Klimawandel - Was tun? - Impulse_für die Region - Bezirksregierung Münster
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Impulse_für die Region Klimawandel – Was tun? Anpassungen an die Auswirkungen des Klimawandels www.brms.nrw.de
Seite 3 Inhaltsverzeichnis 4 Einführung 6 Wasser 16 Natur- und Artenschutz 20 Freiraumschutz 22 Siedlungsentwicklung 24 Anlagensicherheit 27 Landwirtschaft 28 Wald und Forstwirtschaft 30 Impressum
Einführung Seiten 4 / 5 Einführung Der beschleunigte Klimawandel ist ein weltweites Phänomen. Er betrifft alle Menschen, seine Auswirkungen sind regional jedoch sehr unter- schiedlich. Im globalen Vergleich wird der Regierungsbezirk Münster in den kommenden Jahrzehnten vergleichsweise moderat betroffen sein. Doch nachweisbare Auswirkungen werden auch sche Bereiche können sich in Hitzeperioden Info Der Klimawandel in unserer Region spürbar sein und die Bezirks- stark aufheizen und die Bewohner gesundheit- ist auch im Regie- regierung Münster vor neue Herausforderungen lich belasten. Im Bereich des Hochwasserschut- rungsbezirk Münster stellen. Da es um ein globales Phänomen mit zes wirken sich die veränderten Anforderungen längst angekommen. lokalen Auswirkungen geht, ist es wichtig, auf auf die Ausweisung von Überschwemmungsge- Aufzeichnungen der Lysimeterstation St. regionaler Ebene in verantwortlicher Weise in bieten und Siedlungsflächen in Gewässernähe Arnold, wo seit dem Abstimmung und Verzahnung mit den anderen aus. Den Auswirkungen des Klimawandels Jahr 1965 hydrologi- Akteuren zu handeln. müssen wir uns anpassen und gleichzeitig die sche und meteorolo- von Menschen verursachten Änderungen durch gische Daten erhoben Viele Kommunen arbeiten sehr aktiv an lokalen Klimaschutz verringern. werden, belegen, dass Maßnahmen zum Klimawandel und Klima- sich die durchschnittli- che Jahrestemperatur schutz. Als erstes Bundesland hat NRW am In ihrem Positionspapier zu erneuerbaren in den vergangenen Anfang 2013 ein Klimaschutzgesetz verabschie- Energien hat die Bezirksregierung Münster 2012 47 Jahren um mehr als det, das die Festlegung von Klimaschutzzielen Möglichkeiten dargestellt, durch regenerative 1 °C erhöht hat. sowie die Erarbeitung, Umsetzung, Überprü- Energien den Ausstoß von Treibhausgasen im fung und Fortschreibung von Klimaschutz- und Regierungsbezirk nachhaltig zu verringern. Klimaanpassungsmaßnahmen verbindlich Zudem hat die Fachhochschule Münster im festschreibt. Bereits 2009 legte die Landes- Auftrag der Bezirksregierung ein Gutachten regierung eine umfassende Strategie zur erarbeitet, das die Energieversorgung und die Anpassung an den Klimawandel in NRW vor. energiebedingten CO2 -Emissionen im Münster- Vorausgegangen waren 2007 das Grünbuch land beschreibt. der Europäischen Union zur Anpassung an den Klimawandel in Europa und 2008 die „Deutsche Als Bündelungsbehörde verfügt die Bezirksre- Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ der gierung Münster über ein breites Spektrum an Bundesregierung. Fachwissen in der Wassermengenbewirtschaf- Die vorliegende Strategie der Bezirksregierung tung, der Gewässerentwicklung, dem Hochwas- Münster knüpft an die Bestandsaufnahmen und serschutz, der Anlagensicherheit, der Abfall- Prognosen des NRW-Konzeptes an und stellt re- wirtschaft, dem Natur- und Landschaftsschutz gional mögliche und sinnvolle Maßnahmen dar. sowie der Regionalentwicklung, dem Städte- bau und der Wirtschaftsförderung. Mit dieser Wenn sich das natürliche Wasserangebot in Broschüre will sie einen Impuls für die weitere sommerlichen Hitzeperioden verknappt, sind Diskussion in der Region geben. auch in unserer Region Konflikte um die Nut- zung des Wassers denkbar. Vegetationszeiten und artspezifische Vegetationsräume werden sich verändern. Dicht besiedelte innerstädti-
Wasser Deutliche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Gewässer im Regie- rungsbezirk Münster. Die Verschiebung der Klimazonen und das Auftre- ten extremer Ereignisse führen sowohl zu einem „Zu-Viel“ (Hochwasser, Überschwemmungen) als auch zu einem „Zu-Wenig“ (Wassermangel , Dürreperioden) an Wasser. Beide Extrema sind bereits zu beobachten. Sie wirken sich auf die Wasserbewirtschaftung, die Infrastruktur, den Hoch- wasserschutz und die Gewässerentwicklung aus. Der Klimawandel mit längeren Perioden ohne Info Niederschläge, mit Starkregen und höheren Durchschnittstemperaturen hat unmittelbare Info Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser. In Gewässer- und Hoch- Zukunft werden vermehrt Einschränkungen der wasserschutz sowie öffentlichen und privaten Wasserversorgung die Renaturierung in und am Gewässer durch geringere Wasserstände im Grundwasser Was bedeutet Regionalplanung/Regionalplan? brauchen überregi- und den Oberflächengewässern, hohe Schäden Die Regionalplanung konkretisiert als zusammenfas- onale Planung, um durch lokal begrenzte Niederschlagsereignisse sende, übergeordnete und überörtliche Planung für sinnvoll für den Klima- von hoher Intensität sowie eine Gefährdung der den Regierungsbezirk im Regionalplan die Grundsätze schutz zu wirken. der Raumordnung und die im Landesentwicklungsplan Kühlwasserversorgung durch Wassermangel (LEP) enthaltenen Ziele der Raumordnung. Sie bildet und gleichzeitig hochsommerlichen Temperatu- die Schnittstelle zwischen der Landesplanung und der ren zu erwarten sein. kommunalen Bauleitplanung. Es ist Aufgabe der Regio- nalplanung als überörtliche und überfachliche Planung, aufkommende Nutzungskonflikte bereits auf regionaler Planerische und rechtliche Ebene zu identifizieren und auszugleichen. Grundlagen Zentrale Aufgabe der Bezirksregierung ist die Erarbeitung des Regionalplans von seiner Konzeption bis zu seiner Wasser ist ein Allgemeingut. Es ist daher staat- Umsetzung in nachgeordneten Planungen. Der Regio- liche Aufgabe das Wasser für die Allgemeinheit, nalplan definiert die regionalen Ziele der Raumordnung zu schützen. für die Entwicklung des Münsterlandes. Er legt diese Mit seinen Handlungsoptionen leistet der für alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen im Planungsraum unter anderem für die kommunale Regionalplan einen Beitrag hierzu: Flächennutzungsplanung, als Landschaftsrahmenplan – Der Regionalplan schützt die öffentliche für die Landschaftspläne der Kommunen und Kreise fest. Wasserversorgung durch die Darstellung von Gleichzeitig erfüllt der Regionalplan auch die Funktion Bereichen für den Grundwasser- und Gewäs- eines forstlichen Rahmenplans für die Wald- und Forst- serschutz verbunden mit dem Auftrag an die wirtschaft. Bauleitplanung, bei Überlagerung dieser Be- Wesentliche inhaltliche Bereiche sind: reiche mit Siedlungsbereichen, die natürliche – die Siedlungsentwicklung Grundwasserneubildung zu gewährleisten. – die Freiraumentwicklung – Die vielfältigen Nutzungen der Oberflächen- – die Rohstoffsicherung gewässer müssen mit der klimatischen und – die Sicherung der Energieversorgung ökologischen Funktion der Gewässer verein- – der Einzelhandel (großflächig) bar sein. Weitere Informationen sowie den geltenden Regionalplan – Innerhalb der erstmals im Regionalplan gibt es im Internet auf www.brms.nrw.de unter dem dargestellten Überschwemmungsbereiche Punkt „Regionalplanung“.
