KLEINSÄUGER in meinem Garten - Land Oberösterreich
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INHALTSVERZEICHNIS Was sind Kleinsäuger? 2 Kleinsäuger und Menschen 3 Welche Kleinsäuger besuchen meinen Garten? 4 Ein Gartenjahr mit Kleinsäugern 6 Siebenschläfer – Ortstreuer Kobold 8 Eichhörnchen – Fleißiger Kletterkünstler 9 Wühlmäuse – Knopfäugige Erdbauprofis 10 Ratten, Haus- und Waldmäuse – Erkundungsfreudige Gäste 12 Maulwurf – Gedächtnisstarker Schaufelträger 13 Spitzmäuse – Wölfe im Mäusepelz 14 Igel – Stachelige Insektenjäger 16 Kleinsäugerfreundliche Gartengestaltung 17 Wie kann ich Kleinsäuger in meinem Garten beobachten? 18 Ratgeber – Was tun,… wenn die Maus im Haus ist? 19 wenn ein Siebenschläfer bei mir eingezogen ist? 21 wenn Scherhaufen in meinem Rasen sind? 22 wenn meine Katze Mäuse bringt? 24 Rechtliches 25
Mit dem Begriff „Kleinsäuger“ werden starken Veränderungen, denen unsere alle kleinen Nagetiere, Spitzmäuse und Landschaft seit vielen Jahrzehnten unter- Igel zusammengefasst, die höchstens worfen ist, gefährdet oder sogar vom ein Kilo wiegen. Neben den allseits be- Aussterben bedroht. Vor allem die Struk- liebten Igeln und Eichhörnchen zählen turverarmung im landwirtschaftlichen dazu auch im Garten weniger gern gese- Bereich, die Teilung der Landschaft durch hene Gäste wie Wühlmäuse und Ratten. Infrastrukturkorridore sowie Lebensraum- Die meisten Kleinsäuger sind aber völlig verlust machen den kleinen Säugetieren harmlos, richten keinen Schaden an und zu schaffen. erweisen sich mitunter sogar als Nütz- linge. Rund die Hälfte der in Oberöster- Die vorliegende Broschüre gibt Ihnen ei- reich vorkommenden Kleinsäugerarten nen Überblick über die in Gärten vorkom- findet man auch in häuslichen Gärten. menden Arten und deren Lebensweisen. Sie dient als Hilfe, diese Arten unterschei- Bis auf das Eichhörnchen sind sie über- den und erkennen zu können. Sie beinhal- wiegend nachtaktiv, weshalb ihre An- tet zahlreiche Tipps und Tricks wie harm- wesenheit oft nur indirekt, etwa als Beute lose Arten und Nützlinge gefördert und von Katzen oder durch leergefressene Vo- weniger erwünschte Arten auf sanfte Art gelfutterhäuschen wahrgenommen wird. und Weise ferngehalten werden können. Viele Kleinsäugerarten sind durch die Landeshauptmann Landeshauptmann-Stellvertreter Leiter der Abteilung Naturschutz Mag. Thomas Stelzer Dr. Manfred Haimbuchner Ing. Gerald Neubacher 1
WAS SIND KLEINSÄUGER? Als Kleinsäuger werden Nagetiere, Spitz- zudem Lebensräume für eine Vielzahl von mäuse und Igel bezeichnet, welche höch- Insekten wie Hummeln und Wespen. Mit stens ein Kilogramm wiegen. dem Sammeln von Samen und dem Durch- wühlen der Erde fördern sie die Verbrei- Sie besiedeln eine Vielzahl von Lebens- tung und das Wachstum vieler Pflanzen- räumen und erbringen für ihre geringe arten. Kleinsäugerarten können aber für Körpergröße erstaunliche Leistungen. den Menschen und seine Bemühungen Im Ökosystem stellen Kleinsäuger eine auch unerwünschte Verhaltensweisen Schlüsselrolle dar. Sie bilden nicht nur die haben. Sie dringen bei kalter Witterung in Nahrungsgrundlage für andere Säuge- Gebäude ein oder nutzen das Angebot von tiere und Vögel, sondern verzehren Speisekammern und Feldern. wirbellose Tiere. Kleinsäuger gestalten Erkundungsfreude und Lernfähigkeit ermöglichen der Waldmaus unsere Gärten als Lebensraum zu nutzen. 2
