Konjunkturmonitor Bundesländer - Lieferschwierigkeiten, Energie und Fachkräfte als Herausforderungen - LBBW
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24.11.2021 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist Konjunkturmonitor Bundesländer Lieferschwierigkeiten, Energie und Fachkräfte als Herausforderungen
Konjunkturmonitor Bundesländer Bundesländer Konjunktur Wir stellen in dieser Publikation die Prognosen und Analysen für die Konjunkturentwicklung ausgewählter Bundesländer für das Jahr 2022 vor. Auf Grundlage unserer Prognose für das BIP-Wachstum Deutschlands für 2022 von 5,0% erwarten wir, dass Baden-Württemberg an der Spitze der Bundesländer mit einer realen Wachstumsrate von 5,5% stehen wird. Bayern dürfte mit 5,4% nachfolgen. Ursächlich für die Outperformance dieser beiden Bundesländer sind die Export- und Strukturstärke sowie die Fortschritte bei der Digitalisierung der Bundesländer, die v. a. durch die starke Industrie vorangetrieben wird. Alle Bundesländer leiden unter erheblichen Lieferengpässen, hohen Energie- und Strompreisen, sowie einem ausgeprägten Fachkräftemangel. Hier gibt es naturgemäß Unterschiede zwischen einzelnen Regionen und Branchen. Dies gilt auch für die Betroffenheit durch die Corona-Pandemie. Dementsprechend hat die Politik in den einzelnen Bundesländern auch unterschiedliche Akzente zu setzen. Für alle Bundesländer gilt aber, den Fokus auf die Digitalisierung, die (Weiter-) Bildungspolitik sowie die Förderung ländlicher Regionen zu legen. 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 2
Baden-Württemberg 2022 an der Spitze der Bundesländer LBBW BIP-Wachstumsprognosen 2022 (in %) für ausgewählte Bundesländer Baden-Württemberg 5,5% • Deutschland dürfte 2022 Bayern realwirtschaftlich um 5% zulegen. 5,4% Thüringen 5,0% • Baden-Württemberg (5,5%) steht nach unserer Vorausschau mit Hessen 5,0% Bayern (5,4) an der Spitze im Berlin 5,0% Bundesländervergleich. Niedersachsen 4,9% • Ursächlich hierfür sind die Export- Rheinland-Pfalz 4,6% und Strukturstärke sowie die Fortschritte bei der Digitalisierung NRW 4,3% der Bundesländer, die v. a. durch Sachsen 4,2% die starke Industrie vorangetrieben Hamburg 4,0% wird. Brandenburg 4,0% • Alle Bundesländer stehen mit Lieferproblemen, der Sachsen-Anhalt 3,7% Energiewende sowie einem 0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% Fachkräftemangel vor dem Hintergrund der digitalen und „grünen“ Transformation vor großen Herausforderungen. Die Corona-Krise belastet erneut. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 3
Euroraum: Lieferengpässe hemmen aktuell Saldo der Einschätzung zu den Lagerbeständen der Unternehmen (Monatswerte, saisonbereinigt) Lieferengpässe als Problemherd 1. Lieferengpässe sorgen für leere Lager bei Unternehmen 2. Halbleiter mit länger- fristig angespannter Versorgungslage Dennoch: solides Wachstum 1. Anhaltend starke Fiskal- und Geldpolitik auch für 2022 erwartet 2. Prognose für BIP- Zuwachs im Eurroraum 2021 und 2022 von jeweils 5,1% erwartet Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 5
Ausblick Lieferengpässe Schnellere Erholung Besserung bei Halbleiter- Infektionsgeschehen bleibt frühestens in der unabhängigen Gütern maßgeblich; potenzielle Weihnachtsgeschäft 2021 dürfte zweiten Jahres- Virus-Varianten sorgen für von Lieferengpässen beein- hälfte 2022 in Ungewissheit. trächtigt werden, insb. Sicht. Unterhaltungselektronik. Halbleiter Weitere Güter Pandemie China Weihnachten 1 • Resiliente Beschaffungsstrategie – Re-Regionalisierung 2 • Rohstoffe – Nachfrage und Ressourcen 3 • China – politische und wirtschaftliche Risiken 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 6