Gewässer Seiten 6 / 7 hat der Hochwasserschutz Vorrang vor Wasserbewirtschaftung konkurrierenden Nutzungen. So sind sie von Mit dem verfügbaren Wasser muss verant- Info zusätzlichen Siedlungsflächen freizuhalten. wortungsvoll umgegangen werden, damit es Weitere Informationen rund um das Thema Noch nicht in Anspruch genommene Sied- jederzeit in ausreichender Menge und Qualität Wasser gibt es im lungsflächen sind wieder in den natürlichen den verschiedenen Nutzungen zugeführt werden Internet auf Retentionsraum einzugliedern. kann. Es ist dabei „nachhaltig zu bewirtschaften www.brms.nrw.de – Die gewässerverträgliche Bewirtschaftung und als Bestandteil des Naturhaushaltes, als Le- des Niederschlagwassers ist bei der Erschlie- bensgrundlage des Menschen, als Lebensraum ßung neuer Siedlungsflächen beziehungswei- für Tiere und Pflanzen sowie als nutzbares Gut se bei großflächiger Erneuerung der Erschlie- zu schützen“ (§ 1 Wasserhaushaltsgesetz, WHG). ßungsinfrastruktur zu berücksichtigen. Der Klimawandel führt im Regierungsbezirk Rechtliche Grundlagen sind die europäische Münster zur Veränderung des Wettergesche- Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und die hens mit Auswirkungen auf den natürlichen europäische Hochwasserrisikomanagement- Wasserkreislauf. In den vergangenen Jahren Richtlinie (EU-HWRM-RL). Die Ziele einer gab es lange Trockenperioden im Frühjahr, häu- nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung und fig mit außergewöhnlicher Hitze, sowie geringe die Überführung der Gewässer in einen guten Niederschläge in den Wintermonaten. Dies Zustand sind in die nationale Gesetzgebung des führt langfristig zu sinkenden Grundwasser- Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) und des Lan- ständen. Demgegenüber nimmt die Nachfrage deswassergesetzes (LWG) sowie zahlreicher nach Wasser stetig zu. untergesetzlicher Verordnungen und Regel- werke aufgenommen. Die Qualitätsziele sind Öffentliche Wasserversorgung und die Land- dabei vor allem ökologisch begründet und nicht wirtschaft sind auf eine jahreszeitlich angepass- mehr nur nutzungsbezogen ausgerichtet. Die te Versorgung mit Wasser angewiesen. möglichen Folgen des Klimawandels sind dabei Seit einigen Jahren bemüht sich die Landwirt- zu berücksichtigen. schaft daher zunehmend, für Trockenzeiten vorzusorgen. Das Interesse an Erlaubnissen für die Entnahme von Grund- oder Oberflächenge- wässern zu Beregnungszwecken steigt. Handlungsoptionen Die Handlungsoptionen der Bezirksregierung Die wasserrechtlichen „Genehmigungen“ (Be- Münster im Bereich der Wasserwirtschaft willigungen und Erlaubnisse) für Wasserentnah- gliedern sich in die Themen Wasserbewirtschaf- men aus Grund- oder Oberflächengewässern tung, Infrastruktur, Hochwasserschutz und werden von den Oberen und Unteren Wasserbe- Gewässerentwicklung. hörden erteilt.
Im Regierungsbezirk Münster sitzen die Geneh- Diese Datengrundlage hilft die Situation zu migungsbehörden seit 2011 mit Vertretern der beurteilen und ist zugleich Voraussetzung für Landwirtschaft an einem Tisch, um die Bewirt- Entscheidungen, ob weitere Wasserentnahmen schaftung des Wassers zu verbessern und den zugelassen werden können oder eventuell be- Info Auswirkungen des Klimawandels anzupassen. gründet abgelehnt werden müssen. Die Auflagen Erlaubnisse zur in den Erlaubnisbescheiden im Regierungsbezirk Entnahme von Grund- Wie viel Wasser vorhanden ist und wie viel sollen insgesamt vereinheitlicht und die Erlaub- wasser werden an entnommen wird, soll nun in allen 45 Wasser- nis von Wasserentnahmen künftig an Bedingun- Auflagen und Bedin- gungen gebunden, um schutzgebieten des Regierungsbezirks erfasst gen gekoppelt werden, die eine Entnahme nur die Mindestwasser- und ausgewertet werden. solange zulassen, wie Mindestwasserstände in stände in Gewässern Oberflächengewässern oder Pegelstände des und Pegelstände des Dazu werden die zur Verfügung stehenden Da- Grundwassers eingehalten werden. Grundwassers auf ten über die Grundwasserneubildungsraten und einem erforderlichen Niveau zu erhalten. die bisher genehmigten Entnahmen erfasst. Die Bestimmte Nutzungen sollen zudem nur erlaubt erlaubnisfreien Grundwasserentnahmen der werden, wenn sparsam mit dem Wasser umge- landwirtschaftlichen Betriebe werden abge- gangen wird. So könnten beispielsweise bei der schätzt, um eine aussagefähige Bilanzierung Beregnung einer landwirtschaftlichen Fläche zwischen Entnahmemenge und Wasserangebot wassersparende Verfahren (Tröpfchenbewäs- zu ermöglichen. serung) oder der Verzicht auf eine Beregnung Info Bocholt als Klimakommune NRW Die Studie wurde von der Stadt Bocholt auf der Hochwas- Welche konkreten Auswirkungen Klimaänderungen für sertagung im Oktober 2011 der Bezirksregierung Münster wasserwirtschaftliche Belange haben können, untersucht Vertretern von Kreisen, Kommunen und aus den Niederlan- die Stadt Bocholt als „NRW-Klimakommune" in einer eigens den vorgestellt und erläutert. darauf abgestellten Studie. Hierbei werden auch Berechnungen angestellt, wie sich sogenannte extreme Starkregen auf das Stadtgebiet, die Nutzungen und die wasserwirtschaftliche Infrastruktur wie Kanalisationsanlagen und ähnliches auswirken können. Starkregen sind wenig regionalspezifisch oder ortsgebun- den und können daher – auch weit abgelegen von Gewäs- sern – erhebliche Schäden und Probleme bereiten.
