birkner-Str. 2                       regelungen in Zeiten von Corona.
    63739 Aschaffenburg           97816 Lohr am Main
    Telefon 06021 – 44325-0       Telefon 09352 – 50045-0
    Telefax 06021 – 44325-11      Telefax 09352 – 50045-11
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6                                                            WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN      Mai/Juni 2020
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
In KÜRZE

Neues aus Berlin und Brüssel
EU lockert Export von persönlicher Schutzausrüstung
                                                                       Foto: velimir/stock.adobe.com   Schutzausrüstung aus Deutschland jedoch
                                                                                                       zunächst schlecht: Deutschland verhäng-
                                                                                                       te ein Exportverbot für Schutzausrüstung.
                                                                                                       Anschließend wurden Ausnahmen von
                                                                                                       dieser strengen Regelung gestattet. Unter
                                                                                                       bestimmten Bedingungen (zum Beispiel
                                                                                                       „Fürsorgepflicht von Unternehmen mit aus-
                                                                                                       ländischen Niederlassungen“) waren Aus-
                                                                                                       fuhren möglich.

                                                                                                       Eine weitere Lockerung gab es danach mit
                                                                                                       der sogenannten Ausfuhrgenehmigungs-
                                                                                                       pflicht der EU. Danach ist der Handel mit
                                                                                                       persönlicher Schutzausrüstung innerhalb
                                                                                                       des EU-Binnenmarktes nun wieder ohne
                                                                                                       Einschränkungen möglich. Lediglich der
                                                                                                       Export in Drittstaaten unterliegt einer Ge-
                                                                                                       nehmigungspflicht der EU. Und auch diese
                                                                                                       Genehmigungspflicht wurde nun weiter
                                                                                                       gelockert – und auf Masken, Brillen und
                                                                                                       Schutzkleidung reduziert. Ein wichtiges Si-
In der Corona-Pandemie steigt die weltweite    port von persönlichen Schutzausrüstungen                gnal für den freien Welthandel, denn viele
Nachfrage nach Schutzausrüstung wie Mas-       weltweit auf Platz zwei.                                Länder können persönliche Schutzausrüs-
ken rasant an. Für die deutsche Wirtschaft                                                             tung nicht selbst herstellen, benötigen sie
ist das eine große Chance – schließlich ste-   Mit Beginn der Corona-Pandemie standen                  aber dringend, um das Coronavirus zu be-
hen die deutschen Unternehmen beim Ex-         die Zeichen für Exporte von persönlicher                kämpfen.                                 ■

Industrie und Handelskammern                   eine gemeinsame Aufgabe aller Akteure auf               Berufsabschluss zu ermöglichen“, hebt der
(IHKs) geben Startschuss für                   Bundes- und Landesebene. „Ganz besonders                DIHK-Präsident hervor. Er verweist darauf,
                                               danke ich den Tausenden ehrenamtlichen                  dass im Sommer 2020 allein im IHK-Bereich
Sommer-Abschlussprüfungen
                                               Prüfern, ohne deren Einsatz Prüfungen in                bundesweit rund 200.000 angehende Fach-
in der Berufsausbildung                        der Beruflichen Bildung nicht möglich wären             kräfte geprüft werden.
                                               – das gilt in noch größerem Maß in diesen
Das Prüfungsgeschäft rollt bei den Indust-     schwierigen Zeiten“, so Schweitzer.                     Mit dem jetzigen Start wird vermieden, die
rie- und Handelskammern (IHKs) sowie den                                                               Abschlussprüfungen über das normale Ende
Handwerkskammern (HWKs) und den Hand-          Die Gesundheit aller Beteiligten hat bei der            des Ausbildungsjahres hinaus zu verschie-
werksinnungen wieder an. Zunächst starten      Umsetzung der Prüfungen höchste Priorität.              ben. „Viele Betriebe wie auch angehende
die mündlichen beziehungsweise praktischen     Unter Hochdruck arbeiten die Industrie- und             Fachkräfte haben bereits konkrete Pläne
Prüfungen. Die schriftlichen IHK-Prüfungen     Handelskammern daran, die Auflagen zu                   für die Zeit nach der Ausbildung und
in der Ausbildung werden bundeseinheitlich     Hygiene- und Sicherheitsvorschriften vor                hoffen, dass sich diese trotz der Corona-
Mitte Juni durchgeführt. Damit sollen alle     Ort einzuhalten. Das gilt für die praktischen           Pandemie verwirklichen lassen“, betont
Prüfungen bis zum Ende des Ausbildungsjah-     Prüfungen in Betrieben und Lehrwerkstätten              Schweitzer.
res am 31. Juli 2020 abgeschlossen sein.       genauso wie für die mündlichen und schrift-
                                               lichen Prüfungen, bei denen vor allem die Ab-           Auch in der beruflichen Weiterbildung läuft
„Wir wollen mit dieser Kraftanstrengung        standsregelungen eine wichtige Rolle spielen.           der Prüfungsbetrieb wieder an: Seit Mai lau-
unserer Verantwortung gerecht werden“                                                                  fen die mündlichen Prüfungen. Die schrift-
unterstreicht DIHK-Präsident Eric Schweit-     „Unser zentrales Ziel ist es, dem Abgangs-              lichen Weiterbildungsprüfungen starten im
zer. Die Durchführung der Prüfungen ist        jahrgang des Sommers 2020 einen regulären               Juni.                                     ■

Mai/Juni 2020          WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                       7
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
#gemeinsamstark
Kreativ in der Krise
In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihre Ideen und Aktionen in Zeiten
der Krise. Die Corona-Pandemie veranlasst unsere Unternehmen
zu neuen, teils ungewöhnlichen Kooperationen. Einige Betriebe haben
ihre Produktion umgestellt, um Schutzkleidung und Teile für Beatmungs-
geräte zu fertigen, andere wiederum unterstützen Kliniken und
Pflegeeinrichtungen mit Sachspenden.

Hinweis: Die IHK überprüft die in den Beispielen beschriebenen Angebote
weder auf ihren Inhalt noch auf ihre Richtigkeit. Eine Gewähr dafür wird
nicht übernommen. Der IHK geht es insbesondere nicht um die Bewerbung
von Angeboten.

                                                                                                   Weitere Informationen
                                                                                                   zu den einzelnen Aktionen
                                                                                                   und Unternehmen
                                                                                                   gibt es unter
                                                                                                   www.aschaffenburg.ihk.de/
                                                                                                   corona/gemeinsamstark
                                                                 Foto: fotomek - stock.adobe.com

Türgriffaufsatz gegen COVID 19
Das Faulbacher Unternehmen STF, vor Corona
ein reiner Lohnfertiger, hat erstmals Eigenprodukte
entwickelt und einen Türaufsatz sowie verschiedene
Desinfektionsspender entwickelt und auf den Markt
gebracht.

Restschnaps zu Reinigungsalkohol

Die Edelbrennerei Rothenbücher aus Schöllkrippen
sammelt angebrochene Schnapsflaschen und
brennt aus den Resten Reinigungsalkohol, den
sie kostenlos abgibt.

Atemmasken für Pflegekräfte
Das Aschaffenburger Unternehmen Bernhard Westarp                                           Schicken Sie uns
GmbH & Co. KG spendete 150.000 Atemmasken an                                               Ihre Geschichten gerne an:
8
Ärzte und Pflegekräfte.                                     WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN          Mai/Juni 2020
                                                                                           presse@aschaffenburg.ihk.de
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
Masken und Schutzkleidung
                                                Der Klingenberger Messtechnikhersteller WIKA spendete dem Landkreis
                                                Miltenberg mehr als 10.000 Atemschutzmasken und Schutzkleidung.