Deutschland: Neuaufträge der Industrie auf Rekordniveau Produktion und Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe 1. Nachfrage weiterhin hoch; (Monatswerte) monatliche Neuaufträge über Vorkrisenniveau 2. Produzierendes Gewerbe hinkt mit Produktion hinterher 3. Anzahl der Erwerbstätigen vermutlich auch 2022 noch unter Vorkrisen- niveau 4. Prognose: Anstieg der Wirtschaftsleistung um 5,0% für 2022 Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 7
Baden-Württemberg 2022 an der Spitze der Bundesländer LBBW BIP-Wachstumsprognosen 2022 (in %) für ausgewählte Bundesländer Baden-Württemberg 5,5% • Baden-Württemberg (5,5%) steht 2022 an der Bayern 5,4% Spitze im Thüringen 5,0% Bundesländervergleich. Hessen 5,0% • Ursächlich hierfür sind die Export- und Strukturstärke Berlin 5,0% sowie die Fortschritte bei Niedersachsen 4,9% der Digitalisierung der Bundesländer, die v. a. Rheinland-Pfalz 4,6% durch die starke Industrie NRW 4,3% vorangetrieben wird. Sachsen 4,2% Hamburg 4,0% Brandenburg 4,0% Sachsen-Anhalt 3,7% 0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 9
Stimmung der Unternehmen erleidet aktuell einen Dämpfer L-Bank-ifo-Konjunkturindex für Baden-Württemberg, Oktober 2021 • Das Geschäftsklima Baden- 40 Württemberg verschlechterte sich 30 gemäß dem L-Bank-ifo- Konjunkturindikator im Oktober im 20 Vergleich zum Vormonat erneut etwas. Die Beurteilung der aktuellen Lage fiel 10 erneut schlechter aus. 0 • Für die nächsten sechs Monate erwarteten die Unternehmen aber ‐10 wieder etwas öfter eine positive Entwicklung als noch im September. ‐20 • Der Optimismus der Industriebetriebe ‐30 in Baden-Württemberg mit Blick auf das Auslandsgeschäft hat im Oktober ‐40 zwar wieder etwas nachgelassen. Trotz des Rückgangs ist die Stimmungslage ‐50 aber weiterhin branchenübergreifend 01/2005 07/2005 01/2006 07/2006 01/2007 07/2007 01/2008 07/2008 01/2009 07/2009 01/2010 07/2010 01/2011 07/2011 01/2012 07/2012 01/2013 07/2013 01/2014 07/2014 01/2015 07/2015 01/2016 07/2016 01/2017 07/2017 01/2018 07/2018 01/2019 07/2019 01/2020 07/2020 01/2021 07/2021 positiv, sodass zum Jahresende mit keinem Einbruch des Auslandsgeschäfts zu rechnen ist. Quelle: L-Bank; LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 10
Baden-Württemberg in der „grünen“ und digitalen Transformation Treiber des Strukturwandels in Baden-Württemberg • Die Digitalisierung und die „grüne“ Transformation Digitalis- (Energiewende und der Trend hin zur E-Mobilität) tragen ierung immense Herausforderungen für Baden-Württemberg in sich. • Zu nennen sind hier v. a. der Digitalisierungsbedarf der öffentlichen Verwaltung, die Digitalisierung in den KMUs, Fach- Struktur- Energie- kräfte- wandel wende mangel die Energiewende des Landes, die Bildungspolitik (Schule, Aus- und Weiterbildung), die Bewältigung des Fachkräftemangels. E- Mobilität Quelle: ZEW (Prof. Achim Wambach; LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 11
Fazit: Baden-Württemberg in der „Großen Disruption“ • Für 2022 erwarten wir für Baden-Württemberg eine jahresdurchschnittliche Veränderungsrate für das reale BIP von 5,5% (Deutschland: 5,0%). • Die Stimmung in den Unternehmen ist derzeit noch optimistisch. Allerdings stoßen hohe Strom- und Gaspreise, gestörte Lieferketten sowie ein Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratie den Unternehmen übel auf. • Baden-Württemberg sieht sich vor vier großen Disruptionen, die es zu meistern gilt: die Digitalisierung der Volkswirtschaft (und hier v. a. der Verwaltung), die Dekarbonisierung mit der damit einher gehenden Wende hin zur E-Mobilität und zu erneuerbaren Energien, die demographische Entwicklung mit dem damit einhergehenden Fachkräftemangel, die Neujustierung und Re-Lokalisierung der globalen Wertschöpfungsketten und China als immer aggressiveren Wettbewerber insbesondere beim Thema Industrie 4.0. • Politik und Unternehmen müssen nun verstärkte Anstrengungen unternehmen, die Vielzahl an Herausforderungen, die für die Sicherung von Arbeitsplätzen und des Standorts notwendig sind, zu stemmen. • Wichtig ist es u. E. für die Politik, sich nicht nur auf ein medienwirksames Thema (z. B. Bewältigung der Energiewende durch raschen Ausbau von Windrädern) zu stürzen und dabei andere Themen zu vernachlässigen, sondern alle vier Disruptionen gleichermaßen wichtig zu nehmen. 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 12
Rheinland-Pfalz 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 13
Rheinland-Pfalz 2022 im Mittelfeld des Wirtschaftswachstums LBBW BIP-Wachstumsprognosen 2022 (in %) für ausgewählte Bundesländer • Rheinland-Pfalz dürfte Baden-Württemberg 5,5% 2022 mit einer Bayern 5,4% Veränderungsrate für das Thüringen reale BIP von 4,6% leicht 5,0% schwächer als der Hessen 5,0% gesamtdeutsche Trend Berlin 5,0% (5,0%) wachsen. • Ursächlich hierfür sind die Niedersachsen 4,9% sattsam bekannten Rheinland-Pfalz 4,6% Strukturschwächen einiger NRW Regionen, die nicht durch 4,3% die komparativen Vorteile Sachsen 4,2% der Metropolregionen Hamburg 4,0% aufgefangen werden können. Brandenburg 4,0% Sachsen-Anhalt 3,7% 0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 14
Rohstoffpreise und Fachkräftemangel bremsen Aufschwung IHK-ARGE-RLP-Konjunkturklimaindikator für Rheinland-Pfalz, Herbst 2021 • Gemäß der Herbst-Umfrage der IHK-ARGE-RLP erholt sich die rheinland-pfälzische Wirtschaft von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. • Die drei Top-Risiken für die Unernehmen sind der Fachkräftemangel, die Rohstoffpreise und die weitere Entwicklung der Corona- Pandemie. • Für 76 Prozent der Industrieunternehmen sind die Rohstoffpreise das größte Risiko. • Der Fachkräftemangel wird unter anderem deutlich bei der Besetzung offener Stellen. 47 Prozent der Betriebe geben an, dass sie diese längerfristig nicht besetzen können. Quelle: IHK Koblenz 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 15
Was kann die Politik zur Förderung des Standorts tun? • Wir folgen den Empfehlungen der IHK Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz an die Politik zur Förderung des Industriestandorts Rheinland-Pfalz: • Erhaltung der Versorgungssicherheit und Vermeidung steigender Strompreise: Denn die Unternehmen müssen durch international konkurrenzfähige Energiepreise wettbewerbsfähig gehalten werden. Im Zuge einer auch in Zukunft zuverlässig erfolgenden Energieversorgung ist zudem ein deutlich schnellerer Netzausbau von entscheidender Bedeutung. • Erhaltung und bedarfsgerechter Ausbau der Infrastruktur sowie Sicherung von Industrie- und Gewerbeflächen. • Sicherung wichtiger regionaler Rohstoffvorkommen. • Förderung der Digitalisierung und Sicherstellung leistungsfähiger digitaler Infrastruktur. • Aus- und Weiterbildung von (MINT-) Fachkräften. Die Unternehmen sind vielfach unzufrieden mit Vorbildung und den erlangten Kompetenzen ihrer Auszubildenden. Hier muss die Landesregierung durch geeignete moderne Unterrichtsmittel, neue Lehrkonzepte und diesbezüglich fortgebildete Lehrkräfte in der Bildungspolitik gegensteuern. • Steuern und Abgaben sollten unternehmensfreundlich gestaltet sein. • Die Bürokratie sollte systematisch abgebaut werden, Innovation sollte systematisch gefördert werden. Quelle: IHK Rheinland-Pfalz: Leitlinie Industrie 2021 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 16