Gewässer Seiten 8 / 9 Starke Niederschläge sorgten im August 2010 für überflutete Straßen im nördlichen Teil des Münsterlands. während der Mittagshitze vorgegeben werden, und des Programms „Lebendige Gewässer“ um direkte Wasserverluste durch Verdunstung sind diese Aspekte bei der Umgestaltung der in die Atmosphäre zu vermeiden. Gewässer zu berücksichtigen (siehe auch Seite 12 „Gewässerentwicklung“). Infrastruktur Sommerliche Starkniederschläge haben in Eine verbesserte Rückhaltung des Nieder- den vergangenen Jahren in unserer Region schlagswassers in der Fläche durch Entsiege- immer wieder zu heftigen Überflutungen in lung, Versickerung und Zwischenspeicherung Siedlungslagen geführt. Auf Ereignisse dieser sowie leistungsfähige Einleitungsstellen ins Art sind die Dimensionierung der Regen- oder Misch- oder Regenwassersystem kann die Leis- Mischwasserkanalisation und die Profile der tungsfähigkeit des Kanalsystems noch erhöhen, Entwässerungsgräben sowie kleiner Bachläufe ohne dass die vorhandenen Kanäle vorzeitig nicht ausgelegt. Wo solche Ereignisse auftreten, ersetzt werden müssen. ist nicht vorhersehbar, zumal sie häufig lokal begrenzt sind. Umfassender Schutz ist schwer Zu den Aufgaben der Genehmigungs- und realisierbar. Die auftretenden Schäden sind für Überwachungsbehörden gehört es zugleich, die Betroffenen oft hoch und können für sie die Eignung der aktuellen Bemessungspara- Info Starkniederschlä- existenzbedrohend sein. meter im Hinblick auf die tatsächlichen und ge sind oft nicht die zu erwartenden Belastungen aus Starknie- vorhersehbar und Eine Anpassung der Bemessungsansätze für derschlagsereignissen zu beobachten und zu führen immer wieder Hochwasserschutzanlagen und Kanalquer- überprüfen. zu Überflutungen von schnitte als vorbeugender Ausgleich für die Siedlungsbereichen. wachsenden Beanspruchungen infolge der Hochwasserschutz Um die dadurch entstehenden Schäden Auswirkungen des Klimawandels ist in einigen Extreme Niederschläge führten im August 2010 in Grenzen zu halten, Bundesländern bereits erfolgt. in weiten Teilen des nördlichen Münsterlan- ist es notwendig, die des zu Hochwässern. Es kam zu erheblichen Regen-und Mischwas- Zur Minderung der Auswirkungen der Starknie- Problemen in Ahaus, Gronau, Nordwalde und serkanalisation ausrei- derschlagsereignisse auf die Gewässer sind die Rheine sowie in den angrenzenden Bereichen in chend zu dimensieren, Retentionsflächen zu Bereitstellung und Freihaltung des Abflusspro- den Niederlanden. Die statistische Auswertung bieten und Anlagen für fils und die Bereitstellung ausreichender Reten- lieferte die Erkenntnis, dass in einigen Gewäs- den Hochwasserschutz tionsflächen die geeigneten Mittel. Ein beson- sern fast 50 Prozent bis 60 Prozent größere zu errichten. deres Augenmerk ist dabei auf den Ausgleich Wassermengen registriert wurden als bei einem des Verlustes der natürlichen Rückhalteräume 100jährlichen Hochwasser, so dass zu Recht in urban geprägten Gebieten zu legen. Im Zuge von einem „Extremereignis“ gesprochen wer- der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie den kann.
Info In den vergangenen zehn Jahren sind in Ahlen, Studien zeigen den positiven Einfluss von Renaturierung in Dülmen (mehrfach), in Ahaus und in Dort- auf Hochwasserwellen in Siedlungsgebieten. Die Reak- mund Extremereignisse vorgekommen. tivierung von Gewässerauen außerhalb der Siedlungs- schwerpunkte reduziert deutlich Hochwasserwellen und Klimaforscher nennen diese extremen Wetter- unterstützt damit das Bemühen um die Absenkung des Wasserspiegels. ereignisse typische Phänomene der Klimaän- Info derung, auf die wir uns zunehmend einzustellen Diese Wirkung wurde beispielsweise bei der grenzüber- Unter einem 100jähr- haben. Gemeinsam mit Experten vom Landes- schreitenden Dinkelplanung sowie für den Vechte- lichen Hochwasser ist amt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Oberlauf nachgewiesen. Für die gesamte Ijssel zeigt eine ein Hochwasserereig- nis zu verstehen, das NRW (LANUV) erhebt die Bezirksregierung Machbarkeitsstudie Synergieeffekte von Hochwasser- Münster Daten zu Wassermengen und Was- schutz und naturnaher Gewässerentwicklung. statistisch einmal in 100 Jahren auftritt. serständen an einzelnen Gewässern, die für wasserwirtschaftliche Planungen von Kreisen und Kommunen oder auch von privaten Bau- Durch Hochwasser hervorgerufene Über- herren benötigt werden. Dabei fließen klimati- schwemmungen sind natürliche Ereignisse, mit sche Veränderungen über gemessene Nieder- denen zu rechnen ist und die vom Menschen schlags- und Pegelwerte „automatisch“ in die kaum beeinflusst werden können. Um die mög- inzwischen fast flächendeckend verfügbaren lichen Schäden gering zu halten, müssen Über- Niederschlags-Abfluss-Modelle (siehe Grafik). flutungsbereiche zwingend für das Hochwasser Aus den aktualisierten Berechnungen ergibt als Abfluss- und Retentionsbereiche freigehal- sich bereits jetzt, dass zukünftig episodisch ten werden. Die Nutzungen in diesen Bereichen größere Wassermengen und höhere Wasser- sind an die Hochwassersituation anzupassen. stände zu erwarten sind. Info Was ist ein Niederschlag-Abfluss- Modell? Das Niederschlag-Abfluss-Modell ist ein Rechenmodell und dient der detaillierten Hochwasserberechnung aus einzelnen Niederschlagsereignis- Atmosphäre sen. Aus den gemessenen Einzel- niederschlägen in einem Einzugs- gebiet werden die zu erwartenden Durchflüsse in einzelnen Gewässer- abschnitten berechnet. Oberfläche Gerinne So können Hochwasserschutz- konzepte erstellt, die Wirkung von abflussreduzierenden Maßnahmen Ungesättigte abgeschätzt, die Grundwasserneu- Bodenzone bildung ermittelt oder die Steuerung Gesättigte eines Hochwasserschutzsystems Bodenzone unterstützt werden.
Gewässer Seiten 10 / 11 Ausschnitt aus einer Wesentliche Aufgabe und wichtige Hand- Hochwassergefahren- lungsoption der Bezirksregierung Münster karte für ein 100jähr- sind daher, die heute noch vorhandenen liches Hochwasser gewässernahen, unbebauten Bereiche für die (mittlere Wahrschein- lichkeit): Darstellung Wasserwirtschaft und den Hochwasserschutz der Überflutungsflä- zu erhalten. Dies geschieht durch die konse- chen und Wassertiefen quente Ausweisung von gesetzlichen Über- schwemmungsgebieten auf der Grundlage des Überschwemmungs- 100jährlichen Hochwassers. Die Freihaltung der grenze der Gebiete Überschwemmungsgebiete wird sehr wirkungs- ohne technischen voll durch die Darstellung der Überflutungs- Hochwasserschutz bereiche im Regionalplan unterstützt. Dieses Wassertiefen Aufgabenspektrum wird von der EU-HWRM-RL 0 – 0,5 m geregelt. Die Umsetzung wird seit 2009 von den 0,5 – 1 m Bezirksregierungen in enger Kooperation mit 1– 2 m Kommunen und Kreisen erarbeitet. 2– 4 m >4m Aufbauend auf einer Einstufung der Hochwas- sergefahr aller Gewässer in NRW werden bis De- zember 2013 für „Gewässer mit signifikantem Risiko“ sogenannte Gefahren- und Risikokarten erarbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darin sind Überflutungsflächen und Wassertiefen für ein 20jährliches, 100jährliches und extremes Hochwasser eingetragen, betrof- fene Nutzungen sind ablesbar. In den nachfolgenden Arbeitsschritten wird bis Hochwasserschutz nach heutigen Anforde- Dezember 2015 mit Kreisen und Kommunen rungen bedeutet für Städte und Gemeinden unter teilweiser Einbeziehung der Öffentlich- aufgrund des geringen Platzangebotes für die keit eine Bewertung des Hochwasserrisikos Gewässer im Stadtzentrum nahezu in jedem vorgenommen. Mögliche Maßnahmen zur Fall, auf technische Maßnahmen wie den Bau Verbesserung werden diskutiert und festgelegt. von Mauern oder Deichen zurückzugreifen. Dabei geht es weniger um „klassische Hoch- Da Menschen nicht „hinter Mauern“ leben wasserschutzbauten“ wie Deiche oder Mauern, wollen, ist es wichtig, hierbei auch städtebau- sondern in einem ersten Schritt um Information liche Aspekte (Einbindung in das Stadtbild, und Verhaltensvorsorge der Betroffenen. Reduzierung der Mauerhöhe, Einsatz teilweise mobiler Elemente) zu berücksichtigen. Dazu Neben der Information und Kommunikation bei ist die Reduzierung des Wasserspiegels von Hochwasser ist die Beseitigung der wasserwirt- entscheidender Bedeutung. Dies ist nur durch schaftlichen Ursachen dieser Gewässerprob- breitere, naturnahe Gewässerprofile außerhalb leme die eigentliche Herausforderung. Hierauf der bebauten Bereiche zu erreichen. wird im Punkt Gewässerentwicklung ausführlich eingegangen.
