Kino im Filmmuseum April 2012 - DFF.FILM
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Kino im Filmmuseum April 2012 Carte Blanche: Katja Eichinger Hommage: François Ozon 12. Filmfestival goEast Lecture & Film: Montage Specials: 100 Jahre Titanic
Françoise Ozon 8 FEMMES ≥ Seite 15 Information & Ticketreservierung ≥ Tel. 069 - 961 220 220 Impressum Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V. Schaumainkai 41 60596 Frankfurt am Main Vorstand: Claudia Dillmann, Dr. Nikolaus Hensel Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) Presse: Frauke Haß (Ltg.), Sarah Günter Redaktion: Katja Thorwarth Texte: Natascha Gikas, Gary Vanisian, Frauke Haß, Urs Spörri, Ulrike Stiefelmayer, Katja Thorwarth Gestaltung: Optik — Jens Müller, Karen Weiland www.optik-studios.de Druck: Fissler & Schröder – Die Produktionsagentur 63150 Heusenstamm Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 069 - 961 220 222; E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen aus dem Bildarchiv des Deutschen Filminstituts – DIF e.V., sofern nicht anders verzeichnet.
3 INHALT Filmprogramm Aktuelles 4 Carte Blanche: Katja Eichinger 5 Hommage: François Ozon 12 goEast – 12. Festival des mittel- und 16 osteuropäischen Films Klassiker & Raritäten 23 Lecture & Film: Montage 26 Late Night Kultkino 30 Kinderkino 32 Specials 34 Service Programmübersicht 46 Eintrittspreise/Anfahrt 50 Klassiker & raritäten Der Pianist ≥ Seite 25
4 Aktuelles Liebe Besucherinnen und Besucher, im April widmen wir uns gleich zwei Jubiläen: Vor 100 Jahren ist die Titanic gesunken – und dieser Unfall war bekanntlich nicht bloß ein schreckliches Schiffsunglück. Der Untergang der Titanic ist eine Zäsur, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Fortschrittsgläubigkeit der west- lichen Welt erschütterte. Gleichzeitig war er ein mas- senmediales Ereignis, das sehr schnell auch in etlichen Kinofilmen einen Widerhall fand. Am Ostermontag, 9. April, steht unser Kino deshalb ganz im Zeichen des beinahe mythischen Unglücks: Neben dem deutschen Propaganda-Werk TITANIC von 1942/43 und dem um Authentizität ringenden A NIGHT TO REMEMBER von 1958 dürfte vor allem die lange als verschollen gegol- tene, Verfilmung von 1912, die nur zwei Monate nach dem Schiffsunglück entstand, das Interesse wecken. Erläuterungen zu IN NACHT UND EIS und zum Werk des geheimnisvollen Regisseurs Mime Misu gibt Prof. Michael Wedel von der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Was eine Brücke zum zweiten Jubiläum schlägt: Vor 100 Jahren wurde das Studio Potsdam-Babelsberg in Betrieb genommen, das älteste Großatelier der Welt und das größte in Deutschland. Wir würdigen die spannungs- reiche Geschichte des Studios mit einer kleinen Filmreihe quer durch die Epochen, von Joe Mays ASPHALT (1929) bis zu Polanskis DER PIANIST (2002). Das Internationale Kinderfilmfestival LUCAS lädt ein zum Kinderkino. Am 29. April zeigen wir den Film ANNE LIEBT PHILIPP. Dazu gibt es Plakate und eine CD zu gewinnen, wir backen Waffeln und freuen uns auf einen tollen Filmnachmittag. Allen Kindern, die Anne oder Philipp heißen, schenkt LUCAS die Kinokarte. Der April ist natürlich auch der Monat von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, das die- ses Jahr zum zwölften Mal die Leinwände in Wiesbaden bespielt. Zu sehen sind dort vom 18. bis 24. April mehr als 140 Filme aus 26 Ländern. Das Kino des Deutschen Filmmuseums zeigt die Wettbewerbsfilme vom 20. bis 25. April. Frankfurt-Fans dürfen sich freuen: Am Donnerstag, 12. April, zeigen wir FRANKFURT COINCIDENCES, den preisgekrönten Film Engelejd Llucas, der Momentaufnah- men aus dem Leben der Menschen in einem Frankfurter Altbau zeigt. Und in der Reihe Lecture & Film ist am 4. und 28. April Alexander Kluges IN GEFAHR UND GRÖSSTER NOT BRINGT DER MITTELWEG DEN TOD von 1974 zu sehen. Viel Vergnügen!
5 CartE BLANCHE In unserer Reihe CARTE BLANCHE wählen Akteure aus der Filmbranche acht Filme aus und erläutern zum Auf- takt, warum diese bedeutsam für sie sind. Den Zuschau- ern eröffnet sich so eine neue Perspektive auf die Filme. Über Katja Eichinger Katja Eichinger (*1971) wuchs in Kassel auf und studierte Film-Theorie am British Film Institute. Als Filmjourna- listin lernte sie den deutschen Filmproduzenten Bernd Eichinger kennen, den sie 2006 heiratete. Derzeit schreibt Katja Eichinger an der Biographie ihres im Januar 2011 verstorbenen Mannes. Film & Desire “Ich begehre, also bin ich. Deswegen stellt Film eine existenzielle Erfahrung dar. Film ist die ‚industry of desire‘ – sowohl Motor als auch Spiegel für unsere Begierden. Einige Tage vor dem Tod meines Mannes, Bernd Eichinger, sprachen wir über Platons Höhlengleichnis. Er stellte fest, dass es sich dabei doch um die perfekte Metapher für das Kino handele. In der Tat war die Suche nach dem ερως (eros) sein Lebensthema. Ein guter Film flüstert seinem Publikum Geheimnisse zu. Er verführt den, der verführt werden will. Bernd war ein Meister seines Fachs, ein Verführer. Dass ich hier nun die Filme vorstellen darf, die mich ver- führt haben und deren Geheimnisse zu meiner Lebens- geschichte wurden, hat deswegen mit Bernd zu tun, weil uns unsere identischen Sehnsüchte zueinander führten.
6 CARTE BLANCHE Lindsay Andersons IF... (1968) ist dabei der erste Film dieser Reise. Die Punk-Ballade ist der Grund, warum ich 1990 nach England ging. Der Film weckte in mir die Sehnsucht nach Freiheit und Anarchie. In England blieb ich, bis Bernd – wie Malcolm McDowell ein verwundeter Internatszögling – mich 2006 wieder nach Deutschland holte. Die Begierde ist ein weites Land, in das wir fliehen, um der Banalität und dem Schmerz zu entkommen. Sie ist auch ein Trost, denn in meiner Vorstellung hat Bernd nun den Höhlenausgang erreicht und blickt direkt hinein: in das herrliche Licht des Eros.“ Katja Eichinger IF... Großbritannien 1968. R: Lindsay Anderson. D: Malcolm McDowell, David Wood, Christine Noonan. 111 Min. 35mm. OF Der Film spielt in einer englischen Privatschule, in der Sonntag, 01.04. 20:00 Uhr Brutalität und körperliche Strafen an der Tagesordnung sind. Die jüngeren werden von ihren älteren Mitschü- Zu Gast: lern beaufsichtigt, häufig erniedrigt und gequält. Doch Katja Eichinger schließlich setzen sich die Opfer gegen ihre Peiniger zur Wehr – ob im Traum oder in der Realität, bleibt im Unklaren. Das Lexikon des internationalen Films schrieb über den Film, er zeige eine „mit erschreckendem Realismus und zahlreichen, symbolischen Einschüben inszenierte Internatsgeschichte“ und sei „eines der Hauptwerke des britischen Kinos der sechziger Jahre“.
