KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft

 
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KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
Generationen
     KRAMPF
When I’m Sixty-Four
Von Generation zu Generation
Weiterbildung ein Leben lang
Junge Wirtschaft wirkt

           ZN: GZ 02Z034166 M, P.b.b., die junge wirtschaft, Topinformation für Jungunternehmer – 3/15, WKÖ/Junge Wirtschaft, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
4 WEBINARE
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                                  FÜR EPU
          WÄHLEN SIE IHRE FAVORITEN!
    Die Wirtschaftskammern bieten auch im kommenden Jahr wieder kostenlose Webinare
    („Web-Seminare“) für Ein-Personen-Unternehmen (EPU) an. 10 Themen stehen zur
    Auswahl, die Top 4 werden durchgeführt. Sie entscheiden!

    THEMEN 2016

Q   Aktive Unternehmenssteuerung - Wie Sie mit Controlling sicher Kurs halten -
    Manuela Renner
Q   Bei Anruf Erfolg - Aktive Kundenansprache am Telefon - Barbara Kompöck
Q   Facebook leicht gemacht - Erreichen Sie Ihre Zielgruppe mit einfachen Tricks -
    Mathias Haas
Q   Gesunde Lebensbalance - Wichtige Basis für wirtschaftlichen Erfolg -
    Elisabeth Gimm
Q   Keine Angst vor dem Förderdschungel - Holen Sie sich erfolgreich Ihre Förderung -
    Albert Gerlach
Q   Kunden finden - Kunden binden - Kasia Greco
Q   Ohne Geld kein Erfolg - Wie EPU es schaffen, „flüssig“ zu bleiben - Konrad Stuparits
Q   Über den Vortrag zum Kunden - Ein Weg zum Auftrag mit viel Potential -
    Claudia Spary
Q   Und plötzlich fällst Du aus... Wie Sie Lebens- und Existenzkrisen erfolgreich
    meistern - Sabine Rohrmoser
Q   Zur eigenen Website in 60 Minuten - Ihr eigener Online Auftritt mit Wordpress -
    Florian Rachor

                             Sie möchten mehr zum Inhalt wissen
                             und für Ihre Favoriten stimmen?
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                             Unter epu.wko.at/webinare                         ST
                                                                         R AB
                             finden Sie alle wichtigen
                                                                ENDE
                                                                     D E
                                                                           1 . 2 0 16
                             Informationen dazu.                      31.
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
INHALT /
                                                                                                                                                                                         EDITORIAL

                       THEMA                                                           HERZLICH WILLKOMMEN
Generationen
  KRAMPF               04      SCHLUSS MIT DEM
                                                                                                   HERZLICH WILLKOMMEN
                               GENERATIONENK(R)AMPF
                               Generationengerechtigkeit in Österreich

                       06      WHEN I’M SIXTY-FOUR
                               Die Jungunternehmer-Welt im Jahr 2040

                       08      VON GENERATION
                               ZU GENERATION                                                                                                             / Mag. Elisabeth Zehetner-Piewald
                               Betriebsübergaben innerhalb der Familie                                                                             Bundesgeschäftsführerin Junge Wirtschaft

                       SERVICE                                                         Das Thema „Generationen“ steht im Mittelpunkt des neuen
                                                                                       JW-Magazins – und das aus guten Gründen. Fragen, wie es in
                       10      DIE GENERATIONEN-CHANCE
                                                                                       Österreich um die Generationengerechtigkeit bestellt ist, wie
                               Herausforderungen und Chancen für Betriebe              Betriebsübergaben zwischen den Generationen funktionieren,
                       16      TECHNOLOGIE-GENERATIONEN                                wie ältere und jüngere Mitarbeiter produktiv zusammenarbei-
                               Der technologische Fortschritt im Arbeitsalltag         ten oder warum man für eine Unternehmensgründung nie zu
                                                                                       alt ist, sind für den Standort Österreich erfolgsentscheidend.
                       18      JUNGE WIRTSCHAFT WIRKT                                  Klar ist: Mangelnde Reformen im Pensionsbereich kosten uns
                               Die 22. JW-Bundestagung im Rückblick                    Zukunft. Sie sind gegenüber den künftigen Generationen un-
                                                                                       gerecht. Die Junge Wirtschaft sagt daher, was für mehr Gene-
                                                                                       rationengerechtigkeit getan werden muss und wie ein faires
                       BRANCHEN-NEWS                                                   Pensionssystem für Jung und Alt aussieht.

 NEWS
                                                                                       Wir zeigen an konkreten Beispielen aber auch auf, welche
                       26      Informationen und Tipps                                 Herausforderungen die Generationennachfolge bei Betriebs-
                               aus allen Sparten                                       übergaben nach sich zieht. Jungunternehmer und Übergeber
                                                                                       liefern dabei ihre persönlichen Erfahrungen und Tipps.
                                                                                       JW-Bundesvorsitzender Herbert Rohrmair-Lewis denkt diesmal
                                                                                       ganz persönlich an sein eigenes Alter – selbstverständlich als
                                                                                       JW-Mitglied: Wir berichten auch von altersbunten Belegschaf-
                       NEWS                                                            ten und wie man davon profitieren kann. Natürlich sollte man
                                                                                       als Jungunternehmer nicht an älteren Menschen als Zielgrup-
                        28     DIE WUNDERBARE WELT
                                                                                       pen vorbeigehen. Zahlreiche Studien und Expertisen haben
                               DER JUNGEN UNTERNEHMER
                                                                                       „Best Agers“ als Konsumenten untersucht. Das JW-Magazin
                               Einmal anders                                           zeigt daher wie man diesen Markt erschließen kann.

                                                                                       In diesem Sinn: Es wird in einer alternden Gesellschaft immer
                       NETZWERK                                                        wichtiger, jung zu bleiben und unternehmerisch zu denken.
                                                                                       Eine spannende Lektüre mit dem neuen JW-Magazin!
                       32      Was tut sich in den Bundesländern?

                                                                                       Mag. Elisabeth Zehetner-Piewald

                                                                                 Impressum: Herausgeber: Junge Wirtschaft, Wirtschaftskammer Österreich, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien,
Wir danken unseren Partnern:                                                     Tel.: +43 (0)590 900-3016, E-Mail: magazin@jungewirtschaft.at. Verleger & Vertrieb: GPK Event- und Kommunikations-
                                                                                 management GmbH, Gußhausstraße 14/2, 1040 Wien, Tel.: +43 1 585 69 69-0, E-Mail: office@gpk.at, www.gpk.at.
                                                                                 Produktion: Julia Hauska, Susanne Vukan. Verlagsort: Wien. Art Direction & Layout: Christina Schier. Illustrationen:
                                                                                 Christina Schier. Druck: Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl. Herstellungsort: 7201 Neudörfl.
                                                                                 Chefredaktion: Mag. Elisabeth Zehetner-Piewald, Karin Hirzmann, Susanne Ender. Redaktionskonsulent: Mag. Andreas
                                                                                 Kratschmar. Redaktion: Angela Eichler, Peter Krainz, Johannes Posch, Roman Vonderhaid, Emily Walton. Lektorat: Ernst Böck.
                                                                                 Druckauflage: 47.500 Stück.

                                                                                                                                                                                                     3
      die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
Schluss mit dem
    Generationen
                  KRAMPF
    MANGELNDE REFORMEN IM PENSIONSBEREICH KOSTEN ÖSTERREICH ZUKUNFT UND SIND
    GEGENÜBER DEN KÜNFTIGEN GENERATIONEN UNGERECHT. DIE JUNGE WIRTSCHAFT SAGT, WAS
    FÜR MEHR GENERATIONENGERECHTIGKEIT GETAN WERDEN MUSS UND WIE EIN FAIRES
    PENSIONSSYSTEM FÜR JUNG UND ALT AUSSIEHT.