Auenlandschaft und Ems bei Einen nach Renaturierung Gewässerentwicklung zu erheblicher Überproduktion von Pflanzen- Die NRW-Landesregierung hat 2010 das Pro- material. Negative Begleiterscheinungen sind gramm „Lebendige Gewässer“ zur Umsetzung Belastungen des Sauerstoffhaushaltes und der der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie veränderte Wasserchemismus. (EU-WRRL) beschlossen. 2 200 Fließkilometer nordrhein-westfälischer Bäche und Flüsse sol- Für heimische, an niedrige Wassertemperatu- len in drei Bewirtschaftungsperioden renatu- ren angepasste Organismen stellt diese Situati- riert werden, damit der von der EU geforderte on, der sie mangels fehlender Durchgängigkeit „gute Zustand“ bis zum Jahr 2027 erreicht wird. auch nicht ausweichen können, einen enormen Hierzu gehört auch, dass Gewässerorganismen Stressfaktor dar. Oftmals kommen mit diesen alle Bäche und Flüsse möglichst unbehin- negativen Bedingungen aus unterschiedlichs- dert durchwandern können (Herstellung der ten Teilen der Welt eingeschleppte wärmelie- Durchgängigkeit). Grund hierfür ist, dass die bende Neozoen sehr viel besser zurecht. Haben Bestandsaufnahme für die EU-WRRL ergeben diese „Neubürger“ dann auch (noch) keine hat, dass in den berichtspflichtigen Gewässern Fressfeinde, kann es dazu führen, dass ganze im Regierungsbezirk Münster 1 659 Stauwehre Lebensgemeinschaften heimischer Arten aus ein unüberwindbares Hindernis für Fische und einem Ökosystem bis hin zum Aussterben andere Organismen darstellen. Jeder einzelne verdrängt werden. Abschnitt kann so bei ungünstigen Lebensbedin- gungen zur „Falle“ für seine Bewohner werden. Info Neobiota (Neozoen und Neophyten) sind Arten, die sich Die Verletzlichkeit der Gewässer im Regierungs- durch den Menschen in einem Gebiet etabliert haben, in bezirk liegt insbesondere an ihrer intensiven dem sie zuvor nicht heimisch waren. Für neobiotische Nutzung für Trink- und Brauchwasserversor- Pflanzen ist der Begriff Neophyten gebräuchlich, für Tiere gung, Landentwässerung (Drainagen) und ihrer der Begriff Neozoen. Funktion bei der Ableitung von Niederschlags- Info wasser und gereinigtem Abwasser aus den Gewässerausbau Siedlungsgebieten. Hinzu kommen die Folgen Das stetige Ansteigen der Wassertemperatur umfasst die Herstel- der globalen Erwärmung, die die Folgen von (siehe Grafik) verschlechtert auch im Regie- lung, die Beseitigung Überdüngung und Gewässerausbau verschär- rungsbezirk Münster die Lebensbedingungen und die wesentliche fen. Die erhöhten Nährstofffrachten aus Ab- für die heimischen Wasserbewohner insgesamt, Umgestaltung eines wasserbeseitigung und Landwirtschaft führen da die Wassertemperatur einen zentralen Steu- Gewässers oder sei- ner Ufer (§ 68, Abs. 2, vor allem bei starker Sonneneinstrahlung und erungsparameter für Laichverhalten und Eient- Wasserhaushaltsge- niedrigen Abflüssen gerade in ausgebauten und wicklung darstellt und ebenso die Schwarm- setz (WHG). durch Staue und Wehre regulierten Abschnitten phase wasserlebender Insekten beeinflusst.
Gewässer Seiten 12 / 13 Mit den Bemühungen der Bezirksregierung, Info Teile der nordrhein-westfälischen Bäche und Eutrophierung bedeutet eine übermäßige Nährstoffver- Flüsse zu renaturieren, soll den negativen sorgung von Lebensräumen. Vor allem in stehenden oder Entwicklungen des Klimawandels entgegenge- stauregulierten Gewässern ist sie für eine starke Zunahme wirkt werden. Renaturierungen von Gewässern des Pflanzenwachstums verantwortlich. sorgen durch die Wiederherstellung von variab- Mangelnde Beschattung und die Stauregulierung als len Strömungsverhältnissen und Wassertiefen Folge des Gewässerausbaues verschärfen die negati- sowie der Abwechslung von beschatteten und ven Begleiterscheinungen. Dies sind vor allem extreme besonnten Abschnitten für gute Lebensbedin- Schwankungen im Sauerstoffgehalt und pH-Wert als gungen der heimischen Lebensgemeinschaft Folge der Photosynthese bzw. Atmung und Abbau der und damit für den „guten Zustand“. Pflanzenbiomasse. In nährstoffarmen Landlebensräumen (zum Beispiel Hochmooren, Heiden) führt Eutrophierung Aus Sicht der Bezirksregierung besteht eine der regelmäßig zu Veränderungen des Artenspektrums, die mit wichtigsten Handlungsoptionen in der Initi- einer Zunahme von nährstoffliebenden und nährstofftole- ierung von eigendynamischen Gewässerent- ranten Arten verbunden ist. wicklungen und dem Ziel einer weitgehend funktionsfähigen, naturnahen Aue inklusive der Entwicklung von Auwald. Auwald ist ein ext- Eine funktionierende Auenlandschaft verbes- rem artenreicher Lebensraum, der in unserer sert auch das Mikroklima und stärkt durch die Kulturlandschaft fast vollständig verschwunden Verzögerung des Abflusses die lokale Grund- ist. Darüber hinaus ist Auwald eine Senke für wasserneubildung. Naturnaher Uferbewuchs Nährstoffe und Sediment aus den Gewässern beschattet die Ufer. Die Wurzeln befestigen es und sorgt im Hochwasserfall für gleichmäßige und bilden obendrein Schutz und Lebensraum Abflüsse. Deswegen werden in den aktuellen für zahlreiche Arten. Die Beschattung verringert Renaturierungsprojekten vor allem Flächen für die negativen Folgen der Eutrophierung, in dem die Auwaldsukzession zur Verfügung gestellt. sie unter anderem die Sonneneinstrahlung Reste alten Auwaldes werden reaktiviert. verringert. Info Wassertemperatur der Ems in Rheine von 1996 – 2011 °C Temperatur Trendlinie 30 25 20 15 10 5 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Indem die Durchgängigkeit wieder hergestellt verfügbarer Technik immer noch eine Belas- wird, erhalten die „eingesperrten“ Organismen tung für das Gewässer. Wenn durch Schaffung die Möglichkeit, ungünstigen Lebensbedingun- von Haupt- und Nebengerinnen, Totholzeinbau gen zeitweilig auszuweichen, beispielsweise in und Wurzeln von Ufergehölzen die „innere kühlere Nebengewässer. Ebenso können sie Oberfläche“ des Gewässers vergrößert wird, verödete Gewässerabschnitte erneut besiedeln. verbessert sich auch die Selbstreinigungsfä- Darüber hinaus verbessert die Renaturierung higkeit erheblich. Die Folgen der Überdüngung, auch die Rahmenbedingungen für die Selbst- die sogenannte Sekundärverschmutzung durch reinigungsfähigkeit der Gewässer. Gerade in übermäßiges Pflanzenwachstum, werden ver- hochsommerlichen Niedrigwasserzeiten sind ringert. Diese Verbesserung der Wasserqualität die Einleitungen der Kläranlagen trotz bester dient gleichermaßen menschlichen Nutzungs- interessen wie Wassergewinnung und Erholung Die Lippe ist ein Ne- benfluss des Rheins sowie der Natur. mit einem Einzugsge- biet von rund 4 900 Quadratkilometern. Sie soll in Zukunft Förderung wieder natürlich und lebendig fließen. Die finanzielle Förderung im Bereich der Was- serwirtschaft, des Hochwasserschutzes, der Infrastruktur sowie der Gewässerentwicklung wird durch drei Förderprogramme abgewickelt: – Ökologieprogramm Emscher-Lippe (ÖPEL) – Wasserbau – Aktionsprogramm zur naturnahen Entwick- lung der Gewässer – Wasserbau – Zuwendung für Maßnahmen einschließlich der Talsperren Nähere und aktuelle Informationen zu den Inhalten und der Abwicklung der Förderpro- gramme befinden sich auf der Homepage der Bezirksregierung Münster.