KLEINSÄUGER UND MENSCHEN Nicht nur Nagetiere, auch Spitzmäuse wurden als bösartige Tiere angesehen (Bild aus Historiae animalum von Konrad Gessner, Erstausgabe 1551) Kleinsäuger und Menschen verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Durch Ackerbau und Vorratslagerung schuf der Mensch zusätzliche und leicht ver- fügbare Nahrungsquellen, die bald auch von vielen Kleinsäugern genutzt wurden. Um die eigene Ernte zu sichern, werden die Tiere bis heute als Schädlinge in der Landwirtschaft bekämpft und durch immer effizientere Methoden vom Ertrag fernge- halten. Die Verfolgung hat ihren Preis: Ehemals häufige Arten wie Zwergmäuse und Hausmäuse sind in Oberösterreich selten geworden, die Hausratte ist vom Aussterben bedroht. Ehemals häufig – heute selten: die Zwergmaus 3
WELCHE KLEINSÄUGER BESUCHEN MEINEN GARTEN? D B C H E A F G A = Holz-, Ast- und Laubhaufen E = Kompost B = Gebäude F = Rasen C = Hecke G = Teichufer D = Baum H = unter der Erde 4
ART bewohnt… Erkennungsmerkmal Siebenschläfer B, D Grau mit buschigem Schwanz (Glis glis) Eichhörnchen D Rot bis schwarzes Fell (Sciurus vulgaris) Rötelmaus A, C Kupferroter Farbstich (Myodes glareolus) Feldmaus Gedrungener Körperbau mit F, H (Microtus arvalis) auffallend kurzem Schwanz Schermaus Große und kräftige Wühlmaus F, G, H (Arvicola terrestris) mit dunklem Fell Wanderratte Groß mit langem, nacktem A, B, C, E, G (Rattus norvegicus) Schwanz Hausmaus Graziler Körperbau, A, B, C (Mus musculus) gelbliche Bauchunterseite Waldmaus Graziler Körperbau, weißer A, B, C (Apodemus sylvaticus) Bauch mit gelbem Kehlfleck Waldspitzmaus A, C, E, G Rote Zahnspitzen, helle Flanken (Sorex araneus) Zwergspitzmaus Kleinste Spitzmaus, A, C, E, G (S. minutus) rote Zahnspitzen Weiße Zahnspitzen, deutliche Feldspitzmaus A, C, E, F Farbgrenze zwischen Rückenfell (Crocidura leucodon) und weißem Bauch Gartenspitzmaus Braun, weiße Zahnspitzen und A, C, E, F (C. suaveolens) Wimpernhaare am Schwanz Maulwurf F, H Samtiges schwarzes Fell (Talpa europaea) Braunbrustigel A, C, E Braune Bauchseite (Erinaceus europaeus) Weißbrustigel A, C, E Weißer Brustfleck (E. roumanicus) 5
EIN GARTENJAHR MIT KLEINSÄUGERN FRÜHLING In der Wärme der ersten Frühlingstage können unsere heimischen Kleinsäuger wieder bei der Nahrungssuche im Garten beobachtet werden. Nach dem Erwachen aus dem Winter- schlaf müssen Bilche (z.B. Siebenschläfer, Haselmaus) und Igel rasch die verbrauch- ten Fettreserven auffüllen. Sobald gute Nahrungsquellen und geeignete Reviere gefunden sind, beginnt die Partnersuche. SOMMER In geeigneten Verstecken wie Kompost- haufen und Holzstapel werden die ersten Jungtiere geboren. Diese kommen nackt und blind zur Welt. Nach nur einem Monat sind sie selbst- ständig und wandern auf der Suche nach eigenen Revieren ab. HERBST Ein Rascheln im Laub verrät nicht selten einen Kleinsäuger auf der Suche nach Früchten und Samen. In dieser Jahreszeit müssen die Jungtiere stark an Gewicht zunehmen, um den entbehrungsreichen Winter zu überstehen. 6
Die Populationsdichten sind jetzt am höchsten und so sind Kleinsäuger im Herbst häufig im Garten zu beobachten. Für Bilche und Igel beginnt der Winter- schlaf in gut isolierten Verstecken. WINTER Die meisten Kleinsäuger sind auch in der kalten Jahreszeit aktiv. Samenfresser wie Eichhörnchen und Waldmäuse zehren von ihren im Herbst gesammelten Vorräten und nutzen auch gerne das Angebot bei Vogelfutterhäuschen. Wühlmäuse legen unter der schützenden Schneedecke ausgedehnte Laufwege an und fressen Gräser und Wurzeln. Spitz- mäuse und Maulwürfe müssen sich wei- terhin täglich aufs Neue auf die Jagd nach Bodeninsekten begeben. Waldmaus, Hausmaus und Gartenspitzmaus sind jetzt besonders oft in menschlicher Nähe anzu- treffen, sei es in Kellern, Gartenhäuschen oder Dachböden. INTERESSANTE INFORMATION LIEFERN AUCH DIE SYMBOLE BEI DEN KLEINSÄUGERPORTRÄTS: Lebensräume Beobachtungstipp Ernährung Bäume und Sträucher Laute Insekten Gebäude Spuren Pflanzen Hecken und Gebüsche Tier Komposthaufen Wiese 7