    F
          ür die Experten ist die Sache klar:     Teures System                                  se für ASVG, Bauern und Gewerbetreibende
          Österreichs Pensionssystem ist „noch    Tatsache ist: Die Finanzierung langer Pensi-   steigen auf über 11 Milliarden Euro. „Unser
          nicht nachhaltig“, sagt etwa der re-    onsphasen belastet Wirtschaft und Arbeits-     veraltetes Pensionssystem strapaziert das
    nommierte Pensionsexperte Bert Rürup.         welt in Österreich mit hohen steuerlichen      Staatsbudget dermaßen, dass Zukunfts-
    Er findet die Anhebung des faktischen Pen-     Abgaben. Dazu kommt, dass das Pensions-        themen wie Bildung, Innovation oder Schul-
    sionsantrittsalters „nett“. Entscheidend      system seit Langem für pensionsfremde          denabbau völlig auf der Strecke bleiben. Die
    ist aber die Anhebung des gesetzlichen        Zwecke wie die Geschlechtergleichstellung      fehlenden Investitionen von heute kosten
    Antrittsalters. Wirtschaftsforscher Ulrich    oder arbeitsmarktpolitische Maßnahmen          uns die Wettbewerbsfähigkeit, die Arbeits-
    Schuh fordert ebenfalls weitere Reform-       eingesetzt wird. „Wir haben ein teures         plätze und den Wohlstand von morgen“, so
    schritte. Er tritt neben einem erschwerten    System, das Frauen und Männer ungleich         Rohrmair-Lewis.
    Zugang zur Frühpension ebenfalls für eine     behandelt, Frauen am Arbeitsmarkt scha-
    Erhöhung des faktischen Pensionsantritts-     det und Jüngere benachteiligt“, bilanziert     Heute zahlen, morgen keine Leistung?
    alters ohne statistische Schönrechnerei       JW-Bundesvorsitzender Herbert Rohrmair-        Die Reform des Pensionssystems ist und
    und für die raschere Anhebung auch des        Lewis. Er mahnt massive Strukturreformen       bleibt natürlich eine Frage der Generatio-
    Frauenpensionsalters ein. „Die bisher von     im Pensionsbereich ein, damit die staatli-     nengerechtigkeit. Kurz- und mittelfristige
    der Politik in Österreich gesetzten Maßnah-   chen Zuschüsse zum System wieder sin-          Reformen des österreichischen Pensions-
    men sind nicht ausreichend, um das Pen-       ken. Alleine für Beamtenpensionen sieht        systems sind unverzichtbar, damit auch
    sionssystem nachhaltig zu stabilisieren“,     der Bundesvoranschlag 2016 mehr als            heute junge Menschen noch in den Genuss
    lautet seine Bilanz.                          9,3 Milliarden Euro vor. Die Bundeszuschüs-    einer gesetzlichen Alterssicherung kom-

4
                                                                                                      die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
Text: Susanne Ender
Foto: Shutterstock                                                                                                                              THEMA

Die Forderungen der Jungen Wirtschaft

• Mutige und wirksame Pensionsreformen
• Einführung eines Nachhaltigkeitsautomatismus
• Frühpensions-Schlupflöcher schließen
• Raschere Anhebung des Pensionsalters für Frauen
• Anreize und Beschäftigungsinitiativen für längeres Arbeiten

men. Die Junge Wirtschaft fordert unter         funktionierendes Pensionssystem vertrau-             an Männer sowie effektive Anreize und
dem Motto „Weg mit den ‚Betonpatschen‘          en“, so der JW-Bundesvorsitzende. Weitere            Beschäftigungsinitiativen für ein längeres
für die Jungen!“ mehr Reformtempo. Seit         Forderungen der Jungen Wirtschaft sind die           Arbeiten. Fazit: An einer echten Pensions-
März 2015 ist die Pensionsreform von der        Abschaffung von Frühpensionen und Pensi-             reform führt kein Weg vorbei. Je länger sie
politischen Bildfläche verschwunden. Bis         onsprivilegien, die schnellere Angleichung           verhindert wird, desto sicherer droht der
auf den Beschluss der Teilpension gab es        des gesetzlichen Antrittsalters von Frauen           Generationenk(r)ampf in Österreich. \
keine Reformen. Die Verschleppung der
notwendigen Reformschritte sorgt nur für
höhere Kosten. Konkretes Beispiel: Der frü-
here Pensionsantritt bei Landes- bzw. Bun-             INFO
deslehrern führt geschätzt zu zwei Milliar-
den an Mehrkosten – zulasten der Jungen.
                                                   OECD BESTÄTIGT JUNGE WIRTSCHAFT
Umfassende Reform
Für die Junge Wirtschaft ist daher klar: eine      Unser staatliches Pensionssystem ist nicht nachhaltig aufgestellt: Das bestätigt auch die
umfassende Pensionsreform muss her,                OECD in ihrer aktuellen Studie „Pensions at a glance“ („Renten auf einen Blick“). Die
die vor allem das aktuell zu niedrige Pensi-       OECD liefert darin einen Überblick über Pensionsmaßnahmen der OECD-Staaten im Zeit-
onsantrittsalter rascher anhebt.                   raum September 2013 bis September 2015 und zeigt in Länderberichten innerstaatliche
Dazu ist eine automatische Anpassung               Reformpotenziale auf. Die steigende Lebenserwartung erfordert laut Studie dringend eine
des gesetzlichen Antrittsalter an die Le-          Anpassung des Pensionsantrittsalters. Neben der Einführung eines Nachhaltigkeitsauto-
benserwartung notwendig („Nachhaltig-              matismus gilt es, Zugänge in die Frühpensionen zu schließen.
keits-Automatismus“), wie es viele andere          Weiterer Schwachpunkt unseres Systems ist laut OECD das zu niedrige Pensionsantritts-
europäische Länder - darunter der „Vorzei-         alter bei Frauen. Österreich liegt diesbezüglich abgeschlagen bei Ländern wie Polen, Chile
ge-Sozialstaat“ Schweden - schon gemacht           und Brasilien. Alle anderen Staaten haben bereits das Frauenpensionsalter an jenes der
haben. „Wir müssen in Österreich endlich           Männer angeglichen. Bei der Arbeitsmarktbeteiligung der Altersgruppe der 55- bis 64-Jäh-
die demografischen Realitäten berücksich-           rigen liegt Österreich im oberen Drittel. Die steigende Erwerbsquote Älterer zeigt, dass
tigen. Die Menschen leben glücklicherweise         Österreichs Unternehmen ihr Hausaufgaben machen.
immer länger, können aber ohne effektive
Reformen nicht mehr auf ein gesundes und

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  die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
Herbert Rohrmair-Lewis
                                                               Bundesvorsitzender der
                                                               Jungen Wirtschaft

WHEN I’M
SIXTY-FOUR...
WIE DIE JUNGUNTERNEHMER-WELT AUSSEHEN SOLL, WENN ICH 64 BIN.
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
Text: Herbert Rohrmair-Lewis
Foto: Junge Wirtschaft                                                                                                                      THEMA

„WILL YOU STILL NEED ME, WILL YOU STILL FEED ME, WHEN I’M SIXTY-FOUR?“,
HEISST ES IM BEKANNTEN SONG DER BEATLES. GUTE FRAGEN, DIE SICH JEDER
AUCH MIT BLICK AUF SEINE WEITERE UNTERNEHMERLAUFBAHN SELBST STELLEN
MUSS. WIRD MEIN UNTERNEHMEN NOCH ERFOLGREICH SEIN? WERDE ICH IM
ALTER AUSREICHEND GELD HABEN? WAS MÜSSEN WIR TUN, DAMIT UNS
GENERATIONENKAMPF UND GENERATIONENKRAMPF ERSPART BLEIBEN?

Entscheidend ist: Wie es um uns im Alter bestellt ist,     schen müssen. Das hat Auswirkungen auf die
entscheiden wir heute. Nicht nur als Einzelpersonen,       Gesetzgebung. Gesetze, die unternehmerisches
sondern als Gesellschaft. Wir entscheiden heute, ob        Engagement behindern oder überregulieren, sind
wir eine Gesellschaft sein werden, in der gerechte         Geschichte. Für jedes neue Gesetz müssen fünf
Verhältnisse zwischen Jung und Alt herrschen. In der       alte gestrichen werden. Der Bürokratieberg ist zum
junge Ideen unabhängig vom Alter Erfolg haben kön-         mittleren Hügel geschmolzen.
nen. In der sich Leistung auszahlt. Und vieles mehr.     • Österreich liegt im Innovation Union Scoreboard
                                                           der EU auf Platz 1. Es hat sich in den letzten Jah-   Wir entscheiden heute, ob
                                                                                                                 wir eine Gesellschaft sein
Wenn ich 64 Jahre alt bin – im Jahr 2040 –,                ren zum attraktiven Standort für Innovatoren und
                                                                                                                 werden, in der gerechte Ver-
wünsche ich mir, dass die Unternehmer-Welt so              Gründer entwickelt. Unter dem Claim „Geht nicht       hältnisse zwischen Jung und
aussieht:                                                  gibt’s nicht“ ist die Forschungs- und Innovations-    Alt herrschen. In der junge
                                                           förderung neu aufgestellt worden. Es werden nicht     Ideen unabhängig vom Alter
• Österreich gibt mehr Geld für die Zukunft aus (Bil-      mehr alte Strukturen, sondern nur mehr neue Ide-      Erfolg haben können.

  dung, Forschung, Innovation) als für die Vergan-         en gefördert.
  genheit (Pensionen). Das Pensionssystem wurde          • Der Bankkredit ist eine von vielen Möglichkeiten,
  reformiert. Die Menschen gehen in der Regel ab           sein Unternehmen zu finanzieren. Crowdfunding ist
  70 in Pension. Je länger man arbeitet, desto höher       zum Massenphänomen geworden. Jeder Zweite ist
  ist die Pension. Weil sich Leistung lohnt. Und nicht     in irgendeiner Form an Unternehmen beteiligt. Die
  das Daumendrehen.                                        Wiener Börse entwickelt sich mit ihren zahlreichen
• Unternehmer sind nicht mehr die Deppen, sondern          Technologie-Titeln prächtig.
  die Helden der Nation. In den Schulen und Universi-
  täten sind Wirtschaft und Entrepreneurship schon       Und noch was wünsche ich mir: Die Junge Wirtschaft
  seit Jahren fix verankerte Fächer. Mehr als ein Vier-   hat ihr Alterslimit von 40 auf 65 erhöht. Der Grund:
  tel der Erwerbstätigen ist selbstständig. Die durch-   Immer mehr Menschen über 40 gründen ein Unter-
  schnittliche Steuerbelastung für Unternehmer ist       nehmen und teilen die Werte und Anliegen der Jun-
  im Vergleich zu heute um 30 Prozent niedriger.         gen Wirtschaft. Die neue Altersgrenze ist auch der
• Im Parlament sitzen nicht nur öffentlich Bediens-      Grund dafür, warum ich im Jahr 2040 noch immer
  tete, sondern um 50 Prozent mehr Unternehme-           begeistertes JW-Mitglied sein kann. Manches im
  rinnen und Unternehmer als heute. Sie haben            Jungunternehmer-Dasein kann auch in Zukunft ruhig
  erkannt, dass sie sich mehr in der Politik einmi-      so bleiben, wie es ist. \