Gewässer Seiten 14 / 15 Info Lippe Deich sichert Wohngebiet: Der 3-Zonen-Deich: Der durchlässige Stützkörper aus Sand (Mitte) wird umgeben von einer gering durchlässigen Dichtungsschicht (rechts) und einer stark durchlässigen Dränschicht (links). Die in der Vergan- genheit begradigte Ems (links) sucht sich nach Renaturie- rungsarbeiten (rechts) aus eigener Kraft ein Gewässerbett. Hochwasser braucht Raum: Eine Stele der Ems bei Warendorf veranschaulicht dem Beobachter die Dyna- mik des Wassers. Naturbelassene und renaturierte Uferberei- che mit Abbruchkanten bieten Eisvogel (links) und Uferschwalben (rechts) Lebensraum.
Natur- und Artenschutz Mit über 43 000 Pflanzen- und Tierarten ist die Artenvielfalt in NRW bemerkenswert groß. Diese biologische Vielfalt leistet einen wichtigen Beitrag zu einer hohen Lebensqualität. Pflanzen, Tiere, Pilze und Mik- roorganismen reinigen Wasser und Luft, sorgen für fruchtbare Böden und ein angenehmes Klima und dienen Ernährung und Gesundheit. Eine Verbesserung ihrer Lebensräume und die gleichzeitige Vernetzung dieser Biotope zu einem Biotopverbund sichert das Überleben von Pflanzen und Tieren und ist gleichzeitig unsere Daseinsvorsorge. Die biologische Vielfalt ist gegenwärtig durch lich zur Bedrohung von Lebensräumen und das Zusammenwirken mehrerer Belastungs- Arten bei. Info Phänologie befasst faktoren gefährdet. So tragen der anhaltende sich mit den im Jah- Flächenverbrauch, die intensive Land- und Für die Qualität der Lebensbedingungen von resablauf periodisch Forstwirtschaft, die Veränderungen des Wasser- Pflanzen- und Tierarten spielen die Klimaver- wiederkehrenden Ent- haushalts sowie der Nährstoffeintrag maßgeb- änderungen, die auch in unserer Region bereits wicklungserscheinun- festzustellen sind, eine zunehmende Rolle. gen in der Natur (zum Ein Beispiel dafür ist die Apfelblüte, die mittler- Beispiel kennzeichnet die Apfelblüte den Be- weile deutlich früher beginnt. ginn des Vollfrühlings). Die Apfelblüte startet Um die Auswirkungen des Klimawandels auf gegen Ende Februar in die biologische Vielfalt besser abschätzen zu Portugal und erreicht können, hat das Ministerium für Klimaschutz, 90 Tage später Finnland. Täglich zieht Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbrau- sie etwa 40 Kilometer cherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen weiter nordwärts. (MKULNV) deshalb in einer umfassenden Info Beginn der Apfelblüte in NRW von 1950 – 2010 Tag im Jahr Beginn der Apfelblüte Trendlinie 150 140 130 120 110 100 90 2000 2005 2010 1960 1990 1980 1950 1970 1965 1995 1985 1955 1975 (Quelle: LANUV NRW, Klimafolgenmonitoring)
Natur- und Artenschutz Seiten 16 / 17 Feuchtwiesen zählen zu den artenreichsten Biotopen in Mittel- europa. Abhängig von Klima, Wasser- haushalt, Boden, Nährstoffversorgung und Nutzungsintensi- tät ergeben sich viel- fältige Pflanzen- und Tiergemeinschaften. Infolge von Entwäs- serung, Düngung und intensiver Nutzung ist dieser Lebensraum im Münsterland stark gefährdet. Studie 48 Lebensräume und rund 3 100 Arten Auswirkungen über sonstige Lebensraum- überprüfen lassen, ob und in welcher Weise sie veränderungen, die aus dem Klimawandel vom Klimawandel betroffen sind. Die Ergebnis- resultieren (Nährstoffverfügbarkeit, Vegetati- se wurden in der Publikation „Natur im Wandel“ onsstruktur, Nahrungsangebot) vorgestellt. Hierbei zeigte sich, dass sich der – Arealveränderungen (Arealausweitung sub- Klimawandel auf 38 Prozent der untersuchten mediterran und atlantisch verbreiteter Arten Lebensräume negativ auswirken wird. Insbe- nach Norden beziehungsweise Nordosten sondere für Feuchtlebensräume wie Fließge- oder eine Arealverkleinerung bei eiszeitlichen wässer, Stillgewässer, Feucht- und Nasswälder Reliktarten, starke Ausbreitung von Arten, die (Auenwald, Moorwald, Bruchwald), Moore und bislang hier nicht heimisch waren (Neobiota, Sümpfe, Feucht- und Nassgrünland sowie die in siehe Seite 12) diesen Lebensräumen lebenden Pflanzen und – Aussterben von Arten, die nicht mit den Tiere werden negative Effekte prognostiziert. Arealverschiebungen mithalten können, da ihre maximale Wanderungsrate überschrit- Folgende Auswirkungen sind zu erwarten: ten wird (für viele Arten maximal 20 bis 200 – Ausgeprägte Trockenphasen im Sommer und Kilometer pro Jahrhundert) Herbst auf Grund der negativen Wasserbilanz mit starken Schwankungen des Grundwas- serspiegels Planerische und rechtliche – Stärkeres und häufigeres Hochwasser durch Starkniederschläge inklusive erhöhter Erosi- Grundlagen on und Sedimentfracht sowie erhöhte Nähr- Im Bundesnaturschutzgesetz (§ 20 und 21) und Schadstoffkonzentrationen bei geringer und im Landschaftsgesetz NRW (§ 15a) ist zur Wasserführung im Sommer dauerhaften Sicherung der Populationen wild – Veränderungen im Jahres- und Lebenszyklus lebender Tiere und Pflanzen einschließlich wie beispielsweise die Verschiebung phänolo- ihrer Lebensstätten der Aufbau eines Biotop- gischer Phasen (periodisch wiederkehrende verbundes verpflichtend festgeschrieben. Die Jahresabläufe in der Natur wie der Apfelblüte), hierzu geeigneten Flächen werden im Regio- verändertes Wanderverhalten bei Zugvögeln nalplan als regionales Biotopverbundsystem – Auswirkungen auf den Wasser- und Nähr- (siehe Seite 18) dargestellt. Die Kernbereiche stoffhaushalt der Lebensräume (verstärkte dieses Verbundsystems sollen als „Bereiche Mineralisation, erhöhte Nährstoffverfügbar- für den Schutz der Natur“ (BSN) im Regional- keit und Eutrophierung bei Mooren) plan dargestellt werden. Ergänzt werden sollen – Direkte Beeinflussung des Stoffwechsels der die Kernbereiche durch die „Bereiche für den Arten durch die Änderungen von Temperatur Schutz der Landschaft/Landschaftsorientierte und Wasserverfügbarkeit, sowie indirekte Erholung (BSLE)“.