                                                Visiere statt Messebau
                                                Die Wenigumstädter Firma Werbetechnik Klein, die vor allem im Messebau
                                                und in der Veranstaltungstechnik tätig ist, fertigt nun Schutzvisiere für Klinik-
                                                und Pflegepersonal.

                                                Entspannungssysteme für Kliniken
                                                Die brainLight GmbH aus Goldbach verleiht kostenlos Entspannungssysteme
                                                an Kliniken und Pflegeeinrichtungen.

                                                Buena Distance Social Club
                                                Das Aschaffenburger Mode-Label DIRTS spendet von jedem verkauften T-Shirt
                                                der Buena Distance Social Club-Kollektion 6 Euro für den Verein Grenzenlos.

                                                Krisen-Beratung für Unternehmen
                                                Brich&Brich Management Consulting bietet Unternehmen in Not
                                                kostenfreie Beratung an.

                                                Roboterarm für Corona-Tests
                                                Die BoKa Automatisierung GmbH in Dorfprozelten hat einen Roboterarm
                                                für den kontaktlosen Corona-Test vom Auto aus entwickelt.

                                                Kochen für Helden im Klinikum
                                                Auberge-Inhaber und Küchenchef Ludger Helbig bedankte sich
                                                beim Personal der Corona-Stationen des Aschaffenburger Klinikums mit
                                                einem sardischen Nudelgericht.

                                                Akkus für Beatmungsgeräte
                                                Die Karlsteiner BMZ-Gruppe hat die Produktion von Akkus
                                                für Beatmungsgeräte hochgefahren.

                                                Kooperation für Mund- und Nasenmaske
                                           Die Unternehmen Dörr Luft-Technik aus Bürgstadt und Kuhn
                                           Maßkonfektion aus Schneeberg entwickelten gemeinsam
Mai/Juni 2020   WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN
                                           Mund-Nasenmasken mit Luftfiltern.                                                   9
Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
Hygienemaßnahmen sind
wichtig, um eine neue Epidemie-
Welle zu verhindern.
Foto: ©Maridav - stock.adobe.com

10                                 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN   Mai/Juni 2020
Im FOKUS

 Corona-Schock
 So kann eine noch schlimmere
 Krise abgewendet werden
 Prof. Volker Wieland                              und damit einer schärferen Rezession sowie        te Regelungen sind fehl am Platz: Es müsste
                                                   das Risiko einer langsameren Erholung mit         allen Unternehmen die Möglichkeit gegeben
 Quer durch die verschiedenen Branchen             vielen Unternehmensinsolvenzen aufgezeigt.        werden, unter entsprechenden Schutzmaß-
 sind die deutschen Unternehmen von der                                                              nahmen wieder zu öffnen – Großveranstal-
 Corona-Pandemie schwer getroffen.                 Mit der Verlängerung des Lockdowns sind wir       tungen ausgenommen. Gerade im produzie-
 Umfragen zur Geschäftslage und zum                nun schon im ersten Risikoszenario mit über       renden Gewerbe haben viele aus eigenem
 Ausblick sind auf historische Tiefststände        zehn Prozent Rückgang der Wirtschaftsleis-        Antrieb und zum Schutz der Beschäftigten die
 gefallen. Mehr als 750.000 Unternehmen            tung in den ersten beiden Quartalen dieses        Produktion gedrosselt oder ganz geschlossen.
 haben Kurzarbeit angemeldet, Hotels und           Jahres angekommen. Das zeigen auch die            Sie brauchen eine klare Perspektive, unter
 Restaurants mussten schließen, auf                Daten, die inzwischen vorliegen. Und es kann      welchen Bedingungen sie produzieren kön-
 Flughäfen sind ganze Terminals gesperrt,          noch schlimmer kommen. Denn Deutschland           nen. Es geht nicht nur darum, die Öffnung
 und Unternehmen wie Lufthansa verhan-             tut sich schwer damit, den richtigen Weg zu       zuzulassen, sondern die Verantwortlichen
 deln über Staatsbeteiligungen.                    finden, die Wirtschaft wieder hochzufahren,       und die Mitarbeiter darin zu bestärken, bei
                                                   ohne die Risiken eines erneuten Ausbruchs         angemessenen gesundheitlichen Vorkehrun-
 Wir durchleben schon jetzt den tiefsten Quar-     der Epidemie außer Acht zu lassen.                gen und sachlich vertretbaren Risiken ihrer
 talseinbruch – schärfer noch als im schlimms-                                                       Arbeit nachzugehen. Denn vielfach herrscht
 ten Quartal der globalen Finanzkrise, dem ers-    Das ist ein Problem, denn die Menschen müs-       die Angst.
 ten Quartal 2009. Und die Prognosen für den       sen ihre Lebensgrundlage erwirtschaften. Das
 Rückgang der Wirtschaftsleistung in 2020 ge-      betrifft alle, nicht nur Selbständige und Un-     Stattdessen scheinen sich Bund und Länder
 hen immer weiter ins Minus. Zum einen, weil       ternehmer. Worauf es jetzt ankommt, ist, dass     im Klein-Klein von vielen spezifischen Rege-
 der Lockdown verlängert wurde; zum anderen,       wir in Deutschland nicht noch in eine schlim-     lungen für einzelne Branchen und Lebens-
 weil sich unsere Handelspartner schlechter als    mere Entwicklung rutschen. Mit den Hilfspro-      bereiche zu verlieren. Dabei sind die Priori-
 erwartet entwickeln. Man ist kein Schwarzse-      grammen und Liquiditätshilfen ist die Fiskal-     tätensetzungen oft kaum nachzuvollziehen.
 her, wenn man von der schwersten Rezession        politik bereits an vorderster Front im Einsatz.   Während etwa in Dänemark, Neuseeland,
 der Nachkriegszeit spricht.                       Der Staat kann den Unternehmen zwar hel-          Island und Holland Kindergärten und Grund-
                                                   fen, eine gewisse Zeit finanziell zu überbrü-     schulen schnell wieder geöffnet wurden,
 Der Corona-Schock wirkt zunächst über die         cken. Aber er kann die fehlenden Güter und        kommen in Deutschland die Kinder und be-
 Angebotsseite, denn Betriebe wurden vom           Dienstleistungen nicht ersetzen. Bei anhal-       treuenden Eltern zuletzt. So haben in Hessen
 Staat oder freiwillig geschlossen, um die An-     tender Unsicherheit scheuen Unternehmen           bereits Anfang Mai die Massagesalons und
 steckungsgefahr zu reduzieren. Dabei wurden       Investitionsentscheidungen, Haushalte schie-      Tattoostudios aufgemacht. Also Orte, an de-
 wichtige Lieferketten gestört. Zusätzlich führt   ben ihre Käufe hinaus. Weitverbreitete Ängste     nen enger Körperkontakt Voraussetzung sein
 die soziale Distanzierung – ob vorgeschrieben     und langanhaltende Einschränkungen können         dürfte. Kindergärten und Grundschulen kom-
 oder aus eigener Vorsicht vorgenommen – zu        letztlich zu massiven Entlassungen und vie-       men deutlich später dran und werden nur sehr
 Nachfragerückgängen bei allen Dienstleistun-      len Insolvenzen führen. Nach dem Einbruch in      zurückhaltend geöffnet.
 gen mit engerem Kundenkontakt.                    diesem Jahr würde die Wirtschaftsleistung im
                                                   kommenden Jahr bestenfalls langsam wach-          Die Chancen der Mütter, ihren Beruf aus-
 Bereits am 22. März hatte der Sachverstän-        sen. Solch eine Entwicklung wäre fatal.           zuüben und Karriere zu machen, verdienen
 digenrat zur Begutachtung der gesamtwirt-                                                           mehr Priorität. Und die Bildung und soziale
 schaftlichen Entwicklung eine schwere Re-         Die Weichen werden jetzt gestellt. Es gilt, auf   Entwicklung unserer Kinder ist entscheidend
 zession diagnostiziert. Damals lagen noch         dem Weg heraus aus dem Lockdown weiter            für die Zukunft unserer Gesellschaft und ihren
 nicht einmal Umfragedaten vor. Angesichts         voranzukommen und die Wirtschaft hochzu-          wirtschaftlichen Erfolg.
 der hohen Unsicherheit haben wir mögliche         fahren, ohne die Risiken aus den Augen zu
 Entwicklungen in Form von drei sehr unter-        verlieren. Der Rückfall in eine neue Epidemie-    Prof. Volker Wieland ist Mitglied im Sach-
 schiedlichen Szenarien beschrieben. Neben         welle muss durch angemessene Sicherheits-         verständigenrat zur Begutachtung der ge-
 einem Basisszenario mit einem fünfwöchigen        vorkehrungen, umfangreiches Testen inklusive      samtwirtschaftlichen Entwicklung, um-
 Lockdown und einer schnellen Öffnung, ha-         Stichproben und smarte Trackingtechnologien       gangssprachlich die „fünf Wirtschaftsweisen“
 ben wir das Risiko eines längeren Lockdowns       vermieden werden. Kleinteilige, komplizier-       genannt.                                  ■