                                                                                                                                                7
  die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
VON GENERATION
    ZU GENERATION
    BETRIEBSÜBERGABEN INNERHALB DER FAMILIE VERLANGEN SOWOHL VOM GRÜNDER ALS AUCH VOM
    NACHFOLGER EIN HOHES MASS AN DIPLOMATIE. AM BESTEN FÜR DAS UNTERNEHMEN IST ES, WENN DER
    EINE LOSLASSEN UND DER ANDERE RATSCHLÄGE ANNEHMEN KANN. BEISPIELE ZEIGEN, WIE MAN ES
    RICHTIG MACHT.

                                                    Fünf-Tage-Woche um, was ihre Mitarbeiter                 tech-Konzerns leitete. Gereift durch seine
                                                    freudig begrüßten. „Anfangs wollt’ sich der              spannenden Auslandserfahrungen kehrte
                                                    Opa noch ein bisserl einmischen, er hat                  er 2013 nach Österreich zurück und nahm
                                                    aber gleich gemerkt, dass das nix bringt“,               das Angebot seines Vaters, den Betreieb
                                                    sagt Denise Pölzelbauer selbstbewusst.                   zu übernehmen, freudig an. „Wir haben si-
                                                    Und was sagt Horst Pölzelbauer dazu? „Am                 cherheitshalber eine Mediatorin für die Be-
                                                    wichtigsten ist es, dass man sich gut ver-               triebsübergabe engagiert, doch dann haben
                                                    steht. Heute rede ich ihr nichts mehr drein,             wir sie fast nicht gebraucht“, so der Junior-
                                                    aber ich helfe ihr natürlich gerne, wenn sie             chef. „Mein Vater hat sich immer weniger
                                                    mich fragt.“                                             eingemischt, weil er gesehen hat, dass mei-
                                                                                                             ne Ideen funktionieren und Geld bringen“,
      Denise Pölzelbauer                                                                                     erzählt Florian Mückstein. Er führte neue
      Bäckermeisterin                                                                                        Punsch- und Jagateesorten ein, erweiterte
      www.baeckerin.at                                                                                       das Likörangebot und füllte für die Großgas-
                                                                                                             tronomie Spirituosen in 10-Liter-Kanistern
    Die Bäckermeisterin                                                                                      ab. „Die werden stark nachgefragt, obwohl
                                                                                             Foto: © Wilke

    Als Teenager konnte sich Denise Pölzelbauer                                                              mein Vater zuerst gemeint hat, das sei ein
    nie vorstellen, wie ihr Großvater bereits in                                                             Riesen-Blödsinn“, schmunzelt der Junior.
    den frühen Morgenstunden in der Bäckerei                                                                 Zehn Jahre nach der Übergabe hat sich al-
    zu stehen und zu arbeiten. „Mit 16 Jahren                                                                les wunderbar eingespielt: Der Vater, heute
    hat man in der Nacht einfach anderes vor“,                                                               73, kümmert sich um die Produktion und
    lacht sie. Nach ihrer Ausbildung zur Büro-                                                               überlässt seinem Sohn alle strategischen
    kauffrau landete sie in einem Bürojob, der        Florian Mückstein                                      Entscheidungen. Florian Mückstein weiß,
    ihr jedoch bald zu langweilig wurde. Kur-         Edelbrandweiner                                        dass das nicht selbstverständlich ist: „Ich
    zerhand revidierte sie ihren Entschluss und       www.gautier-mueckstein.at                              hab eben Glück mit meinen Eltern!“
    ging beim Großvater in die Lehre. Fazit: Mit
    23 Jahren war sie die jüngste Bäckermeis-       Der Edelbrandweiner                                      Der Hotelier
    terin Österreichs, und der Opa, eben 65         Nach seiner Ausbildung in der Fachschule                 Thomas Winkler wuchs in einer Osttiroler
    geworden, überschrieb ihr seinen Betrieb.       für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg                  Hoteliersfamilie auf und absolvierte auch
    Heute floriert die bereits 1930 gegründete       wollte Florian Mückstein eigentlich im                   brav die Hotelfachschule, doch danach
    Bäckerei in Brunn an der Pitten dank des        elterlichen Betrieb anfangen, dem traditi-               zog es ihn in die Welt hinaus. Auf der FH
    Einfallsreichtums der jungen Bäckerin trotz     onsreichen Produzenten von Edelbrandwei-                 Kufstein absolvierte er „International Busi-
    des landesweit grassierenden Bäckerster-        nen, Likören, Spirituosen und Obstweinen                 ness Studies“ und sammelte Erfahrungen
    bens. „Ich hab alles renoviert, nur den alten   Gautier-Mückstein in Wien. „Ich war voller               in der Schweiz und in Kanada. Zurück in
    Steinofen aus dem 19. Jahrhundert gibt es       neuer Ideen und wollte mit dem Kopf durch                Österreich wurde er vom Kosmetikkonzern
    noch“, sagt Pölzelbauer. Sie schloss drei       die Wand – das ging gar nicht!“, erzählt                 L’Oréal in Wien als Controller engagiert,
    unrentable Filialen, verkleinerte das Sor-      er heute. Neugierig auf die Welt heuerte                 vier Jahre später wechselte er in die Zent-
    timent auf Brot und Weingebäck, und ist         er daher bei der Wiener Neudorfer Kelle-                 rale nach Paris. Anfang 2015 erreichte ihn
    heute als einzige Bäckerei Österreichs zu       rei Wegenstein an, ein Jahr später ging er               schließlich ein verlockendes Angebot aus
    100 Prozent Demeter-zertifiziert. Außerdem       für fünf Jahre nach Frankreich, wo er den                der Heimat. Seine Eltern hatten ein zweites
    stellte sie von Nachtarbeit auf eine reguläre   Lebensmittelbereich eines großen Bio-                    Hotel in Lienz erworben und boten ihm an,

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                                                                                                                  die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
Text: Peter Krainz
Fotos: zur Verfügung gestellt                                                                                                                THEMA
Illustrationen: Christina Schier

                                                                                                     INFO

                                                                                                10 TIPPS
                                                                                                VON AMELIE
                                                                                                GROSS FÜR