SIEBENSCHLÄFER Ortstreuer Kobold MERKMALE - große Augen und große Ohren - ausgezeichneter Kletterer, lebt in Bäumen - graues Fell mit heller Unterseite, bis zu 160 g schwer - buschiger Schwanz BEOBACHTUNGS-TIPP In der Dämmerung in Obstbäumen, seine Rufe sind weithin hörbar. Obwohl weithin als Dachbodenbewohner bekannt, bevorzugt der Siebenschläfer nah- Wie sein englischer Name „Edible rungsreiche Laubwälder mit gut deckender Dormouse“ (= essbare Schlafmaus) Strauchschicht als Lebensraum. Hier besitzt schon vermuten lässt, gilt der er bis zu sechs Nester in Baum- oder Fels- Siebenschläfer mancherorts als höhlen. Er ist sehr ortstreu und sucht über mehrere Jahre dieselben Quartiere auf. Delikatesse und wird bis heute Um der kalten und nahrungsarmen Jahres- illegal gejagt. zeit zu trotzen, hält er von Oktober bis Mai in einem Erdbau Winterschlaf. Während dieser Zeit verliert der Siebenschläfer fast die Hälfte seines Gewichtes. Seine Ernäh- rung variiert je nach Jahreszeit und besteht hauptsächlich aus pflanzlicher Kost. 8
EICHHÖRNCHEN Fleißiger Kletterkünstler MERKMALE - große Augen und große Ohren - variable Färbung von rot bis schwarz, wiegt bis 400 g - buschiger Schwanz für geschicktes Klettern und Springen BEOBACHTUNGS-TIPP Häufiger Gast beim Vogelhäuschen Das erkundungsfreudige Eichhörnchen kann häufig im Garten beobachtet wer- In Großbritannien und Italien den. Regelmäßig wird man dabei Zeuge gefährdet das aus Nordamerika seiner erstaunlichen Kletter- und Spring- stammende Grauhörnchen durch fähigkeit. Sein kugeliges Nest (Kobel) be- findet sich hoch oben in den Bäumen in die Übertragung eines Pockenvirus der Nähe des Stammes. die heimischen Eichhörnchen. In Deutschland, Österreich und Da es keinen Winterschlaf hält, versteckt es im Herbst Vorräte, von denen es bis der Schweiz ist bislang noch kein zum Frühjahr zehrt. Eichhörnchen ernäh- Vorkommen bekannt. ren sich von Samen und Früchten sowie Knospen, Blüten und notfalls Baumrinden. 9
WÜHLMÄUSE Knopfäugige Erdbauprofis MERKMALE - kleine Augen und kurze Ohren - walzenförmige Gestalt mit kurzem Schwanz - ernähren sich über- wiegend vegetarisch BEOBACHTUNGS-TIPP Baueingänge und ober- flächliche Laufwege können im Grasfilz gefunden werden. Die Feldmaus ist nicht nur auf Feldern, sondern auch in naturnahen Gärten und Parks anzutreffen. Unter den Kleinsäugetieren sind Wühl- mäuse die Erdbauexperten. Sie nutzen Häufig als nur eine Art wahrgenom- ihre weit verzweigten unterirdischen men, handelt es sich bei „der Wühl- Gangsysteme zur Anlage ihrer Nester, zur maus“ vielmehr um eine artenreiche Nahrungssuche und zum Schutz vor Beu- tegreifern. In ihrem unterirdischen Reich Unterfamilie. sind sie auch vor zu großer Kälte und In Oberösterreich sind sieben Arten Hitze geschützt. Schon an der Körperform beheimatet, drei davon (Rötelmaus, kann man erkennen, dass es sich um eine Wühlmaus handelt: kurze Füße, kurze Feldmaus, Schermaus) können in Ohren, kleine Augen, kurzer Schwanz unseren Gärten angetroffen werden. und ein dichtes Fell. Optimale Vorausset- zungen für Tiere, die einen großen Teil ihres Lebens unterirdisch oder im dichten Grasfilz verbringen. 10