7 DAS PARFUM -– DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS Deutschland/Frankreich/Spanien/USA 2006. R: Tom Tykwer. D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman, Alan Rickman. 147 Min. 35mm. OmU Jean-Baptiste Grenouille kommt 1738 unter einem Donnerstag, 19.04. Schlachttisch auf einem Pariser Fischmarkt zur Welt. 17:30 Uhr Das Kind hat keinen eigenen Körpergeruch, jedoch eine besondere Gabe: Es kann unzählige Gerüche voneinan- Sonntag, 29.04. der unterscheiden. Eines Tages entdeckt der Parfümeur 20:30 Uhr Baldini das Ausnahmetalent und lehrt Grenouille das Handwerk der schönen Düfte. Doch Baldinis Mittel sind beschränkt – und Grenouilles Wunsch, den Dingen ihren Duft zu rauben, wird zur mörderischen Obsession. Produzent Bernd Eichinger ließ die als „unverfilmbar“ geltende Geschichte des Romanciers Patrick Süskind unter der Regie von Tom Tykwer mit 5.200 Statisten und knapp 70 Schauspielern lebendig werden. VERTIGO Aus dem Reich der Toten USA 1958. R: Alfred Hitchcock. D: James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes. 128 Min. 35mm. OF Der ehemalige Polizeibeamte Scottie Ferguson (James Samstag, 14.04. Stewart) leidet unter starken Schuldgefühlen und Höhen- 20:30 Uhr angst, seit sein Kollege bei dem Versuch, ihn zu retten, ums Leben kam. Eines Tages beauftragt ihn ein ehe- maliger Schulfreund, seine selbstmordgefährdete Frau Madeleine (Kim Novak) zu beschatten. Als Madeleine in eine Bucht springt, gelingt es Scottie, sie zu retten. Er verliebt sich in sie, doch die junge Frau hütet ein finsteres Geheimnis. „VERTIGO gehört zu den zwei, drei besten Filmen Hitchcocks, und er ist derjenige, in dem er am meisten von sich preisgibt“, schrieb Roger Ebert von der Chicago Sun-Times.
8 CARTE BLANCHE MY OWN PRIVATE IDAHO My Private Idaho – Das Ende der Unschuld USA 1991. R: Gus van Sant. D: Keanu Reeves, River Phoenix, James Russo. 104 Min. 35mm. OmU Der Straßenjunge Mike Waters (River Phoenix) verdingt Mittwoch, 04.04. 20:30 Uhr sich gemeinsam mit Scott (Keanu Reeves), dem Sohn des Bürgermeisters, als schwuler Stricher. Mike leidet Ostersonntag, unter einer Schlaf-Wach-Störung, weshalb er häufig 08.04. in tiefe Träume verfällt, die ihn zurückführen zu seiner 20:30 Uhr Mutter und der Geborgenheit seiner Kindheit. Schließ- lich machen sich die beiden Männer auf die Suche nach der Mutter. Gus van Sant transferierte William Shakes- peares Historiendrama Heinrich IV. in die Stricher- und Drogenszene von Portland und schuf eine sehenswerte Mischung aus dichterischem Drama, Roadmovie und Sozialstudie. GENTLEMEN PREFER BLONDES Blondinen bevorzugt USA 1953. R: Howard Hawks. D: Marilyn Monroe, Jane Russell, Elliott Reid. 91 Min. 35mm. OF Das mittellose Showgirl Lorelei (Marilyn Monroe) ist mit Samstag, 07.04. 20:30 Uhr dem reichen Gus liiert. Dessen Vater lehnt die Beziehung strikt ab, da er der attraktiven Tänzerin reine Habgier Freitag, 13.04. unterstellt. Lorelei macht sich daher mit ihrer Freundin 18:00 Uhr Dorothy (Jane Russell) auf den Weg nach Paris, um ihren Angebeteten heimlich zu heiraten. Auf der Überfahrt kommt es jedoch zu Komplikationen: Der Vater hat einen Privatdetektiv auf Lorelei angesetzt, dem die Reize des Mädchens nicht verborgen bleiben. Zu den eindrück- lichsten Momenten in Hawk‘s Film gehört die Szene in der Marilyn Monroe „Diamonds are a Girls best friends“ singt.
9 LAST EXIT TO BROOKLYN Letzte Ausfahrt Brooklyn Deutschland, USA 1989. R: Uli Edel. D: Stephen Lang, Jennifer Jason Leigh, Burt Young. 103 Min. 35mm. OmU Anfang der fünfziger Jahre herrscht in Brooklyn wegen Mittwoch, 11.04. eines Arbeiterstreiks der Ausnahmezustand. Der Alltag 20:30 Uhr ist von Hass, Gewalt und Verzweiflung bestimmt, dem jeder zu entkommen versucht: So entdeckt der verhei- Sonntag, 15.04. ratete Gewerkschafter Harry (Stephen Lang) seine Ho- 20:30 Uhr mosexualität, während der Transvestit Georgette (Alexis Arquette) um Anerkennung kämpft. Auch die 18-jährige Prostituierte Tralala (Jennifer Jason Leigh) hat ihren Traum von der großen Liebe noch nicht aufgegeben. Die dramatische Verfilmung des Romans von Hubert Selby zeigt die Kehrseite des amerikanischen Traums von Freiheit und Wohlstand. BLUE VELVET USA 1986. R: David Lynch. D: Kyle MacLachlan, Isabella Rossellini, Dennis Hopper. 120 Min. 35mm. OF Die Welt in der amerikanischen Kleinstadt Lumberton Mittwoch, 18.04. scheint ein wahres Idyll zu sein – bis der Student Jeffrey 20:30 Uhr auf einem Rasen ein abgetrenntes, menschliches Ohr findet. Er übergibt es der örtlichen Polizei, die jedoch von Samstag, 28.04. ihren Ermittlungen nichts preisgeben möchte und den 20:30 Uhr Studenten um Stillschweigen bittet. Jeffrey stellt nun selbst Nachforschungen an, und langsam entfaltet sich ein verhängnisvolles Geflecht aus Intrigen, Macht, Gewalt, Perversion und Psychose. „So ein abgeschnittenes Ohr kann – wie Sie wissen – mitunter wahre Abgründe auftun“, so David Lynch über seinen Film, der mittlerweile Kultsta- tus erreicht hat.
10 CARTE BLANCHE LOVE IS THE DEVIL: STUDY FOR A PORTRAIT OF FRANCIS BACON Love is the Devil: Studie für ein Porträt von Francis Bacon Großbritannien 1997. R: John Maybury. D: Derek Jacobi, Daniel Craig, Tilda Swinton. 90 Min. 35mm. OmU Im Swinging London der 1960er-Jahre überrascht der Freitag, 27.04. 18:00 Uhr berühmte Künstler Francis Bacon den jungen Ganoven George Dyer beim Einbruch in sein Atelier. Doch anstatt ihn der Polizei auszuliefern, macht er George zu seinem Liebhaber. Der Kleinkriminelle wird zur Muse des Malers und inspiriert den Künstler zu einigen seiner erfolg- reichsten Porträts. Doch Bacon betrügt seinen Geliebten mit anderen Männern, was fatale Folgen hat: Dyer flüch- tet sich in Alkohol und Drogen und verliert allmählich jeden Halt. „Ich weiß nicht, ob ich einen zerstörerischen Dämon in mir habe; vielleicht ist die Liebe selbst der Teufel“, äußerte Francis Bacon einst über sich selbst. CartE BLANCHE: limited Edition Seien Sie regelmäßiger Gast der Carte Blanche von Katja Eichinger und nehmen Sie als Danke- schön ein einmaliges Andenken entgegen: Der von Katja Eichinger persönlich signierte Kunstdruck zeigt Bernd Eichinger am malerischen Film-Set im schottischen Pennan. Katja Eichinger hat das Foto selbst aufgenommen und wählte es nach dem Tod ihres Mannes als Motiv für die Trauerkarte. Sammeln Sie einfach fünf Eintrittskarten zur Carte Blanche und tauschen diese an der Museumskasse gegen einen der exklusiven 50 Kunstdrucke ein.
Charles Chaplin and the Little Tramp are trademarks and/or service marks of Bubbles Inc. S.A. used with permission. 11 CHARLIE, THE BESTSELLER Chaplins Tramp – Ikone zwischen Kino, Kunst & Kommerz AUSSTELLUNG BIS 13. MAI 2012 Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Frankfurt am Main www.deutsches-filmmuseum.de Partner der Ausstellung With the kind support of Association Chaplin.