                                                                                                                                             Foto: © JW
                                               lenhandlung im Vorarlberger Götzis, und          EINE GLATTE
                                               gemeinsam unternehmen sie auch regel-            ÜBERGABE
                                               mäßig Abenteuerreisen in möglichst unbe-
                                               rührte Naturgebiete. „Wir waren schon mit                     Mag. Amelie Groß
                                                                                                             JW Bundesvorstand-Mitglied
                                               Kanus in Kanada unterwegs und auf Survi-
                                               val-Trip in Afrika“, erzählt der Junior. Nach
                                               seinem WU-Studium in Wien sammelte er            1. Gewerbeberechtigung: Unabhängig
                                               erste berufliche Erfahrungen abseits der Fa-          davon, ob der Übergeber seine Ge-
                                               milientradition beim schwedischen Unter-             werbeberechtigung behält, zurück-
                                               nehmen EF, einem weltweiten Anbieter von             legt oder ruhend meldet, benötigt
   Thomas und Romana Winkler                   Bildungs- und Reisedienstleistungen. „Der            der Betriebsnachfolger selbst die
   Hoteliers                                   Gedanke an die Rückkehr in den Familien-             erforderliche Gewerbeberechtigung.
   www.hotel-moarhof.at                                                                         2. Übergabestrategie: Mit dem Nach-
                                               betrieb ist mir aber die ganze Zeit im Kopf
                                                                                                    folger müssen betriebswirtschaft-
                                               herumgespukt“, erzählt er. 2010 war es
                                                                                                    liche Aspekte geplant werden.
gemeinsam mit seiner Frau in den Fami-         schließlich so weit, er stieg als Geschäfts-     3. Finanzierung: Ratsam ist die Er-
lienbetrieb „Moarhof“ einzusteigen. „Wir       führer in den Familienbetrieb mit zwölf Mit-         stellung eines Geschäftsplans für
hatten beide eine starke Sehnsucht nach        arbeitern ein. „Mein Vater ist der Künstler in       die nächsten drei bis fünf Jahre.
dem Land“, begründet der heute 33-jähri-       der Familie, er nimmt sich viel Zeit für seine   4. Übergabeform: Die Alternativen zu
ge Doch-noch-Hotelier seine Entscheidung.      Kreationen. Mir selbst liegen das Marke-             einem Verkauf heißen Schenkung,
Bis zur geplanten „Hofübergabe“ wird es                                                             Verpachtung, Einbringung in eine
zwar noch sechs Jahre dauern, doch der                                                              Gesellschaft, Übertragung von Ge-
Grundstein ist nun gelegt. Heute ist seine                                                          sellschaftsanteilen oder Vererbung.
Frau für Sales, Marketing und Backoffice                                                         5. Erbrecht: Hat der Unternehmer
                                                                                                    mehrere Kinder bzw. Erbberechtigte,
zuständig, Mutter und Schwester kümmern
                                                                                                    dann sollte er eine umfassende
sich um Rezeption und Housekeeping, der
                                                                                                    Erbregelung festlegen.
Vater für Food & Beverage und er selbst um                                                      6. Steuer: Die steuerliche Folgen einer
Personal, Kalkulation, Angebote und Ser-                                                            Übergabe sollte man mit Unterstüt-
vice. „Wichtig sind klare Verantwortungsbe-                                                         zung eines Steuerberaters abklären.
reiche, damit sich jeder verwirklichen kann                                                     7. Personalübernahme: Wird ein
und sich wohlfühlt“, betont der Junior. Sein                                                        Betrieb übertragen, so tritt der
Vater Pepo Winkler ergänzt: „Ebenso wich-        Andreas und Helmut Kopf                            Nachfolger als Arbeitgeber in alle
tig ist eine saubere und transparente finan-      Juweliere                                          bestehenden Arbeitsverhältnisse ein.
zielle Situation. Außerdem sollen von An-        www.juwelier-kopf.at                           8. Weiterbeschäftigung: Will der
fang an die Ideen der ‚Jungen‘ willkommen                                                           Pensionist in der übergebenen Firma
                                                                                                    weiter tätig sein, muss er steuerliche
sein, ja sogar eingefordert werden, um das     ting und die Werbung mehr am Herzen“,
                                                                                                    und gewerberechtliche Bestimmun-
Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft       so der Junior. Sein Rat für eine konfliktfreie
                                                                                                    gen beachten.
zu führen.“ Thomas Winkler hat seine Ent-      Hofübergabe: „Viel miteinander reden, der        9. Vertragsübernahme: Der Nachfol-
scheidung nicht bereut. „Wenn ich lieber im    Rest passiert von selbst.“ Vater Helmut              ger übernimmt vom Vorgänger alle
Konzern Karriere gemacht hätte, hätte ich      Kopf bestätigt: „Wir setzen uns regelmäßig           Abnahme-, Liefer-, Darlehens- und
alle zwei Jahre übersiedeln müssen. Hier in    zusammen, treffen alle Entscheidungen                Wartungsverträge.
Osttirol fühle ich mich dagegen wirklich zu    gemeinsam und beschließen sie per Hand-          10. Mietrechte: Nur wenn im Miet-
Hause.“                                        schlag.“ Nur einen einzigen Reibungspunkt            vertrag ausdrücklich ein Weiterga-
                                               gibt aus Sicht des Seniors: „Mein Sohn, der          berecht vereinbart wurde, ist die
Der Juwelier                                   mit Computern aufgewachsen ist, kann In-             Anhebung des Mietzinses nach der
Andreas Kopf und sein Vater Helmut füh-        formationen viel, viel schneller verarbeiten.        Übergabe zu vermeiden.
ren gemeinsam die vor 84 Jahren vom            Ich will dagegen alles ganz genau erklärt be-    
                                                                                                 
                                                                                                  www.gruenderservice.at/nachfolge
Großvater gegründete Uhren- und Juwe-          kommen, damit ich es verstehe.“ \

                                                                                                                                                          9
   die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
KRAMPF Generationen - Junge Wirtschaft
DIE
     GENERATIONEN-CHANCE
     DIE MENSCHEN LEBEN IMMER LÄNGER, SIND GESÜNDER, AGILER UND FIT. DAS BEDEUTET ABER AUCH,
     DASS WIR WESENTLICH LÄNGER AKTIV AM BERUFSLEBEN TEILHABEN (MÜSSEN). FÜR BETRIEBE UND
     MITARBEITER IST DAS HERAUSFORDERUNG UND CHANCE ZUGLEICH. DAS JW-MAGAZIN ZEIGT, WIE MAN
     SIE NÜTZEN KANN.

     D
            ie Menschen im besten Alter sind                                        Allgemein gesagt, kann es natürlich sein,            „Erfahrung muss man erleben. Die kann
            nicht nur als Konsumenten eine                                          dass ältere Mitarbeiter Tätigkeiten weniger          nicht einfach schriftlich weitergegeben ver-
            sehr begehrte Zielgruppe, Best Ager                                     gut nachgehen können, die mit schwerer               mittelt werden. Daher setzen wir auf erfah-
     haben auch beruflich noch jede Menge zu                                         körperlicher Arbeit verbunden sind. Aber             rene Mitarbeiter, die das Know-how an jün-
     bieten. Da sich die demografische Struktur                                      abgesehen davon ist es eine sehr, sehr in-           gere Kollegen im praktischen Arbeitsalltag
     der Bevölkerung bis 2030 deutlich verän-                                       dividuelle Angelegenheit, was ein älterer            weitergeben. Umgekehrt profitieren die
     dert haben wird, ist ein entsprechendes                                        Mitarbeiter kann oder nicht.“                        erfahrenen Mitarbeiter vom Know-how der
     Umdenken in den Personalabteilungen                                                                                                 jungen Mitarbeiter, die ihr aktuelles techni-
     unumgänglich. Viele Studien haben mittler-                                     Wissenstransfer zwischen den                         sches Wissen wiederum an die älteren wei-
     weile auch eindeutig festgestellt, dass sich                                   Generationen                                         tergeben.“ Die Integration der erfahrenen
     die Fähigkeiten eines Menschen zwar im                                         Sicher ist, dass Konfliktsituationen oder             Mitarbeiter als Experten am Arbeitsplatz
     Laufe eines Lebens verändern, es aber kei-                                     Probleme aufgrund der großen Erfahrung               ist auch aus Sicht der Expertin Margareta
                                                                                    von älteren Mitarbeitern gelassener bewer-           Holz ein geeignetes Mittel, um das Know-
                                                                                    tet und realitätsgerecht eingeschätzt wer-           how der Mitarbeiter nicht zu verlieren. Auch
                                                                              g r
                                                                           skogle
                                                                             ogle

                                                                                    den. Entscheidungen werden mit Bedacht               Deloitte setzt darauf: „Unser Schwerpunkt
                                                                        amsko

                                                                                    und im Sinne des Arbeitgebers getroffen.             liegt eigentlich bei der Ausbildung junger
                                                                   teerram
                                                          rv ce Hinter

                                                                                    Wenn ein Mitarbeiter schon lange im Unter-           Akademiker, aber die Best Ager agieren in
                                                                                                                                         unserem Unternehmen entweder als Füh-
                                                    F oseervi

                                                                                                                                         rungskräfte oder als erfahrene Experten
                                                A A Fot

                                                                                                                                         und geben so wichtiges Wissen und Erfah-
                                        F to: © APA

                                                                                                                                         rungen weiter.“
                                        Fot

          Margareta Holz
          Partnerin Consulting,
                                                                                                                            o:: © W&H
                                                                                                                                   &H
                                                                                                                                  W& H

          Deloitte Österreich
          www.deloitte.at
                                                                                                                        Foto:
                                                                                                                        Fot

                                                                                                                                                                                                iaplastititics
                                                                                                                                                                                                            c

     nesfalls zu einer generelleren Abnahme der
                                                                                                                                                                                          ssttrria

                                                                                          Dipl.-Ing. Peter Malata
                                                                                                                                                                                   o © Auust

     geistigen Fähigkeiten kommt. Im Gegenteil,                                           Geschäftsführer der W&H
     Urteilsvermögen und Genauigkeit nehmen                                               Dentalwerk Bürmoos GmbH
                                                                                                                                                                               F o:
                                                                                                                                                                               Fot

     beispielsweise noch zu. Selbstverständ-                                              www.wh.com
     lich kommt es zu körperlichen Einbußen,
                                                                                                                                                Renate Pyrker
     aber darauf kann man Rücksicht nehmen.                                         nehmen ist, ist die Identifikation mit der Fir-
                                                                                                                                                Geschäftsführerin Austria Plastics
     Margareta Holz, Partnerin Consulting,                                          menphilosophie höher und er wird entspre-
                                                                                                                                                www.austriaplastics.at
     Deloitte Österreich, sagt dazu: „Man soll-                                     chend handeln. Diese Erfahrung hat auch
     te nicht von der Annahme ausgehen, dass                                        DI Peter Malata, Geschäftsführer der W&H
     es nur eingeschränkte Einsatzgebiete für                                       Dentalwerk Bürmoos GmbH, gemacht. Das                Mitarbeiter jenseits der 65
     ältere Mitarbeiter gibt. Das kann meiner                                       ist auch einer der Gründe dafür, dass er sich        Renate Pyrker geht sogar noch weiter. Sie
     Meinung nach nicht generalisiert werden.                                       besonders für ältere Mitarbeiter einsetzt:           ist Geschäftsführerin der Austria Plastics