An ihrer kupferroten Färbung ist Die Schermaus lebt fast ausschließlich die Rötelmaus gut zu erkennen. unter der Erde. RÖTELMAUS UND FELDMAUS DIE SCHERMAUS Die Rötelmaus kann oft an Vogelhäuschen Die Schermaus ist nach dem Bisam die beobachtet werden, im Dickicht von Ast- größte heimische Wühlmaus und kann ein und Laubhaufen fühlt sie sich besonders Gewicht von bis zu 200 g erreichen. Durch wohl. Die Feldmaus bevorzugt Bereiche ihre Körpergröße ist sie ein begehrtes mit dichtem Gras. Während die Rötelmaus Beutetier für Wiesel, Füchse, Marder und als einzige Wühlmaus gut klettert, ist die Katzen. In vielen unserer Gärten ist sie ein Feldmaus ausschließlich am Boden unter- häufiger Gast, durch ihre Lebensweise wegs. kommt es aber zu Konflikten. Schermäuse graben ihre Gänge im Gegensatz zum Maulwurf mit den Zähnen und beißen BEOBACHTUNGS-TIPP dabei Wurzeln ab, wodurch die darüber- liegende Vegetation Schaden nimmt. Ihre Rötelmäuse verraten sich in der Ernährung besteht aus Samen, Früchten, Dämmerung und Nacht oft durch grünen Pflanzenteilen und vor allem Knol- Knuspergeräusche im Laub. len, Wurzeln und Zwiebeln. 11
RATTEN, HAUS- UND WALDMÄUSE Erkundungsfreudige Gäste MERKMALE - große Augen und Ohren - graziler Körperbau mit langem Schwanz - lange Vibrissen (Tasthaare) BEOBACHTUNGS-TIPP Waldmäuse sind ein häufiger Gast beim Vogelhäuschen. Hausmaus Die Wanderratte ist ausgesprochen an- passungsfähig. Besonders häufig ist sie Im Gegensatz zur Wanderratte gilt in feuchten Biotopen in der Nähe von Ge- die Hausratte als vom Aussterben wässern zu finden. Im Siedlungsbereich bedroht. Grund für den starken kann sie gelegentlich in Lagerhallen, der Kanalisation und auf Bauernhöfen ange- Rückgang sind direkte Verfolgung troffen werden. Hausmaus und Waldmaus und moderne Bauweise. Auch in dringen vor allem während der kalten Oberösterreich ist derzeit kein Jahreszeit in Gebäude ein, wo sie Nah- rung und Wärme suchen. Alle drei Arten aktuelles Vorkommen mehr bekannt. besitzen ein ausgeprägtes Sozialver- halten mit reichem Lautinventar. Sie sind zudem ausgezeichnete Kletterer und ver- fügen über einen ausgeprägten Geruchs- und Gehörsinn. 12
MAULWURF Gedächtnisstarker Schaufelträger MERKMALE - schwarzes, samtig weiches Fell - spitze Schnauze und sehr kleine Augen (1 mm) - Vorderpfoten wie Grab- schaufeln geformt - keine Ohrmuschel (nur Hautfalte) - walzenförmige Gestalt mit kurzem Schwanz BEOBACHTUNGS-TIPP Die Erdhaufen des Maulwurfs sind hoch, rund und kegelförmig. Das ausgedehnte Tunnelsystem des Maul- wurfs dient vorwiegend einem Zweck: Das samtig weiche Fell des Maul- der Jagd. Gelangen Regenwürmer und wurfs ist mit 200 Haaren pro mm² Insekten in seine Gänge, nimmt er deren sehr dicht und besteht ausschließ- Bewegungen wahr und erbeutet sie. Zur Orientierung in ständiger Dunkelheit nutzt lich aus Wollhaaren. Eine Beson- er seinen Tast- und Geruchssinn sowie derheit unter den Säugetieren ist sein gutes räumliches Gedächtnis. zudem die fehlende Streichrichtung Neben Jagdgängen legt der Maulwurf der Haare. eine zentrale Kammer für sein Nest an. Auf Flächen mit eingeschränkter Grab- möglichkeit oder Überflutungsgefahr sind diese unter auffallend großen Hügeln, den Maulwurfburgen, zu finden. 13
SPITZMÄUSE Wölfe im Mäusepelz MERKMALE - geringe Körpergröße mit 2 – 20 g Gewicht - spitze Schnauze - kleine Augen und Ohren - dichtes, kurzes Fell BEOBACHTUNGS-TIPP Zwitschernde Laute in der Laubschicht in der Dämmerung Die Waldspitzmaus ist in naturnahen Gärten mit hochwüchsigem Rasen anzutreffen. Aufgrund ihres hohen Stoffwechsels müs- sen Spitzmäuse alle zwei bis drei Stunden Nahrung zu sich nehmen, um nicht zu ver- hungern. Tag und Nacht durchstöbern sie die Laubstreu nach Asseln, Weberknech- ten, Spinnen, Insekten, Schnecken und Regenwürmern. Sie verharren meist nur, um mit ihrem Rüssel Nahrungstiere zu wittern. Ihre Nester aus Gras, Moos und Laub legen Kaum ein Insektenpanzer widersteht sie in Komposthaufen oder in geschützten den Zähnen einer Spitzmaus. Spalten (z.B. zwischen Holzstapel) an. Nur wenige Tiere überleben den kräfte- zehrenden Winter, sodass ihre durch- 14