12 HOMMAGE: François Ozon François Ozon ist in der neuen Generation französischer Filmemacher zweifellos der bekannteste Regisseur. In zwölf Jahren realisierte er zwölf Spielfilme und arbeitete mit einigen der prominentesten Schauspieler seines Landes zusammen, die er stets mit seinen differenzierten Figuren und einer exakten Darstellerführung zu Glanzleis- tungen animierte. Das Deutsche Filmmuseum widmet dem Ausnahmeregisseur eine Hommage und konzent- riert sich auf seine neueren Werke. Zu sehen ist auch die gesamte „Trilogie über die Trauer“. Seine Regieausbildung absolvierte François Ozon an der berühmten Filmhochschule „La Fémis“ in Paris, wo erste auf 16mm gedrehte Kurzfilme entstanden. Er gab sein Spielfilmdebüt 1998 mit der Satire SITCOM. Während sein Inszenierungsstil im Laufe der Jahre immer elabo- rierter wurde, hält Ozon an seinen Themenschwerpunk- ten fest: Er unterzieht die bürgerlichen Strukturen einer genauen Analyse, thematisiert Sexualität als Ausdruck der Selbstverwirklichung und verwendet Erzählmuster, die dem Krimi und dem Melodram entstammen. SOUS LE SABLE Unter dem Sand Frankreich 2001. R: François Ozon. D: Charlotte Rampling, Bruno Cremer, Jacques Nolot. 96 Min. 35 mm. OmU „Trilogie über die Trauer“, Teil I: Marie, Professorin für Sonntag, 01.04. 17:30 Uhr englische Literatur in Paris, ist seit 25 Jahren mit Jean verheiratet. Gemeinsam verbringen sie, wie jedes Jahr, Dienstag, 03.04. ihren Sommerurlaub in Frankreich am Strand. Während 20:30 Uhr Marie die Literatur von Balzac genießt, geht Jean schon mal ins Wasser, doch als sie sich kurz darauf umdreht, fehlt von ihm jede Spur. Die Suche bleibt erfolglos und sein Verschwinden ein Rätsel. Marie klammert sich an den Gedanken, dass Jean noch lebt und kehrt tags darauf wieder nach Paris zurück. Sie führt ihr Leben nahtlos weiter, träumt sich aber Jeans Gegenwart her- bei und macht sein Trugbild zur Realität ihres Alltags.
13 LE TEMPS QUI RESTE Die Zeit die bleibt Frankreich 2006. R: François Ozon. D: Melvil Poupaud, Jeanne Moreau, Valeria Bruni Tedeschi. 81 Min. 35mm. OmU Im zweiten Teil der Trilogie trauert Romain um sich: Der Donnerstag, 05.04. 31-jährige schwule Modefotograf hat von seiner tödlichen 18:00 Uhr Krebserkrankung erfahren, und auch von einer Chemo- therapie ist keine Heilung zu erwarten. So bleiben Romain Ostersonntag, noch maximal drei Monate zu leben. Er trennt sich von 08.04. seinem Freund, ohne mit ihm oder seinen Eltern über sein 18:00 Uhr Schicksal zu sprechen. Einzig seiner Großmutter Laura vertraut er sich an. Doch dann begegnet Romain der Kellnerin Jany, die ihn – mit dem Einverständnis ihres im- potenten Ehemannes – bittet, mit ihr ein Kind zu zeugen. LE REFUGE Rückkehr ans Meer Frankreich 2009. R: François Ozon. D: Isabelle Carré, Louis-Ronan Choisy, Melvil Poupaud. 88 Min. 35mm. OmU Mousse und Louis sind jung, schön, reich – und sehr Karfreitag, verliebt. Für den täglichen Kick nehmen sie jede Menge 06.04. Drogen, bis Louis nach einer Überdosis stirbt. Kurz 20:30 Uhr darauf erfährt Mousse im Krankenhaus, dass sie von Louis ein Kind erwartet, dessen Eltern das Ungeborene Dienstag, 10.04. aber ablehnen. Sie beschließt trotzdem, es zu behalten 20:30 Uhr und zieht sich in ein Haus am Atlantik zurück, wohin Louis’ schwuler Bruder ihr folgt. Wie bei Ozon üblich, entstand das Drehbuch zum letzten Teil seiner Trilogie weitgehend während der Dreharbeiten und in Zusam- menarbeit mit der im sechsten Monat schwangeren Isabelle Carré.
14 HOMMAGE: François Ozon RICKY Frankreich 2009. R: François Ozon. D: Alexandra Lamy, Sergi López, Mélusine Mayance. 90 Min. 35 mm. OmU Als die Fabrikarbeiterin und alleinerziehende Mutter Donnerstag, 12.04. 18:00 Uhr Katie Paco begegnet, geschieht etwas Magisches und Wunderbares: Die beiden verlieben sich – und erwarten schon bald darauf ein Kind. Neun Monate nach Rickys Geburt sorgt sich Katie über das ständige, scheinbar grundlose Weinen des Kindes und entdeckt zwei Beulen an seinem Rücken. Ricky wachsen plötzlich Flügel, und er beginnt zu fliegen. Der Film entstand frei nach einer Fantasy-Geschichte von Rose Tremain, die den Regis- seur zuerst abschreckte – bis Ozon sich dafür entschied, das Magische mit dem Realen zu verweben. ANGEL Angel – Ein Leben wie im Traum Frankreich/Belgien/Großbritannien 2007. R: François Ozon. D: Romola Garai, Sam Neill, Michael Fassbender. 134 Min. 35 mm. OmU Im England des Jahres 1905 wird die junge Schrift- Freitag, 13.04 20:00 Uhr stellerin Angel Deverell quasi über Nacht berühmt. Als Autorin romantischer Liebesromane gelangt sie zu Donnerstag, 19.04. Wohlstand, beginnt eine Beziehung mit dem expressio- 20:30 Uhr nistischen Künstler Esmé und baut sich im Glauben, ihr Leben sei vollkommen, eine Scheinwelt auf. Doch im Zuge des Ersten Weltkriegs endet ihre Liebesbeziehung ebenso wie das Interesse der Leser an ihren Werken. Ozon dachte schon bei der ersten Lektüre des gleichna- migen Romans an eine Verfilmung. Sein bislang einziger englischsprachiger und geradezu opulenter Film war kommerziell jedoch weniger erfolgreich.
15 5x2 – CINQ FOIS DEUX Fünf mal zwei Frankreich 2004. R: François Ozon. D: Valeria Bruni Tedeschi, Stéphane Freiss, Michael Lonsdale. 90 Min. 35mm. OmU Vorfilm: UN LEVER DU RIDEAU erstmalig in Deutschland Frankreich 2006. R: F. Ozon. 26 Min. OmU 5x2 - CINQ FOIS DEUX erzählt die Geschichte des Ehe- Freitag, 27.04. paares Gilles und Marion in umgekehrter Reihenfolge. Die 20:00 Uhr beiden treffen sich vor dem Scheidungsrichter, um dann schweigend auseinander zu gehen. Im Anschluss verfolgt Sonntag, 29.04. der Zuschauer das Scheitern der Ehe episodenhaft zu- 18:00 Uhr rück, von der finalen Krise über die Hochzeit und Geburt des Kindes bis zur ersten Begegnung voller Liebe. 8 FEMMES 8 Frauen Frankreich 2002. R: François Ozon. D: Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Virginie Ledoyen. 103 Min. 35mm. OmU Diese kongenial besetzte Verfilmung eines Boulevard- Sonntag, 15.04. stücks machte Ozon international bekannt, da er hier seine 18:00 Uhr filmische Raffinesse durch die extravagante, theaterartige Inszenierung bewies. Die in den 1950er-Jahren angesiedel- te Handlung vollzieht sich in einer Landresidenz: Während sich alle auf das Weihnachtsfest vorbereiten, wird plötzlich das männliche Oberhaupt erstochen im Bett aufgefunden. LA POTICHE Das Schmuckstück Frankreich 2010. R: François Ozon. D: Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Fabrice Luchini. 103 Min. 35mm. OmU Ozons jüngster Film spielt 1977 und erzählt die Geschichte Donnerstag, 26.04. Suzanne Pujols, die ihrem Mann Robert als treue Hausfrau 18:00 Uhr dient. Als sich die Arbeiter gegen die Bedingungen in Roberts Fabrik auflehnen, erleidet dieser eine Herzattacke und seine Frau übernimmt das Zepter.