Mai/Juni 2020           WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                      11
Im FOKUS

EU-Ratspräsidentschaft
„Protektionismus ist nie
die richtige Antwort“
Franziska Stavenhagen, Mathias Dubbert, DIHK e. V.

In schwierigen Zeiten tritt Deutschland die    Auch in diesem Jahr sind die Erwartungen an       „Eine große Herausforderung wird es sein,
EU-Ratspräsidentschaft an. Der DIHK setzt      Deutschland hoch.                                 die EU in diesen schwierigen Zeiten zusam-
sich für mehr Zusammenhalt in Europa                                                             menzuhalten“, sagt Freya Lemcke, Leiterin
und für eine Wiederbelebung der Wirt-          Doch dieses Mal wird es eine Ratspräsident-       des DIHK in Brüssel. Denn die Corona-Krise
schaft ein.                                    schaft unter schwierigen Umständen. Die           habe Europa in vielen Bereichen gespalten.
                                               Corona-Pandemie hat das Leben und Wirt-           „Bei den Grenzschließungen sind viele Länder
Deutschland übernimmt zum 1. Juli turnus-      schaften in der EU stark verändert. Die Bun-      ihren eigenen Weg gegangen, die Corona-
gemäß die EU-Ratspräsidentschaft und damit     desregierung muss daher das Programm für          Eindämmungsmaßnahmen haben Teile des
die Aufgabe, die Sitzungen des Rates der Eu-   die Ratspräsidentschaft neu ausrichten - und      Binnenmarktes de facto zumindest zeitweise
ropäischen Union und seiner vorbereitenden     sollte vor allem die Erholung der Wirtschaft in   ausgehebelt.“ Das Anliegen einiger Mitglied-
Ausschüsse und Arbeitsgruppen zu leiten.       den Mittelpunkt ihrer Aufgaben rücken. Aus        staaten, gemeinsame Euro-Anleihen auszu-
Die Ratspräsidentschaft wird rotierend für     Sicht der Wirtschaft müssen alle Aktivitäten      geben, hat die Einigung auf Hilfsmaßnahmen
ein halbes Jahr durch ein Mitgliedsland der    neben der Eindämmung der Pandemie konse-          erschwert.
EU eingenommen. Zuletzt hatte Deutschland      quent auf ein Ziel ausgerichtet werden: Die
in der ersten Jahreshälfte 2007 die Ratsprä-   Unterstützung von Wachstum und Investitio-        „Um die Versorgungssicherheit für Waren und
sidentschaft inne. Damals wurde unter an-      nen. Der Dreiklang dazu lautet: mehr Wettbe-      Dienstleistungen und somit auch die Existenz
derem in der „Berliner Erklärung“ der Weg      werbsfähigkeit, weniger Bürokratie und keine      von Unternehmen zu sichern, kommt es ent-
für eine „erneuerte gemeinsame Grundlage“      neuen Belastungen – denn diese würden den         scheidend darauf an, dass die EU an gemein-
geebnet, den späteren Vertrag von Lissabon.    wirtschaftlichen Neustart erschweren.             samen Lösungen und Wegen aus der Krise ar-

12                                                               WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                         Mai/Juni 2020
Im FOKUS

                                                                                                                                   - Anzeige -
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                                                                          Hinweis- und Informationspflichten
                                                                          des Arbeitgebers - Schadensersatz

                                                                        Der Arbeitgeber hat keine allgemeine Pflicht, die Vermögens-
                                                                        interessen des Arbeitnehmers wahrzunehmen. Erteilt er jedoch
                                                                        Auskünfte, ohne hierzu verpflichtet zu sein - im entschiedenen
                                                                        Fall durch einen externen Fachberater zur Möglichkeit einer
                                                                        Entgeltumwandlung -, müssen diese richtig, eindeutig und voll-
                                                                        ständig sein. Andernfalls haftet der Arbeitgeber für Schäden,
                                                                        die der Arbeitnehmer aufgrund der fehlerhaften Auskunft
                                                                        erleidet. Korrekt erteilte Informationen über eine betriebliche
                                                                        Altersversorgung im Wege der Entgeltumwandlung erfassen
                                                                        nicht erfolgende Gesetzesänderungen oder entsprechende
                                                                        Gesetzesvorhaben, die zulasten von Arbeitnehmern gehen.
                                                                        Über die geplante Beitragspflicht zur Sozialversicherung ist
                                                                        nicht unterrichtet worden; somit war das Verhalten des externen
                                                                        Fachberaters nicht dem Arbeitgeber zuzurechnen – keine
                                                                        Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge – kein Schadens-
                                                                        ersatz, so das Bundesarbeitsgericht.

Die Corona-Pandemie hat das Leben und Wirtschaften                    Der Autor Michael Wangler ist Rechtsanwalt
in der EU stark verändert.         Foto: ©wetzkaz - stock.adobe.com   und Partner der Kanzlei Emrich Wangler Blank,
                                                                      Aschaffenburg, Telefon-Nr.: 06021 44325-0

beitet“, erklärt Freya Lemcke. Die deutsche Ratspräsidentschaft
sollte sich daher unter allen Umständen dafür einsetzen, dass
der freie Verkehr aller Waren, Dienstleistungen und Arbeits-
kräfte reibungslos funktioniert.