Die Zwergspitzmaus ist Europas kleinstes Die Feldspitzmaus ist wie andere Spitzmäuse Säugetier nördlich der Alpen. vom Insektensterben betroffen. schnittliche Lebenserwartung selten über GARTEN- UND FELDSPITZMAUS einem Jahr liegt. Im Vergleich zu Wald- und Zwergspitz- maus bewohnen diese beide Arten trockenere Lebensräume. In den Gärten WALD- UND ZWERGSPITZMAUS zählen Trockenmauern, Komposthaufen und Gewächshäuser zu ihren bevorzugten Beide Arten bewohnen feuchtkühle Le- Aufenthaltsorten. bensräume mit dichtem Pflanzenbewuchs. Sie sind in naturnahen, gut strukturierten Sie können anhand ihrer weißen Zahn- Gärten mit Hecken und hochwüchsigem spitzen (namensgebend für die Gattung Rasen zu finden. Weißzahnspitzmäuse) und den langen Borsten am Schwanz gut erkannt werden. Die geringe Körpergröße bedingt einen hohen Energiebedarf. Sie fressen täg- lich das 1,25-fache ihres Gewichtes, das entspricht mehr als 250 Beutetieren (u.a. Katzen empfinden den moschus- Käfer, Milben und Asseln). Dafür sind ihre artigen Geruch und strengen Zähne durch Eiseneinlagerungen beson- Geschmack der Spitzmäuse ver- ders abriebfest. Die roten Zahnspitzen sind Erkennungsmerkmal und namensge- mutlich als unangenehm und lassen bend für die Gattung (Eigentliche Rotzahn- erbeutete Tiere deshalb liegen. spitzmäuse). 15
IGEL Stachelige Insektenjäger MERKMALE - bis zu 8.500 Stacheln - spitze Schnauze und kurzer Schwanz - Bauchfärbung verrät die Art: Weißbrustigel (weißer Bauchfleck) oder Braunbrustigel (einheitlich braun) BEOBACHTUNGS-TIPP In der Dämmerung und der Nacht macht er sich durch schmatzende Geräusche bemerkbar. Weißbrustigel Bei seinen ausgedehnten Wanderungen, er sich die notwendigen Fettreserven für in denen er pro Nacht oft mehrere Kilo- den Winterschlaf an und kann dabei sein meter zurücklegt, besucht der Igel häufig Gewicht fast verdoppeln. unsere Gärten. Mit seinem schlechten Sehsinn kann er kaum Farben wahrneh- men. Da dieser in der Nacht und im dich- ten Unterholz ohnehin wenig hilfreich ist, verlässt sich der Igel stärker auf seine Die Stacheln des Igels sind umge- anderen Sinne wie sein gut entwickeltes bildete Haare. Bei der Geburt besitzt Gehör. ein Igel rund 100 weiche Stacheln, bei einem erwachsenen Tier sind es Ein sicheres, wärmeisolierendes Versteck ist für ihn überlebensnotwendig. In un- zwischen 6.000 – 8.500 spitze Stacheln seren Gärten legt er dieses in den Hecken aus Horn (Keratin). oder in Komposthaufen an. Im Herbst frisst 16
KLEINSÄUGERFREUNDLICHE GARTENGESTALTUNG Viele Kleinsäugerarten wie Spitzmäuse, Igel oder Maulwürfe können eine Berei- cherung für den Garten sein, wenn man das möchte. MIT DIESEN FÜNF TIPPS KÖNNEN SIE KLEINSÄUGER IN IHREM GARTEN UNTERSTÜTZEN: 1. Nicht mehr schneiden, mähen und aufräumen als notwendig. Nicht unter Hecken mähen und Grasränder ent- lang von Mauern stehen lassen. 2. Asthaufen, Brennholzstapel und Steinhaufen bieten Nestplätze und Verstecke. 3. Früchtetragende, einheimische Sträucher und Bäume als Nahrungs- quelle fördern und Wasserstellen anbieten. 4. Komposthaufen sollten für Spitzmäuse zugänglich sein. In ihnen entwickeln sich viele Nahrungstiere wie Regen- würmer, Spinnen und Asseln, die auch der Igel gerne frisst. 5. Mögliche Todesfallen (z.B. stehende Eimer, Kellerschacht) für Kleinsäuger vermeiden und Ausstiegshilfen mit Holzbrettern anbieten. 17