16 12. GOEAST – FESTIVAL DES MITTEL- UND OSTEUROPÄISCHEN FILMS Bereits zum zwölften Mal können sich Cineasten beim goEast-Festival vom 18. bis 24. April in Wiesbaden von der Vielfalt des mittel- und osteuropäischen Filmschaf- fens überzeugen: In diesem Jahr bietet das Programm 141 Filme aus 26 Ländern. Auch das Kino des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt zeigt eine handverlesene Auswahl: Vom 20. bis 25. April werden alle Spielfilme des Wettbewerbs sowie der Film Człowiek z Zelaza (Der Mann aus Eisen) aus der Sektion „Beyond Belon- ging“ am Schaumainkai zu sehen sein. Die gesamte Bandbreite der östlichen (Film-)Kultur ist in der hessischen Landeshauptstadt zu sehen, die als inspi- rierender Ort für Begegnungen und Gespräche zwischen internationalem Publikum, Filmschaffenden und Gästen gilt. Die Filme sind in Sektionen unterteilt und bedie- nen unterschiedliche Geschmäcker: Der Wettbewerb versammelt bewegende, eigenwillige und wegweisende Beiträge des aktuellen, mittel- und osteuropäischen Autorenkinos. Inspiriert von den weltweiten Protestbe- wegungen und zahlreichen Coming-of-Age-Filmen im osteuropäischen Kino, fokussiert die Sektion „Beyond Belonging“ dieses Jahr das Thema Protest. Das Sym- posium „RealAvantGarde – Mit Lenfilm durch das kurze 20. Jahrhundert“ ist dem ältesten (sowjet-)russischen Filmstudio gewidmet, und „Porträt“ zeigt die Werkschau des russischen Regisseurs Sergei Loznitsa. Auch die jungen Talente kommen bei goEast nicht zu kurz: Im „Young Professionals Programm“ stellt der mittel- und osteuropäische Filmnachwuchs sein Können unter Beweis. Studierende von Filmhochschulen aus Bel- grad, Bukarest, Berlin und dem Rhein-Main-Gebiet prä- sentieren ihre Arbeiten im Hochschulwettbewerb. Neben Hochschulpreisen und Projektförderungen sind Work- shops und Vorträge Teil des Nachwuchsprogramms. Die Sektionen „Highlights“ und „Specials“ vervollständigen das Festival.
17 GAMER Ukraine 2011. R: Oleg Sentsov. D: Vladislav Zhuk, Alexander Fedorov, Janna Buruk, Jury Savienok, Igor Sidorenko. 92 Min. dcp. OmeU In seinem semidokumentarisch inszenierten Coming- Freitag, 20.04. of-Age-Drama porträtiert der ukrainische Regiedebütant 18:00 Uhr Oleg Sentsov den jungen Alex. Unter dem Namen Koss bringt er es im Computerspiel „Quake“ zu großer Meisterschaft und spielt bald auch in internationalen Turnieren. Sein reales Umfeld hingegen erlebt ihn selt- sam distanziert und ziellos, was seiner alleinerziehenden Mutter immer größere Sorgen bereitet. Als Alex die ers- te Niederlage einstecken muss, bekommt seine virtuelle Welt Risse, und erstmals stellt sich ihm die Frage, was ihn im wirklichen Leben erwartet. cTYRI SLUNCE Vier Sonnen Tschechische Republik 2011. R: Bohdan Sláma. D: Jaroslav Plesl, Anna Geislerová, Marek Šácha, Anna Bubeníková, Karel Roden. 102 Min. 35 mm. OmeU Fogi, Mitte 30 und nie so richtig erwachsen geworden, Freitag, 20.04. ist mit der Erziehung seines Kindes und dem Leben 20:30 Uhr insgesamt überfordert. Als er seinen Job verliert, der 16-jährige Sohn immer rebellischer wird und seine Frau Jana eine Affäre beginnt, steht er vor einem Scherben- haufen. Auch der spirituelle Beistand seines besten Freundes Karel, der eine tiefe Beziehung zur Natur pflegt, hilft ihm nicht weiter. Tragik und absurder Humor liegen in Bohdan Slámas Familiendrama ganz nah beieinander. Lakonisch erzählt er vom Wahnsinn des Lebens, so ein- dringlich wie zärtlich, so ungeschönt wie hoffnungsvoll.
18 12. GOEAST – FESTIVAL DES MITTEL- UND OSTEUROPÄISCHEN FILMS PRACTIcNI VODIc KROZ BEOGRAD SA PEVANJEM I PLAKANJEM Reiseführer durch Belgrad mit Singen und Weinen Serbien/Deutschland/Frankreich/Ungarn/Kroatien 2011. R: Bojan Vuletic. D: Julie Gayet, Marko Janketic, Anita Mancic, Jean-Marc Barr, Nada Šargin. 87 Min. dcp. OmeU Die romantische Komödie erzählt von vier Paaren, die in Freitag, 20.04. 22:30 Uhr Belgrad die Irrungen und Wirrungen der Liebe erleben: Silvie, eine Chansoneuse kurz vor dem Nervenzusam- menbruch, und der junge Fahrer Stefan; Domina Melita und ihr Sklave Brian; der deutsch-türkische Geschäfts- mann Orhan und das Zimmermädchen Jagoda; die serbische Polizistin Đjurda und ihr frisch angetrauter kro- atischer Mann, Mato. Getragen von einem wunderbaren Schauspielerensemble zeigt Regisseur Bojan Vuletic wie nebenbei das Leben in der serbischen Gesellschaft an der Schwelle zum EU-Beitritt. churgoshin Blei Usbekistan 2011. R: Z.Mussakov. D: N. Karimboeva, F. Regemetova, A. Begmatova, Uldashev, T. Musakov. 90 Min. 35mm. OmeU Nach Jahren treffen sich die einstigen Kriegskamera- Samstag, 21.04. 16:00 Uhr den Kadirov und Marlin 1952/53 zufällig in Taschkent, Usbekistan wieder. Marlin ist inzwischen zum Polizeichef aufgestiegen, Kadirov, ein Usbeke, arbeitet als Ingenieur. Er ist ein glühender Verehrer Stalins und glaubt fest an die Ziele des kommunistischen Regimes. Daher wird er von Stalin zu einem Colonel des Ministeriums für Staatssicherheit ernannt und soll den Russen Marlin bei der Suche nach „Staatsfeinden“ unterstützen. Marlin und Kadirov reagieren unterschiedlich auf den Druck. Als Kadirov jedoch seinen eigenen Bruder verhaften soll, eskaliert die Situation.
19 AVÉ Bulgarien 2011. R: Konstantin Bojanov. D: Anela Nedyalkova, Ovanes Torosyan, Martin Brambach, Svetlana Yancheva, Nikolay Urumov. 86 Min. 35mm. OmeU Ein Roadmovie, das einfühlsam von einer ungewöhn- Samstag, 21.04. lichen Romanze und zugleich von einem Land im 18:00 Uhr Umbruch erzählt: Kamen will von Sofia in das nord- bulgarische Ruse trampen, als sich ihm ungefragt die 17-jährige Ausreißerin Avé anschließt. Sie verstrickt ihn in ihre improvisierten und immer haarsträubenderen Lügengeschichten, die sie den wechselnden Fahrern auftischt. Dann wird Kamen die Situation zu heikel. Er trennt sich von Avé, trifft sie in Ruse jedoch zufällig wieder. Die beiden kommen sich näher, werden aber auch mit unbequemen Wahrheiten konfrontiert. RÓZA Polen 2011. R: W. Smarzowski. D: A. Kulesza, M. Dorocinski, K. Preis, J. Braciak, M. Buss. 90 Min. 35mm. OmeU Polen, 1945. Der ehemalige Offizier Tadeusz versucht Sonntag, 22.04. gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Masuren, dem 17:00 Uhr damaligen Ostpreußen, unterzutauchen. Brandschatzende deutsche Soldaten auf dem Rückzug und plündernde Ein- heiten der Roten Armee haben die Region in ein trostloses Niemandsland verwandelt. Hier, im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Polen, trifft er auf die Bäuerin Róza, die ihren Mann verloren hat und mehrfach vergewaltigt wurde. In der Hoffnung, vor weiteren grausamen Übergriffen beschützt zu werden, gewährt Róza dem Fremden Unter- schlupf. Es entwickelt sich eine tiefe Liebe, doch holt sie mit der Zeit die Realität wieder ein.