Sachsen 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 17
Sachsen 2022 im unteren Drittel beim Wirtschaftswachstum LBBW BIP-Wachstumsprognosen 2022 (in %) für ausgewählte Bundesländer Baden-Württemberg 5,5% • Sachsen dürfte 2022 mit einer Veränderungsrate für Bayern 5,4% das reale BIP von 4,2% Thüringen 5,0% leicht schwächer als der Hessen 5,0% gesamtdeutsche Trend (5,0%) wachsen. Berlin 5,0% • Ursächlich hierfür sind die Niedersachsen 4,9% bekannten Rheinland-Pfalz 4,6% Strukturschwächen von v. a. ländlichen Regionen, die NRW 4,3% nicht durch die komparativen Sachsen 4,2% Vorteile der boomenden Metropolregionen Hamburg 4,0% aufgefangen werden können. Brandenburg 4,0% • Wir erwarten, dass die Kluft Sachsen-Anhalt 3,7% zwischen den 0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% Metropolregionen und den übrigen Regionen in den nächsten Jahren noch stärker wird. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 18
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland aktuell deutlich gesunken ifo Geschäftsklima für Ostdeutschland, Oktober 2021 115 • Die Stimmung der ostdeutschen 110 Unternehmen fiel im Oktober überaus 105 deutlich. Die Unternehmen blicken mittlerweile wieder pessimistisch auf ihre 100 Zukunft. 95 90 • Im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe setzt sich der Negativtrend der letzten Monate 85 ungebrochen fort. Auch im ostdeutschen 80 Dienstleistungssektor fiel die Stimmung im 75 Oktober überaus deutlich. Die befragten 70 Bauunternehmen bewerteten ihre laufenden 10/2016 01/2017 04/2017 07/2017 10/2017 01/2018 04/2018 07/2018 10/2018 01/2019 04/2019 07/2019 10/2019 01/2020 04/2020 07/2020 10/2020 01/2021 04/2021 07/2021 10/2021 Geschäfte deutlich weniger gut als im Vormonat. Gleichzeitig hoben sie ihren Ausblick auf die kommenden Monate aber etwas an. Geschäftsklima Geschäftslage Geschäftserwartungen • Laut IW Halle sind die ostdeutschen Unternehmen zwar weniger als die westdeutschen durch Lieferengpässe betroffen, für sie besteht aber ein höheres Risiko durch geringere Impfquoten. Quelle: ifo, IW Halle, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 19
ifo Geschäftsklima Sachsen sinkt im Oktober erneut ifo Geschäftsklima für Sachsen, Oktober 2021 115 • Der ifo Geschäftsklimaindex Sachsen ist im 110 Oktober erneut leicht gesunken. Ausschlaggebend 105 hierfür waren die spürbar gesunkenen 100 Geschäftserwartungen der Unternehmen. Die 95 Lageeinschätzungen der Befragungsteilnehmer 90 verbesserten sich allerdings etwas. 85 • Im Verarbeitenden Gewerbe kühlte sich die Stimmung 80 im Oktober erneut ab. Die Unternehmer reduzierten 75 ihre Geschäftserwartungen und Lageeinschätzungen. 70 • Im Dienstleistungssektor sank der 10/2016 01/2017 04/2017 07/2017 10/2017 01/2018 04/2018 07/2018 10/2018 01/2019 04/2019 07/2019 10/2019 01/2020 04/2020 07/2020 10/2020 01/2021 04/2021 07/2021 10/2021 Geschäftsklimaindex im Oktober merklich. • Im Handel äußerten sich die befragten Unternehmen spürbar zufriedener über die laufenden Geschäfte. Geschäftsklima Geschäftslage Geschäftserwartungen Gleichzeitig ließen die Erwartungen für die kommenden sechs Monate deutlich nach. Allerdings dürfte die Corona-Krise dieser Stimmung wohl bei den nächsten Umfragen abträglich sein. • Im Bauhauptgewerbe verbesserte sich die Stimmung im Oktober etwas. Die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmer stiegen deutlich. Quelle: ifo, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 20