WIE KANN ICH KLEINSÄUGER IN MEINEM GARTEN BEOBACHTEN? WO? Laufwege und Futterplätze von Kleinsäu- gern findet man meist in der Nähe von schutzbietenden Strukturen, z.B. bei Ast- oder Laubhaufen oder unter Sträuchern. Im Winter suchen Kleinsäuger oft beim Vogelhäuschen nach fallengelassenen Samenkörnern. Für Eichhörnchen gibt es im Handel sogar spezielle Futterhäus- chen. Igel suchen nachts gezielt Futter- schüsseln von Hauskatzen auf. WIE? Oft verrät ein Rascheln im Laub die An- Sie konnte nicht widerstehen – mit Sonnen- wesenheit eines Kleinsäugers. Hier lohnt blumenkerne angelockte Rötelmaus. es sich, die Stelle genau im Auge zu be- halten. Auch andere akustische Signale helfen dem aufmerksamen Beobachter: WANN? Spitzmäuse lassen ein Zwitschern ertö- Nur wenige Kleinsäuger sind tagaktiv nen, der Ruf des Siebenschläfers ähnelt (z.B. Eichhörnchen). Die meisten Arten einem leichten Husten. verbringen den Tag in ihren schützenden Bauen bevor sie sich in der Dämmerung Rötelmäuse, Gelbhalsmäuse und Wald- auf Nahrungssuche begeben (z.B. Igel). mäuse lassen sich mit Sonnenblumenker- Nur bei schlechter Sicht durch Nebel oder nen anlocken. Regen zeigen sich die kleinen Säugetiere auch am Tag. Für Hobby-Fotografen sind Ist man im Besitz einer Wildtierkamera, diese flinken Tiere somit eine echte Her- sollte diese gezielt auf Futterstellen ge- ausforderung. richtet werden. 18
WAS TUN – WENN DIE MAUS IM HAUS IST? Bei Anzeichen eines Kleinsäugers im An kalten Standorten bitte auch auf Nest- Haus ist Panik meist unbegründet. Mit- material zur Wärmeisolation achten. Hier hilfe von Lebendfallen können Mäuse kann man z.B. Heu oder Küchenpapier relativ einfach wieder hinauskompli- verwenden. mentiert werden. Das Tier sollte nach dem Fang an einer geschützten Stelle (z.B. Holzhaufen oder Dass oft aus hygienischen Gründen ge- Hecke) in möglichst weiter Entfernung handelt werden muss und ein rasches freigelassen werden. Vorgehen sogar zu begrüßen ist, steht außer Frage. Nicht selten entpuppt sich die befürchtete Plage jedoch als einzel- ne Waldmaus auf der Suche nach einem warmen Winterquartier oder als Spitz- maus, die sich auf der Insektenjagd in den Keller verirrt hat. Sind die Hausbesucher bereits in der Diese Kastenfallen (Gitterfalle, Trip-Trap, Longworth) eignen sich als kleinsäuger- Überzahl, werden von Experten beglei- freundliche Alternative zu Schlagfallen. tete Maßnahmen notwendig. EINFANGEN MIT LEBENDFALLEN Als Alternative zu Schlagfallen erfreu- en sich Lebendfallen zunehmender Be- liebtheit. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle (zumindest am Morgen und Abend). Auch eine ausreichende Menge an Nahrung inkl. einem Karotten- oder Apfelstück für Feuchtigkeit sollte bereit- gestellt werden. 19
TIPPS BEI MÄUSEN IM HAUS UMGANG MIT KLEINSÄUGERN GIFT VERMEIDEN Wie bei allen freilebenden Tieren ist bei Ratten entwickeln durch spontane Mutati- einem direkten Kontakt besonders auf die onen Resistenzgene. Um die Wirksamkeit Hygiene zu achten. Kleinsäuger sollten von Rattengiften aufrecht zu erhalten, nicht mit bloßen Händen angegriffen wer- werden diese daher von den Herstellern den und auch beim Umgang mit verlas- stets höher dosiert und stellen folglich senen Nestern ist Achtsamkeit geboten. auch eine Gefahr für Haustiere dar. VORBEUGEN ERSPART SPÄTERE KONFLIKTE Das Verschließen von Hohlräumen, Unwiderstehlich für Hausmäuse und Ratten: Löchern und Spalten sowie der Einbau Frei zugängliches Gemüse im Keller. von Gittern setzt deutliche Grenzen. Ent- scheidend ist es, den Zugang zu Lebens- mitteln und Futterresten zu unterbinden und Räume allgemein sauber zu halten. Maus ist nicht gleich Maus – Am wichtigsten ist es, die jeweilige Art gut zu kennen, das erleichtert sowohl den Kleinsäugerschutz als auch die Abwehr. 20