Dafür macht sich auch der DIHK, der in Brüssel mit 16 Mitar-
beitern vertreten ist, seit Monaten stark. Gemeinsam mit dem
europäischen Kammerdachverband EUROCHAMBRES haben
die Rechtskollegen Positionspapiere zur Aufrechterhaltung
des Binnenmarkts erarbeitet. Der DIHK hat außerdem eine
Kontaktstelle für coronabedingte Störungen in den Lieferket-
ten im Binnenmarkt und in Drittstaaten eingesetzt. Dadurch
sammelt er über das Netzwerk von IHKs, AHKs und Unter-
nehmen konkrete Lieferketten-Hemmnisse und meldet diese
zwecks Lösungsfindung an die Politik. „Für die Wirtschaft ist
es enorm wichtig, dass die Grenzkontrollen verhältnismäßig,
transparent und möglichst einheitlich sind, vor allem aber
auch, dass sie aufgehoben werden, sobald kein gesundheit-
liches Risiko mehr besteht“, sagt Lemcke. „Denn den deut-

Mai/Juni 2020            WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                               13
Im FOKUS

schen Unternehmen, die knapp 60 Prozent          den Fokus rücken, die nach dem wirtschaft-                   zweite. Der DIHK hat sich deshalb mit einem
ihrer Warenexporte und -importe mit an-          lichen Einbruch in Folge der Pandemie die                    Ideen-Papier in Brüssel dafür eingesetzt,
deren Ländern der EU abwickeln, kann die         Wirtschaftskraft der Unternehmen wieder-                     den Protektionismus auch nach der Corona-
wirtschaftliche Belebung nach der Krise nur      beleben und die Grundlagen für ein ökono-                    Krise weiter einzudämmen, das wichtige
gelingen, wenn der Binnenmarkt für Waren,        misch und ökologisch nachhaltiges Wachs-                     EU-Mercosur-Abkommen voranzutreiben
Pendler und Dienstleister reibungslos funk-      tum legen. „Alle zusätzlichen Belastungen,                   und Rechtssicherheit für die zukünftigen
tioniert und auch die EU-Nachbarn wieder         die sich beispielsweise aus einer weiteren                   Beziehungen mit dem UK zu schaffen. Au-
auf die Beine kommen.“                           Verschärfung der CO2-Reduktionsziele für                     ßerdem arbeitet der DIHK seit März an einer
                                                 die Unternehmen ergeben würden, müssen                       weltweiten Koalition zur Ausweitung des
Für die deutsche Wirtschaft von großer Be-       nun erst einmal vom Tisch“, so Lemcke.                       WTO-Pharmaabkommens. Damit könnte der
deutung ist darüber hinaus die ambitionierte                                                                  Welthandel mit Gesundheitsprodukten ohne
klima- und umweltpolitische Agenda der EU.       Nicht zuletzt sollte die deutsche EU-Rats-                   Zölle und weitere Hemmnisse gesichert
Die Brüsseler DIHK-Klima- und Umweltex-          präsidentschaft dazu beitragen, dass es in                   werden.
perten setzen sich daher – in enger Abstim-      Folge der Corona-Krise nicht zu Verwerfun-                   „Protektionismus ist nie die richtige Ant-
mung mit den IHKs – über ihre Stellungnah-       gen im Welthandel und einer Abschottung                      wort“, sagt Freya Lemcke. „Aber insbesondere
men und Ideenpapiere dafür ein, dass aus         der Märkte kommt. Denn die globale Auf-                      in Krisenzeiten müssen wir uns dafür einset-
dem sogenannten Green Deal tatsächlich           rechterhaltung der Wertschöpfungsketten                      zen, dass der freie Welthandel nicht blockiert
die von der Politik versprochene Wachs-          und weitere Öffnung der Märkte ist für die                   wird. Die EU wird im internationalen Wettbe-
tumsstrategie für die Betriebe wird. „Dazu       hoch internationalisierten deutschen Unter-                  werb nur mithalten können, wenn sie zusam-
bedarf es viel Überzeugungsarbeit in Brüs-       nehmen von großer Bedeutung. Schließlich                     mensteht und mit einer Stimme spricht.“ Auf
sel“, sagt Freya Lemcke. Die deutsche Rats-      hängt jeder vierte Arbeitsplatz in Deutsch-                  Deutschland und seine Ratspräsidentschaft
präsidentschaft müsse nun Maßnahmen in           land am Export, in der Industrie sogar jeder                 kommt eine schwierige Aufgabe zu.           ■

     Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft –
     welche Themen sind gesetzt?
     Die Corona-Pandemie wird die Agenda der deutschen Rats-             Fischereiquoten: Die EU-Fangquoten für 2021 müssen verhandelt
     präsidentschaft 2020 entscheidend prägen. Die Eindämmung            werden. Durch die coronabedingten Ausfälle und geringen Quoten
     des Virus und die Wiedereröffnung des öffentlichen Lebens           in 2020 werden die Mitgliedstaaten großzügigere Quoten fordern.
     sowie der Wirtschaft haben politischen Vorrang. Darüber
     hinaus zeichnen sich folgende Themenschwerpunkte ab:                Green Deal: Der von der EU-Kommission vorgeschlagene Green
                                                                         Deal und viele seiner Komponenten bleibt auf der Tagesordnung;
     Mehrjähriger Finanzrahmen 2021-2027: Das aktuelle Langzeit-         auch die Erholung der Wirtschaft soll gemäß der Prinzipien des
     budget der EU läuft Ende 2020 aus. Um ab Januar 2021 normal         Green Deals gestaltet werden.
     haushalten und agieren zu können, müssen der neue Finanzrahmen
     und seine Implementierung während des deutschen Ratsvorsitzes       Digitalstrategie: Der Ausbau der digitalen Kapazitäten der EU soll
     unter Dach und Fach gebracht werden.                                einhergehen mit einer neuen europäischen Datenstrategie. Dazu
                                                                         zählt die EU auch die optimale Nutzung des Potenzials digitaler
     Beziehungen zum UK: Die vereinbarte Übergangsfrist nach dem         Daten und die Entwicklung und Nutzung künstlicher Intelligenz.
     Brexit läuft nur bis Ende Dezember. Wird bis dahin kein neues Ab-
     kommen angenommen, droht das No-Deal-Szenario.                      Quelle: Mathias Dubbert, DIHK e.V.

      STANDORTPOLITIK

      Informationen zu Gewerbeobjekten und -flächen
      Sie sind auf der Suche nach einem geeigneten Standort, einer Gewerbeimmobilie oder haben Fragen zu diesem Thema? Die IHK
      Aschaffenburg steht Ihnen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung! Nutzen Sie auch die modernen Instrumente der IHK für
      Ihre Suche.
      • Gewerbeflächendatenbank der IHK unter: www.gewerbeflaechen-untermain.de
      • Gewerbeimmobilienbörse Bayern unter: standortportal.bayern
      Weitere Infos: Heike Dang, Telefon 06021 880-137, E-Mail: dang@aschaffenburg.ihk.de
      www.aschaffenburg.ihk.de, Dokument-Nr. 3176476

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Im FOKUS

  Kernforderungen der IHK-Organisation
  zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft
  Erholung der Wirtschaft in den Mittelpunkt                                                  Wir kümmern
  rücken! Neben der Eindämmung der Pandemie
  müssen die Aktivitäten konsequent auf ein Ziel
                                                                                                 uns um Ihre IT
  ausgerichtet werden: die Unterstützung von
  Wachstum und Investitionen. Das heißt insbeson-
  dere:

  • Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) zukunftsge-
    richtet gestalten! Die EU braucht jetzt eine
    möglichst schnelle Einigung auf einen tragfähigen
    MFR, der ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert.
    Das Vorziehen von wirtschaftsfördernden Projekten
    auf die ersten zwei bis drei Jahre des Siebenjahres-
    Zeitraums beschleunigt das Herauswachsen aus
    der Krise.

  • Liquidität für Unternehmen sichern! EU-Finan-
    zierung von Hilfsprogrammen sollte kombiniert
    werden mit neuen Rahmenbedingungen, die Mit-
    gliedstaaten schnelle und effektive Unterstüt-
    zungsmaßnahmen erlauben. Die Hilfe – auch neue
    Maßnahmen für die Recovery – muss schnell und
    verlässlich bei den Unternehmen ankommen.

  • EU-Binnenmarkt schützen! Zur Aufrechterhaltung
    der Wertschöpfungsketten und dem Funktionieren
    der Wirtschaft muss der freie Verkehr aller Waren,
    Dienstleistungen und Arbeitskräfte gewährleistet
    sein. Bestehende Hürden müssen weiter abgebaut
    werden.