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                                                                                                                                              die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
Text: Angie Eichler
Fotos: Shutterstock, zur Verfügung gestellt                                                                                           SERVICE

GmbH in Wels und engagiert sich auch           ältere Mitarbeiter im Unternehmen zu          alle einig: Basis für ein gelungenes Mitei-
abseits ihres Unternehmens für reife Men-      halten: So gibt es unterschiedliche Maß-      nander der Generationen am Arbeitsplatz
schen als Mitarbeiter. Pyrker erarbeitet ge-   nahmen, um die innere Kündigung oder          sind gegenseitiger Respekt, Wertschät-
rade eine Aktion, die PensionistInnen als      den inneren Vorruhestand von älteren          zung und Toleranz. \
Teilzeitkräfte im Unternehmen integriert:      Mitarbeitern zu verhindern: „Da sind viele
„Ich möchte, dass Firmen rüstigen älteren      Modelle möglich, wie Förderungen, Aus-
Personen die Möglichkeit bieten stunden-       gleichtaxen, Freibeträge für Bildung und
weise zu arbeiten. So kann die Arbeit als      vieles mehr. Letztendlich wird ein reines            INFO
Therapie gegen Einsamkeit und Depressi-        Bonus-Malus-System die Herausforde-
on wirken, der Erfahrungsaustausch wird        rung nicht lösen. In einer marktwirtschaft-      INSTRUMENTE ZUR
wieder angekurbelt und die Menschen            lichen Umgebung muss daraus ein echter
                                                                                                PERSONALENT-
erhalten Bestätigung und Befriedigung          Nutzen beziehungsweise Vorteil entstehen
durch Lob und Anerkennung.“ Schwierig          – dann entwickelt sich auch Bedarf und In-       WICKLUNG 50PLUS
sind zur Zeit noch die arbeitsrechtlichen      teresse.“ Der Salzburger Unternehmer DI
                                                                                                • Überprüfung der Weiterbildungs-
Rahmenbedingungen. Ihr Konzept setzt           Malata setzt bei der Personalentwicklung
                                                                                                  beteiligung der über 50-Jährigen
Pyrker trotz aller Schwierigkeiten bereits     50plus auf Gesundheitsprävention, ergo-
                                                                                                • Standortbestimmungsseminare
in ihrem eigenen Unternehmen um: „Wir          nomische Arbeitsplätze und ein breites
                                                                                                  für Mitarbeiter 50plus
lösen das mit unseren „Oldies“ derzeit         Angebot an Freizeitaktivitäten: „Wir haben
                                                                                                • Coaching, Mentoring,
mit fallweiser Beschäftigung. Das ist zwar     zwar kein spezielles Programm, um ältere
                                                                                                  Patenschaften
für mich sehr aufwändig, aber legal und        Mitarbeiter im Betrieb zu halten, aber wir
fair. Als Basis nehmen wir den jeweiligen      nehmen auf veränderte Bedürfnisse, wie           • Einbindung in neue Projekte
Kollektivvertragslohn. Mein Wunsch wäre        beispielswiese nach einem Unfall bei kör-        • Altershomogenes Training bei EDV
ein entsprechend anerkanntes – Genera-         perlicher Beeinträchtigung, Rücksicht und          oder Projektmanagement
tionen zusammenführendes – Arbeitsmo-          finden für unsere Mitarbeiter immer ein           • Orientierungsseminare, Lernpart-
dell. Aber da müssen wir wohl noch viele       geeignetes Einsatzgebiet.“ Holz ergänzt            nerschaften mit Jüngeren
Diskussionen auf oberster Ebene führen.“       noch: „Ein Unternehmen kann durch Maß-           • Regelmäßige Feedback-Gespräche
                                               nahmen zur Sinnstiftung, Wertschätzung,          • Fachliche Weiterentwicklung
Gute Gründe zu bleiben                         Transparenz, Aus- und Weiterbildung so-          • Jobrotation
Laut Margareta Holz von Deloitte können        wie Gesundheitsvorsorge einem vorzeiti-
                                                                                                • Lerntandems
unterschiedliche Anreize gesetzt werden,       gen Austritt von Mitarbeitern gezielt ent-
um Unternehmen dabei zu unterstützen,          gegenwirken.“ Über einen Punkt sind sich

                                                                                                                                           11
  die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
GUTE GESCHÄFTE MIT
     ALLEN GENERATIONEN
     SIE SIND KAUFKRÄFTIG, KONSUMFREUDIG UND QUALITÄTSBEWUSST, UND SIE WERDEN IMMER MEHR:
     DIE GENERATION 50PLUS. DAS JW-MAGAZIN ZEIGT, WAS DIESE ZIELGRUPPE WIRKLICH WILL UND WIE
     MAN SIE AM BESTEN ANSPRICHT.

                                                                                                       sehen und behandelt werden, sondern lebt
                                                                                                       ein aktives und bewusstes Leben.

                                                                                                       Konsumfreudig, aber anspruchsvoll
                                                                                                       Best Ager verfügen über ausreichende fi-
                                                                                                       nanzielle Mittel, um sich etwas zu gönnen
                                                                                                       und nicht immer auf den Preis achten zu
                                                                                                       müssen. So belegt eine Studie des Instituts
                                                                                                       Integral, dass weniger als 20 Prozent der
                                                                                                       Best Ager auf den Preis achten dafür aber
                                                                                                       bereit sind, für bessere Qualität auch mehr
                                                                                                       zu bezahlen Das macht sie zu ausgespro-
                                                                                                       chen attraktiven Konsumenten. Generell
                                                                                                       sind sie sehr an den Themen Lebensqua-
                                                                                                       lität, Genuss und Gesundheit interessiert
                                                                                                       (laut der Studie von Integral sind über 70
                                                                                                       Prozent der österreichischen Konsumenten
                                                                                                       über 50 bereit, für gesunde Produkte mehr
                                                                                                       Geld auszugeben) und wissen auch sehr
                                                                                                       genau, was „im Trend“ liegt. Aber Achtung:

     E
           ines gleich vorweg: die „ältere Genera-     derne Medizin, beste Hygiene, gute Ernäh-       im Gegensatz zu der so beliebten jungen
           tion“ ist keine einheitliche Zielgruppe.    rung, die Lebenserwartung der Menschen          Zielgruppe sind die Best Ager besonders kri-
           So unterschiedlich wie die Bezeich-         deutlich gestiegen ist. Dieser demografi-        tisch und wissen dabei sehr genau, was sie
     nungen, unter denen Medien und Marketing-         sche Wandel ist auch überall spürbar. Das       wollen. Mit der richtigen Ansprache kann
     Spezialisten heute versuchen, Menschen            Durchschnittsalter in der EU beträgt derzeit    man sie aber durchaus für neue Produkte
     zwischen 50 und 85 zusammenzufassen               39,9 Jahre und wird bis 2030 auf bis zu         begeistern und zu fleißigen Empfehlern und
     (Best Ager, Generation Gold, Generation           48 Jahre steigen. In Österreich werden im       treuen Stammkunden machen.
     50plus, Silver Ager, Golden Ager, ...), so ver-   Jahr 2030 über 44 Prozent der Bevölke-
     schieden sind auch die Bedürfnisse dieser         rung über 50 Jahre alt sein. In ganzen Zah-     Seniorenteller sind out
     Personen. Wer mitten im Arbeitsleben steht        len bedeutet das, dass rund vier Millionen      Die Best Ager sind definitiv ein wichtiger
     und noch 10 bis 15 Jahre Erwerbstätigkeit         Menschen in diese Kategorie fallen werden.      Zukunftsmarkt, und einige Branchen ha-
     vor sich hat, hat andere Ansprüche als jene       Keine Zielgruppe wächst also so stark und       ben schon vor geraumer Zeit ihr Potenzial
     Menschen, die gerade ihr Pensionsalter er-        stetig wie die der Best Ager. Das drückt sich   erkannt. So hat sich zum Beispiel in Touris-
     reicht haben oder schon seit geraumer Zeit        auch im Selbstverständnis dieser Genera-        mus und Gastronomie eine ganze Palette
     ihren Ruhestand genießen.                         tion aus. So fühlen sich Menschen 50plus        maßgeschneiderter Angebote entwickelt,
                                                       weder selbst als „alt“ noch werden sie in       die den althergebrachten Seniorenteller
     Jung bleiben als Lebensstil                       der Öffentlichkeit so wahrgenommen. In          weit hinter sich lassen. Man hat erkannt,
     Die Eigenwahrnehmung des Alters hat sich,         Abwandlung eines oft zitierten Spruchs          dass die Kunden 50plus schon viel gesehen
     im Vergleich mit früheren Generationen,           kann man also tatsächlich sagen „50 ist         haben und sich nicht mit einem 08/15-An-
     stark verändert. Das liegt wohl vor allem         das neue 40“. Dementsprechend will diese        gebot zufriedengeben. Also geht man auf
     daran, dass dank vieler Faktoren, wie mo-         Zielgruppe auch nicht als altes Eisen ange-     die veränderten Wünsche und Erwartungen