Der Regionalplanung kommt mit der BSN-Dar- derungsbewegungen in für sie günstige Areale. stellung die Aufgabe zu, diese Kernbereiche des Die Entfernungen zwischen für sie günstigen Biotopverbundsystems vor anderen raumbe- Lebensräumen, die dabei überwunden werden deutsamen Planungen und Maßnahmen zu können, betragen von wenigen 100 Metern sichern. Die Ziele der Raumordnung entfalten je- bis hin zu vielen Tausend Kilometern (Vögel). doch grundsätzlich keine unmittelbaren boden- Diese Wanderbewegungen werden durch einen rechtliche Wirkungen. Eine Einflussnahme auf Biotopverbund unterstützt. Dessen Aufgabe ist, das konkrete landwirtschaftliche Handeln erfolgt eine bessere Vernetzung von Lebensräumen erst in den nachfolgenden Planungsebenen. und Arten zu erreichen, indem funktionsfähige Korridore geschaffen werden. Über eine Ver- Die konkrete Umsetzung der Plandarstellungen netzung soll den Arten die Möglichkeit gegeben des Regionalplanes erfolgt in den nachfol- werden, klimatisch und ökologisch geeignete genden Fachverfahren durch die zuständigen Räume zu erreichen. Aus diesem Grund spielt Landschaftsbehörden. der Aufbau und Erhalt eines regionalen Bio- topverbundes eine zentrale Rolle in der An- passungsstrategie. Er soll auf mindestens 15 Handlungsoptionen Prozent der Regierungsbezirksfläche aufgebaut werden. Info Ein besonderer Handlungsbedarf besteht für Die Fauna-Flora-Ha- die bedeutenden Feuchtlebensräume des Info bitat-Richtlinie (FFH) Nass- und Feuchtgrünlandes und der Moore im Der Biotopverbund besteht aus Kern- und Verbindungs- der Europäischen Union dient dem Ziel, westlichen und nördlichen Münsterland sowie flächen sowie aus Verbindungselementen wie beispiels- die biologische Vielfalt für Lebensräume, Pflanzen und Tiere, weise Hecken. Grundgerüst des Biotopverbundes sind die europaweit zu sichern. – die nach FFH-Richtlinie oder Vogelschutz- im Regionalplan dargestellten Bereiche für den Schutz der Für Lebensräume, richtlinie geschützt sind Natur (BSN). Diese bestehen aus den internationalen und Pflanzen- und Tierar- nationalen Schutzgebieten sowie weiteren naturschutz- – für deren Erhalt NRW eine besondere Verant- ten von gemeinschalf- fachlich bedeutsamen Flächen. Hierzu gehören in der wortung trägt Region vorrangig Grünland, Moore, strukturreiche Wälder tlichem Interesse werden zu diesem – die zu den Zielarten des Naturschutzes gehören und naturnahe Gewässer. Insbesondere naturnahe Fließ- Zweck besondere – die in den Roten Listen NRW mindestens als gewässer mit ihren Auen haben in einem Biotopverbund Schutzgebiete ausge- gefährdet eingestuft sind. eine besondere Bedeutung, da sie die Hauptausbreitungs- wiesen. Zusammen möglichkeiten für Pflanzen und Tiere sind. mit den Vogelschutz- Da bereits jetzt Lebensräume, Pflanzen und Tie- gebieten bilden sie das kohärente Netz re auf eine Veränderung der klimatischen Rah- Natura 2000. menbedingungen reagieren, ist es erforderlich, Stabilisierung bestehender Feuchtlebensräume diese Dynamik durch entsprechende Maßnah- Schutzgebiete mit Feuchtlebensräumen wie men, die das natürliche Anpassungspotenzial Gewässer und Auen, Feuchtwälder, Feucht- der Ökosysteme stärken, zu unterstützen. grünland und Moore reagieren besonders empfindlich auf die prognostizierten Klimaän- Folgende Maßnahmen gelten als besonders derungen. Ihr Schutz muss bereits in den Was- zielführend: sereinzugsgebieten beginnen, nicht nur in den Schutzgebieten selbst. Die Wiederherstellung Aufbau eines Biotopverbundes eines möglichst naturnahen Wasserhaushaltes Die Empfindlichkeitsanalyse des MKULNV oder die Renaturierung von Fließgewässern zeigt Handlungsbedarf für über 220 Pflan- einschließlich der Herstellung der ökologischen zen- und Tierarten, die von den Auswirkungen Durchgängigkeit und einer Rückgewinnung des Klimawandels betroffen sind. Pflanzen von überflutungsfähigen Auenflächen haben und Tiere reagieren auf die Veränderung von deshalb hohe Priorität (siehe auch Seite 12 Umweltbedingungen unter anderem mit Wan- „Gewässerentwicklung“).