20 12. GOEAST – FESTIVAL DES MITTEL- UND OSTEUROPÄISCHEN FILMS BEDUÍN Beduine Russland 2011. R: Igor Voloshin. D: Olga Simonova, Serafima Migay, Mikhail Evlanov, Remigijus Sabulis, Dorji Galsanov. 100 Min. 35mm. OmeU Um die Behandlung ihrer an Leukämie erkrankten Toch- Sonntag, 22.04. 19:00 Uhr ter zu bezahlen, stellt Rita fern von ihrem Zuhause ihren Körper für eine Leihmutterschaft zur Verfügung. Über Mobiltelefon, Webcam und Internet behält sie Kontakt zu ihrem Kind. Die hohen Kosten der Therapie treiben die Mutter zu verzweifelten Handlungen jenseits der Legalität, bis sie schließlich den Sinn ihres Weges neu überdenkt. In seinem genreübergreifenden Werk entfal- tet Regisseur Igor Voloshin eine Geschichte zwischen Leben und Sterben, Endlichkeit und Ewigkeit. RAY DLYA MAMY Für Mutter der Himmel Kasachstan 2011. R: Aktan Arym Kubat. D: Mikhail Zhigalov, Natalya Arinbasarova, Olga Landina, Sergey Gergert, Amir Baimolda. 80 Min. 35mm. OmeU Eine kleine Provinzsiedlung in Kasachstan: Die Land- Sonntag, 22.04. 21:00 Uhr schaft ist trostlos und karg, die Fabriken sind verlassen. Hier leben die Brüder Amir und Serekbay zusammen mit ihrer Mutter Polina und ihrem Großvater in sehr ärmlichen Verhältnissen. Der Vater ist vor Jahren zum Arbeiten nach Russland aufgebrochen und nie wieder zurückgekehrt. Geblieben sind nur ein paar Fotos und viele Erinnerungen an eine kurze, glückliche Zeit. Polina bemüht sich sehr, ihre Kinder auch ohne Vater großzuziehen – und niemand ahnt, dass sie ihr Geld als Prostituierte verdient. Doch Amir und Serekbai kommen hinter das Geheimnis ihrer Mutter und sind zutiefst verstört.
21 CZŁOWIEK Z ZELAZA Der Mann aus Eisen Polen 1981. R: Andrzej Wajda. D: Jerzy Radziwiłowicz, Krystyna Janda, Marian Opania, Bogusław Linda, Janusz Gajos. 147 Min. 35mm. OmeU Der als Spitzel agierende Radioreporter Winkel fährt Dienstag, 24.04. nach Danzig, um eine Reportage über den Anführer der 20:30 Uhr streikenden Gewerkschafter in der Leninwerft, Maciek Tomczyk, zu produzieren. Die in Rückblenden erzählten Ereignisse rekonstruieren das Bild eines Aufständischen ebenso wie die Anfänge der Solidarnosc-Bewegung. In seinem preisgekrönten Meisterwerk nimmt Andrzej Wajda die Unruhen in Polen nach 1970 ins Visier, als sich die Staatsmacht gegen die Demonstranten behaup- tete. Angelehnt an realpolitische Ereignisse zollte der Film einer Bewegung Respekt, die später den System- wandel entscheidend beeinflussen sollte. VISUL LUI ADALBERT Adalberts Traum Rumänien 2011. R: Gabriel Achim. D: Gabriel Spahiu, Ozana Oancea, Anca Androne, Alina Berzunteanu, Mimi Branescu. 101 Min. 35mm. OmeU Rumänien 1968: Der wortgewandte Filou Lulica wohnt Mittwoch, 25.04. in seinem Betrieb den Vorbereitungen der Feierlichkeiten 18:00 Uhr zum 65. Geburtstag der Kommunistischen Partei bei, an deren Ende er seinen neuen Film vorführen wird. Regis- seur Gabriel Achim führt sein Publikum durch die Chro- nologie des Feiertags und kommentiert diese Rahmen- handlung immer wieder mittels abstrakter Symbole. Am Ende verdeutlicht das Medium Film selbst die Dysfunkti- onalität des sozialistischen Regimes jener Tage: zwischen Ideologie, Frustration und verhaltener Auflehnung.
22 12. GOEAST – FESTIVAL DES MITTEL- UND OSTEUROPÄISCHEN FILMS ZHIT Leben Russland 2011. R: Vasiliy Sigarev. D: Yana Troyanova, Alexei Filimonov, Olga Lapshina, Yevgeniy Sytyi, Anna Ykolova. 119 min. 35mm. OmeU Mitten im Leben der Tod: Galya ertränkt den frühen Mittwoch, 25.04. 20:30 Uhr Tod ihres Mannes im Alkohol. Kaum schöpft sie neue Hoffnung, verliert sie auch noch ihre beiden kleinen Töchter. Regisseur Vasiliy Sigarev verwebt kunstvoll Galyas Geschichte mit der von Grishka und Anton, die Opfer eines brutalen Überfalls werden, und der des kleinen Artyom, der sich nach seinem Vater sehnt – doch seine Mutter verbietet ihm jeden Umgang mit ihm. Sie alle erzählen erschütternd direkt von existen- ziellem Verlust und von Trauer. Und doch ist ZHIT nicht nur ein Film über das Sterben, sondern zeigt vielmehr, wie Menschen mit der Gewissheit des Todes weiter leben – und lieben. Freunde des Kinos Das Kino im Deutschen Filmmuseum sucht filmbegeister- te Freunde, die sich engagieren und für unser besonderes Programm interessieren. Lernen Sie uns kennen, und seien Sie gespannt auf das, was das Haus zu bieten hat. So erhalten Sie für unser Kino vergünstigte Eintrittspreise sowie Vorzugskarten zu besonderen Veranstaltungen und haben die Möglichkeit, Filmschaffende zu treffen. Selbstverständlich bekommen die Freunde des Hauses unseren Newsletter und alle Programme kostenfrei zugeschickt. Sie möchten das Kino unterstützen? Einzelpersonen: 30,- Euro Jahresbeitrag Unter 30-Jährige: 20,- Euro Jahresbeitrag Weitere Informationen: freunde@deutsches-filminstitut.de Tel.: 069 – 961 220 225
23 KLASSIKER & RARITÄTEN 100 JAHRE BABELSBERG Ein Jahrhundert Filmgeschichte – Babelsberg unter allen Umständen Es begann 1911 mit der Deutschen Bioscop Filmgesell- schaft, die auf der Suche nach einem neuen Produk- tionsgelände war. Auf einem freien Areal in Potsdam- Babelsberg wurde sie fündig und weihte bereits vier Monate später, im Februar 1912, mit den Dreharbeiten zu Asta Nielsens Film DER TOTENTANZ das große Areal ein. Heute gilt das Studio Potsdam-Babelsberg als das älteste Großatelier der Welt und das größte in Deutschland. Während der Weimarer Republik war Babelsberg auch das modernste Tonstudio seiner Zeit: Es entstanden Meilensteine der Filmgeschichte, darunter Fritz Langs METROPOLIS (1927) oder Josef von Sternbergs DER BLAUE ENGEL (1930). Schauspieler wie Marlene Diet- rich, Emil Jannings, Greta Garbo, Heinz Rühmann und Lilian Harvey standen hier vor der Kamera. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Mai 1946, wurde die Deutsche Film AG DEFA gegründet. Unter ihrer Regie entstan- den in Babelsberg bis 1990 mehr als 700 Spiel- und 150 Kinderfilme sowie zahlreiche Produktionen für den Deutschen Fernsehfunk. 1974 realisierte Frank Beyer mit JAKOB, DER LÜGNER den einzigen DDR-Film, der je für einen Oscar nominiert wurde. Heute zählt Babelsberg zu den national wie international gefragtesten Studios. Das liegt auch daran, dass hier den Möglichkeiten des maßstabgetreuen Kulissenbaus kaum Grenzen gesetzt sind. So wurde für den Film SONNEN- ALLEE 1999 eigens die aufwändige Außenkulisse rekon- struiert, die auch in den Filmen DER PIANIST (2002) oder INGLOURIOUS BASTERDS (2009) zum Einsatz kam. Für Roland Emmerichs ANONYMUS (2011) konstruierten die Babelsberger Kulissenbauer ein komplettes, mittelal- terliches Dorf. Seit der Realisierung von Hollywood- Produktionen wie SPEED RACER (2008), OPERATION Mehr WALKÜRE – DAS STAUFENBERG-ATTENTAT (2008) oder Informationen finden Sie auf den DER VORLESER (2008) zählt das Studio zu den erfolg- Themenseiten von reichsten Großateliers für Kinofilme in Europa. Das Kino filmportal.de des Deutschen Filmmuseums zeigt einen Querschnitt unter „100 Jahre durch die bewegte Babelsberger Filmgeschichte. Babelsberg“