Sachsen als ein Gewinner des Trends zur E-Mobilität • Laut der Gemeinschaftsdiagnose der großen Wirtschaftsforschungsinstitute zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat die Corona-Pandemie Ostdeutschland zumindest wirtschaftlich bislang nicht so stark getroffen wie die westdeutschen Bundesländer. Ursächlich sind hierfür Strukturunterschiede, wie z. B. eine geringere Exportintensität. Auch haben in Ostdeutschland der Bausektor und vor allem der Sektor „öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit“ zwei Wirtschaftszweige, die sogar noch expandiert haben, ein größeres Gewicht als im Bundesdurchschnitt. Zudem liegt der Schwerpunkt des Verarbeitenden Gewerbes, das zurzeit von der weltweit starken Nachfrage nach Industriegütern profitiert, in den Alten Bundesländern. Die aktuelle Verschärfung der Corona-Krise dürfte aber u. E. Spuren in der wirtschaftlichen Bilanz der hierdurch am meisten betroffenen Bundesländer Sachsen und Thüringen hinterlassen. • Ostdeutschland weist die älteste Bevölkerungsstruktur Europas auf, was nicht zuletzt an der Abwanderung der Jungen liegt. Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich zu konstatieren, dass laut einer ifo-Studie in Sachsen relativ mehr Einwohner bleiben als in den anderen ostdeutschen Flächenländern und es damit positives Entwicklungspotenzial hat. Sachsen scheint somit seine Bevölkerung stärker an sich zu binden als die restlichen ostdeutschen Bundesländer. Dies deutet darauf hin, dass sowohl die wirtschaftlichen Perspektiven in Sachsen günstiger sind als im ostdeutschen Durchschnitt, als auch die persönliche Motivation der Menschen vorhanden ist, in der Region zu verbleiben. Hat in anderen Regionen Deutschlands wieder eine Stadtflucht eingesetzt, so ist der Trend vom Land in die Stadt in Sachsen bislang ungebrochen. • Die Elektrifizierung des europäischen Automarktes beschleunigt sich massiv. Sachsen wird hierbei zu einem der wichtigsten Standorte für E-Autos in Europa. Das hohe Produktionsergebnis in Sachsen ist vor allem auf das Hochfahren der Fertigung von Elektroautos im VW-Fahrzeugwerk Zwickau zurückzuführen. Mit den Standorten Zwickau, Leipzig und Dresden entwickelt sich Sachsen zum E-Auto-Produktionsstandort Nr. 1 in Deutschland. Das Geburtsland von Audi steht damit in einer Reihe mit den westdeutschen Autoländern Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen. Sachsen ist in diesem Punkt damit ein Gewinner der „grünen“ Transformation Deutschlands. Quelle: Freie Presse; IW Halle; ifo Dresden 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 21
Nordrhein-Westfalen 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 22
NRW 2022 im unteren Mittelfeld beim Wirtschaftswachstum LBBW BIP-Wachstumsprognosen 2022 (in %) für ausgewählte Bundesländer Baden-Württemberg 5,5% • NRW dürfte 2022 mit einer Veränderungsrate für das Bayern 5,4% reale BIP von 4,3% leicht Thüringen 5,0% schwächer als der Hessen gesamtdeutsche Trend 5,0% (5,0%) wachsen. Berlin 5,0% • Chancen für NRW ergeben Niedersachsen 4,9% sich durch einen Fokus auf Rheinland-Pfalz die grüne Transformation 4,6% und den Aufbau, Ausbau NRW 4,3% und das Ausschöpfungen Sachsen 4,2% der Potenziale von Dateninfrastrukturen. Hamburg 4,0% Brandenburg 4,0% Sachsen-Anhalt 3,7% 0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 23