WAS TUN – WENN EIN SIEBENSCHLÄFER BEI MIR EINGEZOGEN IST? VERGRÄMEN Die Tiere sind geruchsempfindlich und können durch intensive Düfte oft vergrämt werden. Als Hausmittel gelten: Räucher- stäbchen, ätherische Öle (z.B. Eukalyp- tus), Essig, starkriechende Putzmittel oder Katzenabwehr-Sprays. Geräte zur akustischen Vergrämung erweisen sich hingegen oft als wirkungslos. AUSSPERREN Die Tiere verlassen nachts ihre Behau- sung. Kann der Siebenschläfer nicht ver- grämt werden, so können während dieser Zeit alle Zugänge verschlossen werden. Es bleibt jedoch die Gefahr, dass Tiere versehentlich eingesperrt werden. Ort verbracht werden. Laubwaldränder mit guter Deckung und vielen früchtetra- genden Sträuchern und Standorte mit be- FANGEN UND FREILASSEN kannten Siebenschläfervorkommen sind besonders geeignet. Eine sichere, aber aufwändige Methode ist ein Lebendfang mit professioneller Hil- PRÄVENTION fe. Dies stellt für den Siebenschläfer einen erheblichen Eingriff dar und sollte nur un- Am wichtigsten ist das Verschließen aller ternommen werden, wenn andere Metho- möglichen Zugänge mit Gittern (Maschen- den erfolglos bleiben. Um eine Rückkehr weite maximal fünf Millimeter). Auch die zu verhindern, muss das gefangene Tier Entfernung von direkt an das Haus rei- an einen mehrere Kilometer entfernten chenden Ästen ist empfehlenswert. 21
WAS TUN – WENN SCHERHAUFEN IN MEINEM RASEN SIND? Sowohl die Schermaus als auch der der Jagd nach Insekten verbessert er mit Maulwurf bewirken im Rahmen ihrer weitläufigen Tunneln die Bodenqualität Grabtätigkeit die Bildung großer Erd- merklich. Auch Spitzmäuse und andere haufen auf der Wiese und im Rasen. Die Kleintiere nutzen die ausgedehnten Gang- Unterscheidung, von wem der Haufen systeme als Quartier. stammt, ist nicht immer einfach. Wühlmäuse mit Gas, Gift und anderen tödlichen Mitteln zu bekämpfen, ist somit Während Wühlmäuse vorwiegend Pflan- nicht empfehlenswert, da nicht nur Scher- zen fressen, ernährt sich der Maulwurf mäuse, sondern auch Nützlinge getötet ausschließlich von tierischer Kost. Neben werden. Maulwurf Schermaus Ob es sich um eine Schermaus oder einen Maulwurf handelt, verrät die Anordnung der Haufen und die Lage des Ganges. 22
TIPPS BEI SCHERHAUFEN IM RASEN VERGRÄMUNG Schallsysteme zur Vergrämung von Klein- säugern im Garten sind beliebt, über ihre Wirksamkeit gibt es aber unterschiedliche Berichte. Auch tritt bei dauerhaft gleichen Fre- quenzmustern ein Gewöhnungseffekt ein. Dies gilt ebenfalls für überirdische Syste- me, bei welchen zudem von einer starken Störung der übrigen Wild- und Haustiere in der Umgebung ausgegangen werden kann. VIELFALT IM GARTEN In einem strukturreichen Garten mit He- Ein strukturreicher Garten schafft nicht nur Lebensräume für Kleinsäuger, auch cken, Hochgrasstreifen, Asthaufen und potentielle Fressfeinde wie das Mauswiesel Steinmauern finden nicht nur Kleinsäuger fühlen sich hier wohl. wie Igel und Spitzmaus einen Lebens- raum, sondern auch Schlangen, Marder und andere Fressfeinde. Diese jagen vor allem Wühlmäuse und halten die Mäusepopulation auf natürli- che Weise klein. 23