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                                                                                                            die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
Text: Angie Eichler
Fotos: Shutterstock, zur Verfügung gestellt                                                                                                                                                              SERVICE

der Kunden ein, indem Reiseveranstalter                                Dienste in Kleinstgruppen oder auch als
etwa besonders ökologische Reisen, Hotels                              Einzelcoaching anbieten, Hochkonjunktur.           INFO
mehr Service oder eine individuelle Küche,                             Wer einen fitten Körper hat, hüllt ihn auch
die auf die Bedürfnisse der Gäste eingeht,                             gerne in schicke Kleidung. Die Textilbranche
                                                                                                                       BEST AGER
anbieten oder Destinationen medizinische                               hat das auch erkannt, und so setzen einige
Nahversorgung garantieren.                                             Designer und auch Boutiquen mittlerweile        RICHTIG BERATEN
                                                                       auf das kaufkräftige Klientel 50plus.
                                                                                                                       • Best Ager erwarten ein Gespräch
Fit, chic und gesund
                                                                                                                         auf Augenhöhe – sowohl fachlich
Auch die Fitnessindustrie profitiert von dem                            Smart und online
                                                                                                                         als auch auf der persönlichen
neuen Lebensgefühl der Best Ager. In unse-                             Um den Anschluss nicht zu verlieren, be-          Ebene.
rer Gesellschaft sind geistige und körper-                             schäftigen sich auffällig viele Best Ager mit
liche Fitness ein untrügliches Zeichen für                             dem Internet und Social Media und legen         • Fehlende Fachkompetenz sowie ge-
Jugendlichkeit. Dementsprechend wollen                                 sich ein Smartphone zu. Oft nützen sie die-       ringe emotionale und soziale Kom-
sich auch die älteren Semester mit der rich-                           se Plattformen, um mit der Familie in Kon-        petenz führen bei einem Verkaufs-
tigen Ernährung und regelmäßiger Bewe-                                 takt zu bleiben, für das bequeme Online-          oder Beratungsgespräch, nicht nur
gung fit halten. Allerdings wollen sie nicht                            Shopping oder auch um spielerisch das             mit Best Agern, zum Misserfolg.
in direkter Konkurrenz zu 30 Jahre jünge-                              Gedächtnis zu trainieren. Anbieter, die diese
                                                                                                                       • Best Ager sind erfahrene Konsu-
ren Sportbegeisterten stehen, und so ha-                               Bedürfnisse befriedigen, können sich über
                                                                                                                         menten. Einfühlungsvermögen ist
ben Personal-Trainer oder Studios, die ihre                            stetig wachsende Umsatzzahlen freuen. \
                                                                                                                         daher stets gefragt. Denn nur so
                                                                                                                         kann es gelingen, den individuellen
             Anspruchsvolle und konsumfreudige Genießer                                                                  Bedarf des Kunden zutreffend zu
             Aussagen von österreichischen Konsumenten im Alter 50+ Jahren                                               erkennen.
             im Vergleich mit den Durchschnitts angaben (Zustimmung in Prozent)
                                                                                                                       • Korrekte Umgangsformen und eine
                 50+ Jahre             Ö-Durchschnitt                                                                    angemessene und respektvolle per-
                                                                  stimme voll zu                    stimme eher zu       sönliche Ansprache sollten selbst-
                                                                                                                         verständlich sein. Und auch wenn
                   Für gesunde Produkte gebe ich                                           43                  29        Best Ager nicht altmodisch sind,
                            gerne mehr Geld aus
                                                                                                                         selbstverständliches Duzen und
                 Ich habe meine Lieblingsmarke,                                       38                 25              die Häufung von Anglizismen oder
                            die ich immer kaufe
                                                                                                                         Modewörtern sind im Gespräch
                                 Es macht mir Spaß,                   17             18                                  eher fehl am Platz.
                                 einkaufen zu gehen

               Ich gebe gerne spontan Geld aus,              11            10                                          Weitere konkrete Handlungsempfeh-
                       ohne lang nachzudenken                                                                          lungen im WIFI-Ratgeber
                    Ich versuche, Geld zu sparen,                                                                      „Zukunftsmarkt Best Ager“.
                  indem ich in Geschäften immer              7         12
                     die billigsten Produkte wähle
                                                                                                                       Kostenlos zu bestellen über:
                                                                                                                       
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                   Markenprodukte sind wichtig …
                                                                                               43              29
                                     bei Lebensmitteln

                                                                                30                  23
                                           bei Schuhen

                               bei Kosmetikprodukten
                                                                      19                  20
                                                                                                                                                                                          utes Nr. 336
                                                                                                                                                               Wirtschaftsförderungsinstit
                                                                                                                                          Schriftenreihe des

                                                                 12                  23                                                               Zukunftsmarkt
                                                Bekleidung                                                                                                Best Ager
                                                                                                                                                                                   mpfehlungen
                                                                                                                                                               Trends & Handlungse           en
                                                                                                                                                                           für Ihr Unternehm

         Quelle: Integral, Meinungsklima 2012

                                                                                                                                                                                                             13
  die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
WEITERBILDUNG
     EIN LEBEN LANG
     ALS JUNGUNTERNEHMER REICHT ES NICHT, BLOSS DIE BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHEN GRUNDLAGEN ZU
     LERNEN. WER WETTBEWERBSFÄHIG BLEIBEN WILL, MUSS IN WEITERBILDUNG INVESTIEREN – EIN
     UNTERNEHMERLEBEN LANG. DIE JUNGE WIRTSCHAFT VERRÄT, WELCHE ANGEBOTE IN DER JEWEILIGEN
     UNTERNEHMENSPHASE WICHTIG SIND.

     A
            m Anfang ist es klar: Wer plant, sein                                                              nen ein Schlüssel ist. Gerade im Zusam-
            eigenes Unternehmen zu gründen,                                                                    menhang mit Unternehmenswachstum ist
            wird sich schnell dazu entscheiden,                                                                es für Jungunternehmer wichtig, fachlich
     die betriebswirtschaftlichen Basics zu ler-                                                               kompetent zu sein. Die Expansion erfordert
     nen. Wie erstelle ich einen Businessplan?                                                                 Management-Know-how und den genauen
     Welche Marketing-Grundkenntnisse kann                                                                     Überblick über sich laufend ändernde Zah-
                                                                                       Foto: © Kurt Keinrath
     ich mir aneignen? Wie bewältige ich rech-                                                                 len. „Ein besonders wichtiger Meilenstein
     nerische Aufgaben wie Buchhaltung und                                                                     für Jungunternehmer ist die Beschäftigung
     Kostenrechnung? Worauf muss ich achten,                                                                   eines ersten Mitarbeiters“, weiß WIFI-Ku-
     wenn ich ein ganzes Team von Menschen                                                                     rator Raml. Die Mitarbeitereinstellung ist
     führe?                                                                                                    oftmals mit organisatorischen Maßnahmen
                                                          Markus Raml
     Kurse zu diesen Themengebieten gibt es zu-                                                                verbunden. Es empfiehlt sich daher, zu die-
     hauf, zahlreiche Institute bieten unterneh-          WIFI-Österreich-Kurator                              sem besonderen Zeitpunkt in die Weiterbil-
     merisches Know-how auch gebündelt an.                www.wifi.at                                           dung zu investieren. Das WIFI-Training für
     Das WIFI Österreich etwa hat eine eigene                                                                  Ein-Personen-Unternehmen ist hier bei-
     Unternehmerakademie mit den passen-            hat, kann als Jungunternehmer durchstar-                   spielsweise gut geeignet: Es liefert Basis-
     den Weiterbildungsangeboten eingerichtet:      ten. Während der organisationsaufwän-                      wissen aus Arbeits- und Steuerrecht sowie
     „Gerade in der Gründungsphase brauchen         digen Gründungszeit und der arbeitsin-                     zur innerbetrieblichen Kommunikation.
     Unternehmer fundiertes Fachwissen sowie        tensiven Anfangsphase rückt das Thema
     Grundlagen zu Finanzierung und Buchhal-        Weiterbildung allerdings bei den meisten                   Eigene Weiterbildung nicht vergessen
     tung“, sagt WIFI-Österreich-Kurator Markus     rasch in den Hintergrund. Das Hauptau-                     Natürlich ist es auch Aufgabe eines guten
     Raml.                                          genmerk liegt auf den alltäglichen Aufga-                  Unternehmers, sich um die Weiterbildung
                                                    ben sowie auf den kurz- bis mittelfristigen                der Mitarbeiter zu kümmern. Wer als Chef
     Dem Wachstum gewachsen sein                    Plänen. Schnell wird vergessen, dass für                   seinen Angestellten diese Möglichkeiten
     Wer sich dieses erste Rüstzeug angeeignet      den langfristigen Erfolg lebenslanges Ler-                 bietet, steigert nicht nur die Kompetenzen

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                                                                                                                    die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
Text: Emily Walton
Foto: Shutterstock, zur Verfügung gestellt                                                                                           SERVICE

im Team, sondern erhöht auch die Moti-        ist. Weiterbildung neben dem unterneh-
vation und Bindung an das Unternehmen.        merischen Alltag bedeutet längst nicht das           INFO
Außerdem können Schulungen wie auch           trockene Auswendiglernen von Fakten und
berufsbegleitende Studiengänge für die        Gleichungen, wie man es vielleicht noch          DIE ERSTEN
Angestellten helfen, das Unternehmen          aus der Schule in Erinnerung hat.
                                                                                               ADRESSEN FÜR
wettbewerbsfähiger zu machen – etwa in-
dem sie Marketing- und Verkaufstrainings      Heute lernen, morgen auffrischen                 WEITERBILDUNG
besuchen oder an der eigenen Persönlich-      Einmal einen Kurs besuchen und sich dann
                                                                                               