Stimmungsplus im Oktober nur durch Sondereffekte NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima, Oktober 2021 • Das Geschäftsklima der NRW-Wirtschaft hat sich 40 im Oktober laut dem NRW.Bank.ifo- 30 Geschäftsklimaindex entgegen dem negativen 20 Bundestrend leicht verbessert. 10 0 • Diese unterschiedliche Entwicklung zwischen NRW und Gesamtdeutschland lässt sich ‐10 durch Sondereffekte in einzelnen Branchen ‐20 erklären. So stieg der Indikator im NRW- ‐30 Baugewerbe viel stärker an. Hier könnte der ‐40 Wiederaufbau in den Flutgebieten eine Rolle ‐50 spielen. Auch fiel das Plus im NRW-Gastgewerbe ‐60 deutlich höher aus als deutschlandweit. Dies 2,17 4,17 6,17 8,17 2,18 4,18 6,18 8,18 2,19 4,19 6,19 8,19 2,20 4,20 6,20 8,20 2,21 4,21 6,21 8,21 10,16 12,16 10,17 12,17 10,18 12,18 10,19 12,19 10,20 12,20 10,21 könnte auf die frühere Rücknahme von Beschränkungen zurückzuführen sein. Geschäftsklima Gesamtwirschaft NRW Geschäftserwartung Gewerbliche Wirtschaft NRW • Ungeachtet der jüngsten Verbesserung, haben auch in NRW die Konjunkturrisiken weiter zugenommen. Dies zeigen v. a. die gesunkenen Erwartungen in der gewerblichen Wirtschaft. Insbesondere die anhaltenden Materialengpässe machen den Unternehmen immer mehr zu schaffen. Quelle: https://www.nrwbank.de/de/die-nrw-bank/research/NRW.BANK.ifo-Geschaeftsklima/, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 24
Bayern 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 25
Bayern 2022 weit vorne beim Wirtschaftswachstum LBBW BIP-Wachstumsprognosen 2022 (in %) für ausgewählte Bundesländer • Bayern dürfte 2022 mit einer Baden-Württemberg 5,5% Veränderungsrate für das reale BIP Bayern 5,4% von 5,4% stärker als der Thüringen 5,0% gesamtdeutsche Trend (5,0%) wachsen. Hessen 5,0% • Was Bayern speziell auszeichnet und Berlin 5,0% international wettbewerbsfähig macht, Niedersachsen 4,9% sind eine enge Vernetzung von Rheinland-Pfalz 4,6% Wirtschaft und Wissenschaft in NRW 4,3% Clustern sowie ein schlagkräftiger Verbund aus global operierenden Sachsen 4,2% Konzernen, mittelständischen Hamburg 4,0% Weltmarktführern und einer breiten Brandenburg 4,0% Schicht leistungsfähiger kleiner und mittlerer Unternehmen. Sachsen-Anhalt 3,7% • Bayern gehört zu den forschungs- und 0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% innovationsstärksten Regionen Europas (Platz 2 im aktuellen Innovationsindex (siehe S. 31); 22% aller FuE-Ausgaben bundesweit entfallen auf Bayern). Quelle: Refinitiv, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 26
Geschäftsklima kühlt sich aktuell in Bayern ab ifo-Geschäftsklima in der Gewerblichen Wirtschaft Bayerns, Oktober 2021 • Das ifo-Geschäftsklima der Gewerblichen Wirtschaft Bayerns kühlte sich im Oktober erneut ab. • Im Verarbeitenden wurde die Geschäftslage spürbar seltener positiv bewertet. • Die Lieferengpässe belasten, konnten aber oft durch höhere Verkaufspreise kompensiert werden. • Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate kühlten ebenfalls ab. Quelle: ifo Konjunkturumfragen 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 27
Fachkräftemangel und Energiepreise als Hauptrisiko IHK-Umfrage: Worin sehen die Unternehmen die größten Risiken für die nächsten 12 Monate?, Mehrfachantworten möglich (in %) • Lieferprobleme, Wechselkurs 2 3 Materialmangel und Fachkräftemangel Finanzierung 7 9 verhindern, dass in den Unternehmen unter Auslandsnachfrage 13 Volllast produziert wird 16 und die Nachfrage Inlandsnachfrage 39 kurzfristig bedient werden 51 kann. 40 Arbeitskosten 35 • Die Industrie wird aktuell durch große 53 Wirtschaftspolit. Rahmenbedingungen 53 Schwierigkeiten in der Beschaffung spürbar 55 Energie‐ u. Rohstoffpreise 41 ausgebremst. 63 • Handel, Tourismus und Fachkräftemangel 48 Dienstleister dürften durch die Maßnahmen gegen 0 10 20 30 40 50 60 70 die aktuelle Verschärfung Herbst 2021 Frühjahr 2021 der Corona-Krise erneut belastet werden. Quelle: IHK München und Oberbayern, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 28