WAS TUN – WENN MEINE KATZE MÄUSE BRINGT? Damit das Mäuseopfer nicht umsonst Das ganze Tier (inklusive Schwanz) sollte war, können Sie helfen, mehr über die möglichst von mehreren Seiten fotogra- Verbreitung kleiner Säugetiere in Erfah- fiert werden. Hilfreich ist es, auch eine rung zu bringen. Größenreferenz, z.B. eine Euro-Münze, auf dem Foto mitabzubilden. Denn auch wenn auf den ersten Blick jede „Maus“ gleich aussieht, gibt es in Ober- Weiters können Totfunde in einer ver- österreich 30 Arten, darunter ausgespro- schlossenen Verpackung ohne hygie- chen seltene wie die Birkenmaus oder der nische Bedenken tiefgefroren und bei Baumschläfer. Mit einer Meldung inklu- passender Gelegenheit im Biologiezen- sive Foto können Sie die naturkundliche trum Linz abgegeben werden. Beim Ein- Erfassung auf folgenden Online-Platt- sammeln den direkten Hautkontakt ver- formen unterstützen: meiden, die Angabe von Kontaktdaten - naturbeobachtung.at sowie das Funddatum und den Fundort - kleinsaeuger.at bitte nicht vergessen. 24
RECHTLICHES Für alle freilebenden, nicht jagdbaren Das Zerstören oder Verändern ihrer Tiere gilt in Oberösterreich ein allgemeiner Nester, Schlafplätze und Baue ist verbo- Schutz gemäß § 26 Abs. 2 Oö. Natur- und ten. Landschaftsschutzgesetz 2001, d.h. sie dürfen nicht ohne besonderen Grund be- Zum Schutz der Lebensräume von Igel, unruhigt, verfolgt oder vernichtet werden Spitzmaus, Birken- und Haselmaus ist das (gilt z. B. für Eichhörnchen, Siebenschlä- Schlägern, auf Stock setzen oder Abbren- fer, Maulwurf, Rötelmaus und Feldmaus). nen von Busch- und Gehölzgruppen sowie von Heckenzügen in der Zeit von 1. April Zu den besonders geschützten Tierarten bis 30. September verboten. zählen die Kleinsäuger Braun- und Weiß- brustigel, Spitzmäuse, Gartenschläfer, Bei der Bezirksverwaltungsbehörde kann Baumschläfer, Birkenmaus und Hasel- im Einzelfall eine Ausnahmebewilligung maus. beantragt werden. Diese dürfen nicht verfolgt, beunruhigt, gefangen, befördert, gehalten oder getö- tet werden. Der Verkauf, das Halten für den Verkauf und das Anbieten zum Ver- kauf dieser Tiere ist unabhängig von de- ren Alter, Zustand oder Entwicklungsform verboten. Dies gilt auch für erkennbare Teile oder aus diesen Tieren gewonnene Erzeugnisse. Informationen zum Datenschutz finden Sie unter: https://www.land-oberoesterreich.gv.at/datenschutz 25
Weitere Publikationen der Abteilung Naturschutz: Weitere Infos zu Naturschutz-Projekten finden Sie auf unserer Website: www.land-oberoesterreich.gv.at/thema/naturschutz AMT DER OÖ. LANDESREGIERUNG Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung Abteilung Naturschutz, LDZ, 4021 Linz, Bahnhofplatz 1 (+43 732) 7720-11871, n.post@ooe.gv.at www.land-oberoesterreich.gv.at FOTOS: © apodemus – Privates Institut für Wildtierbiologie: Titelfoto zwei Waldmäuse; Wanderratte, Igel, junge Waldmäuse, Gelbhalsmaus im Laub, Eichhörnchen beim Futterhaus, Waldmaus im Schnee, Zeichnung Kleinsäuger Garten, Siebenschläfer, Eichhörnchen, Feldmaus, Rötelmaus, Hausmaus, Maulwurf, Waldspitzmaus, Zwergspitzmaus Unterkiefer, Zwergspitzmaus, Weißbrustigel, Laub, Heimische Sträucher, Asthaufen, Rötelmaus mit Sonnenblumenkern, drei Lebendfallen, Haus- maus mit Gemüse, Siebenschläfer, Zeichnung Erdhaufen, Icon – Lebensräume, Beobachtungstipp, Ernährung © Waldspitzmaus historisch, https://archive.org/details/gri_33125012648057/page/n885 © Milos Andera: Schermaus, Feldspitzmaus © Libor Sejna: Mauswiesel © Stephan Weigl: Katze mit Maus IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Oö. Landesregierung, Abteilung Naturschutz / Für den Inhalt verantwortlich im Sinne des Mediengesetzes: Ing. Gerald Neubacher / Text und fachliche Bearbeitung: apodemus – Privates Institut für Wildtierbiologie, apodemus.at, office@apodemus.at; Michael Strauch / Redaktion: Andrea Dumphart / Layout und Reinzeichnung: so...so+co, Daniela Máté, daniela.mate@tmo.at / Druck: BTS, Engerwitzdorf März 2019
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