  • Europäischen Green-Deal zur Wachstumsstrate-
    gie machen! Der Green Deal muss so nachjustiert
    werden, dass er ein ökonomisch und ökologisch
    nachhaltiges Wachstum ermöglicht. Zusätzliche fi-
    nanzielle Belastungen für die Betriebe sollten nun
    vermieden, stattdessen Forschung und Entwicklung
    zur ökologischen Nachhaltigkeit unterstützt wer-
    den.

  • No-Deal-Szenario mit UK vermeiden! Wichtig ist,               Farbe hat fünf Buchstaben
    die Integrität des europäischen Binnenmarkts zu
    schützen und Planungssicherheit sowie ein Level
    Playing Field in den Handelsbeziehungen zu schaf-             SCHMITT & ORSCHLER GmbH & Co.
    fen. Dafür notwendig: Die Verlängerung der Ende               Farben und Heimtex KG
    2020 ablaufenden Übergangsfrist um zwei Jahre.                Daimlerstraße 7
                                                                  63741 Aschaffenburg
  • Protektionismus entgegenwirken, Liberalisierungs-
    impulse setzen! Priorität haben sollten hier die Ra-          Telefon: 06021 491-0
    tifizierung des EU-Mercosur-Abkommens vor Ende                Telefax: 06021 491-1140
    2020 sowie neue Initiativen zur Liberalisierung von           E-Mail: info@sundo.de
    Pharma- und Medizinprodukten.
                                                                      www.sundo.de
  Quelle: Mathias Dubbert, DIHK e.V.

Mai/Juni 2020                   WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                               15
Auch im Homeoffice
     ist die Kommunikation
  zu Kollegen und Vorgesetzten
   wichtig, dafür können viele
        verschiedene Tools
       zu Einsatz kommen.
        Foto: ©Picture-Alliance/dpa/
            Sebastion Gollnow

Nützliche Tools
Arbeiten im Homeoffice
Es muss nicht immer E-Mail sein: Spezielle        nagement-Programme wie Trello, Asana oder         eigenen Server besser geschützt sind als die
Kommunikationstools erlauben den                  Taiga.io. So lassen sich Abhängigkeiten dar-      Infrastruktur der Anbieter. Die Praxis zeigt:
Informations- und Wissensaustausch über           stellen und der Stand der Projekte abbilden.      Das ist keinesfalls immer der Fall.
die Bürogrenzen hinweg.                           Dadurch fällt es allen Beteiligten leichter, zu
                                                  kontrollieren, ob man gut im Zeitplan liegt       Bei den meisten Tools fürs Homeoffice gibt
Gerade, wenn man sich nicht mehr persönlich       und wo Probleme auftauchen können. Doku-          es eine kostenfreie Version. Diese funktioniert
sieht, ist die Kommunikation mit den Mit-         mente, mit denen mehrere Mitarbeiter arbei-       allerdings nur mit Einschränkungen, etwa bei
arbeitern und Kollegen wichtig. Schließlich       ten müssen, sollten bei Cloud-Dienstleistern      der Zahl der möglichen Nutzer, des maximalen
müssen die Teams Bescheid wissen, wie der         wie Dropbox oder Google Drive gespeichert         Datenvolumens oder der vorhandenen Fea-
aktuelle Stand in den gemeinsamen Projek-         werden. Dann können alle Kollegen immer           tures. Gerade kleinere und mittelständische
ten ist. Für die innerbetriebliche Kommuni-       auf den aktuellen Stand der Dokumente zu-         Unternehmen können mit kostenlosen Ver-
kation und ein effizientes „Remote-Projekt-       rückgreifen – und es kursieren nicht mehrere      sionen erste Schritte unternehmen und dann
management“ gibt es zahlreiche nützliche          verschiedene Versionen gleichzeitig durch das     auf der Basis dieser Erfahrung entscheiden,
Software. Nicht immer ist E-Mail das Mittel       Unternehmen.                                      ob die Lösung den Anwendungsbedarf erfüllt
der Wahl. Die Kommunikation über spezielle                                                          und sie auf eine kostenpflichtige Version up-
Chat-Programme wie Slack, Microsoft Teams         Ein wichtiges Auswahlkriterium, welches           graden. Die Umstellung auf die Bezahlversion
oder Google Hangouts kann, wenn sie richtig       der Tools eingesetzt werden soll und kann,        ist jederzeit möglich. Je nach Programm fällt
eingesetzt wird, schneller sein und zudem für     stellt der Daten- und Informationsschutz          für das Unternehmen pro Nutzer oder Team
mehr Übersicht sorgen – zumal weil sich dort      dar. Nicht alle cloudbasierten Anwendungen        jährlich eine zwei- bis dreistellige Summe an.
für die verschiedenen Abteilungen und Teams       arbeiten auf einem Niveau, das Rechtssi-          Dabei haben die Firmen in der Regel die Wahl
des Unternehmens jeweils eigene Chat-Grup-        cherheit und DSGVO-Konformität verspricht.        zwischen einem Monats- und einem Jahres-
pen einrichten lassen.                            Vor diesem Hintergrund ermöglichen einige         abonnement. Sich für ein Jahr zu binden, ist
                                                  der Open-Source-Lösungen den Betrieb auf          finanziell meist günstiger. Dafür sind die Un-
Um bei gemeinsamen Projekten den Über-            kundeneigenen Servern. Die Crux dabei: Die        ternehmen weniger flexibel, wenn sie irgend-
blick zu behalten, gibt es spezielle Projektma-   Geschäftsführung muss entscheiden, ob die         wann doch noch wechseln wollen.              ■

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Im FOKUS

Corona-Krise bietet einmalige Chance
Etablierung von Arbeitszeit-
modellen und Arbeitsprozessen
Interview mit Kirsten Frohnert, Projektleiterin des Netzwerkbüros „Erfolgsfaktor Familie“