                                                                                                www.wifi.at
keitsentwicklung arbeiten. Aus aktuellen      auf diesem Wissen ausruhen – damit ist es
Studien geht hervor, dass 92 Prozent der      in der Praxis nicht getan. Selbst wenn das       
                                                                                                www.unternehmerservice.at/
österreichischen Unternehmen Kurse und        Unternehmen sich inzwischen gefestigt hat,           webinare
Seminare in Anspruch nehmen. Allerdings       müssen im Laufe eines (Unternehmer-)             
                                                                                                wko.at/foerderungen
werden vermehrt Angebote für die Mitar-       Lebens die erworbenen Kenntnisse immer
                                                                                               
                                                                                                www.kursfoerderung.at
beiter gebucht. Die eigene Weiterbildung      wieder aufgefrischt werden, vor allem in
bleibt als Unternehmer häufig auf der Stre-    jenen Bereichen, in denen der Wandel be-         
                                                                                                www.berufsinfo.at/
cke, wenngleich sich langsam eine Tendenz     sonders stark ist. Gelerntes hat heutzutage          bildungsfoerderung
in die richtige Richtung abzeichnet. „Über    aufgrund des schnellen technologischen
10 Prozent der WIFI-KundInnen kommen          und gesellschaftlichen Wandels eine ext-
aus dem Kreis der UnternehmerInnen und        rem kurze Halbwertszeit, im Bereich EDV-
Führungskräfte“, beobachtet Raml.             und IT-Wissen liegt diese gerade einmal       Lernen außerhalb des Seminarraums
Am hilfreichsten ist es, wenn Unternehmer     bei einem Jahr. Kenntnisse müssen daher       Weiterbildungsinstitute sind längst nicht
Kursangebote wählen, in denen sie ihre        in regelmäßigen Abständen aufgefrischt        die einzigen Orte, an denen man sich wei-
persönlichen Erfahrungen und Herausfor-       werden.                                       terbildet. „Rund 80 Prozent des im Leben
derungen aus dem Berufsalltag einbringen      Hinzu kommt, dass wir – egal ob Unter-        Erlernten lernt man außerhalb von Schule
können. Neben berufsbegleitenden Abend-       nehmer oder Angestellter – noch gar nicht     und Schulungen einfach durch Erfahrun-
und Wochenendkursen, die von diversen         erahnen können, was wir in der Zukunft        gen“, sagt Bildungsexperte Raml. Gerade
Einrichtungen (z. B. Volkshochschule) ange-   lernen und beherrschen müssen. Wer hät-       der Austausch mit anderen Jungunterneh-

boten werden, gibt es auch die Möglichkeit,   te sich etwa vor 15 Jahren – vor Facebook,    mern kann oftmals sehr fruchtbar sein. Als
sich zu Hause vor dem Bildschirm weiter-      Twitter, Instagram und Co. – etwas unter      Unternehmer wird man nicht vom Chef in
zubilden. Webinare sind hier eine Option,     dem Begriff Social-Media-Marketing vor-       einen Kurs geschickt. Wichtig ist es daher,
auch Fernstudien bieten sich an. „In der      stellen können?                               dass man sich laufend die Freude an der
WIFI-Unternehmerakademie tauschen sich        Wer befürchtet, die Kosten für die beruf-     Weiterbildung erhält. Erwachsenenbildung
Jungunternehmer über die berufliche Praxis     liche Bildung könnten das Budget eines        sollte somit immer auch Erfahrungsräume
aus und entwickeln mit Unterstützung des      noch jungen Unternehmens sprengen,            zulassen. Denn nur wer selbst etwas erar-
Trainers optimale Lösungen“, erklärt Raml.    liegt übrigens falsch: Je nach Bundesland     beitet und in der Folge merkt, was er mit
Wer als Jungunternehmer Kursangebote          gibt es zahlreiche Beratungen und Förder-     dem Gelernten erreichen kann, bleibt offen
sichtet, sollte unbedingt darauf achten,      programme – etwa das beliebte Jungunter-      für Innovationen und entwickelt Lösungs-
dass der Unterricht möglichst praxisnah       nehmer-Coaching der Wirtschaftskammer.        und Handlungskompetenzen. \

                                                                                                                                          15
  die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
TECHNOLOGIE-
     GENERATIONEN
     DER TECHNOLOGISCHE FORTSCHRITT MACHT AUCH VOR DEM ARBEITSALLTAG NICHT HALT. WAS GESTERN
     NOCH GUT WAR, IST MITTLERWEILE LÄNGST ÜBERHOLT. DAS JW-MAGAZIN ZEIGT, WAS GESTERN FÜR JUNG-
     UNTERNEHMER/INNEN NOCH DER TECHNOLOGISCHE STANDARD WAR – UND WAS HEUTE EIN MUST IST.

     Vom Overhead-Projektor zum Beamer                        unter noch anzutreffen. Und irgendwie sind
     Die auf Deutsch richtigerweise Tageslicht-               sie ja auch praktisch. Auf einer transparen-
     projektor genannten „Overheads“ sind mit-                ten Folie, die durch die waagrechte Arbeits-
                                                              fläche des Geräts von unten beleuchtet
                                                              wird, kann man direkt und für alle sichtbar
                                                              seine Ideen, Notizen oder Korrekturen zu
                                                             „„Papier“ bringen. Der Rest ist simple Phy-
                                                             ssik. So simpel, dass es die ersten dement-
                                                             ssprechenden Geräte schon 1927 gab. Zeit,
                                                             nnun auch die letzten Restbestände los zu
                                                             wwerden. Moderne Beamer in Kombination
                                                             mmit zeitgemäßen Präsentationssoftwares
                                                             áála PowerPoint, Prezi oder Sway erlauben              Vom Fax zum E-Mail
                                                             ggenau das Gleiche – nur eben mit Online-              Bereits um 1840 begannen die ersten hel-
                                                             IInhalten oder Bewegtbildern und in garan-             len Köpfe mit der Entwicklung sogenannter
                                                             ttiert leserlichen Schriften.                          Kopiertelegrafen – also von Geräten, die es

                                      M-TI                          PPS
                     AKTUELLE PROGRAM
                                                                                                                                    hilft auch bei
                                                                                                              r analogen Medien und
                                                                                     Schaltung in Online- ode                        en Typentests
                                     Confluence                                                               Basis von psychologisch
        • Gemeinsam arbeiten:                                                        der Auswahl selbst. Auf                             t. Das spart
                                                             Unternehmen,                                       Bewerberinnen vorsortier
                                 von Atlassian erlaubt es                            werden die Bewerber und
        Diese mächtige Lösung                                  , interne
                                   Datenbanken anzulegen                                                     en Entscheidungen.
        online eigene Know-how-                                                      Zeit und führt zu besser
                                                            tiv Dokumente
                                   m aber auch kollabora                               https://klaros.info/
                                                                                      
                                                                                                                    de
        Chats zu starten, vor alle                          Feedback-
                                iten, zu teilen und durch
        zu erstellen, zu bearbe                               e Schritte
                                 Mail-Flut entfällt, ein zeln                                                       ren: Trello
        Loops zu schicken. Die                                                        • Planen und kontrollie                             ierte Gant-Dia-
                                                   dur  ch die  Möglichkeit,                                  ent auch ohne kompliz
                                hvollziehbar, und                                      Dass Projektmanagem
         bleiben sicht- und nac                                   wirklich                                                                   schicken und
                                   ht auch jeder  nur , was  ihn                                                  n, zeigt Trello. In einer
         Gruppen zu erstellen, sie                                                     gramme auskommen kan                                 fac h Rubriken
                                                                                                                 rfläche lassen sich ein
         betrifft.                                                                     intuitiv bedienbaren Obe                           wei tere r Folge per
                                     n.com                                                                      träge erstellen und    in
          https://de.atlassia
                                                                                     und dazu passende Ein                              ode r änd  ern. Die
                                                                                                               ieben, kommentie      ren
                                                                                        Drag & Drop herumsch                               tau gt Tre llo eben-
                                    Klaros                                                                        d breit gefäch  ert. So
         • Suchen und finden:                                 Traun bietet               Einsatzmöglichkeiten sin                              tlerer Projekte
                                  der creative BITS OG aus                                                       chführung kleiner bis mit
          Die innovative Software                            pel zu bedie-              so zur Planung und Dur                                   rand.
                                  fassende, dabei aber sim                                                         ttelmeers am Bildschirm
          seinen Kunden eine um                            t das Unterneh-              wie als Ersatz des Notizze
                                    Lösung. Sie unterstütz
          nende Human-Relations-                          -An noncen, der                https://trello.com
                                                                                        