Strukturfragen 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 29
Standort Deutschland hat sich verschlechtert DIHK-Umfrage Beurteilung des Wirtschaftsstandorts Deutschland, September 2021 Bürokratie 4,8 Stromkosten 4,5 • Die DIHK-Umfrage unter ihren 4,5 Sonstige Energiekosten Mitgliedsunternehmen zur Digitale Infrastruktur 4,3 Standortqualität 4 Deutschlands zeigt, Fachkräfteangebot dass sich diese seit Unternehmensbesteuerung 4 2017 verschlechtert hat. Arbeitskosten 3,7 • Insbesondere eine Verfügbarkeit von Gewerbeflächen 3,6 überbordende Bürokratie, steigende Stromkosten Verkehrsinfrastruktur 3,5 und eine unzureichende Gründungsfreundlichkeit 3,4 digitale Infrastruktur 2,9 belasten die Forschung und Innovation Unternehmen. Weitere Standortfaktoren 2,6 System der beruflichen Bildung 2,3 0 1 2 3 4 5 6 2021 2017 Durchschnitt einer Bewertung von 1 bis 6: 1 = Wettbewerbsfähigkeit sehr gut, 6 = Wettbewerbsfähigkeit ungenügend Quelle: DIHK; LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 30
Baden-Württemberg Europas Innovationsmeister Innovationsindex 2020: Vergleich der Bundesländer Baden‐Württemberg 81 Bayern 61,7 Berlin 59,5 Hamburg 54,4 Hessen 54,2 Deutschland 53,4 Bremen 49,1 Niedersachsen 47 Rheinland‐Pfalz 46,2 Nordrhein‐Westfalen 44,8 Sachsen 44,4 Saarland 41,4 Thüringen 37,9 Europäische Union (27 Länder) 36,1 Schleswig‐Holstein 36,1 Brandenburg 33,5 Mecklenburg‐Vorpommern 28,7 Sachsen‐Anhalt 28,1 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LBBW Research 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 31
Baden-Württemberg stark in der digitalen Forschung IW Köln: Qualitative Einordnung der Bundesländer in den Indikatoren zur Digitalisierung Spalte1 Breitband Schulen Zugang Weiterbildung Lehrkräfte Informatik-Abschlüsse IT-Ausbildungsstellen Digitalisierungspatente Gesamt Baden-Württemberg O O + O + ++ Bayern O O + + ++ Berlin + + + O - ++ Brandenburg - - - - - ----- Bremen + + + + - +++ Hamburg + + O + - ++ Hessen O O O - - MVP - + - - - --- Niedersachsen O O - O O - NRW + O O O - O Rheinland-Pfalz - + O O - - Saarland O + + - + Sachsen - - O - - ---- Sachsen-Anhalt - O - - - ---- Schleswig-Holstein + + - O - O Thüringen - - - - - ----- • Da die Datenlage im Bereich der Digitalisierung weiterhin vergleichsweise dünn ist, hat das IW Köln eine vorsichtige Einordnung der Digitalisierungsfortschritte in den Bundesländern vorgenommen. Dabei werden die Indikatoren mit einem + , o oder – bewertet, je nachdem, ob der Indikatorwert mindestens eine halbe Standardabweichung über, +, dem Bundesdurchschnitt oder unter, – , dem Bundesdurchschnitt liegt. Für Werte dazwischen ergibt sich ein Kreis. • Vergleichsweise günstig sind die Indikatorwerte in den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg sowie in Bayern und Baden-Württemberg. einzuordnen. Die Stadtstaaten überzeugen durch ein gutes Breitbandangebot an Schulen und eine hohe IT-Ausbildungsintensität. Die süddeutschen Flächenländer dominieren bei der Forschung im Bereich Digitalisierung. • Vergleichsweise ungünstig sind die Indikatorwerte in den ostdeutschen Bundesländern. Quelle: IW Köln (Bildungsmonitor 2021) 24.11.2021 Konjunkturmonitor Bundesländer 32
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