Natur- und Artenschutz Seiten 18 / 19 Der Rundblättrige Son- nentau (links) wächst auf nassen, nährstoff- armen Standorten wie Hochmooren. Als Brutvogel kommt die Bekassine (rechts) in NRW nur noch im Westfälischen Tiefland sowie im Münsterland vor. Diese Anpassungsmaßnahme dient gleichzeitig Eine Rückverpachtung der gekauften Flächen den Zielen der Wasserwirtschaft und des Hoch- an Landwirte, die die Flächen dann gemäß den wasserschutzes. Dadurch können erhebliche Schutz- und Entwicklungszielen der Schutzge- Synergieeffekte erzielt werden. biete bewirtschaften, wird angestrebt. Verringerung vorhandener Stressfaktoren Feuchte und kälteliebende Pflanzen und Tiere, Förderung aber auch (Feucht-)Lebensräume, sind durch unterschiedliche Bedingungen einem erhebli- Die im vorherigen Kapitel beschriebenen chen Stress ausgesetzt. So können beispiels- Schritte sind die Schwerpunktmaßnahmen zur weise eine nicht mit Schutzzielen konforme Anpassung an den Klimawandel. Landbewirtschaftung oder eine Schädigung der hydrologischen Systeme (Entwässerung, Als Bewilligungsbehörde für die Förderpro- Grundwasserabsenkung) zu Nahrungs- und gramme Europäische Landwirtschaftsfonds Wassermangel führen und so große Stressfak- für die Entwicklung des ländlichen Raums toren darstellen. Eine Minderung dieser Fakto- (ELER), Förderrichtlinie Naturschutz (FöNa) ren führt dazu, dass der zusätzliche Stressfak- und Ökologieprogramm Emscher-Lippe tor Klimawandel besser ertragen werden kann. (ÖPEL) fördert und begleitet die Bezirksregie- rung Münster entsprechende Maßnahmen. LIFE+ ist die Abkür- Für die Realisierung der genannten Schritte Beim EU-LIFE+-Programm ist die Bezirksre- zung für „L'Instrument sind hauptsächlich die Unteren Landschafts- gierung, wenn vom Antragsteller gewünscht, Financier pour behörden zuständig. Sie werden jedoch zum beratend tätig und zahlt bei bewilligten Projek- l'Environnement; Promouvoir L'Union Teil durch die Höhere Landschaftsbehörde der ten die Landesmittel an den Antragsteller aus. Soutenable“ Bezirksregierung, beispielsweise durch (Neu) Bei vom Land kofinanzierten EU-LIFE+-Projek- Ausweisung von Schutzgebieten oder über die ten begleitet die Bezirksregierung die Projekte Förderberatung im Rahmen von Sonderpro- durchgehend von der Antragstellung bis zum grammen und -projekten (wie zielartenbezoge- Projektende. ner Biotopverbund, LIFE) umgesetzt. Nähere und aktuelle Informationen zu den Da die Schutzziele sowie die Stabilisierung der Inhalten und der Abwicklung der Förderpro- Schutzgebiete (durch Arrondierung, Vergrö- gramme sind auf der Homepage der Bezirks- ßerung, Verbesserung) oft nur auf öffentlichen regierung Münster zu finden. Flächen zu erreichen sind, kauft die Bezirksre- gierung entsprechende Flächen auf.
Freiraumschutz Der Freiraumschutz bezieht sich auf die unbebauten und unversiegelten Flächen. Mit ihm soll die Funktionsfähigkeit eines ökologischen Systems gesichert werden. Ebenso geht es darum, die vielfältigen Nutzungen wie Land- und Forstwirtschaft, regenerative Energiegewinnung, Rohstoffsi- cherung, Naturschutz und Freizeitgestaltung sowie die sozialen und kultu- rellen Bereiche in Einklang zu bringen. Dem unbebauten Freiraum kommt eine hohe rungsvorausberechnung (Zielhorizont: 2030) Bedeutung zur Aufrechthaltung einer ungestör- von IT.NRW ergeben, dass die Einwohnerzahl ten Klimaentwicklung zu. So können Freiräume in der Emscher-Lippe-Region und den Kreisen als Überschwemmungsflächen eine Puffer- des Münsterlandes bereits heute rückläufig ist, funktion beim zukünftigen Hochwasserschutz während sie in der Stadt Münster noch steigen übernehmen oder einen regulierenden und wird. Unter dem Aspekt des Klimawandels soll- ausgleichenden Einfluss auf die Lufttemperatur te die rückläufige Bevölkerungsentwicklung als im Siedlungsbereich ausüben. Chance gesehen werden, Freiräume im Müns- terland und der Emscher-Lippe-Region soweit Daher sollen die bestehenden Freiräume wie möglich als solche zu erhalten. wegen ihrer Nutz- und Schutzfunktionen, ihrer Erholungs- und Ausgleichsfunktion und ihrer Info Funktion als Lebensraum für Pflanzen und Tiere Planerische und rechtliche Genaue Daten der grundsätzlich erhalten werden. Eine Zerschnei- Bevölkerungsvoraus- Grundlagen dung von noch vorhandenen, großen, zusam- berechnung erhalten Sie im Internet auf menhängenden Freiräumen soll verhindert Oberstes Leitbild der Raumordnung ist nach www.it.nrw.de im werden. Die Inanspruchnahme soll sich auf das § 1 Absatz 2 Raumordnungsgesetz (ROG) eine Bereich „Statistik“ unumgängliche Maß beschränken. nachhaltige Raumentwicklung. Sie soll sicher- stellen, dass die sozialen und ökonomischen Die Nutzung des Freiraums hängt stark von der Ansprüche an den Raum mit seinen ökologi- Bevölkerungsentwicklung ab. Für den Regie- schen Funktionen in Einklang gebracht werden. rungsbezirk Münster hat die aktuelle Bevölke- Hierzu gehört auch der Schutz des Klimas. Die Landesplanung in Nordrhein-Westfalen Info hat sich in § 1 Absatz 2 Landesplanungsgesetz (LPlG) dazu verpflichtet, ihre Raumordnung auf 30-Hektar-Ziel der Bundesregierung Im Jahr 2007 wurden in Deutschland Tag für Tag rund 87 das Leitbild der Nachhaltigkeit auszurichten. Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr neu in Anspruch Die Konkretisierung für das Land erfolgt über genommen. Ziele und Grundsätze des Landesentwicklungs- Nach den Daten der Flächenerhebung waren es 2010 planes (LEP NRW). bundesweit noch 77 Hektar täglich. Ziel der Bundesregie- rung ist es, diesen Wert bis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu begrenzen. Seit dem Jahr 2002 ist dieses Die Bezirksregierung Münster ist für die regi- Handlungsziel Teil der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. onale Entwicklung des Münsterlandes an die Für NRW bedeutet dies, die Flächeninanspruchnahme auf Ziele des Landes gebunden. Schon aus diesem 5 Hektar pro Tag zu begrenzen. Grund ist auch der Regionalplan Münsterland, den die Bezirksregierung zusammen mit dem (Quelle: Nationale Nachhaltigkeitsstrategie Fortschrittsbe- Regionalrat erstellt (nähere Informationen gibt richt 2012; Presse- und Informationsamt der Bundesregie- rung 2011) es auf www.brms.nrw.de), dem Leitbild einer nachhaltigen Raumentwicklung verpflichtet.
Freiraumschutz Seiten 20 / 21 nalplans Münsterland Rechnung getragen und Mit dem Regionalplan Münsterland werden die ein themenübergreifender Planungsgrundsatz Besonderheiten der Region aufgegriffen und zum Klimaschutz und Klimawandel aufgenom- ein Handlungsrahmen für die nachfolgenden men. Die Bauleitplanung dient der weiteren Planungsträger, beispielweise die Kreise und Steuerung und rechtlichen Absicherung dieser Kommunen, vorgegeben. Raumansprüche. Als Träger der Bauleitpla- nung werden vom Gesetzgeber die Gemeinden Erstmals wird dem Klimawandel in den textli- bestimmt. chen Darstellungen des Entwurfs des Regio- Handlungsoptionen Info Aufbauend auf entsprechenden Zielen der Lan- Aufbau eines regionalen Flächenmonitorings Auf der regionalplanerischen Ebene reichen die Daten desplanung kann die Regionalplanung überge- der amtlichen Statistik für eine nachhaltige Steuerung ordnete Ziele für ihre Region konkretisieren: der Siedlungsentwicklung nicht aus. Insbesondere fehlen – Siedlungsentwicklung und andere freiraum- quantitative und qualitative Angaben über planerisch noch gebundene Nutzungen freiraumverträglich verfügbare Flächenreserven und ihre Inanspruchnahme gestalten. für Siedlungszwecke. Künftig sollen diese Informationen – Bedarfsgerechte Ausweisung von Siedlungs- mit Hilfe eines GIS-gestützten regelmäßigen Siedlungs- flächenmonitorings für das Plangebiet gewonnen werden. flächen; keine Verfestigung von Streu- und Entsprechend der Vorgaben des Landesplanungsgesetzes Splittersiedlungen. erfolgt dies unter Federführung der Bezirksregierung – Begleitet werden soll die kommunale Sied- Münster in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen. lungsflächenentwicklung durch ein regionales Flächenmonitoring.