Noch nie haben so viele Deutsche im
Homeoffice gearbeitet. Welche Erfahrun-              Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“
gen spiegeln Ihnen Ihre Mitglieder?
Unternehmen, die schon frühzeitig eine fa-           Das Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“ ist die zentrale Plattform zum
milien- und lebensphasenorientierte Per-             Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Mit ihm setzt sich das Bundesfamilienmi-
sonalpolitik – auch mit Blick auf den Fach-          nisterium zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (DIHK, BDA,
kräftemangel – umgesetzt haben, profitieren          ZDH) und dem DGB seit 2007 dafür ein, Familienfreundlichkeit zu einem Markenzei-
jetzt ganz besonders. Für sie sind flexible Ar-      chen der deutschen Wirtschaft zu machen. Das Programm bietet Erfolgsbeispiele und
beitszeiten und -orte selbstverständlich. Sie        Erfahrungsberichte von Unternehmen, die mit innovativen Maßnahmen eine familien-
haben schon länger mit der in Deutschland            bewusste Personalpolitik praktizieren. Darüber hinaus stehen in einer Wissensplattform
noch vorherrschenden starken Präsenzkultur           Studien und Ratgeber zu Themen wie Arbeitszeitgestaltung, familienbewusstes Führen
gebrochen. Das zahlt sich jetzt aus.                 und Personalmarketing zur Verfügung. Das Netzwerk hat aktuell 7582 Mitglieder, zwei
                                                     Drittel sind kleine und mittlere Unternehmen und Organisationen bis 250 Mitarbeiter.
Was sind die größten Herausforderungen,              Zuletzt gab es einen starken Zulauf von Firmen aus dem Gesundheitswesen.
vor allem für die Unternehmen, die noch
nicht viel oder gar keine Erfahrung mit              Tipps für die partnerschaftliche Vereinbarkeit in der Krise unter: bit.ly/2x2t6tj
Homeoffice haben?                                    Der Fortschrittsindex ermöglicht Unternehmen, ihre Familienfreundlichkeit
Drei Themen treiben die Unternehmen ganz             mit Unternehmen ähnlicher Größe und derselben Branche zu vergleichen:
besonders um: Kommunikation und Führung,             fortschrittsindex.erfolgsfaktor-familie.de
arbeitsrechtliche Fragen sowie der Daten-
schutz.
                                                  Wie hilft das Netzwerk „Erfolgsfaktor           Nicht alle Mitarbeiter sind im Homeoffice
Wie können Unternehmer die Belegschaft            Familie“ in dieser für die Wirtschaft           voll ausgelastet. Könnte man die Zeit für
jetzt so im Homeoffice managen, dass              schwierigen Zeit?                               Weiterbildung nutzen?
beide Seiten zufrieden sind?                      Auf unserer Website geben wir spezielle Tipps   Die IHKs bieten ihren Mitgliedern zahlreiche
Es ist unerlässlich, sehr regelmäßig, mindes-     rund um „Vereinbarkeit und Corona“. Wir bie-    Webinare an, an denen man jetzt teilnehmen
tens zweimal die Woche, zu kommunizieren,         ten auch viele Webinare an, zum Beispiel zu     könnte. Eine besondere Herausforderung für
um Geschäftliches zu besprechen. Manche           Fragen zum mobilen Arbeiten. Normaler-          die Kammern besteht jetzt allerdings auch
Chefs machen das sogar täglich, meist gleich      weise halten wir gemeinsam mit den IHKs         darin, niedrigschwellige Angebote zu machen,
am Morgen. Aber auch die informelle Kom-          in ihren Regionen circa 80 Veranstaltungen      weil nicht jeder Mitarbeiter gewohnt ist, allein
munikation darf nicht zu kurz kommen. Wer         jährlich ab.                                    zu lernen. Darauf muss man sich einstellen.
allein am Küchentisch arbeitet, dem fehlen
die sozialen Kontakte ganz besonders. Es ist      Wenn Mitarbeiter schulpflichtige Kinder         In der Krise werden viele Erkenntnisse
zudem wichtig, der Belegschaft ein klares Re-     haben, sind sie in dieser Krise ganz            gewonnen. Werden diese auch später
gelwerk an die Hand zu geben: Was erwartet        besonders gefordert und oftmals                 Bestand haben?
der Arbeitgeber, was nicht? Wie muss die Ar-      überfordert.                                    Viele Unternehmen durchlaufen jetzt einen
beitszeit erfasst werden?                         Es ist wichtig, dass die Führungskräfte ihr     Crashkurs in Digitalisierung. Die Präsenz-
                                                  Erwartungsmanagement an diese Situati-          kultur wird nicht mehr so präsent sein. Die
Eine Krise bietet auch die Chance                 on anpassen. Qualität und Geschwindigkeit       Corona-Krise bietet die einmalige Chance, in-
für unkonventionelle Lösungen...                  können nicht immer in gewohnter Form            novative Arbeitszeitmodelle und Arbeitspro-
Ja, auf jeden Fall. Eine innovative Idee wäre,    erbracht werden. Mir haben Arbeitgeber          zesse zu etablieren ebenso wie neue Konzepte
wenn zwei Arbeitgeber betriebsübergreifend        gesagt, dass es ihnen lieber sei, wenn ein      für partnerschaftliche Aufgabenteilung. Ge-
die Arbeitszeiten eines verheirateten Paares      Mitarbeiter dann eben nur sechs Stun-           nau das wünschen sich auch viele Paare und
abstimmen, damit die Beiden sich besser um        den arbeitet als gar nicht. Arbeitgeber und     Familien. Nutzen wir die Gelegenheit!      ■
die Kinder kümmern können. Das ist aufwän-        Beschäftigte müssen sich darüber austau-
dig, könnte aber vorteilhaft sein.                schen.                                          Es fragte: Eli Hamacher

Mai/Juni 2020            WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                  17
Im FOKUS

                                                 Homeoffice
                                                 Neue Spielregeln
       Online-Live-Training                      und Checkliste
                         Deutsch                 Was das Unternehmen für das Homeoffice               • Der Arbeitgeber muss diese Geräte absichern,
     Business         für den Beruf
     Sprachen                                    zur Verfügung stellen muss.                            indem er die Mitarbeiter über IT-Sicherheits-
                                                                                                        risiken informiert sowie moderne Antiviren-
                 SPEZIELL.
                 SPE        INDIVIDUELL
                                                 Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer al-              Software einsetzt.
                       www.rosecollege-sprachs
                                                 les zur Verfügung stellen, was dieser braucht,       • Der Mitarbeiter sollte auf sichere Passwör-
       Praxisorientiertes                        um von zu Hause aus arbeiten zu können.                ter für alle Benutzerkonten achten und auf
        Sprachtraining                           Das gilt auch, wenn es im Haushalt genügend            privaten Geräten keine betrieblichen Daten
                                                 Computer gibt. Das Unternehmen kann seine              speichern, erst recht keine mit Personenbezug,
                 Sprachreisen                    Mitarbeiter nicht dazu verpflichten, privates          ohne dass dies explizit vom Datenschutzbe-
                                                 Eigentum für die Arbeit zu nutzen. Das sollte          auftragten geprüft und freigegeben ist.
      Interkulturelles
                                                 im beiderseitigen Interesse auch deshalb ver-        • Die Unternehmen müssen den Überblick
          Training                               mieden werden, weil sich Daten des Arbeitgebers        behalten durch angemessene Ereignis-
                                                 kaum jemals wieder vom Privatrechner entfer-           protokollierung (Logging) und Auswertung
                                                 nen lassen.                                            der Einträge: Wer hat sich wann per VPN
                  Technical
                                                                                                        (Virtual Private Network) eingeloggt? Ist ein
                   English
                                                 Ein wesentlicher Punkt ist der Schutz der Fir-         Login mitten in der Nacht okay oder auffällig?
                                                 mendaten vor unbefugten Zugriffen Dritter (Ha-       • Je mehr auf VPN bzw. externe Einwahl
                                                 cker). Gerade für kleinere und mittelständische        gesetzt wird, desto wahrscheinlicher wird es,
 SPEZIELL.INDIVIDUELL.
            INDIVIDUELL. EFFEKTIV.
            SPEZIELL.
                                                 Unternehmen, die meist nicht über eine professi-       dass Benutzerkonten „gekapert” werden.
      Telefon   06021 58 42 333
            EFFEKTIV.
 www.rosecollege-sprachschule.com                onelle IT-Sicherheitsabteilung verfügen, gilt: un-
                                                 ternehmensinterne Daten müssen bestmöglich           Die IHKs informieren regelmäßig über
                                                 geschützt werden, damit sie nicht in die Hände       Datensicherheit und unterstützen zahlreiche
                                                 von Cyberkriminellen fallen. Das Homeoffice ist      Initiativen zur Aufklärung.
                                                 insofern eine neuralgische Arbeitsumgebung, da
                                                 die private Internetverbindung der Mitarbeiter       Weniger Versicherungsschutz
                                                 meistens schlechter gegen Hackerangriffe ge-
                                                 schützt ist als die Leitung des Unternehmens.        Im Homeoffice gelten beim Versicherungsschutz
 INDUSTRIE | GEWERBE | STAHL                     Daher ist es gerade bei Firmen oder Abteilungen      ganz eigene Regeln. Wer dort etwas tut, was
                                                 mit sensiblen Daten sinnvoll, wenn der Arbeit-       nicht in direktem Zusammenhang mit seiner Ar-
 PLANUNG – PRODUKTION – MONTAGE
                                                 geber jedem einzelnen Mitarbeiter einen VPN-         beit steht, ist nicht gesetzlich unfallversichert.
                                                 Zugang zur Verfügung stellt. Dadurch werden          Einige Beispiele:
                                                 die Daten verschlüsselt, sodass ein erfolgreicher    • Wer sich im Homeoffice etwas zu essen oder
                                                 Hacker-Angriff unwahrscheinlicher wird. Üb-            zu trinken holt und dabei stürzt,
                                                 rigens: Wünscht der Arbeitgeber die Arbeit aus         ist nicht versichert. (Bundessozialgericht,
                                                 dem Homeoffice, so trägt er auch die Risiken,          Aktenzeichen B 2 U 5/15 R)
                                                 die sich daraus ergeben. Arbeitet die Belegschaft    • Im Büro ist der Weg zur Toilette gesetzlich
                                                 also von zu Hause aus, so haftet der Arbeitgeber       unfallversichert. Im Homeoffice gilt diese
                                                 vollumfänglich für Schäden, die durch Hacker-          Regel nicht. (Aktenzeichen: S 40 U 227/18)
                                                 Angriffe entstehen.                                  • Wer sein Kind auf dem Weg zur Arbeit in einer
                                                                                                        Kita absetzt, ist gesetzlich unfall-
                                                 Daten gut schützen                                     versichert. Wer dagegen auf dem Weg
                                                                                                        von der Kita zum Heimarbeitsplatz stürzt,
                                                 Im Homeoffice kommen aktuell verstärkt private         ist es laut Bundesozialgericht nicht.
                                                 Geräte (eigene PC, WLAN-Heimnetz mit ande-             (Aktenzeichen: B 2 U 19/18 R)
 WOLF SYSTEM GMBH                                ren Geräten) für die betriebliche Verwendung
 94486 Osterhofen
 Tel. 09932 37-0                                 zum Einsatz. IT-Experte Martin Wundram,              Verbraucherportal des GDV
 gbi@wolfsystem.de
 WWW.WOLFSYSTEM.DE
                                                 Geschäftsführer der DigiTrace GmbH, gibt             zu Versicherungen im Homeoffice:
                                                 Tipps:                                               bit.ly/3aOqBcB                                 ■