                                  von professionellen Job
          men bei der Erstellung

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                                                                                                                          die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
Text: Johannes Posch
Fotos: Shutterstock                                                                                                                                            SERVICE
Illustrationen: Christina Schier

ermöglichten, Bilder „fernzukopieren“. Erst                mobil sein, immer und überall mit wichtigen        schneller, größer und vor allem funktions-
um 1930 schlug die Technologie mit „Telex“                 Informationen versorgt sein – damals wie           reicher werden, stellt sich die Frage, ob sich
(Teleprinter Exchange) wirklich ein. In den                heute. Nur waren die Möglichkeiten eines           nicht auch der PC bald das Prädikat „Altei-
70ern gelang mit dem Fax, das sich bis heu-                Pagers, also eines Funkmeldeempfängers,            sen“ mit Pager und Co. teilen darf. Vermut-
te gehalten hat, der endgültige Durchbruch.                der Nachrichten mit einer Maximallänge             lich schon. Immerhin werden ja auch Pager,
Doch der mittlerweile 40 Jahre andauernde                  von 160 Zeichen empfangen konnte, dies-            Faxgeräte und Overheads heute noch ver-
Siegeszug des Computers bzw. des Inter-                    bezüglich noch etwas eingeschränkt. Den-           wendet, müssen sich aber mit sehr starken
                                                           noch waren sie quasi die Wegbereiter für           und übermächtigen Alternativen herum-
                                                          ddie SMS und die dazugehörigen Mobiltele-           schlagen. Und wer sagt denn, dass wir nicht
                                                          ffone, aus denen rund 30 Jahre nach deren           Smartphones schon bald ganz bequem an
                                                          AAufkommen in den 70ern die Smartphones             unseren Bildschirmen und Tastaturen „an-
                                                           hervorgehen sollten. Eines muss man den            hängen“ können – vermutlich kabellos.
                                                           Pagern (und den alten Mobiltelefonen) aber         Doch all das ist freilich Spekulation. Eines
                                                          ddennoch zugute halten: Ihre Akkuleistung           steht jedoch fest: Es sind heute vor allem
                                                          wwurde in der Regel noch in Tagen gemessen          die Programme, die den Mehrwert bieten
                                                           – nicht in Stunden.                                und Unterschied machen. Nicht die Geräte,
                                                                                                              auf denen sie laufen. \
                                                          Vom Einzelgerät zum Smartphone
                                                          V
nets ist unaufhaltsam. Heute werden pro                   Taschenrechner, Diktiergeräte, Kameras,
Tag rund 206 Milliarden E-Mails versendet.                Kalender, Adressbücher und sogar Din-
116 Milliarden davon sind geschäftlich. Ten-              ge wie Wasserwagen kann ein modernes
denz steigend. Und das, obwohl gleichzeitig               Smartphone mittlerweile ersetzen. Apps sei
die Kommunikation über Internetdiens-                     Dank. Die mobilen Alleskönner haben im Al-
te wie WhatsApp (700 Millionen User und                   leingang so viele Technologien assimiliert,
30 Milliarden Nachrichten pro Tag) ebenfalls              dass eine volle Aufzählung zu liefern den
zunimmt. Kommunikation ist so wichtig wie                 Rahmen dieses ganzen Magazins sprengen
nie – hier zu verschlafen kann fatal sein.                würde. Einen Mini-Überblick mit ein paar
                                                          Geheimtipps für den Business-Alltag wollen
Vom Pager zum Mobiltelefon                                wir dennoch geben – in unserem App-Kas-
Computer, das Internet und E-Mails waren                  ten weiter unten auf dieser Seite.
aber nur der Anfang. Immerhin wollen wir                  In einer Zeit, in der Smartphones immer

                            AKTUELLE APP-TIPPS

                                                                                                                                           gespeichert
                                                       oid und iOS)                     perfekt zugeschnittene Dokumente, die sofort
           • Live-Übertragungen für alle: Meerkat (Andr                                                              n. Besse  r noch: scann t man Visit-
                                                                 t zuletzt im-          oder geteilt werden könne
           Auch wenn man durch Smartphones Videoconten                                                    App  direkt   auf Linked In nach dem  passenden
                                                           „live“ war es nie.           karten, sucht die
           mer schneller online stellen konnte, wirklich                                              speich ert die Infos  am   Handy .
                                                          gstext eingeben,              Kontakt und
           Nicht so mit der App Meerkat. Beschreibun
                                                    t man   über  Twitter live           https://evernote.com/scannable
                                                                                        
           REC-Knopf drücken und schon stream
                                           in Hinblic k auf  Krisen manage-
           an alle seine Follower. Gerade
                                                 dergle ichen  eine  feine              • Eins nach dem anderen: Workflow (iOS)
           ment, Produktpräsentatio   nen  oder                                                                                           Hinblick auf Effi-
                                                    st  durch  das  Twitte r-           Wenn Automation das aktuelle Zauberwort in
           Sache. Randnotiz:   Meerk  at hat unläng                                                                                   l beste  Zauberstab.
                                                                                        zienzsteigerung ist, ist Workfl ow  der aktuel
                         kt Perisc ope Konku  rrenz bekom    men.
           eigene Produ                                                                                      mittels simple  m Drag &   Drop,  mehre re
                                                                                        Die App ermöglicht
             https://meerkatapp.co
                                                                                                      ne  Aktion en  darin zu Workfl   ows  zusam  menzu-
                                                                                        Apps und einzel
                                                                                                                                               führt werden.
                                                                                        führen. Diese können dann auf Knopfdruck ausge
            • Scanner ade: Evernote Scannable (iOS)                                                                                        speich ern“,
                                                               schon großer             Ein paar Beispiele: „alle Bilder dieser Website
            Die Software-Suite Evernote selbst erfreut sich                                                                        und   vieles mehr.
                                                        noch  eine weitere App          „zum nächsten Kaffeehaus navigieren“
            Beliebtheit. Nun hat der Entwic kler aber
                                                 ung   ist: Everno te Scannable           https://my.workflow.is
                                                                                         
            entwickelt, die eine perfekte Ergänz
                               von Dokum  enten   blitzsc hnell scharf e und
            macht aus Fotos

                                                                                                                                                                   17
   die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
JUNGE WIRTSCHAFT
     WIRKT
     MIT 1.200 TEILNEHMERN SORGTE DIE JW-BUNDESTAGUNG IN INNSBRUCK FÜR EINEN NEUEN BESUCHER-
     REKORD. TROST FÜR ALLE, DIE NICHT DABEI WAREN: IM SEPTEMBER STEHT IN EISENSTADT DIE NÄCHSTE
     BUNDESTAGUNG UNTER DEM MOTTO „WACHSTUMSPROGNOSE SONNIG“ AM PROGRAMM.

     D
             ie Bundestagungen der Jungen Wirt-      können und sollen wir alle viel mehr stolz   Interessenpolitische Kraft
             schaft sind nicht nur ein Fixpunkt      sein.“ Die positive Grundstimmung bei der    Aber auch die interessenpolitische Kraft
             im wirtschaftspolitischen Kalender      JW-Bundestagung war für viele prominente     der Jungen Wirtschaft wurde bei der JW-
     Österreichs, sie sind mittlerweile auch ein     Gäste beispielgebend für ganz Österreich,    Bundestagung deutlich. „GmbH-Reform,
     echter Besuchermagnet. Rund 1.200 Jung-         darunter der Tiroler Wirtschaftskammer-      Erhöhung der Prospektpflicht für’s Crowd-
     unternehmerinnen und Jungunternehmer            Präsident Jürgen Bodenseer, Landesrätin      funding, SVA-Erleichterungen im dritten Jahr,
     waren zur komplett ausgebuchten JW-Bun-         Patrizia Zoller-Frischauf, WKO-Präsident     Gründerfonds und Business Angel Fund,
     destagung nach Innsbruck angereist, um          Christoph Leitl und Staatssekretär Harald    Lohnnebenkostenförderung für den 1. Mit-
     hochkarätige Vorträge zu hören, ihr Netz-       Mahrer.                                      arbeiter, Erhöhung des Wochengeldes für
     werk zu erweitern und Unternehmergeist zu
     feiern.

     Positive Stimmung
     „Unsere jungen Unternehmer schaffen
     Arbeitsplätze und blicken, trotz gemisch-
     ter Aussichten, positiv in die Zukunft. Sie
     zeigen, mit welcher Kraft und mit wie viel
     Elan sie die Zukunft des Landes gestalten
     wollen“, bilanziert „Hausherr“ Mario Eck-
     maier, Landesvorsitzender der Jungen Wirt-
     schaft Tirol. Dass die „Außenwirkung“ der
     JW-Bundestagung in Richtung Politik und
     Gesellschaft heute wichtiger denn je ist, un-
     terstrich auch JW-Bundesvorsitzender Her-
     bert Rohrmair-Lewis: „Ganz Österreich soll
     spüren, dass es auf uns, die Jungunterneh-
     merinnen und Jungunternehmer, ankommt.
                                                                                                    / WKÖ-Präsi
     Auf unsere Ideen. Auf unseren Einsatz.                                                                    dent Dr. Chris
                                                                                                                             toph Leitl
     Auf unsere Leistungen für Wertschöpfung,
     Wachstum und Arbeit im Land. Darauf

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                                                                                                       die junge wirtschaft / DEZEMBER 15
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