24 KLASSIKER & RARITÄTEN: 100 Jahre Babelsberg ASPHALT Deutschland 1929. R: Joe May. D: Gustav Fröhlich, Betty Amann. 94 Min. 35mm Als eine der letzten, großen, deutschen Stumm- Dienstag, 03.04. 18:00 Uhr filmproduktionen griff ASPHALT die Elemente des Expressionismus und des Straßenfilms auf und schuf Klavierbegleitung: daraus eine neue Form des filmischen Realismus. Auch Ulrich Rügner inhaltlich ging der Film an die Grenzen seiner Zeit: Der junge, pflichtbewusste Polizist Holk verhaftet die Halbweltdame Elsa wegen eines Juwelendiebstahls. In einer der sinnlichsten, filmischen Verführungsszenen „kauft“ Elsa sich frei, woraufhin Holk ihr verfällt – und dadurch seine Karriere gefährdet. Für seine Vision des nächtlichen Berlin als Sündenbabel ließ Regisseur Joe May unter anderem eine luxuriöse Einkaufsstraße in den Filmstudios nachbauen. LEICHTE KAVALLERIE Deutschland 1935. R: Werner Hochbaum. D: Marika Rökk, Fritz Kampers. 92 Min. 35mm Die ungarische Kellnerin Rosika flüchtet vor ihrem Dienstag 10.04. 18:00 Uhr Stiefvater und schließt sich einem Zirkus an. Der Direktor Cherubini schwärmt für die junge Frau, die sich jedoch in Geza, einen Stallburschen, verliebt. Aus Sorge um Rosikas Zukunft drängt der Clown Rux den jungen Geza zum Ab- schied vom Zirkus, was nicht ohne Folgen bleibt. Der Film diente als Sprungbrett für Marika Rökk in ihrem ersten deutschen Filmauftritt. Produzent Hans von Wolzogen machte Werner Hochbaum die Vorgabe, „die bürgerliche Atmosphäre eines großen Wanderzirkus“ mit einer „künst- lerischen Note“ darzustellen.
25 STÄRKER ALS DIE NACHT DDR 1954. R: Slatan Dudow. D: Wilhelm Koch-Hooge, Helga Göring, Kurt Oligmüller. 117 Min. 35mm Diese Produktion war zu ihrer Entstehungszeit ein gro- Dienstag, 17.04. ßes Prestigeprojekt der von der DEFA übernommenen 18:00 Uhr Babelsberger Filmstudios. Konzipiert als Huldigung der „Helden an der unsichtbaren Front“, erzählt der Film von den Hamburger Kommunisten Hans und Gerda Löning, die sich nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichs- kanzler aktiv am Widerstand beteiligen. Obwohl Hans wegen einer Flugblattaktion in Schutzhaft genommen wird, bleibt seine Frau nach der Geburt des gemeinsa- men Sohnes dem aktiven Widerstand treu. Sieben Jahre später darf Hans dank einer Amnestie und unter ständi- ger Bewachung zu seiner Familie zurückkehren. DER PIANIST Frankreich/Deutschland/Polen/Großbritannien 2002. R: Roman Polanski. D: A. Brody, T. Kretschmann 148 Min. 35mm. Engl. OmU In der Pianist setzte sich Polanski filmisch mit dem Dienstag, 24.04. Holocaust auseinander, der auch sein Leben entschei- 18:00 Uhr dend prägte: Als die deutschen Truppen im September 1939 in Polen einmarschieren, ist der jüdische Pianist Władysław Szpilman auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit der Errichtung des Warschauer Ghettos beginnt für ihn und seine Familie der tägliche Überlebenskampf. Kurz vor dem Abtransport in die Vernichtungslager kann er fliehen, woraufhin eine lange und peinvolle Zeit des Versteckens beginnt. Unter Anleitung des legendären Szenenbildners Allan Starski wurden in Babelsberg gan- ze Straßenzüge und Ruinen des Ghettos nachgebaut.
26 „Die Einstellung ist die Einstellung.“ — Béla Balázs (ungarischer Filmkritiker, 1884-1949) lecture & film: MONTAGE Die im Oktober gestartete Reihe Lecture & Film umfasst insgesamt zehn Vorträge, die jeden ersten Donnerstag im Monat um 20 Uhr Filminteressierten die Möglichkeit bieten, mehr über die Wirkung und die verschiedenen Funktionsweisen des filmischen Erzählens zu erfahren. Anknüpfend an die Themenkomplexe im zweiten Teil der Dauerausstellung – Bildgestaltung, Ton, Montage und Schauspiel – geben renommierte Filmwissenschaftler und Filmschaffende einen mit Fotos oder Filmausschnit- ten illustrierten Einblick in die facettenreiche Welt der Filmsprache. Im Anschluss an die Lecture ist jeweils exemplarisch ein Film zum Thema zu sehen, das immer mittwochs und samstags um 18 Uhr anhand weiterer Filme vertieft wird.
Lecture & Film: Montage 27 VOM SCHNITT ZUM FLOW – FILMMONTAGE IN DER PRAXIS Lecture von Prof. Hans Beller Filmmontage steht „für einen komplexen Vorgang, Donnerstag, 05.04. der einen Film in seinem Ablauf strukturiert“, definiert 20:00 Uhr Professor Hans Beller sein Thema. Ganz abstrakt sei mit Filmmontage „die Auswahl, Begrenzung und Anordnung der visuellen und akustischen Elemente eines Films gemeint“. Im Anschluss an seinen Vortrag zeigt der Filmregisseur und Hochschullehrer beispiel- haft Gus van Sants ELEPHANT (2003) als Gegenthese zur Überbietungsspirale der immer kürzer werdenden Einstellungen. Hans Beller arbeitet seit 1977 als freier Autor und Filmregisseur und ist einer der führenden Experten zum Thema Filmmontage. Seine Hochschulstationen waren München, Rosenheim, Karlsruhe und Köln, ehe er 2006 Professor an der Filmakademie Ludwigsburg mit Lehraufträgen zur Filmgeschichte, -analyse und -montage wurde. Zu Bellers zahlreichen Publikationen zählt das Standardwerk Handbuch der Filmmontage – Praxis und Prinzipien des Filmschnitts, das zur Pflicht- lektüre für jeden Cutter und Editor geworden ist. ELEPHANT USA 2003. R: Gus van Sant. D: Alex Frost, Eric Deulen, Elias McConnell. 81 Min. 35mm. OmU Es ist ein scheinbar ganz normaler Schultag in der Donnerstag, 05.04. amerikanischen Provinz. Alles dreht sich an einer ca. 21:00 Uhr US-Highschool um den banalen Alltag: Hausaufga- ben, Unterricht und Football. Und dann geschieht die Katastrophe. Zwei Brüder sorgen dafür, dass das Leben aller Schüler und Lehrer aus der Bahn gewor- fen wird: In einem blutigen Massaker erschießen sie jeden, der ihnen über den Weg läuft. Die Handlung des Films ist frei angelehnt an das Schulmassaker von Littleton an der Columbine High School. Gus van Sant besetzte die Schüler mit Laienschauspielern und orientierte sich bei der Kameraführung an Third- Person-Shooter-Computerspielen.