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Im FOKUS

Mai/Juni 2020   WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN         19
Die Umstellung auf
Homeoffice verlangt allen
Beteiligten viel ab. Die
Mitarbeiter sind nicht
nur als Angestellte ihrer
Firmen gefordert, sondern
oft auch als Aushilfs-
lehrer für ihre Kinder.
Foto: Getty-Images/Morsa Images/
Avel Mitja Varela

Deutsche Wirtschaft ins künstliche Koma versetzt
Das Homeoffice-Experiment
Eli Hamacher                                                                                         bis zu 50 Prozent der Kosten für die Beratung
                                                                                                     durch ein vom Ministerium autorisiertes Un-
Von heute auf morgen hat die Bundesregierung die deutsche Wirtschaft                                 ternehmen. Durch eine sehr kurzfristige Be-
ins künstliche Koma versetzt. Millionen Menschen wurden ins Homeoffice geschickt.                    willigung der Mittel soll auch beim Einrichten
Die Corona-Pandemie bietet aber auch Chancen, etwa bei der Digitalisierung                           der mobilen Arbeitsplätze geholfen werden.
der Arbeitswelt.
                                                                                                     Kopfzerbrechen bereitet die Hauruck-Umstel-
Die Umstellung verlangt allen Beteiligten         und gesicherte Leitungen. Viele Unterneh-          lung vor allem auch Datenschützern. Denn
viel ab. Die Mitarbeiter sind nicht nur als An-   mer, die gleichzeitig mit flexiblen Arbeitszeit-   viele Mitarbeiter arbeiten mit ihrer eigenen
gestellte ihrer Firmen gefordert, sondern oft     modellen familienfreundliche Strukturen            Hardware für das Büro – ohne Firewall, ohne
auch als Aushilfslehrer für ihre Kinder. Die      etabliert haben, profitieren jetzt zudem           Virenschutz. Gleichzeitig boomt E-Com-
Unternehmer müssen sich gleichzeitig um           von einem großen Zusammenhalt ihrer                merce, allen voran der Kauf von Baumateri-
technische Ausstattung, Datenschutz, Kom-         Teams.                                             al, Gartenbedarf, Spielwaren und Kosmetik.
munikation zwischen Chef und Mitarbeitern,                                                           Für Cyberkriminelle sei das Coronavirus wie
Kontrolle der Arbeitszeit und Versicherungs-      Auf der anderen Seite tun sich viele Home-         vorgezogene Weihnachten, warnen Experten.
schutz kümmern.                                   office-Newcomer schwer. Das fängt bei              Schon vor der Krise hatten die Cyberattacken
                                                  der Technik an: Schwache Datenleitungen,           stark zugenommen. Laut Bitkom, dem Bran-
Wer frühzeitig, wie etwa viele Software-          fehlende Rechner und mangelnde Arbeits-            chenverband der deutschen Informations-
entwickler, Strukturen für mobiles Arbeiten       speicher stellen die Unternehmer vor große         und Telekommunikationsbranche, waren im
geschaffen und erprobt hat, hat den Umzug         Aufgaben. Diese Zielgruppe hat das Bundes-         Jahr 2019 rund 75 Prozent der befragten
ins Homeoffice oft reibungslos gemeistert.        wirtschaftsministerium im Blick. Das BMWi          Unternehmen von Datendiebstahl, Industrie-
Schon vor der Krise hatten die Mitarbeiter        erstattet mit seinem Förderprogramm „go-           spionage oder Sabotage betroffen, zwei Jahre
zu Hause Notebooks ihres Arbeitgebers –           digital“ kleinen und mittleren Unternehmen         früher waren es erst 53 Prozent.

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Im FOKUS

Der Digitalisierung, da sind sich viele Unter-   die digitale Technologien grundsätzlich bieten    Was vielen fehlt, ist die soziale Nähe. Das fin-
nehmer und Experten einig, werde die Krise       – im Kampf gegen das Virus wie auch in der        den selbst die Mitarbeiter in jungen, sehr tech-
einen enormen Schub bringen. Was bis vor         Reduzierung des Berufsverkehrs und verkehrs-      nikorientierten Start-up-Firmen, die mobiles
kurzem unmöglich erschien, funktioniert jetzt    bedingter Emissionen“, sagt Bitkom-Präsident      Arbeiten als selbstverständlich empfinden.
schon ganz gut und immer besser. „Dass mo-       Achim Berg. Bei einer Umfrage von Dmexco,         Gleichzeitig fällt vielen Chefs, die es gewohnt
biles Arbeiten und mobiles Lernen zu Stan-       der größten Kongressmesse für die Digitale        sind, ihre Belegschaft um sich zu haben, vir-
dards werden könnten, schien bislang un-         Industrie in Europa, geht das Gros der Befrag-    tuelle Führung schwer. Umso wichtiger, dass
denkbar. Jetzt aber werden wie unter einem       ten (85 Prozent) davon aus, dass das Homeof-      man in Kontakt bleibt. Und sich gemeinsam
Brennglas die immensen Potenziale sichtbar,      fice künftig deutlich stärker akzeptiert werde.   den Herausforderungen stellt.                 ■