Siedlungsentwicklung Mit der Steuerung der Siedlungsentwicklung leistet die Regionalplanung einen zentralen Beitrag zu einer nachhaltigen Raumentwicklung. Wich- tigstes Instrument dazu sind die zeichnerischen und textlichen Festlegun- gen im Regionalplan. Diese richten sich insbesondere an die Kommunen als Träger der Bauleitplanung und konkretisieren die landesplanerischen, übergeordneten Leitbilder und Vorgaben. Thermografieaufnah- men zeigen, wo die größten Wärmeverluste eines Gebäudes liegen. Da in Zukunft verstärkt mit sommerlichen Planerische und rechtliche Hitzeperioden zu rechnen ist, werden sich Grundlagen städtische Hitzeinseln vergrößern und verstärkt auftreten. Um die Aufheizung der Innenstädte Im Entwurf des Regionalplans Münsterland wird und die einhergehende Gesundheitsbelastung die „klimawandelgerechte“ Stadt gefordert. einer immer älter werdenden Bevölkerung Angestrebt wird eine weitere Sensibilisierung zu reduzieren, sollten Freiflächen (Frischluft- der Bauleitplanung der Kommunen. schneisen oder Grünflächen) im Siedlungsbe- reich erhalten und neue ausgewiesen werden. Handlungsoptionen Der Erhalt beziehungsweise die Schaffung von Freiflächen im Siedlungsgefüge muss abgewo- Mittels Bauleitplanung steuern die Kommunen gen werden mit dem Planungsinteresse, eine als eigenverantwortliche Träger der Planungs- verdichtete, kompakte Siedlungsstruktur zu hoheit die Stadtentwicklung. Dazu stellen sie erreichen, um eine Zersiedelung des Außen- zunächst über den Flächennutzungsplan die bereichs zu vermeiden und der bauleitplane- beabsichtigte Art der Bodennutzung für sämt- rischen Leitvorstellung „Innen- vor Außenent- liche Flächen des Gemeindegebietes dar und wicklung“ Rechnung zu tragen. steuern so die gesamtgemeindliche Entwick- lung. Hierauf aufbauend werden konkrete Bau-
Siedlungsentwicklung Seiten 22 / 23 rechte in einzelnen Teilgebieten mit Bebauungs- berücksichtigen im Rahmen ihrer gemeindli- Info plänen geschaffen und für jedes Baugrundstück chen Planungen bereits solche Konzepte. Die Bestimmun- gen im BauGB zur rechtsverbindlich festgelegt. Klimaschutz- und energieeinsparungsbezo- Förderung des Mit dem Gesetz zur Förderung des Klimaschut- gene Regelungen sind auf der Grundlage der Klimaschutzes haben zes bei der Entwicklung in den Städten und bestehenden Darstellungs- und Festsetzungs- großen Einfluss auf Gemeinden vom 22.07.2011 (BGBl. I S. 1509) kataloge der §§ 5 und 9 BauGB zu treffen. Die Gestalt, Struktur sind „klimawandelgerechte“ Regelungen in das Bezirksregierung Münster – und hier insbe- und Entwicklung des Baugesetzbuch (BauGB) aufgenommen wor- sondere das Dezernat für Städtebau – bietet besiedelten Raumes bei der Entwicklung den. Diese sind unter anderem als Grundsätze eine umfassende Beratung in diesen sowie in von Städten und und Ziele einer Bauleitplanung im Rahmen einer allgemeinen Rechts- und Verfahrensfragen der Gemeinden. sachgerechten Abwägung zu berücksichtigen. Bauleitplanung an. Bei einer nachhaltigen „klimawandelgerechten“ städtebaulichen Entwicklung werden neben Förderung allen anderen Belangen auch die des Umwelt- schutzes und damit korrespondierend die des Bei Maßnahmen in der Städtebauförderung Klimaschutzes und der Energieeinsparung als sind grundsätzlich die Ergebnisse einer stadt- Ziel der Bauleitplanung unmittelbar angespro- klimatischen Betrachtung und Verbesserung zu chen und gefordert. berücksichtigen. Hierbei spielen konkrete Maß- nahmen zur Einsparung von Energie und zur Abgestimmt auf die Ziele der Raumordnung Reduzierung von Treibhausgasen eine entschei- sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits dende Rolle. So werden Maßnahmen der ener- jetzt von den Planungsträgern zu behandeln: getischen Sanierung von Gebäuden über das Bei den Darstellungen im Flächennutzungsplan Haus- und Hofflächenprogramm unterstützt. allgemein und bei den Festsetzungen im Bebau Dabei erfolgt regelmäßig eine Teilfinanzierung ungsplan konkret. Sie bewegen sich dabei im der energetischen Ertüchtigung von Dach- und Spannungsfeld zwischen einer verdichteten, Fassadenflächen. Bei Rückbau-, Umbau- und kompakten und einer offenen, Freiflächen erhal- Anbaumaßnahmen müssen die Vorgaben der tenden oder schaffenden Siedlungsentwicklung. Energie-Einspar-Verordnung in vollem Umfang Eine Auseinandersetzung der Planungsträger beachtet werden. Darüber hinaus sind Klima- mit den Auswirkungen des Klimawandels ist un- schutzgutachten Gegenstand einer integrierten erlässlich. Als eigenständiges Konzept oder Teil Gesamtmaßnahme in der Städtebauförderung. eines städtebaulichen Entwicklungskonzeptes Sie dienen beispielsweise der Festlegung von Be- unterstützen Klimaschutzkonzepte die Kommu- lüftungsachsen in Städten oder der Entsiegelung ne in ihrem Beitrag, den Klimaschutz und die und Begrünung von Flächen unter dem Aspekt Klimaanpassung zu fördern. Viele Kommunen des Klimawandels als städtebaulicher Mehrwert. Info Die Innovation City in Bottrop ist ein herausragendes Konzepten einer umweltfreundlichen Mobilität, Maßnahmen Beispiel einer umfassenden Klimaschutzstrategie, die unter zur Energieeinsparung und klimaschonenden Energieerzeu- anderem mit Städtebaufördermittel umgesetzt werden soll. gung und einer an die Folgen des Klimawandels angepass- ten Stadtentwicklung. 71 Prozent weniger Strom, 51 Prozent Einsparungen im Energieverbrauch und 30 Prozent weniger Emissionen im Innovation City ist damit auch ein überzeugendes Beispiel Verkehrswesen – bis zum Jahre 2020 sind das ambitionier- der Bündelung von Maßnahmen, von Akteuren und Insti- te Ziele eines Masterplans, mit dem die Stadt Bottrop einen tutionen sowie von Finanzierungsinstrumenten. Auch das revierweiten Wettbewerb des Initiativkreises Ruhr gewon- entspricht der Zielrichtung und dem Instrumentenansatz nen hat. Erreicht werden sollen diese Werte mit innovativen der Städtebauförderung.
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