28 Lecture & Film: Montage IN GEFAHR UND GRÖSSTER NOT BRINGT DER MITTELWEG DEN TOD Deutschland 1974. R: Alexander Kluge. D: Dagmar Bödderich, Jutta Winkelmann, Alfred Edel. 90 Min. 35mm. Frankfurt am Main zur Karnevalszeit 1974. Durch die Mittwoch, 04.04. 18:00 Uhr Mainmetropole streifen zwei Frauen mit politischen und privaten Zielen: Die „Beischlafdiebin“ Inge Maier ist auf Samstag, 28.04. der Jagd nach Sex und Geld, während die DDR-Spionin 18:00 Uhr Rita Müller-Eisert Staatsgeheimnisse aufspüren will. Inge schläft mit dem Polizeipräsidenten, Rita beobachtet die Räumung besetzter Häuser; Kapitalisten treffen auf Karnevalisten. Die aneinandergereihten, teils realen, teils fiktiven Episoden ergeben ein bildliches Kaleidos- kop, das sich nach Kluges Ansinnen erst im Kopf des Zuschauers zu klaren Bildern ordnen soll. IM WINTER EIN JAHR Deutschland 2007/08. R: Caroline Link. D: Karoline Herfurth, Josef Bierbichler, Corinna Harfouch. 128 Min. 35mm. Als der 19-jährige Alexander sich das Leben nimmt, Samstag, 14.04. 18:00 Uhr bricht für die in München lebende Mutter Eliane eine Welt zusammen. Tief verstört beauftragt sie den Mittwoch, 18.04. berühmten Maler Max Hollander, ein gemeinsames 18:00 Uhr Porträt des toten Alexander mit dessen Schwester Lilli zu malen. Doch Lilli kann den Selbstmord des Bruders nicht verzeihen und rebelliert. Erst durch die Begegnung mit dem wesentlich älteren Maler gelingt es den beiden Frauen, sich mit der schmerzhaften Vergangenheit aus- einanderzusetzen. „Intelligentes, kompositorisch reiches Gefühlskino!“, schrieb Hans Peter Koll im film-dienst.
29 BRONENOSETS POTYOMKIN Panzerkreuzer Potemkin Sowjetunion 1925. R: Sergei M. Eisenstein. D: Alexander Antonow, Wladimir Barski, Grigori Alexandrow. Ca. 70 Min. OmU Odessa 1905: Nachdem die Matrosen des sowjetischen Samstag, 07.04. Kriegsschiffs Potemkin zu meutern beginnen, weil sie 18:00 Uhr faules Fleisch essen sollen, kommt es zum Aufstand. Als der Kapitän einige erschießen lässt, bringen die Mittwoch, 11.04. Matrosen das Schiff in ihre Gewalt, und die Bewohner 18:00 Uhr der Stadt solidarisieren sich mit ihnen. Doch dann Klavierbegleitung: kommt es auf der berühmten Hafentreppe zur blutigen Uwe Oberg Auseinandersetzung mit der Armee des Zaren. Durch seine revolutionäre Montagetechnik in BRONENOSETS POTYOMKIN erlangte der Regisseur und Filmtheoretiker Sergei Eisenstein, der seinen Film als eine Tragödie in fünf Akten beschrieb, Weltruhm. AFTER WORK „Get together“ist der Slogan für all diejenigen, die sich über das Medium Film austauschen wollen. Eine themenorientierte Führung durch die Ausstellungen schärft den filmischen Blick. Im Anschluss daran werden die neuen Eindrücke bei einem Drink im Foyer ausführlich besprochen und diskutiert. Jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat, 18:00 bis 20:00 Uhr Der nächste Workshop-Termin ist am Mittwoch, 18. April, um 18 Uhr. Hierfür ist eine Anmeldung erforderlich. Für nähere Informationen und Beratungen wenden Sie sich bitte an: Daniela Dietrich, Tel: 069/961 220 223, E-Mail: museumspaedagogik@deutsches-filminstitut.de
30 Late Night Kultkino Im April können sich Cineasten wieder zu später Stunde freitags und samstags von skurrilen Untoten, Geistern, in Menschenkörper eindringenden Parasiten und künstlich erzeugten Mischwesen das Gruseln lehren lassen. SPLICE Splice – Das Genexperiment Kanada/Frankreich/USA 2009. R: Vincenzo Natali. D: Adrien Brody, Sarah Polley. 108 Min. 35mm. DF Die Genwissenschaftler Clive und Elsa haben gerade Samstag, 07.04. 22:30 Uhr erfolgreich durch Kreuzung der DNA verschiedener Tiere ein hybrides Wesen geschaffen, das in der me- Freitag, 13.04. dizinischen Forschung eingesetzt werden kann. Nun 22:30 Uhr wollen sie, trotz des Widerstands sämtlicher Kollegen, ein Mischwesen aus menschlicher und tierischer DNA erzeugen. Auch dieser Versuch gelingt: Das wissen- schaftliche Ergebnis, von Elsa „Dren“ genannt, altert rasant, hat amphibische Eigenschaften und reagiert bei der „Geburt“ gewalttätig auf seine Erzeuger. Allmählich entwickelt das Paar aber fürsorgliche Gefühle für seine Schöpfung, die mit zunehmendem Alter immer schwe- rer zu bändigen ist.
31 BEETLEJUICE USA 1988. R: Tim Burton. D: Michael Keaton, Alec Baldwin, Geena Davis. 92 Min. 35mm. OF Barbara und Adam Maitland verbringen den Urlaub Samstag, 14.04. damit, ihr Landhaus im Nordosten der USA zu dekorie- 22:30 Uhr ren. Auf der Rückfahrt von Besorgungen in der Stadt läuft ein Hund vor das Auto, Barbara weicht aus und Samstag, 21.04. lenkt das Auto in einen Fluss. Wieder zu Hause muss 23:00 Uhr das Paar feststellen, dass es den Unfall nicht überlebt Nacht der Museen hat. Bald zieht eine Yuppie-Familie aus New York dort ein, und der von allem Morbiden faszinierten Tochter ist es als einzige möglich, die nun im Anwesen spuken- den Maitlands zu sehen. Diese wiederum versuchen erfolglos, die lästigen Großstädter aus dem Haus zu scheuchen, bis sie den schurkischen Geist Betelgeuse anheuern. shivers Kanada 1975. R: David Cronenberg D: Paul Hampton, Barbara Steele, Lynn Lowry. 87 Min. 35mm. OF Der Mediziner Dr. Emil Hobbes experimentiert mit Freitag, 27.04. Parasiten, die, in Menschenkörper eingepflanzt, durch 22:30 Uhr eine besondere Art der Züchtung die Sensorik in dem jeweiligen Körperteil verbessern sollen. Als erstes Samstag, 28.04. lebendes Versuchsobjekt nutzt er seine junge Gelieb- 22:30 Uhr te. Sie entwickelt ein unkontrollierbares, sexuelles Verlangen, wodurch sich die Parasiten auf die Einwoh- ner eines gesamten Wohngebäudes ausbreiten. Die tödlichen Folgen inszeniert Cronenberg als suggestiv- schockierenden Horror sowie als Karikatur der prüden Sexualmoral seiner Zeit – beides machte den Film zum Gegenstand einer parlamentarischen Debatte.