IHK Aschaffenburg begrüßt Lockerungen
im Bayern-Plan
Endlich Perspektive
für Gastronomie und Hotels
ASCHAFFENBURG. Die IHK Aschaffenburg unterstützt den Fahrplan der Staatsregie-                     selbstständige und Kleinstunternehmen
rung für weitere Lockerungen. „Der Handel ist jetzt frei von Flächenbeschränkungen                 bis zu 10 Mitarbeitern sind eine äußerst
und endlich haben auch unsere Gastronomen und Hoteliers am Bayerischen Untermain                   wichtige Ergänzung der Soforthilfe-Zu-
die erforderliche Perspektive“, erklärt Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der              schüsse und der bundesweiten KfW-Schnell-
IHK Aschaffenburg. „Viel zu lange wusste die Branche nicht, wann wieder Gäste                      kredite, die auf Unternehmen mit mehr als
kommen dürfen. Der stufenweise Start ist ein wichtiger Schritt in Richtung Normali-                10 Mitarbeitern beschränkt sind. 80 Prozent
sierung, wenn auch unter Einschränkungen. Hauptsache ist, dass die Betriebe erstmals               der Unternehmen in Bayern haben weniger
nach Wochen wieder Umsatz machen können.“                                                          als zehn Mitarbeiter. Selbst nach der Öffnung
                                                                                                   müssen wir davon ausgehen, dass viele dieser
Von den Lockerungen profitieren am Bayeri-       Die bayerische Wirtschaft fordert dringend        Betriebe ihr altes Umsatzniveau nicht gleich
schen Untermain knapp 1.600 Unternehmen          für weitere Branchen einen ähnlichen Stu-         wieder erreichen werden. Eine rasche und
im Gastgewerbe und rund 8.000 Mitgliedsun-       fen-Plan. „Im Event- und Cateringbereich,         ergebnisorientierte Umsetzung des neuen
ternehmen im Handel.                             im Messe- und Veranstaltungsgeschäft sowie        LfA-Programms ist essenziell, um möglichst
                                                 in der Freizeit- und Touristikwirtschaft fehlt    vielen dieser Betriebe eine Brücke in die
Dr. Freundt betont, dass die Gastronomen         derzeit jegliche Perspektive. Für zahlreiche      Nach-Corona-Zeit zu bauen“, sagt BIHK-Prä-
und Hoteliers, wie bereits zuvor der Handel,     Mitarbeiter und Unternehmer wird diese Krise      sident Sasse. Die LfA-Schnellkredite haben
die von der Staatsregierung vorgeschriebe-       immer existenzbedrohender“, warnt Eberhard        eine Haftungsfreistellung zu 100 Prozent, so
nen Abstands- und Hygieneregeln einhal-          Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie-       dass die zuständigen Hausbanken das Darle-
ten und äußerst verantwortungsvoll mit           und Handelskammertags (BIHK).                     hen ohne umfassende Kreditprüfung ausbe-
den Lockerungen umgehen werden. „Wir                                                               zahlen können.
appellieren daher auch an die Kommunen,          Als wichtige Hilfsmaßnahme für betroffe-
bei den Regeln für die Außengastronomie          ne Unternehmen begrüßt die bayerische             Der BIHK setzt sich auch dafür ein, bei der
Kulanz zu zeigen“, sagt der IHK-Hauptge-         Wirtschaft das LfA-Programm für Schnell-          bayerischen Soforthilfe zügig zum Abschluss
schäftsführer.                                   kredite. „Die LfA-Schnellkredite für Solo-        aller Antragsverfahren zu kommen.        ■

     Bis Ende 2020 haben wir
   wieder viele tolle Neukunden
            Aktionen!!!                                                                                        Pappelweg 8
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                                                                                                               www.englert-foerdersysteme.de

Mai/Juni 2020           WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN                                                                                    21
Im FOKUS

Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der neun bayerischen IHKs diskutierten in einer hybriden Sitzung über die Schicksalsfrage -
die Strategie, mit der Bayerns Wirtschaft schnell aus der Krise kommt.                                                          Foto: BIHK

BIHK-Vollversammlung
Tempo, Mut und Zuversicht
BIHK-Vollversammlung diskutiert mit Staatsminister Aiwanger Schicksalsfrage: Wie                     Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, 38 Prozent
schnell kommt Bayerns Wirtschaft aus der Krise? Austausch zum aktuellen Stand der                    der Firmen wollten Personal entlassen. Laut
Coronalage - das war sachlich formuliert, aber noch nie hatte eine BIHK-Vollversamm-                 einer Umfrage der IHK Würzburg-Schwein-
lung ein so brisantes Thema auf der Agenda. Die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer                 furt droht dort fast jedem zweiten Unterneh-
der neun bayerischen IHKs diskutierten am 7. Mai in einer hybriden Sitzung über die                  men die Insolvenz.
Schicksalsfrage - die Strategie, mit der Bayerns Wirtschaft schnell aus der Krise kommt.
                                                                                                     Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwan-        sen in ihrer Vielfalt erhalten bleiben. Dafür sei   IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, sagte,
ger hatte seine Teilnahme fest zugesagt, wo-     jedes Mittel und jede Hilfe recht. „Wir müssen      die Coronakrise habe chronische Schwächen
mit er die Bedeutung des guten Teamworks         improvisieren, flexibel sein. Da müssen wir         des Standorts bloßgelegt. „Homeschooling
von Staatsregierung und IHKs unterstrich. Die    jetzt einfach durch“, betonte Sasse.                und Homeoffice funktionieren eben nur dann
Veranstaltung war zugleich Ausdruck dessen,                                                          flächendeckend, wenn die Breitband-Versor-
was ihre Teilnehmer forderten: die Rückkehr                                                          gung das auch hergibt“, stellte Helmes fest.
zur Normalität.                                  Schlüsselbranchen mit Vorerkrankung
                                                                                                     Eindruck staatlicher Willkür
Verlust von 1 Milliarde am Tag                   In der Analyse war sich Aiwanger mit den
                                                 IHK-Spitzen einig. Demnach hat die Corona-          Friedbert Eder, Präsident der IHK Aschaf-
Aiwanger rechnete vor, wie dringlich das ist.    krise Bayerns Wirtschaft auch deshalb schwer        fenburg, klagte, „der Flickenteppich“ der
Jeder weitere Tag des Stillstands koste die      getroffen, weil Schlüsselbranchen unter Vor-        Corona-Regeln sorge für Verwirrung. Wenn
bayerische Wirtschaft eine Milliarde Euro. Je-   erkrankungen litten. Der Handelskonflikt zwi-       bayerische Baumärkte geschlossen, wenige
der zusätzliche Tag des Lockdowns mache es       schen USA und China hatte Bayerns Maschi-           Kilometer weiter in Hessen aber Baumärkte
schwieriger, die Wirtschaft und Lieferketten     nenbau und Autoindustrie schon vor Corona           geöffnet seien, entstehe der Eindruck staat-
wieder hochzufahren. „Aus zwei Millionen         ins Trudeln gebracht.                               licher Willkür. Das sei betroffenen Unterneh-
Menschen in Kurzarbeit in Bayern dürfen kei-                                                         men schwer zu vermitteln.
ne Arbeitslosen werden“, erklärte Aiwanger.      Derzeit, berichtete Friedrich Herdan, Prä-
BIHK-Präsident Eberhard Sasse sagte, das         sident der IHK zu Coburg, befinde sich die          Aiwanger wertete auch die Lageberichte aus
wichtigste Ziel laute, der deutsche Mittel-      Industrie in seiner Region im freien Fall. Er       den IHKs grundsätzlich als Bestätigung der
stand und seine Familienunternehmen müs-         nannte alarmierende Zahlen. 40 Prozent der          bayerischen Krisenstrategie, schnell sehr viel

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