32 KINDERKINO Jeden Freitag und Sonntag bieten wir ganz besondere Kinderfilme auf der großen Leinwand. Unser Kino ent- führt im April noch einmal in die Welt der Ritter und be- gleitet zwei Mädchen bei ihren Abenteuern. Außerdem erleben die jungen Cineasten eine spannende Flussfahrt auf dem Mississippi und die erste große Liebe aus der Perspektive von Heranwachsenden. DER BRIEF FÜR DEN KÖNIG Niederlande/Deutschland 2008. R: Pieter Verhoeff. D: Yannick van de Velde, Quinten Schram, Uwe Ochsenknecht. 111 Min. 35mm. Ab 8 Jahren Der Fantasyfilm erzählt von dem Schildknappen Tiuri, der Sonntag, 01.04. 15:00 Uhr kurz vor dem Ritterschlag steht. Doch zunächst verspielt er seine Chance und gerät in ein aufregendes Abenteuer: Tiuri soll für den sterbenden Ritter Edwinem einen gehei- men Brief überbringen. MATILDA BELL Großbritannien/Australien 1993. R: David Elfick. D: Amy Terelinck, Geoff Morrell, Susan Lyons. 92 Min. 16mm. Ab 8 Jahren Matilda Bell ist ein aufgewecktes Mädchen, das auf einer Karfreitag, 06.04. Farm in Australien lebt. Hier züchtet ihre Familie Schafe. 14:30 Uhr Sie liebt das Leben auf dem rauen Land, doch macht die Trockenheit den Farmern das Leben schwer. Bald steht Ostersonntag, auch Matildas Familie vor dem Aus. In der Großstadt 08.04. soll die Familie ein neues Leben beginnen, aber Matilda 15.00 Uhr verändert sich, wird schweigsam und ernst. Schließlich läuft sie davon und irrt durch die Straßen, bis sie im Morgengrauen das Meer erreicht. Als die Eltern Matilda endlich finden, spricht sie nach langer Zeit wieder ihr erstes Wort.
33 Madita und Pim Schweden 1979. R: Göran Graffman. D: Jonna Liljendahl, Liv Alsterlund, Monica Nordquist. 79 Min. 35mm. Ab 5 Jahren Die achtjährige Margarete lebt in einem kleinen Dorf Freitag, 13.04. in Schweden und wird von allen Madita genannt. Sie 14:30 Uhr ist immer zu lustigen Streichen aufgelegt und sorgt für jede Menge Chaos, als sie ein unheimliches Nachtge- Sonntag, 15.04. spenst und einen wilden Stier erfindet. 15:00 Uhr ABENTEUER AM MISSISSIPPI USA 1959. R: Michael Curtiz. D: Tony Randall, Buster Keaton, Patricia McCormack. 107 Min. 35mm. Ab 8 Jahren Die Literaturverfilmung nach Mark Twain handelt vom Freitag, 20.04. jugendlichen Ausreißer Huckleberry Finn, der sich dem 14:30 Uhr entflohenen Sklaven Jim anschließt. Die beiden wollen mit einem Floß über den Mississippi einen Bundesstaat Sonntag, 22.04. erreichen, in dem die Sklaverei abgeschafft worden 15:00 Uhr ist. Michael Curtiz‘ Inszenierung überzeugte mit ihrem antirassistischen Anspruch. ANNE LIEBT PHILLIP Norwegen/Deutschland 2011. R: Anne Sewitsky. D: Maria Tanderø Berglyd, Otto Garli, Vilde Fredriksen Verlo. 88 Min. 35mm. Ab 9 Jahren Anne versteht nicht, warum ihre Freundinnen immer über Freitag, 27.04. Liebe reden. Beate ist in Einar verliebt, der sich aber nicht 14:30 Uhr für sie interessiert. Tone schwärmt für denselben Jungen, traut sich wie Beate aber auch nicht, es ihm zu sagen. Sonntag, 29.04. Alles ändert sich, als Jørgen neu in Annes Klasse kommt. 15:00 Uhr Sie möchte unbedingt seine Freundin werden.
34 SPECIALS Im April präsentiert das Kino des Deutschen Filmmuse- ums eine besondere Stummfilmmatinee mit zwei Filmen des Regisseurs Frank Borzage. Selten gezeigte Kurzfilme von Charles Chaplin begeistern in der „Nacht der Muse- en“. Auch nehmen wir unsere erfolgreiche Reihe „Kino und Couch“ in Kooperation mit dem Frankfurter Psycho- analytischen Institut wieder auf, die seit 2006 die Brücke schlägt von der Psychoanalyse zum Medium Film. Am Ostermontag erwartet das Publikum ein Special zu „100 Jahre Untergang der Titanic“ mit selten gezeigten Produktionen über die Tragödie, in der mehr als 1.500 Menschen den Tod fanden. Besonders gespannt können Cineasten auch auf das Preview des preisgekrönten FRANKFURT COINCIDENCES sein, dem Spielfilmdebüt des jungen Nachwuchsregisseurs Enkelejd Lluca.
35 STUMMFILMMATINEE Der US-amerikanische Regisseur Frank Borzage (1893 – 1962) gehört zu Hollywoods poetischen Romantikern und drehte bereits 1913 seinen ersten Film. Zu einem bedeutenden Regisseur wurde er 1927 mit der Romanze SEVENTH HEAVEN, die alle charakteristischen Elemen- te seiner späteren Werke enthält: die Mischung aus Sentimentalität und Romantik, Einblicke in das Leben der kleinen Leute und viel Gefühl. Wir zeigen seine frühen Werke, die bereits das Ideal der Liebe in den Mittelpunkt rücken. HUMORESQUE USA 1920. R: Frank Borzage D: Gaston Glass, Vera Gordon. 75 Min. 35mm. Im jüdischen Ghetto von New York leben Abrahm Sonntag, 22.04. und Mamma Kantor, die vor Pogromen aus Russland 11:00 Uhr geflohen sind. Ihr jüngerer Sohn Leon träumt von einer Klavierbegleitung: großen Musikerkarriere als Violinist. Seine Eltern unter- Ulrich Rügner stützen ihn, bis sich der Erfolg nicht nur in der Musik, sondern auch in der Liebe einstellt. Dann muss Leon im Ersten Weltkrieg an die Front. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Fannie Hurst war überaus erfolgreich. Sergej Eisenstein, der Borzage für einen der besten Regisseure Hollywoods hielt, bezeichnete den Film als „seltenes Beispiel für Sensibilität und Können“. UNTIL THEY GET ME USA 1917. R: Frank Borzage D: Pauline Starke, Jack Curtis. 65 Min. 16mm Nachdem Kirby in Notwehr einen Mann erschossen hat, befindet er sich auf der Flucht vor einem beritte- nen Polizisten. Schließlich begegnet er Margy (Pauline Starke), die vor ihrer brutalen Pflegefamilie geflohen ist, und ist fasziniert von ihrer Schönheit. Das erstaunlich modern anmutende Spiel und die Attraktivität der da- mals 16-jährigen Pauline Starke stehen im Fokus dieses Westerns. Borzage besetzte sie hier erstmals in einer Hauptrolle. Es folgten noch drei weitere gemeinsame Filme.
36 SPECIALS CHARLIE, THE BESTSELLER Im April zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums Raritäten aus dem Chaplin-Filmarchiv. Auf der großen Leinwand sind frühe Filme des unvergesslichen Komi- kers zu sehen sowie THE GREAT DICTATOR (1940), eines seiner erfolgreichsten Werke, in das Norbert Aping einführt, Autor von Liberty Shtunk. Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten. Kurzfilmprogramm Karfreitag 06.04. 18:00 Uhr THE IDLE CLASS USA 1921. 32 Min Charlie in einer Doppelrolle als trinkender Ehemann und Samstag 07.04. 16:00 Uhr als Tramp. PAY DAY USA 1918. 22 Min In der Slapstickgroteske PAY DAY spielt Chaplin einen Bauarbeiter, der seinen Lohn vertrinkt, leider jedoch von seiner Ehefrau mit dem Nudelholz erwartet wird. THE PILGRIM USA 1923. 42 Min. Die scheinheilige Bürgerlichkeit ist Thema des Films THE PILGRIM, der wegen Gefährdung der öffentlichen Moral in einigen Staaten der USA verboten wurde. Als entflohener Sträfling tauscht Charlie seine Kleidung mit der eines Pfarrers und wird für den neuen Gemeinde- pfarrer gehalten. Er übernimmt dessen Amt, verliebt sich aber in die Tochter des Kirchenvorstehers.
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